Die Foto-Wirtschaft befindet sich seit 2010 im Sturzflug.
Dieser Artikel befasst sich mit der Foto-Wirtschaft, den ökonomischen Rahmenbedingungen der Kamerahersteller, der Krise der digitalen Kamerahersteller, dem Niedergang der Fotobranche, der Ökonomie in der Fotografie, sowie allgemeinen kommerziellen Aspekten des Fotografierens im Jahr 2020 - dem durch die Corona-Pandemie erzwungenen Schicksalsjahr.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei der Foto-Wirtschaft 2020 behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Bei dieser wirtschaftlichen Betrachtung der Kamerahersteller und der nachgelagerten Fotoindustrie, des Fotofachhandels und der Berufs- sowie Amateurfotografen im Jahr 2020 handelt es sich um einen wissenschaftlichen Folgeartikel.
Zum Verständnis der hier publizierten Thesen, Analysen und Bewertungen sind folgende Artikel unabdingbar:
Foto-Wirtschaft. - Dort finden Sie alle Thesen, Theorien und deren Ausarbeitung sowie Beweise detailliert erklärt.
Statistiken. - Dort finden Sie alle Details zu meinen statistischen Berechnungen sowie deren Datengrundlagen.
Foto-Wirtschaft - Kameras - 2003 bis heute alle wirtschaftlichen Daten in übersichtlichen Diagrammen verständlich zusammengefasst - mit detaillierten Analysen.
Bitte verzichten Sie auf Fragen zu diesem Artikel zum Jahr 2020 solange Sie nicht die obigen Artikel gelesen haben. Aus Zeitmangel kann ich jene Inhalte nicht nochmals als E-Mail jedem Einzeln schreiben.
Definition: Wenn hier von Fotowirtschaft und Kameras gesprochen wird, so ist der Bereich der klassischen, dedizierten Kameras gemeint, die nur für das Fotografieren und Filmen konzipiert sind und hergestellt werden. Nicht gemeint sind u.a. Smartphones.
Nachdem es in der Fotobranche seit 2010 steil bergab ging, war auch 2020 in Folge das schlechteste Jahr seit den frühen 1970ern zu verzeichnen.
Jährlich verschiffte Kameras 1970 bis heute (laut CIPA, Zahlen bis heute).
Hier die große Grafik bildschirmfüllend.
Hinweise zum Schaubild:
Einige wichtige Firmen - wie Samsung, Leica etc. - sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Deutlich erkennt man, dass bis Mitte der 90er Jahre die Steigerungen der Produktion / des Verkaufs eher gering waren. Erst 1996 wurde die Marke von 30 Mio. Kameras pro Jahr überschritten. Das war so ungefähr der damalige Markt der analogen Fotografen. Dann setzte der enorme Aufschwung durch die Digitalisierung der Fotografie ein, der völlig neue Zielgruppen zur Fotografie brachte.
Der Absturz seit 2010 lässt sich nicht mehr nur durch normale Marktschwankungen erklären.
Die 2017 einseitig von den Herstellern durch Überproduktion künstlich erzeugte Sockelbildung hielt erwartungsgemäß nicht.
Nachdem die psychologisch wichtige Unterstützungslinie bei 20 Mio. Kameras (rote durchgezogene Linie) 2018 durchbrochen wurde, blieb nur noch die 10 Mio. Kameras (violette gepunktete existenzielle Linie), welche 2020 unterschritten wurde.
Die Grafik ist nicht ganz fair, da früher auch noch zahlreiche andere Hersteller aus anderen Ländern eine große Anzahl an Kameras produzierten. D.h. diese rein japanischen Zahlen vor 2000 sind somit für den gesamten Weltmarkt teilweise deutlich zu niedrig angesetzt. Daraus wird ersichtlich, dass der Abschwung 2020 bereits dramatisch war. Korrekt berechnet lag der Wert der 2020 verkauften Kameras weltweit nur noch etwa auf dem Niveau der frühen 1970er oder sogar späten 1960er Jahre.
So gegen Weihnachten (2019) und zum Jahresanfang (2020) verfasse ich üblicherweise anhand der bisherigen Daten einen allgemeinen Ausblick zum bevorstehenden Wirtschaftsjahr der Fotoindustrie, den ich auch weitgehend so stehen lasse. Sehen Sie dies bitte als Educated Guessing
anhand meiner jahrzehntelangen Erfahrung, aber nicht als bereits bewiesene Fakten. Ob es sich so entwickelte, können Sie dann am Ende dieses Artikels nachprüfen.
Die Weltwirtschaft trübte sich endgültig ein. Das hat Auswirkungen auf den Fotomarkt. Erste Manager sehnten sich Ende des Jahres 2019 sogar eine kleine Weltwirtschaftskrise herbei, um in deren Windschatten und allgemeinen Chaos den eigenen Fotobereich schnell sowie grundlegend zu reformieren und zu bereinigen. Mit einer äußeren Krise kann man alles begründen bzw. wird es nicht müssen, da diese Nachrichten untergehen angesichts drängenderer Probleme jedes Einzelnen.
Zwar deutete sich seit Ende 2019 eine von beiden Seiten erwünschte Einigung im Zollstreit zwischen den USA (Wahlkampf 2020) und China (Wirtschaftsabschwung) an. Aber viele nationale Ökonomien litten auch an selbstgemachten Problemen, die dadurch nicht wirklich behoben werden.
Zwar bin ich ein Gegner jeglicher Panikmache. Aber, wenn die von China Anfang Januar (endlich offiziell) publizierte neue Seuche Coronavirus nicht bis Ostern 2020 weltweit in den Griff zu bekommen ist, dann wird sie negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Das war damals mit SARS 2003 auch schon so.
Was mich und immer mehr andere Wirtschaftsanalytiker Ende 2019 beunruhigte, war die ständig steigende Anzahl an weltweit zunehmenden Protesten aufgrund sozialer Missstände, Hungerlöhnen und Sozialkürzungen. Es mag meine überwiegend wohlsituierten Leser zwar erstaunen. Aber die Mehrzahl lebte auch in Deutschland schon lange nicht mehr im Luxus. Aufgrund meiner früheren Tätigkeit im Bankbereich erfahre ich noch vieles von dort. Der Tenor ist, dass die Mehrzahl der Bankkunden bereits bei einer unerwarteten Rechnung von 1.000 Euro (eigentlich eine nur mittelgroße Autoreparatur) in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Da stehen bei den Massen schon lange keine kurzfristigen Kaufräusche bei Fotokameras im vierstelligen Bereich mehr an. Die überwiegend jungen Mädchen der Klima-Aktivisten, die es sich leisten können für andere Dinge zu demonstrieren, gehören den wohlhabenden Schichten an. Kurzum: Das frei verfügbare Netto-Einkommen schrumpfte auch bei uns in den letzten Jahren dramatisch.
Die Hersteller werden ihren Sparkurs und die Umstellung auf spiegellose Systeme fortsetzen. DSLRs werden systematisch heruntergefahren werden. Die Konzentration auf Vollformat und Mittelformat wird sich fortsetzen. Ferner werden sich alle Hersteller noch mehr auf Berufsfotografen sowie reiche Enthusiasten konzentrieren und den durchschnittlichen Amateur sowie dessen Interessen weiter aus den Augen verlieren. 2020/21 finden die olympischen Spiele statt mit neuen Spitzenmodellen der Sportkameras - bisher das klassische Argument für viele Berufsfotografen zum Neukauf.
Aufgrund der Rückmeldungen zum Artikel Wege aus der Krise, muss man festhalten, dass es dem beruflichen Teil der Fotografen finanziell 2019 wesentlich schlechter ging, als angenommen, und der Rest zunehmend unter den üblichen Altersproblemen litt: Die Hersteller sollten sich produktionstechnisch darauf einstellen. Ich schätze, dass der Absatz für die neuen Profikameramodelle 1DX Mark III und D6 deutlich kleiner ausfallen wird als früher. Bei Nikon erwarte ich ca. 1/3 weniger Käufe und bei Canon nur noch ca. halb so viele wie beim jeweiligen Vorgängermodell.
Deshalb prognostiziere ich für 2020 auch ein weiteres - bisher ungesehenes - Preisdumping, damit man die APS-C- und auch manche Vollformat-Kameras mit Spiegel noch abverkaufen kann. Sollten Canon und Nikon die Preise bei jetziger Überproduktion dennoch hochhalten, so werden es 2021 die Einzelhändler durchführen. Sie wollen nicht auf Ladenhütern sitzen bleiben. Hier bietet sich eine einmalige Preis-Chance für DSLR-Fotografen auch bei hochwertigen Objektiven.
Ein Preisdumping bei den Modellen mit Spiegeln wird jedoch die Nachfrage nach den neueren und kaum höherwertigen Modellen ohne Spiegel negativ beeinträchtigen. Letztendlich werden die Hersteller gezwungen, die Produktion der meisten alten Spiegelmodelle einzustellen, um die neuen spiegellosen Modellreihen zu retten. Aber das führt zu rechtlichen Problemen. So darf in Deutschland ein Produkt nur als neu verkauft werden, das noch produziert wird. Das führt zwangsläufig zu weiterem Preisdumping bei DSLRs. Das ist inzwischen eine sogenannte Catch-22-Situation: Egal, was das Management jetzt noch macht, es hat nur nachteilige Folgen.
Obwohl die Lager weltweit voll sind, werden die Hersteller dennoch zu spät reagieren und noch monatelang auf Halde produzieren. Dies wird den Preisdruck weiter erhöhen.
Die Produktion hätte zwar 2019 bereits massiv gesenkt werden müssen. Das haben sogar die japanischen Manager vollmundig selbst angekündigt. Aber bis einschließlich Oktober 2019 wurde sie erhöht und weiter die Lager überfüllt. Auch in den Folgemonaten wurde sie nur zögerlich reduziert. Die Folge ist, dass 2020 mindestens über ein halbes Jahr die gesamte Produktion auf die Hälfte gesenkt werden muss, um auch nur die Hauptlager in Asien zu leeren. Da dies aufgrund langfristiger Zulieferverträge wohl kaum schnell realisierbar ist, wird es über das ganze Jahr 2020 zu rhapsodischen Produktionsrückgängen kommen. Das kann bis hin zu völligem Chaos reichen. Alle Firmen werden versuchen, sich dem rapiden Nachfragerückgang bei Crop-Sensoren anzupassen.
Selbst unter optimalen Bedingungen wird es weder Canon noch Nikon gelingen, bis zum Jahresende 2020 ein ausgebautes Gesamtsystem mit ausreichend Objektiven in ihrem neuen spiegellosen Vollformat-Bereich anzubieten. D.h. dieser Bereich wird ebenfalls vor sich hindümpeln. Es werden zwar weitere Kameras angeboten werden, die jedoch als zweiter Wurf oder Version 2 noch immer nicht alle alten Kunden überzeugen können. Technische Revolutionen stehen nicht an.
Nach den olympischen Spielen in Tokio wird jedoch in den Konzernzentralen eine harte Ernüchterung einsetzen. Ökonomische Fakten werden dann drückend und Investoren drängend werden. Solche ökonomischen Ernüchterungen nach vorausgehender übertriebener Euphorie fanden sich bisher nach vielen olympischen Spielen in vielen Ausrichtungsländern. - Man denke nur an Brasilien.
Die gerne übersehenen Dritthersteller werden zunehmend leiden. Ferner wird es auch immer mehr Zulieferer und Zubehörhersteller hart treffen. Nach jahrelanger Durststrecke fehlen vielen inzwischen die Reserven. Ferner sind die Aussichten deutlich negativ auf weitere Marktschrumpfung eingestellt. D.h. es könnte zu einem Flächenbrand kommen, den nur noch wenige Firmen überleben.
Überdies wird es den gesamten nachgelagerten Bereich der Fotowirtschaft ab 2020 hart treffen. Das bezieht nun auch Software-Firmen ein. Weniger Kameras führen zu einer sinkenden Nachfrage nach neuer Software sowie nach Updates / Upgrades. Das betrifft meines Erachtens vor allem die noch als Kaufversionen erhältlichen Produkte. Mietsoftware wird aber auch unter Abonnement-Kündigungen leiden.
Allerdings betrifft dies als Auswirkung der im Artikel Foto-Wirtschaft geschilderten grundlegenden sozialen Veränderungen der modernen Gesellschaft alle klassischen Fotografen: Berufsfotografen wie Amateure. Auch alle daran profitierende sonstigen Dienstleister wie Foto-Wettbewerbe und Foto-Foren werden drastische Einbußen erleiden. Sogar die Zeitschriften, welche Tests durchführen und die Amateure informieren, werden in Bedrängnis geraten. Das ökonomische Problem liegt bei fast allen Firmen in hohen Fixkosten bei ständig schrumpfenden Teilnehmer- / Kundenzahlen.
Laut Guardian und der Financial Times will die Vizepräsidentin der EU Margrethe Vestager die Künstliche Intelligenz in Europa einem von ihr eingerichteten auslandskritischen und US-firmenfeindlichen Ethikrat unterstellen und insbesondere jede Gesichtserkennung verbieten. Dies inkludiert auch die viel weitergehende Augen- und Iris-Erkennung. Das würde automatisch jede moderne Fotokamera und jedes Smartphone verbieten, als auch den Import und Benutzung in Europa verunmöglichen. Wird es ausgestaltet wie die DS-GVO und das Bundesdatenschutzgesetz mit bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe für Privatpersonen, die dagegen verstoßen, dann wird bereits der Besitz einer Kamera zur schlimmeren Straftat als der Besitz von Schusswaffen. Wollten die Hersteller das vermeiden, müssten sie für Europa andere Versionen herstellen, welche noch weiter als schon bisher in ihren Eigenschaften eingeschränkt wären. Ferner müssten Touristen wohl ihre gesamte Elektronik während eines Aufenthaltes in der EU ausschalten oder bei der Einreise abgeben. Schade, dass man solche wichtigen Nachrichten in deutschen Medien nicht mehr findet. Dann findet der Fortschritt nur noch außerhalb Kontinental-Europas statt. Ohne England wird wohl kein Land der EU diesen Weg in das technische Aus mehr stoppen. Wenn Historiker in ca. 50 Jahren auf den Niedergang der EU blicken und deren Gründe untersuchen, wird dieses EU-Gesetz eine wichtige Rolle spielen. Wie beim Datenschutz mit der DS-GVO und dem Urheber- (=Verlags-Schutz-) Gesetz schüttet die EU das Kind mit der Bade aus.
Die EU will weiterhin für YouTube und Konsorten mit dem Urheberrechtsgesetz einen Upload-Filter erzwingen, deren Regeln nur wenige Großkonzerne erfüllen können. YouTube hat sogar bereits damit gedroht, ganz Europa sperren zu müssen. Damit fallen dann viele Vlogger weg. Das waren jedoch die jungen Kunden, die sich eine spiegellose Kamera kauften. Viele streben inzwischen nach Reichtum durch öffentliche Filme bei YouTube. Aber die meisten jungen Influencer können sich keine Profi-Video-Kamera leisten. Deshalb besteht seit 2008 der Boom bei Fotokameras mit Video-Funktionen. Sie erlauben jedem unbedarften Menschen, Videos einfach und preiswert zu produzieren.
Dazu kommt die unglaublich schnelle Weiterentwicklung der Smartphones. Zahlreiche neue Modelle werden 2020 8K in der ersten Stufe (mit vermutlich nur 30 Bildern in der Sekunde) anbieten. Die meisten werden bis 2023 allerdings definitiv mit hochwertigem 8K-Video brillieren. Über 100 Mega-Pixel Sensoren besitzen die Smartphones bereits heute. Das wird dann Standard. Samsung hat im verschlafenen Europa 2018 seine 8K-Fernseher vorgeführt. Bei den olympischen Spielen den olympischen Spielen 2020/21 wird Tokio der Welt demonstrieren, was 8K-Fernsehen bedeutet. Spätestens 2022 zur Fußball-WM wird 8K-Fernsehen einen Boom erfahren. Während bis dahin die nochmalige Vervierfachung der Rechenleistung bei Smartphones dies in Taschenform erlaubt, werden klassische Fotokameras kaum so schnell nachziehen können. Canon und Nikon werden sich sehr schwer tun. Aber auch Fuji und Sony müssen sich noch anstrengen, um 8K mit den erforderlichen 120 Bildern je Sekunde für ruckelfreie Schwenks zu liefern. Es fehlt den Fotokameras schlichtweg an Rechenleistung. Bereits seit 2017 wurden sie von Smartphones auf diesem wichtigen Gebiet überflügelt.
Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil des Restbestandes an Kamerakäufern im Grunde eine Videokamera für YouTube und Konsorten anschafft, sich jedoch keine dafür speziell konzipierte professionelle Version leisten kann. D.h. sie müssen aus finanziellen Gründen die Zwitter Foto-Kamera mit Video-Funktion wählen. Sollte hier jemals ein Anbieter eine hochwertige und preiswertere Videokamera anbieten, dann würde dies unkalkulierbar negative Auswirkungen auf den Videobereich der Fotokameras haben. D.h. es würde die neuesten Systeme der spiegellosen Kameras betreffen, auf denen die gesamte Hoffnung der Branche ruht. Und wie oben bereits angedeutet, sehe ich diese Videokameras bei Smartphones heranwachsen.
Inzwischen hege ich sogar große Zweifel an der Anziehungskraft der Systemkameras insgesamt.
Das Leiden des deutschen Foto-Einzelhandels wird sich weiter verstärkten. Es ist eine Welle der Aus-/Umstiege aus dem klassischen Fotobereich resp. der Bankrotte ab 2020 zu erwarten. Dann werden auch der Service und Support für jeden Fotografen spürbar nachlassen. Dies dürfte bereits allgemein verständlich sein, da 7 Firmen (Canon, Nikon, Sony, Fuji, Olympus, Panasonic, Pentax) bei einer weiteren Marktschrumpfung um 50% bis 2025 keinesfalls denselben Service (kostenlos) mehr anbieten können. Vor allem für Fotografen, die auf dem Lande (in der sogenannten Fläche
) leben, wird es bei Reparaturen und Hilfen sehr schwierig werden.
Zusammenfassung: 2020 wird das Jahr der vielen harten, einschneidenden, schmerzlichen Entscheidungen werden, die sich nicht mehr verheimlichen lassen und spätestens 2021 die ganze Branche sowie die Fotografie und den Video-Bereich umkrempeln werden. Um es ganz klar zu sagen: Firmen, die dabei mehrere erforderliche Weichenstellungen zu spät oder falsch treffen, wird es ökonomisch hart treffen. Allerdings ist das Management keiner Firma gegen Fehlentscheidungen gewappnet.
Wie ich bereits im Januar 2020 voraussagte, ist mit Seuchen nicht zu spaßen. Man muss sie am jeweiligen lokalen Ausbruchsort mit harten Maßnahmen umgehend bekämpfen. Dies haben fast alle beteiligten Länder zumindest in der bei ansteckenden Krankheiten wichtigen Anfangsphase - versäumt.
Zu allen ausführlichen Erläuterungen und Belegen zur Corona-Pandemie siehe: In eigener Sache 2020.
Nach mehreren lokalen Ausbrüchen in China bereits seit mindestens Spätsommer / Herbst 2019 in verschiedenen Provinzen, welche immer wieder versiegten und lange unentdeckt blieben, brach die Seuche zwar Ende November 2019 in der Provinz Hubei in der Nähe der Millionenstadt Wuhan aus. Aber zumindest die lokalen und regionalen Behörden vertuschten nachweislich wochenlang alles.
Als die Regierung Anfang Januar 2020 endlich eine Seuche anerkannte und offiziell publizierte, war Sars-CoV-2 - auch CoViD-19 genannt - schon weit in China verbreitet. Aber China blockierte noch immer jegliche Hilfe der USA (CDC) und der WHO sowie alle Nachforschungen von außen. Bis Ende Januar ließ man sogar alle eigenen Bürger noch zum chinesischen Neujahrsfest in das Ausland fliegen und die Seuche so u.a. aktiv in den Iran, Italien und nach Frankreich direkt exportieren.
Erst im Februar und vor allem im März wurden dann drastische landesweite Maßnahmen mit Firmenschließungen und drakonischem Hausarrest durchgeführt.
Teile der chinesischen Bevölkerung hatten durch eigene illegale Nachrichten in sozialen Netzwerken vorgewarnt bereits im Januar Gegenmaßnahmen ergriffen und kauften weniger. Im Februar kollabierte der Konsum. Im März brach auch die eigene Produktion in China endgültig ein.
Weil man im Jahr 2021 das 100-jährige Jubiläum der Kommunistischen Partei Chinas feiern will und dazu ökonomische Erfolge ausweisen möchte, wurden ab Ende März und vor allem im April unter teilweise massivem Druck Menschen (vor allem Wanderarbeiter) wieder zur Arbeit gezwungen, obwohl die Seuche nicht bekämpft war. Bis Ende April konnte man dadurch in weiten Teilen des Landes wieder die Produktion auf (fast) das Niveau vor der Krise erhöhen.
Dafür setzte in China - nach einer nur wenigen Wochen dauernden informationellen Öffnungsphase - spätestens seit April wieder eine ungeheure Zensur aller Nachrichten zur Pandemie ein. Statt die wahren Ursachen zu untersuchen, inszenierte die Parteispitze einen Propagandakrieg, indem sie die USA beschuldigte, die Seuche als Militäraktion absichtlich nach China eingeschmuggelt zu haben. Es geht China nur noch um Schuldzuweisung an Fremde und darum, das eigene Image reinzuwaschen. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine erforderliche internationale Zusammenarbeit.
Analysten erwarten dennoch mindestens 22 Mio. neue städtische Arbeitslose in China, über 10% Arbeitslosenquote landesweit und weitere 250 Mio. Menschen, die 10-50% Einkommensverluste ertragen müssen. Im April kamen weitere Zahlen mit bis zu 80 Mio. Arbeitslosen allein in Chinas Städten heraus. Die Arbeitslosigkeit wird zum gravierenden Problem für viele Regierungen.
Dass der kranke Mann am Mittelmeer
- Italien - die Seuche dank der vielen chinesischen Touristen sowohl direkt aus China als auch aufgrund der (trotz Boykotts) engen Wirtschaftsbeziehungen zum Iran einschleppte, war unglücklich, wie man dann jedoch trotz des Wissens um die Pandemie in China wochenlang nichts tat, war fahrlässig und führte dazu, dass man das eigene Gesundheitssystem dort überlastete - mit zehntausenden Toten. In der Folge musste man einen sehr schmerzlichen Lockdown/Shutdown für fast die gesamte Wirtschaft über viele Wochen durchführen, der erhebliche ökonomische Schäden verursachte.
Dass Spanien derart schwer getroffen wurde, war nicht von allen vorausgesehen worden. Dass jedoch Frankreich kollabierte und dann wie Spanien einen wochenlangen drastischen Lockdown der Wirtschaft durchführen musste, verwunderte endgültig alle. Obwohl man dort noch länger Zeit hatte, unternahm man zuerst wenig und musste dann hart einschreiten. Ganz unglücklich lief es in England, das zeitlich versetzt einerseits bewusst einen späteren Lockdown plante und andererseits lange eine bewusste Durchseuchungspolitik (wie Schweden) versuchte, dann jedoch angesichts der hohen Opferzahlen seine Strategie wechselte und zum verspäteten harten Lockdown umschwenkte. Schweden schwenkte im Herbst etwas um, erhielt dann in der Weihnachtsbotschaft vom König die rote Karte für das völlige Versagen beim Schutz der eigenen Bevölkerung, und sogar der Regierungschef distanzierte sich im Dezember von der Durchseuchungspolitik seines Pandemie-Beraters und der Fehleinschätzung der Gesundheitsbehörden.
Aber auch in Deutschland wusste man seit Januar sogar mit eigenen Infizierten Bescheid, ließ aber bewusst die Fasnachtsveranstaltungen und die Fasnachts-Skiferien in Österreich, Südtirol sowie Italien durchführen und erlaubte weltweite Flugreisen - obwohl viele Ärzte bereits damals warnten, Grenzschließungen und Reiseverbote (keine unverbindlichen Reisewarnungen) forderten. Anschließend konnte man durch massive Maßnahmen die Auswirkungen jedoch auch mit einem vergleichsweise relativ erträglichen Shutdown halbwegs in den Griff bekommen. Über 6.500 (bei früherem Handeln) vermeidbare Tote bis Ende April waren jedoch auch kein Ruhmesblatt. Die ökonomischen Folgen waren allerdings auch hier massiv spürbar: Allein über 10 Mio. Kurzarbeiter wurden bis Ende April gemeldet. Die Effekte könnten sich über Jahre nachteilig auswirken.
Die EU schätzte, dass der Tourismus besonders leiden wird - mit ca. 50% Einnahmenverlust bei Hotels und Restaurants auf das ganze Jahr 2020 gerechnet. Besonders hart könnten Länder wie Griechenland und Zypern betroffen sein, die mit rund 20% des BIP vom Tourismus abhängen. Weltweit erwartet man 2020 sogar einen Rückgang des Tourismus um -20%. Sollte die Pandemie länger dauern, könnten es jedoch auch 45-70% Rückgang sein.
Bis zum Jahresende kam es durch die von mir im September vorausgesagte zweite Welle zu geradezu verheerenden Folgen: Allein in den beiden letzten Monaten November und Dezember starben mehr als doppelt so viele Menschen nachweislich an oder mit der Krankheit, als in den ersten 10 Monaten des Jahres. Über 30.000 vermeidbare Opfer alleine in Deutschland. Das völlige Versagen aller politscher Ebenen trat offen zu tage. In Baden-Württemberg wusste sich die Regierung aus Grünen und der CDU nur noch durch eine faktisch unbefristete ganztätige Ausgangssperre selbst zu retten. Praktisch alle Versprechen der Politiker über das gesamte Jahr zur Pandemie und den Gegenmaßnahmen erwiesen sich als Lügen. Die Folgen waren europaweit in zunehmenden Ablehnungen der Impfstoffe zu spüren: Von ca. 30% in Deutschland bis hin zu angeblich 60% in Frankreich reicht das Misstrauen gegenüber den Herrschenden in der Pandemiepolitik.
Obwohl ebenfalls seit Januar durch erste eigene Infizierte gewarnt, reagierte man zuerst mit der Einreisesperre seuchenpolitisch korrekt, fühlte sich dann jedoch etwas zu sicher und vergaß allerdings in der Folge, die Testkapazitäten massiv aufzubauen und flächendeckend Tests durchzuführen.
Letztendlich konnte auch ein verspätet ausgerufener Lockdown nicht mehr alles verhindern: Rund 65.000 Tote und 30 Mio. neue Arbeitslose binnen 6 Wochen waren eine menschlich wie ökonomisch erschreckende Bilanz bis Ende April. US-Finanz- und Wirtschafts-Experten erwarteten schlimmstenfalls bis zu 20% Arbeitslosigkeit (wobei diese in den USA anders gemessen wird als in Deutschland, mit einer weiteren hohen Dunkelziffer in den USA. - Ende April waren es bereits offiziell 14,7%), bis zu -40% Rückgang des GDP (Gross Domestic Product = BIP - Brutto-Inlands-Produkt) im zweiten Quartal. - Und das alles, obwohl die US-Regierung bereits die größten Rettungsprogramme der Wirtschaft in ihrer Geschichte aufgelegt hat.
Kanada reagierte etwas früher, etwas konsequenter und konnte so die menschlichen und ökonomischen Verluste zumindest etwas geringer halten.
Aber beide Länder konnten sich nicht von den Folgen der zweiten Welle im Herbst und Winter schützen.
Dass wir bereits im April die Folgen der entwickelten Länder so gut abschätzen konnten, lag an deren relativ hochentwickelten Infrastruktur und Gesundheitswesen. Als insgesamt vorbildlich galten Singapur, Südkorea, Taiwan, Australien, Neuseeland und Deutschland.
Über den Rest der (vor allem unterentwickelten) Welt liegen bisher schlichtweg keine verlässlichen Zahlen vor. Allerdings scheint dort die Seuche auch etwas zeitversetzt erst angekommen zu sein, sodass jenen Ländern das Schlimmste im Mai vermutlich erst noch bevorstand.
Obwohl Virologen seit Jahrzehnten vor solch einer Pandemie und deren ökonomischen Folgen warnten und in Deutschland sogar Pandemiepläne für exakt diesen Fall eines Corona-Virus' seit 2012 vorlagen, hatte niemand mit diesem Ausmaß binnen weniger Wochen gerechnet.
Angesichts meiner eigenen Analysen Anfang März aufgrund der nur im Ausland frei zugänglichen medizinischen Fakten zum Coronavirus Covid-19 prognostizierte ich bereits damals eine weltweite Rezession bisher ungeahnten Ausmaßes. Im Verlaufe des Aprils sprachen alle Ökonomen bereits von der schwersten weltweiten Krise seit der Depression der Jahre 1928-1936 - der sogenannten Weltwirtschaftskrise.
Festgehalten werden muss jedoch, dass in vielen Ländern inklusive China und Deutschland die Wirtschaft seit geraumer Zeit vor der Pandemie schwächelte. Viele Länder Europas - wie Italien, Spanien und Frankreich - schleppten seit Jahrzehnten ihre notwendigen Reformen und Schuldenberge vor sich her, ohne sie wirklich anzugehen.
Exakt so sah es in der Fotowirtschaft aus: Managementfehler wurden hingenommen wie die Überproduktion, volle Lager etc. Wege aus der Krise wurden nicht beschritten, Probleme nicht erkannt und Lösungen nicht angegangen sowie Risiken ignoriert oder sogar bewusst in Kauf genommen.
Die Pandemie Sars-CoV-2 / CoViD-19 war somit nicht der Auslöser des weltweiten wirtschaftlichen Niedergangs. Aber sie beschleunigte die allgemeinen Probleme in einer von vermutlich niemand vorhergesehenen Weise.
Da wir Ende April in vielen Ländern noch mitten in der schlimmsten Phase steckten, konnte man die Aussichten damals nur vage prognostizieren.
Fakt ist, dass es eine zweite Welle der Seuche geben wird: In Asien (China, Hongkong, Singapur) stemmte man sich im April bereits mit aller Kraft dagegen. Es geht somit nur noch darum, wann diese zweite Welle mit welcher Wucht wo zuschlägt. Je nach deren Ausmaß wären dann wieder neue Lockdowns erforderlich.
Dies ist der Grund, warum die meisten Länder sich mit der Lockerung des ersten Lockdowns im Frühjahr so schwer taten. Man tastete sich langsam vorwärts und holte tägliche Rückmeldungen von den Krankenhäusern ein.
Da Viren eher lokal in sogenannten Hotspots auftreten und dort verheerende Ausmaße annehmen sowie Schäden und Tote verursachen können, kann es kein weltweit einheitliches gleichzeitiges Handeln geben. Aber nicht nur die Länder, sondern bei uns sogar die Bundesländer und dort wieder die lokalen Gesundheitsämter vertreten unterschiedliche Auffassungen. - Nochmals: Das ist sinnvoll und wissenschaftlich begründet.
Die ökonomische Folge für die Welt ist jedoch, dass niemand etwas voraussagen kann, weil sich seit Januar in China sogenannte Dominoeffekte mit verzögerten Kettenwirkungen zeigten: Die Welt ist inzwischen produktionstechnisch derart vernetzt und voneinander abhängig, dass kein Land und keine Firma mehr alles selbst herstellt. D.h. spätestens nach ein paar Wochen fehlen selbst in den gesunden Nationen die Zulieferteile. - Dieser Zieh-Harmonika-Effekt kann noch Monate andauern.
Zu diesem als Angebotskrise bezeichneten Mangel an verkaufbaren Produkten kommt eine Nachfragekrise. Millionen arbeitslose oder zumindest auf Kurzarbeitergeld angewiesene Menschen müssen sparen, um überhaupt über die Runden zu kommen. Große Investitionen wurden sowohl von Firmen als auch von Endverbrauchern seit Monaten weltweit zurückgestellt.
Selbst in den reichsten Nationen wie Deutschland, Japan und den USA ging Ende April kaum mehr jemand von der bis dahin vertretenen V-These aus - dem sofortigen steilen Anstieg der Wirtschaft nach dem Lockdown angesichts der Staatshilfen. Man diskutiert eher das länger sich hinziehende U, weil so langsam das weltweite Ausmaß sichtbar wird: Ohne sofortige Erholung der anderen Länder werden auch die Exportnationen kurzfristig nicht mehr so viel produzieren und in das Ausland verkaufen können. Viele Länder wie die USA gingen bereits im April von einem schlechten 1. Quartal 2020, aber einen katastrophal schlechten 2. Quartal aus, bevor sich die wirtschaftliche Lage im Herbst wieder bessern könnte.
Bei manchen Branchen und Firmen geht man auch ganz offen von einem L aus - also einem steilen Absinken ohne spätere Erholung.
Persönlich halte ich für einzelne Firmen und Branchen auch ein Wurzelzeichen √ für möglich: Für einzelne Bereiche ist schlichtweg inzwischen zu viel Geld vorhanden, das zu einem Überschießen führen könnte - mit der Gefahr einer danach folgenden erneuten Krise, wenn die künstliche Blase platzt.
Faktisch gehe ich allerdings davon aus, dass wir sowohl national als auch branchenabhängig alle im Frühjahr diskutierten Szenarien sehen werden.
Der größte sozio-ökonomische Faktor wurde jedoch noch nicht wirklich eingepreist: Der Lockdown in unseren Köpfen.
Hierbei handelt es sich um einen Vertrauensverlust. Wie es in dieser Pandemie zum völligen Versagen der internationalen Dachorganisationen UNO, WHO, EU etc. kam, und die Einzelstaaten jeder für sich selbst handelten, so sah sich auch jeder Bürger zur Eigenhilfe (z.B. Hamsterkäufe oder Masken nähen) veranlasst. In der Pandemie zeigte sich überdeutlich, dass im Ernstfall jeder sich selbst der Nächste ist.
Fast alle Menschen weltweit gingen auf Distanz. Filme im Fernsehen und auch manche Fotos aus früherer Zeit (also bis Dezember 2019 produzierte) muten mit ihrer körperlichen Nähe und Enge bereits im Frühjahr 2020 merkwürdig bis befremdlich an.
Während es mir als eher kühlem englischem
Wissenschaftler früher schwer fiel, mich an die in unseren südwestdeutschen Kreisen in den letzten Jahren üblichen französischen Umarmungen und mehrfachen Bussi
links und rechts zu gewöhnen, so fiel vielen anderen das Distanzhalten in den ersten Tagen schwer. Aber fast alle hatten es bis zum Frühsommer verinnerlicht. Dies beeinflusst unser Handeln und Denken. Vor allem wird es über nun schon viele Wochen und Monate antrainiert.
Ohne Medikamente gegen Sars-CoV-2 (bisher lindern alle nur die Symptome) und ohne wirklich wirksame Impfstoffe, werden die meisten Menschen weltweit dieses Verhalten über die Monate verinnerlicht haben (müssen).
Noch Anfang des Jahres wurde ich von Touristen gefragt, ob ich mit deren Kamera oder deren Smartphone ein Foto von ihnen vor der Sehenswürdigkeit machen könnte. - Würden Sie heute noch jemandem Ihre Kamera oder Ihr Smartphone dafür geben? Würden Sie es überhaupt wagen, so nah an den Fremden heranzugehen?
Weil ich - meist in Gedanken über meine zu schreibenden Artikel, Thesen oder Theorien abwesend - immer wieder aus Versehen fremde Türgriffe anfasste und mich daraufhin mühsam desinfizieren musste, konditionierte ich mich: Nicht mit den ungeschützten Fingern anfassen
. An den Gesichtern und Selbstgesprächen vieler anderer Menschen beobachtete ich dasselbe Verhalten.
Wichtige Genussfaktoren beim Shoppen sind das haptische / taktile sowie das olfaktorische Element - das Berühren der Gegenstände, Stoffe, Leder und auch Kameras sowie das Riechen an den neuen Waren, indem man mit der Nase ganz nah rangeht. Shoppen war früher ein Genuss für die Sinne, welche Werbespezialisten mit allen denkbaren Tricks auch gezielt ansprachen. Exakt das haben wir uns allerdings 2020 abtrainiert. - Und wer es noch nicht begriffen hat, den schrecken Warnschilder ab: Das Berühren der Ware verpflichtet zum Kauf
.
Die früheren Konsumparadiese laden nicht mehr zum freien ungezwungenen und vermeintlich ziellosen Schlendern ein, sondern wurden mit Abstandsstrichen auf dem Boden, Leitlinien und Pfeilen für die einzuhaltende Laufrichtung in strikt geregelte Roboter-Leitwege der kalten Produktionshallen für schlecht programmierte Käufer umfunktioniert, die sich im Takt des Vorgängers nur noch ruckartig vorwärts bewegen dürfen. - Geraten Sie bloß nicht aus dem Takt der Anderen, sonst ergeht es Ihnen schlimmer als Charlie Chaplin in seinem Film Modern Times am Fließband.
Kurzum: Das frühere Einkaufsparadies wurde zur potentielle Virenhölle.
Auch deshalb waren die im Sommer und Früherbst wieder offenen Geschäfte oft erstaunlich leer. Dass die in Kurzarbeit Lebenden oder von Arbeitslosigkeit Bedrohten nicht kaufen, ist erwartbar. Aber in meiner Stadt gingen in den ersten Tagen der Wiedereröffnung auch erstaunlich wenig Wohlhabende zum klassischen Shoppen.
Zumindest im Sommer war die frühere Sorglosigkeit dahin. - Sicherheit und Sorglosigkeit halte ich jedoch für eine weit unterschätzte, sehr wichtige Grundlage für (unüberlegte) Kaufentscheidungen. Viele Menschen überlegten 2020 bei vielem, ob Sie dies kaufen respektive jenes sich anschaffen sollten. Durch diese Überlegenspause konterkarierten sie fast sämtliche seit Jahrzehnten so perfekt funktionierenden psychologischen Tricks des Marketings und der Verkäufer, welche die Wirtschaft der Überflussgesellschaft so geschmiert laufen ließen.
Selbstverständlich kann man dieses verloren gegangene Vertrauen in die anderen Mitmenschen und die Umwelt wieder erlernen. Da bin ich optimistisch (oder ketzerisch im Hinblick auf das dann wieder ungebremste Konsumverhalten ausgedrückt: pessimistisch). Ich vermute, dass Menschen sogar wieder die schwimmenden Petri-Schalen (Kreuzfahrtschiffe) verwenden werden. Aber Lernprozesse sind oft sehr langwierig. Und Sicherheit entsteht nicht per politischem Beschluss oder über Nacht.
Diese auf den ersten Blick so kleine psychologisch-soziale Hürde in unseren Köpfen könnte die Wirtschaft noch lange negativ beeinflussen.
An Ostern stellte ich folgende weitere Thesen für die Fotowirtschaft auf:
Die Pandemie wird alle negativen Entwicklungen seit 2010 in der Fotowirtschaft kurzfristig beschleunigen und signifikant verschärfen, sowie irreparable langfristige negative Auswirkungen haben.
Für die Fotowirtschaft mit dedizierten Kameras befürchte ich eine L-Form: D.h. einen steilen Abfall der Nachfrage mit danach zwar leichten Wellen, die jedoch insgesamt bis 2030 im Trend eher nach unten zeigen.
Der bereits seit Anfang des Jahres 2020 erkennbare Nachfrageeinbruch wird dramatisch sein und länger andauern, da eine Kernzielgruppe - die Berufsfotografen - erheblich unter der Pandemie leiden.
Der früher bereits erkennbare Trend des Umstieges auch ambitionierterer Amateure auf Smartphones wird sich verstärken.
Selbst nach einem Ende der Pandemie werden viele Amateurfotografen entweder kein Geld für Neukäufe besitzen oder altershalber respektive aus Frust schlichtweg das Hobby aufgeben und aus dem Markt ausscheiden.
Deshalb wende ich mich bereits jetzt vorausschauend auch gegen die sicherlich bald weltweit aufkommenden wilden Theorien über angebliche pandemische Ursachen
der Fotokrise. Diese existieren nicht. Weder greift das Virus Kameras an noch zerstört es Objektive. Auch die Fotografen werden von den Virologen und Intensivmedizinern nicht als gesonderte Risikogruppe aufgrund des Fotografierens aufgelistet. Bei allen Ur-Sachen der Krise im Fotobereich handelt es sich um die alten Faktoren, welche im grundlegenden Artikel Foto-Wirtschaft dargelegt wurden und seit über 10 Jahren den Niedergang verursachen.
Auf den ersten Blick paradox mag erscheinen, dass die Produktion und die rein politisch vom Management gesteuerte Verschiffung bei Kameras und Objektiven jedoch aus den asiatischen Zentrallagern eher eine Wanne analog zu den Naturkatastrophen aus dem Jahr 2016 bilden wird: So befürchte ich, dass das Management in Japan von einem durch die Pandemie ausgelösten angeblichen weltweiten Nachfragestau
ausgeht, den man herstellerseitig - ab Sommer resp. sobald die Produktionskapazitäten wieder hochgefahren werden können - mit einer Überproduktion vermeintlich befriedigen muss. Dies wird jedoch nur zu weiter überfüllten Lagerbeständen weltweit mit darauf folgenden Preiskriegen führen.
Waren Managementfehler in der Kameraindustrie bereits seit 2010 extrem nachteilig, so werden sie in der Pandemie zur ernsten Gefahr: Jede Fehlentscheidung wird jetzt wirklich teuer für die Firmen. Eine Anhäufung mehrerer schwerer Fehler wird den Bereich Kameras in jedem Konzern gefährden.
Zur Klarstellung: Ich behaupte keinesfalls , dass die diversifizierten Großkonzerne Insolvenz anmelden müssen. Jene werden sicherlich von der japanischen Zentralbank als systemrelevant gerettet werden, weil sie zu groß sind. Aber ich befürchte, dass im Laufe der Pandemie und nach den olympischen Spielen manchen (neuen) Managern der Kragen platzt und sie den noch unabhängigen Bereich der dedizierten Kameras aufgeben, (falls möglich) verkaufen oder schlichtweg einem anderen Bereich (Video, Überwachung etc.) zu- und unterordnen.
Kurzfristig wird das Sterben der kleineren (crop-) Sensor sowie der DSLR-Kameras durch die Weltwirtschaftskrise beschleunigt. Eine Konzentration aller Firmen auf das erfolgversprechende und somit zukunftsträchtige Kerngeschäft ist nun unausweichlich.
Der gesamte sekundäre und tertiäre Bereich der Fotowirtschaft wird drastisch leiden. Viele dort tätige Firmen werden diese Krise nicht selbständig überleben. Fusionen, Aufkäufe und schlichtweg Schließungen werden die kommenden Monate und Jahre prägen.
Der steile Abstieg in die Hi-Fi-Nische (alles unter 10 Mio. verkaufter Kameras im Jahr) ist nun unvermeidbar. Die Frage ist nur, wie steil der Abstieg wird und ob - nach der Weltwirtschaftskrise - für die klassische Fotografie mit dedizierten Kameras noch eine tiefe Sockelbildung mit Gewinnen für die Beteiligten langfristig möglich ist.
Die beiden Konzerne Canon und Fujifilm werden bisher von erfahrenen Managern geleitet, die aus dem Fotobereich klassischer / dedizierter Kameras stammten und sich bis heute klar für diesen Fotobereich ausgesprochen haben. Sollten jene beiden im Geschäftsjahr 2020 die jeweilige Firma nicht nachhaltig sanieren können, so ist 2021 ein Wechsel an der Konzernspitze zu befürchten. Dann würden eher dem Fotobereich nicht mehr so verbundene Personen das Ruder übernehmen. Aber selbst, wenn die beiden alten Recken bleiben, werden sie drastische Veränderungen in den defizitären Bereichen durchführen müssen.
Das Jahr 2020 fing schlecht an: Nach 50 Jahren ging im Januar die US-Firma DynaLite Lighting, welche Studio-Blitzlichtgeräte herstellte, in Konkurs. Dies belegt drastisch, dass nicht nur der Amateurbereich, sondern vor allem auch die Berufsfotografen leiden. Da wird schon lange nicht mehr so viel nachgekauft. Vor allem ist der Gebrauchtmarkt angesichts vieler Firmenaufgaben mit zahllosen gut erhaltenen (Studio-/Blitz-) Geräten zu Tiefstpreisen überfüllt. Zwar können (selbst-bastelnde) Altkunden sich auf dem Gebrauchtmarkt noch mit Ersatzteilen versorgen. Aber der offizielle Service und Reparatur jener Firma sind kollabiert, ebenso die Wiederverkaufspreise. Hier zeigt sich schnell und drastisch, wie groß der Schaden bei Fehlinvestitionen in vermeintlich sichere Firmen
sein kann. - Da es den anderen Firmen nicht besser geht, werden 2020 noch weitere Unternehmen folgen.
Flicker erhöhte am 21. Januar die Kosten für die Pro-Version für Fotografen um 20% von 50 auf 60 US$, weil es Verluste im zweistelligen Millionenbereich mit den Fotografen schrieb. Dafür werden diese Pro-Kunden dann bevorzugt bei der Anzeige ihrer Fotos. Nicht bezahlende oder weniger bezahlende Kunden werden folglich gezielt bei der Präsentation ihrer Fotos benachteiligt. Im Klartext: Entweder ist man zukünftig bezahlender Pro-Kunde, oder man kann seine Fotos auch auf der eigenen PC-Festplatte verstecken. Ob dies wirklich hilft, oder auch nur das Ansehen der Firma Flicker hebt oder der (Neu-)Kundenwerbung dienlich ist?
Damit man mich richtig versteht: jährlich 60 US$ sind für erfolgreiche Berufsfotografen absetzbare und somit leicht verschmerzbare laufende Kosten. Aber für viele Amateure ist das schon ein Preis, über den man nachdenkt - angesichts des geringen Gegenwertes für Privatfotografen.
Dass der Preis der Ende 2019 herausgebrachten neuen D780 zu hoch ist, sah selbst Nikon ein und bewarb deshalb im Februar und März 2020 zumindest in den USA eine Sonderaktion, bei der man 300 US$ erhielt und zusätzlich das Geld für eine beliebige alte Kamera beim Eintausch gegen die neue D780. Das ist eine heute sonst überall unbeliebte Inzahlungnahme für kaum mehr verkaufbare alte Kameras - zuzüglich 300 US-Dollar obendrauf als Geschenk.
Im Februar dünnte Canon in den USA sein offizielles Händlernetz aus. Über 70 Firmen verloren ihre Canon-Lizenz. Canon räumte ein, dass man gezielt kleinere Geschäfte mit zu geringem Umsatz ausschloss, um die eigenen Vertriebs-Kosten zu senken. Da dürfte auf die anderen Länder und deren autorisierte Fachhändler noch einiges zukommen.
Für Software-Produzenten wurde es 2020 ebenfalls härter. So kann Topaz Labs für seine Kaufsoftware zukünftig keine kostenlosen Updates mehr anbieten. Die Kunden müssen ab Sommer dafür bezahlen. So wird es bald für alle Software aussehen. Der bisherige Unterschied und Preisvorteil der Kaufsoftware zur oft verhassten Mietsoftware wird in der Praxis verschwinden.
Shutterstock, eine Foto-Lizensier-Plattform (ein Microstock), gab bekannt, dass der Umsatz zwischen 2014 und 2019 von 3,5 Mrd. US$ auf unter 2 Mrd. zurückging. Der Gewinn brach alleine im letzten Quartal 2019 sogar um 63% ein. Auch dies dürfte ein Grund sein, warum der Firmengründer von der Geschäftsleitung zurücktrat. Angesichts rasant wachsender kostenloser Microstock-Plattformen wie Unsplash sowie kostenlosen Museumsangeboten wie Smithsonian (mit 2,8 Mio. freien Fotos) dürften auch andere kostenpflichtige Microstock-Firmen Probleme haben oder erhalten.
Aus Angst vor dem Corona-Virus wurden im Februar mehrere Foto- und Smartphone-Messen abgesagt. Den einmaligen Ausfall können die Messeveranstalter leichter verkraften als Regressforderungen sich dort infizierender Gäste. Das langfristige Problem dürfte allerdings darin liegen, dass immer mehr Firmenverantwortliche erkennen werden, dass das Geschäft auch ohne teure Messen funktioniert. Das Publikations-Medium ist heute weitgehend das Internet.
Obwohl der durch Medienberichte gepushte Analogfilm-Bereich angeblich zunahm, haben seit 2018 Fuji, 2019 Polaroid und 2020 erneut Fuji Vertrieb und Produktion einiger weiterer Filme eingestellt. Inzwischen lohnt sich nur noch die Produktion und der Verkauf von teuren Einzel-Filmrollen. So viel zur angeblich gestiegenen Nachfrage im Analogbereich. Mehrfach-Filmrollen lohnen sich nicht mehr.
Der Berliner Tagesspiegel löst nach Informationen des Verlages Übermedien im Februar 2020 die Fotoredaktion auf. Der Chefredakteur soll dies damit begründet haben, dass eine Fotoredaktion anachronistisch
sei.
Da die japanische Dachorganisation aller Kamera-hersteller CIPA ihre Monatszahlen immer erst mit ca. 2 Monaten Verzug publiziert, kamen erst im März die CIPA-Zahlen für Januar 2020 heraus: -23,3% Rückgang der Produktion und -19,6% Rückgang bei der Verschiffung im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Seit Oktober haben alle Hersteller auf Pressekonferenzen vollmundig betont, dass sie angesichts voller Lager nun die Produktion sofort und drastisch der gesunkenen Nachfrage anpassen würden. Seit Monaten ist praktisch nichts geschehen.
Wenn selbst die Hersteller von einem Rückgang der Nachfrage von einem Drittel für 2020 ausgehen, dann sind nur -23,3% Gesamt-Produktionsrückgang noch immer viel zu wenig. Daraus folgt, dass die Überproduktion weiterhin die Lager auffüllt.
Ein Produktionsrückgang von nur -23,7% bei Kompakt und Bridge-Kameras bleibt für mich unbegreiflich. Die Lager sind voll und immer größere Teile jener Kundenzielgruppe wandern zu Smartphones ab.
Ein Produktionsrückgang von -33,4% bei DSLR (Kameras mit Spiegel) liegt im Rahmen meiner Erwartungen, aber noch immer unter dem Rückgang der realen Nachfrage.
Ein Produktionsrückgang von -10,7% bei spiegellosen Kameras liegt über meinen Erwartungen. Noch immer scheint die Nachfrage nach den kleinen Sensoren (MFT und APS-C) schneller wegzubrechen als die Nachfrage nach den neuen spiegellosen Modellen der Vollformatklasse anzieht.
Die Verschiffung nach Europa ging im Januar um -24,3% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück.
Vorsicht: Die Januarzahlen sind immer mit großen Schwankungen verbunden und sagen nichts Genaues über den Jahresverlauf aus. Dies gilt umso mehr, als Ende Februar / Anfang März auch weltweit deutlich wurde, dass der Corona-Virus Covis-19 vermutlich ökonomische Auswirkungen haben wird.
Dazu gibt es Grafiken.
Das erste Pandemie-Schock-Dekret vom 16.03.2020: Zur Gesamtanalyse siehe dort.
Ab 17. März mussten in vielen Bundesländern alle Fotogeschäfte für Wochen schließen. Das wird den stationären Handel hart treffen.
Da alle Großveranstaltungen verboten sind - je nach Bundesland ab 50 oder 100 Personen -, finden kaum mehr Feiern statt. Da Kirchen und Standesämter schließen, wird es auch keine kirchlichen Feiern mehr geben. Hochzeitsfotografen werden vor große Probleme gestellt. De facto schließen auch immer mehr Hotels und Restaurants - einerseits mangels Kunden andererseits, weil sie die hohen Auflagen nicht erfüllen können.
Auch Unternehmen stornieren inzwischen fast alle fotografischen und videografischen Aufträge, da deren eigene Aufträge und Kunden ebenfalls wegbrechen.
Zwar wäre die Nachfrage nach Fotohardware im stationären Handel und Berufsfotografen dieses Jahr sowieso weggebrochen. Aber das staatliche Vorgehen per (bei uns aus gutem Grund verfassungsmäßig eigentlich illegaler) Notverordnung wird deren Niedergang beschleunigen.
Warnung: Derzeit versuchen Betrüger und unseriöse Geschäftemacher die Preise für Fotogeräte hochzutreiben. Es gibt jedoch keine Nachfrage. Kameras sind kein Klopapier. Bleiben Sie gelassen. Spätestens ab April werden die Preise fallen, weil die meisten Händler dann nur noch online verkaufen können - und die Ware losschlagen müssen, wollen sie nicht kurzfristig Insolvenz anmelden. Die Lager sind voll und noch immer verlassen ganze Schiffsladungen Ostasien Richtung Europa. D.h. mindestens noch 4-6 Wochen werden die Lager weiter angefüllt.
Da nun auch endlich erste zaghafte Maßnahmen gegen Reisen unternommen werden, wird der Tourismus dieses Jahr weitgehend zum Erliegen kommen. Das wird der Fotoindustrie den Rest geben.
Und ein klares Nein. Das ist nicht das Ende. Das ist erst der Anfang. Es wird noch viel schlimmer kommen. Bald werden wir auch in Europa Ausgangssperren erhalten, zehntausende und sogar hunderttausende Tote zählen und Millionen von Arbeitslosen. (Für diesen Satz erhielt ich massenweise Beschwerde-E-Mails. Rückblickend am Ende des Jahres 2020 betrachtet war er viel zu harmlos. Ich bin ein unverbesserlicher Optimist.)
Nachdem einzelne Länder wie Bayern, Sachsen und das Saarland am Freitag, den 20.03., vorpreschten, wurde zum Montag, den 23.03. ein landesweiter Lockdown in Deutschland bis mindestens 20.04. ausgerufen mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft. Aber andere Länder wie Italien, Frankreich, Spanien, Portugal, England und dann auch die USA führten es ebenfalls durch. Eine Weltwirtschaftskrise war nicht mehr zu vermeiden.
Die Photokina fällt 2020 und 2021 aus. (Die Messeleitung hat die offizielle Pressemitteilung inzwischen entfernt.) Aber auch 2022 wird die Fotoindustrie derart überschaubar sein, dass sie in eine Halle passt und bereits deshalb abgesagt werden wird. Das trat tatsächlich Ende 2020 ein (siehe unten) und sogar noch viel mehr.
Nikon reduzierte Mitte März in manchen Ländern (z.B. den USA und Deutschland) den Service aller Kameras aufgrund von Covid-19. Ein Tag darauf folgte Canon USA in mehreren Bundesstaaten. D.h. Fotogeräte wurden monatelang kaum oder nicht mehr repariert. Das wird der Fotowirtschaft weiter schaden: Wer will schon Ausrüstung kaufen, ohne Service etc. Um es klar zu sagen: Während Kfz-Werkstätten in Deutschland als systemrelevant angesehen wurden und deshalb offen blieben, galt dies für Fotogeräte nicht.
Ein weiterer schwerer Schlag wurde der Fotowirtschaft Mitte März durch YouTube etc. zugefügt. Fast alle größeren Portale drosselten die reale Bildqualität der Videos auf unter HD. Das heißt: 6k-, 4k- oder Full-HD-Videos waren über Monate hinweg weitgehend wertlos. Sie benötigten für Filme keine teuren Kameras mehr. Normal HD (760p) oder darunter beherrschten bereits vor 15 Jahre alle billigen Pocket-Kameras. Falls diese Beschränkung so lange andauert wie das Virus (1-2 Jahre), dann wird das negative Auswirkungen auf die Kamerahersteller haben. Faktisch waren Ende April jedoch bei den meisten Videos wieder manuell höhere Auflösungen einstellbar / auswählbar. Aber das wussten bei weitem nicht alle YouTube-Nutzer.
Nachdem Japan am 24.03. die olympischen Spiele 2020 abgesagt und auf 2021 verschoben hatte, herrschte im Land ziemliche Niedergeschlagenheit. Das war das zentrale Ereignis, auf das fast alle seit Jahren hingearbeitet hatten. Das wird negative Auswirkungen auf alle anderen Bereiche haben. Die Luft ist raus. Auch angesichts der hohen Kosten: 5 Mrd. Euro schätzt man für die Verschiebung und 40 Mrd. für einen keinesfalls abgewendeten Ausfall der Spiele 2021.
Sony gab am 26.03. bekannt, seinen Bereich Electronics Products & Solutions (EP&S), in dem auch die digitalen Kameras liegen, zum 1.4.2020 schon wieder umzustrukturieren: Dieses Mal wurde er als selbstständige Firma ausgegliedert - wie vorausgesagt.
Die CIPA-Zahlen für Februar 2020 waren negativ: -23,6% Rückgang der Produktion und -27,4% Rückgang bei der Verschiffung im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Ein Produktionsrückgang von -43,6% bei Kompakt- und Bridge-Kameras lag am wirtschaftlichen Lockdown in China aufgrund des Corona-Virus'.
Ein Produktionsrückgang von nur -8,5% bei DSLR (Kameras mit Spiegel) liegt unter meinen Erwartungen, und weit unter dem Rückgang der realen Nachfrage. Das lag vermutlich an den neuen Modellen D780 von Nikon und 1DXIII von Canon.
Ein Produktionsrückgang von -9,1% bei spiegellosen Kameras liegt über meinen Erwartungen. Noch immer scheint die Nachfrage nach den kleinen Sensoren (MFT und APS-C) schneller wegzubrechen als die Nachfrage nach den neuen spiegellosen Modellen der Vollformatklasse anzieht.
Die Verschiffung nach Europa ging im Februar um -20,2% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück.
