Pandemie, Logistikprobleme und Mangelwirtschaft sowie Krieg und Wirtschaftssanktionen verschärfen den Niedergang der Fotobranche.
Die Foto-Wirtschaft befindet sich nun seit 2010 im Sturzflug.
Die Corona-Pandemie ohne Ende und Logistikprobleme setzten den Niedergang der klassischen Fotografie mit dedizierten Kameras fort
Dieser Artikel befasst sich mit der Foto-Wirtschaft im Jahr 2022, den ökonomischen Rahmenbedingungen der Kamerahersteller sowie Objektivproduzenten, der Krise der digitalen Kamera- sowie Objektivhersteller, dem Niedergang der gesamten optischen Fotobranche, der Ökonomie in der Fotografie, sowie allgemeinen kommerziellen Aspekten des Fotografierens im Jahr 2022 - dem dritten Jahr in Folge, das durch die Corona-Pandemie weiterhin die Wirtschaft nachteilig beeinflusst.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei der Foto-Wirtschaft 2022 behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Vorab
Bei dieser wirtschaftlichen Betrachtung der Kamerahersteller und der nachgelagerten Fotoindustrie, des Fotofachhandels sowie der Berufs- sowie Amateurfotografen im Jahr 2022 handelt es sich um einen wissenschaftlichen Folgeartikel.
Zum Verständnis der hier publizierten Thesen, Analysen und Bewertungen sind folgende Artikel unabdingbar:
Foto-Wirtschaft. - Dort finden Sie alle ökonomischen und sozialen Thesen, Theorien und deren Ausarbeitung sowie Beweise detailliert erklärt.
Die Fotowirtschaft im Jahr 2020 - der Beschleunigung des Absturzes in die Bedeutungslosigkeit.
In jenem Artikel werden alle Zahlen und Fakten zum Jahr 2020 publiziert.
Die Fotowirtschaft im Jahr 2021 - Corona-Pandemie setzt den Niedergang der Fotobranche fort.
In jenem Artikel werden alle Zahlen und Fakten zum Jahr 2021 publiziert.
Statistiken. - Dort finden Sie alle Details zu meinen statistischen Berechnungen sowie deren Datengrundlagen.
Foto-Wirtschaft - Objektive - Wechsel-Objektive ökonomisch analysiert - 1955 bis heute alle wirtschaftlichen Daten in übersichtlichen Diagrammen verständlich zusammengefasst - mit detaillierten Analysen.
Bitte verzichten Sie auf Fragen zu diesem neuen Artikel zum Jahr 2022, solange Sie nicht die obigen Artikel gelesen haben. Aus Zeitmangel kann ich jene Inhalte nicht nochmals als E-Mail jedem einzeln schreiben.
Fakten-Übersicht
Nachdem es in der Fotobranche seit 2010 steil bergab ging, war 2021 in Folge erneut das schlechteste Jahr seit den frühen 1970ern zu verzeichnen.
Hier finden Sie die neuen Analysen zum Jahr 2022:
Jährlich verschiffte Kameras 1970 bis heute (laut CIPA, Zahlen bis heute).
Hier die große Grafik bildschirmfüllend.
Hinweise zum Schaubild:
Einige wichtige Firmen - wie Samsung, Leica etc. - sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Deutlich erkennt man, dass bis Mitte der 90er Jahre die Steigerungen der Produktion / des Verkaufs eher gering waren. Erst 1996 wurde die Marke von 30 Mio. Kameras pro Jahr überschritten. Das war so ungefähr der damalige Markt der Fotografen. Dann setzte der enorme Aufschwung durch die Digitalisierung der Fotografie ein, der völlig neue Zielgruppen zur Fotografie brachte.
Der Absturz seit 2010 lässt sich nicht mehr nur durch normale Marktschwankungen erklären.
Die 2017 durch Überproduktion künstlich erzeugte Sockelbildung hielt erwartungsgemäß nicht.
Nachdem die psychologisch wichtige Unterstützungslinie bei 20 Mio. Kameras (rote durchgezogene Linie) 2018 durchbrochen wurde, blieb für kurze Zeit nur noch die ökonomisch wichtige 10 Mio. Kameras (violette gepunktete existenzielle Linie), welche 2020 unterschritten wurde.
Die Grafik ist (im linken Bereich) nicht fair, da früher auch noch zahlreiche andere Hersteller aus anderen Ländern eine große Anzahl an Kameras produzierten. D.h. diese japanischen Zahlen vor 2000 sind somit für den Weltmarkt teilweise deutlich zu niedrig angesetzt. Daraus wird ersichtlich, dass der Abschwung 2021 bereits dramatisch war. Korrekt berechnet lag der Wert der 2021 verkauften Kameras weltweit nur noch etwa auf dem Niveau der frühen 1970er Jahre oder sogar der späten 1960er Jahre.
Allgemeiner ökonomischer Ausblick für 2022
So gegen Weihnachten (2021) bis zum Jahresanfang (2022) verfasse ich üblicherweise anhand der bisherigen Daten einen allgemeinen Ausblick zum bevorstehenden Wirtschaftsjahr (2022) der Fotoindustrie, den ich auch weitgehend so stehen lasse. Sehen Sie dies bitte als Educated Guessing anhand meiner jahrzehntelangen Erfahrung, aber nicht als bereits bewiesene Fakten.
Weiterhin Pandemie
Das Virus SARS-CoV-2, oder die Krankheit CoViD-19 respektive das Corona-Virus, oder schlicht die Pandemie bestimmten die Vorjahre 2020 und 21. Aber sie verstärkten nur die sowieso im Abschwung sich befindende Weltwirtschaft sowie die niedergehende Fotowirtschaft.
Nachdem bereits im letzten Jahr Logistiker nachgewiesen hatten, dass es selbst im Idealfall Jahre dauert, bis die Impfung der gesamten Weltbevölkerung durchgeführt sein wird, kamen mit neuen Virus-Varianten (Delta Plus / AY.4.2 und Omikron) und medizinischen Rückschlägen bei der Wirksamkeit der Impfstoffe der ersten Generation bezüglich eines Langzeitschutzes weitere Zweifel auf. Ende 2021 und Anfang 2022 waren sich die meisten Mediziner weltweit einig, dass es nur einen langsamen Übergang von der Pandemie hin zur Endemie geben wird - also von der tödlichen Massenerkrankung CoViD-19 hin zu einem mehr oder weniger erträglichen Leben mit dem Virus als vermutlich regelmäßig und gehäuft (Prof. Drosten) wiederkehrender Wintererkältung. Mindestens das ganze Jahr 2022 werden viele Maßnahmen wie Masken, Kontaktbeschränkungen und Reisebeschränkungen in weiten Teilen der Welt (zumindest zeitweilig) aufrecht erhalten oder wiedereingeführt werden (müssen). Selbst im optimalen Fall einer schnellen Freigabe und Genehmigung ohne weitere medizinisch aufwändige lange Studien gehen Fachleute nicht von einer Massenproduktion der neuen Impfstoffe (der zweiten Generation) vor Sommer 2022 aus. - Vergessen Sie die optimistischen Marketing-Sprüche von BioNTech etc. Es geht nicht um die ersten verfügbaren ungetesteten neuen Chargen in den USA, sondern um die von der europäischen Gesundheitsorganisation EMA freigegebenen Massenproduktion für eine erlaubte Massenimpfung und der weiteren Impf-Empfehlung durch die STIKO dafür. Vorab gibt es sonst diese neuen Impfdosen wieder nur auf dem illegalen Markt zu hohen Preisen für wenige Reiche bei Privatärzten.
So wie sich Omikron seit Ende November weltweit ausbreitete und die Oberhand gewann, wird diese derzeit ansteckendste Variante zumindest bis Ostern die gesamte Welt erschüttern. It's unlike anything we've ever seen. (Quelle.) Dies wird Kettenwirkungen weltweit auslösen, da sich vor allem China und Indien sowie zahlreiche weitere Länder der Dritten Welt mit dem kaum wirksamen Impfstoff der chinesischen Firmen impfen ließen. Die miserable Impfschutzwirkung (selbst nach drei Impfungen) ist im Übrigen der Grund, warum China seine zwar gescheiterte Null-Covid-Strategie dennoch fortsetzt und mit knallharten Lockdowns von Millionenstädten und großen Häfen (teilweise sogar ganzen Provinzen wie Xi'an seit Dezember 2021) weiter fortsetzen wird. Diese Ziehharmonika-Effekte der Wirtschaft werden sich in Wellen über die Welt ausbreiten und dort nachwirken. Ferner belasten 3 Wochen Zwangsquarantäne bei der sowieso nur extrem selten erlaubten Einreise alle Handelsbeziehungen. Aber Analysten gehen davon aus, dass China wegen der olympischen Winterspiele und des 20. Parteikongresses im Herbst alles daran setzen wird, mit härtesten Maßnahmen alles unter Kontrolle zu behalten (das Virus und die eigene Bevölkerung). Denn von einer Gesundheitskrise zur sozialen Krise ist der Schritt in China nicht weit. - Aber immer mehr Analytiker sind da skeptisch, weil es so keinen Ausstieg aus der Pandemie für China geben kann. Falls z.B. Omikron (oder eine weitere neue Mutante) über das (derzeit ungeschützte) Land rasen sollte, dann wären die wirtschaftlichen Folgen derart, dass dies massive Rückwirkungen auf die Weltwirtschaft hätte.
Im Sommer 2021 schätzte ich eine Impfquote von 75% plus/minus 5% zum Jahresende 2021 bei der Anzahl der je Land komplett geimpften Gesamt-Bevölkerung (und wurde dafür wie zu erwarten von den realitätsfremden ideologiegeblendeten Daueroptimisten kritisiert). Wie immer war ich etwas (zu) optimistisch. In Deutschland waren es offiziell 71,2%, und jene Zahlen wurden sowieso nur durch das beherzte Zupacken des neuen Gesundheitsministers bewerkstelligt, der Millionen fehlender Impfdosen für horrende Kosten nachbestellte, und einer hilfsbereiten Ärzteschaft, welche die Sonderimpfungen erstaunlich effizient umsetzte. Aber jener eher mäßig gute Impf-Gesamtzustand ist auch der Grund, warum alle Länder zum Jahresbeginn 2022 im Alarmmodus betrieben wurden. Bereits 5% - aber definitiv 10 oder mehr Prozent - der Bevölkerung als potentielle Krankenfälle würden jedes Gesundheitssystem weltweit überlasten. Es wird bedauerlicherweise weltweit zu vielen im Grunde vermeidbaren Toten und Langzeiterkrankten kommen, die als Fachkräfte dann (ökonomisch betrachtet) kurzfristig (bis zu ca. 1 Jahr) fehlen. Denn das eigentliche ökonomische Problem sind die sogenannten Long-Covid-Erkrankungen, welche je nach Studie bis zu ca. 50% der Infizierten bis zu durchschnittlich ca. ein halbes Jahr nach der eigentlichen Erkrankung gesundheitlich einschränken. - Nachtrag: Selbst die optimistischsten Studien gingen 2022 von mindestens 5-10% Long-CoViD-Kranken aus.
Das viel größere Problem für die gesamte Weltwirtschaft wird jedoch die in Großbritannien bereits 2020/1 als Ping-Demie bekannte Erscheinung sein, dass die hohe Ansteckungsrate von Omikron zu (zwar leichten) aber dennoch vielen Infizierten / Erkrankten führen wird, die sich in Isolation begeben müssen. Zum Jahresende 2021 wurde dies bereits im Flugverkehr in vielen Staaten erkennbar. Noch gravierender ist jedoch der Umstand, dass alle deren Kontaktpersonen (mittels Smartphone = Ping alarmiert) sich dann für 5-21 Tage in Quarantäne begeben müssen. Diese zwei Gruppen werden - in immer wiederkehrenden Wellen - zum vermutlich mehrfachen faktischen Kollaps zumindest einiger systemrelevanter Bereiche in vielen Ländern führen. Ein komplexer Organismus kann allerdings nicht insgesamt perfekt arbeiten, wenn wichtige Teile extrem leiden oder sogar kollabieren.
Status Quo
Seit 2020 befindet sich die Fotowirtschaft unleugbar in der Nische, die ich 2015 voraussagte. Nun kommt es darauf an, dass sich die Branche wie die schon 2015 mit ihr verglichene Hi-Fi-Industrie stabilisiert. Einen weiteren Absturz oder auch nur ein weiterer kontinuierlicher Rückgang würde sie in eine unaufhaltsame Todesspirale stürzen. Um es deutlich zu sagen: Die realen Verkäufe an Endkunden (das sind weder Produktions- noch Verschiffungszahlen) dürfen 2022 keinesfalls deutlich weiter fallen.
Die Weltwirtschaft erholte sich 2021 nur eher zaghaft und in Wellen mit erheblichen Unterschieden je nach Land und Kontinent. Erneute / weitere Beschränkungen und Teil-Lockdowns in Wellen führten vereinzelt sogar wieder zu Rückschlägen. Darüber dürfen die Höhenflüge der weltweiten Börsen nicht hinwegtäuschen. Letztere fanden überwiegend nur statt, weil die Investoren kaum andere Anlagemöglichkeiten für das viele Geld in der realen Wirtschaft fanden. Auch der unglaubliche Wirtschaftsboom 2021 in China sollte nicht blenden. Denn dort lag die Vergleichsbasis (2020) eher tief.
Halt, Stopp: Meine obige Prognose ist insgesamt optimistisch, weil ich für die Weltwirtschaft nur kurzfristige Probleme sehe. Dennoch muss ich einräumen, dass zahlreiche Analysten eher von sehr großen politischen Risiken für 2022 ausgehen sowie grundlegende ökonomische, die neben riesiger weltweiter Inflation, ökonomischer Stagnation, Handelskriegen bis hin zu militärischen Auseinandersetzungen reichen könnten.
Hinzu kommen in Deutschland durch die herrschenden Grünen überwiegend ideologisch getriebene massive Preiserhöhungen hinzu, welche selbst im Idealfall jeden Fotografen mindestens 2.000 Euro Zusatzkosten jährlich (u.a. für Heizung, Strom, Wasser, Pkw-Treibstoff, Müllgebühren, Parkgebühren etc.) aufbürden werden. Dieses Geld fehlt somit ab sofort selbstredend beim frei verfügbaren Nettoeinkommen, kann folglich nicht für Fotoausrüstung ausgegeben werden. - Hierbei sind die privaten Wahnvorstellungen der reichen Grünen noch nicht einmal eingerechnet, welche wie Habeck (als neuer Wirtschaftsminister) und Özdemir (als neuer Landwirtschaftsminister) nicht nur glauben, dass man die gesamten Lebensmittelpreise in Deutschland drastisch verteuern muss, sondern dies nun - unter dem Deckmantel der Gesundheit und des Klimawandels - zur offiziell verkündeten Staatsaufgabe gemacht haben. Dies wird die sowieso von der EU-Zentralbank angestrebte dauerhaften Hochinflation weiter beschleunigen und viele Schichten verarmen lassen sowie dem teuren Hobby der Fotografie entfremden. So hat das Verbraucherportal Verivox allein für das letzte Jahr 2021 35% Preissteigerung bei Energiepreisen ermittelt. 2022 sollen sie ähnlich weitersteigen.
Logistikprobleme und Managementfehler
Die letztendlich jedoch größten Einflüsse hatten das weitgehende Fehlverhalten der Manager und Staaten bei der Rohstoffversorgung und Sicherung der Zulieferungen seit spätestens Herbst 2020, als erste Knappheiten bei elektronischen Chips nicht mehr geleugnet werden konnten.
Staaten wie China und deren Firmen kauften den Weltmarkt leer, um die eigene Produktion zu sichern. Die anderen (auch die Kamerahersteller) erkannten erst sehr spät, dass sie ausgetrickst wurden, und mussten vor allem im zweiten Halbjahr 2021 ihre Produktion drosseln. Teilweise wurden die negativen Einflüsse im Herbst und zum Jahresende 2021 wider Erwarten sogar noch stärker.
Aber China hatte sich auch verrechnet. Die eigene Überproduktion führte dazu, dass man immer mehr Container mit Waren versandte, aber die Empfängerländer aufgrund des Rohstoff- und Teilemangels kaum etwas produzieren und somit in die andere Richtung exportieren konnten. In Europa und den USA stapelten sich die leeren Container. In China fehlten sie.
Durch die Null-Covid-Politik mit drastischen Maßnahmen, sobald in einem Hafen auch nur ein Arbeiter erkrankt war, führten zu wochenlangen Hafenschließungen in China, welche den Schiffsverkehr endgültig in ein Logistik-Chaos ungeahnten Ausmaßes stürzten. Schiffe lagen Wochen auf Reede vor chinesischen Häfen.
Als Ergebnis explodierten 2021 die Transportgebühren bis zum 13-fachen für den Frachtverkehr nach Europa, und trotzdem kamen kaum Waren an. Sofern sie ankamen, waren auch die Häfen in Europa und den USA überlastet, da auch dort Arbeiter erkrankten, fehlten oder LKW-Fahrer fehlten. Das Chaos zog sich in Kettenwirkungen über die gesamte Logistik weltweit. Sogar das Ausweichen auf den Luftfrachtverkehr führte neben explodierenden Frachtkosten nur zur Überlastung der Flughäfen, bei denen sich die Waren dann oft bis zu Wochen stauten.
Selbst gestandene Logistiker waren Ende 2021 eher pessimistisch, ob und wie man das wieder schnell in geregelte Bahnen führen kann.
Analysten der Chip-Industrie waren auch nicht alle so zuversichtlich, ob sich das Angebot schnell der weiter steigenden Nachfrage wird anpassen können. Dies galt insbesondere, seit Ende Dezember zwei der weltgrößten Chip-Hersteller (Samsung und Micron) offiziell einräumen mussten, dass durch die Pandemie erzwungene Werksschließungen in Xi'an (China) ca. 40% der Gesamt-Produktion ausfiele.
Es steht somit zumindest zu befürchten, dass uns die Logistikprobleme sowie der Chipmangel noch einige Zeit beschäftigen werden.
Bei meinen Analysen gehe ich optimistisch von einer Verbesserung der Chip-Lieferengpässe im zweiten Halbjahr 2022 aus. D.h. ich schließe mich (eventuell zu optimistisch) nicht den Spekulationen mancher Analytiker an, dass wir bis 2024 mit extremem Chip-Mangel leben müssen. Letzteres würde die Fotowirtschaft irreparabel schädigen. Kaum ein Kunde wartet nochmals 2-3 Jahre auf dringend erforderliche Objektive oder neue Kameras.
Allerdings weise ich darauf hin, dass pessimistische Analytiker von bis zu mehreren Jahren weiter andauernden Lieferproblemen ausgehen. Denn Omikron könnte neue Wellen über den Globus senden. So brach in der wichtigen chinesischen Provinz Zhejiang mit dem größten Hafen der Welt in Ningbo-Zhoushan Mitte Dezember 2021 Corona massiv aus. Für China sehe ich aufgrund der olympischen Winterspiele 2022 sogar noch ein Ansteigen der Infektionen als erhebliche Gefahr. Und an der Westküste der USA (Pazifik) betrug der Stau bis zu 4 Wochen in den Häfen, weil Arbeiter und Lkw-Fahrer coronabedingt fehlten. Die Weihnachts-Winter-Ferien (in China Neujahrsfeiern im Februar) werden den Arbeitermangel und somit den Rückstau vergrößern. - Ferner sage auch ich ganz deutlich, dass es nie mehr ein Zurück zu dem Warenwirtschaftssystem von 2019 geben wird. Nicht nur ist jenes kollabiert, sondern das Vertrauen in das Just-in-time-delivery ist verloren gegangen. Das kommt vermutlich nie mehr so zurück wie wir es früher kannten. D.h. die aktuellen Probleme könnten sogar noch zunehmen, da immer mehr Firmen sich wieder eigene Warenlager anlegen, die aber zuerst einmal aufgefüllt werden müssen, wodurch sich die Nachfrage und Preise weiter erhöhen könnten.
Fotomarkt
Das alles hatte und hat auch weiterhin Auswirkungen auf den Fotomarkt. Weder ist die Pandemie beendet - das Virus wird uns nie mehr verlassen, da es endemisch (heimisch) geworden ist -, noch wird sich die Wirtschaft schlagartig erholen, noch werden sich die Menschen schlagartig wieder wie 2019 verhalten, noch werden die staatlichen Beschränkungen komplett aufgehoben. Wir werden uns Wohl oder Übel nochmals auf mindestens ein weiteres weitgehend beschränktes und somit verlorenes Jahr 2022 einstellen müssen. Selbst Booster-Impfungen für die vierte (siehe Israel seit Ende 2021) und evtl. neue Impfstoffe ab Sommer für die fünfte Impfung werden dies nicht grundsätzlich ändern. Denn inzwischen ist jedem (zumindest im Ausland) klar, dass es Jahre dauert, bis wir die gesamten Menschheit geimpft haben. Das hat ebenfalls etwas mit Logistik zu tun und nicht mit angeblich bösem Willen der reichen Industrienationen. Laut EU-Publikation vom 08.12.2021 werden europäische Fabriken 3,6 Mrd. Impfstoffdosen herstellen und die Welt insgesamt 20 Mrd. Es ist somit nachweislich keine Frage der ausreichenden Anzahl. Aber - im Gegensatz zu den Wunschvorstellungen vor allem von deutschen Grünen Träumern und linken Weltverbessern - ist es ziemlich schwer, diese perfekt gekühlt rechtzeitig an den jeweiligen Zielort in der Dritten Welt zu bringen. Bereits 2021 verrotteten Millionen Impfdosen schlichtweg in der Hitze auf Flugplätzen und sogenannten Zentrallagern etc. der Dritten Welt. Das war ursprünglich auch der Grund, den (heute wenig brauchbaren) Impfstoff von Astra Zeneca für die Dritte Welt zu verwenden, da er nicht so tief gekühlt werden muss, wie die mRNA-Impfstoffe. Dies ist im Übrigen auch ein Grund, warum mehrere chinesische Impfstoffe in Afrika einen größeren Erfolg haben - nicht, weil sie wirksamer wären oder angeblich alle verschenkt würden (die meisten werden von China an afrikanische Staaten verkauft).
Selbstverständlich werden die Menschen 2022 noch besser lernen, mit dem Virus zu leben. Aber es wird ein anderes Leben sein, als vor der Pandemie. Somit wird sich das soziale Leben und jede Interaktion langanhaltend und nachhaltig verändern. Kurzum: Das Reisen bleibt 2022 eingeschränkt. Da die Fotografie jedoch von Interaktion und Reisefreiheit lebt, wird sich auch die Fotografie verändern. Die Kernfrage für die Kamerahersteller wird deshalb sein, wie sie sich auf diese Veränderungen mit passenden Produkten und Dienstleistungen (Service) einstellen können. - Um es erneut klar festzuhalten: Ein unbeschwertes Weiter-so-wie-bis-2019 wird es für eventuell mehrere Jahre nicht geben - weder für die Fotografen noch die Kamerahersteller.
Dennoch besteht weltweit die Hoffnung in Medizinfachkreisen, dass das Virus zwar ansteckender aber dabei gleichzeitig weniger gesundheitsschädlich wird, sich somit langfristig zu einer (halbwegs erträglichen) Corona-Erkältung mit jährlicher Auffrisch-Impfung entwickeln könnte. - So zynisch es klingen mag, aber viele Pandemieexperten hoffen weltweit auf weitere Mutanten, welche immer ansteckender, aber gleichzeitig harmloser werden.
Berufs-Fotografen dürften auch 2022 noch unter zahlreichen pandemiebegründeten Beschränkungen leiden. Selbstredend gibt es z.B. einen Stau bei der Hochzeitsfotografie nach zwei Jahren mit wenigen Hochzeiten. Aber viele Paare haben da inzwischen auch in der Hinsicht resigniert, dass sie entweder keine große Feier durchführen oder auf den Fotografen dazu verzichten.
Die gerne übersehenen Zubehörhersteller werden ebenfalls weiter leiden, denn vieles kann man sich inzwischen als Fotograf sparen. Ferner wird es auch immer mehr Zulieferer hart treffen. Nach jahrelanger Durststrecke fehlen vielen inzwischen die Reserven. Da sind die Aussichten deutlich negativ auf weitere Marktschrumpfung eingestellt. D.h. es könnte zu einem Flächenbrand kommen, den nur noch wenige Firmen überleben.
Überdies wird der gesamte nachgelagerte Bereich der Fotowirtschaft hart betroffen. Das bezieht auch Software-Firmen ein. Weniger Kameras lassen die Nachfrage nach neuer Software sowie nach Updates / Upgrades sinken. Das betrifft meines Erachtens vor allem die noch als Kaufversionen erhältlichen Produkte. Mietsoftware wird allerdings auch unter Abonnement-Kündigungen leiden. - Da darf man sich durch den Werberummel für neue Software-Versionen kurz vor Weihnachten nicht täuschen lassen. Die Firmen müssen mehr und aggressivere Werbung schalten, weil der Markt immer kleiner wird.
Dennoch betrifft dies als Auswirkung der im Artikel Foto-Wirtschaft geschilderten grundlegenden sozialen Veränderungen der modernen Gesellschaft alle klassischen Fotografen: Berufsfotografen wie Amateure. Auch alle daran profitierende sonstigen Dienstleister wie Foto-Wettbewerbe und Foto-Foren werden vermehrt drastische Einbußen erleiden. Den Foto-Fach-Zeitschriften erging es 2020/1 bereits wirklich schlecht. Für 2022 sehr ich kaum Chancen auf eine Besserung für den Print-Bereich. Das ökonomische Problem liegt bei fast allen Firmen in hohen Fixkosten bei ständig schrumpfenden Teilnehmer- / Kundenzahlen - die klassische Fixkostenfalle.
Für 2022 sind - nach dem unerwartet mageren Jahr 2021 - auch wieder spürbare technische Neuerungen (bis hin zu 8K und 200-MP-Sensor) bei Smartphones zu erwarten. D.h. den dedizierten Kameras entsteht eine wieder stärkere Konkurrenz, die immer deutlicher bei der Bildqualität punktet.
Der weitere Weg des deutschen Foto-Einzelhandels bleibt unklar. Diejenigen Firmen, welche überlebt haben, hoffen auf den angeblich gigantischen Kaufstau. Allerdings handelt es sich dabei nur um sinnlose Vielfachbestellungen einzelner Fotografen aufgrund der Mangelwirtschaft. Letztendlich werden von den bis zu 10 (Vor-)Bestellungen bei 10 Fotohändlern doch nur 1 Kauf übrig bleiben. Mittelfristig sehe ich bei hochwertigen Objektiven gute Gewinnmargen - auch für den lokalen / stationären Fotohandel. Aber in ein paar Jahren ist der Bedarf für neue spiegellose Kameras gedeckt. Was dann?
Ein weiteres Problem, das alle (aber auch die Fotografen) betrifft, ist die unfassbar große technische Sicherheits-Lücke durch Log4J (Log4Shell). Es handelt sich um ein Unterprogramm, das fast von allen Servern weltweit verwendet wird. D.h. Ihre Fotos in der Cloud und alle Cloud-Dienstleistungen (inklusive Backups) sind davon betroffen - sogar Internet-Auftritte der (Berufs-)Fotografen. Alles sind Server, die jenen Baustein irgendwie verwenden. Ferner sind auch viele Online-Software-Werkzeuge zur Fotobearbeitung inklusive Adobe davon betroffen. Selbst erfahrene IT-Spezialisten waren im Dezember 2021 schockiert und gingen von Monaten aus, bis dies alles weltweit repariert sein könnte. Bis dahin ist nicht nur fast alles gefährdet, sondern wurde seit Dezember 2021 aktiv von Hackern aus den üblichen Schurkenstaaten mit staatlicher Unterstützung angegriffen. Eine gewisse Vorsicht sei allen angeraten. - Ansonsten werden Sie erpresst, um wieder an Ihre Fotos, (Kunden-) Daten oder sonstigen Dateien zu gelangen. - Nochmals: Ransomware - Erpressungs-Software - betrifft auch Amateurfotografen und kann sehr teuer werden. Überprüfen Sie deshalb umgehend Ihre Datensicherung.
Optimismus
Dennoch sind die Kamerahersteller extrem optimistisch. Sie versuchten bereits 2021, mit einer geplanten gigantischen Überproduktion den lahmenden Foto-Markt anzukurbeln. Es gelang in der ersten Jahreshälfte 2021 in Teilen auf der Produktionsseite, kehrte sich jedoch im zweiten Halbjahr um, weil man aus eigenem Verschulden keine Rohstoffe und Zulieferteile im erforderlichen Umfange erhielt. Selbstverschuldet war dies, weil man die eigene Lagerhaltung schlichtweg aus finanziellen Gründen vernachlässigte.
Zum Jahresende 2021 führte die unvorstellbare Knappheit wichtiger Zulieferteile bei vielen Kameraherstellern zu extremen Problemen, die sich nur noch durch den Stopp ganzer Produktionsstraßen auffangen ließen. Aber sogar ohne Produktionsstopp mancher Modelle kam es bei allen nachgefragten (neuen, hochwertigen und teuren) Kameramodellen sowie Objektiven zu Wartezeiten, welche selbst die Hersteller auf bis zu über ein halbes Jahr einschätzten. D.h. der Fotomarkt bleibt voraussichtlich auf der Angebotsseite weiterhin unter Druck - vermutlich mindestens bis Sommer 2022.
Dennoch sind alle entschlossen, die Ankurbelung des Fotomarktes durch Überproduktion nun 2022 nachzuholen und besser zu machen. Also die Überproduktion wird mit allen Mitteln erzeugt werden. Marketing-Analysen wurden in den Wind geschlagen, Mahner ignoriert und logisches Nachdenken setzte aus. Es herrschte Ende des Jahres 2021 und zum Jahresanfang 2022 Glaube und Hoffnung auf bessere Zeiten vor. Denn es muss einen seit vielen Jahren behaupteten Kaufstau geben. Dem stimme ich sogar bei den im Vorjahr nicht gelieferten hochwertigen Objektiven für das Vollformat im spiegellosen Bereich zu. Aber nicht in den Bereichen billige Objektive für Einsteiger und schon gar nicht bei den vielen Kameraklassen.
Nach allen Gerüchten wollen zahlreiche Firmen weder die kleinen Sensorklassen (Kompakt- und Bridge-Kameras, Micro-Four-Thirds und APS-C) aufgeben, noch die DSLR-Reihen. Ganz im Gegenteil halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Nikon sogar weitere DSLR-Kameras neu entwickeln und produzieren will. Sogar neue Objektive für DSLR sollen entwickelt und produziert werden. Das mag einige Fotografen erfreuen. Aber die Aufspaltung der Forschungsgelder, des Entwicklerpersonals und der Produktionskapazitäten wird zu Lasten der wichtigen neuen spiegellosen Kameras und Objektive gehen - also der Zukunft. Ferner werden 1/3 der bisher zweifelnden Alt-Kunden wieder DSLR kaufen und dann für Jahre dort bleiben. Und ein weiteres Drittel wird weiter abwarten, wie sich der spiegellose Bereich entwickelt. D.h. man riskiert mit diesem (rückwärtsgewandten) Vorgehen, 2/3 der potentiellen Kunden für die neuen spiegellosen Kamerasysteme kurz- bis mittelfristig nicht zu gewinnen. Sterbende Sensor- und Kamera- sowie Objektivklassen am Nottropf zu halten, mag schnelles Geld in die Kassen der Konzerne spülen. Aber es wird auch den Umstieg erschweren und verlangsamen.
Vermutlich werden wir 2022 eine Vielzahl an neuen Kameras sehen. Aber sie werden definitiv nicht im ersten Halbjahr in auch nur einer annähernd relevanten Zahl produziert oder verschifft werden. Gehen Sie im optimalen Fall davon aus, dass wir diese Kameras zum Weihnachtsgeschäft in ausreichender Zahl erhalten werden. - Bestenfalls für Europa.
Das angekündigte Feuerwerk bei neuen Objektiven für die spiegellosen Kameras für das zurückliegende Jahr 2021 fiel kläglich ins Wasser. Noch viel schlimmer, waren selbst alte Objektive, die seit 2018 verfügbar waren, in vielen Weltregionen überhaupt nicht mehr erhältlich. Die Hersteller müssen also auf zwei Fronten 2022 nachbessern:
Die bisher publizierten Objektive müssen wieder in ausreichender Stückzahl produziert und verschifft werden.
Neue Objektive werden dringend benötigt, um die neuen spiegellosen Kameras überhaupt nutzen zu können. Hier muss also die Anzahl an hochwertigen Objektiven drastisch erhöht werden, und jedes Einzelmodell muss nun kontinuierlich in hoher Anzahl produziert und auch zu den Endkunden verschifft werden.
Persönlich halte ich diese Objektivfrage bei spiegellosen Kameras für die zukunftsentscheidende für die gesamte Branche. Die Frustration unter den Käufern der spiegellosen Kameras stieg bereits 2021 drastisch an. Lange warten die bestehenden Kunden nicht mehr auf brauchbare Objektive.
Deshalb halte ich es auch für viel wichtiger, Objektive anzubieten, als weitere neue spiegellose Kameras. Letztere werden kaum gekauft werden, wenn es keine passenden Objektive dazu gibt. Es handelt sich schließlich um Systemkameras. Ein Einzelteil ohne komplettes System dazu ist schlichtweg für die Praxis untauglich.
Preislich wird aufgrund der Mangelwirtschaft zumindest im ersten Halbjahr keine Besserung eintreten. Alles wird zum Höchstpreis (Listenpreis oder sogar per Versteigerung) verkauft werden. Sollte die geplante und von den Herstellern gewünschte Überproduktion kommen, dann wird es jedoch zu Weihnachten für zahlreiche Modelle (verschiedener Sensorklassen) bei vollen Regalen zu Preisnachlässen kommen. - Aber Vorsicht: Das ist das beste Szenario. Sollte der Chip-Mangel anhalten oder sich verschärfen und die Auslieferproblematik in der zweiten Jahreshälfte nicht spürbar nachlassen, dann werden die Preise sogar massiv weiter ansteigen. - Kein Scherz. Die wirklich reichen Fotografen verlieren die Geduld und bezahlten zum Jahreswechsel 2021/22 bereits bedenkenlos 100% Aufpreis, wenn sie etwas unbedingt haben wollten.
Sollte der Chipmangel anhalten, werden die Hersteller auch eher teure neue Modelle auf den Markt werfen und die bestehenden billigeren bei der Produktion kürzen. Zumindest ist dies in einer Marktwirtschaft zu erwarten. Ferner wird manche Fotografen wohl auch der Schlag treffen, wenn sie die Preise mancher neuen Kameramodelle 2022 lesen. Nicht nur ich erwarte drastische Preissteigerungen bei vielen neuen Modellen und überhaupt allen Produkten des Fotobereiches. Für die ärmeren Fotografen wird es sogar ganz hart kommen, da sich - je kleiner und preiswerter die Waren bisher waren - der Transportaufschlag umso extremer auswirkt. Manche Produkte aus Asien wurden im Dezember 2021 / Januar 2021 überhaupt nicht mehr verschifft, weil es sich nicht mehr lohnte. Die Transportkosten übertrafen nicht nur die Herstellungskosten, sondern auch den Wert der Ware. Mir fiel bei Preisvergleichen Anfang Januar 2022 auf, dass manche Kleinteile sich im Preis in / für Europa verdoppelt bis verdreifacht hatten. Eine derartige Preisgestaltung wird jene Produkte vom Markt drängen und vielen Hobbyfotografen das Hobby verunmöglichen. Kurzum: Falls die Mangelwirtschaft länger anhält, könnte sich der sowieso seit Jahren erkennbare Trend verschärfen und es zu einer extrem schnellen und harten Konzentration auf teure Luxusprodukte für nur die reichen Fotografen kommen.
Erwartungen, Hoffnungen, Gerüchte
Abschließend noch ein paar Anmerkungen zu dem, was 2022 an neuer Hardware evtl. auf die Fotografen zukommt. Dabei will ich auch einige generelle Aspekte der Fotografie aufgreifen, die 2022 wichtig sind / werden.
Bitte beachten Sie dabei, dass erhebliche Unterschiede zwischen meiner ökonomischen Sichtweise, den Wünschen und Hoffnungen der Fotografen, die sich in den Gerüchten sowie auf den Foto-Foren niederschlagen, sowie den tatsächlich dann von den Herstellern herausgebrachten Kameras und Objektiven bestehen.
Canon
Aus meiner Sicht stünden die Objektive im Vordergrund: So müsste man von den versprochenen 15 Objektiven für 2021, die 10 nichtgelieferten 2022 nachliefern, sowie dringend weitere 10 der beim RF-Bajonett noch fehlenden. Das Gesamtsystem muss endlich vervollständigt werden. Vor allem müssen diese Objektive - alle - dann auch lieferbar und von Normalfotografen bestellbar und erhältlich sein.
Faktisch hüllte sich Canon da immer in Schweigen. Erwartbar sind vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte eine Handvoll neuer Objektive.
Persönlich halte ich eine R1 Profikamera für dringend erforderlich als Gegengewicht zur Sony A1 und Nikons Z9. Sonst laufen noch mehr Presseagenturen und Berufsfotografen zu Sony. Faktisch sehe ich Canon dazu allerdings entwicklungs-technisch 2022 nicht in der Lage. Vermutlich wird das eher 2023/4 werden. So schnell schüttelt man nicht extrem hochwertige 50-MP-Stacked CMOS-BSI-Sensoren aus dem Ärmel.
Dafür sollen wir 2022 (laut der brodelnden Gerüchteküche) bis zu drei neue APS-C-Kameras mit RF-Bajonett erhalten. Ob diese Ergonomie-Monster zu einem Erfolg werden können, hängt nicht nur von deren technischen Leistungen ab. So würden abgespeckte Versionen, die unter denjenigen von Fujifilm rangieren, abgestraft. Ferner müsste der Preis ansprechend sein, also unter 1.000 US$/Euro. Persönlich halte ich beides für unrealistisch. Also werden die meisten APS-C-Modelle zu einem Flop werden. Überdies würden sie dann viele Objektive benötigen, wofür keine Entwickler vorhanden sind. Oder man zieht jene Spezialisten und Produktionskapazitäten vom Vollformat ab. Das wäre eine noch größere Katastrophe.
Ob die von sehr vielen erwarteten Vollformat-Ersatzkameras für die R und RP 2022 wirklich kommen, und ob sie dann den erwarteten Aufschwung bringen, bleibt unklar.
Letztendlich wird jedes neue Kameramodell unter Lieferschwierigkeiten - mindestens im ersten Halbjahr - leiden.
Canon sollte sich hier nicht allzu viele Fehlgriffe im Produkt-Management 2022 leisten, sonst laufen viel treue Kunden davon. Und faktisch sehe ich 2022 Canons Führerschaft bei den Marktanteilen real an Endkunden verkaufter Kameras in Gefahr.
Sony
Kameratechnisch erwarten Fotografen bei Sony vor allem einen Nachfolger für die A7RIV (also eine leicht verbesserte A7R V). Aber da wäre ich mir nicht so sicher. Analysten erwarten eher eine verbesserte A9 Mark III als Gegenstück zur Canon R3. Ferner sehnen sich einige (vor allem in den USA) nach einer A5 als Gegenstück zur Z5 bei Nikon und RP bei Canon im preiswerten Einsteigersegment der Vollformatkameras. Bei den üblichen 30% (und mehr) Melkkuhzuschlag in Europa sehen diese Angebote dann jedoch hier keineswegs so gut aus und locken nur wenige Fotografen preislich aus dem APS-C-Bereich.
Bei den Objektiven liegt Sony uneinholbar weit vorne - u.a. dank seiner vergebenen Lizenzen an Dritthersteller. Also kann Sony sich auf die Erneuerung einiger GM-Objektive konzentrieren. Evtl. widmet man sich auch einem 800 mm Teleobjektiv und einigen anderen fehlenden Spezialobjektiven (z.B. Tilt-Shift) zu. Denn auch bei Sony ist noch lange nicht das ganze Objektivspektrum perfekt abgedeckt.
Jedoch sind auch hier eher einige billige Kameras und billigere Objektive zu erwarten, die zu Beginn unter Lieferproblemen leiden werden.
Sofern Sony das liefert, was es im Angebot hat und minimale Produktpflege betreibt, wird alles reibungslos verlaufen, und man kann evtl. sogar Canon bei den Marktanteilen überholen. Sony verspürt den geringsten Erneuerungsdruck. Aber Sony muss das Angebotene in nachgefragter Stückzahl produzieren sowie ausliefern.
Nikon
Hier wünsche ich mir die Konzentration auf spiegellose Kameras und Objektive.
Aber die Gerüchteküche deutet auf bis zu 10 neue Kameras u.a. einen Nachfolger der DSLR 850 (als D880? / D900?) und einen für die APS-C-D500 (D550?). Ohne, dass man jedoch genau weiß, warum zahlreiche (meist ältere) Fotografen - sogenannte DSLR-Anhänger - wirklich an ihren DSLRs hängen, kann man meines Erachtens kein erfolgreiches neues Modell anbieten. Wie bei der Analogfotografie dürften die Motive sehr vielfältig sein. - Ich vermute, dass es weit mehr ist, als nur der optische Sucher. Eventuell hat es sogar etwas mit einem eigenständigen Lebensstil zu tun.
Persönlich halte ich eine so hohe Anzahl neuer Kameras für unmöglich angesichts ständig gekürzter Etats für Forschung und Entwicklung sowie reduzierter Entwicklungsteams. Vier neue Kameras hielte ich für noch machbar. Bei sechs hätte ich bereits bei allen Herstellern bedenken. Bei mehr als sechs neuen Kameras in einem Jahr wäre ich mir sicher, dass da gehudelt und geschlampt worden wäre.
Ferner halte ich es eher für Wunschdenken - sowohl bei Nikon also auch bei allen anderen Herstellern -, dass nur, weil die absoluten Spitzenmodelle einen Stacked CMOS als Sensor erhielten, diese Technologie nun sofort in alle preiswerten Kameras darunter eingebaut wird. Das war auch bei der Sony A9 (2017) nicht der Fall. Der Grund dürfte in den erheblichen Kosten liegen. Wird der neue Sensor tatsächlich in den Kameramodellen der Mittel- und Einstiegsklassen verwendet, dann müssten diese (vermutlich schmerzhaft) teurer werden.
Ob die Z8 mit 100 MP tatsächlich bereits 2022 das Licht erblickt, halte ich für fraglich. Eher vermute ich, dass auch Nikon lieber noch eine APS-C-Kamera nachschiebt (Z30, Z70 oder sogar ein Spitzenmodell Z90?).
Angeblich sehen fast alle Analysten und Fotografen dringenden Neubedarf für eine Z6III und Z7III. Ich nicht, weil man da 2022 vieles noch mit Software / Firmware nachbessern kann.
Ferner hoffen viele Fans auf ein erneutes absolutes Nischenmodell: Die spiegellose Retrokamera Zf für das Vollformat.
Nikon müsste eher dringend der (sich ständig ändernden) Objektivplanung (sogenannten Roadmap) für die neuen Z-/S-Reihe auch Objektive folgen lassen. Hier fehlt noch so vieles.
Stattdessen verstummt die Gerüchteküche nicht mit neuen DSLR-Objektiven für das alte Bajonett.
Für Nikon gilt eine noch größere Warnung als für Canon: Jede Fehlentscheidung wird sonst unwiederbringbare Marktanteile kosten.
Fujifilm
Persönlich erwarte ich eine signifikant überarbeitete X-T5, welche vor allem endlich auf den Gebieten des Autofokus und der künstlichen Intelligenz zu den Mitbewerbern aufschließt. Auch beim Zukunftsmarkt Video erwarten viele Nutzer mehr. Gerüchteweise hört man etwas von einem Stacked CMOS-Sensor.
Jedoch bin ich nicht sicher. Ein Nichterscheinen der X-T5 würde jedem verdeutlichen, dass Fujifilm weder mithalten kann noch will. Ein wie bisher bei den Punkten Autofokus und KI unterlegenes Modell würde den technischen Beweis antreten, dass Fujifilm nicht kann. Beides wäre negativ, aber von mir erwartbar. Die Alternative wäre eine extrem überteuerte APS-C-Kamera (X-H2 ?), welche zwar technisch vieles böte, aber jenseits der finanziellen Schmerzgrenze der meisten Fuji-APS-C-Anhänger läge. Nochmals: Die Sensorgröße ist heute nicht mehr der Haupt-Preisfaktor.
Eher ist auch hier eine billige Kamera zur Modellpflege zu erwarten, damit man auch wieder etwas herausgebracht hat. Erfolg verspreche ich mir von Billigkameras bei APS-C allerdings nicht mehr.
Für Fujifilm entscheiden die beiden nächsten Jahre über die Zukunft. Fehler im APS-C-Bereich würden zu Marktverlusten führen.
Panasonic
Hier muss man die zwei Sensorbereiche Vollformat und Micro-Four-Thirds unterscheiden.
Bei Vollformat muss Panasonic - nach der Leerstelle 2021 - unbedingt eine 8K-Video-Kamera herausbringen, welche die Konkurrenz videotechnisch in den Schatten stellt. Panasonic war früher der führende Hersteller im Bereich Video. Kommt da nichts beim Vollformat, dann war es das für deren Kunden.
Neue Fotokameras erwarte ich bei Panasonic im Vollformat-Bereich keine. Jene Nachfrage ist bei Panasonic zu gering, und die Lager sind noch mit den alten Modellen voll.
Viel eher sollte man noch einige Vollformat-Objektive nachreichen. Aber Panasonic ist eine kleine Firma. Da wird nicht viel kommen. Vermutlich verlässt man sich bei Panasonic bezüglich der Objektive auch zu sehr auf den Partner Sigma.
So sehr ich Panasonics Ergonomie-Ansatz bei den großen Kameras mit gelungener Wärmeabfuhr schätze, so offen muss ich zugeben, dass der Autofokus erhebliche Schwächen zeigt. Sofern Panasonic bei 8K-Video nichts (möglichst Revolutionäres) bietet, dann ist die gesamte L-Mount-Alliance in der Sackgasse und bald darauf am Ende.
Persönlich halte ich die kleinen Sensoren für ein ökonomisch schwieriges Pflaster: Die Technik ist inzwischen extrem teuer und weitgehend ausgereizt. Die früheren Video-Kunden sind zu ca. 1/3 zum eigenen Vollformat gewandert und zu ca. 1/3 zu wirklich hochwertigen Video-Kameras der Profiklasse der Fremdanbieter. Selbstverständlich wünscht der verbliebene Rest noch eine bessere Micro-Four-Thirds-Video-Kamera. Ob jedoch alle Wartenden dann auch den erforderlichen hohen Preis bezahlen? - Letztendlich räume ich einer neuen Video-MFT-Kamera keinen Markterfolg mehr ein. Die allgemeine Video-Kundschaft hat sich geändert und die Zeit hat sich geändert. Die meisten machen Video-Aufnahmen heute mit extrem hochwertigen Smartphones - auch für alle sozialen Netze. Und die wenigen höher Ambitionierten mit nicht viel Geld wollen Vollformat, das mit Canons RP ab 1.000 US$/Euro zu haben ist.
Dennoch ist eine neue MFT-Video-Kamera (GH6?) zu erwarten, weil weder Panasonic noch die Videografen mir das glauben wollen. Beide Gruppen müssen wohl erst die schmerzliche Erfahrung machen.
Objektivtechnisch sehe ich bei MFT kein Handlungszwang bei Panasonic. Vielleicht kommt dennoch ein Alibi-/Wir-sind-auch-noch-da-MFT-Objektiv.
Panasonic muss nun mit spitzem Stift rechnen und vermutlich fokussieren, ansonsten kollabieren seine beide Sensor- und Produkt-Klassen.
Das würde dann auch unweigerlich das mittelfristige Ende für die L-Bajonett-Klassen bei Sigma und Leica bedeuten.
OM
Bei Kameras werden vermutlich ein oder sogar zwei abgespeckte Billigmodelle nachgeschoben werden, damit man die treuen Altkunden bei Kameras absahnen kann.
Vielleicht kommt noch ein mittelwertiges Objektiv dazu.
Ansonsten wird man sich damit begnügen, die vollen Lager mit Altmodellen abzuverkaufen.
Der Investment-Gesellschaft ging es bei dedizierten Kameras nur noch um lukrative Resteverwertung.
Pentax / Ricoh
Unwillig und unfähig zu spiegellosen Kameras zu wechseln, steht Pentax in allen drei Sensorklassen vor dem selbstverschuldeten Aus.
Angesichts der miserablen Lage des dortigen Imaging-Bereiches sehe ich keine neuen Produkte mehr. Falls etwas kommen sollte, dann wird es technisch nicht überwältigend sein und vor allem nicht die erforderlichen Stückzahlen im Verkauf erzielen.
Es ist zwar traurig, aber Pentax / Ricoh wird wohl angesichts wegsterbender Bestands-/Altkunden langsam entschlummern - palliative Sterbebegleitung.
Fakten aus der Fotowirtschaft im Jahr 2022
Wie ich bereits mit meiner früheren Prognose Recht behielt, dass es nach spätesten 7 Jahren Verlusten 2018 zu erheblichen Umbrüchen kommen werde, so halte ich auch meine Voraussage aufrecht, dass es in Japan nach den (üblicherweise euphorischen) olympischen Sommerspielen 2020/21 zu einer Ernüchterung kommt, welche weitreichende Folgen in der Kamerawirtschaft zeitigen wird. Es wird folglich ein spannendes Jahr 2022.
Meldungen zur Fotowirtschaft im Januar 2022
Vermischtes:
Kaum hatte ich obiges geschrieben und veröffentlicht, bestätigte am 4. Januar der CEO von Sigma die Lieferprobleme bei Chips für Objektive auch für 2022:
In 2022, supply shortage of semiconductor may affect production of some products.
Im Jahr 2022 kann die Lieferknappheit bei Halbleitern die Produktion einiger Produkte beeinträchtigen.
Anfang Januar wurde nokishita auf Twitter geschlossen. Dieser japanische Auftritt produzierte die meisten Gerüchte im Fotobereich, die insbesondere fast immer perfekt zutrafen. Vor allem stammten fast alle Fotos neuer Kameramodelle von dort. Es blieb unklar, warum er seinen Auftritt schloss / schließen musste.
Mitte Januar stellte Leica wieder einmal eine Sucher-Kamera (M11) vor. Moderne Technik im alten Design für 9.000 US$ / 8.350 Euro. Um mit etwas Positivem zu enden: Die Kamera besitzt 64 GB internen Speicher. Er ist zwar nicht so rasend schnell, wie ich seit Jahren fordere (superschnelle 7 GB Schreiben und Lesen je Sekunde wären heute möglich), und ersetzt noch keine wechselbare Speicherkarte. Aber es ist zumindest ein Schritt in die aus meiner Sicht richtige Richtung. Beim Smartphone steckt auch kein Fotograf mehr zuerst eine Speicherkarte hinein, um Fotos aufzunehmen, und holt sie danach fummelig heraus, um die Bilder auf den PC zu übertragen.
Das Fachmagazin PetaPixel stellte die besten Foto-Plattformen für das Jahr 2022 zusammen. Dies ist deshalb wichtig und erforderlich, da Instagramm 2021 die Fotografen vergraulte und sich seitdem auf Video konzentriert.
Mitte Januar brachte BCN+R wieder einmal so eine berüchtigte Statistik heraus, wobei Fujifilm im Dezember 2021 im Japan Sony bei den Marktanteilen überholte. Das klingt sensationell. Schaut man jedoch genauer hin, dann lag es nur daran, dass eben auch analoge Kameras wie die in Japan als Weihnachtsgeschenk beliebte Sofortbildkamera Instax dazugezählt wurden. - Bleiben Sie vorsichtig bei derartigen selektiven (Monats-) Statistiken und prüfen Sie die Details nach.
Ende Januar publizierte BCN+R (japanisches Original) wieder Bewertungen - Awards für 2021. Hier die englische Analyse dazu. - Da wäre ich noch vorsichtiger. Es werden japanische Elektronikketten als Verkäufer überbewertet, es ist der (geizige / preissensitive) japanische Markt, es sind Prozentzahlen usw. In absoluten Zahlen sieht das Ergebnis für alle Kamerahersteller über die letzten 10 Jahre miserabel aus, da die Verkaufszahlen jährlich sanken. Bei einer ständig schrumpfenden Torte ist die Frage des relativ gesehen noch größten Kuchenstückes evtl. irreführend. Vor allem sagt Japan und die noch spezifischer BCN-Statistik nichts über den Weltmarkt aus. - Das grundsätzliche Problem der Fotowirtschaft liegt im Fehlen aussagekräftiger echter Verkaufszahlen. Faktisch weiß niemand exakt, wie viele der verschifften Kameras irgendwo in irgendwelchen Regalen und Lagern herumliegen.
Die 2012 gegründete, 2015 unstrukturierte und 2019 von der Vitec-Gruppe aufgekaufte Syrp nannte sich Ende Januar 2022 in Syrp Lab um und verlegte sich von der früheren Herstellung der Hardware für die Nachführung zur Astrofotografie auf die Forschung und Entwicklung sowie das Feld Erziehung / Schulung. Das klingt wieder einmal so positiv. In Wirklichkeit brach der alte Markt weg und man musste sich etwas Neues suchen.
Dann wurde auch die Zusammenarbeit Nikons mit dem Blitzhersteller Nissin konkreter. Das neue Produkt Nissin MG60 kostet stolze 400 US$. D.h. auch viele Dritthersteller konnten keine absolute Billigware mehr anbieten.
Ende Januar wurden bekannt, dass die japanische Regierung weitere einschränkende Pandemie-Maßnahmen über weitere Provinzen Japans verhängen wird. Die Wirtschaft wird dadurch auch direkt behindert. Diese Maßnahmen sind zwar bei weitem nicht so einschneidend wie in Deutschland, das weltweit die härtesten durchzieht. Aber die Japaner haben ebenfalls die Nase gestrichen voll. Der Unmut wuchs dort ebenfalls. Dieser Missmut spiegelt sich indirekt in den Firmen wider. - Meiner Erfahrung nach werden in solchen Situationen härtere Entscheidungen in der Firma selbst getroffen.
Ein freundlicher österreichischer Leser teilte mir zum bereits 2020 eingestellten Nikon Service in Österreich mit, dass es mittlerweile wieder zwei Annahmestellen in Wien gibt, welche die Nikon-Produkte zumindest entgegennehmen und dann weiterschicken. Es wird allerdings vor Ort weiterhin keinerlei Service für Privatanwender durchgeführt. Für Profis wird lediglich die Sensorreinigung übernommen. - Das ist ein leidiger Umstand, der inzwischen immer mehr - vor allem kleine - Länder betrifft. Aber auch in den größeren wird zunehmend kaum mehr irgendetwas vor Ort repariert oder neudeutsch Service dafür erteilt. Fast alle Firmen gehen aus Kostengründen dazu über, alles an ganz wenige kontinentale (bei uns europäische) Zentralstellen zu versenden. Das verteuert den Service für den Kunden und verzögert selbstredend jede Arbeit. Bitte bedenken Sie jedoch, dass alle Firmen beim Service einsparen. Ein Wechsel nur wegen des (derzeit) relativ besseren Services bei einem anderen Hersteller kann für den einzelnen Fotografen mehr subjektiv empfundene andere Nachteile mit sich bringen. Persönlich halte ich das Service-Problem inzwischen für eine untragbare Situation für die verbliebenen restlichen treuen privaten Kunden. Sie fallen durch alle Raster und werden aktiv vergrault.
Ende Januar stellte WENN den Betrieb ein. 1989 in Großbritannien gegründet, kümmerte sich die Firma World Entertainment News Network (WENN) als eine Art Presseagentur um Artikel und Fotos, die man an andere Medien verkaufte. Schuld waren angeblich die Pandemie und soziale Medien. Das glaubt heute jeder, weil es auf so vieles angewandt wird. Jedoch ergaben meine Recherchen ein anderes Bild. Die Firma hat sich schlichtweg dank eigenen Missmanagements in den letzten Jahren auf zu vielen anderen Feldern verspekuliert und machte schließlich den Laden angesichts der Schulden dicht, um sofort eine neue Firma (Meta Images) aufzumachen. So etwas durfte man früher einen Insolvenzbetrug nennen. Ganz nebenbei kann man so alle ungeliebten Mitarbeiter/innen entlassen und mit der Kernmannschaft die neue Firma betreiben. - Die Wirtschaftslage im Journalismus und Fotobereich ist sehr schwierig. Aber es gibt auch Trittbrettfahrer, die sich hier als Glücksritter betätigen, indem Sie das eigene Versagen anderen in die Schuhe schieben. - Seien Sie als Kunde bei Aufträgen und Bestellungen mit Vorkasse oder größeren Anzahlungen vorsichtig: Mir werden in letzter Zeit immer mehr derartige Fälle berichtet, in denen Firmen aus dem weiteren Umfeld der Fotowirtschaft die Kunden auf derart unseriöse Weise über den Tisch zogen.
Ende Januar wurde bekannt, dass eine weitere Presseagentur (inzwischen die vierte) zu Sony abwanderte: The Canadian Press, die größte Nachrichtenagentur Kanadas. Das betraf mindestens 180 Journalisten und über 600 Medien-Kunden. Es wurde immer unangenehmer für Canon und Nikon (Zweite Quelle).
Angeblich wurden dort in den fast 32 Jahren 12,29 Millionen Objektive sowie alleine im Jahr 2020 1,03 Millionen Foto- und 94.000 Video-Kameras hergestellt. In der dortigen Fabrik wurden vor allem kleinere Digitalkameras hergestellt.
Da Firmenschließungen in China nicht nur mit hohen Abfindungen (für die über 1.300 dortigen Mitarbeiter), sondern auch mit Gesichtsverlust verbunden ist, darf man davon ausgehen, dass die Lage bei Crop-Sensoren (Kameras mit Sensoren kleiner als Vollformat) inzwischen sehr ernst ist - facing unprecedented difficulties.
Die üblichen vorgeschobenen Gründe (Smartphones) sind dennoch Augenwischerei. Fakt ist, dass die Lohn- und Lohnnebenkosten inzwischen in China hoch sind - zumindest zu hoch für die preiswerten Kameras für unter 1.000 US$/Euro. Ferner sind die pandemiebedingten Produktionsschikanen in China aufgrund deren Null-CoViD-Strategie für viele Manager zu hinderlich. Bereits andere Firmen haben deshalb ihre Produktionsstandorte in China geschlossen und sie vor allem nach Südostasien verlegt. Auch Canon war somit nun bereit, seine bereits getätigten Investitionen von (je nach Quelle) ca. 220-236 Millionen US$ komplett abzuschreiben.
Tage nachdem ich dies verfasste, lieferten andere Zeitschriften weitere Analysen (zu zurückliegenden Jahren). Allerdings wird dort die seit Jahren bekannte Schönfärberei betrieben: Alles wäre gar nicht so schlimm, denn O-Ton: largely stable level of ILC shipments - weitgehend stabile Verschiffung von Systemkameras. - Wie bitte?
2012 lag die Produktion der Systemkameras (Kameras mit Wechselobjektiven) noch bei 21,089 Mio. Stück. Für das letzte Jahr 2021 prognostizierte ich anhand der bisherigen Daten nur noch ca. 5,3 Mio. produzierte Systemkameras. (Inzwischen wurde dies durch die Jahresenddaten 2021 bestätigt.) Das ergibt -75%. Oder mit anderen Worten eine Viertelung der Produktion.
Bei der Verschiffung waren es zum Höhepunkt 2012 20,157 Mio. Stück. Für 2021 prognostizierte ich ebenfalls rund 5,3 Mio. Das ergibt -74%. Was ist daran stabil?
Ferner haben die sinkenden Verkäufe der Systemkameras selbstredend auch etwas mit dem Wegfall der unteren Klassen der Kompaktkameras zu tun, da es aus diesem Grund kaum mehr Aufsteiger / Neueinsteiger bei höheren Kameras gibt. Wer einmal zu Smartphones abgewandert ist, der steigt danach fast ausschließlich zu hochwertigeren (neuen) Smartphones auf, aber kaum mehr zu dedizierten Foto- und Videokameras.
Mitte Januar gab Canon auf Anfrage einer russischen Fotozeitschrift bekannt, dass man weitere DSLR-Kameras herausbringen will We will continue to bring both DSLRs and mirrorless cameras to the market. - Schade, ich dachte, man wollte sich (nach den offiziellen Ankündigungen im Jahr 2021) auf das spiegellose Segment konzentrieren. Auch Canon kann nicht beide Linien erfolgreich weiter entwickeln. Neue hochmoderne Kameras mit Spiegel wären notwendigerweise sehr teuer. Vermutlich zu teuer für die meisten Interessenten. Abgespeckte (billigere) DSLR-Kameras bleiben jedoch als Ladenhüter in den Regalen.
Am 19. Januar publizierte Canon seine neue R5C-Video-Kamera für Berufs-Videografen, die erwartbar gemischte Reaktionen hervorrief, weil viele Amateure vermutlich etwas anderes erwartet hatten. Allerdings zeigte sich an dieser extrem hochwertigen Video-Kamera eine Zeitenwende für Amateure an: Sie werden sich entscheiden müssen, ob sie Amateure mit Amateurkameras mit eingeschränkten Möglichkeiten bleiben wollen, oder sich aufwändig in die Berufsfilmerei einarbeiten wollen. - In den technikaffinen USA lag die R5C dann auch schnell auf der Bestseller-Liste bei Vorbestellungen.
Software:
Mitte Januar wurde bekannt, dass Capture One Pro ab sofort für seine Bildbearbeitungs-Software keine weiteren Sonderversionen für Sony, Fujifilm und Nikon mehr anbot. - Bei sinkender Nutzerzahl war es ökonomisch nicht mehr tragbar, auch noch Sonderversionen, die zudem preiswerter abgegeben wurden, weiterzuentwickeln. Es ging ab 2022 in der Software-Industrie um das Überleben.
Wenige Tage danach kochten neue Gerüchte zu Adobe Lightroom Classic hoch, die zu (bezahlten) erklärenden Artikeln in der Fachpresse führten. Da die Online-Version Lightroom CC fast identisch sei, könne man angeblich die PC-Version einstellen. Auch das hatte ich 2017 vorausgesagt. Adobe ist als rücksichtsloser Konzern bekannt, der nicht mehrere Programme parallel pflegt, sondern die Kunden knallhart im Regen stehen lässt, wenn er die eigenen (Milliarden-) Gewinne weiter maximieren kann.
Wie immer ist alles japanisch höflich und sehr vage, sodass jeder positiv denkende Mensch noch viel Optimismus hineindeuten kann.
Auffällig ist zuerst einmal, dass man es nur auf Japanisch publizierte. Man wollte ganz offensichtlich nicht die weltweiten Kunden informieren. Und definitiv nicht diejenigen in Europa / Deutschland. So viel zu Wunsch und Wirklichkeit.
Der beschriebene Einsatz 'digitaler' Methoden meint das reine Online-Vertriebsmodell. Faktisch bedeutet dies die Einstellung des stationären Vertriebes über den lokalen Foto-Handel.
Der neue Slogan von der Kundennähe und der Stärkung der Kundenbeziehungen ist das hirnlose Manager- und Berater-Versprechen der digitalen Zeit, das uns seit mindesten 1990 vorgebetet wird. Es meint, dass man bei Fragen auf eigene Kosten (in Japan oder Pakistan) anrufen darf und dort nach endlosen Warteschleifen und vorauswählenden Computersprachprogrammen von einer unterbezahlten, überarbeiteten und nicht die Kunden-Sprache beherrschenden Hilfskraft beraten oder neudeutsch supported wird. Ferner kann man eine E-Mail dorthin schicken. Falls Sie dies in einer anderen Sprache als Englisch versuchen sollten, wird meist überhaupt nicht geantwortet. Und selbst im besten Fall erhalten Sie auf Englisch hineinkopierte Textbausteine als Antwort, die in fast allen Angelegenheiten haarscharf am Thema vorbeigehen. - Die allerschlimmste Variante sind Google Translate und Co. Dabei wird Ihre Anfrage in das Japanische oder einen Hindu- etc. Dialekt radebrechend übersetzt, dann vom irritierten Helfer versucht zu verstehen und (mehr hilflos als korrekt) zu beantworten versucht sowie danach wieder mit Google Translate in Ihre Sprache rückübersetzt. Viel Freude beim Rätseln.
Auch das Angebot der Co-Creation-Community ist unrealistisch. Sie dürfen gerne wie ich und tausende anderer Fotografen seit Jahrzehnten ebenfalls Verbesserungsvorschläge nach Japan senden. Es gibt auch dort den Mülleimer und die Lösch-Taste. Siehe Wunsch und Wirklichkeit.
Damit man mich korrekt versteht: Ich selbst habe schon lange den Online-Direkt-Handel aus einem Online-Shop zum Kamerakauf als zumindest zentralen - wenn nicht einzigen - Vertriebsweg vorgeschlagen. Das ist für einen kleinen Hersteller nicht nur sinnvoll, sondern bei ständig sinkenden Absatzzahlen unumgänglich. Dafür ein Lob an Pentax, dass es diesen für japanische Manager harten Schnitt gezogen hat. Letztendlich ist das für die sowieso zunehmend abgehängten Fotografen auf dem flachen Land sogar vorteilhaft. Jedoch trifft es natürlich den stationären Foto-Handel hart. Aber auch das hatte ich mindestens seit 2015 vorausgesagt.
Ferner stellte man nicht nur diesen sogenannten Massenverkauf, sondern auch die Massenproduktion ein. Das bedeutet faktisch die Einstellung der industriellen Gesamtproduktion aller Kameras.
Aber der Ausdruck Umstellung auf ... 'werkstattähnliche' Produktion hat es wirklich in sich. Dies meint Manufaktur-Betrieb. Die gefertigten Stückzahlen lagen bei Pentax / Ricoh schon seit Jahren nur noch insgesamt im fünfstelligen Bereich im Jahr und sanken jährlich drastisch. Da lohnt sich keine Produktion auf Halde mehr. Bereits die Lagerkosten sind enorm. Das läuft im Prinzip langfristig auf eine Fertigung auf Bestellung hinaus. So etwas mag bei geduldig wartenden Deutschen in der deutschen Autoindustrie funktionieren, weil man hier unbedingt die veraltete Fünfgang-Handschaltung mit roten Ledersitzen kombinieren will. Jedoch bereits im Ausland wartet kaum jemand auf ein Auto, sondern kauft es eben gebraucht oder höflicher vorgefertigt von der Stange im Autosalon, so wie es dasteht. Persönlich halte ich einen Manufakturbetrieb nur für ganz wenige Luxuswaren und Maßanfertigungen wie Kleidung, Schuhe etc. für ökonomisch langfristig zielführend.
Ferner irritiert mich noch immer der überall gezogene Vergleich zu Leica. Pentax besitzt nicht deren Kundschaft (ca. 1/3 Sammler und 1/3 Professoren). Deshalb wird das Ausweichen in einen individualisierbaren Luxusbereich mit z.B. in der Wunschfarbe kaufbaren Gehäusen oder mit speziellen Farbwünschen bei Schaltern nicht funktionieren. Individualisierung bei Kameras ist ein winziger Nischenbereich, der bereits zu den Boomzeiten nicht wirklich funktionierte. Und diesen sehe ich weder heute noch bei Pentax-Kunden. Stellen auch Sie sich persönlich die ernstgemeinte Frage, ob Sie für einen roten Ein-Aus-Schalter an der (bunten) Kamera wirklich 50-100% Aufpreis bezahlen wollen.
Nachträge:
Ricoh kündigte im März seine neue GR IIIx an, Urban steht für eine neue Farbgebung (Metallic-Grau mit Blau) der Kamera und dazu passendem Zubehör.
Ende März wurde bekannt, dass Ricoh eine K3 in Jet-Black über Crowd-Funding anbieten will. - Auch hier nur eine andere Farbe, keine neue Technik.
Die Publikation kam von ganz oben - vom Konzern-Präsidenten. D.h. es war eine Entscheidung des Top-Managements. Dies rückt die vollmundigen Marketing-Sprüche des neuen Imaging-Leiters ins rechte Licht, wie ich schon 2020 erklärte. - Das war bereits damals reines Wunschdenken. Wie ich damals vorausgesagt habe, holte nun sein Vorgesetzter den abgehobenen Träumer auf den Boden der offensichtlich lausigen ökonomischen Fakten seines Imaging-Bereiches zurück. Auch bei Ricoh / Pentax geht es nicht darum, ob sich der große Konzern den Imaging-Bereich leisten kann, sondern er wollte es nun so einfach nicht mehr.
Wenige Tage später krebste Ricoh / Pentax auf die heftige Reaktion wieder zurück und sprach plötzlich von Ergänzung der Massenproduktion und des klassischen Massenvertriebs. - Das ist jedoch unlogisch und somit unsinnig. In der Krise kann man sich nicht weitere Produktionsweisen und Vertriebswege zusätzlich leisten. Das würde die Kosten und somit die Verluste weiter erhöhen.
Faktisch bedeutet das Publizierte die höfliche Umschreibung für begleitete Sterbehilfe. Das gilt auch, wenn Pentax einen Tag darauf in den USA das exakte Gegenteil offiziell verlauten ließ. Nach der Testumsetzung ab April 2022 in Japan wird im nächsten Schritt diese neue Strategie weltweit ausgerollt. Das war es mit Pentax / Ricoh. - Alles andere ist Wunschdenken uneinsichtiger Pentax-Fanatiker.
Um nicht nur einseitig die Pentax-Fanboys aufzuregen, will ich dies in einen größeren Zusammenhang stellen:
Vor allem die Produktion und der Vertrieb leiden am stärksten unter der sogenannten Fixkostenfalle, wenn die Verkäufe zurückgehen.
Verschlimmert wurde dies sicherlich weiter durch die pandemieinduzierte Logistikkrise seit Ende 2020 mit drastisch steigenden Transportkosten, welche die Vertriebe aller Kamerahersteller derzeit vor große (nicht nur finanzielle) Herausforderungen stellt.
Aber auch bei vermutlich 2023 wieder deutlich sinkenden weltweiten Vertriebskosten handelt es sich um ein Dauerproblem bei schrumpfenden Märkten - abnehmender Nachfrage.
Irgendwann kommt jeder Hersteller an den Punkt, bei dem sich der Massenvertrieb schlichtweg nicht mehr lohnt. Er muss und wird logischer Weise zum Einzelversand übergehen. Dann ist es auch sinnvoller meine alte Forderung nach einem zentralen mehrsprachigen Online-Shop in Japan umzusetzen, der für alle Direktkunden in der gesamten Welt zuständig ist. - Allen Skeptikern und Zweiflern als Antwort: Das baue ich Ihnen gerne als IT-/Internet-Fachmann auf. So etwas kann man erfolgreich und vor allem kostensparend betreiben.
Neben Pentax sehe ich auch Leica, Panasonic und Olympus in dieser bald schmerzlich werdenden Fixkostenfalle des Vertriebes. Wenn Fujifilm nicht aufpasst, dann befinden sich deren nur mäßig gut sich verkaufenden Digitalprodukte des Imagings auch bald darin. Aber selbst die Großen - beginnend mit Nikon - leiden darunter. Die seit Jahren und immer schneller wegbrechende Nachfrage nach dem früheren Massengeschäft mit den kleinen Crop-Sensor-Kameras (Kompakt-, Brigde-, Micro-Four-Thirds- und vor allem APS-C-Kameras) führt selbst bei den führenden Konzernen zu drastisch steigenden Vertriebskosten je übrig gebliebenem Einzelprodukt.
Fazit: Pentax / Ricoh hat nun damit begonnen. Aber die anderen Mitspieler werden definitiv folgen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Im Übrigen ist es in Japan nicht unüblich, dass einem (auch notgedrungenen) Vorreiter viel Aufmerksamkeit gewährt wird. Denn die anderen beobachten das genau. Sollte es erfolgreich sein, dann werden alle evtl. sehr schnell dem Beispiel folgen.
Bevor wieder Fragen kommen: Den Direktvertrieb aus Japan halte ich für die richtige Entscheidung von Ricoh / Pentax. Aber die Fertigung in der Manufaktur halte ich für ein technisches Werkzeug, wie eine Kamera, für kaum zielführend.
Es war voraussehbar, dass es weitere Nachfragen und Anmerkungen geben würde, auf die ich im Folgenden eingehe:
Alle Firmen leiden seit mindestens 2010 unter einem Rückgang der Verkaufszahlen. Dadurch sanken die Produktionszahlen und daraus folgend die Skaleneffekte. D.h. alle Firmen müssen rationalisieren.
Aber das funktioniert nur über die Serienproduktion. Ein Manufakturbetrieb funktioniert bei High-tech-Kameras nicht.
Es ist undenkbar, dass Annalena Musterfrau aus München oder Herr Mustermann aus Tokio bei Pentax online oder per Telefon eine K# bestellt und daraufhin Ricoh sich an Sony als Chiphersteller wendet, um 1 oder 2 Sensoren zu kaufen. Die gesamte Elektronik wird auf großen Wavern zu Dutzenden hergestellt. Und die real geforderten Abnahmemengen sind gigantisch hoch, wenn man auch nur einigermaßen vertretbare Abnahmepreise erzielen will. Fünfstellige Pakete sind bei derartiger Elektronik das Mindeste. Niemand liefert Kleinstmengen neuer Chips etc. zu vertretbaren Preisen - und schon gar nicht in der derzeitigen Mangelwirtschaft.
Für einen Werkstattbetrieb / Manufaktur wären bereits diese Lagerkosten bei geringen letztendlich verkauften Stückzahlen prozentual sehr hoch und würden die Kamerapreise in nicht mehr marktgerechte Bereiche anheben.
Die immer wieder zu hörende Behauptung, dass Leica auch ein Manufakturbetrieb sei (und Pentax es nur nachmachen müsste), ist unzutreffend. Praktisch alles stammt von Panasonic. Leica macht zwar viel Werbung um irgendwelche angebliche Detailunterschiede. Aber in Wirklichkeit steckt man die gesamte Elektronik (Hard- und Software) nur in ein eigens entwickeltes, unergonomisches, unförmiges, schweres und altmodisches Gehäuse. Und klebt den roten Punkt mit dem L drauf. Relabelling. Nur so kann man von den Skaleneffekten der Firma Panasonic profitieren. Aber bereits dies erfordert 50-100% Preisaufschlag. Wer anderer Meinung ist, muss es mir anhand eines Kameravergleiches Leica gegen Panasonic mit identischen Objektiven beweisen und exakt am Bildergebnis zeigen. Alle meine diesbezüglichen Tests verliefen ohne Unterschied. Solche Vergleichstests kann man nun machen. Und exakt deshalb schneidet Leica inzwischen auch so schlecht ab. Die L-Mount-Alliance hat auch negative Seiten (für Leica). Im Übrigen hat sich Leica schon lange diversifiziert (bis hin zu Uhren) und Smartphones. Ferner ist Leica Zulieferer für Fototechnik (z.B. bei Huawei) und Lizenzgeber (L-Mount). Das subventioniert den Kern-Kamerabereich, der längst nicht mehr so profitabel ist wie früher.
Jedoch ist das auch nicht mit der Einzelband-Herstellung bei Fotobüchern zu vergleichen. Da muss der Hersteller nur Foto-Papier zu den Maschinen anschaffen. Die (teure) Hauptarbeit erledigt nämlich der Kunde mit der mühsamen Bucherstellung mit einer weitgehend proprietären und unergonomischen Software in oft tage- bis wochenlanger Arbeit. Sofern Sie zumindest den Mindestlohn je Stunde ansetzen, bemerken Sie schnell, wie teuer Sie diese Manufaktur dann wirklich kommt. Im Übrigen tragen Sie alleine das gesamte Risiko der Bucherstellung. Sicherlich muss der Buchdrucker einmal in das Risiko gehen und das Papier anschaffen. Die Maschinen werden oft nur geleast. Aber er wendet sich an alle Fotografen aller Kameras inklusive ca. 7 Milliarden Smartphone-Nutzer. Das ist im Prinzip der gesamte Weltmarkt. Das Risiko ist trotz schwieriger Gesamtlage vernachlässigbar gering im Vergleich zu dem Risiko der dedizierten Kamerahersteller, die nicht einmal mehr 1% der Fotobranche (Smartphones) ausmachen.
Bei Pentax kommt das Problem hinzu, dass man zu viele Sensorklassen mit zu vielen Produkten bedienen will. Das erhöht die Gesamtkosten enorm. Kein anderer Kamerahersteller produziert Mittelformat, Vollformat, APS-C- und Kleinformat-Sensor-Kameras nebeneinander her. Das Ziel muss (wie bei allen Herstellern) sein, sich auf weniger Produkte und Produktklassen mit jeweils größerer Einzelstückzahl zu beschränken.
Die Kameras sind hochwertig. Beim Punkt Kältestabilität sogar führend. Man kann damit wunderschöne Fotos aufnehmen. Aber das kann man eben mit jeder anderen Kamera seit mindestens 2012 auch. Dennoch kauft kaum ein Fremder / Neueinsteiger sie mehr bei Pentax. Es kommt sogar noch schlimmer: Auch die eigenen alten Pentax-Kunden kauften in den letzten Jahren immer weniger. Fakten. Ansonsten ginge es Pentax nämlich gut, und die Firma müsste nicht umstrukturieren.
Die Modelle gelten u.a. aufgrund der Spiegel in den Augen vieler Fotografen als veraltet.
Als ganz schlimm werten viele moderne Anwender das weitgehende Fehlen ansprechender Video-Funktionen. Das ist ein wichtiger Zukunftsmarkt. Auch wenn eingefleischte Fotografen das nicht wahrhaben wollen.
In der Tat liegen die Leistungen vor allem beim KI-gesteuerten Augenautofokus abgeschlagen hinter den führenden spiegellosen Kameras, die seit Mitte 2020 herauskamen. Wer etwas anderes behauptet, hat schlichtweg nie mit diesen neuen Hochleistungskameras gearbeitet. Da liegen gefühlt Welten beim erzielbaren Endergebnis dazwischen.
Faktisch hat die Pentax Mittelformat-Kamera keine Marktchancen mehr gegen Fujifilms Angebot. Alleine der Lagerbestand bei Pentax dürfte für weitere 5 Jahre ausreichen.
Die Theta halte ich für ein hippes Spielzeug (Gimmick), das keine lange Überlebenschance besitzt.
Die WG bildet eine Nische, die ebenfalls von Smartphones übernommen wird - ebenso wie die anderen G-Modelle.
Selbst, wenn Ricoh ständig etwas anderes behauptet, so räume ich der Pocket-Kamera GR mit kleinem Sensor auch keine Marktchancen mehr ein. Die aktuellen Lagerbestände dürften hier ebenfalls für Jahre ausreichen.
3 APS-C-Modelle sind viel zu viel für den sterbenden Markt. Hier muss man sich auf ein Modell konzentrieren, das dann etwas preiswerter angeboten werden kann als 2.000 Euro.
Bei Vollformat 1 Kamera und bei APS-C auch nur noch eine Kamera kann man weiter produzieren. Einen größeren Marktanteil wird es zukünftig nicht mehr für Pentax geben.
Somit müsste Pentax die Produktion sofort auf exakt 2 Kameras reduzieren, aber diese weiterhin in der Serienproduktion kostengünstig betreiben. Ohne irgendwelchen gestalterischen Firlefanz in einer Manufaktur.
Abschließend noch zum Punkt Parallelproduktion: Es ist wirtschaftlich undenkbar, in der Krise zwei teure Produktionsweisen - Serienproduktion und Manufakturbetrieb - nebeneinanderher zu finanzieren. D.h. der Umstieg in Japan leitet den Umstieg für alle ein.
Und selbst ein Parallelvertrieb - online und filialbasiert - funktioniert nicht. Entweder verweigern dann die stationären Händler die Zusammenarbeit, weil der Online-Handel ihre Margen zerstört, oder der Online-Handel der Zentrale erwirtschaftet nur Kosten statt der geplanten Gewinne, weil er viel zu unflexibel und überteuert anbieten muss. Auch hier muss man sich in der Krise für eines entscheiden. Aufgrund der kaum mehr vorhandenen weltweiten Händler-/Standort-Abdeckung bleibt Pentax sowieso nur noch der Online-Vertrieb.
Damit wir uns korrekt verstehen: Das trifft bald auch auf weitere Hersteller zu. Das hat nichts mit einer Firma zu tun, sondern schlichtweg mit den geringen Stückzahlen und den negativen Skaleneffekten bei einer Marktschrumpfung.
Noch eine Warnung: Wer bei den harten Maßnahmen der Umstrukturierung zögert, wird alles verlieren. Die Krise ist bereits viel zu weit fortgeschritten.
Als ich 2015 mit vielen Belegen davor warnte, dass die Fotowirtschaft auf evtl. unter 10 Mio. Stück Kameras im Jahr abstürzen kann, wollte es kaum jemand glauben. 2021 waren es noch knapp über 8 Mio. Derzeit steht laut den Berechnungen der Großen (Canon, Sony, Nikon) ein weiterer Absturz auf ca. 5 Mio. Stück mittelfristig bevor. Da reicht es nicht mehr, nur den Gürtel etwas enger zu schnallen und alles auszusitzen.
Der Januar 2022 schien sich zum Monat der harten Entscheidungen zu entwickeln, welche dem Ernst der Fotowirtschaft entsprachen.
Meldungen zur Fotowirtschaft im Februar 2022
Das Ende der DSLRs naht:
PetaPixel vermeldete, dass Nikon die D500 einstellt. In Japan wurde sie als old product klassifiziert und in Asien als discontinued angegeben. Beides steht für Auslaufmodell, das nicht mehr produziert wird. Nikon bestätigte - wie immer - nichts. Das ist die typische mangelhafte Kommunikation vieler japanischer Kamerazentralen. Jedoch sind die Folgen unklar: Werden alle APS-C-DSLR eingestellt, oder gibt es ein Nachfolgemodell? - Aber das hat selbstredend nachteilige Auswirkungen: Viele Nikon-Fotografen werden jetzt wieder abwarten - und vorläufig nichts kaufen.
Anfang Februar wurde bekannt, dass Sony endgültig seine Objektive für das DSLR-A-Bajonett aussortiert. Zumindest ging dies aus asiatischen Quellen hervor. Wie alle anderen Kamerahersteller auch informiert Sony selbstredend nicht die eigenen Kunden in Europa. (Siehe Wunsch und Wirklichkeit.) So beenden Firmen ihre DSLR-Ära. (US-Quelle 1, US-Quelle 2.) Bereits im Mai letzten Jahres hatte Sony auf identische Weise die Kameraproduktion für seine DSLRs eingestellt - nur 5 Jahre nach der Vorstellung der letzten A-Kamera (a99 II). Man kann somit festhalten, dass spätestens 5-8 Jahre nach einem Systemwechsel selbst der reichste und größte Konzern alte Produktlinien, die alle angeblich für die Ewigkeit gedacht waren, lautlos einstellt. Das sollte beim Wechsel vieler Firmen 2018 jedem bei Canon, Nikon, Panasonic, Sigma etc. (aber auch Fujifilm mit seinem Wechsel zu Mittelformat im Jahr 2016) zu denken geben - alles Firmen, denen es finanziell nicht ganz so gut ging wie Sony.
Aus diversen Quellen hörte man Anfang Februar, dass erste Händler in den USA ihre Lager mit DSLRs langsam räumten, nichts mehr aktiv von sich aus nachbestellten und diesbezügliche Kundenbestellungen nur noch als Sonderwunsch durchführten. Es ging somit langsam zu Ende mit den DSLRs. Manche Kunden wünschen sie noch, und manche Kamerahersteller wollen sich auch nicht davon trennen. Wenn allerdings die Händler dazwischen diese Modelle aussortieren, dann wird der Kunde keine Angebote mehr sehen respektive kaufen können und die Hersteller werden in der Folge weniger Nachfrage erhalten und somit mangels angeblichen Interesses die Produktion einstellen. Ein teuflischer Kreislauf. Allerdings ist es auch verständlich, dass der sowieso gebeutelte Foto-Fach-Handel nicht auf den potentiellen Ladenhütern sitzen bleiben will. Dazu wurden auch die Händler von den Kameraherstellern zu oft im Regen stehen gelassen. Deren Vertrauen ist verspielt. - Letztendlich rächt sich nun die seit Jahren oft miserable Kommunikations-/Informations-Politik der japanischen Zentralen.
Mitte Februar wurde aus Japan berichtet, dass Canon alle DSLR-Objektive einstellt bis auf 9 teure Festbrennweiten. (US-Quelle). Daraufhin haben Fotografen die USA überprüft, und dort nur noch 11 kaufbare EF-Objektive für DSLRs gefunden. Meine Recherche bei Canon.de im offiziellen Shop ergaben am 13. Februar noch 51 Objektive. Wer noch welche kaufen will, sollte sich nun bald dazu entscheiden. Denn die Wahrheit wird Ihnen kein Hersteller oder Lieferant oder Fotofachhändler, die laut US-Quellen alle inzwischen darüber informiert wurden, erzählen. Denn Canon hat einen
neuen Euphemismus generiert: Objektive und Kameras werden nicht mehr aufgegeben oder deren Produktion eingestellt, sondern die Serie wird optimiert - series optimization.
Vermischtes:
Was mir negativ bei einigen Objektiven auffiel, fiel inzwischen auch anderen Beobachtern weltweit auf: Canon hat heimlich die Preise für zahlreiche Objektive erhöht, wobei dies alte EF- als auch neue RF-Modelle betrifft. Ganz dreist ist dies bei Modellen wie den sowieso seit einem halben Jahr nicht erhältlichen RF 85 mm F1.2, dem
RF 50 mm F1.2 sowie dem RF 28-70 mm F2L USM (jeweils +200 Euro für nichts). Aber selbst bei verfügbaren Modellen wurde kräftig zugeschlagen, wie z.B. beim RF 800 mm F11 IS STM (+100 Euro für nichts). Das sind durchschnittlich 8% Aufpreis ohne Mehrwert. Dies gilt umso mehr, als wir in Europa und vor allem in Deutschland sowieso bereits mit einem gnadenlosen Melkkuhzuschlag geschröpft werden. So kostet das RF 28-70 mm F2 L USM in den USA 3.099 US$. Das waren im Februar 2.710 Euro - Wir bezahlten hier also sowieso bereits plus 27%. Alle Canon-Objektive in den USA. In den USA soll dies bereits die zweite Preiserhöhung binnen 5 Monaten gewesen sein.
Anfang Februar entstand wieder einmal viel Aufregung über ein weiteres gescheitertes Kickstarter-Projekt (Crowdfunding).
Allerdings handelt sich erstens um ein grundlegendes Problem, das zweitens durch die pandemiemitverursachte Wirtschaftskrise verstärkt wird.
Derartige Projekte, die auf private Financiers hoffen, sind generell mit hohen Risiken verbunden. Deshalb nannte man dies früher auch Risikokapital, das nur von wenigen reichen und darauf spezialisierten Investoren mit Fachberatern aus den Bereichen Technik und Finanzen betrieben wurde.
Meines Erachtens ist das - aufgrund meiner eigenen Erfahrung im Bankbereich u.a. als Fachgutachter in diesem Gebiet - für Privatleute / Amateurfotografen mit höchsten Risiken verbundenes Glücksspiel, das man wirklich nur mit zusätzlichem freien Geld betreiben sollte, das man auch bereitwillig das Klo herunterspülen würde.
In der schweren Wirtschaftskrise im Fotobereich können allerdings auch hochsolide Firmenideen schlichtweg irgendwann ihre Rentabilität verlieren.
Das hat im Übrigen oft überhaupt nichts mit der genialen Erfindung oder den sympathischen Entwicklern noch mit deren Kompetenzen zu tun. Manchmal ändert sich schlichtweg der Markt / das Umfeld nur schneller als das Produkt entwickelt oder umgestaltet werden kann.
Selbst unter normalen ökonomischen Umständen und nach solider Prüfung durch technische sowie ökonomische Berater gehen Investoren beim übrig bleibenden fein ausgesiebten Rest von mindestens 50% Verlust aus. D.h. jede zweite Investition geht erfahrungsgemäß verloren.
Der Unterschied liegt bei Finanzinvestoren hingegen darin, dass sie an den wenigen mit rigiden Praktiken bis zum Börsengang durchgeboxten Projekten sich dann eine goldene Nase verdienen. Letzteres ist bei Privatinvestoren für Fotoprodukte definitiv ausgeschlossen, da Sie dabei persönlich nur ein Produkt (vielleicht etwas früher und etwas billiger) erwerben aber keine Firmenanteile.
Also nochmals: Vorsicht.
Mitte Februar gab Sony bekannt, dass sie 2021 Marktführer in den USA und Kanada bei spiegellosen Kameras und dazu passenden Objektiven gewesen sei (zweite Quelle). Wie immer bin ich bei nicht öffentlich zugänglichen Daten und ziemlich unklarer Datenerhebung (Stückzahlen oder Umsatz? Netto oder Brutto?) skeptisch über die Aussagekraft. Aber dennoch: Sony umwarb jenen US-Markt mit Dumping-Preisen für Produkte und unvorstellbar hohen Werbegeldern für Influencer seit Jahren. Irgendwann erzielt dies eine Wirkung.
Anschließend konterte Canon, dass es ebenfalls die Nummer eins gewesen sei. Hier ein Vergleich der aus meiner Sicht nur für wertlose Diskussionen in Foto-Foren brauchbaren Zahlenakrobatik beider Firmen. Canon verkaufte mehr Stück, aber Sony erzielte in den USA mehr Umsatz. Das sind die üblichen Schlammschlachten der Marketing-Abteilungen. Es war schon immer und ist auch heute noch ein Kinderspiel, die Daten so auszuwählen, dass jeder in einer Disziplin die Nummer Eins ist. Fakt bleibt jedoch, dass der Gesamtkuchen des Fotomarktes für alle kleiner wurde.
Wie sehr man mit - in diesem Beispiel - japanischen angeblichen Marktzahlen daneben liegen kann, zeigte Mitte Februar ein US-Analyst, welcher der Firma Olympus im Jahr 2018 einen Weltmarktanteil von 27,7% (aller spiegellosen Kameras) attestierte und daraus 1,15 Mio. verkaufter spiegelloser Micro-Four-Thirds Kameras extrapolierte. Niemals - zu keinem Zeitpunkt der Firmengeschichte - hatte Olympus solche Verkaufszahlen. Ganz im Gegenteil krebste der Konzern immer um die 500.000 produzierte Kameras herum und stürzte seit Jahren weiter ab, in die selbst für einen Großkonzern untragbare Todeszone. Deshalb stieß man nach jahrelangen Milliardenverlusten den Imaging-Bereich an eine Investment-Gesellschaft ab und bezahlte für die Abnahme des Verlustbringers sogar hohe Abfindungen. - Man darf niemals einen kleinen nationalen Markt, der wie in Japan zusätzlich noch eine extreme Vorliebe für kleine, spiegellose und billigere Kameras hat, mit dem Weltmarkt gleichsetzen.
Ein 800 mm Objektiv für 17.000 US$ (Tageskurs ca. 15.450 Euro) und ein 1.200 mm Objektiv für 20.000 US$ (Tageskurs ca. 18.160 Euro). Die Hyper-Inflation im Fotobereich ist nun vermutlich nicht mehr aufzuhalten.
In Deutschland kommt dann noch der Melkkuhzuschlag oben drauf. - Nachtrag: Die deutschen Preise liegen bei 19.949 respektive 23.449 Euro. Das sind aktuell +29% Aufpreis. Danke.
Nur das Gewicht hat etwas abgenommen: 3.140 Gramm für das 800 mm und 3.340 Gramm für das 1.200 mm Teleobjektiv.
Allerdings stellen sich immer mehr Analysten die ernste Frage, ob es sich bei beiden Versionen nur um die normalen Objektive 400 mm (12.999 Euro) und 600 mm (13.999 Euro) mit jeweils einem fest dahinter verbauten 2-fach Telekonverter handelt. Bitte vergleichen Sie die hier verlinkten offiziellen Fotos der Produkte selbst. Ich sehe dies von außen ebenso. Vieles deutet auch bei den technischen Daten darauf hin. Dies ergäbe dann 7.000 Euro respektive 10.000 Euro für den 2-fach-Telekonverter, der offiziell nur749 Euro kostet. Das wäre wirklich eine dreiste Preis- und Produkt-Politik.
Trotz zahlreichen Anfragen und Beschwerden äußerte sich Canon nicht dazu.
Ende Februar wurde wieder einmal eine Aussage eines Managers aus dem Marketing von Panasonic hochgejubelt: Angeblich will Panasonic nicht nur den Micro-Four-Thirds-Sensor ständig weiterentwickeln, sondern auch unbegrenzt neue Kameras entwickeln und herausbringen. - Das wird deren Fotografen beruhigen sowie freuen. Aber solche Aussagen sind wertlos. Das haben auch die Manager von Olympus gesagt, selbst wenige Monate vor dem Verkauf der ganzen Imaging-Branche wurde noch systematisch gelogen. Im Übrigen handelt es sich nur um eine mündliche Aussage, die auch noch maschinenübersetzt vorliegt und nicht in Schriftform von Panasonic nachgereicht wurde. Letztendlich hängt dies von den Gewinnen respektive Verlusten ab. Definitiv entscheidet das nicht ein Manager aus dem Marketing.
Teilemangel:
Mitte Februar sickerten weitere offizielle japanische Bestätigungen (u.a. der Finanzzeitschrift Nikkei) über den anhaltenden Teilemangel in der Kameraindustrie durch. (Vorsicht: Die automatische Übersetzung gibt falsche Jahreszahlen an.)
Am 23. Februar äußerten auch Analysten Bedenken, ob sich der Teilemangel 2022 wirklich auflöst, oder doch eher bis 2023 anhält.
Es wird ein neu von Sony entwickelter Stacked CMOS geboten. Obwohl der Sensor viel kleiner ist, ist die Auslesezeit mehr als doppelt so lange wie der langsamste Stacked Sensor bei Vollformat-Kameras.
Es werden weiterhin nur 20 Mega-Pixel geboten (5.184 * 3.888), während Smartphones inzwischen bis zu 108 MP bieten. Viele Landschaftsfotografen wünschten sich auch von OMS/OMDS wie die neue Firma nun heißt, nachdem Olympus den defizitären Bereich Imaging abgestoßen hat, mehr. Denn 20 MP boten frühere OM-Modelle bereits seit dem Jahr 2015. Überdies sei darauf hingewiesen, dass bisher alle Stacked CMOS-Sensoren auf Geschwindigkeit optimiert wurden und dafür etwas Bildqualität opferten - vor allem beim Dynamikumfang. Dafür handelt es sich um den ersten BSI-Sensor bei OM. So könnte der Nachteil evtl. wieder ausgeglichen werden (im Vergleich zur OM-D E-M1 Mark III). Aber Vorsicht: OM verwendet noch immer den starken Supersonic Wave Filter (SSWF). Schärfere Fotos sind somit auch nicht zu erwarten.
Der neue Prozessor ist leistungsstärker und arbeitet Aufgaben schneller ab, als die Vorgänger. So dauern handgehaltene Kombinationsaufnahmen nun nur noch 7 statt früher 16 Sekunden (mit der E-M1 III).
Das Autofokus-System erkennt nun Züge, Autos, Flugzeuge, Hubschrauber, Vögel und Tiere. Bei Olympus sind Vögel keine Tiere. Diese Modi muss man vorab manuell auswählen. - Aber die Augen- und Gesichtserkennung für Menschen ist eine Extra-Funktion, die auch separat ausgewählt werden muss. Die früher geringe Autofokusleistung bei wenig Licht soll nun verbessert worden sein. Auch das früher für Hallensport unzuverlässige Verfolgungsmodus-Autofokussystem soll nun verbessert worden sein.
Die bisher (z.B. von DPReview) publizierten Vogelaufnahmen mit Augenautofokus, welche bei hellem Tageslicht aufgenommen wurden, können mich nicht überzeugen. Da ist kaum ein Auge wirklich scharf fokussiert, oft ist definitiv ein anderes Teil des Vogels scharfgestellt. (Siehe den Link unten - z.B. OM System OM-1 Sample Gallery Image 14 / 59, oder 16). Bei zahlreichen Tierfotos scheint mit sogar ein signifikanter Front-Fokus vorzuliegen (Image 25). - Da ich mich nun seit vielen Monaten ausgiebig mit den Spitzenkameras (von Canon R6, R5, R3, sowie Sony A1 und Nikon Z9) und der Tierfotografie befasse, weiß ich definitiv, dass jene das besser beherrschen. Da muss OMDS noch beim Firmware nachbessern. Denn auch Tester gaben bereits an, dass man sehr viel vorher manuell einstellen und am Motiv vorauswählen muss, um auf Tiere und deren Augen zu fokussieren.
Vor allem im Video-Bereich hat die OM-1 deutlich zugelegt, reicht aber nicht an die Kameras von Panasonic mit MFT-Sensor heran - vor allem nicht an die neuen GH6. Überhaupt scheint fast alles auf Video ausgerichtet zu sein, was manchen Fotografen zumindest nichts nutzt.
Das Gehäuse wurde endlich mit einem tieferen Griff versehen, damit man es ergonomischer halten kann. Dennoch ist die Kamera noch immer sehr klein und die Schalter sind wirklich klein sowie oft eng-zusammenliegend platziert, sodass Menschen mit größeren Fingern beim Testen bereits Probleme hatten. Ferner wurden zahlreiche neue AF-Funktionen nicht auf Tasten/Schalter gelegt, sodass sie weder direkt bedienbar noch direkt konfigurierbar sind. Das geht nur sehr umständlich.
Obwohl das Gehäuse angeblich innen einen Magnesium-Rahmen besitzt, sind zahlreiche Tester von der billigen Plastik-Haptik der 511 Gramm leichten (leeren) Kamera nicht beeindruckt.
Dafür wirbt man mit IP53. Allerdings ist der Standard zum Staub- und Wasserschutz ziemlich umfangreich und kompliziert. Faktisch bietet die Kamera keinen Sensorschutz wie viele andere moderne Kameras durch z.B. einen geschlossenen Verschluss etc. Aber der Schutzstandard wird sowieso nur für ganz wenige (9) Objektive angeboten. Von jenen sind jedoch im Grunde nur 5 als geeignet für die Sportfotografie zu betrachten (MFT-Werte): 12-100 mm F4 PRO, 40-150 mm F2.8 PRO, 40-150 mm F4 PRO, 300 mm F4 IS PRO, 150-400 mm F4.5 TC IS PRO. Wobei man nur das 40-150 mm F2.8 PRO mit einer äquivalenten Brennweite von 80-300 mm sowie äquivalenten Offenblende von F5,6 als halbwegs lichtstark bezeichnen kann.
Ferner kann die OM-1 bis zu 50 Bilder in RAW je Sekunde aufnehmen. Aber nur mit 6 Objektiven. Von jenen sind jedoch im Grunde nur 4 als geeignet für die Sportfotografie zu betrachten (MFT-Werte): 12-100 mm F4 PRO, 40-150 mm F2.8 PRO, 300 mm F4 IS PRO, 150-400 mm F4.5 TC IS PRO. Wobei man nur das 40-150 mm F2.8 PRO mit einer äquivalenten Brennweite von 80-300 mm sowie äquivalenten Offenblende von F5,6 als halbwegs lichtstark bezeichnen kann.
Die OM-1 erhält endlich einen brauchbaren elektronischen Sucher mit 5,76 Mio. Pixel OLED (= 1.600 * 1.200) bei angeblich bis zu 120 Hz. Aber beim Fokussieren ruckelt es dann sichtbar im Sucher.
Der vollkommen dreh- und schwenkbare rückwärtige Touch-fähige Monitor bietet 1,62 Mio. Pixel. Die Menüs wurden zwar komplett überarbeitet, sind aber noch immer unnötig unergonomisch und umständlich zu bedienen. Da Untermenüs nicht mehr angezeigt werden, muss man jeden Unterpunkt erst anspringen, um den Inhalt zu sehen. Oder man lernt die dreistelligen Untermenüpunkte mit vierstellige Details auswendig. Und die Touch-Funktion versagt beim Springen zwischen Menüs. Dazu muss man an Wahlrädern drehen. Manche Tester fühlten sich in die dunkelsten Zeiten der schlimmsten Sony-Menüs zurückversetzt. - Zumindest gibt es ein Super Control Panel mit den wichtigsten Funktionen auf einer Seite. Aber auch hier fehlen (wie bei obigen Fn-Tasten) die neuen Kamerafunktionen. Ferner kann man zwar bei diesen OM-Kameras individuell vieles konfigurieren, aber zum sinnvollen Fotobetrieb muss man es auch aufwändig erst umstellen.
Der Preis beträgt 2.199 US$/Euro. Die offiziellen Aussagen schienen im Februar falsch zu sein. Denn der deutsche Internet-Auftritt OMDS der japanischen Investmentfirma verlangt seit 16.02. stolze 2.800 Euro, da man die Kamera nur mit dem Kit-Objektiv 12-40 mm erhält. Das ist viel Geld für eine kleine Kamera mit nur 1/4 der Sensorfläche = Lichteinfall = Bildqualität einer Vollformatkamera, die es bereits für unter 1.000 US$ gibt. Und notwendige Dinge wie ein externes Akku-Ladegerät muss man extra kaufen.
Selbstredend wird diese Kamera Käufer ab März 2022 finden, da weltweit, aber vor allem in Deutschland, einer der früheren Olympus-Hochburgen mit fanatischen Anhängern, die bezahlten Influencer dafür seit Tagen wieder ganz tief in die Lügenkiste griffen und jegliche Naturgesetze für die Fotografie außer Kraft setzten.
Nur weil man einen schnellen Stacked CMOS eingebaut hat, heißt dies nicht, dass daraus ohne lichtstarke Objektive wirklich eine für Berufsfotografen oder ambitionierte Amateure taugliche Sportkamera entstanden ist. 300 mm F4 ist äquivalent zum Vollformat eben 600 mm bei F8. Wer etwas anders erzählt, hat von Physik keine Ahnung oder belügt Sie sogar vorsätzlich.
Erstaunt muss man festhalten, dass selbst wichtigste Daten nicht publiziert wurden, wie z.B. die Akku-Ausdauer bei Benutzung des elektronischen Suchers. Die Firma wird schon wissen warum. Vermutlich weil man den zusätzlichen Batteriegriff für 350 US$ und weitere (neue) Akkus zu je 100 US$ für längere Foto- und Video-Aufnahmen benötigt. Zitat: Single battery support of one 2280 mAh BLX-1 battery, up to 1040 images Optional: with HLD-10 Grip. (Original-Quelle) - Vorsicht: Die deutsche Niederlassung der japanischen Investmentgesellschaft wirbt noch immer (irreführend) mit der unzutreffenden Bezeichnung Olympus und dem deutschen Internet-Auftritt www.olympus.de. Ferner verwendet der neue Hersteller auch irreführend vorne an der Kamera angebracht noch den Namen der alten Firma Olympus.
Bereits jetzt kann ich festhalten, dass zahlreiche der angegebenen Papierwerte fiktiv sind, also niemals in der realen Fotopraxis erzielbar: So ist es derzeit nicht möglich, mit Objektiven jener Klasse 50 Mal die Sekunde zu fokussieren und abzublenden. Abgesehen davon, dass die Werte sowieso nur für ganz wenige lichtstarke, teure, neue (OMD-) Objektive überhaupt gelten - also definitiv nicht für alte oder von anderen MFT-Herstellern. - Jedoch glaubt das ja doch keiner, bevor er ernüchtert selbst den Test bei abgeblendet auf f8 gemacht hat. - Aber Leugnern der Naturgesetze kann man weder raten noch helfen.
Hier der englische Testbericht dazu sowie ein Video in extrem heller Schneelandschaft. Dort kann die Kamera einige Leistungen zeigen. Weiterer Kurztest.
Gleichgültig, wie gut die Kamera - nach den erst in Monaten vorliegenden seriösen privaten Endkundentests - auch sein mag und wie sehr sie von dafür bezahlten Influencern hochgejubelt wird, der absolute Käufermarkt dafür ist weltweit gesehen inzwischen eher gering - und speist sich überwiegend nur noch aus (einem harten Kern) der alten ehemaligen Olympus-Fotografen, welche in das MFT-System bereits hochinvestiert sind.
Nachdem Panasonic am 22. Februar seine überlegene GH6 publizierte (siehe unten), räume ich der OM-1 von Olympus keine signifikanten Marktchancen mehr ein.
Am 22. Februar stellte Panasonic seine neue Lumix DC-GH6 vor, eine Micro-Four-Thirds-Kamera mit in ihrer Sensorklasse überragenden Video-Leistungen.
Rund 25 MP (5.776 * 4.336 Pixel im Verhältnis 4:3) CMOS Sensor mit paralleler Auslesung und ohne Tiefpass-Filter, eingebautem Ventilator, UHD und DCI 4K mit 10-bit 4:2:2 bis zu 60P. Zeitlupe UHD und DCI 4K mit 10-bit 4:2:0 bis zu 120P. 1 CFexpress Type B und 1 UHS-II SD Kartenfach. IBIS bis zu 7,5 EV. 14 Bilder je Sekunde mit AF-S, 8 Bilder / Sek. mit AF-C und 75 mit dem elektronischen Verschluss. Verbesserte Rauschreduzierung, verbesserter Depth-from-Defocus-Autofokus, ausklappbares und schwenkbares rückwärtiges Touch-Display, Elektronischer Sucher mit 3,68 Mio. Punkten, stärkerer Akku der S5. Und vieles mehr. (Panasonic Lumix DC-GH6 initial review und Panasonic Launches the GH6: 25.2MP, 5.7K 10-Bit Video, Active Cooling).
Der Preis beträgt 2.199 US$ / 2.200 Euro, und die Kamera wurde ab Mitte März verfügbar.
Aber auch hier will ich ganz realistisch bleiben: Die Kamera stellt im Sektor der MFT-Sensoren das bisherige Spitzenmodell dar - vor allem bei Video. Aber auch hier hat sich der Markt verändert. Ca. 1/3 der früheren Panasonic-Videografen stieg zu Panasonics eigenen Vollformat-Videokameras auf. Ein weiteres Drittel wanderte ganz in den Profibereich der wirklich teuren Videokameras (auch der Konkurrenz) ab. Der ca. 1/3 der früheren Bestands-/Altkunden betragende Rest wird sicherlich mit dem neuen Modell liebäugeln. Aber maximal 20% werden es kaufen. Das reicht langfristig nicht aus. - Die alten lukrativen Zeiten sind auch für Panasonic in diesem Sensor-Segment vorbei.
Dies gilt umso mehr, als ein Blick auf das Volumen und vor allem das Gewicht der Kamera erschreckt: 803 Gramm für das leere Gehäuse (US-Tester ermittelten sogar 823g) sind mehr als das Gewicht der Vollformat R5C. Die Zeiten, in denen die kleineren Sensoren Vorteile bei Gewicht und Volumen zeigten, sind schon lange vorbei.
Im Grunde wäre diese Kamera eher für die meisten Fotografen jener Sensorklasse geeignet, da sie zwar etwas langsamer arbeitet als die OM-1, aber dafür eine höhere Auflösung bietet, was den meisten Fotografen eher von Vorteil ist. Dies gilt umso mehr, als die OM-1 ihre Geschwindigkeitsvorteile sowieso nur bei hellem Tageslicht und wenigen lichtstarken Objektiven ausspielen kann. Aber nur wenige Fotografen interessieren sich für diese Panasonic-Kamera. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Panasonic sie immer als Video-Kamera vermarktete.
Zu den beiden neuen Kameras mit Micro-Four-Thirds-Sensor kann man festhalten, dass es sich um die technischen Spitzenprodukte ihrer Sensorklasse handelt, die am Ende der über zehnjährigen MFT-Entwicklung stehen. Deshalb sind sie allen daran interessierten Fotografen zu gönnen. Aber der enge Blick auf technische Details verstellt oft die wichtigere Gesamtschau über die grundsätzlichen ökonomischen Marktverschiebungen. So ist es historisch bekannt, dass die eigentlichen Spitzenprodukte einer Technologie (z.B. Dampflokomotiven) erst entwickelt wurden, als Konkurrenzprodukte (Diesel- und Elektrolokomotiven) bereits lange erfunden und eingeführt waren. Die typischer Weise immer praktizierte technische Optimierung von bestimmten Produkten führt jedoch nicht dazu, dass bereits erkennbare grundlegende Marktverschiebungen verhindert werden. Sie werden - aus Sicht der alten Technologie - bestenfalls verzögert.
Die physikalischen Nachteile aller Micro-Four-Thirds-Sensoren belegten auch erste Tests. - Die Bildqualität ist signifikant unterlegen.
Kriegsszenarien
Ende Februar trat eine politische Verschärfung ein, welche Auswirkungen auf die (Foto-)Wirtschaft haben wird.:
Obwohl ich als friedensliebender Fotograf noch immer hoffe, dass sich eine politische Lösung finden lässt, muss ich dennoch mit der Anerkennung der beiden separatistischen Gebiete im Osten der Ukraine durch Russland am 22.02.2022 einräumen, dass man sich nun zumindest ernsthafte Gedanken über Kriegsszenarien und deren Einfluss auf die Fotografie machen muss. Inzwischen scheinen - im Gegensatz zu der Mehrheit der Bevölkerungen in allen Ländern - viele Politiker in vielen Ländern gezielt auf einen Krieg in Europa hinzuarbeiten, statt den Frieden zu sichern, wie es ihre Aufgabe wäre.
Politische Folgen:
Es ist zu befürchten, dass dieses Jahr 2022 unter dem Zeichen der Kriegsführung und dann der Kriegsfolgenbehebung stehen wird, sowie für andere wichtige Themen deshalb kein Platz mehr ist.
Gleichgültig, wie die Sache ausgeht, wird lange Zeit Misstrauen die Politik bestimmen.
Hirnlose gegenseitige politische Sanktionen werden nun vermutlich im Wochentakt herausgebracht werden, welche alle Menschen direkt und indirekt betreffen, auch uns und die weit entfernten Amerikaner.
Das wird selbstredend die Reisefreiheit und somit die Fotografie beeinträchtigen.
Ferner werden nun viele Regierungen unter dem Deckmantel des Krieges und der Kriegsabwehr völlig undemokratische Gesetze und Vorschriften an der Bevölkerung vorbei durchpeitschen oder sogar heimlich einführen, unter denen wir dann alle leiden. Denken Sie nur an die von den Grünen eingeführten nächtlichen und sogar ganztägigen Ausgangssperren in Baden-Württemberg oder den Fahrverboten über 15 Kilometer unter dem Deckmantel der Corona-Bekämpfung. Auch das politische Klima wird innenpolitisch massiv vergiftet werden, da nun jeder, der sich für die Demokratie und Frieden im eigenen Land einsetzt, als Putin-Freund und Kriegstreiber diffamiert oder strafrechtlich verfolgt wird. Das kann bis hin zu weiteren Notstandsgesetzen oder der Einführung des Kriegsrechtes auch in westlichen Ländern reichen. Kein Scherz: Lesen Sie dazu einmal die uralten Verordnungen und Gesetze aus dem Kalten Krieg für Notsituationen wie dieser nach. Sie gelten sämtlich noch heute.
Den Satz hatte ich kaum geschrieben, da publizierten die ersten undemokratischen Politiker bei uns: Ganz wichtig sei, dass es in der EU kein öffentliches Gezerre über ein Sanktionspaket gebe, sondern das schnell hinter verschlossenen Türen entschieden werde. (Quelle). So nennen westliche Politiker unsere Demokratie nun: öffentliches Gezerre. Wir steuern direkt auf eine Undemokratie hinter verschlossenen Türen zu.
Wirtschaftliche Folgen:
Der sogenannte Westen - also die USA - wird alle mit ihr Handel treibenden Länder zwingen, nun schärfste Wirtschaftssanktionen zu erlassen, welche einerseits dem Handel Russlands, andererseits der Wirtschaft jedes anderen Landes der Welt schaden und nur den USA nutzen. Das wird bei Gas anfangen und sämtlichen Gütern enden, welche Europa herstellt. Die USA hat bereits angekündigt, dass sie sich selbst nicht an eigene Handelsbeschränkungen gegen Russland hält, weil jene (wie z.B. die gigantischen Ölimporte aus Russland - (US-Link / Seite / Quelle nicht mehr vorhanden) - Quelle 2) angeblich reine Privatsache von US-Privatfirmen seien.
Es ist zu erwarten, dass alle optischen und elektronischen Produkte, welche (per willkürlicher Definition wie zu Zeiten des Kalten Krieges) auch irgendwie militärisch genutzt werden könnten, von Handelssanktionen (sogenannten Exportbeschränkungen) betroffen sein werden. Daraus folgt, dass sich weltweit tätige Großkonzerne, daran halten müssen und sicherheitshalber ihren ganzen Handel mit Russland einstellen. Denn die USA kennen da keine Gnade: Wer gegen ihre Sanktionen als fremde Firma verstößt, wird in den USA mit Milliardenstrafen belegt, deren Konten eingefroren und der Handel in den USA verboten sowie diese Firmen von allen Bezugsmöglichkeiten von Teilen gestrichen. Das kann bis hin zur Verstaatlichung der Firma reichen. Das werden weder Sony noch ein anderer Großkonzern riskieren. Also fallen u.a. Russland als Fotomarkt offiziell weg. Offiziell deshalb, weil Sanktionen noch nie vollständig funktioniert haben. Irgendwie finden die Waren (z.B. über China) verteuert dennoch den Weg an das Ziel.
Kurz nachdem ich das schrieb kündigte auch Japan direkte Sanktionen gegen Russland an. Am 07.03. stoppte Canon seine Lieferungen nach Russland.
Der Mangel an Rohstoffen wird drastisch verschärft werden, da Russland z.B. auch sehr viel Rohstoffe exportiert, welche der Westen dringend benötigt. Hier die Liste der 10 wichtigsten russischen Exportgüter: Erdöl, Erdgas, Edelsteine und -metalle, Roheisen und Stahl, Kohle, Getreide, Maschinen, Holz, Düngemittel, Kupfer und Kupferartikel sowie z.B. Titan.
Dies wird zumindest indirekt die Mangelwirtschaft verschlimmern. Preise für Rohstoffe und Zulieferteile werden drastisch steigen und die Wartezeiten noch länger werden. Im schlimmsten Fall gehen wir sogar von der aktuellen Mangelwirtschaft zu einer Art Kriegswirtschaft über.
Durch die Sanktionen werden alle Waren und Güter sowie Dienstleistungen im Westen drastisch teurer. Dies betrifft alle Firmen, die dann weniger oder schlechter produzieren können, bei uns Kurzarbeit (man schätzt hunderttausende Betroffene in Deutschland binnen weniger Monate) einführen müssen und im Ausland sowie bald dann auch bei uns Mitarbeiter entlassen. Das wird die Arbeitslosigkeit und Armut weiter steigern. An den Kauf von Fotokameras können dann immer weniger Menschen auch aus der Mittelschicht denken. Bereits die Angst vor bald befürchteter Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit wird zunehmen und Auswirkungen auf die eigene Ausgabenpolitik sowie Zukunftsplanung haben. Das wird zu Einbrüchen bei verkauften Kameras und Objektiven führen, auf die man als Luxusprodukte am ehesten verzichten kann.
Hinzu kommt eine weitere Steigerung der GrünenInflation - korrekt gelesen, so nennen Börsenanalysten weltweit die Inflation in Deutschland und Europa seit der Wahl der Grünen in Deutschland in die Regierung. Angesichts von zugegebener Inflation von im Januar bereits bis zu 40% bei Strompreisen gehen Schätzungen von weit über 10% jährlicher Gesamt-Inflation aus, die massive Auswirkungen auf das Leben jedes Bürgers haben wird. Das fängt beim Heizen an, geht über den Strom, Benzin zu Lebensmitteln. Auch in der Mittelschicht wird es dann selbst bei uns finanziell immer ungemütlicher. Nachtrag: In der Tagesschau-Sondersendung sprach ein Gasexperte von einer Vervierfachung der Gas-Einkaufspreise seit Januar 2021 (exakt von 16,30 Euro je Megawattstunde auf 79 Euro), wobei man bereits 60% Preissteigerung an die Endkunden weitergereicht habe. Spätestens im Sommer hat das jeder begriffen und wird aus Vorsicht über nicht kalkulierbare weitere Verteuerungen sparsam bleiben und definitiv vorerst größere Investitionen in Fotoausrüstung zumindest aufschieben - in der Hoffnung, dass es bis Weihnachten vielleicht / hoffentlich wieder besser aussieht. Aber im nächsten Winter kommen erst die wirklichen Heiz- und Energie-Probleme. Nach Meinung nicht weniger Energie-Analysten geht es dann bei uns nicht mehr um illusorisch hohe Preise durch die Hyperinflation, sondern schlichtweg um die Rationierung der wenigen lieferbaren Energien. Klartext: Stromausfälle, kalte Wohnungen, ausfallende Produktion wegen stillgelegter Fabriken. - Fakt ist auch, dass bei diesen hohen Energiekosten jegliche Produktion in Deutschland und auch in Europa nicht mehr konkurrenzfähig ist - mit sofortiger Wirkung.
Die nun wieder steigenden Ausgaben für Rüstung etc. werden selbstredend im Etat für andere Dinge fehlen. Ebenso werden die anderen Etats faktisch gekürzt, wenn wichtige Geldmittel z.B. für die Kriegsopfer oder Entwicklungshilfe in den betroffenen Gebieten / Ländern ausgegeben werden müssen.
Ferner will ich eine indirekte Kette darlegen, welche dann doch wieder Einfluss auf uns direkt haben wird. Russland und die Ukraine sind noch immer die Kornkammer für Arabien. Fallen sie aus, dann wird dort der Mangel extrem. Daraus folgen höhere Preise aufgrund der drastisch ansteigenden Nachfrage weltweit für Getreide aller Art. Dadurch wird auch der Brotpreis bei uns direkt steigen - sowie alle anderen Lebensmittel, die direkt oder indirekt (z.B. Fleisch) davon abhängen. Das betrifft uns sogar dann, wenn wir selbst kein Getreide aus den beiden Ländern beziehen. So wird es mit allen von Handelsrestriktionen betroffenen Waren sein. - Wir leben nun einmal in einer globalisierten Welt. Es ist inzwischen wichtig, wenn irgendwo z.B. ein Getreidesack umfällt.
Letztendlich überblickt niemand die komplexen Lieferketten und Abhängigkeiten unserer Welt mehr. Das gesamte Ausmaß der Folgen werden wir erst in Monaten - dann aber heftig - verspüren.
Fazit: Wenn die Politiker - und ich meine wirklich alle Politiker weltweit - jetzt nicht ganz schnell noch 'die Kurve kriegen' weg von der allseitigen Propaganda sowie Kriegshetze und sich wieder auf ihre diplomatische Aufgabe der Friedenssicherung konzentrieren, dann wird 2022 (und evtl. auch die Folgejahre) nicht nur für die Fotowirtschaft schlecht.
Nachtrag: Wenige Tage nach dem Verfassen dieses Kapitels, brach nachts / früh morgens am 24.02.2022 der Krieg aus. - Die Weltwirtschaft und somit auch die Fotowirtschaft werden vermutlich langanhaltend darunter leiden.
Nachdem weltweit Lufträume und russische Fluggesellschaften gesperrt wurden, brach am 28. Februar das Chaos in der Luftfahrt aus. Zahlreiche Lieferketten kollabierten, weil russische Firmen im Lufttransport enorm wichtig sind. Weitere Verzögerungen sind nun unausweichlich. Selbst diejenigen Fluggesellschaften, welche noch über Umwege fliegen dürfen, benötigen länger und können nur deutlich weniger Fracht mitnehmen. Zudem kletterte der Kerosinpreis täglich auf neue Höchstwerte. All dies wird auch zu weiteren drastischen Preiserhöhungen führen.
CIPA Januar-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im März die Januar-Zahlen besprechen.
Am 01. März 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Januar sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Januar 2022-Zahlen:
Die Januar-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie weltweiter Lockdowns und des Chip-Mangels negativ. Sie lagen in allen Kategorien unter den Januar-Zahlen des Vorjahres.
Produktion Gesamtzahlen: -10,8% im Vergleich zum Januar 2021.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -21,5% im Vergleich zum Januar 2021. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann.
Produktion DSRL: -5,5% im Vergleich zum Januar 2021. Diese Zahlen liegen viel zu hoch. Auch das ist völlig unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem verbaut man sich so die eigene Zukunft bei den spiegellosen Modellen.
Produktion spiegellose Kameras: -4,9% im Vergleich zum Januar 2021.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: -9% im Vergleich zum Januar 2021.
Das lag im Januar 2022 sowohl am Chip-Mangel, als auch an der weltweit schwierigen Situation der überlasteten Transportmittel. Allerdings war auch die Nachfrage nach Fotoausrüstung durch die pandemiebedingten Beschränkungen eher durchwachsen.
Verschiffung nach Europa: -10,6% im Vergleich zum Januar 2021.
Die rund -3,1% geringere Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich überwogen im Januar die Zulieferprobleme.
Im Januar nehmen die Produktionszahlen zum Dezember meist leicht ab. Wir hatten aber 2022 im Januar einen hohen Rückgang um -19,4% zum Vormonat Dezember (2021) zu verzeichnen. - Fazit: Das war ein schlechter Start in das Jahr 2022.
Hinweis: Da es sich nur um die Ergebnisse des ersten Monats des laufenden Jahres handelt, publiziere ich derzeit noch keine Grafiken (siehe unten). Verläufe kann man erst ab mindestens zwei Monatswerten darstellen. Vor allem werden die ersten zwei Vorkriegsmonate sowieso irreführend gute Werte aufzeigen, welche kaum für das ganze Jahre gelten dürften.
Alles, was ich im Februar über Krieg und die Kriegsfolgen voraussagte, wird inzwischen auch von Wirtschaftsanalytikern und unseren Wirtschaftsweisen geteilt. Wir werden kurz-, mittel- und sogar langfristig schwere wirtschaftliche Folgen weltweit durch den Krieg in der Ukraine und durch die westlichen Gegenmaßnahmen erleiden. U.a. scheint nun eine drastische Inflation über mehrere Jahre weltweit kaum mehr zu vermeiden. Da Kameras Luxusprodukte sind, werden deren Preise nochmals weiter verteuert. Spätestens im kommenden Herbst werden die Deutschen auch erkennen, dass unser Grüner Wirtschaftsminister sie dreist angelogen hat. D.h.: der richtige ökonomische Schock im privaten Konsum wird vermutlich erst 2023 eintreten. - Zwar lasse ich meine unten im Dezember 2021 geäußerten Zahlen für 2022 als damals erste Einschätzung so stehen. Aber ich gehe bereits jetzt von signifikant geringeren Gesamtergebnissen beim Verkauf aus. Die Kamerahersteller mögen zwar produzieren, was sie wollen. Aber die Nachfrage wird sinken.
Nachdem Ricoh / Pentax nicht nur von mir für seinen im Januar publizierten Plan der Umstellung der Produktion auf Manufakturbetrieb Kritik geerntet hat, wurde nun von der Firma ein weiteres vages Dokument publiziert:
Man nennt das Kind nun :Co-creation Project (PCP).
Neue Kundenkontaktpunkte: Online, durch Shops bei Amazon, Rakuten, Ichita, PayPay (japanische Firmen). Dazu soll es einen Direktverkauf durch den eigenen Firmen-Online-Shop geben.
Ab dem Frühjahr 2022: regelmäßige PENTAX-Fantreffen und Mitmach-Veranstaltungen sowie PENTAX Product Experience Meetings und reale Events. Unklar bleibt, ob dies immer persönlich stattfindet, oder mehrheitlich eher als PENTAX Meeting Online. Man schreibt nämlich oft Dinge wie digitale Verbindung zu Kunden. Auch die Fotokurse (Ricoh Photo Academy) werden online angeboten.
Knallhart wird erwähnt, dass Ricoh / Pentax sonstige Ausstellungsflächen und Service-Center reduziert respektive ganz aufgibt. Das betrifft den stationären Foto-Fach-Handel.
Damit wir uns richtig verstehen: Die verbesserte Kommunikation begrüße ich, weil ich sie seit mindestens 2015 fordere und andere dies schon lange anbieten.
Dann kommen jedoch die schwammigen Manufaktur-Details: Crowdfunding für neue Sonder-Modelle mit geringer Auflage. Koubou. Auf Deutsch lässt sich das mit (Künstler-)Studio oder Werkstatt übersetzen. Aber selbst in Japan wird es bisher (wie ich oben beschrieb) nur für maßgefertigte Kleidung im Hochpreissegment kommerziell verwendet (Kimonos).
Um es deutlich festzuhalten: Crowdfunding ist ein Glücksspiel, das erstens nur wenige Altkunden überhaupt wagen und zweitens viele Mutige mit verlorenem Geld, langer Wartezeit und Frust irgendwann auch einstellen. - Wichtig ist dabei, dass das gesamte Risiko beim Kunden liegt. Siehe die oben erwähnten ständigen Betrugsfälle sowie dem häufigen Eintritt des Totalverlusts. Der Händler fängt erst an, etwas zu entwickeln und produzieren, wenn er genügend Geld im Voraus dafür erhalten hat. Für seine eigene Zeit, seine Mühe des Suchens sowie Bestellens und sein Geld erhält der Kunde vorab nur ein vages Versprechen. Falls das wie immer üppig beworbene Produkt am Ende seine (erträumten) Leistungen nicht erzielt, ist das Geld des Kunden dennoch weg. - Vor allem muss jedem ganz bewusst sein, dass es ohne Produkt niemals eine seriösen Testbericht vor dem Erwerb geben kann. Es wird bei dieser Produktion sowieso keine unabhängigen, seriösen Tests mehr geben, da nur überzeugte Fans sie erhalten.