Vorsicht: Die Februarzahlen waren in auch im letzten Jahr mit großen Schwankungen verbunden und sagen nichts Genaues über den Jahresverlauf aus. Dies gilt umso mehr angesichts der Pandemie mit weltweiten Lockdowns.
Dazu gibt es Grafiken.
Japan hat ab dem 07.04. einen einmonatigen Ausnahmezustand ausgerufen, der nicht landesweit, aber zumindest für 6 Provinzen (u.a. Tokio) gilt. Das ist offiziell auch kein Lockdown / Shutdown. Aufgrund historisch begründeter schlechter Erfahrungen mit früheren Notstandsgesetzen gibt es auch keine rechtlichen Maßnahmen gegen Verstöße. Aber man wird es wie üblich japanisch maßregeln - also durch öffentliches Anprangern der Übertreter. Damit dürfte die Produktion einbrechen. Das angekündigte Wirtschaftspaket ist mit 108 Billionen Yen (über 900 Mrd. Euro) zwar sehr groß, wird aber evtl. nicht alle negativen Effekte auffangen können.
Zwar wurden inzwischen alle Kamerahersteller betroffen. Jedoch mache ich mir um diese diversifizierten Großunternehmen keine Sorgen. Alle werden überleben. Aber das Niveau der Produktion und vor allem der Verkäufe an Endkunden wird nach der Krise viel tiefer liegen.
Im April wurde weltweit klar, dass diese Wirtschaftskrise alle bisher bereits vorhandenen negativen Trends und Effekte in der Fotoindustrie verstärkt: Viele Menschen werden in und auch nach Krise ärmer sein. Das ist schlecht für das bisherige Luxusprodukt klassische Fotografie, das eher für bessere Zeiten konzipiert ist. Hinzu kommt die Corona-Angst, welche - ohne Impfstoffe für die ganze Welt - den Bereich der Berufsfotografie noch auf Jahre hinaus schädigen könnte.
Wie 2016 beim Erdbeben befürchte ich jedoch, dass das japanische Management die Lage noch immer nicht in ihrer ganzen Tragweite begriffen hat und weiter auf Halde produziert, sobald es (vermutlich ab Sommer) wieder möglich sein wird.
Nach Canon hat auch Nikon Heimarbeit für viele Mitarbeiter ab Anfang Mai angekündigt. Das dürfte auch die Entwicklung neuer Produkte verlangsamen.
Die japanische Regierung hat ihren eigenen Fotofirmen rund 2 Mrd. Euro dafür angeboten, dass sie ihre Produktion aus China wieder heraus verlagern: ca. 1,8 Mrd. Euro für Rückverlagerung direkt nach Japan und rund 200 Mio. für die Verlagerung in zumindest andere Länder außer China. Das entwickelt sich zum knallharten Wirtschaftskrieg. Allerdings sind die seit vielen Jahren getätigten Investitionen in China hoch und Neuinvestitionen in den steil abstürzenden Markt der Fotowirtschaft werden kaum noch getätigt. Die Hilfen könnten somit verpuffen, weil man sowieso viele Produktionsstätten mangels Nachfrage einfach schließen wird - in Japan und im Ausland. - Bereits Ende 2020 bestätigte Nikon meine diesbezüglich schlimmsten Befürchtungen.
Fuji erklärte, dass die Hauptproduktion aller Kameras in China liegt und man dort Mitte April fast wieder die geplante Produktionskapazität erreicht hätte. Gehen wir folglich von 100% ab Mai 2020 aus. Weitere Probleme bestehen aber mit der Logistik und den Lagern weltweit, da die anderen Länder zeitverzögert von Corona betroffen wurden. Dies gilt vor allem für Europa und die USA. Ferner fiel weltweit die Nachfrage drastisch. Aber auch das Fuji-Management hat das Ausmaß der Folgewirkungen nicht begriffen. Man geht optimistisch davon aus, dass die Nachfrage nach der medizinischen Krise wieder den früheren Zustand erreicht. Und nach der herausgebrachten X-T4 wird die Entwicklungsabteilung sofort die neue Nachfolge-Kamera entwickeln. Bisher hatte Fuji 1-1,5 Jahres-Zyklen neuer Modelle. Hoher Wertverlust ist somit weiterhin garantiert. Ferner soll auch die ungeliebte und völlig überteuerte X-H1 Serie weitergeführt werden. - Wie gesagt: Nichts dazugelernt.
Obwohl Japan im ersten Quartal noch nicht von Covid-19 in größerem Maße betroffen war, gingen dort die Verkäufe bei Kameras um ca. -10%, -23% und -50% je Monat im Vergleich zum Vorjahr zurück. Vorsicht: Ich halte von den BCN-Statistiken wenig, da sie bei Weitem nicht alle Geschäfte und alle Verkäufe beinhalten. Aber den negativen Trend zeigen sie deutlich an.
GoPro kündigte an, zukünftig über den Direktvertrieb, statt über den stationären Fotofachhandel seine Produkte zu vertreiben. Andere Firmen könnten bald folgen. Sinkende Einnahmen zwingen jeden kleineren Hersteller dazu, die Margen und das Vertriebspersonal zu reduzieren. Die Corona-Krise verschärft und beschleunigt hierbei nur den sowieso vorhandenen Trend.
Vor allem aus den USA werden immer öfter Berichte von Massenentlassungen im Fotobereich publik.
Eine groß angelegte Befragung von Berufsfotografen im April im Internet durch die US-Firma Lensrental ergab (am 22.04. publiziert) ein erschreckendes Bild der Schäden durch Covid-19.
Bei über 96% der Berufsfotografen sanken im April die Einnahmen, wobei durchschnittlich 3/4 der Aufträge für April gekündigt wurden. Bereits damals wussten 60%, dass auch mehr als 80% der Aufträge für Mai entfielen. 20% der Fotografen erwarteten sogar mindestens 80% Rückgang / Einkommensausfall noch in den Monaten Juni bis August und weitere 20% einen Einnahmeausfall von 50-80% in den 3 Sommermonaten. Im Durchschnitt erwarteten alle Fotografen 40% Einnahmeausfall für Juni bis August.
In allen Bereichen der Analyse gilt, dass Videografen zwar auch, aber signifikant geringer, betroffen waren.
Wie schlimm es - zumindest in den USA - um die Berufsfotografie 2020 stand, zeigte sich daran, dass 18,6% der Fotografen derart frustriert waren, dass sie erwogen, den Beruf zu wechseln. Das ist jedoch Unsinn. Kaum ein Fotograf kann - bei in den USA damals 26 Millionen neuen anderen Arbeitslosen binnen 4 Wochen - seinen Beruf wechseln. Wer will diese Leute? Sie werden also weitermachen - mit verheerenden Folgen für die restlichen Berufsfotografen: Dumpingpreise und Schwarzarbeit werden den Markt belasten.
Für die Kamera-Hersteller, die sich spätestens seit 2018 zunehmend auf die Berufsfotografen als Kernzielgruppe orientierten, ist dies eine schlechte Nachricht. Die frustrierten Berufsfotografen werden keine neuen Geräte kaufen. Viele der optimistischen Fotografen werden es aufgrund der drastisch schrumpfenden Einnahmen sich kurzfristig auch nicht mehr leisten können.
Canons Quartalsbericht für das erste Quartal 2020 war durchwachsen:
Canon besitzt als einzige Fotofirma ein Geschäftsjahr, das mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. Der Bericht behandelt somit die Monate Januar bis März 2020.
Die chinesischen Pandemie-bedingten Fabrikschließungen betrafen auch Canon-Produktionsstätten. Durch Zulieferproduktionsausfälle und Lieferschwierigkeiten wurden weitere Fabriken in Asien und sogar Japan zumindest bei der Gesamtproduktionsmenge betroffen.
Die Verkäufe gingen zuerst nur in China, dann in Asien danach in Europa und zum Schluss auch in den USA nicht nur zurück, sondern brachen regelrecht ein: expanded to other regions, including Europe and the U.S. This put a stop to global economic
activity which had a significant impact on our product sales.
- Vor allem seit Februar ging es steil bergab.
Neben den Kameras wurde der gesamte Bereich Imaging und auch der gesamte Konzern negativ betroffen.
Der Bereich Imaging System (u.a. Kameras und Drucker) verringerte die Einnahmen um -13,9% und die Gewinne um -80,6%. Bei dem Teilbereich Kameras sah es mit -27% Rückgang der Erlöse noch schlechter aus. Da man keinen Profit ausweist, dürfte es auch keinen mehr in diesem Teilsegment Kameras geben.
Während die Verkäufe (Nettoeinnahmen) bei den kleinen Druckern durch Heimarbeit zunahmen (+7,3%), sanken alle Stückzahlen rund um Kameras noch weiter ab (-24,8%). Genau gingen Systemkameras um -28% zurück, Kompakt- und Bridgekameras um -21%. Vorsicht: Das sind Verschiffungen aus der japanischen Zentrale an weltweite Tochterunternehmen, keine Endkundenverkäufe.
Erstaunlich realistisch sieht man den Fotomarkt: cameras decreased. In addition to this, we believe it will take time to see a recovery in the demand for cameras, which are considered luxury items [meine Wortwahl Luxusgüter seit den ersten Corona-Analysen im Januar 2020], even after the global economic turmoil has subsided. As a result, we expect the rate of market contraction in 2020 to exceed that of 2019.
- 2020 wird es noch größere Rückgänge im Fotobereich geben als 2019.
Obwohl man noch schlechtere Ergebnisse für das zweite Quartal befürchtet, ist man insgesamt für das Gesamtjahresergebnis 2020 unerwartet optimistisch.
Hinzu kamen die Abwertungen des US-Dollars und des Euros, wohingegen der japanische Yen im Wert stieg. Dadurch sanken im ersten Halbjahr 2020 die Einnahmen aller japanischen Mutterkonzerne. - Das werden sie jedoch als höhere Preise bald an die Kunden weiterreichen. Explizit weist Canon darauf hin, dass man den Preiskrieg bei Kameras reduzierte, weil man offensichtlich ihn sich nun nicht mehr leisten kann. Überdies reduzierte man die Ausgaben bei Werbung sowie Forschung und Entwicklung. Ersteres trifft die gesamte Fotoindustrie, letzteres die Kunden. - .. by thoroughly reducing expenses with nothing off limits, and by reducing or delaying investment in development and facilities to the extent possible.
Eine extreme Sparwelle wurde angekündigt, wobei nichts mehr verschont wird. - Das meint Kyosei = arbeiten für ein gemeinsames Gut (der Wohlhabenden). Das passt auch zu ökonomischen Untersuchungen in den USA: Während von Mitte März bis Mitte April dort über 26 Mio. Menschen arbeitslos wurden, nahm das Vermögen der Reichen im gleichen Zeitraum durch Covid-19 um 10% zu. Es mag zwar eine Welt sein, aber ganz gewiss sitzen nicht alle im selben Boot.
Für Fotografen kommt es noch härter: Despite the difficult business environment, we will steadily push forward our strategy that focuses on models for professionals and advanced amateurs to maintain medium to long term profitability.
Weitere Konzentration auf vermögende Berufsfotografen und reiche Amateure mit höheren Preisen, um - zumindest mittel- bis langfristig - profitabel zu bleiben.
Fazit: Canon schrieb sowohl in dem Bereich Kameras, als auch Imaging als auch im Gesamtkonzern im ersten Quartal 2020 noch Gewinn. Das ist positiv zu werten. Die weiteren Aussichten für 2020 sah man zumindest als unklar und durchwachsen. - Letzteres bewerte ich negativ: Man hat die Tragweite der durch Corona signifikant verschlimmerten Fotokrise noch nicht erkannt. Das scheint für alle Kamerahersteller zu gelten.
Was mich ganz bedenklich stimmt, ist der Umstand, dass man trotz der ständig betonten Angebotsrückgänge wegen fehlender Zulieferteile dennoch die eigenen Lagerbestände an fertiggestellten Produkten weiter erhöhte. Man produzierte sogar wieder erhöht auf Halde. Noch immer scheinen viele Manager in Japan nicht begriffen zu haben, dass die Kunden weltweit derzeit kaum kaufen. Meine Befragungen bei Fotohändlern ergaben 1/3 bis zur Hälfte Rückgang bei verkauften Kameras und Objektiven im ersten Quartal (ohne Lockdown). In den USA gingen im März sogar die Online-Bestellungen bei Kameras um -64% zurück. In Japan ging der Kameraverkauf im ersten Quartal um ca. -31% zurück. Das ist weit mehr, als die Produktion gedrosselt wurde respektive mangels Zulieferteilen gedrosselt werden musste. Aber man will falsch korrigieren: ... we will work for optimization, taking into consideration the delivery status of parts and more flexibly adjusting our production.
- Flexibel die Produktion sogar erhöhen.
Nochmals: Canon publiziert als einzige Firma halbwegs klar und vor allem früh. Alle anderen Kamera-Firmen leiden teilweise sogar noch schlimmer und führen intern exakt dieselben Maßnahmen durch.
Nikon und Olympus verschoben die Präsentation Ihrer Jahresendergebnisse (4.2019 - 3.2020) um mehrere Wochen. Kurz darauf folgten Fuji und Sony. Die Gründe sind vielfältig:
Angegeben wird die niedrigere Arbeitsleistung der Mitarbeiter im Home-Office. Schön, dass diese seit Jahrzehnten bekannten Tatsachen endlich auch von den Firmen publiziert werden. Die meisten Angestellten arbeiten zu Hause ineffizienter. Wäre es anders, wären diese Angestellten schon längst selbständig.
Ein verschwiegener Aspekt dürfte jedoch bei beiden angeschlagenen Firmen in den katastrophalen Jahresendergebnissen liegen. Man sucht vermutlich noch nach wohlklingen Worten, um das Drama etwas harmloser darstellen zu können.
Vor allem liegen mir Informationen vor, dass das Management in beiden Firmen nun noch nach einer neuen Strategie - vor allem im Bereich Kameras - ringt.
Die CIPA-Zahlen für März 2020 waren negativ: -51,4% Rückgang der Produktion und -52,6% Rückgang bei der Verschiffung im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Ein Produktionsrückgang von -45,1% bei Kompakt- und Bridge-Kameras lag an den Folgen des vorherigen wirtschaftlichen Lockdowns in China aufgrund des Corona-Virus'. Die Produktion wurde zwar hochgefahren, aber erreichte noch nicht das Vorjahresniveau.
Ein Produktionsrückgang von -67,4% bei DSLR (Kameras mit Spiegel) liegt zwar über meinen Erwartungen, aber noch immer unter dem Rückgang der realen Nachfrage.
Ein Produktionsrückgang von -44% bei spiegellosen Kameras liegt über meinen Erwartungen. Hier - wie bei DSLRs - kam es zu massiven Lieferproblemen der Zubehörteile der chinesischen Firmen sowie Produktionsausfällen auf dem südasiatischen Festland durch die Corona-Lockdowns. Ab Ende März kamen teilweise Produktionseinschränkungen in Japan hinzu.
Die Verschiffung nach Europa ging im März um -20,2% gegenüber dem Vorjahresmonat zurück.
Vorsicht: Die Märzzahlen waren in auch im letzten Jahr mit Schwankungen verbunden und sagen nichts Genaues über den Jahresverlauf aus. Dies gilt umso mehr angesichts der Pandemie mit weltweiten Lockdowns.
Dazu gibt es Grafiken.
Weltweit werden Mitarbeiter in der gesamten Fotoindustrie entweder in (bezahlten oder unbezahlten) Zwangsurlaub geschickt, oder gleich entlassen. B&H (u.a. Fotovertrieb) soll 20% (400 Personen) der Belegschaft zwangsbeurlaubt haben, obwohl der Online-Umsatz sogar gestiegen ist. Auch dies belegt, dass die Corona-Krise nicht Ursache ist. Einerseits verschärft die Pandemie die vorher bereits vorhandene ökonomische Schieflage zahlreicher Firmen, und andererseits nutzen jetzt Firmeninhaber die Chance, sich von sowieso ungeliebten Mitarbeitern zu trennen. Der Vorwand ist ideal und kaum einklagbar.
Am 13. Mai publizierte Sony etwas verspätet seine Jahresendergebnisse für das Geschäftsjahr 2019 (April 2019 - März 2020):
Vorausgeschickt werden muss zu Sony, dass es der größte und am weitesten diversifizierte Konzern ist - mit eigener Bank und Versicherungsunternehmen. Die Kamerasparte ist im Vergleich zum Gesamtkonzern klein. Ferner muss auch hier nochmals betont werden, dass Sony ein Meister der Bilanzverschleierung ist. Auch die Bilanz des Geschäftsjahres 2019 wimmelt wieder von Neubewertungen und Umbewertungen von Anlagen, (fremden) Aktien, eigenen Patentrechten und Vermögen. Hinzu kamen Aktienverkäufe (u.a. die Teile an Olympus) und eine weitere Umgliederung des Konzerns sowie einer Neuorganisation der Pensionspläne. Da es sich allein in diesen Bereichen jeweils um Milliarden Yen handelt, kann man darin spielend vieles andere verstecken. Allein die ausgewiesenen Steueranpassungen nur zu diesen aufgelisteten pauschalen Punkten machen 6 Mrd. Yen aus. Nur mit den echten Basisdaten könnte man wirklich Detailliertes über diese publizierten zusammengefassten Bilanzdaten aussagen. Vor allem werden viele Zahlen ohne die bereichsinterne Verrechnung angegeben. Wer jedoch weiß, wie in Großkonzernen zwischen den Bereichen Dienstleistungen und Lieferungen geleistet und dann verrechnet werden, wird sofort hellhörig. Ferner werden in manchen Bereichen in den Analysen immer wieder Yen mit US vorsätzlich vermischt, sodass die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind. Da kommt dann z.B. in Segmenten ein Dollar-Gewinn heraus, der sich (durch von mir durchgeführte Umrechnung) aufgrund der Währungsschwankungen aber wieder in eine Stagnation oder sogar einen Verlust für den japanischen Mutterkonzern umkehrt.
Dennoch gingen die allgemeine Wirtschaftsabschwächung 2019 und die im 1. Quartal 2020 beginnende Weltwirtschaftskrise nicht spurlos am Konzern vorbei: -5% Rückgang beim Umsatz, -5% Rückgang beim operativen Gewinn und -21% Rückgang beim Nettogewinn im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018 sind erheblich. Aber 582,2 Mrd. Yen (ca. 5 Mrd. Euro) Gewinn sind noch immer gigantisch. Damit kann der Konzern sich auch zukünftig fast alles erlauben. Auch das Cash-Flow-Management scheint Sony (im Gegensatz zu anderen Firmen wie Nikon) noch sehr gut im Griff zu haben.
Sofern man nur das 1. Quartal 2020 betrachtet, sah es hingegen bereits deutlich schlechter aus: -18% Rückgang beim Umsatz, -57% Rückgang beim operativen Gewinn und ein Nettoverlust im Vergleich zum 1. Quartal 2019 sind geradezu schockierend. 4 Mrd. Yen (ca. 35 Mio. Euro) Verlust sind unerwartet. Dies belegt, wie hart es auch systemrelevante und bereits stark diversifizierte Großkonzerne treffen kann.
Der Kamerabereich verbirgt sich inzwischen hinter dem fast jährlich umstrukturierten Bereich Electronics Products & Solutions (EP&S). Da darin neben zahlreichem Kleinkram wie Festnetzanschlüsse und Internet-related service business, die Produktion der Fernseher sowie Audio und Video auch die desaströs defizitäre Smartphone- und Mobil-Sparte von Sony eingegliedert wurde, lässt sich nicht viel zu Kameras mehr aussagen. Der Umsatz des gesamten Bereiches nahm um ca. 14% ab, aber der operative Gewinn im Geschäftsjahr 2019 auf 87,3 Mrd. Yen zu. Dies liegt zu einem erheblichen Anteil an drastischen Sparmaßnahmen und internen Umstrukturierungen bei den Smartphone-Segmenten.
Für das Teilsegment Still and Video Cameras wird für das Geschäftsjahr 2019 ausgewiesen: 384,142 Mrd. Yen Umsatz (-9% zum Vorjahr). Insgesamt will Sony 2,9 Mio. Kameras verschifft haben (April 2019-März 2020). Vorsicht: Das sind keine Verkäufe an Endkunden.
Für die Corona-Auswirkungen (eigentlich bisher nur im 1. Quartal 2020) gibt Sony für den am härtesten von Covid-19 betroffenen Firmenbereich EP&S jedoch -35,1 Mrd. Yen an. Dies liegt vor allem daran, dass erhebliche Produktionsanlagen für den Bereich in China liegen, welche durch den Lockdown direkt in der Produktion getroffen wurden. Ferner waren Fabriken in Malaysia, Mexiko und der Slowakei durch Corona-bedingte Lieferprobleme betroffen. Und Sony räumte ein, dass Corona-bedingt auch die Nachfrage (besonders in Europa) sank. Umsatz (ca. -25%) und Operativer Gewinn gingen deshalb im 1. Quartal 2020 auch spürbar zurück. Genauer gesagt war es im 1. Quartal 2019 ein Verlust und im 1. Quartal 2020 ein um nochmals fast 50% größerer Verlust. Aber den größten Anteil daran dürften die weltweit ungeliebten Sony-Smartphones verschuldet haben.
Für das Teilsegment Still and Video Cameras wird für das 1. Quartal 2020 ausgewiesen: 62,251 Mrd. Yen Umsatz (-24,5% zum 1. Quartal 2019). Insgesamt will Sony gerundet 400.000 Kameras im ersten Quartal 2020 verschifft haben (Januar-März 2020). Vorsicht: Das sind keine Verkäufe an Endkunden. Das entspräche einem Rückgang von ca. 1/3 gegenüber dem 1. Quartal 2019 (angeblich 600.000 Stück).
Wörtlich wird zu Kameras geschrieben: And sales and profit from digital cameras are being significantly impacted by a substantial slowdown in demand around the world. We are concerned that this might continue for a long time.
Ein weltweiter Nachfragerückgang, der lange anhalten könnte.
Zu den Produktionsanlagen wird vermerkt: In China and Thailand, the factories owned by Sony that make digital cameras and smartphones are currently operating as usual. Some partner companies in Malaysia and the Philippines who supply components to several of Sony's businesses have reduced their operations, causing a delay in the production of some Sony products due to component shortages. Due to the closure and shutdown of retail stores globally, retail sales have decreased significantly, with the deterioration in market conditions in Europe currently being the most severe. ... Sales and profit from digital cameras are being significantly impacted by a substantial slowdown in demand around the world.
- Die Produktion der Kameras in den eigenen Fabriken lief im Mai wieder normal. Aber Sony lässt auch in anderen Firmen / bei Unteraufragnehmern produzieren. Dort scheint die Produktion noch nicht normal zu laufen, sonst hätte man es geschrieben. Zulieferengpässe führen weiterhin zu Produktionsverzögerungen. Das Vertriebsnetzt ist durch Covid-19 weltweit gestört, wodurch der Verkauf an Endkunden leidet.
Auffällig ist jedoch, dass der bisher mit gigantischen Wachstumsraten brillierende Bereich Semiconductors - nun umbenannt in Imaging & Sensing Solutions (I&SS), der u.a. die Kamera-Sensoren für viele Smartphones fast aller Hersteller (über 50% Marktanteil) produziert, rückläufige Ergebnisse erzielte. Der von Sony selbst geschätzte Corona-bedingte Produktionsausfall soll bei -8,4 Mrd. Yen liegen und wird auf allgemeine Kaufzurückhaltung auch bei Smartphones zurückgeführt.
Wie alle Unternehmen in Japan litt auch Sony im Geschäftsjahr 2019 unter den Währungsnachteilen: aufgewerteter Yen gegen abgewertete US-Dollar und Euro.
Angesichts der zunehmenden Weltwirtschaftskrise waren die Zukunftsaussichten lauf Sony unsicher und deuteten sich in sehr vagen und weiten Bandbreiten der erwarteten operativen Gewinne an. Aber alle firmeneigenen Prognosen für 2020 lagen im Mai weit unter dem Finanzjahr 2019: Bei EP&S (auch Kameras) erwartete man z.B. sogar nur ca. 20-50% der Vorjahresergebnisse. Und dabei ging man bereits optimistisch von einem weltweiten Normalbetrieb mit normaler Käufernachfrage zu Weihnachten im 3. (Sony = kalendarisch) 4. Quartal aus. Sony-typisch schränkt man diese herabgestuften Einschätzungen dann in den Fußnoten nochmals deutlich ein.
Die Corona-Pandemie brachte bereits Veränderungen für die klassische Fotografie mit dedizierten Kameras, welche kaum mehr rückgängig gemacht werden können. Im April und Mai wurden nicht nur Inhalte zahlreicher Zeitschriften (wie DPReview), sondern selbst die Titelseiten von Jubiläumsausgaben mancher Topmagazine mit Smartphones - von den Modells selbst - hergestellt. Damit entfiel auch der absolute High-Quality-Bereich für die klassische Fotografie. - Man kann somit nicht nur die teuren Berufsfotografen, sondern auch deren gesamte komplexe (angeblich unersetzbare) Ausrüstung von Kameras bis hin zu Lichtern ersetzen.
Laut BCN sanken im April in Japan die Verkaufszahlen der Kameras nochmals dramatisch (ca. -75% der Vorjahreswerte) ab. - Vorsicht: Ich halte von diesen Zahlen nicht so viel wie manche anderen Analytiker, da nicht alle Händler einbezogen sind. Aber der negative Trend vom März (ca. -50%) wurde bestätigt.
Olympus stellte am 30. Juni 2020 den Vertrieb seiner Kameras in Südkorea ein - komplett: sowohl über den Fotofachhandel als auch das Internet. Der Service dafür wird ebenfalls nur noch bis 31.3.2026 aufrecht erhalten. Das erinnerte an Samsung 2016. Die von Olympus dafür zitierten Gründe sind plausibel. Aber sie gelten weltweit: Mangelnde Nachfrage nach Kameras und firmenpolitisch zukünftige Konzentration auf den Medizinbereich. - Zwar ist für diese Entscheidung sicherlich auch die politische Lage in Korea mitentscheidend, weil dort aufgrund der seit Jahren zunehmenden Spannungen mit Japan auch gegenseitige Boykotte vorliegen. Aber das wird definitiv kein Einzelfall bleiben.
Nachdem Japan seit etwa Mitte Mai in mehreren Schritten seine Covid-19-Beschränkungen provinzweise aufgehoben hatte, folgten am 21.05. 3 weitere wichtige Provinzen. Kommende Woche soll auch Tokio als letzte Region folgen. Die Maßnahmen waren in Japan derart erfolgreich, dass man im Gesundheitsbereich angeblich sehr gut dasteht.
In den USA bot Fujifilm 6 Wochen lang 70% Preisnachlass (mein Screen-shot davon) für Sensorreinigung und die Überprüfung der Kameras an. Offensichtlich ließ angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie kaum jemand mehr etwas prüfen oder reparieren. Die Service-Kapazitäten lagen in den USA brach (und vermutlich nicht nur dort).
Am 18.05. publizierte der Großkonzern Panasonic seinen Jahresgeschäftsbericht. Er ist für das extrem kleine und folglich tief in andere Bereiche (Appliances mit Fernsehern, Hausgeräten, Klimaanlagen etc.) eingegliederte Segment Kameras derart unergiebig, dass man praktisch nur herausziehen kann, was explizit genannt wird: Kameras verkauften sich schlechter im Zeitraum April 2019 bis März 2020 - vor allem in Europa.
Am 22.05. veröffentlichte Fujifilm seine Jahresergebnisse 2019 und die des 1. Quartals 2020.
Auch Fujifilm gehört zu den Firmen, welche kalenderjahresübergreifend bilanzieren: Die Monate April 2019 - März 2020 bilden das Geschäftsjahr 2019.
Fujifilm gehört ebenfalls zu den Firmen, welche den digitalen Kamerabereich als kleines Teilsegment in großen Bereichen weitgehend verschleiern.
Vorab zur Beruhigung: Auch Fujifilm erwirtschaftete noch immer sowohl im gesamten Geschäftsjahr als auch im 1. Quartal 2020 satte Gewinne: 173,1 Mrd. Yen (= 1,47 Mrd. Euro / Income before Tax).
Dass Umsatz und Gewinn zurückgingen, war erwartbar. Fujifilm gewichtet diese Rückgänge jedoch. Umsatz: - 4,8% gegenüber dem Geschäftsjahr 2018. Davon 2,9% durch allgemeine Wirtschaftsabflachung im Jahr 2019 und 1,9% durch die Pandemiefolgen 2020. Der operative Gewinn sank im Geschäftsjahr um -11,1%, wobei das 1. Quartal 2020 mit -12,3% zu Buche schlug. Einerseits zeigt dies den enormen Effekt des einen Quartals 2020, aber auch, dass die Weltwirtschaft bereits in den 3 Quartalen 2019 nachließ.
Obwohl Fujifilm inzwischen merklich auf den Medizin- und Pharmabereich orientiert ist, die auch Produkte direkt zur Pandemiebekämpfung liefern, konnte die Firma durch diese sehr lukrativen Tätigkeiten die Rückgänge in anderen Bereichen nicht wettmachen.
Der Bereich Imaging Solutions umfasst: Color films, digital cameras, color paper, services and equipment for photofinishing, instant photo systems and optical devices.
Der Bereich Imaging Solutions erzielte im Geschäftsjahr 2019: 332,6 Mrd. Yen Umsatz (- 21,4% laut Fuji auf Bereichsbasis, -14% insgesamt mit weiteren Kosten / Einnahmen) und 25,1 Mrd. Yen operativen Gewinn (-51%).
Der Bereich Imaging Solutions machte im Geschäftsjahr 2019 nur noch ca. 14% am Konzernumsatz und ca. 13% am operativen Gewinn aus. Ohne die darin beinhalteten (logischer Weise negativen) Corporate Expenses and Eliminations sind es sogar nur ca. 11,3% Anteil am operativen Gewinn. Fujifilm kann sich somit ein Entfallen dieses gesamten Bereiches leisten. Vorsicht: Die meisten Umsätze und Gewinne erzielt der Analogbereich mit Fotopapier und den Instax-Kameras. Auf Digitalkameras kann der Konzern noch leichter verzichten. Positiv betrachtet kann sich Fujifilm Verluste im digitalen Bereich und den gesamten digitalen Kamerabereich als Hobby
leisten.
Dass das analoge Teilsegment (vor allem Fotopapier und analoge Sofortbildkameras) im Bereich Imaging jedoch stark litt, ist negativ zu bewerten, da es einen Großteil des Umsatzes (im 1. Quartal 2020 noch ca. 65%) und Gewinnes erwirtschaftet.
Ganz explizit wird ein Rückgang der Verkäufe der (spiegellosen) X-Kameras angegeben. In electronic imaging, full-year revenue decreased due to a COVID-19 impact, in addition to severe market conditions and a decline in the demand of entry-level mirrorless digital cameras.
- Pandemie und die allgemeine Marktschrumpfung führten zu Nachfragerückgängen bei digitalen Kameras - besonders bei den preiswerten (d.h. unter 1.000 US$ / Euro).
Als sehr negativ bewerte ich, dass die Lagerbestände (inventories) - trotz aller pandemiebedingten Zulieferengpässe - erneut anstiegen.
Das erste Quartal 2020 war für dem Bereich Imaging besonders hart: ein operativer Verlust von 2,3 Mrd. Yen (= 19,6 Mio. Euro) schlug zu Buche.
Sofern die gerundeten Zahlen in den Listen und Diagrammen halbwegs korrekt sind, dann hat der Bereich Imaging im 1. Quartal einen Rückgang des Umsatzes um ca. 20% gegenüber dem 1. Quartal 2019 hinnehmen müssen. Der analoge Fotobereich nahm dabei um ca. -15,5% ab, digitale Kameras um mehr als -28% und selbst Objektive um rund -28%.
Auch das Management bei Fujifilm hielt sich Ende Mai ganz bedeckt über die Prognosen für das Geschäftsjahr 2020 (bis zum März 2012): Next, regarding the performance forecast for the fiscal year ending March 2021, it is difficult to make a reasonable estimate at this stage because of uncertainty about when the pandemic can be under control. We will make an announcement after carefully assessing its future impact on our business performance.
Die Prognose für den Imaging-Bereich klingt durchwachsen: Maintain profitability as cash cow: Offer various ways of enjoying photos by instax, print from smart phones and digital cameras
. Der Bereich war 2019 profitabel und soll es bleiben. Aber digitale Kameras werden nur als letzter Punkt erwähnt. Wie ich bereits 2015 festhielt, erzielt Fuji noch immer den meisten Umsatz und Gewinn im Analogbereich mit Instax-Sofort-Bild-Kameras.
Auch Fujifilm sieht dringenden Bedarf, das eigene Cash-Management weiter zu optimieren. Das deutet auf weiterhin einbrechende Einnahmen hin, was auch durch die bereits jetzt deutliche Abnahme um fast 40% (Stand Ende März 2020) im Bereich Cash und Cash equivalents gegenüber dem Vorjahr sichtbar wird. - Kurzum: Da stehen drastische Sparaktionen in allen Bereichen an.
Wie bei allen Firmen sollen die Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung (R&D) gekürzt und zielgerichteter (eher im Medizinbereich) eingesetzt werden. Da bleibt kurzfristig für neue Digitalkameras und Objektive nicht viel übrig.
Fazit Fujifilm:
Der Bereich Imaging hat bei Fuji im 1. Quartal 2020 einen Verlust erzielt.
Digitale Einsteigerkameras / preiswerte spiegellose Kameras unter ca. 1.000 US$ / Euro verkaufen sich auch bei Fuji schlecht.
Die Lagerbestände sind gestiegen. Aber auch von Fuji hört man nichts von geplanten drastischen Produktionskürzungen oder gar Stopp der Produktion für bestimmte kaum mehr verkäufliche Kameramodelle.
Das Management gibt die Schuld fast ausschließlich der Pandemie.
Meines Erachtens werden die ernüchternden BCN-Zahlen des Monats Juni (erhältlich ab ca. Mitte Juli) der Verkäufe in Japan nach den lächerlichen Pandemie-Einschränkungen jedoch zeigen, dass es keinen Nachfragestau gibt. Den gab es auch in Deutschland nicht. Nirgendwo sah man Käuferschlangen vor Fotoläden. Kein Fotohändler teilte mir mit, dass er mehr Einnahmen erzielt hätte als im Vorjahr. Ganz im Gegenteil lagen die Verkäufe auch nach der Öffnung signifikant unter denjenigen der Vorjahreszeiträume.
Obwohl Fuji dringend fast alle seine alten Objektive neu entwickeln müsste, weil sie nicht mehr zu den neuen Kameras passen, wird die Forschung und Entwicklung gekürzt.
Fuji sitzt somit seit 2019 exakt in derselben Falle, wie alle anderen Kamerahersteller dedizierter = klassischer Fotokameras auch: Alles trifft nun auch auf diese Firma zu. Fujifilm räumte es in den eigenen Quartalsberichten seit 2019 sogar selbst ein: Nur noch die beiden teuersten Kameras für rund 5.000 und 10.000 US$ / Euro aus dem Bereich Mittelformat (GFX 50 und 100) sowie das jeweils neueste / teuerste Kameramodell aus dem APS-C-Bereich verkaufen sich gut (Pocket-Kamera FUJIFILM X100V für 1.500 Euro sowie Fujifilm X-Pro3 für fast 1.900 bis 2.100 Euro nur das Kameragehäuse in Schwarz oder Silber) und halten den Umsatz halbwegs aufrecht. Im letzten Geschäftsjahr verkaufte sich noch nicht einmal die X-T3 sehr gut. Deshalb muss sie auch weitergeführt werden, weil die Lager damit weltweit voll sind. Korrekt gelesen: Die X-T3 wird parallel zum Nachfolger X-T4 weiter angeboten. Weltweit - in allen Regionen - ging im ganzen Geschäftsjahr der Umsatz bereits zurück, obwohl man die Preise der neuen Einzelkameras erhöhte. Noch niemals in der Geschichte von Fuji ging der Umsatz im Digitalkamerabereich vom 4. Quartal (2019) zum 1. Quartal (2020) derart stark zurück (von 20,7 auf 14,3 Mrd. Yen = -31%).
Ganz schlimm sieht es bei den Einsteigerkameras aus (wie bei allen Firmen). Die preiswerten Kameras unter 1.000 US$/ Euro verkaufen sich auch bei Fuji ständig schlechter. Das schreiben die japanischen Manager sogar explizit.
Ferner glich sich Fuji auch beim Service nach unten an die Konkurrenz an. Seite 2019 kamen kaum mehr signifikante Software- / Firmware-Updates für ältere Kameras heraus. Man soll jetzt - wie bei den Konkurrenten - eine neue Kamera für neue Funktionen erwerben.
Die anderen Kamerahersteller werden bald ähnlich schlechte Ergebnisse publizieren.
Am 28.05. publizierte extrem verspätet Nikon seine Jahreszahlen für das Geschäftsjahr 2020 (April 2019 - März 2020): Dieser Geschäftsbericht 2020 ist ein weiteres High-Light der Verschleierung durch die Firma Nikon.
Gesamtumsatz des Konzerns im Geschäftsjahr 2020: 591,012 Mrd. Yen = ein Rückgang von - 117,648 Mrd. Yen = -16,6%. Dabei erwirtschafteten alle Einzelbereiche einen geringeren Umsatz als im Vorjahr.
Operativer Gewinn des Konzerns im Geschäftsjahr 2020: 6,751 Mrd. Yen = ein Rückgang von - 75,902 Mrd. Yen = -91,8%. Aber es ist insgesamt noch ein Gewinn. Allerdings wird dieser durch Tricksereien mit vorausbezahlten Steuern zu einem Verlust von 4,8 Mrd. Yen. Dies dient dem Cash-Flow-Management, da man mit sehr geringen Einnahmen im laufenden 2. Quartal 2020 rechnete und im Juni diese Steuerrückzahlung vom japanischen Finanzamt benötigte, um nicht kurzfristig insolvent zu werden. - Nachtrag: Wie ich erwartet hatte, wurde das freie Cash-Flow im 2. Quartal trotz dieser miesen Tricksereien negativ.
Vor allem in den Bereichen Imaging Products Business und Industrial Metrology Business kam es jedoch zu erheblichen Verlusten bereits beim operativen Gewinn.
Der Firmenbereich Halbleiter Lithography (Semiconductor Lithography Business) konnte den Umsatz steigern. In allen anderen Bereichen sanken Umsatz und Gewinn.
Im Imaging-Bereich ging der Umsatz von 296,1 Mrd. Yen 2019 auf 225,894 Mrd. Yen 2020 = -23,7% zurück.
Im Imaging-Bereich ging der Operative Gewinn von 22,069 Mrd. Yen 2019 auf -17,153 Mrd. Yen 2020 zurück = ein Rückgang um -39,1 Mrd. Yen gegenüber dem Vorjahr.
Ganz schlecht sah es im Bereich Imaging aus. Dort konnte Nikon nur hervorheben, dass sich der Umsatz der spiegellosen Kameras erhöht hatte. Das klingt zwar gut, ist jedoch banal, da man sich seit 2018 kontinuierlich aus dem Bereich der DSLRs zurückzieht. Ferner verweist der Bericht ausdrücklich darauf, dass man nur im mittel- und hochpreisigen Segment der Kameras sich kontinuierlich verbesserte Volume/sales ratio of mid-range and high-end cameras for professionals and hobbyist improved steadily, ...
. Was auch immer damit genau gemeint ist. Das ist typisches Nikon-Wischi-Waschi, wenn man nichts Klares aussagen kann. Fakt bleibt jedoch, dass im unteren Preissegment unter 1.000 US$/Euro ebenfalls Rückgänge zu verzeichnen waren.
Die realen Zahlen der Systemkameras (Kameras mit anschraubbarem Objektiv) sanken vom Geschäftsjahr 2019: 2,060 Mio. auf nur noch 1,620 Mio. 2020 = -21,4%.
Auch das Verhältnis der verkauften Objektive zu den Kameras hat sich angeblich positiv verbessert. Klingt gut, ist jedoch ebenso banal. Es belegt nur, dass der Einsteigerbereich wegbricht. Das sind diejenigen Fotografen, die sowieso nur das eine Kit-Zoom-Objektiv mit der Kamera kaufen - und sonst nie mehr etwas. Reduziert sich dieser Einsteigerbereich, dann nimmt automatisch der Anteil der übrig gebliebenen engagierten Amateure und Berufsfotografen zu, die sich immer schon 2 oder mehr Objektive zugelegt haben. Um es ganz klar festzuhalten. Nikon hat weniger Objektive im Geschäftsjahr verkauft: 3,170 Mio. im Geschäftsjahr 2019 und nur noch 2,65 Mio. im Geschäftsjahr 2020 = -16,4%. Derartige Wortspielereien und Tricks sind typisch für Nikons Geschäftsbericht.
Positiv wird explizit vermerkt, dass sich der Anteil der Online-Verkäufe erhöhte: Online sales ratio also grew.
- Dieser rein prozentuale Wert der Systemkameras sagt bei sinkenden Gesamtzahlen (Rückgang von 2,060 Mio. Kameras auf 1,620 Mio. im Geschäftsjahr 2020 = -21,6%) jedoch nur aus, dass sich die Verkäufe in den klassischen Fotoläden vor Ort weiter und zwar drastisch verringert haben. - So kehrt sich auch diese vermeintlich positiv gemeinte Aussage in das Gegenteil um.
Ganz verheerend sah es bei den Kompaktkameras für Nikon im Geschäftsjahr 2020 aus: von 1,6 Mio. halbierten sich die Zahlen fast auf 840.000.
Sofern man Nikons eigene (vermutlich Produktions-) Zahlen verwendet, ergibt sich daraus ein Marktanteil von jeweils nur noch rund 20% bei System-Kameras und Objektiven, sowie nur noch 13,6% bei Kompaktkameras. Bitte seien Sie vorsichtig damit. Das meint ganz sicher nur die produzierten oder verschifften japanischen Werte. Weder sind das reale Endverkäufe an bezahlende Endkunden weltweit, noch sind die Zahlen der Objektive so positiv, da sich hier viel mehr andere Hersteller noch immer tummeln, deren Produktion und Verkäufe in keiner Statistik auftauchen. Dennoch sind sinkende Realzahlen und dann auch noch gleichzeitig sinkende Marktanteile bei einem schrumpfenden Gesamtmarkt negativ zu bewerten. Fakt ist und bleibt, dass Nikons neue Kameras durchaus hochwertig sind, aber offensichtlich (bezüglich des Preis-Leistungsverhältnisses) für viele Kunden nicht mehr marktgerecht.
Nikon räumte ein, dass die Marktkontraktion stärker als erwartet war und die Konkurrenz seit dem Herbst 2019 signifikant zunahm.
Das einzig Gute der Bilanzzahlen sehe ich darin, dass der Inventarbestand auf Jahressicht betrachtet im Bereich Imaging gesunken ist: Im März 2019 waren es noch 61 Mrd. Yen an lagernden Waren, Ende März 2020 hingegen nur noch 51 Mrd. Yen - den tiefsten Stand der letzten 5 Geschäftsjahre. Allerdings bleibt auch hier ein Wehrmutstropfen, da man den Inventarbestand schlichtweg abgewertet / abgeschrieben hat, weil sich die alten Kameras und Objektive kaum mehr zu dem früher erwarteten Preis verkaufen lassen. D.h. es bleibt unklar, ob die reale Anzahl der Kameras und Objektive in den Zentrallagern tatsächlich abgenommen hat.
Die Schuld für die schlechten Ergebnisse sieht das Nikon-Management nur bei der allgemeinen Marktschrumpfung und bei Covid-19. Den Pandemie-Effekt schätzt man auf - 11,2 Mrd. Yen für die Gesamtfirma und davon sehr hohe -7,4 Mrd. Yen alleine für den Bereich Imaging. Vor allem schiebt man die Schuld im Kamerabereich auf die Lieferengpässe der externen Zulieferer. Letzteres ist jedoch nur die Angebotsseite. Auf den Rückgang der Nachfrageseite durch die Pandemie geht man nur bezüglich des Lockdowns der Geschäfte und Käufer - also quasi das Verkaufsverbot - ein. Das sehe ich als negativ, da man damit impliziert, dass die Nachfrage der Fotografen einerseits gleichzeitig angeblich vorhanden war und vor allem wieder ansteigt, sobald Nikon nur liefern kann und alle Läden wieder offen sind. Meine Vorort-Analysen in den letzten Mai-Tagen in Fotogeschäften belegten das exakte Gegenteil: Volle Lager und keine Nachfrage trotz offener Geschäfte und Lockerungen fast aller Beschränkungen. Mehrere Händler bestätigten mir, dass die Gesamtnachfrage (online und im lokalen Geschäft) insgesamt sogar nach dem Lockdown zurückging statt anstieg - bei allen Kamera-Herstellern.
Nikons eigene Prognosen waren Ende Mai verhalten: Allgemein wollte man damals aufgrund der Pandemie nichts sagen. Aber zu Imaging gab man an: Imaging Products: Sales in April and May decreased significantly YoY [year over year]. Although economic activity is recovering in some areas, the business of luxury goods is expected to continue in a severe business environment for the time being, and the deficit for the second consecutive fiscal year is inevitable.
In Kurzform: Wie auch ich prognostizierte ging der Absatz im April und Mai zurück. Luxusprodukte
(meine Worte für Kameras) haben es weiterhin schwer. Ein weiterer Verlust war (bereits im Mai absehbar) im neuen Geschäftsjahr 2021 (April 2020 bis März 2021) unausweichlich.
Neben den weltweit in allen Firmen üblichen Schutzmaßnahmen kündigte man verstärkte Werbemaßnahmen nach der Pandemie an. Das ist einerseits logisch, während der aktuell noch weltweit laufenden Lockdowns kein Geld für Werbung zu verschwenden, das nur verpufft. Andererseits geht man offensichtlich von einer Erholung der Wirtschaft nach dem Lockdown / der Pandemie aus. Was immer diese vage Aussage auch bedeuten mag. Allerdings bezweifle ich, dass verstärkte Werbung alleine den Niedergang aufhalten kann. Es bedarf völlig neuer Produkte, welche endlich die wahren Probleme vieler Fotografen lösen.
Für den Bereich Imaging Products Business hält man als Zukunftsplan fest: Rebuild business with an understanding of accelerating market shrinkage. Aim to achieve early profitability
- Man geht nun - wie ich seit 2010 - realistisch von einem beschleunigten Abstieg der Fotobranche aus. Der zweite Satz bleibt jedoch unklar: Wie will man frühen Profit erzielen? - Vermutlich funktioniert dies nur über drastische Preiserhöhungen. Denn einzusparen ist nach 10 Jahren drastischer Sparmaßnahmen kaum mehr etwas. Man räumte auch ein, dass der geplante Profit selbst mittelfristig im Bereich Imaging nur schwer zu erzielen sein wird.
Auch weitere Restrukturierungen wurden angekündigt. Letzteres sind jedoch nur Allgemeinplätze, die man seit Jahren aus allen Firmen hört.
Ferner wurden die üblichen Einsparungen (auch bei Forschung und Entwicklung durch Zusammenlegungen), Konzentration auf profitable (mittlere und High-End) Kameras und Objektive, Personal-Versetzung und -Entlassung, sowie Optimierung des Marketings und Vertriebes versprochen. Alles wurde mit heftigen Worten wie Drastically
, Thoroughly
etc. untermalt. Das klingt alles gut für Aktienbesitzer, bleibt jedoch - insbesondere im Bereich Imaging - ziemlich vage. Für Fotografen dürfte es eher negative Auswirkungen haben.
Dass die Quartalszahlen für das 1. Quartal 2020 vernichtend waren, bleibt noch (mit von Nikon stark gerundeten Zahlen) zu ergänzen: nur 240.000 verschiffte System-Kameras statt 350.000 im 1. Quartal 2019 = -31%, nur 390.000 verschiffte Objektive statt 500.000 im 1. Quartal 2019 = -22% und nur 110.000 verschiffte Kompakt-Kameras statt 300.000 im 1. Quartal 2019 = -63%.
Fazit Nikon:
Positiv muss festgehalten werden, dass ein oder selbst mehrere schlechte Jahre einen derartig großen und diversifizierten Konzern nicht aus der Bahn werfen.
Negativ fällt mir im gesamten Geschäftsbericht auf, dass man mit vielen Tricks arbeitete, um die schlechten Zahlen doch noch etwas zu beschönigen und in Klammerwerten etwas ins Positive zu korrigieren. Falls das die Zukunft der Geschäftsberichte sein sollte, wird man bald kaum mehr etwas Brauchbares herauslesen können.
Als negativ werte ich ferner, dass es bei den bereits vor einem halben Jahr zum damaligen Quartalsbericht verkündeten vagen Maßnahmen bleibt, auf die bisher auch nicht viel geschehen ist.
Als verheerend erachte ich die Bewertung durch das Management, dass der Nachfragerückgang auf den Lockdown zurückzuführen sei und sich somit nach dessen Aufhebung wieder erholt oder sich dann sogar ein Kaufstau in höheren Verkaufszahlen äußert.
Die pandemiebedingte Weltwirtschaftskrise hätte dem japanischen Management die einmalige Chance geboten, endlich einmal ohne Gesichtsverlust die Wahrheit zu sagen und drastische Konsequenzen im Detail anzukündigen. Beide Chancen wurden bisher nicht genutzt. Es bleibt also derzeit beim ziemlich vagen Weiter so, wie bisher
. Ob das gut geht?
Bitte beachten Sie auch die aufgrund der neuen Zahlen erstellten neuen ökonomischen Diagramme im Artikel Diversifizierung für Nikon.
Bitte beachten Sie auch die aufgrund der neuen Zahlen erstellten neuen ökonomischen Diagramme bei Forschung und Entwicklung für Nikon bei Sensor-Dilemma.
Am 29.05. publizierte extrem verspätet Olympus seine Jahreszahlen für das Geschäftsjahr 2020 (April 2019 - März 2020):
Olympus vermeldet für den Gesamtkonzern ein insgesamt durchaus sehr gutes Geschäftsjahr 2020 mit leicht steigendem Umsatz und merklich erhöhtem Gewinn. Aber man hat die eigenen (noch positiveren) Vorgaben aufgrund der pandemieinduzierten Weltwirtschaftskrise nicht erreicht.
Der Umsatz stieg 2020 ganz leicht auf 797,4 Mrd. Yen.
Der operative Gewinn stieg von 28,3 Mrd. Yen 2019 auf 83,5 Mrd. Yen = +195% im Geschäftsjahr 2020.
Wie alle Firmen, so litt auch Olympus unter den Währungsverzerrungen, insbesondere der vorsätzlichen Abwertung des Euro und des US$.
Festhalten muss man, dass Olympus heute überwiegend ein Medizinkonzern ist: Alleine der Bereich ESD - Endoscopic Solutions Division erwirtschaftete mit seinen Endoskopen 2% mehr = 425,7 Mrd. Yen Umsatz (= 53,4% des Konzernumsatzes) und 22% mehr = 109,4 Mrd. Yen operativen Gewinn (= 131% des Konzerngewinnes).
Der Bereich Therapeutic Solutions Division (TSD) erzielte 216,1 Mrd. Yen Umsatz (= 27,1% des Konzernumsatzes) und 18% mehr = 26,2 Mrd. Yen Gewinn (= 31,4% des Konzerngewinnes).
Der Bereich Scientific Solutions Division (SSD) erzielte u.a. mit seinen Mikroskopen und Videoskopen 105,2 Mrd. Yen Umsatz (= 13,2% des Konzernumsatzes) und 23% mehr = 10 Mrd. Yen Gewinn (= 12% des Konzerngewinnes).
Alle diese Medizinbereiche konnten sowohl den Umsatz als auch den operativen Gewinn steigern.
Der Bereich Imaging Division (IMD = Imaging Business = Digital Cameras und Voice Recorder) hingegen erwirtschaftete mit 43,6 Mrd. Yen erneut 10% weniger Umsatz als im Vorjahr (nur noch rund 5% des Gesamtumsatzes des Konzerns) und erneut einen ausgewiesenen operativen Verlust von -10,4 Mrd. Yen.
Vor allem im 1. Quartal 2020 (= 4. Quartal des Geschäftsberichtes) ging der Umsatz im Bereich Imaging um -14% (gegenüber dem Vorjahreszeitraum) zurück. Olympus gibt alleine im ersten Quartal 2020 zwischen Januar und März einen kontinuierlich steilen Rückgang des Umsatzes im Bereich Imaging von ca. 40% in einer Grafik an.
Der Rückgang des Umsatzes im ganzen Geschäftsjahr bei spiegellosen Micro Four Thirds-Kameras betrug -10% gegenüber 2019, -12% bei Kompaktkameras und -12% bei Objektiven und Zubehör.
Stolz verkündete man, dass Olympus im Geschäftsjahr 2020 16 Mrd. Yen bei der Forschung und Entwicklung eingespart
hatte. Das ist aus meiner Sicht keineswegs nur positiv zu sehen. Im Fotobereich wurden die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Geschäftsjahr 2020 um 7,5% gekürzt auf 3,839 Mrd. Yen.
Olympus gibt an, dass man im Geschäftsjahr 2020 noch ca. 340.000 Micro-Four-Thirds Kameras verkauft / verschifft hat - 30.000 weniger als im Vorjahr. Hinzu kamen ca. 180.000 Kompaktkameras gegenüber 200.000 im Vorjahr. Vorsicht, das sind stark gerundete Verschiffungswerte, keine Verkäufe an bezahlende Endkunden.
Olympus erzielte im Geschäftsjahr 2020 seinen größten Umsatz / seine höchsten Einnahmen mit Kameras in Europa - fast 37%. Vorsicht, das sind Verschiffungswerte - keine Endverkäufe an bezahlende Kunden.
Auch bei Olympus stieg der Lagerbestand zum Ende März 2020 um +14% gegenüber März 2019 an. Aber er wird nicht spezifiziert, so dass sich keine Details zu Kameras ablesen lassen.
Auffällig ist eine erstaunlich hohe Personalfluktuation im kleinen Bereich Imaging. Evtl. könnte an den Gerüchten seit letztem Jahr (= Geschäftsjahr 2020) etwas sein, dass wichtige Personen (u.a. Manager) den Bereich Imaging verlassen haben, weil sie dort keine Zukunft mehr sahen. Vor allem außerhalb Japans war der Personalabbau im 1. Quartal 2020 hoch.
Der obige positive Trend der Abnahme der Verluste im Bereich Imaging ist allerdings nur durch Tricks erzeugt: Der ausgewiesene operative Verlust im Bereich Imaging sank von -18,3 Mrd. 2019 immerhin auf nur noch -10,4 Mrd. Yen. Allerdings hat man einige Kosten (6,174 Mrd. Yen für angeblich einmalige / außergewöhnliche Aufwendungen zur Restrukturierung) des Kamerabereiches bilanztechnisch einfach in die Rubrik other expenses
ausgelagert. D.h. die wahren Verluste des Bereiches sind nur minimal gesunken. Hinzu kommen weitere (in andere Bereiche ausgelagerte) außergewöhnliche Wertminderungen / Abschreibungen u.a. alter eingelagerter Kameras etc. in Höhe von rund 1,5 Mrd. Yen (impairment losses). - Meine Einschätzung ist, dass der wahre und extrem hohe Gesamtverlust des Bereiches Imaging (ca. 18,1 Mrd. Yen) sich somit kaum gegenüber dem Vorjahr verändert hat. Hinzu kommt ein weiterer schon lange angewandter Trick: SG&A expenses (Vertriebsgemeinkosten) werden konzernweit zusammengefasst erhoben sowie ausgewiesen und nicht auf die einzelnen Bereiche aufgeteilt. D.h. das Gesamtergebnis für den Bereich Imaging ist miserabel. Daraus ergibt sich eine Verlustquote von über 40% des Umsatzes. Oder mit anderen Worten: Mit jedem eingenommenen US$/Euro schrieb Olympus im Kamerabereich 40 Cent Verlust. Selbst im bilanztechnisch geschönten Zustand sind noch immer 24 Cent Verlust. Um es noch verständlicher zu sagen: Um auch nur eine schwarze Null zu erzeugen, müssten alle Kameras und Objektive 24-40% teurer verkauft werden.
Der Ausblick für 2020 ist leicht positiv: But a sharp economic recovery cannot be expected
- Aber eine sogenannte V-Entwicklung ab dem 3. Quartal zurück zum Stand vor der Pandemie erwartet man nicht. Vor allem für den Bereich Imaging mit den Kameras hält man fest: Expect demand in end consumer market to take more time
- Eine Nachfrageerholung bei Endkunden wird länger dauern.
Bei der zukünftigen Risikobewertung hält man für Kameras fest: In the digital camera field of the Imaging Business, if the market contracts more sharply than anticipated, the Olympus Group may be unable to adequately counter the resulting sales decline with the restructuring measures currently implementing, and this may adversely affect the Olympus Group's earnings.
- Falls der Kameramarkt schneller als erwartet schrumpfen sollte, kann Olympus dies nicht durch die bereits geplanten Restrukturierungen auffangen. Das würde das Gesamtergebnis des Konzerns erneut belasten. Aber ich konnte trotz dieser Risiken kein Wort von einem evtl. Verkauf oder der Schließung des Bereiches Imaging finden.
Fazit Olympus:
Positiv muss festgehalten werden, dass der sehr lukrative medizinische Großkonzern früher bereits viele schlechte Jahre im Bereich Imaging tragen konnte. Es bleibt jedoch die Frage, wie lange man sich dieses teure Hobby noch leisten will.
Positiv ist, dass man realistisch von einer längeren Phase ausgeht, bis sich die Nachfrage nach Kameras erholen wird.
Positiv ist, dass der operative Verlust im Bereich Imaging leicht abnahm - Die logisch konsequente Umkehrung daraus bleibt allerdings ungünstig: Je weniger Kameras Olympus verkauft, desto geringer ist der Verlust. Wie will man so jemals in die Gewinnzone gelangen? Evtl. durch den Verkauf nur noch einer Handvoll Kameras in der Preisregion zwischen 2-3.000 Euro / US$?
Negativ fällt mir seit Jahren auf, dass der Bereich Imaging Verluste schreibt und in den letzten Jahren zudem kontinuierlich schrumpft.
Auch Olympus schiebt die Schuld auf das allgemeine Marktumfeld (vor allem Smartphones) und besonders die Pandemieauswirkungen. Dass eine steigende Zahl an potentiellen Kunden manche Kameramodelle als nicht mehr marktgerecht ansehen, will man nicht einräumen.
Ob Sparen und diese Schuldzuweisungen an externe, d.h. nicht beeinflussbare, Gegebenheiten ausreichen, um in die Gewinnzone zu gelangen?
Nachdem alle Firmen ihre Quartalsergebnisse für das erste Quartal 2020 publiziert und kommentiert haben, lässt sich einiges zusammenfassend erkennen:
Alle Firmen sehen die Ursache des jahrelangen Niedergangs der Fotobranche in den Smartphones. Dass diese Smartphones nur die Symptome eines seit Jahrzehnten sich anbahnenden tiefen sozialen Wandels sind, gibt niemand zu oder will es evtl. noch nicht einmal erkennen.
Alle Firmen sehen die Ursache für die im Fotobereich auch 2019 weiterhin kontinuierlich sinkenden Umsätze und Gewinne in der höheren Konkurrenz der Marktteilnehmer - vor allem im Preiskrieg. Dass auch dieser harte Wettbewerb um die wenigen verbliebenen Kunden nur die Folge des sozialen Wandels mit Abwendung viele früherer Kunden vom klassischen Fotobereich mit seinen dedizierten Kameras darstellt, gibt niemand zu oder will es evtl. noch nicht einmal wahrhaben.
Alle Firmen sehen die Ursache / Schuld für die schlechten Quartalsergebnisse im ersten Quartal 2020 in der Pandemie. Dass die Pandemie die ohnedies bereits 2019 schwächelnde Weltkonjunktur nur verschärfte und derzeit zu einer Weltwirtschaftskrise ausdehnt sowie den seit 2010 andauernden steilen Niedergang im Fotobereich nur beschleunigt, will man ebenso wenig zugeben.
Keine Firma sieht eine (zumindest Mit-) Verantwortung bei sich, im Versagen, endlich kundenorientiert Lösungen für die wahren Probleme anzubieten.
Folglich greifen alle Firmen zu den altbekannten klassischen ökonomischen Maßnahmen, welche bereits in den letzten 10 Jahren mit wenig Erfolg angewendet wurden: drastische Einsparungen (u.a. beim Service und bei Forschung und Entwicklung), Umstrukturierungen, Entlassungen, weitere Umstellung des Vertriebswegenetzes auf Online und Abbau des lokalen Händler- sowie Service-Netzes. Damit man mich korrekt versteht: Das alles ist richtig, wichtig und auch notwendig. Aber es doktert letztendlich nur an den Symptomen herum, statt die Ursachen anzugehen.
Alle Firmen gehen von einer Erholung aus, wobei das Zeitfenster schwankt von baldiger kompletter Erholung im 3. Quartal bis hin zu einer Erholung erst in den kommenden Jahren.
Dieser für mich erstaunliche Optimismus gründet sich auf interessante Tatsachen und Annahmen:
Ökonomische Analysten haben klar herausgearbeitet, dass es sich bei dieser pandemieinduzierten Weltwirtschaftskrise um eine sehr seltene kombinierte Angebots- und Nachfragekrise handelt - eine wirklich ernste Lage.
Aber fast alle Regierungen und Organisationen wie die Weltbank, EU etc. haben mit gigantischen Rettungs- und Ankurbelungspaketen sofort gegengesteuert. Es war bereits im Mai faktisch mehr Geld im Angebot, als überhaupt in der realen Wirtschaft sinnvoll investiert werden konnte. Dies erklärte die schnelle Erholung der Börsen, wo man das freie Kapital parkte.
Jene schnelle, aber im Grunde künstliche Erholung der Aktienmärkte schien im Frühjahr 2020 viele Manager zu einer optimistischen Grundeinstellung zu verleiten.
Hinzu kamen Fakten wie die Unversehrtheit aller Produktionsstätten. Die durch die Pandemie erzwungene Produktionsreduktion resp. der Produktionsstopp war keine Naturkatastrophe wie Erdbeben, Feuer, Hochwasser, Tsunami etc. und auch kein Krieg. D.h. alles wurde sorgfältig eingemottet und kann schnell wieder in Produktion genommen werden. Dies ist das wichtigste Argument der Anhänger einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft.
Obwohl das Virus bis Mai weltweit bereits hunderttausende Tote kostete, wurde die reine Produktionsbelegschaft zumindest im Fotobereich nicht nennenswert betroffen, steht also fast vollständig wieder zur Verfügung.
Alles steht somit fast unversehrt wieder bereit und kann - wie in China bereits bewiesen - in überschaubarer Zeit wieder auf 100% oder sogar Überproduktion hochgefahren werden.
Überdies lief die Entwicklung neuer Produkte bisher erstaunlich ungestört weiter, sodass bald neue Kameras und Objektive, wenn auch etwas verzögert / verspätet, im zweiten Halbjahr zu erwarten sind.
Somit lässt sich - aus Sicht des Managements - die weggebrochene Angebotsseite binnen weniger Monate wieder komplett herstellen.
Hinzu kommen vage Hoffnungen bis hin zu skurrilen Annahmen zur Nachfrageseite - den Kunden:
Die Kunden hätten eigentlich seit Januar weltweit Kameras und Zubehör kaufen wollen, konnten es jedoch nicht, weil zuerst die Produktion wegbrach - also angeblich keine (vor allem neuen) Waren vorhanden waren - und dann die Fotoläden weltweit wegen der Corona-Lockdown-Verordnungen schließen mussten und die Kunden zuhause eingesperrt wurden - also nicht kaufen durften. - Dass nachweislich auch die Online-Verkäufe im Fotobereich wegbrachen, wird ignoriert.
Somit führten viele Manager der Kamerahersteller offensichtlich das eigentliche Nachfrageproblem auf das Angebotsproblem zurück. Die eingebrochene Nachfrage wurde nicht als eigenständige Kraft angesehen, die auf sozialen Ursachen (u.a. Angst vor dem Verlust der Gesundheit und des Arbeitsplatzes) beruht.
Fazit: Viele Foto-Kunden hätten - so die Meinung zahlreicher Manager - einen Nachfragestau aufgebaut: Sie wollen kaufen, sobald die Läden wieder öffnen und endlich (neue) Ware geliefert werden kann.
Allerdings hat sich nichts Gravierendes an den sozialen Umbrüchen der Gesellschaft geändert.
Auch durch den überproportionalen Tod vieler alter Menschen - der klassischen Risikogruppen bei Sars-CoV-2 -, änderte sich kaum etwas an der Überalterung der Gesellschaft sowie den damit einhergehenden Wünschen u.a. nach kleineren, leichteren, ergonomischer zu bedienenden, einfacheren, mobilen Kameras.
Auch durch den wochen- sowie in manchen Ländern sogar monatelangen Lockdown wurden die Menschen mehrheitlich nicht zu Stubenhockern. Die Zahl der an
Agoraphobie Leidenden hat nicht zugenommen. Denn selbst jene Eingesperrten wollen alle wieder raus. Sogar der Auslandsurlaub stand im Sommer in vielen Ländern wieder an. Der Wunsch nach Mobilität hat somit auch nicht abgenommen.
Das frei verfügbare Einkommen, welches man für Luxusgüter wie die ständig sich verteuernden Kameras ausgeben könnte, hat sich angesichts unglaublich hoher Zahlen bei den Kurzarbeitern und Arbeitslosen weltweit für breite Bevölkerungsschichten sogar nochmals drastisch verringert.
Ferner fehlen noch immer allgemein die Sicherheit und das Vertrauen vieler Kunden in die Zukunft: Einzelne Rückschläge in Japan, Südkorea und nicht zuletzt in Deutschland zeigten schon im Frühjahr, dass die Pandemie und die damit einhergehenden Gefahren noch nicht vorüber waren. Zumindest in Deutschland war die Kauflaune eher mäßig und erholte sich nur langsam. Vor allem wird bei der steigenden Ausgabefreudigkeit verkannt, wofür diese Gelder primär verwendet werden: Das sind überwiegend soziale
Bereiche wie Ausgehen, Essen, Trinken, Feiern, Urlaub. Viele wollen das in den letzten Monaten Vermisste nachholen. Der Kauf einer neuen dedizierten klassischen Kamera rangiert in der Wunschliste erst weit unten.
Es fanden sich im Frühjahr zwar überall Zeichen der wirtschaftlichen und auch sonstigen Erholung. Aber dies alles ging eher langsam voran. Daran dürfen politische Hektik und permanent neue lokale sowie regionale Lockerungs-Verordnungen, welche sich in den Medien überschlagen, nicht hinwegtäuschen.
Falls meine Analysen der Quartalsberichte und vor allem der dort nicht gemachten Aussagen zutreffen, werden wir vermutlich Folgendes erleben:
Die meisten Firmen haben meines Erachtens auch das zweite Quartal 2020 bereits mit gleich schlechten oder sogar noch schlechteren Ergebnissen als das erste abgeschrieben. Da werden wir zwar miserabelste Ergebnisse im Juli präsentiert bekommen, aber mit einem Optimismus kandiert, dass es jetzt wieder steil aufwärts gehe.
Die Kamerahersteller werden die Produktion in den kommenden Wochen und Monaten auf 100% hochfahren, um den vermeintlichen Nachfragestau / Kaufstau zu bewältigen. Meine Vermutung ist, dass wir diesen Zustand bereits Ende Juni jedoch spätestens im Verlaufe des Monats Juli erreichen.
Je nachdem, wie die monatlich publizierten BCN-Zahlen (verkaufte Kameras in Japan) ausfallen und welcher Entscheider sich durchsetzt, werden manche Kamerahersteller in der zweiten Jahreshälfte (ähnlich 2016 bei den Naturkatastrophen) die Produktion sogar weit über die für 2020 geplanten monatlichen 100% hochfahren, um den danach darbenden Kunden
noch mehr Produkte anzubieten.
Kurz darauf werden auch die Konkurrenten der Überproduktion folgen müssen, da es in dieser Krise nun auch um Marktanteile und deren Verteidigung geht.
Um die Marktanteile bei Überangebot zu erreichen resp. zu halten, wird es wieder Sonderangebote geben bis hin zur Weiterführung des Preiskrieges.
Damit die Firmen mit ihren defizitären Bereichen Imaging jedoch nicht völlig in die Verlustzone abrutschen, werden wir neue Produkte sehen, die extrem hochpreisig angeboten werden. Das zementiert dann den bereits seit spätestens 2018 eingeschlagenen Weg der Fotografie für nur noch wohlhabende Amateure und erfolgreiche Berufsfotografen, die so etwas absetzen können. Ganz explizit wage ich die Voraussage, dass Canons Preis der neuen R5 (vor allem in Euro) viele Fotografen sprachlos machen wird. Ähnlich wird es bei neuen Objektiven vieler Hersteller sein.
Wie sagte Walter Giller immer so treffend: Es bleibt schwierig
.
Anfang Juni publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat April:
Sie entsprachen vollkommen den allgemeinen geringen Erwartungen: -56,4% bei der Gesamtproduktion gegenüber dem Vorjahresmonat, Kompakt- und Bridge-Kameras: -56,0% gegenüber dem Vorjahresmonat, DSLR: -59,8% gegenüber dem Vorjahresmonat, spiegellose Systemkameras: -52,5% gegenüber dem Vorjahresmonat. Verschiffung weltweit: -63,6% gegenüber dem Vorjahresmonat, und Verschiffung nach Europa: -62,4% gegenüber dem Vorjahresmonat.
Dies belegt nicht nur die Geschäftsberichte aller Firmen, sondern zeigt auch die enorme Wirkung der eher abgeschwächten Pandemiemaßnahmen in Japan an. Das zweite Quartal 2020 könnte ganz schlecht ausfallen.
Vor allem die grottenschlechten Ergebnisse für spiegellose Systemkameras zeigen, dass nun alle Kamerahersteller (auch Fuji) massiv betroffen sind. Diese Produktionsergebnisse der neuen spiegellosen Kameras lagen sogar unter den Werten für das Erdbebenjahr 2016.
Dazu gibt es Grafiken.
Olympus USA verschenkt seine Top-Kameras: Kein Scherz: Kaufen Sie drei Objektive und Sie erhalten die Kamera (OM-D E-M1 MARK II, OM-D E-M1X, oder OM-D E-M1 Mark III) umsonst dazu. Schlappe 3.000 US$ als Geschenk. (Hier mein Screen-shot, falls die offizielle Werbung gelöscht wird.) Das war eine aufsehenerregende Marketing-Aktion. Allerdings düpierte man so auch alle ehrlichen Kunden, welche diese Produkte ein paar Tage zuvor zum vollen Preis erworben hatten. Noch viel niederschmetternder ist jedoch der Umstand, dass inzwischen modernste Kameras als wertlose Beigabe
angesehen werden. Das ist fast, wie wenn ein Reifenhersteller damit werben würde: Kaufen Sie 4 Rennreifen von uns und erhalten Sie den Porsche geschenkt dazu. Das erregt Aufsehen. Aber schadet allen. Vor allem belegt es meine Vermutungen seit dem Erscheinen jener tollen aber extrem teuren (3.000 US$/Euro) Top-Kamera: Sie wird kaum nachgefragt. Jetzt muss man die übervollen Lager räumen. Das ist berechtigte Tor-Schluss-Panik, denn Olympus geht es in den USA ganz schlecht. Dies verschärft den Preiskrieg ungemein.
Wie mir ein freundlicher Leser mitteilte, hat Nikon in Österreich seinen Vor-Ort-Service eingestellt. Zu wartende oder zu reparierende Geräte werden inzwischen nach Deutschland verschickt. Aus Sicht Nikons ist diese Einsparung finanziell verständlich. Aber aus Kundensicht erhöht es den Zeitbedarf und reduziert damit die Service-Leistung. Das dürfte vermutlich bald weitere Länder erfassen respektive bereits erfasst haben. Angesichts kontinuierlich geringerer Kundenzahlen und sowohl technisch als auch sozial begründet stetig sinkender Service-Fälle werden Service-Standpunkte zusammengelegt
- bei allen Kameraherstellern. Wie die USA (ggf. mit Kanada) werden inzwischen auch alle Länder der EU als ein Wirtschaftsraum gesehen. Nationale Eigenheiten übergehen die japanischen Konzernzentralen dabei. Bevor sich nun jemand zu früh freut: Die logische Weiterführung bei sinkenden Kundenzahlen ist ein weltweit zentraler Service-Standort entweder in Japan oder in irgendeinem Drittweltland mit niedrigen Lohnkosten und Steuervorteilen. Da dürfen sich alle schon einmal auf lange Service-Zeiten und extreme Portogebühren vorbereiten.
Zum 1. Juni 2020 hat Shutterstock, die - neben Adobes Fotalia - größte Micro-Stock-Plattform, auf der Fotografen ihre Fotos verkaufen, eine neue Gratifikationsstruktur umgesetzt. Sie ist nun zwar mit 6 Stufen von 15-40% Einkommensanteil einfach, übersichtlich und für jeden Fotografen sofort nachvollziehbar. Aber sie belohnt nur Fotografen, die viele Fotos in diesem / aktuellen Kalenderjahr publizieren. Somit werden alle früher publizierten, alten Fotos nicht mehr mitgerechnet. D.h. jeder Fotograf beginnt an jedem Jahresanfang immer mit 15%. Zwar begünstigt es die wenigen neu einsteigenden Fotografen, die viel publizieren. Aber alte Fotografen, welche seit Jahren dort Fotos verkaufen, werden spätestens ab 2021 drastische Einkommensnachteile erleiden. - Somit fallen in der aktuellen Krise weitere Einnahmequellen für viele Fotografen weg. Einzelfälle belegen, dass die Einnahmen je Foto von durchschnittlich 25-38 Cent auf 10 Cent je heruntergeladenem Foto sinken. Ferner klingen 40% Verdienstanteil am Verkaufserlös verlockend. Aber 25.000 hochwertige Fotos muss man erst einmal jedes Jahr machen, bearbeiten, einreichen, und dann müssen sie unter den inzwischen strengen Regeln vom Anbieter akzeptiert werden. Die meisten der bei Shutterstock angemeldeten über 100.000 Fotografen, welche dies nebenbei durchführten, werden niemals in derartige Bereiche aufsteigen. - Als Gegenmaßnahmen bot die kleinere Micro-Stock-Plattform Dreamstime 10% Erhöhung an auf bis zu 55% Einkommensanteil am Verkauf.
Am 24. Juni gab Olympus offiziell bekannt, sich doch - trotz vieler anderer offizieller Verlautbarungen seit einem Jahr - von seinem gesamten Imaging-Bereich (überwiegend Kameras und Diktaphone) zu trennen. - So viel vorab zum Thema wahrheitsgemäße Informationen von Firmenchefs - insbesondere an die eigenen Kunden. Dass überhaupt etwas publiziert werden musste, liegt an den strengen japanischen Börsenregeln.
Man habe ein Memorandum of Understanding (MOU) - eine Art Vorvertrag - mit Japan Industrial Partners, Inc. (JIP) geschlossen. Weitere offizielle Details von Olympus auf Englisch.
JIP ist ein im Jahr 2000 gegründeter Investmentfond, so eine Art Heuschrecke in Japan - der seit 2002 bereits über ein Dutzend Firmen - u.a. das defizitäre VAIO (Notebooks) von Sony abgekauft hat. - Ketzerisch kann man es evtl. als Auffanggesellschaft für unrettbare Betriebseinheiten großer Firmen bezeichnen. Nach einer weiteren drastischen Umstrukturierung werden diese erworbenen Firmen dann (auch in Einzelteilen) weiterverkauft. - Fakten: JIP ist keine optische oder Kamerafirma und verfolgt als relativ kleine Investmentfirma in allen Projekten eine klare Exitstrategie: Übernehmen, umbauen und mit Gewinn verkaufen.
Einzelheiten sollen bis zum 30. September geklärt werden. So wie ich den Text jedoch verstehe, handelt es sich um einen Totalverkauf des gesamten Bereiches mit allem Drum und Dran. Alles soll bis 31.12.2020 abgewickelt werden.
Aber im damaligen Zustand wollte nicht einmal JIP den Bereich haben. Deshalb musste Olympus bis Jahresende nochmals den gesamten Bereich umstrukturieren und profitabler machen. - Wir wissen inzwischen alle, was sich hinter diesen wohlklingenden Worten verbirgt: Gnadenloses Sparen mit Entlassungen - der übliche Kahlschlag.
Es bestätigt meine bereits 2015 klar dargelegten Ausgliederungstendenzen aller Kamerahersteller: unprofitable Bereiche werden verselbständigt, ausgegliedert und dann verkauft. Danach darf ein anderer damit machen, was er will. Im schlimmsten Fall bleibt nur der Markenname übrig. - Aus anderen, jedoch bisher unbestätigten, Quellen geht hervor, dass JIP nur an den Markennahmen OM-D und Zuiko interessiert ist. Aber der Markenname Olympus steht bei Kameras nicht zum Verkauf. Letzteres erschwert eine Weiterführung der Produkte aus Marketing-Sicht erheblich. Wer kennt schon den neuen Firmennamen NewCo - ein Platzhalter.
Im Juni war noch nichts endgültig entschieden. Aber günstig ist eine derartige Ankündigung natürlich nicht für die Fotoanhänger der Marke, wovon ein sehr großer Teil in Europa und vor allem in Deutschland beheimatet ist.
Jetzt wird der sowieso rückläufige Absatz der Kameras weiter einbrechen. Unsicherheit ist in der Krise nachteilig. - Aber für mutige Fotografen sehe ich durchaus eine Chance, sich preiswert einzudecken. Die Kameras und Objektive funktionieren und sind hochwertig, siehe Foto-Szenarien.
Um es nochmals pointiert festzuhalten: Olympus ist ein hochlukrativer Konzern mit riesigen Gewinnen im Medizinbereich, der sich locker die Verluste aus dem Bereich Imaging leisten könnte. Aber sie wollen es nicht mehr. Das ist Fakt. Genau so war es 2015 bei Samsung. Niemand an der Börse honoriert Verluste bei Aktiengesellschaften.
Was mich an der Firmendarstellung am meisten irritiert, ist die Tatsache, dass man allen Ernstes die Schuld für die eigenen Probleme in den Smartphones sieht. Die Smartphones sind eines der vielen Symptome der Krise der klassischen Fotowirtschaft, aber keinesfalls die Ursache.
2015 schrieb ich bereits zu Übernahmen und Aufkäufen: sofern jemand es kaufen möchte
, denn Banken vergeben für Übernahmen in einen schrumpfenden Markt kaum Kredite. Wie mir erstaunlich detaillierte Informationen aus Japan nun zeigen, will niemand kaufen. Die Heuschrecke (aka Investmentfond) will den defizitären Bereich Imaging von Olympus noch nicht einmal geschenkt übernehmen. Olympus muss für die Übernahme sogar noch Strafe bezahlen. Die wahren Ausmaße der Verluste liegen nämlich - wie von mir anhand der kreativen Buchführung von Olympus gezeigt - viel höher. Über die genaue Höhe der Strafzahlung wurde im Sommer noch lange verhandelt. Denn JIP ist viel zu klein, um sich derartige große Defizite leisten zu können. Damit dies nicht mit extremem Gesichtsverlust einher geht, nennt man es Umstrukturierungen bei denen Olympus hunderte von Millionen nochmals in den Bereich investieren muss. Der Haken liegt jedoch darin, dass Manager der Heuschrecke bereits bestimmen, wie viel Geld wohin investiert und was gemacht wird. D.h. alle Patente seit 1936 und alle Rechte sowie eine weitgehend bereits sanierte Firma gehen Ende Dezember an JIP. Nur dann will man das (Aktien-)Paket (= die gesamte Kamera-Sparte) geschenkt annehmen. - Was für eine Entwicklung. Olympus will offensichtlich den Bereich nur noch loswerden und ist deshalb zu erheblichen Zugeständnissen (ein Ende mit Schrecken) bereit, damit man so die für JIP bekannte Aushebelung des japanischen Arbeitsrechts hinbekommt. - Um es klar zu sagen: Der übrig bleibende Rest der Kamerasparte / Bereich Imaging wird als neue Firma nicht mehr dasselbe bieten. Ein Blick auf VAIO, oder das, was nach der Übernahme des früher großen Computerbereiches der Firma Sony durch JIP 2014 davon übrig blieb, sollte alle Illusionen dämpfen: Produkte nur noch in Asien: mäßig begehrte Standard-Modelle, die intern fast identisch sind, alles Sinnvolle nur per Aufpreis bieten, und überdies nur noch in lukrativen Ländern angeboten werden. Manche Kritiker fassen dies so zusammen: Technisch veraltet, preislich nicht marktgerecht mit schlechtem Service, sowie nur noch die alten Kunden mit dem früheren Markennamen ködern, die noch nicht begriffen haben, dass sich dahinter eine andere Firma mit anderen (Qualitäts-) Standards verbirgt. - Im schlimmsten Fall kann man die Unterfirma NewCo auch einfach als unabhängiges Unternehmen sterben lassen.
Aus mehreren Ländern (außerhalb Japans) mit geringen Rechten für Arbeitnehmer trafen bereits Ende Juni Aussagen über Kündigungen, Abfindungen bis hin zu Massenentlassungen bei den nationalen Töchtern von Olympus ein.
Man kann nur hoffen, dass dieses Foto des Flugzeuges Olympus
, das mit platten Reifen auf einem stillgelegten Athener Flugplatz dahinrostet, nicht zum Symbol wird. Zumindest für Kamerabesitzer ist der derzeitige Zustand der Kamerasparte nicht mehr der Olymp der Götter - der ursprüngliche Namensgeber der Firma.
Zusammengefasste Antworten zu Olympus:
Olympus ist ein Großkonzern, der im Medizinbereich hochprofitabel wirtschaftet. Dieser Konzern steht nicht zum Verkauf und ist auch nicht in Schwierigkeiten, noch wird Olympus geschlossen, oder ist am Ende, oder gar tot. Ganz im Gegenteil.
Es handelt sich nur um den relativ kleinen Olympus-Firmenbereich Imaging
(Kameras und Diktaphone etc.), der verselbständigt wird.
Ein Memorandum of Understanding (MOU) ist noch kein endgültiger Vertrag, sondern erst eine Vorstufe dazu. Da kann noch vieles geschehen. Vor allem sind die Details des Vertrages noch unklar.
Aber man muss auch deutlich festhalten, dass ein Scheitern des Vorhabens noch schlimmere Folgen für die Kamerasparte von Olympus hätte. Der Image-Schaden wäre enorm und die meisten Kunden würden noch mehr verunsichert.
Alle offiziellen Verlautbarungen sind nur Übergangsverlautbarungen bis maximal zum 31.12.2020. Das betrifft u.a. die beschwichtigenden - aber im Detail sehr vagen - Behauptungen zu weiteren Kameras und Objektiven, dem Service etc. Ab spätestens 1.1.2021 ist es eine neue Firma NewCo, die alles bestimmt. Jene Firma NewCo wird dann alleine dem Investmentfond JIP gehören.
Nur, weil Olympus aussteigt, ist das Sensorformat Micro-Four-Thirds noch nicht sofort am Ende. Korrekt ist jedoch, dass bei weniger verkauften Kameras, auch weniger Sensoren benötigt werden und damit die Skaleneffekte sinken. D.h. die Stückpreise der MFT-Sensoren werden steigen. Ferner werden die Entwicklungskosten für Neuerungen steigen. Aber das ist das generelle Sensor-Dilemma.
Anders sieht es jedoch aus, falls das MFT-Konsortium, insbesondere Panasonic, mit den Verträgen geschlampt hat. Ein fehlendes Patent oder Nutzungsrecht ist unter Freunden kein Problem. Das regelt man unter Freunden kulant. - Wo kein Kläger, da kein Richter. Eine Investmentfirma ist jedoch kein Freund oder zuverlässiger Partner. Bereits ein formaler Rechtsfehler kann sich dann nicht nur als teuer, sondern sogar als das Ende der gesamten Micro-Four-Thirds-Strategie erweisen. Vermutlich werden die am MFT-Konsortium beteiligten Firmen inzwischen alle ihre Verträge von Juristen daraufhin durchsehen lassen. In einer derartigen Wirtschaftskrise kann sich keiner Strafzahlungen an eine Heuschrecke leisten. Das würde das Ende des MFT-Vorteils bedeuten. Sie wollen noch nicht einmal erpresst werden. Eine branchenfremde Heuschrecke ist allerdings auf jeden Fall ein Risiko und eine Belastung für das Konsortium.
Es besteht Grund zur Sorge: Wenn ein hochprofitabler Medizinkonzern es in all den Jahren nicht fertig gebracht hat, den Bereich Imaging profitabel zu machen, dann muss ein anderer Unternehmer schon genial sein, um dieses Wunder in unserer aktuellen Krise zu bewerkstelligen. In diesem Sinne ist bei nunmehr 10 Jahren kontinuierlichen Sturzfluges in der Fotobranche auch der mehrfach im Memorandum für die neue Firma verwendete Terminus continuous growth
(kontinuierliches Wachstum) zu relativieren. Es geht fast kontinuierlich bergab.
Der Verkauf an einen allgemeinen Investmentfond ist etwas anderes als der Verkauf von Minolta an Sony, oder Leica an den Leica- und fotografiebegeisterten Milliardär Dr. Andreas Kaufmann, den Verkauf von Pentax an Ricoh, oder die Übernahme Hasselblads durch DJI. Letztere Aufkäufer hatten alle etwas mit Optik und / oder Fotografie zu tun. Zumindest hatte keiner dieser Käufer von vorne herein eine klare Exit-Strategie.
Wer will die Reste kaufen? Wenn ein anderer Mitbewerber Interesse am gesamten Imaging-Bereich von Olympus gehabt hätte, dann hätte er wirklich seit Jahren Gelegenheit zum Kauf gehabt. Das war allen Interessenten bekannt. In einer Krise mit Überkapazitäten wird sich das jede andere Kamerafirma jedoch reiflich überlegen. Die wissen selbst kaum, wie man rechtlich erlaubt und gesichtsschonend die eigene Produktion stetig herunterfährt, um die eigenen Lager nicht zu sehr anzufüllen, und wie man die eigenen überbordenden Kosten (insbesondere für Forschung und Entwicklung sowie Personal) eindämmt. Manche Firmen haben eher Interesse an Patenten und Rechten. Aber diese herauszulösen würde den Rest der neuen Firma endgültig entwerten. Dennoch deutet bereits jetzt vieles darauf hin, dass sich nur wenige Firmen und nur für Teile des Ganzen interessieren. Die Gefahr der von vielen gefürchteten Zerlegung bleibt als Damoklesschwert erhalten.
Bitte lesen Sie nicht die miserablen deutschen Übersetzungen, sondern das englische Original-PDF von Olympus. Auch viele andere Sekundärliteratur und YouTube-Channels verwechseln zahlreiche wichtige Details. Überdies war vieles im Internet zu Olympus damals reine Spekulation. Sowohl von Olympus-Fans als auch von Gegnern wurde seit Ende Juni zu diesem Vertrag viel Stimmung
gemacht. - Also gilt wie immer: Denken Sie selbst nach. - Und bleiben Sie realistisch: Die Olympus-Manager in Japan haben sich um Sie als einzelnen Kunden im fernen Europa nicht besonders gekümmert. Warum sollte die Investmentfirma nach der Übernahme an Ihnen ein größeres Interesse haben? Siehe: Wunsch und Wirklichkeit.
Gerechnet über die ersten 4 Monate 2020 wurden etwas mehr spiegellose System-Kameras (rund 760.000) hergestellt als DSLRs (rund 741.000). D.h. die spiegellosen Kameras hatten in der Produktion mit 50,6% die Führung übernommen. Das klingt zuerst einmal wie erwartet und aus Sicht der migrierenden Firmen gut.
Der Haken daran ist, dass beide Segmente in der Produktion in den ersten 4 Monaten 2020 drastisch abstürzten: Aber ungleichmäßig - DSLR in den ersten vier Monaten insgesamt rund -46%, spiegellose Kameras -31% zum viermonatigen Vorjahreszeitraum. Dies ist die Angebotsseite. Die Firmen konnten - teilweise durch die Pandemie mitverursacht - nicht so viel herstellen.
Aber die Firmen hätten ihre übervollen Lager räumen können. Hier trat jedoch der zweite Faktor ein: Der Nachfragerückgang - und zwar weltweit. D.h. auch dies gelang nicht. Ganz im Gegenteil mussten manche Firmen in den Quartalsberichten zum Ende März sogar einen höheren Lagerbestand ausweisen.
Vor allem die beiden Hauptfirmen Canon und Nikon gingen seit ihrem Wechsel im Spätsommer 2018 zu spiegellosen Systemen (R und Z) von einem geplanten und ziemlich genau gesteuerten sowie kontrollierbaren langsamen Wechsel aus. Sogenannte Realisten gingen damals von einem Nullsummenspiel aus: Die Gesamtzahl verkaufter Kameras bleibt gleich. Aber DSLR-Kunden wandern im Firmenszenario zunehmend zu spiegellos. Optimisten erwarteten sogar noch mehr Verkäufe durch spiegellose Kameras. Nun kam es drastisch anders, indem beide Märkte einbrachen.
Diesen 2018 geplanten gesteuerten weichen Übergang benötigen die Hersteller aus mehreren Gründen: Die Entwicklung neuer spiegelloser Kameras erfordert einige Jahre Zeit sowie der Auf- und vor allem Ausbau eines kompletten neuen Objektivsystem viele Jahre (ca. 5-10). Beide Hersteller benötigen somit die Zeit und auch das Geld aus dem weiterlaufenden Verkauf der alten DSLR-Systeme sowie im Bereich spiegellose Kameras zusammen zum Aufbau der neuen spiegellosen Systeme der Zukunft. Ein zu schneller Wechsel durch Zusammenbruch des jeweils alten DSLR-Systems kann ihnen nicht gelegen kommen. Sie gingen von kontinuierlich steigenden Verkäufen bei spiegellosen Systemen und nur langsam sinkenden Verkäufen bei DSLRs aus.
Obwohl ich bereits vor Jahren im Artikel DSLR-Zukunft festhielt, dass es aus damaliger Sicht ökonomisch keinen Sinn ergab, (außer den Profi-Spitzenmodellen D6 und 1DX III) weitere DSLRs zu entwickeln und auf den Markt zu werfen, könnte sich die Situation nun wenden. Die Pandemie mit ihren Folgen des Lockdowns und der faktischen Beschränkungen vieler Foto-Stile führte zu einer Depression und spürbaren Apathie weiter Fotokreise. Die Verkäufe brachen ein wie noch nie. Man kann jetzt bereits von einem verlorenen ersten Halbjahr für die Kamerahersteller und evtl. dem schlimmsten Jahr in der Firmengeschichte sprechen.
Trotz Beschränkungen lief die Forschung und Entwicklung neuer spiegelloser Systeme erstaunlich verzögerungsfrei weiter. Aber bis zum Sommer hielten massive Probleme mit Zulieferern an, die zu Produktionsverzögerungen führten. D.h. neue spiegellose Komponenten werden sich mindestens um Monate verzögern, wenn nicht sogar erst in das Jahr 2021 fallen.
Die Nachfrage brach somit aus zahlreichen Gründen ein: Fehlendes Geld durch die Weltwirtschaftskrise bei vielen Fotografen, fehlende Zukunftssicherheit bei den alten Kameras mit Spiegeln und fehlende herausragende resp. die Interessenten überzeugende Neuprodukte bei den spiegellosen Modellen. Hinzu kamen die seit 2010 anhaltenden allgemeinen sozial bedingten Schwundgründe in der Fotowirtschaft insgesamt.
Da sich beim Systemwechsel der Hersteller im ersten Halbjahr 2020 alles verzögerte und eine Niedergeschlagenheit auf Seiten der Kunden breit machte, könnten die Kamerahersteller zu einem ungewollten aber erforderlichen Stimmungsaufheller im DSLR-Bereich gezwungen werden: Eine Canon 5D Mark V und eine Nikon D900 - quasi als Antidepressiva. Den Firmen kann es hierbei nicht um den großen Gewinn mit diesen beiden Modellen gehen, sondern darum, den zu schnellen Absturz der alten DSLR-Systeme zu verhindern und wieder zum geplanten weicheren Übergang zu spiegellosen Systemen zu kommen. Es geht im Klartext um eine Marktwiederbelebung, indem man den Fotografen Hoffnung gibt. Wirtschaft besteht zu einem erheblichen Teil aus Hoffnung. Und letztere scheint in weiten Kreisen zu fehlen. Das ist letztendlich die Hauptursache für die Kaufzurückhaltung vieler Fotografen.
Bei den meisten Herstellern kommt eine Konzentration auf Video hinzu, mit dem der große Teil der klassischen / älteren Fotografen sowieso nicht viel vorhat. Dafür wechselt heute kaum ein weiterer Fotograf mehr zu spiegellosen Systemen. Die meisten, welche sich ernsthaft für Video interessieren, haben den Schritt bereits in den letzten Jahren vollzogen.
Folglich müsste es sich bei beiden Nachfolgekameras um die besten Fotokameras aller Zeiten handeln. Die Hersteller müssten wirklich alle bisher bemängelten Probleme der Vorgängermodelle beheben. Nur ein bisschen besser wie bei der 90D oder der D780, aber teurer reicht nicht mehr aus. Durch Wiederverwendung der Sensoren und Prozessoren der gleichzeitig entwickelten spiegellosen Top-Kameras kann man sogar deren Stückkosten reduzieren. Kombinieren müssten dies beide Hersteller allerdings mit einer fünfjährigen Produktionsgarantie der beiden DSLR-Modelle bis 2025 und einer 10-jährigen System-Service-Garantie bis 2030. Dann wäre auch ein höherer Preis dieser beiden neuen DSLR-Top-Modelle im Semiprofessionellen Bereich gerechtfertigt.
Es mag zwar paradox klingen: Aber evtl. müssen beide Hersteller kurzfristig zuerst wieder etwas zur Wiederbelebung des eigenen DSLR-Marktes tun, um ihr Altkunden zu halten und so überhaupt erst den Wechsel zu spiegellosen Systemen langfristig zu bewältigen.
Allerdings wollten dies seit 2018 und wollen die Firmen das auch heute nicht, weil sie weder das Geld noch die Entwicklerkapazitäten für zwei wirklich hochwertige DSLR-Kameras (zusätzlich zu ihren spiegellosen Systemen) frei haben. 2018 legte man unzweideutig den schnellen und unumkehrbaren Wechsel zu spiegellosen Systemen fest. Nur bereits begonnene Entwicklungen im Bereich DSLR sollten abgeschlossen werden. Alle Ressourcen wurden auf spiegellose Systeme umgesteuert. Dies bestätigten mir damals bereits Firmenmitarbeiter. Und seitdem haben die Firmen in ihren Quartalsberichten und Jahresabschlussberichten diese Imaging-Strategie immer wieder nicht nur bestärkt, sondern sogar kontinuierlich verschärft. - Das sind Fakten. - In der Folge wurden überdies die Forschungsetats signifikant gekürzt, und selbst die größte Firma Canon besitzt nur ein einziges Entwicklerteam für alle Kameras zusammen. Lenkt man jetzt wichtige Ressourcen zurück auf die Entwicklung besonderer DSLR-Kameras, so fehlen diese bei den spiegellosen Modellen und werfen die Konzerne gegenüber den Mitbewerbern auf diesem Zukunftsmarkt nochmals um Monate weiter zurück. Überdies ist eine kurzfristig bis zu Weihnachten oder Anfang 2021 erfolgreiche Umsetzung auch unwahrscheinlich.
Bei diesem Konzept geht es um alle drei Komponenten: High-Tech-DSLR-Kamera, Produktions-Garantie und langfristige Service-Garantie für das Bajonett. Nur die drei Punkte zusammen sorgen dafür, dass auch andere DSLR-Modelle sich noch in großen oder zumindest den für den geplanten Umbau erforderlichen Stückzahlen verkaufen lassen. Die Super-Kamera wäre nur das Symbol dafür, dass sich die Hersteller noch für DSLRs ernsthaft einsetzen. - Vor allem will man jedoch keine Garantie für die alten Systeme geben, da man sie auf jeden Fall sofort loswerden will, sobald man endlich die neuen spiegellosen Modelle am Start hat. Doppelte Systempflege ist extrem teuer. - Deshalb wird es vermutlich (wie bisher) bei Lippenbekenntnissen bleiben. Vielleicht kommen als typischer Kompromiss und Notlösung zwei abgespeckte neue Modelle heraus, ohne langjährige Produktions- und ohne noch längere Service-Garantie, aber dennoch extrem teuer. Dann wäre der Absturz der beiden DSLR-Sparten kaum mehr aufzuhalten. Aber jene DSLR-Kunden würden kurzfristig auch keine der aktuellen spiegellosen Kameras kaufen. Eine Catch-22-Situation: Canon und Nikon könnte es folglich 2020 und 2021 ganz hart treffen.
Im Prinzip ähnelt diese undankbare Situation der des Zweifrontenkrieges. Wie jener ausging, ist hinlänglich bekannt. Ein Zweifrontenkrieg - DSLR und Spiegellos - war nie das Ziel der beiden großen Hersteller Canon und Nikon und ist es auch jetzt nicht. Sie selbst wissen spätestens seit 2018, dass sie den kaum gewinnen können. Die Frage ist nur, ob die unerwartet schwere Weltwirtschaftskrise, welche alle Planungen umwarf, die Manager dazu zwingt, und wie sie darauf reagieren: Mutig vorzeitig eine Front (DSLR) opfern, oder sich im ständigen Hin- und Her aufreiben. Das ist das eigentliche Paradoxon, oder wie ich vor vielen Jahren bereits schrieb: Im steilen Galopp bergab die Pferde zu wechseln, ist halsbrecherisch.
Weitere Details bei DSLR-Zukunft
Im Laufe des Sommers und Herbstes 2020 wurde klar, dass Canon keine neue DSLR des Typs 5D Mark V mehr herstellen wird. Die größte Firma hatte eingesehen, dass sie sich einen Zweifrontenkrieg nicht leisten konnte. - Gott sei Dank.
Ende November 2020 sickerte gerüchteweise durch, dass Nikon den falschen Weg des Zweifrontenkrieges beschreiten wird und 2021 zur Befriedung seiner nörgelnden Altkunden zwei neue DSLR-Kameras und mehrere Objektive zum alten F-Bajonett herausbringen will. Das wird viele Altkunden zwar erfreuen. Aber für Nikon wird das ökonomisch mittelfristig eine Katastrophe. Statt 100% der potentiellen Kunden zu spiegellos zu konvertieren, wird nun ca. 1/3 diese DSLRs kaufen, 1/3 die neuen spiegellosen (Z5, Z6 II und Z7 II) und 1/3 abwarten - also überhaupt nichts kaufen. Ferner werden die 1/3 der Kunden, welche DSLRs kaufen, definitiv in den kommenden Jahren nicht auf spiegellose Systeme von Nikon umsteigen. - Selbstverständlich ist mir bewusst, dass Nikon durch minimal aufgefrischte alte Kameras schnell und einfach dringend benötigtes Geld in die eigenen Taschen spült. Jedoch halte ich dies nicht für ganz fair gegenüber den Kunden. Denn das z.B. bei der D780 minimal mehr gebotene Neue rechtfertigte kaum ein neues signifikant teureres Modell. Folglich wurde letzteres bisher auch kaum gekauft. Aber der Image-Schaden wird für die Firma noch größer sein. Nikon will derzeit nicht und es kann wohl momentan technisch auch nicht im spiegellosen Bereich Modelle anbieten, welche den eigenen alten DSLRs in allen Punkten überlegen sind. Überdies hinkt die Entwicklung neuer spiegelloser Objektive sowie vor allem deren Großserien-Produktion den Mitbewerbern hinterher.
Anfang Juli publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Mai: Es waren die zu erwartenden miserablen Zahlen für das Tal der Tränen. Ich erwartete für Mai die Talsenke meiner vorausgesagten Sinuskurve.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: - 75,6% im Vergleich zum Mai 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: - 77,1% im Vergleich zum Mai 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: - 80,4% im Vergleich zum Mai 2019.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: - 64,8% im Vergleich zum Mai 2019.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: - 72,6% im Vergleich zum Mai 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: - 78,5% im Vergleich zum Mai 2019.
Die geringen Verschiffungszahlen erstaunen angesichts der vollen Hersteller-Lager in Japan. Offensichtlich wollte niemand viel Ware abnehmen, da in jenen Ländern auch noch pandemiebedingt eine geringe Nachfrage vorlag. Oder mit anderen Worten: Weltweit waren die Lager auch noch voll.
Dennoch erwarte ich für Juni die Trendwende sowohl bei der Produktion als auch der Verschiffung.
Dazu gibt es Grafiken.
Anfang Juli stellte Canon u.a. seine beiden neuen Kameras R5 und R6 vor. Neben den technischen Daten, Vorzügen und Markteinschätzungen, die Sie in jenen beiden Artikeln finden, will ich hier eher allgemein ökonomische Fakten besprechen:
Nach zwei harten Jahren hat Canon nicht nur den Rückstand bei spiegellosen Kameras aufgeholt, sondern ist in manchen Feldern technisch davongezogen.
Dies gelang dadurch, dass man endlich die beiden eigenen Konzern-Abteilungen Cine und Foto zusammenarbeiten ließ, um ein hochwertiges Produkt zu erstellen. Geht doch! Wenn man will. - Das gefährdet auch nicht die Cine-Abteilung und deren Gewinne, sondern weckt nur Interesse für diese und deren Produkte. Denn Cine-Kameras können noch mehr als die R5.
Aber auch bei Canon wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Die Skaleneffekte zwingen zur Mehrwegverwertung der Sensoren und Prozessoren. Die Luxuszeiten, als man den besten Sensor und den besten Prozessor nur für die (heute noch wenigen verkauften) Profikameras reservierte, sind vorbei. Um halbwegs vertretbare Skaleneffekte zu erzielen und die Kosten im Rahmen zu halten, muss das Beste überall verbaut werden.
Nikon hat den eigenen Handlungsdruck bereits erkannt und reagierte, indem es eigene, sogenannte offizielle
, Rumors / Gerüchte vor der Canon-Präsentation durchsickern ließ: Man werde zum Herbst 2020 zwei neu Kameras Z6s und Z7s anbieten. (Sie wurden im Herbst dann offiziell ungetauft in Z6 II und Z7 II.) Das war auch dringend erforderlich, da die alten Modelle Z6 und Z7 seit März 2019 schwer wie Ziegelsteine in den Regalen des Foto-Handels lagen. Die Nachfrage war im Herbst 2018 zuerst riesig, um Anfang 2019 einzubrechen. Spätestens seit März 2019 wusste jeder, der es wissen wollte, wie schlecht jene spiegellosen ersten Vollformat-Kameras waren. Auch zahllose sinnvolle Firmware-Updates konnten die schlimmsten Übel nur lindern, aber nicht beseitigen. Genannt seien nur die Hardware-Probleme (z.B. der langsame Prozessor, der dadurch mäßige Autofokus, der fehlende Platz für das zweite Kartenfach, der kleine Akku, das sinnlose zusätzliche Batteriefach, der fehlende vertikale Griff).
Ganz kalt wurde Panasonic erwischt: Die Firma trat überhaupt nur im Vollformat-Bereich an, um 8K-Video anzubieten. Und nun hat ihnen Canon die Show so schnell gestohlen. Panasonic muss dringend nachliefern, sonst ist deren (Video-) Position komplett gefährdet.
Aber auch Sony dürfte nicht ganz glücklich sein. Hier tun sich mindestens 2 Baustellen auf: Die Video-Kamera A7S III soll bald kommen. Aber was bietet sie? 8K wird in dem kleinen Gehäuse mit SD-Karten kaum realistisch sein. Dazu müsste man den heiligen Formfaktor und die Speicherkarten ändern.
Und dann hätten wir das schon immer bei allen spiegellosen Kameras von Sony bemängelte Problemfeld Ergonomie bis hin zu den Menüs. Nun, da es auf jeden Fall Gleichwertiges und Besseres gibt, wird der Rückstand auf diesem Praxisfeld jedem offensichtlich.
Sony hat noch die Mega-Pixel-Krone mit der A7R IV inne. Aber in Punkte Geschwindigkeit sieht es schlecht aus. Das war ein Kernfeld des reinen Zahlen-Marketings von Sony: Höher, größer, weiter. Da muss man nun bereits kurzfristig mit einer neuen A7 IV mit mehr Megapixeln (den schnellen neuen 36 MP-Sensor für 30 Bilder in der Sekunde dazu hat Sony) und noch schnellerem Prozessor nachlegen.
Kurzum: Alle anderen müssen sich auch wieder anstrengen.
Canon Japan vermeldete am 13.07., dass die Nachfrage der Online-Vorbestellungen nach den neuen R5 und R6 alle Erwartungen übertraf und musste sich bereits für die entstehenden Wartezeiten bei den Kunden entschuldigen. Es handelte sich schon in den ersten 4 Tagen um die größte Anzahl an Vorbestellungen seit der 5D Mark III im Jahre 2012. In den USA vermeldeten mehrere Großhändler bereits in ihren Online-Shops, dass die R5 zum Bestseller aufstieg - innerhalb von nur 5 Tagen - zur meistverkauften Kamera. - Sowohl Canon als auch der angeschlagene Foto-Handel benötigen diesen unerwarteten Schub
.
Seit der Nikon-Jahresbericht für das letzte Geschäftsjahr - aus gutem Grund absichtlich verspätet - publiziert wurde, schießen die negativen Gerüchte und die positiven Rechtfertigungen ins Kraut.
Vorab zur Beruhigung: Dass Nikon bald sterben würde, halte ich für baren Unsinn. Es handelt sich um eine große, diversifizierte Firma, die in den letzten Jahren bereits zeigte, wie man Geld scheffelte, damit sogar eigene Aktien zurückkaufte und Sparaktionen erfolgreich umsetzte. - In diesen Punkten stimme ich vielen Analysten zu.
Aber auch die allzu optimistischen rhetorischen Rettungsversuche
viele Anhänger und mancher Analysten halte ich für übertrieben.
Derzeit wird eine fundierte Analyse des ausgewiesenen Börsenanalysten Andriy Blokhin über Nikon überall zitiert und besprochen, die ich grundsätzlich im Ergebnis für korrekt halte, zu dessen Euphorie es allerdings ein paar sachlicher Anmerkungen bedarf.
Er und andere Analysten gehen von einer angeblichen Bodenbildung (floor) der seit 2010 dramatisch abstürzenden Verkäufe aus. Diese Bodenbildung begründen sie jedoch nicht. Das können sie auch nicht, da sie nicht stattfinden wird.
Fakt ist, dass die geburtenstarken Jahrgänge (grob die Jahrgänge 1950 bis 1970) in der westlichen Welt derzeit zwischen 50 und 70 Jahren alt sind. Sie werden in den kommenden 10 Jahren als Käuferschicht geradezu wegbrechen - um nicht zu sagen wegsterben. Und da sind gemäß allen Statistiken (auch der Kamerahersteller) keineswegs größere private Neukundenzugänge aus jüngeren Altersgruppen in Sicht.
Die Profis / Berufsfotografen stehen seit mindestens 15 Jahren weltweit mit dem Rücken zur Wand. Der gesamte Printbereich leidet und hat seit langem angekündigt, diese Fotografen arbeitslos zu machen. Das wird seit mindestens 2019 im ganz großen Stil weltweit umgesetzt. Roboter-Technik der Kamerahersteller wird dies in den kommenden Jahren beschleunigen. Auch im Berufsbereich der Fotografie geht die Nachfrage somit weiterhin kontinuierlich zurück.
Smartphones werden seit spätestens 2017 mit ihrer Computational Photography und Künstlichen Intelligenz immer hochwertiger und haben die Kompaktkameras bereits weitgehend verdrängt. Da es sich um preiswert herzustellende Software handelt, wird der Fortschritt bei Smartphones auf jeden Fall jedes Jahr zumindest anhalten, wenn sich nicht sogar beschleunigen. Derzeit sehe ich massive Risiken aus dieser Technologieecke für die Kamerahersteller bis mindestens 2030.
Neben der Vernachlässigung dieser demographischen, soziologischen und technischen Fakten wird auch die Rechtsseite vergessen. Inzwischen schränken nicht nur viele Gesetze (wie die DS-GVO) die Fotografie ein, sondern Fotografen werden im öffentlichen Raum zunehmend zum Opfer von ungerechtfertigten Strafanzeigen bis hin zu roher Gewalt.
Vor allem halte ich eine Bodenbildung bei sage und schreibe 5,2 Millionen Vollformat-Kameras für reines Wunschdenken. Dazu kämen laut Ansichten der Optimisten nochmals 6 Million Crop-Sensor-Kameras (APS-C und Micro-Four-Thirds etc.). Das wären rund 11 Mio. verkaufter Systemkameras (ILCs) jährlich. Das ist völliger Unsinn, da dies nicht einmal die 2020 voraussichtlich produzierte Anzahl aller dedizierten / klassischen Kameras sein wird - inklusive mehrerer Millionen Kompaktkameras. In ferner Zukunft sollen sich dann stabil 6,8 Mio. Systemkameras im Jahr verkaufen. Diese utopischen Fantasien belegen nur, wie immer wieder Details verwechselt und Zahlen falsch verwendet werden. - Siehe hingegen meine Zahlenmodelle und Szenarien.
Alle Kamerahersteller sind diversifiziert. Aber manche sind in ihren Industrie-Kunden- / B2B-Bereichen (Nikon: precision equipment) ebenfalls von Wirtschaftszyklen abhängig. Dort läuft es derzeit durch die Weltwirtschaftskrise auch alles andere als gut. Der Industriekundenbereich riss allein in meinem Beobachtungszeitraum Nikon bereits 1999, 2003 und 2004 sowie 2010 extrem herunter. Wirtschaftskunden sparen viel schneller und viel stärker als Privatkunden, deren reicherer Bevölkerungsteil sich ein Hobby auch in Krisenzeiten leisten kann. Vor allem geht es im Industriebereich oft um sehr geringe Stückzahlen (ein- bis zweistellig) zu extremen (Millionen-) Kosten. Falls hier auch nur 1/3 der Industrie-Kunden Aufträge um ein Jahr verschieben, hat dies massive Auswirkungen.
Was mich derzeit bei allen Kameraherstellern viel mehr beunruhigt, ist der Umstand, dass die riesigen Investitionen in den Medizinbereich sich nicht so positiv auswirken, wie erhofft. Das sieht man ganz deutlich in der aktuellen Pandemie. Eigentlich würde man erwarten, dass diese Firmen nun alle Sondergewinne einfahren. Weit gefehlt. Sogar Olympus zeigt Schwächen, weil die Medizinprodukte dieser Hersteller irgendwie an den momentan brennenden Forderungen der Zeit vorbeigehen. Sie lassen sich eher in normalen Jahren an überwiegend gesunde Patienten einer überalternden Gesellschaft verkaufen.
Aus meiner Sicht werden alle Firmen überleben, aber nicht, weil ihre Kamerasegmente zukünftig besser laufen, sondern trotz der schlechter laufenden Kamerabereiche. Der Kamerasektor wird anteilmäßig in allen Firmen zurückgehen. Die Konzern-Gewinne werden langsam aber zunehmend aus anderen Bereichen erwirtschaftet werden.
Ein Bericht in der japanischen Börsenzeitschrift Nikkei vom 01.07.2020 schlug Ende Juli hohe Wellen. Darin wurde festgehalten, dass ein übertriebener Preiskrieg die gesamte klassische Kameraindustrie mit dedizierten Kameras nicht nur schädigen, sondern sogar zerstören könnte. Sinkende Verkäufe führen zu einer sogenannten Fixkostenfalle. Das Todeslamento setzte also bereits 2020 ein. Das ist exakt das, was ich schon lange voraussagte, wenn die Produktionszahlen unter 10 Mio. Stück sinken. Die vorgeschlagene Lösung des japanischen Börsen-Analysten: weniger Wettbewerb und höhere Preise. Das vermag mich nicht zu überzeugen. Höhere Preise wird es bei sinkenden Produktionszahlen unvermeidlich geben. Aber die Konkurrenz kommt nicht durch die Kamerahersteller selbst, sondern von außen. Falls die japanischen Kamerahersteller tatsächlich jetzt ihre Innovationsgeschwindigkeit reduzieren, werden sie ganz schnell von Smartphones mit jährlichen Neuerungen weggeschwemmt. Ganz im Gegenteil müssen die Kamerahersteller inzwischen selbst auf zahlreichen Gebieten (wie Computational Photography und KI) ihren eigenen Rückstand zu Smartphones wieder aufholen.
Am 28. Juli publizierte Canon seinen 2. Quartalsbericht für den Zeitraum April bis Ende Juni 2020: Es handelt sich um die erwarteten und auch von Canon angesagten katastrophalen Ergebnisse.
Gesamtkonzern im 2. Quartal: -25,7% Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Operativer Verlust von 17,755 Mrd. Yen. Und dieser Verlust kam trotz einschneidender Sparmaßnahmen zustande. Das ist das erste Mal, dass Canon einen Quartalsverlust verkünden muss.
Im Imaging System Business Unit = Kameras und kleine Drucker waren es: -30,8% Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Operativer Gewinn: Rückgang von -93,8%. Aber es ist durch die erhöhte Nachfrage nach Druckern noch ein Gewinn.
Für den Unterbereich Cameras
hält man explizit für das 2. Quartal fest: -54,5% Umsatzrückgang. Für das ganze Jahr 2020 prognostizierte man Ende Juli -34,6% Umsatzrückgang.
Die Stückzahlen der verschifften Systemkameras gingen im 2. Quartal um -54% zurück, die Stückzahlen der Kompakt- und Bridge-Kameras sogar um -62%. Für das ganze Jahr 2020 prognostizierte man -40% respektive -46%.
Daraus folgt ein Halbjahresergebnis für die ersten 6 Monate von: im Gesamtkonzern: -17,8% Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Operativer Gewinn von 15,122 Mrd. Yen. Das ist ein Rückgang des Operativen Gewinnes im ersten Halbjahr 2020 von -81,9% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Im Imaging System Business Unit = Kameras und kleine Drucker waren es: -23% Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr. Operativer Gewinn: Rückgang von -90,5%.
Für den Kamerabereich hielt man fest:
As for the Imaging System Business Unit, due to the cancellation of events, restrictions placed on people's movement as well as shop closures, camera sales were less than half of those in the same period last year.
- Die Absage von Veranstaltungen, Ausgehbeschränkungen und zeitweilige Ladenschließungen ließen die Kameraverkäufe im 2. Quartal 2020 auf weniger als die Hälfte zurückgehen.
As for the second quarter, due to restrictions placed on people's movement, there were fewer image capturing opportunities, such as travel and other events. As a result, the willingness of consumers to purchase cameras dropped significantly, leading to a large decline in our sales as well.
Es kam zu einer einbrechenden Kauflust, da es kaum Fotomöglichkeiten gab.
As for cameras, the trend of market contraction accelerated due to the impact of COVID-19.
- Der Schrumpfungsprozess des Kameramarktes beschleunigte sich im 2. Quartal 2020.