Dann will Ricoh dafür limitierte Sondermodelle produzieren. - Ist das wirklich der Massenmarkt der Bestands-/Altkunden - vor allem bei Pentax? Rote oder bunt lackierte Kameragehäuse oder solche mit Echtledergriff in Kleinstauflage. - Denn auf diese Geldbeschaffungsmethode sind keine neuen APS-C oder Vollformat-Sensoren oder KI-gestützte Autofokus-Technik oder spiegellose Kameras finanzierbar. Das Crowdfunding funktioniert im Fotobereich nur für kleinste Produkte in Nischen und mit sehr überschaubaren Kosten.
Um es noch härter zu formulieren: Crowdfunding ist für Jugendliche ohne Geld aber mit genialen Ideen durchaus sinnvoll. Wenn jedoch Konzerne mit Milliarden-Umsatz und riesigem eigenen Vermögen das Risiko neuer Produkte komplett auf die Kunden abwälzen, halte ich das für eine Frechheit.
As we recently announced, we made a fresh start for our camera business by consolidating it within Ricoh Imaging. We will make the brand more valuable by using digital communications to connect directly with customers and by taking a workshop approach to production.
Wie wir vor kurzem angekündigt hatten, führten wir in unserem Kamerageschäft einen Neuanfang durch, indem wir es innerhalb von Ricoh Imaging konsolidiert haben. Wir werden die Marke wertvoller machen, indem wir die digitale Kommunikation nutzen, um direkt mit den Kunden in Kontakt zu treten, und indem wir einen Werkstattansatz / Manufaktur-Ansatz für die Herstellung verfolgen.
Das Management erzählte den Aktionären nichts mehr von einer Beschränkung der neuen Firmenstrategie auf Japan. Das gilt somit bald weltweit.
Verschiedene wirtschaftliche Auswirkungen des Krieges nach einer Woche Kämpfen:
In den USA stieg der Dow-Jones-Aktienindex am Donnerstag, den 03.03. (dem 8. Kriegstag), deutlich an, weil die USA gigantische Rüstungskäufe vor allem aus Deutschland erwarteten sowie Deutschland nun das teure US-Gas kaufen muss. Wie vorausgesagt, lohnen sich Kriege immer für die USA.
Aber für die Fotografen gibt es wohl die ersten Opfer. So ist die Software-Firma Skylum - bekannt durch vor allem ihre KI-Fotobearbeitungs-Software Luminar - überwiegend in Kiew (Ukraine) beheimatet. Dort hat man momentan allerdings kaum Zeit für Software-Entwicklung oder Support. Das werden die Foto-Kunden bald deutlich spüren.
Auch hier freuen sich US-Firmen, die von der Ausschaltung der gefährlichsten Konkurrenz profitieren. Adobes Aktienkurs hat seit Kriegsbeginn von 390 auf heute 427 Euro (ca. +10%) zugenommen. - Nachtrag: Der Aktienkurs stieg durch Kriegsgewinne weiter bis auf über 440 Euro.
So war dies bisher immer bei von Amerika unterstützen / geführten Theater- und Stellvertreter-Kriegen: US-Firmen profitieren davon, dass Unschuldige sterben.
Während die Wirtschaften in der Ukraine und Russland am heftigsten litten, dicht gefolgt von der europäischen, waren die kurz-, mittel- und langfristigen Einflüsse auf die US-Wirtschaft gemäß allen neueren Analysen sehr gering bis positiv.
Wieder einmal eine absichtlich falsch interpretierte Statistik zur Fotografie:
Ein US-Artikel zum Internationalen Frauentag (08.03.) wird wieder einmal absichtlich falsch zitiert und vor allem falsch interpretiert:
According to a new report, despite making up nearly half of the photography workforce, women are dramatically underpaid and underrepresented compared to their male counterparts.
Laut einem neuen Bericht sind Frauen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen dramatisch unterbezahlt und unterrepräsentiert, obwohl sie fast die Hälfte der Fotografie-Belegschaft ausmachen.
Prüft man die Original-Quelle der US-Statistik nach, sagt diese etwas ganz anderes: Frauen machen in den USA 49,3% des bei einer Firma fest angestellten fotografischen Personals aus.
Das ist ein sehr gutes nominales Ergebnis, was mich sogar positiv erstaunt. Aber hier muss man erstens den Beruf Fotografie und zweitens die USA kennen, um die Zahlen sachlich bewerten zu können.
In der Fotografie sind fast alle Fotografen selbständig tätig. Nur so verdient man wirklich Geld - vor allem in den USA, wo Löhne im Service-Bereich generell niedrig sind - insbesondere im durch die Pandemie ganz schlecht laufenden Fotogeschäft.
Zweitens sind die angestellten Fotografen/innen überwiegend in sogenannten Kaufhausketten angestellt, die dort auf niedrigstem Preisniveau (Schnell-) Porträts für die Laufkundschaft anbieten - vergleichbar mit unseren Passbildern. Dort ist das Gehaltsniveau noch tiefer als bei Amazon und anderen als Ausbeutern angeprangerten Firmen. Letztendlich sind dort viele Menschen und darunter wieder vor allem Frauen oft nur Teilzeitbeschäftigte. D.h. sie erhalten oft nicht einmal 60% des theoretisch möglichen Monatsgehaltes.
Wenn man nun diese Teilzeiteinkommen vieler angestellter Fotografinnen mit den Spitzensätzen der frei arbeitenden selbständigen männlichen US-Fotografen vergleicht, dann ist der Unterschied beim Einkommen selbstredend gigantisch.
Fazit: Auch diese eindeutig gefälschte Auswertung sagt nichts über die Anzahl der wahren Fotografinnen noch deren finanzieller Situation weder in den USA noch in der Welt im Vergleich zu den männlichen Kollegen aus.
Ganz im Gegenteil halte ich den als zu niedrig kritisierten Anteil der Frauen bei den bezahlten Ambassadeuren (Produkt-Botschaftern) der großen Kameraherstellern, von bis zu 40% für sehr vorteilhaft für Fotografinnen. Dies gilt vor allem, wenn man bedenkt, dass jene Firmen in den letzten Jahren massenhaft unfähige Botschafter - vor allem Männer - entlassen haben. Offensichtlich verkaufen sich Fotografinnen beim Zielpublikum als Werbeträger sogar besser - haben somit die größere Follower-Zahl als Influencer.
Dass angeblich Google Fotografinnen in den Suchergebnissen aus Frauenfeindlichkeit absichtlich benachteiligt, ist Unsinn. Sowohl Fotografen als auch Fotografinnen verwenden meist völlig unbrauchbare Internet-Auftritte, wobei aus meiner Analyse die Frauen noch schlechtere Software / Redaktionssysteme verwenden. Jene Software ist derart unergonomisch und fehlerbehaftet, dass die Suchmaschinen die Inhalte kaum indizieren können. Siehe Fachartikel dazu. Solange in diesem Punkt Frauen geiziger sind sowie weniger Zeit für ihren Internet-Aufritt investieren, wird sich die Platzierung bei Google auch nicht deutlich verbessern. - Fakt: Ich verwette blind 1.000 Euro, dass ich keine Stunde benötige, um mit meiner Analyse-Software und meinen langjährigen IT-Kenntnissen knallharte Programmierfehler in einem mit einem jener billigen (oder sogar kostenlosen) Redaktionssysteme hergestellten Fotoauftritt zu finden. Wie in dem verlinkten Artikel oben bewiesen, benötige ich meist nur Minuten, um dutzende bis hunderte solcher Fehler zu finden. Derartige Programmierfehler sorgen dafür, dass man bei Google zum Thema Fotografie (ohne bezahlte Werbung zu schalten) eben weit unten, aber definitiv nicht auf der ersten Seite der Suchtreffer erscheint. - Es ist schon erstaunlich, dass die meisten bei einer defekten Handbremse etc. ihr Auto in die Werkstatt bringen würden, aber bei dutzenden derartiger Fehler in ihrem Internet-Auftritt dann den Suchmaschinen die Schuld für ihr eigenes Unwissen und ihren Geiz zuschieben.
Im Übrigen ist das alles auch faktisch unzutreffend, da im angloamerikanischen Bereich inzwischen Frauen massiv bevorzugt werden: In February 2021, a campaign was launched by NatWest and Getty Images to improve the way female entrepreneurs and business leaders are represented in media and advertising. As a result of the collaboration, a new photo gallery on gettyimages.com was created, featuring 15 female company owners and showcasing a variety of women-owned companies in the U.K. - Im Februar 2021 wurde von NatWest und Getty Images eine Kampagne gestartet, um die Darstellung von Unternehmerinnen und Wirtschaftsführerinnen in Medien und Werbung zu verbessern. Als Ergebnis der Zusammenarbeit wurde eine neue Fotogalerie auf gettyimages.com erstellt, die 15 weibliche Firmeninhaber zeigt und eine Vielzahl von Unternehmen im Besitz von Frauen in Großbritannien präsentiert. (Quelle)
Meine eigenen Recherchen vor ein paar Jahren zum Thema Hochzeitsfotografie in meinem Raum ergaben, dass beruflich (meist selbständig) tätige Fotografinnen etwa ein Viertel der Anbieter darstellten, aber mit Abstand die höchsten Preise verlangten. Es waren damals insgesamt eher die männlichen Konkurrenten, welche über preiswertere Angebote versuchten, in diesem hart umkämpften Berufsfeld ihr Auskommen zu finden.
Andererseits stelle ich (wie man dies in der Medizin bezeichnet anekdotisch = auf nur Einzelfällen beruhend und ohne systematische, standardisierte, repräsentative Untersuchung) eher fest, dass Frauen inzwischen bei den ernsthaften Amateuren prozentual zulegen. Überall wo ich (zugegeben in einem Tourismus-Gebiet) fotografiere oder spazieren gehe etc., finde ich einen erstaunlich hohen Anteil an Fotografinnen mit hochwertiger und sogar schwerer Fotoausrüstung. Dennoch würde ich (ebenfalls anekdotisch) behaupten, dass es trotzdem noch immer weniger als 50% sind. Ferner muss ich auch konstatieren, dass die nominale Gesamtzahl der männlichen Fotografen mit dedizierten Kameras in den letzten 10 Jahren drastisch abgenommen hat. Männer sowie Frauen fotografieren heute eher mit dem Smartphone. D.h. der prozentuale Anstieg des von mir festgestellten Anteils der Frauen kann auch an der verstärkten Abnahme der Männer liegen. Aber zu dem wahren Anteil der Frauen in der Fotografie existieren kaum Daten.
Das gerne übersehen Problem ist jedoch ein anderes: Die schiere Anzahl an Personen, oder die Anzahl an Käufer von Kameras oder von Zubehör sagt nichts aus über deren Aktivität aus. Es gibt viele Menschen (aus meiner anekdotischen Sicht vor allem Männer), die sich die Fotoausrüstung zwar leisten können und anschaffen, dann aber kaum benutzen. - Hier sehe ich (ebenfalls anekdotisch) Frauen sogar eher im Vorteil, da sie sich solche teure Ausrüstung meist überlegter anschaffen, um sie dann auch öfter zu benutzen.
Noch immer publizieren Analysten, dass der Fotomarkt angeblich expandiere. Sie postulieren dies aufgrund des weltweiten Kaufstaus sowie der immer teureren Produkte, die dann den Kameraherstellern mehr Umsatz einbringen. Korrekt ist, dass man Stückzahlen von Umsatz trennen muss und bei der Betrachtung auch kann. Aber die Anzahl der sich das leistenden Fotografen nimmt dennoch ab. Das hat nichts damit zu tun, dass die Firmen, wie ich es in allen Quartalsanalysen darlege, durchaus auch (teilweise hohe) Gewinne im Bereich Imaging erzielen. Sie passen sich eben an den kontinuierlich schrumpfenden Kuchen an.
Kriegsberichterstatter:
Zunehmend finden sich Artikel, welche dazu aufrufen, mit der Kamera über den Krieg in der Ukraine und seine Auswirkungen zu berichten.
Dies wird umso verständlicher, wenn man weiß, dass mindestens die Hälfte der uns präsentierten Bilder und Videos nachweislich gefälscht oder stark verfälscht sind (auf beiden Seiten). Wir benötigen tatsächlich mehr wahre, verlässliche Informationen.
So sehr ich mit jenen sozial und für den Frieden engagierten Personen sympathisiere, so sehr will ich jedoch auch auf die Risiken hinweisen.
Fotos von Personen in ihrem Leid oder Verletzten, sind in Europa und vielen anderen Ländern verboten, weil sie die Not der Anderen ausschlachten. Dies gilt auch, wenn man dies mit einem höheren sozialen Anspruch rechtfertigen will.
Fotografie ist bereits in der westlichen Welt ein gefährlicher Beruf, wie viele (vor allem Presse-) Fotografen aus eigener negativer Erfahrung bestätigen können. Aber ein Kriegsfotograf in umkämpften Gebieten lebt lebensgefährlich - nicht nur beim Fotografieren selbst.
Jeder derzeit finanziell notleidende oder sozial engagierte Fotograf sollte es sich wirklich reiflich überlegen, ob er jenen Aufrufen folgen will, in die bereits zu Friedenszeiten medizinisch schlecht versorgte Ukraine, mit nur ca. 36% Corona-Impfstatus mit einem schlecht wirksamen chinesischen Impfstoff und einer langsam aber sicher kollabierenden Infrastruktur sowie inzwischen weitgehend fehlenden Medikamenten. Dort kann nun bereits ein gebrochenes Bein zu ernsthaften Komplikationen führen. Die Ukraine war schon vorher eines der ärmsten und abgesehen von den Großstädten eher unterentwickelten Ländern.
Engagement (auch fotografisches) für den Frieden ist wichtig. Aber es gibt definitiv sinnvollere und vor allem sicherere Wege, den dort Leidenden zu helfen.
Vergessen Sie vor allem alles, was man Ihnen über eine angeblich gute Bezahlung für Kriegsfotos verspricht. Wir leben im Zeitalter der Smartphone-Fotografie und -Videografie, welche Millionen Menschen im Sekundentakt kostenlos aus allen Krisengebieten der Welt publizieren.
Anfang März publizierte China auf seiner jährlichen Sitzung des Volkskongresses am Samstag, den 05.03., mit 5,5% erwartetem Wachstum des nationalen Bruttosozialproduktes den niedrigsten Wert seit 1991. Früher lagen die jährlichen Wachstumswerte teilweise bei über 10%. Im letzten Jahr (2021) lag es bei 8,1%, verlangsamte sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte signifikant. Die Gründe lagen bei der Pandemie, der Immobilienblase in China und der Unsicherheit über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Dabei sprach der Ministerpräsident von einer ernsten und unsicheren Lage der Zukunft. Das hat Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, da China dann weniger Waren nachfragt als in den Vorjahren.
Der unverständliche kriegshetzerische Jubel der ersten Tage legte sich Anfang März langsam in Europa, denn die Wirtschaftsanalysen wurden (wie vorausgesagt) für Deutschland und Europa immer negativer: Langsam wurden die komplexen Logistikketten und die Schäden ersichtlich.
Auch die Reisebranche könnte weltweit hart getroffen werden. Europäische Fluggesellschaften wie die Lufthansa (zwischen 16. Februar: 7,81 bis 04.03.: 5,78 Euro = -26%) verloren seit Kriegsbeginn zweitstellige Prozentwerte an Aktienvermögen, weil sich zunehmend die drastisch negativen Auswirkungen der eigenen westlichen Sanktionen zeigten. Vor allem deutsche Aktien und deren Firmen wurden fast alle deutlich abgestraft, weil die Investoren nicht so dumm sind, wie die Grünen Politiker, und genau wissen, wie die miserable Energieversorgung in Deutschland aussieht. Aber auch für ganz Europa sieht es schlecht aus. Deshalb verliert der Euro täglich an Wert, was die ohnedies hohe Inflation weiter steigert. Gleichzeitig flüchten immer mehr Anleger aus Furcht vor einem Kollaps der EU in den US-Dollar, wodurch dieser steigt.
Am 06.03. warnte auch der Internationale Währungs-Fonds (IWF - IMF - International Monetary Fund) vor dem severe impact, dem erheblichen Einfluss des Krieges und der Wirtschaftssanktionen auf die Weltwirtschaft.
Am 06./07.03. explodierten der Öl- und der daran gekoppelte Gas-Preis. Pessimisten gingen von bis zu 200 US$ je Barrel in diesem Jahr aus. Diese nochmaligen über 50% Preiserhöhung würden Deutschland und auch die gesamte EU ruinieren. Bei solchen Energiepreisen ist eine Produktion in Europa nicht mehr konkurrenzfähig. Faktisch müsste es unter solchen Bedingungen sogar bald zu Zwangsrationierungen bei Energie und Firmenschließungen kommen.
Der steigende Dollar hatte jedoch auch negative Auswirkungen auf die Dritte Welt und viele aufsteigende Wirtschaften, da sie direkt (Schulden) oder indirekt (Im- und Export) am Dollar hängen. Viele wurden durch steigende Energiepreise, drastisch steigende Lebensmittelpreise und den steigenden Dollar, der dies alles nochmals verschärft, die eigene Landeswährung schwächt und die Wirtschaft abwürgt, unmittelbar bedroht. Im zahlreichen Staaten sind bei Rationierungen von Lebensmitteln und Energie sogar Unruhen zu befürchten. - Es könnte somit bald weltweit ganz ungemütlich werden. Auch aus den sogenannten Schwellenländern kamen im März zunehmend ganz schlechte Nachrichten, wie z.B. Indien: Dieser Krieg hat der indischen Wirtschaft schon jetzt, nach gut einem Monat, große Probleme bereitet und: Die Preise für Importe sind gestiegen, in fast allen Bereichen. Jede Kriegswoche kostet uns Milliarden von Dollar.
Canon machte immer mehr unrealistische Werbung, die - bei den sonst kaum vorhandenen positiven Fotonachrichten - auch sofort von allen Medien (zweite Quelle) aufgegriffen wurden:
Die Zahl der 32 neuen Objektiven wird nirgendwo genannt. Das kann man nur indirekt über die nicht beschrifteten Grafikbalken rückrechnen / schätzen. Canon lässt sich da alles offen und legt sich nicht fest.
Das sind dann doch - als arithmetisches Mittel angenommen - nur 8 Objektive je Jahr. Aber es können auch null 2022 sein und dafür später mehr.
Ferner hat das Vorhaben bereits im Jahr 2021 nicht funktioniert, als man noch viel mehr neue Objektive herausbringen wollte.
Manche angeblich neuen Objektive sind bei Canon (siehe oben) schlichtweg nur vorhandene alte Objektive, die man mit einem eingebauten Telekonverter oder RF-Adapter modifizierte. Das ist eher eine unseriöse Zahlenjongliererei. Das kann jeder Fotokunde manuell billiger haben.
Übrigens wurde nichts über die geplanten Preise dafür gesagt. Die letzten Objektive waren mit über 20.000 Euro eher Randerscheinungen für ganz wenige Reiche.
Überdies waren im März zumindest in Europa fast keine Objektive lieferbar. Canon hat hierbei die größten Probleme sowohl bei den Zulieferteilen als auch bei den Transportwegen zum Kunden.
Letztendlich wurde immer deutlicher, dass viele Firmen Europa nicht mehr richtig beliefern wollen. Dies wurde im März durch den wegbrechenden Euro noch drastisch verschärft. Die japanischen Firmen verdienten in Europa weniger als in den USA. Punkt. Was glauben Sie, wohin die Japaner die viel zu wenig produzierten Waren dann liefern werden?
Europäische Kunden sollten sich bereits kurzfristig auf ganz harte Zeiten einstellen.
Schließlich sollte jeder aufhören zu träumen. Es ist für die heutige Fotopraxis unwichtig, was ein Hersteller vielleicht plant, im Jahr 2025 anzubieten.
Viel interessanter fand ich an jenem vagen Strategiepapier von Canon folgende Aussagen:
Key Strategies: rationalize Production and R&D - Das klingt sehr nach weiterer Kostenreduktion bei der Forschung, Entwicklung und Produktion (Folie / Seite 1).
(Network Cameras) Strengthen Total Solutions of Hardware and Software - Respond to application beyond the security field sowie (New) Develop Imaging Business Centered on Optical Technology - Expand scale Cultivate new users, develop new products (Folie / Seite 5). Das meinte ich bereits 2015 mit der Diversifizierung - weg von den dedizierten Kameras.
Zunehmend geht es um Überwachungskameras mit weitem Einsatzgebiet: Expanding usage in areas, including stores, factories, and medical facilities sowie: Develop and offer total solutions that
combine network cameras with video management and video analytics Software (Folie / Seite 6).
Dies gilt umso mehr, als Canon nun von Growth Strategy (New Imaging) (Seite 7) - Neu - spricht. Das hat fast nichts mehr mit dedizierten Fotokameras zu tun.
Selbst Canon sieht den Markt für dedizierte Kameras (Sprachnotizen unter Folie 6) nicht ganz so rosig:
As for cameras, although the overall market continues to shrink, this mainly reflects lower sales of entry-class models. In contrast, demand among professionals and advanced amateurs seeking high-quality image expression remains strong. Overall, the market seems to be bottoming out.
Bei den Kameras schrumpft der Gesamtmarkt zwar weiter, was aber vor allem geringere Verkäufe von Einstiegsmodellen betrifft. Im Gegensatz dazu bleibt die Nachfrage bei Berufsfotografen und fortgeschrittenen Amateuren, die einen hochwertigen Bildausdruck suchen, stark. Insgesamt scheint der Markt die Talsohle erreicht zu haben.
Bevor nun wieder die üblichen Jubelschreie ausbrechen: Das mit der Talsohle sagen und schreiben Canon sowie andere Firmen bereits seit vielen Jahren. Und es trat bisher dennoch nicht ein.
Ein weiterer Aspekt sollte beunruhigen: Wie will man die sogenannte Markt-Schrumpfung aufhalten, wenn immer weniger (Neu-) Einsteiger Kameras kaufen? Langfristig sinkt dann die Zahl der ambitionierten Amateure und Berufsfotografen (bereits rein biologisch) kontinuierlich ab.
Nikon brillierte zuerst mit dem neuen Objektiv 400 mm f/2.8 TC VR S. Aber bald stellte sich heraus, dass aufgrund der starken elektromagnetischen Wellen Menschen mit z.B. Herzschrittmacher es nicht verwenden dürfen. Das könnte bald viele neue Objektive betreffen. Wer hohe (Serienbild-) Geschwindigkeit wünscht oder benötigt, der kommt um derartige Motoren zum Verschieben der Linsen nicht umhin. Physikalisch gilt sogar, dass diese elektromagnetische (Stör-) Strahlung mit der Größe der Linsen (= Lichtstärke) zunimmt. Schwere, lichtstarke Objektive werden vermutlich zunehmend darunter leiden.
Am 07.03. stoppte Adobe die gesamte Clouds für Russland. Somit waren alle (wirklich alle) Software-Produkte umgehend dort nicht mehr nutzbar. Auch Kunden, welche bezahlt hatten, wurden betrogen. (So viel zum Rechtsverständnis von Adobe.) Das wird Fotografen dort zuerst einmal hart treffen. Russische Hacker werden allerdings bald die offline-Versionen auf Piratenbörsen anbieten. - Aber auch für Fotografen und Videografen in der restlichen Welt hat dies Folgen.
Da oft im Laufe des / am Ende des ersten Quartals die meisten Manager ihren Jahresplan und die Strategie überdenken sowie an die Zeitumstände anpassen, mehren sich Insider-Informationen, dass sich viele Produkt-Ankündigungen im Jahr 2022 auf das zweite Halbjahr oder sogar das Jahresende verschieben / konzentrieren. Es deutet sich immer mehr an, dass alle erst einmal den Kriegsausgang und vor allem die ökonomischen Folgen abwarten wollen. Kurzfassung: Das erste Halbjahr wird wenig neue Hardware bieten und die Fotoindustrie sowie vor allem die Kunden werden 2022 nochmals leiden.
Ein freundlicher Leser informierte mich darüber, dass die ehemalige Fotofachzeitschrift ColorFoto nun auch dem alten, externen und qualifizierten Testlabor gekündigt hat.
Die Detailrecherche dazu erwies sich wieder einmal als viel aufwändiger als gedacht, wie Sie im Folgenden erkennen.
25 Jahre arbeitete man mit dem externen Spezialisten Image Engineering GmbH & Co. KG in 50169 Kerpen - Horrem zusammen, eine Firma die auch für andere Foto-Zeitschriften arbeitet - im Sinne von identische Daten aus einem einzigen gemeinsamen Test einer Kamera liefert. So sparte man schon seit Jahren Geld. - Wie aus identischen Test-Daten dann je nach Zeitschrift unterschiedliche Bewertungen für Kameras und Objektive erzeugt werden, finden Sie im Artikel Tests erklärt.
Nun erzwang der Dach-Verlag - International Data Group (IDG) Boston USA / IDG Communications Media AG München -, der die notleidende Zeitschrift ColorFoto vor Jahren übernommen hatte, die Trennung vom externen Anbieter für Tests. Als Hintergrund der deutschen Dachfirma muss man wissen, dass die Mutter ein Mischkonzern größten Ausmaßes ist: Zeitschriften wie COMPUTERWOCHE, ChannelPartner, CIO, PC-Welt, Macwelt, ColorFoto gehören dazu (WEKA FACHMEDIEN GmbH als Gruppe). Die IT-Dialogmarketing-Plattform IDG Connect und das Online-Werbenetzwerk IDG TechNetwork, die crossmediale Vermarktungs- und Leadlösungen, Account based Marketing und Marketing Services bieten diverse Dienstleistungen an für ein ebenso weites Feld wie Forschung / Research, Native Advertising, Social Media, Mobile, Custom Content sowie Weiterbildung / Leadership Executive Trainings (heute als Foundry früher: IDG Communications). Hinzu kommen eigene ausgelagerte Tochterfirmen wie IDG Business Media GmbH, IDG Tech Media GmbH, IDG TechNetwork GmbH, ein Marktforschungsunternehmen (IDC Central Europe GmbH) und ein Event-Veranstalter (IDG World Expo GmbH). - Jeder kann daran erkennen, dass Fotografie oder dedizierte Kameras ganz gewiss nicht der Firmenschwerpunkt sind.
Aber es kommt noch schlimmer: IDG selbst wurde im Jahr 2017 von einem chinesischen Investor übernommen China Oceanwide Holdings Group. Wie solche Heuschrecken denken und handeln, wissen inzwischen fast alle. Die Anderen können es anhand des Imaging-Bereiches der Firma Olympus nachlesen. Denen geht es nur noch um Profitmaximierung.
Sie haben beim Lesen den Überblick über die Eigner und die Firmenstruktur von ColorFoto verloren? Das ist die Absicht solcher Konzerne. Da wird systematisch dazugekauft, umbenannt, verschleiert, ausgelagert und vertuscht, damit man Steuern spart und die wahren (ausländischen) Eigentümer verdeckt bleiben. Unter Analysten gilt die Faustregel, dass es umso unübersichtlicher in der Firmenstruktur wird, je weniger realen Gewinn die Einzelteile erwirtschaften respektive je notleidender sie sind. Dann wird noch mehr mit Geldverschiebeaktionen in solchen undurchsichtigen Strukturen von meist finanziell entleerten GmbHs gearbeitet.
Kommen wir jedoch zu den Kamera-Tests zurück: Jene will die Zeitschrift nun im eigenen Verlagstestlabor durchführen. Dort führt man bereits mit billigen Kräften Tests für u.a. Smartphones, Funk-Router, Fernseher, Tablets, Laptops, Kopfhörer, Verstärker sowie Lautsprecher durch. Aber dem Verlag / Konzern gehören auch andere Bereiche an, für die getestet wird, wie Autos, E-Bikes, E-Scooter, Smart Home (bis hin zum Staubsaugerroboter). Das ist ein allgemeines Testlabor für jede Art der Technik, vor allem auch aus dem Audio, TV und Video (früher Stereo-Bereich). Das darf auch nicht verwundern, denn zu den Weka-Mediengruppen gehören weitere Zeitschriften wie Connect, PCgo und Stereoplay dazu.
Selbstredend kann man behaupten, dass dies ja alles irgendwie Technik im weitesten Sinne ist. Aber es handelt sich definitiv nicht um Foto- / Kamera-Technik. Und Optik (Objektive) finde ich darunter auch nicht.
Faktisch sehe ich die Trennung von einem seriösen, exakt darauf spezialisierten Foto-Testlabor mit jahrzehntelanger Erfahrung und die Verlagerung der Tests zu weniger qualifizierten, internen Kräften als qualitative Verschlechterung und reine Kostenersparnis. Da helfen auch alle Beteuerungen der Redaktion, dass man das Niveau angeblich halten wolle, indem man Teile der Ausrüstung für das gleiche Testverfahren verwende, nichts. Weder geht es nur um manche Testgeräte, noch geht es um das allgemeine (meist sowieso vage und laufend angepasste / veränderte) Test-Verfahren, sondern wie jeder Wissenschaftler weiß, geht es um die exakte Durchführung der Tests sowie die Erfahrung dabei. Denn auch jedes Testgerät muss vorher mit viel Erfahrung erst einmal selbst justiert werden. Und die Testergebnisse müssen selbst erst einmal genau analysiert werden, bevor man sie einfach in Tabellen überträgt. Jeder Student und sogar Doktorand hat es schon erlebt, dass der Professor einem die Tabelle zurückgab und bat, nochmals nachzumessen, weil die Ergebnisse so erstaunlich wären / wohl kaum zutreffen können. In ganz seltenen Fällen bewahrheitet sich dann der nobelpreisverdächtige Sonderfall der Bestätigung der seltsamen Werte. Aber meist liegt eher ein irgendwie gearteter (Mess-) Fehler vor.
Das klingt so gut, ist aber schlecht, weil es beweist, dass das eigenständige Projekt gescheitert war - angeblich nur 4.000 Mitglieder (Vorsicht: Die Formulierung ist absichtlich so vage, dass es in einem Jahr auch nur 4.000 Kurse für vielleicht nur ein paar hundert Mitglieder sein könnten). Nur mit Sony zusammen kann man sich die Kosten leisten. Dadurch wird das Schulungsportal ein abhängiger Ableger von Sony. Noch schlimmer, wird der früher freie Dachverband der Fotografen nun von einer Kamerafirma abhängig.
Das dürfte der Trend der Zukunft sein: Aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen finanziell leidende Dachverbände werden nur noch mit einer Kamerafirma als Geldgeber zusammen überleben können. Bei den kleinen Foto-Vereinen / Foto-Clubs sieht es noch ungünstiger aus. Sie werden kaum einen interessierten Finanzier finden. Die meisten werden bald verschwinden.
Abschließend noch ein Wort zu dem Dachverband American Society of Media Photographers: Dass ein auf die gesamte USA ausgerichteter Dachverband sogar mit drastisch verbilligten Gebühren für Studenten nur noch insgesamt ein paar tausend Mitglieder zählt, ist bei aktuell ca. 331 Mio. Einwohnern niederschmetternd. Das ergibt ca. 1/100.000. Es gibt in den USA zwar noch weitere Dachverbände, die aber überwiegend auch eher notleidend sind. Organisierte Fotografen werden zunehmend zur absoluten Randgruppe, denen somit auch der Einfluss fehlt.
Aufgrund der weltweiten Preisexplosion - u.a. durch den Krieg in der Ukraine, die heftigen Sanktionen der Gegenseite und signifikante Ökokosten verschärft - begannen Berufsfotografen und Fotofirmen ihre Preise teils drastisch zu erhöhen.
Auf die Fotokunden kommen bereits kurzfristig erhebliche direkte Preissteigerungen zu.
Da jedoch nicht alle Fotokunden diese Kosten tragen können oder wollen, wird der Fotomarkt für die Übrigbleibenden immer kleiner.
In diesem Zusammenhang nehme ich nun - bereits Mitte März - meine im Dezember 2021 prognostizierten Einschätzungen zum Fotomarkt als zu optimistisch zurück. Eventuell wird 2022 unvorhergesehen zum Entscheidungsjahr: Es werden vermutlich nur noch wohlhabende und reiche Menschen das Hobby Fotografie und Videografie mit dedizierten Kameras weiter betreiben können. Denn es sind nicht nur die steigenden Kosten der Fotografie, sondern vor allem die explodierenden Energiekosten, welche derzeit die gesamte Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben. Analysten sprechen über mehrere tausend Euro Zusatzkosten nur für Energie je Haushalt im Jahr 2022.
Den Nikon-Fans, welche dies in den Foto-Foren ziemlich hirnlos hochjubeln, sei es gegönnt.
Die absolute Marktführerschaft bei jenen Diktatoren ist wirklich beeindruckend.
Allerdings handelt es sich erstens vor allem um die alte DSRL D750 aus dem Jahr 2014, welche zweifellos hochwertig und wirklich preiswert ist.
Zweitens wird sie nur von den staatlichen Propaganda-Agenturen des Diktators verwendet - und dort wiederum nur von einer Handvoll auserwählter kommunistischer Fotografen.
Ansonsten ist der nordkoreanische Fotomarkt winzig. Dies liegt an den Exportverboten dorthin.
Dass Nikon offensichtlich bewusst gegen diese Exportgesetzte verstößt, ist beachtlich. Es liegt jedoch vor allem an den von Nikon im Übermaß betriebenen Grauexporten in den asiatischen Raum. Dabei handelt es sich um extrem billig an Großhändler abgetretene Waren - ohne jegliche Service-Garantie. Von dort gelangen diese Kameras illegal auch nach Nord-Korea.
Einerseits belegt dies, wie wenig Handelssanktionen Diktaturen einschränken, andererseits halte ich das auch nicht für ein wirklich positives Image, das Nikon dadurch erhält.
Letztendlich belegt diese hochgepuschte Nachricht jedoch nur, dass faktisch kaum mehr etwas Interessantes in der Fotowelt passierte.
Im April bestätigte Fujifilm auch offiziell die Preiserhöhungen. Allerdings hat man die USA wieder bevorzugt. Dort steigen die (Netto-)Preise für die Händler nur um 25%. Dafür zockte man die Europäer stärker ab. (2. englische Quelle.)
CIPA Februar-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im April die Februar-Zahlen besprechen.
Am 01. April 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Februar sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Februar 2022-Zahlen:
Die Februar-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie weltweiter Lockdowns und des Chip-Mangels sowie erster Kriegsfolgen gegen Ende jenes Monats negativ. Sie lagen in fast allen Kategorien unter den Februar-Zahlen des Vorjahres.
Produktion Gesamtzahlen: -23,5% im Vergleich zum Februar 2021.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -50,1% im Vergleich zum Februar 2021. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann.
Produktion DSRL: -22,6% im Vergleich zum Februar 2021. Diese Zahlen lagen trotzdem viel zu hoch. Auch das ist völlig unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem verbaut man sich so die eigene Zukunft bei den spiegellosen Modellen.
Produktion spiegellose Kameras: +2,8% im Vergleich zum Februar 2021. - Das war der einzige Lichtblick. Aber nur rund plus 7.000 Kameras im Vergleich zum Vorjahreswert waren auch nicht berauschend. Dennoch zementierten sie die auseinanderlaufende Schere zu den DSLRs.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: -26,6% im Vergleich zum Februar 2021.
Das lag im Februar 2022 sowohl am Chip-Mangel, als auch an der weltweit schwierigen Situation der überlasteten Transportmittel. Allerdings war auch die Nachfrage nach Fotoausrüstung durch die pandemiebedingten Beschränkungen eher durchwachsen.
Verschiffung nach Europa: -33% im Vergleich zum Februar 2021. Der verheerende Wert belegt, dass Europa abgehängt wurde.
Die rund +4,9% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich überwogen im Februar die Versandprobleme.
Im Februar nehmen die Produktionszahlen zum Januar allgemein meist nochmals leicht (durchschnittlich seit 2010 um -1,2%) ab und erreichen die Jahrestiefstwerte. Wir hatten aber 2022 im Februar allerdings einen hohen Rückgang um -7,7% zum Vormonat Januar (2022) zu verzeichnen. - Fazit: Der schlechter Start in das Jahr 2022 verfestigte sich im Februar.
Bei den Objektiven sah es nur etwas besser aus: Die Produktion war im Januar etwas höher als im Vorjahr, sank aber im Februar deutlich darunter. Insgesamt war die Summe beider Monate in beiden Jahren fast identisch, was als gut zu bewerten ist. Allerdings lagen die Verschiffungszahlen weltweit im Januar und Februar 2022 deutlich unter den Werten des Vorjahres. Bei der Verschiffung waren im Januar und Februar zusammen -4% zu verbuchen. Die Verschiffung nach Europa nahm bisher um -2,7% gegenüber dem Vorjahr ab. D.h. die Knappheit an Objektiven verschärfte sich sogar noch.
Krieg und Wirtschaftssanktionen dominierten das Geschehen:
Abgesehen vom unermesslichen menschlichen Leid, das der Krieg in den ersten 5 Wochen verursachte, wurden Anfang April bereits die weiteren wirtschaftlichen Folgeschäden sichtbar.
Weite Teile der Infrastruktur in der Ukraine waren entweder zerstört, beschädigt oder zumindest erheblich beeinträchtigt. Das betrifft alles von Verkehr über Medizin bis hin zu Lebensmitteln.
Große Teile des alltäglichen Lebens wurden von bereits früher dort vorhandenen kriminellen Banden zusammen mit den früher bereits vorhandenen korrupten Strukturen in der gesamten Verwaltung übernommen respektive bereits dominiert.
Die gesamten wirtschaftlichen Schäden waren inzwischen derart hoch, dass man von Jahrzehnten sprechen muss, bis auch nur der Vorkriegszustand komplett wiederhergestellt sein könnte. Erste Analytiker gingen allerdings von irreparablen Strukturen aus und hielten die Ukraine für den Balkan des 21. Jahrhunderts.
Jedoch auch weltweit zeigte die von wenigen westlichen Staaten erzwungenen globalen Sanktionen ihre negativen Auswirkungen: In zahlreichen Staaten der Dritten Welt litt die arme Bevölkerung massiv unter den Folgen. Spannungen bis hin zu offenen gewaltsamen Revolten, wie seit Ende März in Sri Lanka brachen aus. Die weiteren Aussichten waren miserabel: ca. 50 Staaten waren kurzfristig von schwersten ökonomischen Folgen und weitere ca. 50 von mittelfristig erheblichen Folgen bedroht. Die Kosten für jene Staaten können kaum jemals vom Westen aufgefangen oder ausgeglichen werden. Weitere Unruhen und im Extremfall sogar eine komplette Destabilisierung großer Teile der Welt wurden befürchtet.
Selbst wenn sich Auf und Ab an den westlichen Börsen im Ausgleich hielten, so spiegelten sie keineswegs die realen wirtschaftlichen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern wider, sondern eher Hoffnungen und Wetten von Spekulanten.
Die militärischen und wirtschaftlichen sogenannten Kollateralschäden trafen erneut die Ärmsten und selbstverständlich vor allem die Unschuldigen.
Allerdings auch in den reichen westlichen Ländern wurden die Folgen der globalen Lieferketten langsam sichtbar: Vor allem in Europa ließen sich die extremen ökonomischen Nachteile der Sanktionen für die Bevölkerung nicht mehr vertuschen. Weite Wirtschaftsbereiche litten erheblich und erste energieintensive Sektoren standen sogar vor dem Aus. Trotz aller statistischen Tricks kam es zu einer zugegebenen galoppierenden Inflation von über 7% in Deutschland im März.
Der einzige Lichtblick war - zumindest für den stationären Handel und die Gastronomie - der Wegfall vieler Corona-Beschränkungen endlich auch in Deutschland. Ob sich das angesichts der Gesamtlage jedoch in nachhaltige Mehrausgaben der Kunden ummünzen lässt, war Anfang April noch unsicher. Denn einige Bundesländer griffen erneut zu Restriktionen, welche vermutlich erst durch Gerichte aus dem Weg Geräumt werden müssen.
Trotz aller westlichen (Moral- und Öko-) Propaganda ließ sich die Lage nicht mehr beschönigen.
Das alles wird definitiv nicht nur das Jahr 2022, sondern eventuell auch langfristig die Weltwirtschaft, die Sicherheitslage und die Politik sowie letztendlich auch die Privatausgaben der Haushalte beeinträchtigen.
In der Folge trübten sich auch die Aussichten für die Fotobranche weiter ein.
Zwar wird auch der April vermutlich kameratechnisch ziemlich ereignislos sein - vielleicht werden einige (kaum lieferbare) Objektive vorgestellt. Aber Ende des Monats beginnt wieder die Zeit der Quartalsberichte. Den Konzernen wird es insgesamt etwas besser gehen. Aber die Imaging-Bereiche werden vermutlich eher erste negative Zahlen durch die Sanktionen liefern.
Für Sony bot die Firma MonsterAdapter einen neuer Adapter LA-KE1 für Pentax-Objektive an. Er soll auch den Augen-Autofokus auf allen Pentax-Objektiven erlauben. Zwei Motoren in dem zugegeben etwas dicken Adapter bewegen den Schraubenmechanismus an 53 Pentax-Objektiven. - Ein weiterer Schlag gegen Ricoh/Pentax, welche nur DSLRs anbieten. Ausführliche Tests ergaben, dass er durchaus hochwertige Ergebnisse liefert und den Wechsel zu Sonys spiegellosen Kameras erleichtert. Allerdings ist der Preis von 419 US$ respektive 419 Euro entsprechend zu den hohen Leistungen. Aber das ist immer noch billiger, als alle Objektive neu zu kaufen. - Der Wechsel - weg von Pentax - wird immer leichter.
Nachdem Fujifilm seine Schwierigkeiten bei analogen Foto-Materialien nicht mehr verheimlichen konnte, kam auch Sino Promise mit einer Warnung heraus. Jene Firma hatte Kodaks Silber-Papier und Chemikalien-Herstellung 2020 übernommen. Bereits im September 2021 gab man einen Hinweis wegen Rohstoffproblemen heraus. Schon damals erfolgten die Lieferungen eher rhapsodisch. Nun stellte sich heraus, dass die Firma vermutlich in ernsten finanziellen Schwierigkeiten steckt. (Weitere englische Quelle).
Von Sony eingebrachte Patente deuten auf eine sehr große neue Mittelformatkamera hin, die geplant sein könnte mit gebogenem Sensor in der Größe von ca. 53,5 * 40 mm und 0,65 Crop-Faktor. Zum Vergleich Fuji GFX Sensor besitzt 44*30 mm. Zwar wären 200 Mega-Pixel möglich. Der Preis dürfte jedoch auch dementsprechend sein. Aber das ist noch Zukunftsmusik und wird definitiv nicht mehr diese Jahr kaufbar sein.
Anfang April wurde eine weitere Übernahme bekannt:
StyleShoots ist ein Spezialist für computergestützte Fotografie vor allem im Bereich der Mode. Die Firma bietet Hardware und Software, welche die Studiofotografie mit Robotern vollautomatisiert. Sie liefern weitgehend automatisierte Fotos von praktisch allen tragbaren Gegenständen, ohne menschliche Fotografen.
Der Hintergrund ist die Expansion von Hardware in das Gebiet der e-commerce photography. Es geht um die computergestützte Berufsfotografie der Zukunft im Internet.
Vor allem durch die Pandemie nahm in den letzten zwei Jahren der Handel im Internet deutlich zu. Dafür benötigt man signifikant mehr Fotos von den zu verkaufenden Produkten.
Bisher war die Produktfotografie eine der einträglichsten Arbeiten für Berufsfotografen: Wenig Hirnschmalz erforderlich, keine großen Investitionen für die meisten kleinen bis mittelgroßen Produkte, viel Routine, aber Einnahmen durch Firmenaufträge ohne Ende. - Eine Gelddruckmaschine. Aber die Fotografen kamen kaum mit den Aufträgen hinterher. Deshalb hielten sich die Preise auch in der Krise - insbesondere in den USA.
Wer die Aufgaben-Beschreibung genau liest, dem fällt sofort auf, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis dies Computer übernehmen werden. Hochlukrative, monotone Arbeiten, die serienmäßig in Massenfertigung rund um die Uhr am Fließband geliefert werden können, weil sie auch ständig und in der Modebranche immer wiederkehrend nachgefragt werden.
Hinzu kommt hier noch ein weiterer Vorteil, den Fotografen mit dedizierten Kameras kaum erfüllen können. Es handelt sich um einen geschlossenen Online-Prozess: Der Aufraggeber stellt seinen Auftrag im Internet, die Roboter-Fotografie läuft bereits auf Online-Systemen und liefert die online bearbeiteten Fotoergebnisse ebenfalls online gleich an den Besteller / Online-Shop. Gesteuert wird alles online von einem iPad-Smartphone und ist kinderleicht zu bedienen.
Berufsfotografen machen ihre Fotos hingegen mit dedizierten Offline-Kameras, kopieren ihre Fotos auf einen Offline-Stand-PC, bearbeiten weitgehend manuell nach (Freisteller etc.), verkleinern dann die Fotos auf ein Online-Format und senden schließlich das Ergebnis zum Schluss zum Online-Shop. Somit liegen zwei überflüssige und teure manuelle Schnittstellen respektive Medienbrüche vor: Online-Kunde zum Offline-Fotografen und wieder zurück zum Online-Kunden. Es leuchtet sicherlich jedem Leser ein, dass der Mensch da niemals so effizient und preiswert anbieten kann, wie die Maschine. Die Schnittstelle Mensch wird zunehmend zum teuren Störfaktor in der Fotografie, der nicht nur Geld kostet, sondern alles aufhält.
Deshalb benutzen bereits hunderte Modemarken diese Roboter-Technologie. Punkt.
Es ist somit lächerlich, zu kontern, dass diese Technologie die kreativen Fotografen nicht schädigt: Automated Photography Won't Replace Creative Photography. Hier geht es nicht um Kreativität. Hier geht es um den lukrativen Massenmarkt der trögen Produkt-Werbefotografie. Aber damit wird sehr viel Geld verdient. Und es betrifft den Zukunftsbereich Online-Fotografie. Aber selbst die neuesten dedizierten Kameras bieten noch nicht einmal einen halbwegs brauchbaren Online-Anschluss. Im Vergleich zu den Smartphones liegen sie - wie die meisten Berufs-Fotografen - abgeschlagen zurück.
Das ist jedoch erst der Anfang: Mit künstlicher Intelligenz werden Software- und Hardware-Firmen in den kommenden Jahren Stück für Stück den sogenannten kreativen Bereich der Fotografie aufrollen. Denn die meisten Fotos sind überhaupt nicht so kreativ, wie deren Fotografen noch immer glauben. Die meisten Fotos sind direkte Kopien. Und vom Rest sind nochmal mindestens 90% nur leichte Abwandlungen von Vorhandenem. Das kann heute schon jede KI-Software im Labor übernehmen. Die können heute sogar bereits einen Fotostil erkennen und nachahmen.
Mitte Mai wurde eine weitere KI-Software für das Smartphone vorgestellt - The Matterport Axis. Dabei handelt es sich um eine App, die mit einem Smartphone 360-Grad-Aufnahmen vor allem von Innenräumen für Immobilienhändler und Verkäufer oder Vermieter von Wohnungen steuert: Einfach, preiswert, schnell, vollautomatisch, im identischen Stil. - Diese sinnvolle KI auf dem Smartphone wird ebenfalls viele Berufsfotografen / Videografen und Software-Spezialisten arbeitslos machen. So etwas nennt man eine disruptive Erfindung / Technologie etc. Sie vernichtet alte Strukturen und ersetzt sie durch neue. Meist werden hierbei ganze Prozesse in der historisch gewachsenen Wertschöpfungskette ersatzlos gestrichen: wie in unserem Fall der Immobilien-Fotograf / -Videograf sowie seine mühsame, zeitaufwändige und künstlerisch uneinheitliche Gestaltung der Ergebnisse etc., die er ggf. sogar mithilfe weiterer Software-Spezialisten produziert, welche dann daraus die Virtual Reality der Wohnungsbegehung erstellten.
Nikons neue Preispolitik:
So ziemlich alle Beobachter rätselten, warum Nikon im Herbst 2021 seine neue Profi-Kamera Z9 - definitiv eine absolute Spitzenkamera - vor allem auf dem US-Markt - so preiswert anbot (5.500 US$ und 5.999 Euro in Europa).
Im April 2022 folgte die Veröffentlichung / Ankündigung eines 800 mm Teleobjektives. Dies zielt eindeutig auf die Wildtierfotografie ab. Das ist eine Kernzielgruppe bei Nikons Anhängern.
Während alle (zu Recht) über das sehr geringe Gewicht (von nur 2,385 KG) und die geringen Ausmaße (140 mm * 385 mm ) des Objektives Nikkor Z 800 mm F6.3 VR S aufgrund des extrem hochwertigen PF-Glases schrieben, faszinierte mich eher der Preis: 6.500 US$ (umgerechnet 5.977 Euro). In Deutschland kam selbstredend der übliche +22% Melkkuhzuschlag oben drauf: 7.299 Euro.
Dennoch nenne ich dies einen Preiskrieg. Das Objektiv ist mit einer Offenblende von f6,3 eines der besten Objektive überhaupt und sogar mit Bildstabilisierung ausgestattet.
Erst im Vergleich zum Vorgängermodell auf der DSLR-Schiene wird der Unterschied und Fortschritt deutlich: Das alte AF-S NIKKOR 800 mm 1:5,6E FL ED VR (nicht mehr gelistet) ist zwar 1/3 Blendenstufen lichtstärker, dafür aber mit 160 * 461 mm deutlich größer sowie mit 4,59 Kilogramm bereits für Normalmenschen unerträglich schwer zum längeren Fotografieren aus der Hand. Vor allem dürfte der aktuelle Straßenpreis zwischen 17.300 und 21.750 Euro viele Interessenten auch aus der Body-Builder-Szene abschrecken.
Halten wir sachlich fest: Interessenten an der Wildtierfotografie oder Umsteigewillige von DSLR zu Spiegellos fahren mit der neuen Profi-Kombo Z9 mit dem neuen Nikkor Z 800 mm F6.3 VR S preiswerter, als wenn sie sich auch nur das alte 800 mm Objektiv kaufen würden. - Die Entscheidung dürfte jedem Menschen, der sich für Wildtierfotografie bei Nikon interessiert, leicht fallen.
Aber es kommt noch viel schlimmer - für die Mitbewerber Sony und Canon:
Sony bietet bis heute überhaupt kein 800 mm Teleobjektiv an. Die längste Brennweite ist 600 mm beim FE 600 mm F4 GM OSS. Maße 469 * 164 mm, Gewicht: 3,04 KG, für 13.999 Euro. Das ist größer, schwerer und signifikant teurer. Das gilt umso mehr, als man im Prinzip einen 1,4-fach-Telekonverter anschließen muss, um auf 840 mm Brennweite zu kommen. Das führt dann zu f5,6, plus 34 mm in der Länge, plus 167 Gramm Gewicht und plus 649 Euro. Macht zusammen: Maße 503 * 164 mm, Gewicht: 3,21 KG, für 14.648 Euro. Das ist spürbar schwerer, größer und vor allem rund doppelt so teuer.
Auch, wenn es jetzt wieder heftige Kritik hagelt: Canon besitzt kein natives 800 Objektiv für die spiegellosen Kameras. Das RF 800 mm F5.6L IS USM ist faktisch das RF 400 mm F2.8L IS USM mit einem im Preis völlig überteuerten 2-Fach-Telekonverter (für 6.950 Euro nur für den fest eingebauten Telekonverter). Maße: 163 * 432 mm, Gewicht: 3,14 KG für 19.949 Euro. Größer, schwer und fast dreimal so teuer.
Fazit: Alle Fotografen, die sich überhaupt für Wildtierfotografie interessieren, sind gut beraten, eine Nikon Z9 zu kaufen und das neue 800 mm Nikkor Objektiv. Kamera und Objektive sind dort billiger als auch nur das Objektiv bei Sony oder Canon. Das ist auch als Zweitausrüstung noch immer billiger als nur ein Teleobjektiv bei den Mitbewerbern.
Aber Canon und Sony reagieren nicht: Als Platzhirsche haben sie das auch nicht nötig, oder glauben dies (zumindest derzeit) noch immer.
Nikon scheint - dank drastischer Einsparungen und Verlagerungen der Produktion nach Süd-Ost-Asien - einen Weg gefunden zu haben, so preiswert zu produzieren und dabei noch Gewinn zu erzielen. Ein Lob dafür. Das sind wirklich beachtliche Leistungen.
Allerdings war das größte Problem bei Nikon schon immer (zumindest in der digitalen Ära), dass man die interessanten Produkte (Z9 und hochwertige Objektive) schlichtweg über Jahre nicht liefern konnte. Derartig gefragte Produkte erhalten nur Berufsfotografen, die sich im Nikon Profi-Service angemeldet haben. - Im Zweifel lohnt es sich für jeden Interessierten, sich dort im NPS anzumelden.
Der von Sony Mitte der 2010er Jahre bei spiegellosen Kameras (vor allem den Standard-A7-Modellen - ohne den Zusatz R oder S) gestartete und von Canon 2019 erwiderte Preiskrieg konzentrierte sich auf Einsteigermodelle, um Neukunden in dieses Segment zu locken. Bei Sony war er erforderlich, um überhaupt Kunden in diese damals noch relativ neue und vor allem in den Anfangsjahren noch keineswegs ausgereifte Technologieklasse zu locken. Bei Canon handelte es sich 2019 jedoch mit der Kamera RP um die Einstiegsklasse in das Vollformat des viel zu spät bei spiegellosen Vollformat-Kameras mitspielenden Marktführers. Letzteres war erforderlich, da Canon einerseits sehr viele ärmere Fotografen als Kunden besaß und zweitens diese zu einem großen Anteil auch noch in der APS-C-Klasse kauften, welche Canon (zumindest damals) aufgeben wollte. Dazu musste man eine preiswerte Vollformat-Kamera anbieten, die auf dem Hauptmarkt - in den USA - bis heute faktisch für unter 1.000 US$ angeboten - und angesichts des Zubehörs real jedoch oft für sogar unter 900 US$ verkauft wurde und wird.
Beide Hersteller subventionierten allerdings bis heute diese Niedrigpreise bei manchen (zunehmend weniger) Kameras durch teure Objektive und vor allem teure Kameras in den oberen Qualitätssegmenten - z.B. Profikameras für die Berufsfotografen. So etwas nennt man Quersubventionierung. Das ist durchaus üblich.
Nikon scheint nun eine andere Kundenstrategie zu verfolgen: Bei den Einstiegsmodellen sowohl bei spiegellosen APS-C- als auch Vollformat setzt man eher auf höhere Qualität denn auf niedrigsten Preis. Klartext: Nikons sogenannte Billig-/Einsteigerkameras sind sowohl in den USA als auch in Europa vergleichsweise teuer. Man hat sich somit meiner schon seit 2015 vorgebrachten Interpretation des Verlustes des Preissegmentes unter 1.000 US$ / Euro an Smartphones angeschlossen. Aber bei den zukünftig wirklich wichtigen Kundenzielgruppen der wohlhabenden Amateure und Berufsfotografen senkte man die Preise drastisch. In diesem zukunftsträchtigen Segment will man nicht nur die eigenen Kunden halten, sondern ganz offensichtlich neue dazugewinnen. Anders sind die aggressive Preisgestaltung der Z9 und dieses 800 mm-Teleobjektives nicht zu verstehen.
Bei (selbständigen) Berufsfotografen spielt selbstredend das bereits angeschaffte Gesamtsystem (Investitionen inklusive Abschreibungszeiträume beim Finanzamt) und die eigene Auftragslage eine Rolle. Vor allem muss bedacht werden, dass nicht wenige Berufsfotografen ihre Ausrüstung von der Agentur gestellt bekommen, für die sie tätig sind. Aber die Preisunterschiede sind derart eklatant, dass bereits mittelfristig ein Wechsel sich lohnen kann. Das werden auch die Agenturen angesichts der TCO (Total Cost of Ownership) genau durchrechnen. Für Amateure steht dies hingegen bereits heute außer Frage. Nochmals: Sie erhalten für geringere Gesamtkosten die Z9 kostenlos dazu, wenn Sie das 800 mm Teleobjektiv von Nikon kaufen statt von Sony oder Canon.
Das ist endlich einmal ein Signal gegen die explodierende Inflation im Fotobereich der letzten Jahre - zumindest für die wirklich hochambitionierten Fotografen mit ausreichend Geld.
Allerdings bleiben auch hier einige Wermutstropfen: An den ärmeren Fotografen der Mittelschicht (dem Hauptkundensegment der letzten 20 Jahre der digitalen Ära) hat niemand mehr wirklich Interesse. Und bei Nikon steht noch nicht fest, dass man diese Preis-/Kunden-Strategie langfristig durchhält. Es könnte auch sein, dass man das Nachfolgemodell Z9 Mark II in ein paar Jahren deutlich teurer anbietet. Überdies bleibt Nikons Gesamtstrategie unklar: Einerseits wollte man - laut allen Gerüchten - noch mehr spiegellose APS-C-Modelle herausbringen. Andererseits konzentrierte man sich in der letzten Zeit - auch erzwungen durch den Chipmangel - eher auf die Vollformat-Modelle. Somit muss man die weitere Entwicklung abwarten. Leider gehört Nikon zu den eher unstetigen Herstellern.
Nikon publizierte seinen neuen Strategieplan:
Am 07. April stellte Nikon seinen Medium-Term Management Plan (FY2022 - 2025) vor - PDF. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Datei sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen.
Vorab gilt wie bei allen Zukunfts-Prognosen und Plänen: Vorsicht, das ist vage und kann sich angesichts der unsicheren und hoch-volatilen Weltlage ganz schnell ändern. - Ferner behandeln wir hier Geschäftsjahre. Nikons weicht (April-März des Folgejahres) vom Kalenderjahr ab.
Die Expansionsstrategie auf weitere Firmenfelder (Diversifizierung) soll verstärkt werden: Cultivate new earnings pillars alongside Imaging Products and Precision Equipment. Dadurch wird der noch immer sehr große Bereich Imaging in den kommenden Jahren an Bedeutung für den Gesamtkonzern verlieren. Diese Entwicklung ist für Nikon positiv zu bewerten, kommt allerdings relativ spät. Da sind die anderen Konzerne bereits weiter fortgeschritten. Ferner darf man auch nicht zu viel erwarten: So soll bis 2025 der Anteil der beiden alten Bereiche (Imaging und Precision Equipment) nur von derzeit 73% auf 65% absinken, respektive die neuen strategischen Bereiche von 27% auf 35% zunehmen. Das betrifft jedoch den Umsatz (Revenue). Über den (operativen) Gewinn sagt man hier nichts. Der Grund dürfte in den (Zukunfts-) Bereichen Service und Medizin liegen, wo die Gewinnmargen meist drastisch höher sind.
Ganz klar schreibt man: Grow mainly in B2B to get to Vision 2030 - Nikon wird sich ab nun auf die Firmenkunden konzentrieren. Das muss den Fotografen bewusst sein. Damit meint man weder Amateurfotografen noch Berufsfotografen.
Etwas unklar bleibt die Abwendung von der Produktion:
Evolve from a business mainly in sales of end products. Wo man die Dienstleistungen sieht?
delivery of integrated solutions - Integrierte Dienstleistungen klingt gut - aber eher teuer und für Firmen.
Ein Feld scheint Imaging contents zu sein, bleibt aber vage. Gezeigt wird hierzu ein Foto mit einer (Film?-)Kamera in einem Fußballstadion.
Auch die anderen Services bleiben vage. Selbst Folie 20 bleibt bei allen Beispielen unspezifisch: Man ist Microsofts erster japanischer Partner bei Mixed Reality Capture Studios. Das scheint auf 3D, Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) hinauszulaufen. Dazu finden sich auch Zeichnungen von Menschen, die derartige Brillen tragen. Lassen Sie sich von den Schlagwörtern wie Metaverse nicht blenden. Das hat alles nichts mehr mit Fotografie zu tun. Das wird in der Anfangszeit eher für Firmen und extrem reiche Menschen sein.
Denn beim Imaging Products Business wird nur das Bisherige aufgelistet: Digital cameras, Interchangeable Lens, Binoculars, Rangefinders and telescopes. Aber 2030 soll es evtl. Imaging contents geben. Also ist definitiv nichts kurz- oder mittelfristig geplant, sondern nur langfristig.
Aber beim Imaging hat man sich vorgenommen:
Expand customer interactions and the value delivered to secure stable revenues - Die Werte und stabilen Einnahmen will man nun durch einen Ausbau der Kundenkommunikation und Interaktion ausbauen.
Ganz ehrlich: Das beklagen die Kunden schon seit mindestens zwei Jahrzehnten. Die Kommunikation ist miserabel und eine Interaktion findet mit den Endkunden nicht statt. Da dürfen die paar handselektierten Berufsfotografen als sogenannte Botschafter nicht täuschen. Im Übrigen hat man seit mindesten 2012 den Service-Bereich gnadenlos zu Tode gespart. Warten wir also ab, ob auf die Worte (endlich) auch Taten folgen.
Konkret nennt man einige Folien später: Cultivate expand fan base. Bolster engagement before and after purchase. Focus on apps and the cloud. Das hört sich eher nach elektronischer Berieselung, kostenpflichtiger Selbstbedienung und fanatische Foren-Werbung an. - Aber definitiv nicht nach mehr persönlichem Beratungs-Service. Ersteres ist billig zu haben, letzteres erfordert teures Fach-Personal.
Wichtiger dürfte die Operational direction für den Bereich Digital cameras sein - das sind die operativen Umsetzungspläne bis 2025. Dort wird man nämlich konkreter:
Concentrate management resources in high value added products and mirrorless cameras (Meet expectations of professionals and hobbyists and raise ASP 20%) [Average Selling Price] - Also sollen weitere 20% Preiserhöhungen auf die Kunden abgewälzt werden. Wohlgemerkt sind das die Nettopreise der Firma. Mit dem Faktor 3 für die Brutto-Endkundenpreise wird daraus bis 2025 eine massive Endkundenpreiserhöhung. Und das gilt auch nur bei gleichbleibenden Wechselkursen. Bei allgemein zu erwartendem Verfall des Euro wird das bei uns viel teurer.
Bolster the Z mount system by expanding lens lineup (50+ lenses and a 2+ lens attach rate) - Das war zu erwarten, nachdem Canon so etwas erzählte, musste Nikon nachlegen. Also soll es Ende 2025 mehr als 50 Z-Objektive geben. Warten wir es ab, wie viele dann davon lieferbar sind - und zu welchem Preis.
Appeal to video creators by strengthening video functions - Auch Nikon wendet sich von den reinen Fotografen ab und (spät) dem Bereich Film zu. Das war erwartbar. Denn es gibt inzwischen Analysen, welche unter beruflich tätigen Lichtbildanbietern (zumindest in den USA) nahe legen, dass 2022 mehr als die Hälfte entweder Videografen waren (also überwechselten) oder zumindest gemischt mit Foto und Video arbeiteten. - Einschränkung: Meines Erachtens ist dies im Amateurbereich und vor allem bei der klassischen privaten Nikon-Kundschaft bisher noch nicht so und definitiv nicht in Deutschland.
Allerdings muss man dann auch klar sagen, dass Nikon hier noch einen weiten Weg vor sich hat. Denn die anderen Video-Kamera-Hersteller besitzen alle im Profibereich eine eigene Produktionslinie mit Video-Objektiven. Und nein: Es reicht nicht, einfach nur die klickbaren Fotoobjektive ohne störende Geräusche anzubieten. Im Profibereich will man z.B. Zahnradübersetzung für externe Fokusmotoren etc., T-Stops statt F-Stops und vor allem kein Fokus-Breathing und kein Focal-length-Breathing (bei Zoom-Objektiven). Es hat seinen Grund, warum hochwertige Video-Objektive größer, schwerer und sündhaft teuer sind (eigentlich fast alle 5-stellig). Solche dringend zu produzierenden Objektive gehen dann jedoch von der Anzahl der oben vollmundig genannten Foto-Objektive ab. (Man schrieb auch von Z-Objektiven - nicht von Fotoobjektiven. - Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.)
Strengthen remote operation and automatic image capture features to meet professional needs - Damit meint man Robotik (man schreibt auch ganz explizit: Robot Vision - Fotografie und Video ohne (störende) Menschen.
Focus on licensing business - Lizenzen bleiben etwas unklar. Das hatte ich zwar schon vor mindestens 10 Jahren verlangt. Aber bis zur wirklichen Nutzung von allen Patenten durch alle Firmen sind wir noch weit entfernt. Dennoch begrüße ich diese Entwicklung.
Nikon erhofft seine ca. 270.000 produzierten Digitalkameras im Geschäfts-Jahr 2021 auf ca. 310.000 im Jahr 2025 zu erhöhen. Entweder geht man somit von einem höheren Marktanteil oder einem wachsenden Fotomarkt aus. Beides ist sehr optimistisch.
Da man auch die Objektive beim Verkauf auf ein Verhältnis von mindestens 2 zu 1 der Kameras erhöhen will, ging man auch bei den Z-Objektiven von einer deutlichen Steigerung bis 2025 aus. Das halte ich für realistischer, da die verbleibenden Fotografen (aus Frustration in der Fotopraxis) nachkaufen werden, weil die Adapter noch immer nicht perfekt arbeiten und vor allem viele alte Objektive überhaupt nicht unterstützt werden.
Mich beunruhigt der prognostizierte Profitrückgang beim großen und wichtigen Bereich Precision Equipment. Dort erwartet man offensichtlich harte Konkurrenz und einen nicht mehr so florierenden Markt.
Aber Folie 41 dürfte die Fotografen am härtesten treffen: Selbst die Prognosen von Nikon sehen für die Zukunft der Kameras schlecht aus. Man räumt Digitalkameras nur noch die Bewertung 1 von 10 auf der Skala der (viel-)versprechenden Märkten ein. Auch die wichtige FPD (Precision Equipment) fällt auf diesen letzten Platz ab. Ebenso Mikroskope und Messinstrumente. - Vermutlich lag mein Schreckensszenario aus dem Jahr 2019 sogar noch optimistisch zu hoch für das Jahr 2030.
Was ebenfalls eher unklar bis beunruhigend ist, ist die Gruppierung: Man packt den Bereich Imaging zu Healthcare in neuen den Großbereich Quality of life (QOL). Noch steht Imaging über Healthcare. Aber bei Fujifilm ging das auch ganz schnell. Wenn Imaging wie der Unterbereich Mikroskope nur noch für die Medizin arbeitet, dann wäre dies für die Fotografen mit dedizierten Kameras nicht günstig.
Zur Beruhigung nochmals: Das sind Zukunftspläne. Die wahre Entwicklung wird vermutlich im Rückblick aus dem Jahr 2030 anders aussehen. Allerdings sollte man so etwas auch nicht unterschätzen. Das Top-Management versucht, sich durchaus an diesen über Wochen oder Monate entwickelten und intern abgestimmten Vorhaben zu orientieren.
Zur Info nachgereicht eine spätere US-Analyse der Strategiepläne Nikons, der ich aber nicht ganz zustimme.
Technischer Fortschritt bei Meta-Linsen: Meta-Linsen werden aus Nanostrukturen hergestellt und verzichten auf die den Fotografen bekannten großvolumigen und schweren Objektivkonstruktionen. Dort werden seit Jahren immer größere Fortschritte erzielt. So konnte 2022 ein Weitwinkelobjektiv von äquivalenten 10 mm Brennweite zur Vollformat-Sensor-Klasse hergestellt werden. Letzteres galt bisher als extrem anspruchsvoll. Das zielt selbstredend auf Smartphones. Sollten sie in ein paar Jahren preiswert bei hoher Qualität einsetzbar sein, dann könnten sich alle Kamerahersteller mit ihren neuen spiegellosen Bajonetten komplett verkalkuliert haben. Dann wäre höchste optische Bildqualität im Smartphone möglich.
In China wurden die Lockdowns aufgrund der nicht mehr kontrollierbaren Omikron-Welle weiter ausgedehnt. Am 4. April waren bereits 23 Städte in einem völligen oder teilweisen Lockdown und 193 Millionen Menschen betroffen. Das wird (zeitversetzt) massive Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft und somit auf die weltweiten Lieferketten haben. Allein in China beeinträchtigte dies 13,6% des BIP. Das war eine Katastrophe und kann von China nicht lange durchgehalten werden. Denn das erwartete Wirtschaftswachstum 2022 dort ist mit nur 5,5% sowieso extrem gering. Pro Monat ging gemäß meinen Schätzungen 1/2 Prozent des Gesamtjahreswachstums verloren. Aber China kann nicht ein Jahr warten bis es auf 0 % Wachstum angekommen ist. Die Bevölkerung benötigt großes Wachstum, sonst brechen dort Unruhen aus, und die Macht der kommunistischen Partei wäre gefährdet. Allerdings schützen die chinesischen Impfstoffe gegen Omikron extrem schlecht. Aber die mRNA-Impfstoffe des Auslandes will man (zur Gesichtswahrung) nicht. Meine Prognose vom Dezember 2021 für dieses Jahr treffen nun langsam ein. Das hat auch weitere negative Auswirkungen auf unsere Wirtschaft.
An Ostern publizierten US-Wirtschaftsquellen sogar noch schlimmere Zahlen zu den Lockdowns in China. Inzwischen waren angeblich fast 400 Millionen Menschen von den völligen Lockdowns und Teillockdowns in 45 Städten betroffen. Jene machten 40% des Brutto Inlandproduktes (BIP) aus. Bereits die ersten Wochen bis Mitte April sollen mindestens 0,5% Wachstum auf das Jahr gerechnet gekostet haben. Analysten befürchten sogar eine Rückgang um bis zu 1,5%, sollte China die Null-CoViD-Maßnahmen weiter aufrecht erhalten. Aber das wird wohl nicht geschehen, da in China die Lebensmittelversorgung bereits anfängt zu kollabieren. In den Zentrallagern, den Häfen und auf den Schiffen verrotteten Lebensmittel, die man nicht mehr kühlen konnte. Viele eingeschlossene Chinesen erhielten keine Lebensmittel mehr, weil korrupte Beamte der KP China - vor allem auf lokaler und regionaler Ebene sie scheinbar an den Schwarzmarkt verkauften, statt sie an die in Hausarrest Eingeschlossenen auszuliefern. Die chinesische Regierung sprach ganz offen über Lockerungen nach Ostern. Denn auch in China sind im Herbst Wahlen. U.a. möchte sich der jetzige KP-Chef Xi und mehr oder weniger Alleinherrscher für eine ungewöhnliche dritte Amtszeit bewerben.
Wenn es (noch ganz wenigen) Firmen im Foto- und Video-Bereich blendend geht, sie keine wirtschaftlichen Probleme haben, keine ernstzunehmenden Konkurrenten, aber gefragte Produkte wie Atomos - Hersteller von Displays und Zubehör für Video-Kameras -, dann schadet man sich eben selbst. Die Firma musste am 14. April aus aktienrechtlichen Gründen zugeben, dass man sich von der neuen Geschäftsführerin (CEO) getrennt hat. Gründe wurden keine genannt. Die Aktie stürzte daraufhin ab. - Das erinnert mich wieder an Leica mit dem inhaltlich gefälschten Propaganda-Video 2019 gegen China. (Englische Quelle 1 mit lächerlicher Analyse.) - Fazit: Firmen, denen es zu gut geht, leiden oft an Hybris und bringen sich selbst zu Fall.
Neuere Studien zu den Berufsfotografen und ihrem Gewerbe deuten an, dass es nach zwei Jahren Pandemie langsam und zumindest für einige wieder aufwärts ging.
Es verbreitet sich langsam wieder Optimismus.
Allerdings muss man bei allen Studien die Details beachten: So existieren durchaus nationale Unterschiede. Dies betrifft vor allem die freien Staaten England, USA (alleine über 50% aller Antwortenden in der aktuellen Studie), Dänemark, Schweiz etc., welche früh die Corona-Regelungen aufhoben, im Gegensatz zu Nachzüglerstaaten wie Deutschland oder gar China.
Ferner waren 29% der Befragten überhaupt keine Berufsfotografen, sondern Amateure oder Auszubildende sowie Studierende. Vor allem diese Diskrepanz erklärt zahlreiche sonst unverständliche Angaben, wie z.B., dass 11,4% angeblich Landschaftsfotografen seien. Mit Landschaftsfotografie verdient kaum ein Berufsfotograf mehr Geld. Dies erklärt auch den unerwartet geringen Anteil von nur 8,7% für Hochzeitsfotografie, das Brot- und Butter-Geschäft für die meisten deutschen Berufsfotografen.
Auch scheint die (Selbst-) Auswahl ziemlich selektiv gewesen zu sein. Während in den USA andere Analysen nahe legen, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Fotografen entweder zu Video wechselte oder auch / zusätzlich Video-Aufnahmen macht, zeigt diese Studie der fast 3.400 angeschriebenen Teilnehmer aus der ganzen Welt der Berufs-Foto-Grafen, dass angeblich 64,5% nur Fotos aufnehmen würden. Nur 35,1% nehmen zumindest auch gelegentlich Videos auf. - Hier scheint die größte Beschränkung der Analyse zu liegen: Die Zielgruppe wurde zu sehr auf Fotografen eingeschränkt und Videografen zu wenig angesprochen.
Vor allem der Auswertung, dass alles wieder im (angeblich besten) Normalzustand wäre, widerspreche ich. Von einem Normalzustand wie bis 2019 sind die meisten Berufsfotografen zumindest in Europa und vor allem in Deutschland noch weit entfernt. Und auch für das Vor-Pandemie-Jahr 2019 muss man festhalten, dass es damals bereits seit mindestens 5 Jahren weltweit drastisch für Berufsfotografen bergab ging. Vom negativen Langzeittrend, der seit Jahrzehnten anhält, ganz zu schweigen.
Denn faktisch wurde die Analyse eher auf die persönliche - also subjektive - Einschätzung der Zukunft als auf die realen Einnahmen ausgerichtet. Selbständige Berufsfotografen und vor allem reiche Amateure sind immer optimistisch für die Zukunft. Die Reichen haben allen Grund dazu, weil sie vom Krieg sowie seinen positiven Auswirkungen an den Börsen vor allem in den USA profitieren, und bei Selbständigen ist Optimismus die dominante Grunderkrankung. - Etwas über 35% gaben an, dass sich in den ersten 3 Monaten 2022 das Geschäft entweder wie erwartet oder sogar etwas besser als erwartet entwickelte. Aber immerhin fast 64% gaben an, dass die ersten Monate 2022 schlechter als erwartet verliefen. Dennoch erwarteten 56,5% der Antwortenden 2022 insgesamt bessere Ergebnisse.
Eine weitere Kritik erlaube ich mir bei der Selbstauskunft der Kundenakquisition: Es ist unglaubwürdig, dass über 40% der Kunden über Instagramm kommen. Normale Brot- und Butter-Kunden suchen nicht auf Instagramm nach einem Berufsfotografen. Instagram ist ein Foto-Werbe-Kanal für Fotografen und Fotoliebhaber. Bereits diese Aussage entwertet für mich die Analyse / Selbstauswahl der angeblichen Berufsfotografen.
Dennoch ist es erfreulich, dass es wieder zumindest durchschnittlich aufwärts ging.
Trotzdem erlaube ich mir den Hinweis, dass zahlreiche Gesundheitsämter in Deutschland bereits heute schon wieder härteste Maßnahmen für den kommenden Herbst ausarbeiten.
Zumindest für Sony hielten die Zulieferprobleme weiter an. Die Firma musste die Auslieferung des hochwertigen und gefragten 16-35 mm f/4 PZ G Zoom-Objektives von April unbestimmt auf den Sommer verschieben. (Sony Japan - mit Google Translate automatisch übersetzt, Englische Sekundärquelle.) Zwar wurde Sony bereits letztes Jahr 2021 - vor allem ab Herbst - am stärksten von fehlenden Zulieferteilen betroffen. Aber auch die anderen Kamera- und Objektiv-Hersteller meldeten sich in den ersten 4 Monaten 2022 nicht mit gegenteiligen - also positiven - Ankündigungen zu Wort. - Wie immer bleibt es erfreulich, dass deutsche Kunden nicht informiert werden. So viel zu Wunsch und Wirklichkeit.
Da in zahlreichen Foto-Foren wieder hirnlos eine Statistik missbraucht wurde, muss ich - weil darauf angesprochen - dazu Stellung beziehen: Es handelt sich nur um eine Auswertung der 22 Sieger der World Press Photos 2022. Dabei handelt es sich um einen höchst umstrittenen Foto-Wettbewerb, dessen Jury auch nachweisliche Fälschungen anerkennt und gutheißt. - Aber die an einem Fotowettbewerb teilnehmenden Fotografen sagen definitiv nichts über den angeblichen weltweiten Marktanteil der Kamerahersteller aus. Denn erstens handelt es sich hierbei um Berufsfotografen, zweitens aus dem Bereich Pressewesen und drittens handelt es sich nur um die wenigen (siegenden) Teilnehmer an einem Wettbewerb. Bereits die Grafik über die wenigen spiegellosen Kameras sagt alles. Die wahren Marktanteile Spiegellos zu DSLR lagen 2021 bereits genau umgekehrt.
Canon schritt im April konsequent auf seinem vorgegebenen Pfad weg von der Fotografie / dem Standbild und hin zu den neuen Zukunftsfeldern der Firma - Mixed Reality - weiter voran. Hierzu wurde das neue Produkt MReal x1 vorgestellt. (Die japanische Seite wird mit Google Translate automatisch übersetzt.) Im Prinzip handelt es sich um eine 158 Gramm leichte VR-Brille (Virtual Reality), die man mit Bügel am Kopf trägt. - Gewicht mit Kopfhalterung: ca. 359 Gramm. Sie erweitert den sichtbaren / nutzbaren Bildwinkel des Vorgängermodelles auf 58 Grad horizontal und 60 Grad vertikal. Dass das Display eine Auflösung von 3.840 * 2.160 Pixel bietet, darf nicht verwundern, denn das ist 4K Video (UHD) bei 120Hz. (Englische Sekundärquelle.) Angesichts des Preises des Vorgängermodelles von fast 40.000 US$ dürfte auch dieses verbesserte Nachfolgemodell noch nichts für arme Amateure sein. - Aber dadurch wird auch jedem klar, wohin die Reise der optischen Konzerne geht: Das sind teure Produkte mit hohen Gewinnmargen für Firmen und Millionäre. Die japanischen Firmen haben (alle) kein großes Interesse mehr am Massenmarkt für Normalfotografen. - Um es nochmals knallhart zu formulieren: Das Produkt muss Ihnen nicht gefallen. Sie und ich sind schon lange nicht mehr die Zielgruppe. - Nachdem man aus meiner Sicht 2021 endgültig den Markt unter 1.000 US$/Euro aufgegeben hat, wird man nun in Tausenderschritten weiter nach oben wandern. Canon hat mit seinen neuen Objektiven 2022 für z.T. über 20.000 Euro auch im Fotobereich die Richtung klar vorgegeben.
Die Weltwirtschaft stürzte in beängstigendem Maße auf breiter Front ab - und die Aussichten trübten sich ein:
Wieder einmal wurden meine pessimistischen Annahmen über die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine und der Wirtschaftssanktionen nach kurzer Zeit im negativen Sinne überboten.
Bereits nach 2 Monaten Krieg (der am 24. Februar begann) stand die Weltwirtschaft Ende April vor einem Scherbenhaufen mit unabsehbaren negativen Langzeitfolgen.
Selbst konservative Schätzungen gingen im April bereits weltweit von mindestens 37% Preissteigerung bei Lebensmitteln aus. (Quelle u.a. IMF / Weltbank). Wenn der Internationale Währungsfonds seine Januar-Prognosen für das Wachstum in der gesamten Welt bereits (völlig unüblich) nach nur 3 Monaten drastisch kürzt, lässt dies für den Rest des Jahres nichts Gutes mehr erwarten.
Die Folgen werden eine weltweite Destabilisierung aller Länder sein. In den reichen Ländern werden die sozialen Spannungen (zum Teil drastisch) zunehmen und letztendlich mehr radikale Kräfte des linken und rechten Spektrums bei Wahlen Auftrieb erhalten. Sozial Absturzgefährdete und Arbeitslose wählen nun einmal tendenziell eher Extreme, weil sie die etablierten Parteien für ihre missliche Lage verantwortlich machen. Die Parteienlandschaft wird nicht nur weiter zersplittern, sondern sich deutlich hin zum kaum regierbaren Zustand verändern. Eventuell werden wir auch mehr Demonstrationen in Europa sehen, welches am härtesten vom wirtschaftlichen Niedergang betroffen wird, während die USA kaum betroffen sind respektive sogar vom Krieg (wie immer) profitieren. Vermutlich werden die Ausschreitungen nicht nur in Frankreich gewaltsam werden. Auch andere Demokratien des Westens werden ihre Polizeigewalt einsetzen, wodurch die Lage weiter eskaliert.
Für die armen Länder (Dritte Welt, Vierte Welt) und die sich entwickelnden Staaten (Schwellenländer) sieht es noch katastrophaler aus: Hungersnöte, wirtschaftlicher Kollaps, Massenarbeitslosigkeit und Armut werden bereits dieses Jahr zum weit verbreiteten Phänomen werden. Erste Analysten erwarten sogar Volksaufstände und Bürgerkriege, zumindest ein Aufflackern der in vielen Weltregionen sowieso kaum unterdrückten kriegsähnlichen Zustände. - Man denke nur an das von der NATO so erfolgreich befriedete Afghanistan und die gleichfalls so triumphal besiegte IS in Nordafrika sowie im Nahen und Mittleren Osten. Das wird die Tourismusbranche treffen und somit auch die Fotografie. Oder wollen Sie gewaltsame Aufstände im Urlaubsland fotografieren? Da diese Staaten zudem bereits hoffnungslos verschuldet sind, gibt es für sie keine Möglichkeit, die eigenen Probleme zu Lösen oder auch nur abzuschwächen. Aber auch der angeblich (noch) reiche Westen kann deren Finanzprobleme nicht lösen, denn der Westen hat mit den Wirtschaftssanktionen alle in Geiselhaft genommen. Er kann weder deren Schulden bezahlen, noch deren Lebensmittel, noch will er ihnen (derzeit aus rein politischen Erwägungen) erlauben, die Handelssanktionen zu brechen, um sich die blockierten Lebensmittel und Waren und Rohstoffe aus Russland zu kaufen.
Es besteht inzwischen sogar die Gefahr einer komplett geteilten oder zersplitterten Wirtschaft unterschiedlicher Blöcke. Einen Zustand, für den alle Staaten einen extrem hohen Preis bezahlen. Weit über 100 der ärmeren Länder können dies jedoch nicht. Dies wird massiven politischen Unmut weltweit auslösen, die Welt destabilisieren und letztendlich auch die westlichen Urheber der Sanktionen schädigen. Denn irgendwann wird ein Land der vielen Wackelkandidaten, die sich in den UN-Abstimmungen enthalten haben oder (noch schlimmer) vorsätzlich sich von der Abstimmung gegen Russland fern hielten, ausscheren. Dann muss (das ist politische Logik) der Westen jenes Land der Dritten Welt hart sanktionieren und wie einen Kriegsgegner behandeln. Denn ohne diese neuen Sanktionen würden weitere Länder die Wirtschaftssanktionen gegen Russland aufgeben. - Die in der westlichen Propaganda gelobte angebliche weltweite Einheit würde sichtbar zerfallen. Sie wankte bereits von Anfang an.
Aber auch die Mittelschicht, welche sich im Frühjahr 2022 in den wohlhabenden Ländern der EU noch in Sicherheit wähnte und von der Kriegspropaganda der daran interessierten Politiker/innen berauschte, zog langsam erste Konsequenzen: Sie kündigten Abonnements. Netflix (Quelle 2) ist nur das offensichtlichste Zeichen. 200.000 Kündigungen mehr als Neuzugänge, -43% Verlust an der Börse in zwei Tagen, Ausstieg von Hauptaktionären. Das sind nicht die Hungernden oder diejenigen, welche bei uns an Altersarmut leiden. Die Mittelschicht beginnt, sich drastisch einzuschränken. Da werden viele weitere - wenn nicht alle - Abonnements folgen, die nicht lebenswichtig sind. Und welche Abos sind schon wirklich wichtig? - Nicht einmal die Software-Abonnements von Adobe. Dies wird eine Kettenwirkung durch die gesamte Wirtschaft haben, denn in der westlichen Welt hängen viele Dienstleistungen an Abonnements. Das war ein Speckbauch, den man sich in guten Zeiten gönnte, weil die monatlichen Belastungen angeblich so gering waren. Bei steigenden Gaspreisen (Heizung), Benzin- und Dieselpreisen an den Tankstellen sowie vor allem einer galoppierenden Inflation bei Lebensmittelpreisen, ist es nur logisch, dass die meisten Menschen beim Speckbauch zu sparen beginnen. Diese Welle wird erst langsam anlaufen, da die Kündigungen derart schwierig sind und manchmal unmöglich, sodass manche Verbraucherorganisationen auch ganz offen von Knebelverträgen sowie Betrug sprechen. Aber die Kündigungswelle wird langandauernd sein. Die Prognosen sind für diese Industrie / diesen gesamten Sektor katastrophal. Nur deshalb fliehen alle Investoren.
Dasselbe gilt im Übrigen für das produzierende Gewerbe und den Handel: Auch sie durchkämmten angesichts drastischer Preissteigerung bei Rohstoffen und Energien seit dem Frühjahr alle Posten bei den laufenden Ausgaben. Somit wird sich auch die Wirtschaft vom Speckbauch der guten Jahre trennen (müssen).
Aber an diesem Dienstleistungssektor hängen im Westen Millionen von Arbeitsplätzen. Und der ganze Dienstleistungssektor wird schließlich davon betroffen werden. Die Abonnements sind nur der Anfang. Bei den aktuellen prognostizierten Wirtschaftsdaten wird die Mittelschicht, sofern sie überhaupt überlebt, den Gürtel über viele Jahre enger schnallen müssen. Kurzum: Sie werden zunehmend auf Dinge verzichten (müssen), oder diese selbst machen (müssen), oder im Fotobereich schlichtweg die alten Gegenstände länger verwenden. Das Geld sitzt nicht mehr so locker. Lassen Sie sich da nicht von den Propagandisten belügen. Natürlich holen manche nun den pandemiebedingt verbotenen Besuch im Restaurant im Sommer nach. Aber vermehrt Geld für Luxusgüter und unmäßigen Konsum geben nur noch die wirklich Reichen aus, denn erstaunlich viele haben durch den Krieg in der Ukraine dazugewonnen. Im Übrigen kann man auch mit Geld kaum etwas Sinnvolles im Fotobereich kaufen, da eine sich verschärfende Mangelwirtschaft bereits im ersten Quartal 2022 unverkennbar wurde, die im April in eine verschärfte Kriegs- und Sanktions-Mangel-Wirtschaft überging.
Da die Mehrheit jedoch zu den Kriegsverlierern und vor allem zu den Sanktionsverlierern gehört respektive bald gehören wird, sehen auch die mittelfristigen (2-5 Jahre) und (laut mancher Analysten) im schlimmsten Fall sogar die langfristigen (5-10 Jahre) Aussichten schlecht aus.
Für die reine Luxusindustrie der Fotografie und Videografie mit dedizierten Kameras, die sowieso von Freiheit, Reisemöglichkeiten und Frieden sowie politischer Stabilität und Sicherheit essentiell abhängt, wage ich keine positiven Prognosen mehr. Wie ich in den letzten Wochen von Insidern aus den Kameraherstellern hörte, herrscht dort wie bei mir Fassungslosigkeit über den Krieg und die Sanktionen der westlichen Staaten. Man ist derzeit überall schlichtweg ratlos. Öffentlich trägt man politisch erzwungenen Zweck-Optimismus zur Schau. Aber intern gibt man offen zu, dass dies ein nicht vorhergesehenes Schreckens-Szenario darstellt, auf das niemand vorbereitet war. Somit gab und gibt es auch keine strategischen Pläne oder Verhaltensvorschriften für eine Kriegswirtschaft, die auf Jahre angewandt werden muss. Nicht wenige japanische Manager befinden sich noch in einer Art Schockstarre und hoffen einfach auf ein baldiges Kriegsende mit Friedenschluss sowie Ende der Sanktionen und Rückkehr zum status quo ante. Das dürfte aus meiner Sicht jedoch eher unrealistisch sein.
Nichts deutet darauf hin, dass die japanischen Firmen ihre Zulieferprobleme bei Rohstoffen und elektronischen Bauteilen in den Griff bekamen. Im Gegenteil erhält man aus den wenigen überhaupt noch publizierten Einzelmeldungen den Eindruck, dass der Teilemangel und vor allem die Logistikprobleme im Versand / der Auslieferung der wenigen produzierten Waren sich im ersten Quartal wieder deutlich verschärften.
Wie ich bereits vor Monaten den Politiker bei Ihren Wirtschaftssanktionen mangelndes Verständnis über die Folgen vorwarf, so tun dies inzwischen immer mehr Analysten weltweit. Niemand sieht ein Konzept oder einen Plan noch eine Strategie, weder langfristig, noch mittelfristig - noch nicht einmal kurzfristig.
Und damit sind nur die wirtschaftlichen Folgen gemeint.
Die politisch-militärischen Folgen des Krieges und auch der westlichen Kriegspropaganda sind weitreichend:
Russland will den Krieg zumindest mit einem irgendwie gearteten Teilerfolg beenden. Das ist aufgrund der von mir bereits in der Nacht zum 4. Kriegs-Tag getroffenen Analyse eher unwahrscheinlich, da das Militär inkompetent, korrupt und demoralisiert ist. Das Kriegsgerät ist veraltet und schlecht gewartet. Aber vor allem ist die entscheidende Logistik im russischen Militär chaotisch bis nicht existent. Insbesondere waren die bisher aufgelaufenen Verluste an Toten, Verletzten, Gefangenen und zerstörtem Material derart groß, dass sie nicht mehr kurzfristig ersetzt werden können. So zieht sich der Krieg (bestenfalls) auf beschränktem Niveau noch lange hin, ohne ein militärisches Ergebnis zu liefern. Ein evtl. jahrelang brodelnder Konfliktherd mit Millionen Flüchtlingen und einem nach Jahren dann in Teilen verwüsteten Land - wie Syrien oder Vietnam, Laos und Kambodscha nach dem glorreichen Sieg der US-Truppen dort. - Aber West-Europa müsste ungeheuer aufrüsten und hunderttausende US und britische Truppen mit tausenden Atomwaffen und neuen Mittelstreckenraketen an der Ostflanke stationieren. Das wäre schlimmer als im kalten Krieg.
Der Westen liefert immer mehr Waffen an die Ukraine, damit diese siegen kann, die eigenen Ostgebiete zurückerobern und sogar die Krim wieder besetzen kann. Es ging nie und geht auch in diesem Konflikt schon lange nicht mehr um Selbstverteidigung. Ob sich die Russen das gefallen lassen? Oder ob sie dann zumindest taktische Atomwaffen einsetzen? Dies ist inzwischen das unverhohlene Ziel zahlreicher westlicher politischer Berater und Parteistrategen, damit man dann wie im ehemaligen Jugoslawien wieder von angeblichem Völkermord sprechen kann, um einen Einmarsch in die Ukraine zu rechtfertigen, den US-Präsident Biden in seinen vielen Versprechern schon seit Monaten vorweggenommen hat.
Die USA und England, sowie die Grünen mit der FDP in Deutschland wollen gemeinsam mit ihren Schreibern in der kontrollierten Presse inzwischen ganz offen den Sturz Putins, wie bei Gaddafi in Libyen. Aber was geschieht im Erfolgsfall? Zerfällt dann die Atommacht Russland wie Libyen im Bürgerkrieg.
Immer mehr arbeiten ganz gezielt auf einen Kriegseintritt des Westens hin und provozieren. Dies reicht bis hin zur Diffamierung aller derjenigen Wenigen, die sich noch für Frieden einsetzen: Die Friedensbewegung, der Papst und der UN-Vorsitzende, welche zu Verhandlungen respektive Friedensgesprächen aufriefen oder zumindest dafür warben, müssen sich dafür rechtfertigen und werden sogar als Verräter diffamiert. - Verkehrte Welt der westlichen Propaganda.
Kurzum: Beide Seiten haben sich in eine gefährliche Sackgasse manövriert. - An weitblickender Strategie ist zumindest keine friedliche Lösung in Sicht.
Zwar habe ich es bereits vor Monaten für den damals noch kleineren Konflikt in der Ukraine geschrieben. Aber ich wiederhole es nochmals in einem größeren Umfang: Wenn die Politiker nun nicht umgehend 'die Kurve bekommen', und sich wieder für Friedensverhandlungen sowie Deeskalation einsetzen, dürften die oben genannten Wirtschaftsprobleme durch einen großen Krieg noch schwerer werden. In dessen Folge wird dann nicht nur die Kameraindustrie sang- und klanglos in der Bedeutungslosigkeit untergehen.
Canon wird mit seinem Quartalsbericht am 26.04. die neue Berichtssaison der Aktiengesellschaften eröffnen. Zu erwarten ist, dass in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 bereits vereinzelte Bremsspuren der Wirtschaft zu erkennen sind. Aber die Offenbarung kommt erst im Frühjahrsquartal, wenn die Sanktionen durchschlagen. Spätestens nach dem darauf folgenden Sommerquartal wird dann auch der letzte Propagandist im Westen ab Oktober zugeben müssen, dass die Wirtschaft steil bergab geht. Dies wird dann kombiniert mit harten Corona-Maßnahmen den Herbst in Deutschland evtl. ökonomisch ganz abwürgen. - Halt, Stopp: Das ist das positive Szenario, ohne großen Krieg.
Wenige Tage nachdem ich dies schrieb, wurde der GfK-Konsum-Index publiziert: Die Gesamtlage hatte sich im Monat April so eingetrübt wie noch nie seit dem Beginn der Erhebungen im Jahr 1991. Zitat: Eine nachhaltige Trendwende beim Konsumklima wird es nur dann geben können, wenn es beim Krieg in der Ukraine zu erfolgreichen Friedensverhandlungen kommt. - Gott sei Dank, denken wenigsten manche Ökonomen noch mit Ihrem Gehirn, statt sich von Emotionen in den Krieg treiben zu lassen.
Ein Tag nach obiger Meldung musste Amazon einen drastischen Einbruch auch im Onlinehandel im ersten Quartal 2022 vermelden, den man auf die Folgen der Sanktionen und vor allem der dadurch erzeugten Inflation schob. Als Reaktion wird auch Amazon die Preise deutlich erhöhen.
CIPA März-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst Ende April die März-Zahlen besprechen.
Am 25. April 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat März sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
März 2022-Zahlen:
Die März-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie weltweiter Lockdowns und des Chip-Mangels sowie erster Kriegsfolgen negativ. Sie lagen in allen Kategorien unter den März-Zahlen des Vorjahres.
Man soll ja immer mit der positiven Nachricht beginnen: Fast alle Brutto-Zahlen haben sich vom üblichen Jahrestiefstwert im Februar erholt - nur die beiden Wichtigsten nicht.
Produktion Gesamtzahlen: -31,8% im Vergleich zum März 2021.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -53,8% im Vergleich zum März 2021. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann.
Produktion DSRL: -18,1% im Vergleich zum März 2021. Diese Zahlen lagen trotzdem viel zu hoch. Auch das ist völlig unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem verbaut man sich so die eigene Zukunft bei den spiegellosen Modellen.
Produktion spiegellose Kameras: -20,6% im Vergleich zum März 2021. - Das war verheerend. Sogar fast 2.000 Kameras weniger im Vergleich zum direkt vorausgegangenen Februar 2022 und fast 65.000 weniger als im März 2021.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: -33,8% im Vergleich zum März 2021.
Das lag im März 2022 sowohl am Chip-Mangel, als auch an der weltweit schwierigen Situation der überlasteten Transportmittel. Allerdings war auch die Nachfrage nach Fotoausrüstung durch die pandemiebedingten Beschränkungen eher durchwachsen. Hinzu kamen erste Auswirkungen der Sanktionen, wodurch z.B. keine Waren mehr nach Russland geliefert werden durften.
Verschiffung nach Europa: -43,5% im Vergleich zum März 2021. Der prozentual verheerende Wert belegt, dass Europa abgehängt wurde. Noch schlimmer ist, dass auch der Brutto-Wert der gelieferten absoluten Kameras nochmals zurückging sogar im Vergleich zum direkt vorausgegangenen Februar 2022.
Die rund +5,6% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich überwogen im März die Versandprobleme.
Im März nehmen die Produktionszahlen zum Februar allgemein meist drastisch zu (durchschnittlich seit 2010 um +23,9%). Wir hatten aber 2022 im März nur eine geringe Steigerung um 11,9% zum Vormonat Februar (2022) zu verzeichnen. - Fazit: Der schlechter Start in das Jahr 2022 verfestigte sich im März weiter.
Bei den Objektiven sah es nur etwas besser aus: Die Produktion lag in den ersten 3 Monaten -2,2% unter derjenigen des Vorjahreszeitraumes. Auch die Verschiffungszahlen weltweit lagen in den ersten drei Monaten 2022 mit -7% deutlich unter den Werten des Vorjahres. Die Verschiffung nach Europa nahm bisher um -7,4% gegenüber dem Vorjahr ab. D.h. die Knappheit an Objektiven verschärfte sich sogar noch.
Quartalsberichte 1. Quartal und Jahresabschlussberichte für übergreifende Wirtschaftsjahre
Vorab: Da manche es sich zum Foren-Sport machen, inzwischen jegliche Kritik an Firmen niederzubrüllen oder lächerlich zu machen, muss man den Hinweis anbringen, dass diese Wirtschaftsdaten die einzig harten Fakten sind, welche die Hersteller zwangsweise publizieren müssen. Deshalb sollte man sie sich schon genau ansehen. Das will ich hier quartalsweise tun. Im Grund meines Herzens liegt mir als noch immer optimistischem Analytiker daran, dass es möglichst viele Mitspieler / Mitbewerber im Markt gibt. Denn Vielfalt hilft letztendlich jedem Fotografen, weil es die Auswahl erhöht, und Konkurrenz die Preissteigerungen zumindest etwas in Grenzen hält. Deshalb ist es auch wichtig, wie es allen Firmen geht - auch denen, deren Produkte Sie als Endkunde nicht erwerben.
Canons Quartalsabschluss für das erste Quartal 2021 - Januar bis März
Am 26.04. publizierte Canon als erste große Fotofirma die Ergebnisse für das 1. Quartal, wobei hier das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. D.h. die Zahlen betreffen die Monate Januar bis März einschließlich.
Bitte beachten Sie, dass die Angaben in YEN sind. Der derzeitige Wechselkurs beträgt ca. 137. Um ein ungefähres Gefühl für den Yen zu erhalten, sehe ich YEN wie Cent und kalkuliere überschlagsmäßig 1/100. Danach kann man noch 1/4 abziehen - also die Werte abrunden.
Zur 2021 erfolgten kompletten Umstrukturierung des Konzerns und der Bereiche siehe die ausführlichen Angaben im Vorjahr mit Schaubild.
Da Canon als einziger Konzern relativ offen kommuniziert, erlaube ich mir, diesen Quartalsbericht ausführlicher zu behandeln. Die anderen Firmen verschleiern die negativen Fakten leider massiv und kehren ihre Probleme gerne unter den Teppich. Aber denen kann es nicht besser gehen, da die makro-ökonomischen Rahmenbedingungen schließlich alle betreffen.
Konzern-Umsatz: 879,35 Mrd. Yen = +4,4% zum Vorjahresquartal. Das ist das 5. Quartal in Folge mit einem steigenden Umsatz. Es belegt, dass sich der Konzern von den Tiefstständen der Pandemie kontinuierlich erholt hat.
Operativer Gewinn: 76,14 Mrd. Yen = +7,9% zum Vorjahresquartal. Der Quartalsgewinn konnte deutlich verbessert werden - trotz steigender Kosten: even amid raising costs.
Man sah für den Gesamtkonzern Erholungseffekte für die Gesamtwirtschaft im 1. Quartal: the global economy continued to recover, räumte aber weiterhin Probleme durch die Pandemiebeschränkungen in China ein.
Aber die Gegenwart war bereits im 1. Quartal nicht mehr rosig, und die Zukunft trübte sich ein:
However, the global shortage of semiconductor chips and the disruption in logistics due to high demand continued, and the economic outlook became increasingly uncertain due to the worsening Ukraine crisis and acceleration of inflation.
Allerdings hielten [sowohl] die weltweite Verknappung von Halbleiterchips [als auch] die Unterbrechung der Logistik aufgrund der hohen Nachfrage an, und die wirtschaftlichen Aussichten wurden aufgrund der Verschärfung der Ukraine-Krise und der Beschleunigung der Inflation zunehmend unsicher.
Das sind gleich 4 negative Rahmenbedingungen. Hinzu kam als 5. Faktor, der jedoch mit allem anderen zusammenhing: production delays - Die Produktion hatte sich noch immer nicht auf das gewünschte Maß erholt / erhöht. - Für Fotografen bedeutet dies: weiterhin lange Wartezeiten.
Explizit gab man the rising costs of parts and logistics an. - Canon muss immer mehr Geld für die Zulieferteile und den gesamten Versand aufwenden. Auch der Firmenbetrieb wurde teurer - Operating expenses increased. Das war besonders schmerzlich, weil die gesamten Sparmaßnahmen und sogar Verkäufe ganzer Teilbereiche im Ausland die Entwicklung nicht auffangen konnten. Die Inflation und der Währungsverfall des Yen waren höher. Dies gilt im Übrigen, obwohl man die Kostensteigerungen durch Preiserhöhungen schon an die Kunden weitergereicht hatte: partially offset with pricing / we were able to partially offset this impact by raising the price of our products.
Das deutet für die Endkunden auf weitere signifikante Preiserhöhungen hin: as negative impact of cost increase is absorbed through various measures. - Im mündlichen Text folgte dann die Auflistung: We will achieve this by offsetting the effects of various cost increases through price increases, cost reductions, and expense savings, based on the solid profit structure we have built up through reforms we have implemented so far, sowie As for costs, we will absorb the significant impact, which mainly consists of international shipping costs, by appropriately reflecting this in our pricing.
Aber die Details der Bilanz sind relevant. Bitte beachten Sie, dass dies nun alles Zahlen für die neuen Bereichsstrukturen sind:
Bereich (neu) Printing: Umsatz: 503,643 Mrd. Yen = +7,6% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 52,204 Mrd. Yen = -1,8% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres. Aber es gab Probleme im Einzelnen, weil durch den Chipmangel die verkauften Stückzahlen zurückgingen.
Bereich (neu) Imaging: Umsatz: 156,976 Mrd. Yen = +6% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 13,361Mrd. Yen = -26,3% 1. Quartal des Vorjahres. Das war - zumindest in dieser Größenordnung - ein unerwarteter Gewinneinbruch.
Bereich (unverändert / alt) Medical: Umsatz: 118,103 Mrd. Yen = -5% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 6,321 Mrd. Yen = -45,1% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres.
Das ist ein herber Rückschlag für diesen Zukunftsmarkt.
Als vage Erklärung wird genannt: as a result of decreased unit sales and rising costs of parts and logistics, despite the promotion of greater expense efficiency.
infolge gesunkener Stückzahlen und steigender Teile- und Logistikkosten, trotz der Förderung einer höheren Kosteneffizienz.
Meine Klartext-Übersetzung: Alle drastischen Sparmaßnahmen wurden durch die Inflation mehr als nur aufgefressen. Hier deutet sich ein grundsätzliches Problem für viele westliche Firmen an - besonders jedoch in Europa und Japan.
Bereich (neu) Industry and Others: Umsatz: 101,18 Mrd. Yen = -1% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 11,276 Mrd. Yen = +23,1% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres. - Dieser Bereich erlitt zwar Umsatzeinbrüche, konnte jedoch u.a. dank Sparmaßnahmen etc. den Gewinn steigern.
Der neue Bereich Imaging (Imaging Business Unit) umfasst nun offiziell zwei Unterbereiche:
Cameras: Interchangeable-lens digital cameras / Digital compact cameras / Interchangeable lenses / Compact photo printers
Network Cameras & Others: Network cameras / Digital camcorders / Digital cinema cameras / Multimedia projectors / Broadcast equipment.
Teilbereich Cameras:
Im ersten Quartal: For cameras, demand remained solid, mainly in mirrorless cameras. - Bei Kameras blieb die Nachfrage solide, hauptsächlich bei spiegellosen Kameras. - Da hat man schon euphorischere Aussagen (strong demand) mit mehr Details publiziert.
As for the Imaging Business Unit, unit sales of interchangeable-lens digital cameras were below those of the same period of the previous year due to the shortage of semiconductor chips, despite strong demand of the EOS R5 and EOS R6 full-frame mirrorless cameras.
Im Firmenbereich Imaging lag der Absatz von Digitalkameras mit Wechselobjektiv aufgrund der Verknappung von Halbleiterchips unter dem des Vorjahreszeitraums [- und dies] trotz der starken Nachfrage nach den spiegellosen Vollformatkameras EOS R5 und EOS R6.
Aber die Kameras waren nicht ganz so erfolgreich. Denn im gesprochenen Text auf der Presseveranstaltung räumte man ein, dass der Erfolg auf den Objektiven beruhte: we posted an increase in net sales thanks to growth in interchangeable lens unit sales.
Unit sales of interchangeable lenses increased due to strong sales of RF-series interchangeable lenses, which expanded the product lineup.
Der Absatz von Wechselobjektiven stieg aufgrund starker Verkäufe von Wechselobjektiven der RF-Serie, welche die Produktpalette erweiterten. - Man verkaufte mehr hochwertige Objektive, deren Preis man - wie ich in den Vormonaten bereits erwähnte - drastisch erhöhte.- Der Nachsatz ist reiner Euphemismus: Man hat dafür die vielen EF-Objektive sterben lassen. Das ist somit ein kleiner Ersatz für die vielen alten Objektive - aber definitiv keine Erweiterung. Dies gilt umso mehr als weltweit, aber vor allem in Europa, die meisten interessanten neuen Objektive seit Sommer 2021 nicht verfügbar waren.
As for network cameras, sales increased mainly as a result of strengthening sales activities for such diversified applications as monitoring of congested and confined spaces as well as conventional market needs including crime prevention and disaster monitoring tools.
Bei den Netzwerkkameras stieg der Umsatz hauptsächlich aufgrund verstärkter Vertriebsaktivitäten für so diversifizierte Anwendungen wie die Überwachung von überfüllten und beengten Platzverhältnissen sowie für herkömmliche Marktbedürfnisse, einschließlich Kriminalpräventions- und Katastrophenüberwachungswerkzeuge.
Das ist auch der Zukunftsmarkt: Going forward, we expect the network camera market to continue growing at a double digit rate, mainly driven by security as people’s aspiration for safety and security remain unchanged, but also supported by their use in other applications such as to analyze customer behavior in stores, assess production status in factories and avoiding face to face contact in medical settings.
Für die Zukunft erwarten wir, dass der Markt für Netzwerkkameras weiterhin zweistellig wachsen wird, hauptsächlich getrieben durch das [Thema] Sicherheit, da das Streben der Menschen nach Sicherheit und Schutz unverändert bleibt, aber auch unterstützt durch ihre [Überwachungskameras] Verwendung in anderen Anwendungen wie der Analyse des Kundenverhaltens in Geschäften, Bewertung des Produktionsstatus in Fabriken und Vermeidung von persönlichem Kontakt in medizinischen Einrichtungen.
As for professional video production equipment, unit sales of Cinema EOS-series, professional video cameras and broadcast lenses, were strong.
Bei professioneller Videoproduktionsausrüstung waren die verkauften Stückzahlen der Cinema EOS-Serie, professioneller Videokameras und Broadcast-Objektive groß. - Das ist erfreulich, da sich der (hochlukrative) berufliche Filmbereich wieder zu erholen scheint. Hier ist man auch für das ganze Jahr und vor allem die weitere Zukunft äußerst optimistisch in den Prognosen.
...while income before income taxes decreased by 24.0% year-on-year to ¥13.7 billion mainly as a result of non-recurring expenses relating to the closing of certain production facility...
... während das Ergebnis vor Ertragsteuern im Jahresvergleich um 24% auf 13,7 Milliarden Yen zurückging, hauptsächlich aufgrund von einmaligen [gemeint: sich nicht mehr im kommenden Quartal wiederholenden] Kosten im Zusammenhang mit der Schließung bestimmter Produktionsstätten. Das betraf u.a. die Anfang des Jahres besprochene Schließung ganzer Fabriken (für meist Bridge- und Kompakt-Kameras, aber auch Objektiven) in China. Ferner wurde eine Niederlassung in den USA geschlossen.
Das Folgende sehe ich negativ:
Canon prioritized product supply by maximizing production, which was achieved by switching to different parts and developing business with new component suppliers.
Canon priorisierte die Produktversorgung durch Maximierung der Produktion, was durch die Umstellung auf andere Teile und die Entwicklung des Geschäfts mit neuen Komponentenlieferanten erreicht wurde.
Sowie: we will continue to increase our product supply by using parts secured through purchases from new suppliers or by switching to alternative parts.
Wir werden unsere Produktversorgung weiter erhöhen, indem wir Teile verwenden, die wir durch den Kauf bei neuen Lieferanten gesichert haben, oder [indem wir] auf alternative Teile umsteigen..
Man ersetzte (zumindest zum Teil) früher hochwertige Teile von alten, hochwertigen Lieferanten durch zweite Wahl, die man vorher aus guten Gründen nicht in Erwägung zog.
Unter-Bereich Cameras-Umsatz: 101,5 Mrd. Yen = +5,8% zum Vorjahresquartal. Der operativer Gewinn wird für den Unterbereich Cameras nicht angegeben.
Verschiffte Kameras DILCs (= Systemkameras): 590.000 = -9% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres. Aber für das Gesamtjahr ging man (extrem optimistisch) von 10% Wachstum gegenüber dem Vorjahr aus, auf 3 Mio. Systemkameras.
Verschiffte Kompakt- und Bridge-Kameras DCCs: 160.000 = ca. -52% gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres (330.000 Stück). Canon erwartet, noch 600.000 dieser Kamera mit fest eingebauten Objektiv zu produzieren und verkaufen zu können - als Jahreswert für 2022 (gegenüber 1,15 Mio. im Vorjahr).
Bitte beachten Sie erstens, dass die Anzahl der Kameras von Canon stark auf Zehntausender-Stellen gerundet wurde, und dass es sich zweitens um Verschiffungszahlen aus asiatischen Zentrallagern handelt. Das sind (noch) keine Verkäufe an Endkunden.
Canon ging im Mai für das gesamte Kalenderjahr 2022 von einem um 5% gegenüber dem Vorjahr wachsenden Gesamtmarkt von insgesamt 5,65 Mio. Stück bei Systemkameras aus: ca. 3 Mio. (=53%) davon will Canon herstellen und vertreiben.
Beim Imaging ist man - trotz des Gewinneinbruches im 1. Quartal - für das Gesamtjahr 2022 optimistisch und prognostiziert +18,9% Gewinnsteigerung gegenüber dem Vorjahr. - Aber das liegt an den Währungsunterschieden: Faktisch erwartet Canon in lokaler Währung der Exportländer -0,2% Umsatz in Übersee und -1,5% in Japan für den Bereich Imaging. D.h. die (erwarteten) Gewinne stammen überwiegend aus Einsparungen etc. - sowie vor allem dem aktuellen Währungsgefälle.
Die Währungshintergründe sind komplex: Einerseits stieg der Dollar bereits im 1. Quartal extrem durch die Kriegshetze der USA und des Westens - Maßnahmen, welche Anleger verunsicherten und in den Dollar trieben. Andererseits stürzte der japanische Yen noch viel weiter ab, als der Euro. - Japan steht meines Erachtens vor einer Welle der Hochinflation mit wirtschaftlicher Stagnation, denn Japan ist wie Europa von ausländischer Energie und fremden Rohstoffen extrem abhängig, die man aber in Dollar bezahlen muss. Das Währungsgefälle mag kurzfristig in den Bilanzen der Aktiengesellschaften gut aussehen, hat jedoch verheerende Auswirkungen auf die gesamte japanische Wirtschaft und somit (spätestens) im kommenden Jahr auch auf die Kamerahersteller.
Ferner will Canon von dem durch die eigene Regierung absichtlich abgewerteten Yen weiter profitieren, den man nicht als Preisvorteil an die Kunden weitergibt.
Aufschlussreich und als Warnhinweis kann man die Umsatzentwicklung der Kontinente sehen: Im ersten Quartal 2022 legte der Umsatz (Netto-Verkaufserlöse nach) den USA um +10,1% gegenüber dem Vorjahresquartal 2021 zu. In Europa betrug die Zunahme hingegen nur +2,1%. Europa wird nicht nur insgesamt wirtschaftlich, sondern auch im Bereich Fotowirtschaft immer weiter abgehängt. Das waren im Übrigen fast nur die Pandemieeffekte, weil man vor allem in Deutschland nochmals strengste Beschränkungen einführte, während fast die ganze Welt schon (komplette) Freiheiten genoss. Die Sanktions- und Kriegseffekte werden erst im 2. Quartal sichtbar werden. - Das schreibt Canon auch explizit für das Quartalsende (März):
In Europe, consumption began to drop due to a decrease in exports caused by economic and financial sanctions and rising prices caused by worsening conditions relating to the Ukraine crisis.
In Europa begann der Verbrauch zu sinken, verursacht durch einen Rückgang der Exporte wegen Wirtschafts- und Finanzsanktionen und steigender Preise aufgrund der sich verschlechternden Bedingungen im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise.
Es ist erfreulich, dass Canon das (noch) so offen zu schreiben wagt, während die Politiker in Deutschland von angeblich ausschließlichen Kriegseffekten sprechen. Leider sind es die negativen Auswirkungen der eigenen (westlichen) Sanktionen. Und jene werden Europa weiterhin massiv schädigen.
In den USA ging es dank Krieg und Aufhebung der Corona-Maßnahmen wirtschaftlich steil bergauf. In China wertete Canon den Markt als durchwachsen. Den japanischen Heimmarkt sah man ebenfalls als nicht optimal an: quasi-emergency measures - Quasi-Notmaßnahmen aufgrund der Pandemie beschränkten zumindest die Erholung weiterhin.
Als eindeutig nachteilig sehe ich hingegen die wieder deutlich (um fast 15,5%) erhöhten Lagerbestände vor allem beim Imaging: auf 117,1 Mrd. Yen oder 63 (Produktions-)Tage Ende März 2022 gegenüber Ende Dezember (2021). Man sprach nun auch explizit von work in process inventory - also Lagerbeständen durch (noch) nicht ganz fertiggestellte (Halb-)Produkte, welche auf die endgültige Fertigstellung (respektive Zubehör-Teile) warteten.
Als positiv sehe ich die gestiegenen Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung im neuen Bereich Imaging (R&D): 20,067 Mrd. Yen im ersten Quartal 2022 gegenüber noch 18,262 Mrd. Yen im Vorjahresquartal, fast +9,9% (ohne Inflationsberücksichtigung). - Allerdings macht Canon keine Angaben zur Jahresprojektion für 2022 und gliedert keine Details auf. Das meiste Geld wird in die Zukunftsbereiche des Imaging gehen (Virtual Reality) sowie explizit in Überwachungskameras: We will work to expand our business scale while continuing to systematically invest in development in order to further strengthen our total solution, which combines camera bodies with video management and analytic software - Wir werden daran arbeiten, unsere Geschäftsgröße zu erweitern, während wir weiterhin systematisch in die Entwicklung investieren, um unsere Gesamtlösung, die Kameragehäuse mit Videoverwaltungs- und Analysesoftware kombiniert, weiter zu stärken.
Als ernüchternd sehe ich die Relationszahlen des nun deutlicher erkennbaren kleinen Unterbereiches Camera: Nur noch 11,5% des Konzernumsatzes. Ein Blick in das neue Strategiepapier wird Sie ernüchtern, wie sehr der Konzern diversifiziert ist und sich weiter verbreitern will - weg von dedizierten Kameras. In diesem Strategiepapier ist alles abgebildet, was ich bereits seit 2015 vorausgesagt hatte.
Auch Canon entließ Personal: 70.924 Ende Dezember 2021 auf 70.323 Ende März 2022 ergibt -601 oder ca. -0,9% in nur drei Monaten. Das dürfte sich - wie bei allen Kameraherstellern, die dasselbe durchführen, - auch auf den Service auswirken.
Die verschiedenen Cash-Flow-Werte waren im ersten Quartal 2022 durchwachsen und teilweise negativ im Vergleich zum Vorjahresquartal. Auch das Free Cash-Flow brach drastisch ein und war im 1. Quartal negativ. Das hören Analysten ungern. Deshalb schrieb man auch gleich dazu, dass man für das Gesamtjahr ein sogar noch höheres Free Cash-Flow als im Vorjahr erwartet. Aber das sind Prognosen. Zur Beruhigung: Canon verfügt über ausreichend eigenes Kapital. Aber diese Quartalszahlen waren in jenem Punkt unerwartet schlecht. Auch das sogenannte Debth Ratio - die Schuldenquote - erhöhte sich von 6,8% im Dezember 2021 auf 8,7% Ende März 2022. Das ist für solch einen großen Konzern verkraftbar. Aber die Steigerung in drei Monaten war erheblich. Das ist bei Firmen nicht anders als bei Staaten: Je höher die Schuldenquote, desto geringer die Kreditwürdigkeit und desto höhere (Straf-)Zinsen muss man am Kapitalmarkt für neue Kredite bezahlen. Dies hat auch Canon erkannt und verspricht, seine Schulden baldmöglichst zu tilgen.
Als Gründe gab man an:
as a result of higher inventory levels of key components and main products, in response to the shortage of semiconductor chips and the disruption in logistics due to high demand, and increased payment of income taxes due to increased taxable income.
als Ergebnis höherer Lagerbestände bei Schlüsselkomponenten und Hauptprodukten, als Reaktion auf die Verknappung von Halbleiterchips und die Unterbrechung der Logistik aufgrund der hohen Nachfrage sowie erhöhte Zahlung von Einkommenssteuern aufgrund des gestiegenen steuerpflichtigen Einkommens.
Die drastisch gestiegenen Lagerkosten erkenne ich an. Das wird uns ab nun immer beschäftigen. Aber das Gejammere der Firmen um die angeblich unerträglich hohen Steuern kann kein Mensch mehr als Ausrede hören. Der Konzern schreibt ja satte Gewinne. Da wird er sich die minimalen Steuern schon leisten können. Im Übrigen hat Japan die Firmensteuern in den letzten 12 Monaten nicht erhöht. Ganz im Gegenteil pumpte die konservative Regierung immer noch mehr billiges Geld in den Wirtschaftskreislauf.
Zum Schluss räumt man deshalb auch kleinlaut ein, dass die eigenen massiven Sparmaßnahmen und Rationalisierungen schlichtweg nicht ausreichten: despite continued capital investment aimed at efficiency and productivity - trotz fortgesetzter Kapitalinvestitionen, die auf Effizienz und Produktivität abzielten. Da stehen somit weitere massive Sparmaßnahmen und Entlassungen an.
Der Ausblick ist jedoch optimistisch:
Die Prognosen für Umsatz und operativen Gewinn erhöhte Canon für 2022. Allein beim Imaging erwartet man für 2022 +15% höheren Umsatz und +18,9% höheren Gewinn als 2021. Für den Unterbereich Cameras prognostiziert Canon +14,8% mehr Umsatz in Yen.
The outlook for the global economy from the second quarter onward remains uncertain, with risks such as delays in the supply of semiconductor chips and high demand for international freight transport along with the worsening Ukraine crisis and accelerating inflation. However, the global economy is expected to maintain a recovery trend, supported by continued easing of regulations of economic activities due to the increase in COVID-19 booster vaccination rates and various economic measures and fiscal policies enacted in each country and region.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft ab dem zweiten Quartal bleiben ungewiss, mit Risiken wie Verzögerungen bei der Lieferung von Halbleiterchips und einer hohen Nachfrage nach internationalen Frachttransporten sowie der Verschärfung der Ukraine-Krise und einer sich beschleunigenden Inflation. Dennoch wird erwartet, dass die Weltwirtschaft einen Erholungstrend beibehält, unterstützt durch die anhaltende Lockerung der Vorschriften für wirtschaftliche Aktivitäten aufgrund des Anstiegs der COVID-19-Auffrischimpfungsraten und verschiedener wirtschaftlicher Maßnahmen und der Steuerpolitik, die in jedem Land und jeder Region erlassen werden.
Im gesprochenen / vorgetragenen Text auf der Pressekonferenz ging man jedoch etwas weiter und sagte: the global economy outlook became increasingly unclear due to accelerated inflation caused by supply shortages as well as the Ukraine issues - Die Aussichten für die Weltwirtschaft wurden aufgrund der beschleunigten Inflation wegen Lieferengpässen sowie der Ukraine-Problematik zunehmend unklar - sowie: Although it is extremely difficult to forecast the future economic environment,... - Obwohl es äußerst schwierig ist, das zukünftige wirtschaftliche Umfeld zu prognostizieren....
Im gesprochenen / vorgetragenen Text auf der Pressekonferenz ging man auch bei der Inflation etwas weiter und sagte: We expect inflation to continue in the form of higher prices for resources, energy, and food - Wir erwarten eine Fortsetzung der Inflation in Form von höheren Preisen für Rohstoffe, Energie und Lebensmittel.
Kurzum: Zwischen Schriftform der ersten Folien und der mündlichen Darlegung auf der Pressekonferenz trübten sich die Aussichten weiter ein.
Man ging dabei aber - wie ich oben beschrieb - von meinem Best-case-Szenario - aus. Einer Krise in der Ukraine ohne größeren Krieg oder weitere Wirtschaftssanktionen. Hoffen wir einmal, dass dieser Optimismus aufgeht.
Deshalb ging Canon von einer Abmilderung des Chip-Mangels und der Logistik-Probleme im zweiten Halbjahr 2022 aus.
As for interchangeable-lens digital cameras, demand is expected to remain solid due to the need for high-quality visual expression, and demand is expected to exceed that of the same period of the previous fiscal year.
Bei Digitalkameras mit Wechselobjektiven wird erwartet, dass die Nachfrage aufgrund des Bedarfs an qualitativ hochwertigen visuellen Ausdrucksmitteln solide bleiben wird, und die Nachfrage wird voraussichtlich die des gleichen Zeitraums des vorangegangenen Geschäftsjahres übersteigen.
Zwar ist dies vage. Aber selbst, wenn man die Steigerung der Verkaufszahlen nur auf die neuen spiegellosen Modelle bezieht, wäre dies ein unerwarteter Erfolg. Die anderen Bereiche (DSLR und Kompakt- sowie-Bridge-Kameras) scheinen bei Canon abgeschrieben zu sein.
Dennoch erlaube ich mir, etwas Salz in die Suppe zu streuen: Diese positiven Erwartungen beziehen sich überwiegend auf die Einnahmen in Yen, welche aufgrund des bereits für 2022 einberechneten Währungsverfalles dieses Jahr zu den guten Ergebnissen führen.
Zur Jahresdividende findet sich kein Wort. Auch dies spiegelt die Unsicherheit wider.
Fazit: Dem Canon-Konzern ging es im ersten Quartal 2022, das durch Pandemie, Krieg und Wirtschaftssanktionen gekennzeichnet war, insgesamt noch gut. Der Kamerabereich kann zumindest mit neuen, teuren Produkten satte Gewinne erzielen. Aber nicht nur zwischen den Zeilen hört man die Sorgen für die Zukunft heraus. Erste Bremsspuren und sogar ökonomische Warnschüsse waren bereits ersichtlich.
Ricoh / Pentax
Am 10. Mai publizierte Ricoh seinen Quartalsbericht für das 1. Kalenderquartal und seinen Jahresabschlussbericht:
Ricoh verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April 2021 bis März 2022, nennt es aber rückblickend 2021. Das hier besprochene vierte Quartal umfasst den Zeitraum von Januar bis März 2022 einschließlich.
Jahresabschlussbericht Finanzjahr 2021 - April 2021 bis März 2022:
Konzern-Jahres-Umsatz: 1.758,5 Mrd. Yen = +4,5% zum Vorjahresergebnis.
Operativer Gewinn: 40 Mrd. Yen Gewinn. Da man im Vorjahr einen Verlust ausweisen musste, lassen sich keine Prozentwerte berechnen.
Sales and earnings rose year on year but less than targeted - Umsatz und Gewinn stiegen zwar, aber weniger als erwartet.
Bitte beachten Sie die zum 1. April 2021 durchgeführte Bereichsreform im Konzern (Seite 2). Da ich sie im Vorjahr besprach, gehe ich hier nicht mehr darauf ein.
Other-Jahres-Umsatz: 35,5 Mrd. Yen = -11.3% zum Vorjahresergebnis.
Operativer Verlust: -15,5 Mrd. Yen Verlust. Da man im vorherigen Geschäftsjahr bereits -13,8 Mrd. Yen erwirtschaftete, war dies eine weitere Verschlechterung. Das ist ganz negativ für diesen Bereich mit den Kameras zu bewerten.
Der Forschungs- und Entwicklungs-Etat wurde erhöht - R&D expenditures: 96,7 Mrd. Yen = +5,5% für das gesamte Geschäftsjahr 2021. Das werte ich generell als positiv - vor allem, weil der Konzern im letzten Jahr drastisch diesen Etat kürzte. Aber diese Werte liegen weit unter denen aller publizierten Jahre seit 2016. D.h. faktisch darf man nicht viel erwarten - vor allem keine revolutionären Neuentwicklungen für den winzigen Bereich Kameras.