Although top market share of the interchangeable-lens digital camera market was firmly maintained, unit sales were below those of last year in the same period, reflecting market contraction and sluggish demand due to COVID-19.
Bei System-Kameras mit Wechselobjektiv hielt Canon zwar seine Marktanteile. Aber die Stückzahlen gingen zurück.
Vorsicht: Nicht mehr explizit erwähnt wird der Einbruch bei Kompakt- und Bridge-Kameras. Die hat Canon offenbar abgeschrieben.
... we also believe it will take time for camera demand to recover. As a result, we expect both net sales and operating profit to decline for the full year as well.
Es wird lange dauern, bis sich die Nachfrage nach Kameras erholt. Umsatz und Gewinn werden 2020 zurückgehen.
Die Antworten auf die Wirtschaftskrise sind: Accelerate measures to streamline operations
- Sparen sowie Expand business areas that utilize optical technology
- Das ist eine Flucht in andere Wirtschaftszweige, die auch optische Geräte verwenden.
Und explizit: As for cameras, although the current pace of market contraction has accelerated, our view that sooner or later the market will settle down and consist solely of users that are particular about imaging has not changed. We are taking every step to accelerate the streamlining of business activities such as development, production, and sales as well as our product lineup to ensure profitability even when the market reaches this point. We will work to facilitate our aim of switching business domains, leveraging the optical technology we have cultivated so far, and reallocating resources to new fields such as automobiles and industrial use sensors.
- Es gibt eine aktuelle Beschleunigung der Marktschrumpfung. Aber man erwartet trotzdem irgendwann eine Konsolidierung der klassischen Fotoindustrie mit dedizierten Kameras auf niedrigem Niveau. Dennoch kommt es bereits jetzt zur Verlagerung von Ressourcen auf andere optische Felder - wie ich 2015 voraussagte: Automobile und Industrie-Produktion!
Das Problem für Canon (und auch alle anderen diversifizierten Kamerahersteller) liegt jedoch darin, dass derzeit auch praktisch alle anderen Konzernbereiche vom Nachfragerückgang betroffen sind, selbst die Überwachungskameras. Die anderen Bereiche können somit den klassischen Kamerabereich nicht stützen.
Dass Canon mehr kleine Drucker angesichts der Heimarbeit verkaufte, ist meines Erachtens ein Strohfeuer und wird durch extreme Rückgänge bei Office-Druckern für Firmen ausgeglichen. Nachteilig wirkte sich die Pandemie (wie bei allen Firmen) erstaunlicher Weise beim Medizinbereich aus, weil die Krankenhäuser ihre Kräfte auf die Bekämpfung von CoViD-19 konzentrierten und sonst kaum einkauften. Es wurden sogar kaum Verhandlungen über zukünftige Käufe geführt. Dass die Großindustrie in einer Weltwirtschaftskrise ihre Aufträge aufschiebt, war zu erwarten.
Auch die Aussichten waren im Juli düster. Man ging von einer weiter anhaltenden Stagnation der Weltwirtschaft im 3. Quartal aus. Man ging in der zweiten Jahreshälfte nur noch von einer Abnahme des Abschwunges aus und erst danach (2021) von einer allmählichen Erholung: ... we believe the recovery will be slow as it will take time for certain businesses to fully recover.
Canons einzige Antworten darauf sind weitere Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen.
Erfreulich ist, dass man den Lagerbestand in Yen absolut gesehen sowohl gegenüber dem Vorquartal als auch ganz besonders gegenüber dem Vorjahreszeitraum reduzieren konnte. Aber in Tagesproduktion angegeben ist er auf 70 Tage im Bereich Imaging angestiegen. Das sind überwiegend Kameras, da sich Drucker gut verkaufen. ... we will continue to closely monitor the status of sales recovery and make every effort to ensure that we do not end up in an excess inventory situation.
Man will nicht auf vollen Lagern sitzen bleiben.
Unerfreulich ist hingegen die Einsparung der Gelder für Forschung und Entwicklung im 2. Quartal von 17,773 Mrd. Yen im Vorjahreszeitraum um 30% auf 12,458 Mrd. Yen.
Niemand sollte sich etwas vormachen: Den anderen Firmen geht es mindestens so schlecht. Sie verschleiern es nur geschickter und publizieren es immer später. Bereits die ständige relative Aufwertung des Yen gegenüber Euro und US-Dollar traf alle japanischen Firmen im ersten Halbjahr 2020 hart.
Canons Bericht zum 2. Quartal wurden durch die düstersten Berichte vieler Länder zu deren Bruttoinlandsprodukt im Sommer bestätigt. Das zweite Quartal 2020 verlief in vielen Ländern schlimmer als nach der Finanzkrise / dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers.
Anfang August publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Juni: Die von mir prognostizierte Trendwende trat ein. Dennoch waren es die zu erwartenden schlechten Zahlen für die nur langsame Erholung.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: - 63,5% im Vergleich zum Juni 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: - 73,9% im Vergleich zum Juni 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: - 51,5% im Vergleich zum Juni 2019.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: - 54,5% im Vergleich zum Juni 2019.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: - 59,2% im Vergleich zum Juni 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: - 60,5% im Vergleich zum Juni 2019.
Die 13% höheren Verschiffungszahlen im Vergleich zur Produktion fallen positiv auf. Man räumte im Juni die vollen Hersteller-Lager in Japan. Offensichtlich will nun kein Hersteller auf vollen Lagern mehr sitzen bleiben.
Für Juli erwarte ich angesichts diverser neuer Produkte eine noch steilere Erholung bei der Produktion wie der Verschiffung.
Dazu gibt es Grafiken.
Bereits am 30.07. publizierte Panasonic seine Quartalszahlen für das erste Geschäftsquartal = das 2. Jahresquartal 2020: April bis Juni:
Im Gesamtkonzern waren es : -26% Umsatzrückgang, -93% Gewinnrückgang. - Aber es ist noch ein operativer Gewinn von 3,8 Mrd. Yen! Allerdings weist man netto einen Verlust aus.
Panasonic macht dafür neben den Standardargumenten auch einen weitverbreiteten Protektionismus verantwortlich.
Der Quartalsbericht für den sehr großen und weit ausdifferenzierten Konzern Panasonic ist für das extrem kleine und folglich tief in andere Bereiche (AP = Appliances mit Fernsehern, Hausgeräten, Klimaanlagen etc.) eingegliederte Segment Kameras derart unergiebig, dass man praktisch nur herausziehen kann, was indirekt genannt wird: Sales decreased at all segments
- also auch Kameras verkauften sich schlechter. Während der Absatz in China und Japan im 2. Quartal wieder anstieg, scheint es in Europa und den USA weiterhin rückläufig zu sein. Explizit wird erwähnt: Digital still camera sales decreased due to market deteriorated mainly in Europe
. Das ist der seit mehreren Quartalen immer hineinkopierte Standardsatz.
Seit Juni ging es auch bei Panasonic wieder aufwärts. Dennoch erwartet man im Bereich Appliances (mit Kameras) auch für das ganze Geschäftsjahr bis Ende März 2021 einen geringeren Umsatz aber steigende Gewinne. Das kann nur über höhere Preise oder geringeren Service funktionieren.
Anfang August publizierte Sony erstaunlich gute Quartalszahlen für das 2. Jahresquartal 2020 = das erste Finanzquartal für das neue Geschäftsjahr von Sony.
Gesamtumsatz des Konzerns im 2. Quartal 2020: +2% Wachstum gegenüber dem 2. Quartal 2019. Aber der operative Gewinn ging um -1% zurück. Wachstum und Gewinn stammten jedoch überwiegend aus dem Bereich Game & Network Services (G&NS), der von der Pandemie profitierte und aus dem Finanzsektor Financial Services.
Aber die digitalen Kameras und deren Objektive sind tief verborgen in Unterbereichen, die in den Quartalsberichten nicht genau aufgeschlüsselt werden.
Das Segment Still and Video Cameras
, das auch die hochprofitablen Profi-(Kino-)Kameras beinhaltet, wies nur 46,405 Mrd. Yen Umsatz im ersten Quartal aus gegenüber 100,254 - ein Rückgang von fast 54%. Das ist ebenfalls miserabel. (Still and Video Cameras includes interchangeable lens cameras, compact digital cameras, consumer video cameras and video cameras for broadcast).
Im Großbereich Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment) wies man -31% beim Umsatz aus. Aber der Bereich beinhaltet daneben auch noch TV, Mobile-Telefongeräte, Audio etc. Dennoch gab man offen zu: FY20 Q1 sales decreased 31% year-on-year to 331.8 billion yen primarily due to a decrease in unit sales of digital cameras and TVs.
- Vor allem die digitalen Kamera- und TV-Verkäufe brachen ein.
Auch der extrem lukrative Bereich Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment) der Sensorentwicklung beklagte einen Rückgang der Sensorverkäufe für Kameras und für Smartphones (Umsatz: -11%). Vor allem beklagte man dort endlich auch: Sales of image sensors to AV have also decreased due to the contraction of the sensor market for digital cameras resulting from the impact of the spread of COVID-19. We expect the market to contract in one year as much as we had previously expected it would contract over the next approximately three years.
- Man erwartete eine ca. dreimal so hohe Marktschrumpfung der Digitalkameras im Jahr 2020 - im Vergleich zu den Voraussagen.
Der optische Konzern Tamron, der bei Fotografen vor allem durch seine Objektive bekannt ist, publizierte am 04.08. schlechte Halbjahreszahlen: Umsatz -28%, Gewinn: - 63%. - In the digital camera market, the demand has continued to decline and reduced by half compared to the previous year, due to the impact of COVID-19 from the latter half of 1Q.
- Man konstatierte eine Halbierung der Nachfrage.
Bedrohlicher ist eher: Production base: Japan: Partially closed from May 1st to June 30th due to reduced demand. (After that, the suspension period is extended until September 30).
Aufgrund der geringen Nachfrage wurde die Produktion in Japan reduziert - und zwar bis Ende September.
Economic Situation: The Digital camera market are expected to shrink continuously ...
- Tamron geht nun - wie ich schon lange - von ständig weiter sinkender Nachfrage aus.
The effect of COVID-19 will be smaller, but full-scale recovery is unlikely. Therefore, the sales and profits are expected to decline in 2nd half.
- Zwar wird sich die Wirtschaft im zweiten Halbjahr etwas erholen, so die Annahme, aber nicht völlig. Deshalb sind auch in der zweiten Jahreshälfte Rückgänge beim Umsatz und Gewinn zu erwarten.
Am 05.08. publizierte Olympus erneut schlechte Quartalszahlen. Während der Gesamtkonzern trotz Rückgängen im 2. Jahresquartal (= 1. Finanzquartal für Olympus) noch Gewinne schrieb, sah es im Kamera-Bereich sehr schlecht aus. Gesamtkonzern: -22% Umsatz und -25% Gewinn. Die Imaging Division: -41% Umsatz und erneut 2,7 Mrd. Yen Verlust im letzten Quartal. Der Verlust des 2. Jahresquartals stieg sogar nochmals an im Vergleich zum 1. Jahresquartal 2020. However, the decline in ... Imaging Division is expanding again.
Am 06. August publizierte Nikon seine miserablen Quartalszahlen für das erste Geschäftsquartal = das 2. Jahresquartal 2020: April bis Juni:
Die Konzernergebnisse: Umsatz: Rückgang: -54,7% gegenüber dem Vorjahresquartal und 20,5 Mrd. Yen Quartalsverlust (statt 9,3 Mrd. Yen Quartalsgewinn 2019).
Imaging Products: Umsatz: Rückgang: -62,7% gegenüber dem Vorjahresquartal und 8,1 Mrd. Yen Quartalsverlust (statt 3,5 Mrd. Yen Quartalsgewinn 2019).
Unglücklich für Nikon ist, dass auch alle anderen Konzernbereiche Verluste einfuhren. Selbst der Medizinbereich erzielte weniger Umsatz und erwirtschaftete einen noch größeren Verlust als früher.
Digital camera sales volumes dropped substantially due to restrictions on movement, suspension of distributors, etc.
- Die Dauerleier: Rückgang aufgrund von Ausgangsbeschränkungen, Behinderungen bei den Fotoläden.
Die verschifften Zahlen an Kameras und Objektiven sahen wie folgt aus:
Systemkameras: ca. 140.000 statt rund 450.000 (im Vorjahresquartal) = ca. -69%.
Kompakt- und Bridge-Kameras: ca. 50.000 statt rund 220.000 (im Vorjahresquartal) = ca. -81%.
Objektive: ca. 220.000 statt rund 740.000 (im Vorjahresquartal) = ca. -70%.
Vorsicht: Das sind keine verkauften Produkte an bezahlende Endkunden.
Auch Nikon gibt an, dass es sich um den ersten Verlust im Frühjahrsquartal handelt, den der Konzern in seiner Geschichte je im Imaging-Bereich einfuhr.
Für weniger gut halte ich den Umstand, dass die Lagerbestände Ende Juli insgesamt im Konzern stiegen und im Bereich Imaging nicht wirklich gesenkt werden konnten, nur von 51 Mrd. auf 49,5 Mrd. Yen. Gemessen an der aktuellen sehr niedrigen Produktion handelt es sich um prozentual gestiegene und große Lagerbestände Ende Juni 2020. Angesichts des von Nikon selbst prognostizierten Jahresumsatzes von 130 Mrd. Yen im Bereich Imaging betragen die Lagerbestände mit 49,5 Mrd. rund 38% der Jahresproduktion. Das sind bereits jetzt 4,5 Monatsproduktionen auf Halde.
Auch der Rückgang der Gelder für Forschung und Entwicklung im letzten Quartal um 2,7% ist negativ zu werten.
Trotz des oben besprochenen Steuertricks im 1. Quartal 2020 kippte das Free Cash-Flow im 2. Quartal 2020 ins Negative. Da werden normalerweise Börsenanalysten hellhörig.
Although our business has been recovering since June, the impact of COVID-19 will remain throughout the fiscal year.
Die einsetzende Erholung seit Juni reicht nicht aus, um das Jahresendergebnis ins Positive zu wenden.
Ganz düster schätzte Nikon Anfang August die Jahresgesamtprognose für sein Geschäftsjahr bis Ende März 2021 ein. Alleine für den Bereich Imaging prognostizierte man -42% Umsatzrückgang und 40 Mrd. Yen Verlust. Selbst den Gesamtverlust von geschätzt 50 Mrd. Yen für das laufende Geschäftsjahr kann der Konzern jedoch verkraften. Grotesk ist jedoch die Aussage, dass man trotz Verluste eine Dividende ausschütten will. Vermutlich will man damit ein zu schnelles Einbrechen der Aktienkurse verhindern, was wiederum die Kreditgeber (Banken) verärgern würde, welche gleichzeitig die größten Aktionäre sind. Das ist eine für Nikon in dieser Krise sehr unglückliche Verquickung. - Aber letztendlich bezahlt dann Nikon die Dividende der Aktionäre mit geliehenem Geld, das wiederum von den Großbanken stammt, die Großaktionäre bei Nikon sind.
Schon eher Sinn ergeben der Wegfall der Boni und die Gehaltskürzungen von bis zu 20% für das Management ab September 2020.
Gegenmaßnahmen: Release new products consecutively in mid-range to high-end targeting professionals and hobbyists and continue to fill out the mirrorless lens lineup.
- Neue Produkte sind auch bei Nikon eher im mittleren und oberen Preissegment zu erwarten.
Assuming the impact of COVID-19 will continue to next year and beyond.
- Da man von einer längeren Dauer der Pandemie und Weltwirtschaftskrise ausgeht, soll weiter gespart und Umstrukturiert werden.
Fazit Nikon: Während viele andere Firmen inzwischen vom klassischen Kameramarkt finanziell unabhängig sind und diesen im schlimmsten Fall (wenn auch mit Schmerzen) drastisch reduzieren (wie es viele tun), an Investment-Gesellschaften verkaufen oder einfach sterben lassen können, ist Nikon noch immer nicht so weit diversifiziert. Selbst im 2. Quartal 2020 - in der Krise - erzielte der Bereich noch rund 40% des Firmenumsatzes. Der somit firmentragende Bereich Imaging muss wieder profitabel werden, sonst hat der Konzern bereits mittelfristig ein ernstes Problem.
Ricoh publizierte am 04.08. eine wenig erfreuliche Jahresaussicht für das Geschäftsjahr 2020 (bis Ende März 2021). Man geht von ca. 11% geringerem Umsatz und 87% geringerem operativen Gewinn aus. Aber man erwartet noch einen Gewinn.
Auch der Quartalsbericht für das zweite Quartal 2020 (= 1. Quartal des Finanzjahres 2020) war niederschmetternd: Umsatz: -26,2% im Vergleich zum Vorjahresquartal und dazu ein operativer Verlust von 21,2 Mrd. Yen.
Obwohl alle Bereiche des diversifizierten Konzerns Umsatz-Rückgänge und Verluste zu verbuchen hatten, erwirtschaftete das Office Printing business die größten Rückgänge und Verluste. Aber kein Bereich des Konzerns ist mehr in der Lage, die hohen Verluste der Kamerasparte aufzufangen. Das wird nun zum teuren Ballast.
Die Pentax-Fotosparte rangiert unter dem Bereich Others
. Dazu sagte man explizit: SmartVision: Camera sales declining amid restrictions on movements and event cancellations
. Der Gesamtbereich Others verzeichnete -32,2% Umsatzrückgang und -6,8 Mrd. Yen Verlust. Aber dazu gehören auch noch Leasing und Industrial Products, sodass man nicht viele Details herausziehen kann. Da man klassische / dedizierte Kameras aber explizit als Verlustbringer im Text erwähnt, steht es darum eher schlecht: On the downside, demand for and sales of DSLR and other cameras were off because the pandemic led to restrictions on movements and event cancellations.
Aus den verschleierten Zahlen lese ich einen erschreckend hohen Verlust von über 1 Mrd. Yen für den sehr kleinen Kamerabereich heraus.
Als Folge wurden emergency cost-cutting measures
eingeleitet, um drastisch zu sparen. - Kürzungen der Gelder für Forschung und Entwicklung um weitere 8% erfolgten bereits im zurückliegenden Berichtsquartal.
We have experienced a gradual recovery since June, albeit more slowly than anticipated.
- Dies betrifft alle Firmen. Man hat allgemein mit einer schnelleren Erholung im Juni gerechnet. - Mir vorliegende Informationen bestätigen, dass die Erholung auch im Juli unter den Erwartungen lag.
Sigma publiziert nichts. Auch Kenko Tokina Co., Ltd. publiziert nichts.
Als letzte Firma publizierte am 13.08.2020 endlich auch Fujifilm die schlechten Zahlen des 2. Quartals (= 1. Quartal des Geschäftsjahres der Firma):
Im Gesamtkonzern waren es: Umsatz: -14,8% und - 45,1% beim operativen Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aber es ist noch ein Gewinn.
Die Prognosen für das gesamte Geschäftsjahr beliefen sich im August auf: -5% Umsatz und -25% Gewinn gegenüber dem vorigen Geschäftsjahr.
Fujifilm scheint der einzige Kamera-Konzern zu sein, der in seiner Medizinsparte von der Pandemie profitierte (+3,7% Umsatzsteigerung bei Healthcare).
Alle anderen Konzernbereiche mussten hingegen Rückgänge beim Umsatz hinnehmen: Am Schlimmsten traf es den Bereich Imaging Solutions mit -33,2% beim Umsatz und 3 Mrd. Yen Verlust im letzten Quartal. - Zu Imaging gehören alle analogen Filme und Filmpapiere etc., die digitalen Kameras und die professionellen (oft Fernseh-) Videokameras, sowie alle sonstigen optischen Produkte z.B. für Überwachung, Autos etc.
In the electronic imaging, overall revenue decreased as the digital camera industry is facing severe challenges as well as COVID-19 impact. The sales of FUJIFILM X100V, a high-end model of compact digital camera and FUJIFILM X-T4, a mirrorless digital camera highly known for its high-speed AF and high video performance are steadily increasing.
- Die neuen Modelle X100V und X-T4 verkaufen sich zunehmend besser. Eine Banalität bei neuen Produkten, die bei null anfangen und diesmal zuerst aufgrund der pandemiebedingt schwierigen Lieferwege aus China kaum lieferbar waren. Über die miserable Lage der anderen Produkte, vor allem der völlig überteuerten und kaum mehr verkaufbaren Vorgängermodelle wie X-T3, welche weltweit die Lager anfüllen, wird bewusst geschwiegen.
Bei Electronic Imaging (Digitale Fotokameras und deren Objektive) ging der Umsatz im Frühjahrs-Quartal um -22,3% zurück. Bei Optical Devices (alle möglichen Objektive - Video und Roboter etc.) ging der Umsatz im letzten Quartal um -48,8% zurück.
Laut Fuji wurde angeblich im April im Bereich Imaging (analog und digital) mit mehr als -40% Umsatzrückgang der Tiefpunkt erreicht. Seitdem stiegen die Umsätze wieder, erreichten aber im Juni noch immer nicht einmal -20% des Vorjahreswertes.
Die Jahresprognose für das laufende Geschäftsjahr (April 2020-März 2021) für den Bereich Imaging sieht Fuji bei -14,3% Umsatz und -60,1% Gewinn. Aber man erwartet noch einen Gewinn.
Auch Fujifilm kürzte die Gelder für Forschung und Entwicklung im Bereich Imaging (von 2,7 auf 2,5 Mrd. Yen = mehr als -7%). Ferner wurden insgesamt eine bereits im letzten Quartal durchgeführte drastic cost reduction
erwähnt - eisernes Sparen, wie überall.
We plan on the assumption that COVID-19 will continue to impact on our performance mainly in business such as Imaging Solutions ... during the second quarter and onwards, however, it will bottom out in the first quarter and gradually recover toward the fourth quarter as the economy resumes.
- Die Folgen der Pandemie werden weiter andauern und erst Anfang 2021 ausgleichbar sein.
Erschreckend am Quartalsbericht ist, dass man in den merkwürdigen Diagrammen allen Bereichen eine Steigerung beim Umsatz und Gewinn zuspricht (korrekt gelesen), aber dann einen horrenden Rückgang alleine der Pandemie (COVID-19 impact
) zuschreibt.
Ein Rennfahrer, der sein Auto in einer Öllache zerlegt
, darf auch nicht behaupten, dass er ohne dieses Missgeschick zweifelsohne einen neuen Weltrekord aufgestellt hätte. So funktioniert weder das Weltgeschehen noch die Wirtschaft.
Weder die seit 10 Jahren andauernde Krise der Fotowirtschaft noch die Weltwirtschaftskrise wird erwähnt. Dies ist eine unfassbare Irreführung, die bewusst sein muss, da die Manager nicht so dumm sein können, diese Fakten nicht wahrzunehmen. Nochmals: Der Virus selbst greift keine Produkte (Kameras etc.) an. Es sind die (vor allem ökonomischen) Folgen der Pandemie und die sowieso auch ohne Pandemie einsetzende Weltwirtschaftskrise, welche diese negativen Auswirkungen haben.
Wenig optimistisch für Fotografen klingen auch die Pläne ab 2021: Weitere Konzentration auf die erfolgreichen Medizinbereiche (As a total healthcare company
) sowie das Document Solution Business (u.a. ehemals Xerox). Further strengthen company structure in line with post COVID-19 market changes
klingt sehr nebulös für den Bereich Imaging und bedeutet zumindest weitere Umstrukturierungen.
The Imaging Solutions is the area most affected by COVID-19 ... . While thoroughly controlling costs and expenses, we will strive to recover revenue by introducing new attractive products including instax and digital cameras, and by enhancing online sales. In addition, we will promote the development of products utilized our unique technology such as ultra-short throw projectors and long throw security cameras, and expand our business into new areas.
- Sparen sowie stationäre Händler rauswerfen und dafür mehr online verkaufen. Und, wie befürchtet und von mir vorausgesagt, wird die jährliche Produkterneuerung fortgesetzt - mit entsprechendem Wertverlust der Altgeräte. Angesichts sinkender Etats für Forschung und Entwicklung sowie ausgereizter Technik wird da jedoch bei APS-C kaum mehr viel signifikant Neues kommen. Ferner sucht auch Fuji nun den Ausweg bei Überwachungskameras sowie anderen optischen Bereichen.
Fazit: Die Werte des überwiegenden Medizinunternehmens Fujifilm sind nicht ganz so schlecht wie die vieler anderer Konzerne im Fotobereich. Aber gut geht es der Kamerasparte bei Fujifilm auch schon länger nicht mehr.
Alle Firmen beklagten im Frühjahr den relativ gesehen aufgewerteten Yen und dadurch entstehende heftige Währungsverluste.
Alle Firmen hielten Zukunftsprognosen über eine evtl. Erholung selbst im August noch für zu unsicher.
Alle Firmen sparen noch eiserner und strukturieren weiter um.
Persönlich habe ich diese miserablen Ergebnisse für das 2. Quartal 2020 vorausgesehen und halte sie - angesichts der pandemieverstärkten Weltwirtschaftskrise - auch bei weitem nicht für so tragisch wie viele Analytiker oder selbst zahlreiche Manager in den jeweiligen Firmen, welche scheinbar die sich verstärkenden negativen Tendenzen des 1. und 2. Quartals so fortschreiben.
Für das 3. Quartal gehe ich von einer leichten Besserung aus, die sich im 4. Quartal (Weihnachtsgeschäft) deutlich fortsetzen wird. D.h. aber nicht, dass dieses Jahr wieder die Vorjahresergebnisse erzielt werden können. Das im Frühjahr vieldiskutierte V der steilen ökonomischen Erholung ist für die Fotoindustrie ziemlich ausgeschlossen. Es wird dieses Jahr nur darum gehen, die negativen Effekte der schwersten Krise des ersten Halbjahres abzumildern.
Anfang August publizierte die Fotoplattform Unsplash 2 Mio. völlig kostenlose, freie Fotos zur Verwendung durch jeden für alle Zwecke. Diese von über 200.000 Fotografen weltweit zur Verfügung gestellten hochwertigen Fotos werden den Druck auf die kostenpflichtigen Foto-Micro-Stocks sowie professionelle Fotografen weiter erhöhen. Unsplash verzeichnete über 5 Mrd. Anfragen zu Fotos je Monat.
Im August setzte auch in Deutschland die wirtschaftliche Ernüchterung ein:
Während man in den ersten Monaten der Pandemie und Wirtschaftskrise beschönigend bis hin zu vorsätzlich belügend von einer V-Entwicklung ausging, wobei sich die Wirtschaft nach steilem Absturz auch ebenso blitzartig wieder erholt, sind diese schon damals weitgehend illusorischen Szenarien weitgehend vom Tisch. - Aber Insider verstanden dies, weil man mit der reinen Wahrheit eine noch größere Wirtschaftskrise herbeigeredet hätte.
Funktioniert hat diese V-Erholung sowieso nur an der Börse, die man vorsätzlich mit hunderten Milliarden in jedem Land flutete. Keine Firma konnte die gigantischen staatlichen Fördergelder in sinnvolle Projekte investieren, da es entweder an Ideen, oder Prognosen oder der Nachfrage oder schlicht dem Angebot für benötigte Rohstoffe mangelte. Deshalb lenkten die meisten Firmen auf ziemlich trickreichen Wegen die Kredite und Fördergelder an die Börse um, wo sie extreme Gewinne erzielten.
Das Kernproblem des Investitionsstaus ist die kombinierte Nachfrage- und Angebotskrise: Nur wenige wollen etwas kaufen. Aber in den Bereichen, in denen Nachfrage herrschte, fanden sich die Lieferengpässe.
Im August konnte man offensichtlich die Bevölkerung nicht mehr länger derart dreist belügen. Zu viele Informationen waren in den letzten Monaten weltweit durchgesickert. Also ging man seitdem von einer Erholung frühestens im April oder eher im Herbst 2021 aus. Im August wurden sogar massive Forderungen nach einem Kurzarbeitergeld bis März 2022 in der Bundesregierung laut.
Der Hintergrund liegt darin, dass im Sommer jeder (auch die Corona-leugner) begriffen hatte, dass es ohne weltweit für alle Menschen verfügbaren und auch für alle wirksamen Impfstoff keine Rückkehr zur früheren Normalwirtschaft mehr geben kann. Aber die für September 2020 versprochenen Impfstoffe sind reine Fiktion.
Nachdem der schwedische Sonderweg mit tausenden Toten dennoch in die Wirtschaftskrise führte, änderte man auch dort etwas den Kurs.
Die hochgelobte Mehrwertsteuersenkung zeigte bereits im August die aus England von früheren derartigen Experimenten 2008 bekannten negativen Seiten. Nachdem bereits zum 1. Juli nicht alle Geschäfte die Preise um 3% senkten, erhöhen im klassischen Sommerloch (wie üblich) nun wieder fast alle die Preise oder verringerten den Paketinhalt. Da wird z.B. im Lebensmittelbereich schnell einmal aus 1,99 neu 2,19 Euro. Aber wie damals in England werden am 01.01.2021 auf alle Waren die neue Mehrwertsteuer geschlagen - und zwar auf die bereits erhöhten Preise. Dadurch wird es im Januar 2021 zu einer bei uns lange unbekannten hohen Inflation kommen. Diese wird die Kauflaune im Februar 2021 drastisch senken. - Dann könnte die - von einigen Ökonomen gefürchtete - zweite Welle der Wirtschaftskrise folgen.
Manche Bereiche wie die Fotowirtschaft wird es dann ganz hart treffen. Das sind Luxusgüter, die man fast nur unter absoluten Normalbedingungen einsetzen kann. D.h. Weltwirtschaftskrise und Pandemie schädigen als zwei Faktoren den Fotobereich viel einschneidender als fast jeden anderen ökonomischen Sektor.
Einen ökonomisch verheerenden zweiten landesweiten einheitlichen (und echten) Lockdown wird man nicht durchsetzen, da weder die Gesetze vorhanden sind, noch eingehalten würden, noch Gerichte sie gutheißen würden, weil sie unverhältnismäßig wären. Die Zahl der Verweigerer der Pandemiemaßnahmen lag im Sommer schon bei mindestens 1/3. In Australien hatte man bei den verschärften Maßnahmen im Juli in Melbourne beim 2. Lockdown bis zu 90% Verstöße festgestellt. Die meisten Menschen rebellierten still und leise. Die wenigen von der Politik wild beschimpften Demonstranten sind nur die Spitze des Eisberges. Falls die Politik es überziehen
sollte, kollabieren sogar die Staatswesen. Will die deutsche Politik als nächsten Schritt der drakonischen aber vor Gericht nicht haltbaren Geldstrafen wirklich die Polizei auf Partyteilnehmer in den Straßen (wie in New York) schießen, oder das Militär wie in Melbourne patrouillieren lassen? Das Ende der Demokratie wäre auch das Ende der florierenden freien Wirtschaft. - Das ist kein Scherz: Die Konferenz der Innenminister sowie die Geheimdienste hatten das ganze Szenario sogar bereits im April während des ersten (leichten) Lockdowns mit inneren Unruhen befürchtet. Da die Politik in vielen Ländern die Zeit nicht sinnvoll genutzt und in den Augen vieler Bürger versagt hat, wird die Bevölkerung keinen zweiten Lockdown mehr umsetzen. Das Vertrauen sinkt und der Vorschuss-Bonus ist aufgebraucht, die Bevölkerung war in diesem Punkt im Sommer bereits hoffnungslos zerstritten. - Vertrauen ist allerdings auch der Kernbrennstoff der Wirtschaft. Ein zweiter richtiger Lockdown oder auch nur verschärfte Maßnahmen würden verheerende Folgen für die Ökonomie zeigen - und zwar langanhaltend. Das würde die Bundestagwahlen 2021 drastisch beeinflussen.
Dass sich kein Staat mehr einen weiteren Lockdown rechtlich und finanziell leisten kann, wurde inzwischen auch durch die ISDS (investor state dispute settlement) - selbsternannte Schiedsgerichtshöfe, die von selbsternannten Richtern in Geheimen Sitzungen Staaten im Auftrage der Firmen zu extremen Geldstrafen ohne Berufung verurteilen - klargestellt, bei denen bereits erste hohe Schadenersatzklagen gegen Corona-Maßnahmen im Sommer anlagen.
Auch in Japan schien sich Ernüchterung in den Konzernzentralen breit zu machen. Die weltweite Erholung im Juni und Juli war zwar spürbar, lag jedoch unter den unrealistischen Erwartungen im Frühjahr. Deshalb hatten es die Optimisten im Management schwer. Noch wenige Monaten zuvor befürworteten sie - wie im Jahr 2016 - eine drastische Überproduktion bei Kameras und Objektiven im zweiten Halbjahr 2020. Aber deren Gegner scheinen die Oberhand zu gewinnen. Die Produktion soll zwar sukzessive angehoben werden. Aber die völlig übertriebene Überproduktion auf Halde wie 2016/17 will man vermeiden.
Die in den letzten Jahren drastischen Sparmaßnahmen bei allen Kameraherstellern scheinen auch Sicherheitsrisiken eröffnet zu haben. Anders sind die IT-Fehler bei Canon sowohl beim Datenverlust in der neuen eigenen Cloud als auch bei Canon USA durch Hacker-Angriffe und Erpressung durch Internet-Kriminelle kaum zu erklären. - Nochmals: Sparen allein und vor allem pauschal in allen Bereichen gleichmäßig ist keine Lösung, um die Zukunftsfähigkeit der Firma wieder herzustellen.
Ende August kündigte Pentax eine PENTAX K-1 Mark II Silver Edition an, die limitiert auf 1.000 Stück angepriesen wurde. Ketzer berichteten mir, dass das Prädikat limited Edition
inzwischen für fast jede Kamera dieser Firma gelten kann. Deren Verkaufszahlen gingen 2020 noch dramatischer zurück als bei anderen Firmen. Pentax / Ricoh, oder wie immer man diese Kamera-Firma nennen soll, wurde dieses Jahr hart getroffen. Fuji zog deren Markt im Bereich Mittelformat in den letzten Jahren weitgehend an sich. Bei APS-C sieht es ähnlich aus. Bei Vollformat hielt Pentax sowieso nur einen winzigen Anteil mit der K1. Wie alle modernen Kameras sind auch diejenigen von Pentax hochwertig. Aber die meisten Kunden würdigen das nicht mehr. In der Krise reicht es nicht mehr aus, nur Kameras anzubieten, die gute Fotos machen können. Vor allem das Thema Video oder auch nur Video-Konferenzen in der pandemieverstärkten Home-Office-Szene wird nicht wirklich bedient - von ernsthaften Videografen ganz zu schweigen. Man muss allerdings festhalten, dass Pentax bis heute nicht erkannt - oder zumindest nicht umgesetzt - hat, auf welchen Gebieten die Zukunft der Fotografie liegt: spiegellos und Video. Manche Analytiker schließen daraus, dass Pentax das ganze Produktsortiment im Bereich Kameras einfach ausschleichen
lässt. Da kam bereits seit Jahren nichts mehr wirklich Neues.
Anfang September publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Juli: Die von mir prognostizierte Trendwende verstärkte sich. Dennoch waren es die zu erwartenden schlechten Zahlen für eine nur langsame Erholung.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: - 51,9% im Vergleich zum Juli 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: - 56,2% im Vergleich zum Juli 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: - 70,9% im Vergleich zum Juli 2019.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: - 21,4% im Vergleich zum Juli 2019. Eine wieder negative Entwicklung.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: - 43,7% im Vergleich zum Juli 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: - 43,8% im Vergleich zum Juli 2019.
Die 16% höheren Verschiffungszahlen im Vergleich zur Produktion fallen positiv auf. Man räumte im Juli weiter die noch immer vollen Hersteller-Lager in Japan. Offensichtlich will nun kein Hersteller auf vollen Lagern mehr sitzen bleiben.
Für den Monat August erwarte ich angesichts diverser neuer Produkte eine noch steilere Erholung bei der Produktion wie der Verschiffung.
Dazu gibt es Grafiken.
Ein freundlicher Fotograf und Leser machte mich darauf aufmerksam, dass nun auch Canon in Australien seinen Online-Shop Ende September einstellte.
Australien besitzt nur eine geringe Bevölkerung von ca. 25 Mio. und der Aufwand für den eigenen Shop war sehr hoch. Ich schätze den Aufwand der vielen dezentralen Internet-Auftritt für Canon jeweils auf über 1. Mio. Euro je Jahr. Aber es kauft dort bisher kaum jemand ein, weil man sich dort an die (hohen) offiziellen Richtpreise hält, um den stationären Foto-Handel nicht zu verärgern.
Nikon hat dort bereits 2019 seinen Online-Shop eingestellt, weil es sich nicht lohnte.
Als riesiger Flächenstaat ist das hinderlich für Fotografen außerhalb der wenigen Großstädte.
Es gibt zwar noch Amazon und andere Online-Anbieter. Aber die Preise werden weiter steigen, wenn ein Mitbewerber (Online) aussteigt.
In Australien kommen - wie in Europa - auch deutlich überhöhte Preise hinzu, welche viele Fotografen sowieso zum Einkauf im Ausland bewogen.
Das Marketing-Gerede mit Stärkung der Fachverkäufer
trifft meines Erachtens nicht zu: we are proudly streamlining our efforts in supporting local retailers to drive competition in the local market
.
Meine Idee war schon lange, mit Vertrieb der Zukunft würde ein einziger weltweiter Informationsauftritt und Shop in den Zentralen in Japan wirklich Geld sparen. - Nochmals: Ich baue jedem das schnell auf mit internationalem Zoll und Mehrwertsteuerausweis etc. auf.
Sony wird sich bis März / Sommer 2021 aus Brasilien zurückziehen. Die dortige Produktion und der Verkauf auch aller Kameras werden in Brasilien komplett eingestellt, die Tochterfirma wird bis Mitte 2021 aufgelöst, das dortige Personal wird entlassen. Nikon verließ das Land - ebenfalls völlig unerwartet - bereits 2018.
Eine positive Nachricht: Nachdem Tetenal 2018 und 2019 vor dem Aus stand, meldete sich die Firma mit einem neuen Online-Shop für Chemikalien für die Entwicklung analoger Filme und Glasplatten zurück. Sie bot im September einen 5% Preisnachlass mit dem Kennwort tetenalpromo09
. Überdies stellte die Firma neue Produkte vor, wie länger haltbare Tabletten, mit denen man seine Foto-Chemikalien selbst zu Hause zusammenmischen kann.
Verkäufe2019 sowie daraus resultierende vermeintliche
Marktanteile
Die Finanzzeitung Nikkei Shimbun publizierte online hinter einer Bezahlschranke erneut Zahlen zur Fotowirtschaft.
Sie wissen, dass ich diesen Zahlen generell misstraue: Erstens werden immer sonderbare Zahlen verwendet, die definitiv Verkäufe an Endkunden mit reinen Verschiffungen der Hersteller an Tochterunternehmen verwechseln. Zweitens werden die Quellen nicht genannt. Drittens weichen die Zahlen immer von den offiziellen der CIPA ab. Viertens sind sie immer auffällig gerundet. Da jedoch alle sie inzwischen besprechen, gehe auch ich darauf ein. Die englischen Quellen finden Sie hier.
Systemkameras = DSLR und Spiegellose zusammen: angeblich 8,66 Mio. Stück. - CIPA verzeichnete für das Jahr 2019 hingegen 8.240.717 produzierte und 8.461.490 verschiffte Systemkameras.
Canon: 4,16 Mio. = 48% Marktanteil
Nikon: 1,73 Mio. = 20% Marktanteil
Sony: 1,66 Mio. = 19,2% Marktanteil
Fujifilm: 500.000 = 5,8% Marktanteil
Olympus: 330.000 = 3,8% Marktanteil
Andere (Panasonic, Leica, Sigma, Pentax etc.): 280.000 = 3,2% Marktanteil
Davon waren spiegellose Systemkameras zusammen: angeblich 3,94 Mio. Stück. - CIPA verzeichnete hingegen 3.822.724 produzierte und 3.956.503 verschiffte spiegellose Systemkameras für das Jahr 2019.
Sony: 1,65 Mio. = 41,9% Marktanteil
Canon: 940.000 = 23,9% Marktanteil
Fujifilm: 500.000 = 12,7% Marktanteil
Olympus: 330.000 = 8,4% Marktanteil
Nikon: 280.000 = 7,1% Marktanteil
Andere (Panasonic, Leica, Sigma etc.): 240.000 = 6,1% Marktanteil
Ganz grob scheinen die Zahlen mit den offiziellen Verschiffungszahlen der CIPA zu korrelieren. Aber in dieser Sonderanalyse von Nikkei werden unterschiedliche Kameras zu unterschiedlichen Preisen verglichen. Das sagt somit nichts über Einnahmen oder gar Gewinne der Firmen aus. Und 2019 ist sowieso bereits abgehakt.
Alle Firmen zittern momentan über ihre miserablen Absatzzahlen 2020. Allen geht es so derzeit wirklich so schlecht, dass sie sich nicht einmal mehr auf eine Weiterführung des Preiskrieges einlassen wollen. Neue Kameras, wie die Sony A7C im September bewies, werden teuer. Nur so können die Firmen noch Gewinne erzielen.
Interessant könnte sein, dass man - quergelesen - aus diesen Zahlen etwa 40.000 verschiffte Kameras für Pentax (DLSR) errechnen kann - eine sehr geringe Zahl.
Bitte seien Sie vorsichtig mit Schlüssen und Folgerungen aus diesen historischen Zahlen: Verschifft heißt nicht an Endkunden verkauft. So weiß ich, dass - trotz massiver Anstrengungen der Hersteller vor allem in letzter Zeit, die Lager zu räumen - viele Kameras noch immer auf zahlreichen Ebenen in diversen Lagern ruhen.
Bereits jetzt gehe ich jede Wette ein, dass sich die Zahlen 2020, absolut wie die relativen Marktanteile, dramatisch ändern werden. Dabei meine ich produzierte Kameras, verschiffte und vor allem an Endkunden verkaufte. Trotz einer wirtschaftlichen Erholung sieht es im leidenden Fotobereich noch lange nicht wieder gut aus. Das Weihnachtsgeschäft, auf das alle hoffen, muss erst noch beweisen, dass die Nachfrage wirklich anzieht.
Wie schlecht es der Fotobranche wirklich geht, zeigte sich an Tamron, das zwei bereits geschlossene Fabriken für Objektive (von seinen insgesamt 3) im September bis zum Jahresende stilllegt. Die dritte Fabrik bleibt teilweise geschlossen. Die Lager sind voll, die Nachfrage brach weg und hatte sich bis September nicht erholt. - Da ist keine Schadenfreude angebracht. Den anderen Firmen geht es genau so miserabel. Aber sie vertuschen es.
Dennoch leiden die meist kleineren Dritthersteller derzeit besonders stark, da die alten Kamerasysteme - also auch deren Objektive - kaum mehr nachgefragt werden, die meisten großen Kamerahersteller sich jedoch bei der Lizensierung der eigenen neuen spiegellosen Bajonette sehr zugeknöpft zeigen. - Wie ich bereits im Artikel Bajonett vor Jahren schrieb, handelt es sich bei Bajonetten um komplexe Software-Schnittstellen, die nicht nur schwer mittels Reverse-Engineering ausspioniert werden können. Die Kamerahersteller können mit jedem Firmware-Update dieses Bajonett Software-technisch abändern, was sie seit Jahren auch tun, und somit ganz leicht Dritthersteller ausschließen.
Gemäß Äußerungen von Fujitsu soll sich Canon bei Fujitsu einen Super-Computer für mehrere Millionen bestellt haben, um bei sich die eigene computergestützte Produktentwicklung zu optimieren. Das Ziel besteht darin, ohne eigene Hardware-Produkte herstellen zu müssen - quasi virtuell - neue Produkte und Zwischenstufen auszutesten. Das Ziel ist sinnvoll, da es die Entwicklungskosten und -zeiten reduziert. Aber die in Foren und Fachzeitschriften zu lesende große Euphorie ist übertrieben. Erstens werden Teile davon von allen Firmen schon lange gemacht (man denke nur an CAD seit Jahrzehnten oder Forschungszusammenarbeit mit Universitäten und deren Rechnersystemen) und zweitens lassen sich reale Prototypen nicht ganz ersetzen. Ferner schafft man sich so einen riesigen Computer nicht nur für Kameras an. Canon ist ein weit diversifizierter Konzern. Und selbst wenn, dann ist das Zukunftsmusik, die erst in Jahren Ergebnisse liefert.
Von Fuji sickerten unterschiedliche Nachrichten durch: Dem Konzern geht es gut. Der Aktienkurs stieg in letzter Zeit, weil Fujifilm einen Bestandteil eines Impfstoffes (vaccine) gegen SARS-CoV-2 herstellt, worauf die US-Regierung ihnen 1,6 Mrd. US$ zur Verfügung stellte. Dem Konzern geht es somit wieder signifikant besser. Aber der Fotobereich leidet: Während die Kamera X-T3 2018 zumindest in den Anfangsmonaten eine große Nachfrage erzeugte und erst 2019 deutlich an Interesse verlor, fing die X-T4 bereits zum Start auf sehr niedrigem Niveau an. Einerseits lag dies an der Pandemie sowie der Wirtschaftskrise, aber andererseits auch daran, dass die X-T3 bereits relativ ausgereift war und die wichtigste Neuerung des IBIS bereits in der älteren Modellversion X-H1 angeboten wurde - also zwei Mal das Syndrom Gut genug. - Für alle Kritiker, welche gerne das Gegenteil behaupten: Wenn die X-T3 sich 2019 so gut verkauft hätte, wie manche behaupten, dann wären die Lager weltweit nicht voll damit und die Kamera nicht heute noch überall gelistet und selbst von Fujifilm publiziert, dass sie noch lange gelistet bleiben wird - nicht, weil die Nachfrage danach so groß ist, sondern weil inzwischen kaum jemand den Ladenhüter (vor allem zu dem Preis) mehr will. Auch bei Fuji ist der Markt übersättigt,
Olympus schloss am 30.09. den endgültigen Vertrag mit JIP. Alle - niederschmetternden, aber von mir vor Monaten bereits vorausgesagten - Details zum endgültigen Vertrag.
Anfang Oktober publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat August: Die von mir prognostizierte Trendwende verstärkte sich. Dennoch waren es die zu erwartenden schlechten Zahlen für eine nur langsame Erholung.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: - 37,9% im Vergleich zum August 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: - 44,5% im Vergleich zum August 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: - 46,2% im Vergleich zum August 2019. Die Zahlen fielen gegen den sonstigen Trend völlig aus dem Rahmen.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: +3,1% im Vergleich zum August 2019. Eine sehr positive Entwicklung.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: - 47,4% im Vergleich zum August 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: - 48,4% im Vergleich zum August 2019.
Die 11,6% geringeren Verschiffungszahlen im Vergleich zur Produktion fallen negativ auf. Man beginnt wieder mit einer (von mir für die zweite Jahreshälfte prognostizierten) sinnlosen Überproduktion die Lager zu füllen.
Für den Monat September erwarte ich angesichts diverser neuer Produkte eine noch steilere Erholung bei der Produktion wie der Verschiffung.
Dazu gibt es Grafiken.
Nikon räumt endlich auf: Anfang Oktober wurde bekannt, dass Nikon F6, D5, mehrere Nikkor Ai-S und AF-S DX Objektive nicht mehr bestellt werden können. Sie sind somit auch (endlich) nicht mehr in der Produktion. Selbst, wenn einige Fotografen jetzt wieder jammern werden, halte ich das für eine ökonomisch sehr weise Entscheidung. Aber da muss noch viel mehr folgen, bald. Kurz darauf hat Nikon in Japan offiziell über 100 F-Objektive als Auslauf gekennzeichnet. Je nach Erdteil werden auch zahlreiche andere Kameras als Auslaufmodelle gekennzeichnet, wie D610, D750 und D7200. Es gibt somit nur noch abzuverkaufende Restbestände von vielen älteren Objektiven und Kameras. Gut so. Nikon konzentriert sich endlich langsam auf die neuen Modelle. Aber die Firmenkommunikation gegenüber den eigenen Kunden war wieder einmal miserabel.
In Los Angeles, Kalifornien, USA hat ein Fotograf das Sterben der kleinen Galerien dokumentiert (Text und Video). Selbst in der wohlhabendsten Stadt im reichsten Staat der USA überleben in der Pandemie nur die größten und reichsten Galeristen.
In den USA verkaufte sich die so hochgelobte Z5 so miserabel, dass Nikon dort im Oktober (wie bei der Z50) erneut ein Kauf mit Quasi 30-Tage-Leihe mit Rückgabegarantie anbot. Man ist sogar bereit, die Rücksendekosten bei Nichtgefallen zu bezahlen. Ferner wird der ATZ-Adapter dazu für 50 US$ angeboten. Das führt nur zu vielen Rückläufern, die man dann als refurbished / gebraucht verkauft. Letztendlich ist das fast immer ein Verlustgeschäft für Händler sowie Hersteller und zeigt, wie verzweifelt Nikon in den USA ist.
Wenige Tage darauf startete Nikon ein zusätzliches Leihprogramm der Z5 für 50 Euro in der Woche bei Fachhändlern in den USA, um den stagnierenden Verkauf anzukurbeln.
Insgesamt zeigt sich an diesem realen Vertrieb jedoch ein Generationsproblem: Es handelt sich um ein viel zu enges (Mikro-)Marketing, das aus dem 20. Jahrhundert stammt. Dies korreliert mit dem Alter der meisten Manager in Japan - nicht nur bei Nikon. Sie sehen das Wohl der eigenen Firma an erste Stelle und dann erst das Wohl der Kunden.
Um ein flexibles - und vor allem kundenorientiertes um nicht zu sagen kundenzentriertes - Marketing des 21. Jahrhunderte erfolgreich einzuführen, das echte Lösungen für wahre Probleme der Kunden als Quelle des Firmenerfolges sieht, bedarf es vermutlich erst jüngerer Manager in den Konzernzentralen. - Aber wie ich bereits mehrfach ausführte, geht mit einem Generationswechsel in den Führungsetagen meist ein viel größerer und zumeist radikaler Wandel einher, der vielen klassischen Fotografen wohl kaum Recht sein würde. Da wird dann auch gerne einmal das Kind mit dem Bade ausgeschüttet - vor allem in der Krise.
Falls das Gerücht zutrifft, will Canon 2021 bis zu 16 neue Objektive für das RF-Bajonett herausbringen. Das wäre eine unerwartet hohe Anzahl (ich ging vor Jahren in meiner Analyse von etwa 10 Objektiven pro Jahr aus), welche dem RF-Bajonett einen signifikanten Marktvorteil vor dem Z-Bajonett (S-Objektive) von Nikon gewährte. - Auf jeden Fall bleibt da kein Raum mehr für die Entwicklung von Objektiven für DSLR. Daraus folgt, dass das DSL-Sterben bei Canon besiegelt ist. Nikon wird bald nachziehen müssen.
In einem im Oktober publizierten Interview (per E-Mail) mit drei japanischen Managern von Nikon wurde - neben der zu erwartenden überwiegenden inhaltsleeren Marketing-Sprüche-Klopferei - eingeräumt:
While it's true that the Z-mount system is built to evolve, firmware updates are only capable of so much. At some point, you need to create new hardware upgrades and the latest innovations.
Man kann mit den ständigen Software-Updates in der laufend neu in die Kamera einzuspielenden Firmware nicht alles optimieren. Deshalb wurden u.a. die neuen Modelle Z6 II / Z6S und Z7 II / Z7S erforderlich.
Eine weitere Aussage halte ich für viel nachteiliger für die Kunden: We now have the most important lenses
. Nikon behauptet allen Ernstes, dass es für das Z-Bajonett die wichtigsten Objektive im Sommer 2020 bereits anbot. Das waren 17 (inklusive der immer dazugezählten Adapter und Tele-Konverter) - für Vollformat und für APS-C, weil Nikons neues Bajonett beides bedienen muss -, von denen je nach Weltregion mindestens 2-3 - teilweise sogar 4 - Objektive nicht lieferbar sind. - Das macht sprachlos. Dann versprach man im Interview dennoch, das Angebot auf bis zu insgesamt 24 Objektive bis Ende 2021 zu erweitern. Das wären 7 neue Objektive binnen 15 Monaten.
Technisch wurden die Erwartungen vieler Beobachter bei Weitem nicht erfüllt. Nikon selbst hat seine eigene Hürde sehr tief angesetzt, um sie mit den beiden (Mark-) II-Modellen zu überspringen. Die Ernüchterung und Enttäuschung sind weltweit verbreitet. Viele haben von Nikon deutlich mehr erwartet, als das schlichte Ausbessern nur der Hälfte der schlimmsten Fehler der ersten spiegellosen Kamera-Generation im Vollformat - und dem üblichen Versprechen, mit zukünftigen Updates (Software) nachzurüsten.
Diese beiden Modelle markieren derzeit insgesamt nur noch das technische Mittelfeld. Darüber darf der immer wieder gepriesene angeblich signifikant höhere Dynamikumfang (ca. 1 Lichtwert / Blende bei der geringsten Basis-ISO auf dem Stativ) des jeweils angeblich besten Sensors nicht hinwegtäuschen.
Die in den USA vorgebrachten kleinmütigen Gegenargumente, dass dafür z.B. der Preis auch relativ angemessen ist, verfangen auch dort nicht wirklich. Nun, ja: Die Z6II ist in den USA für 2.000 US$ = aktuell 1.700 Euro erhältlich, aber in Deutschland für 2.143,56 Euro verfügbar = 443 Euro Aufpreis = 26% Melkkuhzuschlag. Und die Z7 kostet in den USA 3.000 US$ = 2550 Euro, aber in Deutschland 3.313,31 Euro = 763 Euro Aufpreis = 30% Melkkuhzuschlag. So billig sind beide neuen Modelle - vor allem angesichts der technischen Gesamtleistung - nicht.
Das ökonomische Hauptproblem liegt im Sparzwang der Controller, welche Nikon fest im Griff haben. Sie erlauben derzeit keine größeren Investitionen in wirklich relevante neue Hardware-Fortschritte.
Hinzu kommt die leidige Sensor-Abhängigkeit von Sony. Wie ich bereits vor Jahren im Artikel Sensor-Dilemma festhielt, profitierte Sony von der Partnerschaft viel mehr als Nikon. Sony warb aggressiv Nikon-Techniker ab, um seine eigenen Sensoren für seine eigenen Kameras zu optimieren. Das gilt in Japan als sehr unhöfliches und unübliches Verhalten, vor allem unter angeblichen Partnern. Ferner erhielt Nikon bis heute nicht die wirklich relevanten neuen Sensoren, die Sony sich selbst und seinen eigenen Kameras vorbehält. Dies ist auch der Grund, warum Nikon sich inzwischen mehrheitlich von Sony bei der Sensorherstellung trennte und zu TowerJazz wechselte.
Aber Nikon war bei den Bestellungen des 45 Mega-Pixel-Sensors für die D850 und in der Folge der Z7 viel zu optimistisch. Die Vorbestellungen sind noch immer nicht aufgebraucht. Wollte man sie stornieren, wären extreme Strafzahlungen fällig geworden. Also verwendet man sie weiter in der Z7II. Ebenso erging es Nikon mit dem 24 MP-Sensor in der Z6.
Laut Aussagen aus den USA kommt es sogar noch viel schlimmer: Nikon hat zumindest die eigenen Lager mit den alten Z6 und Z7 noch so voll, dass beide alten Modelle offiziell weiterhin im Angebot bleiben. D.h. sie machen den neuen Modellen dieselbe sinnlose Konkurrenz wie die Altmodelle bei Sony. Mir liegt sogar ein unbestätigtes Gerücht vor, das behauptet, dass diese beiden alten Modelle noch in Produktion seien, weil man die Sensoren abnehmen müsse. Das kann ich nicht glauben. Das wäre wirtschaftlicher Selbstmord.
Beim alten Prozessor scheinen dieselben technischen und ökonomischen Probleme vorzuliegen: Es fehlt das Geld für die Entwicklung eines einzigen neuen Hochleistungsprozessor und man hat von den alten langsameren Prozessoren zu viele vorbestellt. Deshalb verwendet man einfach zwei alte Prozessoren parallel, um die Geschwindigkeit (etwas) zu erhöhen.
Trotz kleiner Verbesserungen im Bereich Video scheint Nikon noch immer nicht erkannt zu haben, dass nicht nur die Zukunft, sondern unter Corona-Home-Office-Zwang bereits die Gegenwart bei Video liegt. Mit Kameras, die man nur von hinten bedienen kann, kann man noch nicht einmal alleine eine Video-Konferenz durchführen. Sie wissen z.B. nie, ob Sie im überhaupt Fokus sind.
Und der seit Jahren vorhandene Trend der Ein-Personen-Vlogger wird ohne schwenkbares rückwärtiges Display von Nikon schlicht geleugnet. Auch dieser kontinuierlich wachsende Markt hat seit den Corona-Beschränkungen weltweit nochmals einen drastischen Sprung nach oben gemacht.
Nachdem Nikon in den letzten Jahren bereits auf dem Feld der neuen Z-Bajonett- / S-Objektive schwächelte (mit meist nur geringen Lichtstärken oder nur manuellen Bedienbarkeit), setzte es dies nun auf dem Feld der spiegellosen Kameras fort. Das sind sicherlich solide Kameras. Aber das eigene strategische Firmenziel der technologischen Führerschaft
hat man an die Mitbewerber verloren.
Natürlich werden viele Nikon-Alt-Kunden diese neuen Mark II kaufen. Sie haben sich nun bis zu 2 Jahre mit den alten Modellen geärgert, die trotz dreier Firmware-Hauptversionen und über einem Dutzend kleinerer Firmware-Updates einfach nicht auf den geforderten aktuellen Stand zu bringen waren. Nikons Kunden sind in der Regel wohlhabender als diejenigen anderer Kameramarken (insbesondere Canon). Aber alle ein bis zwei Jahre eine neue Kamera zu kaufen, wird als Hersteller-Trick zur Gewinnmaximierung auch nicht lange funktionieren.
Marketing-technisch kann ich Nikon bei beiden Modellen nur ein völliges Chaos und Versagen auf der ganzen Linie attestieren.
Obwohl man wochenlang im Voraus weltweit mit einem Ticker / Countdown für den 14.10.2020 um 14 Uhr deutscher Zeit eine Erst-Präsentation der neuen Modelle ankündigte, publizierte Nikon USA selbst bereits am 13.10. die Firmenvideos. In der Nacht vom 13. zum 14. folgten die offiziellen Web-Auftritte Nikons weltweit mit der Publikation aller technischer Daten, Fotos und Preisen.
Für die eigentliche Präsentation der beiden neuen Modelle war dann die Luft raus
. - Kaum jemand schaute das mehr an. Wozu auch? - Laut YouTube hatten bis 16:30 Uhr nur rund 3.000 Abrufe stattgefunden - inklusive meiner mehrfachen.
Das hätten Studierende des ersten Semesters Marketing besser hinbekommen.
Zudem fällt seit ca. einem Jahr um Nikon eine verstärkt auftretende Fairness- und Mitleidsdebatte auf, die man etwas untersuchen sollte, da sie wertvolle Einblicke in die wahre Situation der Firma erlaubt:
Immer mehr (von Nikon bezahlte?) Influencer verwenden in Foto-Foren und in ihren YouTube- etc.- Channels zwei Themen, welche sich mit der technischen Entwicklung und wirtschaftlichen Lage Nikons befassen:
Nikon würde in den Medien unfair behandelt. Deshalb fordern sie mehr Fairness im Umgang mit Nikon.
Sofern dieser Aufruf zu mehr Fairness pauschal angebracht wird, können sicherlich viele Menschen diesem Ansinnen folgen. Denn es gibt wirklich unsägliche Dinge im Internet.
Aber. Und dieses Aber ist umfangreich sowie gewichtig: Es waren jahrzehntelang die Fanatiker von Nikon, welche gegen alle anderen auf die polemischte Art und unter Verwendung der abstrusesten Lügen (wie z.B. Mega-Pixel) hetzten.
Dass dies irgendwann zurückschlagen könnte, wird von sogenannten Dreckschleudern
im Voraus nie erkannt, und hinterher immer gerne mit einem derartigen Pseudo-Fairness-Aufruf
beantwortet. - Ja, die Welt ist rauer geworden. Aber diejenigen, welche jetzt um Fairness betteln, waren früher oft unter den größten Hetzern und tragen folglich eine große Mitschuld an dieser heutigen Diskussions-Un-Kultur
.
Zweitens geht es bei dem jetzigen Ruf nach Fairness überwiegend um die Zensur von Fakten. - Psychologisch subtil bis ganz offen wird gefordert, dass man über technische Schwächen der Produkte und wirtschaftliche Probleme der Firma schweigt.
Unübersehbares Faktum ist derzeit nun einmal, dass Nikon seinem eigenen Anspruch der technologischen Marktführerschaft mit den beiden neuen Kameramodellen Z6 II / Z6S und Z7 II / Z7S nicht im geringsten gerecht wird. Im Grunde gilt dies bis heute für alle spiegellosen Systemkameras von Nikon.
Fairerweise muss man allerdings hinzufügen, dass sich Nikon in einem Umstrukturierungsprozess von DSLRs mit Spiegeln hin zu spiegellosen Systemen befindet. Dieser erfordert seine Zeit.
Korrekt bleibt jedoch auch, dass Nikon 2018 völlig überstürzt den Wechsel zu spiegellosen Systemen im Bereich Vollformat antrat. Nikon war im Sommer 2018 dazu technisch nicht in der Lage. Dies zeigt sich an den Kameras sowie an dem bis heute faktisch nur geringen verfügbaren Objektivangebot. Darüber dürfen die unsäglichen Marketing-Tricksereien der Firma mit viel zu früher Ankündigung angeblicher Objektive nicht hinwegtäuschen. Manche dieser beworbenen Objektive benötigten auch nach der offiziellen Ankündigung ein halbes teilweise sogar über ein ganzes Jahr, bis sie dann endlich überhaupt in geringer Stückzahl auf dem freien Markt für Normalkunden erhältlich waren.
Hier setzt nun das zweite Argument der Nikon-Influencer ein: Man solle Mitleid mit der Firma haben. Nikon wäre schließlich eine kleine / die kleinste Firma von allen.
Diese Argumentation halte ich aus mehreren Gründen für unzutreffend und sogar gefährlich.
Fakt ist, dass Großkonzerne wie Sony, Panasonic, Olympus, Fuji insgesamt größer sind - je nachdem, was man darunter versteht: Angestellte, Umsatz, Gewinn, Branchenspektrum etc. Reduziert man es jedoch auf den Optikbereich - das Kerngebiet von Nikon - dann muss man sachlich ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Optikgiganten Nikon und Canon attestieren. Definitiv sind die reinen Optik- und Kamera-Bereiche von Nikon allen anderen Firmen (außer Canon) an Größe überlegen. Das zeigte ja auch der jahrzehntelange Marktanteil von 20-40% bei digitalen Kameras.
Fakt ist ferner, dass Nikons Management in den letzten Jahren mehrere schwerwiegende Fehler begangen hat, die sich auf fast allen Gebieten negativ auswirkten. Das Hauptziel dabei waren Einsparungen, welche erreicht wurden. Dieser als Aktiengesellschaft ökonomisch erforderliche und sinnvolle Schritt wurde in der fotografischen Öffentlichkeit entweder nicht wahrgenommen oder negativ (als verringerter Service und geringere Qualität) wahrgenommen.
Nach nunmehr ca. 10 Jahren des Sparens auf allen Ebenen ist man einerseits mit dem Sparen am Ende und andererseits sind die negativen Folgen auf allen Ebenen, bis hin zur Technik der Kameras und Optik sichtbar. Denn man hat, wie ich bereits seit Jahren nachweise, auch bei den Etats für Forschung und Entwicklung massiv gespart.
Hinzu kam die für Nikon negative Partnerschaft in der Sensorentwicklung mit Sony, die eher Sony nützte.
Dazu kamen seit 2010 viel zu optimistische Einschätzungen des Fotomarktes und seiner Entwicklung, die zu großen Kaufoptionen und Vorbestellungen an vielen Zulieferteilen führten, die man heute abnehmen oder dafür Strafzahlungen entrichten muss. Von den viel zu großen Fabrik- und Produktionskapazitäten im In- und Ausland ganz zu schweigen, die man seit Jahren mit hohen Abfindungen reduzieren muss.
Ergänzt wurde alles bis heute durch eine bis ins kleinste Detail hinein unflexible, dirigistische Planwirtschaft in einem Ausmaß, wie sie an frühere Ostblockstaaten erinnert. Da werden zu viel Produkte in Region A verschickt, obwohl man seit Langem wusste, dass dort die Lager voll sind und in Region B aufgrund hoher Nachfrage Mangel herrscht. Da wurden Produkte (z.B. Kameras und Objektive) zu merkwürdigen Paketen zusammengeschnürt, die so niemand haben will. Usw.
Diese Liste an Managementfehlern ließe sich stundenlang fortsetzen. Siehe hierzu Probleme und Lösungen und Wege aus der Krise.
Das Hauptproblem sehe ich bei Nikon jedoch - wie bei Kodak - in einer gewissen Distanz zu und Abgehobenheit von den Kundenwünschen und dem Fotomarkt insgesamt. Hierbei handelt es sich um eine Grundeinstellung, wobei der Unterschied im Kernziel elementar ist: Will ich primär als Firma finanziell erfolgreich sein, um dadurch in die Lage versetzt zu werden, sekundär die Kundenwünsche befriedigen. Oder will ich primär, dass meine Kunden durch Erfüllung derer Bedürfnisse gewinnen
, und ich in dieser Folge dann sekundär als Firma Profit erziele.
Ersteres Vorgehen wird oft als reine Befriedigung der Interessen der Aktionäre angegriffen. Letzteres Vorgehen wird von (von mir in anderer Hinsicht immer wieder kritisierten) Firmen wie Apple oder Adobe durchgeführt. Ersteres Verhalten (Nikons) steht meines Erachtens für ein ziemlich überholtes (im Grunde paternalistisches) Wirtschaften des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Spitze befiehlt und die Belegschaft gehorcht. Befördert wird, wer am besten gehorcht. Das kann in guten Zeiten sehr effizient sein. Aber in Krisen warten dann auch viele der unteren Ränge fatalistisch auf die Befehle von oben
, statt selbst zu denken und zu handeln. - Wenn Ihnen Parallelen auffallen, dann sind Sie auf der richtigen Spur: Auch in Deutschland ist man in vielen Firmen für Kritik und Streitgespräche um Firmeninhalte nicht gerade offen.
Ein weiteres Symptom dieser überkommenen Denkweise ist die Detailoptimierung - nicht nur auf technischen Gebieten. Auch im Vertrieb werden da oft viel Zeit, Geld und Intelligenz verschwendet, um winzige Vorteile zu errechnen. Das Ergebnis bei Nikon sind nicht selten die Paket-/Bündel-/Bundle-Angebote, die jedoch immer weniger Kunden wollen. Man denke nur an die Z5 mit dem ungeliebten, weil für diese Zielgruppe weitgehend wertlosen 24-50 mm Zoom-Objektiv. Im Endergebnis führt dies zu Frust auf allen Seiten, Mehrarbeit und Verlusten.
Nein. Mitleid ist hier völlig unangebracht und wird von mir auch nie gegenüber faktisch nachweisbaren Fehlern, die man klar benennen muss, geübt werden. Mitleid sollte - wenn überhaupt - nur gegen Lebewesen (Tieren und Menschen) geübt werden - aber definitiv nicht gegenüber einem multinationalen Großkonzern.
Allerdings halte ich Mitleid generell für nicht hilfreich. Denn es setzt den anderen herab und es schadet einem selbst. Wer selbst (mit dem Anderen) leidet, kann nicht mehr klar denken und somit dem Anderen auch nicht mehr sinnvoll helfen. Und Nikon benötigt dringend Hilfe. Denn Nikon ist von allen Kameraherstellern am geringsten diversifiziert. Nikon muss im Optikbereich (u.a. auch Kameras und Objektive) erfolgreich wirtschaften sowie Gewinne erzielen.
Mein kritischer aber positiv denkend und hilfreich gemeinter Ratschlag an Nikon ist, umgehend auf die (bezahlten) Influencer einzuwirken, um jene unsägliche sowie für die Firma langfristig nachteilige Fairness- und Mitleids-Debatte einzustellen, sowie firmenintern sich mental auf das 21. Jahrhundert mit seinen andersartigen Denkstrukturen sowie ökonomischen Handlungsweisen umzustellen.
Inzwischen wurde weltweit eine weitere Diskussions-Schiene / Entschuldigungsmethode für Nikons Verhalten gefunden: Angesichts er geringen Leistungen der neuen Modelle Z6 II und Z7 II - Sie wären dafür ja auch ziemlich preiswert. Andere sprechen bereits davon, dass Nikon vom selbstdefinierten Ziel des früheren technologischen Marktführers
nun zu einem Value Brand
mutiert sei, der sich über das gute Preis-Leistungs-Verhältnis definiert. Dabei muss man einige Dinge unterscheiden:
Die Wahrnehmung des Wertes eines Gegenstandes oder in diesem Fall eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses ist subjektiv und somit individuell unterschiedlich.
Diese Wahrnehmung schwankt zudem über die Zeit. Was jemand heute als gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ansehen mag, wird eventuell bereits morgen (durch das Erscheinen anderer Produkte) anders bewertet. Exakt dies ist das Grundproblem der Firmen, welche über den Preis abverkaufen wollen: Sie müssen diesen ständig senken, damit das Preis-Leistungs-Verhältnis dann noch als gut
angesehen wird.
Im Technologiebereich ist diese ganze Diskussion meines Erachtens nicht immer zielführend. Viele wollen hier schlichtweg etwas Modernes und keine Ladenhüter. Mit anderen Worten: Bei ausgereiften emotionslosen Produkten wie Kühlschrank, Herd, Waschmaschine etc. trifft dies zu einem großen Prozentsatz zu. Aber bei emotionsbehafteter Kamerahardware - vor allem, wenn sie sich wie seit 2018 im für jeden erkennbar dramatischen Umbruch von DSLR zu spiegellos befindet - wird der prozentuale Anteil der potentiellen Kunden, die das so sehen, geringer sein.
Die Fotografie und Videografie sind mit über 200 Stilen sehr ausdifferenziert. D.h. die Bewertung hängt zudem auch noch von der von Ihnen angewandten Stilrichtung ab.
Wie schlecht sich Nikons Kameras verkaufen, belegte sogar eine weitere Cash-Back / Trade-in-Sonderaktion: Wer bis zum 10. Januar 2021 eine der beiden neuen Kamera-Modelle Z6 II und Z7 II erwirbt und eine gebrauchte, aber noch funktionierende Kamera in Zahlung gibt, erhält einen Rabatt von (mindestens) 200 Euro.
Im Oktober brach in den USA bereits sehr früh der vorweihnachtliche Preiskrieg aus. Manche alten Modelle wurden von den Herstellern geradezu verramscht. Anders kann man z.B. Canons Angebot der guten 5DS und 5DS/R für 1.300 US$ (= 1.100 Euro) resp. 1.500 US$ neu für eine 50 Mega-Pixel-Kamera(!) nicht nennen. Auch die anderen Hersteller wollen ihre vollen Lager räumen. Sony bietet nochmals bis zu 1.000 US$ Rabatt auf ältere Kameras. Es begann die Alles-muss-raus-Phase
zumindest bei den alten
Produkten. Dieser Räumungsverkauf wird sich bald weltweit und bei allen Herstellern sowie fast allen alten Modellen fortsetzen.
Während Canon am 14. Oktober in vielen Weltregionen klamm heimlich und lustlos die neue EOS M50 Mark II - eine spiegellose APS-C-Kamera für 600 US$ (derzeit ca. 500 Euro) - herausbrachte, wird sie in Europa sowie im Nahen Osten und Afrika (die berüchtigte Dritte Welt-Zone EMEA) nicht angeboten. Entweder sind hier die Lager mit den Vorgängermodellen noch übervoll, oder Canon beginnt, Europa abzuschreiben.
Wie vorausgesagt leiden die Software-Firmen immer stärker.
Während Adobe durch nur schwer kündbare Abonnements relativ gesicherte monatliche Einkünfte erzielt, spüren die anderen Hersteller von Offline-Software zur einmaligen Anschaffung die Wirtschaftskrise.
Man hätte denken können, dass der Zwang, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, die Fotografen dazu veranlasst hätte, sich mehr mit der eigenen Fotosoftware zu beschäftigen und dann die neueste Version nachzukaufen. Aber faktisch scheint es anders zu sein: Die abnehmenden Chancen zur Fotografie führten eher dazu, dass sich immer weniger Fotografen mit der eigenen Software zur Bildbearbeitung befassen.
Ferner ist auch hier seit Jahren ein Trend zu gut genug zu erkennen. Ob man zu den bereits existierenden mehreren tausend Funktionen wirklich noch die Handvoll neuen Sonderfunktionen benötigt, ist zumindest für viele Fotografen, welche keine Software-Spezialisten oder Berufsfotografen mit vielen tausend wöchentlich zu bearbeitenden Fotos sind, fraglich geworden. Dies gilt vor allem angesichts der meist dreistelligen und dann auch immer weiter im Preis steigenden Produkte.
Folglich überschwemmten die meisten Software-Hersteller im Oktober den Weihnachts-Markt mit Ankündigungen neuer Funktionen der künstlichen Intelligenz, welche angeblich alles revolutionieren. In der Tat finden sich wie bei Photoshop 2021 einige interessante neuronale Filter, welche manche Arbeiten wie das Freistellen hochkomplexer Objekte (wie z.B. gelockte oder gekräuselte Haare) erleichtern und beschleunigen können. Aber oft wird das Wort AI (Artificial Intelligence) oder KI schlichtweg als leere Worthülse für banale Dinge verwendet, die man früher mit den vorhandenen Reglern in der Software auch schon durchführen konnte. Lassen Sie sich da nicht täuschen.
Überdies haben viele Nutzer inzwischen leidvoll erfahren, dass jede neue Programmversion ein zeitaufwändiges (Neu-)Einlernen erfordert.
Am dreistesten trieb es Capture One mit der Aufforderung, seine Kunden sollen jetzt schon blind die neue Version für 2021 bestellen und bezahlen - ohne jede Ankündigung, was sie dafür Neues im kommenden Jahr erhalten.
Seien Sie generell vorsichtig mit derartig langfristigen Vorausbezahlungen an Firmen, die in einer solcherart schweren Wirtschaftskrise eventuell im kommenden Jahr nicht mehr existieren oder aufgrund hoher Verluste zumindest die Weiterentwicklung und den Service einschränken müssen.
Ich bleibe bei meiner ökonomischen Einschätzung: Wirkliche Künstliche Intelligenz ist teuer in der Entwicklung. Und im kommenden Jahr wird es vielen Software-Firmen im Fotobereich finanziell noch schlechter gehen.
BCN (Zweite Quelle) hat wieder einmal Zahlen zum japanischen Fotomarkt der spiegellosen Vollformat-Systemkameras publiziert. Davon halte ich nicht viel, weil die Datenbasis ziemlich willkürlich ist, rein prozentual (man erhält keine harten Daten zu Stückzahlen oder Verkaufserlösen) und der japanische Markt sich vom wichtigsten in den USA, dem danach folgenden in Europa und selbst dem in China unterscheidet. Ferner sind es wirklich nur die spiegellosen Systemkameras, keine Kompakt- und Bridge oder DSLR-Kameras - und dann nur Vollformat (also ohne Fuji). Aber dennoch ein paar Details:
Im September wurden in Japan, das kaum von der Pandemie betroffen war, fast wieder die Verkaufszahlen des Vorjahres erreicht.
Canon konnte insgesamt im 3. Quartal seinen Marktanteil durch die beiden neuen Kameras R5 und R6 auf 34,7% vergrößern.
Nikon konnte zumindest im Juli durch vermutlich die Z5 seinen Anteil erhöhen, stagnierte dann jedoch bei ca. 13,1%.
Panasonic konnte durch seine neue Einsteigerkamera S5 hinzugewinnen auf nun 5,8%.
Sigma rangiert mit seiner FP-Kamera bei ca. 2,6%.
Sonys Marktanteil sank hingegen von 60% im Mai auf nunmehr 43,9%.
Viele Details halte ich für banal: Jede neue Kamera erregt für einige Monate (ein Quartal) hohes Aufsehen und gesteigerte Verkaufszahlen. Das ändert sich laufend. Dass sich Sony ferner von seinem früher 100% Marktanteil als damals einziger Hersteller von spiegellosen Systemkameras mit Vollformat-Sensor vor ein paar Jahren nun herunterbewegt, ist nur logisch: Seine Produktionszahlen nehmen marktbedingt ab und die der neuen Mitbewerber bei diesem noch immer kleinen Bereich zu. So soll der Anteil dieser spiegellosen Vollformat-Systemkameras in Japan - trotz ständiger Steigerung - bei nur 10,7% aller verkauften Systemkameras liegen. D.h. 9/10 sind auch in Japan noch immer MFT, APS-C und / oder DSLR-Kameras. Dass man in Japan mit spiegellosen Vollformat-Kameras nun 25% des Kameraumsatzes erzielt, ist auch einfach erklärt: Diese Kameras sind durchschnittlich 2,3 Mal so teuer wie die anderen.
Canon hat in den USA den Preis der spiegellosen Kamera RP mit dem Kit-Objektiv 24-240 mm f/4-7.1 Lens erneut gesenkt auf 999 US$. Das waren zu dem Zeitpunkt 850 Euro. In Deutschland waren es 1.466,25 Euro. Das sind rund 600 Euro mehr oder 72% Melkkkuhzuschlag.
Nach Nikon wird auch Canon vermutlich nicht nur DSLR, sondern auch seine alten spiegellosen APS-C-Kameras (M) aufgeben und sie im Herbst 2021 durch eine RF-APS-C-Version ersetzen. Das Kamera- und Bajonettsterben schreitet (wie vor Jahren bereits prophezeit) munter voran.
Nikon senkte Ende Oktober in den USA den Preis der D850 (aus dem Jahre 2017) um weitere 500 Dollar auf nun rund 2.500 (das waren zu dem Zeitpunkt ca. 2.140 Euro). Der Offizielle Preis bei Nikon Deutschland betrug hingegen 3.021 Euro (über 500 Euro = 41% Melkkuhzuschlag). Daran halten sich jedoch viele Händler nicht mehr: Idealo listete die Kamera ab 2.465 Euro. Entweder handelt es sich um den üblichen Preiskrieg zu Weihnachten für übervolle Lagerbestände, oder Nikon lässt die Kamera auslaufen, weil man einen Nachfolger 2021 herausbringen will. Letzteres hielte ich für ökonomisch falsch, so sehr sich manche Fotografen über eine verbesserte D880 oder D900 freuen würden.
Ende Oktober wird Canon wieder die Runde der Quartalsberichte eröffnen:
Alle werden für den Kamerasektor positivere Ergebnisse für das dritte Jahresquartal verkünden und vermutlich noch positivere für das vierte Jahresquartal prognostizieren, weil dann ja Weihnachten ist. - Selbstverständlich dürfen auch Manager sich zu Weihnachten etwas wünschen. Ob sich das auch erfüllt?
Im September schrieb ich, dass man die bis dahin verleugnete zweite Welle der Pandemie in Europa bis Ende Oktober in den Griff bekommen müsste, oder u.a. die Wirtschaft würde leiden. Im Oktober sah es so aus, als ob die Europäer wieder einmal alles an die Wand fahren. Das hätte massive Auswirkungen auf die Fotowirtschaft.
Auch alle Berichte und Wirtschaftsdaten zur Fotoindustrie, die ich aus anderen Weltregionen erhalte, sind weder so erfreulich, wie in der Presse oft gejubelt wird, noch zeigen sie einen anhaltend positiven Trend.
Die Jahresberichte keiner Firma sind heute bereits geschrieben. Für Canon endet das Geschäftsjahr Ende Dezember. Aber für die meisten anderen erst Ende März 2021. Es wird sicherlich nicht ganz so negativ kommen, wie manche Pessimisten im März / April befürchteten. Aber das Jahresgesamtergebnis wird vermutlich auch nicht ganz so positiv ausfallen, wie manche Optimisten in den Zentralen im Oktober und November für die anstehenden Publikationen erwarteten.
Am 26.10. publizierte Canon als erste große Fotofirma die Ergebnisse für das 3. Quartal, wobei hier das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt. D.h. die Zahlen betreffen die Monate Juli bis September einschließlich.
Bitte beachten Sie, dass die Angaben in YEN sind. Der derzeitige Wechselkurs beträgt ca. 124. Um ein ungefähres Gefühl für den Yen zu erhalten, sehe ich YEN wie Cent und kalkuliere überschlagsmäßig 1/100. Danach kann man noch 1/5 abziehen - also die Werte abrunden.
Es lässt sich die erwartete deutliche Erholung nach dem desaströsen 2. Quartal feststellen. Aber die Ergebnisse lagen dennoch unter dem 3. Quartal des Vorjahres 2019:
Konzern-Umsatz: 758,9 Mrd. Yen = -12,7% zum Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn: 19,2 Mrd. Yen = -50,1% zum Vorjahresquartal. Aber es handelt sich um einen Quartalsgewinn.
Die von Canon angegebenen Gründe hierfür sind für das 3. Quartal logisch nachvollziehbar: Abschwächung der Pandemie in vielen Ländern, Aufhebung der meisten Lockdowns, Wiederherstellung der Reisefreiheit und sonstigen verfassungsgemäßen und demokratischen Rechte in vielen Ländern, massive Staatssubventionen in den reichen Ländern, wirtschaftliche Erholung in den Sommermonaten, Rückgang der Arbeitslosigkeit sowie Kurzarbeit in vielen Ländern - insbesondere in den Kernmärkten Nordamerika, Europa, Japan und China.
Explizit wird neben dem guten Ergebnis aller Bereiche das besonders gute des Bereiches Imaging (u.a. Kameras) erwähnt: and in terms of performance, our Office and industrial equipment businesses basically performed as planned while our Image System and network camera businesses exceeded our expectations.
Wie ich bereits voraussagte, wurden die auf dem negativen 2. Quartal basierenden sehr pessimistischen Einschätzungen vom Juni für das 3. Quartal insgesamt positiv übertroffen. Aber die Details sind relevant:
Im Bereich Office waren es: Umsatz: 335,9 Mrd. Yen = -21% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 2,5 Mrd. Yen = -93,7% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres.
Im Bereich Imaging waren es: Umsatz: 185,4 Mrd. Yen = -2% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 26,9 Mrd. Yen = +167% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres.
Im Bereich Medical waren es: Umsatz: 105,4 Mrd. Yen = -7,5% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 5 Mrd. Yen = -44,3% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres.
Im Bereich Industry and Others waren es: Umsatz: 153,3 Mrd. Yen = -6,9% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres - Operativer Gewinn: 4,2 Mrd. Yen = +49,8% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres.
Allerdings wird das Ergebnis - trotz Sparmaßnahmen - noch immer durch hohe Kosten und Abschreibungen von rund 20 Mrd. Yen belastet.
Dass der Gewinn in zwei Bereichen signifikant anstieg, ist sehr erfreulich. Aber es muss festgehalten werden, dass der (Netto-) Umsatz in Q3 2020 in allen Bereichen im Vergleich zum 3. Quartal 2019 zurückging.
Im Teilbereich Cameras waren es: Umsatz: 91,2 Mrd. Yen = -16% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres. Der operative Gewinn wird für diesen Unterbereich nicht ausgewiesen, sondern mit den Tintenstrahldruckern etc. gemeinsam, siehe oben.
Verschiffte Kameras gesamt: -16,9% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres.
Verschiffte Kameras DILCs (= Systemkameras): 640.000 = -35% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres. An einer anderen Stelle des Dokumentes geben sie -36% an.
Verschiffte Kameras DCs (= Kompakt- und Bridge-Kameras): 360.000 = -16% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres.
Bitte beachten Sie erstens, dass die Anzahl der Kameras von Canon stark auf Zehntausender-Stellen gerundet wurde, und dass es sich zweitens um Verschiffungszahlen aus asiatischen Zentrallagern handelt. Das sind (noch) keine Verkäufe an Endkunden.
Den offiziell angegebenen Grund des Gewinnanstieges bei Kameras kann ich nur teilweise nachvollziehen: As for cameras, we saw a faster than expected market recovery partially due to an increasing need to capture images at home since more time is being spent there. Furthermore, we raised profitability partially through the launch of competitive new products. As for inkjet, we posted a significant increase in sales as home demand.
- Es waren meiner Meinung nach die neuen Produkte, welche die Nachfrage nach endlich brauchbaren spiegellosen Kameras (R5 und R6) steigerten. Die wenigen vermögenden Personen, welche sich ein eigenes Foto-Studio zu Hause aufbauten, um dort mehr zu fotografieren, sind dabei nicht der Rede wert.
Der wahre Grund wird auch etwas später in den Unterlagen noch erwähnt: However, in the third quarter, the camera market was stronger than expected thanks to a gradual increase in image capturing opportunities as people became more active.
Die wiedergewonnene Freizügigkeit führte zu mehr Fotos (im Freien) und dadurch zu vermehrten Neukäufen von Kameras.
Um die überaus positiven Ergebnisse sowie den Gewinn im Bereich Imaging etwas zu relativieren, muss man wissen, dass der darin befindliche Unterbereich Tintenstrahldrucker nicht nur den Quartalsumsatz (+20,9%), sondern auch die verschifften Stückzahlen im Quartal (+14%) massiv erhöhen konnte - überwiegend aufgrund der stark gestiegenen Home-Office-Nachfrage.
Ein großer Anteil am positiven Konzernergebnis entfällt im Übrigen auf die seit Jahren boomenden Überwachungskameras, weil die Welt unter CoViD-19 erheblich unsicherer wurde. As for network cameras, we returned to sales growth this quarter thanks to the faster than expected recovery in market conditions.
Viele Firmen mussten massiv aufrüsten, um sich vor den steigenden Einbrüchen in (die nun teilweise leerstehenden) Bürogebäude zumindest versicherungstechnisch abzusichern.
Aber auch für Kameras gilt eindeutig: total Imaging System sales declined
. - Der Gesamtumsatz - also die Nachfrage nach Kameras - sank im Vergleich zum Vorjahresquartal. - Das kann man (querdenkend - war früher ein positives Wort) überhaupt nicht negativ genug bewerten: Das Geschäft im Sommerquartal verläuft normalerweise flau bis sehr flau, weil die meisten Fotografen (bisher meist) im Herbst (Weihnachten) oder (seltener) im Frühjahr (vor dem Sommer-Urlaub) Kameras kauften. Wenn zwei wirklich sehr gute neue Kameras dennoch zu einem geringeren Gesamtumsatz führten, dann sollte man die Euphorie wieder etwas reduzieren. Denn returning profitability to a double digit level
heißt in diesem Fall überwiegend, dass man die Preise erhöhte. Das war einer der heftigsten Streitpunkte in den Foto-Foren: Weniger wohlhabende Fotografen gaben mehr Geld für weniger Kameras aus. - Alle Fotografen sollten sich auf diesen Trend einstellen. - Faktisch wurde damit meine 2015 aufgestellte Prognose der kontinuierlichen signifikanten Preiserhöhung belegt. Sie wurde von den Firmen vollzogen und die wohlhabenden Fotografen sind bereit, sie zu tragen. Die Ärmeren scheiden aus dem Markt der dedizierten Kameras aus.
Dass diese Kostenerhöhung für Fotografen so weitergehen wird, bestätigte Canon einerseits mit den Jahresprognosen: Nur 64% der Vorjahres-Stückzahlen der Systemkameras sollen 2020 86% des Vorjahres-Umsatzes erzielen. Das dürfte (andere Kostenreduktionen etc. nicht berücksichtigt) ungefähr 20-25% Preiserhöhung entsprechen. Allerdings wird es mit einer euphemistischen Erklärung unterstrichen: As for changes in pricing, the overall impact was positive this time on profit as we flexibly responded to the market environment.
- Flexible Preisanpassung an Marktbedingungen nennt man dies jetzt. Oder im Klartext: Absahnen, was möglich ist.
Dass der Bereich Office (Produkte für die Industrie und Wirtschaft) hart getroffen wurde, war aufgrund der gestiegenen Home-Office-Tätigkeiten und der allgemeinen Wirtschaftskrise mit Kurzarbeit und vereinzelt (insbesondere USA) hoher Arbeitslosigkeit zu erwarten. Aber die durchwachsenen Ergebnisse im Medizinbereich belegen auch, dass nur ganz wenige auf die Pandemie hochspezialisierte Firmen und deren Produkte 2020 profitierten. Insgesamt wurde das gesamte Gesundheitswesen weltweit massiv beschädigt. Faktisch fehlt in vielen medizinischen Bereichen inzwischen das Geld für Investitionen, weil fast alles umgeschichtet wurde. Hier sehen die Firmen-Prognosen folglich eher verhalten bis düster aus.
Das Devisenrisiko bleibt für die Firmen weiterhin unkalkulierbar und tendenziell negativ. Während sich der Yen gegenüber dem US-Dollar aus japanischer Firmensicht verbessern konnte, verschlechterte sich das Währungsgefälle gegenüber dem Euro.
Für eher negativ halte ich die fortgesetzt drastischen Einsparungen bei der Forschung: we thoroughly curtailed advertising and development costs.
- Dass man die völlig überbordenden Ausgaben für Werbung und korrupte Influencer endlich beginnt, drastisch einzuschränken, habe ich selbst vor Jahren bereits gefordert. Aber der Bereich Forschung und Entwicklung entscheidet über die Zukunftsfähigkeit einer Firma. Da würde ich nicht ständig sparen.
Wie ich bereits vor Wochen vermutete, sind die Optimisten im Management nun aufgrund des guten dritten Quartals zu optimistisch für das Weihnachtsgeschäft: From this, we expect the economic recovery in the fourth quarter to broadly follow the third quarter.
- U.a. für den Kamerabereich erwartet man sogar ein nochmals größeres Wachstum gegenüber dem 4. Quartal des Vorjahres: For our sales as well, ..., our performance, ..., is expected to recover even more in the fourth quarter
. Sowie: For both cameras and inkjet printers, as our performance in the third quarter was better than planned, we raised our outlook for the Imaging System business unit and will work for full year growth in profit.
Und dann nochmals nachgelegt auch bei den Stückzahlen: For changes in sales volumes, we expect the impact to also be positive as a swift recovery in Imaging System and Industry & Others is expected to offset the slower than expected recovery of Office and Medical System.
- Damit man mich richtig versteht: Ein Wachstum des Umsatzes des 4. Quartales gegenüber dem 3. Quartal ist immer üblich, weil (unter normalen Bedingungen) im Herbst im Fotobereich mehr gekauft wird als im Sommer. Aber ein Wachstum der Zahlen gegenüber dem Weihnachtsgeschäft von 2019 halte ich für sehr gewagt. Hinzu kommt, dass viele Interessierte sich bereits die neuen Kameras R5 und R6 zugelegt haben. D.h. die Nachfrage wird kaum mehr steigen, sondern sogar eher stagnieren bzw. leicht sinken.
Ganz optimistisch wird auch die Zahl der weltweit von allen Firmen 2020 gemeinsam insgesamt verkauften Systemkameras auf 5,9 Mio. Stück erhöht. Vor drei Monaten ging man von nur 5,4 Mio. Systemkameras aus. Canon erwartet für dieses Jahr, 2,7 Mio. eigene Systemkameras zu verkaufen. Das entspräche einem Marktanteil von ca. 46% bei Systemkameras.
Auch bei den neuen Objektiven der RF-Reihe geht man von einer gesteigerten Nachfrage aus: Furthermore, for our enhanced lineup of lenses, we are achieving sales growth
.
Überdies legt man viel Wert auf die neuen concept cameras
: Power Shot Zoom. Nicht nur ich halte dies hingegen für einen überschätzten Nischenmarkt.
Für sehr positiv halte ich hingegen den weiter sinkenden Lagerbestand. Ende September waren es im Bereich Imaging noch 107,9 Mrd. Yen oder 60 Tagesproduktionen. Das ist meines Erachtens noch immer zu viel in einem derart schnell schrumpfenden Markt. Zumindest stimmte jedoch die Richtung der Entwicklung bisher. Aber: For cameras and inkjet printers, as the level of sales is exceeding our plan, we are augmenting production volumes while closely managing inventory to maintain appropriate levels.
Man will im 4. Quartal die Produktion erhöhen. Das hatte ich mit der vorausgesagten Sinuskurve der Überproduktion im zweiten Halbjahr vorausgesagt.
Neben dem Gewinn ist auch der Cashflow positiv und hoch, sodass man sich keine Sorgen um die Firma Canon machen muss. Die Dividendenprognose wurde nach ausbezahlten 40 Yen für das erste Halbjahr (Interims-Dividende) für das zweite Halbjahr erneut auf 40 Yen angesetzt.
Fazit: Ich bewerte Canons 3. Quartals-Ergebnis als hocherfreulich. Der schwere Tanker Canon hat erfolgreich seinen Kurs geändert. Aber die Verbesserungen beruhen auf dem katastrophalen 2. Quartal 2020 und sind im Detail auch nicht ganz so euphorisch zu bewerten. Die Basis lag tief, und ob sich die Erholung / das Wachstum im 4. Quartal derart fortsetzt, war zumindest im Oktober unsicher.
Am 29.10. folgte Panasonic mit seinen Quartalszahlen. Panasonic verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber vorausschauend 2021. Das hier besprochene zweite Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich.
Das Halbjahresergebnis = 1. und 2. Quartal (= April - September) zusammen: Der Konzern erzielte im ersten Geschäftshalbjahr insgesamt 3.059, 2 Mrd. Yen Umsatz = -20% und 96,6 Mrd. Yen operativen Gewinn = - 31%. Dies ist ein gutes Ergebnis für den Gesamtkonzern.
Der gesamte Bereich Appliances (mit der kleinen Untergruppe Cameras) erzielte im ersten Geschäftshalbjahr 1.191,1 Mrd. Yen Umsatz = -13% und 51 Mrd. Yen operativen Gewinn = - 4%. Dies ist ein unerwartet gutes Ergebnis für den großen Gesamtbereich.
Der Netto-Cashflow des Konzerns ist zwar im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr fast auf die Hälfte zurückgegangen, beträgt aber noch immer 76 Mrd. YEN. Das ist grundsolide, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Konzern in dieser schweren Zeit sogar investierte und expandierte.
Der Lagerbestand des Gesamtkonzerns hat sich zwischen Ende März und Ende September minimal erhöht.
Nur das Ergebnis des zweites (Geschäfts-)Quartals (Juli-September): Der Konzern erzielte insgesamt 1.667,3 Mrd. Yen Umsatz = -15% und 95 Mrd. Yen angepassten operativen Gewinn = +1% respektive einen operativen Gewinn von 92,8 Mrd. Yen= +11%. Dies ist ein sehr gutes Ergebnis für den Gesamtkonzern. Die Anpassungen kommen u.a. durch Umstrukturierungen zustande. Der Gewinn basiert hauptsächlich auf Einsparungen bei den Fixkosten - bei sinkenden Umsätzen.
Der gesamte Bereich Appliances (mit der kleinen Untergruppe Cameras) erzielte 636,4 Mrd. Yen Umsatz = -7% und 35,7 Mrd. Yen angepassten operativen Gewinn = +55% respektive einen operativen Gewinn von 35,8 Mrd. Yen= +56%. Dies ist ein unerwartet gutes Ergebnis für den großen Gesamtbereich.
Auch Panasonic stellte eine deutliche Markterholung im Sommerquartal fest, das sich auch bei dem Großbereich Appliances (mit der kleinen Untergruppe Cameras) bemerkbar machte. Im Juni wurden wieder fast 90% und im Juli ca. 93% der Verkäufe der Vorjahreszeiträume erreicht.
Man beschloss, eine Interimsdividende (Halbjahr) von 10 Yen je Aktie auszuschütten. Allerdings legte man sich noch nicht auf die Enddividende des gesamten Geschäftsjahres fest.
Panasonic hielt an seiner wirtschaftlichen Gesamteinschätzung von vor 3 Monaten fest. Panasonics Manager sehen die Zukunft somit nicht ganz so optimistisch wie diejenigen von Canon.
Der Bericht ist für das extrem kleine und folglich tief in andere Bereiche (Appliances mit Fernsehern, Hausgeräten, Klimaanlagen etc.) eingegliederte Segment Kameras derart unergiebig, dass man praktisch nur herausziehen kann, was explizit genannt wird: Nichts - Das Wort Camera
wird nirgends erwähnt, obwohl man eine neue und wie ich meine gute Einsteigerkamera (S5) einführte. Das ist nicht gut. Explizit erwähnte man andere Produktgruppen, welche die Steigerung beim Umsatz und Gewinn erzielten. Sofern man berücksichtig, dass Panasonic immer deutlich weniger Kameras (ca. nur die Hälfte) verkaufte als Olympus, und Olympus damit seit Jahren heftige Verluste einfuhr, so kann man für Panasonic konstatieren, dass sie auch unter Verwendung der vorhandenen eigenen Marketing- und Vertriebsstrukturen für andere Produkte wie Fernseher kaum einen Gewinn mit Kameras erzielen.
Fazit: Dem Konzern geht es den Umständen entsprechend gut. Er könnte sich somit auch weiterhin einen defizitären Bereich Camera
leisten. Aber das war bei Olympus auch so.
Anfang November publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat September sowie die Grafik der Verschiffungen: Die von mir prognostizierte Trendwende bei der Produktion verstärkte sich. Dennoch waren es die zu erwartenden schlechten Zahlen für eine nur langsame Erholung.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: - 31,3% im Vergleich zum September 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: - 36,4% im Vergleich zum September 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: - 39,9% im Vergleich zum September 2019. Die Zahlen fielen gegen den sonstigen Trend völlig aus dem Rahmen.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: - 13,7% im Vergleich zum September 2019. Eine sehr positive Entwicklung.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: - 32,2% im Vergleich zum September 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: - 30,7% im Vergleich zum September 2019.
Die knapp 1% höheren Verschiffungszahlen im Vergleich zur Produktion fallen auf. Offensichtlich versucht man, die Produktionszahlen und die Verschiffung im Gleichklang zu belassen, damit die Ende September bereits wieder gestiegenen Lagerbestände nicht allzu sehr weiter steigen. Aber man hat im Vormonat bereits wieder mit einer (von mir für die zweite Jahreshälfte prognostizierten) sinnlosen Überproduktion begonnen, die Lager zu füllen.
Für den Monat Oktober erwarte ich angesichts diverser neuer Produkte sowie offizieller Ankündigungen mancher Firmen zur Produktionssteigerung eine noch steilere Erholung bei der Produktion sowie der Verschiffung.
Dazu gibt es Grafiken.
In den USA senkte Nikon für zahlreiche DSLR-Modelle und viele dazu passende Objektive die Preise Anfang November im Vorweihnachtsgeschäft drastisch ab. Dazu kamen teilweise erhebliche Preissenkungen sowohl bei spiegellosen Kameras als auch deren Objektiven von 100-300 US$. Im Melkkuhland Deutschland blieben sie hoch und vergrößerten so nochmals den nicht zu rechtfertigenden Preisunterschied.
Anfang November publizierte Ricoh offizielle Ankündigungen zur Umstrukturierung: Der Konzern wird zum April 2021 komplett umstrukturiert in eine digital services company
mit fünf unabhängigen und finanziell eigenverantwortlichen Einheiten. Das Ziel ist wie überall: Profiterhöhung (ROIC - Return on invested Capital).
Im Grunde strukturieren die japanischen Konzerne ständig um. Aber hier wurde die massive Umstrukturierung zwei Jahre vorgezogen. Ferner entledigt sich die Konzernmutter so der Verantwortung, wenn ein Teil insolvent wird.
Alle neuen Einheiten erhielten eine knallharte Zielvorgabe: Value Proposition: Provide edge devices that connect offices and frontlines to Ricoh and other companies. Aims: Minimize costs and provide the world's best edge devices through operational excellence of the office printing business that has been Ricoh's backbone.
Klar gesagt wird ebenfalls: Group headquarters will strictly manage each business unit based on the growth potential and return on capital and will optimize company-wide management resource allocation to growth areas.
Alles wird unter Wachstumschancen beurteilt. Die verlangten Wachstumspotentiale existieren jedoch im Fotobereich in einem schrumpfenden Markt nicht mehr.
Der kleine Unterbereich Pentax - Cameras
wird im Umstrukturierungstext nicht erwähnt. Das ist schlecht, weil er jetzt schon bedeutungslos ist. - Aber diese Ausgliederung unprofitabler Bereiche durch die Holding in selbständige Einheiten habe ich bereits 2015 vorausgesagt. So leiten viele Firmen das Sterben von Teilbereichen ein.
Die Gründe für die vorgezogene Umstrukturierung sind aus dem Halbjahres- und Quartalsbericht zu entnehmen: Rückgang der Umsätze und Gewinne.
Am selben Tag publizierte Ricoh seinen Halbjahres- und Quartalsbericht. Ricoh verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2020. Das hier besprochene zweite Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich.
Das Halbjahresergebnis = 1. und 2. Quartal (= April - September) zusammen: Konzern-Umsatz: 761,9 Mrd. Yen = -23,4% zum Vorjahreszeitraum. Operativer Verlust: 30,6 Mrd. Yen.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2020 (bis April 2021) erwartet der Gesamtkonzern sogar einen Gesamtverlust von 49 Mrd. Yen.
Das Quartalsergebnis = 2. Quartal (= Juli - September): Konzern-Umsatz: 409,6 Mrd. Yen = -20,8% zum Vorjahreszeitraum. Operativer Verlust: 9,3 Mrd. Yen.
Dem Konzern geht es miserabel: Ricoh is proceeding to secure enough liquidity to overcome operational fluctuations
- Man kann diese weiche Formulierung kaum übersetzen: Ricoh macht Fortschritte, sich genügend Liquidität zu sichern, um betriebliche Schwankungen zu überwinden
.
Im Gegensatz zu Canon schätzt Ricoh die Lage noch immer als ernst ein: The situation is still severe, despite the sign of recovery following the resumption of the economic activity.
Das liegt eventuell daran, dass Ricoh bereits die zweite Welle der Pandemie in Europa eingepreist hat - due to the start of the second wave in the COVID-19 pandemic
.
Forschung und Entwicklung wurden allein im ersten Halbjahr um 6,6% gekürzt. In anderen Bereichen kürzte man um 8,8%.
Da der winzige Bereich digital cameras
zusammen mit Industrial optical component/module, electronic components, precision mechanical component, 3D printing, environment, healthcare and financial services
im Bereich Other
eingegliedert ist, kann man keine Details analysieren.
Other - Umsatz ersten Quartal: 33 Mrd. Yen = -25,9% und Umsatz zweites Quartal: 37,3 Mrd. Yen = -13,3% zum jeweiligen Vorjahresquartal.
Other - Operativer Verlust ersten Quartal: -6,4 Mrd. Yen und Operativer Verlust zweites Quartal: 37,3 Mrd. Yen = -5,2% zum jeweiligen Vorjahresquartal.
Aber dem gesamten Teilbereich Other
geht es schlecht.
Bei Ricoh geht es jetzt nur noch darum, wie man als Konzern überlebt. Da lege ich für die winzige Kamerasparte keine Hand ins Feuer.
Anfang November publizierte Sony seinen Quartals-Bericht. Sony verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2020. Das hier besprochene zweite Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich.
Das Quartalsergebnis = FY20 Q2 = Finanzjahr 2020 2. Quartal (= Juli bis September): Konzern-Umsatz: 2.113,5 Mrd. Yen = -0,4% zum Vorjahreszeitraum. Operativer Gewinn: 317,8 Mrd. Yen = +13,9% - der höchste Gewinn im Sommerquartal in der Geschichte des Sony-Konzerns.
Electronics Products & Solutions (EP&S) Sales - Umsatz: 504,7 Mrd. Yen = +2,3% zum Vorjahreszeitraum. Darin befinden sich auch die Kameras. Operativer Gewinn: 54 Mrd. Yen = +30,4%.
Als einziger Konzern sieht Sony die Weltlage ganzheitlich und nicht nur optimistisch: Major changes are occurring in society and the economy, as well as in people's lives, primarily due to the spread of the new coronavirus disease ('COVID-19') and an increase in geopolitical risks.
- Grundlegende Veränderungen der Gesellschaft, Wirtschaft und im Alltagsleben aller Menschen werden festgestellt mit schnellen Wechseln und weitreichenden Auswirkungen.
Das Sensor-Geschäft (I&SS: -1,2% Umsatz, -34,8% Gewinn jeweils zum Vorjahresquartal) und der Filmbereich (Pictures: -26,2% Umsatz, -19,1% Gewinn) sowie Financial Services (-0,9% Umsatz, +12,6% Gewinn) und All Other (der Rest: -28,6% Umsatz, +33,3% Gewinn) litten unterschiedlich stark, aber die Spielebranche boomte (G&NS = Game & Network Services Segment: +11,5% Umsatz, +61,4% Gewinn) und sogar der Großbereich Electronics Products & Solutions (EP&S: +2,3% Umsatz, +30,4% Gewinn) sowie Music (+5,3% Umsatz, +41,1% Gewinn) erwirtschafteten mehr Umsatz und höheren Gewinn.
Da der Sony-Konzern extrem diversifiziert ist, kann er derzeit Umsatzrückgänge und sogar Verluste in einem Bereich durch Umsatz- sowie Gewinnsteigerungen in anderen ausgleichen. - Aber im Sommerquartal erwirtschafteten alle Bereiche dank Sparmaßnahmen einen Gewinn.
Trotz aller Risiken prognostiziert Sony aktuell einen noch höheren Gewinn für sein Geschäftsjahr bis Ende März 2021.
Der Cash-Flow hat sogar zugenommen, und Sony prognostizierte eine weitere Zunahme im zweiten Geschäftshalbjahr.
Fazit: Der Gesamtkonzern strotz derzeit vor Kraft.
Aber die digitalen Kameras und deren Objektive sind tief verborgen in Unterbereichen, die in den Quartalsberichten nicht genau aufgeschlüsselt werden.
Auch Sony hält eine Marktverbesserung im Sommerquartal fest: Recovery of market demand
.
Aber das Segment Still and Video Cameras
, das auch die hochprofitablen Profi-(Kino-)Kameras beinhaltet, wies nur 46,405 Mrd. Yen Umsatz im Sommer-Quartal aus - ein Rückgang von -53,7% gegenüber dem Vorjahresquartal. Das ist ebenfalls miserabel. (Still and Video Cameras includes interchangeable lens cameras, compact digital cameras, consumer video cameras and video cameras for broadcast).
Im Großbereich Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment) wies man +11,2% beim Umsatz und einen um +12,6% höheren Gewinn als im Vorjahressommerquartal aus. Aber der Bereich beinhaltet neben Kameras auch noch TV, Mobile-Telefongeräte, Audio etc. Dennoch gab man offen zu: Increase in unit sales of televisions / Decrease in unit sales of broadcast- and professional-use products and digital cameras
- Vor allem die digitalen Kameras und die Profi-Video-Kameras verkauften sich nun im zweiten Quartal in Folge schlechter (geringerer Umsatz) und erzielten zudem einen geringeren Gewinn. Dies gilt auch, wenn man festhielt, dass die Kameras sich im Sommerquartal etwas besser verkauften als im katastrophalen Frühjahrsquartal: a recovery of demand for digital cameras
. Vor allem Fernsehverkäufe und Audiogeräte nahmen weltweit wegen der Lockdowns im Sommerquartal erwartungsgemäß zu: demand for home audio and video products
und retteten den Firmenbereich.
Und dies galt trotz höherer Endpreise bei den neuen Kameras: Daraus folgt: Die Zahl der Kameras ging zurück. Also leidet die Kamerasparte in Stückzahlen auch bei Sony.
Einen Großteil der Gewinne in diesem Bereich (EP&S Segment) geht auf weitere drastische Sparmaßnahmen zurück: Reductions in operating costs
.
Trotz der Gewinne sieht Sony Handlungsbedarf im EP&S Segment: Rebuilding the business structure to generate profits continuously
sowie improving the efficiency of our operations and optimizing our scale
- Weitere Umstrukturierungen und Sparmaßnahmen werden folgen. Denn man bleibt in diesem Segment aufgrund der unkalkulierbaren Effekte der zweiten Pandemiewelle extrem vorsichtig: Nevertheless, we are operating the business with extreme caution as recent signs of a resurgence of COVID-19, including intermittent disruption of the supply chain, have proven that the unpredictable situation is continuing.
Für bedenklich halte ich die Zunahme der ohnedies großen Lagerbestände bei EP&S um weitere 13,7% im Sommerquartal allein zum Vorquartal 2020. D.h. ganz konkret, dass man (wie ich für alle Firmen voraussagte) im Sommer zu optimistisch überproduzierte.
Auch der extrem lukrative Bereich Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment) der Sensorentwicklung beklagte einen Rückgang der Sensorverkäufe für Kameras und für Smartphones (-1,2% Umsatz, -34,8% Gewinn).
Vor allem beklagte man dort erneut: Decrease in sales of image sensors for digital cameras
- einen weiteren Rückgang der Sensorverkäufe für klassische digitale Kameras.
Die Überproduktion der Sensoren (vermutlich vor allem für Smartphones) führte zudem zu heftigen Wertverlusten und Abschreibungen der übervollen Lagerbestände.
Hinzu kamen Lieferverbote für Fotosensoren an (Smartphone-) Firmen in China.
Dem Sensorbereich geht es derzeit eher unerwartet schlecht, sodass Sony die Prognosen für das Jahresergebnis erneut senkte, wobei man dennoch auf einen kleinen Gewinn am Ende hofft. Aber dies funktioniert nur, weil man große Investitionen in neue Fabriken etc. momentan aufschiebt.
Trotz allem will man zumindest im Sensorbereich weiter investieren, sagt aber etwas vage nichts über die Höhe der Gelder aus: Continue to enhance research and development
. Dennoch dürfen sich Fotografen nicht allzu viel davon erwarten, denn die Forschung zielt auf Smartphones ab: We do not think it is prudent to prematurely reduce research and development spending because we want to meet the needs of a wide range of smartphone customers, as well as maintain and increase our future technological competitive advantage.
Letztendlich hält man fest, dass die Markterholung im Bereich (Smartphone-) Fotosensoren mehrere Jahre benötigen wird.
Fazit bei Kameras und Sensoren: Die Umsätze, Gewinne und vor allem Stückzahlen gingen zurück. Aber man erwirtschaftet noch Gewinne und wird weiter drastisch sparen, damit es so bleibt.
Gesamtfazit Sony: Obwohl es dem Sony-Konzern gut geht, schwächeln die für uns Fotografen wichtigen Bereiche Kameras und Sensoren.
Anfang November publizierte Nikon seinen Quartals- und Halbjahresbericht. Nikon verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber vorausschauend 2021. Das hier besprochene zweite Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich und das Halbjahresergebnis den Zeitraum April bis Ende September.
Das Halbjahresergebnis = 1. und 2. Quartal (= April bis September) zusammen: Konzern-Umsatz: 175,6 Mrd. Yen = -39,7% zum Vorjahreszeitraum. Konzern - Operativer Verlust: -46,6 Mrd. Yen.
Bei den Imaging Products Business (System-Kameras, Kompakt-Kameras, Objektive) - waren es Umsatz: 64,4 Mrd. Yen = -45,9% zum Vorjahreszeitraum und Operativer Verlust: -27,4 Mrd. Yen.
Nur Quartalsergebnis = 2. Quartal (= Juli bis September): Der Konzern-Umsatz betrug: 110,9 Mrd. Yen = -25,1% zum Vorjahreszeitraum und der operative Verlust: 26,1 Mrd. Yen.
Der Imaging-Umsatz betrug : 39,3 Mrd. Yen = -24% zum Vorjahreszeitraum und der operative Verlust: -19,3 Mrd. Yen.
Verheerend ist, dass der Konzern nach einem negativen Cash-Flow im Frühjahrsquartal nun auch eines für das Sommerquartal ausweisen musste. Damit ist natürlich auch der Cash-Flow des gesamten ersten Geschäftshalbjahres negativ. Das hören Börsenanalysten ganz ungern. (Siehe den sinkenden Aktienkurs weiter unten.) Lassen Sie sich da von der mehrseitigen trickreichen Rechnerei und textlichen Schönfärberei des Cash-Flows in den publizierten Teilberichten nicht täuschen.
Der Rückgang der operativen Einnahmen im Bereich Imaging Products im Vergleich zum ersten Halbjahr des vorherigen Geschäftsjahres betrug: -29,4 Mrd. Yen. Hinzu kamen -15,6 Mrd. Yen durch den Wertverlust veralteter Lagerbestände - in impairment losses of non-current assets
. - Das heißt, der Kamera-Sektor war im ersten Halbjahr neben seinen Verkaufseinbrüchen vor allem durch die Wertminderungen / Abschreibungen überwiegend für die verheerenden Verluste verantwortlich.
Verschiffte Kameras im ersten Geschäftshalbjahr (= April - September) stark gerundet: 380.000 Digital Camera-Interchangeable Lens (=DSLRs und Spiegellose Systemkameras) = -52% zum Vorjahreszeitraum und 120.000 Compact DSC (= Kompakt- und Bridge-Kameras) = -76% sowie Objektive: 610.000 Stück = -53%.
Im (1.) Frühjahrsquartal (April bis Juni) waren die Werte: 140.000 Digital Camera-Interchangeable Lens (=DSLRs und Spiegellose Systemkameras) = -69% zum Vorjahreszeitraum und 50.000 Compact DSC (= Kompakt- und Bridge-Kameras) = -81,5% sowie Objektive: 220.000 Stück = -70,3%.
Im (2.) Sommerquartal (Juli bis September) waren die Werte: 240.000 Digital Camera-Interchangeable Lens (=DSLRs und Spiegellose Systemkameras) = -31,4% zum Vorjahreszeitraum und 70.000 Compact DSC (= Kompakt- und Bridge-Kameras) = -69,6% sowie Objektive: 390.000 Stück = -31,6%.
Die Rückgänge im Frühjahr waren für Nikon verheerend. Aber die Rückgänge im Sommer waren nur minimal geringer im Vergleich zum jeweiligen Quartal des Vorjahres.
Es hat Nikon auf breiter Front ganz hart getroffen. Vor allem der Rückgang um 3/4 im Bereich Kompakt- und Bridge-Kameras habe ich seit Jahren vorausgesehen (siehe Sensor-Sterben). Hier hat Nikon eindeutig zu spät reagiert und jetzt übervolle Lager praktisch unverkäuflicher Ware: increases were seen in inventories
.
Erfreulich ist, dass man sich nun endlich vorgenommen hat, die übervollen Lager mit alten Produkten zu prüfen und zu räumen: Conduct thorough evaluation of non-current assets and inventories
Aus den publizierten Zahlen errechne ich (bereits nach Wertminderung / Abschreibungen) allerdings noch immer einen um 6,5% erhöhten Lagerbestand Ende September im Vergleich zu Ende März 2020 für den Gesamtkonzern.