Die Lagerbestände des Gesamtkonzern stiegen auf 232,5 Mrd. Yen zum Ende des März 2022 an. In Monatsproduktionen ausgedrückt erreichte der Lagerbestand einen Spitzenwert von 2,5 Monatsleistungen. Parts and work-in-process inventories and increases in port and offshore inventories - Lagerbestände für Teile und Halbfertigprodukte sowie Erhöhungen der Hafen- und Offshore-Lagerbestände. Die Probleme aller Firmen.
Ungern hören Analysten den Rückgang des freien Cashflows auf nur noch 23,1 Mrd. Yen. Das war nur noch fast 1/3 des Vorjahreswertes.
Erwartbar war ebenfalls, dass man die Belegschaft erneut weltweit von 81.184 Ende März 2021 um fast 3.000 (-3,5%) auf 78.360 Ende März 2022 reduzierte. Das wird auch so weitergehen. Denn das betreibt Ricoh seit vielen Jahren kontinuierlich.
Um den Aktienkurs zu stützen, beschloss man, vom 11. Mai bis zum 30 September 2022 bis zu 48 Millionen eigene Aktien vom Markt zurückzukaufen (7,5% der ausgegebenen Aktien) und dafür bis zu 30 Mrd. Yen ausgegeben (Quelle Ricoh).
Quartalsergebnis des Konzerns = 4. Quartal (= 1. Kalenderquartal = Januar bis März 2022):
Konzern-Umsatz: 482,3 Mrd. Yen = -1,4% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 14,3 Mrd. Yen. Da man im Vorjahr einen Verlust ausweisen musste, lassen sich keine Prozentwerte berechnen. Das war weniger als erwartet. Aber ich erlaube mit den positiven Hinweis, dass der Quartalsgewinn in Ricohs zurückliegendem Geschäftsjahr 2021 von Q1 bis Q4 kontinuierlich wuchs.
Ganz offen schreibt man:
Failed to reach targets for Q4 sales expansion on increased product supplies and IT equipment recovery and for print volume recovery from returns to offices in Europe and United States.
Verfehlten die Ziele für die Umsatzausweitung im vierten Quartal durch [geplante] erhöhte Produktlieferungen und IT-Geräten sowie für die [erhoffte] Erholung des Druckvolumens durch die Rückkehr [der Mitarbeiter] in die Büros in Europa und den Vereinigten Staaten.
Impacts of external factors (COVID-19 pandemic, product shortages, and high procurement and freight costs) greater than projected.
Auswirkungen externer Faktoren (COVID-19-Pandemie, Produktknappheit [gemeint sind: Rohstoffe und Zulieferteile] und hohe Beschaffungs- und Frachtkosten) größer als prognostiziert.
Procurement environment below expectations in Q4, hampering sales activities.
Das Beschaffungsumfeld im 4. Quartal lag unter den Erwartungen, [und] behindert Vertriebsaktivitäten.
Aber das lag bisher nicht an dem Krieg in der Ukraine, da Ricoh / Pentax sowohl nach Osteuropa als auch Russland kaum exportiert.
Bereichs-Umsatz Other im 4. Quartal: 10,6 Mrd. Yen = +11,1% zum Vorjahresquartal. Das ist positiv.
Operativer Verlust: -4,4 Mrd. Yen Verlust. Aber der operative Verlust war verheerend.
Dem Konzern ging es im ersten Jahresquartal 2022 (= 4. Geschäftsquartal) nur noch mäßig gut.
Aber nur im Bereich Others mit den Kameras ging es im 4. Geschäftsquartal (= 1. Kalenderquartal 2022) steil bergab.
Unter den Gegenmaßnahmen (Initiatives to enhance capital returns), finden sich auch : Pushed ahead with business selection and concentration by managing business portfolio - Wir schritten voran bei der Geschäftsauswahl und der Konzentration durch Managements des Geschäftsportfolios. Das klingt eher nach Konzentration auf die lukrativen / zukunftsträchtigen Geschäftsfelder. - Eigentlich ist das eine völlig logische Maßnahme. Aber sie ist ungünstig für das notleidende Kamerageschäft.
Da der winzige Bereich Ricoh Imaging mit den digital cameras nach der Umstrukturierung zusammen mit vielen weiteren Unterbereichen (wie Industrial optical component/module, electronic components, precision mechanical component, 3D printing, environment, healthcare and financial services) im Bereich Other eingegliedert ist, kann man keine Details analysieren. Siehe oben.
Zumindest kann man jedoch festhalten: Dem gesamten Teilbereich Other ging es schlecht. Und nur er konnte sich als einziger Bereich nicht erholen, sondern verschlechtere seine Ergebnisse.
Explizit erwähnt Ricoh nur:
SmartVision: Sales down owing to such factors as impact of parts shortages on manufacture of existing products and product launch delays, while 360° camera cloud services sales rose on stay-at-home demand.
SmartVision: Umsatzrückgang aufgrund von Faktoren wie den Auswirkungen von Teileknappheit auf die Herstellung bestehender Produkte und Verzögerungen bei der Produkteinführung, während die Verkäufe von Cloud-Diensten für 360°-Kameras aufgrund der Nachfrage für den Aufenthalt zu Hause stiegen - Das betraf aber nicht die dedizierten Kameras.
Cameras: Increased sales on strong demand for new products (PENTAX/GR), adopted workshop production approach and overhauled sales approaches
Kameras: Umsatzsteigerung aufgrund starker Nachfrage nach neuen Produkten (PENTAX/GR), übernommener Werkstattproduktionsansatz [Manufakturbetrieb] und überarbeiteter Vertriebsansätze. - Das kann man kaum glauben - meint jedoch vermutlich nur in Bezug auf das miserable Pandemie-Vorjahr 2020. Aber Umsatzsteigerung bei neuen Produkten sind üblich. Denn die gab es schließlich vorher nicht und erzielten so auch keinen Umsatz (=0). Aber Umsatzsteigerung sind kein Gewinn. Davon spricht man nicht. Auffällig ist auch, dass es sich bei der GR um eine Kamera mit kleinen Sensor handelt, die nur bei Pentax gegen den Welttrend positiv verlaufen sollte, obwohl alle anderen Hersteller bei Crop-Sensoren schwerste Rückgänge hinnehmen mussten, wie Sony die Produktion reduzierten oder sogar wie Canon ganze Produktionsstätten schlossen. Schlimmer für die Pentax-Anhänger dürfte jedoch das Fehlen jedes Kommentares zur neuen APS-C-Kamera K-3 Mark III wiegen - eines hochwertigen Produktes, das sich aber vermutlich nicht so gut verkaufte, sonst hätte man es erwähnt.
Auch der Ausblick ist einerseits erstaunlich optimistisch, andererseits verhalten:
Erwarteter / angestrebter Umsatz im Geschäftsjahr 2022 (01.04.2022-31.03.2023): 2.050 Mrd. Yen (+16,6%) und einen operativen Gewinn von 90 Mrd. Yen (+124,7%).
Dabei ging man erstaunlicherweise offensichtlich von einem geringen Einfluss der Rohstoffpreise, der Preise für Zulieferteile und der Frachtkosten aus. Das halte ich für zu optimistisch. Überhaupt wird der Ukraine-Krieg nur ein einziges Mal erwähnt und die Folgen der Wirtschaftssanktionen überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil erwartet man ein anhaltendes großes Wachstum nicht nur in den USA, sondern vor allem in Europa.
Reassess risks and opportunities in internal and external business climate and review mid-term management plan goals Operating income of ¥90 billion, operating margin of 4.4%, and ROE [Return on Equity] of 7%
Risiken und Chancen des internen und externen Geschäftsklimas neu bewerten und die Ziele des mittelfristigen Managementplans überprüfen. Betriebsgewinn von 90 Milliarden Yen, operative Marge von 4,4% und ROE [Eigenkapitalrendite] von 7%. - Dazu muss der Bereich Others mit den Kameras jedoch zuerst einmal überhaupt Gewinn erwirtschaften.
Progress steadily with mid-term plan measures, such as to reinforce structure, pursue business growth, in drive to become digital services company, and complete plan
Kontinuierliche Fortschritte bei den Maßnahmen des mittelfristigen Plans, wie z. B. die Stärkung der Struktur, das Streben nach Geschäftswachstum, das Bestreben, ein Unternehmen für digitale Dienstleistungen zu werden, und den Abschluss des [mittelfristigen Management-] Plans. - Es entsteht der Eindruck, als ob sich Ricoh nur aufgrund eigener interne Optimierungen selbst an den Haaren aus der Krise ziehen will.
Fazit: Ricoh als Konzern erholt sich (langsam), aber das erste Quartal 2022 war durchwachsen, der Bereich mit den Kameras erlitt weitere Verluste, und vor allem erscheinen mir die Zukunftserwartungen zu optimistisch.
Sonys Quartalsabschluss für das erste Quartal 2022 - Januar bis März - sowie Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2021
Jahresabschlussbericht für das Geschäftsjahr 2021:
Sony verwendet ein das Kalenderjahr übergreifendes Geschäftsjahr vom 01. April 2021 bis zum 31. März 2022 und nennt es rückwirkend - also FY (Financial Year) 2021.
Auffällig ist, dass Sony als einziger Konzern die kritische Lage durch den Krieg in der Ukraine an den Anfang seines Berichtes stellte. Der CEO gedachte der Opfer und hoffte auf einen baldigen Frieden. Er verwies darauf, dass Sony nur 0,7% des Umsatzes in Russland und der Ukraine im letzten Geschäftsjahr erzielte. Sie hatten und haben somit keinen nennenswerten direkten Einfluss auf das Konzerngeschäft. Dennoch beobachte man die Geschehnisse und deren Folgen genau.
Konzernumsatz: 9.921,513 Mrd. Yen = +10,3% gegenüber dem vorherigen Finanzjahr. Der größte Umsatz der Konzerngeschichte.
Operativer Gewinn: 1.202,339 Mrd. Yen = +25,9% gegenüber dem vorherigen Finanzjahr. Der größte operative Gewinn der Konzerngeschichte
Free Cash Flow (Operating CF + Investing CF, aber ohne Financial Services): 813,3 Mrd. Yen = -29,3% gegenüber dem vorherigen exorbitant guten Finanzjahr.
Ausbezahlte Jahresgesamtdividende: 65 Yen für das abgelaufene Geschäftsjahr.
Betrachtung der Einzelsparten im gesamten Geschäftsjahr 2021:
Game & Network Services (G&NS): 2.739,763 Mrd. Yen = +3,1% Umsatz, 346,089 Mrd. Yen operativer Gewinn = +1,3%. - Die Spielebranche legte auf extrem hohem Niveau nochmals etwas zu.
Music: 1.116,949 Mrd. Yen = +18,8% Umsatz, 210,933 Mrd. Yen operativer Gewinn = +14,2%. - Die Musikbranche boomte noch immer.
Pictures: 1.238,911 Mrd. Yen = +64,5% Umsatz, 217,393 Mrd. Yen operativer Gewinn = +172,3%. - Die im Vorjahr noch schwächelnde Filmbranche legte beim Umsatz enorm zu und konnte den Gewinn drastisch erhöhen.
Vorsicht: The former Electronics Products & Solutions (EP&S) segment has been renamed the Entertainment, Technology & Services (ET&S) segment effective from April 2022. - Also wurde nun der frühere Bereich EP&S in ET&S umbenannt. Aber leider hielt sich selbst Sony in diesem Quartalsbericht nicht konsequent an die Umbenennung, sodass sich beide Formulierungen an zahlreichen Stellen finden.
Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 2.339,186 Mrd. Yen = +13,1% Umsatz, 212,942 Mrd. Yen operativer Gewinn = +66,5%. - Der Großbereich ET&S (früher EP&S) legte beim Umsatz zu und konnte den Gewinn deutlich erhöhen. Zu diesem Bereich gehören auch die Kameras.
Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment): 1.076,424 Mrd. Yen = +6,3% Umsatz, 155,597 Mrd. Yen operativer Gewinn = +6,7%. - Der im Vorjahr sehr leidende Sensorbereich konnte sich beim Umsatz und Gewinn etwas erholen. Das lag vor allem an der leichten Besserung der Nachfrage nach Smartphone-Sensoren - aber auch an der Zunahme der Nachfrage nach neuen, hochwertigen und modernsten Sensoren für teure spiegellose Kameras.
Financial Services Segment: 1.533,829 Mrd. Yen = -8,4% Umsatz, 150,111 Mrd. Yen operativer Gewinn = -3%. - Der Finanzsektor reduzierte seinen extrem hohen Umsatz aus dem Vorjahr etwas, aber den operativen Gewinn kaum. Das waren noch immer sehr gute Ergebnisse in einem generell sehr volatilen Bereich. Nochmals: Wir sprechen über hohe Gewinne.
All Other: 98,783 Mrd. Yen = -1,9% Umsatz, 17,981 Mrd. Yen operativer Gewinn = +150,5%. - Die vielen kleinen Restteile des Konzerns verringerten zwar den Umsatz etwas, erhöhten aber den Gewinn.
Still and Video Cameras:
Still and Video Cameras ist ein Unterbereich des Bereiches Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment).
414,898 Mrd. Yen = +22,5% Umsatz (Sales to external customers). Sony macht keine Angaben zum operativen Gewinn.
Aber man machte indirekte Angaben zum Bereich ET&S:
FY21 sales increased 13% year-on-year to 2 trillion 339.2 billion yen primarily due to an increase in sales of TVs and digital cameras resulting from an improvement in product mix. Primarily due to the impact of the increase in sales, operating income increased 85.1 billion yen year-on-year to 212.9 billion yen.
Der Umsatz im Geschäftsjahr 21 stieg im Jahresvergleich um 13 % auf 2 Billionen 339,2 Milliarden Yen, hauptsächlich aufgrund eines Anstiegs der Verkäufe von Fernsehern und Digitalkameras aufgrund einer Verbesserung des Produktmix. Vor allem aufgrund der Umsatzsteigerung stieg das Betriebsergebnis im Jahresvergleich um 85,1 Milliarden Yen auf 212,9 Milliarden Yen.
During the previous fiscal year, we faced various supply constraints, such as continued disruption of manufacturing and logistics resulting from the COVID-19 pandemic, and a shortage of components, primarily semiconductors.
Im vergangenen Geschäftsjahr wurden wir mit verschiedenen Lieferengpässen konfrontiert, wie z. B. anhaltenden Unterbrechungen der Fertigung sowie der Logistik infolge der COVID-19-Pandemie und einem Mangel an Komponenten, hauptsächlich Halbleitern. - Also wurden alle Einzelmeldungen und Gerüchte hiermit offiziell bestätigt.
Fazit zum zurückliegenden Geschäftsjahr:
Dem Sony-Konzern ging es im letzten Geschäftsjahr sehr gut, aber...
Sony prognostiziert für das neue Geschäftsjahr April 2022 bis März 2023:
Eine Steigerung des Umsatzes von +15% auf dann 11.400 Mrd. Yen, aber -4% weniger operativen Gewinn auf dann 1.160 Mrd. Yen.
Man erwartet auch im Bereich ET&S eine minimale Umsatzsteigerung von +2,6% auf 2.400 Mrd. Yen für kommendes Jahr. Allerdings prognostiziert man einen Rückgang des operativen Gewinnes vor allem im für die Kameras wichtigen Bereich ET&S von -15,5% auf nur noch 180 Mrd. Yen. Ruhig Blut: Das ist immer noch ein satter Gewinn. Aber die Bäume wachsen nicht mehr in den Himmel. - Vor allem räumt man ein, dass das geringe Wachstum beim Umsatz sowieso nur durch die erwarteten Währungsgewinne zum Yen entsteht. Für den geringeren Gewinn macht man die neuen und auch weiteren Lockdowns in China sowie die sich kaum schnell erholende Logistik verantwortlich. Man ging von mindestens 3 weiteren Monaten Transport-Chaos aus.
Überdies hat man eine weitere Abwertung des Yen gegenüber dem Dollar bereits einberechnet.
Ferner fügt man etwas kleinlaut hinzu:
Our forecast is based on assumptions such as the projected growth rate of the global economy published by the International Monetary Fund in January, and it incorporates as much as possible recent major risks, such as the direct impact of the situation in Ukraine and Russia and the impact of COVID-19 in China.
Unsere Prognose basiert auf Annahmen wie der vom Internationalen Währungsfonds im Januar veröffentlichten prognostizierten Wachstumsrate der Weltwirtschaft und berücksichtigt so viele aktuelle Großrisiken wie die direkten Auswirkungen der Situation in der Ukraine und in Russland und der Auswirkungen von COVID-19 in China.
Einerseits muss man einem selbst bekannte Risiken in Börsenberichten angeben. Aber hier ist es schon ziemlich weit und vage gefasst. Auch Sony tappte somit Anfang Mai noch ziemlich im Dunkeln. Noch schlimmer ist jedoch, dass der IWF seine Januar-Prognosen inzwischen bereits nochmals drastisch nach unten korrigiert hat.
With the situation in Ukraine and Russia and the slowdown of the global economy resulting from rapid inflation, we expect the demand environment this fiscal year to be even more severe than recent years.
Angesichts der Situation in der Ukraine und in Russland und der Verlangsamung der Weltwirtschaft aufgrund der schnellen Inflation erwarten wir, dass das Nachfrageumfeld in diesem Geschäftsjahr noch schwieriger sein wird als in den letzten Jahren. - Das sind endlich einmal deutliche Worte.
By quickly responding to changes in the market going forward and further enhancing our resilience to changes in the environment through digitization and streamlining of our operations, we will aim to maintain and improve our profitability.
Indem wir in Zukunft schnell auf Veränderungen auf dem Markt reagieren und unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber [nachteiligen] Veränderungen im Umfeld durch Digitalisierung und Rationalisierung unserer Betriebsabläufe weiter verbessern, werden wir darauf abzielen, unsere Rentabilität zu erhalten und zu verbessern. - Das ist allgemein und vage. Aber Rationalisierung bedeutet in der Regel Personalabbau, und Digitalisierung hat letztendlich dasselbe zur Folge. Besseren (persönlichen) Service wird es so vermutlich nicht geben.
Ganz negativ für klassische Fotografen bewerte ich alle Aussagen zu Kando und der deshalb durchgeführten Umbenennung des gesamten Bereiches EP&S zu ET&S:
Man möchte die gesamte visuelle und Audio-Kommunikation zusammenführen, um Kando als ein Unterhaltungs-Erlebnis für (reiche) Kunden zu erzeugen.
Going forward, we will work with creators to create the entertainment of the future by providing technology that enables new visual and audio experiences while also providing new services such as virtual production and sports entertainment.
In Zukunft werden wir mit Entwicklern [gemeint ist eher Inhalte-Anbietern] zusammenarbeiten, um die Unterhaltung der Zukunft zu schaffen, indem wir Technologien bereitstellen, die neue visuelle und akustische Erlebnisse ermöglichen und gleichzeitig neue Dienste wie virtuelle Produktion und Sportunterhaltung anbieten.
Damit ist letztendlich auch Augmented Reality und Virtual Reality gemeint, respektive das, was Canon mit seiner animierten 3D-Welt meint und andere als Meta-Internet bezeichnen. - Nochmals zur Klarstellung: Ich habe bereits vor 10 Jahren darauf hingewiesen, dass die Zukunft der Fotografie bei Bewegtbildern liegen wird. Diese Prognose tritt nun mit aller Härte ein. Es geht den Konzernen nicht mehr um Fotokameras, die von Individualisten bedient werden.
Video- und Stereo-Kameras werden nun ganz schnell zu einem von großen Teams oder Robotern bedienten Netzwerk umfunktioniert werden, welche absolute High-Tech für wenige Reiche auf sündhaft teuren Endgeräten zur Unterhaltung liefern. Deshalb erlaube ich mir nochmals auf meinen kürzlich verfassten Kurzartikel zu den Kosten aktueller Technik zu verweisen, die man bereits heute für Fotos und Videos benötigt. Wer heute bereits damit Schwierigkeiten hat, für den wird die nahe Zukunft von Kando etc. ganz schnell zur finanziell nicht mehr nehmbaren Hürde.
Und auch aus dem Sensorbereich kommt eine Nachricht des Managements, die viele ärmere Fotografen der sogenannten Crop-Sensor-Kameras erschrecken wird:
Recently, however, we are seeing a trend of manufacturers refocusing on increasing the size, image quality and added value of the image sensors they are purchasing for their high-end smartphones scheduled for release in FY22 and beyond. Thus, we expect growth of the mobile image sensor market to accelerate again going forward.
In letzter Zeit beobachten wir jedoch einen Trend, dass sich Hersteller wieder darauf konzentrieren, die Größe, Bildqualität und den Mehrwert der Bildsensoren zu erhöhen, die sie für ihre High-End-Smartphones kaufen, deren Markteinführung im Geschäftsjahr 22 und darüber hinaus geplant ist. Daher erwarten wir, dass sich das Wachstum des Marktes für mobile Bildsensoren in Zukunft wieder beschleunigen wird.
Noch hochwertigere Sensoren in Smartphones werden die kleinen Sensorkameras bald vertreiben (siehe Sensor-Sterben). Aber die Kamerahersteller konzentrierten sich nun ebenfalls auf immer größere, hochwertigere und somit teurere Sensoren für die neuen Kameramodelle.
Quartalsbericht für das erste Kalender-Quartal 2022 = Q4 für das letzte Sony Geschäftsjahr:
Game & Network Services (G&NS): 665,250 Mrd. Yen = +0,75% Umsatz, 87,255 Mrd. Yen operativer Gewinn = +175,4% im Vergleich zum Vorjahresquartal. - Die Spielebranche zeigte nur minimale Zuwächse beim Umsatz, konnte den Gewinn jedoch deutlich steigern. Aber diese Quartalszahlen lagen unter denen in Q3 (Weihnachten 2021).
Music: 294,593 Mrd. Yen = +10,2% Umsatz, 49,854 Mrd. Yen operativer Gewinn = +39,2% im Vergleich zum Vorjahresquartal. - Die Musikbranche konnte den Umsatz zum Vorjahresquartal leicht steigern, allerdings den Gewinn deutlich erhöhen. Aber auch diese Quartalszahlen lagen unter denen des direkt vorausgehenden Quartals Q3 (Weihnachten 2021).
Pictures: 312,235 Mrd. Yen = +56% Umsatz, 11,038 Mrd. Yen operativer Gewinn. Prozentzahlen sind nicht berechenbar, da man im Vorjahresquartal einen Verlust ausweisen musste. - Die Filmbranche lieferte beim Umsatz und Gewinn somit gute Werte. Aber diese Quartalszahlen lagen ebenfalls unter denen in Q3 (Weihnachten).
Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 494,053 Mrd. Yen = +4,2% Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal, aber -11,556 Mrd. Yen operativer Verlust = aber das waren immerhin -42,3% weniger Verlust als im Vorjahresquartal (damals waren es noch -20,033 Mrd. Yen). - Der Großbereich Electronics Products & Solutions (mit den Kameras) legte beim Umsatz leicht zu, schrieb aber erneut Verluste. Vor allem fallen die Verluste gegen die hohen Gewinne im direkten Quartal davor (Weihnachten 2021) deutlich auf. Hier zeigten sich erhebliche Bremsspuren.
Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment): 255,291 Mrd. Yen = +10% Umsatz, 10,743 Mrd. Yen operativer Gewinn = -63,3% im Vergleich zum Vorjahresquartal. - Der Sensorbereich konnte den Umsatz erhöhen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Aber der operative Gewinn brach ein. Die Werte Umsatz und Gewinn lagen auch deutlich tiefer als im direkten Quartal davor (Weihnachten 2021). Auch hier zeigten sich Bremsspuren Anfang 2022.
Financial Services Segment: 279,683 Mrd. Yen = -36,4% Umsatz, 47,837 Mrd. Yen operativer Gewinn = +14,2% im Vergleich zum Vorjahresquartal. - Der Finanzsektor litt zwar beim Umsatz konnte den operativen Gewinn aber steigern. Gegenüber dem direkten Vorquartal Q3 (Weihnachten 2021) sank zwar der Umsatz deutlich, aber der Gewinn stieg. Dennoch darf man den Finanzsektor nicht mit den anderen Produktionssektoren gleichsetzen. Die Börse boomte im ersten Kalenderquartal angesichts des Krieges.
All Other: 24,908 Mrd. Yen = +28,6% Umsatz, -2,969 Mrd. Yen operativer Verlust = aber immerhin -38,9% Reduktion der Verluste im Vergleich zum Vorjahresquartal. - Die vielen kleinen Restteile des Konzerns hatten noch immer zu kämpfen, obwohl sie den Umsatz steigerten und den Verlust zum Vorjahresquartal etwas verringerten. Vor allem fallen allerdings die Rückgänge beim Umsatz und Gewinn gegen die viel besseren Werte im direkten Quartal davor (Weihnachten 2021) deutlich auf. Auch hier zeigten sich erhebliche Bremsspuren.
Still and Video Cameras ist ein Unterbereich des Bereiches Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 75,665 Mrd. Yen = -6% Umsatz (Sales to external customers) im Vergleich zum Vorjahresquartal. Sony macht keine Angaben zum operativen Gewinn. Aber der Umsatz sank noch drastischer zum direkten Vorquartal (Weihnachten 2021). Das war ein deutliches Warnsignal.
Sicherlich lagen manche Rückgänge beim Umsatz und dem Gewinn an der Pandemie und weiteren Lockdowns weltweit im ersten Quartal 2022. Aber manche Zahlen deuten auch den Engpass bei Zulieferteilen und in Grenzen bereits die Einflüsse der weltweiten Sanktionen an.
Auch bei Sony ist der Lagerbestand - vor allem bei ET&S (also inklusive Kameras) - im 1. Kalenderquartal 2022 drastisch angestiegen auf 341,3 Mrd. Yen. Das sind +5,3% in drei Monaten gegenüber Ende Dezember 2021 und +38% gegenüber Ende März 2021. Sony hat somit dieselben Probleme mit den steigenden Lagerbeständen aufgrund der fehlenden Zulieferteile und der weltweit noch immer chaotischen Logistik.
Der Etat für Forschung und Entwicklung ist bei Sony sehr groß und wurde um +13,4% erhöht auf 618,368 Mrd. Yen im Finanzjahr 2021. Beim für die Fotografen wichtigen Bereich ET&S sank er jedoch erneut um über -0,3% auf nun 141,783 Mrd. Yen - ohne Inflationsberücksichtigung.
Gesamtfazit Sony: Dem Konzern ging es insgesamt blendend und man wird - wie alle Mitbewerber - noch teurere Kameras und ebenso teure Objektive anbieten, sofern man die Zulieferteile für deren Produktion erhält und die fertig hergestellten Waren dann auch irgendwann verschicken kann.
Panasonic
Am 11. Mai publizierte Panasonic seinen Quartalsbericht für das 1. Kalenderquartal und seinen Jahresabschlussbericht für das Geschäftsjahr 2022:
Panasonic verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2021) bis März (2022), nennt es aber vorausschauend 2022. Das hier besprochene vierte Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Januar bis März einschließlich.
Geschäfts-Jahres-Ergebnis:
Konzern-Umsatz: 7.388,8 Mrd. Yen = +10% gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr April 2020 bis März 2021.
Konzern Operativer Gewinn: 357,5 Mrd. Yen = +38% gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr. Es war ein satter Gewinn des zugegebener Maßen riesigen und weit diversifizierten Großkonzerns.
Der Großkonzern ist insgesamt gesund aufgestellt. Allerdings beruhte ein erheblicher Anteil der guten Zahlen auf den für Japan günstigen Währungsschwankungen. Ferner nahm das Netto-Cash-Flow gegenüber dem Vorjahr auf rund die Hälfte ab. Die Lagerbestände nahmen um +36% auf 1.132,664 Mrd. Yen deutlich zu. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (R&D) stagnierten weitgehend bei 419,807 Mrd. Yen (Vorjahr: 419,764 Mrd. Yen). Somit war nicht alles perfekt.
Allerdings wird der kleine Teilbereich Imaging nicht erwähnt. Imaging gehört nun zum Großbereich Lifestyle. Dieser umfasst die früheren Bereiche 'Appliances' und 'Life Solutions'. D.h. die Kameras rutschten bei der Konzernreform im April 2021 nochmals eine Ebene tiefer. Appliances (AP) umfasst Appliances mit Fernsehern, Hausgeräten, Klimaanlagen etc.) Der Quartalsbericht für den sehr großen und weit ausdifferenzierten Konzern Panasonic ist für das extrem kleine und folglich tief in andere Bereiche eingegliederte Segment Kameras derart unergiebig, dass man praktisch nur herausziehen kann, was allgemein oder indirekt genannt wird. Hinzu kommt der ungünstige Umstand: Lifestyle mit Living Appliances and Solutions Company, Heating & Ventilation A/C Company, Cold Chain Solutions Company, and Electric Works Company include part of sales and profit of China and Northeast Asia Company. D.h. diese Zahlen sind nochmals aufgeblasen.
Lifestyle:
Same level as FY21 overall:
Stable sales of growth businesses, air-conditioning business in Europe (e.g. A2W, Air to Water heat pump system), electrical construction materials in overseas markets, consumer electronics in China (e.g. washing machines, refrigerators), commercial refrigeration & food equipment in North America
Impact of FY21 stay-at-home demand in Japan (e.g. room air-conditioners, refrigerators, washing machines)
Sales of Lifestyle products increased, but sales of other segment products decreased (Folie 5, FY22 Sales Analysis by Segment).
Bereich Lifestyle / Lebensstil:
Insgesamt gleiches Niveau wie im Geschäftsjahr 2021:
Stabiler Umsatz in den Wachstumsgeschäften; Klimaanlagengeschäft in Europa (z. B. Luft zu Wasser, Luft-Wasser-Wärmepumpensystem), elektrische Baumaterialien in Überseemärkten, Unterhaltungselektronik in China (z. B. Waschmaschinen, Kühlschränke), gewerbliche Kühl- und Lebensmittelgeräte in Nordamerika
Auswirkungen der Haushaltsnachfrage im Geschäftsjahr 21 in Japan (z. B. Raumklimaanlagen, Kühlschränke, Waschmaschinen)
Die Verkäufe von Lifestyle-Produkten stiegen, aber die Verkäufe anderer Segmentprodukte gingen zurück.
In Lifestyle, profit decreased, largely affected by raw material price hikes, parts & materials procurement issues, the impact from FY21 stay at home demand in Japan, and the recording of temporary expenses, despite increased sales and price revisions overseas and promoting such efforts as rationalization in each business.
Bei Lifestyle ging der Gewinn zurück, hauptsächlich beeinflusst durch Preiserhöhungen bei Rohstoffen, Zulieferteilen und Problemen bei der Materialbeschaffung, die [negativen] Auswirkungen der Nachfrage wegen Lockdowns im Geschäftsjahr 21 in Japan und die Erfassung vorübergehender Ausgaben trotz gestiegener Verkäufe und Preiskorrekturen im Ausland und der Förderung von Bemühungen wie Rationalisierung in jedem Geschäft.
Also finden sich hier dieselben Probleme und Lösungen (Preiserhöhungen für Endkunden):
We will continue taking countermeasures against price hikes in raw materials and logistics, such as price revisions, replacement of current materials with alternatives, and rationalization of parts & materials through collaboration between China and Japan.
Wir werden weiterhin Gegenmaßnahmen gegen Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Logistik ergreifen, wie z. B. Preisanpassungen, Ersatz aktueller Materialien durch Alternativen und Rationalisierung von Teilen und Materialien durch die Zusammenarbeit zwischen China und Japan.
Niemand kann zaubern. Alle kochen mit demselben (eher trüben betriebswirtschaftlichen) Wasser.
Auch die Zukunft sieht eher düster für dedizierte Kameras aus:
In Lifestyle, sales is expected to increase by focusing on growth businesses such as Air conditioning in Europe, Electrical construction materials and consumer electronics in overseas markets.
Im Bereich Lifestyle wird erwartet, dass der Umsatz durch die Konzentration auf Wachstumsgeschäfte wie Klimaanlagen in Europa, Elektrobaumaterialien und Unterhaltungselektronik in Überseemärkten steigen wird.
Da steht nichts von Kameras, und diese sind definitiv nicht mehr mit Wachstumsgeschäften gemeint.
Für das neue Geschäftsjahr bis April 2023 erwartet man für den Bereich Lifestyle:
Price hikes in raw materials & logistics: Mainly iron, copper, and resin, impact of logistics costs with surging sea freight costs continues (prompting more price revisions, efforts for rationalization).
Preiserhöhungen bei Rohstoffen und der Logistik: Hauptsächlich Eisen, Kupfer und Harz. Die Auswirkungen der Logistikkosten durch steigende Seefrachtkosten halten an (was zu weiteren Preisrevisionen, Rationalisierungsbemühungen führt).
Die Quartalszahlen für das 1. Kalenderquartal 2022 waren hingegen sehr erfreulich:
Quartals-Umsatz: 1.965,4 Mrd. Yen = +7,6% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 83,3 Mrd. Yen = +162% zum Vorjahresquartal.
Aber im Bereich Lifestyle waren die Ergebnisse schlechter: Umsatz und Gewinn brachen gegenüber dem direkt vorausgehenden Herbstquartal (Weihnachten) 2021 ein. Im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q1 2021) waren es noch +1,4% Umsatzsteigerung, aber -51,1% beim Gewinn. Es war aber noch ein Gewinn von satten 8,5 Mrd. Yen. D.h. auch hier zeigte sich beim Bereich, der die Kameras enthält, eine deutliche Bremsspur.
Die aktuelle Lage und der Ausblick werden zurecht als unsicher beschrieben:
During the year ended March 31, 2022 (fiscal 2022), the global economy saw progress in economic recovery with the backdrop of factors such as the ongoing COVID-19 vaccination roll-out. However, the economic outlook remained unclear due to the impact of new COVID-19 variants. In addition, price surges in raw materials and logistics costs as well as shortage of parts & components were constant negative factors for the economy throughout the year. Furthermore, in the second half of the fiscal year, such factors as accelerating inflation and increasing geopolitical risks led to concerns about economic downturn.
Im Geschäftsjahr zum 31. März 2022 (Geschäftsjahr 2022) verzeichnete die Weltwirtschaft Fortschritte bei der wirtschaftlichen Erholung vor dem Hintergrund von Faktoren wie der laufenden Einführung der Impfung gegen COVID-19. Die wirtschaftlichen Aussichten blieben jedoch aufgrund der Auswirkungen neuer COVID-19-Varianten unklar. Darüber hinaus waren Preissprünge bei Rohstoffen und Logistikkosten sowie die Verknappung von Teilen und Komponenten das ganze Jahr über konstante negative Faktoren für die Wirtschaft. Darüber hinaus führten in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres Faktoren wie eine beschleunigte Inflation und zunehmende geopolitische Risiken zu Besorgnis über einen wirtschaftlichen Abschwung.
Dass man die aktuelle Lage für nicht kurzfristig behebbar hält, belegt auch die Tatsache, dass Panasonic die US-Firma Blue Yonder Holding, Inc. komplett übernahm, einen führenden Spezialisten für die Entwicklung von Logistik-Software.
Dennoch ist man für den Firmenausblick optimistisch: Umsatz (+7%) und operativer Gewinn (+1%) sollen steigen. Vor allem die geringe erwartete Gewinnsteigerung lässt jedoch auf erhebliche vermutete Risiken schließen.
Dem weit diversifizierten Panasonic-Konzern ging es gut. Aber in manchen Details liegt Optimierungspotential vor. Das Schweigen über Imaging und Kameras ist eher negativ zu sehen.
Wie viele Firmen verwendet Fujifilm das übergreifende Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2021. Das hier besprochene vierte Firmen-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Januar bis März 2022 einschließlich.
Fujifilm Gesamtkonzern Jahresabschluss für das zurückliegende Geschäftsjahr 2021 (April 2021 bis März 2022):
Umsatz: 2.525,773 Mrd. Yen = +15,2% gegenüber dem Vorjahresergebnis.
Operativer Gewinn: 229,702 Mrd. Yen = +38,8% gegenüber Vorjahresergebnis.
110 Yen Jahresgesamt-Dividende (zum 12. Mal in Folge erhöht).
Der Gewinn beruht überwiegend auf Umsatzsteigerungen im Bereich Healthcare sowie den highly functional materials, wobei es sich vor allem um Roh- und Zulieferstoffe für Impfstoffe und Medikamente handelt, welche in der Pandemiebekämpfung verwendet werden können.
Ferner beruht ein erheblicher Teil auf den Währungsvorteilen der japanischen Firmen. Dennoch muss man für das Pandemiegeschäftsjahr 2021/22 hervorheben, dass dadurch die Einnahmen vor Steuern des Konzerns auf Rekordhöhe stiegen. D.h. für den Gesamt-Konzern und die Aktionäre lief es im zurückliegenden Geschäftsjahr - erwartbar - sehr gut.
In den anderen Firmenbereichen sah es im zurückliegenden Geschäftsjahr allerdings im Detail unterschiedlich aus.
Der Großbereich Imaging im zurückliegenden Geschäftsjahr 2021:
Die Unterbereiche Imaging wurden zum 01.04.2021 zusammengefügt. Siehe hierzu die ausführlichen Erläuterungen im Vorjahr.
Umsatz (External customers): 333,363 Mrd. Yen = +16,9% gegenüber dem Vorjahresergebnis.
Operativer Gewinn: 36,977 Mrd. Yen = +137% gegenüber dem Vorjahresergebnis. Das ist sehr erfreulich, lag aber an dem geringen Ergebnis des Vorjahres von nur 15,6 Mrd. Yen.
Es werden keine Angaben zum operativen Gewinn / Verlust der Unterbereiche gemacht. Fujifilm weiß sicherlich, warum es diese schlechten Detail-Ergebnisse verheimlicht.
Einzelaussagen zum Imaging für das Jahresergebnis:
In addition to a steady sales recovery of color photographic paper and broadcast and cinema lenses from the impact of COVID-19, strong sales of newly launched instant photo systems and digital cameras led revenue to increase by 16.9% year-over-year to ¥333.4 billion, and operating income to increase 2.4 times year-over-year to ¥37.0 billion.
Neben einer stetigen Umsatzerholung bei Farbfotopapier und Fernseh- und Kinoobjektiven aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 führten starke Verkäufe von neu eingeführten Sofortbildsystemen und Digitalkameras zu einem Umsatzanstieg von 16,9 % im Jahresvergleich auf 333,4 Yen Milliarden, und das Betriebsergebnis stieg im Jahresvergleich auf das 2,4-fache auf 37,0 Milliarden Yen. - Die englische Aussagen ist nicht nur übertrieben, sondern auch absolut falsch: +137% sind keine Steigerung um das 2,4-fach, sondern nur auf das aufgerundet 2,4-fache. Aber so trickst Fujifilm immer - selbst in rechtlich reglementierten Börsenberichten.
In the consumer imaging field, steady sales of instant photo systems, color photographic paper and dry minilabs and materials drove revenue higher. New products launched in 2021 include the instax mini 40, a new entry-model compatible with mini-format film, in April, the instax Link WIDE, a smartphone printer for wide-format, in October and a flagship model instax mini Evo in December. All new products were well received in the market and boosted sales.
Im Bereich Consumer Imaging führten stetige Verkäufe von Sofortbildsystemen, Farbfotopapier und trockenen Minilabs und Materialien zu höheren Umsätzen. Zu den neuen Produkten, die 2021 auf den Markt gebracht wurden, gehörten der instax mini 40, ein neues Einstiegsmodell, das mit Filmen im Miniformat kompatibel ist, im April, der instax Link WIDE, ein Smartphone-Drucker für Großformat, im Oktober und ein Flaggschiffmodell, der instax mini Evo im Dezember. Alle neuen Produkte wurden vom Markt gut angenommen und steigerten den Umsatz. - diese analogen Produkte waren (wie immer) die Umsatz- und Gewinnbringer.
In the professional imaging field, we launched the large-format mirrorless digital camera FUJIFILM GFX100S, which realized a high resolution of 102 million pixels, the FUJIFILM GFX50S II equipped with 50 million-pixel image sensor, released in September 2021 as a brother model, and the FUJIFILM X-T30 II mirrorless camera, which is the latest model from the X Series released in November 2021. All products gained high reputations and sales remained strong. Revenue was significantly higher year-over-year as sales of broadcast and cinema lenses, which had been hit by a decline in demand due to the COVID-19 pandemic, turned upward, and sales of lenses in the monitoring /measurement field, including long-range surveillance cameras and machine vision lenses, fared fell.
Im Bereich der professionellen Bildgebung haben wir die großformatige spiegellose Digitalkamera FUJIFILM GFX100S auf den Markt gebracht, die eine hohe Auflösung von 102 Millionen Pixeln realisiert, die FUJIFILM GFX50S II mit einem Bildsensor mit 50 Millionen Pixeln, die im September 2021 als Brudermodell veröffentlicht wurde, und die spiegellose Kamera FUJIFILM X-T30 II, das neueste Modell der X-Serie, das im November 2021 auf den Markt kam. Alle Produkte erlangten hohes Ansehen und die Verkäufe blieben stark. Der Umsatz war im Jahresvergleich deutlich höher, da der Verkauf von Fernseh- und Kinoobjektiven, die von einem Nachfragerückgang aufgrund der COVID-19-Pandemie betroffen waren, zulegte, und der Verkauf von Objektiven im Bereich Überwachung/Messung, einschließlich Langstrecken Überwachungskameras und Bildverarbeitungsobjektive fielen.
Es werden drei digitale Kameras erwähnt, die angeblich starke Verkäufe erzielten. Das ist gut. Aber insgesamt etwas wenig. Über die dutzenden anderen digitalen Modelle wird nichts berichtet. Neue Produkte verkaufen sich im ersten Jahr immer gut. Aber auch hier wird nichts von Gewinnen des digitalen Kamerabereiches erzählt. Und Vorsicht: Man spricht über Umsatz - und nicht von Stückzahlen. Da sollte jedem schon auffallen, dass zwei der angeblichen Umsatztreiber teure Mittelformatkameras (zum Preis von 5.000 und 10.000 US$ / Euro) waren. - Ganz anders ist das Bild hingegen im analogen Bereich. Dort weist auf die wirklichen Umsatz- und Gewinnbringer hin. Somit bleibe ich - auch aufgrund meiner Insider-Informationen aus dem Fujifilm-Konzern - bei der Einschätzung, dass der digitale Bereich defizitär ist.
[Growth Strategy in the Imaging Segment]: In the Imaging segment, we will expand the imaging business through such measures as launching attractive new instant photo systems and mirrorless digital cameras, revitalizing photo printing demand through the 'Print Days' campaign to highlight the value of photo prints, exploring further sales opportunities of FUJIFILM Business Innovation Corp.'s printers, and advancing into new B to B fields, including projectors and surveillance cameras. We will also develop products that connect digital cameras and prints, a video / photo content business, an imaging media / image processing solution business and other new commercial services.
[Wachstumsstrategie im Imaging-Segment]: Im Imaging-Segment werden wir das Imaging-Geschäft durch Maßnahmen wie die Einführung attraktiver neuer Sofortbildsysteme und spiegelloser Digitalkameras ausbauen und die Nachfrage nach Fotodrucken durch die Kampagne 'Druck-Tage' zur Hervorhebung des Werts von Fotoabzügen wiederbeleben, Erforschung weiterer Absatzmöglichkeiten für die Drucker von FUJIFILM Business Innovation Corp. und Vordringen in neue B-to-B-Bereiche, einschließlich Projektoren und Überwachungskameras. Wir werden auch Produkte entwickeln, die Digitalkameras und Ausdrucke verbinden, ein Geschäft mit Video-/Fotoinhalten, ein Geschäft mit Bildgebungsmedien/Bildverarbeitungslösungen und andere neue kommerzielle Dienstleistungen.
Erfreulich ist, dass Fujifilm weitere Digitalkameras herausbringen will. Aber alles Andere deutet auf eine breite Diversifizierung weg von den klassischen Fotokameras. Dorthin fließen auch die meisten Forschungsgelder des Bereiches Imaging.
Aber nicht alles war rosig im Konzern-Jahresergebnis:
Dass die Mitarbeiterzahl auf 75.474 Ende März 2022 anstieg, lag nur an den Firmenneuzukäufen des Konzerns.
So stieg der Lagebestand von 417,7 Mrd. Yen Ende März 2021 um fast 21% auf 504,5 Mrd. Yen. Daraus folgt, dass auch Fujifilm massiv unter den Zulieferproblemen litt.
Auch der Schuldenstand wuchs um 103,4 Milliarden Yen auf 1.430,4 Mrd. Yen. Zwar kann sich der Konzern diese Schulden in der momentanen Niedrigzinsphase leisten. Aber die Einkäufe fremder Firmen erfordern sehr viel Kapital.
Zwar war das freie Cash-Flow mit 168,8 Mrd. Yen im zurückliegenden Geschäftsjahr gut. Aber im Vorjahr waren es noch 290,4 Mrd. Yen. Da darf man schon auf den Rückgang um -41,9% hinweisen.
Die Investitionen für Forschung und Entwicklung gingen im letzten Geschäftsjahr von 152,2 Mrd. Yen um -1,1% auf 150,5 Mrd. Yen zurück. Das bewerte ich negativ. Dies gilt ganz besonders, wenn man den geringen (und auch zukünftig weiter schrumpfenden) Anteil des Imagings daran berücksichtigt: Beim Imaging wurde deutlich gespart auf nur noch 8,5 Mrd. Yen im letzten Geschäftsjahr. - Und das sind reine Netto-Werte ohne Inflationsbereinigung.
Fujis Prognosen für das kommende Geschäftsjahr:
Das Management bei Fujifilm blickt äußerst optimistisch auf 2022/3.
Der Umsatz soll um +4,9% auf 2.650 Mrd. Yen steigen, der operative Gewinn um +6,7% auf ein historisches Hoch von 245 Mrd. Yen anwachsen. Die Dividende soll im kommenden Geschäftsjahr um +10 Yen je Aktie auf 120 Yen erhöht werden. Ferner hat man weitere Aktienrückkäufe angekündigt.
Even after incorporating the impacts of lockdowns in China and soaring costs of raw materials and fuel, the forecast is for higher revenue and profits than in the previous year as the medical systems and electronic materials businesses continue to remain strong, the business innovation and graphic systems businesses are recovering from the COVID-19 impact, and also due to the effect of a weaker yen.
Selbst nach Berücksichtigung der Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen in China und der steigenden Rohstoff- und Treibstoffkosten werden höhere Umsätze und Gewinne als im Vorjahr prognostiziert, da die Geschäfte mit medizinischen Systemen und elektronischen Materialien weiterhin stark bleiben, sowie die Geschäftsinnovationen und Grafiksysteme Unternehmen sich von den Auswirkungen von COVID-19 erholen, und auch aufgrund der Auswirkungen eines schwächeren Yen.
Kein Wort vom Krieg in der Ukraine, den Wirtschaftssanktionen und deren Folgewirkungen auf die Weltwirtschaft.
Der Gesamtbereich Imaging soll den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr 2022 um 2% auf 340 Mrd. Yen erhöhen und den operativen Gewinn beim alten Wert von 37 Mrd. Yen halten.
In the Imaging segment, although demand for instax systems and digital cameras remain strong, forecast is for revenue and profits to be on par with the previous year as the impacts of the lockdown in China and other factors are taken into account.
Obwohl die Nachfrage nach instax-Systemen und Digitalkameras weiterhin stark ist, wird im Segment Imaging davon ausgegangen, dass Umsatz und Gewinn auf dem Niveau des Vorjahres liegen werden, da die Auswirkungen des Lockdowns in China und andere Faktoren berücksichtigt werden.
Zumindest für das Imaging ist man somit nur verhalten optimistisch für die Zukunft.
Um das mäßige Ergebnis 2021 und das nicht bessere prognostizierte für die Zukunft schön zu rechnen, hat sich Fujifilm wieder etwas ganz Trickreiches einfallen lassen: Das ROIC - Return On Invested Capital. Dies hat exorbitante 16,5% und soll auf 16,9% im neuen Geschäftsjahr steigen. - Aber der Haken liegt daran, dass Fujifilm kaum mehr etwas selbst macht, sondern extrem vieles inzwischen bei Fremdfirmen auf dem asiatischen Kontinent herstellen lässt. D.h. die faktischen Investitionen in Produktionsanlagen sind selbstredend gering. Das ist ähnlich wie bei Google oder Apple mit deren Smartphones. - Für mich ist so etwas eklatant Dreistes immer ein Zeichen für vom Management gefühlte Schwäche, die man irgendwie zu kaschieren versucht. Kein Investor ist so dumm, dass er nicht auch vom Absturz der Digitalfotografie seit 2010 gehört hätte. Also werden Pseudokriterien gesucht und gefunden, welche belegen sollen, dass man den Bereich Imaging (noch) nicht schließen soll. - Allerdings kann man das Schwert auch umdrehen: Da ist im Ernstfall nicht mehr viel zu schließen oder abzuschreiben. Denn die Investitionen beim Imaging sind nun einmal extrem gering.
Quartalszahlen für das erste Kalenderquartal 2022 = das 4. Geschäftsquartal von Fujifilm:
Fujifilm Gesamtkonzern 4. Quartal (Januar bis März 2022):
Umsatz: 664,9 Mrd. Yen = +7,4% gegenüber dem Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 43,2 Mrd. Yen = -3,9% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Somit hinterließ das erste Kalenderquartal 2022 auch bei Fujifilm seine Spuren. Dies betraf vor allem den Bereich Business Innovation.
In den anderen Bereichen sah es hingegen im 1. Kalenderquartal 2022 durchwachsen aus.
Der Gesamtbereich Imaging:
Umsatz: 73,198 Mrd. Yen = +9,9% gegenüber dem Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 2,3 Mrd. Yen = +55,6% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Aber im Vorjahresquartal waren es nur 1,5 Mrd. Yen Gewinn. Deshalb entstehen so große Prozentzahlen.
Noch immer legt die Detailanalyse dieses letzten Quartalsergebnisses offen, dass der gesamte Bereich Imaging nur 11% des Umsatzes im ersten Kalenderquartal 2022 und nur 4,3% der operativen Gewinne erzielte. Als existentiell notwendig für den Konzern kann man diesen Bereich nicht deklarieren.
Quartalsergebnisse Q1 2022 der Unterbereiche:
Umsatz Consumer Imaging = analoger Bereich: 46 Mrd. Yen = +15,1% zum Vorjahresquartal.
Umsatz Professional Imaging = digitaler Bereich, aber mit den teuren sowie für den Hersteller lukrativen (Video-)Profikameras für Fernsehanstalten und Kino und deren Spezialobjektiven: 27,2 Mrd. Yen = +2,2% zum Vorjahresquartal. Wenn man berücksichtigt, dass laut eigenen Aussagen des Managements die Umsatz-Steigerungen aus dem Bereich des sich wieder erholenden Profi-Film-Bereiches stammten, darf man von einem Rückgang des Umsatzes der digitalen X-Kameras aller Klassen ausgehen.
Es dürfte deshalb auch einleuchten, warum Fujifilm sich beharrlich weigert, irgendwelche Gewinnzahlen für die Unterbereiche zu publizieren.
Fazit und Bewertung:
Dem Fujifilm-Gesamt-Konzern ging es - angesichts der Weltwirtschaftslage - sehr gut. Um die weitere Zukunft jenes überwiegenden Medizin- und Spezial-Material-Konzerns muss man sich definitiv keine Sorgen machen. In jene beiden Zukunfts-Bereiche fließen auch weiterhin fast alle Investitionen. (Siehe Folie 22)
Aber manche Werte haben sich im Vergleich zu letzten Geschäftsjahr verschlechtert. D.h. bei allem berechtigten Jubel des Konzerns gibt es auch bei Fujifilm einige Baustellen - vor allem in den Teilbereichen des Imaging.
Der ganze Bereich Imaging (analog wie digital) erholte sich nur langsam. 13,2% Umsatz und 14% Gewinn des Gesamtkonzerns im letzten Geschäftsjahr machen ihn nicht gerade zu einem Zukunftsbereich. Dies gilt insbesondere, weil der Löwenanteil auf den analogen Teilbereich entfällt.
Bitte beachten Sie auch die neue detaillierte Firmenanalyse Fujifilm.
Nikon
Am 12. Mai publizierte Nikon seinen Quartalsbericht für das 1. Kalenderquartal und seinen Jahresabschlussbericht für das Geschäftsjahr 2022:
Da Nikon zunehmend (vor allem durch Weglassungen von früheren Vergleichszahlen) trickst, viele Leser bei dieser Firma kaufen und regelmäßig um umfassendere Analysen bitten, will ich wie bei Canon etwas umfassender auf die diesmal wichtigen Details eingehen.
Nikon verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2021) bis März (2022), nennt es aber vorausschauend 2022. Das hier besprochene vierte Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Januar bis März 2022 einschließlich.
Geschäfts-Jahres-Ergebnis:
Konzern-Umsatz: 539,612 Mrd. Yen = +19,6% zum vorigen Geschäftsjahr 2021. Erfreulich war, dass der Umsatz gegenüber dem Vorjahr in allen Bereichen anzog. Aber Nikon räumte ein, dass dieser Wert immerhin 10,4 Mrd. Yen unter den eigenen Erwartungen / Prognosen lag. Vor allem lag das Konzernergebnis noch immer unter dem Jahreswert für 2020/3, also dem für Nikon letzten Vor-Pandemie-Jahr. Somit handelte es sich um eine erfreuliche Erholung, aber noch nicht einmal auf den Vorpandemie-Zustand.
Operativer Gewinn: 49,934 Mrd. Yen. Prozentzahlen sind nicht berechenbar, da im Vorjahr ein Verlust von 56,241 Mrd. Yen ausgewiesen wurde. Erfreulich war, dass alle Bereiche des Konzerns Gewinne auswiesen. Allerdings lag der hohe Gewinn auch an den Währungsvorteilen und an Einmal-Einnahmen für verkauften Grundbesitz und Gebäuden unused land sowie sale of land and building für 3 Mrd. Yen. Hinzu kamen Einmalgewinne in Höhe von 1,3 Mrd. Yen aus den US-Rentenfonds.
Imaging-Umsatz: 178,234 Mrd. Yen (nur external Customers, also ohne die firmeninternen Einnahmen Intersegment) = +18,7% zum vorigen Geschäftsjahr 2021. Allerdings räumte Nikon ein, dass dies (1% oder 2 Mrd. Yen) unter den noch höheren eigenen Erwartungen lag.
Operativer Gewinn: 19,069 Mrd. Yen. Prozentzahlen sind nicht berechenbar, da Nikon im Vorjahr für das Imaging einen operativen Verlust von -35,779 Mrd. Yen ausweisen musste. - Allerdings räumte Nikon ein, dass auch dieses Ergebnis (-1 Mrd. Yen) unter den noch höheren eigenen Prognosen lag.
Leider sind die Zahlen für das Imaging nicht perfekt mit dem Vorjahr vergleichbar, da Nikon in einer Fußnote einräumt, dass man den Imaging-Bereich wieder einmal umstrukturiert hat und Unterbereiche in andere Großbereiche verlegte. Nikon hat zwar versucht, die korrigierten Werte anzugeben, aber das funktioniert nie perfekt.
Das waren mehr oder weniger die (nicht nur von mir) erwarteten guten Zahlen.
Der Free Cash-Flow (FCF) war positiv: 39 Mrd. Yen = +34,9% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aber das FCF ist noch immer nicht besonders groß - vor allem im Vergleich zu den anderen Konzernen.
Die Jahresgesamtdividende wurde auf 40 Yen je Aktie erhöht. Im Vorjahr waren es trotz Verlusten 20 Yen gewesen.
Positiv sehe ich, dass die Lagerbestände insgesamt im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind. Im Konzern sanken sie von 253,3 auf 238,9 Mrd. Yen um -5,7%. Auch im Bereich Imaging nahm der Gesamtlagerbestand ab: von 64,2 Mrd. Yen Ende März 2021 um -29,6% auf 45,2 Mrd. Yen Ende März 2022. - Aber der Lagerbestand nahm zwischen Ende Dezember 2021 und Ende März 2022 (also im ersten Quartal 2022) wieder deutlich zu: Konzern um 1,4% und im Imaging um +20,5% von 37,5 auf 45,2 Mrd. Yen. Das war eine deutliche Steigerung in nur drei Monaten, die auf massive Zulieferprobleme bei Rohmaterialien mit der Folge vieler herumliegender Halbfertigprodukte und ein nicht gelöstes Versandchaos hindeutet.
Nikon erwähnt auch explizit hohe Abschreibungskosten im Weihnachtsquartal 2021 (Q3 für Nikon) für volle Lagerbestände mit alten Kameras, die man nicht mehr zu dem geplanten Preis wird verkaufen können: write-down of inventory.
Die Wirtschaftseinschätzung des vergangenen Geschäftsjahres ist bezeichnend für Nikon:
During the fiscal year ended March 31, 2022, the global economy continued suffering from the impact of COVID-19 amid resurgences with the Omicron and other variants and, what was worse, the invasion of Ukraine by Russia that started around the end of the period immediately cast uncertainty over the global situation.
Während des am 31. März 2022 endenden Geschäftsjahres litt die Weltwirtschaft weiterhin unter den Auswirkungen von COVID-19 angesichts des Wiederauflebens der Omikron[-Varianten] und anderer Varianten. Noch schlimmer war die Invasion der Ukraine durch Russland, die gegen Ende des Berichtszeitraums begann, sie erzeugte sofort Unsicherheit über die globale Situation.
Das war in allen Unterlagen das einzige Mal, dass die aktuelle Situation für das Jahr 2022 angesprochen wurde. Auf die Wirtschaftsfolgen der westlichen Sanktionen und der daraus resultierenden galoppierenden Inflation ging Nikon nicht ein.
Negativ sehe ich den erneut geschrumpften Etat für Forschung und Entwicklung (von im Vorjahr 16,9) auf nur noch 15,2 Mrd. Yen (-10%) für den Bereich Imaging. Das wiegt umso schmerzlicher, als man den Gesamtforschungsetat im Konzern erhöhte. Imaging wird also von Nikon langsam abgehängt, weil es für die Zukunft nicht mehr so wichtig ist.
Bitte vergessen Sie auch alle schönschreibenden Argumente über den prozentualen Anteil dieser Geldmittel am Konzernumsatz. Das ist Augenwischerei. Fakt ist, dass Nikon seit Jahren seinen Etat für die Zukunftsentwicklung kürzte und damit auch zukünftig konsequent weiter voranschreiten will. Das ist negativ zu bewerten, da die realen Kosten für eine umfangreiche Forschung und Entwicklung generell - aber speziell bei den Sensoren und den Kameras - immer weiter steigen.
Als sehr nachteilig sehe ich den noch weiter gesunkenen Marktanteil von nur noch 700.000 Systemkameras = 13,7% (laut meinen Berechnungen aus den Zahlen der Firma Nikon). Im vorherigen Geschäftsjahr waren es noch 840.000 Kameras und rund 15% Marktanteil.
Auch der reduzierte Marktanteil von 13,5% bei Objektiven (1,27 Mio. Stück) ist ernüchternd. Im vorherigen Geschäftsjahr waren es noch 1,35 Mio. Objektive und fast 15% Marktanteil.
Bei dem sowie im freien Fall sich befindenden Bereich der Kameras mit kleinen Sensoren - Compact DSC / Bridge- und Kompakt-Kameras - waren es nur noch 190.000 Stück (unter 7% Marktanteil) gegenüber 840.000 im Vorjahr (damals fast 7,5% Marktanteil).
Bitte beachten Sie bei den von mir berechneten Marktanteilen, dass Nikon auf 10.000 rundet, sodass die wahren Werte sogar noch deutlich schlechter liegen können.
Das bedeutet, dass die Produktion in allen Bereichen zurückging und auch noch Nikons Marktanteil weiter schrumpfte. Hier muss Nikon gegensteuern, da man sonst bei langfristig weiter schrumpfendem Weltmarktvolumen in die unrentable Zone unter 10% abrutscht.
Für den größten Bereich Imaging hielt man fest:
In Imaging Products Business, sales grew mainly in expanded lineup of mirrorless cameras and interchangeable lenses.
Im Geschäftsbereich Imaging Products stieg der Umsatz hauptsächlich durch das erweiterte Angebot an spiegellosen Kameras und Wechselobjektiven. - Das ist erfreulich für die spiegellosen Systemkameras, zeigt allerdings die Schwächen der Kompakt- und Bridge-Kameras sowie auch bei den DSLRs.
Market weak on shortages in semiconductors and other parts.
Marktschwäche aufgrund von Engpässen bei Halbleitern und anderen Teilen.
By the business segment, in the Imaging Products Business, constraints on procurement of components due in part to the shortage of semiconductors caused a prolonged supply shortage for the digital camera market.
Im Geschäftsbereich Imaging führten Einschränkungen bei der Beschaffung von Komponenten, teilweise aufgrund der Halbleiterknappheit, zu einer anhaltenden Lieferknappheit für den Digitalkameramarkt. - Das ist die typische neue Diktion von Nikon: Man spricht von allgemeinen Problemen angeblich aller Hersteller, um vom eigenen Management-Versagen abzulenken. Manche andere Firma hatte frühzeitig gegengesteuert und litt wie die Smartphone-Hersteller nicht unter dem Chip-Mangel, respektive andere Kamerahersteller haben diese Probleme inzwischen besser im Griff.
The Group sought to expand sales of mid- to high-end products to professionals and hobbyists by enhancing the lineup of interchangeable lenses for mirrorless cameras, alongside strong sales of the Z 9 full-frame mirrorless camera, a flagship model released in December 2021.
Der Bereich Imaging strebte danach, den Verkauf von mittelpreisigen bis hochwertigen Produkten an Berufsfotografen und anspruchsvolle Amateure auszuweiten, indem er das Sortiment an Wechselobjektiven für spiegellose Kameras erweiterte - neben starken Verkäufen der spiegellosen Vollformatkamera Z9, einem Flaggschiffmodell, das im Dezember 2021 auf den Markt kam. - Zweifellos war die Z9 die erste wirklich hochwertige und damit auch sehr gefragte spiegellose Kamera bei Nikon. Deshalb nochmals für alle Hersteller: Qualität wird auch in schwierigen Zeiten gekauft.
Sales volumes down in DCIL [Digital Camera-Interchangeable Lens type] (mainly DSLR) on parts procurement restrictions.
Das Verkaufsvolumen im Bereich DCIL [= Wechselobjektive] (hauptsächlich DSLR [also altes F-Bajonett]) ging aufgrund der Einschränkungen bei der Teilebeschaffung zurück. - Klartext: Nikon musste die wenigen Chips und sonstigen Teile vermehrt in neue Objektive der spiegellosen S-/Z-Linie verbauen und schränkte massiv die Produktion alter Objektive für Kameras mit Spiegeln ein.
Revenue up 19% YoY on foreign exchange impact and increased ASP [Average Selling Price] driven by the shift to models for pro/hobbyists.
Umsatzsteigerung um 19 % im Jahresvergleich aufgrund von Wechselkurseffekten und höherem Verkaufspreis, bedingt durch die Umstellung auf Modelle für Berufsfotografen sowie anspruchsvolle Amateure. - Klartext: Nikon konzentrierte sich ebenfalls auf teure(re) Kameras für reiche Fotografen und erhöhte zudem die Endkundenpreise. Zumindest fielen 2021 die Rabattschlachten selbst in den USA weitgehend aus.
Quartalsergebnis erstes Kalenderquartal 2022 = 4. Geschäfts-Quartal (= Januar bis März):
Konzern-Umsatz: 133,3 Mrd. Yen = +6,6% gegenüber dem gleichen aber damals miserablen Vorjahresquartal. - Vorsicht: Hier scheint entweder ein Druckfehler oder ein Betrugsversuch vorzuliegen. Es wird für Q3 der identische Wert von 133,3 angegeben. In den Publikationen des Q3 wird jedoch überall 150,6 Mrd. Yen genannt.
Operativer Konzern-Gewinn: 3 Mrd. Yen. Das miserable Vorjahresquartal wies einen Verlust aus. - Das war jedoch ein Rückgang des Gewinnes zum direkt davor liegenden dritten Quartal (Weihnachten 2021) von fast -70% (Q3: 9,9 Mrd. Yen).
Imaging-Umsatz: 42,2 Mrd. Yen = +26% gegenüber dem gleichen aber damals miserablen Vorjahresquartal. - Das war allerdings ein Rückgang des Umsatzes zum direkt davor liegenden dritten Quartal (Weihnachten 2021) von -9,8%.
Operativer Gewinn: 0,2 Mrd. Yen. Das miserable Vorjahresquartal wies einen Verlust aus. - Das war immerhin ein drastischer Rückgang des Gewinnes zum direkt davor liegenden dritten Quartal (Weihnachten 2021) von -96,8%.
Verschiffte / verkaufte Kameras im Weihnachtsquartal 2021 im Vergleich zum ersten Quartal 2022 anhand der von Nikon gerundeten Zahlen:
Kompakt- und Bridge-Kameras: von 40.000 auf 20.000 = -50%.
Wechselobjektive: von 360.000 auf 250.000 = -30%.
Systemkameras (mit und ohne Spiegel): von 160.000 auf 150.000 = -6%.
Trotz möglicher Rundungsfehler (auf Zehntausender) ist der Rückgang im ersten Quartal 2022 deutlich.
Das erste Kalenderquartal 2022 zeigte somit auch bei Nikon einige Bremsspuren.
Zukunfts-Prognosen für das Geschäftsjahr 2022:
Auch Nikons Management ist verhalten optimistisch für die Zukunft.
Der Konzern-Umsatz soll im neuen Geschäftsjahr bis Ende März 2023 um fast 15% auf 620 Mrd. Yen steigen. Allerdings wird eingeräumt, dass dies u.a. auf Währungsgewinnen beruhen wird.
Der Konzern-Gewinn soll im neuen Geschäftsjahr bis Ende März 2023 bei identischen 50 Mrd. Yen liegen. - Dies erstaunt, wird aber mit steigenden Rohstoffpreisen, teureren Zulieferteilen, dem Wegfall der Einmalgewinne (Grundstücksverkäufe) etc. erklärt. Dennoch ist dies eher mager und zeigt die Bremsspuren der Wirtschaft, die bereits jetzt Auswirkungen auf den für Nikon wichtigen Bereich Precision Equipment nimmt. Korrekt gelesen: Die Firmen weltweit stornierten bereits bis Mitte Mai 2022 massiv ihre geplanten Bestellungen.
Der Umsatz im Bereich Imaging soll im neuen Geschäftsjahr bis Ende März 2023 um +18% auf 210 Mrd. Yen steigen.
Der operative Gewinn im Bereich Imaging soll im neuen Geschäftsjahr bis Ende März 2023 um +15,4% auf 22 Mrd. Yen steigen.
Man plant 40 Yen Dividende im kommenden Geschäftsjahr auszuschütten.
Überdies will man zur Kurspflege bis zu 30 Mrd. Yen für den Rückkauf von bis zu 36 Millionen Aktien ausgeben.
Für den Imaging-Bereich hält man für das neue Geschäftsjahr bis Ende März 2023 fest:
Anhaltende Lieferengpässe bei Produkten (auch bei Mitbewerbern). Marktvolumen im Jahresvergleich unverändert. - Das Marktvolumen für 2022 halte ich (bei allen Kameraherstellern) für sehr optimistisch eingeschätzt.
Regarding the business environment for the fiscal year ending March 31, 2023, for the Imaging Products Business, the digital camera market will continue to suffer supply problems due in part to the shortage of semiconductors.
In Bezug auf das Geschäftsumfeld für das am 31. März 2023 endende [neue] Geschäftsjahr für das Geschäft mit Imaging-Produkten wird der Markt für Digitalkameras weiterhin unter Versorgungsproblemen leiden, was zum Teil auf die Verknappung von Halbleitern zurückzuführen ist.
Our sales volumes flat YoY due to parts procurement constraints.
Unsere Verkaufsmengen bleiben aufgrund von Einschränkungen bei der Teilebeschaffung im Jahresvergleich unverändert. - Auch das halte ich für sehr optimistisch, insbesondere angesichts der neuen Smartphones. - Erstaunlicher Weise widerspricht sich Nikon selbst in den Detailangaben, wo es einen Rückgang bei Kompakt- und Bridge-Kameras von 190.000 auf nur noch 100.000 angibt. Das ist immerhin eine prognostizierte Halbierung und kein Gleichstand zum letzten Jahr. Auch bei den Wechselobjektiven erwartet Nikon einen kleinen Rückgang bei gleichzeitig vermuteten wachsendem Marktvolumen.
Market for pro/hobbyists has been performing well. Aim to grow revenue mainly in mirrorless cameras and interchangeable lenses continuing to advance shift to mid/high-end models.
Der Markt für Berufsfotografen / [anspruchsvolle] Amateure hat sich gut entwickelt. Ziel ist es, den Umsatz hauptsächlich bei spiegellosen Kameras und Wechselobjektiven zu steigern und die Umstellung auf mittelpreisige und hochwertige Modelle voranzutreiben. - Klartext: Auch Nikon trennt sich von billigen Kameras und armen Kunden.
Operating profit growth driven by increasing sales of mid/high-end cameras and increasing ASP.
Das Wachstum des Betriebsgewinns wird angetrieben durch steigende Verkäufe von mittelpreisigen und teuren Kameras und steigenden Verkaufspreisen. - Das war nun wirklich deutlich.
Expect to increase expenses such as development to maintain or improve product competitiveness.
Wir erwarten höhere Ausgaben wie die Entwicklung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte aufrechtzuerhalten oder zu verbessern. - Mehr Geld für Forschung und Entwicklung klingt positiv. Aber das hat Nikon schon so oft (natürlich immer für das nächste Jahr) versprochen und dann - zumindest für das Imaging - selten gehalten. Warten wir also ab.
Rapid changes in the business environment
The market for digital cameras, the leading products of the Imaging Products Business, is seeing intensified competition for mirrorless cameras. In addition, the business is adversely affected by the spread of COVID-19 and resulting tightening of restrictions in various countries and delays in component procurement. In response to this, the Group continues to strengthen the earnings structure of the business, such as optimizing production and sales bases, thoroughly reducing cost and increasing development efficiency, as well as reforms to supply chain and logistics.
Schnelle Veränderungen im Geschäftsumfeld
Der Markt für Digitalkameras, die führenden Produkte des Geschäftsbereichs Imaging Products, sieht einen verschärften Wettbewerb für spiegellose Kameras. Darüber hinaus wird das Geschäft durch die Ausbreitung von COVID-19 und die daraus resultierende Verschärfung der Beschränkungen in verschiedenen Ländern sowie Verzögerungen bei der Komponentenbeschaffung beeinträchtigt. Als Reaktion darauf stärkt der Konzern weiterhin die Ertragsstruktur des Unternehmens, beispielsweise durch Optimierung der Produktions- und Vertriebsbasis, gründliche Kostensenkung und Steigerung der Entwicklungseffizienz sowie Reformen der Lieferkette und Logistik.
Sparen ist sinnvoll. Aber mir fehlt jeder Hinweis auf die sanktionsbedingte weltweite Inflation und deren Einfluss auf den Kamera-/Käufer-Markt.
Fazit Nikon:
Der Konzern hat sich deutlich erholt, aber nicht so gut wie das Management es selbst erhofft hatte. Sein Überleben stand für mich allerdings nie zur Diskussion. Dazu beschützt die japanische Regierung ihre größeren Firmen viel zu sehr.
Aber die Ergebnisse lagen unter den eigenen Erwartungen des Nikon-Managements.
Mich beunruhigen vor allem die sinkenden Marktanteile der Firma bei gleichzeitig sinkenden eigenen absoluten Stückzahlen der Produktion respektive der Verschiffung. Vor allem soll dies laut Nikons eigenen Erwartungen zumindest auch im neuen Geschäftsjahr bis Ende März 2023 so weitergehen.
Das alles gilt dann sowieso auch nur für die ohnedies optimistische Zukunftseinschätzung der Weltwirtschaft durch das Nikon-Management.
Nikon selbst sieht das ähnlich und spricht von einer weiter erforderlichen Stabilisierung und Konsolidierung auch des Imaging. Danach will man sich jedoch den wahren Zukunftsfeldern der Firma zuwenden - 'Strategic Businesses,' consisting primarily of the Healthcare Business and the Components Business. Das sollte jedem Fotografen bewusst sein.
Fazit für alle Quartalsberichte des ersten Quartals 2022
Wie von allen vorausgesagt und auch erwartbar überstanden alle Konzerne die zwei Jahre Pandemie mehr oder weniger gut bis sehr gut. Die Geschäftsabschlüsse für das zurückliegende Geschäftsjahr 2021 zeigten alle die Erholung an. Manche Firmen erwirtschafteten sogar historische Bestergebnisse. - Nochmals: Diese großen und diversifizierten Konzerne sind für Japan systemrelevant. Die japanische Regierung würde die großen Konzerne niemals sterben lassen.
Fast alle rationalisierten, sparten, entließen Personal, reduzierten den Service, kürzten inflationsbereinigt die Investitionen in Forschung und Entwicklung - und schütteten an die Aktionäre sehr lukrative Dividenden aus. Dass man nur noch an die Aktionäre dachte, lag auch daran, dass diese in Japan zu einem großen Anteil die Banken sind, welche auch die Firmen-Kredite vergeben. Jene sitzen überdies im Aufsichtsrat und bestimmen die Firmenpolitik dort aktiv mit.
Für die Kunden sahen die zwei Jahre Pandemie hingegen schlechter aus. Denn bei Ihnen wurde gespart und vor allem seit der zweiten Jahreshälfte 2021 nochmals kräftig die Preise erhöht. Das wollen alle Kamerahersteller auch weiterhin so machen: Service runter und Preise hoch.
Hinzu kam der Umstand, dass immer mehr Firmen im letzten halben Jahr dazu übergingen, sogenanntes Ersatzmaterial von sogenannten Ersatzherstellern zu beziehen. - Nennen wir dies im Klartext zweite Wahl, die man vorher nie in Erwägung gezogen hatte. Also mussten die Kunden zudem eine schlechtere Qualität hinnehmen.
Und dennoch hielten die Zulieferprobleme auch im ersten Quartal 2022 an. Bei manchen Firmen verstärkten sie sich sogar noch.
Hinzu kam die angespannte Lage - oder genauer: das heillose Chaos in der weltweiten Logistik des Versandes, das inzwischen alle Firmen noch länger beschäftigen wird. Optimisten sprechen von einer Besserung in der zweiten Jahreshälfte 2022. Pessimisten sehen selbst für das Jahr 2023 noch massive Schwierigkeiten im Versand voraus. Dass die Reedereien als Container-Schiffs-Besitzer nun selbst Millionen neuer Container bestellten, weil die Firmen weltweit völlig versagten und Container für eigene Waren auf dem Firmengelände horteten, beschreibt die Dramatik der Situation.
Hinzu kamen im ersten Quartal wieder weltweit Corona-Lockdowns, Fabrikschließungen in Asien - vor allem in China - und Hafenschließungen. Letztere Häfen waren sowieso bereits überlastet. Nun staute sich im zweiten Quartal (durch den Ziehharmonika-Effekt zeitlich versetzt) wieder alles weltweit auf. Während Optimisten davon ausgehen, dass durch die Impfung nun die Pandemie überwunden ist, gehen die Pessimisten von weiteren heftigen Pandemiewellen mit weiteren Lockdowns oder mit anderen Worten betitelten Beschränkungen im Herbst und Winter 2022/23 aus.
Dazu kam im ersten Quartal 2022 der Ukraine-Krieg sowie die ständig verschärften Wirtschaftssanktionen des Westens. Beides haben bisher nur wenige japanische Firmen wirklich in ihre Berechnungen eingepreist. Die meisten hoffen schlichtweg auf baldige Friedensverhandlungen und Aufhebung aller Sanktionen sowie daraus folgend einer drastischen Besserung der Weltwirtschaft. Das alles dürfte wohl eher Wunsch bleiben.
So ergibt sich das paradoxe Bild, dass die Prognosen der meisten Kamerahersteller voller Optimismus sind. - Wünschen wir für jene Manager und auch uns als Kunden, dass jene Wünsche in Erfüllung gehen.
Als Realist muss ich jedoch darauf hinweisen, dass ich das wesentlich nüchterner und folglich negativer sehe - vor allem für Europa. Denn die ersten Bremsspuren waren im ersten Quartal 2022 durchaus auf breiter Front auch in den Bilanzen erkennbar. Zwar ist es korrekt, dass zahlreiche Firmen im ersten Quartal jedes Jahres (oder zumindest der zurückliegenden Jahre) nicht gerade Spitzenergebnisse einfuhren, oder sogar wie Nikon und Fujifilm aktiv tricksten, um Steuern zu sparen. Aber die negativen Zeichen in den reinen Quartalsberichten für die ersten drei Monate waren in zahlreichen Einzelpunkten nicht mehr so rosig. Vermutlich wird das zweite Quartal mit seinen niederschmetternden Ergebnissen (ab Ende Juli 2022 publiziert) die japanischen Manager aufrütteln. Die Folgequartale werden dann weitere Hiobsbotschaften bringen. Dies gilt vor allem für die von Frieden, Reisefreiheit und Wohlstand abhängigen Bereiche Imaging mit den dedizierten Foto- und Video-Kameras.
Für wirklich negativ halte ich den Umstand, dass nicht nur Firmen wie Fujifilm tricksten sowie sogar logen, um den Bereich Imaging besser darzustellen, als es der Wahrheit entsprach, sondern die anderen auch immer weniger Positives publizierten. Stück-Zahlen werden inzwischen oft ganz weggelassen. Lieber spricht man von Umsatz oder anderen noch abstrakteren Werten. Diese Sonderkriterien deuten auf den weiteren faktischen Abschwung hin. Der Markt schrumpfte. Nur durch drastische Sparmaßnahmen kombiniert mit schmerzlichen Preiserhöhungen konnte man (bestenfalls) den Umsatz und Gewinn im Kernbereich der dedizierten Kameras halten. Ein Großteil des Umsatzes und Gewinnes des Imaging stammte bei allen Firmen allerdings bereits im zurückliegenden Geschäftsjahr aus anderen Tätigkeitsfeldern.
Aber selbst, wenn es mit der Weltwirtschaft wieder steil aufwärts ginge, dann würde sich der Fotomarkt drastisch weiter verändern. Immer mehr Firmen haben in den letzten Monaten ihren Bereich Imaging neu ausgerichtet: weg von den individualistischen Fotografen und Videografen - dafür hin zu Netzwerken, Teams von Inhalteanbietern oder gleich zu automatischen Robotern. Es geht auch nicht mehr um das Standbild, sondern mindestens 8K-Video mit 3D-Fähigkeiten. Diese werden zudem mit AR und VR angereichert. Augmented Reality und Virtual Reality ergeben mit neuen 3D-Inhalten das Meta-Universum - das neue Internet oder Meta-verse. Angesichts der horrenden Kosten alleine für Hard- und Software dafür dürften die (neuen) Zielgruppen auch bald jedem klar werden.
Allerdings bin ich mir auch bei den Firmen nicht sicher, ob dies so funktioniert. Dieses Thema des Inhalteanbieters mit dazu passender Hard- und Software ist einerseits schon belegt und andererseits ziemlich vage. Das erinnert mich an die fehlgeschlagene Strategie des Mercedes-Konzerns, der in den 1990er Jahren krampfhaft versuchte, zum Mobilitätskonzern zu werden. Die Einkäufe beim Flugzeugfirmen etc. kosteten Milliarden und waren ein Flop. Auch die Kamerahersteller und selbst Sony sehe ich nicht in einer derartigen Machtposition, dass sie die bestehenden Inhalteanbieter verdrängen könnten. Man denke hierbei nur an den Sport-Bereich. Vor allem sind die Kamerahersteller bei der Software eher zweitklassig. Da haben es reine Software-Konzerne einfacher. Im Übrigen haben jene das neue Gebiet auch bereits erkannt und investieren ganz andere Summen und vor allem Personal dort hinein. Letztendlich werden die meisten optischen Firmen zu Zulieferern für Unterkomponenten werden. Auch davon kann man sehr gut leben. Aber sie bestimmen dann nicht mehr die Zielrichtung. - Realistisch betrachtet haben sie dies jedoch seit mindesten 15 Jahren (siehe Smartphones) sowieso nicht mehr.
Meldungen zur Fotowirtschaft im Mai 2022
Die Wirtschaftssanktionen drücken die Weltwirtschaft nieder und schädigen Europa:
Leider trübten sich die politischen Aussichten auf Frieden weiter ein:
Der US-Verteidigungsminister verkündete eine Abkehr der bisherigen bereits sehr aggressiven US-Politik und eine klare Verschärfung der westlichen Kriegsziele: The US defense secretary's declaration that Washington wanted to see Russia weakened militarily and unable to recover quickly, marks a shift in Washington's declared aims underlying its military support for Ukraine. (Quelle 1, Quelle 2)
Wenige Tage darauf legte die Grüne Außenministerin Baerbock - nochmals nach: Russland in die Knie zwingen und Russland soll volkswirtschaftlich jahrelang nicht mehr auf die Beine kommen (Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3.
Beides wird auch von westlichen Analysten kritisiert, weil es der russischen Propaganda in die Hände spielt, deren Behauptungen bestätigt und keineswegs deeskalierend wirkt. - Das ist sogar zunehmend die Sprache der totalitären Systeme.
Auch ihre Aussage: Die Sanktionen gegen Russland würden erst aufgehoben, wenn Russland alle seine Truppen aus der Ukraine abgezogen habe interpretieren zahlreiche westliche Analytiker als Zeichen eines langjährigen Dauerkonfliktes.
Anfang Mai konnte selbst die Zensur der deutschen Medien die miserablen Wirtschaftsdaten nicht mehr verheimlichen.
Die europäische Wirtschaft wurde durch die vor allem von den Grünen initiierte Sanktionen gegen Russland stranguliert. Ständig weitergehende Sanktionen fast im Wochenrhythmus (Anfang Mai wurde das 6. Sanktionspaket durchgeboxt) schädigten den Euro, der sich Anfang Mai im freien Fall befand. Denn die Börsenhändler ließen sich nicht belügen. Europa ist bereits heute der Hauptleidtragende der Sanktionen. Punkt. Die USA und auch England profitieren wie immer vom Krieg. Diesmal ist das ganz besonders der Fall, weil es ihnen gelang, die westlichen Sanktionen auf die Erdöl- und Erdgas-Lieferungen zu lenken, von denen sie - rein zufällig - die größten eigenen Vorkommen besitzen und über ihre weltweit tätigen Erdöl- und Gaskonzerne den Finger auf fast allen Quellen haben und somit direkt wie indirekt verdienen.
Der Handel in Deutschland musste hingegen bereits im März einen Rückgang um -2,7% hinnehmen. Das ist eine tiefe Rezession. Manche Fachleute warnen sogar vor dem schlimmsten Konjunktureinbruch seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die zwar bekannten noch viel schlechteren Zahlen für April wurden bewusst unter Verschluss gehalten. In meiner Stadt gingen die Geschäfte reihenweise ein, ganze Läden und auch interne Ladenflächen standen im Mai leer. Deren Betreiber hatten es bereits mit den völlig überzogenen Pandemieverordnungen der Grünen in Baden-Württemberg schwer. Hinzu kamen die Grünen in meiner Stadt, die alles weiter verschärften. Und nun gab ihnen die grünen Wirtschaftssanktionen den Rest. Das hatte Auswirkungen auf viele weitere Bereiche. Zahlreiche Bekannte gaben ihren Betrieb auf, stellten die Tätigkeiten ein oder verpachteten die Räume an Neueinsteiger, welche den Ernst der Lage noch nicht begriffen hatten und sich über Förderkredite finanzieren. Andere wissen schlichtweg nicht mehr weiter, haben jede Hoffnung verloren und wollen auch aussteigen, können es aber nicht, weil keiner ihre Firma kaufen will.
Kurz darauf musste man bekannt geben, dass aufgrund der Wirtschaftssanktionen der Export einbrach: Die Unternehmen sammelten im März vor allem wegen eines schwachen Auslandsgeschäfts 4,7 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat. (Quelle) -4,7% alleine zum Vormonat Februar. Das Auslandsgeschäft nahm sogar um -6,7% und das mit Ländern außerhalb der EU nahm um -13,2% ab. Das ist ein richtiger Spitzenwert. Die schon bekannten noch schlechteren April-Werte wurden aus gutem Grund noch nicht publiziert. Und es wird noch viel schlimmer kommen. Bisher gingen nur die Neuaufträge zurück. Aber Insider erwarteten in den weiteren Monaten die Stornierung alter (Bestands-) Aufträge. Das ist auch logisch: Wie soll die durch die Wirtschaftssanktionen notleidende Welt in Deutschland Waren kaufen, wenn mindestens 100 Länder mit den hohen Energiepreisen und den steigenden Lebensmittelpreisen bereits überfordert sind. Das führt im Sommer auch bei der üblichen Grüner Zensur in den deutschen Medien und Schönfärberei der Regierung zur scharfen Rezession.
Wie mir immer mehr Analysten meldeten, lebt der Binnenkonsum derzeit sowieso nur noch wegen der panikartigen Angst vieler Wohlhabender, dass man bald sowieso nichts mehr für sein Geld kaufen kann. Deshalb werden Waren angeschafft, die derzeit niemand braucht - auf Vorrat, wegen der galoppierenden Inflation. Das treibt selbstredend die Inflation weiter an und wird in den kommenden Monaten zum Einbruch beim Binnenkonsum führen. Denn bei z.B. drei neuen Autos im kleinen Haushalt ist wirklich jeder abgedeckt.
Der Grüne Wirtschaftsminister Habeck verkündete Stolz, dass das oberste Öko-Ziel der Grünen, die drastische Erhöhung aller Energiepreise gelungen sei, und diese dauerhaftbestehen bleiben.
Auch sein privates Ziel und das vieler grünen Fanatiker, die massive Erhöhung der Lebensmittelpreise ist ihnen binnen weniger Monate an der Macht - ebenfalls irreversibel - gelungenen. Aber trotz explodierender Lebensmittelpreise waren bei uns im Mai zahlreiche Regale leer, weil es seit Wochen nur noch Notlieferungen gab, respektive selbst diese bei zahlreichen Produkten wie Sonnenblumen- oder überhaupt Salat-Öl eingestellt wurden. Die von Grünen Medienschaffenden in fast allen deutschen Medien gestreuten offiziellen Behauptungen, dass Deutschland im Durchschnitt gut damit versorgt sei und es keine Engpässe gäbe, waren dreist-frech gelogene Propaganda. In meiner Stadt gingen viele Händler inzwischen dazu über, die leeren Regale mit anderen Produkten (zum Schein) zu füllen, damit die Leerstände nicht mehr so extrem auffallen. Ferner haben viele ein Fotografierverbot im Laden ausgesprochen. Die wenigen Notrationen werden zum 4-5-fachen Preis an Insider vor der offiziellen Ladenöffnung verkauft. Das war der Beginn des Schwarzmarktes.
Selbst Optimisten unter den Analysten sehen auf Jahre keine wirtschaftliche Erholung für Europa mehr. Fast alle gehen davon aus, dass der Wert des Euros unter den Dollar sinkt und dann eine extreme Preisspirale in Deutschland einsetzt, da wir fast alles importieren müssen: Rochstoffe, Energien, Zulieferteile. Und fast alles ist in Dollar zu bezahlen. Der von Grünen Schreiberlingen hervorgehobene Export profitiert davon nicht, weil die Weltwirtschaft einbricht. Es wird (außer in den USA und England) weltweit weniger nachgefragt. Im Moment arbeitet Deutschland noch die Aufträge aus 2021 ab. Aber die weiteren Prognosen waren bereits im Mai schlecht.
Eine mir bekannte Person im IWF / Weltbank, welche (mit vielen anderen zusammen) die überaus ernste Lage analysiert, räumte ganz offen ein, dass wir in Europa sogar erst 2023 den ökonomischen Hauptschlag erleiden werden, wenn die Energiepreise mit (vierstelligen) Nachzahlungen Millionen Menschen in die Armut stürzen werden. Der Konsum wird laut allen Prognosen über Jahre hinweg in Europa aufgrund der steigenden Arbeitslosigkeit und zunehmenden Massenarmut weiter einbrechen. Aber selbst die meisten Menschen mit Arbeit werden aufgrund der (offiziellen = zugegebenen) zweistelligen Inflationsraten kaum frei verfügbares Einkommen für Hobbies mehr haben. Da bleibt den meisten Menschen kein Geld für die Fotografie mehr übrig. - Ganz hart wird es im übrigen Deutschland treffen, da man beim IWF davon ausgeht, dass Deutschland für die gesamten Kriegs-Schäden und den Wiederaufbau Europas bezahlen muss.
Dank Hochinflation, weiter steigenden Energiepreisen, galoppierenden Lebensmittelpreisen, fallendem Euro und einer einbrechenden Wirtschaft war jedoch auch das dritte Ziel der Grünen bereits im Mai erfüllt: Deutschland wird die Klimaziele 2022 erreichen.
Gemäß mir vorliegenden Informationen hat das alles auch das japanische Management der Kamerahersteller erkannt, schreibt Europa als Markt weiter ab und wird noch weniger Kameras und Objektive nach Europa verschiffen. Ferner sollen die Preise für diese Waren bei uns - über alle bisherigen Ankündigungen hinaus - nochmals drastisch erhöht werden. - Also weniger Waren und noch teurer. Die klassische Fotografie mit dedizierten Kameras wird unter solchen Umständen ganz schnell zum Privileg der Reichen werden.
Somit bewahrheiten sich meine schlimmsten Befürchtungen zum Wendejahr 2022/23 evtl. sogar noch schneller als sogar extreme Pessimisten erwarteten.
Lassen Sie sich da nicht von der bezahlten Jubelpresse der superreichen US-Influencer bei YouTube täuschen. Die Grünen haben mit den Kriegssanktionen Europa wirtschaftlich vom Wachstum der USA komplett und vermutlich für lange, wenn nicht immer, abgekoppelt.
Über Japan zogen ähnliche ökonomische Wolken auf, da auch dieses Land extrem von fremden Rohstoffen und Energien abhängig ist. Hinzu kommt, dass die dortige konservative Regierung offensichtlich mit den USA plant, sehr großen Militärübungen abzuhalten, um gegen Russland im Osten eine zweite Front aufzubauen. Extrem konservative Kräfte dort wollen noch immer ihre 1904/5 im Krieg gegen Russland einst gewonnenen Kolonien und Inseln im Norden, welche man am Ende des Zweiten Weltkriegs wieder verlor, erneut zurückerobern. Zum Verständnis: Bis heute hat es dort keine Kriegsbewältigung, Entnazifizierung oder gar eine Aufarbeitung der eigenen Geschichte gegeben, und überwiegend dieselben Kreise herrschen in Japan noch immer. Deshalb werden die ehemaligen japanischen Kolonien (russisches Staatsgebiet) in Japan bis heute auch Northern Territories nördliche Territorien genannt und zum Staatsgebiet von Japan gezählt. - Somit drohen auch dort neben hoher Inflation und Rezession ebenfalls militärische Konflikte. In diese militärischen Auseinandersetzungen würden ohne Zweifel Nordkorea und China hineingezogen, die man sowieso ausschalten will. Auch deshalb stürzt der Yen so ab. Nach den durch den massiven Druck der USA, Australiens und Neuseelands (drei Mitglieder der Five Eyes. - Die anderen beiden Länder sind Kanada und England) von Japan verhängten Sanktionen gegen Russland, Gesetzen gegen den Handel mit Russland, Aberkennung von Handels-, Zoll- und Steuerrechten sowie der Ausweisung russischer Diplomaten befinden sich die Beziehungen auf einem Tiefstand, sodass im Mai auch dort von Krieg gesprochen wurde.
Fotografische Einzelmeldungen im Mai:
Nachdem ich bereits seit Jahren auf den Niedergang der Foto-Clubs hinwies, wurden in den USA nun herzerwärmende Werbe-Artikel für Foto-Clubs verfasst, um deren Sterben zu verhindern. Die Lage der meisten (in der Regel kleinen) Fotoclubs war 2022 weltweit wirklich ernst und der Niedergang endgültig für alle Betrachter unübersehbar. Aber derartige Sammellisten von angeblichen Vorteilen der Fotoclubs und Aufrufe zur Unterstützung werden den Niedergang nicht mehr aufhalten - vor allem nicht mehr in Europa, mit seinen sich täglich verschärfenden Wirtschaftsproblemen. Jene unleugbaren Vorteile der Fotoclubs sind leider nicht mehr ausschlaggebend. Sie wären es nicht einmal mehr in einer florierenden Wirtschaft, da sich das soziale und technische Umfeld verändert hat respektive die Rahmenbedingungen verändert haben. Aber angesichts des drohenden Krieges hat hier jeder andere - und zwar drängendere - Sorgen. - Diese Artikel belegen hingegen die Weltfremdheit der USA und deren Autoren, die von Kriegen in der Welt profitieren und zudem selbst nicht direkt tangiert werden. Auch die Medienlandschaft der Fotowirtschaft entwickelte sich nun auseinander. - Die Kamerahersteller werden ihre Konsequenzen ziehen und sich zukünftig verstärkt auf die US-Jubelpresse konzentrieren, die in ihrer bewährten Hollywood-Manier den Krieg und die Wirtschaftskrise ignoriert respektive ausblendet, indem sie sich auf die angebliche Lösung von Problemchen konzentriert, welche die Mehrheit der Weltbevölkerung nicht mehr interessiert respektive, die sie nicht mehr verstehen kann.
Zum Verständnis der wahren Probleme in den USA: Das einzige Problem, das die reichen US-Bürger derzeit lautstark beklagen, ist der unerträglich hohe Benzin-Preis von am 04.05. $4.882 US-Dollar je Gallone (3,785411784 Liter). Das waren umgerechnet 1,23 Euro je Liter Super Plus. Für Normalbenzin bezahlte man in den USA im Mai durchschnittlich 1,10 Euro je Liter als Kunden-Endpreis inklusive aller Steuern und Abgaben etc.
Sofern die Bildauswertungen, Analysen und Interpretationen zutreffen, dann wird auch Leica den Schritt zu noch größeren Sensoren (spiegellosen Mittelformatkamera) gehen. Der ökonomische Hintergrund ist ganz einfach. Im Vollformat ist Leica schlichtweg technisch unterlegen und zusätzlich zu teuer. Will man weiterhin Gewinne im Fotobereich erwirtschaften, dann muss man nach oben ausweichen. Das ist seit Jahren der Weg aller Kamerahersteller: größere Sensoren zu einem noch höheren Preis. - Entschuldigung: Marketing-Technisch korrekt (new-speak) geht der Weg natürlich zu einer höheren Bildqualität. Faktisch ist dies allerdings unzutreffend, da die Smartphones mit kleinen Sensoren aber dafür KI-Rechenleistung inzwischen die nachweislich mess- und sichtbar höhere Bildqualität erzeugen - und das auch noch preiswerter sowie einfacher. Man denke z.B. nur an 8K-HDR-Video. Alleine für letzteres werden Mittelformatkameras noch viele Jahre benötigen, da deren Sensorauslesegeschwindigkeit schlichtweg zu langsam ist für 8K.
Anfang Mai wurde wieder eine ökonomische Analyse über Berufsfotografen publiziert:
Zwar nahmen 1.325 Fotografen aus 87 Ländern daran teil. Ferner umfasste der Untersuchungszeitraum nur den 21. Dezember 2020 bis zum 12. April 2021. Aber erstens war es wieder eine Selbstauswahl und zweitens lag der Schwerpunkt in den USA. Auffällig war vor allem der überproportional hohe Anteil von 49% Frauen bei den Antwortenden. Letzteres hat seinen Grund u.a. darin, dass jene am frustriertesten waren und sicherlich die Befragung somit automatisch negativ beeinflussten. - Aber dennoch kann man etwas herauslesen, da die USA wesentlich weniger Pandemie-Restriktionen besaßen und überdies alle Beschränkungen viel früher aufhoben als Europa und vor allem Deutschland.
Viele beklagte drastische Einkommensrückgänge. Dass Frauen besonders betroffen waren, lag in den USA an deren weit verbreiteten Teilzeittätigkeiten im Fotobereich. Dass viele Fotografen aus sogenannten Minderheiten stark betroffen waren, lag u.a. daran, dass deren (meist ärmere) Klientel finanziell unter der Pandemie besonders litt.
Dennoch verließen zahlreiche Fotografen ihr Berufsfeld, weil es nicht mehr für den Lebensunterhalt ausreichte. Aber dies lag in den USA auch daran, dass die Wirtschaft dort dank enormer Staatshilfen boomte und man 2022 dank hoher Beschäftigungsquote und Fachkräftemangel in fast jedem anderen Beruf angestellt mehr verdiente als in der Fotografie. Nicht ohne Grund erhöhte der geizige Amazon-Chef seinen Gehaltsplan für Angestellte von 160.000 auf 350.000 US$ - Korrekt gelesen: In den USA verdient man richtig gut, bei gleichzeitig niedrigeren Preisen als in Deutschland für sehr viele Produkte und Dienstleistungen sowie Rohstoffe und Energien.
Sehr viele Berufsfotografen benötigten in der Pandemie zum Überleben offensichtlich eine weitere bezahlte Nebenbeschäftigung. Und dennoch mussten erstaunlich viele (54%) Schulden aufnehmen, um im Bereich Fotografie zu überleben.
Fazit: Vielen Berufsfotografen ging es durch die Pandemie schlechter und der schon lange andauernde Abwärtstrend wurde beschleunigt. Der Krieg und die Wirtschaftssanktionen werden dem Berufsfeld sicherlich auch weiterhin schaden.
Nikon USA bot im Mai (Muttertag) zahlreiche Rabatte zwischen 50 und 400 US$ für Objektive und Kameras an - bei Paketen (sogenannten Bundles) Kamera mit Objektiv sogar bis zu 600 US$. Die USA stellt den attraktiven Hauptmarkt dar. Europa wird nur noch gemolken.
Aldi verkaufte Fotozubehör:
Aldi bot seit Mitte Mai in seinem Online-Shop im Bereich Multimedia von Objektiven über Stative bis hin zu Fotofiltern Zubehör für den Fotobereich an.
Überwiegend handelte es sich um Produkte der (Handels-) Firma Rollei, welche auch Viltrox vertreibt. Somit scheint jene Firma nur noch diesen Vertriebskanal als brauchbar zu erachten. Offenbar kollabierte der Vertrieb über den sogenannten stationären Fachhandel - vor allem für kleine Firmen. Das Sterben der stationären Fotohändler in der sogenannten Fläche wurde durch zwei Jahre Pandemie erheblich beschleunigt.
Jedoch hatte sich auch die Zielgruppe etwas geändert. Man bewarb die Stative nun explizit mit darauf montierten Smartphones, Smartphone-Halterungen, für Smartphone-Besitzer und nur noch nebenbei auch für Fotografen dedizierter Foto- und Video-Kameras.
Dies sollte jeden Fotografen und Videografen wachrütteln: Wenn Produkte über die Lebensmittel-Discounter vertrieben werden, befindet man sich in der Lebenszyklen-Endphase. Manche nennen dies auch nur noch verramschen.
Für immer mehr Firmen wird der Foto- und Video-Bereich - vor allem in Deutschland - zum Problemfall: Der stationäre Handel ist derart lückenhaft, dass man ihn kaum mehr als Vertriebskanal nutzen kann. Der Aufbau eines eigenen Online-Shops ist zu kostspielig und dank meist völlig unfähiger Multimedia-Agenturen, die weder ergonomisch noch überhaupt fehlerfrei programmieren können, sowieso in fast allen Fällen ein Debakel. Bekannte Online-Plattformen und Marktplätze wie Amazon und eBay sind überfüllt mit (nicht selten illegalen) billig-Angeboten, verlangen hohen Margen und erfordern zudem einen hohen eigenen personellen Aufwand.
Die Firmen-Übernahmen gehen weiter: Das Mico-Stock-Portal Shutterstock gab den Kauf der Video-Plattform Pond5 für 210 Mio. US$ bekannt. Die 2006 gegründete und weltweit tätige Firma Pond5 besaß zuletzt 115.000 Kunden, welche ca. 2,5 Mio. Filme im Monat hochluden. Sie bezeichnet sich als die weltweit führende video-centric stock agency. Also handelt es sich um das Video-Gegenstück zu der Bildplattform Shutterstock, auf der man als Firma kostenpflichtige Filme herunterladen kann, um sie dann selbst kommerziell zu verwenden. Neben den 30 Mio. kaufbaren Filmen bietet Pond5 noch 1,6 Mio. Musikstücke und 1,7 Mio. Sound-Effekte. Letztendlich geht es auch hier - wie in den Quartalsberichten der Kamerahersteller oben - um die Umorientierung weg von Standbildern hin zu ganzen Inhalteanbietern. Deshalb kaufte Shutterstock in den letzten Jahren auch kontinuierlich andere Firmen auf. Alleine von Fotos kann niemand mehr lange leben. Weitere nachträgliche Analyse, dass durch den Kauf und die Marktkonzentration Adobe geschädigt wurde.
Da faktisch bisher kaum neue Fototechnik 2022 veröffentlicht wurde, kochten die Rumors / Gerüchte über:
Mitte Mai wurden Gerüchte über konkrete Zahlen zur neuen Sony A7RV (ILCE-7RM5) bekannt. Sie soll eine rundum solide Weiterentwicklung der aktuellen 61 MP-Vollformat-Kamera (Mark IV) für Landschaftsaufnahmen darstellen.
Mitte Mai wurde Details zu den beiden neuen APS-C-Kameras von Canon für das R-Bajonett als Sau durch das Fotografendorf getrieben, die bereits am 24.05. offiziell vorgestellt und bereits ab Sommer ausgeliefert werden sollen. Alle Details weiter unten.
Auffällig ist, wie es Canon diesmal gelang, fast alle Gerüchte vorher weitgehend zu unterdrücken. Das wird wohl bald bei allen Herstellern so sein. Man will sich die offizielle (Werbe-) Vorführung nicht mehr - wie früher - von anderen Quellen entwerten lassen.
Dass es einen Bedarf nach APS-C-Kameras gibt, ist unbestritten. Aber die wahre Kundennachfrage wird maßgeblich durch den Preis bestimmt. Damit ist jedoch der Systempreis gemeint. Denn auch für die neuen RF-APS-C-Kameras sind neue APS-C-Objektive (RF-S) erforderlich. Die großvolumigen und schweren Objektive der Vollformat-Klasse sind nur für wenige APS-C- Fotografen finanziell und ergonomisch akzeptabel.
Dann kam auch Fujifilm mit der seit Langem in der Gerüchteküche besprochenen Spitzenkamera X-H2 / X-H2S. Siehe kurze Analyse weiter unten.
Beide Modell-Versionen sollen am 1. Mai offiziell vorgestellt respektive zumindest angekündigt werden und ein Modell ebenfalls ab Sommer und das andere ab Herbst lieferbar sein. Das meiste trat so nicht ein.
Während alle anderen Firmen inzwischen ihre Modelle bei den kleinen Sensorklassen reduzieren auslaufen lassen und ganze Fabriken schließen, kündigte Ricoh erneut eine Kompaktkamera an:
Es handelt sich um die robuste, wasserdichte 16-MP-Kompakt-Kamera WG-80 (zweite Quelle), welche laut Aussage des Hersteller gegenüber dem bereits ungeliebten Vorgängermodell nur etwas lichtstärkere LEDs als Blitzersatz bietet. Eigentlich handelt es sich nur um 6 LEDs, die als Makro-Licht-Ring rund um das Objektiv angebracht sind.
In den USA wird sie für 330 US$ ab Mitte Juni angeboten werden. In Deutschland kommt sicherlich ein Melkkuhzuschlag dazu.
Die Kamera ist eine absolute Nischenkamera - besonders für Taucher bis zu 14 Meter Tiefe (IPX 8 oder JIS Class 8), die eine kleine Kamera wollen.
Normalschnorchler sind mit einem heute standardmäßig wasserdichten Smartphone bereits voll ausgerüstet. Jedes Smartphone bietet mehr Leistungen bei Foto und Video.
Wirkliche Tauch-Fotografen werden jedoch immer eine spezielle Kamera mit lichtstarkem Blitzgerät und Wasserkapselung bevorzugen.
Selbstredend kann man die Kompaktkamera auch als die beworbene Outdoor-Kamera verwenden, wobei mir bereits bei ähnlichen Kameras nie klar wurde, warum man Smartphones oder andere Kameras angeblich nicht mit nach draußen (aus der eigenen Wohnung heraus) mitnehmen darf.
Überdies kann man solche Kameras auch als die beworbene Industriekamera verwenden. Jedoch sollte man auch da realistisch bleiben. Z.B. Hochofenhitze oder Säuren verträgt die Kamera nicht. Für wirkliche Industrieaufnahmen aus der Nähe sind andere Schutzvorkehrungen erforderlich und für die herkömmlichen Aufnahmen im industriellen Feld verwendet jeder entweder ein Smartphone oder eine klassische Kamera.
Ricoh hält eisern an seiner alten Strategie der Bedienung alter Nischen fest - auch bei weiterhin schrumpfendem Markt. - Zwar findet auch dieser Kamera-Typ noch Käufer, aber leider immer weniger.
Am 24. Mai stellte Canon seine zwei neuen APS-C-Kameras für das RF-Bajonett vor:
Vorab zur Beruhigung: Beide Modelle sind hochwertig. Damit kann man schöne Fotos aufnehmen. - Aber die ökonomisch wichtigere Frage ist, ob ausreichend viele Fotografen sie erwerben werden.
R7:
Sie gilt als Fortführung der legendären DSLR 7D von Canon, welche bei einigen Sportfotografen und zahlreichen Wildtierfotografen durchaus beliebt war, jedoch früher auch allgemein viele Anwender fand, welche eine hochwertige Kamera im APS-C-Bereich wünschten.
32,5 Mega-Pixel-Sensor, aber in alter FSI (Front-Side-Illuminated)-Technik hergestellt, bis zu 30 Bilder in der Sekunde mit elektronischem Verschluss und bis zu 15 mit mechanischem machen sie zu einer idealen Kamera für (Tageslicht-) Sport und Wildtieraufnahmen.
IBIS- Verwacklungsschutz mit bis zu 7 Blenden ist gut. Mehr war beim kleinen APS-C-Sensor vermutlich nicht möglich.
Ferner wird der Verschluss als vorschaltbarer Staubschutz für den Sensor angeboten.
Im Videobereich werden 4K30P als oversampled vom ganzen Sensor geboten. 4K/60p werden jedoch nur entweder als line-skipped oder cropped (Crop-Faktor: 1,81) angeboten, was beides zu einer geringeren Bildqualität führt. 10-bit Video als 'PQ' HDR-Material oder C-Log (auch 10Bit HEIF-Fotos sind möglich). Ein Anschluss für Mikrofon und Kopfhörer wird geboten. Das ist alles gut, aber auch keine Sensation.
Ein elektronischer OLED Sucher mit nur 2,36 Millionen Punkten, dafür äquivalenten 0,72-facher Vergrößerung und ein vollschwenkbares rückwärtiges touch-fähiges Display mit jedoch nur 1,62 Millionen Punkten sind eher gute Werte.
Typisch gut für APS-C-Kameras (theoretisch alle Kameras mit kleinem Sensor / Crop-Sensor) ist eine kurze Blitz-Synchronzeit von 1/320 Sek. mit elektronischem ersten Vorhang und 1/250 Sek. ganz mechanisch.
Zwei UHS-II SD-Kartenfächer passen zwar zur synchronen Sicherung zusammen, beschränken aber die Speicherleistung im Serienbildmodus und erlauben auch wohl selbst später keine per Firmware nachgelieferten höheren Video-Modi.
Ausmaße (132 * 90 * 92 mm) und Gewicht (612g) sind APS-C angemessen, aber auch keine wirklich spürbaren Unterschiede zu Vollformat. Dafür ist das Layout der Schalter und Wahlräder deutlich abweichend und gilt bereits jetzt als nicht so ergonomisch. Allerdings wird der große Griff (ähnlich der R5 und R6) als sehr gelobt.
Für das Gebotene ist der Preis in den USA mit 1.499 US$ angemessen. Das ist dort billiger als die EOS 90D, welche man angeblich nicht mit der R7 ersetzen will. Aber der Preis ist auch nicht gerade extrem billig für das leere Gehäuse. Eine Kit-Version mit einem eher lichtschwachen Zoom-Objektiv wird für 1.899 US$ (18-150 mm F3.5-6.3 IS STM) angeboten.
In Deutschland war die R7 ab Juni 2022 für 1.499 Euro verfügbar. Ein Kit mit dem RF-S 18-150 mm F3,5-6,3 IS STM soll 1.889 Euro kosten.
Erfreulich ist, dass in Deutschland erstmals die sonst üblichen ca. 30% Melkkuhzuschlag entfielen.
24 Mega-Pixel-Sensor, in alter FSI (Front-Side-Illuminated)-Technik hergestellt, bis zu 23 Bilder in der Sekunde mit elektronischem Verschluss und bis zu 15 mit mechanischem machen sie zu einer interessanten Einsteigerkamera.
Kein IBIS und kein Staubschutz gelten jedoch als Wehrmutstropfen, waren allerdings vermutlich bei dem Preis nicht realisierbar.
Im Videobereich werden 4K30P als oversampled vom ganzen Sensor geboten. 4K/60p werden jedoch nur cropped (Crop-Faktor: 1,56) angeboten, was zu einer geringeren Bildqualität führt. 10-bit Video als 'PQ' HDR-Material. Das ist noch gut, aber auch im Einsteigerbereich keine Sensation.
Ein elektronischer OLED Sucher mit nur 2,36 Millionen Punkten, nur 0,59-facher Vergrößerung und ein vollschwenkbares rückwärtiges touch-fähiges Display mit nur 1,04 Millionen Punkten (720 * 480 Pixel) sind eher mäßig gute Werte.
Nur ein UHS-II SD-Kartenfach passt durchaus zur Einsteigerklasse.
Ausmaße (126 * 88 * 83 mm) und Gewicht (426g ) sind APS-C wirklich angemessen und bieten spürbare Unterschiede zu Vollformat. Aber diese Kamera ist schon etwas klein für manche Männerhände.
Allerdings ist für das Gebotene der Preis sogar in den USA mit 979 US$ relativ hoch nur für das leere Gehäuse. Kit-Versionen mit je einem eher lichtschwachen Zoom-Objektiv werden für 1.099 (18-45 mm F4.5-6.3 IS STM) respektive für 1.379 US$ (18-150 mm F3.5-6.3 IS STM) angeboten.
In Deutschland war die R10 ab Juli 2022 für einen Preis (UVP) von 979 Euro erhältlich. Ein Kit mit dem RF-S 18-45 mm F4,5-6,3 IS STM soll es für 1.099 Euro sowie ein Kit mit dem RF-S 18-150 mm F3,5-6,3 IS STM für 1.369 Euro geben.
Erfreulich ist, dass erstmals die sonst üblichen ca. 30% Melkkuhzuschlag entfielen.
Für beide spiegellosen APS-C-Kameras gilt: Es existieren derzeit zu wenig brauchbare Objektive dafür. Die wenigen verfügbaren APS-C-Objektive sind lichtschwach. Die Vollformat-Objektive sind hingegen meist teuer und schwer, oder deren umgerechnete Brennweite (mal den Crop-Faktor von 1,6) ist für diese APS-C-Kameras nicht sinnvoll.
Während die R7 aufgrund des 1,6-fachen Verlängerungsfaktors der Telebrennweiten sicherlich einige Liebhaber bei Wildtierfotografen finden wird, sehe ich bereits bei Sportfotografen eher düster. Die R10 ist keine preiswerte, kleine R3 oder R1. Sie deckt auch nicht ideal den Bereich der allgemeinen APS-C-Fotografen ab, da der Preis für diesen kleinen Sensor dann doch relativ hoch ist, im Vergleich zu Einsteiger-Kameras bei Vollformat.
Die R10 hinkt hingegen bereits manchen Konkurrenten bei dedizierten Fotokameras hinterher. Aus meiner Sicht bietet sie auch gegen gleichteure Smartphones nicht immer einen spürbaren Vorteil.
Bei der Präsentation bestand Canon darauf, dass diese beiden APS-C-Kameras im RF-Bajonett nicht die alten APS-C-DLSR-Serien oder die M-Serie ersetzen. Das mag kurzfristig wahr sein. Aber mittel- bis langfristig glaubt das kein Mensch. Das wäre ökonomisch auch untragbar.
Es mag sein, dass sich die R10 als Einstiegskamera in den USA gut verkaufen wird, wie es manche Analysten vermuten, weil es dort wirtschaftlich der Bevölkerung sehr gut ging. Aber in Europa sehe ich schwarz, vor allem angesichts der inzwischen unvermeidbaren Wirtschaftskrise mit gleichzeitiger Hochinflation 2022 und 2023. Hier bricht die dafür gedachte Käuferschicht weg.
Auch, wenn ich aufgrund meines (bereits sehr zeitaufwändigen) Schwerpunktes bei Vollformat-Kameras keine (weiteren) ausführlichen Testberichte zu APS-C-Kameras liefern werde, sollten Interessenten erste seriöse, freie Testberichte abwarten. Den großen Run mit langen Wartezeiten sehe ich in Europa bei diesen beiden Modellen derzeit nicht.
Erste detailliertere (englische) Hintergrundinformationen zu Vorabmodellen finden Interessierte bei DPReview, PetaPixel etc.
Nikon hielt am 26. Mai einen Informationstag für seine Investoren ab, auf dem es den Managementplan bis 3/2025 darlegte.
Zuerst einmal gilt hier Vorsicht: Das sind Pläne. In frühere Pläne kamen in den letzten Jahren als massive Störfaktoren eine Pandemie, der Kollaps vieler Lieferketten, der Mangel an Speicherchips, ein Krieg und haufenweise Wirtschaftssanktionen weltweit (zuerst gegen China dann Russland etc.) dazwischen.
Ferner nahm man aus unerklärlichen Gründen die Basisdaten aus dem Jahr 2020/1, obwohl Nikon bereits alle Zahlen aus dem neuen Geschäftsjahr 2021/2 besaß.
Nikons Manager schätzen, dass die Jahreszahlen aller Kameras kaum zurückgehen werden (nur ca. -0,5 Mio. Stück). Im Jahr 2024 (genauer in Nikons übergreifendem Geschäftsjahr bis März 2025) sollen noch immer ca. 4,7 Mio. Systemkameras weltweit verkauft / verschifft / produziert werden. Das wäre aus meiner Sicht ein hoher Wert, der vermutlich ein Best-Case-Szenario darstellt.
Noch optimistischer ist man bei der Analyse der ambitionierten (reichen) Amateure und der Berufsfotografen. Die Käufe dieser Gruppe soll sogar um ca. 450.000 Kameras ansteigen (gegenüber dem Pandemiejahr 2020/1). Da bin ich - für den notleidenden Berufsfotografen-Markt - weniger optimistisch.
Damit es klar ist: Hier geht es um Stückzahlen - nicht um Bruttoumsätze, welche man durch Preiserhöhungen leicht erzielen kann.
Vieles ist so, wie ich es in der Analyse des Quartalsberichtes oben bereits vorwegnahm: Das Imaging soll sich zum Content entwickeln mit 3D etc.
Aus dem Kuchendiagramm auf Seite 16 lesen viele Menschen Dinge heraus, die dort nicht stehen: Dass das neue Z-Bajonett anteilsmäßig steigt und DSLR abnimmt, ist erwartbar. Dass das Z-Bajonett den Löwenanteil des Umsatzes 2024/5 erzielen wird, ist logisch. Dass der DSLR-Sektor nicht ganz auf null zurückgeht, war auch klar. Aber das heißt leider nichts: Weder sagt es etwas darüber aus, dass man DSLR einstellt noch wann, noch sagt es etwas über Kameras noch Objektive. Denn hier geht es um Umsatz. Es wird überhaupt nichts über die anteiligen Produkte und Dienstleistungen im Jahr 2024/5 gesagt. Das könnten auch zum großen Teil Dienstleistungen sein, zu denen sich Nikon hin entwickeln will. So kann man sich vorstellen, dass man nur noch (kostenpflichtige) Dienstleistungen für den alten Sektor DSLR anbietet, der jedoch Umsatz einfährt (z.B. Reparatur, Wartung, Software etc.). Genauso gut kann es sein, dass der Löwenanteil des Umsatzes beim neuen Z-Bajonett auf neue Dienstleistungen im Content (mit MetaVerse, 3D, AR, VR) 2024/5 entfallen und nicht mit Kameras erzielt wird. Im Gegenzug könnte man dann gleichzeitig auch DSLR-Kameras noch produzieren, oder noch F-Objektive, aber ohne Einnahmen bei DSLR-Dienstleistungen. Vermutlich wird die Realität 2024 irgendwo dazwischen liegen.
Aus meiner Sicht liefert diese Präsentation keine neuen Argumente für erhöhte Angst oder gesteigerte Zuversicht bei DSLR. Sie zeigt nur den kontinuierlichen Wandel und die Zukunftsfähigkeit des Konzerns an. Exakt dies erwartet man auf derartigen Investoren-Konferenzen.
Recht auf Reparatur:
Immer wieder hört und liest man - vor allem aus den USA -, dass alte Kameras überhaupt nicht aussterben können, weil es in den USA ein Recht auf Reparatur gäbe.
Korrekt ist, dass es im US-Bundesstaat Kalifornien einen Zusatz gibt, welcher als SB 983 (Eggman. Consumer warranty protection: express warranties.) in den dortigen California Senate am 14. Februar 2022 eingebracht wurde. - Das ist somit noch eine Gesetzesvorlage und noch kein aktives / geltendes Gesetz. Aber irgendwann wird es in irgendeiner Form vermutlich eingeführt werden - in Kalifornien. Aber noch lange nicht in den USA. Und von Europa ist keine Rede.
Im Übrigen gilt die 7-Jahresregelung bereits schon lange in Kalifornien für elektronische Produkte ab 100 US$ (Song-Beverly Consumer Warranty Act). Das meint allerdings nur die kostenlose Bereitstellung von Literatur zur Reparatur und die Pflicht, Ersatzteile vorrätig zu halten. Die 7 Jahre beginnen mit dem Ende der Produktion des Modells. Aber letzteres geben die japanischen Kamerahersteller nie offiziell bekannt. Das müsste dann als erste Unsicherheit ein Gericht klären. - Und gleich ein Hinweis: Produktion hat nichts mit Verkauf zu tun. Es liegt am Kunden, wenn er einen Ladenhüter kauft.
This bill would instead require the manufacturer of an electronic or appliance product, in the above-described circumstances and timeframes, to make available, on fair and reasonable terms, sufficient service literature, at no charge, and prescribed functional parts and tools, including documentation, tools, software and parts needed to disable the lock or function during the course of the diagnosis, maintenance, or repair of a product, to owners of the product, service and repair facilities, and service dealers. The bill would also require a service and repair facility or service dealer that is not an authorized facility or dealer of a manufacturer to provide a written notice containing specified information related to warranties to any customer seeking repair of an electronic or appliance product before the repair facility or service dealer repairs the product.
This bill would define terms for its purposes, and would provide that the above-specified provisions do not require a manufacturer to divulge a trade secret, except as may be necessary to provide service literature, documentation, tools, and parts on fair and reasonable terms, and shall not be construed to require the distribution of a product’s source code.
Existing law authorizes a retail seller of consumer goods or an independent serviceman of consumer goods injured by the willful or repeated violation of the Song-Beverly Consumer Warranty Act to bring a legal action for the recovery of damages. Existing law provides that a court may award 3 times the amount at which actual damages are assessed plus reasonable attorneys fees.
This bill would additionally authorize a service dealer, as defined, to bring a legal action pursuant to the above provisions.
Dieser [neue] Gesetzentwurf würde stattdessen verlangen, dass der Hersteller eines Elektro- oder Geräteprodukts unter den oben beschriebenen Umständen und Zeitrahmen zu fairen und angemessenen Bedingungen kostenlos ausreichende Serviceliteratur und vorgeschriebene Funktionsteile und Werkzeuge einschließlich Dokumentation zur Verfügung stellt, Werkzeuge, Software und Teile, die zum Deaktivieren der Sperre oder Funktion im Verlauf der Diagnose, Wartung oder Reparatur eines Produkts erforderlich sind, an Eigentümer des Produkts, Service- und Reparatureinrichtungen sowie Service-Händler. Der Gesetzentwurf würde auch verlangen, dass eine Service- und Reparatureinrichtung oder ein Service-Händler, der keine autorisierte Einrichtung oder ein autorisierter Händler eines Herstellers ist, jedem Kunden, der eine Reparatur eines Elektronik- oder Geräteprodukts vor der Reparatureinrichtung wünscht, eine schriftliche Mitteilung mit spezifizierten Informationen in Bezug auf Garantien zur Verfügung stellt oder [als] Service-Händler das Produkt [selbst] repariert.
Dieser Gesetzentwurf würde Bedingungen für seine Zwecke definieren und vorsehen, dass die oben genannten Bestimmungen einen Hersteller nicht dazu verpflichten, ein Geschäftsgeheimnis preiszugeben, es sei denn, dies ist erforderlich, um Serviceliteratur, Dokumentation, Werkzeuge und Teile zu fairen und angemessenen Bedingungen bereitzustellen. Bedingungen sind nicht so auszulegen, dass sie die Weitergabe des Quellcodes eines Produkts erfordern.
Das geltende Recht ermächtigt einen Einzelhändler von Konsumgütern oder einen unabhängigen Dienstleister für Konsumgüter, der durch die vorsätzliche oder wiederholte Verletzung des Song-Beverly Consumer Warranty Act geschädigt wurde, eine Klage auf Schadensersatz zu erheben. Das geltende Recht sieht vor, dass ein Gericht das Dreifache des tatsächlichen Schadens zuzüglich angemessener Anwaltsgebühren zusprechen kann.
Dieser [neue] Gesetzentwurf würde einen Service-Händler im Sinne der Definition zusätzlich dazu berechtigen, Klagen gemäß den vorstehenden Bestimmungen zu erheben.
Fakten: Literatur zur Reparatur muss kostenlos zur Verfügung gestellt werden, wie bisher. Ersatzteile müssen zu fairen Preisen angeboten werden (fair and reasonable terms). Aber nicht kostenlos oder unter dem Einkaufswert. Was fair ist, entscheiden dann Gerichte nach folgendem Grundsatz:
'Fair and reasonable terms' means at costs and terms that are equivalent to the most favorable cost and terms under which the manufacturer offers the part, tool, or documentation to an authorized service dealer, or to itself, if it does not have authorized service dealers, accounting for any discount, rebate, convenient and timely means of delivery, means of enabling fully restored and updated functionality, rights of use, or other incentive or preference the manufacturer offers to an authorized service dealer, or any additional cost, burden, or impediment the manufacturer imposes on an owner or independent service and repair facility or independent service dealer.
'Faire und angemessene Bedingungen' bedeutet zu Kosten und Bedingungen, die den günstigsten Kosten und Bedingungen entsprechen, zu denen der Hersteller das Teil, Werkzeug oder die Dokumentation einem autorisierten Service-Händler anbietet, oder sich selbst, falls er keine autorisierten Service-Händler hat, unter Berücksichtigung aller Abschläge, Rabatte, bequemen und rechtzeitigen Liefermöglichkeiten, Mittel zur Ermöglichung vollständig wiederhergestellter und aktualisierter Funktionen, Nutzungsrechte oder andere Anreize oder Präferenzen, die der Hersteller einem autorisierten Service-Händler anbietet, respektive [der Berücksichtigung] irgendwelcher zusätzlicher Kosten, Belastungen oder Auflagen, die der Hersteller einem Eigentümer oder einer unabhängigen Service- und Reparatureinrichtung oder einem unabhängigen Service-Händler auferlegt.
Das heißt nur: Abgabe zum dann aktuellen Marktpreis. Es ist ein leichtes im Management durchzusetzen, dass alle - auch die eigenen Reparaturzentren - schlichtweg extrem hohe Ersatzteilpreise an den Hersteller bezahlen. Ein Service-Zentrum muss bei alten Produkten keinen Gewinn ausweisen. Ganz im Gegenteil lassen sich mit hohen Verlusten viel eher Steuern sparen und Gerichte davon überzeugen, dass sich Reparaturen nicht lohnen.
Aber jetzt kann man schon sagen, dass viele seltene Teile (u.a. aufgrund des Chip-Mangels) extrem teuer sind. Fällt also ein Sensor oder ein Verschluss oder der Hauptprozessor aus, dann ist das definitiv ein vierstelliger Schaden. Und diese Schäden werden nach Ablauf der Gewährleistung und der Garantie über dem Zeitwert der Kamera liegen.
Im Übrigen legt auch dies dann ein Gericht fest, nicht der Kunde. Zwar sind US-Gerichte (vor allem in Kalifornien) oft extrem kundenfreundlich. Wenn jedoch der Gebrauchtmarktpreis der Kamera unter dem faktischen Neupreis des Ersatzteiles liegt, wird kaum ein Richter dem Kunden Recht geben, dass er dann zum geringeren Preis ein Neuteil erhält. Klartext: Recht auf Reparatur heißt nicht Recht auf kostenlose oder preiswerte Reparatur, sondern auf eine zu marktüblichen Preisen. Pech, wenn Ihr Sensor dann eben sehr teuer ist. Dies gilt vor allem bei Teilen, die schon immer sehr teuer waren.
Firmenpraxis bisher und zukünftig: Selbstverständlich wird auf ausdrücklichen Kundenwunsch repariert. Dazu senden Sie (auch in den USA) auf eigene Kosten und privat versichert die defekte Kamera etc. an das meist nur noch eine kontinentale Service-Zentrum. Die Rücksendekosten tragen Sie ebenfalls alleine. Das defekte Produkt wird wochenlang liegen gelassen, bis das angeforderte Ersatzteil irgendwoher aus der Welt eintrifft. Dann wird es lustlos und mit niedriger Priorität eingebaut und innerhalb der erlaubten Toleranzen getestet sowie freigegeben. Danach erhalten Sie ein repariertes Produkt, das definitiv nicht mehr so funktioniert wie die alte Kamera / das alte Objektiv. Punkt. Jeder Gutachter wird auch vor Gericht nur bestätigen, dass es innerhalb der firmenspezifisch erlaubten Toleranzen arbeitet. PG - Pech gehabt. Selbst, wenn ein Richter Ihnen glaubt, dass exakt Ihre Kamera früher besser arbeitete, ist dies kein Rechtsanspruch. Serienstreuung ist üblich und erlaubt. Das müssen Sie hinnehmen.
Meine leidvolle Erfahrung aus vielen Zuschriften dazu ist, dass mehrfache (Nach-) Reparaturen und (Nach-)Korrekturen das Problem nie vollständig lösten. Deshalb vermeiden viele Fotografen inzwischen generell die (grundlose) Einsendung einer Kamera oder eines Objektives an den Service ohne schweren Schaden, weil es im Zweifel mit schlechteren Werten zurückkommt. - Denn bereits der katastrophale Versand schadet den Produkten. Sofern Sie nicht mehr die Originalkartons und zusätzlich bestimmte Umkartons verwenden, sind Schäden und vor allem Dejustierungen praktisch unvermeidbar.
Jeder vernünftige Fotograf und Videograf weiß dies. Deshalb wird er sich das alles genau überlegen - vor allem einen Rechtsstreit darum. Denn die Kamera funktioniert nach der Reparatur ja. Erwarten Sie da im Übrigen kein allzu großes technisches Verständnis von Gerichten für fotografische Details.
Allerdings will auch der Hersteller das Problem schnell vom Tisch haben - und zwar ohne Reparatur, dafür aber mit Kundenbindungsmaßnahme. Also wird er - wie seit Langem - Ihnen mit dem ersten höflichen Antwortschreiben mit horrenden aber dennoch für ihn selbst unverbindlichen Kostenvoranschlag der Reparatur ein zeitlich befristetes Sonderangebot unterbreiten: Sagen wir bis zu 2/3 der Reparaturkosten als Gutschein für den Neukauf einer neuen, modernen, spiegellosen Kamera.
Fakt ist, dass Sie in keinem Land auf eine Reparatur eine lange Gewährleistung oder Garantie erhalten - und wenn, dann nur auf exakt diese einzige Reparaturleistung. Sie müssen immer beweisen, dass es exakt daran lag, wenn die Kamera erneut ausfällt. - Bei einem Neuprodukt erhalten Sie hingegen die übliche Gewährleistung und Garantie auf alles. Persönlich schätze ich, dass 1/3 aller Betroffenen sofort diese Variante wählen wird.
Ein weiteres Drittel der Betroffenen wird den hohen Kostenvoranschlag mit dem Gebrauchtmarkt vergleichen und dort eine gebrauchte Kamera kaufen.
Ein weiteres Drittel wird einmal in seinem Leben den Fehler begehen, die defekte Kamera etc. reparieren zu lassen. Aber beim nächsten Schaden daran wird er es definitiv nicht mehr wiederholen. Der Geld- und vor allem Zeitverlust sind zu hoch. Von den dabei aufgeriebenen Nerven will ich ganz schweigen.
Vermutlich ist meine Schätzung jedoch zu optimistisch. Unter der aktuellen Wirtschaftskrise aufgrund der Sanktionen, in der bereits ein Drittel der Angestellten in Deutschland nicht mehr mit dem eigenen Verdienst auskommt, werden die oberen Zahlen wohl auf 1/4 zu reduzieren sein. Das letzte Viertel wird die defekte Kamera verkaufen, samt allen Objektiven und sich vom Erlös maximal ein Smartphone zulegen. Viele Menschen haben bereits kein Geld mehr für Luxusreparaturen.
Auch, wenn es hart klingt: Das Grüne Geschwätz vom ökologischen Recht auf Reparatur ist für Kunden zu aufwändig und vor allem viel zu teuer. Denn bereits die Neuprodukte werden dadurch teurer. Die Hersteller schlagen die eigenen Mehrkosten sofort darauf um, obwohl die meisten Eigentümer bei schnell veraltender Elektronik nicht reparieren wollen.
Ferner zeigt sich das typische Luxusproblem der Grünen an den angeführten Beispielen: elektrische Zahnbürste für mehr als 100 Euro, die sich nach Zitat: einigen Jahren nicht mehr reparieren ließ. Wenn ein Produkt an sich bereits ökologisch eine Katastrophe ist, dann wird es durch die Reparatur nach Jahren auch nicht ökologischer. P.S.: Ein mir bekannter Zahnarzt fragt alle seine Patienten mit Zahnfleischentzündung danach, ob sie eine dieser ungesunden elektrischen Zahnbürsten verwenden: Sie widersprechen manchen zahnmedizinischen Forderungen und sind Bakterienbrutstätten sowie Bakterienschleudern. Dass manche Menschen diese kaum gepflegten oder gar desinfizierten Instrumente jahrelang (und zudem oft falsch) verwenden, macht ihn reich. - Überdies ist es ziemlich naiv, im Zeitalter, in welchem eine gefährliche Pandemie die andere jagt, von Menschen zu verlangen, dass sie ihre Zahnbürste von Fremden reparieren lassen, um sie danach wieder in den eigenen Mund in den direkten Kontakt zu Schleimhäuten zu führen. Jeder Zahnarzt muss seine Instrumente aus berechtigten hygienischen Forderungen mit einem unglaublichen Aufwand desinfizieren. Das würde eine Elektrobürste nicht überleben.
Ähnlich sieht es mit der Forderung jener Ökofanatiker bei Smartphones aus. Sie selbst wünschen und kaufen zwar nur noch wasserdichte Geräte, wollen sie aber selbst angeblich zuhause zerlegen und reparieren können. Das widerspricht sich nun einmal. Letzteres ist auch ein Grund, warum dedizierte Kameras die Schrauben ebenfalls unter der aufgeklebten griffigen Plastikhülle besitzen. Offene Schrauben ziehen langsam Wasser durch die Gewinde hindurch nach innen. Das sind somit keine absichtlichen Schikanen der Hersteller, sondern Forderungen der Kunden.
Wer staub- und wasserdichte sowie hygienische Gehäuse wünscht, der muss nun einmal mit ineinander verkanteten Spezialverschlüssen mit meist einer klebrigen Dichtmasse sowie außen glatten Oberflächen leben.
Bevor man mich wieder absichtlich missversteht: Ausdrücklich bin ich für sinnvolle Umweltschutzmaßnahmen. Aber unsinniger Aktivismus von scheinheiligen Akteuren ohne jedes technische oder ökonomische Fachwissen schadet oft mehr. - So wäre es viel wirkungsvoller, endlich einmal die Software-Hersteller zu zwingen, Betriebssysteme etc. länger zu unterstützen. PCs (nach meist 5-7 Jahren) und Smartphones (nach 2-3) müssen nämlich aus Sicherheitsgründen ersetzt werden, weil deren (Betriebssystem-) Software danach nicht mehr mit Sicherheits-Updates versorgt werden. Wer hier spart, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern alle anderen, mit denen er in Kontakt steht oder jemals in Kontakt tritt. Es hat somit berechtigte (aber oft andere) Gründe, warum viele Hardware vorzeitig ersetzt wird. Dieses Sicherheitsproblem betrifft im Übrigen auch alle modernen Kameras mit eingebauten Funkverbindungen.
Der einzige Vorteil, den ich im neuen Gesetzesvorschlag in Kalifornien erkennen kann, liegt für einen US-Kunden darin, dass er zukünftig in Kalifornien nicht mehr gezwungen werden darf, die Reparatur beim Hersteller und dessen wenigen autorisierten Service-Zentren durchführen zu lassen. Dritte Anbieter werden erlaubt. Aber diese müssen sich kostenpflichtig alle Software und Testgeräte anschaffen. Dann gilt aber auch deren Gewährleistung - nicht mehr die des Herstellers. Viel Freude beim Rechtsstreit für Folgeschäden. Ob Dritte die Reparatur preiswerter anbieten, ist nicht sicher. Bereits die Testgeräte für Sensoren, Computerchips und vor allem die umfangreiche Messtechnik für die Optik sind sündhaft teuer und halten nicht nur Normalbastler, sondern auch die meisten Unternehmer von dieser angeblichen Marktlücke ab. Das gilt insbesondere im Geiz-ist-Geil-Land Deutschland, wo die meisten Menschen glauben, eine Reparatur müsste billig oder sogar (fast) kostenlos sein. Denn der größte Kostenfaktor sind in unseren westlichen Hochlohnnationen die Personalkosten. Sie werden staunen, wie hoch die bei kleinen Schäden an Billigteilen an Kameras sind. Wenn das Zerlegen und anschließend wieder Zusammenbauen der Kamera inklusive Test zwei Stunden dauert, dann wird die Gesamtreparatur eines neuen Tasters (Plastikteil im Cent-Bereich) plötzlich dreistellig - zzgl. Versandkosten und Mehrwertsteuer. - Es gibt somit in vielen Fällen gute Gründe, etwas bei einer alten Kamera mit einem Gaffer-Tape oder Plastik-Klebstoff selbst zu reparieren.
Auch für die Firmen ändert sich somit nicht viel. Aus dem Gesetzesentwurf lese ich keinerlei Verbot der Einstellung der Produktion. Wenn ein Kamerahersteller keinen Gewinn mehr damit macht, stellt er das Modell auch weiterhin ein.
(Identische) Ersatzteile muss er auch nicht vorhalten. Das steht nicht im Gesetz. Er kann alle Ersatzteillagerbestände sofort an Dienstleister auslagern oder verkaufen. Bei Bedarf kauft er sich die Ersatzteile wieder zurück. Das ist billiger als eine eigene Lagerhaltung. Ferner erlaubt das Gesetz ausdrücklich Updates. Dann erhalten Sie einen neuen Verschluss oder einen neuen Sensor aus einer anderen (moderneren) Kamera-Reihe. Was ein Update ist, legt der Hersteller fest - nicht Sie als Kunde. Falls alle Stricke reißen, kauft das Service-Zentrum eine noch neue Kamera auf dem Weltmarkt oder eine gebrauchte bei eBay und baut das Teil um in Ihre Kamera. Sie haben bei Reparatur keinen Anspruch auf ein Neuteil, sondern nur auf ein funktionierendes neuwertiges Ersatzteil. Wenn der Hersteller die Gewährleistung für das refurbished übernimmt, ist das seine Sache. Im Übrigen wird es schwer sein, das überhaupt zu beweisen. Denn alles, was unter die weiten Begriffe Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse zählt, wird auch von Gerichten nicht verlangt. Denn das ist - zurecht - weltweit rechtlich extrem geschützt.
Nachtrag: Anfang Juni 2022 verabschiedete der Senat von New York ein weitergehendes Recht auf Reparatur (Senate Bill S4104A), das laut Ansicht zahlreicher Juristen alle Elektronik umfasst - also auch Kameras. Es muss noch vom Gouverneur unterzeichnet werden und gilt dann nur im Staate New York. Auch dort geht es nur um die kostenlose Zurverfügungstellung von Service-Handbüchern. Alle Ersatzteile müssen bezahlt werden. Ob dadurch wirklich viele private Anbieter die Reparatur kostengünstiger anbieten werden? Auch New York gilt nicht gerade als der billigste Staat. - Wie mir ein Bekannter aus New York dazu mitteilte, geschieht Preisdumping dort meist mit miserabel bezahlten Latinos, die kaum qualifiziert und wenig motiviert sind.
Zum Schluss noch eine Frage: Wollen Sie wirklich Ihr defektes Smartphone einem unbekannten Dritten zur Reparatur überlassen? Als Sicherheitsberater kann ich davon nur dringend abraten. Denn dann hätte jener den vollen Zugriff auf alles. Das kann ganz schnell Ihre berufliche sowie private Existenz zerstören. Abgesehen davon wird es in vielen Fällen juristisch betrachtet für Sie persönlich zu einer Straftat, da Sie Daten Dritter (z.B. auch die eigenen Bankdaten) nicht an Unbefugte weitergeben dürfen. Sie müssten also vor jeder Reparatur alle Daten komplett löschen und nach der Reparatur wieder einspielen. Ein enormer Aufwand, wenn man es mit sicheren Löschprogrammen durchführen will. Das wird bei einem defekten Smartphone allerdings in vielen Fällen einen Laien überfordern.
Ende Mai verklagte der Video-Kamera-Hersteller RED Nikon wegen angeblicher Patentverletzung(en) beim Komprimier-Werkzeug TicoRAW für die Firmware 2.0 der Z9. Jenes stammt von IntoPix. Aber RED verklagte nicht jenen Hersteller des Algorithmus', sondern Nikon. Die Gründe könnten darin liegen, dass es patentrechtlich wichtig ist, dass ein direkter Mitbewerber das Patent verletzte und nicht eine Software-Firma. Allerdings sind Patentstreitigkeiten in den USA häufig - die alltägliche erpresserische Straßenräuberei. Da geht es immer um viel Geld, und meist einigt man sich nach Jahren in einem Kompromiss. Dennoch ist es nicht so gut für das Image. Ferner muss Nikon sicherheitshalber bilanztechnisch dafür Rückstellungen bilden. Aber RED gilt als Streithansel und hat schon viele Firmen verklagt und dafür unter anderem von Sony auch eine Gegenklage erhalten. Die wahren Hintergründe liegen einerseits darin, dass das Patentrecht in den USA eher vage ist und man für - aus deutscher Sicht wirklich lächerliche - Dinge dort leicht Patente erhalten kann. Andererseits zeigt es auch den Überlebenskampf der Firma RED. 8K60P bei einer preiswerten Fotokamera ist mehr als nur gefährlich. Das wird existenzbedrohend für die an geradezu pharmazeutisch hohe Gewinnmargen gewöhnten Filmkamera-Hersteller. (Quelle 1 vom 26.05. und Quelle 2 vom 27.05. und hier die 26-seitige Klagschrift sowie rechtliche Formalien).
Ende Mai gab Sony offiziell bekannt, dass es wieder Bestellungen für die APS-C-Kamera a6400 annimmt. Ob dies nur eine marketing-technische Reaktion auf Canons neue APS-Camera R7 darstellt, oder ob Sony tatsächlich und ab wann genau wieder diese Kamera ausliefern kann, blieb unklar. (Englische Sekundär-Quelle).
Am 31. Mai stellte Fujifilm in einem fast 1 stündigen Werbefilm langatmig seine neu Kamera X-H2S vor:
Da man 2012 die erste APS-C-X-Kamera (X-Pro-1) vorstellte, feierte man auch das 10-jähige Serienjubiläum. Dies macht die zahlreichen Übertreibungen bis Falschaussagen sowie Langatmigkeit verständlich.
Die nun vorgestellte fünfte Generation der X-Prozessoren wurde unter das Motto Geschwindigkeit und Leistung gestellt - wie bei allen Herstellern seit Jahrzehnten. Deshalb das S für Speed. Dafür verwendet nun auch Fujifilm die seit Jahren bekannte und von anderen Smartphone- und Kameraherstellern angewandte Technik des Stacked CMOS.
Harte technische Zahlen wurden im Werbefilm kaum genannt. Dafür fanden sich immer wieder wilde Behauptungen, um wie viel Mal etwas schneller wäre, ohne jedoch einen nachprüfbaren Vergleichswert zu nennen. Typisch Fujifilm und allgemeines Marketing eben.
Kurzfassung: Sparen Sie sich das oben verlinkte Video mit dem meist lausigen Englisch.
Hier die wenigen harten Fakten der neuen X-H2S - (Englische Quellen: PetaPixel, DPReview.)
Als aktuelle Spitzenkamera von Fujifilm ist die X-H2S eine sehr leistungsfähige Hybrid-Kamera für sowohl Fotografie als auch vor allem Video.
26 Mega-Pixel, allerdings mit dem nicht bei allen beliebten X-Trans-Matrix-Filter.
Bis zu 40 Bilder je Sekunde mit elektronischem Verschluss und bis zu 15 mechanisch (bis zu 1/8.000 Sek. und für 500.000 Auslösungen zugelassen). Der Puffer nimmt 184 JPEG oder 175 RAW bei 40 Bilder /Sek. auf.
Bis zu 6,2K-Video. 4K/120P für Zeitlupe (aber mit 1,29-fachen crop), DCI und UHD 4K, mit ProRes HQ (aber nur auf dem CFexpress Type B-Kartenfach), Std und LT. F-Log 2 aus 14-bit. 10-bit 4:2:2 oder 4:2:0 bei All-I oder LongGOP. Erwähnt werden ferner noch 1080/240p und 200p (aber mit einem 1,38-fachen crop). Allerdings fehlen hilfreiche Dinge wie Waveforms etc. Wie auch sonst manches bei Video nicht frei einstellbar ist.
Endlich verbesserter Autofokus mit Erkennung diverser Motive (Tiere, Vögel, Pkw, Motorräder, Flugzeuge, Züge), der vor allem im Verfolgungsmodus bei kontinuierlichen Aufnahmen optimiert wurde. Manuell kann man zwischen mehreren Gesichtern im Foto auswählen. Allerdings erkannte das aktuelle Firmware Gegenstände zu Unrecht als Gesichter (false positives). Und die Umstellung der AF-Modi ist umständlich und geschieht im Menü.
10-Bit-HEIF HDR-Aufnahmen. Aber nur mit der Einschränkung auf Standard DR. Also kein HDR zum Abspielen am Fernseher oder 10-Bit-Monitoren.
Bis zu 7 EV Verwacklungsschutz.
Elektronischer Sucher mit 5,76 Millionen Punkte OLED (1.600 * 1.200 Pixel) mit 0,8-facher Vergrößerung bei APS-C und bis zu 120 Bilder Wiederholrate bei jedoch geringerer Auflösung. Ferner bricht die Bildwiederholrate beim Fokussieren ein.
Je ein CFexpress Type B und ein UHS-II SD Kartenfach.
Gewicht: 660 Gramm und Maße: 136 * 93 * 85 mm für das leere Gehäuse ohne Hochkant-Griff oder Ventilator. Das Gehäuse weicht deutlich von der X-Serie ab, weil viele klassische Dreh- und Einstellräder fehlen. Diese Änderungen sind für Video erforderlich. Ferner ist es für -10 bis +40 Grad zertifiziert.
USB-C Anschluss USB 3.2 Gen 2 (10Gbps), großer HDMI-Anschluss, wieder je ein Stecker für Audio Ausgang und Mikrofon-Eingang.
Der schnellere Stacked -CMOS erlaubt zwar ein geringeres Rolling Shutter (vor allem bei Video). Aber nur 1/150 Sek. Blitz-Synchronzeit sind unerwartet langsam, wenn man bedenkt, dass Vollformat schneller ist und hier eigentlich der halb so große APS-C-Sensor doppelt so schnell sein müsste.
Voll-schwenkbares rückwärtiges Display, aber leider nur mit den aus der X-T4 bekannten 1,62 Millionen Pixeln im Verhältnis 3:2 als Touchscreen = 900 * 600 Pixel.
Da die Kamera im Video überhitzt, benötigt man einen optional angebotenen Ventilator zum Kühlen bei längeren Videoaufnahmen im Sommer.
Des Weiteren hat man die Auswahl zwischen zwei ebenfalls für die volle Leistung erforderlichen Hochkantgriffen: VG-XH (nur Akkus) und FT-XH (auch zur Datenübermittlung).
In den USA war die X-H2S ab Anfang Juli verfügbar zum hohen Preis von 2.499 US$ (2.750 Euro) für das Grundgehäuse, 399 US$ (450 Euro) für den Akku-Griff, 999 US$ (1.100 Euro) für den Datentransfer-Hochkantgriff (ab September) und 199 US$ (ca. 200 Euro) für den zur Kühlung erforderlichen Ventilator. Das katapultierte diese bereits leer teure APS-C-Kamera an die (respektive je nach Ausstattung weit über die) 3.000 US$ / Euro - ohne externen Video-Recorder für RAW.
Reiche Fujifilm-Fotografen mit Video-Ambitionen werden das bezahlen. Aber das ist keine Kamera für den breiten (Foto-) Markt.
Die deutsche Niederlassung von Fujifilm konnte am 31. Mai erst verspätet etwas zur X-H2S publizieren. Hier ein Auszug der deutschen technischen Daten.
Bei dieser teuren eher für Video gedachten APS-C-Kamera sollte man auf jeden Fall ebenfalls erste seriöse Tests mit Serienprodukten abwarten.
Denn beim alles entscheidenden Autofokus hat Fujifilm früher schon viel versprochen, was bisher in der Praxis nie eintrat - und auch bis heute nicht per Firmware-Update nachgeliefert wurde.
Dies gilt vor allem, da bereits erste Vorserientests erhebliche Einschränkungen in manchen Details zeigten.
Auch bei der X-H2S kann man nur 40 Bilder in der Sekunde mit der völlig wertlosen Release Priority (Auslöse-Priorität) erzielen, wodurch viele Aufnahmen unscharf werden. Mit einzig sinnvoller Fokus-Priorität erreicht man etwa 1/3 der beworbenen Zahl und das auch nur mit dem elektronischen Verschluss.
Selbst bei Einzelaufnahmen funktionierte der Autofokus mit Vorserienmodellen nicht immer, sondern zeigte typische Fehler wie Frontfokus auf die Augenlieder statt die Iris oder die Schnauze des Hundes statt auf den Augen etc. Inkonsistent lautet derzeit das Urteil. Im kontinuierlichen AF irrt die Kamera zudem oft zwischen Front- und Backfokus hektisch hin und her.
Das Top-Display flackert z.B. störend nach den Ausschalten der Kamera.
Und bereits jetzt ist z.B. klar, dass beim elektronischen Verschluss mit nur 12 Bit ein geringerer Dynamikumfang geboten wird. D.h. die Bildqualität wurde auch hier zugunsten der Geschwindigkeit reduziert. Eine allgemeine Entwicklung, die nicht jeder Fotograf schätzt.
Überdies stürzten erste Modelle bei Tests verschiedener CFexpress Speicherkarten ab.
Aber bei F-Log2-Video mit 14 Bit verdoppelt sich die Auslesegeschwindigkeit fast (10,6 mSek.) und das der Rolling Shutter im Vergleich zu F-Log (5,6ms) bei 12 Bit. Ferner wird RAW nur mit externem Recorder geboten. Da kommen weitere Kosten dazu.
Da gibt es noch sehr viel Arbeit an der Firmware bis zur endgültigen Produktauslieferung zu erledigen.
Die ökonomische Gesamtanalyse sieht für Fujifilm leicht positiv aus, da die Firma auf eine große APS-C-Basis zählen kann, die überwiegend wohlhaben ist und diese Spitzenkamera will - zu fast jedem Preis.
Aber auch hier kommt es auf die Objektive an. Zwar hat Fuji viele APS-C-Objektive im Angebot. Aber die meisten sind schlichtweg zu langsam für die publizierten Geschwindigkeiten von bis zu 40 Bilder je Sekunde.
Jedoch wird bei im Herbst erwarteten Video-zentrierten Modell 8K-Video im APS-C-Bereich Wellen schlagen, sofern es halbwegs funktioniert. - Da es Smartphones seit 2021 bieten, ist es auch bei APS-C möglich. Aber das Abführen der Abwärme dürfte bei dieser Sensorgröße interessant sein.
Allerdings halte ich die Aufspaltung in zwei Kameramodelle mit 2 unterschiedlichen Sensoren für ökonomisch schwierig, da sich der Nischenmarkt dann nochmals unterteilt.
Am 27. Mai 2022 schockierte Terushi Shimizu, President and CEO of Sony Semiconductor Solutions, laut der Finanzzeitschrift Nikkei die klassischen Fotografen mit dedizierten Kameras mit der Aussage (japanisches Original Nikkei automatisch übersetzt), dass spätestens im Jahr 2024 Smartphones in allen Bereichen eine höhere Bildqualität bei Fotos erzielen werden. (Hier eine englische Sekundärquelle.) Da dieser CEO die eigene Sensorentwicklung kontrolliert, wird er wissen, was er da sagt. Denn gemäß der üblichen Vorlaufzeiten werden diese Dinge jetzt bereits entwickelt. Er bestätigte damit alle meine Annahmen und Vermutungen sowie Prognosen, welche ich seit Jahren publizierte. Und 2025 will man auch im Bereich Video die dafür dedizierten klassischen Kameras übertrumpfen. Meine leise Hoffnung, dass die Smartphone-Hersteller eventuell kein Interesse daran haben, dedizierte Kameras bis 2030 völlig zu verdrängen, könnte zu optimistisch gewesen sein. Das bedeutete nicht das sofortige Ende. Aber selbst in der kleinen Nische wird es ab 2025 sehr unbequem für die Kamera-Hersteller werden. Im September legte ein führender Manager des Chip-Herstellers Qualcomm nach und erwartete in 3-5 Jahren ebenfalls, dass die Rechenleistung mit Künstlicher Intelligenz der Smartphones sie den dedizierten Kameras überlegen macht. Selbst, wenn es ein paar Jahre länger dauert, bis dieses Ziel in allen Teilbereichen erreicht sein wird. Das ist nicht aufzuhalten. Und nur ganz wenige Anhänger werden die Nachteile der dedizierten Kameras bis zum Schluss geduldig ertragen.
Da Nikon in den USA seit Montag, den 30. Mai, teilweise hohe Rabatte auf F-Bajonett-Objektive einräumte, wurden in den USA die Kämpfe um Marktanteile erweitert. Allerdings will sich Nikon auch von den alten DSLR-Linien trennen. Und letztendlich ging es Nikon im Frühjahr nicht mehr so gut, wie man erhofft hatte.
Am 31. Mai gab Shutterstock bekannt, dass es nun auch Splash News mit seinen 27 Mio. Videos und Fotos übernommen hat (englische Quelle). Splash hat als Paparazzi-Plattform (mit ca. 4.000 Anbietern weltweit) eher (seichte) Unterhaltungsnachrichten aus dem Bereich Regenbogenpresse angeboten. 1990 als Agentur für die Reichen und Schönen geründet wurde sie seit 2011 mehrfach verkauft und strauchelte in der Pandemie. Der Konzentrationsprozess setzt sich somit unaufhaltsam fort.
Dazu passte die Verlautbarung von Leica und Panasonic, nun ebenfalls bei allen Kameradetails noch enger zusammenarbeiten zu wollen (englische Quelle). Alleine lohnte sich die teure Entwicklung für die beiden kleinen Firmen trotz lockerer Partnerschaft seit 2000 nun nicht mehr. - Ob die neue, engere Partnerschaft jedoch alle Probleme löst, wage ich zu bezweifeln. Selbst gemeinsam sind sie viel zu klein und besitzen nur einen winzigen Marktanteil. Und Panasonic schickte nur einen Vizepräsidenten zur Bekanntgabe - in Japan ein klares Zeichen der geringeren Wertschätzung. Mir schwant baldiges Ungemach seitens Panasonic, wenn die Erfolge sich nicht schnell einstellen. Der Grund liegt meines Erachtens in der komplett unterschiedlichen Ausrichtung der Kameramodelle, Preisgestaltung sowie Zielgruppenausrichtung: Leica zielt als Winzling auf die absolute Preisoberliga der reichen Sammler und Professoren, während Panasonic viel zu viele Kunden ganz unten und im Mittelfeld besitzt. Ferner zielt Panasonic noch auf einen Massenmarkt, während Leica nur für die Nische war und ist. Von Vorteil ist, dass sie sich gegenseitig keine (oder zumindest kaum) Marktanteil wegnehmen. Aber für den Erfolg fehlt mir schlicht die Synergie und somit das signifikante Einsparpotential.
Jedoch scheint bei allen Kamera-Firmen nicht so klar definiert zu sein, was sie zukünftig bei den immer weniger dedizierten Kameras eigentlich wollen - und vor allem, welchen Anteil an welchen Kunden und Kamera-Modellen. Deshalb würgen alle so herum mit mehreren Sensorgrößen, Modellreihen, Bajonetten etc. Die angebliche Strategie nur noch für reiche ambitionierte Amateure und Berufsfotografen haben alle irgendwie proklamiert. Aber konsequent umgesetzt sehe ich das bisher nirgends. - Auch, wenn es hart klingt: man muss jetzt planen, wie man zukünftig mit Produkten über 2.000 US$/Euro seine Zielgruppe erreicht und Gewinn macht. Alles im Preisbereich darunter wird gegen gleichgute oder bessere Smartphones sehr mühsam werden. Marktanteile sind wichtig. Aber es müssen auch die zukunftsträchtigen und vor allem profitablen Marktanteile sein. Das trifft auch Canon, die meines Erachtens mit den beiden neuen, eher preiswerten APS-C-Kameras (R7 und R10) langfristig keinen Erfolg im Sinne von soliden Gewinnmargen erzielen werden.
Somit endete der Mai und damit die ersten fünf Monate viel negativer, als zuerst gedacht oder von den meisten Analysten Ende letzten Jahres prognostiziert. Die Fehler der letzten Jahre traten scharf zu Tage. Sie werden weitere harte Einschnitte erfordern.
CIPA April-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im Juni die April-Zahlen besprechen.
Am 01. Juni 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat April sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
April 2022-Zahlen:
Die April-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie weltweiter Lockdowns und des Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen negativ. Sie lagen in allen Kategorien unter den April-Zahlen des Vorjahres.
Produktion Gesamtzahlen: -30,7% im Vergleich zum April 2021. Die April-Zahlen lagen sogar unter denen des direkten Vormonats März 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -46,4% im Vergleich zum April 2021. Die April-Zahlen lagen sogar unter denen des direkten Vormonats März 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann.
Produktion DSRL: -40,7% im Vergleich zum April 2021. Die April-Zahlen lagen sogar unter denen des direkten Vormonats März 2022. Diese Zahlen lagen trotzdem viel zu hoch. Auch das ist völlig unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem verbaut man sich so die eigene Zukunft bei den spiegellosen Modellen.
Produktion spiegellose Kameras: -7,6% im Vergleich zum April 2021. - Das war verheerend. Sogar 17.000 Kameras weniger im Vergleich zum direkt vorausgegangenen März 2022 und 19.000 weniger als im April 2021.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: -28% im Vergleich zum April 2021.
Das lag im April 2022 sowohl am Chip-Mangel, als auch an der weltweit schwierigen Situation der überlasteten Transportmittel. Aber auch die Nachfrage nach Fotoausrüstung war durch die pandemiebedingten Beschränkungen eher durchwachsen. Hinzu kamen die Auswirkungen der Sanktionen und der in Europa galoppierenden Inflation, wodurch viele Menschen sparen mussten oder zumindest mit Neuanschaffungen abwarteten.
Verschiffung nach Europa: -34,9% im Vergleich zum April 2021. Der prozentual verheerende Wert belegt, dass Europa abgehängt wurde. Noch schlimmer ist, dass auch der Brutto-Wert der gelieferten absoluten Kameras nochmals zurückging sogar im Vergleich zum direkt vorausgegangenen März 2022. Das ganze Jahr gingen die Brutto-Zahlen bereits kontinuierlich zurück: von rund 176.000 im Januar auf nunmehr unter 144.000 im April.
Die rund +10% höheren Verschiffungszahlen im Vergleich zur Produktion fallen auf. Offensichtlich überwogen im April die Zulieferprobleme.
Im April nehmen die Produktionszahlen zum März allgemein meist um 0,7% zu (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im April eine erhebliche Abnahme um -15,6% zum Vormonat März (2022) zu verzeichnen. - Fazit: Der schlechter Start in das Jahr 2022 verfestigte sich im April weiter.
Dennoch bin ich - gemäß meiner Annahme der negativen Sinuskurve im ersten Halbjahr - für das ganze Jahr 2022 insgesamt leicht optimistisch, dass die Werte in den kommenden Monaten ansteigen könnten. Die beiden nächsten Monate müssen dazu allerdings die Wende durch einen signifikanten Anstieg deutlich machen. Bei minus 30% im Vergleich zum Vorjahr darf die Fotoindustrie nicht verbleiben.
Bei den Objektiven sah es nur etwas besser aus: Die Produktion lag in den ersten 4 Monaten -8,7% unter derjenigen des Vorjahreszeitraumes. Auch die Verschiffungszahlen weltweit lagen in den ersten 4 Monaten 2022 mit -10,3% deutlich unter den Werten des Vorjahres. Die Verschiffung nach Europa nahm bisher um -9,3% gegenüber dem Vorjahr ab. D.h. die Knappheit an Objektiven verschärfte sich sogar noch. Grafiken und Details zu Objektiven.
Die Wirtschaftssanktionen drückten die Weltwirtschaft noch tiefer und schädigten Europa weiter:
Leider trübten sich die politischen Aussichten auf Frieden nochmals weiter ein:
Im Juni fragten sich immer mehr westliche Analytiker, was die neuen Kriegsziele der NATO und der EU sind. Wenn die EU-Vorsitzende von der Leyen wie US-Präsident Biden, die NATO und die deutschen Grünen offiziell den Sieg der Ukraine fordert, dann hat dies nichts mehr mit den ursprünglichen (Propaganda-) Zielen der Selbstverteidigung zu tun. An Friedensverhandlungen scheint niemand interessiert zu sein. Stattdessen folgen immer weitere Sanktionen wie das Ölembargo.
In der Folge verschlechterten sich die Wirtschaftsdaten und Prognosen nochmals deutlich zum Vormonat:
Die Inflation erreichte überall Spitzenwerte (in Deutschland - trotz aller Rechentricks - zugegeben 7,9%) und wird auch auf lange Sicht nicht sinken, sondern weiter steigen. Die wahren Folgen der jetzigen Inflation werden allerdings erst in 6-12 Monaten hart durchschlagen, wie alle Verantwortlichen wissen, aber noch nicht so offen zu sagen wagen - nur intern auf den Sitzungen in Davos. Es ist nicht mehr zu verhindern, dass Deutschland in die tiefste Wirtschaftskriese seit Bestehen der Republik (1949) stürzt. Die Inflation wird spätestens im kommenden Jahr die 10% übersteigen - und dies trotz aller bereits jetzt eingeleiteten Korrekturen (eher Fälschungen) des Statistik-Warenkorbes. Vergessen Sie auch bitte die ganzen Lügen über den hohen Auftragsbestand mancher Firmen. Das sind Altbestellungen in ganz wenigen Branchen, welche nicht abgearbeitet werden konnten und vermutlich mangels ausreichender Zulieferteile auch nicht mehr werden. Faktisch gehen die neuen Aufträge in fast allen Bereichen zurück. Alle Indizes verschlechtern sich monatlich dramatisch (Siehe z.B. die DIHK-Studie). Der Pessimismus der Firmenlenker wächst. Denn die Erzeugerpreise sind schon viel stärker gestiegen, als man an Endkunden weiterreichen konnte.
Die deutschen Einzelhändler haben im April wegen der hohen Inflation einen unerwartet starken Umsatzeinbruch erlitten. Deren Einnahmen fielen - trotz der Corona-Lockerungen - um 4,7 Prozent gegenüber dem direkten Vormonat März. Preisbereinigt waren es sogar -5,4 Prozent. Der Handel bei Nicht-Lebensmittel schrumpfte dabei real um -4,4 Prozent, der Handel mit Lebensmitteln um -7,7 Prozent. Dabei handelte es sich um den größten Umsatzeinbruch gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. - Ferner beklagten in einer monatlichen Unternehmensumfrage des ifo-Instituts im Mai über 80% der Einzelhändler, dass sie nicht alle bestellten Waren liefern konnten. Im April waren es lediglich 67,1%. - Sogar der Online-Handel schrumpfte April bis Mitte Mai um -6,7%. Das ist auch kein Wunder, wenn fast die Hälfte der Deutschen (47%) im Mai angab, dass man sich einschränken muss. - Das betrifft alle Waren - also auch die Fotoprodukte. - Die allen Statistikern und Analysten sowie auch mir bereits vorliegenden Zahlen für den Monat Mai waren noch verheerender. Aber diese wurden - wie alle bisherigen Zahlen - absichtlich wochenlang zensiert. Man erhoffte sich so, die Propaganda weiter aufrecht erhalten zu können.
Weltweit sank die Stimmung in ungeahntem Ausmaße ab. Hebe Chen, market analyst at IG in Sydney, said: 'It must be said that the concern for inflation has never gone away since we stepped into 2022, however, while things haven't reached the point of no return, they are seemingly heading in the direction of 'out of control'. That, is probably the most worrying part for the market. - Wir steuern auf einen unkontrollierbaren Wirtschaftsabsturz zu. - Jedem Verantwortlichen ist auch bewusst, dass wir Jahre benötigen werden, um die Folgen der jetzt ausgerufenen Sanktionen zu bewältigen, wenn dies überhaupt jemals gelingt. Denn Pessimisten gehen davon aus, dass sich der Westen und die Weltwirtschaft nie mehr davon erholen werden, weil der Westen grundlegende Strukturen der Globalisierung durch seine Sanktionen zerstört hat. Dabei zerstört der Westen jedoch nicht nur den Wohlstand eines Großteiles seiner eigenen Bevölkerung, sondern vor allem die Dritte und vierte Welt sowie schädigt den langen Aufstieg der sich entwickelnden Länder.
Nirgendwo im Westen sah es bezüglich der Inflation wirklich signifikant besser aus: Annual Inflation among the 19 countries that use the euro reached 7.4% in April, an all-time high. In the United States, inflation stood at 8.3%, and it hit 9% in the United Kingdom. Wobei es England erst im kommenden Jahr 2023 hart treffen wird. Wenn jedoch alle Länder unter der Inflation leiden, dann werden extrem importabhängige Länder wie Deutschland diese Inflationsfolgen nochmals härter erleiden. Wer an der Grenze wohnt, wie ich, der sieht täglich, was alles an Waren aus dem Ausland in kilometerlangen Lkw-Schlangen importiert wird.
China hatte sein Wirtschaftswachstum nochmals halbiert. Man erwartete im Juni nur noch ca. +3% für 2022. Das hat negative Konsequenzen für die ganze Welt. Abgesehen davon funktionierte dort aufgrund der verfehlten Corona-Politik die Logistik noch immer nicht - mit den Ziehharmonika-Effekten für den Welthandel.
Nachdem die Grünen Politiker uns monatelang mit ihrer Propaganda belogen hatten, mussten sie im Juni langsam zugeben, dass es auch in Deutschland zu Lebensmittelengpässen kommen wird. EU-Gremien berieten bereits darüber, wann was wie rationiert wird. Wie alle ausländischen Analysten voraussagten, wird es nicht bei exorbitanten Preissteigerungen bleiben.
Weltweit hatten die Sanktionen des Westen inzwischen zu Lebensmittelknappheit und Not geführt, welche wiederum massive weltweite Ausfuhrsperren von eigenen Lebensmitteln zur Folge hatten, um die eigene Bevölkerung zu schützen. Es ging im Juni um die Vermeidung von Hungersnöten. Deshalb riefen auch immer mehr Staaten den Lebensmittelnotstand aus wie Tschad. - Wie ich im Februar bei den ersten Sanktionen des Westens voraussagte, wird es Monate dauern, bis man die ganzen Ketten an Folgeproblemen wirklich erkennt. Aber sie werden kommen - auch weiterhin. Das bisherige war erst der Anfang.
Der Reiseboom im Juni mit Überlastung des Flugverkehrs sollte nicht täuschen. Das ist nur Rache-Tourismus oder wie ich es schon am Anfang der Pandemie voraussagte ein typisches Nachpestsyndrom der Reichen: Revenge travel is a media buzzword that originated in 2021 when the world began to reopen, and people decided to make up for lost time. Es handelt sich um das Nachholen des Verpassten, das die Grünen in Deutschland verbieten und mit allen Mitteln unterbinden wollen, weil es deren Klima-Ziele gefährdet.
Nach der euphorischen Reisewelle im Sommer wird eine kalte Dusche der Ernüchterung im Herbst einsetzen, welche auch die Fotowirtschaft betrifft.
Nachdem die Zentralbank in Japan (BoJ) trotz hoher Inflation auch im Juni die Zinssätze weiterhin bei null beließ, weil es vor allem für den hochverschuldeten Staat günstig war, nahmen die warnenden Stimmen jedoch zu. Auch der Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien warnte vor einem möglichen Horrorszenario zwischen galoppierender Inflation und einem denkbaren Staatsbankrott. Da die meisten Löhne in Japan seit ca. 20 Jahren fast gleichgeblieben sind, droht auch der heimische Fotomarkt bei der Inflation zu leiden. Denn aufgrund stark steigender Lebensmittelpreise mussten auch in Japan viele private Kunden ihre Ausgaben umlenken. Der im Juni weiter einbrechende Yen verstärkte die importierte Inflation sogar noch. Falls die Wahl zum Oberhaus im Juli dadurch extrem beeinflusst würde, müsste die Regierung gegensteuern.
Ende Juni kamen in Süd-China noch schwere Regenfälle Hochwasser dazu, welche hunderttausende Menschen betrafen und auch Einfluss auf die Industrie nahmen.
Ende Juni stiftete eine offizielle Verlautbarung zur Null-CoViD-Politik Chinas für viel Verwirrung, weil sie binnen Stunden zensiert und verändert wurde. Zuerst wurde publiziert, dass China noch 5 weitere Jahre seine strengen Schutzmaßnahmen inklusive Lockdowns aufrecht erhalten wolle. Dies hätte massive negative Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Die Jahresangabe schockierte wieder einmal viele Analysten im Westen, obwohl jedem denkenden Menschen inzwischen bewusst sein sollte, dass man eine endemische (heimisch gewordene) Krankheit nie mehr los wird. Ferner ist die Zahl 5 in der chinesischen Politik eine lakonische Standardaussage zu fast allen ökonomischen Plänen. Brisant und verwirrend wurde alles nur dadurch, dass man sie nach dem sie binnen weniger Stunden zu einem Millionenaufsehen in den chinesischen sozialen Netzwerken führte, zensierte und abänderte, indem man u.a. die Zahl 5 strich. Denn der Parteiführer Xi hatte vor einiger Zeit bereits eine etwas gelockerte Corona-Politik unter Berücksichtigung der Wirtschaft proklamiert. - Was blieb, war der Umstand, dass der Westen aufgrund seiner ökonomischen Abhängigkeit in Schockstarre gerät, wenn in China etwas publiziert wird, und jedem wieder einmal vor Augen geführt wurde, dass die Bekämpfung der Pandemie weltweit betrachtet ein noch immer laufendes Langzeitprojekt ist.
Ende Juni mussten erste Politiker auch langsam die allen Insidern und der Politik schon seit Monaten bekannten Fakten bekanntgeben. So räumte der deutsche Finanzminister Lindner ein, dass wir mit 3-5 Jahren Mangel und Wirtschaftskrise rechnen müssen. Das wird bei durchschnittlich 10% (zugegebener) Inflation jedes Jahr die Vermögen der Mehrheit der Bevölkerung zerstören und die Fotowirtschaft schwer schädigen.
Der Kupferpreis stieg bei Kriegsbeginn stark an, weil viele es horteten und alle davon ausgingen, dass die Nach-Pandemie-Wirtschaft boomen würde. Dann sank er allerdings bis Ende Juni auf ein 16-Monatstief. Dr. Kupfer gilt als einer der Prognose-Indikatoren für eine Rezession. Kupfer wird u.a. am Bau, als Stromkabel und für Wasserrohre verwendet. Der Hintergrund des Preisverfalls lag im wegbrechenden Konsum. Im Juni wurde weltweit bei nicht-lebenswichtigen Produkten gespart: Having enjoyed a mini-boom from consumers returning after the relaxation of pandemic restrictions, many services firms are now seeing households increasingly struggle with the rising cost of living, with producers of non-essential goods seeing a similar drop in orders.
In den USA wurden im Juni bereits die neuen negativen Zahlen publiziert, welche in Europa wie üblich noch zensiert wurden: In Europe, growth in June dropped to a 16-month low, according to the PMI [Purchasing Managers' Index] reading for the 19 countries that use the euro. - Das ist keine Zauberei, sondern beruht auf Fakten (jahrelangen Erfahrungen, Kernzahlen) und Trends, sodass man spätestens nach 2 Wochen den Verlauf des Monats ziemlich treffsicher voraussagen kann. Dass man bei uns die Zahlen erst Wochen oder Monate später publizierte, hat somit politische Gründe daran interessierter Parteien. Praktisch kann jedoch jeder Mensch den Rückgang des Konsums selbst täglich in allen Läden sehen.
In manchen Teilen Asiens stieg der Kohlepreis im Juni auf das Fünffache und der Gaspreis auf bis das Zehnfache im Vergleich zum Juni 2021 an. In ärmeren Ländern musste man deshalb bereits die Wirtschaft und das private Leben einschränken. Aber sogar im reichen Australien wurde im Juni Energie knapp.
Einzelmeldungen aus der Fotowirtschaft im Juni 2022:
Nikon kündigte an, ältere Software abzuschalten und nicht weiter zu unterstützen. U.a. ViewNX-2, ViewNX-i, Capture NX2 und Capture NX-D ließ man am 30. Juni 2022 sterben. So ist das mit (älterer) Software. Die meisten Hersteller kümmern sich nicht lange darum, wenn sie nur noch Kosten produziert. (Nikon Japan, Original, Sekundär-Quelle 1, Sekundär-Quelle 2). Die Firmen-Botschaft ist unmissverständlich: Schaffen Sie sich einen neuen Computer an, damit Sie mit den neuen Programmen arbeiten können.
Bereits vor Jahren habe ich im Zusammenhang mit der ökonomisch schwierigen Lage der Berufsfotografen auf die australische Firma Snappr verwiesen, welche als Agentur Berufsfotografen vermittelt. Nun wurde dies durch eine neuere Firmengründung noch erweitert:
Candid Sync bietet regionale instant-Fotografen an - Berufsfotografen, welche sofort abrufbar seien, wie die Taxi-Fahrer bei Uber, mit der sich die Firma explizit vergleicht.
Ausdrücklich wird der on-demand photography booking service beworben. - Sie rufen als Kunde / Auftraggeber an und der Fotograf muss springen, sofort und zu jeder Zeit. Die Firma wirbt mit der Bereitstellung binnen Minuten.
Beteiligen darf sich als Fotograf im Startort New York jeder. Beworben wird dubios mit Berufsfotografen. Aber wie wir bei Uber und anderen Dienstleistern bereits gesehen haben: Kurz darauf werden zehntausende Amateure für Niedriglohn den Profis harte Konkurrenz machen. Dies funktioniert umso leichter, als bei den Freien Berufen wie Fotografen keinerlei rechtliche Beschränkungen bestehen. Die neue Firma / App Candid Sync wirbt sogar bewusst mit unklaren Definitionen, die ausdrücklich auch Amateure einschließen.
Welcher halbwegs erfolgreiche Berufsfotograf will sich 24 Stunden am Tag (auch nachts), 7 Tage in der Woche - immer - auf Abruf halten, um binnen Minuten irgendwo in der Stadt oder dem Landkreis ein Shooting für 3 Fotos zum Billigtarif anzubieten? Das reist jeden aus jeder sinnvollen Arbeit heraus. Der Zeitverlust zum Wiederaufnahme der alten Arbeit ist größer als der denkbare Gewinn.
Im Übrigen: Kennen Sie einen Fahrer bei Uber, der glücklich und reich geworden ist? Dabei handelt es sich um die unterste Stufe der so genannten Gig-Economy. Ausbeutung der Ärmsten unter menschenunwürdigsten Arbeitsbedingungen. Folglich werden überwiegend Arbeitslose, die auch eine Kamera besitzen, diese und sich selbst bei den Aufträgen verschleißen.
Aber durch solche Dienstleister und Apps werden die verbliebenen Berufsfotografen weiter unter Druck gesetzt.
Man kann nur hoffen, dass diese Dienstleistung, so wie zahlreiche ähnliche Angebote schon früher (siehe z.B. Picquest 2014), aufgrund der fast Undurchführbarkeit in den meisten (zu kleinen) Orten schlichtweg, bald scheitert. Aber selbst in Großstädten halte ich die Erfolgsaussichten für zu gering. Denn die meisten Kunden sind zu geizig, selbst für wenig Geld einen anderen Fotografen zu beauftragen. Sie besitzen schließlich selbst ein Smartphone.
Mitte Juni bestätigte Nikon endlich offiziell, was jeder schon lange wusste: Die letzten DSLR-Einsteigerkameras D3500 und D5600 wurden gestrichen (zweite Quelle). Damit stirbt auch die gesamte D3#00- und die D5#00-Linie. Allerdings scheinen sowohl Nikon als auch die Groß- und Einzelhändler noch erhebliche Lagerbestände davon zu besitzen, welche auch offiziell abverkauft werden. Vorsicht: Laut deutschem Recht dürfen Modelle, welche nicht mehr produziert werden, nicht mehr als Neu verkauft werden. Mit entsprechenden Rabatten sind beides gute und überlegenswerte Kameras für Einsteiger, mit denen man die Fotografie erlernen kann.
Mitte Juni legte Canon nochmals nach. Es sickerten Gerüchte durch, dass eine weitere, noch tiefer angesiedelte Kameraklasse R100 für absolute Einsteiger angeblich Anfang 2023 vorgestellt werden soll.
Diese neue Klasse muss man einordnen:
Es handelt sich um eine APS-C-Kamera, deren (kleinerer, sogenannter Crop-)Sensor für Kunden preislich immer unattraktiver wird.
Die dreistellige Zahl 100 der neuen Modellserie zeigt das (derzeit) absolut unterste Billigsegment der abgespeckten Kameramodelle an, das schon die letzten Jahre verheerend schlechte Verkaufszahlen bei Canon lieferte.
Darüber wiederum befindet sich die zweistelligen Kameraserien R10 usw.
Darüber befindet sich die einstellige Kameraserie R7. Eventuell kommt da sogar noch mehr im völlig überfüllten und zunehmend ungeliebten APS-C-Bereich.
Aber der Markt hat sich inzwischen nochmals für APS-C-Klassen deutlich verschlechtert. Deshalb muss man von drastisch geringeren Verkaufszahlen für die neuen spiegellosen Modelle ausgehen:
Für die das zweifellos hochwertigste Modell R7 sehe ich maximal 1/3 der früheren Verkaufszahlen. Ca. 1/3 der DSLR-7D-Altkunden besitzen derzeit in der Wirtschaftskrise kein Geld mehr für so eine teure Kamera und noch teurere Objektive. Ca. 1/3 der alten Berufsfotografen entfällt ebenso, weil jene ärmeren Berufsfotografen, welche sich nie eine Vollformatkamera leisten konnten, heute pleite sind und somit dem Käufer-Markt fehlen. Bleiben noch die wenigen Wildtierfotografen. Aber jene werden aufgrund des mäßigen, pixeligen und vor allem langsamen elektronischen Suchers und der keineswegs überragenden Autofokus-Leistung enttäuscht werden. Für die Sportfotografie sehe ich die R7 aus denselben Gründen ebenfalls kaum geeignet. Sie besitzt schlichtweg nicht die erforderlichen, schnellen und somit teuren Hochleistungsprozessoren.
Bei der R10 sehe ich maximal 1/5 des alten Marktes der früheren (bei Canons Modellbezeichnung) zweistelligen DSLR-APS-C-Reihen. Einerseits ist sie faktisch zu teuer im Vergleich zu Smartphones und andererseits ist die Vermarktung / Zielgruppenanalyse unrealistisch: Diese Einsteiger wollen doch keine Sportfotografie mit bis zu 20 Fotos in der Sekunde betreiben, welche sowieso mit jenen langsamen Prozessoren, den lichtschwachen billigen Objektiven und noch mäßigeren elektronischen Suchern nur zu vielen unscharfen Fotos führen.
Ganz schwarz sehe ich für die dreistelligen Serien R100 etc. Canon darf sich glücklich schätzen, wenn noch 1/10 des alten DSLR-APS-C-Marktes in jener Klasse vorhanden wäre. Dort handelt es sich bei den verlautbarten technischen Gerüchten um englisch sogenannte bragging rights zu Deutsch in etwa Quartett-Werte zum Angeben. Ältere erinnern sich vielleicht noch an die früheren technischen Quartette, Bilder-Karten-Spiele, bei denen Kinder sich so herrlich streiten konnten: Mein Kreuzfahrtschiff hat 315,2 Meter Länge - Ätsch, meines ist 316,7 Meter lang. Oder: Mein Flugzeug kann 2.628 km/h schnell fliegen. - Und meines 2.631 km/h - ätsch. Wertlose Zahlen, die an der Praxis vorbeigehen.
Im Frühsommer 2022 ging es auch den tausenden von Foto-Wettbewerben derart schlecht, dass man aktiv Werbung für sie machte:
Ende Juni gab sich wieder einmal die weltweit tätige Fotozeitschrift PetaPixel dazu her, Unsinn und einseitige Werbung dafür zu verbreiten.
Den Fotowettbewerben ging es nach zweieinhalb Jahren Pandemie und der im Frühjahr 2022 einsetzenden weltweiten Rezession schlecht. Das frühere Milliardengeschäft war weltweit schon lange rückläufig und brach in den letzten Jahren geradezu ein, nicht nur durch aufklärende Artikel über den dort von Teilnehmern betriebenen und von den Veranstaltern geduldeten bis hin zu sogar aktiv geförderten Betrug dabei, sondern vor allem durch den Geldmangel bei Millionen Fotografen, die sich nicht einmal mehr neue Kameras leisten konnten.
Allen Ernstes wird in jenem Artikel behauptet, dass jeder Fotograf neben einem eigenen Internet-Auftritt sowie der aktiven Teilnahme an allen Sozialen Medien (Netzen) mit eigenen Auftritten dort, auch unbedingt bei den (selbstverständlich rein zufällig und selbstredend repräsentativen) 13 ausgewählten Foto-Wettbewerben unbedingt teilnehmen müsse, um bekannt, berühmt und reich zu werden. - Alle diese Falschaussagen habe ich bereits vor vielen Jahren in meinem Artikel Foto-Wettbewerben detailliert widerlegt.
Fazit: Sparen Sie sich (vor allem jetzt in der Krise) die Zeit und das Geld sowie Ihre dabei zerschlissenen Nerven. Sie werden als ehrlicher Fotograf gegen die Betrugsmafia bei Fotowettbewerben niemals eine Chance haben. Und selbst falls Sie jemals einen Preis gewinnen, dann werden Sie weder bekannt, noch berühmt, noch reich. Alle drei Attribute gelten nur für den Organisator, der im Übrigen auch immer Ihre Fotorechte erhält und Ihr Foto dann unter seinem Namen für sich selbst vermarktet. - Früher durfte man so etwas Sklavenarbeit nennen.
Der wahre ökonomische Hintergrund für diese eindeutige Werbung liegt darin, dass den Fotowettbewerbern inzwischen deren (Haupt-) Sponsoren davonlaufen. Jene haben einerseits selbst weniger Geld für das Marketing / Sponsoring, und andererseits haben sie eingesehen, dass man mit lächerlichen Reichweiten kleinster Fotowettbewerbe sein Geld dort auch noch sinnlos verschwendet. Fallen jene Hauptsponsoren, die nicht selten hohe Millionen-Summen beisteuerten, weg, dann lohnt sich das extrem lukrative Geschäft für die Veranstalter / Ausrichter nicht mehr (so sehr). Wer es gewohnt ist, mit den Fotowettbewerben persönlich für extrem wenig eigene Arbeit Millionen je Jahr zu verdienen, dafür, dass er nicht nur die Sponsoren melkt, sondern auch noch die Fotografen ausbeutet, der gibt sich mit nur ein paar hunderttausend US$ / Euro im Jahr nicht zufrieden.
Ferner zeigt jener Artikel auch wieder einmal, wie wenig ernsthafte Themen die sogenannten Fach-Zeitschriften 2022 über den Bereich Foto und Video noch publizieren konnten. Man suchte händeringend nach irgendwelchen (Rand-) Bereichen, um etwas zu schreiben. Und sei es auch nur, um sich selbst zu bereichern, indem man die Leser mit seit Jahren erwiesenen Falschinformationen über den Tisch zieht.
Nachdem man bereits im Mai und Juni mehrere verkaufsfördernde Aktionen gestartet hatte, bot MediaMarkt Ende Juni eine dreitägige Rabattschlacht mit über 16.000 preislich herabgesetzten Produkten an. Da die Marketing-Abteilung auch per E-Mail mehrfach nachfasste, darf man davon ausgehen, dass der Konsum drastisch eingebrochen war. Dies wurde mir auch inoffiziell von allen bestätigt. Ferner waren fast alle (früher schwer erhältlichen) Elektronikprodukte inzwischen wieder lieferbar. Das Problem war nun die wegbrechende Nachfrage der Kunden. Alle meine Recherchen zu Kameras waren (nicht nur bei Elektronikketten) niederschmetternd. Es wurden überwiegend nur noch die teuersten Produkte und auch diese eher selten nachgefragt. Das galt für alle (auch Fotofach-) Geschäfte, welche ich befragte. Sicherlich sind dies nur (wie die Mediziner sagen: anekdotische) Einzelberichte. Aber zumindest in meiner Region sah es mit der Fotowirtschaft bereits im Juni trostlos aus. Hinzu kam im Fotobereich noch immer die für Normalkunden faktische Nichtlieferbarkeit vieler hochwertiger Objektive. - Kameras waren immer und sind vor allem heute Luxusprodukte, welche nur wohlhabende sich zu jeder Zeit leisten können und Mitglieder der Mittelschicht sich gelegentlich leisten, wenn es ihnen finanziell gut geht. Daraus folgt, dass die unteren und mittleren Preissegmente der Fotowirtschaft am härtesten betroffen waren. Das spiegelte sich auch im üppigen Angebot an billigen Objektiven, die überall herumliegen / liegen bleiben.
Ende Juni stellte auch Nikon eine neu APS-C-Kamera vor: Die Z30 als preiswertestes Einsteigermodell:
Es sind nicht die nur 21 Mega-Pixel, welche irritieren, sondern der fehlende elektronische Sucher, welche den Nutzen der Kamera für Fotografen sehr einschränkt.
Sie wird deshalb auch als Vlogging-Kamera positioniert - also für ein-Mann-Video-Produzenten - sogenannte junge Content Creators. Sie gilt als Konkurrenz zur Sony ZV-E10. Aber sogar in ersten rudimentären Tests konnte die Z30 für diesen Einsatzzweck nicht wirklich überzeugen. Der für diese Ein-Mann-Vlogger wichtige Bildstabilisator (IBIS) fehlt. Das ist auch bei Sony zu dem Preis nicht möglich. Aber bei der Nikon Z30 kommen noch mehrere Ergonomie-/Bedien-Einschränkungen hinzu, welche den Nutzen als Video-Kamera deutlich reduzieren.
Auch Nikon setzt somit den Strategiewechsel fort und will mit noch weiter abgespeckten Modellen den Smartphones Konkurrenz um die ärmeren Kunden machen - für 710 US$ für das reine Gehäuse und für 850 US$ mit 16-50 mm F3.5-6.3 VR Objektiv.
Dazu muss man sich jedoch noch das Creators Accessory Kit anschaffen für 150 US$, welches ein SmallRig Stativgriff, die Nikon ML-L7 Bluetooth Fernbedienung und ein Rode Video Mikrofon umfasst. Das macht dann 1.000 US$.
Wie immer kommt in Deutschland der Melkkuhzuschlag oben drauf: Gehäuse 799 Euro, mit Kit-Objektiv 959 Euro, und mit Video-Kit sind es 999 Euro (wobei letzteres vermutlich nur das leere Gehäuse und den Zubehörgriff etc. meint, aber wohl ohne Objektiv).
Die wirklichen Kosten kommen jedoch mit der Anschaffung eines leistungsfähigen PCs (kein 3L-Produkt - lenden-lahmer Laptop), eines 4K-Monitors und eines professionellen Video-Schnittprogramms für 4K-Video. Das alles sehe ich derzeit nicht bei der anvisierten Zielgruppe der Smartphone-Jugendlichen und Studierenden als Standardausrüstung. D.h. da kommen nochmals vierstellige Summen dazu, um diese Video-Kamera sinnvoll nutzen zu können. - Ganz nebenbei für die klassischen Videografen: Bei Smartphones gibt es kostenlose und preiswerte Apps zur Filmbearbeitung (2. Sammlung, 3. Artikel) direkt auf dem Smartphone.
Überdies schließt man alle Fotografen von dem Kameramodell aus und beschränkt sich als Zielgruppe nur auf die Videografen. Das ist eher eine (kleine) Nische. Selbstredend werden Menschen diese Kamera kaufen. Aber meines Erachtens werden das keine für Nikon (und auch Sony) wirklich lukrativen Absatz-Mengen werden. Hier der ausführliche Artikel, warum ich die Argumente für Vlogging-Kameras nicht logisch nachvollziehen kann und somit keinen Markt dafür (mehr) sehe.
Geplante Verfügbarkeit der Z30: Ab November 2022. - Das war somit im Juni ein ziemlich frühe Ankündigung - oder Marketing-Panik?
Ob diese (neue) Strategie in der aktuellen Wirtschaftslage aufgeht?
Ende Juni versetzte die Hilton Hotel-Kette den Berufsfotografen einen weiteren Schlag: Die Hotels bilden Waitographers aus. Dabei handelt es sich um Kellner, die (natürlich mit dem Smartphone) zusätzlich Fotos und Videos von den dort gebuchten Essen oder Veranstaltungen aufnehmen. Und wieder gehen den Berufsfotografen wichtige Einnahmequellen verloren.
Industrielle Flaute:
Während sich der Großteil der Bevölkerung in vielen westlichen Ländern wieder auf einen erstaunlich unbeschwerten Sommer vorbereitete, fanden sich kaum erfreuliche Nachrichten aus der (Foto-) Wirtschaft. Man kann noch nicht von einer Lähmung durch die große Sommerhitze sprechen, aber eine weitgehende Flaute an Neuigkeiten ist ersichtlich.
Dies zeigt sich paradoxer Weise an einer überschäumenden Gerüchte-Küche. Paradox ist dies derzeit deshalb, weil die Anzahl der Gerüchte im umgekehrt proportionalen Verhältnis zu neuen Produkten steht.
Ohne auf die wilden Spekulationen der technischen Details der neuen (angeblichen) Wunderkameras respektive deren enttäuschenden Spezifikationen eingehen zu wollen, sollen hier einige sich daraus ergebende ökonomische Grundlagen analysiert werden.
Die grundlegende Aufbauphase bei den spiegellosen Kameras ist bei allen Herstellen weitgehend abgeschlossen. Man spricht nun eher über Mark II bis hin zu Mark V-Modellen. Allerdings existieren überall noch zu schließende Lücken im Angebot. Dennoch würde ich dies bereits als Ausbauphase bezeichnen.
Obwohl Canon, Fujifilm, Nikon, Sony und auch Panasonic eindeutig ihre Zukunft bei Vollformat oder noch größeren Sensoren sehen, wollen sie den leidenden Markt der kleinen Sensoren (noch) nicht aufgeben. Ganz im Gegenteil haben alle durch neuere Modelle bei Crop-Sensor-Kameras ihre Unsicherheit belegt - wie auch ihre faktische Strategielosigkeit. Da herrscht Ratlosigkeit vor, gepaart mit wilden Hoffnungen, gespeist aus einer besseren Vergangenheit. Obwohl alle die geringen und stetig abnehmenden Erfolge der APS-C und MFT-Kameras zweifellos einräumen, kann und will man nicht loslassen, da viele dies noch immer als die Einstiegsklasse respektive Anfütterungszone der Neukunden sehen. Aber exakt dies war immer und ist auch heute noch das Problem: Die weniger vermögenden Kunden wollen nicht alle aufsteigen, sondern ein komplettes brauchbares System für ihre Kameras angeboten erhalten. Das gibt es nur bei Panasonic / Olympus und Fujifilm - jedoch auch dort mit erheblichen Einschränkungen.
Das Hauptproblem aus Herstellersicht ist jedoch die andauernde Zulieferkrise sowie das weltweite Logistikchaos. Auch im Juni bekam man noch immer nicht ausreichend Zulieferteile für die eigene Produktion. Die schlimmste Phase schien zwar hinter allen zu liegen. Aber das prophezeite Logistik-Chaos, das vor allem durch die Null-CoViD-Strategie in China verursacht wird, verschärfte sich im Juni mit den erneuten Lockdowns in Shanghai und anderen Städten sogar wieder. Dies hatte zur Folge, dass zahlreiche völlig oder fast fertigentwickelte neue Kameramodelle zwar bei allen Herstellen in den Schubladen liegen. Aber die Vertriebsabteilungen streiten mit den anderen Bereichen darum, welche neuen Modelle man in welcher Reihenfolge, wann und in welcher Stückzahl herausbringen soll. Faktisch reichen weder die eigenen noch die fremden Produktionskapazitäten für die Herstellung aller neuen Modelle.
Diese internen Streitigkeiten schienen 2022 heftig zu sein und zeigten grundlegende Differenzen in den Kamera-/Imaging-Bereichen auf.
Da hätten wir auf der einen Seite die orthodoxen Marketing-Spezialisten, welche in guter alter Lehrbuchmeinung und mit den unbezweifelbaren Erfolgen der (auch digitalen) Vergangenheit im Rücken darauf verweisen, dass man ein breites Angebot an perfekt preislich aufsteigend abgestimmten Einzelprodukten benötigt, um den Markt vom ärmeren Einsteiger bis zum reichen Amateur sowie vom Finanzamt und seinen Kunden finanzierten Berufsfotografen abzudecken. Sie fordern folglich (stark vereinfachend dargestellt) viele Modelle, um das potentielle Marktspektrum maximal abzudecken und somit abzuschöpfen.
Auf der anderen Seite steht eine durch die äußeren Umstände eher zufällig zusammengekommene Allianz unterschiedlichster Meinungen und Abteilungen sowie Einzelinteressen:
Der Einkauf erhielt 2022 kaum Zulieferteile, weil sowohl die Aus- bzw. Überlastung bei den Sensorherstellern (aufgrund eigener Zulieferprobleme) als auch die Aus- bis Überlastung der Chip-Hersteller bei fast allen Prozessoren noch immer enorm war. D.h. man musste bereits bei der Bestellung von Zulieferteilen eine Entscheidung im Sinne von Auswahl treffen. Weder war alles verfügbar noch dieses wenige in der ausreichenden Anzahl. - Um es klar zu stellen: Der Einkauf beschritt bereits sehr kreative Wege, um sogenanntes (zweitklassiges) Ersatzmaterial anzuschaffen. Aber selbst das reichte nicht aus. Die Einkaufsabteilung war somit willig, konnte jedoch schlichtweg aufgrund der Marktgegebenheiten nicht die Wünsche erfüllen.
Die Produktion bei allen Kamera-Herstellern litt noch immer unter den eigenen langjährigen Umstrukturierungen. Keineswegs lief 2022 alles in den ausgelagerten, umgelagerten, umstrukturierten, verkleinerten, rationalisierten etc. Werken reibungslos - weder in Japan noch in Süd-Ost-Asien. Einerseits litten alle noch unter gewissen Corona-Auflagen und andererseits auch unter dem Logistikchaos in der globalisierten Welt. Noch immer waren selbst Reisen für Manager in viele Regionen dort mit hinderlichen Auflagen sowie nervenzehrendem und zeitraubendem Aufwand verbunden. Auch hier musste man lobend festhalten, dass (fast) alle sehr willig waren, aber noch immer viele nicht maximal produzieren konnten. Dies zeigte sich letztendlich in den enormen Lagerbeständen mit halbfertigen Kameras. - Ich erlaube mir nochmals den Hinweis, dass die Hersteller sobald die Zulieferprobleme enden, geradezu riesige Warenlager mit dann vollständigen Kameras in kurzer Zeit ausliefern könnten. Deshalb (nicht nur) meine Hoffnung auf das zweite Halbjahr.
Einerseits wollte der Vertrieb unbedingt viele Produkte ausliefern und verkaufen, da nur dadurch die Stückkosten des Vertriebes sinken. Unterstützt wurde er dabei durch das Controlling, das vorrechnet, dass nur bei hohen Produktionszahlen die positiven Skaleneffekte Wirkung zeigen und letztendlich einen Gewinn bescheren. Andererseits hatte da seit Jahren ein Wandel in der Richtung stattgefunden, dass man lieber mit hochpreisigen Modellen mit großer Gewinnmarge arbeiten will. Durch letztere lassen sich die erforderlichen Gewinne leichter erzielen. Das gilt vor allem in einem schrumpfenden Markt (wie seit 2010) und natürlich auch anhand der Logistikkrise sowie des Chipmangels.
Fazit: Stark vereinfachend zusammengefasst stritten 2022 zwei Gruppen in den Imaging-Bereichen gegeneinander: Die einen wollten eine breite und verkaufspsychologisch fein unterteilte Produktpalette vom billigsten bis zum teuersten Kameraprodukt mit der Abdeckung möglichst aller Nischen. Die anderen Manager hingegen wünschten angesichts der Marktumstände die Konzentration auf die erfolgreichsten und gewinnstärksten Modelle. Ökonomisch spielte dabei ein wichtiger Punkt eine Rolle, der gerne übersehen wird: Die (früher) umsatzstärksten Modelle bringen nicht immer den höchsten Gesamtgewinn für den Konzern. Vor allem diese früher geltende Grundregel hoher Umsatz führe automatisch zu hohem Gewinn wurde im Sturzflug der Fotowirtschaft seit 2010 immer unhaltbarer. Das brach schon vielen (bei Kunden beliebten und erfolgreichen) Kameras das ökonomische Genick.
Lassen Sie uns zum wirklichen und tieferen Verständnis noch etwas weiter die Hintergründe beleuchten:
Die vom klassischen Marketing vertretene Theorie der breiten Angebotspalette (von manchen Analytikern auch als Mikro-Management bezeichnet) zeigte sich besonders bei Sony, der Firma, welche selbst uralte Versionen der spiegellosen Kameras bis heute im Angebot belässt. Sie sind mit Preissprüngen von teilweise unter 100 US$ / Euro kaum unterscheidbar. Nicht selten erhält ein Fotograf sogar bei einer älteren Mark X-Version eines Modelles eine größere Fotoleistung zum geringeren Preis als bei neuesten Modell Mark Y einer anderen Serie. Das kann kein Berater in einem Fotofachgeschäft Ihnen erklären, noch kann es ein Kunde verstehen. D.h. diese Theorie stößt in der Praxis bereits an Schwierigkeiten. - Hingegen vertreten manche High-Tech-Firmen wie Apple die berüchtigte Drei-Produkte-Strategie: Es findet sich ein extrem abgespecktes und faktisch weitgehend unbrauchbares Smartphone unten, sowie ein mit allen Extras ausgerüstetes Luxus-Model oben, wodurch man je ca. 10% Randbereiche abdeckt. Aber die Zielversion wird preislich in der Mitte platziert. Obwohl sie selbst auch völlig überteuert ist, halten dennoch viele diese für die so genannte Goldene Mitte und erwerben es zu ca. 80%. Drei Auswahlmöglichkeiten scheinen für die meisten modernen Menschen somit auszureichen.
Im Absturz der Fotowirtschaft von 2010 mit damals über 121 Mio. verschifften Kameras auf 2022 laut derzeitigen Berechnungen nur noch ca. 8 Mio. (also fast -94%) sehe ich nicht einmal das Hauptproblem für den klassischen Marketing-Standpunkt. Diese Zahl von 8 Mio. in Japan hergestellten Kameras entspricht in etwa den Zahlen der 1970er Jahre, wovon man damals leben konnte. Berücksichtigt man die gesamte damalige Weltproduktion, dann muss man diese Werte in die 1960er Jahre zurückverlegen. Aber auch damals konnten zahlreiche Firmen davon leben - und zwar durchaus auch mit der alten Marketing-Strategie des breiten Ansatzes. - Die Schwierigkeit sehe ich heute jedoch in der schieren Anzahl der Smartphones, welche ich seit 2017 in den Bereichen Foto und Video dank moderner KI und Computational Photography für den dedizierten Kameras ebenbürtig betrachte. Angesichts von 1,2-1,5 Mrd. verkauften Smartphones jährlich muss man davon ausgehen, dass vermutlich weit über 90% aller Smartphone-Besitzer (geschätzt über 6 Milliarden Menschen) weltweit heute mit einer hochwertigen Kamera ausgestattet sind. Wenn man heute jemanden frägt, ob er Videos oder Fotos aufnimmt, wird er mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit antworten, dass er dies schon mit seinem Smartphone gemacht hat. Die meisten Menschen denken also zuerst an das Smartphone. Angesichts dieser Zahlen handelt es sich nicht mehr um eine den 1970er oder selbst 1960er Jahren vergleichbare Situation.
Aufgrund dieser Zahlen machen 8 Mio. dedizierte / klassische Kameras nicht einmal mehr 1% aller Kameras aus. D.h. über 99% des Marktes gehören Konkurrenzprodukten. Darin sehe ich das Kernproblem des alten, auf die Breite ausgerichteten Marketing-Ansatzes des alles abdecken wollen und müssen. - Meines Erachtens haben sich die relevanten Marktverhältnisse grundlegend geändert. Bei dedizierten Kameras handelt es sich heute bereits um Nischenprodukte. Folglich sollten sich auch die Marketing-Strategien daran anpassen.
Das sehen sicherlich auch die relevanten Mitarbeiter und Manger in den Imaging-Bereichen der Konzerne. Aber zwischen sehen, dann erkennen, wahrhaben wollen, danach anerkennen und schließlich Änderungen umsetzen, liegen viele Stufen, die auch eine erhebliche Selbstkritik und Resilienz erfordern. Denn das kann sogar den eigenen Arbeitsplatz in der Firma kosten. Nun sind die asiatischen Techniker bekannt dafür, dass sie weltweit am besten Details optimieren können. Aber die heute erforderliche Kernkompetenz der radikalen Epochenbrüche disruptiver Änderungen wird ihnen seltener zugesprochen. Bevor nun wieder pauschale Kritik einsetzt: Ein Kernproblem scheint diesbezüglich in der japanischen Firmenstruktur zu liegen, welche sehr alte Manager in höchsten Positionen begünstigt. Diese besitzen jedoch exakt jene damals positiven (im Sinne von gewinnbringenden) Ansichten des Marketings und Vertriebes. Fast jedem Menschen fällt es schwer, sein Leben lang als wahr erkannte (ökonomische) Gesetze plötzlich über Bord zu werfen.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, welcher die neue Strategie behindert - das Denken in Marktanteilen. Diese werden jedoch bisher praktisch immer in Stückzahlen errechnet. Würde man die Marktanteile z.B. nach real erzieltem Gewinn etc. der verkauften Kameras berechnen, so würden sich die Firmenanteile meines Erachtens erheblich verschieben (u.a. Sony versucht derartige Betrachtungen in seiner Werbung immer wieder einmal in den USA). Allerdings ist es einfacher, viele preiswerte Einsteiger-Kameras zu verkaufen, als die gleiche Anzahl an hochwertigen teuren Spitzenkameras. Daraus folgt, dass manche Firmen (wie z.B. der Marktführer Canon) diese Strategie verfolgen (Man denke nur an den 2019 ausgearteten Preiskrieg bei Vollformatkameras mit der Canon RP). Und in der Tat ist die Strategie des Erwerbes eines möglichst großen Marktanteiles nicht falsch. Denn unter ca. 10% Marktanteil sehe ich ernste Probleme für die Skaleneffekte und somit das Überleben des Imaging. Aber es kommt auf das (Preis-)Segment an. Denn in einem seit 2010 praktisch kontinuierlich schrumpfenden Markt wie dem der dedizierten (klassischen) Kameras hat das Denken in Stückzahlen - vor allem bei preiswerten Kameras - einen gravierenden Langzeitschaden zur Folge: Zumindest historisch war es bisher immer so, dass die unteren Bereiche dem sich stetig verbessernden Smartphone kontinuierlich weiter zum Opfer fielen. Wer sich in jenem Qualitäts- und Preissegment (will heißen Crop-Sensoren sowie Einsteigerkameras) weiter (oder sogar erneut) stark engagiert, der wird in der nahen Zukunft auch heftige Rückschläge sowohl bei den Stückzahlen, als auch dem Marktanteil erleiden. Ferner scheint der erzielbare Gewinn im Preisbereich unter 1.000 US$/Euro bereits heute als minimal zu sein, wenn er überhaupt noch existiert. Daraus folgt, dass das wirkliche Risiko sogar darin liegt, mit großen Stückzahlen (einem hohen Marktanteil) im falschen Preissegment bald massive Verluste einzufahren. - Auch hier gilt wieder, dass die erfahrenen Manager das alles bereits aus ihrem Studium wissen. Aber bisher arbeiteten sie in einem über Jahrzehnte wachsenden Markt, in welchem es derartige Risiken schlichtweg nicht gab. Somit steht auch hier theoretisches Wissen der langjährigen persönlichen Erfahrung entgegen. Oder wie die zwei Totschlagargumente im deutschen Management lauten: Bisher war es immer so und Bisher war es noch nie anders.
Deshalb ist die Entscheidung meines Erachtens noch nicht gefallen: Man beschritt zwar seit einigen Jahren den neuen Weg der reduzierten Anzahl überteuerter (Entschuldigung, es muss natürlich heißen:) qualitativ hochwertiger Produkte in reduzierten Modell-Linien. Aber man dilettierte auch 2022 noch immer mit der alten Strategie des breiten Ansatzes von abgestuft abgespeckten, sogenannten billigen Einsteigerprodukten herum, welche den Smartphones unterlegen sind.
Letztendlich haben hingegen alle Firmenbereiche akzeptiert, dass die Zukunft bei Video (oder sogar 3D VR / AR) liegt. Derzeit wird dies den Fotografen noch schonend mit dem Wort Hybrid-Kamera nahegebracht. Faktisch sind das jedoch Video-Kameras, mit denen man auch noch fotografieren kann. Selbst Fujifilm opferte dafür sein Multi-Wahlrad-Retro-Design endgültig bei der neuen X-H2S. Es sind nur manche Kunden und verbohrte (Foto-)Analysten, welche das noch nicht einsehen wollen.
Bei den Objektiven sieht es bei allen Herstellern nicht so gut aus. Die neuen Eintrittskandidaten Canon und Nikon sind noch weit von einem wirklich ausgebauten Objektivpark entfernt. Was in den Prospekten und auf den Internet-Seiten angepriesen wird, ist weltweit oft kaum lieferbar. Jedoch leiden auch die spiegellosen Altanbieter unter zahlreichen Problemen, da deren alte Objektive schlichtweg zu langsam arbeiten, als dass sie an den modernen Hochleistungskameras verwendet werden können. Entweder bremsen sie die Kameras gnadenlos aus oder sie führen zu erschreckend vielen unscharfen Fotos im schnellen Serienbildmodus.
Als einzige Strategie kann ich die bereits beschriebenen Tricks bei modernen Objektiven und den damit einhergehenden RAW-Betrug in den Kameras erkennen. Es werden ganze optische Bereiche bei den modernen Objektiven an spiegellosen Kameras absichtlich wenig oder sogar nicht mehr korrigiert (wie z.B. die Vignettierung), sondern dies der Software in der Kamera oder der später nachgelagerten Software auf dem PC zur Bild(nach)bearbeitung überlassen. Da ich ständig alte und neue Kameras und vor allem Objektive im Vergleich teste, kann ich dies mit Bestimmtheit sagen und belegen. So teste ich derzeit ein neues Makro für spiegellose Systeme gegen ein zwei Generationen älteres (sogar noch für analogen Film konzipiertes) Makro desselben Herstellers. Das alte ist u.a. deutlich farbneutraler und auf dem Stativ sogar schärfer. Fakten.
Dadurch ergeben sich für den Hersteller geringere Kosten bei der Konzeption, Entwicklung und Produktion neuer Objektive. Das wiederum führt zu höheren Gewinnmargen. Insbesondere gilt dies bei oft drastisch angehobenen Preisen für derartige neue Objektive.
Ansonsten fallen allen Analysten die Aussagen schwer. Auch ich verstehe z.B. nicht die (aus meiner Sicht Mängel-) Liste der Objektive bei Canon. Allerdings leuchten mir auch manche Objektive bei Nikon nicht ein, weder aus Firmen- noch aus Kundensicht. Bis zu einem stimmigen spiegellosen Gesamtsystem haben es die Objektivhersteller (vor allem im Bereich Vollformat) noch weit. Aber auch hier gelten dieselben Einschränkungen wie oben bei Kameras: derzeit restriktive Marktgegebenheiten und interne Firmenstreitigkeiten.
Lösung?
Da ich mit der Strategiekritik gleich alle großen Firmen angriff, waren Kritiken zu erwarten. Vor allem solle ich Lösungen vorschlagen.
Technische Lösungen habe ich seit ca. 10 Jahren mit der Modularität vorgeschlagen. Samsung hat dies zwischen 2012 und 2014 auch mit mehreren Versuchen bei Zwitterkameras umzusetzen versucht.
Allerdings muss man realistisch festhalten, dass meine weitgehende Modularität der beliebig vom Kunden frei zusammenstellbaren Kamera nicht für unter 1.000 US$/Euro und vermutlich heute nicht einmal für unter 2.000 US$/Euro Endkundenpreis umsetzbar ist. D.h. sie eignet sich kaum für Einsteiger-/Billig-Kameras.
Ferner scheiterte Samsung damals mit seinem Ansatz der Zwitterkamera: Hinten ein Smartphone mit großem Touch-Screen, gigantischer Rechenleistung (der Smartphone-Prozessoren) sowie integrierter SIM-Karte für den sofortigen Bildtransport / die Publikation in das Internet via (Telefon-) Funknetzen und einer Systemkamera mit vorne anschraubbaren Objektiven. Die Kunden wollten dies damals nicht. Sie wollen es mehrheitlich auch heute noch nicht. Ferner kam das völlige Unverständnis der Foto-Fachzeitschriften damals hinzu, welche das Projekt bestenfalls belächelten.
Darauf zog Samsung 2015 die Konsequenz, gab alle seine Systemkameras komplett auf und zog sich völlig aus dem Markt zurück. Deren Manager erkannten damals bereits, dass es - angesichts der jährlichen Fortschritte bei Smartphones - keine Zukunft für klassische dedizierte Foto- und Video-Kameras ohne schnelle Internet-Verbindung mehr gibt. Aber auch diese Entscheidung wurde damals von fast allen Analysten belächelt und von den Fachzeitschriften aus völligem Unverständnis kritisiert.
Im Artikel Käufer-Psychologie im Fotobereich legte ich darüber hinaus dar, dass die meisten jungen Menschen überhaupt nicht mehr derartige Systeme respektive Systemkameras wünschen, sondern alles in einem einzigen Gerät bevorzugen. Systemkameras mit Anbauten und dem ständigen Umbauen sind den meisten Menschen inzwischen zu unergonomisch. Exakt aus diesen Gründen reden die beiden Zielgruppen der Smartphone-Besitzer und der Eigentümer von klassischen dedizierten Kameras in vielen Punkten - auch der Ergonomie - völlig aneinander vorbei, weil sie etwas anderes darunter verstehen. Kurzum die klassischen Kameraanhänger sowie deren Hersteller und auch die sogenannte Fachpresse verstehen die Smartphone-Nutzer meist nicht. Deshalb sehen die Einsteigerkameras auch so aus und wurden immer erfolgloser.
Fazit: Eine technische Lösung des grundlegenden Problems für neue Einsteiger ist vorhanden, wird jedoch von der (publizistisch relevanten) Mehrheit nicht gewünscht bis hin zu offen bekämpft und ist heute preislich angesichts des Geizes der einen sowie des realen Geldmangels der anderen Betroffenen auch kaum mehr umsetzbar. Sofern über 99% zwar die Fotografie und die Videografie wünschen, aber die dedizierten Systemkameras in der aktuellen Form ablehnen, dann muss man dies endlich akzeptieren.
Es geht somit nur noch um Schadensbegrenzung, damit der Absturz nicht zu schnell erfolgt respektive das Ende nicht zu bald eintritt.
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im Juli die Mai-Zahlen besprechen.
Am 01. Juli 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Mai sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Mai 2022-Zahlen:
Die Mai-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie weltweiter Lockdowns und des Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen etwas positiver - zumindest bestätigten Sie meine Annahme einer umgekehrten Sinuskurve mit Tal im ersten Halbjahr. Sie lagen in vielen Kategorien zwar unter den Mai-Zahlen des Vorjahres. Aber die Werte waren deutlich besser als die des direkt vorausgehenden Monats April 2022. Vor allem die Zahlen der spiegellosen Kameras lagen auf Spitzenniveau. Somit zeigt sich ein leichter Hoffnungsschimmer am Horizont.
Produktion Gesamtzahlen: -7,9% im Vergleich zum Mai 2021. Aber die Mai-Zahlen lagen um fast +31% über denen des direkten Vormonats April 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -41,7% im Vergleich zum Mai 2021. Die Mai-Zahlen lagen um fast 18% über denen des direkten Vormonats April 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann.
Produktion DSRL: -49,6% im Vergleich zum Mai 2021. Die Mai-Zahlen lagen mit -27,6% deutlich unter denen des direkten Vormonats April 2022. Allerdings lagen sie noch zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem verbaut man sich so die eigene Zukunft bei den spiegellosen Modellen. - Aber positiv betrachtet geht es jetzt endlich mit den DSLR-Produktions-Zahlen unter die 100.000-Schwelle je Monat, wo sie meines Erachtens dringend verbleiben müssen.
Produktion spiegellose Kameras: +56,4% im Vergleich zum Mai 2021. - Das war sehr erfreulich und lag ganz nah am bisherigen Spitzenwert für die Mai-Produktion im Jahr 2018. Mit diesem Sprung gelang es sogar, die bisherige Gesamtproduktion an spiegellosen Kameras in den ersten 5 Monaten 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr ins Positive zu wenden. Also, geht doch, wenn man will.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: -10,4% im Vergleich zum Mai 2021. Aber die Werte stiegen immerhin gegenüber dem direkten Vormonat April 2022 deutlich an.
Das lag im Mai 2022 sowohl am Chip-Mangel, als auch an der weltweit schwierigen Situation der überlasteten Transportmittel. Hinzu kamen die Sanktionen des Westens, welche u.a. den Transport mit russischen Flugzeugen, Schiffen und die Benutzung des russischen Luftraumes verboten. Aber auch die Nachfrage nach Fotoausrüstung war getrübt durch die Auswirkungen der Sanktionen und der in Europa galoppierenden Inflation, wodurch viele Menschen sparen mussten oder zumindest mit Neuanschaffungen abwarteten. Praktisch gab man das Geld aufgrund des Nachholbedarfes eher für Restaurantbesuche und Reisen aus.
Verschiffung nach Europa: -16% im Vergleich zum Mai 2021. Auch hier stiegen die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat April 2022 deutlich an, sodass sich eine leichte Entspannung andeutete.
Die mit nur noch rund +0,6% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schien man im Mai die Zulieferprobleme und auch den Abtransport langsam auf ein abgestimmtes Niveau zu bringen.
Normalerweise nehmen von April zum Mai die Produktionszahlen allgemein meist um -8,3% ab (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im Mai eine erhebliche Zunahme um +30,9% zum Vormonat April (2022) zu verzeichnen. - Dies bestätigt mich in der Annahme der negativen Sinuskurve im ersten Halbjahr 2022 und der nun anstehenden Erholung. Abgesehen von den Kompakt- und Bridge-Kameras befindet sich die Produktion (der Systemkameras) nun auch auf dem richtigen Trend. Deshalb bin ich für das ganze Jahr 2022 insgesamt leicht optimistisch, dass die Werte (vor allem bei den zukunftsentscheidenden spiegellosen Kameras) in den kommenden Monaten weiter ansteigen könnten. Die beiden nächsten Monate müssen das allerdings auch kontinuierlich fortsetzen.
Angetrieben von den USA, England, der Ukraine und den deutschen Grünen wurden fast im Wochenrhythmus Sanktionen erlassen, welche wie erwartet Russland (kurzfristig) kaum trafen, aber den Westen in eine galoppierende Inflation stürzten mit schwersten Folgen für ca. die Hälfe der eigenen (natürlich nur ärmeren) Bevölkerung. In der Dritten Welt sah es sogar mit Lebensmittelknappheit und beginnendem Hunger noch schlimmer aus. Wie vorausgesagt wurden nach mehreren Monaten die wahren weitreichenden Folgen der Sanktionen für die Welt ersichtlich. Gegen Ende des Halbjahres wurde ferner immer deutlicher, dass der Westen nicht die Friedenssicherung, sondern den Kriegsgewinn gegen die Atommacht Russland als Ziel ausgerufen hatte. Die Folgen dürften jedem klar denkenden Menschen wohl selbst deutlich sein. - Vom Westen zusätzlich angeheizte Krisen mit China und in der Golfregion mit dem Iran sowie dem Dauerbrandherd Nordkorea machten die politischen Aussichten zur Jahresmitte nicht besser. Die Anzahl der unkalkulierbaren Risiken war nicht nur hoch, sondern nahm ständig weiter zu. An Deeskalation schien kaum jemand mehr interessiert.
Einbrechender Konsum im Westen war die Folge. Da sollte man sich durch den Revenge-Tourism / Rache-Reiseboom der Wohlhabenden nicht täuschen lassen. Durch Sanktionen sanken die Umsätze überdies bei den damit direkt belegten Ländern (nicht nur Russland) auch im Fotobereich.
Mitte des Jahres war auch klar, dass sich diese drastischen negativen Folgen für die Weltwirtschaft selbst im optimalsten Falle nicht mehr schnell umkehren lassen, sondern es Jahre zur Reparatur der aktuellen Schäden benötigen wird. - Ferner will im Westen kaum jemand die eigenen Sanktionen überhaupt aufheben. Russland stellte sich deshalb realistisch bereits laut einem Interview mit dessen Präsidenten Putin sogar auf viele Jahre dieses Wirtschaftskrieges des Westens ein. (Er verglich die aktuelle Situation explizit mit dem 21-jährigen Krieg gegen Schweden.)
Bisher haben die Top-Manager aller Kamerahersteller nicht das Geringste dazu publiziert, wie sie auf diese politisch und ökonomisch völlig neue Situation reagieren wollen. Offensichtlich sind sie noch immer ratlos, oder haben evtl. das gesamte Ausmaß der Schäden für die Weltwirtschaft respektive den Welthandel und Konsum und vor allem ihre eigenen Bereiche noch nicht begriffen. Denn Einkommensmillionäre, welche ihren Chauffeur tanken lassen und selbst alles nur mittels (unlimitierter) schwarzer Kreditkarte bezahlen, spüren derzeit (noch) nichts von den täglichen Auswirkungen.
Die Fotoindustrie litt daneben noch immer unter dem Chipmangel und der insgesamten Zulieferkrise, weil China durch seine Null-CoViD-Politik mit ständigen Lockdowns in oft mehreren Großstädten gleichzeitig die Wirtschaft bei sich abwürgte und mit ziehharmonikaartigem Effekt weltweit strangulierte. Hinzu kam - statt der von vielen prognostizierten Besserung - eine Steigerung des Chaos' bei der Logistik durch die westlichen Sanktionen gegen Russland (genannt seien nur die Sperrung der Luftwege und das Verbot jeglicher Nutzung russischer Transportflugzeuge, Schiffe etc.). Insgesamt verflogen somit auch die Hoffnungen auf eine baldige Lösung dieser direkten ökonomischen Probleme.
Wäre das alles nicht schon schlimm genug gewesen, so verstießen die japanischen Manager gegen die eigene seit Jahren publizierte (neue) Strategie der Hinwendung zu größeren Sensoren und hochwertigen (teureren) Kameras. Zuerst war es Nikon, welche wieder (preiswertere) APS-C-Kameras anbot, dann Sony und zum Schluss auch Canon mit seinen zwei neuen Modellen (R7 und vor allem R10) sowie der geplanten R100. Dies war auch deshalb unfassbar, da Sony selbst bekannt gab, dass man binnen zweier Jahre diesen ganzen Bereich der klassischen dedizierten Kameras mit Smartphone-Kameras überflügeln wird. - Trotzdem wollen alle Hersteller laut der Gerüchteküche sogar noch mehr preiswerte Crop-Sensor-Kameras in der zweiten Jahreshälfte sowie im kommenden Jahr 2023 anbieten.
Viele neue Nischenprodukte haben allerdings auch den Nachteil, dass sich der Erneuerungszyklus insgesamt vermutlich verlangsamt. Denn von den neu angekündigten Spezialkameras lassen sich nur wenige je Jahr absetzen. Da kann man nicht (wie früher in der Einsteigerklasse oft üblich) alle zwei Jahre ein Nachfolgemodell herausbringen.
Noch negativer bewerte ich, dass die japanischen Hersteller noch immer zu viel Wert auf lächerliche Kamera-Papierwerte legten (bis zu 40 Bilder je Sekunde), welche durch fast keine neuen Objektive in der Praxis umgesetzt werden. Bis heute mangelt es an einem wirklich vollständigen dazu passenden spiegellosen System (vor allem den Objektiven). Dass die meisten alten sowie die neu angekündigten Objektive sowieso weltweit kaum oder überhaupt nicht lieferbar waren, rundete diesen Negativkatalog des Firmenversagens im ersten Halbjahr 2022 ab.
Mir stieß jedoch bei den neuen respektive bei Sony wieder aufgelegten Kameras der Crop-Sensoren besonders negativ auf, dass keine einzige auch nur annähernd die Forderungen von wirklichen Neueinsteigern erfüllt. Jene wollen ihre Fotos und Videos im Internet (auf den sozialen Medien) publizieren, wie es seit Jahren mit jedem billigen Smartphone möglich ist, aber bis heute mit keiner dedizierten Kamera auch nur halbwegs einfach funktioniert - nicht einmal mit Profikameras, geschweige denn mit den (neuen) Einsteigerkameras. - Warum sollen junge Menschen sich diese Einsteigerkameras, die als einzig neues beworbenes Kriterium nur dutzende Fotos je Sekunde aufnehmen können, anschaffen, um damit ihr erstes in der Sonne stehendes Motorrad, ihr erstes stehendes Auto, den ruhig posierenden Partner im Urlaub oder das im Kinderwagen ruhig liegende Baby aufzunehmen, oder den eigenen Hausbau dokumentieren, wenn sie mit dieser Kamera kein einziges Fotos an andere Freunde, Bekannte oder die eigenen Verwandten verschicken oder jemandem zeigen können?
Daraus folgt, dass die Kamerahersteller entweder überhaupt nicht an wahren Neukunden interessiert sind, sondern nur an Umsteigern von DSLR auf spiegellose Systeme - oder schlichtweg keine Ahnung von den Wünschen der Mehrheit der unter 40-Jährigen haben. - Gleichgültig, was zutrifft, das führt in die absolute Sackgasse der schnell überalternden und dann wegsterbenden Altkunden. Diese letztere Analyse sollte jeden Fotografen und Videografen aufwecken. Ohne wirkliche Neukunden - und zwar in großer Zahl - wird die Marktschrumpfung sich sogar beschleunigen und definitiv nie enden. Nachdem die willigen Alt-DSLR-Fotografen auf brauchbare spiegellose Systeme umgestiegen sind, wird die Nachfrage bei dedizierten Kameras sogar drastisch einbrechen.
Die alte Marketing- und Vertriebs-Strategie des breiten Angebotes vieler (meist ungeliebter) Modelle scheiterte bereits seit 2007 bei den Kompakt- und Bridge-Kameras sowie seit 2012 auch bei den sogenannten System-Kameras mit Wechselobjektiven. Eine nun durchgeführte Rückkehr zu diesem erwiesener Maßen gescheiterten Vorgehen macht sprachlos.
Da manche diese abstrakte Fach-/Marketing-Sätze nicht verstehen, hier eine zugespitzte Metapher: Jungen Mofa-, Moped- und Motorrad-Fahrern ein breites Angebot an preiswerten Kutschen zu unterbreiten, ist wenig erfolgversprechend. Sie wollen sich nachweislich seit vielen Jahren weder mit den davor zu befestigenden Pferden (Objektiven), noch mit den nach der Fahrt durchzuführenden Nachsorgearbeiten (Pflege und Fütterung der Tiere = Software-Bearbeitung) befassen. Und schon gar nicht wollen sie die völlig andersartige Lenkung erlernen. Sie wünschen nur, das sich selbst gesteckte Ziel zu erreichen. Um im Bild der Zwei- und Vierräder zu bleiben, funktioniert das mit dem Aufstieg von einem alten, billigen Smartphone mit einer Front- und einer rückwärtigen Kamera auf ein hochmodernes Smartphone mit 4 Kameras definitiv - bei gleicher Bildqualität zum gleichen Preis, wie das nicht mehr zeitgemäße breitgefächerte Angebot der preiswerten 'Foto-Kutschen'.
In einer durch die Sanktionen inzwischen unvermeidbaren Weltwirtschaftskrise nicht sofort gegenzusteuern, sondern auch noch die eigene neue Strategie zur alten erfolglosen hin abzuändern / zurückzudrehen und den potentiellen (Neu-) Kundenmarkt nicht mit den gewünschten und sinnvollen Produkten zu bedienen, ist eine Anhäufung von unverzeihlichen Fehlern, die sich angesichts der Lieferengpässe bei Rohstoffen und dem Ausliefer-Chaos der Logistik vermutlich mittelfristig (d.h. bald) rächen wird.
Bereits unter normalen Umständen wären diese Fehler gravierend gewesen. Aber in der kritischsten Umstellungsphase im wirtschaftlichen Sturzflug der Fotoindustrie machen sie einen fassungslos.
Sofern die Kamerahersteller nicht umgehend auf operativer, konzeptioneller sowie strategischer Ebene reagieren, koppeln sich deren Produktions- und Verschiffungszahlen komplett vom Markt und Käuferverhalten ab. Im Klartext: Die meisten Produkte verstauben dann in den Regalen der Fachhändler. Hohe Lagerbestände werden die meisten Fotofachhändler dann endgültig ruinieren. Denn der Kipp-Punkt von der momentanen Unterversorgung zum Überangebot wird in solch einer Situation schlagartig erfolgen.
Aber es wird meines Erachtens auch Folgen für das japanische Management und damit die Firmen sowie letztendlich wieder für die Fotokunden haben:
Je nachdem, wie viel die Firma Canon in diese neuen ungewünschten Kameraklassen investiert sowie in Stückzahlen davon produzieren lässt, wird das zu großen, weitgehend unverkäuflichen Lagerbeständen und somit Verlusten führen.
Das kann sich kein Manager leisten. Vor allem für den in Ehren ergrauten Canon-CEO sehe ich dann schwarz. Das wird seinen Kopf kosten. Bevor Sie mir nun wieder erboste E-Mails schicken. Dasselbe hatte ich Anfang 2021 für den CEO von Fujifilm mit einer Schonzeit von 1-2 Jahren aufgrund der lausigen Performance des Konzerns unter seiner Leitung vorausgesagt. Bereits wenige Monate nach Publikation meines Wirtschafts-Artikel war er - für japanische Verhältnisse - unehrenhaft ausgetauscht worden. Bilanzzahlen lassen sich nach außen hin mit Tricks beschönigen bis hin zu falsch darstellen. Und den gutgläubigen Kunden erzählt das inzwischen von jeder Realität losgelöste Marketing sowieso, was es will. Aber die Haupt- und Groß-Investoren lassen sich von blumigen Ausdrücken nicht blenden. Interne Geschäftszahlen sind erstaunlich einfache Mathematik. Und bei (vor allem ihrem eigenen) Geld verstehen diese Banken und Investmentfirmen überhaupt keinen Spaß.
Dieselben Probleme sehe ich in Abstufungen auf Sony und Nikon zukommen, falls sie ihren gleichartigen, inzwischen unzeitgemäßen, weil völlig veralteten Ansatz weiter verfolgen. In jenen Konzernen ist das Top-Management zwar anders aufgestellt. Aber das Management der Bereiche Imaging kann auch dort schnell ersetzt werden.
Die Folgen für die Kunden wären in allen Fällen hart. Denn dann kommen sicherlich jüngere und keineswegs mehr so sehr an den (Foto-) Kameras interessierte Manager an das Ruder. Zumindest der schnelle Wechsel zu Video und das Einstampfen vieler Fotoprodukte wären unausweichlich.
Den einzigen Lichtblick erkenne ich in dem (von mir vorausgesagten) Kurvenverlauf der Produktionszahlen im ersten Halbjahr. Falls sich der Trend fortsetzt, so hat die Fotoindustrie zumindest die Talsohle der umgekehrten Sinuskurve im ersten Halbjahr durchschritten. D.h. die Angebotsseite scheint mir (optimistisch betrachtet) insgesamt mit spiegellosen Kameras auf dem richten Weg zu sein. Nun kommt es darauf an, dass die Nachfrageseite die im Einzelnen angebotenen neuen spiegellosen Modelle auch kauft. Letzteres - der Verkauf der Einzelprodukte an die Endkunden - wird leider derart miserabel controlled, dass man vermutlich frühestens Anfang 2023 diese Frage (halbwegs) beantworten kann. Exakt darin sehe ich das Risiko, dass man schlichtweg in unzutreffender Markterwartung gewisse Modelle überproduziert und jenen Fehler erst zu spät bemerkt.
Der Umsatz im letzten Geschäft-Jahr 2021/2022 soll 450 Mio. Euro betragen haben. Jedoch findet sich kein Wort zum Gewinn.
Das ist insgesamt sehr erfreulich. Aber damit sind leider nicht nur die wenigen sehr teuren verkauften Kameras gemeint.
Dazu gehören auch die Lizenzgebühren für die L-Mount-Alliance, die steigenden Lizenzgebühren diverser chinesischer Smartphone-Hersteller für die Verwendung von Patenten und Technologien aus dem Hause Leica, Smartphone-Linsen, welche Leica für diese chinesischen Firmen herstellt, und direkte Dienstleistungen bei jeder dieser Partnerschaften, welche zugunsten Leicas verrechnet werden, usw. Leica hat sich sowieso schon lange breit aufgestellt bis hin zu Armbanduhren im Luxusbereich.
Ein erheblicher Teil stammt laut eigenen Aussagen auch aus der massiven Umstrukturierung des Auslandsgeschäftes (realignment), womit man meist Personaleinsparungen versteht.
Aber für deren Anhänger ist solch ein Betriebsergebnis erfreulich, da Leica somit definitiv weitermachen kann.
Allerdings geht aus der Publikation hervor, dass man sich ebenfalls umorientiert hat auf die Zukunftsfelder: Smartphones, Bildverarbeitung, Bildoptimierung und KI-Software (computational imaging).
Das grundlegende Problem ist bei der Berechnung hingegen, dass Leica in den Vorjahren schwer im Kamerabereich gelitten hatte, und dadurch nun logischer Weise auch im reinen Kameraverkauf wieder zulegen konnte.
Aber genaue (Stück-) Zahlen der Kameras werden nie publiziert. Es wird überhaupt nichts außer dieser kurzen Marketing-/Presse-Verlautbarung herausgegeben.
In den USA kündigte Nikon Preiserhöhungen für Objektive an. (Quelle 1, Quelle 2.)
Da der Euro bereits am 12.07. die von vielen Analysten erst für Dezember erwartete Parität zum US-Dollar erreichte, dürften auch in Europa bald drastische Preiserhöhungen anstehen - nicht nur bei Nikon und nicht nur im Fotobereich.
Die japanische Finanz-Zeitschrift Nikkei publizierte am 12.07. einen Artikeln, der ziemlich oberflächlich und ohne Quellen war, aber erwartbar sofort wieder in den Foto-Foren hoch gehandelt wurde. Viele Inhalte, wie das langsame Sterben der DSRLs, sind schon lange bekannt. Andere Details sind entweder falsch oder unlogisch dargestellt, und manches ist eher als Vermutung zu sehen. So ist das eben im beginnenden Sommerloch. Die wenigen, dünnen Nachrichten werden oft aufgebauscht.
Obwohl beim Chip-Hersteller Intel die Lagerbestände kontinuierlich wachsen, weil vor allem die Nachfrage nach Spielekonsolen, PCs (insbesondere der PC-Bereich schrumpfte um 13% alleine im 2. Quartal 2022) und Monitoren sank sowie der Boom beim Schürfen von Crypto-Währungen geradezu kollabierte (und damit die Nachfrage nach Grafikprozessoren), wird er im Herbst seine Preise um bis zu 20% erhöhen. Für Fotografen und Videografen wird es somit noch teurer, weil nun die Inflation auch die Nachbearbeitung hart trifft (siehe. u.a. Intel Will Raise the Price of its CPUs by Up to 20%).
Eigentlich berichte ich nicht über Pillepalle Software-Updates. Aber Skylum will Ende Juli ein zusätzlich bezahltes HDR-Add-on / Plug-In für Luminar Neo anbieten. HDR lag eigentlich bereits im Sterben. Kaum jemand kaufte derartige Software in den letzten Jahren noch. Dies galt auch für Aurora aus dem Jahr 2015 von Luminar. Offenbar sieht diese Software-Firma da nun dennoch ein gewisses Potential mittels KI-Funktionen. Aber man will extra Geld für HDR vom Kunden haben. D.h. Skylum diversifiziert sich (notgedrungen), aber die Randbereiche sind wirklich Nischen und angesichts des (Programmier-) Aufwandes bei Künstlicher Intelligenz nicht mehr kostenlos (innerhalb des Hauptprogrammes Luminar Neo) anbietbar. - Es steht zu befürchten, dass es so mit Preiserhöhungen bei Software weitergeht.
Mitte Juli begann MediaMarkt, die Canon RP mit einem RF 24-105 mm Objektiv (F4-7,1) zu verramschen.
Entweder wird die RP bald ersetzt, was laut Gerüchten sowieso schon länger für den Jahreswechsel 2022/23 erwartet wird, oder der Elektronikkonzern will seine Lager räumen. - Wir befinden uns im Juli nun einmal in der zweiten Jahreshälfte. Da ist generell Neuware für das Weihnachtsgeschäft zu erwarten.
899 Euro für eine Vollformat-Kamera mit Zoom-Objektiv sind preiswert. Das war der Preis, zu dem diese RP seit Jahren (als Set) in den USA angeboten wurde.
Das ist definitiv hochwertiger als manche APS-C- Einsteiger-Kamera. Letzteres macht wiederum jenen heftige Konkurrenz, auch aus dem eigenen Hause Canon.
Die langjährige Fotokrise und im Sommer 2022 die allgemeine Weltwirtschaftskrise trieb immer mehr Firmen in den Ruin respektive den Konkurs. In den USA wurde Mitte Juli bekannt, dass die Speicherfirma drobo bereits einen Monat zuvor Gläubigerschutz beantragt hatte.
Die Firma drobo stellt(e) größere Datenspeicher (Festplatten-RAID-Systeme) her, welche vor allem von Firmen (Berufsfotografen und Profi-Videografen), aber auch zahlreichen vermögenderen Amateuren seit Jahren zu Hause verwendet wurden, um größere Datenmengen zu speichern: NAS und DAS - siehe Datensicherung.
Allerdings war die Firmengeschichte bereits hochgradig verdächtig: im May 2005 als Data Robotics gegründet und 2011 umbenannt, 2013 ausgegliedert als eigene Tochter und mit Connected Data fusioniert sowie 2015 von einer Investment-Gruppe übernommen, wurde sie 2018 erneut verkauft. Nach 2018 wurde es ruhig um die Firma. Aber von all dem erfuhren die naiven Kunden kaum etwas. Kommentarlos verschwanden immer mehr der früher angebotenen Produkte.
Tochterfirma und Mutter beantragten bereits im Juni Gläubigerschutz. Das ist schlecht. Normalerweise trifft es nur die - exakt deshalb ausgegliederten - Töchter. Noch schlechter ist, dass es einen Monat geheim gehalten wurde - von der Presse: auch den Video- und Fotofachmagazinen. Lag es vielleicht daran, dass jene das Konzept erst hochjubelten und dann über eine Dekade lang bezahlte Werbung für dies Datenfirma bei Fotografen und Videografen machten?
Sogar im (seltenen) Idealfall, dass eine gerettete Rest-Firma überleben sollte, würden deren Produkte ganz anders aussehen (müssen), da der Markt sich verändert hat. Es fehlen schlicht die vielen Fotografen und Videografen - sowohl im Berufsumfeld als auch privat. Zudem existieren bessere Produkte der teureren Mitbewerber.
Nun traf es viele Fotografen und Videografen hart. Denn so einfach kann man ein RAID-System nicht wechseln. Das wird extrem teuer. Aber beim Festplattenschaden auch nur einer HDD im alten System ist auch der GAU zu erwarten, da es scheinbar keine Ersatzplatten exakt für dieses komplexe System mehr zu kaufen gibt. - Korrekt gelesen: komplex. Denn das proprietäre System wurde umgebaut, damit angebliche Laien es bedienen können. Das rächte sich nun.
Das dahinter liegende Grundproblem war und ist jedoch, dass jene sogenannten Fach-Autoren in den Fotomagazinen schlichtweg meist keine Ahnung von IT und Datentechnik haben. Sie haben z.B. bis heute nicht den relevanten Unterschied zwischen Hochverfügbarkeitssystemen (RAID, DAS, NAS, NDAS - wie die von jener Firma hergestellten) und wirklichen Datensicherungs-Systemen begriffen. Wer als Fotograf oder Videograf solchen selbsternannten Fach-Leuten vertraut, verliert irgendwann sehr viel Geld und oder Daten.
Generell gilt deshalb der Warn-Hinweis: Wenn eine Firma eine bisher unglaublich komplizierte IT-Technik, die nur für wenige Fachleute gedacht war, plötzlich für die Allgemeinheit - der Laien-Fotografen - anbietet und dann auch noch preiswerter ist als alle etablierte Konkurrenten, welche das seit Jahren offerieren, dann muss man da skeptisch und kritisch nachhaken. - Meine Mutter pflegte zu sagen: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens auch so.
Ende Juli wurde erneut der seit Jahren extrem leidende chinesisches Immobilienmarkt in den Fokus der ökonomischen Aufmerksamkeit gerückt, als der bisher seriöseste und größte chinesische Baugigant Country Garden an der Börse neues Kapital zur Schuldendeckung aufnehmen musste. Dadurch sackten seine Aktienkurse um 15% ab. Dieser Immobiliensektor macht nicht nur ca. 18-30% des chinesischen Bruttosozialprodukts aus, sondern beeinflusst direkt das Konsumverhalten fast der gesamten der Bevölkerung, da jene oft tief darin investiert ist. Man erwartete sogar einen Schrumpfungsprozess in diesem Sektor von bis zu einen Drittel in diesem Jahr, weil das Vertrauen verloren ging. Die dort angehäuften Schulden sind derart erschreckend, dass sie alleine bei dem zweitgrößten Baugiganten Evergrande über 300 Milliarden US-Dollar betragen. Bei eigentlich seriösen kleineren Firmen sollen kurzfristigen Kredite in Höhe von 144 Mrd. US$ betroffen sein, bei sinkender Nachfrage und sinkenden Immobilienpreisen - ein Teufelskreis, der zu weiteren Bauverzögerungen führen wird und so das Problem nochmals verschärft. Das wird somit den sowieso bereits leidenden Konsum der Privathaushalte in China weiter absenken und das geplante Wirtschaftswachstum weiter drücken. Das alles gilt trotz der sofort eingeleiteten nochmaligen staatlichen Stützungsaktion von weiteren 44 Mrd. US$ für diesen wichtigen Industriesektor. Überdies wurden die (staatlichen) Banken angewiesen, weitere bis zu 44 Mrd. US$ an Krediten an den Bausektor zu vergeben. Das alles zeigte den Ernst der Lage. Das hat dann neben dem Verkauf von Kameras auch direkte und indirekte Auswirkungen auf die gesamte Weltwirtschaft. Denn China ist nun einmal die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt.
Die ohnedies florierende bis überhitzte Wirtschaft der USA dürfte durch den neuen Inflation reduction Act weiter angeheizt werden, da die Bundesregierung nochmals hunderte Mrd. US$ (2. Quelle) in diverse Bereiche investieren will.
Ende Juli meldete sich Sigma wieder einmal zurück - u.a. mit dem überarbeiteten Sensor.
Dieser X3-Sensor nimmt das Licht in drei separaten Ebenen für die drei Farben (RGB) auf. Dadurch ist das Bildergebnis zwar schärfer und zeigt weniger Artefakte. Aber der Sensor benötigt mehr Licht dafür. Deshalb räumt selbst Sigma ein, dass es sich um einen Sensor im Nischenbereich nur für bestimmte Anwendungen bei viel Licht handelt.
Überdies ist er bauartbedingt langsam. Somit scheidet modernes hochauflösendes Video aus.
Überdies haben sehr viele Kunden vor vielen Jahren mit jenen Sensoren / Kameras sündhaft viel Geld verloren.
Das wird ein weiteres Kameramodell für die absolute Nische in der Nische der dedizierten Kameras: technisch interessant und (vor allem in der Sommerpause) erwähnenswert. Aber nur ganz wenige Fotografen werden sich das anschaffen. Für Videografen sehe ich keinen Einsatzzweck.
Im Übrigen blieb der CEO bei diesem Sensor ziemlich vage.
Interessanter scheint mir eher die Aussage, dass Sigma weiterhin Objektive für Kameras mit Spiegel (DSLR) anbieten will. For Sigma, we will support those photographers as long as possible, if there is demand. - Was Sigma betrifft, werden wir diese Fotografen so lange wie möglich unterstützen, sofern Bedarf besteht. - Das klingt einerseits erfreulich für die Kunden. Aber es beruht andererseits überwiegend auf der (für Sigma betrüblichen) Tatsache der vollen Lager mit diesen alten Objektiven. Die Nachfrage danach brach ein, weil der Verkauf der DSLRs in den letzten Jahren drastisch wegbrach. Die Altkunden kauften schlichtweg zu wenig weitere Objektive, als dass man die fehlenden Neukunden ausgleichen konnte. Die Bestandskunden kauften - wie bei allen Firmen - in den letzten zwei Jahren der Pandemie vor allem noch fehlende Makro-Objektive und manche Telebrennweiten für die Wildtierfotografie nach. Ob diese zwei Trends langfristig - nach Aufhebung aller Kontaktbeschränkungen - aufrecht erhalten bleiben, darf zumindest hinterfragt werden.
Festhalten muss man allerdings sachlich, das sich Sigma bei Objektiven seit Jahren systematisch auf spiegellose Kameras umgestellt hat - und dort wiederum auf den Bereich Video.
Ferner sprach er offen das umstrittene Thema der elektronischen Korrektur der Optiken an, indem er zwei Klassen von Objektiven ankündigte: einerseits Objektive von Sigma ohne jene elektronische Fehlerkorrektur (also rein optisch optimierte Objektive) und andererseits jene (eher kompakteren) mit solcher Software-Korrektur.
Da auch Sigma unter den üblichen Beschränkungen arbeiten muss, bat der Sigma-Chef um Geduld bei neuen Objektiven. Die Entwicklung und auch die anschließende Produktion hochwertiger Objektive benötigt generell viel Zeit. Durchschnittlich geht man in der Branche von einem Jahr für die Herstellung eines hochwertigen Objektives aus - von der Glasherstellung über das oft komplexe Schleifen und Polieren bis zum Zusammenbau der Linsen. Sigma als kleine Firma kann dies auch nicht schneller vollziehen als die großen Hersteller.
Ende Juli wurde bekannt, dass Tokina die Produktion von drei Objektiven einstellt und die Preise von 13 anderen erhöht. Die Inflation trifft alle Firmen hart und wird an die Kunden weitergereicht.
Ende Juli waren schließlich die schlechten Zahlen der US-Wirtschaft nicht mehr länger zu verheimlichen.
Die Rezession war laut wirtschaftswissenschaftlicher Definition - Rückgang des Brutto-Inlands-Produktes - bereits im ersten und zweiten Quartal 2022 eingetreten - viel früher als befürchtet.
Nun stritt man sich auf politischer Bühne um die (neue) Definition der Rezession. Das war angesichts des befürchteten Wahldebakels der Demokraten zu erwarten. - So wie bei uns die Inflationsrate politisch geschönt wird, wird in anderen Ländern nun das Wort Rezession nun neu definiert. Aber in den USA wird - wie bei uns - zuerst einmal die Berechnung der Daten noch weitere zwei Mal wiederholt (und dabei politisch korrigiert - mathematisch kann man daran nichts korrigieren - man fügt nur neue, angeblich wichtige Daten hinzu, bis das politisch gewünschte Ergebnis passt).
Diese politischen Tricks ändern jedoch kaum etwas daran, dass sich die Bevölkerung in vielen Bereichen des Konsums einschränkt, respektive aufgrund der weltweit immer schneller galoppierenden Inflation anpassen muss. Das gilt im Übrigen auch für viele Teile derjenigen Wohlhabenderen, die es im Grunde nicht müssten. Es handelt sich immer auch um einen psychologischen Effekt. Das Problem scheint mir das in weiten Kreisen der Bevölkerung in den letzten Jahren komplett verloren gegangene Vertrauen in die Politiker und Mächtigen zu sein. Man erwartet von diesen mehrheitlich nur noch Lügen, und dass sowieso alles viel schlimmer kommt, als jene Mächtigen einem in der jeweiligen Salamitaktik erzählen.
Viel schlimmer ist jedoch der faktische Umstand, dass viele Firmen nun volle Lager besitzen, die sie sich in dem von mir früh kritisierten übertriebenen Optimismus durch Überproduktion aufgefüllt respektive erst angelegt hatten. Aber nun fällt die erwartete große Nachfrage deutlich geringer aus und die Händler bleiben auf den übervollen Lagern sitzen. Das wiederum führt zu Verlusten durch Abschreibungen. Hinzu kamen extreme Ungleichgewichte in der Handelsbilanz: Die USA hatte in den ca. letzten 12 Monaten viel zu viel importiert im Vergleich zum eher geringen eigenen Export.
Zwar ist die Wirtschaft der USA insgesamt (wie auch die der meisten Industrienationen) noch gut aufgestellt: es handelt sich noch nicht um eine schwere Wirtschaftskrise mit Massenarbeitslosigkeit. Allerdings handelt es sich dabei eher um nachlaufende Effekte. Extreme Rückgänge beim Handel und die nun offensichtlichen Probleme bei den Lagerbeständen sind dennoch negative Indikatoren, die sich nicht einfach wegdiskutieren lassen. Denn die Arbeitslosigkeit begann in den letzten Wochen in den USA bereits wieder leicht anzusteigen und die Bauzinsen sanken. Beide Werte gelten als Rezessionsanzeiger.
CIPA Juni-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im August die Juni-Zahlen besprechen.
Am 01. August 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Juni sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Juni 2022-Zahlen:
Die Juni-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie Lockdowns in China und des Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen sehr positiv - zumindest bestätigten Sie meine Annahme einer umgekehrten Sinuskurve mit Tal im ersten Halbjahr. Sie lagen in einigen Kategorien zwar unter den Juni-Zahlen des Vorjahres. Aber die Werte waren deutlich besser als die des direkt vorausgehenden Monats Mai 2022. Vor allem die Zahlen der spiegellosen Kameras lagen auf Spitzenniveau. Somit zeigt sich ein leichter Hoffnungsschimmer am Horizont.
Produktion Gesamtzahlen: +15,9% im Vergleich zum Juni 2021. Aber die Juni-Zahlen lagen sogar um +21,2% über denen des direkten Vormonats Mai 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -20,5% im Vergleich zum Juni 2021. Die Juni-Zahlen lagen aber um +29,7% über denen des direkten Vormonats Mai 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann.
Produktion DSRL: -37,6% im Vergleich zum Juni 2021. Die Juni-Zahlen lagen mit +29,7% über denen des direkten Vormonats Mai 2022. Allerdings lagen sie zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den / den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +99,1% im Vergleich zum Juni 2021. - Das war sehr erfreulich. Das lag weit über dem bisherigen Spitzenwert für die Juni-Produktion im Jahr 2018. Mit diesem Sprung gelang es sogar, die bisherige Gesamtproduktion an spiegellosen Kameras in den ersten 6 Monaten 2022 gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr deutlich ins Positive zu wenden. Also, geht doch, wenn man will.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: +1,1% im Vergleich zum Juni 2021. Die Werte stiegen gegenüber dem direkten Vormonat Mai 2022 sogar um +7,4% deutlich an.
Das lag im Juni 2022 sowohl am sich abschwächenden Chip-Mangel, als auch an der weltweit noch immer schwierigen Situation der überlasteten Transportmittel. Hinzu kamen die Sanktionen des Westens, welche u.a. den Transport mit russischen Flugzeugen, Schiffen und die Benutzung des russischen Luftraumes verbieten. Aber auch die Nachfrage nach Fotoausrüstung war getrübt durch die Auswirkungen der Sanktionen und der in Europa galoppierenden Inflation, wodurch viele Menschen sparen mussten oder zumindest mit Neuanschaffungen abwarteten. Praktisch gab man das Geld aufgrund des Nachholbedarfes eher für Restaurantbesuche und Reisen aus.
Verschiffung nach Europa: -8,1% im Vergleich zum Juni 2021. Auch hier stiegen die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat Mai 2022 um +21,7% deutlich an, sodass sich eine leichte Entspannung andeutete.
Die mit rund +13,6% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schien man im Juni die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips in den Griff bekommen zu haben. Das bestätigt auch Sony im Quartalsbericht. Aber der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden funktionierte nicht so gut.
Normalerweise nehmen von Mai zum Juni die Produktionszahlen allgemein weder ab noch zu (durchschnittlich seit 2010 sind sie identisch). Wir hatten aber 2022 im Juni eine erhebliche Zunahme um +21,2% zum Vormonat Mai (2022) zu verzeichnen. - Dies bestätigt mich in der Annahme der negativen / umgekehrten Sinuskurve im ersten Halbjahr 2022 und der nun anstehenden Erholung. Die Produktion der spiegellosen Systemkameras liegt nun auch auf dem richtigen Trend. Deshalb bin ich für das ganze Jahr 2022 insgesamt leicht optimistisch, dass die Werte (vor allem bei den zukunftsentscheidenden spiegellosen Kameras) in den kommenden Monaten weiter ansteigen könnten. Die nächsten Monate müssen das allerdings auch kontinuierlich fortsetzen. - Jedoch scheint es hierbei bereits von den Firmen in den Quartalsberichten angedeutete Probleme zu geben.
Quartalsberichte 2. (Kalender-) Quartal - Frühjahr 2022 - April bis Juni
Ende Juli begann wieder die übliche Berichtsperiode der Kamerahersteller über ihre Quartalszahlen in eigenen Pressekonferenzen. Diese Berichtsperiode liefert wertvolle Ein- und Ausblicke in die Fotowirtschaft.
Angesichts des Sommerlochs handelte es sich um die einzigen Wirtschaftsdaten von Relevanz. Dies gilt auch, wenn es sich faktisch um rückwärtsgewandte (also historische) Zahlen handelt.
Einerseits erwartete ich eine Milderung vieler früherer negativer Einflüsse, z.B. bei den Zulieferproblemen aller Hersteller, den Umstellungsproblemen bei der Produktion vieler Hersteller, Erleichterungen bei den Einschränkungen bei den Corona-Maßnahmen, Verbesserung bei den Logistikproblemen im Versand der Waren an die Kunden (vor allem in Übersee), Rückgang der eigenen (zu großen) Warenlager etc. Andererseits könnten sich erste negative Einflüsse durch die Sanktionen und die niedergehende Weltwirtschaft zeigen. Ferner erwartete ich Stellungnahmen des Top-Managements zur weiteren Prognose der Weltwirtschaft und ihrer eigenen Firmenpolitik angesichts des Krieges, der stetig verschärften Sanktionen sowie der weltweiten Inflation.
Allerdings will ich vorweg gleich festhalten, dass diese (insgesamt sicherlich guten) Bilanzzahlen sich vom Endkunden-Markt abgekoppelt haben. Es handelte sich um (zeitlich vorauslaufende) Verschiffungszahlen der Konzernzentralen und somit nur um von den Töchtern / Importeuren / Großhändlern an den Konzern bezahlten Kamera-Produkte. Jene sind hingegen noch lange nicht an wahre Endkunden verkauft. Zwar wird dies im 2. Quartal angesichts der Wartzeiten bei vielen teuren neuen Produkten sicherlich noch zu einem hohen Prozentsatz durchführen lassen. Aber die einfache Fortschreibung des Trends könnte sich bald als unzutreffend erweisen.
Canons Quartalsabschluss für das zweite Quartal 2022: 01.04. - 30.06.
Am Dienstag, den 26. Juli, eröffnete Canon - wie immer als erste große Fotofirma - den Reigen der Publikationen und gab seine Ergebnisse für das 2. Quartal bekannt, wobei hier das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. D.h. die Zahlen betreffen die Monate April bis Juni einschließlich.
Bitte beachten Sie, dass die Angaben in YEN sind. Der Wechselkurs betrug ca. 139. Um ein ungefähres Gefühl für den Yen zu erhalten, sehe ich YEN wie Cent und kalkuliere überschlagsmäßig 1/100. Danach kann man noch 1/4 abziehen - also die Werte abrunden.