Vorsicht: Der nominal gesunkene Lagerbestand von 51 Mrd. Yen (Ende März 2020) auf 43,6 Mrd. Yen (Ende September 2020) berücksichtigt bereits die oben genannten Sonder-Abschreibungen in Höhe von 15,6 Mrd. Yen. D.h. der Lagerbestand ist dennoch um rund 9 Mrd. Yen gestiegen. Und die eigene Prognose Nikons zeigt einen weiter erhöhten Lagerbestand bis zum Ende März 2021 für Imaging.
Der einstmals so große Bereich Imaging erzielte im ersten Geschäftshalbjahr nur noch 37% des Konzernumsatzes. Im Vorjahreszeitraum waren es immerhin noch 41%. Der Sinkflug ist nicht mehr aufzuhalten. Kameras werden immer unwichtiger für den Konzern.
Wie schlimm es Nikons Bereich Imaging Products Business getroffen hat, ergibt sich aus der Tatsache, dass selbst der Voranschlag vom 06. August 2020 nochmals in allen Punkten durch die realen Zahlen unterboten (verschlechtert) wurde.
Dass sämtliche Teilbereiche des Konzerns im ersten Geschäftshalbjahr Verluste schrieben, sei nur noch am Rande erwähnt. Auch der Medizinbereich konnte bisher nicht von der Pandemie profitieren. Es existiert somit im Konzern derzeit kein Bereich, der irgendwie die Verluste der anderen auffangen könnte.
Nikon sprach im zweiten Geschäfts-Quartal (Juli bis September nur von einer langsamen und unsicheren Erholung: Sluggish recovery in global economy amid many global risks including COVID-19
. Vor allem: in the Imaging Products Business, the market remained sluggish due to the spread of COVID-19, in addition to the shrinkage trend of the digital camera market
. - Im Fotobereich verstärkte die Pandemie die generelle Marktschrumpfung. Die Fotobranche erholte sich im Sommerquartal nur minimal von ganz schlechten Frühjahrsquartal. Die anderen Konzernbereiche erholten sich im Sommerquartal etwas besser.
Nikon hat die weiter anhaltende Pandemie in die Zukunftsplanung eingepreist: on the assumption that impact of COVID-19 will continue.
Sogar die alten bereits schlechten Zahlen der Zukunftsprognosen für dedizierte Kameras wurden - wie sich aus mehreren vagen Andeutungen (reviewed
) herauslesen lässt, nochmals nach unten korrigiert, weil sich die Marktschrumpfung beschleunigt: acceleration of the shrinking trend of the digital camera market due to the impact of the spread of COVID-19
.
Alleine im Bereich Imaging Products Business hat man die Kosten um 63 Mrd. Yen reduziert und an den zukünftig (kleineren) Markt angepasst.
Die drastische Umstrukturierung bei Kameras hält weiter an: Imaging Products Business, accelerate shift to sustainable earnings model.
Für nachteilig halte ich hingegen: Prioritize allocation of capital into strategic investments to secure new core pillars of business
sowie the Group focused on the development and sales of highly unique optics-based
products
. Gemeint sind introducing optical processing machines
. Das heißt konkret, dass man die klassischen dedizierten Kameras als alte Produktklassen damit nicht mehr meint. Zukünftige Investitionen fließen vermehrt in wahre Zukunftstechnologien. Das ist aus ökonomischer Sicht eigentlich banal. Aber klassische Fotografen hören dies ungern.
Auch Nikon hat nun glasklar formuliert, dass man sich auf wohlhabende Amateure und berufsfotografen konzentriert: Focus on high-end models for pro/hobbyist.
sowie Focus on pro/hobbyist, when product planning, development and sales
. Man geht davon aus, dass der Fotomarkt - trotz Erholung der pandemiemitverursachten Weltwirtschaftskrise weiterhin drastisch schrumpft (in the Imaging Products Business, the digital camera market is forecast to continue to shrink, despite some alleviation to market deterioration caused by the spread of COVID-19.
) und bereits im 3. Quartal 2022 - also im Weihnachtsgeschäft - sich der gesamte Fotomarkt auf 65% ambitionierte Hobbyfotografen und Berufsfotografen reduziert hat.
Nikon will sogar noch weitergehen und zielt bei seinen Verkäufen / Kunden bereits Ende 2022 zu über 80% und Ende 2023 zu über 90% nur noch auf wohlhabende ambitionierte Hobbyfotografen und Berufsfotografen.
Es geht jetzt verständlicher Weise nur noch um den Profit: Sales strategy focusing on profitability
.
Wie ich bereits seit Jahren voraussagte, wird auch Nikon keine Billigkameras mehr für das Fotoprekariat anbieten (können): shifting to high-end products
. Sowie: Rebuild Imaging Products Business: Focus on pro/hobbyist. Restructure responding to market shrinkage
.
Auch sonst spricht man oft von rebuilding the Imaging Products Business through further restructuring, as well as reconsidering the production and marketing structure
- Umbau, Umstrukturierung, Neubewertung.
Ganz erschreckend sehe ich den anvisierten Wert von nur 20+ Prozent des zukünftigen spiegellosen Marktes an. Das ist entschieden zu wenig. Da haben die Manager vermutlich resigniert.
Dass man von einem kontinuierlich weiter schrumpfenden Fotomarkt ausgeht, belegt die Aussage, dass man weiterhin schneller sparen will, als der Markt schrumpft: Achieve business cost reduction quicker than the pace of market shrinkage and consolidate production.
Es wird vermutlich auch zu massiven Entlassungen kommen: Optimization of headcount and shift of resources to growth area
. Optimierte Angestelltenzahlen
ist die höfliche Form für Entlassung. Nikon selbst gibt in der dazugehörenden Grafik weitere mindesten 10% Entlassungen bis Ende 2022 an. Das sind bei im Oktober 2020 noch über 20.000 Mitarbeitern mindestens 2.000 (eher 3.000 laut Grafik) Personen, welche ihren Arbeitsplatz verlieren.
Mit Versetzung in Wachstumsbereiche
sind definitiv nicht der schrumpfende Kamerasektor gemeint.
Das betrifft alle Nikon-Mitarbeiter weltweit - auch die Vertriebsorganisationen in Europa und den USA. Dies gilt umso mehr, als Nikon sich zunehmend auf Japan zurückziehen will: Localize business
und sein Geschäft vermehrt digital betreiben will.
Allerdings will man (laut mehreren US-Quellen) angeblich Fabriken aus Japan nach Thailand verlegen, wo erwiesener Maßen die Produktionsqualität und vor allem die Qualitätssicherung seit vielen Jahren schon geringer sind - wie man an einigen Produkten erkennen kann. Mir scheint dies ein Widerspruch zur Zentralisierung in Japan zu sein. Das Gerücht wurde Ende 2020 offiziell bestätigt: Nikon gibt die Kameraproduktion in Japan auf. Die zwei letzten Fabriken in Japan werden geschlossen und die Produktion ganz nach Thailand verlegt, wo man seit 1990 bereits einige Kameras und Objektive produzierte.
Negativ sehe ich vor allem die weiter reduzierten Investitionen in den Bereich Forschung und Entwicklung (R&D - Research and Development). Konzernweit sanken sie im ersten Geschäftshalbjahr von 62,2 auf 60 Mrd. Yen. Aber im Bereich Imaging sanken sie von 21,1 auf nur noch 17 Mrd. Yen. Das sind bereits nominal 19,4% weniger für die Zukunft (ohne Inflationsbereinigung). - Da darf man sich nicht durch wilde Berechnungen des prozentualen Anteils der Forschung am Umsatz täuschen lassen. Das ist Augenwischerei. Nikon investiert binnen eines Jahres fast ein Fünftel weniger Geld in die Weiterentwicklung seiner neuen Kameras. Das wird man an den Produkten spüren.
Seien Sie generell vorsichtig mit den publizierten Zahlen: Nikon tricksts wieder massiv und verwendete überall andere Zahlen. So wurden hohe Verluste unspezifisch unter einmalige Kosten
(one-time costs mit fast 30 Mrd. Yen) ausgelagert.
Dem Konzern geht es schlecht: Die Hauptsorgenkinder sind der wichtige Lithographie-Bereich sowie die Kamera-Sparte. Der Lithography-Bereich leidet noch immer darunter, dass die Reisebeschränkungen im Hauptmarkt China die Verkäufe beeinträchtigen.
Zuerst muss festgehalten werden, dass man unter Lithographie heute nicht mehr das Flachdruckverfahren aus dem Buchdruck meint, sondern die optische Erzeugung feinster Strukturen um die derzeit 10 Nanometer im Computer-Bereich, womit man Monitore, Prozessorchips, Sensoren etc. meist auf sogenannten Wavern (meist runde Scheiben) herstellt.
Da der Lithographie-Bereich so wichtig ist, hängt davon das Überleben des Konzerns ab. Ich gehe positiv denkend davon aus, dass er sich 2021 ff. erholen wird. Dann kann man langfristig den notleidenden und weiter schrumpfenden Bereich Imaging (mit den Kameras) optimieren.
Nicht untypisch für Nikon setzt die Firma auf eine veraltete Technologie, aber entwickelt die Produktionstechnik dabei systematisch weiter, sodass sie auf diesem Gebiet weltweit führend ist. Dies hat derzeit im Bereich Lithografie den Vorteil, dass man noch nach China exportieren darf, während die anderen Firmen mit ihren neueren Technologien dem Exportbann / Exportverbot / Handelsboykott / Lieferboykott nach China unterliegen. Nikons ältere Technologie darf und kann in China für die Herstellung von Smartphone-Displays bis hin zu 8K-Fernsehern verwendet werden. Deshalb erwartet Nikon eine große Anzahl an Aufträgen an sündhaft teuren Lithographie-Maschinen, ja sogar den Aufbau ganzer Fabriken damit. Abgesehen von den wirklich hohen Investitionen in diese Sonderanfertigungen sind die Folgeeinnahmen daraus beachtlich. Diese komplizierten und fehleranfälligen Maschinen müssen fast ständig von Nikons Fachpersonal aus Japan justiert, gewartet, gepflegt und repariert werden. Dies erklärt auch, warum die derzeitigen Reisebeschränkungen das hochlukrative Geschäft in der Pandemie mit zweiwöchiger Quarantäne bei Einreise in das jeweilige Land (China und Japan) so heftig stören. Seit Februar 2020 war das Geschäft schwierig und seit März mit dem Hauptabnehmer dieser Maschinen (China) fast unmöglich geworden. Auch wenn dieses Geschäft in den Bilanzen meist nur mit ein bis niedrigen zweistelligen hergestellten / gelieferten Maschinen vermerkt wird, ist es - vor allem in der Fotokrise - überlebenswichtig für Nikon.
Der von Nikon-Managern und manchen externen Analysten gehegte Optimismus über die Zukunft des Lithographie-Geschäftes scheint mir jedoch etwas übertrieben. Denn auch unter einem demokratischen Präsidenten Biden wird sich am Handelskrieg und den Handelsbeschränkungen mit China nicht viel ändern. Sicherlich wird sich der Tonfall mäßigen. Aber die Demokraten zeigten sich in Handelsfragen bisher immer viel hartnäckiger und konsequenter in der Umsetzung. Europäer (vor allem Deutsche und Franzosen in ihrem Antiamerikanismus) sowie Japaner interpretieren da nicht selten Wunschdenken in die USA (respektive geliebte oder verhasste Einzelpersonen im Präsidentenamt) hinein, welches dort keinen realen Boden besitzt. Die amerikanische Bevölkerung mag seit Jahrzehnten zwar bei innenpolitischen Fragen hoffnungslos zerstritten sein oder zumindest wirken. Aber bei der Außenpolitik findet sich eine erstaunlich breite Übereinstimmung: China wird nicht nur wirtschaftlich, sondern auch militärisch als die größte Gefahr für die USA gesehen. Deshalb wird eine neue demokratische Regierung nicht nur den Druck auf das diktatorische und militärisch expansive China beibehalten, sondern ihn sogar über die kommenden Jahre erhöhen. Weder deutsche noch japanische Firmen sollten folglich allzu große Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Sanierung der eigenen Managementfehler durch zusätzliche Geschäfte in China setzen.
Abgesehen davon kommt in China noch immer der staatlich nicht nur geduldete, sondern auf allen Ebenen geförderte Diebstahl von Patenten, die Entwendung von Insiderwissen - höflich gerne als Know-how-Transfer deklariert - sowie deren Missbrauch für eigene militärische Zwecke hinzu. Dies ist exakt der Grund, warum Nikon sein Insiderwissen bei der Lithographie so schützt, bis hin zum Zusammenbruch der eigenen Einnahmen. Nikon weiß sehr wohl, dass man das gesamte Wissen um Justierung, Wartung und Pflege der eigenen Lithographie-Maschinen - und natürlich das zur Konzeption, Konstruktion und Bau derselben - unbedingt in eigenen (japanischen) Händen belassen muss. Lizenzverträge mit chinesischen Service-Firmen etc. würde zwar kurzfristig Einnahmen erbringen, aber zum sofortigen Missbrauch und damit dem baldigen Ende aller Geschäfte führen.
Aus all diesen Gründen sehe ich die von Nikon berechneten angeblich 70 Lithographie-Maschinen Kaufstau als sehr optimistisch an. Es mag ja sein, dass zahlreiche Firmen gerne diese 70 Maschinen bestellen wollen, aber vermutlich sich manche diese nicht leisten können und andere sie nicht bestellen dürfen.
Das Management ist - trotz Unsicherheiten - sogar kurzfristig durchaus optimistisch: Although it is uncertain when the spread of COVID-19 will come to an end, the accounting estimates are based on the same assumption that economic activity will recover from the latter half of the fiscal year ending March 31, 2021.
Nikon sieht die Umsätze in seinem zweiten Geschäftshalbjahr (Oktober bis März) bei Imaging aufgrund des Weihnachtsgeschäftes und zweier neuer Kameras signifikant ansteigen.
Aber der operative Gewinn im Bereich Imaging wird dennoch weiter sinken.
Nikon prognostiziert für den Bereich Imaging sogar nochmals höhere Verluste im kommenden Geschäftsjahr (April 2021 - März 2022). Erst im Jahr 2022 sieht man die Wende zum dann wieder profitablen Geschäft mit Kameras. Der Weg dorthin führt jedoch nur über drastische Einsparungen: Substantially lower the breakeven point through improving productivity, production consolidation, headcount optimization and impairment losses of equipment.
Der Konzern erwartet für das gesamte Geschäftsjahr 2021 weiterhin die vorausgesagten -75 Mrd. Yen Verlust.
An der Gesamtdividende von 20 Yen je Aktie wollte man dennoch festhalten und zahlte eine Halbjahresdividende von 10 Yen je Aktie aus (Interim dividend). Dividenden aus Krediten zu bezahlen, halte ich für bedenklich. Aber der in letzter Zeit stark sinkende Aktienkurs (die Aktie verlor über die Hälfte des Wertes binnen eines Jahres) erzwingt dies vermutlich.
Nikon geht es derzeit schlecht - und zwar sowohl im mehr der weniger privaten Endkundengeschäft (B2C - Business to Customer) als auch im Geschäftsbereich mit Industriekunden (B2B - Business to Business).
Nikon ist im Industriekundengeschäft bei Lithographieprodukten mittelfristig zuversichtlich bis optimistisch.
Im Endkundengeschäft mit Kameras hat man sich nun endlich auch öffentlich zur Schrumpfungspolitik zu weniger und teuren Produkten für wohlhabende Kunden durchgerungen, mit denen man zumindest langfristig wieder Gewinne zu erzielen hofft.
Daraus folgt, dass das Nikon-Management bereits wieder leicht optimistisch Licht am Ende des Tunnels erkennt.
Für realistisch halte ich Nikons Einschätzung, dass die Pandemie und deren Auswirkungen noch länger den Markt belasten werden.
Letztendlich bin ich etwas optimistisch, dass Nikon die Kurve noch bekommen kann, sofern es alles konsequent umsetzt. Aber es bleibt ein längerer und ungewisser Weg.
So hart es für Fotografen klingen mag, ich halte alle Maßnahmen aus ökonomischer Sicht für richtig und habe sie bereits 2015 als unabwendbar dargestellt. Das Risiko sehe ich nur darin, dass Nikon diese Maßnahmen sehr spät ergriffen hat und sie nun viel schneller, konsequenter und für Endkunden drastischer umsetzen muss.
Sofern alles gelingt, wird Nikon überleben. Aber die meisten klassischen Fotografen und Anhänger dedizierter Fotokameras werden die Firma dann kaum mehr wiedererkennen - wie im Übrigen auch die meisten anderen Kamerahersteller.
Mitte November schlossen sich zahlreiche Analysten meiner Interpretation des bedenklichen Zustandes von Nikon an: Dire Straits
, Notlage
etc. (Quelle 1 Englisch, Quelle 2 Japanisch. - Das können Sie ggf. mit Google Translate (lausig) übersetzen lassen.)
Als einer der letzten Firmen publizierte auch Fujifilm die durchwachsenen Zahlen des Sommerquartals = 2. Quartal sowie des 1. Halbjahres des Geschäftsjahres der Firma. Fujifilm - wie viele Firmen - verwendet das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2020. Das hier besprochene zweite Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich und das 1. Halbjahr somit April bis September.
Der Gesamtkonzern Halbjahr erwirtschaftete konsolidiert einen: Umsatz: 997,4 Mrd. Yen = -11,9% gegenüber dem Vorjahreszeitraum und operativen Gewinn: 56,5 Mrd. Yen = -38,6% gegenüber demselben Vorjahreshalbjahr. Aber es ist noch ein Gewinn.
Der Gesamtkonzern erwirtschaftete im 2. Quartal alleine: Umsatz: 541,1 Mrd. Yen = -9,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum und operativer Gewinn: 36,1 Mrd. Yen = -34,3% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Aber es ist noch ein Gewinn.
Auch Fujifilm stellte eine leichte Erholung im Sommerquartal fest: with path to revovery confirmed in Q2
.
Optimistisch wurden die Prognosen für den Umsatz für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2021 um 10 Mrd. Yen erhöht (auf 2.210 Mrd. Yen) und die operativen Gewinnaussichten um 3 Mrd. (auf 143 Mrd. Yen).
Einerseits sieht man Gefahren, andererseits ist man optimistisch: The Situation in the global economy remains severe due to the expanding impact of COVID-19, but there are signs of a gradual recovery as individual countries make moves to balance the resumption of economic activity with measures to curb the further spread of the virus.
- Warten wir einmal ab, wie die Länder diese Pandemie-Maßnahmen mit der Wirtschaft abwägen.
Von allen Bereichen erwirtschaftete nur der Teilbereich Healthcare aufgrund der neuen Pandemie-Impfstoffe sowie mobiler Lungenröntgengeräten eine Umsatzsteigerung und einen Gewinn. Ansonsten sah es - trotz drastischer Sparmaßnahmen - eher düster aus. Das gute Ergebnis der Medizinsparte muss jedoch eingeschränkt werden, da die Ausgangsbasis (Sommerquartal 2019) aufgrund japanischer Mehrwertsteuererhöhungen damals geringe Einnahmen und Gewinne bescherte.
Dank breiter Diversifizierung des Konzerns (u.a. besitzt Fujifilm eine eigene Bank und spekuliert an der Börse sehr erfolgreich) ist der Cash-Flow positiv und stieg im Sommerquartal sogar an.
Da man für das Gesamtjahr einen soliden Gewinn erwartet, will man eine Halbjahresdividende (Interim dividend) von 47,5 Yen je Aktie ausschütten und plant 95 Yen als Ganzjahresdividende.
Der Teilbereich Imaging Solutions Halbjahr konsolidiert: Umsatz: 113,9 Mrd. Yen = -26,1% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Operativer Verlust: -2,1 Mrd. Yen gegenüber demselben Vorjahreshalbjahr. Auch Fuji kann sich der allgemeinen Marktentwicklung nicht entziehen.
Der Teilbereich Imaging Solutions 2. Quartal alleine: Umsatz: 64,1 Mrd. Yen = -19,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Operativer Gewinn: 0,9 Mrd. Yen gegenüber demselben Vorjahresquartal. Siehe dazu Fujis Berechnungsweise weiter unten.
Nach einem Umsatzrückgang im Frühjahrsquartal um -33,2% ist es nun zwar weniger aber nochmals -19,4% Umsatzrückgang. Und nach -3 Mrd. Yen Verlust im Frühjahrsquartal sind es nun 0,9 Mrd. Yen Gewinn im Sommerquartal. Die anhaltenden Umsatzrückgänge und insgesamt gesehen bisher Verluste werden etwas geringer. Aber das ist nur ein geringer Trost.
Der Bereich Imaging Solutions zerfällt bei Fujifilm in drei große Teil-/Unter-Bereiche: 1. Analog: klassische Filme und Fotopapier sowie Instax Kameras und 2. digitale Kameras sowie 3. Optical Devices mit überwiegenden Spezialkameras und -objektiven z.B. für Filmstudios oder Automobile.
Dem analogen Bereich ging es mäßig gut. Aber zumindest die in Japan beliebten Instax-Kameras konnte sich im Sommer auf das Vorjahresniveau erholen. Jedoch ist die Nachfrage im Sommer generell eher gering: In the photo imaging, in addition to the decline in demand for color paper, impacts of stay-at-home Orders, business shutdowns including temporary closure of retailers under COVID-19 resulted in a fall in revenue, but instax sales volumes, primarily of the instax mini 11, were up year-on-year in Q2.
- Seit Jahren geht die Nachfrage nach Fotopapier zurück. Und trotz Preiserhöhungen im analogen Bereich sank der Umsatz. Die Fotografie wird immer digitaler - bis hin zum Betrachten der Ergebnisbilder.
Dem Teilbereich digitale Kameras ging es schlecht: In the electronic imaging, overall revenue decreased due to the severe climate in the digital camera market as well as COVID-19 impact. The sales of FUJIFILMX100V, a high-end model of compact digital camera and FUJIFILM X-T4, a mirrorless digital camera highly acclaimed for its high-speed AF and excellent video features are steadily increasing.
Nur die (aufgrund der Lieferprobleme) bisher sehr geringen Verkäufe der neuesten Kameras nehmen zu. Aber keine einzige Kamera hat bisher das Niveau der Vorgänger bei den Verkäufen erreicht. Volle Lager und geringere Nachfrage belasten auch Fujifilm.
Dem kleinsten Teilbereich optical devices ging es ebenfalls schlecht: In the optical device, revenue decreased, reflecting the decline in demand for broadcast and cinema lenses, as well as reduced sales in vehicle-mounted lenses as a result of a worldwide decline in demand for automobiles.
Im Teilbereich Electronic Imaging (= Digitalkameras) wird ganz versteckt auf (Folie 22) dargelegt: für das 2. Quartal (Sommer) -10% Umsatz und für das erste Geschäftshalbjahr (April bis September) -16,5% Umsatz im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum.
Ferner sind diese späteren Diagramme auch aufschlussreich: der digitale Bereich macht noch immer nur ca. 1/3 des Umsatzes des seit Jahren leidenden analogen Filmbereiches aus. Mit anderen Worten: Der analoge Filmbereich ist bei Fuji noch immer zwei Mal so groß wie Digitalkameras.
Um das Gesicht zu wahren, wurden horrende Verluste (-46 Mrd. Yen zuzügliche weitere Sonderkosten von 6,7 Mrd. Yen) auf das Konto der Pandemie gebucht, aber ohne wirkliche Belege dafür, um ein Plus von 0,4 Mrd. Yen (Operating Income) für den Imaging-Bereich im ersten Geschäftshalbjahr schönzurechnen - reine Kochkunst der Buchführung. Für das Gesamtjahr schönt man sich den Gewinn im Imaging um +2,1 Mrd. Yen im Jahresvergleich und stellt dagegen horrende -69 Mrd. Yen Verluste auf dem Konto Pandemie sowie fast 35 Mrd. Yen weitere Sonderkosten. Dies deutet darauf hin, dass der fotofreundliche CEO zunehmendem Druck ausgesetzt ist, den verlustbringenden Bereich Imaging zu sanieren oder zu schließen (was faktisch dasselbe ist). Noch dreister trickst man mit den Grafiken. So werden die Verluste des Imaging-Bereiches von -3 Mrd. Yen im Kalenderquartal Q1 (genauso wie der Verlust im Q4 - also Januar bis März) einfach oberhalb der Null-Linie - im positiven Bereich - eingezeichnet (siehe orange Kurve).
Es wäre schön, wenn nun anhand der von Fujifilm selbst laufend publizierten echten Börsendaten endlich die weltweiten Falschmeldungen über den angeblichen Erfolg der Fujifilm Kameras aufhören würde. Fuji leidet wie alle anderen Firmen in diesem Bereich.
Auch bei Fujifilm sind die zentralen Lagerbestände von Ende März 2020 bis Ende September 2020 deutlich angestiegen.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (Research and Development) wurden im Gesamtkonzern ebenfalls reduziert - im ersten Geschäftshalbjahr (April bis September) um 6,6% und auch im 2. Quartal und 6,6%. D.h. es wird kontinuierlich auch hier eingespart. Ganz drastisch wurde die Forschung im Bereich Imaging zusammengestrichen: -25% alleine im Sommerquartal. Das wird man in den zukünftigen Produkten spüren.
Fazit: Die Werte des überwiegenden Medizinunternehmens Fujifilm sind selbst in der Krise noch gut. Aber der Film-, Foto-, Kamerasparte geht es auch bei Fujifilm schon länger nicht mehr gut.
Fujifilms trickreiche Diagramme: Man legt die Quartalsverluste (in Q4/2019 und Q1/2020 also Januar bis Ende Juni) einfach über die links sichtbare Null-Linie respektive führt rechts eine signifikant hochgesetzte neue Null-Linie ein, deren anderer Nullpunkt geschickt unter weiteren Zahlenwerten versteckt wird. Und schon sieht die Statistik sowie die grafische Darstellung des lausigen Ergebnisses (orange Kurve) des leidenden Bereiches Imaging viel schöner aus. Die roten Hervorhebungen (gestricheltes Rechteck und Ellipsen) stammen vom Autor.
Mitte November publizierte Olympus als letzte Firma endlich ihre Quartalszahlen für das zweite Quartal. Wie viele Firmen - verwendet Olympus das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber vorausschauend 2021. Das hier besprochene zweite Quartal umfasst somit den Zeitraum von Juli bis September einschließlich und das 1. Halbjahr somit April bis September.
Der Gesamtkonzern Halbjahr erwirtschaftete konsolidiert: Umsatz: 316,5 Mrd. Yen = -14% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Operativer Gewinn: 30,3 Mrd. Yen = -46% gegenüber demselben Vorjahreshalbjahr. Aber es ist noch ein Gewinn.
Der Gesamtkonzern im 2. Quartal alleine erwirtschaftete: Umsatz: 179,9 Mrd. Yen = -8% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Operativer Gewinn: 26,6 Mrd. Yen = -32% gegenüber demselben Vorjahreshalbjahr. Aber es ist noch ein Gewinn.
Auch Olympus stellte fest, dass sich der Markt im Sommerquartal etwas erholte, gibt dies jedoch negativ und pessimistisch an: YoY decline in revenue slowed in 2Q
- Der Abstieg verlangsamte sich.
Der Konzern ist in allen seinen dominierenden drei Medizinsparten (Medtech Company
) hochprofitabel mit 10% Gewinn im Frühjahrsquartal und nun 15% im Sommerquartal. Insgesamt erwartet Olympus 60 Mrd. Yen Gewinn bis Ende März 2021.
Einerseits ist man aufgrund des guten Sommerergebnisses optimistisch: Plans for expenses and investments assume that business activities will become more active along with the recovery trend.
Andererseits will man weiterhin sparen: However, depending on changes in the situation, we will further strengthen cost control
.
Trotz gigantischer Verluste aufgrund der Ausgliederung der Image-Sparte (although loss will be posted due to expenses related to the divestiture of the Imaging Business
) will man im April 2021 eine Dividende von 10 Yen ausschütten. Wie ich im Frühjahr 2020 bereits schrieb, lässt sich JIP die Abnahme der notleidenden Image-Sparte teuer bezahlen.
Die Kamerasparte - IMD - wird nun offiziell erstmals als Discontinued Operation
- nicht mehr weitergeführte Betriebseinheit ab dem Finanzjahr 2021 Q3-Q3 gelistet. Die neue Firma heißt dann OJ Holdings, Ltd., a special purpose company established by JIP.
Deshalb wurden die horrenden Verluste jenes Bereiches einfach aus der Bilanz herausgerechnet.
Im ersten Geschäftshalbjahr (April bis September 2020) handelte es sich um -48,5 oder 48,6 Mrd. Yen Verlust (Olympus gibt unterschiedliche Zahlen an) - und im Sommerquartal alleine um -46 Mrd. Yen. Das ist ein derart horrender Verlust, dass er den Gesamtkonzern in rote Zahlen stürzt. Addiert man den obigen Gewinn des großen Restkonzernes mit dem Verlust der winzigen Fotosparte zusammen, so erwirtschaftete Olympus -22,7 Mrd. Yen Verlust im ersten Geschäftshalbjahr (April bis September 2020) und alleine -19,9 Mrd. Yen Verlust im Sommerquartal. Die Fotosparte lag am Boden und der sogenannte Verkauf
an JIP wurde zum sündhaft teuren Sonderabschreibungsmodell.
Bezeichnend ist die Auflistung des ausgegliederten Bereiches Imaging auf Seite 11: Da wird wieder einmal - typisch Olympus - mit allen Mitteln getrickst, um die Entschädigungs
-Zahlungen an JIP für die Übernahme der ungeliebten Imaging-Sparte zu kaschieren. Olympus musste Milliarden Yen nochmals in den maroden Bereich investieren, damit JIP das Geschenk
überhaupt annimmt.
Der Cash-Flow der Imaging-Sparte war im ersten Geschäftshalbjahr (April bis September 2020) katastrophal und konnte nur durch einen Firmenzuschuss von 81,2 Mrd. Yen bilanztechnisch gerettet werden. - Klartext: Das sind weitere Zahlungen des Olympus-Konzerns an JIP für die Übernahme des Imaging-Bereiches. Sofern ich die publizierten Zahlen korrekt verstehe, musste Olympus bereits zwischen April und September einen Milliarde-Betrag in Euro (hunderte Milliarden Yen) als Abfindung
an JIP bezahlen, indem es - wie ich im Frühjahr voraussagte - den Imaging-Bereich komplett saniert, die Schulden tilgt, überproduziert (die Lager füllt) und auch sonst alle Kosten übernimmt. - Unter solch lukrativen Konditionen kaufe auch ich einen Fotobereich.
Aber das scheint bei weitem nicht alles zu sein. Da finden sich noch Konzernkosten in Höhe von 2,2 Mrd. Yen für Expenses related to Transform Olympus
. Hinzu kommen große Posten wie Impact of foreign exchange
oder der zentralisierte Vertrieb, das gemeinsame Marketing etc., das alles nicht dem Imaging-Bereich zugeschrieben wird. Und dann gibt es (auf Seite 26) noch Other income / expenses
-43,9 Mrd. Yen nur für den Imaging-Bereich. Olympus ist für seine kreative Art der Buchführung berüchtigt.
Die abschließenden Prognosen für den Imaging-Bereich sind auch gedrückt: Olympus erwartet für das gesamte Geschäftsjahr nur noch -53% beim Umsatz und -53 Mrd. Yen Verlust in der Kamerasparte. Der Umsatz ist für Fotografen wichtig. D.h. selbst Olympus rechnet nur noch mit weniger als der Hälfte der Kameraverkäufe im Vergleich zum Vorjahr 2019. Olympus gehst somit selbst von einer weiteren Verschlechterung seiner Verkäufe aus, da es im ersten Geschäftshalbjahr nur -33% Umsatz im Bereich Imaging hinnehmen musste.
Letztendlich wurde die Forschung und Entwicklung (R&D) im Bereich Imaging drastisch gekürzt: von 2,21 Mrd. Yen im Vorjahreszeitraum, auf nun nur noch 1,544 Mrd. Yen im hier besprochenen ersten Geschäftshalbjahr. Das sind -30%. Das wird man an den neuen Produkten spüren.
Allen Firmen ging es im Sommer signifikant besser als im Frühjahrsquartal.
Alle Konzerne hatten mit erheblichen Problemen bis hin zu drastischen Verlusten in ihrer Kamerasparte zu kämpfen.
Alle Firmen sparen generell hart bei allem, aber auch bei der Forschung und Entwicklung.
Alle Firmen schauen optimistischer in die nahe Zukunft - manche vielleicht etwas zu optimistisch.
Anfang Dezember publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Oktober sowie die Grafik der Verschiffungen - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese zwei Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Die von mir prognostizierte Trendwende bei der Produktion verstärkte sich weiter. Dennoch waren es die zu erwartenden schlechten Zahlen für eine nur langsame Erholung.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: -22,1% im Vergleich zum Oktober 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: -36,3% im Vergleich zum Oktober 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: -22,1% im Vergleich zum Oktober 2019. Eine unerwartete Steigerung.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: -2,1% im Vergleich zum Oktober 2019. Eine dennoch sehr erfreuliche Entwicklung.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: -22,8% im Vergleich zum Oktober 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: -26,9% im Vergleich zum Oktober 2019.
Die knapp 0,3% höheren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich geht man nun wieder zur Überproduktion über. Das wird mittelfristig wieder die Lager weltweit füllen.
Für den Monat November erwarte ich angesichts diverser neuer Produkte sowie offizieller Ankündigungen mancher Firmen zur Produktionssteigerung eine nochmals deutlichere Erholung bei der Produktion sowie der Verschiffung.
Dazu gibt es Grafiken.
Die Nachfrage nach den beiden neuen Modellen R5 und R6 von Canon scheint auch im November noch weltweit so hoch gelegen zu haben, dass Canon nicht mit der Produktion nachkam. So wurden u.a. Lieferengpässe aus Japan gemeldet.
Als Folge konnte Sony mit seiner neuen Videokamera A7SIII alle Verkaufsrekorde brechen und sich in Japan an die Spitze stellen.
Wie immer würde ich derartige Einzelwerte aus Japan nicht überinterpretieren wollen. Aber es geht insgesamt aufwärts mit guten modernen spiegellosen Kameras, die endlich die Anforderungen vieler Kunden erfüllen. Das sei beiden Firmen gegönnt. Vermutlich wird auch Nikon mit seinen beiden neuen Modellen (in Japan) Z6 II und Z7 II ab Dezember aufschließen.
In den USA wurden im Weihnachtsgeschäft die relativ neuen spiegellosen Kameras von Canon zu unglaublich niedrigen Preisen angeboten: die Canon RP für US$ 687 (= 570 Euro) und die große Canon EOS R für US$ 1.223 (= 1.013 Euro). In Deutschland müssen Sie dafür ungefähr das Doppelte ausgeben. Bei Objektiven sieht es ähnlich aus. Das meine ich mit dem sich ständig verschlimmernden Melkkuheffekt hierzulande.
Aufgrund eines mehrtätigen Brandes in einer Zulieferfirma für DA-/AD-Wandler Anfang Dezember in Japan scheinen weltweit viele Firmen ihre Weihnachtsrabatte eingeschränkt zu haben und horten seitdem in Hamsterkäufen derartige Bauteile. Es ist noch unklar, ob der Schaden tatsächlich derart groß ist, dass es mindestens ein ganzes Jahr dauert, um ihn zu beseitigen. Ferner ist unklar, in welchem Ausmaß die Kamerahersteller davon betroffen sind. Denn auch sie benötigen viele derartige Bausteine an zahlreichen Stellen - vom Sensor bis hin zu den Mikrofonen im Videoteil der Kameras.
Leica bot seit Mitte Dezember eine weitere Vollformat-Kamera an: SL2-S mit 24 MP-Sensor und Video. Sie scheint jedoch (wie die SL) ebenfalls wieder eine weitgehende technische Kopie der Panasonic S1 zu sein. Dank Maestro-III-Bildprozessors und 4 Gigabyte Pufferspeichers soll die maximale Serienbildfrequenz bei 25 Bildern pro Sekunde liegen. Der Preis ist Leica-typisch US$ 4.895 oder 4.500 Euro (das ist mehr als der doppelte Preis der fast identischen Panasonic Lumix DC-S1).
Adobe hat sich in seinem Geschäftsjahr 2020 (bis 27. November) wider Erwarten blendend weiterentwickelt. Im 4. Quartal (Ende August bis Ende November 2020) stieg der Umsatz um 14% auf 3,424 Mrd. US$ und der operative Gewinn auf 1,215 Mrd. US$. Für das gesamte Geschäftsjahr 2020 waren es 12,868 Mrd. US$ Umsatz und 4,237 Mrd. US$ operativer Gewinn.
Der Bereich Digital Media business beinhaltet Photoshop und Lightroom, die sich angeblich noch immer als Zugpferde bewiesen. Der Umsatz des gesamten Bereiches wuchs im 4. Quartal um beachtliche 26% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings ist nicht ganz klar, was welches Produkt zum Umsatz und Gewinn beitrug. Denn die Mietsoftware umfasst immerhin offiziell mindestens 20 Produkte. - Ich wage sogar die Vermutung, dass der Umsatz bei den zwei preislich extrem herabgesetzten Lightroom und Photoshop keineswegs so hoch ist, wie bei zahlreichen anderen viel teuren Produkten. Da wird wohl viel mit den Stückzahlen
argumentiert, wobei man gerne Lightroom und Photoshop einzeln aufaddiert, obwohl man beide zusammen als ein Paket vertreibt.
Die weitere Firmenstrategie Adobes ist auf Expansion ausgerichtet. Das sind zuerst einmal gute Nachrichten für alle Benutzer dieser Software. Aber Vorsicht: Es wird nicht dargelegt, wie die alten
PC-Produkte weiter verfolgt werden. Vieles wird inzwischen auf Mobilgeräte umgestellt / umprogrammiert sowie auf Künstliche Intelligenz (AI - Artificial Intelligence) ausgerichtet.
Viele Analysten rätseln - wie ich - woher die erheblichen Mehreinnahmen kommen, da der Fotomarkt 2020 nachweislich einbrach.
Einerseits lag dies sicherlich an durchgeführten Preiserhöhungen der Mietsoftware, die man durch Zusatzdienstleistungen (wie dem größeren Cloud-Speicher) den Kunden schmackhaft machte. So kostet das Bündel Lightroom und Photoshop CC 138,36 Euro sowie mit dem Creative Cloud Foto-Abo mit 1 TB Cloudspeicher das Doppelte (276,87) im Jahr. Offensichtlich scheint das (insgesamt teure) Miet-Modell mit den aber monatlich geringen Zahlungen vielen Nutzern als preiswert zu erscheinen.
Andererseits scheint mir der Konzentrationsprozess voranzuschreiten: Zahlreiche Kunden wanderten von anderen Programmen zu den beiden Standard-Software-Paketen von Adobe. D.h. andere Software-Hersteller müssen 2020 umso stärker durch Kundenverluste gelitten haben.
Selbstredend kann es auch sein, dass viele Fotografen in den weltweiten Lockdowns sich (aus Lange-Weile) sagten, sie wollen zum Zeitvertreib auch einmal diese Adobe-Programme testen. Dies funktioniert jedoch nur noch über ein Jahresabonnement, das man schwer kündigen kann, oder schlichtweg oft rechtzeitig zu kündigen vergisst.
Überdies könnte ein rechtlicher Effekt Auftrieb gegeben haben: Zahlreiche Nutzer scheinen ihre illegalen und fast immer veralteten Versionen gegen die oft wöchentlich aktualisierten offiziellen Miet-Varianten ersetzt zu haben. Man sollte diesen psychologischen Effekt des ständig das Neueste Haben-Wollen nicht unterschätzen. Überdies hat Adobe den Aktualisierungsprozess systematisch vereinfacht und vor allem fehlerfreier gestaltet. - Bequemlichkeit könnte somit ein weiterer Teilaspekt des Erfolges gewesen sein. - Korrekt gelesen: Inzwischen ist es nicht nur gefährlicher (rechtlich wie in Bezug auf Viren), sondern auch aufwändiger diese Software (in veralteten Versionen) illegal zu beziehen.
Ferner könnte ich mir auch vorstellen, dass im Zuge des Home-Office andere Software-Produkte - wie z.B. der PDF-Erzeuger - den Anstieg drastisch mitbestimmt haben. Ich musste in den letzten Monaten z.B. feststellen, dass sehr viele Firmen inzwischen auf PDF als einzig erlaubten Anhang bei E-Mails etc. umgestellt haben. Deshalb haben sich viele Nutzer sicherlich den offiziellen Adobe PDF-Erzeuger Acrobat Pro angeschafft zum Monatsmietpreis von 17,39 oder 207,62 Euro im Jahr. Dass sich dafür auch gleichwertige kostenlose Programme finden, wissen die meisten Nutzer nicht. So ist das, wenn man den Acrobat Reader kostenlos anbietet. Kostenlos ist nie umsonst.
Wie bereits einmal zum Ende des Jahres 2019 kamen im Dezember 2020 erneut Gerüchte auf, dass Sigma im kommenden Jahr neue Objektive für Canons RF und Nikons Z-Bajonett herausbringen will. Hoffen wir einmal, dass es diesmal zutrifft. Denn 2020 wurde nichts aus den Gerüchten des Vorjahres. Auch Tamron bestätigte angeblich inoffiziell, dass man Objektive für zumindest Nikon Z herstellen will.
Als vermutlich einziges größeres Industrieland konnte sich China gegen Ende des Jahres 2020 wieder gut von den schweren Schlägen der pandemie-mitverursachten Wirtschaftskrise erholen. Man geht von insgesamt ca. 2% Wachstum für das ganze Jahr 2020 aus. Das ist zwar sehr wenig für China, aber immerhin ein Plus. In Europa geht man von -8%, in den USA von -4% und in Deutschland von insgesamt -5% aus. Allerdings hat dies nur einen geringen Einfluss auf die Fotoindustrie. Erstens sind derartige Gesamtindex-Werte des BIP oder BSP immer Gesamtwerte, welche nicht nur das frei verfügbare Einkommen der Bevölkerung betrachten. China schummelt hier gerne mit gigantischen öffentlichen Infrastrukturinvestitionen. Und zweitens war China ein zwar wichtiger, aber dennoch zumindest bis zu diesem Jahr 2020 nicht wirklich großer Abnehmer von Fotoprodukten. Laut CIPA gingen in den ersten 10 Monaten dieses Jahres nur rund 14% aller Kameras nach China (inklusive Hongkong, wo viele Westler einkaufen). D.h. die Luxusprodukte Kameras und Objektive wurden auch in China 2020 nicht in gigantischen Zahlen nachgefragt. Ganz im Gegenteil ging der Inlandskonsum in China im Jahr 2020 insgesamt sogar zurück (bei Kameras waren es bisher -18%). Dennoch ist es ein kleines positives Signal der Erholung.
Zweite (partielle) Ladenschließung:
Der schwache Aufwind für die Fotowirtschaft im beginnenden Weihnachtsgeschäft wurde am 16.12. in Deutschland hart ausgebremst mit einer erneuten Ladenschließung für Teile des stationären Handels. Andere Länder werden vermutlich bald folgen.
Ob die geplanten Käufe in vollem Umfange online nachgeholt werden, muss bezweifelt werden, da zahlreichen Fotografen - trotz Impfstoffen - inzwischen der Glaube an eine baldige grundlegende Erholung fehlt. Immer mehr Betroffene erkannten inzwischen, dass die Lügen der Politik auf ein komplettes Versagen und Strategielosigkeit auf allen politischen Ebenen beruhen - von den Bürgermeistern über Landräte, Landespolitiker bis hin zur Bunderegierung. Ein Fotohändler sagte zu mir am Telefon: Die fahren das Land wie ein Fahrschüler sein Auto in der ersten Fahrstunde.
Während viele fotografische Käufer einen emotionalen Dämpfer erhielten - evtl. bleibt der Lockdown mit Ausgangssperre über Monate erhalten - waren einige Berufsfotografen und vor allem Fotohändler eher zufrieden: Sie erhalten nun dank Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern im Gegensatz zum ersten Lockdown einen Großteil der Ausfälle ersetzt - bis zu 500.000 Euro im Monat, wobei großzügig auch Abschreibungen des ganzen Jahres etc. angerechnet werden. Nur, wer sich keinen dieser vom Staat ernannten Helfer
mehr ergattern konnte, geht nun ganz leer aus. Das betrifft wieder die Ärmsten (meist Berufsfotografen).
Das ökonomische Gesamtbild ist somit durchwachsen.
Aber mit einer derartigen Wirtschaftspolitik des für Laien unvorhersehbaren leichten Bremsens, dann Vollbremsung und dann wieder beschleunigen (eventuell in mehrfacher Wiederholung), wird das Vertrauen nur langsam in die Fotowirtschaft zurückkehren.
Das Jahr 2020 endet somit zumindest so ungewiss, wie es begann.
Die CIPA listete Ende Dezember weder Olympus noch deren Nachfolgefirma JIP respektive New Imaging Company mehr als Mitglied. OM Digital Solutions Corporation
wurde ausgegraut. Der Zerfall der Dachorganisation CIPA wäre kein gutes Zeichen. Dass viele Firmen ihre miserablen, geringen Produktionszahlen nicht mehr publizieren wollen, ist schon lange klar und wurde von mir bereits vor Jahren publiziert. Aber das aktive Ausscheiden aus dem Dachverband ist eine noch weitergehende Stufe. - Natürlich kann ich die Zahlen errechnen: Olympus produzierte 2019 noch rund 330.000 Kameras. 2020 waren es nach eigenen Firmenangaben noch etwa die Hälfte, also weit weniger als 200.000. Das ergibt ca. 15.000 je Monat für das Jahr 2021 - bestenfalls. Die kann man dann den offiziellen CIPA-Zahle dazurechnen. Aber man kann es auch lassen. Diese geringen Mengen sind genauso irrelevant für den Fotomarkt wie die Firma Olympus / JIP respektive New Imaging Company / OM Digital Solutions.
Ein freundlicher Leser machte mich darauf aufmerksam, dass das Gebrauchtwaren-Portal ZOXS keine gebrauchten Kameras und Zubehör mehr entgegen nimmt. Alle meine Testverkaufsversuche bestätigten dies. Der Händler nimmt nur noch absolute Neuware an: In diesem Zustand ist in 2020 kein Gebrauchtankauf mehr möglich - nur als Neuware
- Diese Kategorien kaufen wir in 2020 nicht mehr bzw. nur noch sehr sporadisch an! - Kameras & Objektive
(Quelle). Dies betrifft selbst neueste (spiegellose) Produkte sowie Objektive aber auch Blitzgeräte etc. Der Gebrauchtmarkt lohnt sich somit zumindest für einige Händler nicht mehr.
Ricoh, Pentax oder wie sich die Firma und deren Marke auch immer nennt (der neue Bereich Ricoh Imaging beinhaltet auch Pentax), hat sich in Japan wieder einmal zu Wort gemeldet, weil man nach der großen Umstrukturierung den neuen Manager positionieren wollte: Die Fakten sind knallhart: Man kann technisch nichts Modernes im spiegellosen Bereich bieten.
Man will dies auch nicht. Stattdessen will man Kameras herstellen, die Spaß
machen. D.h. konkret will man best experience
bieten, wobei dies im Interview weiter präzisiert wurde auf: scharfe Fotos
.
Den Produktionsstandort hat man vom billigen China in das noch billigere Vietnam (Hanoi) verlegt.
Das waren bei Beschwerden immer die zwei Fragen meines Vorstandsvorsitzenden: Wollen die nicht, oder können die nicht? Wenn man dem antwortete: beides, dann ließ der richtig Dampf in den Laden
.
Meine Einschätzung des inzwischen gelöschten japanischen Interviews ist, dass da viel (verzweifeltes) Wunschdenken vorliegt: DSLR-Kameras wären wie Vinylschallplattenspieler - und deshalb einfach besser als spiegellose Kameras. Und Ricoh / Pentax könnte sofort 10-Mal-soviele Kameras verkaufen, wenn man nur wollte. Ferner vergleicht sich Ricoh nun allen Ernstes mit Leica.
Der vorhersehbare Misserfolg der neuen Produkte von Pentax / Ricoh im kommenden Jahr 2021 werden jenen Top-Manager schon wieder auf den Boden der Realität zurückbringen. Ansonsten machen das sein Vorgesetzter, oder die Aktionäre.
Vor allem in den USA scheint sich die Nikon Z6II zu Weihnachten 2020 nur mäßig gut verkauft zu haben. Deshalb wurden ganz offensichtlich auch größere - früher neutrale - Fotomagazine dazu überredet
, ungerechtfertigt lobhudelnde / positive Artikel über das sicherlich gute aber nicht herausragende Modell zu publizieren. Anders lässt sich der Artikel der zum Amazon-Konzern gehörenden und selbstredend über tagesaktuelle Verkaufszahlen verfügenden DPReview nicht interpretieren. Dort hat ein Redakteur (sogar ein Technical Editor) auch die technischen Ergebnisse seines eigenen Labors im unfairen Vergleichs-Artikel negiert. Schade. Korruption führt zu Vertrauensverlust. Das war es dann.
Map Camera, ein großer japanischer Retailer gab bekannt, wie das in Japan gute Weihnachtsgeschäft verlief: Canons R5 war angeblich die meistverkaufte Kamera, gefolgt von Nikons Z7 II. Geld spielt offensichtlich - zumindest an Weihnachten - keine Rolle. Man hätte sogar noch viel mehr R5 verkaufen können, wenn Canon geliefert hätte. Aber bei der R5 übertraf die Nachfrage das ganze zweite Halbjahr bis jetzt die ständig gesteigerte Produktion. - So viel zu dem unsinnigen Forengerede, dass die Kamera zu teuer sei.
BCN+R ein großer japanischer Retailer hat eine Gesamtanalyse des japanischen Fotomarktes publiziert, die jedoch mit Vorsicht zu genießen ist, weil da nicht alle Verkäufe enthalten sind und jene teilweise auch noch ziemlich unspezifisch. Dennoch stimmen die behaupteten ca. 40% Rückgang bei verkauften Kameras mit meinen Berechnungen weltweit überein.
Man sah vor allem in der zweiten Jahreshälfte eine deutliche Erholung bei den Verkäufen im Vergleich zum katastrophalen Frühjahr (auch in Japan).
Für bedenklich halte ich eher die daraus abgeleiteten Folgerungen, dass die Nachfrage nach der Pandemie wieder stark ansteigen würde - auf neue Höhen. - Die Mythologie des Phönix aus der Asche.
Nachträglich publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat November sowie die Grafik der Verschiffungen. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese zwei Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Die von mir prognostizierte Fortsetzung der positiven Trendwende bei der Produktion trat nicht ein, sondern kehrte sich um. Es waren schlechter als zu erwartende Zahlen.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: -27,3% im Vergleich zum November 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: -37,3% im Vergleich zum November 2019.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: -18,9% im Vergleich zum November 2019. Eine prozentual betrachtet unerwartete Steigerung.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: -21% im Vergleich zum November 2019. Eine enttäuschende Entwicklung angesichts der vielen neuen Kameramodelle.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: -27,2% im Vergleich zum November 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: -23,8% im Vergleich zum November 2019.
Die 2,7% geringeren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich will man die übervollen Zentrallager räumen.
Für den Monat Dezember erwarte ich nun angesichts der weltweit unleugbaren zweiten Welle der Pandemie weitere Rückgänge.
Nachträglich publizierte die CIPA die Zahlen zum Monat Dezember sowie die Grafik der Verschiffungen. Hinzu kam eine Liste der Mitglieder (Stand November 2020) sowie eine kurzgefasste Gesamtjahresstatistik 2020. - Je nach Browser-Einstellungen lädt es diese vier Dateien sofort auf Ihren PC in den voreingestellten Download-Ordner herunter, statt sie im Browser anzuzeigen:
Die Dezemberzahlen waren insgesamt sehr positiv.
Es waren die von mir erwarteten Zahlen der zu Jahresbeginn vorausgesagten Überproduktion.
Die Gesamtzahlen der Produktion veränderten sich um: -22,9 % im Vergleich zum Dezember 2019.
Die Produktion der Kompakt- und Bridge-Kameras veränderte sich um: -23,8 % im Vergleich zum Dezember 2019. Eine prozentual betrachtet unerwartete Steigerung.
Die Produktion der DSRL-Kameras veränderte sich um: -35,7 % im Vergleich zum Dezember 2019.
Die Produktion spiegelloser Kameras veränderte sich um: -10,1 % im Vergleich zum Dezember 2019.
Die Gesamtzahlen der weltweiten Verschiffung veränderten sich um: -19,6 % im Vergleich zum Dezember 2019.
Die Gesamtzahlen der Verschiffung nach Europa veränderten sich um: -15,2 % im Vergleich zum Dezember 2019.
Die rund 3,7% geringeren Produktionszahlen im Vergleich zur Verschiffung fallen auf. Offensichtlich wollte man die übervollen Zentrallager räumen.
Die Gesamtproduktion aller Kameras im Jahr 2020 betrug: -41,2%. Das war ein herber Rückschlag gegenüber 2019.
Die Spiegellosen Systemkameras lagen insgesamt bei -24,1% Rückgang bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr 2019.
Die Produktion der Systemkameras mit Spiegel (DSLR) stürzte ab. Der negative Trend 2020 summierte sich auf -46,6% bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr 2019.
Die Kompakt- und Bridge-Kameras mit fest verbautem Objektiv setzten 2020 ihren Abstieg mit -47,5% im Vergleich zum Vorjahr fort.
Die Verschiffung weltweit betrug: -41,6%
Die Verschiffung nach Europa betrug: -42,3%
Das waren 2020 grottenschlechte Ergebnisse - auf bereits niedrigem Vorjahresniveau. Wie fast jedes Jahr, so wurden mein (angeblich pessimistischen) Einschätzungen und Prognosen durch die Realität sogar noch unterboten.
Fazit:
Die Fotografie ist mit einer Produktion (ca. 8,7 Mio.) und Verschiffung (ca. 8,9 Mio.) von weit unter 10 Mio. Kameras in der von mir 2015 bereits vorausgesagten Hi-Fi-Nische angekommen.
Das war es. Es wird sich kein Phönix aus der Asche zu neuen Höhen mehr emporschwingen. - Seit 2020 geht es für alle Firmen nur noch um das Überleben der eigenen Imaging-Sparte.
Hierbei handelt es sich um das gewöhnlich umsatzstärkste Herbst- oder Weihnachts-Quartal, auf welche alle Firmen besonders 2020 ihre Hoffnungen legten.
Wie immer startete Canon die Publikationen der Quartalsberichte des zurückliegenden Herbst-Quartals - die Monate Oktober bis Dezember 2020 einschließlich.
Bitte beachten Sie vorab die Konzernstruktur:
Der Konzern umfasst vier Hauptbereiche. Einer davon ist Imaging System (meist kurz Imaging genannt).
Der Bereich Imaging - Imaging System Business Unit - umfasst bei Canon wiederum drei Unterbereiche:
Interchangeable-lens digital cameras, Digital compact cameras, Interchangeable lenses - Das interessiert und betrifft die Fotografen direkt.
Compact photo printers, Inkjet printers, Large format inkjet printers, Commercial photo printers und
Image scanners, Calculators.
Jahresgesamtergebnis:
Da bei Canon das Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr übereinstimmt, wurden auch die Gesamtjahreszahlen veröffentlicht:
Der Gesamtkonzern erwirtschaftete: Netto-Umsatz: 3.160,2 Mrd. Yen = -12,1% im Vergleich zu 2019. Operativer Gewinn: 110,5 Mrd. Yen = -36,6% im Vergleich zu 2019. Es ist ein Gewinn und dazu ein unerwartet hoher Gewinn, der angesichts der Weltwirtschaftskrise selbst die Pandemie-Prognosen der Canon-Manager übertraf.
Der Bereich Imaging System erwirtschaftete: Netto-Umsatz: 712,2 Mrd. Yen = -11,8% im Vergleich zum Gesamtjahr 2019. Operativer Gewinn: 71,8 Mrd. Yen = +49,1% im Vergleich zum Gesamtjahr 2019 - Kein Druckfehler: Der Gewinn wurde 2020 gesteigert. Es ist ein Gewinn und dazu ein erstaunlich hoher Gewinn, der angesichts der Pandemie und Weltwirtschaftskrise alle Erwartungen übertraf. Imaging war der einzige Konzernbereich, der den Gewinn 2020 sogar steigern konnte. Siehe aber meine kritischen Anmerkungen unten zu F&E.
Imaging unterteilt sich in drei Hauptgruppen:
Cameras Umsatz: 347,7 Mrd. Yen = -25,5% im Vergleich zum Gesamtjahr 2019.
IJPs (u.a. Tintenstrahldrucker) Umsatz: 319,8 Mrd. Yen = +11% im Vergleich zu 2019.
Others Umsatz: 44,7 Mrd. Yen = -14.6% im Vergleich zu 2019.
Allerdings wird der Einzel-Gewinn für diese Unterbereiche nicht aufgelistet. Man darf jedoch davon ausgehen, dass ein Großteil des Gewinnes auf die Tintenstrahldrucker zurückgeht, deren Nachfrage dank Homeoffice drastisch anstieg. Dieser Tintenstrahldrucker-Bereich legte jedes Quartal 2020 zu: Q1: +4,6%, Q2: +13,9%, Q3: +20,9%, Q4: +5,6%.
Für den Unterbereich Cameras wird noch angegeben:
Gesamtjahr 2020: -24,8% Rückgang der Umsätze gegenüber dem Vorjahr 2019. (Vorsicht: Die Zahlen variieren ständig etwas in den 4 Berichtsteilen, je nachdem, ob der Konzern japanische Yen oder die jeweilige lokale Landeswährung verwendet.) Das ist ein erheblicher Rückgang. Warten wir die Ergebnisse der anderen Firmen ab.