Bitte beachten Sie die zum 01. Januar 2021 eingetretenen Bereichsänderungen, die bereits damals besprochen wurden.
Wie immer erlaube ich mir, diesen Quartalsbericht etwas ausführlicher zu analysieren, da alle anderen Firmen sich bezüglich wichtiger Informationen sehr zugeknöpft verhalten.
Quartalszahlen Q2:
Konzern-Umsatz: 998,799 Mrd. Yen = +13,3% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 98,475 Mrd. Yen. = +27,4% zum Vorjahresquartal.
Dem Konzern ging es sehr gut. Dies gilt auch, wenn man die rückläufigen Zahlen beim Nettoeinkommen des Konzerns sowie des Nettoeinkommens je Aktie berücksichtigt.
Despite growing uncertainty about global economy, demand for our products remained firm
Trotz wachsender Unsicherheit über die Weltwirtschaft blieb die Nachfrage nach unseren Produkten stabil.
2Q Increased product supply led to 6th consecutive quarter of Y/Y sales growth
[Im] 2. Quartal führte ein vergrößertes Produktangebot zu einem Umsatzwachstum im 6. Quartal in Folge im Jahresvergleich - Allerdings muss man die dafür herangezogene sehr tiefe Corona-Basis im Jahr 2020 berücksichtigen. Dennoch ist dies ein gutes Ergebnis.
Even amid cost increase, achieved double digital growth in operating profit, by adjusting prices and controlling expenses
Selbst bei steigenden Kosten wurde ein zweistelliges Wachstum des Betriebsgewinns erzielt, indem wir die Preise anpassten und die Ausgaben kontrollierten. Das besagt: nur durch Preiserhöhungen und weitere drastische Kostenreduktionen (u.a. Personaleinsparungen) wurden diese guten Ergebnisse erzielt. Daraus leite ich ab, dass die Marktlage nicht mehr ganz so einfach war.
Looking back at the second quarter of 2022, personal consumption maintained [on] a recovery trend, due to easing of restrictions on economic activities.
On the other hand, in addition to the global shortage of semiconductors, logistical constraints continued, due to the prolonged Ukraine crisis and lockdowns in China, and inflation accelerated.
In the United States, economic recovery continued due to a robust increase in personal consumption and improved employment levels in spite of inflationary pressure.
In Europe, although the level of economic activities began to recover to the pre-COVID levels, economic recovery remained moderate due to inflation and supply constraints resulting from the prolonged Ukraine crisis.
In China, personal consumption declined due to the restrictions under its Zero-COVID strategy.
In other emerging countries, the economy gradually recovered as a result of eased restrictions.
In Japan, although the economy recovered mainly in terms of personal consumption as a result of the easing of restrictions, economic recovery was moderate due to inflationary pressure caused by depreciation of yen.
Rückblickend auf das zweite Quartal 2022 setzte der private Konsum seinen Erholungstrend fort, da die [Corona-] Beschränkungen für wirtschaftliche Aktivitäten gelockert wurden.
Auf der anderen Seite hielten neben der weltweiten Verknappung von Halbleitern die logistischen Einschränkungen aufgrund der anhaltenden Ukraine-Krise und der Lockdowns in China an, und die Inflation beschleunigte sich.
In den Vereinigten Staaten setzte sich die wirtschaftliche Erholung aufgrund eines robusten Anstiegs des privaten Verbrauchs und einer verbesserten Beschäftigung trotz des Inflationsdrucks fort.
Obwohl sich das Niveau der wirtschaftlichen Aktivitäten in Europa wieder auf das Niveau vor COVID zu erholen begann, blieb die wirtschaftliche Erholung aufgrund von Inflation und Angebotsengpässen infolge der anhaltenden Ukraine-Krise moderat.
In China ging der private Konsum aufgrund der Einschränkungen im Rahmen seiner Null-COVID-Strategie zurück.
In anderen Schwellenländern erholte sich die Wirtschaft aufgrund von Lockerungen allmählich.
Obwohl sich die Wirtschaft in Japan aufgrund der Lockerung der Restriktionen hauptsächlich in Bezug auf den privaten Konsum erholte, war die wirtschaftliche Erholung aufgrund des durch die Abwertung des Yen verursachten Inflationsdrucks moderat. Ein durchwachsenes Weltbild: Wie immer erholten sich die USA schnell. Ansonsten sah es bestenfalls nur mäßig gut aus.
Vorsicht: Canon gibt in unterschiedlichen Papieren abweichende Zahlen zu den Einzelbereichen an. Ich orientiere mich deshalb an den offiziellen Finanzdaten für die Börsen-Analysten, weil Fehler dort hart bestraft würden, während im allgemeinen Präsentationsmaterial es manchmal zu Abweichungen kommt. Allerdings ist derartige Schlamperei bei Canon ungewöhnlich.
Bereich (neu) Printing: Umsatz (wie immer: nur external customers): 566,196 Mrd. Yen = +15,9% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 66,628 Mrd. Yen = +4,4% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres.
Bereich (neu) Imaging: Umsatz: 200,872 Mrd. Yen = +18,5% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 32,367 Mrd. Yen. = +54,8% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres.
Bereich (unverändert / alt) Medical: Umsatz: 118,131 Mrd. Yen = +5,7% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 8,301 Mrd. Yen = +125% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres.
Bereich (neu) Industry and Others: Umsatz: 114,921 Mrd. Yen = +1,4% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 16,038 Mrd. Yen = +3,6% gegenüber dem 2. Quartal des Vorjahres.
Posted sales and profit growth in all Business Units
Umsatz- und Gewinnwachstum in allen Konzern-Bereichen. - Das ist vermutlich das erfreulichste Ergebnis: Allen Teilbereichen des Konzerns ging es gut.
Informationshalber noch die ausgewiesenen Halbjahreszahlen für das laufende Geschäftsjahr 2022 - 1. Januar bis 30. Juni:
Konzern-Umsatz: 1.878,149 Mrd. Yen = +8,9% zum Vorjahreshalbjahr 2021.
Operativer Gewinn: 174,615 Mrd. Yen = +18,1% zum Vorjahreshalbjahr.
Bereich (neu) Printing: Umsatz (wie immer: nur external customers): 1.069,839 Mrd. Yen = +11,8% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr - Operativer Gewinn: 118,830 Mrd. Yen = +1,6% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr.
Bereich (neu) Imaging: Umsatz: 357,848 Mrd. Yen = +12,7% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr - Operativer Gewinn: 45,728 Mrd. Yen. = +17,1% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr. - Dieser solide Gewinn dürfte sowohl das Management bei Canon als auch alle Fotografen am meisten interessieren und beruhigen. Dadurch wird der Bereich Imaging gesichert.
Bereich (unverändert / alt) Medical: Umsatz: 236,234 Mrd. Yen = +0,1% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr - Operativer Gewinn: 14,622 Mrd. Yen = -3.8% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr. - Das Medizingeschäft will sich bei Canon nicht wirklich erholen.
Bereich (neu) Industry and Others: Umsatz: 216,101 Mrd. Yen = +0,3% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr - Operativer Gewinn: 269,515 Mrd. Yen = +2,6% gegenüber dem Vorjahreshalbjahr.
Nun, ja. Die Halbjahreszahlen sahen schon nicht mehr ganz so gut aus.
Für das zweite Quartal hielt man fest: For cameras, demand remained solid, mainly in mirrorless cameras and lenses. - Bei Kameras blieb die Nachfrage solide, hauptsächlich bei spiegellosen Kameras und Objektiven. - Wo denn sonst, da man die DSLR auslaufen ließ und die hochwertigen Objektive seit über einem Jahr Mangelware waren. Und solide Nachfrage ist nicht strong - stark wie z.B. bei den Bürodruckern. - Somit zeigten sich auch hier erste Bremsspuren.
Im Detail klang das dann doch viel nüchterner:
As for Imaging, unit sales of camera bodies, because of product shortages, remained below those of last year. However, supported by strong sales of interchangeable lenses, we posted double digit growth in both sales and profit, and our operating profit ratio increased to 16,1%
Im Bereich Imaging blieb der Absatz von Kameragehäusen aufgrund von Produktknappheit unter dem des letzten Jahres. Unterstützt durch starke Verkäufe von Wechselobjektiven verzeichneten wir jedoch ein zweistelliges Wachstum bei Umsatz und Gewinn, und unsere Betriebsgewinnquote stieg auf 16,1%.
Fazit: Der Absatz von Kameras sank sogar im zweiten Quartal bereits. - Ferner hege ich sogar Zweifel daran, dass dies nur an den angeblich fehlenden Zulieferteilen lag. Kameras sind Luxusprodukte und die meisten Reichen haben sich inzwischen bei Canon eingedeckt. Mehrheitlich wartet man nur noch auf hochwertige Objektive.
Dies wird auch durch den zweiten Teilbereich des Imaging - Network Cameras & Others / Überwachungssysteme - belegt, der seit Jahren die höchsten Wachstumszahlen bietet und diesen Konzernbereich Imaging aufwertet.
As for professional video production equipment, sales of Cinema EOS-series including the new EOS R5 C, professional video cameras and broadcast lenses, were strong. - Bei professionellen Videoproduktionsgeräten waren die Verkäufe der Cinema EOS-Serie einschließlich der neuen EOS R5 C, professioneller Videokameras und Broadcast-Objektive stark. - Wie im ersten Quartal 2022 legte auch der Video-Bereich von April bis Juni deutlich zu.
Die klassischen dedizierten (Foto-) Kameras können da schon lange nicht mehr mithalten.
2Q ... decline in unit sales due to supply shortag - Zweites Quartal ... Rückgang der Stückzahlen aufgrund von Angebotsengpässen.
Genau bedeutete dies: -7% im Vergleich zum Vorjahresquartal auf nunmehr 680.000 Systemkameras - also alles (APS-C und Vollformat) mit und ohne Spiegel.
Dennoch erwartet man aufgrund der weiterhin geplanten Überproduktion ein Jahresgesamtsteigerung der hergestellten Kamerazahl von +2% auf 2,8 Mio. Systemkameras.
Bei den Kompakt- und Bridge-Kameras sah es hingegen finster aus: ca. 110.000 (von Canon gerundet) sollen im zweiten Quartal noch produziert worden sein = -65% im Vergleich zum Vorjahresquartal. Für das ganze Jahr 2022 plant man insgesamt 500.000 Stück = -57% im Vergleich zum Vorjahr 2021.
Allerdings wurden diese positiven Ergebnisse des Konzerns überwiegend durch geradezu gigantische Währungsgewinne erzielt. D.h. der japanische Yen wertete gegenüber Euro und besonders US-Dollar drastisch ab. Rechnet man jene Währungsgewinne heraus, dann sieht es mit dem in Yen publizierten Umsatzplus miserabel aus - stagnierend bis rückläufig. Für den Bereich Imaging erwartet Canon sogar selbst -19,8 Mrd. Yen (auf Folie 7) Umsatzrückgang für das ganze Geschäftsjahr. - Hier zeigen sich am deutlichsten die Bremsspuren der Weltwirtschaft. Deshalb gibt Canon auch nur die deutlich besseren Zahlen zum Gewinn ohne Währungseinfluss (auf Folie 4) an.
Angeblich sollen die Kameraumsatzzahlen bei währungsbereinigt (in lokaler Währung des Verkaufslandes) +1,8% im zweiten Quartal gelegen haben. Man erhofft sich währungsbereinigt für das gesamte Geschäftsjahr 2022 immerhin noch +4,8% als optimistische Prognose. Aber bei derartigen Berechnungen sollte man größte Vorsicht walten lassen: Da werden nämlich zuerst einmal keine Inflation berücksichtigt (weltweit derzeit bei rund 10%) und dann gerne Wechselkurs-Durchschnittswerte für die drei Monate des Quartals angewandt, während die wahren Geldströme erst später fließen. Da der Yen weiter abstürzte, sind solche Durchschnittsberechnungen der Nominalpreise eher Makulatur für das gutgläubige Publikum.
Aber es kommt noch schlimmer:
As for income before income taxes and net income, due to rapid depreciation of the yen in June, and subsequent foreign exchange losses arising from foreign currency denominated borrowings of the parent company through the Group's internal financing system,...
Was das Ergebnis vor Ertragssteuern und das Nettoergebnis anbelangt, aufgrund der raschen Abwertung des Yen im Juni und nachfolgender Wechselkursverluste, die sich aus Fremdwährungsdarlehen der Muttergesellschaft über das interne Finanzierungssystem des Konzerns ergeben.
Kredite in Fremdwährungen sowie insgesamt Auslandseinkäufe in Fremdwährungen führen nun zu Verlusten. Das wird langfristig zum Problem werden - für alle japanischen Firmen. Das gilt nebenbei auch für europäische Firmen angesichts des immer weiter abwertenden Euros.
Zudem wird angesichts der Abwertung des Yen die (vor allem) in den letzten Jahren verstärkt in das Ausland verlagerte Produktion für die japanischen Firmen laufend teurer. - Operating expenses increased by 7.4% year-on-year.
Qualität und Quantität:
As for the second quarter, despite the ongoing shortage of semiconductor chips and supply chain disruptions due to lockdowns in China, Canon prioritized product supply by maximizing production, which was achieved by switching to alternative parts and developing business with new component suppliers.
Was das zweite Quartal betrifft, so hat Canon trotz des anhaltenden Mangels an Halbleiterchips und Unterbrechungen der Lieferkette aufgrund von Sperrungen in China der Produktversorgung Priorität eingeräumt, indem die Produktion maximiert wurde, was durch die Umstellung auf alternative Teile und die Entwicklung des Geschäfts mit neuen Komponentenlieferanten erreicht wurde.
Diesen seit ca. einem Jahr bei allen Firmen erkennbare Trend halte ich persönlich nicht für so gut. Denn faktisch meint man damit schlechtere Qualität der Zulieferteile, die man irgendwoher aus der Dritten Welt bezog.
Gleichzeitig erhöhte man auch noch die Produktion mit diesen Ersatzstoffen, weil man unbedingt die geplante Überproduktion erreichen will, um den (schwächelnden Foto-) Markt über die Angebotsseite anzukurbeln.
Für inakzeptabel halte ich: As for parts shortages, we have been promoting measures, which include changing the design of our products in order to use alternative parts ... - Was die Teileknappheit betrifft, haben wir Maßnahmen gefördert, darunter die Änderung des Designs unserer Produkte, um alternative Teile zu verwenden .... - Somit können Sie als Kunde alle alten Produktrezensionen vergessen. Die ab nun unter dem Modellnamen vertriebenen Versionen entsprechen nicht mehr den alten Produkten. Punkt.
Ferner räumt Canon ein:
However, due to Shanghai's COVID lockdown, we have seen a new round of parts shortages, which has led to some delay in production of mainly printing equipment and cameras[.] For laser printers and cameras, where a full recovery by year end is difficult to expect, though we lowered our projection for unit sales, we will adjust prices and shift sales to higher priced products through a change in product mix, to absorb some of the impact.
Aufgrund der COVID-Ausgangs-Sperre in Shanghai haben wir jedoch eine neue Runde bei der Teileknappheit erlebt, die zu einer gewissen Verzögerung bei der Produktion von hauptsächlich Druckern und Kameras geführt hat. Für Laserdrucker und Kameras ist eine vollständige Erholung bis zum Jahresende kaum zu erwarten, obwohl wir unsere Prognose für den Absatz von Einheiten [bereits] gesenkt haben. Wir werden die Preise anpassen [gemeint ist: erhöhen] und den Umsatz durch eine Verlagerung des Produktmixes auf höherpreisige Produkte erhöhen, um einen Teil der Auswirkungen auszugleichen.
Der Ausblick ist etwas getrübt:
As for the second quarter, due to things such as the prolonged Russia Ukraine conflict and Shanghai’s COVID lockdown, and accelerating global inflation, there is growing uncertainty about the future direction of the global economy Despite
Was das zweite Quartal betrifft, so besteht aufgrund von Dingen wie dem anhaltenden Russland-Ukraine-Konflikt und dem COVID-Lockdown in Shanghai sowie der sich beschleunigenden globalen Inflation eine wachsende Unsicherheit über die zukünftige Richtung der Weltwirtschaft.
The outlook for the global economy from the third quarter onwards is expected to maintain a recovery trend. However, it remains uncertain, with risks such as delays in the supply of semiconductor chips, the constraints in international freight transport due to high demand, the prolonged Ukraine crisis and further acceleration of inflation.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft ab dem dritten Quartal dürften den Erholungstrend fortsetzen. Es bleibt jedoch ungewiss, mit Risiken wie Verzögerungen bei der Lieferung von Halbleiterchips, Einschränkungen im internationalen Güterverkehr aufgrund der hohen Nachfrage, der anhaltenden Ukraine-Krise und einer weiteren Beschleunigung der Inflation.
Das halte ich für eine sehr (japanisch höfliche) Untertreibung des Ernstes der Lage.
As for mirrorless cameras, demand is expected to remain solid due to the need for high-quality visual expression.
Bei spiegellosen Kameras wird die Nachfrage aufgrund des Bedarfs an qualitativ hochwertigen visuellen Ausdrucksmitteln voraussichtlich solide bleiben. - Die allgemeine Floskel der letzten Jahre.
Von Kameras mit Spiegeln (DSLRs) und den Kompakt- sowie Bridge-Kameras spricht man bezüglich der Zukunft überhaupt nicht mehr.
For network cameras, the market is expected to maintain stable growth due to the growing demand for video analysis. In addition, the market for professional video production equipment is expected to grow, supported by increasing demand for video content due to the spread of online video streaming.
Für Netzwerkkameras [Überwachung] wird aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Videoanalysen ein stabiles Marktwachstum erwartet. Darüber hinaus wird erwartet, dass der Markt für professionelles Videoproduktionsequipment wachsen wird, unterstützt durch die steigende Nachfrage nach Videoinhalten aufgrund der Verbreitung von Online-Videostreaming.
Im Detail klingt dann auch die Einzelanalyse nicht mehr so erfreulich:
the impact from Shanghai's COVID lockdown was larger than expected, and we were unable to produce products in the quantity we planned for in the second quarter. Though this will impact sales in the third quarter, we were able to expand sales in the second quarter by taking advantage of our inventory.
Die Auswirkungen des COVID-Lockdowns in Shanghai waren größer als erwartet, und wir konnten im zweiten Quartal Produkte nicht in der geplanten Menge produzieren. Obwohl sich dies auf den Umsatz im dritten Quartal auswirken wird, konnten wir den Umsatz im zweiten Quartal ausweiten, indem wir unsere Lagerbestände nutzten.
Das meine ich mit den Puffern durch die Zentral-Lager, welche man firmenpolitisch schnell einsetzen kann. Aber dann trifft es einen eben ein Quartal später.
... although the rise in material and logistical costs continue to affect us,...
... auch wenn uns die gestiegenen Material- und Logistikkosten weiterhin treffen,...
Das Problem sind noch immer die weiter steigenden Preise bei Zulieferteilen und dem Versand der fertigen Waren an die Kunden.
Deshalb prognostiziert Canon nun auch nur noch 5,45 Mio. Systemkameras als Weltmarkt für alle Kamerahersteller für 2022.
Schönsprech und Euphemismen:
Even under a situation of declining unit sales, we raised the ratio of full frame mirrorless cameras for which we prioritize production and sales,....
Sogar in einer Situation rückläufiger Stückzahlen haben wir den Anteil der spiegellosen Vollformatkameras erhöht, für die wir Produktion und Verkauf priorisieren.
Das klingt so schön: Canon verlegt sich zunehmend hin zu Vollformat. Das ist sogar korrekt. Aber der Hintergrund ist leider der Absturz des APS-C-Marktes. D.h.: Selbst, wenn man keine einzige Vollformat-Kamera mehr verkauft als bisher, aber monatlich ca. 5% des APS-C-Marktes wegbrechen, dann steigt der Anteil der Vollformat-Kameras an. So missverständlich sind nun einmal Verhältniszahlen.
Weltfremdes Wunschdenken zur R7 und R10:
We expect professionals and advanced amateurs to, for example, use these as sub cameras, and that it will also encourage people to replace their SLR cameras or step up from entry class cameras.
Wir erwarten, dass Profis und fortgeschrittene Amateure diese [Kameramodelle R7 und R10] beispielsweise als Zweitkameras verwenden, und dass dies auch die Menschen dazu ermutigen wird, ihre Spiegelreflexkameras zu ersetzen oder von Kameras der Einstiegsklasse aufzusteigen.
Mit Verlaub: Kein Berufsfotograf oder ambitionierter Amateur legt sich eine Kamera als Zweitkamera zu, die nicht einmal einen brauchbaren elektronischen Sucher besitzt (R10). Da bietet jedes Smartphone mehr. Und jede derzeit bei MediaMarkt für 400 Euro erhältliche RP liefert (laut Praxistests) eine höhere Bildqualität als die R7 (zum vierfachen Preis). - Beide neuen APS-C-Modelle scheinen besonders auf den US-Markt ausgerichtet zu sein. Aber die USA sind nicht der ganze Weltmarkt der Fotografie.
Die beiden Kameras sind für sich genommen durchaus gut und man kann damit schöne Fotos machen. 2018 (beim Bajonettwechsel) herausgekommen wären sie ein großer Erfolg geworden. Aber vier Jahre später werden sie nur dank unhaltbarer Versprechen des eigenen Marketings und bezahlter Lügen der Influencer (Canon EOS R7 Review: Best sports & wildlife mirrorless camera!) noch zahlreiche Kunden finden. Jene Käufer werden allerdings 2023 enttäuscht sein, weil die geschürten Erwartungen zu hoch sind. Fünf Jahre nach dem Systemwechsel werden diese beiden APS-C-Kameras in einer Weltwirtschaftskrise zu Ladenhütern werden. Canon (und Nikon) waren 2018 beim Übergang zu spiegellosen Kameras mit ihrem gleichzeitigen zusätzlichen Bajonettwechsel, den ich für falsch hielt, zu spät dran. Wie vorausgesagt ist nach nun vier Jahren das neue Bajonett noch immer nicht vollständig: Vor allem fehlen (wie schon immer) die passenden APS-C-Objektive in hoher Qualität. Aber der Markt hat sich verändert.
Wie in der Politik scheinen einige Manager nun ein Opfer ihrer eigenen Propaganda/Werbung und überoptimistischen Prognosen zum US-Foto-Markt zu werden.
Als nicht sonderlich gut bewerte ich überdies, dass man im zweiten Quartal den Etat für Forschung und Entwicklung im Imaging (in Yen) - trotz sehr hoher Inflation - nur leicht erhöhte - um +6% auf 20,826 Mrd. Yen. Da vieles in US-Dollar bezahlt werden muss, gleicht dies kaum den Währungsverlust oder die Inflation aus.
Lagerbestände:
Mehrfach wird darauf hingewiesen, dass die Lagerbestände gesunken seien:
Inventory of sales companies – Decreases as supply falls short of solid demand. - Bestand der Vertriebsgesellschaften - verringert sich, da das Angebot hinter der großen Nachfrage zurückbleibt.
Jedoch sind alle Detailzahlen von Ende März auf Ende Juni 2022 gestiegen. Bei Imaging stieg der Lagerbestand von 117,1 auf 126,6 Mrd. Yen, oder von 63 auf 73 Produktionstage. Alleine im Vergleich zum Stand Ende Juni 2021 (also exakt vor einem Jahr) nahm der Lagerbestand des Konzerns beim Imaging von 94,0 auf 126,6 Mrd. Yen oder um +34,7% zu.
Der rechtlich zulässige aber moralisch verwerfliche Trick liegt wieder einmal in der exakten Wortwahl: Die nationalen Vertriebsgesellschaften (z.B. in Europa) können seit über einem Jahr die Nachfrage nach hochwertigen Objektiven nicht befriedigen. Das hat jedoch nichts mit den hier für die Bilanz relevanten Lagerbeständen der Konzernzentralen (und vor allem der dortigen Kamerahalden) zu tun. Ferner rechnet man sich auch hier mit den Währungsdifferenzen günstig.
Ganz ehrlich: So geht das nicht. Man kann sich nicht die Währungsunterschiede beim Umsatz und Gewinn zu Gute anrechnen, aber dieselben Verhältnisse dann beim Lagerbestand herausrechnen wollen. Die Zahlen sind nun einmal schlichtweg nicht mehr so gut.
Der Cash-Flow nahm zu respektive blieb gleich. Das halte ich angesichts der schwierigen Weltwirtschaft bereits für ein sehr gutes Zeichen. Deshalb will man auch die Jahresdividende optimistisch um 20 Yen (oder +20%) auf 120 Yen erhöhen und gleichzeitig alte Schulden verstärkt zurückbezahlen. Ferner kaufte man bereits eigene Aktien zurück und will dies auch weiterhin tun. Letztere Kurspflege wird in Japan immer üblicher, um die eigenen Aktionäre bei Laune zu halten und einen Kurseinbruch an der Börse zu verhindern, oder zumindest zu verzögern.
Aufgrund des weitergehenden Währungsverfalles des Yen hob man die Umsatz- und Gewinnprognosen (in Yen) für das Geschäftsjahr 2022 sogar noch an.
Auch am Vorhaben der Überproduktion hält man eisern fest:
By raising production volume as much as possible and supplying products, we plan to significantly grow the unit sales of each product over the second half of the year, as compared to the first.
Indem wir das Produktionsvolumen so weit wie möglich erhöhen und Produkte liefern, planen wir, den Absatz jedes Produkts in der zweiten Jahreshälfte im Vergleich zur ersten deutlich zu steigern.
Das wird spätestens Anfang 2023 zur Ernüchterung führen. Denn ich sehe derzeit für das Weihnachtsgeschäft eher dunkelgrau, wenn nicht sogar schwarz.
Im Übrigen erkenne ich hier einen Widerspruch zwischen den Aussagen des Top-Managements bei Canon sowie dem Marketing, Vertrieb und der Produktion des Kamerabereiches beim Imaging: Bereits die Ende Mai vorgestellte R7 passt kaum zu der Hochpreispolitik. Aber die R10 lässt sich damit überhaupt nicht vereinbaren. Beide neuen Modelle werden ausdrücklich auch im Quartalsbericht mehrfach positiv erwähnt: Expand user base through EOS R7 and EOS R10, first R system cameras that incorporate APS-C size sensors. Da noch weitere Billig-Modelle laut Rumors / Gerüchten in der zweiten Jahreshälfte 2022 und Anfang 2023 herauskommen sollen, würde ich als Top-Manager hier einmal um ein internes Gespräch bitten. So kann es mit der Kommunikation und Planung weder nach außen noch nach innen im Konzern weitergehen.
Selbst Canon räumte ein, dass bereits im zweiten Quartal die Nachfrage nach Zubehör sowie vor allem Verbrauchsmaterial (z.B. bei Druckern) drastisch einbrach. D.h. selbst dem Management sind die Menetekel an der Wand bereits deutlich sichtbar: As for changes in sales volume, assuming it will be difficult to fully recover from delayed camera and laser printer production by the end of this year, and also due to the lowering of our projection for non hardware demand within Printing, the impact was negative. - Unter der Annahme, dass es schwierig sein wird, sich vollständig von der verzögerten Kamera- und Laserdruckerproduktion bis Ende dieses Jahres zu erholen, und auch aufgrund der Senkung unserer Prognose für die Nicht-Hardware-Nachfrage im Druckbereich, waren die Auswirkungen negativ.
Auch hier also ein Widerspruch: Man hält an der Überproduktion fest, obwohl man bereits im ersten Halbjahr erkannt hat, dass man die geplanten Produktionszahlen für 2022 nicht mehr erreichen kann.
Fazit:
Dem Canon-Konzern ging es in der durch Sanktionen geschädigten Weltwirtschaft insgesamt gut. Der Kamerabereich konnte zumindest mit neuen, teuren Produkten satte Gewinne erzielen.
Aber dunkle Wolken ziehen auch für Canon am Horizont auf. - Und ich gewinne den nachteiligen Eindruck, dass manche bewusst nicht hinsehen wollen, in der (Segler-) Hoffnung, dass das Unwetter einen dann selbst auch nicht sieht und woanders hinzieht.
Panasonic
Am 28. Juli publizierte Panasonic seinen Quartalsbericht für das 2. Kalenderquartal 2022:
Panasonic verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2022) bis März (2023), nennt es aber vorausschauend 2023. Das hier besprochene erste Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von April bis Juni einschließlich.
Die Quartalszahlen für das 2. Kalenderquartal 2022 waren insgesamt noch erfreulich:
Quartals-Umsatz: 1.973,9 Mrd. Yen = +10% zum Vorjahresquartal. Dieses Wachstum beruhte jedoch z.T. auf rein bilanztechnischen Faktoren, wie der vollständigen Übernahme der Firma Blue Yonder sowie der Währungsgewinne aufgrund des regelrecht abstürzenden japanischen Yen.
Operativer Gewinn: 63,7 Mrd. Yen = -39% zum Vorjahresquartal.
Angepasster (Adjusted) Operativer Gewinn: 65,7 Mrd. Yen = -45% zum Vorjahresquartal. Dazu schreibt man:
Adjusted operating profit decreased.
Increased sales, and such efforts as price revisions, were unable to offset the impact from changes in the business environment, including the lockdown, shortages in semiconductors, parts and materials, and raw material prices hikes, as well as other negative factors such as increased fixed costs.
Das bereinigte Betriebsergebnis ging zurück.
Umsatzsteigerungen und Bemühungen wie Preiskorrekturen konnten die Auswirkungen von Änderungen im Geschäftsumfeld, einschließlich der [Corona-]-Lockdowns, Knappheit bei Halbleitern, Teilen und Materialien und Rohstoffpreiserhöhungen, sowie andere negative Faktoren wie erhöhte Festkosten nicht ausgleichen.
Operating profit decreased. However, other income/loss improved with reduced restructuring expenses. Therefore, the year on year decrease amount of operating profit is less than that of adjusted operating profit.
Das Betriebsergebnis ging zurück. Das sonstige Ergebnis verbesserte sich jedoch bei geringeren Restrukturierungsaufwendungen. Daher ist der jährliche Rückgang des Betriebsgewinns geringer als der des bereinigten Betriebsgewinns.
Das klingt schon deutlich negativer: Auch Panasonic musste - trotz aller seit langem laufenden Spar- und sonstigen neuen Gegenmaßnahmen - rückläufige Gewinne einräumen.
Noch negativer bewerten Analysten den Rückgang des FCF - Free Cash-Flows.
Allerdings werden der kleine Teilbereich Imaging oder auch nur das Wort Camera überhaupt nicht erwähnt. Imaging gehört seit der letzten Umstrukturierung zum größten Konzern-Bereich Lifestyle. Dieser umfasst die früheren Bereiche 'Appliances' und 'Life Solutions'. D.h. die Kameras rutschten bei der Konzernreform im April 2021 nochmals eine Ebene tiefer. Appliances (AP) umfasst Appliances mit Fernsehern, Hausgeräten, Klimaanlagen etc.). Der Quartalsbericht für den sehr großen und weit ausdifferenzierten Konzern Panasonic ist für das extrem kleine und folglich tief in andere Bereiche eingegliederte Segment Kameras derart unergiebig, dass man praktisch nur herausziehen kann, was allgemein oder indirekt genannt wird. Hinzu kommt der ungünstige Umstand: Lifestyle mit Living Appliances and Solutions Company, Heating & Ventilation A/C Company, Cold Chain Solutions Company, and Electric Works Company include part of sales and profit of China and Northeast Asia Company. D.h. diese Zahlen sind nochmals aufgeblasen.
Dass jedoch ganz offen über den starken Einbruch bei verkauften PCs/Laptops berichtet wird, lässt für den Zustand des gesamten Electronic-Bereiches / Heimkonsum - inklusive Kameras - nichts Gutes erahnen.
Lifestyle:
Quartals-Umsatz: 836,5 Mrd. Yen = +7% zum Vorjahresquartal. Aber ohne die Währungsgewinne waren es nur noch plus minus 0%.
Operativer Gewinn: 38,3 Mrd. Yen = -6,8% zum Vorjahresquartal.
Angepasster (Adjusted) Operativer Gewinn: 35,7 Mrd. Yen = -11% zum Vorjahresquartal.
Vor allem in diesem Bereich wurden die extrem negativen Einflüsse des Währungsverfalles des japanischen Yen erwähnt. - Das muss langfristig Auswirkungen auch auf die Preise der Kameras für die Endkunden haben.
Beim Unterbereich Living Appliances and Solutions Company (mit den Kameras) sah es noch ungünstiger aus:
Quartals-Umsatz: 205,5 Mrd. Yen = +6% zum Vorjahresquartal. Aber ohne die Währungsgewinne waren es nur noch -2% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 12,9 Mrd. Yen = -5,3% zum Vorjahresquartal. - Der angepasste (Adjusted) Operative Gewinn wird nicht angegeben.
Panasonic räumte ganz offen ein, dass dieser Unterbereich das Sorgenkind des Konzern im 2. Kalenderquartal war:
In Living Appliances and Solutions Company, sales decreased in real terms, excluding the effect of exchange rates. Sales in Japan decreased, such as for microwave ovens, affected by the lockdown and other factors. However, overseas sales increased, mainly with refrigerators and washing machines in Asia. Profit decreased with decreased sales, despite promoting price revisions and rationalization to counter the deteriorated business environment.
Im Bereich Living Appliances and Solutions ging der Umsatz [sogar] ohne Berücksichtigung von Wechselkurseffekten real zurück. Die Verkäufe in Japan gingen zurück, beispielsweise bei Mikrowellenherden, die durch den Lockdown und andere Faktoren beeinträchtigt wurden. Allerdings stiegen die Verkäufe in Übersee, hauptsächlich mit Kühlschränken und Waschmaschinen in Asien. Der Gewinn ging mit sinkenden Umsätzen zurück, obwohl Preisanpassungen und Rationalisierungen gefördert wurden, um dem verschlechterten Geschäftsumfeld entgegenzuwirken.
Mehrfach wird der Rückgang der Nachfrage und des Konsums in einigen Sparten sowie Weltregionen erwähnt. Im zweiten Kalenderquartal wurde dies noch (durch vor allem Industriewachstum) in anderen Bereichen oder zumindest Weltregionen (Dritte Welt und vor allem Indien) ausgeglichen.
Die Schuld gibt man auch hier überwiegend dem Lockdown in Shanghai sowie dem Mangel an Chip-Bausteinen. Trotzdem räumte auch Panasonic ein: ... decreased sales of consumer electronics in Japan - Verkaufsrückgänge bei elektronischen Konsumenten-Produkten in Japan. Hinzu kamen die Preissteigerungen bei fast allen Rochstoffen sowie die allgemeinen Logistikprobleme. Ferner erwähnt man den auch von mir in den Vorjahren immer wieder vorgebrachten typischen negativen Effekt des post Olympic demand slowdown. - Vor einer Olympiade steigt in der Euphorie der Konsum (vor allem im Inland), aber nach den ausgerichteten olympischen Spielen tritt in fast allen austragenden Nationen eine spürbare Ernüchterung ein, die sich auch im Konsum niederschlägt.
D.h. auch im Bereich Lifestyle waren die Ergebnisse schlechter. Es war aber noch ein Gewinn. Dennoch zeigte sich beim Bereich, der die Kameras enthält, eine deutliche Bremsspur.
Im Übrigen räumte man ein, dass man diese noch guten Ergebnisse (wie bei anderen Firmen auch) nur dank massiver Preiserhöhungen erzielen konnte: price revisions both in Japan and overseas markets countered the deteriorated business environment - Preisneuregulierungen sowohl in Japan als auch in den Überseemärkten wirkten dem verschlechterten Geschäftsumfeld entgegen.
Aufgrund der Inflation stiegen die Kosten für Forschung und Entwicklung (R&D) des Panasonic-Konzerns im zweiten Quartal zwar (um +13%) drastisch an, lassen jedoch keine Rückschlüsse auf den winzigen Bereich Imaging zu.
Auch bei Panasonic stiegen die Lagerbestände im zweiten Kalenderquartal deutlich an (um 234,4 Mrd. Yen = 2,9% auf 8.258 Mrd. Yen Ende Juni 2022), lassen jedoch keine Rückschlüsse auf den winzigen Bereich Imaging zu. Aber gut ist das grundsätzlich nicht. Denn es hat u.a. sofortige Auswirkungen auf den FCF Free Cash Flow. Von den langfristig dadurch erforderlichen Abschreibungen ganz zu schweigen.
Die aktuelle Lage und der Ausblick werden zurecht als unsicher beschrieben:
However, the impact of shortages in semiconductors and parts & materials as well as price hikes in raw materials & logistics are expected to remain. We will implement countermeasures such as alternative procurement and price revisions to mitigate the impact of these factors.
Es wird jedoch erwartet, dass die Auswirkungen von Engpässen bei Halbleitern und Teilen und Materialien sowie Preiserhöhungen bei Rohstoffen und Logistik anhalten werden. Wir werden Gegenmaßnahmen wie alternative Beschaffung und Preisanpassungen ergreifen, um die Auswirkungen dieser Faktoren abzumildern.
Dennoch ist man für das gesamte Geschäftsjahr (bis Ende März 2023) optimistisch, da man im Mai 2022 die Talsohle durchschritten hatte und seit Juni wieder positive Trends erkannte.
Bekämpfen will man die Preissteigerungen im Einkauf durch Ersatzlieferanten und Ersatzmaterialien sowie drastische Preiserhöhungen und durch weitere Rationalisierungen (Entlassungen) - wie alle Firmen.
Deshalb hält man an sehr ambitionierten Wachstumsvorgaben für das laufende Geschäftsjahr sowohl beim Umsatz als auch dem operativen Gewinn sowohl für den Gesamtkonzern als auch alle Unterbereiche fest.
Allerdings will man den notleidenden Bereich Lifestyle (vor allem zwischen Oktober 2022 und März 2023) nochmals in allen Segmenten genau durchleuchten, um dann weitere Maßnahmen zu publizieren. Das klingt eher negativ und lässt kaum Gutes für das Imaging erwarten.
Dem weit diversifizierten Panasonic-Konzern geht es gut. Aber in manchen Details zeigten sich im zweiten Kalenderquartal auch bei diesem Konzern Bremsspuren. Das Schweigen über Imaging und Kameras ist eher negativ zu sehen.
Sonys Quartalsabschluss für das zweite Kalender-Quartal 2022 - April bis Juni
Sony verwendet ein das Kalenderjahr übergreifendes Geschäftsjahr vom 01. April 2022 bis zum 31. März 2023 und nennt es rückwirkend - also FY (Financial Year) 2022. Das hier besprochene erste Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von April bis Juni einschließlich.
Erster Quartalsbericht für das Geschäftsjahr 2022:
Konzernumsatz: 2.311,494 Mrd. Yen = +2% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 306,963 Mrd. Yen = +10% zum Vorjahresquartal.
Aber Sony weist nicht auf die Währungsgewinne hin. Ohne jene sähe es deutlich negativer aus.
Betrachtung der Einzelsparten im zweiten Kalenderquartal April bis Juni 2022:
Game & Network Services (G&NS): 604,116 Mrd. Yen = -1,9% Umsatz, 52,762 Mrd. Yen operativer Gewinn = -36,6% zum Vorjahresquartal. - Die Spielebranche musste beim Umsatz in Yen kleine, aber beim Operativen Gewinn erhebliche Rückgänge hinnehmen.
Music: 308,070 Mrd. Yen = +20,9% Umsatz, 60,973 Mrd. Yen operativer Gewinn = +10% zum Vorjahresquartal. - Die Musikbranche boomte noch immer.
Pictures: 341,377 Mrd. Yen = +66,7% Umsatz, 50,655 Mrd. Yen operativer Gewinn = +99,8% zum Vorjahresquartal. - Die im Vorjahr noch schwächelnde Filmbranche legte beim Umsatz enorm zu und konnte den Gewinn drastisch erhöhen.
Vorsicht: The former Electronics Products & Solutions (EP&S) segment has been renamed the Entertainment, Technology & Services (ET&S) segment effective from April 2022. - Also wurde nun der frühere Bereich EP&S in ET&S umbenannt.
Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 552,310 Mrd. Yen = -4,2% Umsatz, 53,568 Mrd. Yen operativer Gewinn = -25,3%. - Der Großbereich ET&S (früher EP&S) verlor beim Umsatz etwas und beim operativen Gewinn deutlich. Zu diesem Bereich gehören auch die Kameras. Das ist noch ein guter Gewinn. Aber der Rückgang war unerwartet hoch. Dies gilt vor allem, wenn man bedenkt, dass dies reine Yen-(Brutto-)Werte sind, ohne Währungsausgleich oder Inflationsberücksichtigung. Somit zeigten sich auch bei Sony erste Bremsspuren.
Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment): 237,842 Mrd. Yen = +9,1% Umsatz, 21,689 Mrd. Yen operativer Gewinn = -28,8%. - Der Sensorbereich konnte sich beim Umsatz etwas erholen, verlor jedoch deutlich beim operativen Gewinn.
Financial Services Segment: 297,756 Mrd. Yen = -28,2% Umsatz, 81,306 Mrd. Yen operativer Gewinn = +238,6%. - Der Finanzsektor reduzierte seinen Umsatz deutlich, konnte aber den operativen Gewinn drastisch erhöhen. Das sind sehr gute Ergebnisse in einem generell sehr volatilen Bereich.
All Other: 19,334 Mrd. Yen = -12,1% Umsatz, 2,865 Mrd. Yen operativer Gewinn = -31%. - Die vielen kleinen Restteile des Konzerns verringerten den Umsatz und den Gewinn.
Still and Video Cameras:
Still and Video Cameras ist ein Unterbereich des Bereiches Entertainment, Technology & Services segment ET&S . Er beinhaltet: interchangeable lens cameras, compact digital cameras, consumer video cameras and video cameras for broadcast - Systemkameras, Kompakt- (und Bridge-) Kameras - Videokameras für Konsumenten sowie Film und Fernsehen.
139,703 Mrd. Yen = +20% Umsatz (Sales to external customers). Sony macht keine Angaben zum operativen Gewinn.
Aber man machte indirekte Angaben zum Bereich ET&S sowie explizit zu den Kameras:
Due to a faster than expected improvement in the utilization of our manufacturing facility following the Shanghai lockdown and a faster than expected improvement in supply constraints for components, centered on semiconductors primarily for digital cameras, Q1 operating income significantly exceeded our previous forecast.
Aufgrund einer schneller als erwarteten Verbesserung der Auslastung unserer Produktionsstätte nach dem Lockdown in Shanghai und einer schneller als erwarteten Verbesserung der Lieferbeschränkungen für Komponenten, die sich auf Halbleiter hauptsächlich für Digitalkameras konzentrierten, übertraf das Betriebsergebnis im ersten Quartal unsere vorherige Prognose deutlich.
Auch bei Sony verbesserte sich die Produktionsseite deutlich, aufgrund einer sich erholenden Gesamtsituation. Aber auch bei Sony führte dies zu sinnloser Überproduktion, welche zu einem erheblichen Teil in den Lagern landete.
The inventory level at the end of June is a little high even when we exclude the increase in valuation of the inventory due to the depreciation of the yen and the strategic stockpile of parts that we are concerned about procuring, and we plan to adjust that level in preparation for the expected softening of demand in the product markets going forward.
Die Lagerbestände Ende Juni sind etwas hoch, selbst wenn wir die Erhöhung der Bewertung des Lagerbestands aufgrund der Abwertung des Yen und der strategischen Bevorratung von Teilen, um deren Beschaffung wir besorgt sind, herausrechnen. Deshalb planen wir, dieses Niveau anzupassen in Vorbereitung auf die erwartete Abschwächung der Nachfrage auf den Produktmärkten in der Zukunft.
Wie überall sind die Lagerbestände (der Kameras etc.) auch bei Sony gewachsen. Das ist für jeden Hersteller in vieler Hinsicht nachteilig, vor allem aber, weil Sony bereits wusste, dass sich die Nachfrage abschwächen würde.
Moreover, we are steadily promoting the transfer of production across multiple facilities, decentralizing the production of key components and digitizing and further optimizing our operations. We will continue to strive to maintain and improve our profitability by responding swiftly to market changes.
Darüber hinaus treiben wir die Verlagerung der Produktion über mehrere Standorte hinweg stetig voran, dezentralisieren die Produktion von Schlüsselkomponenten und digitalisieren und optimieren unsere Abläufe weiter. Wir werden uns weiterhin bemühen, unsere Rentabilität zu erhalten und zu verbessern, indem wir schnell auf Marktveränderungen reagieren.
Das sind die üblichen Werbeversprechen an die Aktionäre nach weiteren Sparmaßnahmen. Dennoch kann man daraus auch den Wunsch nach weiterer Überproduktion oder zumindest hoher Kameraproduktion herauslesen.
Der Ausblick auf das Gesamtjahr wurde zwischen Mai bis Ende Juli deutlich negativer:
Since then [May 2022], the business environment has changed significantly, and there are concerns that the global economy will further decelerate primarily due to recent rapid inflation and monetary policies several countries are pursuing to respond to it.
Seitdem [Mai 2022] hat sich das Geschäftsumfeld erheblich verändert, und es gibt Bedenken, dass sich die Weltwirtschaft weiter verlangsamen wird, hauptsächlich aufgrund der jüngsten schnell steigenden Inflation und der [restriktiveren] Geldpolitik, die mehrere Länder verfolgen, um darauf zu reagieren.
In addition to the Entertainment, Technology & Services ('ET&S') and Imaging & Sensing Solutions ('I&SS') segments, which have a relatively high degree of sensitivity to changes in the macro environment, we are paying close attention to changes in the business environment of all our segments including Game & Network Services ('G&NS'), Music, Pictures and Financial Services, and we are taking steps to mitigate risk when managing our business.
Neben den Segmenten Entertainment, Technology & Services ('ET&S') und Imaging & Sensing Solutions ('I&SS'), die eine relativ hohe Sensitivität gegenüber Veränderungen des Makroumfelds aufweisen, beobachten wir Veränderungen im Geschäftsumfeld aller unserer Segmente, einschließlich Game & Network Services ('G&NS'), Musik, Bilder und Finanzdienstleistungen, und wir unternehmen Schritte, um Risiken bei der Verwaltung unseres Geschäfts zu mindern.
Although Q1 results were higher than our previous forecast, uncertainties in the business environment from the second quarter onward remain.
Obwohl die [Geschäfts-] Q1-Ergebnisse [gemeint ist das zweite Kalenderquartal] höher waren als unsere vorherige Prognose, bleiben Unsicherheiten im Geschäftsumfeld ab dem zweiten [Geschäfts-] Quartal [gemeint ist das dritte Kalenderquartal] bestehen.
On the other hand, new risks such as the global economic slowdown, especially in Europe, and the adverse effects of the strong dollar on our financial results have recently become apparent.
Auf der anderen Seite sind in letzter Zeit neue Risiken wie die weltweite Konjunkturabschwächung, insbesondere in Europa, und die negativen Auswirkungen des starken Dollars auf unsere Finanzergebnisse aufgetreten.
Dennoch ist man insgesamt optimistisch: Man hat die Prognosen für den Konzernumsatz für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2023 nochmals auf nun 11.500 Mrd. Yen erhöht, aber die Erwartungen für den operativen Gewinn auf 1.110 Mrd. Yen reduziert.
Ferner hält man am geplanten Wachstum im Kamerabereich / Imaging fest:
FY2022 Forecast (change from May forecast): + Impact of increase in sales of digital cameras due to an increase in unit sales
Prognose für das Geschäftsjahr 2022 (Änderung gegenüber Mai-Prognose): [Positive] Auswirkungen des Anstiegs des Umsatzes von Digitalkameras aufgrund eines Anstiegs der Stückzahlen.
Bei einem wachsenden Umsatz gegenüber dem Vorjahr gehe ich (optimistisch in Yen betrachtet) mit. Wie jedoch die verkauften Stückzahlen der Kameras steigen sollen, bleibt mir ein Rätsel.
Das gilt umso mehr, als sich Sony hier selbst widerspricht, weil es an anderen Stellen bereits deutlich auf eine erwartete Abschwächung der Nachfrage in den kommenden Quartalen hinwies.
Für erstaunlich halte ich ferner den erwarteten weiteren Rückgang bei Überwachungskameras bei Sony. Das ist weltweit ein boomender Bereich, an welchem andere Firmen blendend verdienen.
Fazit zum zweiten Kalenderquartal:
Dem Sony-Konzern ging es im Frühjahrsquartal April bis Juni sehr gut, aber Bremsspuren waren bereits ersichtlich und der erstaunliche Optimismus für den hohen Konsum in der zweiten Jahreshälfte 2022 scheint mir derzeit nicht gerechtfertigt.
Ricoh / Pentax
Am 03. August publizierte Ricoh seinen Quartalsbericht für das 2. Kalenderquartal:
Ricoh verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April 2022 bis März 2023, nennt es aber rückblickend 2022. Das hier besprochene erste Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von April bis Juni 2022 einschließlich.
Quartalsergebnis des Konzerns = 1. Quartal (= 2. Kalenderquartal = April bis Juni 2022):
Konzern-Umsatz: 459,341 Mrd. Yen = +8,1% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 9,626 Mrd. Yen = +69,9% zum Vorjahresquartal.
Nominal klingt das sehr gut.
Ganz offen schreibt man aber:
Growth and sales recovered moderately due to the continued impact of material shortages and COVID-19. However, sales increased mainly due to the impact of the depreciation of the yen.
Wachstum und Umsatz erholten sich aufgrund der anhaltenden Auswirkungen von Materialknappheit und COVID-19 moderat. Der Umsatz stieg jedoch hauptsächlich aufgrund der Auswirkungen der Abwertung des Yen.
Es ist lobend hervorzuheben, dass Pentax / Ricoh (im Gegensatz zu manchen anderen Firmen) auf diesen Währungseinfluss deutlich hinweist.
Als nicht so gut ist zu bewerten, dass der FCF Free Cash-Flow im zweiten Kalenderquartal auf 5,3 Mrd. Yen zurückging - im Vergleich zu noch 33,7 im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Auch die Lagerbestände des Gesamtkonzerns stiegen von 193,8 Mrd. Yen zum Endes des Vorjahresquartals auf 264,5 Mrd. Yen zum 30.06.2022 an (+36,5%). Das war selbst zum Stand Ende März 2022 (232,5 Mrd. Yen) nochmals ein deutlicher Anstieg (+13,8% in nur drei Monaten).
Dem Konzern ging somit im zweiten Kalender-/Jahresquartal 2022 (= 1. Geschäftsquartal) nur relativ gut.
Although COVID-19 infections continue to be a major concern, the global economy is on a gradual recovery path with economic activity resuming due to increased vaccination rates in major countries and elsewhere. On the other hand, prices are rising due to ongoing shortages of semiconductors and other materials, the prolonged Russia/Ukraine situation, and other factors.
Obwohl COVID-19-Infektionen weiterhin ein großes Problem darstellen, befindet sich die Weltwirtschaft auf einem allmählichen Erholungspfad, wobei die Wirtschaftstätigkeit aufgrund erhöhter Impfraten in wichtigen Ländern und anderswo wieder aufgenommen wird. Andererseits steigen die Preise aufgrund der anhaltenden Verknappung von Halbleitern und andere Materialien, der anhaltenden Situation zwischen Russland und der Ukraine und anderen Faktoren. - D.h.: Das Management schätzt die Zukunft insgesamt als durchwachsen gut ein.
In Japan, the number of COVID-19 cases has decreased and economic activity has recovered. On the other hand, prices are rising due to higher raw material prices and the depreciation of the yen.
In the U.S., prices and wages are rising amid negative GDP growth, and the monetary authorities are taking tight monetary policy to control inflation.
In Europe, the economy continues to recover, but the impact on the economy, including energy issues, has started to become apparent due to the prolonged Russia/Ukraine situation and deteriorating relations with Russia.
In other regions, in China, the zero-COVID policy against the spread of COVID-19 infections led to a lockdown of Shanghai and other cities, halting economic activity, and production delays due to plant and port shutdowns affected the export to other countries.
In Japan ist die Zahl der COVID-19-Fälle zurückgegangen und die Wirtschaftstätigkeit hat sich erholt. Andererseits steigen die Preise aufgrund höherer Rohstoffpreise und der Abwertung des Yen.
In den USA steigen Preise und Löhne inmitten eines negativen BIP-Wachstums [= einer Rezession], und die Währungsbehörden [US-Zentralbank] verfolgen eine straffe Geldpolitik, um die Inflation in den Griff zu bekommen.
In Europa erholt sich die Wirtschaft weiter, aber die Auswirkungen auf die Wirtschaft, einschließlich Energiefragen, werden aufgrund der anhaltenden Situation zwischen Russland und der Ukraine und der Verschlechterung der Beziehungen zu Russland allmählich sichtbar.
In anderen Regionen, [vor allem] in China, führte die Null-COVID-Politik gegen die Ausbreitung von COVID-19-Infektionen zu einer Sperrung von Shanghai und anderen Städten, einem Stopp der Wirtschaftstätigkeit. Und Produktionsverzögerungen aufgrund von Werks- und Hafenschließungen beeinträchtigten den Export in andere Länder. - Auch die Einzelanalyse der Regionen klingt eher verhalten optimistisch. Man erkennt deutlich die Risiken.
An anderer Stelle im Bericht nennt man dies auch ein challenging business climate - ein herausforderndes Geschäftsklima. Das halte ich angesichts der sich immer weiter verschärfenden Krisen in der Welt für ziemlich optimistisch.
Bereichs-Umsatz Other im 4. Quartal: 84 Mrd. Yen = -0,5% zum Vorjahresquartal. Das ist negativ, da hier noch der Währungsverlust hinzukommt. D.h. in Währungen der Zielländer / Verkaufsorte weltweit wurde weniger verkauft. Auch die dort galoppierende Inflation wird in diesen Nominalzahlen der Bilanzen nie erfasst.
Operativer Verlust: -3 Mrd. Yen Verlust.
Im Bereich Others mit den Kameras lief es somit im 1. Geschäftsquartal (= 2. Kalenderquartal 2022) weiterhin schlecht. Dieser Bereich schreibt nun seit dem ersten Geschäfts-Quartal 2020 bis heute kontinuierlich Verluste - also ist es das 9. negative Quartal in Folge. (Frühere Daten wurden nicht publiziert.) Als einzig Positives kann ich festhalten, dass der Verlust (nominal in Yen) abgenommen hat.
Jedoch finden sich über Cameras keine Anmerkungen in diesem Quartalsbericht, sodass man keine Detailaussagen hierzu treffen kann. Dass man sie überhaupt nicht erwähnt, lässt allerdings auch nichts Gutes erahnen.
Dennoch hält man an den Prognosen für das laufende Wirtschaftsjahr fest:
Erwarteter / angestrebter Umsatz im Geschäftsjahr 2022 (01.04.2022-31.03.2023) weiterhin / unverändert: 2.050 Mrd. Yen (+16,6%) und einen operativen Gewinn von 90 Mrd. Yen (+124,7%).
Optimistisch geht man von 34 Yen Dividende an die Aktionäre aus, die in zwei Halbjahrestranchen ausgeschüttet werden sollen.
Fazit: Ricoh als Konzern erholt sich, aber das zweite Kalender-Quartal 2022 war durchwachsen, der Bereich mit den Kameras erlitt weitere Verluste. Vor allem erscheinen mir die finanztechnischen Zukunftserwartungen reichlich optimistisch.
Nikon
Am 04. August publizierte Nikon seinen Quartalsbericht für das 1. Geschäftsquartal:
Nikon verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2022) bis März (2023), nennt es aber vorausschauend 2023. Das hier besprochene erste Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von April bis Juni 2022 einschließlich.
Quartalsergebnis zweites Kalenderquartal 2022 = 1. Geschäfts-Quartal (= April bis Juni):
Konzern-Umsatz: 145,648 Mrd. Yen = +10,1% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das lag jedoch überwiegend an den Währungsgewinnen
Operativer Konzern-Gewinn: 15,357 Mrd. Yen = -23,1% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das war ernüchternd - auch, wenn man stolz verkündete, dass alle Konzernbereiche nun wieder profitabel waren. Das Urteil gilt ferner auch, wenn man den Einmalgewinn im Vorjahresquartal durch Immobilienverkäufe herausrechnet. Denn das sind - wie überall - Nominalwerte, ohne Berücksichtigung des Währungsverfalles des Yen und der Inflation.
Als nachteilig bewerte ich auch den gestiegenen Lagerbestand im Konzern von Ende März 2022 238,950 Mrd. Yen auf Ende Juni 261,386 Mrd. Yen = +9,4%.
Sogar der Lagerbestand im Imaging nahm von Ende März 2022 (45,2 Mrd. Yen) bis Ende Juni (49,0 Mrd. Yen) deutlich zu (+8,4%).
Auch der Cash-Flow war rückläufig im Vergleich zum Vorjahresquartal und insgesamt in diesem Frühlingsquartal sowieso eher durchwachsen. Man sah sich sogar gezwungen, wieder erhebliche kurzfristige Kredite aufzunehmen.
Imaging-Umsatz (external customers): 61,269 Mrd. Yen = +22,3% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist gut zu bewerten.
Operativer Gewinn: 13,620 Mrd. Yen = +46,5% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist sogar als sehr gut zu bewerten, da es weit über dem Währungsgewinn und der Inflation liegt..
Produzierte / verschiffte / verkaufte Kameras im Vorjahres-Frühlingsquartal 2021 im Vergleich zum ersten Quartal 2022 und im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 anhand der von Nikon stark gerundeten Zahlen:
Kompakt- und Bridge-Kameras: 70.000 (Q2/2021), 20.000 (Q1/2022), 40.000 (Q2/2022). Dies ergibt zwar einen Rückgang im Frühlingsquartal zum Vorjahr von -43%. Aber immerhin nahm die Produktion / Verschiffung im zweiten Quartal 2022 wieder auf das Doppelte zu im Vergleich zum desaströsen ersten (Winter-) Quartal 2022 zu. Dennoch bin ich über Zunahmen bei dieser inzwischen ungeliebten Kameraklasse nicht so glücklich. Man sollte den Wert (Umsatz) und erzielbaren Gewinn aus diesen eher preiswerten Modellen auch nicht überschätzen.
Systemkameras (mit und ohne Spiegel): 220.000 (Q2/2021), 150.000 (Q1/2022), 200.000 (Q2/2022). Das war der Zukunftsmarkt. Hier sah es mit -9,1% zum entsprechenden Vorjahresquartal schlecht aus. Aber zumindest gelang es auch Nikon im zweiten Kalenderquartal 2022, die Produktion / Verschiffung deutlich (+33,3%) zum direkt vorausgehenden Winterquartal anzuheben.
Wechselobjektive: 390.000 (Q2/2021), 250.000 (Q1/2022), 340.000 (Q2/2022). Das war ein Teil des Zukunftsmarktes. Hier sah es mit -12,9% zum entsprechenden Vorjahresquartal schlecht aus. Aber zumindest gelang es auch Nikon im zweiten Kalenderquartal 2022, die Produktion / Verschiffung der Objektive deutlich (+36%) zum direkt vorausgehenden Winterquartal anzuheben.
Daraus darf man positiv schließen, dass auch Nikon im zweiten Kalenderquartal 2022 nicht mehr so stark unter den früheren Zulieferproblemen in der Produktion litt.
Trotz möglicher Rundungsfehler (auf Zehntausender) ist das deutliche - aber auch dringend erforderliche - Wachstum im zweiten Kalender-Quartal 2022 ersichtlich.
Bitte beachten Sie: Diese Werte wurden von mir (aus verschiedenen Berichten) zusammengestellt und dann errechnet. Nikon gibt z.B. weder Prozentzahlen noch überhaupt die Werte des direkten Vorquartals (Q1 / 2022) an.
During the three months ended June 30, 2022 (from April 1, 2022 to June 30, 2022), in the Imaging Products Business, despite continued constraints on procurement of components for the digital camera market due in part to the shortage of semiconductors, shipped quantities of products showed a slight recovery trend.
Trotz anhaltender Einschränkungen bei der Beschaffung von Komponenten für den Digitalkameramarkt, teilweise aufgrund der Halbleiterknappheit, zeigten die ausgelieferten Produktmengen in den drei Monaten bis Ende Juni 2022 (vom 1. April 2022 bis zum 30. Juni 2022) im Konzernbereich Imaging eine leichte Erholungstendenz.
In the Imaging Products Business, the Group continued to have strong sales of the flagship model, Z 9 full-frame mirrorless camera. The Group also sought to expand sales of mid- to high-end products and interchangeable lenses to professionals and hobbyists. As a result, sales of such products remained solid despite some constraints in supply caused mainly by the shortage of semiconductors, and the business segment recorded year-on-year increases in both revenue and profit partly because of higher average unit selling prices and the positive effects of yen depreciation.
Im Bereich Imaging Products verzeichnete die Gruppe weiterhin starke Verkäufe des Flaggschiffmodells, der spiegellosen Vollformatkamera Z9. Die Gruppe war auch bestrebt, den Verkauf von mittel- bis hochpreisigen Produkten und Wechselobjektiven an Berufsfotografen und Amateure auszuweiten. Infolgedessen blieben die Verkäufe solcher Produkte trotz einiger Lieferengpässe, die hauptsächlich durch die Halbleiterknappheit verursacht wurden, solide, und das Geschäftssegment verzeichnete im Jahresvergleich sowohl Umsatz- als auch Gewinnsteigerungen, teilweise aufgrund höherer durchschnittlicher Verkaufspreise pro Einheit und der positiven Auswirkungen der Yen-Abwertung. - Kurfassung: Teure Produkte verkauften sich gut. Deshalb werden alle Produkte noch teurer.
Regarding the business environment for the fiscal year ending March 31, 2023, for the Imaging Products Business, the digital camera market will continue to suffer supply problems due in part to the shortage of semiconductors.
In Bezug auf das Geschäftsumfeld für das am 31. März 2023 endende Geschäftsjahr für das Geschäft mit Imaging-Produkten wird der Markt für Digitalkameras weiterhin unter [Zu-]Lieferproblemen leiden, was teilweise auf die Knappheit von Halbleitern zurückzuführen ist.
Bezüglich der Zukunft (also das laufende Geschäftsjahr) ist man dennoch optimistischer als noch vor einem Quartal. Hier die Aussagen zum Imaging:
Unchanged forecast for market and Nikon sales volumes from previous forecast.
Unveränderte Prognose für den Markt und Nikons Umsatzvolumen gegenüber der vorherigen Prognose.
The shift to mid/high-end models for pro/hobbyists has been performing well. Aim to grow revenue YoY [Year over Year] mainly in mirrorless cameras and interchangeable lenses.
Die Umstellung auf mittelpreisige und hochpreisige Modelle für Berufsfotografen und Amateure hat sich gut entwickelt. Ziel ist es, den Umsatz im Jahresvergleich hauptsächlich mit spiegellosen Kameras und Wechselobjektiven zu steigern. - Nochmalige Betonung: DSLRs werden langsam ausgemustert.
Making an efforts to response of continued parts procurement constraints.
Wir werden Anstrengungen unternehmen, um auf anhaltende Einschränkungen bei der Teilebeschaffung zu reagieren. - Das ist das übliche Gerede, welches schon seit 2 Jahren nicht wirkte. Auch Nikon hat bei der Lösung der Probleme der eigenen Zulieferteile kein Ruhmesblatt aufzuweisen.
Aim to grow operating profit YoY driven by increasing sales of mid/high-end cameras and increasing ASP as well as weaker yen.
Ziel ist es, den Betriebsgewinn im Jahresvergleich zu steigern, angetrieben von steigenden Verkäufen von mittel- und hochpreisigen Kameras sowie steigenden Verkaufspreisen und einem schwächeren Yen. - Das bedeutet auch bei Nikon Preiserhöhungen für die Endkunden.
Expect to increase expenses such as development to improve product competitiveness.
Wir erwarten höhere Ausgaben bei z.B. [Forschung und] Entwicklung, um die Wettbewerbsfähigkeit der Produkte zu verbessern. - Das sehe ich nach den jahrelangen Sparmaßnahmen als positiv an.
Den Umsatz des Konzerns will man in der neuen Prognose (gegenüber der Mai-Prognose) um weitere 5 Mrd. Yen auf 625 Mrd. Yen erhöhen (im Vorjahr waren es: 539,612 Mrd. Yen). Den operativen Gewinn will Nikon sogar um weitere 5 Mrd. Yen auf 55 Mrd. Yen gegenüber dem ersten Entwurf im Mai 2022 steigern (im Vorjahr waren es: 49,934 Mrd. Yen). Aber das sind meines Erachtens überwiegend Währungsgewinne aufgrund des Yen-Verfalls.
Nikon setzte die Umsatzerwartungen im Imaging von 210 auf 215 Mrd. Yen hoch und die operative Gewinnerwartung von 22 auf 27 Mrd. Yen für das laufende Geschäftsjahr. Zumindest im Imaging sieht man somit u.a. durch die Währungsgewinne beim Umsatz von ca. +20% und ca. +5% beim operativen Gewinn noch positivere Zeiten voraus.
Der Optimismus erstaunt, da Nikon zunächst einmal von einem schwächeren ersten Geschäftshalbjahr ausgeht. Das sind die Kalenderquartale 2 und 3. Also bis Ende September erwartet man ein schlechteres Gesamtgeschäft. Aber dann soll es bis April 2023 drastisch aufwärts gehen. - Hoffen wir es für Nikon.
Die Jahresdividende soll deshalb bei den im Mai prognostizierten 40 Yen bleiben.
Fazit Nikon:
Dem Konzern ging es gut. Aber einige Bremsspuren waren im zweiten Kalenderquartal ersichtlich.
Dem Imaging ging es (vor allem im Vergleich zum direkten Vorquartal Q1 2022) wieder deutlich besser, und man ist bei Nikon für die Zukunft hierbei sehr optimistisch.
Jedoch bin ich mir da nicht so sicher, weil exakt ab Oktober erst die wahren Inflationsfolgen für die Bevölkerung im Alltag spürbar werden. Nikons zweites Geschäftshalbjahr Oktober 2022 bis März 2023 könnte für die Bevölkerung in Europa und evtl. auch in den USA erst richtig hart werden.
Wie viele Firmen verwendet Fujifilm das übergreifende Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2022. Das hier besprochene erste Firmen-Quartal umfasst somit den Zeitraum von April bis Juni 2022 einschließlich.
Quartalszahlen für das zweite Kalenderquartal 2022 = das 1. Geschäftsquartal von Fujifilm:
Fujifilm Gesamtkonzern 2. Quartal (April bis Juni 2022):
Umsatz: 625,860 Mrd. Yen = +7,4% gegenüber dem Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 49,550 Mrd. Yen = -12% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Somit hinterließ das zweite Kalenderquartal 2022 auch bei Fujifilm seine Spuren.
Das ist besonders schmerzlich, wenn man bedenkt, dass zu diesen Brutto-/Nominal-Zahlen ja noch die Inflation und die Währungsvorteile berücksichtigt werden müssen, welche man abziehen muss.
Operating income fell, hit by lower COVID-19-related demand than in the previous year and higher-than-expected surge in materials and energy costs.
Das Betriebsergebnis ging zurück, was durch eine geringere Nachfrage im Zusammenhang mit COVID-19 als im Vorjahr und einen unerwartet hohen Anstieg der Material- und Energiekosten verursacht wurde.
Der Gesamtbereich Imaging:
Umsatz: 82,459 Mrd. Yen = +13,6% gegenüber dem Vorjahresquartal. Das ist sehr positiv zu werten. D.h. auch bei Fujifilm ging es im zweiten Quartal aufwärts, weil sich die Zulieferprobleme milderten.
Operativer Gewinn: 10,5 Mrd. Yen = +31,8% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Das ist ebenfalls sehr positiv zu werten. D.h. auch bei Fujifilm wurden nun mehr hochwertige Kamera / Produkte verkauft.
Fujifilm gibt etwas kleinlaut in den Tabellen (auf Folie 9) zu, dass der Umsatz des Imaging unter konstanten Währungsannahmen nur um +2,8% zum Vorjahresquartal gestiegen wäre. Aber davon muss man die derzeit rund 10% Inflation weltweit noch abziehen. Gleichgültig wie hoch man jene je Land ansetzt, sieht dann das Ergebnis leicht negativ für das zweite Quartal aus. Zumindest in inflationsbereinigter Währung ist das nicht mehr ganz so gut.
Beim operativen Gewinn des Imaging unter konstanten Währungsannahmen sieht es noch schlechter aus: -3,6% zum Vorjahresquartal gesunken. Aber davon muss man ebenfalls noch die Inflation abziehen.
Die Detailanalyse dieses Quartalsergebnisses legt offen, dass der gesamte Bereich Imaging im zweiten Kalenderquartal 2022 13,2% des Umsatzes des Konzerns und 12,6% des operativen Gewinns erwirtschaftete. Das ist gut. Denn da sah es früher schon viel schlechter aus. Allerdings lag es bei den Prozentwerten für den Gewinn auch daran, dass Healthcare (mit -47,7%) einen drastischen Gewinneinbruch im zweiten Quartal hinnehmen musste. So ist das eben mit Verhältniszahlen.
Quartalsergebnisse Q2 2022 der Unterbereiche:
Umsatz Consumer Imaging = analoger Bereich: 5,1 Mrd. Yen = +20,5% zum Vorjahresquartal. Das ist beachtlich, selbst wenn man bedenkt, das im Vorjahr der Umsatz gering war und hier die Währungsgewinne nicht berücksichtigt sind.
Umsatz Professional Imaging = digitaler Bereich, aber mit den teuren sowie für den Hersteller lukrativen (Video-)Profikameras für Fernsehanstalten und Kino und deren Spezialobjektiven: 28,4 Mrd. Yen = +2,5% zum Vorjahresquartal. Das ist selbst brutto/nominal betrachtet eher eine geringe Steigerung gegenüber dem schwachen Vorjahresquartal.
Wie seit Langem publizierte Fujifilm keine Gewinnzahlen für die Unterbereiche.
In the consumer imaging field, steady sales of instant photo systems, color paper and dry minilabs / materials drove revenue higher. Regarding instant photo systems, revenue rose year-over-year, mainly driven by strong sales of new devices and film. The hybrid instant camera instax mini Evo, a flagship model of the instax Series launched in December 2021, boosted sales volume as it gained a high reputation for its classical design and 100 combinations of shooting effects. In June 2022, we launched the smartphone printer instax mini Link 2. It is well received in the market for its new features, including instaxAiR which allows users to draw and write letters in the air as an AR (augmented reality) effect when taking pictures by using the dedicated app. The instax Series will continue to provide new values to people around the world by combining analog and digital technologies.
Im Bereich der Bildgebung für Konsumenten [gemeint ist: analoger Filmbereich] führten stabile Verkäufe von Sofortbild-Fotosystemen, Farbpapier und trockenen Minilabs/Materialien zu höheren Umsätzen. Bei den Sofortbildsystemen stieg der Umsatz im Jahresvergleich, hauptsächlich aufgrund starker Verkäufe von neuen Geräten [Instax-Kamera-Modellen] und Filmen. Die Hybrid-Sofortbildkamera instax mini Evo, ein Flaggschiff der im Dezember 2021 eingeführten instax-Serie, steigerte das Verkaufsvolumen, da sie für ihr klassisches Design und 100 Kombinationen von Aufnahmeeffekten einen hohen Ruf erlangte. Im Juni 2022 haben wir den Smartphone-Drucker instax mini Link 2 auf den Markt gebracht. Er wird vom Markt wegen seiner neuen Funktionen gut angenommen, darunter instaxAiR, mit dem Benutzer beim Fotografieren als AR-Effekt (Augmented Reality) Buchstaben in die Luft zeichnen und schreiben können indem Sie die dedizierte App verwenden. Die instax-Serie wird Menschen auf der ganzen Welt weiterhin neue Werte bieten, indem sie analoge und digitale Technologien kombiniert.
Das klingt zumindest gut und belegt die weiterhin vorhandene Nachfrage nach anlogen Produkten. Allerdings sind Aussagen wie gut angenommen nicht euphorisch. Für ernsthafte Fotografen ist hingegen der Trend hin zu AR - Augmented Reality - eher nachteilig zu sehen. Dorthin bewegt sich offensichtlich das Interesse der Kunden.
In the professional imaging field, digital cameras were particularly hit by the COVID-19 lockdown in China, but revenue approximated the level of the previous year as we optimized the logistics structure and ensured maximum supply. In May 2022, we launched the FUJIFILM X-H2S mirrorless digital camera that boasts the fastest continuous-shooting, Auto Focus and video performance in the history of the X Series, which delivers premium image quality despite being compact and lightweight. We will continue to offer attractive products by realizing the best balance between image quality and size through the X Series and the highest image quality through the GFX Series.
Im Bereich der professionellen Bildgebung [Digitaler Bereich] waren Digitalkameras besonders von der COVID-19-Sperre in China betroffen, aber der Umsatz lag annähernd auf dem Niveau des Vorjahres, da wir die Logistikstruktur optimiert und eine maximale Versorgung sichergestellt haben. Im Mai 2022 haben wir die spiegellose Digitalkamera FUJIFILM X-H2S auf den Markt gebracht, die sich durch die schnellste Serienbild-, Autofokus- und Videoleistung in der Geschichte der X-Serie auszeichnet und trotz ihrer Kompaktheit und ihres geringen Gewichts eine erstklassige Bildqualität liefert. Wir werden weiterhin attraktive Produkte anbieten, indem wir die beste Balance zwischen Bildqualität und Größe durch die X-Serie und die höchste Bildqualität durch die GFX-Serie realisieren.
Zugegeben, das Meiste ist - wie immer zu diesem Digital-Bereich - reine Werbung. Aber auch bei Fujifilm verkaufen sich die teuersten neuen Modelle mit höchster Leistung gut. - Für die ärmeren Fotografen und Videografen sieht es hingegen wohl auch bei Fujifilm nicht mehr so rosig aus: attraktive Produkte ist in dem obigen Zusammenhang zur GFX-Reihe nun wirklich nur schwer als billige Modelle für Einsteiger zu interpretieren.
As shipments of film for instant photo Systems are increasing in line with higher demand for cameras and Printers, we have decided to invest approximately ¥2.0 billion to expand production lines at the Kanagawa site. With operations scheduled to start this fall, production capacity is expected to increase by 20%.
Da die Lieferungen von Filmen für Sofortbildsysteme im Einklang mit der höheren Nachfrage nach Kameras und Druckern zunehmen, haben wir beschlossen, etwa 2 Milliarden Yen in die Erweiterung der Produktionsanlagen am Standort Kanagawa zu investieren. Da der Betrieb im Herbst dieses Jahres aufgenommen werden soll, wird die Produktionskapazität voraussichtlich um 20 % steigen.
Das dürfte ein herber Rückschlag für alle sein, welche eine Stärkung des digitalen Kamerasektors erwarteten. Ganz im Gegenteil wird der analoge Bereich massiv weiter ausgebaut.
In the Professional imaging, digital cameras were hit by the lockdown in China, but revenue increased as sales of broadcast camera lenses recovered from the COVID-19 impact.
Im Bereich Professional Imaging [gemeint ist der gesamte Digital-Bereich] litten Digitalkameras unter dem Lockdown in China, aber der Umsatz stieg, da sich die Verkäufe von Fernseh-Kameraobjektiven von den Auswirkungen von COVID-19 erholten.
Dies lässt den Umkehr-Schluss zu, dass es im eigentlichen Bereich der Konsumentenkameras (APS-C und Mittelformat) deutlich schlechter beim Umsatz aussah.
Als nachteilig werte ich allerdings, dass auch bei Fujifilm die Lagerbestände allein in den drei Monaten Ende März bis Ende Juni deutlich zunahmen - um +17,2% auf 591,142 Mrd. Yen. Jedoch wird nichts zu den Unterbereichen aufgeschlüsselt, sodass man keine Detailanalysen zum Imaging machen kann.
Aussagen zum Forschungs- und Entwicklungs-Etat werden nur für den Gesamtkonzern gemacht: +1,1% gegenüber dem Vorjahresquartal. Aussagen zu den Digitalkameras lassen sich so nicht machen.
Nicht gefallen wird der negative Free Cash Flow von -54,4 Mrd. Yen im zweiten Kalenderquartal den Analytikern. Faktisch lag er sogar bei -67,3 Mrd. Yen.
Trotz der somit insgesamt nur guten Ergebnisse, sieht der Konzern seine Zukunft noch rosiger als in der Mai-Bewertung und hat die Umsatzprognosen nochmals um 50 Mrd. Yen auf 2.700 erhöht und die Gewinnerwartung um +5 Mrd. Yen auf 250. Auch Fujifilm erwartet somit eine steile Aufwärtsbewegung in den kommenden Quartalen. Aber auch hier gilt Vorsicht. Diese Erhöhung der Prognosen der Brutto-/Nominalzahlen macht nicht einmal die Währungsunterschiede oder die Inflation aus.
Fazit und Bewertung:
Dem Fujifilm-Gesamt-Konzern ging es - angesichts der Weltwirtschaftslage - gut. Um die weitere Zukunft jenes überwiegenden Medizin- und Spezial-Material-Konzerns muss man sich definitiv keine Sorgen machen. Aber ganz so blendend sieht die Situation nicht mehr aus, sofern man die Brutto-Zahlen um die satten Währungsgewinne durch die Yen-Abwertung und die hohe Inlands-Inflation bereinigt.
D.h. bei allem berechtigten Jubel des Konzerns gibt es auch bei Fujifilm einige Baustellen - vor allem in den Teilbereichen des Imaging.
Der ganze Bereich Imaging (analog wie digital) erholte sich nur langsam. Dies gilt insbesondere, weil der Löwenanteil auf den analogen Teilbereich entfällt.
Bitte beachten Sie auch die neue detaillierte Firmenanalyse Fujifilm.
Stereotype
Seit mindestens zwei Jahren fallen mir in den Quartalsberichten stereotype Schuldzuweisungen auf, die man hinterfragen muss. Denn nur, weil man eine Aussage dutzende Male wiederholt, wird sie dadurch nicht wahrer.
Der Chip-Mangel wird von fast allen Managern aller Herstellern den chinesischen Lockdowns und deren Null-CoViD-Politik zugeschrieben respektive damit vermengt. Das ist so allerdings nicht zutreffend.
Halten wir sachlich fest, dass der Chip-Mangel seit Sommer 2020 bekannt war, weil er sich seit Frühsommer jenes Jahres anbahnte und ab September 2020 durch Teilemangel und steigende Preise weltweit sogar jedem Endkunden bereits zeigte.
Für diesen groben Fehler des Übersehens aller Anzeichen respektive der durch übertriebenen Optimismus geblendeten Falscheinschätzung der Gesamtlage müssen die japanischen Manager selbst die Verantwortung übernehmen. Die japanischen Manager sind qualifiziert und gut, aber eben nicht sehr gut oder perfekt. Die durch die japanische Regierung und Zentralbank (BoJ) seit Jahrzehnten geschürte Stimmung des Optimismus, dass man alles mit immer noch mehr Geld (-Zuschüssen) regeln könne, geht nun nicht mehr auf - weder in Japan noch in der Welt.
In Wirklichkeit war es so, dass andere Firmen - wie z.B. die Smartphone-Hersteller - sich rechtzeitig um die Zulieferfirmen kümmerten und dort ihre Chip-Kontingente sicherten. Die japanischen Kamerahersteller hingegen waren überheblich und überschätzten ihre eigene angebliche Machtposition, welche sie bereits verloren hatten. Denn keinem Verantwortlichen war der mindestens 12-jährige Niedergang der dedizierten Kameraindustrie seit 2010 entgangen. Wir sprechen über einen Rückgang von weit über 90% - in die faktische Bedeutungslosigkeit.
Wer ständig weniger Chips nachfrägt, in China eigene Produktionsstätten schließt und sich auch sonst eher der chinesischen Politik und Wirtschaft gegenüber durch massive Sanktionen feindlich verhält, kann kaum auf eine wohlwollende Sonderbehandlung oder Vorzüge hoffen. - Die japanischen Firmen sind inzwischen keine Großabnehmer mehr, und somit sinkt ihr ökonomischer Einfluss. Wer sich dann auch noch unklug, überheblich bis arrogant verhält und Salz in alte Wunden der historisch sowieso belasteten Beziehungen in Ostasien streut, erhält irgendwann einmal die Quittung, indem er sich - wie viele andere kleine Firmen - ganz normal hinten anstellen muss. - Diese jedem Erstsemester der Wirtschaftswissenschaften bekannten ökonomischen Spielregeln müssen nun auch von den japanischen Managern der Imaging-Bereiche endlich eingesehen werden.
Ferner liegen bei weitem nicht alle Produktionsanlagen der Chiphersteller in China. Und selbst dort waren bei weitem nicht alle Standorte von den immer wieder zitierten Lockdowns betroffen. - Die durch die chinesischen Lockdowns verursachten Lieferprobleme betreffen somit überwiegend andere Zulieferteile.
Dasselbe gilt im Übrigen für die seit Jahren vorgeschobene Logistikkrise. Die weltweite allgemeine Logistikkrise wurde für die Kamerahersteller nur deshalb zum Problem, weil sie bis heute an den alten Transport- und Vertriebswegen festhielten, welche nur für Massengüter gedacht sind. Jedoch rutschten die eigenen Produktionszahlen unter die sinnvolle Grenze für jene Massenprodukte und somit Massentransportmittel ab. Wer derart schrumpft, der muss alles in der Produktions- und Lieferkette an die neue Situation anpassen. Bereits vor Jahren habe ich im Artikel Wege aus der Krise dargelegt, wie man den Direktvertrieb der (einzelnen) Kameras und Objektive aus den japanischen Zentralen an die Endkunden im Internet weltweit ergonomisch, sicher und preiswert gestalten kann. Auch das sind somit Ausreden.
Die japanischen Manager müssen nun endlich die Verantwortung für ihre eigenen Fehler übernehmen. Nur dann können sie überhaupt ihre Fehleinschätzungen als solche erkennen und sie durch sinnvolle Lösungen beheben. Reine Schuldzuweisungen an faktisch unschuldige Dritte lösen die inzwischen großen Probleme nicht. Das ist nur wortreiche Augenwischerei für die gutgläubigen Medien. Die Ursachen - zumindest dieser beiden - Probleme liegen überwiegend in den eigenen Firmen selbst - genauer gesagt: in der Fehleinschätzung der aktuellen eigenen Position der kleinen Imaging-Bereiche mit den noch kleineren Unterbereichen der dedizierten klassischen Kameras.
Fazit Quartalsberichte zum zweiten Kalenderquartal
Man kann folgende Fakten festhalten:
Allen Konzernen ging es gut.
Dennoch zeigten sich bei allen Konzernen zumindest in Teilbereichen deutliche Bremsspuren im zweiten Kalenderquartal - bereits bei den Nominalwerten.
Berücksichtigt man hingegen die Währungsgewinne durch den verfallenden Yen von ca. 5-20% je nach Konzernbereich und Firma und zieht dann noch die in diesem Jahr auch in Japan hohe Inflation von ca. 10% ab, dann sieht das insgesamt nicht mehr ganz so rosig aus.
Es fällt die Trennung der Weltwirtschaft auf: Während die Umsätze in den USA dank florierender Wirtschaft und gigantischen Staatssubventionen blendend liefen, schwächelte der Rest der Welt bereits - vor allem Japan und Europa.
Allerdings waren im August 2022 praktisch alle japanischen Top-Manager sehr bis extrem optimistisch, dass es entweder bereits ab dem Sommerquartal (Q3), oder zumindest spätestens ab dem Herbst-/Weihnachts-Quartal (Q4) steil mit der gesamten Weltwirtschaft und der Kauflaune sowie dem Konsum (vor allem im Fotobereich) bergauf geht. - Zumindest für Europa hegte ich da (im August 2022) jedoch einige Zweifel.
Meldungen zur Fotowirtschaft im August 2022
Politik und allgemeine Wirtschaft
Wie immer wurden aus rein politischen Gründen die aktuellen Zahlen aus dem Juli in Deutschland (noch) nicht publiziert. Man wollte den Leuten nicht den Sommerurlaub verderben, weil die Herrschenden sowieso bereits Unruhen im Herbst befürchteten. Aber zumindest musste man im August teilweise die miserablen Wirtschaftsdaten aus dem Juni langsam publizieren, weil sie Fachleuten und Lesern im Ausland schon lange bekannt waren. Der Konsum des Einzelhandels ging in den Monaten Februar bis Mai bereits drastisch zurück, brach im Juni in Deutschland aber erneut ein. Die mir und anderen schon vorliegenden Zahlen für den Juli sehen noch verheerender aus. Vor allem sanken die Prognosen und Erwartungen immer weiter ab. Manche Indizes hatten bereits die Allzeit-Tiefs nach unten durchbrochen. Gekauft wurden überwiegend Dinge wie elektrische Heizkörper zu inzwischen Wucherpreisen. D.h. die wahren Umsätze und vor allem die der anderen Wirtschaftsbereiche lagen noch viel tiefer. Mein Heizgerät hat den Preis seit Januar 2022 bereits mehr als verdreifacht - und ist selbst dafür oft ausverkauft.
Der Besuch der Demokratin Pelosi, speaker of the US House of Representatives ist (je nach Zählweise) die Nummer Zwei oder Drei im US-Politranking (so etwas wie der Bundestagspräsident), Anfang August in Taiwan goss - selbst nach Aussagen vieler US-Analytiker der demokratischen Partei - weiteres Öl in das Feuer und verschlechterte die Beziehungen zwischen den USA und China deutlich. Statt politischer Mäßigung und ökonomischer Erholung stehen uns vermutlich weitere Krisenherde ins Haus.
Am 27.06. hatte bereits die Weltbank (IMF) davor gewarnt, dass sogar eine weltweite Rezession drohen könnte. (Quelle 1,
Quelle 2, Quelle 3.) Da der International Monetary Fund jedoch alle Länder betrachtet, sind dessen Aussagen nicht so aussagekräftig, weil es für uns in Europa und in der Fotowirtschaft eher darauf ankommt, wie sich die 10-20 größten Industrienationen entwickeln. Mit anderen Worten, ist es nicht so wichtig, ob in der Dritten Welt die Nachfrage etwas zurückgeht, weil jene Länder sowieso kaum etwas von uns importieren respektive sowieso faktisch pleite sind. Aber gut sind derartige Prognosen definitiv nicht, da sie ein inzwischen weltweites Problem anzeigen.
Ganz anders war hingegen die Anfang August von der Bank of England herausgegebene Wirtschaftsprognose bis 2024 für Großbritannien zu werten, da sie extrem düster ausfiel.
Drastische Zinserhöhung, Inflation bis zu 13%, Verdreifachung der Heizkosten ab Oktober, Reallohnverluste, schwere Rezession ab Herbst 2022 für mindestens 5 Quartale in Folge, steigende Arbeitslosigkeit ab 2023 etc.
Andere Analysten gingen sogar davon aus, dass Großbritannien bereits im Sommerquartal in die Rezession abgleitet.
Die Bank von England stellte daraufhin nicht nur eigene Stützungs-Käufe an der Börse ein, sondern plante sogar gehaltene eigene Anleihen wieder am Markt zu verkaufen / abzustoßen.
England ist noch immer einer der größten Handelspartner Deutschlands und der EU. Ferner importiert es auch viel Fotoausrüstung. Das hat somit bald direkte Auswirkungen auf die Kamerahersteller und indirekte auf Europas Exporte und damit Wirtschaft.
Bevor nun wieder die gehässigen Lügen der fanatischen Europäer hochkochen: Das hat nichts mit dem Brexit zu tun, auch wenn dieser die ökonomische Lage sowohl in England als auch in Europa erschwert. England ist einer der größten Erdöl- und Gas-Produzenten der Welt. Wenn es denen bereits so schlecht geht, dann werden sich andere Länder ohne derartige Rohstoffe definitiv nicht leichter tun in den Jahren bis 2024. Denn während es in England um Preiserhöhungen geht, hatte ich bereits im Februar vorausgesagt, dass es in Europa zu Gas- und Stromsperren kommen wird. Letzteres räumten im August vermehrt auch EU-Politiker und Energieversorger ein. (Quelle Bundesnetzagentur, Stromausfälle).
Dann noch für diejenigen Wenigen, welche im kommenden Winter noch heizen dürfen, die Fakten aus dem Ausland: European gas prices have now risen ninefold in the past year. - Der Gaspreis hat sich binnen eines Jahres in Kontinentaleuropa auf das Neunfache erhöht. Diese Kosten werden in den kommenden Monaten definitiv an die Endkunden weitergegeben. - Hinter vorgehaltener Hand und im Vertrauen nannten mir Analysten errechnete Zahlen für Gas, Öl, Benzin, Diesel, Strom und andere Energieträger von bis zu plus 3.000 Euro je Person im kommenden Jahr. Das dürfte bei vielen Menschen 2023 das freie Einkommen für Urlaub respektive Hobby auffressen.
Die Situation in den USA war Anfang August - drei Monate vor den wichtigen Zwischenwahlen - erstaunlich:
More than two-thirds (69%) of Americans think the nation's economy is getting worse -- the highest that measure has reached since 2008, when it was 82% in an ABC News/Washington Post poll. Currently, only 12% think the economy is getting better and 18% think it is essentially staying the same.
Mehr als zwei Drittel (69 %) der Amerikaner glauben, dass sich die Wirtschaft des Landes verschlechtert – der höchste Wert, den diese Kennzahl seit 2008 erreicht hat, als sie in einer Umfrage von ABC News/Washington Post 82 % betrug. Im August glauben nur 12 %, dass sich die Wirtschaft verbessert, und 18 % glauben, dass sie im Wesentlichen gleich bleibt.
Wirtschaft ist zu einem Teil auch Meinung und Erwartung. Und die war erstaunlich schlecht, selbst in den USA, wo eigentlich alles noch am besten funktioniert.
Dies alles gilt, obwohl der demokratische Präsident Biden faktisch in den letzten 2 Jahren mehr (vor allem innenpolitische) Erfolge zu verbuchen hatte als alle seine Vorgänger (auch die demokratischen) in den letzten Dekaden.
Das Hauptproblem bleibt die US-amerikanische Pocket-Book-Mentalität (so eine Synonym-Mischung aus Geldbeutel, Scheckbuch und Haushaltsbuch): sie bezahlen ungern (mehr) Steuern und sie hassen es, an der Tankstelle oder im Supermarkt ständig mehr für US-Grund-Lebens-Mittel zu bezahlen. Das kostete den Demokraten Stimmen. Allerdings machten die Republikaner auch vieles falsch und mobilisierten mit ihren Pyrrhus-Siegen eher die (vorher eher apathischen) demokratischen Wähler gegen sich.
Weil ich explizit danach gefragt wurde:
Nein, diese Rezession oder was auch immer auf uns wirtschaftlich in der nächsten Zukunft zukommt, wird nicht die Fotoindustrie komplett zerstören. Definitiv nicht. Das hat noch keine Krise geschafft.
Aber sie wird bereits vorhandene und von mir seit 2015 detailliert beschriebene sowie vorausgesagte Veränderungsprozesse beschleunigen. Sie wird ferner den Trend zu immer weniger, immer reicheren Fotografen und Videografen beschleunigen, welche sich noch dedizierte Kameras leisten können / wollen. Sie wird also auch den Trend zu prozentual gesehen mehr Smartphones verstärken.
Die Kamerahersteller haben sich alle bereits vor Jahren grundsätzlich auf diesen - nennen wir es einmal höflich - Schrumpfungsprozess eingestellt. Ihre Bilanzen zeigen insgesamt auch, dass sie dank Rationalisierungen - drastischen Einsparungen vor allem bei der Produktion und dem Personal kombiniert mit massiven Preiserhöhungen - durchaus in Lage sind, (inflationsbereinigt) etwa gleichhohe und rein nominal gesehen sogar höhere Gewinne bei geringeren Umsätzen zu erzielen, sogar in den reinen Imaging-Bereichen. Ferner haben sich alle deutlich diversifiziert. Das reicht den Firmen aus.
Aber die Fotografie mit dedizierten Kameras, wie viele sie als breites Hobby aus der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts kannten, wird es so nicht mehr geben können. Der Trend hin zum spezialisierten Hobby für wenige in der Nische wird beschleunigt.
Das hat Auswirkungen für alle: angefangen vom lokalen Fotohändler um die Ecke, über den Berufsfotografen bis hin zum einzelnen Amateur im Bereich Foto und Video. Abgesehen davon, dass alles teurer wird, wird auch die Auswahl geringer und die Beschaffung der Waren schwieriger respektive aufwändiger und der Service wird (aufgrund all dieser Faktoren) gefühlt noch schlechter werden.
Misstrauen sollten Sie hingegen Analysen aus den USA, welche für die ganze Welt pauschaliert werden. Denn der US-Dollar stieg 2022 fast täglich im Wert. Dort lagen die Kamerapreise immer tiefer und liegen auch heute noch weit unter Europa oder dem Melkkuhland Deutschland. Dort herrscht offiziell Vollbeschäftigung mit enormen Lohnsteigerungen. Dort kostet der Liter Benzin nur knapp über 1 Euro, worüber dort jeder stöhnt. Leider koppelte sich die Entwicklung der Fotobranche in den USA vom Rest der Welt ganz ab. Das sei den USA gegönnt. Es gab und wird auch wieder andere Zeiten geben. Aber die USA sind derzeit (wie immer) der große Kriegsgewinnler. Jedoch wird Europa den allgemeinen Abwärtstrend aufgrund seiner eklatanten Energieabhängigkeit vom Ausland schneller vollziehen. D.h. wir werden hier in Europa bald andere Probleme haben, als die Fotowirtschaft. Das hat dann auch wieder Einfluss auf die Reichen, welche sich eigentlich das Hobby leisten können. Wenn sich die Gesamtstimmung eintrübt, dann greift dies leider meist auch auf alle Schichten irgendwie und abgestuft über.
Nochmals: Für die drei großen Marktführer Canon, Sony und Nikon mache ich mir auch im Bereich Imaging keinerlei sorgen. Selbst die Aussagen für die kleineren Firmen halte ich aufrecht: Allerdings werden sich die sogenannten sieben Zwerge nun aufgrund des Marktdruckes früher entscheiden müssen, ob sie den eigenen wenig lukrativen bis leicht verlustbringenden Bereich Imaging weiter betreiben wollen. - Von können ist bei diesen großen, reichen Konzernen keine Frage.
Oder auf Produktbasis heruntergebrochen: Der Liefermangel an hochwertigen Produkten wird in Europa sogar noch deutlich zunehmen, da die japanischen Hersteller noch mehr Ware in die viel lukrativere Region des US-Dollars verschicken werden. Dies könnte sogar sehr lange anhalten und Europa als Zielmarkt komplett abwerten. Rabattschlachten oder gar ein Preiskrieg sind in Europa kaum kurzfristig bei hochwertigen, gefragten Produkten zu erwarten, eher weitere drastische Preissteigerungen aufgrund des verfallenden Euro. Preisnachlässe wird es evtl. nur noch bei Auslaufmodellen geben, bei denen man die Lager räumen will, oder bei Räumungsverkäufen aufgebender Händler.
Wer etwas Geduld hat, der wird auf dem Gebrauchtmarkt bald (ca. ab 2023) Schnäppchen (vor allem bei DSLRs sowie etwas älteren spiegellosen Kameras) finden, weil viele Fotografen aus finanziellen Gründen ihr Hobby bei uns aufgeben müssen. Dazu kommen die sowieso aus Altersgründen Aufgebenden. Auch dieser Trend wird nun vorgezogen und verstärkt.
Nochmals: All das war schon lange abzusehen. Es beschleunigt sich nun nur deutlich.
Und abschließend zur Beruhigung: Wer eine funktionierende Ausrüstung besitzt, der kann weiterhin fotografieren und filmen sowie nachbearbeiten. Erst im Schadensfall treten Kosten und ggf. Hindernisse auf.
Mitte August wurde auch bei uns in Deutschland bekannt, dass die chinesische Wirtschaft - wie von mir und einigen Auslandsanalysten schon lange prophezeit - deutlicher als (von den Optimisten) erhofft schwächelt. Vor allem die Jugendarbeitslosigkeit stieg schnell auf Rekordhöhe an. Im Gegensatz zu den japanischen Kamera-Managern glaubte ich sowieso nie daran, dass Jugendliche nun plötzlich dedizierte Kameras kaufen würden, sobald sie eine Arbeit finden. Aber hier geht es um die Eltern, welche nun ihre Kinder finanziell durchbringen müssen. Auch jene haben nun weniger frei verfügbares Kapital für Luxusausgaben wie Kameras. Aufgrund der massiven privaten Sparmaßnahmen (auch der Privatfirmen) litt im Sommer auch der gesamte Konsum in China. Das war kein gutes Zeichen für dieses Gesamtjahr. - Während weltweit die Notenbanken aufgrund der steigenden Inflation die Zinsen erhöhen müssen, senkte die Zentralbank in China ihre Leitzinsen, um die Konjunktur anzukurbeln. Denn die bisherigen Geldgeschenke und Kredite halfen offensichtlich nicht wirklich.
Die USA publizierten bereits Mitte August bessere August-Werte für die Wirtschaft. Ja, so etwas funktioniert. Aber bei uns will man das nicht, weil die Lage von Monat zu Monat schlechter wird.
In England war man laut GfK-Umfragen für August sowohl für seine persönliche wirtschaftliche Lage als auch die der allgemeinen Wirtschaft so pessimistisch wie noch nie (seit Messbeginn 1974). Da zogen ökonomische Sturmwolken auf. - Aber in Deutschland erzählten die Grünen gleichzeitig der Bevölkerung noch immer die Märchen, dass man alles noch retten kann, wenn man sich - statt zu duschen - zukünftig nur noch mit dem Waschlappen wäscht.
Ende August publizierten nur wenige Zeitschriften, dass sich der Strompreis in Deutschland seit Anfang des Jahres 2022 verachtfacht hatte. Diese Verteuerung wird bald an die Endkunden weitergereicht werden. Alleine im August hatte sich der Strompreis mehr als verdoppelt. Aber nur das Handelsblatt wagte nun zaghaft darauf hinzuweisen, dass die Existenz der energieintensiven Industrien auf dem Spiel steht. Eine Banalität, welche im Ausland jedem bereits im Februar klar war. Denn schon damals stand Deutschland mit seinem Strompreis an der Weltspitze.
Ende August publizierte auch die GfK ihre Erkenntnisse, dass das Konsumklima in Deutschland weiter abstürzte auf immer noch tiefere Allzeittiefs.
Ende August vergriff sich dann auch in England noch die als äußerst rechts stehende und als Falke im Krieg gegen die EU und Russland geltende Liz Truss in der Wortwahl und bezeichnete Frankreich als potentiellen Feind. Eine bezeichnende Aussage für die neue Premierministerin in England ab 05.09. Sie trat bisher als profilierungssüchtige Außenministerin vehement für den Kriegseintritt Englands auf der Seite der Ukraine gegen Russland auf und ermunterte (völkerrechtswidrig und im Verstoß gegen eigene Gesetze) eigene Soldaten und Veteranen zum sofortigen Freiwilligeneinsatz in der Ukraine.
Zum Schluss wendete sich Ende August auch noch das Blatt in den USA, wo Biden plötzlich wieder einen Wahlsieg bei den Zwischenwahlen und damit ein vollumfängliches Kriegsmandat erwartete.
Ende August wurde ein Protest in den Online-Medien in China schnell durch Zensur niedergeschlagen, als renommierte Wissenschaftler u.a. eines regierungstreuen sogenannten Think Tanks ein Änderung der Null-CoViD-Politik zugunsten der Wirtschaft forderten. Das zeigte die enormen negativen wirtschaftlichen Folgen der Restriktionen, aber auch, dass die Regierung noch nicht davon lassen wollte. Das belastet somit auch die Weltwirtschaft sowie die gesamte globale Logistik.
Fotozentrierte Wirtschaftsdetails im August
Ende Juli / Anfang August behaupteten angeblich Manager von Canon wieder einmal, dass nun aber wirklich die Talsohle bei den Kamerazahlen erreicht sei (Antwort zu Q5) und, dass es ab nun wieder aufwärts gehen würde. Dieses Wunschdenken bringt mindestens ein Manager irgendeiner Firma seit 2010 jährlich auf ein Diskussionsforum der Börsenanalysten. Bisher hat es noch nie gewirkt - weder auf die Analysten noch auf die Käufer. Nur die gläubigen Fotofachzeitschriften greifen das immer wieder auf und treten es weltweit breit. - Wenn man die japanische Originalquelle jedoch genauer analysiert (bereits die englische Übersetzung ist hilfreich), dann bezieht sie sich auf (nur) hochwertige (und nur) spiegellose Kameras für Berufsanwender sowie reiche Amateure und dort den Umsatz und nicht die Stückzahlen. DSLRs, Kompakt- und Bridge-Kameras sowie das ganze Billigsegment des eigentlichen Massenmarktes wird dagegen überhaupt nicht mehr als Wachstumsmarkt erwähnt. DSLRs werden explizit auch nur noch angeboten, solange es Nachfrage dafür gibt. Überdies wird nicht mehr auf die Fotografie eingegangen. Mit dem Wachstumsmarkt meint man also zudem überwiegend den Bereich Video. - Das klingt dann alles viel nüchterner, als es die Fotofachzeitschriften (bewusst reißerisch falsch) darstellen.
Anfang August wurde bekannt, dass ein 2020 über Kickstarter mit über 410.000 US-Dollar finanziertes Lernportal (THE GARAGE LEARNING) für Video-Unterricht insolvent wurde. Neben der großen Gefahr, bei Kickstarter oder anderen sogenannten Crowd-Funding-Portalen sein Geld zu verlieren, zeigt dies auch, dass der Online-Lern-/-Schulbereich bei Foto und Video sehr klein und hart umkämpft ist. Da ich dieses Segment schon seit Jahrzehnten nutze und verfolge, kann ich festhalten, dass der Schrumpfungsprozess dort bereits zu vielen Schließungen, Fusionen und Aufkäufen geführt hat. - Die besten Jahre sind schon lange vorbei. Immer weniger Anwender nutzen kostenpflichtige (online und reale) Schulungen, wenn es fast alles kostenlos irgendwo bei YouTube oder auf anderen sozialen Netzen gibt. Ferner sind die Kosten der Angebote für viele Anwender inzwischen schlichtweg zu hoch, selbst, wenn sie diese Kurse besuchen wollten.
Fazit des Gründers und Geschäftsführers: the reality was that the market for this business was not large enough to sustain it as an ongoing business - Die Realität war, dass der Markt für dieses Geschäft nicht groß genug war, um es als laufendes Geschäft zu erhalten.
Anfang August wurde bekannt, dass erneut ein großes Hochzeits-Fotostudio (diesmal in England) insolvent wurde und dabei zahlreiche eigene Mitarbeiter monatelang ohne Gehalt und viele Kunden ohne Bilder sowie Videos zurückließ. - Seien auch Sie vorsichtig - als Fotograf, Videograf oder Kunde. Der Branche geht es trotz Erholung von der Pandemie nicht wirklich gut. Vor allem die Event- und Hochzeitsfotografie leidet weltweit noch immer unter den Folgen von CoViD.
Anfang August zählte die englische Fachzeitschrift Amateur Photographer einmal die Objektive bei Nikon nach und errechnete, dass Nikon in den letzten drei Jahren angeblich 35 DSLR-Objektive aufgegeben hat - die Produktion, oder den Vertrieb, oder den Support einstellte.
Schade, dass viele angebliche Fachreporter inzwischen noch nicht einmal die Original-Hersteller-Seite anschauen, bevor sie etwas veröffentlichen. Das Berichts-Niveau wurde in den letzten Jahren immer schlechter. Da darf man sich auch nicht wundern, wenn immer mehr Leser für schlampig oder falsch recherchierte Artikel auch nicht mehr viel Geld bezahlen wollen.
Zur Versachlichung: Jeder Kamera- und Objektiv-Hersteller hat immer und natürlich auch in den letzten Jahren Objektive auslaufen lassen. Damit muss man leben. Produkte werden nur angeboten, so lange es Nachfrage dafür gibt. Sobald diese Nachfrage unter ein Mindestmaß für erzielbaren Gewinn zurückgeht, wird das Produkt eingestellt - immer, überall.
Zugegeben sei allerdings, dass Nikon früher wirklich viele uralte Modelle noch jahre- oder sogar jahrzehntelang weiter mitschleppte. Aber Nikon wurde in den letzten Jahren finanziell hart getroffen. Deshalb musste es auch überall drastisch sparen. D.h. hier wurde die Diskrepanz zwischen der früher übertriebenen Langzeitproduktion und der nun dem Zeitgeschmack schnell angepassten Kurzläufern deutlicher sichtbar als bei vielen Mitbewerbern.
Generell gilt jedoch, dass Kunden sich zukünftig auch bei hochwertigen Kameras und Objektiven bei Neuprodukten auf eher Kurzzeitprodukte einstellen müssen. Die Zeit der Rücksichtnahme auf Altkunden ist vorbei. Achten Sie deshalb auf gesetzliche Gewährleistung und Firmen-Garantie. Auf mehr kann man sich rechtlich nicht mehr verlassen.
Bei alten / auslaufenden Produkten gilt nun ernsthaft mein vor Jahren (Sensor-Sterben, DSLR-Zukunft) bereits geschriebener Hinweis / letzter Aufruf: Kaufen Sie sich jetzt Ihre Produkte, die Sie wollen, schnell noch neu. Bald wird es diese nur noch auf dem Gebrauchtmarkt geben - ohne Garantie und Gewährleistung.
Sogar alteingesessene Fotogeschäfte mit hervorragendem Ruf mussten weltweit aufgeben, wie das angesehene Michaels Camera Video Digital in der 5-Millionen-Einwohner-Metropole Melbourne, Australien.
Es handelt sich um ein typisches Beispiel für die (von mir immer wieder genannten) ökonomisch nachlaufenden und eher schleichende Effekte: Seit 1916 trotzte man allen Wirtschaftskrisen. Den seit 2010 anhaltenden Absturz der Fotowirtschaft und selbst die Pandemie konnte man noch irgendwie durchstehen. 2020 kam es zu ersten zeitweisen Schließungen. 2021 schloss man den stationären Handel komplett. Aber danach reichten die Finanzmittel nicht mehr für die nun einsetzende Weltwirtschaftskrise mit hoher Inflation. 2022 verkaufte man alle Restbestände, schloss auch den Online-Vertrieb und begann im August, die große Sammlung eigener alter Kameras zu versteigern.
Meiner Meinung nach war es nicht ein einzelnes Ereignis, sondern die Summe vieler Faktoren, welche die Firma ruinierte.
Andere Fotohändler weltweit sollten daraus Lehren ziehen. U.a. schützen eigene Größe, Ansehen oder sogar der potentiell zweifellos große Absatzmarkt einer Millionenstadt nicht mehr vor dem Ruin.
Anfang August teilte die Börsenzeitschrift Nikkei mit, was Leser meiner Artikel schon seit Jahren wissen: Die Kompakt- und sogar Bridge-Kameras sterben aus. Zumindest werden keine mehr neu entwickelt oder wurden seit 2019 mehr neu herausgebracht (zweite Quelle).
Anfang August bot Sony zuerst einmal für sein A7IV-Modell eine Software / Firmware an, welche in der Kamera mit kryptografischen Zeichen Fotos signiert (siehe Wasserzeichen). Dadurch wird eine Änderung am Inhalt nachweisbar. Das ist ein wichtiger Schritt. Aber da fehlt noch viel mehr, wie z.B. Passwort-gesicherter Zugang zur Kamera oder Fingerabdrucksensor oder Iris-/Augenscanner, GPS-Lokalisierung, Diebstahlschutz etc. - Dennoch ist eine gewisse Vorsicht angebracht: Bisher wurden alle derartigen angeblich sicheren Foto-Systeme gehackt. Überdies erlaube ich mir den ketzerischen Einwand, dass das Signierungssystem erst nach dem heute üblichen RAW-Betrug in der Kamera greift. Somit kann der Hersteller, oder jeder, der den Code kennt, vorher dennoch Änderungen am Bild anbringen.
Zur Einweihung der neuen Firmenzentrale (Headquarter) publizierte Sigma ein Video-Interview mit dem Geschäftsführer CEO Kazuto Yamaki. Im üblichen Sommerloch ist dies definitiv sehenswert und lieferte am meisten Inhalte und Hintergrundinformationen zur Fotowirtschaft:
Sigma musste umziehen, weil sie mehr Platz benötigten, vor allem für die vielen neu angestellten Software-Ingenieure, welche nun zur Programmierung der Software-getriebenen Objektive erforderlich werden. Siehe hierzu: Moderne Objektive und RAW-Betrug.
Ferner wollte man die Arbeitsumgebung für alle Angestellten angenehm, hell und naturbezogen gestalten. - Das mag in Westeuropa als Standard gelten. Aber für Japan ist das eine löbliche Ausnahme in der (nicht nur Foto-) Industrie.
Schließlich wollte man am neuen Standort die Kommunikation (und somit Zusammenarbeit) zwischen allen Mitarbeitern erleichtern sowie fördern. - Echtes Team-Work wie in den USA.
Der wie immer bescheidene CEO räumte ganz offen ein, dass er kein eigenes Büro besitzt, sondern nur einen Schreibtisch bei allen anderen Ingenieuren - u.a., weil er von ihnen lernen will.
Dass die kostenlose Kantine sehr auf ausgewogene und gesunde Nahrung wert legt, ist weder in Japan üblich, noch bei den eher jungen Mitarbeitern weit verbreitet. Weltweit stehen IT-Freaks und Techniker eher im Ruf, sich überwiegend ziemlich ungesund von Fast-Food zu ernähren.
Daneben bietet man eine Bücherei mit über 4.000 Büchern rund um die Fotografie an. Damit will man den eigenen Ingenieuren u.a. auch Respekt beibringen gegenüber den Foto-Künstlern sowie der weltweiten Foto-Kultur, damit sie noch bessere Objektive für die Arbeit jener Anwender konzipieren und entwickeln.
Im sehr großen Keller stellt Sigma alle derzeit hergestellten Produkte aus, damit Kunden den Produktionsumfang sehen und bewundern können.
Leider ist die Tonqualität des Videos (für eine angeblich professionelle Video-Firma CineD) erschreckend gering, sodass man genau hinhören muss, da selbst die automatischen englischen Untertitel aufgrund der unzureichenden Tonqualität oft völlig falsch sind. Auch das (angebliche) Englisch des Fragestellers ist von geringer Qualität. Überdies war das Interview von der Filmgesellschaft schlecht vorbereitet, sodass der CEO aus dem Stehgreif in der Fremdsprache antworten musste, was ihm jedoch durchaus gut gelang. Das ist ebenfalls ein positiver Unterschied zu vielen anderen japanischen Firmenlenkern.
Sie besprechen auch die neuen Vollformat-Objektive 20 und 24 mm - beide lichtstark mit F1,4, die kleiner und leichter sind als alle Vorgänger. Bei derartigen Weitwinkelobjektiven spielen die neuen spiegellosen Bajonette ihre Vorteile aus - auch, wenn die Konstruktion komplizierter wurde. Sigma achtete auf kleinere Details der Astrofotografen, wie manuell fixierbaren Fokusring (im Gedränge) und Objektivheizung (im Winter für die 20 mm Version).
Der CEO stellte klar, das Sigma auf absehbare Zeit mit den neuen Objektiven nur den L-Mount und Sony-E-Mount als die zwei einzigen spiegellosen Bajonette unterstützt. So viel zu den seit Jahren umgehenden Gerüchten über die Unterstützung von Canon RF und Nikon-Z-Kameras. Dazu sagte er auch ganz deutlich, dass Sigma - trotz der vorhandener kundenseitiger Nachfrage - dafür derzeit noch nicht bereit ist. So vorsichtig, wie er sich da ausdrückt und um den heißen Brei redet, liegt das (wie interne Quellen berichten) an den von Canon sowie Nikon verweigerten Lizenzen. Ohne diese kann man leicht die Funktion der (Fremd-) Objektive durch ein Firmware in der Kamera unterbinden.
So erfreulich die Entwicklung der zahlreichen neuen und hochwertigeren Art-Objektive mit F1,2 und F1,4 gelungen war, so langwierig schien die Entwicklung beim Foveon-Sensor zu sein. Da war man im Sommer 2022 man noch immer erst in der zweiten Entwicklungsphase - noch weit von einem kaufbaren Endprodukt entfernt. Ganz offen räumte der Geschäftsführer ein, dass CoViD-19 seinen Partner bei der Sensor-Entwicklung weit im Zeitplan zurückgeworfen hat.
Auch zum Chip-Mangel räumte der CEO ein, dass das Grund-Problem des generellen Mangels für Sigma noch immer existiert. Jedoch verbesserte sich die Lage für Sigma langsam etwas. Allerdings hat man ebenfalls manche Konstruktionen in den Objektiven abgeändert, um andere Chips verwenden zu können. - Da ist meines Erachtens eine grassierende Unsitte aller Hersteller, die ich nicht so schätze. Denn dadurch werden die Vergleiche unmöglich und Tests sowie Testergebnisse wertlos. Kurzfassung: Hochwertige, teure und derzeit seltene Bausteine werden durch billigere Ersatz-Chips in den neueren Produktions-Chargen ersetzt.
Nikon rangierte Anfang August die Z7, das erste spiegellose Vollformat-Modell mit Z-Bajonett, - nach nur 4 Jahren - als altes Modelloffiziell aus.
Sofern nun die Preise für dieses Mark I-Modell deutlich sinken, kann das für manche Fotografen ein Schnäppchen für stehende Motive sein. Denn die erzielbare Bildqualität ist - vor allem auf dem Stativ - gut. Jedoch flog das Produkt bereits in zahlreichen Geschäften der USA - mangels Nachfrage - aus dem Angebot.
Zu dieser offiziellen - aber wie immer nur versteckten - Publikation passten die seit Wochen überbrodelnden Gerüchte über eine angeblich im August noch anzukündigende neue Kamera von Nikon. Allerdings vermuteten die meisten Kaffeesatzdeuter eine Z8. Da jedoch überhaupt nichts darüber bekannt war, vermutete ich eher eine seit langem erwartete Z7 III, aber eventuell erst später im Herbst. Zumindest in größeren Stückzahlen wird eine neue Kamera sowieso erst im Herbst für Normalkunden verfügbar sein. Faktisch befindet man sich im heißen August bereits in den Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft.
Die bezahlten Influencer werden diesen kurzen Erneuerungszyklus von 2 Jahren hochjubeln, während viele Kunden den damit verbundenen Wertverlust betonen.
Faktisch muss man allerdings festhalten, dass die beiden ersten Modelle der Z7 (Mark I und II) nicht den erwarteten Erfolg darstellten - weder in technischer Hinsicht noch bei den Verkaufszahlen. Weder beim Autofokus noch bei der Serienbildgeschwindigkeit konnten sie mit den Mitbewerbern mithalten. 2022 spielte bei Nikon nur die Z9 technisch in der Oberliga mit, was sich auch in der extrem hohen Nachfrage nach diesem spiegellosen Modell ausdrückte.
Bevor nun wieder der Blutdruck bei Nikon-Fans steigt: Auch, wenn ich seit Jahren bei allen modernen Kameras - aus eigner Überzeugung und Tests - darauf hinweise, dass man damit wunderschöne Fotos machen kann. Darauf kommt es der neuen Zielgruppe der Hersteller nicht mehr an. Für die hohen vierstelligen Summen wollen diese Kunden auch einen herausragenden technologischen Image-Effekt erhalten - auch, wenn man dies selbst in vielen Fällen fotografisch nicht benötigt: Berufs-Fotografen und reiche (Entschuldigung, das muss werbetechnisch korrekt natürlich heißen:) ambitionierte Amateure. - Die anderen Kunden, welchen es eher um die Bildgestaltung und die erzielbare Bildqualität geht, sind leider nicht mehr diejenigen, welche ständig nachkaufen.
Jeder kann selbst herausfinden, ob er zur neuen lukrativen Zielgruppe der Hersteller gehört: Haben Sie in den letzten vier Jahren einen fünfstelligen US$-/Euro-Betrag in spiegellose Kameras und Objektive investiert? Also mindestens 10.000 Euro.
Diese Summe entspricht im Übrigen nur einer Kamera (R5C oder Z7 II) und der sogenannten Heiligen Dreifaltigkeit (Holy Trinity: Super-Weitwinkel-Zoom so ca. 10-35 mm, Normal-Zoom 24-70 mm, Telezoom 70-200 mm). Die Kernzielgruppe kauft sowieso die Z9 und die 400 mm f2,8 Festbrennweite für bereits rund 20.000 US$/Euro - ohne weiteres, erforderliches Zubehör. Diese Kernzielgruppen mit den hohen Gewinnmargen sind für das Überleben der eigenen Imaging-Bereiche der Konzerne erforderlich.
Wer weniger ausgegeben hat, ist dennoch fotografisch gut bedient und wird von den Herstellern auch noch gerne gesehen - aber als Beifang und potentieller Aufsteiger - also Mitglied der Anfütterungszone - in die wirklich lukrative Kernzielgruppe betrachtet. Da sollte man ehrlich zu sich selbst sein. Wer die derzeit nicht lieferbaren Modelle (Kameras und Objektive) nicht bereits selbst besitzt oder zumindest auf deren Warteliste steht, gehört nicht zur Kernzielgruppe.
Während ich den Preisbereich unter 1.000 US$/Euro schon vor Jahren als an die Smartphones verloren deklarierte, trat dies 2022 aufgrund des Chip-Mangels definitiv ein. Aber nun wird es auch in der Preiszone bis 1.500 US$/Euro immer schwieriger für die Hersteller, Gewinne zu erzielen. Global drastisch steigende Inflation, hohe Zulieferkosten und noch höhere Versandkosten schmälern die Gewinnmarge deutlich. Falls nun in der weltweiten Wirtschaftskrise die Nachfrage nachlässt, dann stimmt die auf den Skaleneffekten für hohe verkaufte Stückzahlen berechnete Preiskalkulation nicht mehr. Deshalb erwarte ich auch kein Billigangebot für eine neue Z7 III. Dieses neue Modell muss einen hohen Gewinn einfahren, damit der Hersteller (weiterhin) billigere Kameramodelle anbieten kann (Stichwort: Quersubventionierung).
Mitte August musste die Firma Pixsy ein sogenanntes IT Issue bekanntgeben. Damit umschreibt man meist einen schweren Hackerangriff, der sich nicht mehr verheimlichen lässt. Das soll keinerlei Kritik an der Firma sein. Ganz im Gegenteil vertuschen die meisten Firmen derartige Angriffe. Solche publizierten Fälle sollten allerdings die Fotografen und Videografen hellhörig machen. Auch sie sind inzwischen lohnende Angriffsziele geworden. Schützen Sie sich und Ihre Daten - zumindest mit einer redundanten Datensicherung. Das ist definitiv preiswerter als das sonst übliche Lösegeld für die Entsperrung oder den Rückkauf der Daten zu bezahlen.
Bereits vor Wochen habe ich über die Software-Firma Skylum berichtet, welche seit 2022 auspreispflichtige Zusatzmodule für das Grundprogramm Luminar Neo anbietet. Im Herbst sollen weitere 6 derartiger aufpreispflichtiger Zusatzmodule auf den Markt kommen. Einerseits war das verständlich, da es der Software-Branche nicht mehr so gut ging. Andererseits halte ich das Ausgliedern von bisher kostenlosen Grundelementen wie Rauschunterdrückung aus dem Hauptprogramm in extra zu erwerbende Programme für ziemlich kundenunfreundlich. Neben dem drastischen Aufpreis ist bereits die Installation aufwändig und unergonomisch. So stellt man sich KI-Software kaum vor. - Es steht zu befürchten, dass es mit derartigen (indirekten) Preiserhöhungen bei Software weitergeht. Bei Skylum kam hinzu, dass man sich über die Inhalte der bereits vorbestellbaren Zusatzpakete in Schweigen hüllte. Seien Sie deshalb bei blinden Vorbestellungen vorsichtig: Sogenannte Überraschungseier für Erwachsene (früher oft bekannt als Katze im Sack) enthalten oft keine süße Schokolade und hinterlassen oft einen bitteren Nachgeschmack.
Mitte August zogen weitere Software-Hersteller im Foto- und Videobereich mit Preiserhöhungen nach. Das kombinierten manche Firmen mit dem Umstieg von einmal kaufbaren Versionen auf reine Miet-Software. Beide Trends waren schon lange vorhanden, seitdem Adobe zur Mietsoftware zu wechseln begann. Jene Miet-Software ist nicht bei allen Anwendern beliebt. Aber in der Kombination mit Preiserhöhungen wird dies den Markt weiter einschränken. Auch hier verschärfte und beschleunigte die Wirtschaftskrise somit zwei langfristige Trends und kombinierte sie sogar miteinander - zu Ungunsten der Anwender. - Dass man diese gnadenlose Benachteiligung der Kunden in deren Sommerurlaub durchführte, hatte Tradition. Da merken es jene kaum. Und danach sind die Weichen für das Weihnachtsgeschäft gestellt.
Offensichtlich gerieten immer mehr jener sogenannten Micro-Stock-Agenturen in (finanziellen) Schwierigkeiten und konnten ihre Mitglieder (Fotografen) nicht mehr für deren verwendete Fotos bezahlen, oder nutzten die Pandemie sowie die einsetzende Weltwirtschaftskrise schamlos dazu aus, den Fotografen deren zustehende Tantiemen vorzuenthalten. Siehe z.B. der Fall EyeEm. Die Sitten werden immer rauer. Passen Sie auf. Allen derartigen Foto-Agenturen geht es schon lange nicht mehr gut bzw. sogar richtig schlecht. Viele stehen meines Erachtens sogar vor dem Konkurs oder einer Übernahme. - Vergessen Sie auch alle Versprechungen über lukrative (monatliche) Einnahmen. Angesichts kostenloser Portale für Fotos gibt kaum jemand in der Krise mehr Geld für Fotos oder Fotorechte aus.
Scheinbar machte Canon Ernst mit seiner Drohung gegen Dritthersteller von Objektiven für das RF-Bajonett:
Da Canon (wie Nikon bei seinem Z-Bajonett) bisher keine Lizenzen vergab, ist es mit einfachem technischem Reverse-Engineering nicht getan. Es fehlen die Rechte, um derartige Objektive anzubieten.
Wie ich seit Jahren voraussagte, wurden die Sitten in der Krise härter. Die Kamerahersteller verdienen nur noch mit den völlig überteuerten (weil eher schlecht und billig software-korrigierten) Objektiven richtig Geld. Mit den meisten spiegellosen Kameras - vor allem unter 2.000 US/Euro - deckt man gerade so die eigenen Kosten. Deshalb lässt man sich das lukrative Objektivgeschäft nicht von jedem dahergelaufenen Mitbewerber schädigen.
Gerne wiederhole ich es auch hier nochmals: Es kostet mich und andere Programmierer nur eine kurze Abfrage in der Kamera-Firmware, um Fremdobjektive sogar an der Kommunikation mit der Kamera komplett zu hindern - jederzeit, auch nachträglich so einstellbar. Das meine ich mit den neuen Bajonetten. Sie wurden keineswegs nur wegen der angeblich generell höheren optischen Leistungen eingeführt. Das war bei Nikon und Canon schlichtweg physikalischer Unsinn. Das hätte man alles auch mit den alten Bajonetten machen können. Hochwertige Objektive gab es auch schon früher. Es ging und geht um die völlige elektronische Kontrolle des angeschlossenen Objektives (des Systems) und um nur den damit kinderleicht möglichen RAW-Betrug mit spiegellosen Kameras.
Bevor wieder die erregten E-Mails eintrudeln: Neue Objektive sind meist nur bei der AF-Geschwindigkeit hochwertiger / schneller. Da ich sowohl von Canon also auch Nikon vergleichbare DSLR- und spiegellose Objektive sowie Kameras besitze / besaß konnte ich in vielen Tests belegen, dass die rein optischen Leistungen der neuen Objektive nicht besser, oft zu höherem Preis sogar schlechter wurden. Das wird jedoch gerne durch die Software-Korrektur in der Kamera überspielt. Aber auf dem Stativ aufgenommen sieht der genaue Betrachter am hochwertigen Monitor selbst dann die Unterschiede.
Bevor sich juristische Laien aufregen: So ist das nun einmal mit dem (inzwischen fast weltweit nach Grünem Vorbild in der EU und Deutschland begonnenen) Urheber- und dem Patentrecht. Wer irgendwelche Rechte an irgendwelche (auch lächerlichen) Details sich beim Patentamt kauft, der kann jeden anderen auf hohen Schadenersatz verklagen.
Es bleiben somit wohl von Drittanbietern technisch und rechtlich nur die (eher unbeliebten) manuell fokussierenden Objektive ohne elektronischen Anschluss.
Weil ich gefragt wurde:
Canons strikte Verweigerung von Lizenzen halte ich für falsch und schädlich für Canon selbst.
Man kann durchaus (wie manche dies tun) behaupten, dass Canon offensichtlich Angst vor Mitbewerbern hat. Denn diese können deutlich preiswerter Objektive in ähnlicher oder sogar höherer Qualität anbieten. Ein Armutszeugnis für die Optikfirma Canon.
Mir liegen glaubhafte interne Zahlen vor von vielen Objektiven bei Canon, welche eine drastische Gewinnmarge belegen.
So soll das 800 mm Teleobjektiv (RF 800 mm F11 IS STM) in der Herstellung unter 100 US$/Euro kosten. Dies ist glaubwürdig, da es sich um ein Objektiv handelt, das komplett aus Plastik gefertigt wurde. Auch die Optik ist einfach und eher von mäßiger Qualität. Selbst, wenn man nochmals 100 US$/Euro für die Forschung und Entwicklung, den Vertrieb und das Marketing etc. dazu zählt, so kommen wir nur auf ca. 200 US$/Euro Kosten für den Hersteller. Der Verkaufspreis liegt jedoch (ohne Mehrwertsteuer) bei ca. 1.000 US$/Euro. 400% Gewinnmarge sind extrem.
Ferner soll das 1.200 mm Teleobjektiv (RF 1200 mm F8L IS USM) in der Herstellung rund 1.500 US$/Euro kosten. Dies ist ebenfalls glaubwürdig, da es sich um ein trickreiches Objektiv handelt, das im Prinzip nur ein 600 mm Objektiv mit einem 2-fach-Telekonverter enthält. Selbst, wenn man sehr großzügig nochmals 1.500 US$/Euro für die Forschung und Entwicklung, den Vertrieb und das Marketing etc. dazu zählt, so kommen wir nur auf ca. 3.000 US$/Euro Kosten für den Hersteller. Der Verkaufspreis liegt jedoch (ohne Mehrwertsteuer) bei ca. 20.000 US$/Euro. 600% Gewinnmarge sind extrem.
Ähnlich verhält es sich bei fast allen RF-Objektiven, die meist von nur guter optischer Qualität sind im Vergleich zu ihren Vorgängern. Die Verbesserungen wurden fast ausschließlich durch nachgelagerte Software-Tricks in der Kamera / Firmware erzielt.
Deshalb auch ein ganz klares Ja, die Konkurrenz der Dritthersteller kann für weniger Geld gleichwertige oder in Detailbereichen sogar minimal höherwertige Objektive für das RF-Bajonett herstellen.
Die Lizenzverweigerung schadet kurzfristig allen Kunden von Canon, weil sie mäßig gute Objektive für einen zu hohen bis überteuerten Preis erwerben müssen.
Mittelfristig wird es zu Problemen mit dem wichtigen Markt China führen, da die meisten Dritthersteller inzwischen von dort stammen und wirklich hochwertige Objektive anbieten. Die Chinesen sind auch stolz darauf. Das dürfte die Handelsbeziehungen, den Absatz dort und vor allem das Ansehen Canons in China belasten. Der Punkt ist, dass Sony sich großzügiger mit Lizenzen verhält.
Aber langfristig schadet es auch Canon, da man so auch strategisch ins Hintertreffen gerät, respektive niemals den Abstand zu Sony aufholen kann. Selbst, wenn es kaum jemand hören will, hier nochmals meine Aussage aus Spiegellose Vollformat-Kameras: Wer heute sofort mit einem weitgehend vollständigen Satz an nativen Objektiven - Zooms und Festbrennweiten - an ausgereiften spiegellosen Kameras arbeiten will, kann nur Sony wählen. - Daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Canon sorgt mit seiner Lizenzverweigerung dafür, dass es so bleiben wird.
Canons Beharren auf dem rechtlichen Standpunkt und dem Wunsch, alles selbst machen zu wollen, kann ich nur noch unter dem Begriff weltfremde Sturheit zusammenfassen. Das funktioniert in einem derart kleinen Nischenmarkt nicht mehr.
Deshalb hier nochmals meine harte Einschätzung: Canon hat mit mehreren Details die Weichen in letzter Zeit falsch gestellt: Einsteiger-/Billigkameras, die aufgrund der mäßigen technischen Leistungen nur wenige wollen, überteuerte und zu wenige Objektive mit nicht gerade überragender optischer Bildqualität, überzogene Preispolitik.
Falls Canon so weitermacht, wird der angebliche Marktanteil von 40-50% bald deutlich reduziert werden. Da der Gesamtmarkt ebenfalls weiter schrumpft, kann dies Canons Imaging-Bereich sehr hart treffen. Es sind erfahrungsgemäß vor allem die Großen, welche durch Fehlentscheidungen in der Krise am heftigsten finanziell getroffen werden.
Nachtrag: Im Laufe des September teilten immer mehr Analysten im Ausland meine obige Einschätzung. Hier ein Beispiel. Da fielen sogar Worte wie terrible, short-sighted plan - schrecklicher, kurzsichtiger Plan, huge mistake - riesiger Fehler, unabashed corporate greed - unverfrorene Gier des Unternehmens. Die Analysen legen ferner oft klar, dass damit die Umsteiger, die Einsteiger, die Jüngeren und die Ärmeren unter den Fotografen sowie Videografen abgeschreckt werden. Also exakt jene Zielgruppen, welche Canon mit seinen (neuen) APS-C und den billigeren Vollformat-Kameras eigentlich locken will - und für den Marktanteil von 40-50% sowie die eigene Zukunft langfristig auch benötigt.
Vor Jahren warnte ich bereits davor, dass der Kameramarkt nicht unter 20 Mio. Stück, aber definitiv unter die 10. Mio. produzierter / verschiffter Stück je Jahr sinken darf, weil sonst die weitverbreiteten Todesanzeigen einsetzen. Die geschah im August 2022 - in der Form eines Nachrufes - als der Statistiker und fotografische Außenseiter James Eagle ein statistisches Video auf Twitter publizierte, das den Niedergang der dedizierten Kameras und den Aufstieg der Smartphones gegenüberstellte. Es endet mit den Worten The rest ist history - Das war es. - Er antwortete auf Anfrage das, was ich bereits 2015 schrieb: It is about the lifecycle of technology and how one form of technology replaces another over time und I wanted to capture an example of a technology that has gone into decline because of technological change, and I chose the camera. - Es geht um den Lebenszyklus von Technologie und wie eine Form von Technologie im Laufe der Zeit eine andere ersetzt. Jeder Statistiker erkennt eine Lebenszyklus-Kurve eines Produktes und kann sie von einer (angeblichen) Sättigungskurve unterscheiden. Wer seit 2010 etwas anderes behauptete, der log schlichtweg die Fotografen an. Ich wollte ein Beispiel für eine Technologie festhalten, die aufgrund des technologischen Wandels in Verfall geraten ist, und habe mich für die Kamera entschieden. - Deutlicher geht es kaum noch von einem außenstehenden Statistiker.
Hingegen publizierte das US Bureau of Labor Statistics neue Prognosen für Berufsfotografen. Deren Anzahl soll in den 10 Jahren zwischen 2020 und 2030 - völlig überproportional - um 17% steigen.
Das ist ein doppelt so großes Wachstum wie im durchschnittlichen Arbeitsmarkt. 2020 gab es in den USA angeblich 110.000 Berufsfotografen. 2030 sollen es fast 130.000 sein. Quelle mit Detailzahlen.
Halten wir sachlich fest, dass die Grundlage die Annahme ist, dass es weiterhin einen steigenden Bedarf an Fotos im kommerziellen Bereich geben soll. Aber es wird nichts darüber gesagt, wie dieser Bedarf gedeckt wird respektive zukünftig gedeckt werden soll.
Also wird nichts über dedizierte Kameras gesagt, es könnten auch Roboter oder Smartphones sein.
Ferner sollte man die in Artikeln verwendeten Median-Angaben zum Einkommen / Gehalt mit Vorsicht genießen. Vor allem sagen Stundenlöhne nichts über tatsächlich im Jahr verdientes Nettogehalt aus. Die meisten Angaben beruhen auf (unsicheren) Schätzungen.
Am meisten Geld wird (auch in den USA) noch immer mit der Hochzeitsfotografie verdient.
In den USA wird für Service deutlich mehr bezahlt, als in Europa und vor allem im Geiz-ist-Geil-Mutterland Deutschland. In den USA fühlten sich auch über die Hälfte der Berufsfotografen laut Umfragen 2021 mit ihrer Einkommenssituation (sehr) zufrieden.
Dennoch bleibt mir unklar, wie die Wachstumszahlen zustande kommen sollen. Noch mehr Fotografen würden sich um fast dieselbe Kundenzahl streiten.
Ende August kam auch noch heraus, wie Berufsfotografen zwischen den mächtigen Spielern National Geographic und einem weltweiten Galerieanbieter seit 2014 schlicht zerrieben und ausgebeutet wurden. Sie erhielten nur 5% statt den ihnen sonst üblicherweise von Galerien zustehenden 40-50%, und auch dieser Betrag wurde offenbar jahrelang nicht tatsächlich überwiesen. - Dies belegt erneut, wie schwer der Markt wurde, um selbst hochwertige Fotos noch zu verkaufen.
CIPA Juli-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im September die Juli-Zahlen besprechen.
Am 01. September 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Juli sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Juli 2022-Zahlen:
Die Juli-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie verschiedener Lockdowns in China und des Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen unerwartet schlecht. Dabei unterschieden sich reale Produktion und management-politisch gesteuerte Verschiffung eklatant voneinander.
Produktion Gesamtzahlen: -14,6% im Vergleich zum Juli 2021. Aber die Juli-Zahlen lagen sogar um -17,7% unter denen des direkten Vormonats Juni 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -45,4% im Vergleich zum Juli 2021. Die Juli-Zahlen lagen um -15,4% unter denen des direkten Vormonats Juni 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann. Nachdem die Manager der japanischen Firmen selbst offiziell das Ableben dieser Klasse eingestanden haben, halte ich persönlich eine Monatsproduktion von nur noch ca. 50.000 Stück für halbwegs gerechtfertigt.
Produktion DSRL: -7,5% im Vergleich zum Juli 2021. Die Juli-Zahlen lagen mit +9,4% (oder fast 12.000 Stück) sogar über denen des direkten Vormonats Juni 2022. Allerdings lagen sie zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den / den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +11,6% im Vergleich zum Juli 2021. - Das war sehr erfreulich. Das lag fast bei dem bisherigen monatlichen Spitzenwert für die August-Produktion im Jahr 2017. Aber es waren fast -26% gegenüber (oder mehr als -120.000 Stück unter) dem direkten Vormonat Juni 2022.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: +10,1% im Vergleich zum Juli 2021. Die Werte stiegen gegenüber dem direkten Vormonat Juni 2022 sogar um +6,1% deutlich an.
Das lag im Juli 2022 an der optimierten Logistik und weltweiten Verschiffung. Das waren deutlich bessere Werte als in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021. Dennoch wurden weder weltweit noch nach Europa die Vor-Corona-Zahlen erreicht.
Verschiffung nach Europa: +21,6% im Vergleich zum Juli 2021. Auch hier stiegen die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat Juni 2022 um +11,8% deutlich an, sodass sich eine weitere leichte Entspannung andeutete.
Die mit rund -17,7% geringeren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schienen im Juli die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips wieder zugenommen zu haben. Aber der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden funktionierte dafür deutlich besser.
Normalerweise nehmen von Juni zum Juli die Produktionszahlen allgemein um -0,7% ab (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im Juli einen erheblichen Rückgang von -17,7% zum Vormonat Juni (2022) zu verzeichnen. Das war unerwartet und betraf vor allem die neuen spiegellosen Kameras - den Zukunftsmarkt. Hingegen legten die auslaufenden DSLRs nochmals zu. Das ist definitiv der falsche Weg. Canon hatte so etwas im Quartalsbericht angedeutet und von anderen Firmen wurde es mir inoffiziell mitgeteilt: Es lagen wieder Probleme bei der Teilebeschaffung - vor allem moderner Chips etc. - vor.
Nach nunmehr über einem halben Jahr Krieg, Sanktionen und Inflation hörte man aus den japanischen Fotofirmen ... nichts. Es darf davon ausgegangen werden, dass sie über sehr gute Analysten verfügen, welche die Weltwirtschaft 2022 - genauer gesagt deren drastischen Niedergang - bereits erkannt haben und die Folgen berechnet sowie fortgeschrieben haben. Abgesehen von den USA geht es allen anderen Ländern schlechter. Die Manager in Japan sind auch nicht dumm.
Das Wenige, das durchsickerte, waren jedoch Maßnahmen und Vorhaben, welche exakt das Gegenteil dessen zeigen, was man in einer derartigen schweren Krise erwarten darf: Keine Zusammenarbeit mit anderen Firmen, sondern Alleingänge, Abschluss des eigenen Marktes (Bajonett etc.), (Über-) Produktion von neuen vermeintlich billigen, technisch minderwertigen Massenartikeln für einen Markt, der sowieso seit Jahren nicht mehr in der alten Form und dem alten Umfang existiert, aber nun in der Weltwirtschaftskrise definitiv leidet. Gemeint ist der Einsteigerbereich mit Kameras unter 1.500 US$/Euro für meist junge / jüngere Menschen.
Im Gegenzug keine wirkliche KI wie bei Smartphones, nicht einmal ein ergonomisches Betriebssystem oder gar moderne Hochleistungs-Chips (CPU, GPU, NPU), keine wirkliche Funkverbindung, keinen kostenlosen Cloud-Anschluss etc.
1998 hielt ich bereits einen Vortrag in einem größeren Konzern über das Internet, in welchem ich diese Infrastruktur erklärte und darauf hinwies, dass das damalige stationäre Internet mittels Kabel nur der erste notwendige Schritt sei. Weil die Geschichte zeigte, dass alles - vom Grammophon/Plattenspieler, Radio bis zum Fernsehen bald verkleinert als eine mobiles Gerät angeboten wurde, weil die Menschen diese Dinge gerne an viele Stellen mitnahmen (z.B. Autoradio). Deshalb werde dies auch bei Computern geschehen, welche damals schon in der ersten Stufe als langsame, aber schwere Laptops (Schlepp-Tops) vorhanden waren. Ende der 1990er Jahre waren Mobiltelefone noch ca. ein halbes Kilogramm schwere Knochen, an denen man meist eine innere Antenne herausziehen musste, um halbwegs brauchbar telefonieren zu können. Meines besaß damals bereits zusätzlich ein Telefonbuch, Kalender und Wecker, worum ich beneidet wurde. Der winzige Bildschirm war pixelig, die Schrift sah aus wie bei BTX und bot wenig Informationen. Damals sagte ich voraus, dass wir in ca. 20 Jahren mit kleinen und leichten Telefonen mit aufklappbarem hochauflösendem Bildschirm mobil unsere meisten Arbeiten durchführen werden. Zugegeben, mit den Klappbildschirmen habe ich mich um 2 Jahre verschätzt. Damals habe ich auch schon High-End-PCs in der Form von flachen Büchern prognostiziert, die heute viele als Tablet kennen sowie verwenden. Vor allem habe ich damals das von allen (falsch) verwendete Wort ubiquitär erklärt, weil es kaum jemand wirklich verstand. Es bedeutet, dass man überall auf der Welt und zu jeder Zeit alles machen kann und dazu auf alle Daten (eigene, wie die der ganzen Welt) zugreifen kann. Bereits damals träumte ich davon, auf alle meine Dias und Fotos über eine (Such-) Datenbank zugreifen zu können und sie bei Bedarf sofort per einfacher und schneller Spracheingabe einem Interessenten unterwegs zeigen zu können.
OK. Nach dem Vortrag nahm mich einer meiner Chefs bei Seite und sagte mir höflich sowie scherzhaft, aber natürlich dennoch ernst gemeint: Seien Sie froh, dass Sie bei uns arbeiten. In den meisten anderen Firmen würde man Sie als exotischen Vogel in einen Käfig einsperren und ein Schild 'Bitte nicht füttern' anbringen.
Dennoch war ich in den 1990er Jahren bei Weitem nicht der einzige, der solche Veränderungen voraussagte. Aber spätestens seit 2007 traten dutzende Analysten weltweit auf und hunderte Schreiberlinge sowie Berater multiplizierten deren Analysen über den anstehenden Wandel, der durch die neuen Smartphones von Apple am Horizont dämmerte. Da umgehend andere Hersteller mit vergleichbaren Produkten und mobilen Betriebssystemen Apple den Markt streitig machten, war definitiv 2010 jedem Beobachter klar, wohin die Reise gehen würde. - Jedem.
Automobile setzten sich gegen Kutschen im 19. Jahrhundert nicht deshalb durch, weil sie schneller oder sicherer waren. Ganz im Gegenteil waren sie am Anfang deutlich langsamer und die Gefahr durch Feuer, Verpuffung oder sogar Explosion war das Hauptargument der damaligen Maschinenstürmer. Automobile waren auch nicht bequemer, weil es am Anfang keine Straßen gab, die Federungen nicht dem Gewicht der Motoren angepasst waren und das Gefährt rauchte sowie stank und zudem meist sehr laut war. Letztendlich war es damals auch nicht der viel höhere Preis der ersten Einzelanfertigungen. - Das Automobil setzte sich trotzdem durch, weil es die Silbe auto zu Recht trug. Es fuhr selbst - ohne Pferde - und war somit insgesamt einfacher. Man musste sich nicht um die Pferde kümmern (an- und abspannen, Sattel auflegen etc.) und man benötigte keinen Stall, kein Futter, kein Personal zur Pflege bis hin zum Tierarzt, kein tägliches Ausmisten etc. Letztendlich benötigte man auch keine Erfahrung oder Kenntnisse über Pferde, Kutschen, das Reiten und komplexe Steuern über die Zügel. - Fällt Ihnen etwas auf?
Zur extremen Gefahr wurde das Automobil dem Fuhrwerk jedoch erst, als die Gesamtinfrastruktur - von den modernen Straßen, über die Tankstellen bis hin zu den Reparaturwerkstätten, Reifenfabrikanten, Luftnachfüllstationen mit Luftdruckmesser etc. - aufgebaut war. Seitdem finden sich Pferde und Fuhrwerke nur noch im Sportbereich oder als Touristenattraktionen in manchen Städten. - Exakt jene Gesamtinfrastruktur baute zuerst Apple unter dem machtbesessenen und fanatischen sowie sektensüchtigen Steve Jobs mit seinen blind folgenden Glaubensanhängern auf. Andere Firmen folgten bald. - Spätestens mit den neuen Funknetzwerken 5G sowie dem massenweisen Einsatz der Künstlichen Intelligenz ist jene Gesamtinfrastruktur weltweit vorhanden. - Mit anderen Worten: Meine kühnsten Wünsche von vor 25 Jahren wurden wahr und sogar überboten. - Nun gut, das mit der Spracherkennung funktioniert noch nicht so perfekt. Aber mit getippten Anfragen klappt inzwischen mehr, als ich damals erträumte.
Nachdem die Kamerahersteller ab den 1990er Jahren zunehmend den Film in den Kameras durch den Sensor ersetzten, wodurch den Anwendern mehr Arbeit entstand und sie sich zudem teure Computer mit komplizierter Software zur Nachbearbeitung anschaffen mussten, .... beglückten sie uns in den letzten Jahren noch mit neuen firmenspezifischen Bajonetten, damit wir alles teuer neukaufen mussten. - Erkennen Sie die Diskrepanz?
Während inzwischen rund 95% der früheren Käufer von dedizierten Kameras den Kameraherstellern den Rücken gekehrt haben, logen uns seit mindestens 2010 alle Verantwortlichen systematisch an, um an uns weiter Profit machen zu können. Da wurde von einer Sättigungskurve auf hohem Niveau (über 100 Mio. verkaufte Kameras pro Jahr) gesprochen, obwohl jedem Historiker oder Statistiker sofort die Lebenszykluskurve auffiel. Und jedes Jahr wurde erneut behauptet, dass nun definitiv das Tal der Tränen durchschritten sei und es ab nun wieder steil mit den dedizierten Kameras bergauf gehen würde. Selbstredend fiel das auch den japanischen Managern auf. Aber sie logen dreist, um weiterhin ihren Profit zu sichern, indem sie die unwissenden Fotokunden schröpften.
Dasselbe lässt sich definitiv von vielen anderen beteiligen Marktteilnehmern sagen, welche davon profitierten: Fotohändler, Betreiber von Foto-Foren, Betreiber von Foto-Wettbewerben und vor allem alle Beteiligte an Fotofachzeitschriften und deren Verlagen sowie fast allen Internet-Auftritten. Mir ist kein einziger bekannt, der so deutlich darauf hinwies wie ich. Warum auch. Denn die Meisten sahen das Ende sehr wohl, wollten jedoch noch ganz schnell Kasse machen. Siehe hierzu u.a. das niederträchtige Verhalten der ach so angesehenen Zeitschrift National Geographic, welche bereits 2014 für ein jährliches Millioneneinkommen sehr großzügig auf die Rechte der eigenen Fotografen verzichtete. Das meine ich mit den Betrugs-Lügen. Andere wurden systematisch über Jahre hinweg vorsätzlich belogen (und werden es noch bis heute), damit ganz wenige Lügner einen oft aberwitzigen Profit daraus schlugen und noch immer schlagen.
Allerdings gibt es da auch noch die Schutz-Lügen. Jedoch geht es hierbei um die Aufrechterhaltung einer Selbstlüge oder Lebenslüge. Andere Menschen werden dadurch nicht geschädigt, sondern vor vermeintlicher Aufregung bewahrt. Aber die Aufrechterhaltung der Lügenwelt wird mit der Zeit immer schwerer. Der vermeintliche Vorteil respektive die Stabilität der Scheinwelt liegt darin, dass sich darin nur wenig und dies auch nur langsam verändert, was einem wiederum ein enormes Gefühl an Sicherheit und Wohlbehagen vermittelt. - Wohl dem, der stirbt, bevor ihm seine Lebenslüge krachend in Scherben vor die eigenen Füße fällt - oder geworfen wird.
Jede Ähnlichkeit mit lebenden Fotografen und Videografen sowie Anhängern dedizierter Kameras wäre rein zufällig und ist natürlich nicht beabsichtigt.
Das Problem für mich ist, dass ich inzwischen nicht mehr sicher bin, welche Art der Lüge für die Kamerahersteller nachteiliger ist.
Gleichgültig, wie Sie diese Frage für sich entscheiden, die Kamerahersteller stehen vor wirklichen und drängenden Herausforderungen.
Das Jahr 2022 ist nicht mehr zu retten. Selbst, wenn die von den Herstellern geplante Überproduktion noch durchgeführt wird. Außer in den USA brechen die Märkte ein. Aber selbst in den USA - dem Haupt- und Leit-Markt der Fotoprodukte - sehe ich keine boomende Fotowirtschaft für 2022, weil der Reallohnverlust zu hoch ist. D.h. ein erheblicher Teil der Ware wird kaum mehr verkauft werden können. Das betrifft vor allem die billigeren / minderwertigeren Produkte. 2023 wird es weltweit noch finsterer (siehe Schleichende Gifte), und 2024 sehen nur wenige Analysten die ersten Lichtblicke für manche Nationen - aber nicht mehr für Europa. - Wohlgemerkt ist dies das Best-Case-Szenario, sofern die Kriegstreiber auf allen Seiten nicht doch noch zum großen Krieg übergehen.
Bei Canon sehe ich die Gefahr der völlig falschen Neuausrichtung auf einen nicht mehr existenten Massenmarkt der Einsteiger, die man mit minderwertigen Produkten zu im Vergleich zu Smartphones hohen Preisen locken will. Mit technisch sowie rechtlich abgeschlossenem Bajonett und ohne Drittanbieter will man hingegen alleine die Kunden bei Objektiven mit völlig überzogenen Preisen abzocken - für optisch oft nur durchschnittliche oder mäßig gute Ware.
Bei Sony sehe ich - trotz Konzernvorgabe der Vorfahrt für absolute High-Tech-Smartphone-Sensoren bis 2025 - ein dem entgegenstehendes Festhalten der Imaging-Abteilung an überholten Kompakt- und Bridge-Kameras zu völlig überzogenen Preisen.
Zwar halte ich Nikon derzeit für noch am besten aufgestellt. Aber wie Canon und Sony will man den kaum mehr lukrativen APS-C-Bereich nicht nur halten, sondern sogar ausbauen.
Bei allen anderen Mitspielern geht es sowieso nur um das Mitspielen-Wollen.
Die bisherige Strategie hat die Kamerahersteller in die absolute Nische getrieben. Aber ich sehe momentan keinen Standard, keinen Ansatz zum Aufbau eines (über-) lebensfähigen sogenannten Ökosystems / Biotops / einer Gesamtinfrastruktur. Stattdessen werden hochkomplizierte Einzellösungen für noch speziellere Nischen der überwiegend Reicheren angeboten.
Mein vor vielen Jahren verwendeter Vergleich der Foto- mit der Hi-Fi-Industrie gilt nur, wenn man sich im Fotobereich wie in der Hi-Fi-Industrie auf miteinander kompatible Standards einlässt. Ansonsten ist jeder Mitspieler für sich genommen zu klein.
Bisher war ich der Meinung, dass sich die Zukunft der dedizierten Kameras langsam bis 2030 entscheidet. Durch Krieg, Sanktionen, Inflation und Weltwirtschaftskrise wird die Entscheidung jedoch vermutlich bereits bis 2025 fallen. Jeder Fehler wird sich nun ganz schnell rächen.
Bevor nun die jeweiligen Fanboys jubeln: Wenn einer der großen Mitspieler abstürzt, dann hätte dies enorme Auswirkungen auf alle. Kurzfristig mag sich da zwar einer der Überlebenden über ein paar reiche Wechsler freuen. Aber der Gesamtimageverlust wäre derart verheerend für die ganze Industrie, dass dann keiner mehr langfristig mit dedizierten Kameras im Imaging Gewinn erzielt.
Meldungen zur Fotowirtschaft im September 2022
Politik und allgemeine Wirtschaft
Die Zeit der Schönfärberei und bewussten Lügen vieler Politiker war abgelaufen. Nachdem die USA (deutsche) Billionen-schwere Unterstützungspakete bereits seit Anfang 2022 verabschiedet hatten, zogen immer mehr Länder mit längerfristigen Hilfsplanungen nach - auch Deutschland. Die Inflation war nicht mehr zu stoppen und wird nach allen Prognosen im Herbst 2022 und Winter 2023 weltweit aber vor allem in Europa zweistellige Werte erreichen. Deshalb musste man die Bevölkerung für die eigenen durch Sanktionen verursachten horrenden Kosten zumindest teilweise entschädigen. Gleichgültig, was man vorschlägt, die Grünen haben bereits Pläne, die ökonomische Lage und den Krieg weiter in ihrem Sinne zu verschärfen. Denn ihr Ziel war immer und sind extrem hohe Energie- und Lebensmittelpreise - auf Dauer. Da sie selbst als unkündbare Angestellte beim Staat, Beamte und Selbständige / Firmeneigentümer im nun hochlukrativen sogenannten Öko-Bereich tätig sind, scheren sie sich nicht im Geringsten um die ärmeren Bevölkerungsteile in Deutschland.
Anfang September gab der erste sowie gleichzeitig einer der größten Stahlkonzerne in Deutschland auf und stellte seine Produktion ein. Es tritt nun ein, was ich zu Jahresbeginn prognostizierte. Bei einem im September 10-fach so hohen Gaspreis und einem 8-fach so hohen Strompreis wie im Vorjahr sind energieträchtige Produktionsanlagen in Deutschland nicht mehr überlebensfähig, Dies betrifft neben der Stahl- auch die Chemie-, Aluminium-, Papier- und Zementindustrie, welche von den hohen Energiepreisen betroffen sind. Da diese Firmen - jedoch vor allem die Chemiekonzerne - seit Jahrzehnten auf der schwarzen Abschussliste der radikalen Grünen sowie der Klimaaktivisten stehen, ist diese Entwicklung nicht nur erwünscht, sondern sogar beabsichtigt. Deshalb geht es mit der chemischen Industrie in Deutschland schon seit 2008 deutlich bergab (Artikel des VCI leider inzwischen gelöscht). Allerdings ist Deutschland ohne z.B. die Chemieindustrie als Kernindustrie nicht überlebensfähig. Das ist kein Scherz. Denn neben dem bei Grünen und Klimaaktivisten verhassten Plastik stellt sie fast alles her, was sich in modernen Produkten bis hin zur Medizin und Lebensmitteln (z.B. Dünger) befindet.
Am 05.09. musste der Papierproduzent Hakle Insolvenz anmelden. Der gesamten Papierindustrie geht es angesichts der hohen Energiepreise in Deutschland inzwischen miserabel. Viele hatten die Produktion in bestimmten Bereichen entweder zeitweise oder ganz eingestellt, weil sie die erforderlichen Preise nicht mehr von den Abnehmern erhielten. Das wird nicht nur wieder zu Engpässen bei Klopapier führen, sondern ebenso Zeitungen und Fachzeitschriften endgültig in den Abgrund reißen - auch die Fotofachzeitschriften. Dass dann Ausbelichtungen auf Papier ebenfalls teurer werden, dürfte hoffentlich jedem Fotografen klar sein. Davon betroffen sind einfache Fotos, Kalender, Fotobücher etc. Das schädigt die sowieso leidenden Fotoausbelichtungslabore weiter.
Alleine zwischen dem 20.08. und dem 05.09. sollen über 70 Städte in China mit ca. 300 Mio. Menschen erneut in einen zumindest teilweisen Lockdown geschickt worden sein. Über 30 Städte lagen am 05.09. noch immer im Lockdown und weitere sollten in den kommenden Wochen folgen. Das behinderte die dortige Industrie und zeitverzögert auch den Welthandel durch die erneut gestörten Lieferketten. Immer mehr Analytiker warfen der dortigen Regierung in diesem Zusammenhang eine Überreaktion vor, weil es oft nur eine Hand voll Fälle waren / sind, welche zu den Schließungen der oft Millionenstädte führten.
Mitte September ließ sich die EU-Zentralbank (EZB) dann endlich zu einer leichten Zinserhöhung von +0,75% bewegen - zu wenig. Der Euro profitierte kaum. In den angloamerikanischen Staaten werden Erhöhungen von 5-7,5% als erforderlich genannt, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Das hatten wir Ende der 1970er und in den 1980er Jahren auch schon einmal. Damals stiegen die Leit-Zinsen auf bis zu 20%, um die Inflation zu bekämpfen. Das funktionierte (auch) damals nur mit harten Einschnitten.
Was ich und viele Analytiker im englischsprachigen Ausland bereits im Februar voraussagten, wurde nun auch von deutschen Wissenschaftlern bestätigt. Die Ifo-Konjunkturprognose im September war eindeutig: Wir gehen in eine Winterrezession.
Am 21. September erhöhte die US Fed den Zinssatz erneut drastisch um 0,75% auf 3-3,25%. Man nahm nun auch eine Rezension sowie Arbeitslosigkeit in Kauf, um die Inflation zu bekämpfen. Weitere drastische Zinserhöhungen in kurzer Folge wurden sogar offen von der US-Zentralbank prognostiziert. Daraufhin sank der Euro erneut, was alle aus dem US-Dollarraum importierten Waren (inklusive Kameras) weiter verteuert. Die Kamerafirmen respektive Niederlassungen in den USA und weltweit mussten ebenfalls höhere Zinsen für ihre Kredite, Anleihen etc. bezahlen. D.h. deren Kosten stiegen unerwartet deutlich.
Am 22.09. folgte die Britische Zentralbank mit plus 0,5% Zinserhöhung auf 2,25%. Die nächste Zinserhöhung wurde in England für November erwartet. Das wird nun so weltweit weitergehen, bis wir die hohe Inflation in den Griff bekommen. Während man sie im Frühjahr und Sommer noch durch die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland hätte stoppen können, hatte sie spätestens seit September eine weltweite Eigendynamik erfasst, die laut Meinung der meisten Wirtschaftsanalysten nur noch mit drastischen Eingriffen - wenn überhaupt - in den Griff zu bekommen sein wird. Und das auch nur langfristig: Inzwischen räumten sogar deutsche Medien ein, dass es mindestens zwei Jahre dauern wird - bestenfalls. Das wird auch die deutsche und europäische Fotowirtschaft weiter schädigen.
Ende September musste der Sportartikel-Hersteller Nike einräumen, dass er (wie auch alle Mitbewerber) aufgrund übervoller Lager Preisnachlässe gewähren muss, um die eigenen Lager zu räumen. Denn bei über 10% offiziell zugegebener Inflation in Deutschland und Europa liefen die Geschäfte nicht mehr so gut. Damit war die Sparwirkung aus Angst über die ungewisse Zukunft auch bei den Jüngeren angekommen. Das wird die Fotowirtschaft ebenfalls treffen. Denn das sind insbesondere die mit neuen (vor allem Video-) Kameramodellen hoch umworbenen jungen Creators, Neueinsteiger und Umsteiger vom Smartphone.
Wie prognostiziert, musste man ab September die Wahrheit aus dem Sack lassen.
Fotozentrierte Wirtschaftsdetails im September
Vom 1.-14. September bot Nikon bis zu 10% Preisnachlass auf zahlreiche Objektive. - Der September ist traditionell ein schwieriger Monat, da viele aus dem Urlaub kommende Fotografen und Videografen kein Interesse an Neukäufen besitzen. Dieses Jahr wird es durch die Inflation noch schwieriger werden, Kunden zu finden. Allerdings lagen die realen Marktpreise oft nochmals deutlich unter den offiziellen -10% des UVP. Siehe hierzu u.a. Idealo z.B. für das Nikon Nikkor Z 70-200 mm f2.8 VR S - 2.429 gegenüber offiziell herabgesetzt 2.654 Euro. Also gilt auch bei derartigen Rabatt-Aktionen: Augen auf.
Kurz darauf folgten fast alle Kamerahersteller mit irgendwie gearteten Sonderangeboten. Trade-in- (Rückgabe alter Geräte beim Kauf neuer) oder Cash-Back-Aktionen (Preisvorteil beim Kauf neuer Objektive) klingen auf den ersten Blick gut, sind bei genauer Prüfung jedoch oft nur für ganz wenige Personen wirklich interessant, weil deutlich eingeschränkt. So beschränkte es Sony z.B. auf den Neukauf zweier veralteter A7R-Modelle, wobei jeder wusste oder zumindest wissen sollte, dass bald das völlig überarbeitete Modell A7RV herauskommen wird. Da ich bereits an dem Artikel darüber arbeite, kann ich den meisten Fotografen derzeit nur vom Kauf der alten (Vorgänger-) Modelle abraten.
Hasselblad stellte am 7. September die neue Kamera X2D 100C mit 100-Megapixeln vor. Aber weit über 8.000 Euro sind für das kleine Mittelformat erforderlich. Den technisch wirklichen Fortschritt sehe ich im erstmals vorhandenen 1 TB internen - also in die Kamera fest eingebauten - schnellen Speicher. Ganz langsam nähern sich zumindest die Luxusmodelle den Smartphones. Ansonsten ist dies ebenfalls eine reine Nischenkamera für die sehr reichen privaten Fotografen und einige wenige Berufsfotografen. - Im Übrigen sollten Kunden wirklich reich sein, denn nur die neuesten, schnellen Hochleistungs-Objektive arbeiten sinnvoll mit der 100-MP-Kamera zusammen. Ferner sollten Sie auch das Geld für nun dreijährige neue Kameras besitzen. Das ist der neue Zyklus bei Mittelformat-Kameras von Hasselblad, einer früher angesehenen alten Firma, die vor Jahren faktisch pleiteging und von einem chinesischen Drohnenhersteller übernommen wurde. - Alle weiteren Analysen zur X2D 100C dazu bei Mittelformatkameras. - Nur die neuen Objektive für diese Klasse von Hasselblad scheinen deutlich hochwertiger zu sein als diejenigen bei Fujifilm, denen immer öfter mangelnde Qualität und vor allem inakzeptable Serienstreuung vorgeworfen wird.
Am 08. September stellte Fujifilm die neue X-H2 vor:
Lobenswert wurde endlich die Pixeldichte (weit hinter den Smartphones hinterherhinkend) erhöht. 40 MP bietet der verwendete APS-C-Sensor von Sony.
Für 2.000 US$ / 2.250 Euro liegt sie preislich sicherlich in der Oberklasse der APS-C-Kameras. Hinzu kommen dann noch Zubehör, wie der Batteriegriff (399 US$). Das ist der mit Modellen dicht besetzte Preisbereich der wirklich hochwertigen Vollformat-Kameras wie Canon R6, Nikon Z6 II, Panasonic S5 und Sony A7IV.
Dank des 40 Mega-Pixel-Sensors kann sie auch 8K-Videos erzeugen.
Aber es wurde die Fujifilm-eigene X-TRANS-Matrix (statt der Standard-Bayer-Matrix) verwendet, welche bis heute erhebliche Probleme mit vieler Software bezüglich der Bildqualität verursacht.
IBIS mit bis zu 7 Blenden ist hilfreich und auch erforderlich für so eine hochauflösende Kamera.
Der elektronische Sucher ist mit 5,76 Mio. Pixel sehr gut, aber nicht Spitzenklasse.
Die zwei gemischten Kartenfächer (1 CFexpress Type B, 1 UHS-II SD) bremsen die Kamera beim parallelen Sichern von Videos etwas aus.
Pixel-shift aus 20 Fotos für 160 MP Auflösung wird geboten, muss jedoch am PC in einer eigenen Software zusammengestellt werden.
Zwar werden dieselben Autofokus-Modi angeboten, wie bei der X-H2S, aber die Auslesegeschwindigkeit des Sensors ist geringer.
Viele Dinge wie das Gehäuse entsprechen der H-H2S.
Passend zur Preisklasse wird der mechanische Verschluss für 500.000 Auslösungen zertifiziert.
Zum Abschluss noch etwas Ketzerisches: Die neuen, zukunftsträchtigen Kameras - GFX und die X-H-Modelle - haben alle das alte Layout des Gehäuses und die Benutzerführung mit den vielen Dreh- und Wählrädern aus der Retro-Zeit aufgegeben. Es ist schlichtweg unergonomisch für die modernen Anforderungen an eine Hybrid-Kamera, die auch Video bieten muss. Selbst Fujifilm hat dies eingesehen.
Wie bereits bei der X-H2S festgehalten, ist das keine APS-C-Kamera für den breiten Massenmarkt mehr, sondern für die wohlhabenden Fujifilm-Anhänger.
Aber diese Replik klingt mir etwas schwach. Man konnte nicht einmal alle Punkte widerlegen oder angreifen. Stattdessen sucht man einen Umweg, um die offensichtlich vorhandenen Patentrechte der Firma RED auszuhebeln.
Prognose: Der Rechtsstreit wird sich jahrelang hinziehen und vermutlich irgendwann mit einem Kompromiss enden. Die Folgen für die Z9-Fotografen bleiben derzeit unklar. Ohne diesen Komprimiermodus, wäre der Wert der Kamera geringer - auch in der täglichen, praktischen Fotografie.
Im Laufe des September wurden die Lieferengpässe bei manchen (Kamerateilen-) Zulieferteilen für die asiatischen Hersteller wieder störend spürbar. Diese Problematik hatten die Hersteller noch immer nicht wirklich im Griff. Das lag u.a. an den anhaltenden Lockdowns in China und einer noch immer nicht reibungslos arbeitenden Logistik - vor allem im Schiffsbereich. Sogar manche überwunden geglaubten Engpässe verstärkten sich erneut.
Am 15. September wurde bekannt, dass Adobe sich seit Monaten umorientierte:
Man will alles in das Internet verlagern. Dazu wird alles durch Browser bedient werden müssen.
Es geht Adobe nur noch um Gruppenarbeit - Teamwork - und zwar in der weltweit / global verteilten sowie vernetzten Dimension. Offizielles Zitat von Figma: Kollaboration an erster Stelle. Der einzeln und allein arbeitende Fotograf sowie Videograf ist ökonomisch uninteressant geworden - quasi eine aussterbende Spezies.
Es wird somit bald keine Offline-Software mehr für den PC geben. Damit gibt es auch keine Sicherheit, keine Geheimhaltung, keine Privatsphäre mehr. Alles ist öffentlich. Vor allem wird dann alles und jeder von Adobe kontrolliert werden.
Ferner steht dem Missbrauch durch Adobe sowie deren IT-Betreuern Tür und Tor offen: Sie haben eine kreative Idee oder ein wirklich schönes Foto respektive einen sensationellen Film? Falsch, Adobe besitzt alles. Sie werden wohl kaum jemals nachweisen können, dass es ursprünglich Ihr Eigentum war. Denn Adobe besitzt dann auch die Rohdaten des Fotos, Filmes, der Zeichnung, der CAD-Konstruktion etc. sowie alle Bearbeitungsschritte. Original-Zitat von Figma: Da Figma webbasiert ist, ist deine Designdatei ein Weblink, die einzige Quelle der Wahrheit und ein gemeinsam genutzter Arbeitsbereich für dein gesamtes Team. Sie dürfen sich maximal noch eine Kopie davon als Sicherung bei sich herunterladen. Aber selbst das will Figma unterbinden. Offizielles Zitat: Kein Übertragen von Dateien zwischen deinem Arbeits- und Privatcomputer mehr.
Nochmals: Adobe will Ihre gesamten Daten in das Internet, auf seine eigenen Server verlagern.
Wollen Sie geldgierigen US-Managern sowie oft unterbezahlten und deshalb korruptionsanfälligen IT-Mitarbeitern weltweit wirklich alles anvertrauen? Bedenken Sie immer: Fast alles wird seit Jahren irgendwohin in das Ausland verlagert, wo es am billigsten betreut und betrieben werden kann. Wer etwas einem multinationalen Software-Giganten (in der sogenannten Cloud) anvertraut, der weiß noch nicht einmal, wo es weltweit gespeichert wird und wer es wo betreut, respektive Einsicht und Zugriff auf die Daten (Ihre Daten) hat.
Explizit wird in der offiziellen Adobe-Publikation jubelnd auf Makromedia verwiesen. Leider war das nicht die behauptete Erfolgsgeschichte. Die Übernahme von Makromedia hatte zur Folge, dass hervorragende Programme für (Einzel-) Kunden umgehend nicht mehr weiterentwickelt und dann komplett vom Markt genommen wurden. Die angeblich hochwertigeren Nachfolgeprodukte sind teilweise bis heute minderwertiger als diejenigen von Makromedia von vor 20 Jahren. Millionen von Kunden weltweit wurden somit schon einmal aktiv von Adobe dadurch geschädigt. Erwarten Sie keine Rücksicht. Adobe nimmt keine Rücksichten - auf niemanden.
Bei nur knapp 16 Mrd. US-Dollar Umsatz / Einnahmen im Geschäftsjahr 2021 ist der Kaufpreis von 20 Mrd. hoch - die größte Firmenübernahme in der Geschichte der Firma Adobe. Das gilt auch, wenn man bedenkt, dass Adobe nur 10 Mrd. Dollar bar bezahlt und den Rest in eigenen Aktien. Dazu muss Adobe sogar einen Kredit aufnehmen. Die meisten Analysten halten deshalb diesen Kaufpreis für überhöht sowie eine riskante Wette auf die Zukunft. Figma bietet faktisch nur eine sogenannte workflow space - einen Arbeitsraum, der Arbeitsabläufe für Großgruppen erlaubt. - Bereits dadurch wird Adobe gezwungen, alle seine Produkte so schnell wie möglich umzustellen, damit die Investition ein Erfolg wird. Die Börse reagierte nach der offiziellen Ankündigung mit einem Rückgang des Aktienwertes um 10%. Das war besonders schmerzlich, weil Adobe nach seinem absoluten Hoch 2021 seit ca. einem Jahr bereits unter spürbarem börslichem Druck stand. Zum Zeitpunkt meines Kommentares dazu hatte die Aktie über 50% gegenüber den Höchstständen verloren.
Beide Firmen reden auch ziemlich um den heißen Brei herum und nennen das Kind weder Übernahme, noch Fusion, noch Aufkauf, sondern Kollaboration. Jedoch ist das rechtlich eindeutig. Man hat vermutlich (und meines Erachtens zu Recht) sehr viel Angst vor den Millionen Kunden in beiden Firmen, welche das mehrheitlich nicht begrüßen.
Bedenken Sie, wie abhängig Sie bereits heute bei Benutzung der Adobe Produkte von dieser Firma sind. Allen russischen Fotografen und Videografen wurden nicht nur die gesamte bezahlte Software binnen Tagen ohne Vorwarnung abgestellt, sondern auch alle deren in der Cloud gespeicherten eigenen Dateien gesperrt. Das nennt man einen Totalschaden. Deshalb hier nochmals die Warnung: Verwenden Sie keine firmeneigenen Standards wie z.B. DNG, sondern konvertieren Sie alles zu / verwenden Sie nur weltweite offizielle Standards wie z.B. Tiff und JPEG.
Aber der Aufkauf hat natürlich auch Vorteile: Sofern Sie Ihren Film oder Ihr Foto kostenpflichtig von einem anderen Spezialisten weltweit bearbeiten lassen wollen, den Adobe gegen Gebühr in seine neue Cloud hineinlässt, dann werden Sie dort zu entsprechenden Preisen von Adobe ausgewählte / handverlesene Firmen finden, welche dies nur allzu gerne tun. Aber bedenken Sie auch hier: Adobe hat dann genau gespeichert, mit wem Sie wann, zu welchen Gebühren, was vereinbart haben und was dieser Dritte an Ihrem ursprünglichen Werk geändert hat. Das kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden, falls Sie jemals vergessen sollten, diesen Nachbearbeiter zu erwähnen.
Ganz nebenbei: Einen sündhaft teuren Hochleistungs-Glasfaser-Anschluss an das Internet und einen neuen Hochleistungsrechner zuhause sollten Sie sich dafür schon anschaffen. Sonst wird die Bild- und vor allem die Filmbearbeitung über das Internet Sie frustrieren.
Somit werden die von mir im Artikel Photoshop + Lightroom aufgezeigten Alternativen noch wichtiger für viele alleine arbeitende Fotografen und auch Videografen.
Insgesamt befand sich Adobe sowieso schon länger auf einem absteigenden Ast. Browser-basierte Konkurrenten wie Picsart und vor allem Canva überholten Adobe bezüglich der Nutzerzahlen sowieso (vor allem mit kostenlosen Dienstleistungen und Software) bereits 2022 um ein Vielfaches. Man schätzt, dass alleine Canva mit über 100 Mio. Nutzer gegenüber die ca. 26 Mio. bei Adobe mit den Faktor 4 übertrifft.
Im September veröffentlichte Adobes Konkurrent Skylum ebenfalls ein neues Produkt, das einen harten Schlag für Fotografen mit dedizierten Kameras darstellte: imgmi - eine neue Software nur für Smartphones. Auch Skylum verlässt somit das sinkende Schiff der klassischen Kameras mit der Bildbearbeitung am (Offline-) PC zu Hause. Ein Grund dürften die hohen Preise und damit Gewinnmargen der Smartphone-Software darstellen: 3 US-Dollar Miete je Woche für eine App.
Im September wurde bekannt, dass auch Sigma viele alte Objektive aus der Produktion, dem Vertrieb, dem Verkauf genommen hatte. Angeblich sollen es 18 Modelle sein. Wenn die Nachfrage sinkt, werden alle Hersteller zu derartigen Maßnahmen gezwungen. Man muss sich auf die noch Gewinn erzeugenden Modelle konzentrieren. Auch andere Hersteller misten deshalb seit Jahren aus.
Ende September wurde bekannt, dass selbst in den USA, wo ökonomisch 2022 alles noch am besten lief, die Werbebranche (aufgrund der Gesamtsituation) weniger ausgab. Besonders hart traf es u.a. Meta (ehemals Facebook). Zur Beruhigung: Meta verdient noch immer Milliarden, aber viel weniger als erwartet. In Europa dürfte es um die Werbebranche noch schlechter stehen. Denn in Europa sind die (von den deutschen Grünen eingeführten) Datenschutzbestimmungen, welche die Online-Werbung einschränken, noch viel härter. Aber wegfallende Werbeaufträge betreffen wiederum die Berufs-Fotografen und -Videografen, deren Einkäufe und somit den Fotomarkt.
Ein weiteres Opfer der westlichen Sanktionen wurden 2022 die Crypto-Währungen und die damit zusammenhängenden NFTs. Letzteres sind die virtuellen Kunstwerke (oft Fotos), die man mit virtuellem Geld kaufen kann, um sie nur virtuell zu besitzen - absoluter Angeber-Luxus für wirklich Reiche. Da vor allem die USA weltweit einen drastischen Kampf gegen die Geldquellen (Bitcoin und Co.) starteten, weil sie (zu Unrecht) behaupteten, dass damit Russland seinen Krieg finanzieren würde, brach der Markt ein. Die Inflation sowie die Zinserhöhungen der Zentralbanken setzten den Krypto-Währungen weiter zu. Viele verloren mehr als die Hälfte ihres Wertes. Bei den damit bezahlten NFTs war der Rückgang angeblich bereits 97%. Auch dies hat Einfluss auf Fotografen und den Fotomarkt. Dabei haben wohl auch Akteure wie Canon etc., welche eigene NFT-Marktplätze aufbauen wollten, viel Geld in den Sand gesetzt.
Nach der bereits beeindruckenden FX3 - stellte Sony Ende September seine neue FX30 Filmkamera mit APS-C-Sensor vor. Sowohl die Sensorgröße APS-C als auch die Klasse Filmkamera (ohne elektronischen Sucher oder mechanischen Verschluss) führen dazu, dass ich sie nicht ausführlich bespreche. Jedoch räume ich bereits aus den technischen Daten eine gute Leistung im Videobereich ein. - Aber der Trend dürfte jedem Fotografen klar sein. Neue Kameras sind nun primär Video-Kameras, mit denen man nur noch eingeschränkt fotografieren kann. Es tritt nun langsam die verschärfte Version meines Zukunftsartikels aus dem Jahre 2012 ein: Fotografie wird für jeden sichtbar ersetzt durch Video. Die Kamera-Hersteller ließen auch im preiswerteren (US$ 1.799) Einsteigerbereich die Fotografen als Zielgruppe fallen. Diese Umorientierung der Hersteller ist unumkehrbar.
CIPA August-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im Oktober die August-Zahlen besprechen.
Am 03. Oktober 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat August sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
August 2022-Zahlen:
Die August-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie verschiedener Lockdowns in China und des Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen erstaunlich gut im Vergleich zum Vorjahr. Aber damals lag der Vergleichs-/Basiswert relativ niedrig.
Produktion Gesamtzahlen: +20,6% im Vergleich zum August 2021. Ferner lagen die August-Zahlen sogar um +15,6% über denen des direkten Vormonats Juli 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: nur -4,9% im Vergleich zum August 2021. Die August-Zahlen lagen um +38,4% über denen des direkten Vormonats Juli 2022. Es bleibt unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann. Nachdem die Manager der japanischen Firmen selbst offiziell das Ableben dieser Klasse eingestanden haben, halte ich persönlich eine Monatsproduktion von nur noch ca. 50.000 Stück für halbwegs gerechtfertigt. - Hoffen wir für die Hersteller, dass es sich meist um die neuen Video-Kameras handelt und deren anvisierte Zielgruppe so dumm ist, diese auch zu erwerben.
Produktion DSRL: +21,5% im Vergleich zum August 2021. Die August-Zahlen lagen mit +32,4% (oder mehr als 44.000 Stück) sogar über denen des direkten Vormonats Juli 2022. Allerdings lagen sie viel zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den / den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +45,8% im Vergleich zum August 2021. - Das war erfreulich. Das lag fast bei dem bisherigen monatlichen Spitzenwert für die August-Produktion im Jahr 2018. Aber es waren -1,7% gegenüber (oder mehr als -5.000 Stück unter) dem direkten Vormonat Juli 2022.
Kurzum: Man steigerte im August die falschen, weil alten und zunehmend ungeliebten, Produktionsklassen und reduzierte dafür (erneut, wie im Juli) den Zukunftsmarkt.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: +12,8% im Vergleich zum August 2021. Die Werte stiegen gegenüber dem direkten Vormonat Juli 2022 sogar um +1,7% weiter etwas an.
Das lag im August 2022 an der optimierten Logistik und weltweiten Verschiffung. Das waren deutlich bessere Werte als in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021. Dennoch wurden weder weltweit noch nach Europa die Vor-Corona-Zahlen erreicht.
Verschiffung nach Europa: +14,7% im Vergleich zum August 2021. Aber hier sanken die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat Juli 2022 um -5,9% deutlich, sodass wieder ersichtlich wurde, wie sehr man den kranken Mann Europa abhängte.
Die mit nur rund +0,1% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schienen im August die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips abgenommen zu haben und auch der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden funktionierte fast im Gleichschritt.
Normalerweise nehmen von Juli zum August die Produktionszahlen allgemein um +6,3% zu (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im August einen erhebliches Wachstum von +15,62% zum Vormonat Juli (2022) zu verzeichnen. Das war unerwartet, betraf allerdings vor allem die ungeliebten kleinen Sensorklassen und DSLR-Kameras. Hingegen gingen die spiegellosen Kameras zurück. Das ist der falsche Weg.
Bei den Objektiven sah es im August etwas besser aus, weil Produktion und Verschiffung deutlich zulegten, sowohl im Vergleich zum Vorjahresmonat als auch zum direkten Vormonat Juli 2022. Aber insgesamt sah es durchwachsen aus. Man hatte in den ersten 8 Monaten 2022 +8,6% mehr Objektive für das Vollformat aber -5,6% weniger für MFT und APS-C produziert als im Vorjahreszeitraum. Dies bestätigt meinen seit Jahren prognostizierten und inzwischen mit Grafiken belegten Niedergang der Crop-Sensoren. Inzwischen werden mehr Objektive für das Vollformat hergestellt als für alle Crop-Sensoren (APS-C und MFT) zusammen.
Politisch und wirtschaftlich standen nun die härtesten ca. 6-9 Monate an. Denn im Herbst und Winter wird weltweit die Entscheidung darüber fallen, wie es weiter geht.
Inzwischen sprechen fast alle von der Deindustrialisierung Deutschlands und Europas. Als ich Anfang des Jahres aufgrund der unüberlegten Sanktionen dies erwähnte, wurde ich lächerlich gemacht. Als ein CDU-Politiker dies Monate darauf aufgriff, wurde er von den Grünen Kriegstreibern attackiert und sogar von den eigenen Parteifreunden kritisiert. Das, was die freie Welt seit März wusste, wurde bei uns durch die von Grünen und deren befreundeten Propagandisten weitgehend kontrollierten Medien niedergebrüllt. Aber die Wahrheit lässt sich auf Dauer nicht durch Kriegspropaganda verdrängen. Es handelt sich um mathematische / ökonomische Fakten. Bei diesen Energiepreisen ist der Produktionsstandort Europa viel zu teuer und somit nicht mehr konkurrenzfähig.
Mitte Oktober musste man auch in Deutschland die alten Analysen des IWF publizieren: Dieser Winter (2022/23) wird in Deutschland hart. Aber der nächste Winter (2023/24) wird noch viel härter. Im Ausland weiß man allerdings schon länger, dass es so weiter mit der Wirtschaft nach unten gehen wird. Nur in Deutschland logen (vor allem die Grünen) Politiker die Bevölkerung weiterhin an, dass im April 2023 alles (schlagartig) besser wird.
Ende des Monats erhöhte die EZB wieder einmal in einem lächerlich kleinen Schritt die Zinsen minimal. Jeder weiß, dass sie seit Jahren die Inflation absichtlich laufen ließ. Jetzt helfen nur noch drastische und sehr harte Schritte. Aber jene werden diese politischen Banker nie wählen.
Nachdem der ukrainische Präsident die NATO zu (atomaren?) Erstschlägen gegen Russland aufforderte und die NATO atomare Vergeltungs-Schläge gegen Russland androhte, eigene erstmals angekündigte Atomkriegsübungen durchführte, sowie die Verteidigungsstufe in Europa auf Defcon 2: Fast Pace (zweithöchste Alarmstufe) erhöht wurde (deutsche Erklärung zu den DEFCON-Stufen), verlagerten die USA am 22.10. ihre Angriffs-Einheit (US Army's 101st Airborne Division) mit 4.700 Soldaten an die rumänische Grenze zur Ukraine. Das ist keine Verteidigungseinheit. Mit den modernsten atomwaffenfähigen Langstreckenbombern ausgestattet wurde sie in allen Angriffskriegen der USA eingesetzt. Spätestens Ende Oktober dürfte somit klar geworden sein, wohin die militärische Eskalation gehen wird.
Canon begann mit dem Bau einer neuen großen Fabrik in Japan für seinen Lithografie-Bereich. Das ist (wie bei Nikon) das wirklich große zweite Standbein des Konzerns. In der neuen Fabrik werden die teuren Maschinen hergestellt, die wiederum Chips und Sensoren herstellen. 345 Millionen US Dollar ist dies dem Konzern wert. Das Werk soll 2025 die Produktion aufnehmen. Dort wird Marktpotential gesehen. Dort fließen Teile der Investitionen in die Zukunft des Konzerns. - Weg von den dedizierten Kameras.
Langsam muss man auch offiziell zugeben, dass es bei Fotowettbewerben düster aussieht. Bereits die Pandemie hat den seit langem andauernden Niedergang beschleunigt. Aber das Jahr 2022 schien selbst in den ökonomisch florierenden USA der Branche hart zuzusetzen. Da wurden Veranstaltungen verschoben und zeitweise ausgesetzt. Das ist nur eine höfliche Umschreibung dafür, dass man sie in dieser Art und Weise (mangels Interesse und sinkenden Geldeinnahmen) nicht mehr weiterführen kann. Vor allem betrifft dies sogenannte Events - also große Veranstaltungen, zu denen man auch persönlich für hohe Eintrittsgebühren gehen kann. - Mitleid muss man nicht haben, da es sich bei Foto-Wettbewerben seit vielen Jahren überwiegend nur noch um geradezu kriminelle Abzocke handelte.
Nachdem die 2013 gegründete freie Bilderbörse Unsplash 2021 durch Getty Images übernommen worden war, wurden die Nutzer hinter das Licht geführt, weil man behauptete, man würde den kostenlosen Service unverändert fortsetzen:
Denn im Oktober 2022 kam heraus, dass erste Teile (Unsplash+) kostenpflichtig werden. So ist das mit mündlichen und schriftlichen Zusagen vieler US-Firmen.
Getty Images forderte alle Fotografen per Blog-Eintrag unmissverständlich auf, dem neuen Service zuzustimmen. So wie ich den Text verstehe, werden die Fotografen sogar aufgefordert, ihre alten kostenlosen Inhalte in den kostenpflichtigen Bereich zu migrieren. Übrig bleiben nur die wertlosen Fotos, die niemand will. So zerstört man den kostenlosen Sektor binnen kurzer Zeit.
Und ich lege aus Erfahrung mit US-Firmen sogar noch einen hinterhältigen Trick für die Zukunft nach: Zuerst werden (wie hier) sehr lukrative Lockvogelangebote den Fotografen unterbreitet: Wer sofort wechselt, verdient umgehend gutes Geld (auch ohne Verkäufe der Fotos - kein Scherz). Aber später werden die Konditionen für Fotografen immer schlechter - für alle und zwar stufenweise bis zur Sklavenarbeit. Dann sitzen die Fotografen - wie die Kunden schon heute - in der Falle.
Jeder sollte sich jedoch die aktuellen Vertragsdetails schon heute genau durchlesen. Sie beinhalten knallharte Regeln, die in den USA nach deren Recht bei Verstößen zu (für europäische Verhältnisse) unfassbar hohen Strafen führen können - auch für Ausländer. Denn es gilt US-Recht, und US-Richter entscheiden praktisch nie zugunsten Ausländer. Ganz trickreich werden Ihnen als Fotograf die gesamten geltenden Rechtstexte erst nach der Einreichung aller Fotos und der Annahme durch Gettys zugesandt. So sind US-Firmen. Zitat: Full details about your, and Unsplash's, responsibilities will be outlined in your contributor agreement once your contributor application is accepted.
So kann man im Übrigen jedem Fotografen andere Verträge vorlegen. Es existieren keine Allgemeinen Geschäfts-Bedingungen.
Freuen Sie sich alle schon einmal auf die Herrschaft der US-Konzerne - nicht nur im Bereich Fotografie.
Am 07. Oktober veröffentlichte der CEO von Olympus ein Interview in der Zeitschrift Fortune, welches dem Fotofass den Boden ausschlug und einen sprachlos machte. So etwas Dreistes hat es noch nie gegeben.
Am 14. Oktober stellte Sony eine weitere Vlogging-Kamera vor: Sony ZV-1F
Sony ZV-1F: 20 MP, 1-Zoll-Sensor, äquivalentes 20 mm Objektiv (faktisch aber nur 7,6 mm) F2.0 (aber reale äquivalente Blende ist ca. f5,6 - f6), nur Kontrast Autofokus, 8-bit 4:2:0 Video, 4K bis 30p, Full-HD 1080 bis zu 120p.
Es existierte 2022 ein völlig übertriebener Wirbel um derartige Video-Kameras. Hier ein kaum glaubwürdiger Testbericht (hier ein Video dazu), da die Tester selbst die Kamera nicht verwenden wollen. (Sie haben den Film mit der FX30 gedreht, weil die Testkamera so schlecht ist.)
Weiterhin erfordert die Kamera einen heftigen Crop von 1,23 bei Verwendung des unabdingbar erforderlichen elektronischen Verwacklungsschutzes. Dann sind es bereits 25 mm äquivalente Brennweite.
Der Sensor ist so langsam, dass es sichtbar störenden Rolling-Shutter gibt. Der Autofokus wandert hin und her. Die Bedienung ist unergonomisch. Es gibt keinen Kopfhöreranschluss / Ton-Ausgang und keine optische Kamerastabilisierung und alles ist in einem billigen Plastik-Gehäuse verpackt. Das ist wirklich ein Tiefpunkt für ein modernes Kameraprodukt.
Für Fotografen oder die Fotografie ist die Kamera völlig wertlos, da sie nur JPEG-Aufnahmen erstellt oder Filme. Da kann jedes moderne Smartphone mehr. Das ist somit noch nicht einmal eine Hybridkamera und definitiv keine für Content-Creation, sondern nur für (eingeschränktes) Video.
Das einzig Interessante ist der in den USA attraktive Preis von 499 US$. Der deutsche Preis beträgt 650 Euro und ist mit mehr als 30% Melkkuhzuschlag (zum US-Dollar-Euro-Wechselkurs) hoch.
Aber hier hat man zu sehr an der Ausstattung gespart. Das ist die erste Kamera seit 2012, für die ich meine Behauptung zurücknehme, dass es heute keine schlechten Neuerscheinungen mehr gibt.
Deshalb erklären erste Ketzer die Endung F im Kameranamen auch mit Fool - im Sinne von: Nur für Dummköpfe - oder Fail - für Rohrkrepierer.
Im Oktober bot Canon USA einen (kostenpflichtigen) Service an, der auf den ersten Blick kundenfreundlich wirkt, aber bei genauerem Hinsehen Fragen aufwirft: CANON PRECISION ALIGNMENT. Dabei werden Kameras auf Objektive (oder umgekehrt) genau angepasst. Jeder DSLR-Nutzer kannte dieses Problem von früher, als hochwertigere Kameras eine in der Kamera verfügbare Anpassung / Korrektur eines Front- respektive Back-Focus eines Objektives erlaubten. Nun, ja: Preiswertere DSLR-Kameras boten das nicht. Deshalb ist der Service eigentlich sinnvoll. Aber wir produzieren und verwenden heute spiegellose Systeme. D.h. der Fokus-Messer liegt nicht mehr außerhalb auf einem separaten Messfeld irgendwo in der Kamera. Einer der Hauptargumente für spiegellose Systeme war, dass es niemals wieder eine Objektivabweichung wegen Front- oder Backfokus geben würde, ja dies sogar physikalisch ausgeschlossen sei, weil die Kamera vom Sensor aus alles für jedes Foto neu nachmesse. Bereits beim neuen Canon RF 70-200 mm Objektiv traten jene Phänomene dennoch negativ in Erscheinung und erforderten ein neues Firmware-Update nur für diesen Fehler. Nun stellt sich allerdings die Frage, ob auch dieses große Werbeversprechen für spiegellose Kameras generell gelogen war. Das wäre ein herber Rückschlag, denn selbst die teuersten modernsten spiegellosen Kameras bieten intern keine Korrekturmöglichkeit mehr für den Anwender. Er selbst kann derartige systematischen Fokus-Fehler nicht mehr manuell beheben. - Siehe auch meine weitere Erörterung des Problems.
Es ist immer wieder erschreckend, mit welcher Ahnungslosigkeit - um nicht zu sagen Dummheit - manche bezahlte Analysten die Fotobranche beurteilen:
However, what was perhaps not expected was the rapidity with which the sales rug would be pulled from beneath DSLR consumers' feet. - Was jedoch vielleicht nicht erwartet wurde, war die Schnelligkeit, mit der den DSLR-Verbrauchern der Verkaufsteppich unter den Füßen weggezogen werden würde.
Da ich die Hersteller wirklich für alles Negative kritisiere, was mir auffällt, muss ich sie hier nun auch in Schutz nehmen. Nach dem Umstieg auf spiegellose Systeme haben alle Kamerahersteller langsam ihre Altprodukte auslaufen lassen und kaum oder nur noch wenige neue DSLRs auf den Markt gebracht. Aber es waren die Kunden, welche vor allem nach 2018 ihre Einkäufe bei DSLRs drastisch einschränkten. Wäre es anders gewesen, hätten die Kamerahersteller tatsächlich den Käufern den Teppich unter den Füßen weggezogen, dann hätten wir weltweit einen drastischen Mangel an DSLRs bei gleichzeitig hoher Nachfrage. Aber das Gegenteil ist seit 2018 der Fall: Sie bekommen weltweit jedes DLSR-Modell sofort. Die Lager sind voll damit. Die Produktions- und Verschiffungszahlen liegen meines Erachtens deutlich zu hoch - weit über der noch existierenden Nachfrage nach DSLRs.
Es sind somit die Kunden, welche den Herstellern den Teppich unter den Füßen wegzogen. Aber die Hersteller wissen bis heute nicht genau, warum:
Sicherlich warten viele Fotografen noch immer in Schockstarre einfach ab, bis ihre neue spiegellose (Wunder-) Kamera endlich herauskommt, zu der sie dann (eventuell) wechseln.
Aber viele erkannten das Gut genug-Prinzip, weil man in vielen Foto-Stilen kaum bessere Fotos mit einer spiegellosen Kamera macht.
Da wären noch einige, welche auf eine letzte Alleskönnerin bei ihrer eigenen DSLR-Modellreihe warten, welche jedoch zu einem unrealistischen Spotpreis angeboten werden müsste, damit jene Wartenden das DLSR-Nachfolgemodell kaufen würden.
Dann gibt es die ärmeren Fotografen, welche schlichtweg nicht bei den hohen Preisen mithalten können und noch für die Neuanschaffung in diesem Hobby sparen müssen, was jedoch weltweit 2022 vielen angesichts der Inflation schwerer fiel.
Aber letztlich sind da auch viele, welche zu Smartphones wechselten oder das Hobby ganz aufgaben.
Fazit: Die Welt ist komplizierter, als manche ideologisch verblendeten Analysten es wahrhaben wollen. Einfache und pauschale Schuldzuweisungen nur an die Hersteller sind wenig hilfreich. Persönlich stelle ich jenen sogenannten Analysten immer die Gegenfragen: Wie viel haben Sie im letzten Jahr / den letzten 12 Monaten für Fotografie ausgegeben? Das ernüchtert viele.
Ferner halte ich auch die in jenem Artikel publizierte Berechnung von 8 Mio. Systemkameras (produziert oder verschifft) im Jahr 2022 für absolutes Wunschdenken des Analysten - vor allem, weil er damit sogar nur die Untergruppe der spiegellosen Kameras meint. Im Oktober sprachen die Zahlen für ca. 8 Mio. Gesamtproduktion aller Kameras - inklusive DSLR- und Kompakt- sowie Bridge-Kameras. - Das ist somit alles kindliches vorweihnachtliches Wunschdenken aus US-Sicht.
Wie jedes Jahr üblich, brachte Adobe Mitte Oktober seine großen Neuerungen zur Adobe Cloud-Software heraus.
Der Termin rechtzeitig zu Weihnachten hat seinen Grund, damit (in der vermutlich schwersten Krise der Firma Adobe) nicht zu viele Bestands-Kunden vom Abonnement abspringen und neue potentielle Kunden in der Vorweihnachtszeit angelockt werden.
Auch Lightroom und Photoshop wurden wieder großzügig mit Neuerungen bedacht. Allerdings gilt es hierbei genau zu unterscheiden. Vieles Interessante wurde in die Cloud verlegt. D.h. man benötigt selbst als PC-Anwender eine ständige Verbindung zum Internet (genauer gesagt zu Adobe), um jene Funktionen zu nutzen. Anderes wurde den reinen Cloud- oder sogar den neuen Browser-Anwendungen vorbehalten, zu denen Adobe seit Jahren alles migriert.
Vor allem bei den Punkten Künstliche Intelligenz (KI, AI - Artificial Intelligenz) musste Adobe dringend nachziehen, weil Skylum mit Luminar und viele andere Mitbewerber dies schon lange umfangreich einsetzten. Adobe als Nachzügler mit teilweise jahrelangem Rückstand. Auch das war ein Grund, warum der Aktienwert 2022 derart abstürzte.
Die neue Initiative CAI für einen kontrollierten Einsatz (Entschuldigung, das muss offiziell natürlich nachvollziehbaren heißen) der Künstlichen Intelligenz bei Foto und Video wurde von Adobe und den dafür bezahlten schreibenden Analysten gelobt: Adobe aims to create responsible AI and ensure that it's implemented in intelligent ways within its software. - Juristen und ich wundern sich: KI soll verantwortungsbewusst werden. Wie will eine Software eine Verantwortung für ihr Handeln übernehmen? Schicken wir die dann für 5 Jahre in das Gefängnis? - Allerdings halte ich dagegen, dass dies so nicht stimmt: CAI ist eine Abhör-Software, welche Sie als Anwender ausspioniert und jede Ihrer Änderung an einem Foto oder Video festhält und dies alles in der Cloud speichert sowie sogar publiziert. Es stellt somit einen weiteren Schritt hin zur totalen Kontrolle des Nutzers durch KI dar. Original-Zitat der deutschen Adobe-Seite dazu: Es wird empfohlen, Für neue und mit Content Credentials gespeicherte Dokumente aktivieren auszuwählen, um sicherzustellen, dass alle deine Bearbeitungen und Aktivitäten erfasst werden und du den genauesten Verlauf darüber erhältst, wie dein Bild entstanden ist. CAI macht nichts anderes, als jeden Ihrer Bearbeitungsschritte zu dokumentieren, bei sich in der Cloud und im Bild zu speichern sowie dann Dritten mitzuteilen. - Die Begründung lautet frech: Damit Sie angeblich keine anderen (Foto- und Video-Käufer) mit KI betrügen können. - Es ist immer wieder erfreulich, so mitgeteilt zu bekommen, dass Adobe alle bezahlenden Anwender seiner Software offenbar für vorsätzliche Betrüger hält, die man bereits vorausschauend überwachen muss, um sie vor ihrer eigenen kriminellen Energie zu beschützen. - Derzeit ist die Nutzung noch freiwillig. Aber ich freue mich schon darauf, an (Ihren) zukünftigen Bildern genau nachlesen zu können, was Sie mit welcher Einstellung wie geändert haben. So wird das jahrelang mühsam erworbene Spezialwissen der beruflichen Software-Anwender binnen Wochen jedem einfach nachvollziehbar. - Ob jene Kunden dann noch teilweise über 500 Euro je Stunde für derartige Bildbearbeitung bezahlen? - So ein Vorgehen durfte man früher noch Wirtschaftsspionage nennen.
Zur Klarstellung: Persönlich bin ich als Wissenschaftler für eine wahrheitsgemäße Berichterstattung. Zugegeben sei ferner, dass gefälschte Fotos und Videos (in absoluten Zahlen) immer häufiger werden. Wenn somit Zeitungen und Presseagenturen das von den für sie gegen Geld arbeitenden Fotoreportern verlangen, mag dies in einem privatrechtlich geregelten Vertrags- und Auftragsverhältnis, das jene Reporter freiwillig eingehen, noch zulässig sein und vielen als moralisch vertretbar erscheinen. Allerdings kann man Verstöße (mit gefälschtem Bild und Video-Material) auch in derartigen privatrechtlichen Einzel-Verträgen ahnden. Dazu bedarf es keiner Software, welche wieder einmal die gesamte Menschheit betrifft. Sobald gigantische US-Konzerne hieraus jedoch eine Zwangsbeglückungs-Software machen, durch die sie ihre Kunden knebeln und aushorchen, wird dies Folgen für die Fotografie als Kunst und für die (inklusive Smartphones) vielen Milliarden privaten Fotografen haben. Siehe hierzu die interessante Liste der beteiligten Firmen. Denn bei Weitem nicht alle wollen sich durch Adobe oder jene anderen rein kommerziell tätigen Unternehmen kontrollieren lassen. Im Übrigen sehe ich in der ungeheuren Datensammlung und Zwangsveröffentlichung vieler privater Details einen eklatanten Verstoß gegen die DS-GVO.
Dieses Bedrohungs-Szenario ist keine Zukunftsmusik, sondern bereits Realität. Die sogenannte Content-Credential-Software ist komplett fertig und wurde schon weltweit ausgerollt.
P.S.: Weltweit existiert AI-Software zur Bildbearbeitung ohne diesen Spionage-Teil und den damit verbunden Veröffentlichungszwang. Was glauben Sie, werden die wirklichen Betrüger verwenden? - Und noch etwas: Es ist erstaunlich einfach, diese sogenannten Content-Credentials (also Beglaubigungsschreiben zum Foto) zu fälschen und dann den gefälschten Fotos anzuhängen.
Passend zum Krieg brachte Leica Mitte Oktober eine neue Reporter-Kamera SL2-S in NATO-olivgrüner Tarnfarbe heraus. Ansonsten will Leica sich wieder vermehrt den alten Analogfilm-Kameras und deren Objektiven widmen - mit Sonderserien zu entsprechend hohen Preisen.
Laut einer neueren Studie soll der kommerzielle Markt für Fotografie angeblich seit Jahren kontinuierlich wachsen und soll bis 2032 nochmals stetig weiterwachsen, weil der E-Commerce diesen Sektor vorantreibt.
Das mag korrekt sein. Denn gemäß den mir vorliegenden Zahlen handelt es sich um reine Brutto-Werte in US$. Man geht von durchschnittlich ca. brutto 2% Wachstum je Jahr aus. Aber bei rund 10% Inflation wären dies netto leider jährlich bereits ca. -8% bei den realen Einnahmewerten.
Das heißt ferner allerdings auch nicht, dass Berufsfotografen - selbst nominal - mehr Geld verdienen werden. Denn viele Fotos können inzwischen automatisch von Robotern erstellt werden. Alle Kamerahersteller haben sich seit Jahren exakt darauf spezialisiert. - Die Analysten weisen sogar ausdrücklich darauf hin, dass kleine und mittlere Fotostudios (also die Mehrzahl) davon kaum profitieren werden.
Überdies bedeutet dies auch nicht, dass man dazu mehr oder überhaupt dedizierte Fotokameras benötigt. Erstens können es Smartphones sein und zweitens werden immer mehr Fotos aus Videos extrahiert.
Man wird deshalb den Eindruck nicht los, dass Ende 2022 jedes auch nur halbwegs positiv klingende Detail ohne Überlegung sofort publiziert wurde. Weder wurde in diesem Fall die Studie gelesen, noch nicht einmal das frei publizierte kurze Management-Summary komplett ausgewertet - und vor allem wurde alles Negative vorsätzlich weggelassen. So verzweifelt war man bereits.
Am 26.10. stellte Sony rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft noch seine neue A7RV vor. - Bezeichnend für die wahre wirtschaftliche Lage war jedoch, dass man meinen kritischen Artikel mit allen Fakten und Belegen zu dieser Kamera in praktisch allen westlichen Suchmaschinen, welche Werbegelder von Sony erhalten, weitgehend zensierte.
Ein weiterer Trend könnte der klassischen Kameraindustrie schaden:
Seit einiger Zeit waren schlechte Fotos im Sinne von verwackelt, falsch fokussiert, unscharf, farbverschoben, mit ausgefressenen Lichtern durch Überbelichtung oder versumpfte Tiefen durch absichtlich Unterbelichtung, pixelig und verrauscht sowie mit roten Blitzaugen versehen die neue Modeerscheinung in vielen sozialen Netzen und vor allem unter den jüngeren Menschen. Dazu benötigt man wirklich keine moderne Kamera.
Ganz im Gegenteil. Dazu kaufen diese jungen Fotografen sogar uralte, fehlerhafte digitale Kameras auf dem Gebrauchtmarkt. Manche sprechen explizit von der Einmaligkeitschrecklicher Fotos oder dem fast 'antiken' Aussehen jener Fotos jener retro camera technology.
Die Kamerahersteller können nur hoffen, dass es sich um einen schnell vorübergehenden Trend handelt. Allerdings bin ich mir da nicht so sicher, da sich z.B. die Lomografie seit ca. den 1990er Jahren auf analoger Basis bereits mit dieser bewussten Abkehr vom Perfekten befasste: fehlerhafte Fotografie als Antriebsmotiv.
Auch die Instax-Kameras Sofortbildkameras waren aufgrund ihrer unterirdischen Bildqualität seit Jahren bei jungen Menschen erfolgreich. Dieser analoge Trend scheint jedoch in den letzten Jahren deutlich an Interesse verloren zu haben. Siehe meine Analysen zu Fujifilm.
Ferner gab es schon seit Längerem den sogenannten 0.5 selfie trend, der mit seinen verzerrten Ultra-Weitwinkel-Objektiv-Aufnahmen aus extrem kurzem Abstand ebenfalls in diese Klasse fällt.
Ende des Jahres 2022 kam ein weiterer Nostalgietrend hinzu: Das 13 Jahre alte iPhone 3GS (aus dem Jahr 2009) mit nur 3 Mega-Pixel-Sensor, ohne Blitzlicht aber mit dem 'vintage' look für TikTok.
Mir scheint sich dieser Langzeittrend nun eher auf die digitale Fotografie auszudehnen.
Die Motivation hinter dem Trend lässt sich auch klar benennen: Scharfe Fotos stehen in dieser Zielgruppe für Ernst und Beruf, während die neuen verwackelten für Spaß und Freizeit stehen.
Die Unterscheidung zwischen Spaß und Ernst bei diesen jüngeren Menschen könnte den Kameraherstellern sehr gefährlich werden. Denn die klare Botschaft, welche sich in den Köpfen der Jüngeren festsetzt, ist: Fotografieren mit modernen dedizierten Kameras macht keinen Spaß.
Kurz vor Weihnachten 2022 kam eine weitere Analyse zur neuen Fototechnik der Generation Z heraus: Man nannte es den Lobotomy-Look oder den Lobotomy-Chic: Lobotomie war früher eine Gehirnoperation, bei der meist der Frontallappen vom Gehirn getrennt wurde, was jedoch oft extrem unerwünschte Nebenwirkungen hatte, wie eben der nun gewünschte: distanzierte, ausdruckslose, apathische Ausdruck. Perfekt inszeniert wurde nun das angeblich nicht-inszenierte, authentische, spontane Bild, das echter und näher an der Wahrheit sein sollte und dafür auf keinen Fall retuschiert wird. Da werden auch die bei dem häufig dazu verwendeten Blitzlicht auftretenden roten Augen absichtlich belassen. Leicht erkennbar sind die Bilder an glatter Stirn, herausgedrückten Lippen sowie einem leeren Starren mit weit aufgerissenen Augen, das die Dissoziation zeigt - erschöpfte, gelangweilte, traurige, mürrisch-trotzige, entfremdete, gefühllose, nihilistische Abgetrenntheit / Losgelöstheit. Er wird auch der dissociative pout genannt - Dissoziative Schnute / Mimik. Bei diesen Selfies bleiben die Lippen jedoch (perfekt inszeniert) betont küssbar und die Blicke oft verführerisch. Wer genau hinsieht, erkennt sogar bis ins Detail inszenierte (betont leichte) Ironie bis hin zur Meta-Ironie. Dieser neue dissoziative Stil wurde von Frauen kreiert. - Das ist definitiv nicht mehr die ehrliche Darstellung, sondern eine extrem inszenierte Fassade der Authentizität: Angestrengt so tun, als ob man sich eben gerade nicht mehr anstrengt. Aber es ist kreative Kunst. - Welche neuen künstlerischen Stile haben die Fotografen dedizierter Kameras in letzter Zeit kreiert?
Diese Personen kann man auch nicht zu dedizierten Kameras konvertieren, da sie bereits extrem scharfe Smartphones besitzen, welche sie für diese Fotos zunehmend explizit ablehnen.
Somit finden sich drei Gruppen, Tendenzen und Bewegungen: Einerseits haben wir diejenigen, welche wie die Kamerahersteller (insbesondere Canon) behaupten, immer höhere technische Perfektion wünschen. Dann finden sich diejenigen, welche schon lange das Gut-genug-Prinzip erkannt haben sowie leben, und schließlich wären da noch diejenigen, welche bewusst das nicht-perfekte Bild bevorzugen und erzeugen.
Alle derartigen Bewegungen gab es früher selbstverständlich auch. Aber früher - also bis ca. 2010 - handelte es sich in der Fotografie mit dedizierten Kameras um einen Wachstumsmarkt. Damals konnte man über derartige Bewegungen, Strömungen und Tendenzen hinwegsehen. Seit die Fotografie jedoch ihren steilen Abstieg in die Nische begann, werden derartige Strömungen allerdings immer relevanter sowie einflussreicher, ernstzunehmender und evtl. sogar existenzbedrohend.
Es wäre somit langfristig eine Katastrophe, wenn die jüngeren Schichten sich exakt vom einzig erfolgversprechenden Trend der Kamerahersteller nach immer noch mehr Schärfe durch noch mehr Pixel, Künstlicher Intelligenz, Verwacklungsschutz und lichtstarken Objektiven etc. komplett abwenden würden.
Auch der neue Trend des Meta-Selfies (Bild von sich selbst im Bild, im Bild ...) lässt sich nur mit Smartphones inszenieren.
Fakt wurde 2022, dass die kreativen Künstler(innen) sich mit dem Smartphone verwirklichten und dort neue (Foto-) Stile entwickelten, die evtl. einen grundlegenden Stil-, Werte- und Kulturwandel anzeigen, passend zu einer Zeit, die zunehmend durch Zwietracht, Chaos und Angst bis hin zur Weltuntergangsstimmung geprägt wird. Das, was früher (in gesicherten Zeiten) wichtig war, verlor seinen Wert.
Nachdem bereits andere Software-Hersteller wie Skylum (Luminar) 2022 Aufpreise für jede Kleinigkeit in einer früher Standard-Software zur Fotobearbeitung forderten, folgte Ende Oktober Adobe sogar mit Photoshop und ähnlichem, als es lapidar mitteilte, dass nun sogar die Verwendung von Pantone Farben zukünftig eine Monatsgebühr von 15 US-Dollar oder gleich die Gesamtsumme von 10.000 US-Dollar bei Pantone kosten. Aber selbst dann lassen sie sich nur noch über ein extra zu installierendes Plug-in verwenden. - Auch Adobe spart somit am Kunden.
Wie groß die Macht der Sozialen Medien für viele Mediengestalter (auch Fotografen und Videografen) inzwischen ist, zeigte wieder einmal eine Umfrage: 70% fühlten sich dort (u.a. durch die unbekannten Algorithmen) benachteiligt, aber 60% waren zwingend auf diese Medien angewiesen für ihren eigenen Erfolg. Das sind schlechte Nachrichten für die kommerzielle Zukunft jener Medienschaffenden. Aber indirekt betrifft dies dann auch wieder die Kamerahersteller, da jene Erfolglosen kaum mehr Kameras und Objektive nachkaufen werden. Siehe deshalb auch meine Einschränkungen zum angeblichen Zukunfts-Hauptmarkt Vlogging-Kameras, auf den sich viele Hersteller konzentrieren.
Am 26.10. stellte Sony seine fünfte Generation der hochauflösenden Kameraserie A7R vor. Obwohl die Kamera ausgereift war, hielt man es offenbar für notwendig, zu Mitteln der Zensur zu greifen, um unerwünschte sachliche Kritik daran zu unterbinden.
Auch die Investment-Gesellschaft JIP, welche die Kamerasparte von Olympus aufkaufte, wollte das Weihnachtsgeschäft ausnutzen und brachte am 26.10. eine neue MFT-Kamera heraus: OM System OM-5. Wie bei der Übernahme vorausgesagt: Reine Geldmache mit ahnungslosen Kunden.
Quartalsberichte 3. (Kalender-) Quartal - Sommer 2022 - Juli bis September
Ende Oktober begann wieder die übliche Berichtsperiode der Kamerahersteller über ihre Quartalszahlen in eigenen Pressekonferenzen. Diese Berichtsperiode liefert wertvolle Ein- und Ausblicke in die Fotowirtschaft.
Angesichts des weiter anhaltenden Informations-Lochs handelte es sich um die einzigen Wirtschaftsdaten von Relevanz. Dies gilt auch, wenn es sich faktisch um rückwärtsgewandte (also historische) Zahlen handelt.
Einschätzungen vorab: Einerseits erwartete ich eine Milderung vieler früherer negativer Einflüsse, z.B. bei den Zulieferproblemen aller Hersteller, den Umstellungsproblemen bei der Produktion vieler Hersteller, Erleichterungen bei den Einschränkungen bei den Corona-Maßnahmen, Verbesserung bei den Logistikproblemen im Versand der Waren an die Kunden (vor allem in Übersee), Rückgang der eigenen (zu großen) Warenlager etc. Andererseits könnten sich weitere negative Einflüsse durch die Sanktionen und die niedergehende Weltwirtschaft zeigen. Ferner erwartete ich nun endlich erforderliche Stellungnahmen des Top-Managements zur weiteren Prognose der Weltwirtschaft und ihrer eigenen Firmenpolitik angesichts des Krieges, der stetig verschärften Sanktionen sowie der weltweiten Inflation.
Allerdings will ich vorweg gleich festhalten, dass diese (insgesamt sicherlich guten) Bilanzzahlen sich vom Endkunden-Markt abgekoppelt haben. Es handelte sich um (zeitlich vorauslaufende) Verschiffungszahlen der Konzernzentralen und somit nur um von den Töchtern / Importeuren / Großhändlern an den Konzern bezahlten Kamera-Produkte. Jene sind hingegen noch lange nicht an wahre Endkunden verkauft. Zwar wird dies im 3. Quartal angesichts der Wartzeiten bei vielen teuren neuen begehrten Produkten sicherlich noch zu einem hohen Prozentsatz durchführen lassen. Aber die einfache Fortschreibung des Trends könnte sich bald als unzutreffend erweisen.
Canons Quartalsabschluss für das dritte Quartal 2022: 01.07. - 30.09.
Am Mittwoch, den 26. Juli, eröffnete Canon - wie immer als erste große Fotofirma - den Reigen der Publikationen und gab seine Ergebnisse für das 3. Quartal bekannt, wobei hier das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. D.h. die Zahlen betreffen die Monate Juli bis September einschließlich.
Bitte beachten Sie, dass die Angaben in YEN sind. Der Wechselkurs betrug ca. 145. Um ein ungefähres Gefühl für den Yen zu erhalten, sehe ich YEN wie Cent und kalkuliere überschlagsmäßig 1/100. Danach kann man noch 1/3 abziehen - also die Werte deutlich abrunden.
Bitte beachten Sie die zum 01. Januar 2021 eingetretenen Bereichsänderungen, die bereits damals besprochen wurden.
Wie immer erlaube ich mir, diesen Quartalsbericht etwas ausführlicher zu analysieren, da alle anderen Firmen sich bezüglich wichtiger Informationen sehr zugeknöpft verhalten.
Quartalszahlen Q3:
Konzern-Umsatz: 996,090 Mrd. Yen = +19,5% zum Vorjahresquartal. Aber es war weniger als im direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022.
Operativer Gewinn: 81,440 Mrd. Yen. = +38,7% zum Vorjahresquartal. Aber es war weniger als im direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022.
Dem Konzern ging es sehr gut. Dies gilt auch, wenn man die rückläufigen Zahlen des Konzerns berücksichtigt.
Looking back at the third quarter of 2022, the pace of economic recovery slowed amid rising global inflation and interest rates, despite personal consumption underpinned by easing of restrictions on economic activities.
In the United States, the economy showed signs of a slowdown due to inflation and tightened financial measures. However, economic recovery continued due to a robust increase in personal consumption.
In Europe, the economy slowed down due to increased energy prices and continuous hikes of interest rates in response to the prolonged Ukraine crisis.
In China, the speed of recovery of personal consumption declined due to restrictions implemented under its Zero-COVID strategy again.
In other emerging countries, the economy recovered moderately, mainly in India and Southeast Asia.
In Japan, in spite of a resurgence of coronavirus disease ('COVID-19') infections happening amid inflationary pressure caused by depreciation of the yen, the economy continued to recover moderately, mainly in terms of personal consumption resulting from eased restrictions.
Weltweit: Rückblickend auf das dritte Quartal 2022 verlangsamte sich das Tempo der wirtschaftlichen Erholung angesichts steigender globaler Inflations- und Zinssätze, obwohl der private Konsum durch die Lockerung der Beschränkungen der Wirtschaftstätigkeit gestützt wurde.
In den Vereinigten Staaten zeigte die Wirtschaft Anzeichen einer Verlangsamung aufgrund von Inflation und verschärften Finanzmaßnahmen. Die wirtschaftliche Erholung setzte sich jedoch aufgrund eines robusten Anstiegs des privaten Konsums fort.
In Europa verlangsamte sich die Wirtschaft aufgrund gestiegener Energiepreise und kontinuierlicher Zinserhöhungen als Reaktion auf die anhaltende Ukraine-Krise.
In China ging die Geschwindigkeit der Erholung des privaten Konsums aufgrund von Einschränkungen zurück, die im Rahmen der Null-COVID-Strategie erneut eingeführt wurden.
In anderen Schwellenländern [der kolonialistisch-gehässige Tritt gegen China, das man als zweitgrößte Industrienation der Welt in Japan noch immer nicht anerkennt] erholte sich die Wirtschaft moderat, vor allem in Indien und Südostasien.
In Japan erholte sich die Wirtschaft trotz eines Wiederauflebens von Infektionen mit der Coronavirus-Krankheit ('COVID-19') inmitten des durch die Abwertung des Yen verursachten Inflationsdrucks weiter moderat, hauptsächlich in Bezug auf den privaten Verbrauch aufgrund der Lockerung der Beschränkungen.
Also handelte es sich um einen deutlich gestuften Trend in der Weltwirtschaft, den Canon jedoch insgesamt als positiv darstellt.
In the first half of the year, we were unable to supply enough products to meet demand due to the shortage of semiconductors and other parts and components, which was made worse by Shanghai’s lockdown However, in the third quarter, by further promoting design changes and the procurement of alternative parts, we were largely able to produce products in the volume we planned for.
In der ersten Jahreshälfte konnten wir aufgrund des Mangels an Halbleitern und anderen Teilen und Komponenten, der durch den Lockdown in Shanghai noch verschlimmert wurde, nicht genügend Produkte liefern, um die Nachfrage zu befriedigen. Im dritten Quartal wurden jedoch Designänderungen weiter vorangetrieben und durch die Beschaffung von Alternativteilen konnten wir die Produkte weitgehend in der von uns geplanten Stückzahl produzieren.
Das ist meine prognostizierte umgekehrte Sinuskurve: Unterproduktion im ersten Halbjahr und bessere Werte im zweiten. Aber zumindest hier war nun nicht mehr viel von der einst geplanten Überproduktion die Rede. Designänderungen meint jedoch jenen von mir nicht geschätzten Umstand, dass viele Produkte umkonstruiert wurden und somit nicht mehr mit früheren Modellen (sowie den alten Testergebnissen) vergleichbar sind.
Der Konzern wies im dritten Quartal ein drastisch zurückgegangenes Cash Flow aus auf nun 188,5 Mrd. Yen. Das ist immer noch erfreulich positiv. Aber einen Rückgang um -46% lesen Börsen-Analysten nicht so gerne. Das Free Cash-Flow nahm sogar um fast 3/4 ab. Als Gründe werden u.a. erneut höhere Lagerbestände angegeben, die man angeblich zu Weihnachten absetzen will. Das mag dem Konzern gelingen, da er seine Lager weiterreicht an die regionalen Niederlassungen weltweit. Aber verkauft sind diese Produkte damit noch lange nicht an die Endkunden.
Die Lagerbestände betrugen im Konzern Ende September 2022: 883,897 Mrd. Yen (+35,9% seit Ende Dezember 2021 und immerhin noch +10,7% seit Ende Juli 2022).
The average values of the yen during the third quarter and the first nine months of the year were ¥138.40 and ¥128.26 against the U.S. dollar, respectively, a year-on-year depreciation of approximately ¥28 and year-on-year depreciation of approximately ¥20, and ¥139.40 and ¥136.07 against the euro, respectively, a year-on-year depreciation of approximately ¥10 and year-on-year depreciation of approximately ¥6.
Die Durchschnittswerte des Yen während des dritten Quartals und der ersten neun Monate des Jahres betrugen 138,40 Yen bzw. 128,26 Yen gegenüber dem US-Dollar, was einer jährlichen Abwertung von ungefähr 28 Yen und einer jährlichen Abwertung von 20 Yen und 139,40 Yen bzw. 136,07 Yen gegenüber dem Euro, was einer jährlichen Abwertung von ungefähr 10 Yen bzw. einer jährlichen Abwertung von ungefähr 6 Yen entspricht.
Einerseits wies man die Abwertung aus, aber andererseits in einer derart verkomplizierenden Sprache und vor allem ohne jede Bewertung dieses gravierenden Umstandes. Ohne die Abwertung des Yen und vor allem bei der hohen Inflation in Japan inflationsbereinigt betrachtet sahen die Gesamtergebnisse des Konzerns mäßig aus. Erst später weist man ganz nebenbei in einem Nebensatz darauf hin: due to the price adjustment of products and depreciation of the yen. - aufgrund der Preisanpassung von Produkten und der Abwertung des Yen. - Nur mit Preiserhöhungen und dank der Yen-Abwertung kamen jene oben genannten Brutto-Werte überhaupt zustande.
Nur im Präsentationsmaterial erwähnt man kurz: FX – Positive impact due to significant yen depreciation - Wechselkurs - Positiver Einfluss aufgrund der erheblichen Abwertung des Yen
Due to rapid depreciation of the yen, we incurred foreign exchange losses on foreign currency denominated borrowings of the parent company made through the Group’s internal financing system.
Aufgrund der raschen Abwertung des Yen erlitten wir Wechselkursverluste aus Fremdwährungsdarlehen der Muttergesellschaft, die über das interne Finanzierungssystem des Konzerns aufgenommen wurden.
Auch das hatte ich vorausgesagt. Es trat aber schneller und deutlicher ein, als erwartet.
Canon geht im Übrigen von einer weiteren drastischen Abwertung des Yen aus. - Offensichtlich wussten jene Top-Manager bereits im Oktober, dass die japanische Zentralbank keine Zinserhöhung durchführen wird. Das wird allerdings die importierte Inflation in Japan exorbitant ansteigen lassen.
Stattdessen lenkte man sofort mit wieder etwas Positivem ab:
As for the third quarter, despite concerns about the impact of inflation and rising interest rates, sales for mirrorless cameras and network cameras remained solid and sales for office MFDs recovered steadily.
Im dritten Quartal blieben die Verkäufe von spiegellosen Kameras und Netzwerkkameras trotz Sorgen über die Auswirkungen der Inflation und steigender Zinssätze solide, und die Verkäufe von MFDs (Großdrucker) für das Büro erholten sich stetig.
Allerdings war dies dann doch nicht ganz so positiv, sofern man es genau liest: Sorgen über die Auswirkungen der Inflation und steigender Zinssätze.
Letztendlich musste man dennoch einräumen:
Gross profit as a percentage of net sales decreased by 1.3 points to 45.3% due to the increase in the ratio of hardware caused by stabilization of production supply including printers, in addition to the increased costs of parts and logistics.
Der Bruttogewinn als Prozentsatz vom Nettoumsatz sank um 1,3 Punkte auf 45,3% aufgrund des Anstiegs des Anteils an Hardware, der durch die Stabilisierung der Produktionsversorgung einschließlich Drucker verursacht wurde, zusätzlich zu den gestiegenen Kosten für Teile und Logistik.
Klartext: Die Beschaffungskosten der Zulieferteile stiegen überproportional an. Auch alle inzwischen akzeptierten minderwertigen Produkte von früher nicht in Erwägung gezogenen Drittherstellern waren teurer als erwartet.
Früher als erwartet machte sich die Inflation bereits in der Produktion bemerkbar:
Although operating expenses increased by 12.3% year-on-year to ¥369.6 billion as a result of increased operating expenses denominated in foreign currencies due to the depreciation of the yen, the expense to sales ratio decreased by 2.5 points to 37.1% due to the promotion of efficiency for operations although sales activities increased.
Obwohl die Betriebsaufwendungen im Jahresvergleich um 12,3 % auf 369,6 Milliarden Yen gestiegen sind, was auf höhere Betriebsaufwendungen in Fremdwährungen aufgrund der Abwertung des Yen zurückzuführen ist, ging das Verhältnis von Aufwand zu Umsatz um 2,5 Punkte auf 37,1 % zurück - dank Effizienzsteigerung für den Betrieb trotz verstärkter Vertriebsaktivitäten.
Trickreich versucht man diesen negativen Umstand wieder herauszurechnen. Aber es bleibt dabei: 12,3% Anstieg der Produktionskosten sind erheblich und werden definitiv an die Endkunden weitergereicht.
Einzelbetrachtungen:
Die Betrachtung der Detailbereiche des Konzerns ergab ein durchwachsenes Bild: Es ging teilweise noch gut, aber in anderen Unterbereichen war man nicht so zufrieden mit den Quartalsergebnissen.
Bereich (neu) Printing: Umsatz (wie immer: nur external customers): 549,668 Mrd. Yen = +20% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 40,571 Mrd. Yen = -32,7% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres. Firmen kürzten Ausgaben und die Nachfrage für das Home-Office sank.
Bereich (neu) Imaging: Umsatz: 202,848 Mrd. Yen = +32,3% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 36,615 Mrd. Yen. = +106,4% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres. Diese Zahlen klingen im Vergleich zum Vorjahres-Sommer-Quartal 2021 (dank Abwertung des Yen) gut, entsprechen aber eher einer Stagnation gegenüber dem direkten Vorquartal (Frühjahr 2022).
Bereich (unverändert / alt) Medical: Umsatz: 126,006 Mrd. Yen = +9% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 6,432 Mrd. Yen = +7,5% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres.
Bereich (neu) Industry and Others: Umsatz: 119,905 Mrd. Yen = +12% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 16,028 Mrd. Yen = +986,6% gegenüber dem 3. Quartal des Vorjahres. - Hier schwanken die kleinen absoluten Zahlen immer extrem, sodass prozentual hohe Ergebnisse ausgewiesen werden können.
Die Ergebnisse im Großbereich Imaging sehen gemischt aus:
As for Imaging, the unit sales of interchangeable lens cameras, through a recovery in product supply, thanks to the same abatement of material shortages, returned to growth.
Im Bereich Imaging kehrte der Absatz von Wechselobjektivkameras durch eine Erholung des Produktangebots dank der gleichen [gemeint ist: wie in den anderen Bereichen des Konzerns] Verringerung der Materialknappheit auf den Wachstumspfad zurück.
Bei Cameras (das ist der größere Teil des gesamten Imaging) weist man für das Sommerquartal 2022 132,1 Mrd. Yen Umsatz aus (+31,8%). - 3Q – Significant growth in revenue thanks to increase in product supply volume, and addition of new products that incorporate APS-C size sensors - 3. Quartal – Signifikantes Umsatzwachstum dank der Erhöhung des Produktangebotsvolumens und der Einführung neuer Produkte, die Sensoren der Größe APS-C enthalten. Bezüglich des Nominal-Umsatzes sah es positiv aus.
For cameras, demand remained solid, mainly for mirrorless cameras and lenses.
Bei Kameras blieb die Nachfrage solide, hauptsächlich nach spiegellosen Kameras und Objektiven.
Das klingt für spiegellose Systeme gut. Aber solide ist bereits schwächer als das frühere stark. Ferner wird somit indirekt erneut belegt, dass es mit den DSLRs auch im dritten Quartal nicht so gut lief.
Aber im mündlich vorgetragenen Text wird das eingeschränkt auf Objektive: continued strong sales of interchangeable lenses - weiterhin starker Verkauf von Wechselobjektiven. Daraus darf man schließen, das die Kameragehäuse im Verhältnis etwas schwächer waren.
As for the Imaging Business Unit, unit sales of interchangeable-lens digital cameras were above those of the same period of the previous year due to continued strong demand for full-frame mirrorless cameras including the EOS R5 and EOS R6 as well as favorable reviews of the new EOS R7 and EOS R10 APS-C-size mirror-less cameras.
Unit sales of lenses increased owing to strong sales of RF-series interchangeable-lenses that expanded the product lineup.
As for network cameras, sales increased significantly mainly as a result of strengthening sales activities in response to diversifying market needs in addition to the recovery of products supply.
As for professional video production equipment, sales of Cinema EOS-series including the new EOS R5 C, professional video cameras and broadcast lenses, were strong.
Im Geschäftsbereich Imaging lag der Absatz von Digitalkameras mit Wechselobjektiv [Systemkameras] über denen des Vorjahreszeitraums [gemeint ist Q3 2022 im Vergleich zu Q3 2021]. Das lag an der anhaltend starken Nachfrage nach spiegellosen Vollformatkameras, einschließlich der EOS R5 und EOS R6, sowie positiver Kritiken für die neuen spiegellosen Kameras EOS R7 und EOS R10 im APS-C-Format. - Das ist erfreulich. Aber neue Kameramodelle wie die R7 und R10 verkaufen sich am Anfang immer gut an die reichen Early Adopters. Warten wir hier das für diese Modelle zwingend erforderliche Massengeschäft der nächsten Quartale ab.
Die verkauften Stückzahlen bei Objektiven stiegen aufgrund starker Verkäufe von Wechselobjektiven der RF-Serie, welche die Produktpalette erweiterten. - Das ist erfreulich. Aber im Sommer des Vorjahres lag die Produktion eher niedrig, und es baute sich bei hochwertigen Objektiven seitdem ein bis Herbst 2022 noch immer nicht völlig abgebauter Kaufstau auf.
Bei den Netzwerkkameras stieg der Umsatz erheblich, hauptsächlich aufgrund verstärkter Vertriebsaktivitäten als Reaktion auf die Diversifizierung der Marktanforderungen sowie der Wiederbelebung des Produktangebots. - Das klingt deutlich besser als bei den dedizierten Kameras. Überwachungskameras sind schon lange das Zugpferd im Bereich Imaging.
Bei professionellen Videoproduktionsgeräten waren die Verkäufe der Cinema EOS-Serie einschließlich der neuen EOS R5 C, professioneller Videokameras und Broadcast-Objektive stark. - Seit 2012 schwenkte Canon zu Video ab - weg von den dedizierten Foto-Kameras. Video-Kameras sind nicht mehr die Zukunft, sondern schon lange die profitable Gegenwart.
Für den gesamten Bereich Imaging behauptet man einen +19,2% höheren Umsatz ohne Währungseinflüsse. Aber das kann überwiegend nur die drei anderen Kamera-Untergruppen betreffen. Für das Gesamtjahr erwartet man noch +6,6% für Imaging. Das ist nominal gut, liegt jedoch immer noch unter der Inflation.
Im Sommerquartal hat Canon stark gerundet 730.000 Systemkameras (DILC) verschifft (+1% gegenüber dem Sommerquartal 2021). Man erwartet 2022 insgesamt 2,8 Mio. Systemkameras zu verschiffen (+2% gegenüber 2021).
Den Gesamtmarkt für Systemkameras schätzte Canon Ende Oktober auf 5,45 Mio. (vermutlich verschifften) Stück für das ganze Jahr 2022.
Kompakt- und Bridge-Kameras (DCC Units) betrugen im dritten Quartal 2022 noch stark gerundet 90.000 Stück. Für das gesamte Jahr 2022 projiziert man noch insgesamt (ebenfalls stark gerundet) 500.000 Stück. - Den Rückgang von 280.000 im Sommerquartal 2021 auf nun mehr nur noch ein Drittel halte ich für positiv, da dieser Bereich keine Chance gegen Smartphones mehr besitzt.
Die Lagerbestände bei Imaging betrugen Ende September 2022: 143,6 Mrd. Yen (+13,4% gegenüber Ende Juli 2022 und +41,6% gegenüber Ende Dezember 2021). Ständig weiter steigende Lagerbestände sind nicht gut.
Fazit: Der Absatz von dedizierten Foto-Kameras war zwar noch gut, aber alle anderen Teilbereiche waren besser.
Als nicht sonderlich gut bewerte ich überdies, dass man im dritten Quartal den Etat für Forschung und Entwicklung im Imaging (in Yen) - trotz sehr hoher Inflation - im 3. Quartal leicht um -0,3% auf 20,074 Mrd. Yen kürzte. Da vieles in US-Dollar bezahlt werden muss, verschärft dies den Währungsverlust und die Inflation. Faktisch wurde somit im Sommerquartal deutlich weniger für Forschung und Entwicklung ausgegeben.
Der Ausblick des Konzerns ist unerwartet positiv mit dann unspezifizierten Einschränkungen:
The outlook for the global economy from the fourth quarter onwards is expected to maintain a recovery trend. However, although the shortage of semiconductor chips is gradually improving, the outlook remains uncertain due to risks such as the prolonged Ukraine crisis, curbing of consumption as inflation progresses and curbing investment due to rising interest rates.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft ab dem vierten Quartal dürften den Erholungstrend fortsetzen. Obwohl sich die Verknappung von Halbleiterchips allmählich verbessert, bleiben die Aussichten aufgrund von Risiken wie der anhaltenden Ukraine-Krise, der Konsumdämpfung bei fortschreitender Inflation und der Investitionsdämpfung aufgrund steigender Zinsen unsicher.
As for mirrorless cameras, demand is expected to remain solid due to the need for high-quality visual expression. For network cameras, the market is expected to maintain stable growth due to the growing demand for video analysis and high value-added products. In addition, the market for professional video production equipment is expected to grow, supported by increasing demand for video content due to the spread of online video streaming.
Bei spiegellosen Kameras wird die Nachfrage aufgrund des Bedarfs an qualitativ hochwertigen visuellen Ausdrucksmitteln voraussichtlich solide bleiben.
Für Netzwerkkameras wird erwartet, dass der Markt aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Videoanalysen und Produkten mit hohem Mehrwert weiterhin stabil wächst.
Darüber hinaus wird erwartet, dass der Markt für professionelles Videoproduktionsequipment wachsen wird, unterstützt durch die steigende Nachfrage nach Videoinhalten aufgrund der Verbreitung von Online-Videostreaming.
Also Stagnation bei (Foto-) Kameras, aber erwartetes Wachstum bei Video- und Überwachungskameras. Dabei bleibt allerdings unklar, ob man Brutto-Umsatz oder Stückzahlen (Kameras) meint.
Das halte ich für eine sehr (japanisch höfliche) Untertreibung des Ernstes der Lage. Die Inflation dämpft zugegebener Maßen nicht nur den privaten Konsum, sondern laut Canon inzwischen auch Firmeninvestitionen. Das ist ein Warnzeichen. - Hoffen wir deshalb, dass diese positive Zukunftsprognosen eines Erholungstrends auch eintreten. In den USA hatten im Oktober 2022 hingegen viele Analysten die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten (teilweise schweren) Rezession für 2023 mit über 98% beziffert.
Im mündlichen Vortrag schränkt Canon dies alles auch wieder etwas ein:
As for the global economy, we have not been seeing any signs that historically high inflation, due to the shortage of goods and rise in energy costs, is abating And for the foreseeable future, we expect monetary tightening and economic slowdown around the world to continue.
Was die Weltwirtschaft betrifft, sehen wir keine Anzeichen dafür, dass die historisch hohe Inflation aufgrund der Warenknappheit und des Anstiegs der Energiekosten nachlässt. Auf absehbare Zeit erwarten wir eine Fortsetzung der geldpolitischen Straffung und der wirtschaftlichen Verlangsamung weltweit.
Aber bei Kameras bleibt man (für mich unerklärlich) optimistisch:
In contrast, we are not seeing any significant change in demand for cameras...
Im Gegensatz dazu sehen wir keine signifikante Veränderung der Nachfrage nach Kameras...
Heraufgesetzte Jahresergebnisse:
Canon erwartet nun einen in Yen höheren Umsatz von 4.090 Mrd. (+16,%) und einen erhöhten operativen Gewinn von 385 Mrd. Yen (+36,6%).
Für den Bereich Imaging erwartet man 2022: 809,5 Mrd. Yen Umsatz (+38,%) und 121,6 Mrd. Yen operativen Gewinn (+23,5% gegenüber dem Vorjahr 2021).
Dank Abwertung des Yen, hoher Inflation, drastischen Preissteigerungen, gleichzeitig scharfen Sparmaßnahmen inklusive Entlassungen (zumindest in Japan) wird das vermutlich gelingen. Aber Währungs- und Inflationsbereinigt wird das Jahresendergebnis Ende Dezember nicht ganz so gut aussehen.
Fazit:
Dem Canon-Konzern ging es in der durch Sanktionen geschädigten Weltwirtschaft insgesamt noch gut. Der Kamerabereich konnte zumindest mit neuen, teuren Produkten satte Gewinne erzielen.
Aber angesichts des Ernstes der politischen, militärischen und auch wirtschaftlichen Lage fehlen mir Konzepte und Strategien, wie Canon darauf eingehen will. Zumindest wurde erneut nichts publiziert.
Panasonic
Am 31. Oktober publizierte Panasonic seinen Quartalsbericht für das 3. Kalenderquartal 2022:
Panasonic verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2022) bis März (2023), nennt es aber vorausschauend 2023. Das hier besprochene zweite Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich.
Die Quartalszahlen für das 3. Kalenderquartal (Sommer) 2022 waren insgesamt erfreulich:
Quartals-Umsatz: 2.090 Mrd. Yen = +20% zum Vorjahresquartal. Das war sogar etwas mehr Umsatz als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022).
Operativer Gewinn: 86,1 Mrd. Yen = -11% zum Vorjahresquartal. Das war dennoch ein deutlich höherer operativer Gewinn als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022).
Angepasster (Adjusted) Operativer Gewinn: 80,2 Mrd. Yen = -0,1% zum Vorjahresquartal.
Zur Gesamtlage schrieb man:
During the six months ended September 30, 2022 (fiscal 2023), the global economy saw a slowdown due to such ongoing factors as the situation in Ukraine, continuing high prices of raw materials, shortages in parts & materials, and the impact of inflation. As for the outlook of global economy, the risk of further slowdown in the economy caused by geopolitical risks and inflation globally remains. In addition, the impact of a sharp depreciation of the yen on economic activities has become a concern particularly in Japan. Therefore, the outlook for management conditions remains unclear.
In den sechs Monaten bis zum 30. September 2022 (Geschäftsjahr 2023) verlangsamte sich die Weltwirtschaft aufgrund anhaltender Faktoren wie der Situation in der Ukraine, anhaltend hohen Rohstoffpreisen, Engpässen bei Teilen und Materialien und den Auswirkungen der Inflation. Was die Aussichten für die Weltwirtschaft betrifft, so besteht weiterhin das Risiko einer weiteren Verlangsamung der Wirtschaft aufgrund geopolitischer Risiken und weltweiter Inflation. Darüber hinaus sind die Auswirkungen einer starken Abwertung des Yen auf die Wirtschaftsaktivitäten insbesondere in Japan zu einem Problem geworden. Daher bleiben die Aussichten für die Managementbedingungen unklar.
Das klingt wesentlich weniger optimistisch und viel realistischer als bei Canon.
Panasonic wurde zwar auch von den Lockdowns in Shanghai betroffen, was man erwähnt. Der Konzern gibt diesem Umstand jedoch nicht so viel Schuld wie andere Firmen, die damit meines Erachtens von eigenen Management-Fehlern ablenken wollen. Insgesamt geht Panasonic von einer Erholung von CoViD aus.
Under such management conditions, the Company transitioned to a new group organizational structure comprised of a holding company and operating companies from April 1, 2022. The Company continues to thoroughly implement autonomous management in each operational company and enhance its competitiveness in the first year of the new medium- to long-term strategy that started in fiscal 2023.
Unter diesen Managementbedingungen wechselte das Unternehmen ab dem 1. April 2022 zu einer neuen Gruppenorganisationsstruktur, die aus einer Holdinggesellschaft und operativen Unternehmen besteht. Das Unternehmen implementiert weiterhin gründlich autonomes Management in jedem operativen Unternehmen und verbessert seine Wettbewerbsfähigkeit im ersten Jahr der neuen mittel- bis langfristigen Strategie, die im Geschäftsjahr 2023 startete.
Wie ich schon 2015 voraussagte, sind nun alle Bereiche und Unterbereiche (unter einer Holding) selbst für ihren Gewinn und somit ihre Zukunft verantwortlich. Aber beim Imaging sehe ich schon lange keinen Gewinn mehr.
Bereich Lifestyle:
Quartals-Umsatz: 877 Mrd. Yen = +18% zum Vorjahresquartal. Das war immerhin sogar mehr Umsatz als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022). Ohne Währungsgewinn waren es noch immer +8%.
Operativer Gewinn: 35,4 Mrd. Yen = +21,1 zum Vorjahresquartal. Das war jedoch ein etwas geringerer operativer Gewinn als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022).
Angepasster (Adjusted) Operativer Gewinn: 32,6 Mrd. Yen = +2,9% zum Vorjahresquartal. Das war jedoch ebenfalls ein etwas geringerer angepasster operativer Gewinn als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022).
Continuing efforts such as price revisions and rationalization in Japanese/overseas markets nearly offset deteriorated business environment (exchange rates, raw materials & logistics costs), as well as increased sales mainly in growth businesses
Anhaltende Bemühungen wie Preisrevisionen und Rationalisierungen auf den japanischen/überseeischen Märkten glichen das verschlechterte Geschäftsumfeld (Wechselkurse, Rohstoff- und Logistikkosten) nahezu aus. Hinzu kamen Umsatzsteigerungen hauptsächlich in Wachstumsgeschäften
Preiserhöhungen und Entlassungen sorgten für bessere Ergebnisse. - Aber der zum Schluss genannte Teilaspekt der Umsatzsteigerungen ist eher negativ zu sehen, da Kameras definitiv nicht zu den Wachstumsgeschäften gehören. Daraus kann man indirekt vorsichtig schließen, dass es im Imaging vermutlich nicht ganz so gut aussah.
Beim Unterbereich Living Appliances and Solutions Company (mit den Kameras) sah es nominal in Yen-Brutto-Zahlen durchaus gut aus:
Quartals-Umsatz: 232,4 Mrd. Yen = +21% zum Vorjahresquartal. Aber ohne die Währungsgewinne waren es nur noch +10% zum Vorjahresquartal. Das war immerhin sogar deutlich mehr Umsatz als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022).
Operativer Gewinn: 13,9 Mrd. Yen = +3% zum Vorjahresquartal. Das war aber immerhin sogar ein deutlich höherer operativer Gewinn als im direkt davorliegenden Quartal (Frühjahr 2022).
Angepasster (Adjusted) operativer Gewinn: ebenso 13,9 Mrd. Yen = +2,3% zum Vorjahresquartal. Es ist gut, wenn keine Anpassungen an den operativen Gewinn anzubringen sind.
Panasonic schreibt:
Increased fixed costs for growth ..., despite increased sales.
Erhöhte Fixkosten für Wachstum ... trotz gestiegenem Umsatz.
Steigende Kosten aufgrund des Währungsverfalles des Yen und der allgemeinem Rohstoffknappheit belasteten die Geschäfte.
Efforts like price revisions offset impact of raw material price hikes.
Bemühungen wie Preisrevisionen glichen die Auswirkungen von Rohstoffpreiserhöhungen aus.
Man hat die Preise der eigenen Produkte und Dienstleistungen für die Endkunden deutlich erhöht.
Zwar erhöhte der Konzern seine Ausgaben im Sommeretat für Forschung und Entwicklung (R&D) - von 110,1 auf 116,5 Mrd. Yen zum vorausgehenden Quartal sowie auch zum Vorjahresquartal (103,5). Das ist sogar etwas höher als die Inflationsrate. Aber es lassen sich daraus keinerlei Rückschlüsse auf den extrem kleinen Unterbereich Imaging ziehen.
Auch bei Panasonic stiegen die Lagerbestände seit Ende März deutlich an (um 302,872 Mrd. Yen = +26,7% auf 1.435,536 Mrd. Yen Ende September 2022), lassen jedoch keine Rückschlüsse auf den winzigen Bereich Imaging zu. Aber gut ist das grundsätzlich nicht. Denn es hat u.a. sofortige negative Auswirkungen auf den FCF Free Cash Flow, was Analysten ungern lesen. Von den langfristig dadurch erforderlichen Abschreibungen ganz zu schweigen.
Dennoch ist man für das gesamte Geschäftsjahr (bis Ende März 2023) optimistisch, da man im Mai 2022 die Talsohle durchschritten hatte und seit Juni wieder positive Trends erkannte. Aber man räumte auch die wahren Hintergründe dazu ein:
For the consolidated financial forecast for fiscal 2023, the Company revises upward the forecast for net sales, announced on May 11, 2022. This is due to factors such as the effect of currency translation and the improvement in sales from price revisions, while the Company assumes a decrease of overall sales in real terms from the initial forecast.
Für die konsolidierte Finanzprognose für das Geschäftsjahr 2023 korrigiert das Unternehmen die am 11. Mai 2022 bekannt gegebene Prognose für den Nettoumsatz nach oben. Dies ist auf Faktoren wie den Effekt der Währungsumrechnung und die Umsatzverbesserung durch Preisanpassungen zurückzuführen, während das Unternehmen von einem realen Rückgang des Gesamtumsatzes gegenüber der ursprünglichen Prognose ausgeht.
Neuer erwartete Umsatz für das laufende Geschäftsjahr: 7.900 Mrd. Yen (+300 Mrd. Yen), aber nur noch einen reduzierten operativen Gewinn von 320 Mrd. Yen (-40 Mrd. Yen) gegenüber Mai-Prognose 2022.
Wie ich bereits seit Frühjahr schrieb: Die Lage sieht nominal in Yen-Brutto-Zahlen durchaus gut aus. Aber Panasonic gibt wenigsten offen zu, dass es in realen Einnahmen in Fremdwährung nicht so gut aussieht. Mein Zusatz: Inflationsbereinigt sieht es noch deutlich schlechter aus. D.h. das Gesamtbild ist durchwachsen.
Für den Unterbereich Living Appliances and Solutions Company (mit u.a. den Kameras) erwartet man für das laufende Geschäftsjahr 940 Mrd. Yen Umsatz (+60 Mrd. Yen im Vergleich zur Prognose vom Mai) sowie einen unveränderten operativen Gewinn von 60 Mrd. Yen.
Aber die prognostizierten Zahlen beruhen vor allem auf der Annahme eines weiterhin verfallenden / abwertenden Yen gegenüber allen Fremdwährungen. Das wird die Binneninflation erhöhen und den dortigen Konsum einschränken. Deshalb erwartet man auch: Consumer electronics (CE) in Japan: Slightly decreased. Aber man geht von einer nur teilweise zurückgehenden privaten Nachfrage nach Elektronik im Ausland aus: CE overseas: partially slowdown - B2B: steady. Letzteres halte ich sowohl bezüglich des Privatkonsums als auch der Firmenaufträge für ziemlich optimistisch. Eventuell schaut auch Panasonic dabei zu sehr auf die florierenden USA.
Die Inflation in Japan wird (wie in jedem Land) anders berechnet. Aber bei Konsumgütern lag sie 2022 offiziell bei zugegebenen ca. +3%. Das ist viel für Japan, wo es viele Jahre auch Deflation gab. Bei den Energiepreisen und Nahrungsmitteln erklomm die Inflation 2022 jedoch bisher ungekannte Dimensionen bis über 20%. - Kalkuliert man dies mit ein, so kommt man auf eher real gesehen schrumpfende Konzernergebnisse - bei allen Kameraherstellern.
Mit Optimismus kann man Folie 16 der Präsentation so interpretieren, dass Panasonic ab Herbst 2022 sowohl von einer Verringerung der Engpässe bei Halbleitern als auch einer Abnahme der Inflation bei Rohstoffen ausgeht. Jedoch sorgt man sich bezüglich der Inflation sowie der Abnahme des Wirtschaftswachstums. Aber man schrieb noch nicht von einer drohenden Rezession.
Dem weit diversifizierten Panasonic-Konzern geht es somit gut. Trotz guter Detailzahlen im dritten Kalenderquartal ist der Konzern besorgt über die weitere Entwicklung. Das kontinuierliche Schweigen über Imaging und Kameras ist eher negativ zu sehen.
Sonys Quartalsabschluss für das dritte Kalender-Quartal 2022 - Juli bis September
Sony verwendet ein das Kalenderjahr übergreifendes Geschäftsjahr vom 01. April 2022 bis zum 31. März 2023 und nennt es rückwirkend - also FY (Financial Year) 2022. Das hier besprochene zweite Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich.
Zweiter Quartalsbericht (Sommerquartal) für das Geschäftsjahr 2022:
Konzernumsatz: 2.751,879 Mrd. Yen = +16,1% zum Vorjahresquartal. Auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 nahm der Umsatz um +19% zu.
Operativer Gewinn: 344,042 Mrd. Yen = +8% zum Vorjahresquartal. Auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 nahm der operative Gewinn um +12,1% zu.
Aber Sony weist am Anfang nicht auf die Währungsgewinne hin. Ohne jene sähe es deutlich negativer aus. Erst in den späteren Detailbetrachtungen räumt man etwas kleinmütig ein, dass vieles schlichtweg an den Währungsgewinnen lag.
Betrachtung der Einzelsparten im dritten Kalenderquartal Juli bis September 2022:
Game & Network Services (G&NS): 720,735 Mrd. Yen = +11,7% Umsatz, 42,132 Mrd. Yen operativer Gewinn = -49% zum Vorjahresquartal. - Die Spielebranche konnte beim Umsatz in Yen zulegen, aber beim operativen Gewinn musste man erhebliche Rückgänge hinnehmen. Dies galt auch zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 (Umsatz: +19,3%, operativer Gewinn: -20,1%).
Music: 359,319 Mrd. Yen = +32,3% Umsatz, 78,733 Mrd. Yen operativer Gewinn = +55,6% zum Vorjahresquartal. - Die Musikbranche boomte noch immer. Umsatz und Gewinn stiegen auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal (Umsatz: +16,6%, operativer Gewinn: +29,1%).
Pictures: 337,468 Mrd. Yen = +29,4% Umsatz, 27,620 Mrd. Yen operativer Gewinn = -12,7% zum Vorjahresquartal. - Die im Vorjahr noch schwächelnde Filmbranche legte beim Umsatz zu , musste aber beim Gewinn einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Umsatz und Gewinn sanken jedoch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 (Umsatz: -1,1%, operativer Gewinn: -45,5%).
Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 677,045 Mrd. Yen = +16,4% Umsatz, 77,840 Mrd. Yen operativer Gewinn = +7,1%. - Der Großbereich ET&S legte beim Umsatz etwas und beim operativen Gewinn zu. Umsatz und Gewinn stiegen auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 (Umsatz: +22,6%, operativer Gewinn: +45,3).
Zu diesem Bereich gehören auch die Kameras. Das ist noch ein sehr gutes Ergebnis. Dies gilt jedoch nur, wenn man bedenkt, dass dies reine Yen-(Brutto-)Werte sind, ohne Währungsausgleich oder Inflationsberücksichtigung.
Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment): 398,366 Mrd. Yen = +43,2% Umsatz, 73,987 Mrd. Yen operativer Gewinn = +48,8%. - Der Sensorbereich konnte sich beim Umsatz und Gewinn deutlich erholen. Umsatz und Gewinn stiegen auch deutlich im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 (Umsatz: +67,5%, operativer Gewinn: +241,1%). - Das zeigt an, wohin der Trend geht: kleine Sensoren für Smartphones. Dieser Teilbereich hat sich unglaublich schnell wieder erholt. Das sind ganz andere Zahlen als beim Kamerabereich oben.
Financial Services Segment: 304,478 Mrd. Yen = -17,4% Umsatz, 54,628 Mrd. Yen operativer Gewinn = +26,9%. - Der Finanzsektor reduzierte seinen Umsatz, konnte aber den operativen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöhen. Das sind sehr gute Ergebnisse in einem generell sehr volatilen Bereich. Im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022 nahm der Umsatz etwas zu, aber der Gewinn deutlich ab (Umsatz: +2,3%, operativer Gewinn: -32,8%). Das sollte man noch nicht überbewerten, muss man aber im Auge behalten. Es könnte andeuten, dass das allgemeine Finanzumfeld für Sony ungünstig wird.
All Other: 20,732 Mrd. Yen = -15,2% Umsatz, 4,848 Mrd. Yen operativer Gewinn = -43,8%. - Die vielen kleinen Restteile des Konzerns verringerten den Umsatz und den Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022 nahm der Umsatz etwas zu, aber der Gewinn stieg sogar deutlich an (Umsatz: +7,2%, operativer Gewinn: +69,2%).
Still and Video Cameras:
Still and Video Cameras ist ein Unterbereich des Bereiches Entertainment, Technology & Services segment ET&S . Er beinhaltet: interchangeable lens cameras, compact digital cameras, consumer video cameras and video cameras for broadcast - Systemkameras, Kompakt- (und Bridge-) Kameras - Videokameras für Konsumenten sowie Film und Fernsehen.
147,862 Mrd. Yen = +40,9% Umsatz (Sales to external customers). Sony macht keine Angaben zum operativen Gewinn. Der Umsatz stieg somit spürbar zum Vorjahresquartal an. Der Umsatz nahm auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal zu, aber nur um +5,8%.