2,76 Mio. verschiffte DILCs (Systemkameras) im Jahr 2020. Das war mit -34% zum Vorjahr zwar ein erheblicher aber unter dem Marktdurchschnitt (von ca. -37%) liegender Rückgang. Da mussten andere Kamerahersteller 2020 härtere Rückgänge verschmerzen.
Allerdings werden die Kompakt-Kameras und Bridge-Kameras etwas versteckt aufgelistet:
Gesamtjahr 2020: 1,48 Mio. Im Vorjahr 2019 waren es noch 2,57. Das wird etwas vertuscht. Denn es entspricht einem Rückgang um -42,4%.
4. Quartal 2020: 460.000. Im Vorjahresquartal waren es noch 710.000. Das entspricht einem Rückgang von ca. -35%. Vorsicht: Das sind nur verschiffte Kameras.
Interessant ist jedoch, dass der Wert der Systemkameras mit Objektiven inzwischen mit 87% deutlich höher liegt als der Wert der Kompaktkameras. Man könnte also auf die 13% Umsatz der Kompaktkameras verzichten.
Mit insgesamt knapp 4,1 Mio. verschiffter Kameras dürfte der Weltmarktanteil Canons 2020 bei ca. 48% gelegen haben. Zahlenmäßig hat sich am Platz eins nicht viel geändert.
Man kann somit kurz festhalten: Weniger Umsatz aber höheren Gewinn im Unter-Bereich Cameras.
Sehr erfreulich ist, dass man den Lagerbestand im Bereich Imaging auf 100 Mrd. Yen Ende Dezember 2020 absenken konnte. Das sind 27,9 Mrd. weniger als Ende Dezember 2019. Der Lagerbestand beträgt nun nur noch 44 Produktionstage. Sehr gut. - Für den Unterbereich Cameras wurden allerdings keine Detailzahlen geliefert.
Alle Konzern-Bereiche schrieben ein Plus. Aber die Bereiche Office, Industry & Others Medical System mussten im Gesamtjahr 2020 einen Rückgang der Gewinne verzeichnen.
Der freie Cash-Flow betrug 2020: 178,4 Mrd. Yen. Das war mehr als im Vorjahr 2019. 2021 will man sogar 400 Mrd. Yen Bargeld (cash on hand
) sicherstellen, um sich jederzeit in moderne Zukunftsbereiche einkaufen zu können. - Bevor nun die Spekulationen hochkochen: Canon wird sein Cash ganz gewiss nicht in derzeit notleidende sterbende Imaging-Bereiche anderer Kamerafirmen versenken. Da sehe ich keine Übernahmen. Canon reduzierte schließlich seit Jahren ständig den eigenen Imaging-Bereich, um dessen Kosten zu senken.
Fazit zum Gesamtjahresergebnis des Konzerns: Alles solide. Canon hat seinen schweren Tanker in der Krise erfolgreich gewendet.
Die 4. Quartalszahlen für das Weihnachtsquartal:
Der Umsatz des Konzerns betrug: 945,7 Mrd. Yen = -0,8% im Vergleich zum Weihnachtsquartal 2019. Der Operative Gewinn des Konzern: 76,2 Mrd. Yen = +45,4% im Vergleich zum Weihnachtsquartal 2019. Kein Druckfehler. Der Gewinn stieg im letzten Quartal gegenüber 2019 sogar an.
Der Umsatz im Bereich Imaging betrug: 233,4 Mrd. Yen = -1,6%. Der Umsatz im Unterbereich Cameras: 129,3 Mrd. Yen = -6,1% (allerdings in der jeweils lokalen Landeswährung) gegenüber dem Vorjahresquartal. Das ist ein geringer Rückgang im Weihnachtsgeschäft. Er beruht auf dem durchschlagenden Erfolg der beiden neuen spiegellosen Modelle R5 und R6.
Der Operative Gewinn im Bereich Imaging betrug: 43,2 Mrd. Yen = +108,7% im Vergleich zum Weihnachtsquartal 2019. Kein Druckfehler. Der Gewinn verdoppelte sich im letzten Quartal gegenüber 2019.
Abgesehen vom Industrie-Bereich Office, wo die Kunden Aufträge kürzten oder verschoben, konnten alle Konzernbereiche im 4. Quartal den Gewinn gegenüber dem 4. Quartal 2019 steigern. Der kleine aber innovative Bereich Industry and others konnte den Gewinn sogar fast verfünffachen.
D.h. sowohl beim Gesamtkonzern als auch im Bereich Imaging war vom niederschmetternden 2. Quartal ausgehend eine deutliche und kontinuierliche Verbesserung bereits im Sommer und dann auch im Herbst erkennbar:
Die Zahlen betrugen für den Umsatz des Imaging: Q1: -13,9%, Q2: -30,8%, Q3: -2%, Q4: -1,6% gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal.
Ähnlich verlief es 2020 mit dem Umsatz bei dem unter Imaging angesiedelten Unterbereich Cameras: Q1: -27%, Q2: -54,5%, Q3: -16%, Q4: -6,1% gegenüber dem jeweiligen Vorjahresquartal. Für das Gesamtjahr ergibt dies -25,5% Umsatzrückgang in Yen.
Canon gibt dies auch explizit an mit einem kontinuierlich steigenden Verhältnis von Gewinn zu Umsatz: raised our operating profit ratio from 2.5% in the third quarter to 8.1% in the fourth quarter
.
Canon gibt für den Bereich Imaging noch an, dass man im 4. Quartal 1,01 Mio. Systemkameras verschiffte. Das waren -20% gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze (allerdings in jeweils lokaler Währung) gingen jedoch nur um -6% zurück. Der Trend zu weniger aber teureren Kameras bleibt auch bei Canon erkennbar.
Canon gibt auch explizit an, dass es zwei Faktoren waren, die den Gewinn erhöhten: As for Imaging System, mainly thanks to new products and a rise in average selling price, we posted an increase in profit not only in the third and fourth quarter, but also for the full year, achieving a double digit profit ratio.
Neue Kameras und Preiserhöhungen erlaubten eine zweistellige Gewinnmarge. - Einschränkend muss man sagen, dass der Gesamtumsatz sank. So lassen sich leichter höherer Renditen erzielen. So etwas könnte man ketzerisch den Leica-Effekt nennen.
Die Wechselkurse verschlechterten sich zwischen Yen und US$ im 4. Quartal, verbesserten sich jedoch gegenüber dem Euro. Aber insgesamt scheint der Punkt Wechselkurse auch weiterhin nicht kritisch beurteilt zu werden. Ganz so unkritisch sehe ich diesen Punkt allerdings nicht, da Canon immerhin 2020 17,354 Mrd. Yen als Verlust durch Währungsschwankungen (Foreign currency translation adjustments) in der Bilanz ausweisen musste. - Man melkt die Europäer noch drastischer und akzeptiert in den USA minimale Gewinne oder sogar Verluste. Das sehen alle internationalen Konzerne so - und zwar ganz entspannt: Vor allem die Deutschen sollen im Kamerabereich mit einem immer höheren Melkkuhzuschlag den Preiskrieg in den USA finanzieren.
Prognosen für 2021:
Entsprechend den unerwartet guten Zahlen für 2020 blickt Canon auch positiv auf das neue Jahr 2021. Man geht sogar von einem weiteren Wachstum bei den Umsätzen und den Gewinnen aus: Für den Bereich Imaging erwartet man +2,8% (an anderer Stelle +4,8%) beim Umsatz und +3,9% beim Gewinn. Dennoch will man weiterhin streng sparen.
Canon sieht die Zukunft erstaunlich positiv: Under this assumption, we expect demand for cameras and inkjet to be in line with last year.
Canon sieht zumindest für sich eine Bodenbildung. Man will 2021 ungefähr gleich viele Kameras produzieren und verkaufen wie 2020.
Systemkameras: In 2020, the size of the camera market was around 6 million units
. Vermutlich meint Canon mit den 6 Mio. Kameras nur die Systemkameras (mit und ohne Spiegel). Dennoch stimmt dies nicht mit den Jahresergebnissen der CIPA überein, die nur 5,27 Mio. Systemkameras (mit und ohne Spiegel) ausweist. Es bleibt auch unklar, ob es sich um produzierte oder verschiffte oder tatsächlich an Endkunden verkaufte Kameras handelt. Sehen Sie die Zahl somit als stark gerundet an.
Mittelfristig geht Canon zwar von einer weiteren Schrumpfung des Fotomarktes aus: Going forward, we expect the market to continue shrinking over the medium term, mainly due to contraction of the entry class segment.
Aber für 2021 erwartet man insgesamt nur -3% Schrumpfung des Fotomarktes: However, in 2021, we expect the market to contract only 3% to 5.8 million units as the market was down significantly in 2020 due to the impact of COVID 19.
Dennoch wird die Schrumpfung laut Canon vor allem den Bereich der Einsteigerkameras betreffen. Siehe Sensor-Sterben.
Für 2021 prognostiziert Canon zusätzlich die hohe Zahl von 1,25 Millionen eigenen Kompaktkameras (Digital Compact Camera - DCC). Das halte ich für extrem optimistisch.
Alle anderen Bereiche werden sich - laut Canons Prognose - sogar noch besser entwickeln. Konzernweit erwartet man mindestens +7% Wachstum beim Umsatz und über +40% beim Gewinn für 2021.
Daraus folgt, dass sich Canon 2021 fast alles leisten kann.
Ein Risiko bleibt allerdings für Fotografen / Kunden bestehen: As for Imaging System, we will strive to achieve our second consecutive year of double digit profitability through an increase in camera and inkjet sales, an improvement in product mix, and a continuing review of our business structure.
Wie man die Verkaufszahlen bei Kameras steigern will, ist mir unklar. Canon selbst geht bestenfalls von gleichhohen Verkaufszahlen 2021 aus. Man meint damit vermutlich eine weitere Verlagerung zu teuren spiegellosen Kameras. Da dürften weitere Preiserhöhungen für neue Kameramodelle und Objektive anstehen.
Umstrukturierungen sind meist nur der Euphemismus für drastischen Einsparungen. Das könnte auch die Bereiche Service sowie Forschung und Entwicklung betreffen.
Vor allem bei R&D (Research and Development, F&E, Forschung und Entwicklung) sparte Canon 2020 deutlich ein:
Im 4. Quartal waren es nur noch 72,576 Mrd. Yen statt 76,314 im Vorjahresquartal. Das waren -4,9% für den Konzern.
Im ganzen Jahr waren es: 272,312 Mrd. Yen statt 298,503. Das waren -8,8% konzernweit.
Im Imaging-Bereich sah es noch drastischer für das Gesamtjahr aus: nur 52,258 Mrd. Yen 2020 statt 73,087 im Jahr 2019. Das waren -28,5%.
Oder mit anderen Worten: 20,8 Mrd. Yen wurden 2020 im Bereich Imaging bei F&E eingespart. Das ist fast die Summe, um welche der Gewinn vom Vorjahr 2019 (48,2 Mrd. Yen) zu diesem Jahr 2020 (71,8 Mrd. Yen) gesteigert wurde.
So funktioniert es kurzfristig bilanztechnisch natürlich auch. Aber langfristig wird sich dies auf die Produktneuerungen auswirken.
Auch der folgende Satz deutet einiges Ungemach für Fotokunden an: we will work to raise profit by limiting price reduction and cutting costs.
Kosten entstehen vor allem in den beiden oben genannten Bereichen Service und Forschung.
Ganz deutlich schreibt Canon ferner, dass Mehreinnahmen in die neu zu entwickelnden Zukunftsbereiche fließen sollen. Dazu gehören keine dedizierten Kameras für Fotografen: Moreover, we will strengthen our investment in product development and our investment in sales & marketing activities to enhance new business growth
.
Letztendlich ist das DSLR-Sterben offiziell beschlossen: Under these conditions, we will work to further strengthen our lineup of EOS R cameras and RF lenses to facilitate our aim of expanding our market share among professional and advanced amateur users where demand is solid.
- Neue (teure) spiegellose Kameras und R-Objektive für wohlhabende, ambitionierte Amateure und Berufsfotografen. Deshalb auch: sales promotion efforts will be strengthened amid the shift to mirrorless
- Das Marketing und der Verkauf werden auf die spiegellosen Modelle umgestellt.
Über die zukünftige Jahresdividende für 2021 will Canon jedoch erst im Laufe des kommenden Jahres Prognosen abgeben, wenn man mehr Informationen über den weiteren Verlauf der Pandemie hat.
Gesamtfazit Canon: Dem Konzern geht es gut, dem Imaging-Bereich ebenso. Aber die Art, wie es durch Kosteneinsparungen in wichtigen Bereichen und Preiserhöhungen erzielt wurde, dürfte nicht jedem Fotografen respektive Kunden gefallen.
Siehe hierzu auch die neu überarbeiteten Grafiken der Konzern- und Bereichsergebnisse der Firma Canon in den Artikeln Diversifizierung und Sensor-Dilemma (Forschung und Entwicklung).
Panasonic folgte mit der Publikationen des 3. Quartalsberichtes des zurückliegenden Herbst-Quartals - die Monate Oktober bis Dezember 2020 einschließlich.
Panasonic verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber vorausschauend 2021. Das hier besprochene dritte Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Auch bei Panasonic ging es im Herbstquartal bis Weihnachten deutlich bergauf.
Der Quartalsumsatz des Konzerns betrug: 1.814 Mrd. Yen = -5% gegenüber Vorjahresquartal. In der jeweiligen Landeswährung nahm der Umsatz sogar zu. Aber die Wechselkurse belasteten auch Panasonic.
Der Operative Gewinn des Konzerns im Herbstquartal betrug: 130,2 Mrd. Yen = +30% gegenüber Vorjahresquartal.
Der gesamte Bereich Appliances (mit der kleinen Untergruppe Cameras) erzielte einen höheren Umsatz und mehr Gewinn.
Quartalsumsatz des Bereiches Appliances: 700 Mrd. Yen = +3% gegenüber Vorjahresquartal.
Operativer Gewinn des Bereiches Appliances im Herbstquartal: 48,1 Mrd. Yen = +18,4% gegenüber Vorjahresquartal.
Aber es waren dort vermutlich eher die pandemiebedingt häufiger nachgefragten Haushaltsgeräte - und weniger die Kameras -, welche die unerwarteten Steigerungen leisteten. Denn über Cameras oder Imaging findet sich keine Bemerkung.
Der zunehmende Gewinn wird auf Umstrukturierungen, Einsparungen und Veränderungen in der Gesellschaft zurückgeführt.
Neben der allgemeinen Unsicherheit bezüglich der Pandemie beklagt Panasonic den weitverbreiteten Protektionismus.
Im November entschloss man sich, den Konzern bis April 2022 in eine Holding umzubauen, damit die Einzelbereiche unabhängiger werden. Wie ich schon 2015 voraussagte, hat dies auch Nachteile zur Folge. Die Einzelteile müssen jeder für sich Gewinn erwirtschaften. Falls nicht, droht ihnen schneller das Aus.
Panasonic schaut nun ebenfalls positiver in die Zukunft und hat seine Umsatz- sowie Gewinnerwartungen erhöht. Auch im Bereich Appliances (mit der kleinen Untergruppe Cameras) erwartet man einen höheren Gewinn als im vorigen Geschäftsjahr.
Wie bereits oft gesagt: Der Konzern und der Bereich Appliances könnte sich einen defizitären Fotobereich leisten. Es geht jedoch um das Wollen.
Dann folgte Sony mit der Publikationen des 3. Quartalsberichtes des zurückliegenden Herbst-Quartals - die Monate Oktober bis Dezember 2020 einschließlich.
Sony verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2020. Das hier besprochene dritte Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Quartalsergebnis = FY20 Q3 = Finanzjahr 2020 3. Quartal (= Oktober bis Dezember): Konzern-Umsatz: 2.696,5 Mrd. Yen = +9% zum Vorjahreszeitraum. Operativer Gewinn: 359,2 Mrd. Yen = +20% zum Vorjahresquartal.
Betrachtung der Einzelsparten:
Game & Network Services (G&NS): 883,2 Mrd. Yen = +39,7% Umsatz, 80,2 Mrd. Yen Operativer Gewinn = +49,9%. - Die Spielebranche boomte so sehr, dass Sony die Umsatz- und Gewinnerwartungen für diesen Bereich für das Geschäftsjahr erhöhte.
Music: 264,5 Mrd. Yen = +22% Umsatz, 59,7 Mrd. Yen Operativer Gewinn = +64%. - Die Musikbranche boomte so sehr, dass Sony die Umsatz- und Gewinnerwartungen für diesen Bereich für das Geschäftsjahr erhöhte.
Pictures: 191,2 Mrd. Yen = -19% Umsatz, 22,2 Mrd. Yen Operativer Gewinn = +311%. - Die Filmbranche litt erheblich beim Umsatz, konnte jedoch den Gewinn erhöhen. Aber Sony senkte die Umsatz- und Gewinnerwartungen für diesen Bereich für das Geschäftsjahr.
Electronics Products & Solutions Segment (EP&S Segment): 649 Mrd. Yen = -0,2% Umsatz, 105,8 Mrd. Yen Operativer Gewinn = +31,8%. - Der Großbereich Electronics Products & Solutions litt minimal beim Umsatz, konnte jedoch den Gewinn erhöhen. Sony erhöhte deshalb die Umsatz- und Gewinnerwartungen für diesen Bereich für das Geschäftsjahr.
Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment): 266,9 Mrd. Yen = -11,4% Umsatz, 50,4 Mrd. Yen Operativer Gewinn = -33%. - Der Sensorbereich litt erheblich beim Umsatz und Gewinn. Das lag vor allem an dem drastischen Rückgang der Nachfrage nach Smartphone-Sensoren. Sony senkte deshalb für diesen Bereich die Umsatz- und Gewinnerwartungen für diesen Bereich für das Geschäftsjahr deutlich.
Financial Services Segment: 425,3 Mrd. Yen = +4,5% Umsatz, 46,6 Mrd. Yen Operativer Gewinn = +43%. - Der Finanzsektor steigerte den Umsatz leicht und den operativen Gewinn deutlich. Sony erhöhte deshalb für diesen Bereich die Umsatz- und Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr deutlich.
Fazit: Trotz Umsatzrückgängen in manchen Bereichen erwirtschafteten alle Konzernteile einen operativen Gewinn. Viele Firmenbereiche konnten den operativen Gewinn sogar erhöhen. Sony strotz in dieser Krise nur so vor Kraft.
Der Cash-Flow des Konzerns konnte erneut gesteigert werden.
Für Cameras
, die im oben fett hervorgehobenen Bereich EP&S integriert sind, wurde explizit angegeben:
Improvement in the product mix of televisions and digital cameras
- Das Produktangebot wurde optimiert. Das meint u.a. die neue und erfolgreiche Video-Kamera A7SIII sowie die nur mäßig erfolgreiche neue Einsteiger
-Kamera A7C.
Decrease in unit sales of digital cameras, televisions and smartphones
- Aber der Verkauf der Kameras in absoluten Zahlen ging insgesamt zurück. Dies muss vor allem die alten Kamera-Modelle betreffen.
Im Sensorbereich Imaging & Sensing Solutions Segment (I&SS Segment) wird zu Kameras angegeben: Higher-than-expected unit sales of image sensors for digital cameras
- D.h. die Nachfrage nach Sensoren für dedizierte Kameras stieg im Herbstquartal wieder an.
Bei dem Untersektor Cameras gab man noch an: reductions in operating costs.
- Die überall üblichen Kostenreduktionen aufgrund drastischer Umstrukturierungen.
The operating environment improved somewhat during FY20 Q3 as stay-at-home demand for home AV products continued and demand for digital cameras and other products recovered.
- Die allgemeinen Pandemie-Rahmenbedingungen verbesserten sich, sodass sich die Nachfrage auch nach digitalen Kameras im Herbstquartal (Weihnachtsgeschäft) gegenüber dem Sommerquartal verbesserte. Das ist allerdings banal und gilt jahreszeitlich immer sowie für alle Firmen.
Bitte beachten Sie: Der große Oberbereich EP&S beinhaltet: Fernseher, Audio und Video, Foto- und Video-Kameras, Smartphones und Internet-Dienstleistungen.
Bitte beachten Sie: der darunter angesiedelte Unterbereich Still and Video Cameras
beinhaltet: Systemkameras, Kompakt-Kameras, Consumer Video Kameras und (Profi-) Videokameras für das Fernsehen.
Für den Unter-Bereich Still and Video Cameras gibt Sony für das Weihnachtsquartal 2020 an: 121,570 Mrd. Yen Umsatz = -0,4% gegenüber dem Vorjahresquartal. Weitere Details zu Stückzahlen oder operativem Gewinn werden in den Quartalsberichten nie gemacht. Sony gehört zu den Firmen, die das systematisch verschleiern.
Für positiv halte ich die Abnahme der großen Lagerbestände bei EP&S um immerhin 30,4 Mrd. Yen oder -13% im Herbstquartal allein zum Vorquartal 2020. D.h. ganz konkret, dass man die Lager räumen wollte, da die Abschreibungskosten sonst zu hoch werden. Darauf deuten auch je nach Weltregion massive Sonderaktionen mit erheblichen Preisnachlässen bei älteren Kameras im Weihnachtsgeschäft und danach.
Bewertungen:
Sony sah Anfang Februar 2020 alle Bereiche und die Gesamtwirtschaft deutlich positiver als noch im Oktober 2020 (im Abschlussbericht des Sommerquartals).
Da der Sony-Konzern extrem diversifiziert ist, kann er derzeit Umsatzrückgänge und sogar Verluste in einem Bereich durch Umsatz- sowie Gewinnsteigerungen in anderen ausgleichen. - Aber im Herbstquartal erwirtschafteten alle Bereiche entweder dank Sparmaßnahmen und / oder sogar erhöhter Nachfrage einen Gewinn.
Fazit zu Kameras und Sensoren: Umsätze, Gewinne und vor allem Stückzahlen gehen zurück. Aber man erwirtschaftet noch Gewinne und wird weiter drastisch sparen, damit es so bleibt.
Gesamtfazit Sony: Obwohl es dem Sony-Konzern gut geht, schwächeln die für uns Fotografen wichtigen Bereiche Kameras und Sensoren.
Ferner bleibt eine Unsicherheit: In preparation for the transition to a new management team in April, we are further strengthening the profitability structure of the business and the management of the segment as one entity.
Bis zum April 2021 wird der Bereich wieder umstrukturiert und erhält dann ein neues Management. - Neue Besen kehren gut. So war es auch bei Olympus.
Dann publizierte Ricoh seinen Quartalsbericht für das Herbst- / Weihnachtsquartal. Ricoh verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2020. Das hier besprochene dritte Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Die Quartalsergebnis = 3. Quartal (= Oktober - Dezember): Der Konzern-Umsatz betrug: 431,1 Mrd. Yen = -13,6% zum Vorjahresquartal. Aber man muss festhalten, dass sich der Umsatz in jedem Quartal erhöht hat. Also auch für Ricoh gilt, dass das Weihnachtsquartal die erwartete Besserung zeigte.
Der Operative Gewinn betrug: 0,8 Mrd. Yen = -96% zum Vorjahresquartal. Aber immerhin ist es ein kleiner Gewinn. Ohne die Einberechnung des Wertverlustes (impairment losses) weist Ricoh 11,2 Mrd. Yen operativen Gewinn aus. Aber man muss festhalten, dass sich der Verlust der beiden Quartale davor verringerte und immerhin zu einem leichten Gewinn wandelte. Auch beim Gewinn gilt somit für Ricoh, dass das Weihnachtsquartal die erwartete Besserung zeigte.
Dem Konzern ging es auch nach dem Weihnachtsquartal 2020 nur mäßig gut. - Aber man muss sachlich festhalten, dass sich der Konzern mit allen Bereichen auf einem eindeutigen Erholungskurs befand - All businesses continuing to recover
. Die miserablen Zahlen aus dem Sommerquartal (für Ricoh Q1) wurden - auch dank drastischer Sparmaßnahmen - kontinuierlich weniger schlecht: Performance continued to recover moderately, returning to profitability after excluding one-time and extraordinary factors by accelerating efforts to reap rewards from emergency measures
sonst auch urgent measures
genannt.
Der Cash-Flow verbesserte sich im Weihnachtsquartal.
Da der Konzern Ricoh sich jedoch zu großen Teilen auf den B2B-Bereich konzentriert, hing er auch direkt von den Pandemiemaßnahmen wie Lockdowns ab - Office Printing and other businesses recovered on improved office attendance rates
. Hohe Anwesenheitszahlen der Mitarbeiter in den Büros der Firmen erhöhen Umsatz und Gewinn bei Ricoh. Heimarbeit oder ganz geschlossene Firmen führen direkt zu weniger Umsatz und Gewinn. D.h. die erneut einsetzenden Lockdowns in manchen Ländern Ende des Jahre 2020 wirken sich erneut negativ aus. Dies erkennt man sehr gut an der einmaligen, farblich gestalteten Tabelle mit erzielten Umsätzen je Länder. Alle Länder, die große bis größte Probleme mit der Pandemiebekämpfung hatten, zeigen tiefrote Ergebnisse, während erfolgreiche Länder wie China, Neuseeland etc. durchaus nicht nur 100% der Vorjahresergebnisse, sondern sogar mehr erzielten. D.h. viele Industrie-Produkte der Firma sind marktgerecht. Aber in manchen Ländern fehlte dafür pandemiebedingt schlicht die Nachfrage. Ganz drastisch fällt dies bei Deutschland aufgrund des Dezember-Lockdowns auf.
Im Gegensatz zu Canon schätzt Ricoh die Lage noch immer als ernster ein. Das liegt eventuell daran, dass Ricoh bereits die erneuten Lockdowns in Europa eingepreist hat.
Der Konzern plant in diesem Geschäftsjahr (also bis Ende März 2021) den Etat für Forschung und Entwicklung insgesamt von 102,8 auf 92,5 Mrd. Yen zu kürzen. Das sind -10%. Das geschah bisher bereits kontinuierlich jedes Quartal. Allein im Weihnachtsquartal kürzte man von 24 Mrd. Yen 2019 auf 21,8 Mrd. Yen im letzten Quartal 2020. Davon wird sicherlich der Verlustbringer DSLR-Kameras nicht ausgenommen sein.
Die Lagerbestände haben sich deutlich erhöht auf 238,8 Mrd. Das sind +16,7%. Bereits im Weihnachtsquartal musste man (auch dafür) 10,4 Mrd. Yen als Wertverlust abschreiben.
Da der winzige Bereich digital cameras
zusammen mit Industrial optical component/module, electronic components, precision mechanical component, 3D printing, environment, healthcare and financial services
im Bereich Other
eingegliedert ist, kann man keine Details analysieren.
Other - Umsatz im dritten Quartal: 33,6 Mrd. Yen = -31,6% zum Vorjahresquartal und Other - Operativer Verlust im dritten Quartal: -4,3 Mrd. Yen zum Vorjahresquartal. Bereits im Weihnachtsquartal 2019 hatte der Bereich Other einen Verlust in Höhe von -1,2 Mrd. Yen ausgewiesen. Aber eine mehr als Verdreifachung des Verlustes angesichts einschneidender Sparmaßnahmen (emergency response and additional initiatives
) ist trotz Pandemie auch nicht gut.
Zumindest kann man festhalten: Dem gesamten Teilbereich Other
geht es schlecht. Das gilt auch, wenn man angibt: existing businesses were on recovery track
sowie Results in existing businesses basically same as year earlier, with performances recovering steadily
. Nun ja. Das Weihnachtsquartal 2019 war auch bereits schlecht. Dann ist es kein sinnvolles Eigenlob, wenn man behauptet, das Weihnachtsgeschäft 2020 verlief gleich
.
Ganz deutlich schiebt Ricoh die Schuld für das miserable Weihnachtsquartal im Bereich Other auf die Untersparte Leasing. Deshalb wird das abgewickelt (Leasing business deconsolidation
).
Explizit erwähnt Ricoh nur: In Smart Vision, THETA camera and cloud services demand solid
. Die Nachfrage nach den 360-Grad-Rundum-Kameras war hoch. Achieved improvements in existing businesses (Smart Vision and Industrial Products)
. Aber abgesehen von diesem eindeutigen Nischenprodukt wird nichts über dedizierte Foto-Kameras erwähnt.
Trotz fehlender Kamera-Details halte ich für Fotografen die folgenden im Sparprogramm erwähnten Punkte für nachteilig:
Einsparungen bei Vertriebsgemeinkosten - SG&A (Selling, General and Administrative Expenses).
Weitere Kostenreduktion in Abhängigkeit mit der (sinkenden) Nachfrage: Optimize spending in line with activity declines
.
Weitere Entlassungen - vor allem im Ausland: Continue furloughs of overseas sales staff
- Das englische Wort meint keinen bezahlten Urlaub für die Angestellten, sondern ist fast immer nur die höfliche Umschreibung für Rauswurf.
Weitere Einschränkungen des ohnehin bereits geringen Service-Bereiches - Enhance service operations productivity
.
Insgesamt bleibt Ricoh mit seinem eher leicht negativen Ausblick für sein Geschäftsjahr bis April 2021 verhalten: Outlook unchanged
. Man erwartet noch immer insgesamt einen Rückgang des Umsatzes und einen deutlichen Gesamtverlust.
Man hofft aber im kommenden Geschäftsjahr, den Konzern wieder auf die Gewinnspur zu bringen.
Fazit: Ricoh als Konzern erholt sich und scheint mir auf dem ökonomisch betrachtet richtigen Weg. Aber für die winzige Kamerasparte lege ich keine Hand ins Feuer.
Dann publizierte Nikon seinen Weihnachts-Quartals-Bericht. Nikon verwendet - wie viele Firmen - das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber vorausschauend 2021. Das hier besprochene dritte Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Quartalsergebnis = 3. Quartal (= Oktober - Dezember):
Der Konzern-Umsatz betrug: 150,6 Mrd. Yen = -1,8% zum Vorjahresquartal. Operativer Gewinn: 9,9 Mrd. Yen = +147% zum Vorjahresquartal.
Der Imaging-Umsatz betrug: 52,3 Mrd. Yen = -25,3% zum Vorjahresquartal. Operativer Verlust: -0,6 Mrd. Yen. = ca. 25% besser als im Vorjahresquartal (im Weihnachtsquartal 2019 waren es noch -0,8 Mrd. Yen Verlust).
Auch bei Nikon ging es im Weihnachtsquartal erwartbar deutlich aufwärts: Decrease in revenue and increase in operating profit YoY
. - Der Umsatz nahm (quartalsbezogen 2020 im Vergleich zu 2019) zwar noch immer etwas ab. Aber der Gewinn nahm zu.
Für den Imaging-Bereich mit den Kameras wird explizit vermerkt: Imaging Products: Record quarterly sales for mirrorless cameras. Deficit ... shrank despite decline in revenue, thanks to improved product mix and reduced business cost. Segment was profitable in real terms, excluding factors such as restructuring relevant expenses.
Höchster jemals erzielter Quartals-Umsatz bei spiegellosen Kameras. Brisk sales of new products in mirrorless cameras and lenses.
Das lag vor allem an den beiden neuen Modellen Z6 II und Z7 II, während sich die neue Z5 nur mäßig verkauft. - Mirrorless bodies and lenses reached record high for quarterly sales volumes and revenues on contribution from new products Z 6II and Z 7II.
Als Wehrmutstropfen muss man allerdings erwähnen, dass Nikon mit dem Verkauf seiner spiegellosen Kameras seit 2018 nicht wirklich erfolgreich war. Die ersten spiegellosen Kameras erfüllten nicht die Erwartungen vieler Kunden und wurden selten gekauft. D.h. die Ausgangsbasis des Eigenlobes lag tief.
Der Umsatz ging zwar insgesamt zurück. Aber der Verlust sank aufgrund von Kostenreduktionen und einem verbesserten Produktangebot (neue Kameras und Objektive) - Expanded mirrorless lineup to 6 cameras and 18 lenses.
Wenn man die hohen Umstrukturierungskosten herausrechnet, war die Imaging- / Kamera-Sparte profitabel: Profitable in real terms, excluding one-time cost such as restructuring relevant expenses, thanks to advanced business cost reduction in addition to increased revenue.
Aber: The Q3 cumulative operating profit of -¥28.0B includes approx. -¥16.0B of fixed asset impairments and disposal/write-down of inventory in Q2 and Q3, and -¥1.9B of restructuring relevant expenses.
Man musste erneut hohe Abschreibungen (16 Mrd. Yen) auf die völlig veralteten Lagerbestände der durch die jahrelange Überproduktion angefüllten Zentrallager machen. In den einzelnen Weltregionen sieht es bei den Töchtern nicht besser aus. Die alten in den vollen Lagern liegenden Produkte - vor allem im Bereich DSLR und dort wiederum bei APS-C-Sensoren sowie bei den Kompakt- und Bridge-Kameras - lassen sich zum vorgesehenen Preis nicht mehr verkaufen. Da hat sich Nikon mit seinem übertriebenen Optimismus bei DSLR und der daraus resultierenden Überproduktion völlig verkalkuliert. Aber das Management scheint keine Konsequenzen zu ziehen, sondern will weiterhin - sogar verstärkt - neue DSLRs produzieren.
Erfreulich war, dass es auch in den anderen Konzern-Bereichen (Precision Equipment Business, Healthcare Business, Industrial Metrology and Others) im Weihnachtsquartal aufwärts ging: Alle drei Teilbereiche erwirtschafteten mehr Umsatz und einen höheren Gewinn als im Vorjahres-Weihnachtsquartal.
Noch erfreulicher war, dass das FCF - Free Cash-Flow - zunahm. Insgesamt blieb der Cashflow allerdings auch im Weihnachtsquartal negativ. Das hören Börsenanalysten nicht gerne.
Positiv bewerte ich ferner den Rückgang der Lagerbestände im Weihnachtsquartal auf 35,5 Mrd. Yen bei Imaging. Das sind -30%. Aber als nachteilig bewerte ich eindeutig, dass man in den kommenden 3 Monaten bis Ende März 2021 durch gezielte Überproduktion (trotz weltweiter Lockdowns) die Lagerbestände erneut wieder erhöhen will auf 45 Mrd. Yen. Dies ist völlig unverständlich, da Nikon selbst von einer weiteren Marktschrumpfung ausgeht: Regarding the business environment for the fiscal year ending March 31, 2021, in the Imaging Products Business, the digital camera market is forecast to continue to shrink
sowie: The Group reviewed the future plan for the Imaging Products Business that took into consideration the acceleration of the shrinking trend of the digital camera market due to the impact of the spread of COVID-19.
- Man hat sogar eine Zunahme der Marktschrumpfung aufgrund der Pandemie errechnet, die weiterhin anhält. Wenn man schon weiß, dass es sogar noch stärker bergab geht, dann würde ich die Lagerbestände reduzieren.
Publizierte stark gerundete Verschiffungs-Zahlen für das Weihnachtsquartal:
System-Kameras (DCIL - Digital Camera-Interchangeable Lens Type): 280.000 Stück. - Das sind ca. -52% Rückgang gegenüber dem Weihnachtsgeschäft 2019. Das ist eine absolute Katastrophe, weil es weit schlechter als der Marktdurchschnitt ist. D.h. Nikon litt viel stärker als mancher andere Kamerahersteller.
Objektive (Interchangeable Lens): 470.000 Stück. - Das sind ca. -50%. Das ist ebenfalls ein schlechter Wert, weil er schlechter als der Marktdurchschnitt ist. D.h. Nikon litt auch hier stärker als mancher andere Objektivhersteller.
Kompakt- und Bridge-Kameras (CDSC - Compact Digital Still Camera): 80.000 Stück. - Das sind ca. -65%. Das ist ebenfalls eine (allerdings von mir seit 2015 vorausgesagte) völlige Katastrophe, weil der Rückgang weit schlechter als der Marktdurchschnitt ist. D.h. Nikon litt auch hier stärker als mancher andere Kamerahersteller.
Nikons Aussage: Nevertheless, unit sales of digital cameras overall fell amidst the shrinking market
, dass dies am allgemeinen Markttrend lag ist eine unzutreffende Beschönigung. Nikon verlor viel mehr als andere Mitbewerber.
Somit kann man festhalten, dass Nikon im Weihnachtsgeschäft erhebliche Marktanteile verloren hat.
Bevor nun zahlreiche Nikon-Fanboys und (bezahlte) Trolle, die so etwas nicht gerne lesen, wieder mein E-Mail-Postfach zum Glühen bringen, habe ich mir die Mühe gemacht, alle Zahlen zusammenzusuchen und nachzuprüfen:
Vorab: Nikon rundet sehr willkürlich auf volle Zehntausender-Stellen. Dabei musste ich bisher feststellen, dass man eher großzügig aufrundet. Aber sei es drum. Sie werden erkennen, dass es darauf nicht ankommt. Ich runde Nikons prozentuale Ergebnisse sogar nochmals auf.
System-Kameras (mit wechselbaren Objektiven): Laut CIPA im Weihnachtsquartal von allen Herstellern zusammen weltweit verschifft: 1,92 Mio. - Nikons Anteil: aufgerundet 14,6%.
Objektive aller Arten für obige Systemkameras: Laut CIPA im Weihnachtsquartal weltweit verschifft: 3,04 Mio. - Nikons Anteil: aufgerundet 15,5%. Hierbei muss man berücksichtigen, dass die (meist asiatischen) sieben Zwerge
der Optikhersteller überhaupt nicht in den japanischen CIPA-Gesamt-Zahl enthalten sind (siehe Mitgliederliste der CIPA). D.h. der reale Weltmarktanteil Nikons bei Objektiven liegt sogar noch signifikant darunter.
Kompakt- und Bridge-Kameras (mit fest eingebautem Objektiv): Laut CIPA im Weihnachtsquartal weltweit verschifft: 1,08 Mio. - Nikons Anteil: aufgerundet 7,4%.
Bevor nun wieder Einwände kommen, dass man nicht selektiv das Weihnachtsquartal herausgreifen darf. Doch! Das war nach Aussagen Nikons das beste Quartal im ganzen Jahr 2020. Hätte ich andere Zahlen verglichen, wären die Ergebnisse noch schlechter ausgefallen.
Diese geringen Marktanteile sind absolut verheerend. Vor allem ist der seit Jahren negative Trend beunruhigend. Wenn man weiß, dass Nikons Anteil bei Kompakt- und Bridge-Kameras vor wenigen Jahren noch über 30% und bei Systemkameras bei weit über 30% gelegen hat, bestürzt die drastische Veränderung.
Nochmals: Der Gesamtmarkt ist für alle Teilnehmer kleiner geworden, weil weniger Kunden dedizierte Kameras und deren Objektive erwerben. Um exakt zu sein fielen zwischen 2010 und 2020 fast 93% der Kamerakäufer weg. - Aber Nikon hat in den letzten Jahren seinen Anteil darüber hinaus mindestens nochmals halbiert. Davon konnten nachweislich andere Firmen wie Sony und Fujifilm profitieren.
Fazit: Nikon hat ein zweites ernstzunehmendes Problem: Nicht nur der Fotomarkt insgesamt schrumpft, sondern zusätzlich auch noch Nikons Marktanteil daran.
Für Fotografen als nachteilig bewerte ich hingegen:
Shift to mid to high-end models for pro/hobbyist has been progressing smoothly, and unit sales price has risen.
Trotz Preiserhöhungen kauften viele (wohlhabende) Kunden. Und so soll es auch weitergehen: Advanced shifting to mid to high-end models for pro/hobbyist.
The ¥22.0B of business cost will be cut this FY including ¥2.0B pulled forward. ¥63.0B of business cost reduction planned for the mid-term management plan has been processing well.
- Drastische Kosteneinsparungen auf allen Ebenen im Bereich Imaging: 22 Mrd. Yen dieses Geschäftsjahr und weitere 63 Mrd. Yen in den kommenden Jahren. Das wird auch bei den Produkten und beim ohnedies bereits mäßigen Service für die Kunden spürbar werden.
Der Etat für Forschung und Entwicklung wurde im Weihnachtsquartal erneut gekürzt - von 63,9 Mrd. Yen 2019 auf 62,2 Mrd. Yen für den Gesamtkonzern. Imaging betraf dies ganz hart. Denn dort hat man den F&E-Etat von 21,1 auf 17 Mrd. Yen gekürzt. Das sind fast -20%. Auch das werden die Kunden bei den zukünftigen Produkten spüren.
Bewertungen:
Insgesamt fallen die extrem bemühtem Detailberechnungen im Quartalsbericht auf, um unter Herausrechnen irgendwelcher Kosten, das mäßig gute Gesamtergebnis zu beschönigen.
Auch Nikon ist optimistisch und revidierte die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr bis Ende März 2021 nach oben. Dennoch bleibt es bei einem signifikanten Minus beim Umsatz gegenüber dem Vorjahresergebnis, und es wird ein enormer Konzernverlust erwartet.
Dennoch will Nikon - vor allem aufgrund des verheerenden eigenen Aktienkurses - weiterhin an der Jahresdividende von 20 Yen je Aktie festhalten, die man dann aus Krediten finanziert.
Insgesamt sieht man die Zukunft wieder positiver: Sustain momentum in business performance improvement and continue to address management challenges aiming to make all business segments profitable next year.
Bereits im kommenden Geschäftsjahr will man in allen Teilbereichen wieder Gewinn ausweisen.
Der Nikon-Konzern scheint mir die Wende erfolgreich eingeläutet zu haben. Der Konzern wird in absehbarer Zukunft wieder auf die Gewinnspur kommen. Allerdings ist das für die Fotografen letztendlich irrelevant.
Der unerwartet starke Schrumpfungsprozess im Bereich Imaging übertraf hingegen meine Befürchtungen. Hier sehe ich erhebliche Risiken für Fotografen. Dass die Preise steigen werden, ist bereits beschlossene Sache. Aber auch das Angebot an Produkten wird schrumpfen müssen und sich der steil abstürzenden Nachfrage anpassen müssen.
Fazit: Nikon muss in seiner Imaging-Sparte endlich aufhören die Kundenmeinung und Markttrends zu ignorieren, sondern Lösungen für die wahren Probleme der Fotografen anbieten. Wie ich im Artikel Zukunftssicherheit darlegte, geht es inzwischen auch um Marktanteile. Falls Nikon seinen dritten Platz verliert und weiter abrutscht, dann wird es langfristig extrem schwer, mit dedizierten Kameras langfristig Gewinne zu erwirtschaften. Da bliebe dann nur noch der Leica-Luxus-Weg zum Überleben.
Danach publizierte Fujifilm seinen Weihnachts-Quartals-Bericht. Wie viele Firmen verwendet Fujifilm das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber rückblickend 2020. Das hier besprochene dritte Firmen-Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Fujifilm Gesamtkonzern 3. Quartal (Oktober - Dezember): Umsatz: 576 Mrd. Yen = -20,3% gegenüber dem Vorjahresquartal. Operativer Gewinn: 64 Mrd. Yen = +4,4% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Aber es ist ein deutlicher Gewinn.
Die Gewinnsteigerungen beruhen überwiegend auf Umsatzsteigerungen im Bereich Healthcare sowie den highly functional materials
, wobei es sich um Roh- und Zulieferstoffe für Impfstoffe und Medikamente handelt, welche in der Pandemiebekämpfung verwendet werden können. In den anderen Bereichen sah es durchwachsen aus.
Wie alle japanischen Konzerne litt Fujifilm unter den Währungsschwankungen.
Der Cash-Flow hat sich weiter erholt.
Der Großbereich Imaging: Umsatz: 104,7 Mrd. Yen = -6,6% gegenüber dem Vorjahresquartal. Operativer Gewinn: 16,2 Mrd. Yen = -5,8% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Aber es ist noch ein Gewinn.
Die Unterbereiche im Imaging - nur das Weihnachtsquartal:
Photo Imaging (der Analogbereich): 78,6 Mrd. Yen Umsatz = -5,1%.
Electronic Imaging (der Digitalbereich): 20,5 Mrd. Yen Umsatz = -1,9%.
Optical Devices (professionelle Filmkameras und Objektive): 5,6 Mrd. Yen Umsatz = -32,3%.
Es werden keine Angaben zum operativen Gewinn / Verlust der Unterbereiche gemacht. Fujifilm weiß sicherlich, warum es diese schlechten Detail-Ergebnisse verheimlicht.
Noch immer legt die Detailanalyse offen, dass der angeblich zukunftsträchtige Digitalbereich nur 1/4 der Umsätze des alten Analogbereiches erzielte. Und von zukunftsträchtig kann keine Rede sein, da die Umsätze bei Digitalkameras auch bei Fuji zurückgingen.
Einzelaussagen:
Weiterhin liegt eine sinkende Nachfrage nach Fotopapieren vor: In the photo imaging business, in addition to the drop in demand for color paper, revenue was also dragged down by the impacts of COVID-19, including stay-at-home orders and temporary store closures.
- Das liegt nicht nur an der Pandemie, sondern ist ein Langzeittrend. Immer weniger Fotografen lassen die eigenen Fotos ausbelichten. An dieser Entwicklung wird sich kaum etwas ändern. Dieser Bereich der analogen Fotografie wird langsam sterben.
Hingegen stieg der Absatz im Weihnachtsquartal bei den vor allem in Japan beliebten Instax-Sofortbildkameras mit deren Druckern, die sich angeblich auch weltweit wieder gut verkauften: However, sales of instant photo systems increased year-on-year in the third quarter. Sales of the instax mini 11 and the instax mini Link smartphone printer were strong mainly in the US, Europe and China.
In the electronic imaging business, despite the severe climate in the entire digital camera market, favorable sales of mirrorless cameras, including the FUJIFILM X-T4, ..., and FUJIFILM X-S10, ..., allowed revenue for the third quarter to recover to the same level as last year.
Dank der beiden neuen Kameras X-T4 und X-S10 gelang es im Weihnachtsquartal, den Umsatz des Vorjahresquartals zu erzielen. Das ist einerseits gut. Aber andererseits hatte Fujifilm 2019 kein besonders gutes Weihnachtsquartal bei digitalen Kameras, weil es damals keine interessanten neuen Modelle gab, sodass die zu überspringende Hürde nicht allzu hoch war. (Das Weihnachtsquartal 2019 erbrachte im Electronic Imaging noch 26,6 Mrd. Yen Umsatz, und das Weihnachtsquartal 2018: 24,6 Mrd. Yen.)
Eine Nachprüfung der Einzelzahlen durch mich ergab jedoch, dass diese Aussage schlichtweg falsch ist. Der Umsatz im Electronic Imaging lag im Weihnachtsquartal 2019 bei 20,7 Mrd. Yen und im Jahr 2020 bei nur 20,5. Der Umsatz ist also zurückgegangen. So eine Verdrehung der Tatsachen geht schon über das gewöhnliche Maß der Trickserien bei Fujifilm hinaus. - Aber so viel Mühe wie ich mit dem Nachprüfen der Zahlen wird sich kaum jemand machen. - Dennoch bleibt das Faktum, dass Fuji es offensichtlich als unabdingbar notwendig erachtet, hier im Digitalkamerabereich gezielt zu beschönigen.
Nebenbei sei erwähnt, dass Fujifilm seine SG&A Selling, General and Administrative Expenses - Vertriebsgemeinkosten - gesondert ausweist und nicht den Einzelbereichen, also auch nicht Imaging, zuordnet. Daraus folgt, dass der tatsächliche operative Gewinn deutlich unter den angegebenen Werten liegt.
Hinzu kommt ein leicht zu übersehender Umstand: Es handelt sich hierbei um Verschiffungszahlen, die jedoch sofort dem Mutterkonzern gutgeschrieben werden. D.h. die japanische Zentrale verschifft diese Waren an die selbständigen Töchter weltweit - unabhängig davon, ob diese Töchter die Lieferung benötigen, oder nicht. An reale, bezahlende Endkunden ausgeliefert / verkauft ist bei 4-6 Wochen Verschiffungszeitraum definitiv nur ein Teil der Ware. Bei Fujifilm kommt noch dazu, dass dieses firmenpolitische Instrument der Bilanzaufhübschung anscheinend gerne verwendet wird. Mir liegen Berichte vor, dass sich die japanische Zentrale nicht dafür interessiert, wie die Töchterunternehmen mit der zu viel gelieferten Ware klarkommen.
Bedenklich ist, dass auch der sonst hochprofitable Berufsbereich mit Video-Kameras litt: In the optical device business, revenue fell, mainly due to a decline in sales of broadcast and cinema lens, which were hit hard by the self-restraint of events.
The Imaging Solutions segment recorded a year-over-year decline in revenue primarily due to the impact of COVID-19, but sales are recovering steadily, as demonstrated by a year-over-year increase in sales of instant photo systems in the third quarter.
- Auch im Weihnachtsquartal musste der Imaging-Bereich insgesamt einen Umsatzrückgang beklagen. Dass der Trend zur Erholung dabei positiv ist, ändert nichts daran.
Operating margin for the third quarter recovered to the same level as last year, allowing operating income for the 9 months to return to being in the black.
- Das einzig wirklich Gute für die Aktionäre ist, dass man dank drastischer Sparmaßnahmen dennoch über das gesamte Geschäftsjahr gerechnet einen kleinen operativen Gewinn ausweisen wird.
Als negativ bewerte ich, dass die Lagerbestände seit März kontinuierlich und deutlich gestiegen sind. Allerdings listet Fujifilm keine Details auf. Aber definitiv betreffen die Lagerbestände auch die alten und die vielen ungeliebten Kameramodelle sowie veralteten Objektive. Dazu passt auch der publizierte Wert der Abschreibungen bei Imaging in Höhe von 3,9 Mrd. Yen alleine im Weihnachtsquartal - der höchste Wert im ganzen Jahr.
Auch Fuji hat alleine im Weihnachtsquartal erneut den Etat für Forschung und Entwicklung gekürzt: um über 5%. Im Bereich Imaging wurde dieser F&E-Etat von 2,4 auf 2,2 Mrd. Yen gekürzt: -8%. Das werden die Fotokunden bald spüren.
Allgemeines:
Wie auch manche andere Firma ist Fujifilm extrem bemüht, den durchwachsenen Quartalsbericht schönzurechnen. Sofern es immer geht, wird das nur mäßig gute Weihnachtsquartal nicht oder nur ganz kurz explizit erwähnt, sondern auf die bisherige Gesamtperiode der 9 Monate des Geschäftsjahres (seit April 2020) verwiesen, in der selbstredend eine langsame Erholung stattfand.
Wie im Vorquartal fällt die willkürliche (und nochmals erhöhte) Zahl von 65 Mrd. Yen an herausgerechneten Verlusten aufgrund des Covid-19 impact
auf, die man auf ein Sonderkonto bucht. So gelingt es, den Einzelbereichen des Konzerns z.T. ein Wachstum zuzuordnen, wo faktisch nur ein Rückgang besteht.
Wie im Vorquartal fällt die gezielte Manipulation mit der Grafik zur Umsatz-Gewinnangabe bei Imaging auf, bei der man die Gewinnkurve einfach um 26 Mrd. Yen aus der Verlustzone anhebt, um ein nur im Gewinnbereich liegende aufgehübschte Kurve zu zeigen.
Beim Überprüfen der im Anhang der Berichte befindlichen Einzelzahlen fiel mir ferner auf, dass Fuji die ausgewiesene Erholung auch massiv auf die Mitarbeiter abwälzte. Man entließ innerhalb eines Jahres über 1.600 Angestellte - über 2,2% der Gesamtbelegschaft. So lassen sich am einfachsten Kosten einsparen.
Der Umsatz des Weihnachtsquartals legte erneut die Verhältnisse im Konzern klar offen:
Healthcare and Material Solutions erzielte: 45,8% des Konzernumsatzes - Medizinbereich im weitesten Sinne.
Document Solutions: 36% des Konzernumsatzes - Firmen-/Büro-Bereich.
Imaging Solutions: 18,2% des Konzernumsatzes - analoge und digitale Fotografie.
Der Unterbereich Electronic Imaging mit den Digitalkameras macht nur 3,6% des Konzernumsatzes aus.
Fujifilm ist ein diversifizierter und profitabler Großkonzern. Aber der digitale Kamera-Bereich mit seinen APS-C- und Mittelformatkameras kam bis heute nie aus der absoluten Nische heraus.
Bewertung:
Trotz des insgesamt nicht mehr so schlechten Weihnachtsquartals ist der Ausblick für das Geschäftsjahr bis Ende März negativ: Man musste die Umsatzerwartungen nochmals herunterkorrigieren. Aber man konnte die Gewinnerwartungen etwas erhöhen. D.h. es bleibt bei den Aussagen vieler Firmen: Weniger Umsatz aber dank drastischer Sparmaßnahmen dennoch ein höherer Gewinn.
Die Aktionäre werden sich über eine erhöhte Gewinnausschüttung freuen. Man erhöhte die Jahres-Dividende um 5 Yen auf 100 je Aktie. Das wird dann der 11. kontinuierliche Anstieg der Jahresdividende. Daraus erkennt man, wie sehr Fujifilm auf die Aktionäre und die Börse orientiert ist - und nicht an den Fotokunden.
Ferner lockte man die Börse mit einem weiteren Zweijahres-Sparplan (VISION2023), der ab April 2021 umgesetzt werden soll.
Deutlich sprach man die nun endgültige Umstrukturierung hin zum Healthcare-Konzern an: ... we decided to make aggressive investments mainly in the growing healthcare field, while optimizing our business portfolio and implementing strict cost management to improve profitability
. - Investitionen im Gesundheitswesen und Sparmaßnahmen im Rest des Konzerns - auch dem Fotobereich.
Fazit: Fujifilm Zusammengefasst: Der Konzern ist profitabel. Solange der alte - der Fotografie verpflichtete - CEO am Ruder bleibt, wird man den lächerlich kleinen Bereich der Digitalkameras weiter mit sich schleppen. Aber langfristig lege ich bei einem Führungswechsel (siehe Olympus) meine Hand nicht ins Feuer für die nie aus der Nische gekommenen Digitalkameras.
Bitte beachten Sie auch die neue detaillierte Firmenanalyse Fujifilm.
Zum Schluss publizierte die Firma Olympus als letzte Firma endlich ihre Quartalszahlen für das Weihnachts-Quartal. Wie viele Firmen - verwendet Olympus das Geschäftsjahr April bis März, nennt es aber vorausschauend 2021. Das hier besprochene dritte Quartal umfasst somit den Zeitraum von Oktober bis Dezember einschließlich.
Der Gesamtkonzern 3. Quartal (Oktober - Dezember) erwirtschaftete: Umsatz: 197,1 Mrd. Yen = +2% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Operativer Gewinn: 34,4 Mrd. Yen = +19% gegenüber demselben Vorjahresquartal. Der Gewinn konnte sogar deutlich gesteigert werden.
Dies belegt, dass es dem Konzern gut geht. Er hat die Krise überstanden.
Da man den Bereich Imaging komplett verkaufte, wurde er auch bilanztechnisch ausgegliedert und nicht mehr so dargestellt, wie man es erwarten könnte oder von früher kannte.
(Discontinued operations): (1) Outline of discontinued operations: The Company concluded a share transfer agreement concerning the divestiture of the Imaging Business of the Company with special purpose company OJ Holdings, established by Japan Industrial Partners, Inc. on September 30, 2020. Accordingly, the profit (loss) of the Imaging Business is classified as discontinued operations for the nine months ended December 31, 2020 and restated for the nine months ended December 31, 2019. Furthermore, the transfer of the Imaging Business was completed on January 1, 2021.
Deshalb finden sich genaue Werte nur noch für die 9 Monate April bis Dezember:
Der Umsatz im Imaging betrug: 20,915 Mrd. Yen - gegenüber 33,736 Mrd. Yen im Vorjahreszeitraum (04.-12.2019) = -38%. Das ist ein unterdurchschnittliches Ergebnis, da der Jahresdurchschnitt 2020 aller Kameras beim Umsatz nur bei ca. -28% lag. Der Umsatz bei Olympus-Imaging brach somit 2020 stärker ein als im Marktdurchschnitt.
Operating profit (loss) - Operativer Verlust: 51,993 Mrd. Yen - gegenüber angeblich 6,195 Mrd. Yen im Vorjahreszeitraum (04.-12.2019). D.h. der Verlust hat sich nochmals dramatisch erhöht.
In der Präsentation finden sich noch gerundete Angaben zu Imagings Weihnachtsquartal:
Der Umsatz betrug: 7,2 Mrd. Yen gegenüber 12,9 Mrd. Yen im Weihnachtsquartal 2019 = -45%. Das ist fast eine Halbierung der Umsätze im Weihnachtsgeschäft. Wenn man bedenkt, dass in dem Zeitraum erst das neue, extrem teure und von treuen Altkunden sehr gut nachgefragte Teleobjektiv angeboten wurde, so kann man sich ausrechnen, wie die Umsätze bei den kleineren Kameras und Objektiven wegbrachen.
Der Operative Verlust betrug: -3,5 Mrd. Yen gegenüber -1,3 Mrd. Yen im Weihnachtsquartal 2019. Der Verlust hat sich mehr als verdoppelt.
Berücksichtigt man die kreative Buchführung von Olympus, welche viele Kosten verschweigt und in anderen Rubriken pauschaliert, war das Ergebnis verheerend. Das Weihnachtsgeschäft verlief niederschmetternd. Olympus konnte somit nicht vom üblichen Weihnachtsbonus profitieren.
Fazit Olympus:
Das Ende des Bereiches Imaging bei Olympus ist besiegelt.
Wie immer hat Olympus alles getan, um jegliche Details in der Bilanz zu verschleiern.