Allgemeine Wirtschaftseinschätzung:
We recognize that the risk of the global economy slowing down is increasing further due to factors such as rising tensions between the U.S. and China, soaring energy prices and expanding inflationary pressure, as well as rapid interest rate hikes in various countries.
Wir sind uns bewusst, dass das Risiko einer Verlangsamung der Weltwirtschaft aufgrund von Faktoren wie steigenden Spannungen zwischen den USA und China, steigenden Energiepreisen und zunehmendem Inflationsdruck sowie raschen Zinserhöhungen in verschiedenen Ländern weiter zunimmt.
Das ist sehr mutig vom Sony-Management auf die wahren Ursachen hinzuweisen: Nicht der Krieg in der Ukraine, sondern die von den USA herbeigeführten Sanktionen und Verschlechterungen der Beziehungen zu China sind neben der Inflation, den steigenden Energiepreisen und der steigenden Zinsen der Grund der Wirtschaftsmisere. - Solche Fakten darf man in Deutschland nicht mehr nennen.
We are taking steps to prepare for further deterioration of the business environment in each of our businesses, especially in Entertainment, Technology & Services ('ET&S') and Imaging & Sensing Solutions ('I&SS') which are relatively more sensitive to an economic recession.
Wir unternehmen Schritte, um uns auf eine weitere Verschlechterung des Geschäftsumfelds in jedem unserer Geschäftsbereiche vorzubereiten, insbesondere in den Bereichen Entertainment, Technology & Services ('ET&S') und Imaging & Sensing Solutions ('I&SS'), die relativ empfindlicher auf eine wirtschaftliche Rezession reagieren.
Die Kameras gehören zu ET&S und werden somit als empfindlicher für diese negativen Wirtschaftseinflüsse angesehen.
Explizit wird zu Kameras angeführt:
Increase in sales of digital cameras due to an increase in unit sales.
Umsatzsteigerung bei Digitalkameras aufgrund gestiegener [verschiffter] Stückzahlen. Gemeint ist im Vergleich zum Vorjahres-Sommer-Quartal. Das ist gut. Aber die Basis lag damals nicht so hoch. Dennoch.
In the current quarter, we were able to quickly recover from the supply chain turmoil caused by the lockdown in Shanghai in the first quarter and restore a stable supply. This enabled us to recover sales and profit primarily in the digital camera space.
Im laufenden Quartal [gemeint ist das zurückliegende Sommerquartal] konnten wir uns schnell von den Turbulenzen in der Lieferkette erholen, die durch den Lockdown in Shanghai im ersten Quartal verursacht wurden, und eine stabile Versorgung wiederherstellen. Dadurch konnten wir vor allem im Bereich der Digitalkameras Umsatz und Gewinn zurückgewinnen. - Das ist sehr erfreulich. Endlich hatte man die Zulieferung zumindest wieder etwas besser im Griff.
Although we have incorporated the additional risk of a market slowdown in the second half of the fiscal year, our FY22 sales forecast is 2 trillion 510 billion yen, an increase of 60 billion yen from the previous forecast, mainly due to the impact of foreign exchange rates.
Obwohl wir das zusätzliche Risiko einer Marktabschwächung in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres [gemeint ist 10/2022 bis 03/2023] berücksichtigt haben, beträgt unsere Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2022 2.510 Milliarden Yen, ein Anstieg von 60 Milliarden Yen gegenüber der vorherigen Prognose, hauptsächlich aufgrund der Auswirkungen von Wechselkursen. Das ist gut, weil man somit zumindest nicht von einer schweren Belastung durch die Kameras im Gesamtbereich ausgeht. Aber in realen Fremdwährungen sieht das alles nicht mehr ganz so positiv aus. Unter zusätzlicher Berücksichtigung der Inflation sieht es sogar eher mäßig aus.
We anticipate that the environment will become even more severe going into next fiscal year due to the global economic slowdown and we are trying to minimize risks by strengthening integrated operations from production to sales and thoroughly controlling costs.
Wir gehen davon aus, dass das Umfeld aufgrund der globalen Wirtschaftsabschwächung im nächsten Geschäftsjahr [April 2023 bis März 2024] noch härter werden wird, und wir versuchen, Risiken zu minimieren, indem wir integrierte Abläufe von der Produktion bis zum Verkauf stärken und die Kosten gründlich kontrollieren. - Gemeint ist mit diesen blumigen Floskeln im Klartext, dass man massiv rationalisieren will mit Entlassungen und Service-Einschränkungen bis hin zu Preiserhöhungen.
As of the end of September, daily turnover of inventory in every product category has decreased versus the end of June and we are paying close attention to demand trends as we reduce inventory even further toward the end of the year.
Bis Ende September ist der tägliche Lagerumschlag in allen Produktkategorien gegenüber Ende Juni zurückgegangen, und wir beobachten die Nachfragetrends genau, da wir die Lagerbestände gegen Ende des Jahres noch weiter reduzieren. - Explizit wies man auf die steigenden Lagerbestände hin. Auch Sony konnte offensichtlich die Logistikprobleme noch nicht vollständig lösen. Das ist bei heute schnelllebigen Kameras weniger erfreulich.
Die Lagerbestände stiegen im Konzern deutlich an: von Ende März 1.093,7 Mrd. Yen auf 1.416,4 Ende September (+29,5%). Im Bereich ET&S mit den Kameras von 438,7 Ende Juni auf 491,6 Mrd. Yen Ende September (+12,1%). Im Vergleich zum September 2021 nahm der Lagerbestand sogar um +46,2% zu. Das ist bei Kameras nicht gut.
Dann kommt es jedoch knüppeldick:
In addition, we are accelerating our efforts to strengthen our business structure from next fiscal year onwards through such measures as automation of production and digitization of manufacturing and sales operations, strengthening the cooperation between ET&S and I&SS and G&NS in procurement and logistics, and further optimization of the breakeven point according to the business environment.
Darüber hinaus forcieren wir unsere Bemühungen zur Stärkung unserer Geschäftsstruktur ab dem nächsten Geschäftsjahr durch Maßnahmen wie die Automatisierung der Produktion und die Digitalisierung von Fertigung und Vertrieb, die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen ET&S und I&SS und G&NS in Beschaffung und Logistik sowie weitere Optimierungen des Break-Even-Punkts gemäß dem Geschäftsumfeld. - Das klingt nach Massenentlassungen und drastischen Einsparungen, wobei nicht mehr der einzelne Unterbereich für sich arbeiten darf, sondern sich in höhere Einheiten zu integrieren hat. Da werden so manche der bisherigen Sonderwünsche der Kameraabteilung unter den Tisch fallen.
In addition, new business areas which have been positioned as our growth axis, such as sports, life sciences, network services and virtual production, are expected to increase their sales by approximately 20% from the previous fiscal year and we will continue to steadily promote a shift to businesses that generate stable sales and profit.
Darüber hinaus werden neue Geschäftsfelder, die als unsere Wachstumsachse positioniert wurden, wie Sport, Life Sciences, Netzwerkdienste und virtuelle Produktion, ihren Umsatz voraussichtlich um etwa 20% gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr steigern. Wir werden eine kontinuierliche Verlagerung hin zu Geschäftsfeldern, die stabile Umsätze und Gewinne erwirtschaften, vorantreiben. - Da steht kein Wort mehr von dedizierten Kameras als Wachstums- oder Zukunftsmarkt. Somit bewegt sich auch Sony ganz klar weg von dedizierten Kameras.
Dennoch ist man insgesamt optimistisch: Man hat in der neuen Novemberprognose den Konzernumsatz für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2023 nochmals auf nun 11.600 Mrd. Yen erhöht, und auch die Erwartungen für den operativen Gewinn auf 1.160 Mrd. Yen erhöht.
Aber die nominale Erhöhung dürfte weniger sein als der Währungsverlust bis zum Ende des Geschäftsjahres. Somit besteht in realen Zahlen kein Grund zur Euphorie.
Fazit zum dritten Kalenderquartal:
Dem Sony-Konzern ging es im Sommer-Quartal (Juli bis September) sehr gut. Aber gewisse Ungleichgewichte deuteten auf zukünftige Probleme hin, welche das Management auch teilweise erkannte und benannte sowie umgehend mit harten Gegenmaßnahmen angehen wollte. Dennoch war man auch im November noch erstaunlich optimistisch.
Ricoh / Pentax
Am 04. November publizierte Ricoh seinen Quartalsbericht für das 3. Kalenderquartal:
Ricoh verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April 2022 bis März 2023, nennt es aber rückblickend 2022. Das hier besprochene zweite Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September 2022 einschließlich.
Quartalsergebnis des Konzerns = 2. Geschäfts-Quartal (= 3. Kalenderquartal = Juli bis September 2022):
Hinweis: Zahlreiche angegebene Zahlen stimmen im Bericht nicht überein. Ferner versteckt Ricoh vieles aus dem Sommerquartal hinter den größeren Zahlen der besser klingenden Halbjahresbilanz (01. April bis 30. September), was immer verdächtig ist.
Konzern-Umsatz: 514,1 Mrd. Yen = +22,8% zum Vorjahresquartal 2021. Auch gegenüber dem direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022 nahm der Umsatz deutlich zu. Aber Vorsicht: Das lag zum großen Teil an der nun erfolgten bilanztechnischen Aufnahme von PFU - einem neuen Firmenteil, den man bereits früher erworben hatte.
Operativer Gewinn: 13,8 Mrd. Yen = +85,9% zum Vorjahresquartal. Auch gegenüber dem direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022 nahm der operative Gewinn deutlich zu. Aber auch dies lag zu einem erheblichen Teil an der bilanztechnischen Aufnahme von PFU.
Nominal klingt das sehr gut.
Man schreibt aber:
The Ricoh's goal under the two years of its 20th Mid-Term Management Plan is to become a digital services company that is a work productivity innovator.
Das Ziel von Ricoh in den zwei Jahren seines 20. mittelfristigen Managementplans ist es, ein digitales Dienstleistungsunternehmen zu werden, das ein Innovator der Arbeitsproduktivität ist. - Das steht nichts von Imaging oder gar Kameras. Das meint wirklich den Büro- und Industriesektor. Immer wieder wird office services business erwähnt.
In this last year of 20th Mid-Term Management Plan, under the business unit structure that we adopted in April 2021, each business unit will operate autonomously and accelerate efforts to reinforce its structure while swiftly tackling market changes.
In diesem letzten Jahr des 20. mittelfristigen Managementplans wird jede Geschäftseinheit im Rahmen der Geschäftseinheitsstruktur, die wir im April 2021 angenommen haben, autonom operieren und die Bemühungen zur Stärkung ihrer Struktur beschleunigen und gleichzeitig Marktveränderungen schnell angehen.
Jeder Unterbereich muss seinen eigenen Gewinn erzielen. Das sehe ich - wie früher bereits mehrfach (auch bei anderen Firmen) geschrieben als Gefahr für die leidenden Kameras.
The world economy resumed its economic activities compared to the previous corresponding period, when had been greatly affected by the expansion of COVID-19 infection.
On the other hand, prices have been rising and inflation is accelerating due to ongoing shortage of materials and the prolonged Russia/Ukraine situation, and growth slowed as a result of tight monetary policy.
During this period, the number of people infected with COVID-19 temporarily reached a record high in Japan. However, the number of people infected subsequently decreased and economic activities resumed.
On the other hand, prices have been rising due to higher raw material prices and the depreciation of the yen.
In the U.S., prices and wages have been rising amid negative GDP growth, and the monetary authorities have been taking tightening policy to control inflation.
In Europe, due to the prolonged Russia/Ukraine situation and the deterioration of relations with Russia, price increases have spread to a wide range of items due to the soaring energy and food prices, and the impact on the economy is becoming apparent.
In other regions, in China, the zero-COVID policy against the spread of COVID-19 infections led to lockdown in Shanghai and other cities, caused economic activity to stagnate and economic growth to slow down.
Die Weltwirtschaft nahm ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum [gemeint ist 01.04.2022 bis 30.09.2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum Frühjahr und Sommer 2021] wieder auf, als sie stark von der Ausbreitung der COVID-19-Infektion betroffen war. [Die Vergleichs-Basis lag 2021 tief.]
Andererseits sind die Preise gestiegen und die Inflation beschleunigt sich aufgrund der anhaltenden Materialknappheit sowie der anhaltenden Russland-Ukraine-Situation, und das Wachstum verlangsamte sich aufgrund der straffen Geldpolitik.
In dieser Zeit erreichte die Zahl der mit COVID-19 Infizierten in Japan zeitweise ein Rekordhoch. Die Zahl der Infizierten ging jedoch in der Folge zurück und die Wirtschaftstätigkeit wurde wieder aufgenommen.
Andererseits sind die Preise aufgrund höherer Rohstoffpreise und der Abwertung des Yen gestiegen.
In den USA sind die Preise und Löhne inmitten eines negativen BIP-Wachstums gestiegen, und die Währungsbehörden [gemeint ist die US-Federal Bank - kurz Fed] haben eine Straffungspolitik [vor allem Zinserhöhungen] ergriffen, um die Inflation zu kontrollieren.
In Europa haben sich aufgrund der anhaltenden Situation zwischen Russland und der Ukraine sowie der Verschlechterung der Beziehungen zu Russland Preiserhöhungen aufgrund der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise auf eine Vielzahl von Artikeln ausgeweitet, und die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden deutlich.
In anderen Regionen, [vor allem] in China, führte die Null-COVID-Politik gegen die Ausbreitung von COVID-19-Infektionen zu Lockdowns in Shanghai und anderen Städten, zu einer Stagnation der Wirtschaftstätigkeit und zu einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.
However, the pace of recovery became slower than expected.
Das Tempo der Erholung wurde jedoch langsamer als erwartet. Und das galt sogar, wenn man die relativ niedrige Vergleichsbasis des April-September 2021 heranzog.
Kurzum: Ricoh schildert ein durchwachsenes Wirtschaftsumfeld, das sich in der Zukunft negativ auswirken wird.
Business growth and sales recovery were modest due to the continued impact of some material shortages and slowdown in production due to lockdown in Shanghai. However, sales increased mainly due to the impact of the depreciation of the yen and the contribution of PFU Limited (hereinafter, PFU), which became a consolidated subsidiary during this fiscal year.
Das Geschäftswachstum und die Umsatzerholung waren aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Knappheit einiger Materialien und der Verlangsamung der Produktion aufgrund der Sperrung in Shanghai bescheiden. Der Umsatz stieg jedoch hauptsächlich aufgrund der Auswirkungen der Abwertung des Yen und des Beitrags von PFU Limited (im Folgenden PFU), die in diesem Geschäftsjahr zu einer konsolidierten Tochtergesellschaft wurde.
Einerseits die bilanztechnische Aufnahme einer gekauften Firma und andererseits die Währungsgewinne. Rechnet man dies heraus und berücksichtigt auch noch die Inflation, dann sieht das nominal gute Ergebnis nicht mehr ganz so gut aus. modest - bescheiden[es] Wachstum klingt wirklich nicht euphorisch.
Mehrfach erwähnt man supply constraints - Versorgungsengpässe, due to a continuing shortage of parts and materials - aufgrund eines anhaltenden Mangels an Teilen und Materialien. Ricoh hatte somit seine Zulieferungen bis Ende September 2022 nicht nachhaltig verbessern können.
Wie stark die Zahlen trügen, zeigen:
Sales in the Americas increased by 32.1% (an increase of 8.7% excluding foreign currency exchange fluctuations) as compared to the previous corresponding period.
Der Umsatz in Amerika stieg um 32,1 % (ein Anstieg von 8,7 % ohne Wechselkursschwankungen) im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum [gemeint ist das Halbjahr Frühling und Sommer].
Rechnet man dann noch die ca. 10% Inflation heraus, bleibt an realem Wachstum nichts mehr übrig. - Das betrifft alle Firmen. Deshalb trügen die Nominal-Zahlen so.
Dazu kommt noch, dass die Wirtschaft in den USA 2022 völlig überhitzte - es somit dort blendend lief. In anderen Weltregionen sah es noch schlechter aus.
Sales in Europe, Middle East, and Africa increased by 17.0% (an increase of 10.4% excluding foreign currency exchange fluctuations) as compared to the previous corresponding period.
Der Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Afrika stieg um 17,0 % (ein Anstieg von 10,4 % ohne Wechselkursschwankungen) im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Bei über 10% offiziell zugegebener Inflation in Europa und viel mehr in der restlichen dritten Welte [EMEA] bleibt dann nichts mehr übrig.
In addition to increasing profit due to increased sales, controlling price by individual business units such as the price pass-through ensured the profit in response to rising commodity prices and rising procurement costs caused by shortages of materials, and gross profit also improved by continuous effort of the structural reinforcement in development and manufacturing activities, as well as the depreciation of the yen.
Neben der Steigerung des Gewinns durch gestiegene Umsätze sicherte die Preiskontrolle durch einzelne Geschäftseinheiten wie die Preisweitergabe den Gewinn als Reaktion auf steigende Rohstoffpreise und steigende Beschaffungskosten aufgrund von Materialknappheit. Auch der Rohertrag verbesserte sich durch kontinuierliche Bemühungen der strukturellen Stärkung der Entwicklungs- und Fertigungsaktivitäten sowie der Abwertung des Yen.
Wie bei allen Firmen: Rationalisierungen, Entlassungen, Preiserhöhungen - Entschuldigung: Preisweitergabe - der eigenen Produkte etc.
Net financial expenses were greater than in the previous corresponding period, reflecting higher interest expense and foreign exchange losses.
Die Nettofinanzaufwendungen waren höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, was auf höhere Zinsaufwendungen und Wechselkursverluste zurückzuführen ist.
Das wird bald alle japanische Firmen hart treffen, da die Zinsen für Kredite weltweit steigen und sich die japanische Währung zudem weiter auf Sinkflug befindet.
Bereichs-Umsatz Other im 4. Quartal: 25,306 Mrd. Yen = +206.8% zum Vorjahresquartal. Hiervon muss man jedoch den Währungsverlust abrechnen. D.h. in Währungen der Zielländer / Verkaufsorte weltweit sah es nicht ganz so positiv aus. Auch die dort galoppierende Inflation wird in diesen Nominalzahlen der Bilanzen nie erfasst.
Operativer Verlust: -989 Mio. Yen Verlust.
Im Bereich Others mit den Kameras lief es somit im 2. Geschäftsquartal (= 3. Kalenderquartal 2022) deutlich besser als noch im Frühjahrsquartal 2022 aber insgesamt weiterhin schlecht. Dieser Bereich schreibt nun seit dem ersten Geschäfts-Quartal 2020 bis heute kontinuierlich Verluste - also war es das 10. negative Quartal in Folge. (Frühere Daten wurden nicht publiziert.) Als einzig Positives kann ich festhalten, dass der Verlust (nominal in Yen) deutlich abgenommen hat.
Other segment sales were ¥25.4 billion and increased by 150.9% (an increase of 144.0% excluding foreign currency exchange fluctuations) as compared to the previous corresponding period mainly due to contribution of increased sales from the acquisition of PFU that has the largest market share globally for document scanners and is a company that develops cloud services and managed security services in Japan. We also have steadily advanced our cloud services for RICOH360 and Social Infrastructure's inspection services to expand our business. In addition, we are promoting the creation of new businesses, including additional investments in Elixirgen Scientific Inc. to strengthen of our drug discovery support business.
As a result of up-front investments to create new businesses, including these activities, Other segment operating profit (loss) was ¥4.0 billion (loss), improved by ¥3.4 billion from the previous corresponding period partly due to the contribution from the acquisition of PFU.
Der Umsatz des Sonstigen Segments [Other] belief sich auf 25,4 Milliarden Yen und stieg um 150,9% (ein Anstieg von 144% ohne Wechselkursschwankungen) im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum, hauptsächlich aufgrund des Beitrags höherer Umsätze aus der Übernahme von PFU. PFU [PFU Limited, ein neuer Name für eine aufgekaufte und nun integrierte Firma] hat den größten Marktanteil weltweit für Dokumentenscanner und ist ein Unternehmen, das Cloud-Dienste und verwaltete Sicherheitsdienste in Japan entwickelt. Wir haben auch unsere Cloud-Services für RICOH360 und die Inspektionsdienste von Social Infrastructure stetig weiterentwickelt, um unser Geschäft auszubauen. Darüber hinaus fördern wir die Gründung neuer Unternehmen, einschließlich zusätzlicher Investitionen in Elixirgen Scientific Inc., um unser Geschäft zur Unterstützung der Wirkstoffforschung [Medikamente] zu stärken.
Infolge von Vorabinvestitionen zur Gründung neuer Unternehmen, einschließlich dieser Aktivitäten, belief sich der Betriebsgewinn (-verlust) des Segments Sonstige [Other] auf 4,0 Milliarden Yen (Verlust) [gemeint war der Zeitraum 01.04.-30.09.2021] und verbesserte sich gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 3,4 Milliarden Yen [gemeint ist das Halbjahr April bis Ende September], teilweise aufgrund des Beitrags aus der Übernahme von PFU.
Somit beruhen fast die gesamten Verbesserungen auf der bilanztechnischen Aufnahme der neuen Firma PFU in diesen Unterbereich Other. Das ist negativ für die anderen früheren kleinen Teilbereiche von Other (inklusive den Kameras) zu bewerten.
Insgesamt nahmen die Lagerbestände auch bei Ricoh / Pentax bis Ende September deutlich zu (um 34,4% auf 312,472 Mrd. Yen = +79,914 Mrd. Yen seit Ende März 2022). Das hatte auch negative Auswirkungen auf den Cash-Flow (der um 44,4 Mrd. auf nur noch 3,7 Mrd. Yen geradezu abstürzte), was Analysten nicht so gerne lesen. Rückschlüsse auf die Lagerbestände bei dem winzigen Unterbereich Kameras lassen sich aus den Gesamtzahlen keine ziehen.
Die Investitionen in Forschung und Entwicklung stiegen im ersten Geschäftshalbjahr um +3,8% auf 49,7 Mrd. Yen im Konzern an. Das ist positiv zu sehen. Rückschlüsse auf die Forschungsgelder bei dem winzigen Unterbereich Kameras lassen sich aus den Gesamtzahlen jedoch keine ziehen.
Jedoch finden sich über Cameras keine Anmerkungen in diesem Quartalsbericht, sodass man keine Detailaussagen hierzu treffen kann. Dass man sie überhaupt nicht erwähnt, lässt allerdings auch nichts Gutes erahnen.
Dennoch erhöhte man die Prognosen für das laufende Wirtschaftsjahr teilweise:
Erwarteter / angestrebter Umsatz im Geschäftsjahr 2022 (01.04.2022-31.03.2023): 2.100 Mrd. Yen. Aber die Prognose für den operativen Gewinn senkte man etwas auf noch immer +85 Mrd. Yen.
Optimistisch geht man weiterhin von 34 Yen Dividende an die Aktionäre aus, die in zwei gleichen Halbjahrestranchen (zu je 17 Yen) ausgeschüttet werden sollen.
Fazit: Ricoh als Konzern erholt sich, aber das dritte Kalender-Quartal 2022 sah nominal durch die neue Firma PFU besser aus als die alten Teilbereiche waren. Und der Bereich mit den Kameras erlitt weiterhin Verluste. Die finanztechnischen Zukunftserwartungen erscheinen mir ziemlich optimistisch.
Nikon
Am 10. November publizierte Nikon seinen Quartalsbericht für das 2. Geschäftsquartal:
Nikon verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2022) bis März (2023), nennt es aber vorausschauend 2023. Das hier besprochene zweite Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September 2022 einschließlich.
Quartalsergebnis drittes Kalenderquartal 2022 = 2. Geschäfts-Quartal (= Juli bis September):
Vorab: Nikon verschleierte diesmal viele seiner schlechten Sommer-Quartals-Zahlen hinter der etwas besseren Halbjahresbilanz mit den größeren Zahlen.
Konzern-Umsatz: 142,7 Mrd. Yen = +1,4% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das lag jedoch überwiegend an den Währungsgewinnen. Ferner lag der Umsatz etwas unter dem des direkt vorausgehenden Frühlingsquartals.
Operativer Konzern-Gewinn: 9,1 Mrd. Yen = -25,4% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das war ernüchternd. Denn das sind - wie überall - Nominalwerte, ohne Berücksichtigung des Währungsverfalles des Yen und der Inflation. Der operative Gewinn im Sommer 2022 lag sogar unter dem des direkt vorausgehenden Frühlingsquartals.
In allen Teilbereichen des Konzerns sanken die operativen Gewinne im Vergleich zum Vorjahresquartal. Aber dramatisch war der Rückgang beim Industriegeschäft, dem Precision Equipment Business. Hinzu kamen Kosten im Zusammenhang mit dem Aufkauf von Firmen.
Als nachteilig bewerte ich auch den gestiegenen Lagerbestand im Konzern von Ende März 2022 238,950 Mrd. Yen auf Ende Juni 261,386 Mrd. Yen (+9,4%) und Ende September auf 279,9 Mrd. Yen (nochmals +7,1%).
Sogar der Lagerbestand im Imaging nahm von Ende März 2022 (45,2 Mrd. Yen) bis Ende Juni (49,0 Mrd. Yen) deutlich zu (+8,4%) und Ende September auf 56,4 Mrd. Yen (nochmals +15,1%).
Auch der Free Cash-Flow war negativ: -15,9 Mrd. Yen (Folie 12). Das ist eine Katastrophe, welche Analysten überhaupt nicht gerne lesen. Kredite bei nun höheren Zinsen aufzunehmen, wird teuer.
Imaging-Umsatz (external customers): 53,3 Mrd. Yen = +36% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist gut zu bewerten. Aber der Umsatz im Sommer lag deutlich unter dem des direkt vorausgehenden Frühlingsquartals 2022.
Operativer Gewinn: 8,6 Mrd. Yen = 160,6% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist sogar als sehr gut zu bewerten, da es weit über dem Währungsgewinn und der Inflation liegt. Der operative Gewinn im Sommer 2022 lag aber unter dem des direkt vorausgehenden Frühlingsquartals.
Für Umsatz- und Gewinn-Steigerungen gilt jedoch, dass das Bezugs-/Basis-Quartal (Sommer 2021) sehr niedrige Ergebnisse lieferte. D.h. die prozentualen Steigerungen täuschen etwas und sollten nicht überbewertet werden. Dies gilt insbesondere, weil die Sommerergebnisse bei Umsatz und Gewinn signifikant und den Ergebnissen des direkt vorausgehenden Frühlingsquartals 2022 lagen. Hoffen wir für Nikon, dass dies nur an den aus Gerüchten verlautbarten Umstellungen vieler Produktionsanlagen auf neue spiegellose Kameras und Objektive beruhte.
Verschiffte / verkaufte Kameras im Vorjahres-Sommer-Quartal 2021 (gemeint sind Kalenderquartale) im Vergleich zum Sommer-Quartal 2022 anhand der von Nikon stark gerundeten Zahlen:
Kompakt- und Bridge-Kameras: 60.000 (Q3/2021), 20.000 (Q1/2022), 40.000 (Q2/2022) und nur noch 30.000 (Q3/2022). Dies ergibt zwar einen Rückgang im Sommer-Quartal zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal von -25% und -50% zum Sommerquartal im Jahr 2021. Dennoch bin ich über den noch immer hohen Wert bei dieser inzwischen ungeliebten Kameraklasse nicht so glücklich. Man sollte den Wert (Umsatz) und erzielbaren Gewinn aus diesen eher preiswerten Modellen auch nicht überschätzen.
Systemkameras (mit und ohne Spiegel): 170.000 (Q3/2021), 150.000 (Q1/2022), 200.000 (Q2/2022) und 170.000 (Q3/2022). Das war der Zukunftsmarkt. Hier sah es mit -15% zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022 und 0% Wachstum zum entsprechenden Sommer-Vorjahresquartal zumindest nicht gut aus.
Wechselobjektive: 270.000 (Q3/2021), 250.000 (Q1/2022), 340.000 (Q2/2022) und 270.000 (Q3/2022). Das war ein Teil des Zukunftsmarktes. Hier sah es mit 0% Wachstum zum entsprechenden Vorjahresquartal nicht berauschend aus. -20,6% zum direkt vorausgehenden Frühlingsquartal waren negativ.
Trotz möglicher Rundungsfehler (auf Zehntausender) ist das ein eher mageres Ergebnis für das Sommerquartal.
Bitte beachten Sie: Diese Werte wurden von mir zusammengestellt und dann errechnet. Nikon gibt aus gutem Grund z.B. keine Prozentzahlen an. Ferner handelt es sich um Verschiffungszahlen. Diese Produkte waren noch nicht an Endkunden verkauft.
Einschätzungen des Managements:
During the first half ended September 30, 2022 (from April 1, 2022 to September 30, 2022), the global economy faced challenges due to the worldwide inflation and interest rate hike coupled with the surge in resource prices triggered by the prolonged Ukraine crisis.
In der ersten Hälfte [des Geschäftsjahres bis] zum 30. September 2022 (vom 1. April 2022 bis zum 30. September 2022) stand die Weltwirtschaft aufgrund der weltweiten Inflation und des Zinsanstiegs in Verbindung mit dem durch die anhaltende Ukraine-Krise ausgelösten Anstieg der Rohstoffpreise vor Herausforderungen.
By the business segment, in the Imaging Products Business, shipped quantities of products showed a recovery trend as the digital camera market saw an improvement in problems with procurement of components due in part to the shortage of semiconductors.
Im Geschäftsbereich Imaging Products zeigten die verschifften Produktmengen des Geschäftsbereichs eine Erholungstendenz, da auf dem Markt für Digitalkameras eine Verbesserung der Probleme bei der Beschaffung von Komponenten zu verzeichnen war, was zum Teil auf die Verknappung von Halbleitern zurückzuführen war. - Vorsicht: Hier wurde mit den Halbjahreszahlen über das weniger gute Ergebnis im Sommerquartal hinweggeredet.
Bezüglich der Zukunft (also das laufende Geschäftsjahr) war man Mitte November dennoch optimistischer als noch im August 2022. Hier die Aussagen zum Imaging:
Expect market size to grow as parts procurement constraints ease.
Erwarten, dass die Marktgröße wächst, weil die Einschränkungen bei der Teilebeschaffung nachlassen.
Continue to focus on profitability and mid/high-end cameras targeting pro/hobbyists.
Konzentrieren uns weiterhin auf die Rentabilität sowie mittelpreisige und teure Kameras für Berufsfotografen und Amateure.
Expect YoY revenue growth as sales mainly of mirrorless cameras and interchangeable lenses grow whileo verall sales volumes remain flat.
Erwarten ein Umsatzwachstum im Jahresvergleich, da die Verkäufe hauptsächlich von spiegellosen Kameras und Wechselobjektiven wachsen, während das Gesamtverkaufsvolumen unverändert bleibt. - Man will also mehr teurere spiegellose Kameras als billige DSLRs verkaufen.
Raised full year forecast ¥15.0B vs. previous forecast to reflect 1H results and changed FX assumptions.
Prognose für das Gesamtjahr auf 15,0 Mrd. Yen gegenüber der vorherigen Prognose angehoben, um die Ergebnisse für das erste Halbjahr und geänderte Wechselkursannahmen widerzuspiegeln.
Expect operating profitgrowth YoY on increased sales of mid/high-end cameras, higher ASP and weaker yen.
Erwarten ein Betriebsgewinnwachstum im Jahresvergleich aufgrund höherer Verkäufe von mittelpreisigen und teuren Kameras, höherem Verkaufspreis und schwächerem Yen.
Zumindest räumt man offen ein, dass diese positiven Nominalwerte an Preiserhöhungen und dem Währungsverfall des Yen liegen.
Raised full year forecast ¥6.0B vs. previous forecast. Expect increase in expenses to strengthen sales in 2H compared to 1H.
Prognose für das Gesamtjahr um 6,0 Mrd. Yen [gemeint ist der operative Gewinn] gegenüber der vorherigen Prognose angehoben. Erwarten einen Anstieg der Ausgaben zur Stärkung des Umsatzes im 2. Halbjahr im Vergleich zum 1. Halbjahr.
Offenbar geht man von einer beginnenden Preisschlacht um Marktanteile im Weihnachtsgeschäft und dem ersten Quartal 2023 aus. Dies belegen auch meine oben angeführten Hinweise zu Cash-Back-Aktionen weltweit in der Vorweihnachtszeit.
Zukunft / Strategie:
Wichtig ist, dass Nikon seine Präsentation mit mehreren Folien über die Zukunft begann, welche auf ganz anderen Feldern liegen werden - nämlich auf denen, welche ich 2015 bereits vorausgesagte: Sicherheitsbereich, Mobilität (vom Auto über Flugzeuge bis hin zum Schiff), wobei vor allem auch der militärische Bereich und Geheimdienste gemeint sind, Fachzulieferer für andere Hersteller, Medizin, Roboter etc. Jeder Fotograf sollte Folie 7 zur Kenntnis nehmen, weil dort deutlich steht, dass Imaging nicht mehr zu den strategischen Bereichen gehört. Zukunft haben nur noch Healthcare (Medizinprodukte), Components (Zulieferteile), Digital Manufacturing (alles rund um Roboter-Produktion in automatisierten Fabriken etc.). Dementsprechend hört man nun auch definitiv nicht mehr auf die Wünsche der Fotografen. Siehe: Wunsch und Wirklichkeit. Auch Folie 45 belegt, wohin die (Zukunfts-) Investitionen des Konzerns fließen.
Jahresprognosen:
Die Jahresgesamtproduktion / Verschiffung für 2022 (bis Ende März 2023) schätzte man im November wie folgt etwas erhöhter ein: 5,4 Mio. Systemkameras, 9,8 Mio. Objektive, aber reduziert 2,0 Mio. Kompakt- und Bridge-Kameras. Dennoch glaubt Nikon selbst nur die alten Werte früherer Prognosen liefern zu können: 700.000 Systemkameras, 1,25 Mio. Objektive und 100.000 Kompakt- und Bridge-Kameras. D.h. vor allem bei den beiden wichtigen Segmenten Systemkameras und deren Objektive geht Nikon selbst von einem weiter schrumpfenden eigenen Marktanteil aus. Das halte ich für negativ.
Den Umsatz des Konzerns will man in der neuen Prognose (gegenüber der Mai-Prognose) um weitere 20 Mrd. Yen auf nun 65 Mrd. Yen erhöhen (im Vorjahr waren es: 539,612 Mrd. Yen). Den geplanten operativen Gewinn will Nikon mit 55 Mrd. Yen gegenüber dem letzten Entwurf im August 2022 beibehalten (im Vorjahr waren es: 49,934 Mrd. Yen). Aber das sind meines Erachtens überwiegend Währungsgewinne aufgrund des Yen-Verfalls.
Nikon setzte die Umsatzerwartungen im Imaging erneut von 215 auf 230 Mrd. Yen hoch und die operative Gewinnerwartung erneut von 27 auf 33 Mrd. Yen für das laufende Geschäftsjahr hoch. Zumindest im Imaging sieht man somit u.a. durch die Währungsgewinne beim Umsatz und beim operativen Gewinn noch positivere Zeiten voraus.
Der Optimismus erstaunt. Offensichtlich erwartet Nikon ein fulminantes zweites Geschäftshalbjahr bis März 2023. Das sind die Kalenderquartale 4/2022 und 1/2023. Hoffen wir es für Nikon.
Die Jahresdividende soll deshalb bei den im Mai prognostizierten 40 Yen bleiben.
Um den schwächelnden eigenen Aktienkurs zu stützen, verlängerte und erhöhte Nikon seinen Rückkauf bis Ende Oktober auf 10,65 Mio. Aktien im Wert von bis zu 30 Mrd. Yen.
Fazit: Nikon ging es als Konzern wie auch im Imaging im Sommerquartal eher durchwachsen gut. Aber man erwartet eine bessere Zukunft.
Wie viele Firmen verwendet Fujifilm das übergreifende Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2022. Das hier besprochene zweite Firmen-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September 2022 einschließlich.
Quartalszahlen für das dritte Kalenderquartal 2022 = das 2. Geschäftsquartal von Fujifilm:
Fujifilm Gesamtkonzern 3. Quartal (Juli bis September 2022):
Umsatz: 724,071 Mrd. Yen = +16,3% gegenüber dem Vorjahresquartal (Sommer 2021). Das war auch eine deutliche Steigerung gegenüber dem direkt vorausgehenden Frühlingsquartal 2022.
Operativer Gewinn: 71,260 Mrd. Yen = +38,3 gegenüber demselben Vorjahresquartal. Das war auch eine deutliche Zunahme gegenüber dem direkt vorausgehenden Frühlingsquartal.
Das ist erfreulich, da beide Werte zumindest die Inflation und die Währungsvorteile ausgleichen.
Hinweis: Auch Fujifilm versteckt sich in zahlreichen Aussagen hinter den Halbjahreswerten und der Halbjahresanalyse (April bis Ende September).
Revenue increased due to steady sales in the Medical Systems and Electronic Materials businesses and in the Imaging segment, in addition to the impact of exchange rates.
Der Umsatz stieg aufgrund stabiler Verkäufe in den Geschäftsbereichen Medical Systems und Electronic Materials sowie im Segment Imaging, zusätzlich zu den Auswirkungen von Wechselkursen.
Der Anstieg beim Imaging wird explizit erwähnt, was als sehr gut zu bewerten ist.
Operating income reached a record high for a first half as higher revenue boosted profits, despite the impact of surging energy and raw material costs.
Das Betriebsergebnis erreichte im ersten Halbjahr ein Rekordhoch, da höhere Einnahmen die Gewinne steigerten - trotz der Auswirkungen steigender Energie- und Rohstoffkosten.
Our second quarter performance achieved steady growth over the first quarter, and revenue, operating income and consolidated net income attributable to FUJIFILM Holdings hit record hights for a second quarter.
Unsere Leistung im zweiten Quartal [Sommerquartal 2022] erzielte ein stetiges Wachstum gegenüber dem ersten Quartal [Frühjahrsquartal 2022]. Umsatz, Betriebsergebnis sowie konsolidierter Reingewinn, der FUJIFILM Holdings zuzurechnen ist, erreichten Rekordhöhen für ein zweites Quartal [Sommerquartal].
Das ist alles sehr erfreulich - auch, wenn es nur Nominalwerte meint - also ohne Berücksichtigung der Währungsgewinne und der Inflation.
Der Gesamtbereich Imaging:
Umsatz: 100,946 Mrd. Yen = +33,3% gegenüber dem Vorjahresquartal. Das ist sehr positiv zu werten. D.h. bei Fujifilm ging es im dritten Quartal aufwärts, weil sich die Zulieferprobleme milderten.
Operativer Gewinn: 16,1 Mrd. Yen = +266% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Das war auch eine deutliche Steigerung gegenüber dem direkt vorausgehenden Frühlingsquartal. Das ist ebenfalls sehr positiv zu werten. D.h. auch bei Fujifilm wurden nun mehr hochwertige Kamera / Produkte verkauft. - Allerdings muss man anmerken, dass unter Berücksichtigung des Währungsverfalles nur noch eine Zunahme des Gewinns von 7,6 Mrd. Yen herauskamen (Eigenangabe Fujifilm). Dennoch muss man auch davon natürlich noch die Inflation abziehen.
Die Detailanalyse dieses Quartalsergebnisses legt offen, dass der gesamte Bereich Imaging im dritten Kalenderquartal 2022 13,9% des Umsatzes des Konzerns und 22,6% des operativen Gewinns erwirtschaftete. Das ist sehr gut. Denn da sah es früher schon viel schlechter aus.
Quartalsergebnisse Q3 2022 der Unterbereiche:
Umsatz Consumer Imaging = analoger Bereich: 65 Mrd. Yen = +32,9% zum Vorjahresquartal. Das ist beachtlich, selbst wenn man bedenkt, das im Vorjahr der Umsatz gering war und hier die Währungsgewinne nicht berücksichtigt sind.
Umsatz Professional Imaging = digitaler Bereich, aber mit den teuren sowie für den Hersteller lukrativen (Video-)Profikameras für Fernsehanstalten und Kino sowie deren Spezialobjektiven: 35,9 Mrd. Yen = +35,3% zum Vorjahresquartal. Aber die Basis bildet ein schwaches Vorjahresquartal.
Wie seit Langem publizierte Fujifilm keine Gewinnzahlen für die Unterbereiche.
In the consumer imaging field, steady sales of instant photo systems, color paper and dry minilabs / materials drove revenue higher. Revenue from instant photo systems was higher year-over-year as sales of both devices and film were strong. In July 2022, we launched the smartphone printer INSTAX mini Link 2. It is well received in the market for its new features, including instaxAiR which allows users to draw and write letters in the air as an AR (augmented reality) effect when taking pictures by using the dedicated app. The INSTAX Series will continue to provide new values to people around the world by combining analog and digital technologies.
Im Bereich Consumer Imaging [analoge Filme] führten stabile Verkäufe von Sofortbild-Fotosystemen, Farbpapier und trockenen Minilabs/Materialien zu höheren Umsätzen. Der Umsatz mit Sofortbildsystemen war im Jahresvergleich höher, da sowohl Geräte als auch Filme stark verkauft wurden. Im Juli 2022 haben wir den Smartphone-Drucker INSTAX mini Link 2 auf den Markt gebracht. Er wird vom Markt wegen seiner neuen Funktionen gut angenommen, darunter instaxAiR, mit dem Benutzer beim Fotografieren als AR-Effekt (Augmented Reality) Buchstaben in die Luft zeichnen und schreiben können indem Sie die dedizierte App verwenden. Die INSTAX-Serie wird Menschen auf der ganzen Welt weiterhin neue Werte bieten, indem sie analoge und digitale Technologien kombiniert.
In the professional imaging field, revenue increased as sales of digital cameras fared well. In July 2022, we launched the mirrorless digital camera FUJIFIM X-H2S, which features a back-illuminated stacked 26.16MP CMOS sensor, excels in processing speed and mobility, and is ideal for shooting moving objects. In September 2022, we launched the FUJIFILM X-H2, which features a back-illuminated 40.2MP CMOS sensor, capable of shooting stills of landscapes and portraits in an outstanding high resolution and capturing high-definition 8K video. By developing the double flagship models that combine these new sensors and the AI-based high-speed image processing engine X-Processor 5, we will meet the needs of a wide range of users, from photography enthusiasts to professional photographers and video creators.
Im Bereich der professionellen Bildgebung stieg der Umsatz, da sich der Verkauf von Digitalkameras gut entwickelte. Im Juli 2022 haben wir die spiegellose Digitalkamera FUJIFIM X-H2S auf den Markt gebracht, die über einen rückwärtig beleuchteten, gestapelten 26,16-MP-CMOS-Sensor verfügt, sich durch Verarbeitungsgeschwindigkeit und Mobilität auszeichnet und ideal für die Aufnahme sich bewegender Objekte ist. Im September 2022 haben wir die FUJIFILM X-H2 auf den Markt gebracht, die über einen hintergrundbeleuchteten 40,2-Megapixel-CMOS-Sensor verfügt, der Standbilder von Landschaften und Porträts in einer herausragenden hohen Auflösung aufnehmen und hochauflösende 8K-Videos aufnehmen kann. Durch die Entwicklung der beiden Flaggschiff-Modelle, die diese neuen Sensoren und die KI-basierte Hochgeschwindigkeits-Bildverarbeitungs-Engine X-Processor 5 kombinieren, werden wir die Bedürfnisse einer breiten Palette von Benutzern erfüllen, von Fotografie-Enthusiasten bis hin zu professionellen Fotografen und Videokünstlern.
Abgesehen von der bei Fujifilm im Quartalsbericht üblichen reißerischen Marketing-Prahlerei zu neuen Modellen kann man festhalten, dass der analoge Filmbereich deutlich anstieg und der digitale Bereich immerhin besser lief als im Vorjahresquartal.
Dennoch will ich die Euphorie etwas dämpfen: Jedes neue Kameramodell erzielt immer eine Umsatz- und Gewinnsteigerung, da es dieses Modell ja vorher nicht gab. Wichtig ist, wie lange diese Verkaufszahlen anhalten. Es geht immer um die Frage: Strohfeuer oder nachhaltiger Anstieg? Diese lässt sich jedoch erst nach frühestens einem Jahr beantworten.
Als nachteilig werte ich allerdings, dass auch bei Fujifilm die Lagerbestände bereits von Ende März bis Ende Juni deutlich zunahmen (+17,2% auf 591,142 Mrd. Yen.) und auf der hohen Basis nochmals um +6% auf 626,5 Mrd. Yen bis Ende September. Jedoch wird nichts zu den Unterbereichen aufgeschlüsselt, sodass man keine Detailanalysen zum Imaging machen kann.
Auch die Schulden des Konzerns nahmen seit Ende März 2022 bis Ende September von 447,2 auf 520,4 Mrd. Yen oder +16,4% zu. Vor allem sind dies auch kurzfristige Schulden zu nun höheren Zinsen. Das kann sich der Konzern leisten. Aber es zeigt auch einige Risiken.
Nicht gefallen wird den Analytikern der negative Free Cash Flow von -54,4 Mrd. Yen im zweiten Kalenderquartal und erneut -54 Mrd. Yen im dritten Quartal (insgesamt -108,4 Mrd. Yen im ersten Geschäftshalbjahr).
Aussagen zum Forschungs- und Entwicklungs-Etat werden nur für das erste Halbjahr gemacht: Im Imaging stieg der Etat für R&D von 4,1 Mrd. Yen (H1/2021) auf 4,8 Mrd. Yen im ersten Geschäfts-Halbjahr 2022 (+7,3%). Das ist positiv - selbst, wenn es keinesfalls die Inflation oder den Währungsverfall ausgleicht.
Auch Fujifilm hat wieder mehrere hundert Mitarbeiter im Sommerquartal entlassen. Das sind die üblichen Sparmaßnahmen.
Trotz der somit insgesamt nur guten Ergebnisse, sieht der Konzern seine Zukunft noch rosiger als in der August-Bewertung:
Man erhöhte die Umsatzprognosen für den Konzern nochmals um 100 Mrd. Yen auf 2.800 und die Gewinnerwartung erneut um +10 Mrd. Yen auf 260.
Die Erwartungen für den Bereich Imaging wurden seit der August-Prognose ebenfalls deutlich nach oben geschraubt: Man erwartete im November 390 Mrd. Yen Umsatz (Vorjahr: 333,4) und 52 Mrd. Yen Gewinn (Vorjahr: 37).
Auch Fujifilm erwartet somit eine steile Aufwärtsbewegung in den kommenden beiden Quartalen bis Ende März 2023. Dennoch gilt hier Vorsicht. Diese Erhöhung der Prognosen der Brutto-/Nominalzahlen macht nur etwa die Währungsunterschiede und die Inflation aus.
Deshalb will man die höchste Dividende der Firmengeschichte - 120 Yen - ausbezahlen, um die Aktionäre glücklich zu machen und vom Verkauf der Aktien abzuhalten.
Fazit und Bewertung:
Dem Fujifilm-Gesamt-Konzern ging es - angesichts der Weltwirtschaftslage - gut. Aber ganz so blendend sah die Situation nicht aus, sofern man die oben erwähnten negativen Details wie Schulden, Lagerbestände negatives Cash-Flow, Yen-Abwertung sowie Inflation berücksichtigt.
D.h. bei allem berechtigten Jubel des Konzerns gibt es auch bei Fujifilm einige Baustellen.
Der ganze Bereich Imaging (analog wie digital) erholte sich nur langsam. Dies gilt insbesondere, weil der Löwenanteil (fast 2/3) noch immer auf den analogen Teilbereich entfiel.
Bitte beachten Sie auch die detaillierte Firmenanalyse Fujifilm.
Fazit Quartalsberichte zum dritten Kalenderquartal
Man kann für die drei Sommermonate folgende bilanztechnischen Fakten festhalten:
Allen Konzernen ging es durchaus noch gut.
Allerdings lagen die nominal ausgewiesenen Zuwächse gegenüber dem Sommerquartal 2021 daran, dass jenes eine aufgrund der Pandemie sehr tief liegende Vergleichsbasis bot. Ferner war das Gesamtbild uneinheitlich: Vor allem mussten manche Konzerne in manchen Bereichen gegenüber dem direkt vorausgehenden Frühjahrsquartal 2022 erhebliche Rückgänge in einigen Bereichen verzeichnen.
Es zeigten sich bei allen Konzernen zumindest in Teilbereichen somit einige Bremsspuren im dritten Kalenderquartal - bereits bei den Nominalwerten.
Berücksichtigt man hingegen die Währungsgewinne durch den verfallenden Yen von ca. 5-20% je nach Konzernbereich und Firma und zieht dann noch die in diesem Jahr auch in Japan hohe Inflation ab, dann sieht das insgesamt nicht mehr ganz so rosig aus.
Es fällt die Trennung der Weltwirtschaft auf: Während die Umsätze in den USA dank überhitzter Wirtschaft blendend liefen, schwächelte der Rest der Welt bereits - vor allem Japan und Europa - immer stärker.
Allerdings waren im Oktober / November 2022 praktisch alle japanischen Top-Manager noch immer optimistisch, dass es ab dem Herbst-/Weihnachts-Quartal (Q4) bis Ende März 2023 mit der gesamten Weltwirtschaft und der Kauflaune sowie dem Konsum (vor allem im Fotobereich) bergauf geht. - Zumindest für Europa hegte nicht nur ich da jedoch im November große Zweifel. Denn die meisten Analysten gingen zumindest in Europa von einem schwachen Weihnachtsgeschäft aus.
Während die meisten japanischen Firmen den Krieg in Europa noch immer nicht ernsthaft zur Kenntnis nehmen wollten (man sprach meist von der Situation in der Ukraine), sahen die ersten (vor allem Sony) bereits den seit Jahren sich verschärfenden Wirtschaftskrieg der USA und des Westens gegen China in einen heiße Krieg übergehen. Jeder schaute verständlicher Weise immer zuerst auf die Lage vor seiner eigenen Haustüre.
Dennoch hätte ich persönlich von global arbeitenden multinationalen Konzernen etwas mehr ganzheitliches Denken erwartet. Bisher wurden nur die klassischen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, wie abwarten, teetrinken und hoffen, dass ein paar der üblichen Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen ausreichen werden. Zumindest wurde keine Strategie für den Notfall publiziert. Da kann man nur hoffen, dass eine solche zumindest von den Sachbearbeitern ausgearbeitet in den Schubladen liegt. Denn inzwischen geht die Mehrzahl der weltweiten Analysten von einer Weltwirtschaftskrise ab 2023 aus, die je nach Kriegsgeschehen weltweit evtl. sogar länger andauern könnte.
CIPA September-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im November die September-Zahlen besprechen.
Am 01. November 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat September sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
September 2022-Zahlen:
Die September-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie vereinzelter Lockdowns in China und des nur langsam abnehmenden Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen erstaunlich gut im Vergleich zum Vorjahr. Aber damals lag der Vergleichs-/Basiswert relativ niedrig.
Produktion Gesamtzahlen: +18,5% im Vergleich zum September 2021. Ferner lagen die September-Zahlen sogar um +10,2% über denen des direkten Vormonats August 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: nur -13,6% im Vergleich zum September 2021. Die September-Zahlen lagen sogar um +1,7% über denen des direkten Vormonats August 2022. Es bleibt unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann. Nachdem die Manager der japanischen Firmen selbst offiziell das Ableben dieser Klasse eingestanden haben, halte ich persönlich eine Monatsproduktion von nur noch ca. 50.000 Stück für halbwegs gerechtfertigt. - Hoffen wir für die Hersteller, dass es sich meist um die neuen Video-Kameras (Vlogging-Kameras) handelt und deren anvisierte Zielgruppe so dumm ist, diese auch zu erwerben.
Produktion DSRL: +15,7% im Vergleich zum September 2021. Der einzige Lichtblick ist, dass die September-Zahlen mit -5,7% (oder rund 10.000 Stück) unter denen des direkten Vormonats August 2022 lagen. Allerdings lagen sie viel zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den / den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +50% im Vergleich zum September 2021. - Das war erfreulich. Das war der bisherige monatliche Spitzenwert für die September-Produktion seit Bestehen dieser spiegellosen Kameras. Und es waren +24,2% gegenüber (oder mehr als +81.000 Stück über) dem direkten Vormonat August 2022.
Endlich startete der Zukunftsmarkt mit den spiegellosen Systemkameras durch.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: +9,6%% im Vergleich zum September 2021. Die Werte stiegen gegenüber dem direkten Vormonat August 2022 sogar um +4,6% weiter etwas an.
Das lag im September 2022 an der optimierten Logistik und weltweiten Verschiffung. Dennoch wurden weder weltweit noch nach Europa die Werte des Pandemiejahres 2020 oder gar die viel höheren Vor-Corona-Zahlen erreicht.
Verschiffung nach Europa: +11,7% im Vergleich zum September 2021. Aber hier sanken erneut die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat August 2022 um -1,3% weiter, sodass wieder ersichtlich wurde, wie sehr man den kranken Mann Europa abhängte.
Die mit rund +5,5% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schienen im September die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips abgenommen zu haben, aber der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden hielt nicht damit Schritt. - Manche Analysten behaupten zwar, dass manche Firmen manche Produkte absichtlich zurückhielten, um sie erst pünktlich zum Weihnachtsgeschäft zu verschicken. Dieser Vermutung widerspreche ich allerdings, weil das angesichts der labilen Logistik hochriskant wäre. Derzeit ist jeder froh, wenn seine Waren - vor allem auf Langstrecken - transportiert werden. Das Just-in-time-Delivery funktioniert seit Jahren nicht mehr. Ferner wurden früher bereits im September die Weihnachtsware verschickt, weil in vielen Ländern der Geschenkekauf sich deutlich nach vorne verlagerte. In den USA geht man (vor allem bei Kameras) vom Hauptgeschäft im November aus.
Normalerweise nehmen von August zum September die Produktionszahlen allgemein um +10,4% zu (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im September einen Wachstum von nur +10,2% zum Vormonat August (2022) zu verzeichnen. Das war nur fast so gut wie erwartbar. Da das Wachstum jedoch vor allem die spiegellosen Kameras betraf, kann man doch noch etwas Positives herauslesen.
Ein Waffenstillstand oder gar Friedensverhandlungen werden (vom Westen) kategorisch abgelehnt. Deshalb wird das Leiden weitergehen.
Die US-Zentralbank Fed erhöhte erneut die Zinsen und schloss auch weitere drastische Schritte nicht aus.
Fotozentrierte Nachrichten
In der Nacht zum 02.11. stellte Canon seine überarbeitete EOS R6II, die nun als ausgereifte Hybrid-Kamera sowohl bei Fotos als auch vor allem im Bereich Video überzeugen konnte. Jedoch stand sie - wie auch früher das Vorgängermodell - zu Unrecht im Schatten anderer Nachrichten und vor allem anderer Kameramodelle.
Ebenfalls am 02.11. stellte Fujifilm seine nun fünfte Generation der X-T vor. Auch hierbei handelte es sich um ein ausgereiftes Technikmonster, das in einem noch kleineren Gehäuse mit Retrolook viel im Bereich APS-C bot. Im Prinzip handelt es sich bei der X-T5 um eine etwas preiswertere X-H2, welche vor allem im Bereich Video abgespeckt wurde, weil sie eher auf Fotografen abzielt.
Nachdem Adobe sich dieses Jahr weitgehend umorientierte und u.a. durch den Kauf von Frame.io den Datentransfer in die Cloud (Camera to Cloud - C2C) als neues Gebiet erkannte, wurden im Oktober Video-Kameras von RED und Fujifilm so eingerichtet, dass sie dies mit Filmmaterial durchführen konnten. Im November folgte Fuji X-H2S, welche RAW-Fotos direkt aus der Kamera in die Adobe-Cloud schicken kann. Einerseits bringt dieser (derzeit noch teure) 5G-Service den Komfort der Smartphones zu dedizierten Kameras. Andererseits erhöht es die Macht von Adobe und die Abhängigkeit der Fotografen von dieser Firma. Denn die Rohdaten liegen bei Adobe und die Bearbeitungssoftware liegt ebenfalls in der Cloud von Adobe, so wie auch die daraus automatisch mittels KI oder per Smartphone manuell erstellten Bildendergebnisse. - Canon und andere Hersteller arbeiten ebenfalls an derartigen Cloud-Lösungen. Das müssen sie auch. Ansonsten werden sie völlig von Adobe abhängig. Auch, wenn das alles für viele Fotografen noch nach Zukunftsmusik klingt. Hier wird der Machtkampf entschieden.
Erstaunlicher Weise legten bis Anfang November fast alle Kamerahersteller sogenannte Cash-Back-Aktionen auf, um das schleppende Geschäft vor Weihnachten anzukurbeln. Je nach Hersteller, Objektiv oder Kameramodell waren bis zu mehreren hundert Euro Preisnachlass möglich. Allerdings betraf es praktisch nur die sowieso ungeliebten respektive kaum verkäuflichen Produkte. Manche waren auch mit dem Preisnachlass noch immer sündhaft teuer.
Am 09.11. meldete sich Pentax mit einer neuen KF zu Wort. Da es sich jedoch um eine kaum verbesserte K70 APS-C-DSLR-Kamera handelte, erregte sie erhebliches Stirnrunzeln. Aber so ist dies, wenn man eine Produktserie faktisch auslaufen lässt. Dann werden - wie bei Olympus - solche kaum aufgewerteten neuen Modelle herausgebracht. Die Kamera an sich ist in Ordnung, und man kann schöne Fotos damit machen. Aber das reicht heute kaum mehr, um Kunden zum Kauf zu verlocken. Dies gilt vor allem bei einem Preis von 950 Euro nur für das Gehäuse. Deshalb halte ich die Marktchancen insgesamt für eher gering. Selbst Pentax-Anhänger werden sie nur in geringen Stückzahlen kaufen, da sie überwiegend mit bereits ähnlich guten Produkten ausgestattet sind.
Wieder einmal scheiterte eine Firmenübernahme am Kapital. Boom versuchte, LemmonOne zu übernehmen. Dadurch wurden die betroffenen Fotografen nicht bezahlt.
Wie viele Firmen so beschritt auch Canon den Weg, jedes Detail rund um eine dedizierte Kamera zusätzlich zu bepreisen: So kostete ab November die minimal verbesserte Web-Cam-Option 5 US-Dollar je Monat oder 50$ im Jahr Benutzungsgebühr. Ob das ein Erfolg wird, wenn Smartphones das kostenlos oder zumindest viel preiswerter anbieten?
Die immer wieder - vor allem bei Kickstarter - zu findenden Projekte für eine Ortungssystem von gestohlenen Kameras deuten auf einen gravierenden Mangel der modernen Kameras hin, den ich bereits mehrfach ansprach. Jedes Smartphone besitzt heute Diebstahlsicherungen. Seitdem sank deren Diebstahlquote drastisch (ähnlich wie bei Autos seit deren zwangsweiser Einführung von Schutzmaßnahmen). Hingegen stiegen die Diebstähle bis hin zum sogar bewaffneten Raub bei Foto- und Video-Ausrüstung seit Jahren prozentual gesehen im Vergleich zu den noch übrig gebliebenen Anwendern dedizierter Ausrüstung an. Ganze Städte wurden inzwischen zu Gefahrenzonen für Fotografen und Videografen. - Allerdings halte ich persönlich alle vorgeschlagenen Projekte für wenig zielführend. Das kann jeder Dieb manuell sofort entfernen. Richtiger Schutz muss tief in der Kamera-Hardware und deren Software integriert sein.
Mitte November wurde wieder einmal ein Versprechen für Fotografen gebrochen: Amazon gab bekannt, seinen Amazon Drive zum Jahresende einzustellen. Danach kann man keine Fotos mehr hochladen.
Insgesamt erreichten mich persönlich gegen Ende November mehr positive Nachrichten von selbständigen Fotografen als negative. D.h. das Jahr 2022 war für zahlreiche Berufsfotografen wieder besser (zumindest als die Pandemie-) Vorjahre. Eine weltweite Auswertung Anfang 2023 bestätigte das Ergebnis.
CIPA Oktober-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im Dezember die Oktober-Zahlen besprechen.
Am 01. Dezember 2022 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Oktober sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Oktober 2022-Zahlen:
Die Oktober-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie vereinzelter Lockdowns in China und des nur langsam abnehmenden Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen erstaunlich gut im Vergleich zum (allerdings niedrigen) Vorjahres-Vergleichswert.
Produktion Gesamtzahlen: +18,9% im Vergleich zum Oktober 2021. Allerdings lagen die Oktober-Zahlen um -0,7% unter denen des direkten Vormonats September 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: +2,3% im Vergleich zum Oktober 2021. Die Oktober-Zahlen lagen immerhin um -4,4% unter denen extrem hohen des direkten Vormonats September 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann. Nachdem die Manager der japanischen Firmen selbst offiziell das Ableben dieser Klasse eingestanden haben, halte ich persönlich eine Monatsproduktion von nur noch ca. 50.000 Stück für halbwegs gerechtfertigt. - Hoffen wir für die Hersteller, dass es sich meist um die neuen Video-Kameras (Vlogging-Kameras) handelt und deren anvisierte Zielgruppe so dumm ist, diese auch zu erwerben.
Produktion DSRL: -5,1% im Vergleich zum Oktober 2021. Aber die Oktober-Zahlen lagen mit +4,5% (oder rund 7.500 Stück) über denen des direkten Vormonats September 2022. Sie lagen viel zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den / den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +47,1% im Vergleich zum Oktober 2021. - Das war erfreulich. Dieser Wert lag immerhin in der Nähe der bisherigen monatlichen Spitzenwerte für die Oktober-Produktion 2019 und 2020. Aber es waren -0,8% gegenüber (oder mehr als -3.000 Stück unter) dem direkten Vormonat September 2022. Ein gutes aber kein sehr gutes Ergebnis, da man diesen Zukunftsmarkt bei der Produktion offenbar nicht weiter ausbauen konnte oder wollte.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: +30,1% im Vergleich zum Oktober 2021. Die Werte stiegen gegenüber dem direkten Vormonat September 2022 sogar um +7,7% weiter an. Das scheint ein Weihnachtseffekt zu sein. Offensichtlich erwarten die Hersteller in den USA ein sehr gutes Weihnachtsgeschäft.
Das lag im Oktober 2022 an der optimierten Logistik und weltweiten Verschiffung. Dennoch wurden weder weltweit noch nach Europa die Werte des Pandemiejahres 2020 oder gar die viel höheren Vor-Corona-Zahlen erreicht.
Verschiffung nach Europa: +28% im Vergleich zum Oktober 2021. Aber hier sanken erneut die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat September 2022 um -0,7% weiter, sodass wieder ersichtlich wurde, wie sehr man den kranken Mann Europa abhängte. Seit Juli 2022 gingen die absoluten Lieferzahlen zurück. Offenbar erwarten die japanischen Hersteller in Europa kein gutes Weihnachtsgeschäft.
Die mit rund -2,7% niedrigeren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schienen im Oktober die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips wieder etwas zugenommen zu haben, aber der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden funktionierte deutlich besser. - Manche Analysten behaupteten, dass manche Firmen manche Produkte in den Vormonaten absichtlich zurückhielten, um sie erst pünktlich zum Weihnachtsgeschäft zu verschicken.
Normalerweise nehmen von September zum Oktober die Produktionszahlen allgemein um +8% zu (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im Oktober einen Rückgang von -0,7% zum Vormonat September (2022) zu verzeichnen. Das war nicht so gut wie erwartbar. Da das Wachstum jedoch vor allem die spiegellosen System-Kameras betraf, kann man doch noch etwas Positives herauslesen.
Ein Waffenstillstand oder gar Friedensverhandlungen waren nicht in Sichtweite. Deshalb wird das Leiden vermutlich weitergehen.
Bezüglich der Wirtschaftsbetrachtung erholte sich die Stimmung insgesamt etwas ab Ende November. Zwar wollen oder müssen noch immer viele Menschen sparen (bis zu 2/3 der Bevölkerung). Aber die angekündigten staatlichen Hilfspakete (für 2023) schienen einen gewissen Optimismus zumindest bereits in den Manageretagen zu schüren, dass es 2023 doch nicht ganz so schlimm kommen wird. Sogar nur 10% Inflation war plötzlich bereits ein gefeierter Wert, weil manche sogar ein deutlich weiteres Ansteigen für November erwartet hatten. Auch der Einzelhandel machte sich für das Weihnachtsgeschäft wieder etwas Hoffnung. Bei den Wohlhabenden machte ich mir da auch keine Sorgen. Und die Ärmeren kauften sowieso kaum mehr dedizierte Kameras.
Nachdem die US-Demokraten mit ungeheurem Geldeinsatz Anfang Dezember auch noch den wichtigsten letzten Senatssitz gewonnen hatten, konnten sie ihre Ausgabenpolitik weiter fortsetzen - genauso wie ihren Wirtschaftskrieg gegen China und Russland sowie den Militäreinsatz gegen beide Länder. Somit wird die US-Rüstungsindustrie weiter florieren und die US-Wirtschaft sich weiter überhitzen.
Einen Tag nach dem Sieg der US-Demokaraten schlug die EU das neunte Sanktionspaket im Handels- und Wirtschaftskrieg vor, das Mitte Dezember verabschiedet wurde.
Erwartungsgemäß erhöhten zahlreiche Zentralbanken im Dezember erneut die Leitzinsen. Gleichzeitig stiegen in Deutschland aufgrund der massiven staatlichen Hilfen, die nicht in der offizielle Inflationsberechnungen berücksichtigt wurden, die eigentliche Inflationsrate langsamer. Dadurch stieg der Optimismus etwas und die Kauflaune besserte sich leicht. Letzteres geschah auch, weil die Großhandelspreise im Dezember langsamer anstiegen als in den Vormonaten. Das war noch keine wirkliche Wende, aber immerhin ein erstes positives Zeichen. Dennoch darf man dies nicht falsch bewerten: Die Zinsen werden weiter steigen und die Inflation sowie die wirtschaftlichen Probleme sind noch lange nicht beendet.
Wie ich vor Monaten voraussagte, lässt sich die japanische Währung (YEN) kaum mehr retten, weil sie dank verkehrter Subventionen der von der konservativen Regierung und den herrschenden Konzernen abhängigen BoJ seit Jahrzehnten mit einer Dauer-Geld-Berieselung nicht nur beglückt, sondern in einem ungesunden Treibhausklima künstlich am Leben gehalten wurde. Bereits Ende des Jahres 2022 geriet sie in extreme Turbulenzen.
Since early spring this year, volatility in overseas financial and capital markets has increased and this has significantly affected these markets in Japan.
Seit Frühjahr dieses Jahres hat die Volatilität an den ausländischen Finanz- und Kapitalmärkten zugenommen, was diese Märkte in Japan erheblich beeinträchtigt hat.
Fakt ist jedoch, dass die Zentralbank beschloss, statt die Zinsen drastisch zu erhöhen, weiter grenzenlos Schuldverschreibungen aufzukaufen zu geradezu erschreckenden Volumen täglich und künstlich überhöhten Konditionen. Ferner erhöhte man die Aufkaufprogramme für diverse sekundäre und tertiäre Finanzinstrumente in den Bereich von Trillionen Yen. U.a. kauft man weiterhin riesige Firmenschulden auf.
Das ist absurd und wird die Inflation weiter erhöhen, weil es grenzenlos Geld auf die Märkte wirft.
Aber man kündigte auch zaghaft an, dass man irgendwann wieder langsam auf das Niveau der Zeit vor der Pandemie zurückkehren will (vor 2020).
Das ist, wie wenn ein Drogenabhängiger verkündet, dass er jederzeit damit aufhören kann. Aber zuerst einmal benötigt er noch viel mehr Drogen, damit es ihm besser geht.
Allerdings reagierten die Börsen weltweit auf dieses merkwürdige Dokument bereits mit Entsetzen.
Spiegellose Kameras haben inzwischen das Übergewicht gegenüber DSLRs: deutlich (63%) bei Berufsfotografen und leicht (54%) bei den Amateuren. - Sieh hierzu jedoch die diametral anderen Ergebnisse einer Befragung Anfang 2023.
Beide Gruppen bevorzugen spiegellose Kameras, weil sie kleiner und leichter sind. Berufsfotografen schätzen danach den besseren Autofokus, Amateure die kamerainterne Stabilisierung (IBIS).
Bei Berufsfotografen liegt Nikon (31%) vor Canon (28%) und Sony (20%). Bei den Amateuren liegt Canon (27%) vor Nikon (25%) und Sony (16%).
Berufsfotografen verwenden Sony a7III (7%) am häufigsten gefolgt von Canon R6 und Nikon D750. Bei den Amateuren liegen Sony a7III und D850 vorne.
Zahlreiche Berufs- und vor allem viele Amateur-Fotografen halten noch an DSLRs fest, weil dort das Objektivangebot größer ist und der Preis des Umstieges zu einem spiegellosen System sehr hoch ist.
Bitte seien Sie bei Überinterpretationen vorsichtig. Derartige Befragungen unterliegen deutlichen Fehlerquellen.
Da ich darum gebeten wurde, hier ein paar Erläuterungen zu den Zahlen respektive der Statistik:
Beginnen wir mit dem Grundsätzlichen. Selbstredend darf man die zwei völlig unterschiedliche Gruppen Berufsfotografen und Amateure in einer Untersuchung zusammen befragen und auch gemeinsam auswerten. Aber da gilt es dann schon auf die Details zu achten.
Von den angeblich befragten 1.000 Teilnehmern waren 28% (280) Berufsfotografen und 72% (also 720) Amateure. Wie man exakt auf die 1.000 kam, oder warum man das Verhältnis Berufsfotografen zu Amateuren so wählte, bleibt unbekannt.
Es handelte sich um eine Online-Befragung (JotForm) in den USA. Dabei ist u.a. bekannt, dass eine Eigenauswahl auftritt: Nur bestimmte Personen nehmen daran teil. Noch selektiver war es, weil der Link dazu / das Formular überwiegend über Facebook gestreut wurde. Die Behauptung, dass man dabei neutrale Fotografen auswählte, ist lächerlich. Es handelt sich somit um US-Fotografen, welche extrem viel Zeit auf Facebook verbringen und dann auch nochmals viel Zeit in die Beantwortung des umfangreichen Fragebogens investierten. Erfolgreiche Berufsfotografen, welche viele Kunden haben, besitzen die Zeit nicht mehr für derartiges. Aber auch nicht jeder Amateur ist ständig bei Facebook aktiv. - Fazit: 1.000 ist zu wenig für eine derartige Befragung. Die US-Aussagen dürfen nicht weltweit extrapoliert werden, usw.
Die Befragung stammte von Anfang 2022. Damit konnten z.B. viele neue Kameras (vor allem im APS-C-Bereich) noch keinen Einfluss nehmen.
Zerlegen wir zwei Zahlen:
Die meisten Berufsfotografen verwenden (angeblich) die Sony A7III. OK, das sind aber nur 7% der Berufsfotografen. D.h. konkret von 280 an der Befragung teilnehmenden US-Amerikanern gaben Anfang 2022 19,6 Personen - vermutlich 20 - an, so eine Kamera zu verwenden. Aber die Befragung sagt nichts dazu aus, ob das die Haupt-/Erst- oder Zweit- oder Dritt-Kamera der Berufsfotografen war. Es wird überhaupt nichts dazu gesagt, ob dies ein Pflichtfeld war oder fakultativ, ob man keine oder mehrere Angaben zu den besessenen / verwendeten Kameras machen konnte.
Die meisten Amateure verwenden (angeblich) die Fujifilm X-T3. OK, das sind aber nur 4% der Amateure. D.h. konkret von 720 an der Befragung teilnehmenden US-Amerikanern gaben Anfang 2022 28,8 Personen - vermutlich 29 - an, so eine Kamera zu besitzen oder zu verwenden. Das Modell ist ziemlich alt (2022 kam die X-T5 heraus). Das macht z.B. die größere Verbreitung verständlich. Hinzu kommt, dass dies eine Kamera mit damals sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis war - vor allem in den USA, wo sie (im Vergleich zu Europa) extrem billig angeboten wurde. Aber der Kern liegt wohl darin, dass es eine schicke Retro-Kamera ist, welche in den USA als Mode-Accessoire getragen wird und perfekt zu jener Facebook-Klientel passt, die an der Befragung teilnahm.
Die Zahlen an sich mögen zutreffen. Aber de Aussagewert ist begrenzt. Jeder darf sich wieder einmal das für sich Passende und persönlich Gefallende heraussuchen.
Mich erstaunen die Zahlen etwas:
Das Verhältnis von Berufsfotografen zu Amateuren ist völlig verzerrt. Definitiv liegt es nicht bei 1:3. Früher ging man z.B. von einem Verhältnis APS-C (überwiegend für Amateure) zu Vollformat (zu einem signifikant höheren Anteil Berufsfotografen) von 10:1 aus. Dabei waren auch im Vollformat-Bereich keineswegs 1/3 der Fotografen berufstätige Bildschaffende.
Da Berufsfotografen direkt von neuen Kameras mit neuen Funktionen profitieren, hätte ich persönlich viel mehr Berufsfotografen mit spiegellosen Systemen erwartet - insbesondere in den technikaffinen USA - ca. 3/4. Das dürfte der Realität auch näher kommen, da sie die teuren Systeme vom Finanzamt teilfinanziert erhalten und der Rest von den Kunden über Aufträge bezahlt wird.
Die Amateure sind hingegen extrem hoch mit über 50% spiegellosen Systemen angesetzt. Vermutlich liegt dies an der Auswahl der Befragten. Denn früher war der APS-C-Markt riesig. Allerdings ließen vor allem Canon und Nikon diesen bei DSLRs faktisch in den letzten Jahren sterben, boten jedoch bisher kaum erfolgreiche spiegellose Systeme an. (Die M-Klasse war weitgehend unbeliebt, teuer und technisch eine Sackgasse, die neuen RF-APS-C-Modelle sind zu neu. Nikons spiegellose APS-C-Modelle sind neu und bisher auch nicht so beliebt. - Siehe dazu: Spiegellose APS-C-Kameras.)
Vor allem scheinen mir die Antwortkategorien auf zu hohem Niveau abstrahiert und mit extrem hohen Antwortquotienten belegt. Dies deutet auf eine gestützte Befragung hin, bei welcher die Personen nur zwischen wenigen vorgegebenen Antwortmöglichkeiten auswählen konnten. Bei ungestützten offenen Fragen (und dann einzutippenden eigenen Antworten) erhält man in der Regel viel mehr aber dafür kleinere Antwortgruppen. Sogenannte gestützte Befragungen sehe ich bei sehr weiten Themen wie den Motiven in der Fotografie) immer etwas kritisch, weil damit oft eine vorher festgelegte Lenkung einhergeht. Kurzum: Man sucht dabei oft nur eine Bestätigung für seine eigenen Meinungen.
Einer der Grundsatzfehler der Befragung liegt jedoch darin, dass es sich um Fotografen handelt. Videografen wurden nicht untersucht. Angesichts des Wandels aller Kameras zu Hybrid- oder sogar überwiegenden Video-Kameras und eines heute überwiegend auf Video konzentrierten Marktes ist dies erheblich.
Anfang Dezember sickerte durch (japanisches Original übersetzt), dass Ricoh / Pentax seine Bereiche und Produkte prüft und unprofitable aussortieren will - zum Schließen oder Verkauf. (Englische Sekundärquelle). Das habe ich vor Jahren bereits vorausgesagt und steht seit zwei Jahren auch in den Geschäftsberichten: Ricohs Marktanteil ist sehr klein. Damit kann man kaum Profit erzielen. Die erwartete Eigenkapitalrendite (ROE) von über 10% je Jahr halte ich angesichts der gebotenen Produkte und des Fotomarktes für unerreichbar.
Ende November und Anfang Dezember wurde eine alte Statistik von Japanese Techno System Research aus dem Jahre 2021 diskutiert: Anhand der Verschiffungen in die Weltregionen (nicht Verkäufe an Endkunden) errechnete man Canons Marktanteil 2021 auf 45,8%, Sonys auf 27%, Nikons auf 11,3%, Fujifilms auf 5,9% und Panasonics auf 4,4%. Aber Vorsicht;: Bereits die Gesamtzahl der angeblichen Verschiffungen von 8,49 Mio. Stück weicht von den offiziellen Angaben von CIPA (rund 8,36 Mio.) ab. Ferner sieht der Marktanteil je nach Produktklasse (Kompakt-, Bridge-, System-Kameras mit und ohne Spiegel) deutlich unterschiedlich aus. Cum grano salis werden die Größenklassen und Reihenfolgen durchaus zutreffen.
Im Dezember gab die dänische Firme Capture One bekannt, dass man die Offline-Software (COP - Capture One Pro) einschränkt, indem die Dauerlizenzen (= einmal bezahlte Software) nicht mehr erweitert / erneuert werden.
Es wird somit keine COP Version 24 mehr geben.
Ganz unverhohlen gaben die Manager zu, dass man nur noch mit teurer Mietsoftware genügend Geld erwirtschaften kann, um die Weiterentwicklung (und natürlich die eigenen horrenden Gewinne und Boni) zu erwirtschaften.
Begründet wird alles damit, dass man angeblich nur mit Monatslizenzen Neuerungen schnell an die Kunden ausliefern könnte. Dies ist nachweislich falsch, da jeder Software-Konzern jederzeit Updates zur Verfügung stellen kann - auch für gekaufte Einmallizenzen. Das sieht man z.B. an den Betriebssystemherstellern, die mindestens monatlich Updates anbieten und an den Antiviren-Programmen, welche täglich Updates herunterladen. Schade, dass dieser geldgierige Software-Hersteller so dreist lügt.
Ferner gab man die Update-Preise für Altkunden mit Vorversionen auf und ersetzte es durch ein undurchsichtiges Loyalitäts-Boni-System. Überdies fühlten sich viele Kunden durch eine Rabattaktion im letzten November von dieser Firma getäuscht, weil sie vor 2 Wochen bewusst verschwieg, was nun publiziert wurde, aber damals schon beschlossen war.
Vorausgesagt habe ich das bereits vor Jahren, als Adobe zur Miet-Software (SaaS - Software as a Service auf monatlicher Mietbasis) überging, weil die Kundenzahlen schrumpften. Damals wanderten viele Anwender zu jenen übriggebliebenen Software-Herstellern ab, welche noch Einmallizenzen anboten. Nun werden alle jene Anwender auch von diesen Firmen betrogen. Jedem muss klar sein: In der Endphase eines Produktes (hier dedizierte Kameras) geht es den Firmen nur noch um Gewinnmaximierung vor der Schließung. Klartext: Man will noch schnell Kasse machen, bevor auch die letzten Kunden gehen.
Allerdings wird auch dieses monatliche Abonnement-Modell die meisten kleineren Firmen (sowie deren Kunden) nicht mehr retten. Denn der Trend ist schon viel weiter, bei einem Browser-gesteuerten Software-Angebot von Großrechnern in der Cloud. Letztendlich werden die neuen KI-Funktionen das erfordern, da man diese (zumindest derzeit) kaum auf billigen Heimrechnern sinnvoll schnell ablaufen lassen kann. Somit wird man irgendwann für jede - bis in das Detail überwachte - Einzel-Nutzung bezahlen. Das meint SaaS - Software as a Service - im Grunde.
Jedoch will ich nicht auf die Software-Programmierer schimpfen. Denn hinter jeder Firma steht heute ein Großinvestor. Bei Capture One soll es seit 2019 mit 56% Anteil der Axcel V Fond sein, der jetzt Geld machen will. Die Endkunden sind derartigen Investment-Gesellschaften völlig gleichgültig. - Ganz nebenbei: Der Vorbesitzer - Phase One - verkaufte die Software-Schmiede 2019 auch mit hohem Gewinn. Denn es geht nur um den Gewinn für die Aktionäre.
Wieder wurde ein Fotograf Opfer des neuen von den deutschen Grünen in Europa eingeführten Urheberrechtes, das nur die Verlage schützt, aber die Fotografen benachteiligt: Ein Fotograf verlor seinen Plagiatsprozess gegen einen Maler, der auch noch ganz offen zugab, ihn kopiert zu haben. - Faktisch existiert somit das Urheberrecht nicht mehr für Fotografen. Jeder darf sie kopieren und dann das durch Diebstahl sowie Kopie erzeugte eigene Ergebnis sogar gegen viel Geld verkaufen.
Gleichzeitig nahm die Zensur von Fotografen weltweit 2022 deutlich zu:
In den angeblich so freien USA wurde ein historisch (mit altem Schwarz-Weiß-Material) arbeitender sozialdokumentarisch tätiger Fotograf aus Instagramm geworfen, weil er es wagte, Straßengangs in Los Angeles zu fotografieren. Ganz nebenbei: Gefolgt wird L.A. von San Francisco und New York als gefährlichste Städte der Welt für Fotografen und Videografen. Selbstredend wollen weder diese Städte ihren Raubmord- und Überfall-Rekord publiziert wissen, noch wollen die USA insgesamt ihr Image als Urlaubsland mit den meisten bewaffneten Überfällen und Diebstählen schädigen. Deshalb werden die Nachrichten und vor allem Fotos darüber zensiert. - Und eine klare Warnung an alle Foto- und Video-Urlauber: Meiden Sie LA etc. Dort wird fast täglich ein bewaffneter Überfall auf Personen mit Kameras durchgeführt. Dort herrscht die größte Kriminalität am hellen Tag vor. Niemand ist dort sicher. Selbst bewaffnete Filmcrews wurden bereits überfallen und deren Mitarbeiter getötet - nur wegen einer Kamera. - Nach weltweit heftigen Protesten wurde das Konto jenes Fotografen zwar wieder eröffnet, aber praktisch wertlos gemacht, da herabgestuft. So funktioniert effektive Zensur im demokratischen Westen.
Ende des Jahres schloss sich Facebook der Zensur zahlreicher anderer Fotoseiten an, indem es angebliche Paparazzi-Fotos löschte und Konten sperrte. Dass man bedrohte Tiere schützen muss, ist unbenommen. Dass selbsternannte Tierschützer bestimmen, was zu zensieren sei, ist hingegen nicht akzeptabel. Wie üblich gibt es keine Berufung, keine Beschwerdestelle etc. Auch die Kriterien sind geheim und völlig willkürlich. - Das ist der Anfang vom Ende jeder Tierfotografie. Im Übrigen ist das Verhalten typisch für die Grünen Aktivisten, dass sie nach dem Scheitern vieler ihrer Gesetze zur sofortigen Anerkennung der Tiere als Menschen und der Schutzvertretung aller Tiere durch exakt jene Umweltaktivisten gegen Geld gegenüber den Fotografen und Geldeintreibung für jedes gemachte Foto nun diesen hinterhältigen indirekten Weg beschritten.
Die verbreiteten und stark zunehmenden Weihnachtsrabatte, welche Mitte Dezember weltweit bei Fotowaren eintraten, belegten einerseits die eher mäßige Nachfrage und andererseits die deutlich abnehmenden Lieferschwierigkeiten. Dabei hing beides miteinander zusammen: Die schwache Nachfrage zum eigentlichen Hauptgeschäft Weihnachten traf zusammen mit der Abnahme der Logistikprobleme und ließ jeden (Händler wie Kunden) das Überangebot spüren.
Mitte Dezember publizierte Adobe wieder einmal Rekord-Ergebnisse für das vierte Geschäfts-Quartal (03. September bis 02. Dezember 2022). Das ändert jedoch nichts an der bereits erläuterten Abwendung der Firma von Offline-/PC-Software und vor allem der Abwendung von den Fotografen mit dedizierten Kameras.
Mitte Dezember musste Nikon in den USA für die Z9 eine Rückrufaktion starten, weil durch die (von mir seit mindestens einem Jahr angeprangerte) Verwendung minderwertiger Bauteile (parts that do not meet our quality standards) das Bajonett klemmte und Objektive sowie Adapter nicht mehr von der Kamera gelöst werden konnten. Kurz darauf folgte die deutsche Seite (Teile verwendet wurden, die unseren Qualitätsstandards nicht entsprechen).
In der Woche vor Weihnachten verramschte Aldi Süd in Deutschland eine einstündige Foto-Session bei Picture People für 39,99 (-81% statt 219,95 Euro). Wie man bei dem Preis für 60 Minuten Arbeit und anschließender Bildbearbeitung von 3 Fotos digital und als Ausdruck derselben im Format 15*20 cm noch Geld verdienen kann, bleibt ein Rätsel. Denn Aldi und das Finanzamt wollen auch ihren Anteil. Meines Erachtens deckt das netto für den Fotografen nicht einmal die Kosten für Strom, Heizung, Abnutzung der Fotoausrüstung / Studiohintergründe und Verbrauchsmaterial. Dies gilt umso mehr, als die Gruppengröße nicht beschränkt ist (von 1 Person bis zum ganzen Verein). Da muss der Kunde schon deutlich mehr Bilder (dort) nachbestellen, um bei den offiziellen Preisen darüber hinaus die Sache für den Fotografen lohnend zu machen. Da man als Kunde allerdings die digitale Dateien erhält, kann das jeder auch beim Discounter machen lassen. - Deshalb halte ich derartige Marketing-Aktionen generell für unglücklich für die sowieso leidende Branche. Mit dem (lächerlichen) Angebot werden die Kunden ab sofort zu allen anderen Fotografen gehen und dort die Preise drücken.
Wie üblich publizierte Lens-Rentals - eine der weltweit größten Verleihfirmen für Foto- und Video-Ausrüstung - kurz vor Weihnachten ihre Jahresstatistik 2022.
Vorsicht: Diese Ergebnisse beziehen sich mehrheitlich auf die USA. Ferner handelt es sich um Leihprodukte, keine gekaufte Ware. Deshalb darf man daraus keine Marktanteile der verkauften Kameras oder Systeme etc. ableiten. Dennoch geben die Zahlen einen Eindruck über das Interesse der noch verbliebenen Fotografen und Videografen bei dedizierten Kameras und deren Objektiven.
Da jeder (auch ohne Englisch-Kenntnisse) die Zahlen selbst unter dem obigen Link lesen kann, werden hier nur einige darüber hinaus reichende Interpretationen abgegeben.
Canon und Sony dominieren den Verleihmarkt der Kameras in den USA. Punkt. Dabei musste Canon seit geraumer Zeit immer mehr Marktanteile an Sony abgeben. Das ist ein gutes Zeichen für Sony, aber ein schlechtes für Canon, da die USA der Hauptmarkt sind. Es ist zu befürchten, dass dieser Abwärtstrend für Canon weiter anhalten wird. Das ist insbesondere daraus abzuleiten, weil Canon noch mit sehr vielen alten (DSLR-) Kameras und Objektiven bei der Ausleihe vertreten war. Sony produzierte seit vielen Jahren jedoch nur noch spiegellose Systeme. Dieser langsame Wechsel deutete sich schon lange an und wird von vielen anderen Indikatoren (wie z.B. zu Sony abwandernde Presseagenturen) unterstützt.
Der Rest der anderen Hersteller ist bei den ausgeliehenen Kameras geradezu grotesk weit abgeschlagen. Das spiegelt nicht deren Marktanteil bei verkauften Geräten wider, gibt aber einen Eindruck, wie interessant deren Produkte sind. Dass alle Firmen mehr oder weniger bei 3-6% herumkrebsen, ist für keine der Firmen schmeichelhaft.
Dass man sich teure Leicas wegen der Reputation eher ausleiht als sündhaft teuer einkauft, ist nachvollziehbar. Einmal Ausprobieren kuriert auch die meisten neugierigen Interessenten.
Dass Nikon jedoch 2022 bei 5% lag, ist ein herber Schlag für diesen Hersteller im Kernmarkt USA. Hier liegt ein deutliches Image-Problem vor, das bei zukünftigen Neukäufen sich negativ auswirken kann. Da Nikon mit der Z9 eine extrem hochwertige Kamera herausbrachte, liegt das Kernproblem wohl nicht bei der Technik, sondern beim schlechten Service, der in den USA am heftigsten kritisiert wird. In diesem Punkt sind die US-Amerikaner deutlich weniger leidensfähig und nachsichtig als vor allem die Deutschen.
Jedoch brillierte auch Fuji nicht gerade beim Verleih. So wie bei Nikon scheinen deren (überwiegend privaten) Anhänger sich die Kamera / Ausrüstung eher als reiche Kunden selbst komplett durch Kauf anzuschaffen, als auszuleihen. Exakt bei meiner Parenthese im Vorsatz scheint das zukünftige Problem zu liegen. In den USA leihen Berufsfotografen viel öfter Fotoausrüstung aus. Daraus darf man schließen, dass sowohl Fujifilm als auch Nikon einen erheblichen Teil ihrer Klientel nicht (Fujifilm) respektive nicht mehr (bei Nikon) aus diesem Bereich beziehen. Das ist negativ zu werten, da die Berufsfotografen durch das Finanzamt unterstützt mehr und teurere Systeme erwerben und durch den fast täglichen Einsatz der Ausrüstung auch offen Werbung bei deren Kunden machen. D.h. ganz klar: Nur wer im Berufsbereich zahlreiche Nutzer hat, wird eine einfachere Zukunft haben. Denn selbst die reichsten Privatkunden sterben langsam aus - siehe Alterspyramide.
Festhalten sollte man unbedingt, dass die (von vielen Fotografen sowie Videografen oft hoffnungslos überschätzten) Kameras 2022 nur ca. 14% der ausgeliehenen Artikel ausmachten. Das Zubehör ist viel wichtiger geworden und sein Wert / Anteil wird weiter steigen. Damit sind nicht nur Objektive mit über 30% gemeint, deren Anteil gegenüber dem Vorjahr sank. Es betrifft vor allem das von vielen Fotografen und Videografen gerne übersehene eigentliche Zubehör - wie Licht und Ton (bei Video).
Noch wichtiger für Videografen ist, dass keine der so massiv beworbenen und in großer Stückzahl produzierten, weil angeblich so gerne von den Millionen Kunden nachgefragten, billigen Vlogging-Kameras erwähnt werden. Sie werden faktisch nicht nachgefragt - und das (wie ich beschrieb) aus gutem Grund.
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zeigte auch, wie weit Roboter-Kameras für Foto und Video bereits fortgeschritten waren (zweite Quelle).
Das Jahr endete mit einem weiteren (selbstredend vergeblichen) weltweiten Aufruf von Künstlern gegen den Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz, AI - Artificial Intelligence) im Bereich der Kunst. Dieser Aufschrei zeigt die enorme Entwicklung der in der Praxis angewandten KI 2022 - dem von vielen Fotografen und Videografen noch immer verkannten Wandel.
Gleichzeitig demonstrierten englische Organisatoren eines Fotowettbewerbs sogar die Fähigkeit, mit KI-Fotos einen Wettbewerb zu gewinnen. Die Bilder sind zwar klein, aber keinesfalls einfach, von Originalen zu unterschieden. Testen Sie es selbst.
Nur mit einem Smartphone (und maximal einem Licht) ausgestattete Fotografen und Filmer boten Hochzeitspaaren an, die Hochzeit live zu übertragen oder zumindest noch am selben Tag online zu stellen - statt Wochen später von den klassischen Berufsfotografen mit deren dedizierten Kameras.
Das Interesse dafür ist weltweit riesig. - Die Qualität der Smartphones steht somit außer Frage. Aber noch wichtiger ist den jungen Kunden der Zeitaspekt. Sie wollen nicht mehr warten. Deshalb nahm das sogenannte Wedding content creation in der zweiten Jahreshälfte 2022 geradezu explosionsartig auf den sozialen Netzen zu. Alleine die App weddingtiktok hatte Ende Dezember 2022 bereits fast 31 Milliarden Abrufe (kein Druckfehler: B steht für US-Amerikanisch Billion = Milliarde). Der HashTag weddingcontentcreator der dort anbietenden neuen Berufsfotografen mit Smartphone hatte Ende Dezember 2022 bereits über 16 Mio. Abrufe. (Weitere Quellen.)
Wie ich seit Jahren voraussagte, geht es ab Erreichen des Zustandes Gut-Genug (bei Smartphones im Jahre 2017) nicht mehr um die angeblich höchste Bildqualität, sondern um Aktualität. Letztere ist jedoch in den neuen (sozialen) Medien nur mit Smartphones erzielbar, da dedizierten Kameras dazu bis heute schlichtweg eine einfache und schnelle Internet-Anbindung fehlt.
Das wird bald jegliche kommerzielle Video- und Fotostile betreffen - angefangen mit Sport, Events und Presse. Schon heute interessieren sich nur noch wenige junge Menschen für die Zeitung von letzter Woche. - Für die meisten jener jungen Leute ist das sowieso ein unverständlicher Vergleich, da sie überwiegend sowieso keine Zeitung mehr lesen. - Virtuelle Aktualität ist identisch mit Erfolg. - Die neuen jungen Auftraggeber wollen sofort mit ihren Fotos und Videos ins Netz - zumindest tagesaktuell oder spätestens am nächsten Morgen.
Hinzu kommt, dass diese neuen Smartphone-Dienstleister die Hochzeit auch noch preiswerter filmen und fotografieren. Das ist logisch, da sie auch nichts mühsam tagelang nachbearbeiten müssen. In den USA liegen die Tagespreise dieser neuen Konkurrenz bei ca. der Hälfte der klassischen Fotografen mit dedizierten Kameras (und mühsamer Nachbearbeitung am PC). Viele dieser neuen Konkurrenz der wedding day content creators sind im Übrigen junge Frauen. Das wird die alten Männer ebenfalls frustrieren, da jene Damen einen anderen (TikTok-) Stil verwenden, den sie als klassische (Berufs-) Fotografen und Videografen oft nicht einmal verstehen, weil sie sich nicht dafür interessieren, weil dies angeblich ja alles sowieso wertloser und abgedrehterMist sei, für den sich angeblich sowieso niemand interessiere. - Irrige Zirkelschlüsse und reines Wunschdenken der Alten und Lernunwilligen, die bereits vor mindestens einer Haltestation den Fortschrittszug verlassen haben und nun der weitergefahrenen Welt hinterhermaulen.
Abschließend noch ein klares Nein. Jene Wedding Content Creators wollen keine klobige, schwere, komplizierte, langsame, wertlose, weil nicht internet-fähige Vlogging-Kamera. Weder die klassischen Fotografen, welche die Industrie beraten, noch die Kamerahersteller haben jene jungen Menschen auf TikTok etc. verstanden. So ist das, wenn man die falschen Berater frägt. Letzteres hat lange Tradition bei den japanischen Kameraherstellern und führte bereits seit 2010 zu -94% Kunden.
Unglücklich ist für die Berufsfotografen nun nur, dass sie für die gravierenden (weil vorhergesagten) Fehler der Kamerahersteller teuer bezahlen werden.
CIPA November-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im Januar die November-Zahlen besprechen.
Am 05. Januar 2023 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat November sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
November 2022-Zahlen:
Die November-Zahlen waren angesichts der Pandemie sowie vereinzelter Lockdowns in China und des nur langsam abnehmenden Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen erstaunlich gut im Vergleich zum (allerdings niedrigen) Vorjahres-Vergleichswert.
Produktion Gesamtzahlen: +17,1% im Vergleich zum November 2021. Allerdings lagen die November-Zahlen um -1,3% unter denen des direkten Vormonats Oktober 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -27,2% im Vergleich zum November 2021. Die November-Zahlen lagen immerhin um -6,6% unter den hohen des direkten Vormonats Oktober 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann. Nachdem die Manager der japanischen Firmen selbst offiziell das Ableben dieser Klasse eingestanden haben, halte ich persönlich eine Monatsproduktion von nur noch ca. 50.000 Stück für halbwegs gerechtfertigt. - Hoffen wir für die Hersteller, dass es sich meist um die neuen Video-Kameras (Vlogging-Kameras) handelt und deren anvisierte Zielgruppe so dumm ist, diese auch zu erwerben.
Produktion DSRL: +6,5% im Vergleich zum November 2021. Aber die November-Zahlen lagen mit -8,1% (oder rund 14.000 Stück) unter denen des direkten Vormonats Oktober 2022. Sie lagen dennoch viel zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den respektive den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +71,9% im Vergleich zum November 2021. - Das war erfreulich. Dieser Wert lag immerhin in der Nähe des bisherigen monatlichen Spitzenwerte für die November-Produktion 2019. Es waren auch +4,4% gegenüber (oder mehr als +18.000 Stück über) dem direkten Vormonat Oktober 2022. Ein sehr gutes Ergebnis.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: +9,8% im Vergleich zum November 2021. Die Werte sanken gegenüber dem direkten Vormonat Oktober 2022 aber um -3,3%. Das Weihnachtsgeschäft war weitgehend vorbei.
Verschiffung nach Europa: +31,7% im Vergleich zum November 2021. Hier stiegen sogar die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat Oktober 2022 um +9,8% an, sodass erstmals der kontinuierliche Rückgang seit Juli 2022 gestoppt und umgekehrt wurde.
Die mit rund -0,8% niedrigeren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schienen im November die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips wieder etwas zugenommen zu haben, aber der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden funktionierte besser.
Normalerweise nehmen von Oktober zum November die Produktionszahlen allgemein um -8,6% ab (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im November einen Rückgang von nur -1,3% zum Vormonat Oktober (2022) zu verzeichnen. Das war besser als erwartbar. Da das Wachstum vor allem die spiegellosen System-Kameras betraf, kann man etwas Positives herauslesen. Aber es deutet sich auch die erzwungene Überproduktion an.
Die vorläufigen Quartalszahlen für Smartphones für das Weihnachtsquartal 2022 (Q4: Oktober-Dezember) waren verheerend. Obwohl sie nicht vollständig waren, deutet sich ein Rückgang weltweit um ca. 15-25% je Firma und ca. 19% der verkauften Stückzahlen insgesamt gegenüber dem Vorjahresquartal Weihnachten 2021 an. Das war der stärkste jemals festgestellte Rückgang in einem Quartal. Das Quartalsergebnis Q4 sank sogar gegenüber demjenigen des Vorquartals Q3. Auch so etwas, dass das Herbst-/Weihnachtsquartal schlechter war als das davorliegende Sommerquartal (Juli-September), hat es noch nie gegeben. Dieses - trotz massiver Rabattangebote - schlechte Ergebnis deutet darauf hin, dass die Spartätigkeit der Kunden unerwartet hoch war und auch so für 2023 bleiben wird. Selbst in den konjunkturell florierenden USA fielen die Verkäufe geringer aus. Auch die Smartphone-Hersteller litten Ende Dezember 2022 unter sehr hohen Lagerbeständen. Dies lag u.a. daran, dass die Haltezeit des alten Gerätes bis zum Neukauf eines neuen Smartphones inzwischen in vielen Ländern 40 Monate überschritt. Und das lag wiederum an der erreichten hohen Qualität der Geräte.
CIPA Dezember-Zahlen
Bitte beachten Sie, dass die CIPA die Monatsergebnisse immer mit ca. 2 Monaten Verspätung publiziert. Somit kann ich erst im Februar die Dezember-Zahlen besprechen.
Am 01. Februar 2023 publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Dezember sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Dezember 2022-Zahlen:
Die Dezember-Zahlen waren angesichts der Pandemie und des nur langsam abnehmenden Chip-Mangels sowie der zunehmenden Sanktionsfolgen nicht so gut im Vergleich zum (allerdings ebenfalls eher mäßigen) Vorjahres-Vergleichswert.
Produktion Gesamtzahlen: -5% im Vergleich zum Dezember 2021. Allerdings lagen die Dezember-Zahlen auch um -17,1% unter denen des direkten Vormonats November 2022.
Produktion Kompakt- und Bridge-Kameras: -36% im Vergleich zum Dezember 2021. Die Dezember-Zahlen lagen auch um -22,6% unter den des direkten Vormonats November 2022. Es bleibt dennoch unverständlich, wie man für ungeliebte Kameras noch immer so viele wertvolle Chips verschwenden kann. Nachdem die Manager der japanischen Firmen selbst offiziell das Ableben dieser Klasse eingestanden haben, halte ich persönlich eine Monatsproduktion von nur noch ca. 50.000 Stück für halbwegs gerechtfertigt. - Hoffen wir für die Hersteller, dass es sich meist um die neuen Video-Kameras (Vlogging-Kameras) handelt und deren anvisierte Zielgruppe so dumm ist, diese auch zu erwerben.
Produktion DSRL: -31,3% im Vergleich zum Dezember 2021. Aber die Dezember-Zahlen lagen mit -6,8% (oder rund -11.000 Stück) unter denen des direkten Vormonats November 2022. Sie lagen dennoch viel zu hoch. Auch das ist unverständlich. Wie kann man wertvolle Chips für inzwischen ungeliebte Kameras verschwenden? Und zudem erschwert man sich so die eigene Zukunft bei den / den Umstieg auf die spiegellosen Modelle(n). - Die DSLR-Produktions-Zahlen müssten unter die 100.000-Schwelle je Monat.
Produktion spiegellose Kameras: +52,4% im Vergleich zum Dezember 2021. - Das war erfreulich. Dieser Wert lag immerhin rund 1.000 über dem bisherigen monatlichen Spitzenwert für die Dezember-Produktion 2016. Es waren aber -18,4% (oder mehr als -80.000 Stück unter) dem direkten Vormonat November 2022. Insgesamt war es somit ein immerhin noch gutes Ergebnis.
Weltweite Verschiffung Gesamtzahlen: -5,1% im Vergleich zum Dezember 2021. Die Werte sanken gegenüber dem direkten Vormonat November 2022 sogar um -19%. Das Weihnachtsgeschäft war vorbei.
Verschiffung nach Europa: -5,9% im Vergleich zum Dezember 2021. Hier sanken die Zahlen zumindest zum direkten Vormonat November 2022 um -15,8% ab.
Die mit rund +1,6% höhere Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich schienen im Dezember die eigenen Zulieferprobleme mit Bauteilen und Chips abgenommen zu haben, aber der Abtransport / Versand der Waren zu den Endkunden funktionierte nicht mehr so gut, oder wurde (wie ich es eher vermute) aus politischen Gründen gedrosselt, da das Weihnachtsgeschäft nicht so gut lief, wie von den Firmen erwartet.
Normalerweise nehmen von November zum Dezember die Produktionszahlen allgemein um -23,9% ab (durchschnittlich seit 2010). Wir hatten aber 2022 im Dezember einen Rückgang von nur -17,1% zum Vormonat November (2022) zu verzeichnen. Das war besser als im langjährigen Durchschnitt erwartbar. Da das Wachstum vor allem die spiegellosen System-Kameras betraf, kann man etwas Positives herauslesen. Aber es deutet sich auch die erzwungene Überproduktion an.
Quartalsberichte 4. Quartal - Herbst 2022 - Oktober bis Dezember - Weihnachtsquartal
Ende Januar begann wieder die übliche Berichtsperiode der Kamerahersteller über ihre Quartalszahlen in eigenen Pressekonferenzen. Sie liefert am Ende des Quartals wertvolle Ein- und Ausblicke in die Fotowirtschaft.
Da ich gefragt wurde, warum auch immer die Konzerngesamtdaten sowie diejenigen der anderen Bereiche angegeben werden:
Sofern der Konzern und alle Bereiche Gewinne erzielen, ist alles für alle perfekt.
Sofern der Konzern und alle Bereiche Verluste erzielen, ist das zwar schlecht, aber man wird dies auf die gesamtwirtschaftliche Lage etc. schieben und keinen Einzelbereich deshalb zu hart kritisieren.
Sofern der Konzern und fast alle Bereiche Gewinne erzielen, aber der Bereich Imaging Verluste, ist das langfristig nachteilig für die dedizierten Kameras der Fotografen und Videografen. Dann werden zuerst die anderen gesunden Teilbereiche diese Verluste nicht mehr tragen wollen und drastische Einsparungen dort fordern, sowie schließlich die Aktionäre das nicht lange hinnehmen, sondern eine Ausgliederung dieses Bereiches wie bei Olympus an eine Investmentgesellschaft fordern.
Canons Jahres- und Quartalsabschluss für das vierte Quartal 2022: 01.10. - 31.12.
Am 30.01. publizierte Canon als erste große Fotofirma die Ergebnisse für das 4. Quartal, wobei hier das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. D.h. die Zahlen betreffen die Monate Oktober bis Dezember einschließlich.
Ferner wurde der Jahresabschluss für das Gesamtjahr 2022 publiziert.
Bitte beachten Sie, dass die Angaben in YEN sind. Der derzeitige Wechselkurs beträgt ca. 141. Um ein ungefähres Gefühl für den Yen zu erhalten, sehe ich YEN wie Cent und kalkuliere überschlagsmäßig 1/100. Danach kann man noch 1/4 abziehen - also die Werte abrunden.
Da Canon zahlreiche Details umfassender erwähnt als andere Firmen, gehe ich hierauf im Folgenden auch ausführlicher ein.
Jahresgesamt-Zahlen 2022 gesamter Konzern:
Konzern-Umsatz: 4.031,414 Mrd. Yen = +14,7% zum Vorjahr 2021.
Operativer Gewinn: 353,399 Mrd. Yen. = +25,4% zum Vorjahr 2021.
Ein Teil der guten Zahlen bei Umsatz und Gewinn wurden durch den Währungsverfall erzielt: Der Yen wertete 2022 gegenüber dem Vorjahr 2021 gegenüber dem Dollar um 22 Yen und gegenüber dem Euro um 8 Yen ab. Das ergab ca. 20% Währungsgewinn gegenüber dem US-Dollar und ca. 6% gegenüber dem Euro. Diese Werte muss man selbstredend von den positiven Zahlen abziehen. Leider macht Canon dazu keine Detailangaben. Gehen wir konservativ (und für Canon positiv) von einem Verhältnis von 50 zu 50 der beiden Währungen aus, dann ergäbe sich ein Durchschnitts-Windfall-Profit durch Währungsgewinn von ca. 13%. Somit wäre kaum eine Steigerung des Umsatzes in Fremdwährungen erfolgt und auch das Gewinnwachstum würde sich mindestens halbieren.
Aber es kommt noch schlimmer, da man von diesen Bruttowerten die japanische Inflation abziehen muss.
Um noch mehr Wasser in den Wein zu gießen:
Although the sales of existing businesses, such as ... cameras, declined compared to 2017
Obwohl die Umsätze bestehender Geschäfte, wie ... Kameras, im Vergleich zu 2017 zurückgegangen sind
Selbst rein Nominal gingen die Umsätze bei den Kameras gegenüber dem Jahr 2017 zurück. Und das trotz Währungsverlusten und Inflation.
Für den Unterbereich Cameras kommt es sogar noch schlimmer, da man 2022 die eigenen gesteckten Ziele nicht erreichte: Der Umsatz lag mit 509,7 Mio. Yen -10,4% (zum Vorjahr) deutlich unter den Vorgaben / Erwartungen Canons von prognostizierten 520,1 Mio. Yen für 2022.
Bereich (neu) Printing: Umsatz: 2.261,938 Mrd. Yen = +16,7% gegenüber dem Vorjahr 2021. - Operativer Gewinn: 211,974 Mrd. Yen = -6,1% gegenüber dem Vorjahr 2021.
Bereich (neu) Imaging: Umsatz: 803,480 Mrd. Yen = +22,9% gegenüber dem Vorjahr 2021. - Operativer Gewinn: 126,630 Mrd. Yen. = +60,9% gegenüber dem Vorjahr 2021. Das sind sehr gute Werte.
Bereich (unverändert / alt) Medical: Umsatz: 513,331 Mrd. Yen = +6,9% gegenüber dem Vorjahr 2021. - Operativer Gewinn: 31,005 Mrd. Yen = +5,4% gegenüber dem Vorjahr 2021.
Bereich (neu) Industrial: Umsatz: 329,232 Mrd. Yen = -2,5% gegenüber dem Vorjahr 2021. - Operativer Gewinn: 58,019 Mrd. Yen = +29,3% gegenüber dem Vorjahr 2021.
Quartalszahlen Q4 gesamter Konzern:
Konzern-Umsatz: 1.157,175 Mrd. Yen = +21,1% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 97,344 Mrd. Yen. = +29,2% zum Vorjahresquartal.
Bereich (neu) Printing: Umsatz: 638,129 Mrd. Yen = +22,6% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 52,571 Mrd. Yen = +8,6% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres.
Bereich (neu) Imaging: Umsatz: 242,449 Mrd. Yen = +33,7% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 44,287 Mrd. Yen. = +101,9 gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres. - Das ist ein sehr gutes Ergebnis.
Bereich (unverändert / alt) Medical: Umsatz: 150,828 Mrd. Yen = +17,4 gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 9,951 Mrd. Yen = +20,9% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres.
Bereich (neu) Industrial: Umsatz: 95,453 Mrd. Yen = -0,5% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 13,366 Mrd. Yen = -28.8% gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres.
Detailanalysen:
Looking back at 2022, while the global economy resumed its economic activities in earnest, the pace of economic recovery slowed due to global inflation and tight monetary policies in order to control inflation in each country.
Rückblickend auf das Jahr 2022, obwohl die Weltwirtschaft ihre wirtschaftlichen Aktivitäten wieder ernsthaft aufnahm, verlangsamte sich das Tempo der wirtschaftlichen Erholung aufgrund der globalen Inflation und einer straffen Geldpolitik, um die Inflation in jedem Land zu kontrollieren.
In the United States, although affected by inflation and tightening monetary policy, the economic recovery continued due to robust increases in personal consumption and expansion of exports.
In den Vereinigten Staaten setzte sich die wirtschaftliche Erholung, obwohl sie von der Inflation und der Straffung der Geldpolitik betroffen war, aufgrund eines robusten Anstiegs des privaten Verbrauchs und einer Ausweitung der Exporte fort. - Vorsicht: Unter Export verstanden die USA 2022 überwiegend ihre Rüstungsgüter.
In Europe, the economy slowed down due to surge in energy prices resulting from the Ukraine crisis and continuous price hikes caused by inflation.
In Europa verlangsamte sich die Konjunktur aufgrund starker Energiepreissteigerungen infolge der Ukraine-Krise und anhaltender inflationsbedingter Preissteigerungen.
In China, the recovery of personal consumption declined and capital investment slowed due to restrictions implemented under its Zero-COVID strategy.
In China ging die Erholung des Privatkonsums zurück und die Kapitalinvestitionen verlangsamten sich aufgrund von Beschränkungen, die im Rahmen seiner Null-COVID-Strategie durchgeführt wurden.
In other emerging countries, the economy recovered moderately, mainly in India and Southeast Asia.
In anderen Schwellenländern erholte sich die Wirtschaft moderat, vor allem in Indien und Südostasien.
In Japan, affected by surge in price of energy and inflation caused by depreciation of the yen, the economy continued to recover moderately, mainly in terms of personal consumption.
In Japan, das durch den Anstieg der Energiepreise und die durch die Abwertung des Yen verursachte Inflation beeinträchtigt wurde, erholte sich die Wirtschaft weiterhin moderat, hauptsächlich in Bezug auf den privaten Verbrauch.
Festhalten muss man, dass die Vorjahreswerte durch die Corona-Pandemie nicht so hoch lagen. Deshalb sollte man die wie auch immer im Detail bezeichnete Erholung 2022 auch entsprechend relativ dazu einschätzen.
For cameras, demand remained solid, mainly for mirrorless cameras and lenses for professionals and enthusiasts.
Bei Kameras blieb die Nachfrage solide, hauptsächlich nach spiegellosen Kameras und Objektiven für Profis und Enthusiasten. - Vorsicht: Gemeint ist der gesamte Bereich Imaging - nicht nur die Produktkategorie der Kameragehäuse. 'Solide' klingt gut, ist aber nicht mehr 'stark'. Vor allem lag der Schwerpunkt der Nachfrage bei den hochwertigen Objektiven, welche 2021 nicht lieferbar waren.
In 2022, Canon ensured adequate supplies of products through sustained efforts such as switching to alternative components and seeking new vendors.
Im Jahr 2022 stellte Canon durch nachhaltige Bemühungen wie den Wechsel zu alternativen Komponenten [Zulieferteilen] und die Suche nach neuen Anbietern [Zulieferer minderer Qualität] eine angemessene Versorgung mit Produkten sicher. - Das von mir schon seit 2 Jahren kritisierte Verhalten des Ausweichens auf schlechtere Qualität bei den Zulieferteilen hielt somit an.
Net sales for the year increased ... due to adjustment of product prices and depreciation of the yen.
Der Nettoumsatz für das Jahr stieg ... aufgrund der Anpassung der Produktpreise und der Abwertung des Yen. - Man erhöhte auch 2022 weiter die Preise der Waren. Somit gibt Canon offen zu, dass die Nettoumsätze nur durch Preiserhöhungen und Währungsverfall zustande kamen, aber nicht durch mehr neue Kunden oder gestiegene Aufträge.
Die Kosten für Zulieferteile und Logistik stiegen. Besonders stark stieg der Betriebsaufwand (operating expenses). Aber auch die Verkaufskosten erhöhten sich. Das galt alles trotz der harten Sparmaßnahmen.
Hinzu kamen Währungsverluste in diversen Bereichen.
Die Zukunft durch Diversifizierung sah Canon 2022 u.a. im Ausbau des Medizinbereiches durch den Erwerb der Toshiba Medical Systems Corporation - nun Canon Medical Systems Corporation. In diesem Zukunftsfeld vermeldete man auch stolz Spitzenumsatz und höchsten bisherigen Gewinn.
Überdies zahlte man Kredite zurück und kaufte eigene Aktien auf, um deren Börsenkurse zu stützen.
As for the Imaging Business Unit, unit sales of interchangeable-lens digital cameras were above those of the same period of the previous year due to continued robust demand for full-frame mirrorless cameras including the EOS R5 and EOS R6 as well as favorable reviews of the new EOS R7 and EOS R10 APS-C-size mirrorless cameras, despite stagnant production activities caused by a shortage of components.
Im Geschäftsbereich Imaging lag der Absatz von Digitalkameras mit Wechselobjektiv aufgrund der anhaltend robusten Nachfrage nach spiegellosen Vollformatkameras, einschließlich der EOS R5 und EOS R6, sowie positiver Kritiken über die neuen spiegellosen Kameras EOS R7 und EOS R10 im APS-C-Format über denen des Vorjahreszeitraums, trotz stagnierender Produktionsaktivitäten aufgrund von Komponentenknappheit. - Vorsicht: Nur wegen der neuen APS-C-Produkte - also, weil man insgesamt mehr Kameramodelle anbot - lagen die Zahlen höher. Daraus darf man schließen, dass die älteren Vollformat-Kameras sich nicht mehr so gut verkauften. Dies wurde von Canon selbst bewiesen, weil man im Herbst 2022 (unerwartet früh) die Canon R6II als Nachfolger herausbrachte. Denn die R6 Mark I war zum Ladenhüter geworden. Überdies war das Bezugsjahr 2021 auch nicht ein besonders starkes Jahr gewesen. - Somit halte ich die Ausführungen für ziemlich trickreiches Um-den-heißen-Brei-Herumreden. - Zum Schluss noch der Hinweis, dass es sich hier um Verschiffungszahlen der Zentrale an die Töchter handelte - nicht um Verkäufe an die Endkunden.
Dazu schreibt Canon an anderem Ort (in den Folien) auch explizit:
2022 – Increased unit sales by adding new EOS R series cameras that use APS-C sensors for first time.
2022 – Steigerung des Absatzes durch Hinzufügen neuer Kameras der EOS R-Serie, die erstmals APS-C-Sensoren verwenden.
Unit sales of lenses increased owing to strong sales of RF-series interchangeable-lenses that expanded the product lineup.
Die Stückverkäufe von Objektiven stiegen aufgrund starker Verkäufe von Wechselobjektiven der RF-Serie, die die Produktpalette erweiterten. - Logisch: Denn 2022 wurden (zumindest teilweise) endlich die Objektive geliefert, auf die man seit über einem Jahr aufgrund von Produktions- und Lieferengpässen gewartet hatte.
As for network cameras, sales increased significantly, mainly as a result of strengthening sales activities in response to diversifying market needs in addition to the recovery of product supply.
Bei den Netzwerkkameras stieg der Umsatz erheblich, hauptsächlich aufgrund verstärkter Vertriebsaktivitäten als Reaktion auf die Diversifizierung des Marktbedarfs sowie der Wiederbelebung des Produktangebots. - Im Bereich Überwachungskameras florierte seit Jahren die Nachfrage.
As for professional video production equipment, sales of Cinema EOS-series cameras, including the new EOS R5 C, as well as professional video cameras and broadcast lenses, were strong.
Bei der beruflich verwendeten Videoproduktionsausrüstung [Kameras für Fernsehen und Kino], waren die Verkäufe von Kameras der Cinema EOS-Serie, einschließlich der neuen EOS R5 C, sowie von professionellen Videokameras und Broadcast-Objektiven stark. - Auch hier war die Nachfrage viel stärker als bei den dedizierten Kameras für Amateure.
Der Unterschied zwischen den Dedizierten (Foto-) Kameras und den Überwachungskameras geht auch aus der Detailanalyse zum Imaging hervor:
Hinweis: Der Bereich Imaging untergliedert sich in zwei Unterbereiche: Cameras und Network Cameras & Others.
Cameras - Das sind die Foto- und Filmkameras - Umsatz 2022: 149,2 Mrd. Yen = +19,5% gegenüber dem Vorjahr 2021.
Network Cameras & Others - Das sind die Überwachungskameras sowie die Profiausrüstung für Film- und Fernsehcrews - Umsatz 2022: 93,2 Mrd. Yen = +65,3% gegenüber dem Vorjahr 2021.
Cameras - Das sind die Foto- und Filmkameras - Umsatzwachstum im 4. Quartal 2022: +3,8% gegenüber dem Q4 2021.
Network Cameras & Others - Das sind die Überwachungskameras sowie die Profiausrüstung für Film- und Fernsehcrews zusammen - Umsatzwachstum im 4. Quartal 2022: +39,7% gegenüber dem Q4 2021
Wirklich interessant und zukunftsträchtig für Canon sind somit vor allem die Überwachungskameras und danach die Profiausrüstung für Film und Fernsehen.
Bei den Kameratypen gibt Canon Folgendes an, das man sich jedoch mühsam zusammensuchen und teilweise selbst berechnen muss:
Kompakt- und Bridge-Kameras - von Canon grob auf Zehntausenderstellen gerundet:
Ganzes Jahr 2022: ca. 490.000 (gegenüber 1,15 Mio. 2021 - also ca. -57%).
4. Quartal Jahr 2022: ca. 120.000 (gegenüber 240.000 im Q4 2021 - also ca. -50%).
Systemkameras mit und ohne Spiegel - von Canon grob auf Zehntausenderstellen gerundet:
Ganzes Jahr 2022: ca. 2.860.000 (gegenüber 2,74 Mio. 2021 - also +4%). - Aber geplant waren 3 Mio. Somit hat man - wie in so vielen Bereichen des Imaging - seine Jahresziele für 2022 nicht ganz erreicht.
4. Quartal Jahr 2022: ca. 850.000 (gegenüber 710.000 im Q4 2021 - also ca. +20%).
Canon gibt selbst an (Folie 10), dass man 2023 +1% oder 2,9 Mio. Systemkameras (mit und ohne Spiegel) anstrebt. Das ist zwar mehr als 2022, aber weniger als die im Januar 2022 gemachte Prognose für das Jahr 2022. Somit will man 2023 doch etwas kleinere Brötchen backen.
Unklar bleibt bei allen diesen Zahlen, ob es sich um Produktion oder Verschiffung handelt. Definitiv sind damit keine Verkaufszahlen an Endkunden gemeint.
Der Cash-Flow war positiv, ging allerdings 2022 im Vergleich zum Vorjahr drastisch zurück, u.a. weil die Lagerbestände erheblich anstiegen.
Lagerbeständen zum 31.12.2022:
Im Gesamtkonzern: 808,312 Mrd. Yen (+24,3%).
Im Imaging: 137,6 Mrd. Yen (+35,7%). Ende Dezember 2021 waren es noch 101,4 Mrd. Yen Lagerbestand. Aber zumindest der Spitzen-Wert von Ende September 2022 mit 143,6 Mrd. Yen wurde reduziert. D.h. Canon konnte seine riesigen Lagerbestände in der Zentrale etwas abbauen.
At end of 2022, work-in-process inventory increased due to efforts to secure parts at an early stage. Inventory of finished goods held by sales companies also increased amid supply improvement.
Ende 2022 erhöhte sich der Bestand an unfertigen Erzeugnissen aufgrund der Bemühungen, Teile frühzeitig zu sichern. Der Lagerbestand an Fertigerzeugnissen, die von Vertriebsunternehmen gehalten werden, erhöhte sich aufgrund der Verbesserung des Angebots ebenfalls. - Letzteren Punkt sehe ich nicht so positiv, denn er belegt den noch immer vorhandenen Wunsch des Managements, den Konsum einseitig durch die Angebotsseite ankurbeln zu wollen. Aber warum sollen die Kunden in der Wirtschaftskrise mehr (teure) Waren kaufen, nur weil Canon seine Lager (über-)voll hat?
Erfreulich war, dass der Etat für Forschung und Entwicklung (F&E, R&D - Research and Development) sowohl im Konzern als auch im Imaging im Gesamtjahr 2022 etwas anstieg und 2023 weiter ansteigen soll.
Konzern 2022: 306,73 Mrd. Yen (+6,7%).
Imaging 2022: 86,343 Mrd. Yen (+13,6%).
Allerdings entsprach dies nur in etwa dem erforderlichen Inflationsausgleich.
Die Bilanzzahlen hat man auch dadurch verbessert, indem man sich von über 3.200 Angestellten trennte: Ende 2021 waren noch 184.034, aber Ende 2022 nur noch 180.775. Soviel zu dem überall auffindbaren merkwürdigen Gerede, dass japanische Firmen niemanden entlassen (können).
Die Aussichten für 2023 sind unsicher:
The outlook for the global economy from next year is expected to remain uncertain due to pandemic, geopolitical risk and economic slowdown risk in response to inflation mainly in Europe and the United States.
Die Aussichten für die Weltwirtschaft ab dem nächsten Jahr [gemeint ist 2023ff.] werden voraussichtlich aufgrund von pandemischen sowie geopolitischen Risiken und dem Risiko einer wirtschaftlichen Verlangsamung als Reaktion auf die Inflation vor allem in Europa und den Vereinigten Staaten ungewiss bleiben. - Das klingt nicht mehr so gut: Erstens geht man von mehrjährigen Problemen aus, und zweitens sieht man sogar die USA betroffen.
Aussichten für Kameras im Jahr 2023:
As for interchangeable-lens digital cameras, demand is expected to remain solid due to the need for high-quality visual expression.
Bei Digitalkameras mit Wechselobjektiven [Systemkameras] wird erwartet, dass die Nachfrage aufgrund des Bedarfs an qualitativ hochwertigen visuellen Ausdrucksmitteln solide bleiben wird. - Noch immer glaubt das Management daran, dass die meisten Fotografen und Videografen noch höhere Qualität wünschen. - Jedoch sagt man nichts mehr über die zukünftige Aufteilung zwischen DSLRs und spiegellosen Kameras. Die Kompaktkameras werden überhaupt nicht mehr erwähnt.
For network cameras, the market is expected to maintain stable growth due to the growing demand for video analysis and high value-added products.
Für Netzwerkkameras wird erwartet, dass der Markt aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Videoanalysen und Produkten mit hohem Mehrwert weiterhin stabil wächst. - Überwachungskameras werden zweifellos weiter boomen.
In addition, the market for professional video production equipment is expected to grow, supported by increasing demand for video content due to the spread of online video streaming.
Darüber hinaus wird erwartet, dass der Markt für professionelle Videoproduktionsausrüstung wachsen wird, unterstützt durch die steigende Nachfrage nach Videoinhalten aufgrund der Verbreitung von Online-Videostreaming. - Das scheint mir sehr optimistisch. Gemeint sind hier Kinos und (Kabel-)Anbieter wie Netflix.
Ganz optimistisch geht Canon von einer weltweiten gesamtwirtschaftlichen Erholung im zweiten Halbjahr 2023 aus. Ferner sollen 2023 auch die Zulieferprobleme sowie die Logistik beim Abtransport der Waren (zumindest) abnehmen.
Projektionen für 2023:
Insgesamt erwartet der Canon-Konzern für das neue Geschäftsjahr 2023: 4.287 Mrd. Yen Umsatz (+6,3%) und einen operativen Gewinn von 360 Mrd. Yen (+1,9%). Bei der geplanten Dividende druckste man jedoch auch auf Nachfrage herum. So ganz sicher scheint man sich über den Verlauf des Jahres 2023 nicht zu sein.
Das weltweite Marktvolumen für Systemkameras (DSLR und Spiegellos) für alle Firmen sieht Canon 2023 bei 5,85 Mio. Stück - wie im Jahr 2022. Aber Canon will seinen Anteil daran (durch Überproduktion) steigern.
Im Bereich Imaging soll 2023 der Umsatz um +8,9% auf 875,1 Mrd. Yen zunehmen und der operative Gewinn um +1,6% auf 128,7 Mrd. Yen. Dabei soll der Unterbereich Cameras +6,8% mehr Umsatz erwirtschaften.
Da lese ich die Gefahr einer weiteren Produktion auf Halde heraus. Immerhin will man alleine 2,9 Mio. Systemkameras herstellen. Das kann bei derzeit technisch schnell veraltenden Kameras teuer werden.
...we plan to further strengthen our EOS R series lineup by, for example, introducing models that will broaden our base of interchangeable lens camera users.
... wir planen, unsere Produktpalette der EOS R-Serie weiter zu stärken, indem wir beispielsweise Modelle einführen, die unsere Basis von Benutzern von Wechselobjektivkameras erweitern werden
Es werden somit auch neue APS-C-Kameras kommen.
Fazit:
Dem Canon-Konzern geht es in der Wirtschaftskrise insgesamt gut. Das Gesamtjahr 2022 verlief positiv. Dies gilt auch, wenn man sich die harsche Nachfrage gefallen lassen musste, warum man die eigenen Vorgaben nicht erfüllen und gesteckten Ziele 2022 nicht erreichen konnte.
Das neue Jahr 2023 sieht man durchaus positiv bezüglich Umsatz, Gewinn und verkauften Kameras.
Letztendlich kann man nur hoffen, dass die von Canon geschilderten positiven Aussichten für 2023 eintreten werden.
Sonys Quartalsabschluss für das vierte Kalender-Quartal 2022 - Oktober bis Dezember
Sony verwendet ein das Kalenderjahr übergreifendes Geschäftsjahr vom 01. April 2022 bis zum 31. März 2023 und nennt es rückwirkend - also FY (Financial Year) 2022. Das hier besprochene dritte Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Dritter Quartalsbericht (Herbstquartal) für das Geschäftsjahr 2022:
Konzernumsatz: 3.056,183 Mrd. Yen = +12,6% zum Vorjahresquartal. Auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 nahm der Umsatz um +11% zu.
Operativer Gewinn: 428,7 Mrd. Yen = -7,8% zum Vorjahresquartal. Aber im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 nahm der operative Gewinn um +24,6% zu.
Auch bei Sony lag vieles an den Währungsgewinnen. Ohne jene sähe es deutlich negativer aus.
Betrachtung der Einzelsparten im vierten Kalenderquartal Oktober bis Dezember 2022:
Game & Network Services (G&NS): 1.246,549 Mrd. Yen = +53,3% Umsatz, 116,248 Mrd. Yen operativer Gewinn = +25,1% zum Vorjahresquartal. - Die Spielebranche konnte in Yen deutlich zulegen. Jedoch lag dies u.a. daran, dass man im Weihnachtsquartal des Vorjahres 2021 Lieferprobleme hatte, somit die Bezugsbasis niedriger lag. Dennoch galt die Zunahme auch zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 (Umsatz: +73%, operativer Gewinn: +175,9%).
Music: 363,747 Mrd. Yen = +22,9% Umsatz, 62,961 Mrd. Yen operativer Gewinn = +14,2% zum Vorjahresquartal. - Die Musikbranche boomte noch immer. Der Umsatz stieg auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal (Umsatz: +1,2%), aber der operative Gewinn sank um -21%.
Pictures: 331,537 Mrd. Yen = -28,1% Umsatz, 25,445 Mrd. Yen operativer Gewinn = -83% zum Vorjahresquartal. - Beim Umsatz und Gewinn musste man einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Umsatz und Gewinn sanken auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 (Umsatz: -1,8%, operativer Gewinn: -7,9%). Das sehe ich negativ und als Einfluss der weltweiten Wirtschaftskrise.
Entertainment, Technology & Services segment ET&S = früher Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 752,823 Mrd. Yen = +9,6% Umsatz, 77,840 Mrd. Yen operativer Gewinn = +32,2%. - Der Großbereich ET&S legte beim Umsatz etwas und beim operativen Gewinn deutlich zu. Umsatz und Gewinn stiegen auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 (Umsatz: +11,2%, operativer Gewinn: +4,2).
Zu diesem Bereich gehören auch die Kameras. Das ist nominal ein gutes Ergebnis. Dies gilt jedoch nur, wenn man bedenkt, dass dies reine Yen-(Brutto-)Werte sind, ohne Währungsausgleich oder Inflationsberücksichtigung.
Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment): 417,151 Mrd. Yen = +28,4% Umsatz, 84,851 Mrd. Yen operativer Gewinn = +31,3%. - Der Sensorbereich konnte sich beim Umsatz und Gewinn deutlich erholen. Umsatz und Gewinn stiegen auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 (Umsatz: +4,7%, operativer Gewinn: +14,7%). - Das zeigt an, wohin der Trend geht: kleine Sensoren für Smartphones. - Hier will Sony auch massiv ausbauen, vor allem mit größeren Sensoren für Smartphones.
Financial Services Segment: 359,032 Mrd. Yen = -23,8% Umsatz, 54,263 Mrd. Yen operativer Gewinn = +54,1%. - Der Finanzsektor reduzierte seinen Umsatz, erhöhte aber den operativen Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 nahm der Umsatz etwas zu, aber der Gewinn ab (Umsatz: +17,9%, operativer Gewinn: -0,7%). Das sollte man noch nicht überbewerten, muss man aber im Auge behalten. Es könnte andeuten, dass das allgemeine Finanzumfeld für Sony schwierig wird.
All Other: 25,060 Mrd. Yen = -8,6% Umsatz, 9,062 Mrd. Yen operativer Gewinn = +10,8%. - Die vielen kleinen Restteile des Konzerns verringerten den Umsatz und erhöhten den Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 nahm der Umsatz etwas zu, aber der Gewinn stieg deutlich an (Umsatz: +20,9%, operativer Gewinn: +86,9%).
Still and Video Cameras:
Still and Video Cameras ist ein Unterbereich des Bereiches Entertainment, Technology & Services segment ET&S . Er beinhaltet: interchangeable lens cameras, compact digital cameras, consumer video cameras and video cameras for broadcast - Systemkameras, Kompakt- (und Bridge-) Kameras - Videokameras für Konsumenten sowie Film und Fernsehen.
171,146 Mrd. Yen = +45,2% Umsatz (Sales to external customers). Sony macht keine Angaben zum operativen Gewinn. Der Umsatz stieg somit spürbar zum Vorjahresquartal an. Der Umsatz nahm auch im Vergleich zum direkt vorausgehenden Sommerquartal zu, aber nur um +15,7%.
Die Kameras gehören zu ET&S und werden somit als empfindlicher für diese negativen Wirtschaftseinflüsse angesehen.
Explizit wird zu Kameras angeführt:
(+) Impact of foreign exchange rates.
positiv: Auswirkungen der Wechselkurse. - Das sehe ich negativ, weil das nur zu nominal höheren Werten in der japanischen Yen-Bilanz führt. Aber im Ausland (wo man die Ware verkauft) in Fremdwährungen sah das nicht so gut aus.
(+) Increase in sales of digital cameras due to an increase in unit sales.
positiv: Umsatzsteigerung bei Digitalkameras aufgrund gestiegener Stückzahlen. - Das ist wirklich beachtenswert. Aber auch hier bleibt unklar, wie viele der verschifften Kameras letztendlich auch an Endkunden verkauft wurden.
Operativer Gewinn: Anstieg um 1,1 Mrd. Yen (+1 %) ([Aber:] Währungseinfluss: -3,0 Mrd. Yen). - Das meine ich: Faktisch hat man trotz abgewertetem Yen weniger verdient.
Aber in der mündlich vorgetragenen Rede zu den Ergebnissen von Sony folgen zwei Aussagen für den Bereich ET&S mit den Kameras, welche nicht dazu passen:
Regarding interchangeable-lens cameras, although pent-up demand due to product shortages in the previous fiscal year is abating, there has been no noticeable negative impact from the economic slowdown so far, and sales are relatively stable.
Bei den Wechselobjektivkameras lässt zwar der Nachholbedarf [der immer wieder erwähnte Kaufstau] aufgrund von Produktengpässen im vergangenen Geschäftsjahr nach, aber die konjunkturelle Abschwächung hat sich bisher nicht negativ bemerkbar gemacht und die Umsätze sind relativ stabil. -
We anticipate that the business environment will become even more severe over the next fiscal year. Therefore, we will revise our sales plan for the fourth quarter even more conservatively and will proceed with business operations with the top priorities being prevention of any negative impact from being carried over into next fiscal year and acceleration of our efforts to further strengthen our business structure.
Wir gehen davon aus, dass sich das Geschäftsumfeld im nächsten Geschäftsjahr [April 2023 bis Ende März 2024] noch verschärfen wird. Daher werden wir unsere Umsatzplanung für das vierte Quartal noch konservativer revidieren und den Geschäftsbetrieb mit den obersten Prioritäten fortführen, negative Auswirkungen auf das nächste Geschäftsjahr zu verhindern und unsere Bemühungen zur weiteren Stärkung unserer Geschäftsstruktur zu beschleunigen .
Auch bei Sony steigen die Lagebestände im Konzern deutlich an: von 874,007 Ende März 2022 auf 1.464,515 Mrd. Yen Ende Dezember. Bei ET&S nahmen die Lagerbestände von 341,3 Ende März 2022 auf 416,3 Mrd. Yen Ende Dezember zu. Aber immerhin konnte man die noch höheren Lagerbestände von Ende September (491,6 Mrd. Yen) etwas abbauen. Wie bei Canon verschiffte man somit zu Weihnachten mehr. Angaben zu den Kameras werden keine gemacht. Hingegen stiegen die Lagerbestände bei den Sensoren aufgrund der geringeren Smartphone-Nachtfrage drastisch weiter an.
Dennoch ist man insgesamt noch relativ optimistisch:
Man kürzte in der neuen Januarprognose den Konzernumsatz für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2023 zwar um 100 Mio. Yen auf nun 11.500 Mrd. Yen, aber die Erwartungen für den operativen Gewinn wurden um 20 Mio. Yen auf 1.180 Mrd. Yen erhöht.
Die nominale Erhöhung dürfte allerdings weniger sein, als der Währungsverlust bis zum Ende des Geschäftsjahres. Somit besteht in realen Zahlen kein Grund zur Euphorie.
Die Umsatzerwartungen für Entertainment, Technology & Services segment ET&S (mit den Kameras) reduzierte man um 30 Mio. Yen, wegen der sich schlechter verkaufenden Fernseher. Aber der Gewinn soll unverändert bei 180 Mio. Yen bleiben.
Die Umsatzerwartungen für Imaging & Sensing Solutions Segment reduzierte man um 20 Mio. Yen, weil die Nachfrage nach Smartphones nachgelassen hat. Aber der Gewinn soll unverändert bei 220 Mio. Yen bleiben.
Allerdings warnte man bereits vor Schwierigkeiten im kommenden Jahr:
Next fiscal year, we anticipate that we will need to operate our business in the face of headwinds.
Für das nächste Geschäftsjahr gehen wir davon aus, dass wir unser Geschäft gegen Gegenwind betreiben müssen.
Fazit zum vierten Kalenderquartal:
Dem Sony-Konzern ging es im Herbst-Quartal (Oktober bis Dezember 2022) sehr gut.
Panasonic
Am 02.02. publizierte Panasonic seinen Quartalsbericht für das 4. Kalenderquartal 2022:
Panasonic verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2022) bis März (2023), nennt es aber vorausschauend 2023. Das hier besprochene dritte Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Die Quartalszahlen für das 4. Kalenderquartal (Herbst / Weihnachten) 2022 waren insgesamt erfreulich:
Quartals-Umsatz: 2.160,6 Mrd. Yen = +14,3% zum Vorjahresquartal. Das war sogar etwas mehr Umsatz (+3,4%) als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Operativer Gewinn: 84,4 Mrd. Yen = +15,6% zum Vorjahresquartal. Das war dennoch ein (-2%) geringerer operativer Gewinn als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Angepasster (Adjusted) Operativer Gewinn: 85,9 Mrd. Yen = -1,8% zum Vorjahresquartal.
Zur Gesamtlage schrieb man:
During the nine months ended December 31, 2022 (fiscal 2023), the global economy saw a slowdown due to such ongoing factors as the situation in Ukraine, continuing high prices of raw materials, worldwide inflation along with an increase in interest rates, and persisting shortages in some parts & materials.
In den neun Monaten bis zum 31. Dezember 2022 (Geschäftsjahr 2023) verlangsamte sich die Weltwirtschaft aufgrund anhaltender Faktoren wie der Situation in der Ukraine, anhaltend hohen Rohstoffpreisen, weltweiter Inflation zusammen mit einem Anstieg der Zinssätze und anhaltender Mangel an einigen Teilen und Materialien.
Bereich Lifestyle:
Quartals-Umsatz: 904 Mrd. Yen = +10,2% zum Vorjahresquartal. Das war sogar (+3,1%) mehr Umsatz als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Operativer Gewinn: 30,5 Mrd. Yen = -8,7% zum Vorjahresquartal. Das war jedoch ein etwas geringerer operativer Gewinn (-13,8%) als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Angepasster (Adjusted) Operativer Gewinn: 31,1 Mrd. Yen = -12,9% zum Vorjahresquartal. Das war jedoch ebenfalls ein etwas geringerer angepasster operativer Gewinn (-4,6%) als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Lifestyle: decreased sales of consumer electronics due mainly to spreading of COVID-19 in China, and weakening demand in Japan and Asia.
Rückläufige Verkäufe von Unterhaltungselektronik, hauptsächlich aufgrund der Verbreitung von COVID-19 in China und einer schwächeren Nachfrage in Japan und Asien.
Lifestyle: Temporary expenses in China, despite increased sales (e.g. growth businesses) and price revisions in Japan & overseas offsetting deteriorating external business environment (e.g. exchange rates, raw materials).
Temporäre Ausgaben in China trotz steigender Umsätze (z. B. Wachstumsunternehmen) und Preisanpassungen in Japan und Übersee, die das sich verschlechternde externe Geschäftsumfeld (z. B. Wechselkurse, Rohstoffe) ausglichen.
Beim Unterbereich Living Appliances and Solutions Company (mit den Kameras) sah es nominal in Yen-Brutto-Zahlen durchaus gut aus:
Quartals-Umsatz: 241,2 Mrd. Yen = +2,4% zum Vorjahresquartal. Das war immerhin mehr Umsatz (+3,8%) als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Operativer Gewinn: 19,8 Mrd. Yen = -15% zum Vorjahresquartal. Das war aber immerhin sogar ein deutlich höherer operativer Gewinn (+42,5%) als im direkt davorliegenden Quartal (Sommer 2022).
Angepasster (Adjusted) operativer Gewinn: 20,9 Mrd. Yen = -10,3% zum Vorjahresquartal. Aber +50,4% zum direkt vorausgehenden Quartal (Sommer 2022).
Zu Media Entertainment schreibt man: Decreased sales of projectors and professional AV cameras due to demand slowdown in China and Europe.
Rückläufige Verkäufe von Projektoren und professionellen AV-Kameras aufgrund einer rückläufigen Nachfrage in China und Europa. - Das betrifft zwar die Profi-Ausrüstung für Film- und Fernsehen, klingt dennoch nicht so gut.
Trotz allem ist man für das gesamte Geschäftsjahr (bis Ende März 2023) optimistisch, da man im Mai 2022 die Talsohle durchschritten hatte und seit Juni wieder positive Trends erkannte. Aber man räumt auch Risiken ein:
As for the outlook of the global economy, the risk of further slowdown in the economy remains, due to geopolitical risks, inflation spreading globally, and interest rate trends. In addition, rapid fluctuations in exchange rates have become a concern, particularly in Japan. Therefore, the outlook for management conditions remains unclear.
Was die Aussichten für die Weltwirtschaft betrifft, so bleibt das Risiko einer weiteren Verlangsamung der Wirtschaft aufgrund geopolitischer Risiken, der sich weltweit ausbreitenden Inflation und der Zinsentwicklung bestehen. Darüber hinaus sind schnelle Wechselkursschwankungen zu einem Problem geworden, insbesondere in Japan. Daher bleiben die Aussichten für die Managementbedingungen unklar.
Erwarteter Umsatz für das laufende Geschäftsjahr: 8.200 Mrd. Yen, aber nur noch einen reduzierten operativen Gewinn von 280 Mrd. Yen (-40 Mrd. Yen) gegenüber September-Prognose 2022. Allerdings konnte man den Einfluss des US Inflation Reduction Act(IRA) in seinen Auswirkungen noch nicht einrechnen.
Für den Unterbereich Living Appliances and Solutions Company (mit u.a. den Kameras) erwartet man für das laufende Geschäftsjahr nur noch 900 Mrd. Yen Umsatz (-40 Mrd. Yen im Vergleich zur Prognose vom Oktober) sowie einen reduzierten operativen Gewinn von 58 Mrd. Yen.
Dem weit diversifizierten Panasonic-Konzern geht es somit gut. Trotz guter Detailzahlen im dritten Kalenderquartal ist der Konzern besorgt über die weitere Entwicklung.
Ricoh / Pentax
Am 07. Februar publizierte Ricoh seinen Quartalsbericht für das 4. Kalenderquartal:
Ricoh verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April 2022 bis März 2023, nennt es aber rückblickend 2022. Das hier besprochene dritte Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2022 einschließlich.
Quartalsergebnis des Konzerns = 3. Geschäfts-Quartal (= 4. Kalenderquartal = Oktober bis Dezember 2022):
Konzern-Umsatz: 555,072 Mrd. Yen = +28,3% zum Vorjahresquartal 2022. Auch gegenüber dem direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 nahm der Umsatz (+8%) deutlich zu.
Operativer Gewinn: 16,1 Mrd. Yen = +28,2% zum Vorjahresquartal. Auch gegenüber dem direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 nahm der operative Gewinn (+16,7%) deutlich zu.
Nominal klingt das sehr gut.
Leider schreibt Ricoh kaum etwas zu den drei Monaten des Weihnachtsquartals. Man schreibt aber für die 9 Monate April bis Ende Dezember:
The world economy resumed its economic activities compared to the previous corresponding period, when had been greatly affected by the expansion of COVID-19 infection. On the other hand, prices have been rising and inflation is accelerating due to ongoing shortage of materials and the prolonged Russia/Ukraine situation, and growth slowed as a result of tight monetary policy.
Die Weltwirtschaft nahm ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum wieder auf, als sie stark von der Ausbreitung der COVID-19-Infektion betroffen war. Andererseits sind die Preise gestiegen und die Inflation beschleunigt sich aufgrund der anhaltenden Materialknappheit und der anhaltenden Russland-Ukraine-Situation, und das Wachstum verlangsamte sich aufgrund der straffen Geldpolitik.
On the other hand, prices have been rising due to higher raw material prices and the depreciation of the yen.
Andererseits sind die Preise aufgrund höherer Rohstoffpreise und der Abwertung des Yen gestiegen.
Net financial expenses were greater than in the previous corresponding period, reflecting higher interest expense and foreign exchange losses.
Die Nettofinanzaufwendungen waren höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, was auf höhere Zinsaufwendungen und Wechselkursverluste zurückzuführen ist.
Bereichs-Umsatz Other im 4. Quartal: 39,216 Mrd. Yen = +699,7% zum Vorjahresquartal. Das Problem hierbei erscheint mir, dass man die neu erworbene und hochprofitable (healthcare-) Firma FPU bei Other integrierte.
Operativer Verlust: -316 Mio. Yen Verlust. Das war zwar ein deutlicher Rückgang des Verlustes sowohl zum Vorjahres-Weihnachts-Quartal als auch zum direkt davor liegenden Sommerquartal 2022. Aber leider war es noch immer ein Verlust.
Im Bereich Other mit den Kameras (Digital cameras, 360 degrees cameras, environment and healthcare) lief es somit im 3. Geschäftsquartal (= 4. Kalenderquartal 2022) deutlich besser als noch im Sommerquartal 2022 aber insgesamt weiterhin schlecht. Dieser Bereich schreibt nun seit dem ersten Geschäfts-Quartal 2020 bis heute kontinuierlich Verluste - also war es das 11. negative Quartal in Folge. (Frühere Daten wurden nicht publiziert.) Als einzig Positives kann ich festhalten, dass der Verlust (nominal in Yen) deutlich abgenommen hat.
Insgesamt nahmen die Lagerbestände auch bei Ricoh / Pentax bis Ende Dezember deutlich zu (um +5,2% seit Ende September auf 328,837 Mrd. Yen respektive +41,4% seit Ende März 2022). Das hatte auch negative Auswirkungen auf den Cash-Flow, der mit nur 6,4 Mrd. Yen zwar etwas höher lag als im direkt vorausgehenden Sommerquartal, aber sehr gering ausfiel im Vergleich zum Vorjahreswert, was Analysten nicht so gerne lesen.
'Inventories' increased by ¥96.2 billion from the end of the previous fiscal year, mainly due to increases in sales inventories, securement of safe inventories, acquisitions and the depreciation of the yen.
Der Lagerbestand stieg gegenüber dem Ende des vorangegangenen Geschäftsjahres um 96,2 Milliarden Yen, hauptsächlich aufgrund der Erhöhung der Verkaufsvorräte, der Sicherung sicherer Vorräte [gemeint sind Rohstoffe und Zulieferteile], Akquisitionen und der Abwertung des Yen. - Diese Aufschlüsselung ist interessant: Rohstoffe und Zulieferteile sind erwartbar. Dass man bei Firmenübernahmen auch evtl. volle Lager der alten Firma mit übernimmt, sei hier einmal erwähnt. Nicht so gut sind Verkaufsvorräte, da es sich dabei um im Prinzip derzeit nicht verkaufbare fertige Produkte handelt.
Rückschlüsse auf die Lagerbestände bei dem winzigen Unterbereich Kameras lassen sich aus den Gesamtzahlen keine ziehen.
Die Investitionen in Forschung und Entwicklung stiegen im letzten Kalenderquartal um +19% auf 27,5 Mrd. Yen im Konzern an. Das ist positiv zu sehen. Rückschlüsse auf die Forschungsgelder bei dem winzigen Unterbereich Kameras lassen sich aus den Gesamtzahlen jedoch keine ziehen.
Jedoch finden sich über Cameras kaum Anmerkungen in diesem Quartalsbericht:
... maintain profitability in the camera business.
... Aufrechterhaltung der Rentabilität im Kamerageschäft.
Folglich kann man keine Detailaussagen hierzu treffen. Dass man überhaupt nichts Positives erwähnt, lässt allerdings auch nichts Gutes erahnen.
Man behielt die teilweise leicht erhöhten Prognosen für das laufende Wirtschaftsjahr bei:
Erwarteter / angestrebter Umsatz im Geschäftsjahr 2022 (01.04.2022-31.03.2023): 2.100 Mrd. Yen. Für den operativen Gewinn erwartet man noch immer +85 Mrd. Yen.
Man geht weiterhin von 34 Yen Dividende an die Aktionäre aus, die in zwei gleichen Halbjahrestranchen (zu je 17 Yen) ausgeschüttet werden.
Fazit: Ricoh als Konzern erholt sich, aber das vierte Kalender-Quartal 2022 sah nominal durch die neue Firma PFU besser aus, als die alten Teilbereiche waren. Und der Bereich mit den Kameras schrieb weiterhin Verluste.
Wie viele Firmen verwendet Fujifilm das übergreifende Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2022. Das hier besprochene dritte Firmen-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2022 einschließlich.
Quartalszahlen für das vierte Kalenderquartal 2022 = das 3. Geschäftsquartal von Fujifilm:
Fujifilm Gesamtkonzern 3. Quartal (Oktober bis Dezember 2022):
Umsatz: 744,329 Mrd. Yen = +13,5% gegenüber dem Vorjahresquartal (Herbstquartal / Weihnachten 2021). Das war auch eine Steigerung (+2,8%) gegenüber dem direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022.
Operativer Gewinn: 81,827 Mrd. Yen = +4,1% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Das war auch eine deutliche Zunahme (+14,8%) gegenüber dem direkt vorausgehenden Sommerquartal.
Das ist erfreulich, da beide Werte ungefähr die Inflation und die Währungsvorteile ausgleichen.
Hinweis: Auch Fujifilm versteckt sich in zahlreichen Aussagen hinter den Neunmonatswerten und der Neunmonatsanalyse (April bis Ende Dezember).
Der Gesamtbereich Imaging:
Umsatz: 140,344 Mrd. Yen = +25,5% gegenüber dem Vorjahresquartal. Das ist sehr positiv zu werten. Das waren auch +39% zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022. D.h. bei Fujifilm ging es im vierten Quartal aufwärts, weil sich die Zulieferprobleme milderten.
Operativer Gewinn: 18,9 Mrd. Yen = +61,8% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Das war auch eine deutliche Steigerung (+124,2%) gegenüber dem direkt vorausgehenden Sommerquartal. Das ist ebenfalls sehr positiv zu werten. D.h. auch bei Fujifilm wurden nun mehr hochwertige Kamera / Produkte verkauft. - Dennoch muss man auch davon natürlich noch den Währungsverfall und die Inflation abziehen.
Die Detailanalyse dieses Quartalsergebnisses legt offen, dass der gesamte Bereich Imaging im vierten Kalenderquartal 2022 19,9% des Umsatzes des Konzerns und 25,7% des operativen Gewinns erwirtschaftete. Das ist sehr gut. Denn da sah es früher schon viel schlechter aus.
Quartalsergebnisse Q 2022 der Unterbereiche:
Umsatz Consumer Imaging = analoger Bereich: 94,3 Mrd. Yen = +19,6% zum Vorjahresquartal 2021 (offiziell. Ich errechne hingegen nur weniger als 19,4%. Übliche Schlamperei bei Fujifilm bei Zahlen). Das ist beachtlich, selbst wenn man bedenkt, dass im Vorjahr der Umsatz gering war und hier die Währungsgewinne sowie Inflation nicht berücksichtigt sind. Selbst zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 waren dies +45,1%.
Umsatz Professional Imaging = digitaler Bereich, mit den teuren sowie für den Hersteller lukrativen (Video-)Profikameras für Fernsehanstalten und Kino und deren Spezialobjektiven: 46 Mrd. Yen = +39,6% zum Vorjahresquartal 2021 (offiziell. Ich errechne hingegen mehr als 39,8%. Übliche Schlamperei bei Fujifilm bei Zahlen). Selbst zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022 waren dies +28,1%.
Wie seit Langem publizierte Fujifilm keine Gewinnzahlen für die Unterbereiche.
In the consumer imaging field, steady sales of instant photo systems, color paper and dry minilabs / materials drove revenue higher. Revenue from instant photo systems was higher year-over-year as sales of both devices and film were strong. In November 2022, we launched the smartphone printer INSTAX SQUARE Link. It is rated highly in the market for its new functions: AR Print which allows users to apply an augmented reality (AR) effect to INSTAX prints, INSTAX Connect which allows users to add chat messages to INSTAX images before sending them to any of their contacts, no matter how far apart you are. The INSTAX Series will continue to provide new values to people around the world by combining analog and digital technologies.
Im Bereich Consumer Imaging [analoger Filmbereich] führten stabile Verkäufe von Sofortbild-Fotosystemen, Farbpapier und trockenen Minilabs/Materialien zu höheren Umsätzen. Der Umsatz mit Sofortbildsystemen war im Jahresvergleich höher, da sowohl Geräte als auch Filme stark verkauft wurden. Im November 2022 haben wir den Smartphone-Drucker INSTAX SQUARE Link auf den Markt gebracht. Er wird auf dem Markt für seine neuen Funktionen hoch geschätzt: AR Druck erlaubt Benutzern, einen Augmented Reality (AR)-Effekt auf INSTAX-Drucke anzuwenden, INSTAX Connect erlaubt Benutzern, Chat-Nachrichten zu INSTAX-Bildern hinzuzufügen, bevor sie diese an einen ihrer Kontakte senden, egal wie weit sie voneinander entfernt sind. Die INSTAX-Serie wird Menschen auf der ganzen Welt weiterhin neue Werte bieten, indem sie analoge und digitale Technologien verbindet.
In the professional imaging field, revenue increased as sales of digital cameras fared well. In November 2022, we launched the mirrorless digital camera FUJIFILM X-T5 as the latest and evolutionary model of the X Series, known for their compact and lightweight body and superior image quality based on our proprietary color reproduction technology, and further expanded our extensive lineup. To add to our lineup of cinema and broadcast lenses, in October 2022, we announced the development of FUJINON HZK25-1000 mm, which is a box-type dual-format broadcast zoom lens supporting two types of large image sensors and achieves optical performance exceeding 4K. It facilitates the use of cinema cameras, which is becoming increasingly common in the broadcast industry, offering cinematic visual depictions such as shallow depth-of-field for beautiful bokeh in live coverage of sporting events and music concerts. We will continue to develop and supply high-performance cameras, lenses and accessories to cater to the diversifying needs of frontline video professionals.
Im Bereich der professionellen Bildgebung [Digitalkameras] stieg der Umsatz, da sich der Verkauf von Digitalkameras gut entwickelte. Im November 2022 haben wir die spiegellose Digitalkamera FUJIFILM X-T5 als neuestes und weiterentwickeltes Modell der X-Series auf den Markt gebracht, die für ihr kompaktes und leichtes Gehäuse und ihre hervorragende Bildqualität auf Basis unserer proprietären Farbwiedergabetechnologie bekannt ist, und unser umfangreiches Sortiment weiter ausgebaut. Um unser Angebot an Kino- und Fernseh-Objektiven zu erweitern, haben wir im Oktober 2022 die Entwicklung des FUJINON HZK25-1000 mm angekündigt, eines kastenförmigen Doppelformat-Fernseh-Zoomobjektivs, das zwei Arten von großen Bildsensoren unterstützt und eine optische Leistung von mehr als 4K erreicht. Es erleichtert die Verwendung von Kinokameras, die in der Fernsehbranche immer häufiger verwendet werden, und bietet filmische visuelle Darstellungen wie eine geringe Schärfentiefe für ein schönes Bokeh bei der Live-Übertragung von Sportveranstaltungen und Musikkonzerten. Wir werden weiterhin Hochleistungskameras, Objektive und Zubehör entwickeln und liefern, um den vielfältigen Anforderungen von Videoprofis an vorderster Front gerecht zu werden.
In den mündlichen Erläuterungen sprach man sogar von steady sales - kontinuierlichen / anhaltenden Verkäufen in Bezug auf die beiden neuen APS-C-Modelle X-H2S und X-H2 sowie X-T5, was sehr erfreulich ist.
Abgesehen von der bei Fujifilm im Quartalsbericht üblichen reißerischen Marketing-Prahlerei zu neuen Modellen kann man festhalten, dass der analoge Filmbereich deutlich anstieg und der digitale Bereich immerhin besser lief als im Vorjahresquartal.
Dennoch will ich die Euphorie etwas dämpfen: Jedes neue Kameramodell erzielt immer eine Umsatz- und Gewinnsteigerung, da es dieses Modell ja vorher nicht gab. Wichtig ist, wie lange diese Verkaufszahlen anhalten. Es geht immer um die Frage: Strohfeuer oder nachhaltiger Anstieg? Diese lässt sich jedoch erst nach frühestens einem Jahr beantworten.
Als nachteilig werte ich allerdings, dass auch bei Fujifilm die Lagerbestände von Ende März bis Ende Dezember 2022 deutlich zunahmen (von 504,5 auf 621 Mrd. Yen = +23,1%. Jedoch wird nichts zu den Unterbereichen aufgeschlüsselt, sodass man keine Detailanalysen zum Imaging machen kann.
Auch die Schulden des Konzerns nahmen seit Ende März 2022 bis Ende Dezember von 447,2 auf 477,3 Mrd. Yen zu. Aber immerhin waren dies bereits weniger als noch Ende September.
Nicht gefallen wird den Analytikern der negative Free Cash Flow von -172,1 Mrd. Yen in den Monaten April bis Dezember 2022.
Aussagen zum Forschungs- und Entwicklungs-Etat werden für die ersten 9 Monate zusammen gemacht: Im Imaging stieg der Etat für R&D von 6,1 Mrd. Yen (2021) auf 7,1 Mrd. Yen 2022 (+16,4%).
Im Herbstquartal Oktober bis Dezember war es ein Anstieg von 2 (2021) auf 2,3 Mrd. Yen (2022) im Imaging (+15%).
Das ist positiv - selbst, wenn es nicht ganz die Inflation und den Währungsverfall zusammen ausgleicht.
Auch Fujifilm hat erneut mehrere hundert Mitarbeiter im Herbstquartal entlassen. Das sind die üblichen Sparmaßnahmen.
Der Konzern sieht seine Zukunft weiterhin so rosig wie in der November-Prognose:
Die Umsatzprognose für den Konzern blieb bei 2.800 und die Gewinnerwartung bei 260 Mrd. Yen.
Die Erwartungen für den Gesamt-Bereich Imaging (analog und digital) wurden seit der November-Prognose sogar nochmals deutlich nach oben geschraubt: Man erwartete nun erneut +15 Mrd. mehr - also 405 Mrd. Yen - Umsatz (Vorjahr: 333,4) und erneut +13 Mrd. Yen - also nun 65 Mrd. Yen - Gewinn (Vorjahr: 37).
Fujifilm erwartet somit eine weitere steile Aufwärtsbewegung in den kommenden zwei Monaten bis Ende März 2023. Dennoch gilt hier etwas Vorsicht. Diese Erhöhungen der Prognosen der Brutto-/Nominalzahlen macht in etwa nur die Währungsunterschiede und die Inflation aus.
Deshalb will man weiterhin die höchste Dividende der Firmengeschichte - 120 Yen - ausbezahlen, um die Aktionäre glücklich zu machen und vom Verkauf der Aktien abzuhalten.
Fazit und Bewertung:
Dem Fujifilm-Gesamt-Konzern ging es - angesichts der Weltwirtschaftslage - nominal gut. Aber ganz so blendend sah die Situation nicht aus, sofern man die oben erwähnten negativen Details wie Schulden, Lagerbestände, negatives Cash-Flow, Yen-Abwertung sowie Inflation berücksichtigt.
D.h. bei allem berechtigten Jubel des Konzerns gibt es auch bei Fujifilm einige Baustellen.
Der ganze Bereich Imaging (analog wie digital) erholte sich im Herbst deutlich. Allerdings gilt noch immer, dass der Löwenanteil (2/3) auf den analogen Teilbereich entfiel.
Bitte beachten Sie auch die detaillierte Firmenanalyse Fujifilm.
Nikon
Am 09. Februar publizierte Nikon seinen Quartalsbericht für das 3. Geschäftsquartal:
Nikon verwendet - wie viele Firmen - das übergreifende Geschäftsjahr April (2022) bis März (2023), nennt es aber vorausschauend 2023. Das hier besprochene dritte Geschäfts-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember 2022 einschließlich.
Quartalsergebnis viertes Kalenderquartal 2022 = 3. Geschäfts-Quartal (= Oktober bis Dezember):
Vorab: Niko verschleierte - wie viele Firmen - seine Herbst-Quartals-Zahlen hinter der 9-Monats-Bilanz mit den größeren Zahlen.
Konzern-Umsatz: 167,7 Mrd. Yen = +25,8% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Der Umsatz lag (+17,5%) auch über dem des direkt vorausgehenden Sommerquartals.
Operativer Konzern-Gewinn: 26,2 Mrd. Yen = +77% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Der operative Konzern-Gewinn lag (+177%) über dem des direkt vorausgehenden Sommerquartals.
Fast alle Teilbereiche des Konzerns konnten ihren Umsatz und ihren Gewinn im Vergleich zum Vorjahres-Herbst-Quartal (2021) steigern. Das ist sehr erfreulich, da es den Erholungskurs untermauert.
Als nachteilig bewerte ich den gestiegenen Lagerbestand im Konzern von Ende März 2022 238,950 Mrd. Yen auf Ende Juni 261,386 Mrd. Yen (+9,4%) und Ende September auf 279,9 Mrd. Yen (nochmals +7,1%) sowie Ende Dezember auf 280,066 Mrd. Yen (erneut +0,1%).
Sogar der Lagerbestand im Imaging nahm von Ende März 2022 (45,2 Mrd. Yen) bis Ende Juni (49,0 Mrd. Yen) deutlich zu (+8,4%) und Ende September auf 56,4 Mrd. Yen (nochmals +15,1%) und lag Ende Dezember weiterhin bei 56,4 Mrd. Yen. Nikon konnte somit seine Lager im Imaging im Weihnachtsgeschäft nicht reduzieren.
Das Free Cash-Flow konnte sich hingegen etwas erholen.
Imaging-Umsatz (external customers): 69,9 Mrd. Yen = +49,4% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist als sehr gut zu bewerten. Der Umsatz im Herbst lag auch deutlich (+31,1%) über dem des direkt vorausgehenden Sommerquartals 2022.
Operativer Gewinn: 19 Mrd. Yen = +201,6% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Das ist sogar als sehr gut zu bewerten. Der operative Gewinn im Herbst 2022 lag auch deutlich (+120,9%) über dem des direkt vorausgehenden Sommerquartals 2022.
Für Umsatz- und Gewinn-Steigerungen gilt jedoch, dass das Bezugs-/Basis-Quartal (Herbst 2021) niedrige Ergebnisse lieferte. D.h. die großen prozentualen Steigerungen täuschen etwas und sollten nicht überbewertet werden.
Verschiffte / verkaufte Kameras im Vorjahres-Herbst-Quartal 2021 (gemeint sind Kalenderquartale) im Vergleich zum Weihnachts-/Herbst-Quartal 2022 anhand der von Nikon stark gerundeten Zahlen:
Kompakt- und Bridge-Kameras: 40.000 (Q4/2021), 20.000 (Q1/2022), 40.000 (Q2/2022), 30.000 (Q3/2022) und 30.000 (Q4/2022). Dies ergibt zwar einen Rückgang im Herbst-Quartal zum Vorjahresquartal 2021 von -25%, aber eine Stagnation zum direkt vorausgehenden Sommerquartal 2022. Dennoch bin ich über den insgesamt noch immer hohen Wert bei dieser inzwischen ungeliebten Kameraklasse nicht so glücklich. Man sollte den Wert (Umsatz) und erzielbaren Gewinn aus diesen eher preiswerten Modellen auch nicht überschätzen.
Systemkameras (mit und ohne Spiegel): 160.000 (Q4/2021), 150.000 (Q1/2022), 200.000 (Q2/2022), 170.000 (Q3/2022) und 210.000 (Q4/2022). Das war der Zukunftsmarkt. Hier sah es mit +31% Wachstum zum entsprechenden Vorjahresquartal 2021 gut aus. Und mit +23% zum direkt vorausgehenden Sommerquartal war auch hier eine positive Steigerung erkennbar.
Wechselobjektive: 360.000 (Q4/2021), 250.000 (Q1/2022), 340.000 (Q2/2022), 270.000 (Q3/2022) und 320.000 (Q4/2022). Das war ein Teil des Zukunftsmarktes. Hier sah es mit -11% Schrumpfung zum entsprechenden Vorjahresquartal schlecht aus. Aber +18% zum direkt vorausgehenden Sommerquartal (2022) waren positiv.
Trotz möglicher Rundungsfehler (auf Zehntausender) ist das ein durchwachsenes Ergebnis für das Weihnachts-/Herbstquartal.
Bitte beachten Sie: Diese Werte wurden von mir zusammengestellt und dann errechnet. Nikon gibt aus gutem Grund z.B. keine Prozentzahlen an. Ferner handelt es sich um Verschiffungszahlen. Diese Produkte waren noch nicht an Endkunden verkauft.
Einschätzungen des Managements:
During the nine months ended December 31, 2022 (from April 1, 2022 to December 31, 2022), in the Imaging Products Business, shipped quantities of products showed a recovery trend as the digital camera market saw an improvement in problems with procurement of components due in part to the shortage of semiconductors.
In den neun Monaten bis zum 31. Dezember 2022 (vom 1. April 2022 bis zum 31. Dezember 2022) zeigten die ausgelieferten Produktmengen im Geschäftsbereich Imaging Products einen Erholungstrend, da der Markt für Digitalkameras eine Verbesserung der Probleme bei der Beschaffung von Komponenten verzeichnete - zum Teil aufgrund des [früheren] Mangels an Halbleitern.
In the Imaging Products Business, the Group focused on expanding sales of mid- to high-end products and interchangeable lenses to professionals and hobbyists. Sales of the flagship model, Z 9 full-frame mirrorless camera remained strong. As a result, the business segment recorded year-on-year increases in both revenue and profit partly because of higher average unit selling prices and the positive effects of the yen depreciation.
Im Geschäft mit Imaging-Produkten konzentrierte sich die Gruppe auf die Ausweitung des Verkaufs von mittleren bis hochwertigen Produkten und Wechselobjektiven für Profis und Hobbyisten. Die Verkäufe des Flaggschiffmodells, der spiegellosen Vollformatkamera Nikon Z9, blieben stark. Infolgedessen verzeichnete das Geschäftssegment im Vergleich zum Vorjahr sowohl Umsatz- als auch Gewinnsteigerungen, teilweise aufgrund höherer durchschnittlicher Stückverkaufspreise und der positiven Auswirkungen der Abwertung des Yen.
Da will ich etwas Wasser in den Wein gießen: Nur das Modell Z9 verkaufte sich wirklich gut. Die anderen werden aus gutem Grund nicht erwähnt. Preissteigerungen und Währungsverfall des Yen steuerten ihren Anteil zu den positiven Zahlen ebenfalls bei.
In interchangeable lenses, although sales of low-priced single-focal-length-lenses are decreasing, sales of high price lenses are increasing.
Bei Wechselobjektiven nehmen die Verkäufe von hochpreisigen Objektiven zu, obwohl der Verkauf von preisgünstigen Objektiven mit fester Brennweite zurückgeht.
Q1 to Q3 YoY Change: Revenues and operating profit up on weaker yen and higher ASP [Average Selling Price] driven by shift to mid/high-end models for pro/hobbyists. Although the total number of interchangeable lenses decreased, the high price range of full-frame lenses was strong, contributing to increased revenue and operating profit. Beat plan substantially due to deferral of expenses such as R&D expenses, etc.
Veränderung von Q1 zu Q3 im Jahresvergleich: Umsatz und Betriebsergebnis stiegen aufgrund des schwächeren Yen und des höheren durchschnittlichen Verkaufspreises, was auf die Umstellung auf mittel- bis hochpreisige Modelle für Profis/Hobbyisten zurückzuführen ist. Obwohl die Gesamtzahl der Wechselobjektive zurückging, war die hohe Preisspanne der Vollformatobjektive stark und trug zu höheren Umsätzen und Betriebsgewinnen bei. Der Plan wurde wesentlich übertroffen aufgrund der Verschiebung von Ausgaben wie für F&E usw.
Verschiebung von Ausgaben bei Forschung und Entwicklung klingt nicht so gut.
Jahresprognosen: Bezüglich der Zukunft (also das laufende Geschäftsjahr) war man Anfang Februar dennoch unsicher und sah die Lage durchwachsener als noch im November 2022. Hier die Aussagen:
Regarding the business environment for the fiscal year ending March 31, 2023, in the Imaging Products Business, constraints on supply due in part to the shortage of semiconductors are expected to ease, and the digital camera market is expected to remain solid.
In Bezug auf das Geschäftsumfeld für das am 31. März 2023 endende Geschäftsjahr im Bereich Imaging Products wird erwartet, dass sich die Lieferbeschränkungen, die teilweise auf die Halbleiterknappheit zurückzuführen sind, lockern werden. Der Markt für Digitalkameras wird voraussichtlich solide bleiben.
Company total forecast: ¥630.0B (Revised downward ¥15.0B vs. previous forecast)
Precision Equipment Business: Revised downward ¥20.0B due to delays in the completion of some FPD and semiconductor lithography systems installations.
Gesamtprognose des Unternehmens: 630,0 Mrd. Yen (nach unten korrigiert -15,0 Mrd. Yen gegenüber der vorherigen Prognose)
[Begründung:] Precision Equipment Business: Aufgrund von Verzögerungen bei der Fertigstellung einiger Installationen von FPD- und Halbleiter-Lithografiesystemen um -20,0 Mrd. Yen nach unten korrigiert.
Der auf Firmenkunden ausgerichtete Bereich mit den großen Lithografie-Maschinen litt unter der Wirtschaftskrise. Deshalb senkte man die Konzern-Gesamt-Prognosen etwas beim Umsatz ab. Aber der operative Gewinn (+55 Mrd. Yen) und alles Weitere, inklusive der Dividende (40 Yen) , soll identisch zur November-Prognose bleiben.
Dennoch hob man die Gewinnerwartungen für das Imaging an: von 33 auf 42 Mrd. Yen. Diese Erhöhung beruhte jedoch laut eigenen Angaben auf den Preiserhöhungen für die Produkte und dem Währungsverfall des Yen.
Fazit: Nikon ging es als Konzern wie auch im Imaging im Herbstquartal durchaus wieder gut. Von der Zukunft erwartet man zumindest nichts Negatives.
Fazit Weihnachtsquartalsberichte
Das Weihnachtsquartal verlief überwiegend gut. Den Konzernen geht es gut bis sehr gut. Alle befinden sich auf einem soliden Konsolidierungskurs.
Alle drücken sich jedoch offiziell um irgendwelche klaren Stellungnahmen zum Krieg, den Wirtschaftssanktionen oder der Wirtschaftskrise sowie der Inflation herum.
Aber inoffiziell bereiten sich alle Kamerahersteller auf von den USA massiv weiter verschärfte Wirtschafts-Sanktionen gegen China bis hin zu einer militärischen Auseinandersetzung vor und ziehen deshalb massiv Investitionen aus China ab, schließen dort eigene Firmen und Produktionsstätten, verlagern die Produktion in das sonstige Ausland, oder holen sie nach Japan zurück.
Dennoch sind alle (verhalten bis ziemlich) optimistisch, dass dies keinen oder kaum Einfluss auf die Fotowirtschaft haben wird.
Grafiken 2022
Produktion der drei Kameraklassen 2022 in absoluten Zahlen:
Bitte lesen Sie die Grafik korrekt. Das sind absolute Zahlen der Produktion. Sie zeigen keinen positiven = steigenden Trend der Produktion. Das hier sind Monatswerte. Zu den üblichen Monatsschwankungen siehe Statistiken.
Man erkennt seit dem Herbst eine insgesamt erfreuliche Tendenz: der Zukunftsmarkt spiegellose Systemkameras steigt leicht an, während die ungeliebten Modellreihen der Kompakt- und Bridge-Kameras sowie der DSLRs langsam abnehmen. Dennoch waren beide Bewegungen insgesamt zu schwach ausgeprägt und hinkten dem Käuferinteresse hinterher.
Der Rückgang der Kompakt- und Bridge-Kameras (blaue Kurve) im Februar war zwar erwartbar, aber zu gering im Vergleich zur weltweit kaum mehr vorhandenen Nachfrage. Der Anstieg im März war nicht mehr sinnvoll. Der Abstieg im April war angesichts mangelnder Chips unvermeidbar. Warum die Produktion im Mai und Juni wieder anstieg, ist unverständlich. Auch der nur leichte Rückgang im Juli war zu gering. Der starke Anstieg im August und leichte weitere Anstieg im September sowie der nur leichte Rückgang ab Oktober waren angesichts der Marktlage noch unverständlicher. Es bleibt ein Rätsel, weshalb man wertvolle Chips für derartige (bei den meisten Kunden inzwischen unbeliebten) Kameras verschwendet.
Der Rückgang der Kameras mit Spiegel (DSLRs, rote Kurve) im Februar war auch zu gering im Vergleich zur weltweit noch geringeren Nachfrage. Der Anstieg im März war nicht mehr sinnvoll. Der Abstieg im April und Mai war angesichts mangelnder Chips unvermeidbar. Dass man im Juni bis August die Produktion wieder extrem erhöhte und im September nur geringfügig reduzierte sowie im Oktober erneut erhöhte und im November sowie Dezember nur leicht senkte, ist unverständlich. Es bleibt auch hier unverständlich, warum man wertvolle Chips für derartige (bei den meisten Kunden inzwischen unbeliebten) Kameras verschwendet.
Der Anstieg der spiegellosen Systemkameras (graue Kurve) zeigt den Systemwechsel an. Noch war weltweit die Nachfrage nach neuen Kamera-Modellen aus dem Jahr 2020 und 2021 hoch (wie Canon R5, R6 und vor allem der R3 sowie R5C, Sony A7SIII und vor allem der A1, Panasonic S5 sowie Nikons Z5, Z6 II und Z7 II sowie vor allem nach der Z9). Aber der (wenn auch leichte) Rückgang im März und die Verstärkung des Abwärtstrends im April waren negativ. Erst der fulminante Zuwachs im Mai und Juni riss den Zukunftsmarkt aus den negativen Schlagzeilen. Aber der heftige Einbruch im Juli, der sich im August fortsetzte, kam unerwartet. Erst der steile Anstieg im September machte wieder Hoffnung. Aber von der Oktober-Produktion hätte man mehr erwarten können. Sogar die hohen Novemberzahlen blieben unter dem Wert im Spitzenjahr 2019 zurück. Dafür lagen die Dezemberzahlen trotz des starken Rückgangs über dem bisherigen Spitzenwert des Jahres 2016. Man kann ferner hoffen, dass die Aussage von Canon im 1. Quartalsbericht zutrifft, und dass die vielen halbfertigen Produkte (fast) alle spiegellose Kameras sind, sodass diese Produkte quasi dann irgendwann nachgeliefert werden. Aber das ist meine optimistische Hoffnung. Pessimisten behaupten, dass die halbfertigen Produkte überwiegend Kompakt-Kameras und DSLRs sind.
Prozentuale Produktion alle Klassen zusammen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021.
Nachteilig war, dass die Gesamtproduktion aller Kameras im Jahr 2022 von -10,8% im Januar, über -23,5% im Februar, im März um -31,8%, im April um -30,7 unerwartet stark weiter abfiel. Die von mir mit der umgekehrten Sinuskurve vorausgesagte Wende trat im Mai sichtbar ein - nur noch -7,9%. Die Talsohle wurde allerdings erst im Juni mit +15,9% endgültig durchschritten. Aber im Juli erfolgte der unerwartete Rückschlag mit -14,6%, der erst im August mit +20,6% durchbrochen wurde. Der September war mit +18,5% und der Oktober war mit +18,9% sowie der November mit +17,1% bereits nicht mehr so stark. Der Dezember fiel mit -5% sogar wieder unter die Nulllinie.
Somit bewahrheitete sich meine (als einzigem Analytiker) im Vorjahr für 2022 gemachte Voraussage der negativen = umgekehrten Sinuskurve (Tal) im ersten Halbjahr und der positiven Sinuswelle (Berg - abgesehen vom Chaosmonat Juli) in der zweiten Jahreshälfte.
Dennoch: Der Jahresstart fing im Januar schlecht an und setzte sich insgesamt fort. Wir lagen somit über alle 12 Monate gerechnet mit -3,7% unter der 100%-Linie des Vorjahres. D.h. im Klartext: Auch 2022 wurden in langer Folge erneut weniger Kameras hergestellt.
Spiegellose Kameras - absolute Zahlen - Verlauf der Produktion 2022 (braune dicke Linie):
Die Zahlen für die 12 Monate 2022 waren durchwachsen. Im Februar war der Anstieg gegen den Trend aus früheren Jahren auffällig. Aber der Absturz im März und April sowie im Juli und August waren sehr schlecht. Erst im September wurde der historische Spitzenwert für diesen Monat erzielt. Aber im Oktober erfolgte mit dem leichten Rückgang (über -3.000 Stück) eine deutliche und im Grunde unerwartete Deckelung. Die Novemberwerte lagen wieder höher jedoch noch immer unter dem Spitzenwert aus dem Jahr 2019. Erst der Dezemberwert lag wieder ca. 1.000 Stück über dem bisherigen Spitzenwert vom Dezember 2016.
Vor allem war der Trend im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat verwirrend: -4,9% im Januar, +2,8% im Februar und -20,6% im März, -7,6% im April, aber +56,4% im Mai und +99,1% im Juni, jedoch nur noch +11,6% im Juli sowie +20,7% im August aber +50% im September, +47,1% im Oktober und +71,9% im November sowie +52,4% im Dezember.
Allerdings lagen die fulminanten Herbstwerte 2022 an der niedrigen Basis des Vorjahres 2021, als die Produktion der spiegellosen Kameras eher unerwartet einbrach.
Die Hersteller bei spiegellosen Kameras hatten auch schon bessere Zeiten gesehen, wie die darüber liegenden Kurven einiger Jahre belegen. - Bei aller Euphorie angesichts der bisherigen Werte muss da 2023 noch einiges kommen. Denn das ist der Zukunftsmarkt. - Oder bildlich ausgedrückt: Im Grunde müsste die braune Kurve des Jahres 2022 kontinuierlich sowie deutlich über allen Kurven aller Vorjahre liegen. Zumindest erwarte (oder besser: erhoffe) ich dies nun für 2023.
Kameras mit Spiegel - absolute Zahlen - Verlauf der Produktion 2022 (braune dicke Linie):
Die Monatszahlen für DSLRs im Jahr 2022 waren unerwartet hoch, weil sie fast immer (bis auf den Mai) deutlich über 100.000 je Monat lagen.
Vor allem war der Trend im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat erstaunlich: -5,5% im Januar, -22,6% im Februar, -18,1% im März, -40,7% im April, -49,6% im Mai, -37,6% im Juni, -7,5% im Juli, +21,5% im August, +15,7% im September, -5,1% im Oktober, +6,5% im November und -31,3% im Dezember.
Insbesondere angesichts des Einbruches der Nachfrage liegt die Produktion der von vielen Fotografen inzwischen verschmähten Kameras mit Spiegeln zu hoch.
Prozentualer Verlauf 2022 je Modellklasse - Verlauf der Produktion 2022 zum Vorjahr 2021:
Vor allem bei der prozentualen Betrachtung wird der Unterschied der drei Klassen: Kompakt-/Bridge-Kameras, Kameras mit Spiegel und spiegellose Kameras deutlich.
Im Jahr 2022 sah es für spiegellose Systeme trotz Turbulenzen insgesamt sehr gut aus. Es ergab sich insgesamt+32,2% Zunahme bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr.
Systemkameras mit Spiegel (DSLR) verhielten sich in etwa erwartungsgemäß. Der Trend 2022 summierte sich auf -17,1% bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr.
Kompakt- und Bridge-Kameras mit fest verbautem Objektiv sanken 2022 in etwa erwartungsgemäß mit -31,1% im Vergleich zum Vorjahr ab.
Somit sehe ich Systemkameras mit und ohne Spiegel auf deren erwartbaren (richtigen) Weg. Der von März bis August sichtbare Anstieg der inzwischen ungeliebten Kompakt- und Bridge-Kameras halte ich allerdings für beunruhigend. Da bauen sich unverkäufliche Lagerbestände auf. Und den Anstieg bei den leider inzwischen auch unbeliebten DSLRs seit Mai halte ich für falsch.
Verschiffung nach Europa 2022 in Prozent:
Bei der Verschiffung nach Europa waren 2022 zu verzeichnen: -10,6% im Januar, -33% im Februar, -43,5% im März, -34,9% im April, -16% im Mai, -8,1% im Juni, +21,6% im Juli, +14,7% im August, +11,7% im September, +28% im Oktober, +31,7% im November und -5,9% im Dezember zum jeweiligen Vorjahresmonat. Die dramatisch schlechte Lage besserte sich somit zum Sommer hin etwas durch die von mir vorausgesagte umgekehrte Sinuskurve.
Für 2022 ergab sich dennoch insgesamt eine Abnahme von -6,3% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Siehe die grün gepunktete Linie, die den Jahresdurchschnitt 2022 angibt.
Allerdings täuschen die Prozentzahlen im Vergleich zum Vorjahr, da Europa in absoluten Stückzahlen seit Juli 2022 kontinuierlich weniger Ware erhielt. Erst im November konnte dieser negative Trend durchbrochen werden mit fast +22.000 Stück Mehrlieferung gegenüber Oktober. Aber faktisch kamen jene (bei ca. 4 Wochen Seeweg) weitgehend zu spät für das Weihnachtsgeschäft.
Prognosen 2022
Jahresvorausschau 2022
Jedes Vorjahr im Dezember (2021) respektive Anfang Januar des neuen Jahres (2022) versuche ich aufgrund meiner nun jahrelangen Marktanalyse - aber dennoch vorsichtig - allgemeine Tendenzen aufzuzeichnen.
Das zurückliegende Jahr 2021 war für die Fotowirtschaft frustrierend. Trotz aller Bemühungen gelang es nicht wie geplant, die Produktion oder die Verschiffung über die Zahlen des Vorjahres 2020 anzuheben.
Das will man definitiv 2022 nachholen: Also Überproduktion auf allen Ebenen - sofern es ausreichend Rohstoffe gibt. Aber letzteres bedeutet nicht automatisch auch verkaufte Produkte an Endkunden. Denn die Logistik muss dazu erst wieder reibungsfrei funktionieren.
Daraus folgt im Jahr 2022 eine extreme Diskrepanz zwischen den Produktionszahlen und der Verschiffung auf der einen Seite sowie der real für Fotografen verfügbaren Foto-Ausrüstung auf der anderen. Das wird ganz besonders für Europa gelten, da alle Hersteller seit dem 4. Quartal 2021 den Kernmarkt USA mit Lieferungen deutlich begünstigten und auf das ungeliebte Europa zunehmend verzichteten. - Somit sei die klare Warnung ausgesprochen: Irgendwelche positiven Zahlenwerte der CIPA aus Japan werden 2022 keineswegs zu den früher erwartbaren positiven Ergebnissen auf dem europäischen Markt führen. Hingegen werden alle negativen Faktoren in Asien noch drastischere Drosselungen der Lieferungen nach Europa zur Folge haben. - Vergessen Sie bitte nicht: das bedeutungslose Europa wird von den meisten Herstellern weltweit unter die Dritte Welt eingeordnet - in die Gruppe EMEA: Europe, Middle East, Africa - und exakt so behandelt. Dies gilt umso mehr, als Europa als extrem technikfeindlich und seit den Ökogesetzgebungen, welche die Fotografie und deren Wirtschaft behindern, auch als feindlich gegenüber der Fotografie mit dedizierten Kameras eingestuft wird.
Persönlich vermute ich (Ende Dezember 2021) für 2022 eine abgeschwächte Sinuswelle, welche die bisherigen prozentualen Produktionsverteilungen je Monat überlagert: zuerst eine aufgrund des Teilemangels im ersten Halbjahr faktisch erzwungene Unterproduktion (gegenüber dem langjährigen Mittel) und in der zweiten Jahreshälfte 2022 eine drastische Überproduktion bisher ungesehenen (prozentualen) Ausmaßes.- Siehe hierzu meine Angaben im Artikel Statistiken. - Aber die zweite Jahreshälfte hängt maßgeblich von den Zulieferfirmen ab. Sollte der Teilemangel hingegen weiter anhalten oder sich nur leicht verbessern, könnte es insgesamt im Jahresüberblick doch wieder zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Stagnation bei Produktion und Verschiffung kommen.
Ende Januar publizierte Canon seine Vorhersage von 5,65 Mio. Systemkameras (Kameras mit Wechselobjektiven) für das Jahr 2022. Dies umfasst alle denkbaren Systemkameras: Mit und ohne Spiegel sowie aller Sensorklassen. Canon ging also im Januar 2022 von einer Zunahme von mindestens 200.000 System-Kameras oder 10% Gesamtwachstum für 2022 gegenüber dem Vorjahr aus. Diese Zahlen hat Canon Ende April 2022 nochmals als weiterhin gültig für 2022 bestätigt.
Mitte Februar, nachdem weltweit sich der Teilmangel eher verschärfte und vor allem der Krieg in der Ukraine drohte, publizierte die CIPA geringere Prognosen für das Jahr 2022 als von vielen erwartet:
7,85 Mio. verschiffte digitale Kameras insgesamt (Kompakt-, Bridge und Systemkameras zusammen). Das wären -6,1% zum bereits schlechten Vorjahr 2021.
Davon sollen 2,56 Mio. Kompakt- und Bridge-Kameras sein mit eingebautem Objektiv. Das wären -15% weniger als im Vorjahr 2021.
Dann bleiben 5,29 Mio. verschiffte Systemkameras (mit und ohne Spiegel). Das wären sogar -1,1% weniger als im Vorjahr 2021.
Ferner erwartet man 9,48 Mio. verschiffter Objektive für das Jahr 2022. Auch hier erwartete man einen Rückgang von -0,7% gegenüber 2021.
Vorsicht: Das sind politisch leicht steuerbare Verschiffungszahlen, die geschätzt und auf 10.000-Stellen gerundet sind. Ich behandele die weniger manipulierbaren Produktionszahlen.
Aber dennoch schien somit bis Ende Februar die Realität die früheren Träume von der grenzenlosen Überproduktion etwas gedämpft zu haben.
Ende Juli 2022 korrigierte Canon seine Markterwartungen jedoch nach unten: Man erwartete nun nur noch 5,45 Mio. Systemkameras (mit und ohne Spiegel) als Weltmarkt für alle Kamerahersteller für 2022.
Mitte November erhöhte Nikon seine Prognosen für die Jahresgesamtproduktion / Verschiffung für sein Geschäftsjahr 2022 (bis Ende März 2023): 5,4 Mio. Systemkameras, 9,8 Mio. Objektive, aber reduzierte 2,0 Mio. Kompakt- und Bridge-Kameras. Da Nikons Geschäftsjahr nicht ganz mit dem Kalenderjahr 2022 übereinstimmt, sollte man diese sowieso gerundeten Zahlen mit noch größerer Vorsicht behandeln.
Meine Detailschätzung je Kameraklasse für 2022 (Stand Dezember 2021):
Gesamtproduktion: ca. 7,5-9 Mio. Kameras aller Klassen. Das wäre eine deutliche Überproduktion, die sich in zahlreichen Kameraklassen nicht verkaufen ließe. - Für vernünftig und realistisch absetzbar halte ich maximal 7 Mio. Kameras.
Kompakt- und Bridge-Kameras: ca. 2-3 Mio. Das wäre eine unfassbare Überproduktion am Markt vorbei. Aber die Hersteller wollen diesen Bereich krampfhaft auf extrem hohem Niveau weiterführen. Persönlich hielte ich 1 Mio. für realistisch absetzbar.
DSLR: ca. 1,5-2,5 Mio. Das wäre eine erhebliche Überproduktion, die sich nicht am Markt verkaufen ließe. Realistisch hielte ich ein Absatzpotenzial von maximal 1 Mio. Kameras mit Spiegel 2022.
Spiegellose Systemkameras: ca. 3-5 Mio.
Wechsel-Objektive für Systemkameras: ca. 9,5-12 Mio.. Hier bin ich optimistisch. Sofern die Hersteller die hochwertigen teuren Objektive produzieren, können sie geradezu unglaubliche Stückzahlen verkaufen und atemberaubende Umsätze damit erzielen. Hier besteht tatsächlich ein Nachfragestau. Dies gilt jedoch nicht für die Billigprodukte - auch bei Objektiven für spiegellose Kameras -, die bereits heute die Regale füllen. Allerdings halte ich exakt letzteres für unwahrscheinlich. Die Objektivhersteller werden sich auf die schnell und billig herzustellenden Objektive konzentrieren, da die hochwertigen kaum signifikant in der Produktion gesteigert werden können. Siehe Foto-Wirtschaft - Objektive.
Hier meine warnende Einschätzung: Falls Die Hersteller sich 2022 erneut in der Auswahl und der Menge der Produkte vergreifen, dann sehe ich ernsthafte Konsequenzen für deren Imaging-Bereich in der nahen Zukunft. Aber der völlig unverständliche Produktionsanstieg z.B. der Kompaktkameras im November 2021 deutete exakt darauf hin.
Diese ersten Einschätzungen bleiben unverändert stehen, damit Sie als Leser dies und die über das Jahr faktisch eingetretenen Änderungen auch erkennen und nachvollziehen können. Da ich in all den Vorjahren mit meinen Prognosen meist richtig lag oder sogar etwas zu optimistisch war, kann ich mir dies leisten.
Produktionssteigerung und Überproduktion
Ein intelligenter Leser fragte mich, warum die Kamerahersteller die Produktion steigern wollen und sich damit in die Gefahr der Überproduktion begeben. Dies will ich gern ausführlicher beantworten:
Da hätten wir zuerst einmal die Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns im Jahr 2020, welche die Wirtschaft weltweit auf Talfahrt schickten.
Bereits in jenem Jahr wollten die Kamerahersteller eigentlich angebotsseitig eine Bodenbildung oder sogar das Durchschreiten des Tales der Tränen durch zumindest eine Sockelbildung oder sogar leichte Steigerung bei der Produktion über das aus deren Sicht miserable Niveau von 2019 mit nur 14,8 Mio. produzierten Kameras erzwingen. Denn allen war klar, dass unter 20 Mio. Kameras je Jahr es sehr eng für so viele Firmen wird. - Dass ein angeblicher Markt für dedizierte Kameras da sei, wurde bereits damals einfach postuliert - wider besseren eigenen Wissens und eigener Prognosen bis Mitte der 2020er Jahre. Prinzipiell glaubte fast jeder, dass die Fotografen weltweit in Scharen auf die neuen spiegellosen Kameras umsteigen würden. - Bereits damals widersprach ich, weil jene ersten Würfe der spiegellosen Kameras von Canon R und Nikon Z nur mäßig gut waren. Ferner fehlte schlichtweg das Angebot an nativen (also dazu exakt passenden) Objektiven für spiegellose Systeme, und die Adapter für alte Objektive arbeiteten an den langsamen Kameras nur mäßig gut (bis frustrierend).
Als 2020 die Produktion zwangsweise auf 8,7 Mio. Kameras fiel, kam gegen Mitte des Jahres 2020 der Slogan vom Kaufstau auf. Die Kunden wollten alle (aus Langeweile im Lockdown) kaufen, konnten aber nicht, weil es angeblich eine reine Angebotskrise sei. Die Hersteller könnten angeblich viel mehr verkaufen. Die Nachfrage wäre riesig, aber die eigene Produktion zu gering. Allerdings schrieb ich bereits damals dazu, dass ich nirgendwo leere Regale in den Fotoabteilungen oder Fotofachgeschäften sah - wie z.B. beim Klopapier. Allerdings hörten die Kamerahersteller immer nur auf zwei Gruppen:
Deren sündhaft teure externe Beratern, die mit aus irgendwelchen Glaskugeln gelesenen Daten vom Kaufstau sprachen und diese mit geradezu abstrusen Sonderfällen wie einer Steigerung der bei irgendwelchen Teilmarktanalysen festgestellten verkauften Makroobjektive aufgrund des Lockdowns oder erhöhter Nachfrage nach Foto-Studioausrüstung begründeten - Zubehör, aber keine Kameras.
Und sie hörten auf die einflussreichen US-Influencer, welche gierig nach neuen Kameras (und den damit verbundenen Werbegeldern für sich selbst) schrien. Darf ich daran erinnern, dass manche dieser reichen Influencer mindestens jährlich ihr Kamerasystem wechselten, oft auch zu anderen Herstellern. Die angeblich logische Folgerung war: Wenn die das tun, dann werden das auch sehr viele anderen machen (zumindest alle deren Millionen Follower), wenn wir denen nur Kameras anbieten.
Also begann man Ende 2020 eine Überproduktion, welche bis in das Jahr 2021 hineinreichte. Der Dachverband CIPA und explizit Canon sprachen ganz offen von massiven Produktionssteigerungen weit über das Vorjahresniveau von 2020 - also 8,7 Mio. hinaus. Da fanden sich plötzlich Prognosen von weit über 9 bis sogar über 10 Mio. produzierter Kameras, weil der Kaufstau angeblich riesig sei. Aber auch in der ersten Jahreshälfte 2021 sah ich nirgendwo Schlangen von kaufwilligen Fotografen vor den Fotofachgeschäften stehen.
Als im Sommer 2021 der selbstverursachte Teilemangel vor allem bei Elektronbausteinen die Produktion massiv drosselte, fand die Überproduktion ein Ende und es ging sogar noch weiter bergab - auf nur noch 8,3 Mio. produzierter Kameras.
Als nun in den USA große Fachmagazine vom gigantischen Kaufstau sprachen, griffen immer mehr Influencer dies auf und multiplizierten es. Es entstand ein Info-Tsunami in dieser (aus meiner Sicht nach: künstlichen) Richtung.
Korrekt begründet wurde dies gerne an den drei herausragenden Profi-Kameras, die 2021 in der Reihenfolge Sony A1, Canon R3 und Nikon Z9 herauskamen. In der Tat entstand hier ein Kaufstau, weil diese ersten extrem hochwertigen spiegellosen Kameras, welche wirklich das Niveau von DSLRs erreichten und überschritten, durch den Chip-Mangel in der Produktion betroffen waren. Ferner hatten alle drei Hersteller die Nachfrage nach diesen Kameras unterschätzt. Oder anders herum: Vor allem Nikon vertraute auf seine nur mittelmäßig guten Z6 II und Z7 II. Als dann die Z9 endlich hochwertigen Autofokus auf dem Qualitätslevel der Mitbewerber bot, gingen in kurzer Zeit viele (Vor-)Beststellungen ein.
Nun trat jedoch ein typischer (psychologisch verständlicher) Mangel-Effekt ein, den ich auch schon im Vorjahr besprach: Die Fotografen tätigten teilweise dutzende Vorbestellungen bei allen möglichen Händlern, um ihre eigenen Chancen zum Erhalt einer (einzigen) gefragten neuen Kamera zu erhöhen. Dahinter verbarg sich aber nur ein (und dazu noch potentieller) Kunde. In den Zentralen glaubte man jedoch erneut eher den teuren externen Beratern, welche mit den Fachzeitschriften von einer gigantischen Nachfragewelle sprachen. Die Zahlen der immer weiter steigenden Vorbestellungen wurden für bare Münze genommen.
Unglücklicher Weise kam es tatsächlich zu einem Kaufstau, der gerne als weiterer Beweis herangezogen wird. Aber er lag bei den hochwertigen Objektiven, die ebenfalls 2021 kaum mehr produziert werden konnten. Man hatte sich bei den Herstellern auf eher die billigen Objektive konzentriert. Dies geschah einerseits, weil man den Markt falsch einschätzte (mehr Einsteiger erwartet hatte) und andererseits die hochwertigen Objektive (mit vielen geschliffenen Linsen) nicht so leicht und vor allem nicht so schnell in der Produktion hochfahren kann. Insbesondere Canon verrechnete sich komplett, wie jeder seit dem Sommer 2021 im Canon-Shop nachprüfen konnte. Volle Regale bei Billigobjektiven und Leere bei den teuersten neuen RF-Objektiven. Aber das lag an den vorher verkauften Kameras R5. Jetzt wollten die meisten Fotografen dazu die passenden Objektive, nachdem sie sich ca. ein Jahr lang mit den Adaptern beholfen / herumgeärgert hatten. Aber auch hier war die Nachfrage nach Objektiven (Zubehör) kein Indikator dafür, dass zukünftig mehr Fotografen noch mehr spiegellose Kameras kaufen würden. Bei hohen vierstelligen Preisen sind die meisten Amateure mit einer neuen Kamera mehr als gut bedient. - Und jeder sollte sich auch einmal die übliche Kaufreihenfolge anschauen: Wer kauft denn schon zuerst die Objektive, um sich danach eine passende Kamera anzuschaffen? Das dürfte die Ausnahme sein. Also sagen Objektivkäufe nichts über anstehende Kamerakäufe aus. Sie betätigen nur vorher bereits getätigte Kamerakäufe aus der Vergangenheit.
Ein weiteres Argument kam im (Spät-) Herbst 2021 auf: Der Halo-Effekt der Profikameras. - Gemeint ist die Ausstrahlung des Heiligenscheins auf das Umfeld.
Die Spitzenkameras wurden bisher immer in eher geringer Stückzahl (so ca. 50.000 im Jahr - in guten Zeiten) hergestellt, weil nur wenige Berufsfotografen sich das anschafften. Trotz hoher Preise spielten sie somit selten die Kosten ein. Aber es waren Image-Träger. Dabei zeigten alle Firmen, was technisch machbar war. Dies erregte unglaubliches Aufsehen. Und dieser verkaufspsychologische Trick wirkte tatsächlich bisher immer.
Das ist so, wie wenn der VW-Konzern bei irgendwelchen Formel#-Weltmeisterschaften mit einem gigantischen PS-Boliden siegt. Dann kaufen auch viele einen Polo, weil der angeblich dieselben Eigenschaften besäße. - Wirklich?
Zumindest für Nikon wird dies seitdem mindestens wöchentlich postuliert. Angeblich stiegen seit Veröffentlichung der Z9 die Verkäufe der Z6 und Z7 an. Das mag sogar sein, weil es erstens die (sowieso verkaufsstarke) Weihnachtszeit war und zweitens einige alte Nikon-Fans abwarteten, ob das nochmal etwas wird mit Nikon, oder ob die Firma pleitegeht, wie ist von vielen Influencern (hirnlos dumm) seit einiger Zeit behauptet wurde. Selbstredend bestätigt so eine Spitzenkamera den Glauben daran, dass Nikon weitermacht. Aber die meisten jener Käufer waren Bestands-/Altkunden, die aus persönlichen Motiven abgewartet hatten - keine Neukunden, kein Kaufstau. Hätte Nikon seit Jahren besser mit seinen Kunden kommuniziert, hätten jene auch bereits früher gekauft. Aber mit dem einmaligen Kauf sind jene auch kameratechnisch für Jahre gut bedient.
Insgesamt hielt sich der Halo-Effekt bei allen Herstellern allerdings in Grenzen. Die meisten Fotografen sind entweder schon zu spiegellosen Modellen umgestiegen und durchaus zufrieden, oder sie warten noch immer auf die - aber ganz sicher dieses Jahr herauskommende - perfekte neue Top-DSLR.
Aber der Halo-Effekt spielt eine weitere Rolle bei den anderen Sensorklassen. Denn auch dort soll die Nachfrage der jeweiligen Top-Modelle für eine höhere Nachfrage sorgen. Das bezweifle ich bei den sterbenden Kompakt- und Bridge-Kameras, auch bei den Edel-Kompakten und sogar bei den sogenannten Crop-Sensoren Micro-Four-Thirds und sogar bei APS-C. Alle haben es gegenüber den Smartphones inzwischen extrem schwer. Ohne hochwertige (teure, voluminöse, schwere) Objektive holt man aus diesen dedizierten Kameras keine höhere Bildqualität mehr heraus, als Computational Photography und künstliche Intelligenz bei den Mobiltelefonen bereits automatisch erzeugen. - Bevor nun wieder der Blutdruck sinnlos steigt: Damit kann man schöne Fotos und Videos aufnehmen. Aber das kann man mit den modernen hochwertigen Smartphones inzwischen auch.
Deshalb halte ich es für eine Überproduktion, die Stückzahlen in allen jenen Klassen so hoch zu belassen, oder sogar zu steigern.
Hinzu kommt der viel zu zögerliche Umstieg der beiden Hersteller Canon und Nikon zu ihren eigenen neuen spiegellosen Systemen. Allen Ernstes halten sich hartnäckige Gerüchte, dass Nikon und Canon sogar neue DSLR-Kameras 2022 - vier Jahre nach dem Wechsel - herausbringen wollen. Beide Firmen glauben allen Ernstes, dass es noch immer große Käuferscharen gäbe, die sofort DSLRs kaufen würden. - Ein Blick bei Amazon in das Angebot oder jedem Fachhändler in die Regale ernüchtert hingegen. Dort kann man fast alle DSLR-Modelle - auch uralte - sofort kaufen. - Kein Kaufstau, sondern Ladenhüter.
Man darf in den japanischen Zentralen nicht das Forengerede glauben. Selbstredend würden viele Amateure eine nagelneue Wunder-DSLR für ca. 500-700 Euro kaufen. Aber dafür kann man keine solche Wunderkamera mehr herstellen. Wie viele Fotografen kauften denn die neue K-3 Mark III von Pentax - eine zweifelsohne extrem hochwertige APS-C-Kamera für 2.000 US$/Euro. Nicht einmal Pentax erwähnte sie im Bericht zum eigenen Weihnachtsquartal, sondern nur die besseren Verkaufszahlen / Erlöse der GR. - Auch wenn es hart ist: Das DSLR-Sterben ist kaum mehr zu verhindern, weil viele Kunden das Interesse daran - oder genauer gesagt an einem Neukauf - verlieren. Die eigene alte Kamera ist gut genug. Und damit haben die meisten vermutlich für viele Jahre hinaus absolut Recht.
Deshalb erachte ich bereits das Halten der DSLRs auf diesem extrem hohen Niveau für eine Fehlproduktion / Überproduktion.
Hinzu kamen 2019 und 2020 noch das Problem mit der nicht durchführbaren sukzessiven Drosselung der Produktion - linearen Anpassung an die Nachfrage. Dies stellte sich als schwierig heraus und sehr kostspielig. Dadurch ließen manche lieber die Fließbänder laufen, weil dies kurzfristig billiger war, als die erforderlichen Skaleneffekte völlig zu ruinieren. Eine Produktionsreduktion funktioniert bei der Massenfertigung der Großfirmen eher in großen Schritten und nur mit viel Aufwand. Also unterließ man es im Zweifel lieber. Danach folgten eben die Schließungen ganzer Produktionsstandorte / Fabriken.
Ein weiterer Aspekt ist unter 10 Mio. produzierter respektiver verschiffter Kameras im Jahr schlichtweg der Marktanteil. Unter 10% Marktanteil wird es langfristig ganz schwer, noch Profite zu erzielen. Auch deshalb nimmt man lieber eine Überproduktion hin, in der Hoffnung sich dadurch Marktanteile zu sichern. Da werden kurzfristig höhere Kosten und Verluste kalkuliert gegenüber langfristig evtl. höheren Gewinnen.
Nachtrag: Mitte Februar wurde eine japanisch-amerikanische Analyse publiziert, welche darlegte, dass die Kameraproduktion in den letzten Jahren um über 30% durch fehlende Teile reduziert wurde. Oder mit anderen Worten. Die geplante Überproduktion der Kamerahersteller hätte unter idealen Liefer-Bedingungen rund 30% betragen. Das wären 2020 plus 2,6 und für 2021 plus 2,5 Mio. weitere Kameras auf Halde gewesen. Der Artikel legt nahe, dass man nun für 2022 diese (angeblich verlorene) Produktion nachholen will. - Das wäre ein noch schlimmeres Szenario als selbst ich mit der anstehenden Überproduktion befürchte. Der einzige Lichtblick gegen jene Überproduktion schien der im Februar noch spürbare Teilemangel zu sein.
Wie dargestellt - und wie immer in der Welt - sind die Motive für die geplante Überproduktion vielfältig. Aber ich befürchte, die meisten vorgebrachten Argumente der Berater und Manager werden sich als Seifenblasen bald in Luft auflösen. Es waren deren eigene Prognosen, die mit meinen Risiko-Einschätzungen seit 2015 übereinstimmen, welche auf ca. 5 Mio. Kameras Mitte der 2020er Jahre hinauslaufen. - Aber Sie als Fotokunde dürfen sich über eine Überproduktion freuen. Denn irgendwann müssen die vollen Lager geräumt werden. Dann kommt es wieder zu Rabatten. Für die Firmen bedeuten Lagerkosten und Preissenkungen hingegen letztendlich Verluste.
Gesamtergebnisse 2022 - Endergebnisse
Halten wir sachlich fest, dass 2022 mehrere Faktoren gegeneinander strebten: Der explizite Wunsch vieler Kamerahersteller zur massiven Überproduktion auf der einen Seite sowie die Pandemiefolgen inklusive Lockdowns mit Wirtschaftskrise, höhere Preise, Käuferunlust sowie Rückgang der Anzahl der aktiven Fotografen mit gleichzeitigem Chip- und Rohstoffmangel bei der Produktion kombiniert mit erheblichen Transportproblemen im Welthandel auf der anderen Seite. Verkompliziert wurde alles seit Februar durch den Krieg und weltweite Wirtschaftssanktionen, sowie hohe Inflation und beginnende Rezession. All dies erschwerte 2022 die Prognose.
Gesamtergebnisse der CIPA-Daten für alle 12 Monate:
Gesamtproduktion: 8.027.650 - Das war erneut ein Rückgang von -3,7% oder über 300.000 Stück gegenüber dem Vorjahr (2021 waren es noch 8,3 Mio. produzierte Kameras).
Kompakt- und Bridge-Kameras: 2.072.315. Das war gegenüber den über 3 Mio. des Vorjahres zwar deutlich weniger, aber noch immer eine erhebliche Überproduktion - über die Marktnachfrage hinaus.
DSLR: 1.838.485 Mio. Das war gegenüber den über 2,2 Mio. des Vorjahres zwar etwas weniger, aber noch immer eine Überproduktion - über die Marktnachfrage hinaus.
Spiegellose Systemkameras: 4.116.850 Mio. Das lag gegenüber den rund 3,1 Mio. des Vorjahres deutlich höher, hätte jedoch noch mehr sein können und eigentlich müssen.
Bitte beachten Sie, dass vieles 2022 von dem Wunsch der Hersteller zur gnadenlosen Überproduktion abhing, weil man noch immer einen angeblichen Kaufstau vermutete. Durch diese faktische Überproduktion füllten sich die Hersteller 2022 in erschreckender Weise die eigenen Lager sowie die aller Beteiligten bis hin zu den Einzelhändlern.
Nur bei den Objektiven sah es 2022 besser aus: 10.022.145 Stück produziert (+1,9%) und 9.727.978 verschifft (ebenfalls +1,9% gegenüber 2021).
Fazit 2022
Sie sollten mein Halbjahresfazit zuerst lesen, das bereits vieles beinhaltet, was ich hier nicht mehr wiederhole.
Wenn ich meine im Dezember 2021 aufgestellte Jahresprognose für 2022 betrachte, muss ich zugeben, dass ich wieder einmal viel zu optimistisch war. Es ist offenbar unrealistisch, an das Gute im Menschen, Verstand sowie Einsicht - vor allem bei Politikern und Managern - zu glauben. Die Fakten waren viel pessimistischer, als alle Analytiker sich träumen ließen. Deshalb ist es erstaunlich, dass ich seit meinem grundlegenden Wirtschaftsartikel 2015 vor allem in Foren immer wieder als Pessimist dargestellt werde. Für die moderne Realität kann man offensichtlich überhaupt nicht pessimistisch genug sein. - Bisher kam es immer noch schlimmer, als von mir prognostiziert. So auch 2022.
Abgesehen von Krieg, Wirtschaftssanktionen, Inflation, Rezession und unsagbar viel menschlichem Leid überall auf der Welt, litt auch die Fotoindustrie 2022 extrem - gerade als sie sich von der seit 2020 anhaltenden Pandemie erholen wollte.
Allerdings musste man 2022 ebenfalls feststellen, dass die Pandemie mit ihren Auswirkungen wie Lockdowns, Millionen Kranken und noch immer vielen tausend Toten weltweit noch nicht beendet war. Über die globalisierten Produktionsanlagen, Lieferketten und Logistik kam es deshalb weiterhin zu schweren Verzerrungen und Verzögerungen bei der Anlieferung von Zubehörteilen und dem Abtransport der fertiggestellten Waren zu den Kunden - vor allem in Europa. Dabei war die Fotowirtschaft erneut in Wellen überproportional hart betroffen. Letzteres hatten die Manager jedoch selbst verschuldet. Deshalb suchten sie einen Ausweg in billigeren, schlechteren Einbau-Teilen von Drittlieferanten.
Die von Fachzeitschriften lobend für 2022 hervorgehobenen 18 neu vorgestellten Kameras fielen auf so viele Sensorklassen sowie unterschiedliche Bajonette, und waren zudem keineswegs überall in einer halbwegs ausreichenden Stückzahl verfügbar, dass ich das Lob nicht ganz nachvollziehen kann. Nun gut: Es waren angeblich so viele wie im Vorjahr 2021 - also zumindest kein (rein nominaler) Rückschritt. Aber 2019 waren es noch 45 und 2020 immerhin noch 30 Neuankündigungen. Vor allem waren einige der sogenannten neuen Kameramodelle im Jahr 2022 faktisch nur kleinere Modellpflege statt wirklicher neuer Produkte, welche einen Aufstieg vom Anwender erzwangen. Ketzerisch gehe ich sogar weiter und behaupte, dass die meisten neuen Produkte eher Fehlerkorrekturen waren, die der Markt durch jahrelanges Gemaule und drastisch nachlassende Verkäufe erzwungen hatte. Das Meiste hätte man auch mittels Software-Update kostenlos optimieren können.
Bei den 2022 neu angekündigten Objektiven schwanken die Werte zwischen rund 40 und weit über hundert Modellen. Das hängt allerdings davon ab, ob man (an modernen Kameras kaum verwendbare) nur manuell fokussierende mitzählt und ob man die von Drittherstellern jeweils für jedes Bajonett angepassten Modelle als Einzelversionen rechnet.
Auch den Umstand, dass der Umsatz aufgrund der drastischen Preiserhöhungen bei Kameras und Objektiven anstieg, würde ich nicht überbewerten, da er sich sowieso nur auf die Verschiffungszahlen (überwiegend vom Hersteller an seine Töchter) bezieht - nicht auf an Endkunden verkaufte Einzelstücke. Vor allem handelt es sich um den 2022 drastisch abgewerteten japanischen Yen.
Es deutete sich bei der Produktion und Verschiffung erneut in Folge das schlechteste Jahr seit 2010 und in absoluten Kamerazahlen der Weltgesamtproduktion sogar seit ca. 1970 an. - In Wahrheit lagen die Werte jedoch noch tiefer und schlechter, weil in zahlreichen Klassen die falschen Produkte - am Markt vorbei und somit auf Lager - produziert sowie angeboten wurden: Bei den Kompakt- und Bridge-Kameras halte ich je nach Weltregion bis zu 3/4 der Produktion für nicht mehr absetzbar, bei Micro-Four-Thirds sind es bis zu ca. 2/3, bei APS-C und DSLRs bis zu ca. 50%. Jedoch waren sogar manche spiegellose Einsteiger Vollformat-Kameras zu einem kleinen Teil kaum mehr Marktgerecht, weil in vielen Ländern der Zielkundschaft 2022 dafür zunehmend das Geld fehlte.
Nicht nur ranghohe Manager von Sony, sondern auch dem Chip-Hersteller Qualcomm verdeutlichten, dass sie bereits 2025 als Zeitwende sahen, wenn Smartphones auch in allen Punkten der Bildqualität dank Künstlicher Intelligenz sowie größeren Fotosensoren jeder dedizierten Fotokamera überlegen sein werden.
Schon deutlicher trat die Zukunft 2022 bei Video ein. Hier kamen immer mehr (auch relativ preiswerte) hochwertige Videokameras heraus, mit denen man eher schlecht als recht auch noch irgendwie fotografieren konnte. Die Abwendung von den Fotografen wurde nun zum unumkehrbaren Faktum. Ob die Rechnung mit den billigen Video-Kameras für die sogenannten jungen Creators für TikTok und Co wirklich für die Hersteller aufgeht, bleibt allerdings noch abzuwarten. Hier der ausführliche Artikel, warum ich die Argumente für Vlogging-Kameras nicht logisch nachvollziehen kann und somit keinen Markt dafür (mehr) sehe.
Während ich für Canon 2022 mehrere gravierende Fehler auf allen Ebenen des Imaging feststellen musste, baute Sony seinen Marktanteil langsam und konsequent durch zahlreichere, hochwertigere Firmware-Updates und vor allem viel mehr neue, hochwertige Objektive (insbesondere der lizensierten Dritthersteller) aus. Hier deutet sich evtl. ein Kipppunkt an: Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass Canon die Nummer Eins im Fotomarkt bleiben muss. Vor allem die Marktführer neigen gerne zur Hybris sowie schweren Fehlern, weil sie den sich immer schneller verändernden Markt nicht mehr genau analysieren, respektive die Analyseergebnisse nicht wahrhaben wollen. Fakt war jedoch, dass auch 2022 weitere Presse- und Fotoagenturen zu Sony wechselten. Das hat Vorbild-, Werbe- sowie Image-Charakter und ist nicht mehr schnell umkehrbar.
Die Kamerahersteller wiesen als Großkonzerne zwar gute bis sehr gute nominale Zahlen in ihren Quartalsberichten aus. Diese beruhten jedoch auf zwei außergewöhnlichen Umständen, welche nicht immer in ihrer Tragweite angegeben noch verstanden wurden: Erstens war da die drastische Währungsabwertung des Yen, verursacht durch eine von der Regierung kontrollierte und somit unfreie japanische Zentralbank (BoJ), welche die Zinsen seit Jahrzehnten bewusst auf niedrigem Niveau hält und sogar massiv durch Aufkäufe die Firmen an der Börse bei Anleihen und Aktienkursen stützt. Zweitens war da die (daraus resultierende) meist importierte hohe Inflation bei fast allen Gütern, welche dem rohstoffarmen Japan ebenfalls zu schaffen machte. Beides zusammen führte sowohl bei den Umsätzen als auch bei den Gewinnen zu nominal hohen Yen-Werten in den ausgewiesenen YEN-Bilanzen, aber faktisch zu deutlich geringeren Einnahmen sowie Gewinnen in Fremdwährung und bei Berücksichtigung der hohen Inflation. - Im Klartext: Die Firmen und oberen Manager belogen sich selbst sowie die Aktionäre mit Brutto-Werten, welche den Bezug zur wirtschaftlichen Realität verloren hatten. Fakt war: Leider litt in Japan nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Bevölkerung erheblich unter den Wirtschafts-Sanktionen des Westens und der Inflation sowie dem unfähigen Wirtschaftsgebaren der eigenen Regierung. Hier zeichnet sich in Japan selbst für die Kamerahersteller 2023 Ungemach am Horizont ab. Denn die japanische Bevölkerung hatte seit Jahrzehnten diese erfolglose Wirtschaftspolitik, welche nur die reichen Manager und Konzerne begünstigt, mit eigenem Geld bezahlt. Die Geduld ging bereits 2022 deutlich zur Neige. - Will die Regierung nicht die eigene Währung komplett ruinieren sowie die eigene Bevölkerung, welche bisher geduldig die wertlosen Staatsanleihen kaufte, verlieren, dann muss 2023 eine harte Änderung der Geldpolitik eintreten. Ansonsten droht bei der extrem hohen japanischen Verschuldung evtl. sogar bald der Staatsbankrott.
Ganz hart traf es die Imaging-Bereiche aller Konzerne, die faktisch in Fremdwährung - respektive inflations- sowie währungsbereinigt - weniger Umsatz und geringeren Gewinn erzielten. Das gilt insbesondere, wenn man die fast zweistellige Inflation berücksichtigt. Hier deutet sich ein Umbruch an. Denn so kann das nicht weitergehen. Spätestens 2023 muss man die aus dem Ausland bezogenen Fremdteile zu höheren (Dollar-) Preisen beziehen. Dann muss man die eigenen Verkaufspreise der Kameras und Objektive erhöhen oder wird Verluste schreiben. D.h. die Inflation wird letztendlich an die Foto- und Video-Kunden weitergereicht werden müssen. Da bereits 2022 die Verkäufe zurückgingen, wird das kommende Jahr - bei noch höheren Preisen - wohl kaum besser laufen.
Vor allem scheint die neue Produktausrichtung in der Wirtschaftskrise erhebliche Gefahren zu bergen. Viele der produzierten neuen Kameras zielten auf Käufergruppen mit weniger Geld ab, welche jedoch weltweit 2022 und auch 2023 für das eigene Hobby kaum Geld ausgeben können. Sogar die USA wird aufgrund steigender Zinsen 2023 nicht mehr eine so gut laufende Gesamtwirtschaft zeigen. - Wie geschrieben, wirkt das schleichende Gift Inflation erst langsam - mit vielen Monaten Verzögerung. D.h. die Kamerahersteller produzierten bereits 2022 das Falsche und auch noch auf Halde. Dies war umso ärgerlicher, als die wirklich Reichen auch im Herbst noch immer auf ihre neue teure High-End-Kamera und vor allem viele teure Objektive warten mussten. So kombinierten sich Missmanagement mit unflexiblen Produktionsstrukturen. Verstärkt wurde alles durch die Unfähigkeit des Top-Managements, sich endlich von den Altlasten bei kleinen Sensoren und DSLRs zu trennen. Zwar wurde dies immer wieder mündlich betont und beteuert, aber die Produktions-Zahlen belegten das Gegenteil: 2022 wurden viel zu viele Kompakt- und Bridge-Kameras sowie DSLR produziert - weit mehr als der Markt noch aufnehmen konnte.
Weil ich gefragt wurde: Während man in den (bezüglich der Produktionszahlen faktisch vergleichbaren) 1960er Jahren noch Fehlproduktionen von Modellen verschmerzen konnte, weil jedes Jahr mehr neue Fotokunden hinzukamen, also neue Einsteiger in das Hobby, welche auch eine nicht so hochwertige Kamera bei entsprechenden Preisnachlässen erwarben, liegt nun ein schrumpfender Markt vor. Die Zahl der Käufer nimmt ab und vor allem geht die Zahl der Neueinsteiger zurück. Daraus folgt, dass eine überhöhte Fehlproduktion für jene Zielgruppen evtl. auch mit Preisnachlässen nicht mehr verkaufbar sein könnte. Denn heute liegt eine umfassende Informationsmöglichkeit durch das Internet vor, welche vor 60 Jahren nicht gegeben war. Damals war die technische Entwicklung auch nicht so rasant, sodass Modelle nicht so schnell völlig veralteten. Aber inzwischen kommt jedes Jahr eine völlig neue Smartphone-Generation heraus - mit noch besseren Foto- und Video-Leistungen. Und ab 2023 wollen sogar die Kamerahersteller wieder massiv neue eigene Modelle herausbringen (quasi das Versäumte der letzten 3 Jahre nachholen), sodass ihre eigenen Vorgänger-Modelle schneller veralten.
Zwar ging es - wie vorausgesagt - den Berufsfotografen dank wieder steigender Hochzeitszahlen etwas besser als in den beiden Pandemie-Vorjahren. Aber die einsetzende Wirtschaftskrise traf sie bereits hart. Rasant steigende Strom-, Benzin- und Gaspreise trafen sie direkt aber auch ihre Kunden, welche zumindest in der zweiten Jahreshälfte begannen, weniger für Fotografen auszugeben. Dies betraf auch den kommerziellen Werbemarkt, da immer mehr Firmen sparen mussten.
Das betraf aber auch die gesamte nachgelagerte Fotowirtschaft: Nach leichten Erholungsanzeichen im ersten Halbjahr 2022 trafen die Inflation und die steigenden Energiepreise praktisch alle Bereiche. Wie vorausgesagt erkannten die Börsen-Analysten auch den Niedergang der Software-Industrie: Über 50% Wertverlust der Aktie bei Adobe binnen weniger Monate war ein harter Schlag und deutete das Ausmaß des Niederganges an. Ganz hart traf es die Zeitschriften, welche auch noch durch die drastisch steigenden Papierpreise litten. Hier deutet sich eine generelle Gefahr an: Alles, was direkt oder indirekt von Energie oder mit hohem Energieaufwand erzeugten Rohstoffen abhängt, wird über viele Jahre extrem leiden - vor allem in Europa. Das beginnt bei Studiofotografen und reicht definitiv bis hin zu Zeitschriften im Foto- und Video-Bereich.
Zwar fielen alle Kamera- und Objektiv-Hersteller 2022 negativ durch mehrere Preiserhöhungen auf. Aber aufgrund der langsamen Effekte der Inflation wird die Hauptwelle der Preissteigerungen erst ab 2023 voll bis zum Kunden durchschlagen. Gleichzeitig mussten alle Hersteller das eigene Sortiment ausmisten und eindampfen. Dabei fielen nicht nur Kamera-, sondern auch viele Objektiv-Modelle weg. Zumindest wurde es angekündigt. Bei vollen Lagern mit den oft ungeliebten Altbeständen dauert der Effekt jedoch lange, bis er den Endkunden erreicht.
Hardware: Technisch stellten die Hersteller 2022 viele neue Objektive vor, welche dringend erforderlich waren für die neuen spiegellosen Bajonette. Hinzu kamen allerdings auch neue Kameras, welche hingegen nur in Details verbessert wurden. Aber faktisch handelte es sich bei letzteren eher um das verspätete Ausbessern bemängelter früherer Fehler oder unbrauchbare Sonderfunktionen, wie 40-75 Bilder je Sekunde, für die es kaum schnelle Objektive gab. Insgesamt schien die Erneuerungsgeschwindigkeit 2022 jedoch abgenommen zu haben. Zumindest kamen keine revolutionären Techniken mehr heraus. Verloren die Hersteller langsam die Lust, angesichts des drohenden Endes?
Software: Viel wichtiger, aber kaum bemerkt, rüsteten viele Hersteller ihre neuen Kameras kontinuierlich mit neuer Firmware deutlich nach. Dadurch wurden zahlreiche Kameras erheblich aufgewertet. Vor allem sei hier Sony genannt, das vieles für seine aktuellen Kameras wie der A1 auf Top-Niveau verbesserte. Aber auch Canon bot nachträglich plötzlich einiges, wie einen Überhitzungsschutz, für die R5 bei Video - per Software. Also war es technisch immer möglich. Geliefert wurde es jedoch erst, als der Markt es forderte und die Verkaufszahlen zurückgingen. - Deshalb ist und bleibt berechtigte Kritik so wichtig. Die Hersteller können nämlich. Aber sie wollen nicht immer freiwillig. Es ist allerdings ein Trauerspiel, dass die Hersteller in der schwersten Krise noch immer derart handelten. Man hätte bereits zu Produktionsstart mit ausgereifter Software alles bieten können. Jedoch sind die Kamerahersteller definitiv noch immer keine Software-Spezialisten. Dieser Umstand entwickelte sich 2022 zum größten Nachteil gegen die Smartphones mit deren KI-Funktionen, die ihren diesbezüglichen Vorsprung sogar weiter ausbauen konnten.
Negativ war allerdings, dass die Unsitte - besonders von Sony - 2022 um sich griff, alte Kameras nicht mehr mit neuen Firmware-Updates zu versorgen, respektive Neuerungen neuer Kameras nicht an andere (ältere) Modelle per Software weiterzureichen. Man will offensichtlich in der Krise verstärkt neue Hardware verkaufen. Nur diese soll zukünftig noch neue Funktionen erhalten. Die angebliche Begründung, dass durch derartige Funktionen die älteren Kameras langsamer würden, mag zwar technisch in Grenzen für manche sehr alten Modelle zutreffend sein. Aber viele Anwender würden gerne auf ein paar Prozent Leistung verzichten, wenn sie dafür die neuen für die Foto- und Videopraxis relevanten Funktionen erhielten. Ferner waren viele Funktionen wie das Einblenden von z.B. Wasserwaagen oder die Erweiterung der frei belegbaren Schalterfunktionen etc. nun wirklich nicht leistungshungrig. Und selbst wenn, dann kann man so etwas den Kunden entscheiden lassen. Niemand wird gezwungen neue Software auf seine Kamera zu installieren. Mit einem Hinweis zur Leistungsreduktion versehen machen das dann nur die wirklich Interessierten. Aber auch hier müssen die Hersteller noch lernen. Denn viele Firmware lässt sich bis heute nur schwer wieder zurücksetzen auf den vorherigen Zustand.
Bei allen neuen Produkten des Jahres 2022 muss man allerdings festhalten, dass der Schwerpunkt sich immer deutlicher weg von der Standbild-Fotografie und hin zu Video / bewegten Bildern verlagerte. D.h. eine große Anzahl der Neuerscheinungen betraf eher die Videografie und war für Fotografen nur noch eingeschränkt brauchbar. Darüber dürfen Bezeichnungen wie Hybrid-Kamera nicht hinwegtäuschen. Faktisch waren es zunehmend Video-Kameras mit denen man auch noch - irgendwie - fotografieren kann. Dass die Zukunft bei Video liegt, machten alle Hersteller durch neue Spitzen-Video-Kameras deutlich, die interessanter Weise (für den Video-Bereich) zu erstaunlich niedrigen Preisen angeboten wurden. Jedoch darf der Preis des Gehäuses nicht täuschen. Denn das erforderliche Zubehör zur Video-Kamera bis hin zum komplett neuen Hochleistungs-PC sowie teurer Schnitt-Software erhöht den Systempreis deutlich. - Dennoch wurde 2022 offensichtlich, dass die Kamerahersteller sich endgültig von den Fotografen verabschiedeten. Dies galt auch für Nikon, das mit der Z9 vor allem eine hochwertige 8K-Video-Kamera anbot.
Wie vorausgesagt, besserte sich die Situation bei den Auslieferungen an die Endkunden im zweiten Halbjahr deutlich. Aber noch immer waren die teuren, hochwertigen Güter (neue Top-Kameras und vor allem Objektive) knapp - insbesondere in Europa, das aufgrund des schwächelnden Euros zunehmend absichtlich weniger Waren erhielt. Hingegen lieferte man zusätzliche Chargen in die florierenden USA, wo die Nachfrage größer war. Exakt das war meines Erachtens auch ein wichtiger Grund für die signifikante Verbesserung der Mangelwirtschaft: Die Nachfrage ließ weltweit deutlich nach. Deshalb konnten die gelieferten (eher geringen) Mengen den realen Bedarf zunehmend decken. Von manchen Produkten füllten sich sogar die Lager wieder. Das war jedoch ab Herbst 2022 eher ein negatives Warnzeichen, welches allerdings kaum gewürdigt wurde. Schauen Sie sich an, welche Produkte in den Online-Shops der Hersteller sofort verfügbar / lieferbar sind. Dasselbe gilt meist für die Foto-Fachgeschäfte. Jene Produkte sind zu viel. Dafür existierte zumindest nicht die erwartete Nachfrage. Das gilt auch für die Vorweihnachtszeit. Denn es handelt sich überwiegend um preiswerte Modelle für die ärmeren, jüngeren Einsteiger etc., welche jedoch dafür (zumindest in Europa) momentan kaum Geld ausgeben wollen.
Bei den Objektiven kam es zu unterschiedlichen Entwicklungen: Während Sony seinen Vorsprung bei seinem spiegellosen Bajonett(en) durch weitere Lizenzen, eigene neue Objektive und vor allem sehr viele neue Objektive der Dritthersteller drastisch erweiterte, zog Nikon zumindest mit einer Kooperation und angeblich einem Lizenzvertrag mit Tamron und Cosina (Voigtländer) evtl. auch Viltrox beim Z-Bajonett zaghaft nach. Hingegen ließ Canon andere (vor allem chinesische) Hersteller per Anwaltsschreiben und rechtlichen Drohungen deren Produktion von RF-Objektiven einstellen. Das mag zwar kurzfristig etwas mehr Geld in die Kassen der Firma Canon spülen. Langfristig verliert man dadurch jedoch die seit 2022 wieder anvisierte Kundschaft der ärmeren Fotografen und Einsteiger / Umsteiger, welche sich nicht die teuren hochwertigen Objektive von Canon leisten können und die billigen schlechten nicht wollen. Abgesehen davon war das Angebot der RF-Objektive 2022 unerwartet gering. Das betraf Neuerscheinungen wie vor allem die tatsächlich lieferbaren Modelle. Von den von zahlreichen Fotografen als Betrug angesehenen Teleobjektiven, die einfach nur einen fest eingebauten Zweifach-Telekonverter zu überteuertem Preis erhielten, einmal ganz abgesehen. - Um es deutlich zu formulieren: Die Zukunft der Camera-Abteilungen entscheidet sich bei den neuen spiegellosen Bajonetten mit den Objektiven. Der Anbieter mit dem größten Sortiment wird Marktführer. Jede Abschlusspolitik ist in einem weiter schrumpfenden Nischenmarkt schädlich. Deshalb schadete sich Canon mit seiner diesbezüglichen (Fehl-) Entscheidung 2022 selbst, wird die negativen Konsequenzen jedoch erst in den Folgejahren erkennen.
Gegen Ende des Jahres wurde es immer deutlicher, wie wenig die japanischen Hersteller wirklich an den Kunden interessiert waren: Haufenweise Fehler in den ausgelieferten Firmware-Versionen (bis hin zu Rückrufen und kurzfristigen Löschungen der Firmware-Updates auf den Internet-Auftritten), zunehmende Probleme bei den immer komplizierteren Systemkameras im Zusammenspiel mit den neuen nur noch kabelgesteuerten Objektiven und gleichzeitig immer weniger qualifiziertes Personal sowie kaum noch Lust, etwas zu beantworten, Probleme zu lösen oder Fehler zu beheben im Service - sogar im bezahlten Service der Berufsfotografen. - Dies alles bei gleichzeitig drastisch steigenden Preisen auf allen Ebenen. Ob das die (teilweise verärgerten) Kunden dazu anregt, noch mehr zu kaufen? - Ganz dreist trieben es manche Manager und CEOs, welche in Interviews gegen die dummen Kunden sogar noch gehässig nachtraten. So ist das nun einmal mit Wunsch und Wirklichkeit.
Ab dem Herbst wurde alles im Service in Europa und vor allem Deutschland nochmals schlechter, weil dann eine kombinierte Welle mit Corona, Erkältungskrankheiten und Herbstgrippe (Rebound-effect / Nachholeffekt ohne Maske) das inzwischen dünn gesäte fähige Personal weiter drastisch verringerte.
Allerdings war die Politik bei Canon und Nikon auch gegenüber der eigenen alten DSLR-Kundschaft, die oft über Jahrzehnte hinweg treu zu jenen Herstellern stand, alles anderes als wirklich kundenorientiert: Da wurden kryptische Botschaften herausgegeben, welche eher als Nebelkerzen zu werten waren. Klare Marketing-Strategien und vor allem Marketing-Botschaften an die Kunden sehen anders aus. Bis heute weiß niemand, wie es nun wirklich weitergeht mit jener (gleichgültig wie man es rechnet) erstaunlich großen Basis an DSLR-Kameras, -Objektiven und -Kunden. Letztendlich werden sie nur noch abgemolken und dann im Regen stehen gelassen. Diejenigen, welche mit einem Adapter zu spiegellosen Systemen wechseln wollten, haben es vermutlich in den fünf Jahren seit 2018 getan. Jedoch sind weder ein nicht immer perfekt funktionierender Adapter noch eine sogenannte Roadmap für neue Objektive für spiegellose Kameras ein wirkliches Migrationskonzept für die Altkunden. Dies gilt umso mehr, als viele der angeblich neuen Objektive für Normalkunden und ganz speziell in Europa schlichtweg nicht verfügbar sind - oder nur zu unrealistischen Preisen. Aus Zuschriften der letzten Jahre weiß ich genau, dass viele Altkunden frustriert sind. Entweder werden sie zu Sony wechseln oder ihr Hobby aufgeben - oder wie so viele nur noch mit dem Smartphone arbeiten. Das sieht nicht so gut für die Platzhirsche Canon und Nikon aus. Vor allem Canon frustrierte mit dem abgeschlossenen RF-Bajonett und der Sackgasse der spiegellosen M-Reihe viele Fotografen. Zumindest hätte man da mehr mit seinen eigenen Altkunden machen können. - Aber wie gesagt: 2022 wurde jedem klar vor Augen geführt, dass die Masse der Kunden offensichtlich nicht mehr wichtig war. Man konzentrierte sich endgültig auf die Reichen, welche sich leisten können, regelmäßig alles Alte wegzuwerfen.
Alte Objektive:
Wie korrekt vorausgesagt, erkannten die Manager bei Canon, Nikon und Sony nach den olympischen Spielen in Tokio 2020/21 ernüchtert, dass es unmöglich ist, die alten Objektive parallel zu den neuen für das jeweilige neue spiegellose System weiter zu entwickeln und auch nur weiterhin zu produzieren.
Bei dem im (ständig aktualisierten) Artikel Objektive gezeigten Bild der 2022 sichtbar gewordenen Ausdünnung handelt es sich nicht um eine Dezimierung (decimus - jeder Zehnte) der Produkte, sondern um ein Gemetzel.
Mir liegen sogar glaubwürdige Informationen aus jenen Firmen vor, dass man das Kapitel der alten Bajonette noch in diesem Geschäftsjahr (Canon Ende Dezember 2022, Nikon und Sony bis Ende März 2023) abschließen möchte. Danach will und muss man sich den neuen Objektiven widmen - nicht nur in der Entwicklung, sondern vor allem in der Produktion, im Vertrieb und im Marketing.
Man hat dann die alte Last bei Canon und Nikon immerhin fast 5 Jahre und bei Sony ca. 9 Jahre weiter mit sich herumgetragen. Persönlich hätte ich schon viel früher - aus rein ökonomischen Gründen - den Lichtschalter für die alten Systeme betätigt.
Aus diversen rechtlichen und Image-Gründen wird man das jedoch niemals so hart verkünden, sondern die noch sehr zahlreichen auf Halde (in Lagern auf allen Ebenen) in der Welt liegenden Bestände langsam auslaufen lassen. Das kann - vor allem angesichts der laufend weiter sinkenden Nachfrage - noch Jahre dauern, bis die letzten als sogenannte Neuware verkauft sind.
Dennoch sollten daran interessierte Fotografen dies nun als letzten Aufruf zum (Neu-) Kauf sehen. Je nach Model und Weltregion wird es diese Ware bald nur noch auf dem Gebrauchtmarkt geben - ohne Garantie und ohne Gewährleistung.
Neben zahlreichen Firmenzusammenschlüssen respektive Aufkäufen kam es auch durch viele leise oder etwas lauter sterbende Firmen zu einer deutlichen Marktkonzentration im Fotogewerbe. Dabei begannen einige ganz deutlich, ihre ihnen zugewachsene Marktmacht auszuspielen, indem sie die Fotografen und Kunden deutlich benachteiligten.
Zum Schluss sei festgehalten, dass die Konzerne alle überleben werden. Aber um die Camera-Unter-Bereiche einiger Konzerne mache ich mir ernsthafte Sorgen. Manche sind zu klein, mit einem weiter schrumpfenden Marktanteil bei zusätzlich schrumpfenden Stückzahlen. Aber selbst die Großen begingen 2022 meines Erachtens einige Fehler, welche die neuen Marktrealitäten der Inflation und einsetzenden Weltwirtschaftskrise verleugneten. Der Blick in Japan schien 2022 auf das florierende Geschäft in den durch die dortige Rüstungswirtschaft und als typischer Kriegsgewinnler boomenden USA fixiert gewesen zu sein. Aber der US-Markt war 2022 überhitzt und keineswegs repräsentativ. Ferner deuteten sich dort ebenfalls lange verkannte ökonomische Probleme an, welche die US Zentralbank (Fed) im Herbst durch drastische Zinserhöhungen in den Griff zu bekommen versuchte. Deren Effekte werden sich ebenfalls erst 2023 auswirken.
Kurzum: 2022 war für die Fotowirtschaft niederschmetternd. 2023 wird in Europa aufgrund der miserablen Ökonomie sowie der die eigene Bevölkerung treffenden Sanktionspolitik sogar verheerend werden. Denn unsere europäischen Politiker und die EU-Zentralbank begingen in den letzten Jahren exakt dieselben Fehler wie in Japan. Aber auch hier wollte 2022 keiner hart umsteuern. Allerdings werden selbst die USA 2023 kleinere Brötchen backen.
Zum Verdruss vieler wurde 2022 das Jahr der Künstlichen Intelligenz bei Fotos und ganz zaghaft bei Video. Trotz massiver Widerstände wurde durch KI erzeugte Kunstwerke / Fotos salonfähig und sogar in kommerziellen Galerien sowie Fotobörsen offiziell aufgenommen. Die englischen Organisatoren eines Fotowettbewerbs demonstrierten sogar die Fähigkeit, mit KI-Fotos einen Wettbewerb zu gewinnen.
Den größten Wandel konnte man bei genauem Hinsehen allerdings in den neuen Sozialen Netzwerken erkennen, wo neue Fotostile entstanden, welche sich komplett von allem abwenden, wofür dedizierte Kameras sowie deren Hersteller und die gesamte Software stehen. Die gesamte Fotowirtschaft und auch die Fotografen mit dedizierten Kameras haben darauf nicht nur keine Antworten, sondern beharren stur auf dem (altbekannten) exakten Gegenteil. Es scheint ihnen die Kreativität abhanden gekommen zu sein und auf die Smartphone-Fotografen sowie vor allem Fotografinnen übergegangen zu sein.
Abschließen will ich mit etwas Positivem: Die Autofokus-Funktionen wurden in allen modernen spiegellosen Kameras derart weiterentwickelt, das sie sich in der Fotopraxis nun kaum mehr signifikant unterscheiden. Wir nähern uns somit meiner Voraussage aus dem Jahres-Fazit 2020: Man kann somit als Fotograf bedenkenlos jedes gewünschte Modell erwerben. - Zugegeben: Für manche Fotostile (z.B. Wildtier- und Sport-Fotografie) darf es eine besondere spiegellose Kamera sein. Aber auch dabei unterscheiden sich die Hersteller nun kaum mehr. Man kann endlich mit allen arbeiten.
Detailauswertungen und Grafiken zum Jahresergebnis 2022
Preisentwicklung der Systemkameras mit und ohne Spiegel
Wert in 1.000 Yen je verschickter DSL - alle Systemkameras mit und ohne Spiegel. So wertvoll / teuer waren die DSL im Durchschnitt wirklich.
Alle Hersteller beteuern, dass sie einen massiven Trend zu teureren - pardon: hochwertigeren - Kameras feststellen und marketing-technisch auch bewerben, weil alle Firmen darin ihr Heil sehen, und der Kunde dies nicht nur bereitwillig mitmacht, sondern sogar wünscht. - Man ist hier an den Chevas-Regal-Effekt erinnert: Falls ein Produkt nicht gekauft wird, dann überteure den Preis. Dieser Trick aus der Verkaufspsychologie funktionierte bei vielen (nicht-technischen) Produkten.
Und in der Tat hat sich der durchschnittliche Wert der DSL-Kameras (alle Systemkameras mit und ohne Spiegel zusammen) zwischen 2011 und 2022 immerhin um 202% auf rund 102.962 Yen erhöht. (Zum Vergleich: Das waren Anfang Februar 2023 etwa 729 Euro. Vorsicht: Hierbei handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um reine Netto-Produktionspreise.)
Erstaunlich ist die drastische Zunahme seit 2019. Offensichtlich waren durchschnittlich 202% Preissteigerung von 2011 bis 2022 dem Endkunden vermittelbar. Aber es bleibt abzuwarten, wie viel er nochmals obendrauf mitträgt.
Dieser aus Firmensicht so erfreuliche Trend übertrifft inzwischen sogar die früheren Werten, welche die CIPA seit 2003 ausweist.
Der durchschnittliche Wert der verschifften Kameras wird jedoch auf jeden Fall zukünftig weiter steigen, da einerseits immer mehr Kunden aus den unteren Einkommensschichten den Firmen zu Smartphones weglaufen und andererseits die Firmen ihre Angebotspalette systematisch um hochpreisige Produkte ergänzen.
D.h. faktisch kam der extreme Anstieg der Preise je Stückzahlen seit 2020 überwiegend durch den Wegfall billiger Systemkameras zustande, welche in der Käufergunst sanken.
Mit anderen Worten: Systemkameras unter 1.000 US$/Euro wurden kaum mehr nachgefragt, weil sie kaum Mehrwerte zu Smartphones mehr boten.
Oder um es noch deutlicher zu formulieren: Die Gesamtzahl der verschifften / verkauften Kameras verschob sich zu den teuren - vor allem mit Vollformat-Sensoren.
Wert in 1.000 Yen je verschickter Kompakt- und Bridge-Kamera. So wertvoll / teuer waren die Kompakt- und Bridge-Kameras im Durchschnitt wirklich.
Alle Hersteller beteuern, dass sie vor allem bei - und Bridge-Kameras einen massiven Trend zu wertvolleren Modellen feststellen und marketing-technisch auch bewerben, weil alle Firmen nur noch darin ihr Heil sehen, und der Kunde dies nicht nur bereitwillig mitmacht, sondern angeblich sogar wünscht.
Und in der Tat hat sich der durchschnittliche Wert der Kompakt- und Bridge-Kameras zwischen 2012 und 2022 auf 370% fast vervierfacht und so auf rund 34.057 Yen erhöht. (Zum Vergleich: Das waren Anfang Februar 2023 etwa 241 Euro. Vorsicht: Hierbei handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um reine Netto-Produktionspreise.)
Jedoch ist dieser aus Firmensicht so erfreuliche Trend nichts im Vergleich zu den früheren Werten, welche die CIPA ausweist.
Um es ganz klar festzuhalten: Kompaktkameras (Kameras mit festem Objektiv) sind heute (für die Hersteller) durchschnittlich kaum mehr so viel wert wie um die Jahrtausendwende. Da die Inflation, Wechselkurse etc. nicht berücksichtigt wurden, sind die neueren Nominal-Werte sogar deutlich schlechter.
Mit aller Vorsicht lässt sich somit behaupten, dass die meisten Kunden auch die in Fachzeitschriften und Foren bejubelten immer teureren Edel-Kameras zwar bewundern, aber sich dann doch mehrheitlich noch immer eher preiswerte Modelle (oder ältere, siehe Sony) anschaffen.
Ferner wird dieser für die Firmen erfreuliche Wert dadurch getrübt, dass die preiswerten Kompaktkameras schlichtweg weniger nachgefragt wurden, weil sie durch Smartphones ersetzt wurden. Teure Kompaktkameras gab es immer und sie fanden auch immer ihre Kunden - meist ernsthafte Fotografen, welche eine qualitativ hochwertige Kompaktkamera als Zweitkamera zur großen DSL wünschten. Nun entfallen seit Jahren die Kunden aus dem billigen Preissegment. Zwischen 2010 und 2022 sanken die Verschiffungen von über 108 Mio. Kompaktkameras auf 2 Mio. Bereits dadurch verschiebt sich automatisch der durchschnittliche Wert der Kameras nach oben zu den hochpreisigen.
Der lange Weg bei spiegellosen Kameras zum Erfolg
SLR (blau = mit Spiegel) und spiegellose Kameras (rot) in Millionen verschifften Gehäusen.
Vorab: Erst seit 2011 werden die beiden Kameratypen mit und ohne Spiegel bei CIPA separat aufgelistet.
Während man bei Kameras mit Spiegel (blau) einen deutlichen Rückgang erkennt, konnten sich die Spiegellosen zumindest auf einem beachtlichen Niveau halten.
Aber vom vielfach vorhergesagten schnellen Umstieg aller Fotografen auf spiegellose Systeme kann man noch immer nicht sprechen.
Ganz im Gegenteil zeigte sich 2020 ein verheerender Trend: Während DSLRs geradezu abstürzten, sank auch die Nachfrage nach spiegellosen Kameras deutlich - auf den tiefsten jemals publizierten absoluten Wert.
Vor allem 2021 waren die Zahlen ernüchternd: Absolut gesehen waren es zu viele verschiffte DSLR und insgesamt zu wenige spiegellose Kameras.
2022 setzten sich beide Trends fort, sodass man nun bei den Verschiffungen von 2/3 spiegellosen Kameras zu 1/3 DSLRs ausgehen kann.
SLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) im prozentualen Vergleich (der verschifften Einheiten).
Prozentual fällt die Marktveränderung zwischen den beiden Kameratypen mit und ohne Spiegel zwar deutlicher zugunsten der Spiegellosen aus.
Aber über 31% aller Kunden bei Systemkameras griffen 2022 noch immer zu klassischen Kameras mit Spiegel. Oder - vorsichtiger formuliert - die Hersteller glaubten das und verschifften diese vielen DSLR-Modelle.
Vor allem an diesen beiden sich 2022 aufsteilenden Kurven erkennt man, dass sich die Hersteller nun etwas schneller wechseln wollten.
SLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) im Wert-Vergleich in 1.000 Yen.
Hier die große Grafik bildschirmfüllend.
Vorsicht: Um die Unterschiede sichtbar zu machen, musste die Grafik in ihrer Höhe drastisch verändert werden. D.h. die Y-Achse beginnt unten nicht bei 0.
Während man bei Kameras mit Spiegeln insgesamt eine weitgehende Seitwärtsbewegung festhalten kann, konnte man bei spiegellosen Systemen den Wert je Kamera steigern.
Bei spiegellosen Systemen lässt sich zweifelsfrei ein deutlicher Trend zu immer teureren Kameras feststellen: Eine Steigerung von 31.645 auf 128.501 Yen (das 4-Fache) in 10 Jahren ist beachtlich. Einerseits waren die Kunden hier offensichtlich bereit, über 306% mehr zu bezahlen. Andererseits lag dies sicherlich zu einem erheblichen Teil auch daran, dass erst in den letzten Jahren wirklich hochwertige spiegellose Kameras auf den Markt kamen - zu allerdings auch entsprechend hohen Marktpreisen.
Bereits 2015 hatten somit die spiegellosen Kameras diejenigen mit Spiegel nicht nur im durchschnittlichen Wert eingeholt, sondern sogar etwas überholt. Seitdem festigte sich dieser Trend.
Damit dürfte nun hoffentlich auch endlich der Mythos vom Tisch sein, dass gleichwertige spiegellose Kameras preiswerter wären, als solche mit Spiegel. 2022 kosteten die verschifften spiegellosen Kameras durchschnittlich mehr als 2,7-Mal so viel wie Kameras mit Spiegel: 128.501 Yen für spiegellose gegenüber 46.825 Yen für DSLR.
Ganz vorsichtig darf man somit vermuten, dass diejenigen Kunden, welche sich spiegellose Kameras zulegten, im Durchschnitt bereit waren, dafür sogar mehr zu bezahlen als für Kameras mit Spiegel. 2022 waren spiegellose Kameras durchschnittlich fast dreimal so teuer wie Kameras mit Spiegel (DSLRs)
Vergleicht man die jährlichen Wertsteigerungen bei spiegellosen Systemen, so zeigt sich mit einem Plus zum jeweiligen Vorjahr +16%, +13%, +7%, +6%, +15%, +18%, +12% zum Vorjahrespreis. 2020 kam es auf bereits hohem Preisniveau nochmals zu +18% Preissteigerung sowie 2021 nochmals zum Sprung um über +24% und 2022 um +23%.
Angesichts neuer sündhaft teurer spiegelloser Modelle 2021 (Sony Alpha 1) wird der steile Trend auch kaum zu stoppen sein. Fotografen sollten sich auf weiterhin steigende Preise bei spiegellosen Kameras einstellen.
Allerdings liegt dieser durchschnittliche Preiseffekt auch an den in großer Zahl der wegfallenden billigen spiegellosen Kameras. Jene sanken in der Käufergunst seit Jahren - insbesondere im Bereich Micro-Four-Thirds und APS-C.
Wegbrechender Beifang der Normal-Fotografen
Hinweis: Es handelt sich um eine additive Flächendarstellung. Beide Flächen zusammen ergeben die (bereits oben dargestellte) Jahresverschiffung von 2003 (Anfang der dezidierten Messung) bis heute. Die Einheiten sind in tausend Stück verschiffte Kameras.
Man erkennt auf den ersten Blick, dass früher der Beifang (orange Fläche) der Gelegenheitsfotografierer, welche überwiegend Kompakt- und Bridge-Kameras erwarben, extrem hoch war. Aber er fiel von über 110 Mio. im Jahr 2008 auf rund 2 Mio. im Jahr 2022. Da sind über 98% der Kunden verloren gegangen. Das war jedoch auch immer das Reservoir der potentiellen Aufsteiger zu wertvolleren Systemkameras.
Man erkennt allerdings ebenso, dass die Anzahl der verschifften Systemkameras (blaue Fläche) seit 2012 auch deutlich zurückging. 2012 waren es noch fast 20,2 Mio. DSL (Systemkameras mit und ohne Spiegel) und 2021 nur noch rund 5,3 Mio. Ein Minus von über 73%. 2022 erhöhte man die Verschiffung wieder auf etwas über 5,9 Mio. Stück. Das werden sicher viele Analysten als Durchschreiten des Tales der Tränen definieren. Aber das halte ich nur für eine angebotsseitige Sockelbildung. Denn diese Kameras sind nicht an Endkunden verkauft, sondern nur in die Lager der untergeordneten Firmen (Groß-Händler etc.) verschifft.
Noch fataler ist hingegen, dass inzwischen der rote Beifang an Gelegenheitsfotografierer geringer ist, als die Kernmasse der ernsthaften Fotografen, die sich eine Systemkamera anschaffen.
Sinkende Kernzielgruppe und sinkender Beifang an potentiellen Neukunden wird jedoch langfristig zum Existenzproblem für die Fotobranche.
Im Gegensatz zu allen Prognosen der Kamerahersteller sehe ich im klassischen Fotobereich keine stabile Größe an loyalen Kunden mehr. D.h. die Nachfrage wird somit kontinuierlich weiter sinken.
Prognose bis 2025 für Systemkameras:
Bei Systemkameras (DSL - mit und ohne Spiegel zusammen) kann man das optimistische Szenario - das ist die kühne Hoffnung der Kamerahersteller - mit jährlichem leichtem Wachstum ab 2022 von ca. 100.000 Kameras bis 2025 (orange) durchspielen und kommt 2025 auf rund 6,2 Mio. Kameras weltweit.
Das pessimistische Szenario mit -10% jährlichem Rückgang (grau) kommt 2025 auf 4,3 Mio. Systemkameras (DSL - mit und ohne Spiegel) weltweit.
Das extrem pessimistische Szenario mit -20% jährlichem Rückgang (blau) kommt 2025 auf 3,0 Mio. Systemkameras (DSL - mit und ohne Spiegel) weltweit.
Nikon ging Ende 2019 mittelfristig (gewöhnlich 5 Jahre) von nur noch 3 Mio. System-Kameras aus.
Prognose bis 2025 für Kompakt- und Bridge-Kameras:
Bei Kompakt- und Bridge-Kameras kann man das optimistische Szenario mit durchschnittlich 20% jährlichem Rückgang (das waren weniger als die Werte seit 2010) bis 2025 (orange) durchspielen und kommt 2025 auf rund 1,1 Mio. Kameras weltweit.
Das pessimistische Szenario mit 30% jährlichem Rückgang bis 2025 (grau) kommt 2025 auf rund 0,7 Mio. Kameras bei Kompakt- und Bridge-Kameras weltweit.
Weiter geht es mit: Die Foto-Wirtschaft 2023 - Pandemie, Logistikprobleme und Mangelwirtschaft sowie Krieg und Wirtschaftssanktionen erschweren der Fotobranche die Erholung.
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