Man kann somit nichts mehr Positives aus den wenigen Zahlen herausfinden. Gäbe es irgendetwas Positives, hätte man dies gesagt. Das wäre Olympus auch dem Käufer gegenüber schuldig gewesen.
Alle mir aus Insider-Informationen zugespielten sowie aus Gerüchten bekannten Details sind niederschmetternd: Alles deutete auf eine Halbierung der Nachfrage hin. Das hat etwas mit Psychologie zu tun. Faktisch sind die Kameras und Objektive durchaus hochwertig und werden sicherlich viele Jahre fehlerfrei arbeiten. Aber nur noch wenige Fotografen glauben offensichtlich an eine Zukunft dieses Kamerasystems. Die Schuld dafür trägt jedoch zum guten Teil auch die Nachfolgefirma OM Digital Solutions, welche (zumindest bis Ende 2022) kaum die Kunden über die Zukunft informierte.
Betrachtet man alle Quartalsberichte zum Weihnachtsquartal aller Firmen gemeinsam, so kann man zusammenfassen:
Erwartungsgemäß ging es auch im 4. Jahresquartal aufwärts. Dies liegt bei Kamerafirmen aber hauptsächlich daran, dass dieses Weihnachtsquartal immer das mit Abstand beste Quartal ist, da Kameras für viele Menschen schlichtweg zu teuer sind für den kleinen Fotohunger zwischendurch.
Die Konzerne erholten sich aber auch generell, da die schwersten Pandemiefolgen der ersten Welle im Frühjahr endlich abklangen.
Hinzu kamen im Bereich Imaging bei allen Firmen Reduktionen der Verluste respektive Gewinnerhöhungen durch drastische Einsparungen auf allen Ebenen - über Service, Marketing, Produktion und Vertrieb bis hin zu drastischen Sparmaßnahmen beim Etat Forschung und Entwicklung. Die negativen Folgen aller dieser Sparmaßnahmen werden die Fotokunden sehr bald am eigenen Leib spüren.
Zahlreiche Firmen haben ihre Bilanzen auch dadurch optimiert, dass sie schlichtweg drastisch Personal abgebaut haben. Soviel zu dem seit Jahrzehnten publizierten Mantra vieler Analytiker, dass man in Japan rechtlich angeblich niemanden entlassen kann oder die Firmen dies aus Gründen der Gesichtswahrung niemals machen würden.
Produktion der drei Kameraklassen 2020 in absoluten Zahlen:
Bitte lesen Sie die Grafik korrekt. Das sind absolute Zahlen der Produktion. Sie zeigen keinen positiven = steigenden Trend der Produktion. Die Werte liegen (fast) alle deutlich unter den absoluten Werten der Vorjahre. Das hier sind Monatswerte. Zu den üblichen Monatsschwankungen siehe Statistiken.
Auffällig war der starke Einbruch der hellblauen Linie im Februar, den ich auf die Corona-Einflüsse in China zurückführe, wo die meisten dieser Kompakt- und Bridge-Kameras gefertigt werden. Im Oktober kam es zu einer Marktsättigung, da die Hersteller endlich erkannten, dass kaum jemand mehr die Pocket-Kameras will. Die unerwartet schlechteren Novemberzahlen lagen vermutlich an der zweiten Welle der Pandemie, welche die westliche Welt hart traf.
Der Absturz der Kameras mit Spiegel (DSLRs rot) im März liegt daran, dass diese vor allem auf dem asiatischen Festland hergestellt werden, das unter Corona-Lockdowns im März litt, sowie unter den dann spürbaren Zulieferproblemen der Unterhersteller überall. Danach kam es zum Zickzackkurs. Noch immer wollen manche diese DSLRs nicht aussterben lassen. Zum Weihnachtsgeschäft wurden die Hersteller von übertriebenem Optimismus befeuert.
Der bis Mai kontinuierliche Niedergang der spiegellosen Systemkameras (graue Linie) dürfte ebenfalls den Zulieferproblemen geschuldet sein. Danach zog man mit der Produktion neuer Kamera-Modelle (wie Canon R5, R6, Sony A7SIII, Panasonic S5 sowie Nikons Z5, Z6 II und Z7 II).
Der drastische Rückgang im Mai steht sicherlich mit Restriktionen in Japan selbst in Zusammenhang, wo man - zumindest in einigen Bezirken - ebenfalls einen Lockdown light praktizierte. Der leichte Rückgang in absoluten Zahlen im November ist ein ganz schlechtes Anzeichen bei neuen Kameramodellen und der Weihnachtszeit.
Erfreulich fällt die Trendwende im Juni auf, die sich mit Schwankungen fortsetzte. Spätestens seit August ging es wie vorausgesagt steil nach oben. Aber im November traf die zweite Welle der Pandemie alle Hersteller, weil die Nachfrage stagnierte - und das im Weihnachtsgeschäft.
Nachteilig ist hingegen, dass die Gesamtproduktion aller Kameras im Jahr 2020 nur 58,8% der Produktion im Vorjahr ausmachte. -41,2% war ein herber Rückschlag bei der Gesamtproduktion aller Kameras im Jahr 2020.
Prozentuale Produktion alle Klassen zusammen im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019. - Das sieht noch erschütternder aus. Aber im Juni zeigte sich die Trendwende, die sich bis Oktober fortsetzte.
Hier erkennt man am besten meine bereits zu Anfang des Jahres 2020 vorausgesagte Sinuskurve mit starkem Einbruch aufgrund der Pandemie und Weltwirtschaftskrise im ersten Halbjahr und der darauf folgenden Überproduktion im zweiten Halbjahr.
Die rot gepunktete Linie stellt den Jahresdurchschnitt von 58,8% dar.
Wie 2017 deutet sich eine Fortsetzung der Überproduktion für den Anfang des Jahres 2021 an.
Spiegellose Kameras - absolute Zahlen - Verlauf der Produktion 2020 (grün):
Die Zahlen für Januar bis Juli waren miserabel und lagen unter denen der drei Vorjahre. Durch Mangel an Zulieferteilen lag die Produktion im März bis Juni sogar unter denen der letzten 5 Jahre. Erst ab Juli ging es steil bergauf.
Vor allem war der Trend im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat ernüchternd: -10,7% im Januar, -9,1% im Februar, -44% im März, -52,5% im April, -64,8% im Mai und -54,5% im Juni. Erst im Juli gelang mit der Produktion neuer Modelle die anhaltend deutliche Trendwende mit nur noch -21,4%. Und im August gelang es endlich die Trendwende bei spiegellosen Kameras mit +3,1% zum Vorjahresmonat zu zementieren. Aber seit September ging es mit -13,7% zum Vorjahresmonat, im Oktober mit -2,1% und im November mit -21% sowie mit -10,1% im Dezember auf (vorausgesagt) hohem Niveau eher seitwärts.
Der signifikante Anstieg in der zweiten Jahreshälfte lag an den neuen Modellen (Canon R5, R6 Sony A7SIII, Panasonic S5, Nikons Z5, Z6 II, Z7 II), dem Willen der Manager zur Überproduktion und dem generellen statistischen Trend bei spiegellosen Kameras, die eher als Weihnachtsprodukte zu bezeichnen sind.
Kameras mit Spiegel - absolute Zahlen - Verlauf der Produktion 2020 (grün):
Die Monatszahlen für DSLRs im Jahr 2020 waren schlecht und lagen unter denen aller Vorjahre.
Vor allem war der Trend im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat erstaunlich: -33,4% im Januar, -8,5% im Februar, -67,4% im März, -59,8% im April, -80,4% im Mai, -51,5% im Juni, -70,9% im Juli, -53,8% im August, -39,9% im September, -22,1% im Oktober und -18,9% im November sowie -35,7% im Dezember.
Warum man die Produktion im Februar erhöht hat, bleibt mir ein Rätsel. Evtl. lag dies an den beiden neuen Modellen Nikon D780 sowie Canon 1DXIII. Auch die Erhöhung im April scheint zum Teil auf die neuen Modelle Nikon D6 und Canon 1DXIII zurückzuführen sein. Die kontinuierlichen Steigerungen seit dem Monat August kann ich aus Marktsicht nicht erklären. Eventuell waren die Manager in Japan mit den (teilweise veralteten) DSLRs schlichtweg zu optimistisch für das Weihnachtsgeschäft.
Die höheren Werte im Herbst deuten zwar auf eine allgemeine Erholung hin. Aber ich hätte die Produktion der DSLRs nicht mehr erhöht. Eigentlich wollten (außer Pentax) alle Hersteller zu spiegellosen Systemen migrieren. Insgesamt scheint mir die Zick-Zack-Kurve eine Unentschlossenheit des Managements zu belegen. Hochwertige (neue) DSLRs spülen kurzfristig dringend benötigtes Geld in die Kasse. Aber sie halten dann deren Käufer für mindesten 5 Jahre vom Neukauf einer spiegellosen Kamera ab.
Prozentualer Verlauf 2020 je Modellklasse - Verlauf der Produktion 2020 zum Vorjahr 2019:
Vor allem bei der prozentualen Betrachtung wird der Unterschied der drei Klassen: Kompakt-/Bridge-Kameras, Kameras mit Spiegel und Spiegellose Kameras deutlich.
Im Jahr 2020 sah es nur für spiegellose Systeme noch mäßig gut aus. Es ergab sich insgesamt -24,1% Rückgang bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr 2019. Auch hier schwächelte der Markt. Aber im August wurde die 100%-Marke für diesen Monat im Vergleich zum Vorjahresmonat durchbrochen, fiel im September allerdings wieder signifikant darunter, um sich dann auf hohem Niveau mehr oder weniger seitwärts zu bewegen.
Systemkameras mit Spiegel (DSLR) stürzten ab. Der negative Trend 2020 summierte sich auf -46,6% bei der Produktion im Vergleich zum Vorjahr 2019.
Kompakt- und Bridge-Kameras mit fest verbautem Objektiv setzten 2020 ihren Abstieg mit -47,5% im Vergleich zum Vorjahr fort.
Aber im Juni trat die allgemeine Trendwende ein, die sich in den Folgemonaten mit Schwankungen weitgehend fortsetzte. Allerdings trat ab September insgesamt eine unruhige Seitwärtsbewegung ein.
Verschiffung nach Europa 2020 in Prozent:
Bei der Verschiffung nach Europa hält der seit Jahren negative Trend weiter an. Für 2020 ergab sich insgesamt ein Rückgang von -42,3% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Aber auch hier war eine Trendwende ab Juni unverkennbar.
Die grün gepunktete Linie gibt den Jahresdurchschnitt 2020 von 57,7% an. Wie bei der Gesamtproduktion oben erkennt man die pandemiebedingten Einbrüche im ersten Halbjahr und die erhöhte Verschiffung im zweiten Halbjahr.
Zu den allgemein in der Analyse des Fotomarktes verwendeten statistischen Methoden siehe dort.
Die Risiken des Corona-Virus' hatten sich (seit meinen ersten Einschätzungen zum Jahresbeginn 2020) bis zum Jahresende nicht geändert:
Mehrere Hersteller räumten bereits Ende Februar ein, dass auch ihre Produktion durch Lieferengpässe aus China aufgrund des Corona-Virus' Covid-19 betroffen sein könnten.
Allerdings sprachen erste Analytiker bereits Ende Februar - wie 2016 aufgrund der Erdbeben - von einer kurzzeitigen Delle, die einen weltweiten Nachfragestau verursachen und zu Weihnachten 2020 und vor allem 2021 zu extremen Steigerungen der Absätze führen würden. Das habe ich beim Erdbeben 2016 bereits bezweifelt und behielt Recht. Aber die Hersteller ließen sich damals falsch beraten und produzierten als Folge im Herbst drastisch über und auf Halde, worunter sie jahrelang litten.
So wie ich jene einflussreichen Berater kenne, werden sie sich auch dieses Mal wieder durchsetzen. Sobald die Lieferengpässe beendet sind, werden wir somit evtl. erneut mit einer sinnlosen Überproduktion rechnen müssen - evtl. ab den Sommermonaten.
Bereits Stunden nach meiner These bestätigte Canon Ende Februar exakt dies: Sie fahren jetzt in 3 Fabriken die Produktion für geplant fast 2 Wochen auf null herunter und werden alles später in diesem Jahr nachholen. Ebenso hatte Ricoh/Pentax einen vorübergehenden Produktionsstopp veranlasst. Es fehlten manche Zulieferteile aus China.
D.h. die Produktionszahlen werden 2020 evtl. extreme und völlig unnatürliche Schwankungen vollführen, wodurch jede Voraussage erschwert wird.
Am 09.03. gab auch Nikon bekannt, dass es aufgrund fehlender Zulieferteile zumindest bei der D6 zu einer Verzögerung von 1 Monat kommen wird.
Angesichts meiner eigenen Analysen vom 13.03. aufgrund der nur im Ausland frei zugänglichen medizinischen Fakten zum Coronavirus Covid-19 nehme ich alle (oben stehenden) früheren Voraussagen als viel zu optimistisch zurück und prognostizierte für 2020 und die Folgejahre einen drastischen Einbruch der Verkäufe bei dedizierten Kameras. Das sind Luxusgüter für bessere Zeiten, die man sich kaum anschafft, sofern man kurzfristig mit dem Tod bedroht sein kann. Es mag sein, dass die Produktionszahlen erstaunlich hoch bleiben und vor allem ab Sommer wieder drastisch ansteigen, weil das Management der Kamerahersteller noch immer nichts begreifen will. Aber die realen Verkäufe an wirkliche Endkunden (keine Verschiffungszahlen an Tochterunternehmen) werden 2020 kollabieren.
Deshalb gebe ich im Folgenden die regulär
erwartbaren Jahresergebnisse an, welche sich aus den Durchschnitten der Jahre seit 2010 ergeben, sowie einen korrigierten
Wert. Die von mir korrigierten Werte beruhen ebenfalls auf den Durchschnitten der Jahre seit 2010, wurden jedoch mit einer Art Sinuskurve überlagert: in den ersten 6 Monaten jeweils prozentual nach unten korrigiert und im 2. Halbjahr jeweils prozentual je Monat angehoben. Dies versucht den vermutlich realen Verlauf der diesjährigen Produktion zu antizipieren, wobei ich spekulativ mittels educated guessing davon ausgehe, dass einem starken Einbruch in der ersten Jahreshälfte eine vom Management erzwungene Überproduktion in der 2. Jahreshälfte folgt. Etwas Ähnliches sahen wir bereits 2016. Das wahrscheinlichste Jahresendergebnis der Produktion in allen unten aufgelisteten Prognosen dürfte zwischen der regulär
erwartbaren und der von mir korrigierten
Zahl liegen.
Nachtrag am Jahresende: Rückblickend gebe ich erstmals meine jeden Monat ab März prognostizierten Werte (der zum damaligen Zeitpunkt anhand der wenigen Teildaten jeweils errechneten Gesamt-Jahres-Werte) in der Spanne an. D.h. Sie können meine früheren Prognosen bezüglich der Treffsicherheit selbst überprüfen.
Sinuskurve 2020
Bereits Ende Januar 2020 war jedem internationalen Beobachter klar, dass die Pandemie / SARS-CoV-2 / Corona-Virus / CoViD-19 verheerende Auswirkungen auf das Sozialleben aller Staaten und die Weltwirtschaft haben würden. Darüber habe ich seit Anfang 2020 ausführlich berichtet: In eigener Sache 2020. Nur in Deutschland logen das Robert-Koch-Institut, der Gesundheitsminister und viele andere Verantwortliche vor allem in den Medien noch bis Ende März die Bevölkerung wissentlich an.
D.h. für jeden logisch denkenden Menschen war voraussehbar, dass es zu einem Einbruch im ersten Halbjahr und dann zu einer Überproduktion im zweiten Halbjahr kommen würde.
Deshalb legte ich eine Sinuskurve der zuerst pandemieverursachten Unterproduktion in der ersten Jahreshälfte als auch der gezielten Überproduktion in der 2. Jahreshälfte über die zu erwartenden Normalwerte
.
Meine Annahme Anfang Januar 2020 (vor Bekanntwerden der Pandemie): Eigentlich müsste die Gesamtproduktion um mindestens 4 Mio. auf unter 11 Mio. sinken. Aber die Überproduktion wird anhalten, weil die meisten Manager in den Zentralen noch immer nicht begriffen haben, wie schlecht die Absätze an Endkunden sind, ihren (olympisch bedingten) Optimismus noch immer nicht einschränken, und die Produktion aus vielerlei Gründen nicht so schnell reduziert werden kann. Deshalb sind sogar über 12 Mio. produzierte Kameras möglich.
Im Grunde müsste man die Überproduktion - angesichts voller Lager weltweit - sogar drastisch reduzieren - auf die Hälfte der Jahresgesamtproduktion von 2019. Das wären jedoch weit unter 8 Mio. produzierte Kameras. Das wird allerdings nicht geschehen. Aber die Verkäufe an Endkunden werden 2020 sogar weit unter diese Zahl fallen. Ganz offen erwarte ich die schlechtesten Verkaufszahlen seit den 1960er Jahren. Der Grund liegt darin, dass die Hersteller keine Lösungen für die wahren Probleme bis Januar 2020 anboten und fast alle Forderungen der Käufer missachteten.
Ende Juli 2020 prognostizierte Canon einen Rückgang der Gesamtjahresverschiffung aller Kameras um mindestens 40%. Das wären dann noch rund 9 Mio. Stück. Da man die vollen Lager jedoch räumen will, müsste die Produktion noch stärker zurückgefahren werden.
Die oft sehr optimistische CIPA prognostizierte für 2020 insgesamt 11,67 Mio. verschiffter Kameras (-23,3%). Vorsicht: Ich behandele immer produzierte Kameras, da sich Verschiffungen (von einem Zentrallager in die Lager der Unterfirmen in den verschiedenen Erdteilen und Einzelregionen) jederzeit firmenpolitisch manipulieren lassen, die Zentrallager sowieso überfüllt sind und deshalb 2020 dringend geleert werden müssen.
Unter den Normalbedingungen der Vorjahre errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion zwischen rund 7,1 und 10 Mio. Stück.
Pandemiebedingt korrigiert errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion zwischen 8,7 und 9,6 Mio. Stück.
Die tatsächliche Zahl produzierter Kameras aller Klassen lag 2020 bei 8.736.760 Stück.
Somit lagen meine Prognosen - angesichts der weltweiten Unsicherheiten - insgesamt doch in einem erstaunlich brauchbaren Korridor.
Abweichung der Gesamtproduktion des Jahres 2020 vom bisherigen Durchschnitt:
Die blaue Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion der Jahre 2010 bis 2019 als arithmetischen Durchschnitt an.
Die rote Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion des Jahres 2020 an.
Das Jahr 2020 war extrem. Noch nie gab es so viele monatliche Extremwerte der Produktion in einem Jahr: 2020 bot in 7 Monaten die absoluten Extremwerte der Abweichungen (sowohl nach oben als auch nach unten) bei der Gesamtproduktion seit 2010.
Derart extreme Ausschläge sind unvorhersehbar. Somit war das Jahresgesamtergebnis nur schwer prognostizierbar. - Vor allem unter diesen schwierigen Umständen halte ich meine über das Jahr gemachten Voraussagen zum Gesamtergebnis für gut.
Ferner wird an der roten Kurve die von mir vorhergesagte Sinuskurve der zuerst pandemieverursachten Unterproduktion in der ersten Jahreshälfte als auch der gezielten Überproduktion in der 2. Jahreshälfte erkennbar.
Annahme Anfang Januar 2020 (vor Bekanntwerden der Pandemie): Fortsetzung des Rückgangs der Produktion um mindestens 20% bei Kompakt- und Bridge-Kameras: auf ca. 5 Mio. Stück. Eigentlich müsste man die Produktion dieser beiden Klassen halbieren oder stoppen. Die jahrelange Überproduktion führte zu vollen Lagern. Ferner werden mehrere Smartphones 2020 8K-Video bieten und damit jede dedizierte Fotokamera technisch in den Schatten stellen.
Ende Juli 2020 prognostizierte Canon einen Rückgang der Gesamtjahresverschiffung bei Kompakt- und Bridge-Kameras um 46%. Das wären dann noch rund 3,6 Mio. Stück. Da man die vollen Lager jedoch räumen will, müsste die Produktion noch stärker zurückgefahren werden.
Die oft sehr optimistische CIPA prognostizierte für 2020 insgesamt 4,8 Mio. verschiffter Kompakt- und Bridge-Kameras (-29%).
Anfang August 2020 prognostizierte Nikon einen Rückgang der Gesamtjahresverschiffung bei Kompakt- und Bridge-Kameras auf rund 2,9 Mio. Stück.
Unter den Normalbedingungen der Vorjahre errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion bei Kompakt- und Bridge-Kameras zwischen rund 3 und 3,7 Mio. Stück.
Pandemiebedingt korrigiert errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion zwischen 3,4 und 3,9 Mio. Stück.
Die tatsächliche Zahl produzierter dieser Kameras mit kleinen Sensoren lag 2020 bei 3.478.932 Stück.
Somit lagen meine Prognosen - angesichts der weltweiten Unsicherheiten - insgesamt in einem erstaunlich brauchbaren Korridor.
Abweichung der Produktion an Kompakt- und Bridge-Kameras des Jahres 2020 vom bisherigen Durchschnitt:
Die blaue Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion der Jahre 2010 bis 2019 als arithmetischen Durchschnitt an.
Die rote Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion des Jahres 2020 an.
Das Jahr 2020 war extrem. Noch nie gab es so viele monatliche Extremwerte der Produktion in einem Jahr: 2020 bot in 6 Monaten die absoluten Extremwerte der Abweichungen (sowohl nach oben als auch nach unten) bei der Gesamtproduktion seit 2012.
Derart extreme Ausschläge sind unvorhersehbar. Somit war das Jahresgesamtergebnis nur schwer prognostizierbar. - Vor allem unter diesen schwierigen Umständen halte ich meine über das Jahr gemachten Voraussagen zum Gesamtergebnis für gut.
Ferner wird an der roten Kurve die von mir vorhergesagte Sinuskurve der zuerst pandemieverursachten Unterproduktion in der ersten Jahreshälfte als auch der gezielten Überproduktion in der 2. Jahreshälfte erkennbar.
Bei Kompakt- und Bridge-Kameras kam es in China bereits im Februar zu einem massiven Einbruch aufgrund des dort früheren aber härteren Lockdowns.
Annahme Anfang Januar 2020 (vor Bekanntwerden der Pandemie): Es ist mit einem weiteren Rückgang von mindestens 30% bei den an Endkunden verkauften Kameras mit Spiegel = DSLRs auszugehen.
Sofern die Produzenten (insbesondere Canon und Nikon) schlau sind, rechnen sie angesichts der bereits seit Jahren vollen Lager ebenfalls damit und reduzieren die Produktion um mindestens 50%: auf ca. 2 Mio. Stück. Ansonsten erhöht dies nur die immer schwerer abzuverkaufenden alten Lagerbestände.
Hätte ich etwas bei Canon und Nikon zu entscheiden, würde ich die Produktion der APS-C-Kameras mit Spiegel bis auf jeweils 1 Modell (90D und D500) im Laufe des Jahres 2020 einstellen. Selbst dann benötigt man aufgrund der vollen Lager und der wegbrechenden Nachfrage mindestens 1 Jahr (vermutlich sogar eher 2 Jahre) um die Altbestände abzuverkaufen. Neue Modelle mit Spiegel (außer D6 und 1DXIII) würde ich 2020 nicht mehr herausbringen. Ferner verhindern jene Altmodelle mit Spiegel den Umstieg auf die neuen spiegellosen APS-C- und Vollformat-Kameras. - Denn ich halte den gesamten Preisbereich unter 1.000 Euro seit Jahren für verloren - an Smartphones. Angesichts der aufwändigen F&E sowie der sündhaft teuren hochwertigen elektronischen Sucher sehe ich keine Chance, für z.B. 500-750 Euro eine wirklich hochwertige spiegellose APS-C-Kamera mehr zu bauen.
Da jedoch Berater für bis zu 5-stellige Tagessätze bei diesen Firmen die Empfehlungen aussprechen, wird es nicht so kommen. Es werden vermutlich weitere Lagerbestände in der Klasse APS-C und bei MFT angehäuft werden. - Wer nimmt schon kostenlose Ratschläge an, vor allem von Analytikern wie mir, die seit 2015 mit allen Prognosen Recht behielten?
Unter den Normalbedingungen der Vorjahre errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion bei DSLR-Kameras zwischen rund 2 und 2,6 Mio. Stück.
Pandemiebedingt korrigiert errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion zwischen 2,3 und 3 Mio. Stück.
Die tatsächliche Zahl produzierter Kameras lag 2020 bei 2.357.143 Stück.
Somit lagen meine Prognosen - angesichts der weltweiten Unsicherheiten - insgesamt in einem erstaunlich brauchbaren Korridor.
Abweichung der DSLR-Produktion des Jahres 2020 vom bisherigen Durchschnitt:
Die blaue Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion der Jahre 2012 bis 2019 als arithmetischen Durchschnitt an.
Die rote Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion des Jahres 2020 an.
Das Jahr 2020 war extrem. Noch nie gab es so viele monatliche Extremwerte der Produktion in einem Jahr: 2020 bot bei den DSLRs den Spitzenwert aller Kameraklassen mit 9 Monaten mit absoluten Extremwerten der Abweichungen (sowohl nach oben als auch nach unten) bei der Gesamtproduktion seit 2012.
Derart extreme Ausschläge sind unvorhersehbar. Somit war das Jahresgesamtergebnis bei DSLRs nur sehr schwer prognostizierbar. - Vor allem unter diesen schwierigen Umständen halte ich meine über das Jahr gemachten Voraussagen zum Gesamtergebnis für gut.
Ferner wird an der roten Kurve die von mir vorhergesagte Sinuskurve der zuerst pandemieverursachten Unterproduktion in der ersten Jahreshälfte als auch der gezielten Überproduktion in der 2. Jahreshälfte erkennbar.
Meine Annahme Anfang Januar 2020 (vor Bekanntwerden der Pandemie): Nachdem sich die Waren 2019 so miserabel verkauften, werden die Stückzahlen auch 2020 weiter zurückgehen. Zum Januar-Preis 2020 hielt ich alle (inklusive Sony) Modelle für überteuert im Vergleich zur gebotenen Leistung. Viele Endkunden wollen die meisten dieser Kameras nicht zu dem hohen Preis (vor allem in Deutschland). Entweder reduzieren die Hersteller die Produktion um mindestens 10-20% auf ca. 3 Mio. Oder die Ladenhüter gehen in den Jahren 2021f. nur noch verramschbaren Lagerbestand über. Oder vor allem Canon und Nikon bieten 2020 endlich neue Kameras ohne Spiegel an, die wirklich den DSLRs in allen Punkten überlegen sind.
Unter den Normalbedingungen der Vorjahre errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion bei spiegellosen Kameras zwischen rund 2,3 und 3 Mio. Stück.
Pandemiebedingt korrigiert errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion zwischen 2,3 und 3,5 Mio. Stück.
Die tatsächliche Zahl produzierter Kameras lag 2020 bei 2.900.685 Stück.
Somit lagen meine Prognosen - angesichts der weltweiten Unsicherheiten - insgesamt in einem brauchbaren Korridor. Dies gilt vor allem, da spiegellose Systeme klassische Weihnachtsprodukte sind, deren Produktionszahlen sich im Grunde erst im Herbst (also gegen Jahresende) halbwegs präzise voraussagen lassen.
Abweichung der Produktion spiegelloser Kameras des Jahres 2020 vom bisherigen Durchschnitt:
Die blaue Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion der Jahre 2010 bis 2019 als arithmetischen Durchschnitt an.
Die rote Linie zeigt die monatlichen prozentualen Anteile an der Jahresgesamtproduktion des Jahres 2020 an.
Das Jahr 2020 war extrem. Noch nie gab es so viele monatliche Extremwerte der Produktion in einem Jahr: 2020 bot in 5 Monaten die absoluten Extremwerte der Abweichungen (sowohl nach oben als auch nach unten) bei der Gesamtproduktion seit 2012.
Derart extreme Ausschläge sind unvorhersehbar. Somit war das Jahresgesamtergebnis nur schwer prognostizierbar. - Vor allem unter diesen schwierigen Umständen halte ich meine über das Jahr gemachten Voraussagen zum Gesamtergebnis für gut.
Ferner wird an der roten Kurve die von mir vorhergesagte Sinuskurve der zuerst pandemieverursachten Unterproduktion in der ersten Jahreshälfte als auch der gezielten Überproduktion in der 2. Jahreshälfte erkennbar.
Die oft sehr optimistische CIPA prognostizierte für 2020 insgesamt 6,87 Mio. verschiffter System-Kameras mit und ohne Spiegel zusammen (-18,8%).
Ende Juli 2020 prognostizierte Canon einen Rückgang der Gesamtjahresverschiffung bei Systemkameras mit und ohne Spiegel auf rund 5,4 Mio. Stück. Da man die vollen Lager jedoch räumen will, müsste die Produktion noch stärker zurückgefahren werden. Ende Oktober 2020 prognostizierte Canon hingegen optimistischer eine Gesamtverschiffung bei Systemkameras von 5,9 Mio. Stück.
Anfang August 2020 prognostizierte Nikon einen Rückgang der Gesamtjahresverschiffung bei Systemkameras mit und ohne Spiegel auf rund 4,8 Mio. Stück. Da man die vollen Lager jedoch räumen will, müsste die Produktion noch stärker zurückgefahren werden. Laut Interviews im Oktober sah Nikon die Gesamtergebnisse im Herbst jedoch ebenfalls optimistischer.
Unter den Normalbedingungen der Vorjahre errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion bei System-Kameras mit und ohne Spiegel zwischen rund 4,2 und 5,5 Mio. Stück.
Pandemiebedingt korrigiert errechnete ich jeden Monat eine Jahresgesamtproduktion zwischen 5,2 und 6,5 Mio. Stück.
Die tatsächliche Zahl produzierter System-Kameras lag 2020 bei 5.257.828 Stück.
Somit lagen meine Prognosen - angesichts der weltweiten Unsicherheiten - insgesamt in einem brauchbaren Korridor.
Als Ketzer, der schon so oft mit meinen Prognosen Recht behielt, kann ich es, weil sich die fotografische Welt durch die Pandemie und die Weltwirtschaftskrise drastisch geändert hat. Die Hersteller gingen 2020 dazu über, entweder offen oder über selbst gestreute Gerüchte die eigenen Kunden respektive die der Konkurrenz von ihren neuen Produkten vorab zu informieren. Das ist noch nicht die von mir geforderte offene Kommunikation mit den Kunden, aber ein erster Schritt weg von der Geheimniskrämerei.
Während ich früher mit Kritik nicht sparte, so will ich dieses Jahr Lob aussprechen: Viele Kamerahersteller haben die Zeichen der Zeit erkannt - wenn auch ziemlich spät - und reagierten (sogar korrekt).
Beginnen wir mit dem größten technischen Sorgenkind: Canon.
Im Grunde hatten die meisten Analytiker Canon technisch abgeschrieben. In den letzten 5-7 Jahren warf man Canon nicht immer zu Unrecht vor, keinen weiteren Fortschritt mehr bei Fotokameras zu bieten. Alle Neuerungen flossen in den hochprofitablen Profibereich der sündhaft teuren Video-Kameras. Vor allem die Sensoren der dedizierten Fotokameras waren in den letzten Jahren signifikant hinter Sony und Nikon zurückgefallen.
Mit der D90 kam 2019 die Wende, weil sie zeigte, dass Canon alles besser machen konnte, wenn es wollte. Sogar der Sensor machte einen Qualitätssprung nach vorne. Da es sich jedoch um eine APS-C-Kamera handelte, wurde die Wende nicht so richtig medial wahrgenommen.
2020 schockte Canon alle Mitbewerber mit der R5, die in allen Bereichen gleichzog und auf vielen Feldern die Konkurrenten überholte: Der Sensor ist nun in der Fotopraxis gleichwertig zu den besten der Mitbewerber: Das Autofokus-System ist gleichwertig bis in zahlreichen Bereichen sogar überlegen. Die Rechenleistung des neuen Prozessors ist riesig und erlaubt erhebliche Fortschritte bei der Künstliche Intelligenz und Computational Photography.
Und dann war da noch die weltbeste Kamerastabilisierung (IBIS), von der Canons Manager zwei Jahre zuvor noch behaupteten, dass niemand so etwas benötige. Eine positive Kehrtwende nach der anderen.
Aber die viel wichtigere Kamera war die - zu Unrecht medial im Schatten des größeren Bruders stehende - R6, weil sie absolute Höchstleistung der erst wenige Monate vorher publizierten mehr als doppelt so teuren Profikamera EOS 1DX Mark III für das einfache und ärmere Volk
der Fotografen anbot. So etwas gab es in diesem Ausmaß noch nie.
Bei der reinen Kamera-Hardware wurde (vor allem im technikfeindlichen Kontinentaleuropa) meist übersehen, dass sich viel mehr geändert hatte: Canon bot nun Wi-Fi, automatische Hochladefunktionen der Fotos und einen neuen Cloud-Dienst an.
Alle diese Techniken erleichtern es Fotografen und dort vor allem wiederum den Berufsfotografen, Fotos aufzunehmen (Augenautofokus), erhöhen die Treffsicherheit, und beschleunigen den Transport nach Hause, die dortige Nachbearbeitung auf dem PC und die Weiterleitung an die (oft zeitkritischen) Kunden. Zeitersparnis ist Geld im Berufsleben. Vor allem in der neuen Wirtschaftskrise entscheidet die Geschwindigkeit darüber, ob man als Berufsfotograf überhaupt noch einen (weiteren) Auftrag erhält. Jeder Amateur mag darüber lachen, weil er Freude am Vorgang des langsamen Aufnahmeprozederes findet. Für Berufsfotografen ist es hingegen nun ökonomisch überlebenswichtig, dass bereits der erste Schuss ein Treffer ist (keine 10 Durchgänge mehr), oder 10-20 Bilder je Sekunde - und zwar ohne, dass man manuell viel einstellen muss, weil der Augen-Autofokus für nahezu hundertprozentige Treffsicherheit sorgt - auch bei bewegten Motiven.
Hinzu kamen neueste Speicherkartenfächer, höhere Datentransferraten, modernere und umfangreichere Anschlüsse etc. Endlich wurde das Inseldasein der dedizierten Kameras zumindest etwas aufgebrochen. Damit wurde endlich anerkannt, dass moderne Kameras sich in einer modernen Gesamt-IT-Infrastruktur integrieren müssen.
Vor allem zeigte Canon, dass es ernsthaftes Video nicht nur seinen Profivideo-Kameras vorbehält, sondern erneut auch in die unteren Fotokameraklassen integriert. - Ein-Mann-Video-Blogger (Vlogger) in allen sozialen Medien wird es freuen, weil der Dual-Pixel-AF bezüglich Treffsicherheit und weichem Übergang der Fokusebenen der Konkurrenz bei Video 2020 überlegen ist.
Kommen wir zum bisher unangefochtenen Marktführer bei spiegellosen Systemkameras: Sony.
Endlich erhalten Anwender einen herausschwenkbaren rückwärtigen Monitor (Display).
Noch im Frühjahr 2020 analysierten Sony-Anhänger, dass sich die Firma niemals von ihrer unübersichtlichen und völlig unergonomischen Menüstruktur verabschieden würde. Und doch erhielten wir in der A7S III völlig überarbeitete und deutlich ergonomischere Menüs.
Dann wurde die Gehäuseergonomie weiter verbessert: Man denke nur an den ergonomischeren Griff und den Joy-Stick.
Wer kann sich bei 4-Kartenfächern kombiniert in zwei Dual-Use-Plätzen modernster Technologie noch beschweren.
Vor allem nahm sich Sony bei unausgereiften technischen Neuerungen etwas zurück und kümmerte sich stattdessen endlich ernsthaft um das Überhitzungsproblem seiner Kameras bei Video.
Ferner erkannte Sony wie Canon, dass man gegen die Künstliche Intelligenz der Smartphones nur noch mit gigantischer Rechenleistung in den neuen dedizierten Kameras bestehen kann: Also zwei Prozessoren.
Auch Sony gebührt Lob für seine Anstrengungen auf dem Hauptfeld Ergonomie.
Kommen wir zum selbsternannten Technologieführer bei Systemkameras: Nikon.
Man erkannte, dass der spiegellose Frühschuss 2018 mit der Z7 und der Z6 trotz zweijähriger Software-Updates nicht mehr zu retten war und kündigte konsequent die Z6 II sowie die Z7 II mit der Kraft der zwei Herzen
an. Auch Nikon setzte mit nun zwei Prozessoren konsequent auf mehr Rechenleistung für KI-Funktionen und schnellere Autofokus sowie schnelleren Bildserien bei höherer Treffergenauigkeit und verbesserter Bedien-Ergonomie.
Ferner lieferte Nikon mit der Z5 eine wirklich hochwertige Einsteigerkamera in den Vollformat-Bereich, die erstmals nicht gravierend abgespeckt wurde. Nikon erkannte, dass junge Smartphone-Besitzer nur dann zu dedizierten Kameras aufsteigen, wenn diese auch wirklich auf allen Gebieten technisch hochwertiger sind als Smartphones.
Sofern sich dieser positive Trend durchsetzt, werden wir in den kommenden Jahren von den drei Platzhirschen nur noch sehr gute bis fast perfekte Kameras erhalten, die sich auf fast allen Gebieten derart angenähert haben, dass man sie nur noch in Labors unterscheiden kann. Dann kann man blindlings jedes Modell einer Klasse jedem Fotografen empfehlen. - Ketzerisch bin ich einmal gespannt, worüber sich die Fans in den Foren dann streiten: Die völlig indiskutablen
Farben und Formen der Kameragurte der anderen Marke?
Wo bin ich wenig bis überhaupt nicht zufrieden?
Kommen wir zum Enfant Terrible bei Systemkameras: Fujifilm.
Fujifilm hat jahrelang die ganze Branche mit sinnvollen Neuerungen und herausragenden Produkten in Angst und Schrecken versetzt. Aber 2020?
Obwohl die Lager mit X-T3-Modellen weltweit noch angefüllt waren, warf man die X-T4 auf den Markt, die für die Kamerastabilisierung (IBIS) als einzige größere Neuerung einen hohen Aufpreis in der Wirtschaftskrise verlangte.
Ansonsten handelte es sich bei diesem Spitzenmodell nur um marginale Hardware-Verbesserungen: Der Autofokus ist immer noch nicht so gut wie die Systeme der Konkurrenten beim dazu technisch viel anspruchsvolleren Vollformat und das Überhitzungsproblem bei Video ist noch immer nicht gelöst, obwohl dies bei einem Metallgehäuse leichter lösbar wäre.
Während vor allem die großen Firmen Canon und Nikon von Fuji lernten, dass man die eigenen spiegellosen Kameras ständig mit weiteren Software-Verbesserungen (Firmware-Updates) versorgen muss, schlug Fujifilm plötzlich den entgegengesetzten und falschen früheren Weg der beiden Platzhirsche ein: Neuerungen gab es in der APS-C-Klasse fast nur noch per neuer Hardware. Deshalb ist die X-T5 bereits in Entwicklung und wird Ende 2021 auf den völlig übersättigten eigenen Markt kommen.
Ende des Jahres lieferte Fujifilm auf weltweiten Protest und aufgrund der im Herbst kaum mehr verkaufbaren X-T3 ein Firmware-Update für dieses eine Modell nach, das jedoch nur auf dem Papier beeindrucken kann, da diese verbesserten Werte nur mit ganz wenigen sündhaft teuren lichtstarken neuen Objektiven erzielbar sind. Für die meisten Besitzer oder Interessenten der X-T3 änderte sich kaum etwas, da die alten Objektive schlichtweg zu langsam sind. Das wird den Absatz der inzwischen veralteten X-T3 kaum ankurbeln.
Fujifilm konzentrierte sich hingegen entwicklungstechnisch auf seine neuen Mittelformat-Kameras sowie deren Objektive.
Da wäre dann noch Leica:
Dass man selbst keine Kamera mehr entwickeln kann, ist bereits bezeichnend. Aber für die SL2 die hochwertige Panasonic S1R derart zu verschlechtern, stellt schon eine Leistung dar: Um einige völlig veraltete eigene Objektive angeblich besser an der neuen Kamera nutzen zu können, wurde der Sensor mit Microlinsen verändert und dadurch die Bildqualität herabgesetzt. Dann wurde dadurch auch noch der ohnedies schlechteste Autofokus (DFD von Panasonic) im Bereich Vollformat nochmals verschlechtert. Zum Jahresende kam dann noch die 24 MP-Kopie der Panasonic S1 hinzu, die mehr als doppelt so viel kostet wie die gesamte Konkurrenz. Die rote Laterne für das technische Schlusslicht von Leica - bei hohem Preis. - Leica wird sich ab nun diese Kritik gefallen lassen müssen. Denn sie haben mit der Lizensierung ihres L-Bajonetts / L-Mount-Alliance sich selbst erst vergleichbar gemacht. - Panasonic war 2020 technisch überlegen und mit demselben L-Bajonett preiswerter.
Eigentlich war da noch Sigma. Aber deren modulare Kamera ist ein Nischenprodukt, um das es 2020 sehr ruhig wurde.
Auch die Objektive dieses Jahres haben mich in vielen Fällen enttäuscht. Die meisten Neuerscheinungen waren höflich ausgedrückt unterwältigend
. Lichtschwache Objektive mit z.T. kaum in der Fotopraxis brauchbaren, weil mit zu geringen Zoom-Spannweiten ausgestattet und / oder für die falschen Zielgruppen avisiert, verschwendeten Entwicklungs-Ressourcen und Zeit. Zeit, welche die beiden Platzhirsche in ihrer Aufholjagd bei spiegellosen Kameras in ihren neuen Bajonetten nicht besitzen.
Was haben die Pandemie und die Weltwirtschaftskrise bewirkt?
Die negativen Folgen der Pandemie waren 2020 für die Luxusgüter
der Fotoindustrie verheerend: Erstmals sahen wir eine kombinierte Angebots- (fehlende Zulieferteile) und Nachfragekrise (sinkende Kauflaune und Ladenschlüsse).
Zumindest in der Produktion wurde das Tal der Tränen im Mai 2020 erreicht. Danach stieg die Produktion wieder an. Das war und ist meine Prognose, die im Laufe des Jahres durch die CIPA-Zahlen bestätigt wurde.
Alle Firmen litten schwer. Canon gab es als einzige Firma früh und offen mit dem ersten Quartalsverlust in seiner Firmengeschichte zu. Nikon kämpfte verzweifelt an allen Fronten, da es als Konzern von allen Marktteilnehmern im größten Maße von dem Sektor der dedizierten Kameras abhängig ist. Vor allem die großen Firmen wie Sony, Panasonic und Fujifilm verschleierten ihre massiven Probleme hingegen weitgehend, weil ihre Fotosparte insgesamt untergeordnet und absolut gesehen klein ist. Olympus stieg erwartungsgemäß aus, indem es den eigenen Kamerabereich an eine Investment-Gesellschaft veräußerte.
Steigende Preise sind sowohl die Folge modernster Technik als auch immer geringerer produzierter Stückzahlen. Gewöhnen Sie sich alle daran. Fotografie wird teurer.
Um Sony mache ich mir ökonomisch im Fotosektor keine Sorgen. Canon hat die Kurve meines Erachtens mit quietschenden und rauchenden Reifen gerade noch rechtzeitig genommen. (Diesem Urteil schlossen sich Ende November 2020 manche ausländische Analysten an.) Nikon wird noch einige Jahre hart zu kämpfen haben. Einfach nur bei den Kosten einzusparen, wird auf die Dauer nicht ausreichen. Und den bisher geführten Ressourcen verschwendenden Zweifrontenkrieg (DSLR und spiegellos) muss man umgehend aufgeben, um zu überleben. Panasonic und Pentax sowie die Olympus-Nachfolgefirma New Imaging Company sehe ich in ganz schwieriges Fahrwasser geraten, weil die produzierten Stückzahlen in unerträglich geringe Bereiche fallen, die zur Fixkostenfalle werden.
Fuji wird den APS-C-Sektor verlieren, falls es sich weiterhin nur auf Mittelformat konzentriert. Dies lese ich aus einer für Fuji verheerenden Studie, welche im Sommer 2020 von Suite 48 Analytics publiziert (2. Quelle) wurde. Während vor allem Fuji-Influencer in ihren Kanälen und in Foren seit Jahren mit tiefster Inbrunst (zum Teil mit gefälschten Zahlen) verbreiteten, dass angeblich fast alle (Berufs-)Fotografen aus Gewichtsgründen zu leichteren APS-C-Kameras von Fuji gewechselt wären, wurde dies knallhart widerlegt. Dazu wurde die sehr große Anzahl von 881 Berufsfotografen aus den USA und Europa befragt. 83% der Berufsfotografen nutzen Vollformat-Kameras (53% DSLR und 30% spiegellose Systeme). 10% nutzen Mittelformat-Kameras. - Nur 5% benutzen APS-C-Kameras (3% spiegellose und 2% mit Spiegel). Im Bereich APS-C tummeln sich jedoch neben den spiegellosen Systemen von Fuji auch Sony und Canon. Aber selbst, wenn man völlig falsch davon ausginge, dass alle 3% der Berufsfotografen Kameras von Fujifilm nutzen würden, wäre dies viel zu wenig. Da sich Fujifilm nun seit 2012 - also seit nunmehr 8 Jahren mit X-Kameras um Berufsfotografen bemüht, muss man das Vorhaben als gescheitert ansehen. Jedes Finanzamt und jeder Investor wollen nach spätestens 7 Jahren Gewinne sehen. Ohne eine ausreichende Basis bei Berufsfotografen funktioniert dies jedoch nicht langfristig. Das sind Fakten! - D.h. Fujifilm wird sich vermutlich auf das lukrative Mittelformat-Segment zurückziehen. Siehe hierzu auch die detaillierte Analyse zu Fujifilm.
Während fast alle Analytiker 2018 Leica für die strategische Partnerschaft mit Panasonic und Sigma bei der sogenannten L-Mount-Alliance lobten, übte ich bereits damals heftige Kritik, da nun deren Kameras aufgrund des identischen Bajonetts austauschbar und vergleichbar wurden. Bei je nach Weltregion der Hälfte bis zwei Drittel des Leica-Preises eine hochwertigere Panasonic-Kamera für dieselben Objektive zu erhalten, lässt so manchen Fotografen auf den roten Punkt am Kameragehäuse verzichten. Das war jedoch nicht die einzige strategische Fehlentscheidung des Hauptaktionärs und Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Kaufmann, der berüchtigt dafür ist, sich in jede operative Entscheidung einzumischen. Die Fehler immer nur bei anderen zu sehen und alle zwei Jahre den eigenen Geschäftsführer als Sündenbock zu entlassen, wird auf Dauer nicht ausreichen.
Viel zu ruhig wurde es 2020 um die Objektivhersteller - die sogenannten Drittanbieter - Sigma, Tamron, Tokina etc. Der Rückgang der verkauften Kameras hatte selbstredend einen noch drastischeren Rückgang bei Objektiven zur Folge. Darüber dürfen die immer wieder angeführten Verhältniszahlen (Objektive zu Kameras) nicht hinwegtäuschen. Ohne kaum erhältliche und dann teuer zu bezahlende Lizenzen der Kamerahersteller wird es für diese Objektivhersteller bei den modernen spiegellosen Bajonetten, welche überwiegend elektronische und damit leicht zu schützende Schnittstellen sind, kaum mehr möglich, eigene (vollautomatische) Objektive (vor allem preiswert) anzubieten.
Ganz düster sah es 2020 bei den nachgelagerten Sektoren der Fotowirtschaft aus. Einige gaben auf und viele retteten sich nur mit viel Hoffnung, staatlichen Überbrückungshilfen und Krediten in das Jahr 2021. Das Firmensterben wird 2021 unübersehbar werden. Denn die (unbegründete) Hoffnung stirbt zwar zuletzt, aber sie stirbt doch.
Die klassische Fotoindustrie mit dedizierten Kameras kam 2020 in der von mir seit Jahren prognostizierten Nische der Hi-Fi-Industrie an: Teurer Luxus für wenige Liebhaber.
Eine Gesamtproduktion aller Kameras im Jahr 2020 von nur noch rund 8,7 Mio. übertraf mit -41,2% Rückgang meine schlimmsten Befürchtungen von 30-40%. Und bei weniger als 8,9 Mio. verschifften Kameras sah es mit -41,6% nicht besser aus.
Es wurde die wichtigste Stoppline von 10 Mio. Kameras so deutlich nach unten durchbrochen, dass es am Absturz keine Zweifel mehr geben kann.
Das ist nicht das Ende der Branche oder der Fotografie. Aber seit 2020 befanden sich die Kamerabereiche für klassische (dedizierte) Fotokameras aller Firmen in einer existentiellen Krise, in der es nur noch um das Überleben geht.
Wert in 1.000 Yen je verschickter DSL - Systemkameras mit und ohne Spiegel. So wertvoll / teuer waren die DSL im Durchschnitt wirklich.
Alle Hersteller beteuern, dass sie einen massiven Trend zu teureren - pardon: hochwertigeren - Kameras feststellen und marketing-technisch auch bewerben, weil alle Firmen darin ihr Heil sehen, und der Kunde dies nicht nur bereitwillig mitmacht, sondern sogar wünscht. - Man ist hier an den Chevas-Regal-Effekt erinnert: Falls ein Produkt nicht gekauft wird, dann überteure den Preis. Dieser Trick aus der Verkaufspsychologie funktionierte bei vielen (nicht-technischen) Produkten.
Und in der Tat hat sich der durchschnittliche Wert der DSL-Kameras (alle Systemkameras mit und ohne Spiegel zusammen) zwischen 2011 und 2020 immerhin um 90% auf rund 64.770 Yen erhöht. (Zum Vergleich: Das waren Anfang Ende 2020 etwa 510 Euro. Vorsicht: Hierbei handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um reine Netto-Produktionspreise.)
Erstaunlich ist die deutliche Zunahme seit 2017. Offensichtlich waren durchschnittlich über 90% Preissteigerung von 2011 bis 2020 dem Endkunden vermittelbar.
Um es ganz klar festzuhalten: DSL (Systemkameras mit Wechselobjektiv) waren selbst 2020 (für die Hersteller) durchschnittlich nur zwei Drittel so wertvoll wie 2003. Dabei wurden die Inflation, Wechselkurse etc. nicht berücksichtigt.
Mit aller Vorsicht lässt sich somit behaupten, dass die meisten Kunden bis einschließlich 2020 die in Fachzeitschriften und Foren bejubelten immer teureren Kameras zwar bewunderten, aber sich dann doch mehrheitlich noch immer eher preiswerte Modelle anschaffen.
Der durchschnittliche Wert der verschifften Kameras wird jedoch auf jeden Fall zukünftig weiter steigen, da einerseits immer mehr Kunden aus den unteren Einkommensschichten den Firmen zu Smartphones weglaufen und andererseits die Firmen ihre Angebotspalette systematisch um hochpreisige Produkte ergänzen. Letzteres lässt sich u.a. gut an Nikon demonstrieren, wo man 2016 die D500 (eine APS-C-Kamera - für in Deutschland über 2.300 Euro UVP - nur für das Kameragehäuse) einführte. Kurz darauf übertraf dies Canon mit einer 4.065 Euro teuren 5D Mark IV Vollformatkamera. Auf die Spitze trieb es im Herbst 2017 Sony mit der teuersten Bridge-Kamera für 1.999 Euro (Cyber-Shot RX10 Mark IV). Olympus schockte alle 2019 mit der neuen 3.000 Euro teuren OM-D E-M1X - einer Micro-Four-Thirds-Kamera.
2020 wurden einerseits fast alle neuen Kameramodelle erstaunlich teuer. Der Preissprung um fast 20% gegenüber dem Vorjahr 2019 lässt sich andererseits auch durch die drastisch geringeren Verkaufszahlen bei preiswerten Systemkameras erklären. Damit nahm der prozentuale Anteil der hochwertigen Kameras für ambitionierte Amateure und Berufsfotografen zu. Die großen Kamerahersteller haben klar verlauten lassen, dass sie von weiteren Preissteigerungen für zukünftige Fotoprodukte ausgehen und sich seit spätestens 2020 auf wohlhabende ambitionierte Amateurfotografen sowie Berufsfotografen konzentrieren wollen.
Wert in 1.000 Yen je verschickter Kompakt- und Bridge-Kamera. So wertvoll / teuer waren die Kompakt- und Bridge-Kameras im Durchschnitt wirklich.
Alle Hersteller beteuern, dass sie vor allem bei Kompakt- und Bridge-Kameras einen massiven Trend zu wertvolleren Modellen feststellen und marketing-technisch auch bewerben, weil alle Firmen nur noch darin ihr Heil sehen, und der Kunde dies nicht nur bereitwillig mitmacht, sondern angeblich sogar wünscht.
Und in der Tat hat sich der durchschnittliche Wert der Kompakt- und Bridge-Kameras zwischen 2012 und 2020 auf 232% mehr als verdoppelt auf rund 21.338 Yen erhöht. (Zum Vergleich: Das waren Ende 2020 etwa 168 Euro. Vorsicht: Hierbei handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um reine Netto-Produktionspreise.)
Um es ganz klar festzuhalten: Kompaktkameras (Kameras mit festem Objektiv) waren 2020 (für die Hersteller) durchschnittlich weniger als halb so viel wert wie um die Jahrtausendwende. Dabei wurden die Inflation, Wechselkurse etc. nicht berücksichtigt.
Mit aller Vorsicht lässt sich somit behaupten, dass die meisten Kunden bis einschließlich 2020 auch die in Fachzeitschriften und Foren bejubelten immer teureren Edel-Kameras zwar bewunderten, aber sich dann doch mehrheitlich noch immer eher preiswerte Modelle (oder ältere, siehe Sony) anschaffen.
Ferner wird dieser für die Firmen erfreuliche Wert dadurch getrübt, dass die preiswerten Kompaktkameras schlichtweg weniger nachgefragt wurden, weil sie durch Smartphones ersetzt wurden. Teure Kompaktkameras gab es immer und sie fanden auch immer ihre Kunden - meist ernsthafte Fotografen, welche eine qualitativ hochwertige Kompaktkamera als Zweitkamera zur großen DSL wünschten. Nun entfallen seit Jahren die Kunden aus dem billigen Preissegment. Zwischen 2010 und 2020 sanken die Verschiffungen von über 108 Mio. Kompaktkameras auf unter 3,6 Mio. Bereits dadurch verschiebt sich automatisch der durchschnittliche Wert der Kameras nach oben zu den hochpreisigen.
SLR (blau = mit Spiegel) und spiegellose Kameras (rot) in Millionen verschifften Gehäusen.
Vorab: Erst seit 2011 werden die beiden Kameratypen mit und ohne Spiegel beim Dachverband CIPA separat aufgelistet.
Während man bei Kameras mit Spiegel (blau) einen deutlichen Rückgang erkennt, konnten sich die Spiegellosen zumindest auf einem beachtlichen Niveau halten.
Aber vom vielfach vorhergesagten schnellen Umstieg aller Fotografen auf spiegellose Systeme konnte man 2020 noch immer nicht sprechen.
Ganz im Gegenteil zeigte sich 2020 ein verheerender Trend: Während DSLRs geradezu abstürzten, sank auch die Nachfrage nach spiegellosen Kameras deutlich - auf den tiefsten jemals publizierten absoluten Wert.
SLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) im prozentualen Vergleich (der verschifften Einheiten).
Prozentual fiel die Marktveränderung 2020 erstmals zwischen den beiden Kameratypen mit und ohne Spiegel zwar deutlicher zugunsten der Spiegellosen aus.
Aber mehr als 44% aller Kunden bei Systemkameras griffen 2020 noch immer zu klassischen Kameras mit Spiegel.
SLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) im Wert-Vergleich in 1.000 Yen.
Hier die große Grafik bildschirmfüllend.
Vorsicht: Um die Unterschiede sichtbar zu machen, musste die Grafik in ihrer Höhe drastisch verändert werden. D.h. die Y-Achse beginnt unten nicht bei 0.
Während man bei Kameras mit Spiegeln insgesamt eine weitgehende Seitwärtsbewegung festhalten kann, konnte man bei spiegellosen Systemen den Wert je Kamera steigern.
Bei spiegellosen Systemen lässt sich zweifelsfrei ein deutlicher Trend zu immer teureren Kameras feststellen: Eine Steigerung von 31.645 auf 84.217 Yen (das 2,7-Fache) in 8 Jahren war 2020 beachtlich. Einerseits waren die Kunden hier offensichtlich bereit, über 166% mehr zu bezahlen. Andererseits lag dies sicherlich zu einem erheblichen Teil auch daran, dass erst in den letzten Jahren wirklich hochwertige spiegellose Kameras auf den Markt kamen - zu allerdings auch entsprechend hohen Marktpreisen.
Bereits 2015 hatten somit die spiegellosen Kameras diejenigen mit Spiegel nicht nur im durchschnittlichen Wert eingeholt, sondern sogar etwas überholt. Seitdem festigte sich dieser Trend.
Damit dürfte nun hoffentlich auch endlich der Mythos vom Tisch sein, dass gleichwertige spiegellose Kameras preiswerter wären, als solche mit Spiegel. 2020 kosteten spiegellose Kameras durchschnittlich mehr als doppelt so viel wie Kameras mit Spiegel.
Ganz vorsichtig darf man somit vermuten, dass diejenigen Kunden, welche sich spiegellose Kameras zulegten, im Durchschnitt bereit waren, dafür sogar mehr zu bezahlen als für Kameras mit Spiegel. 2020 waren spiegellose Kameras durchschnittlich mehr als doppelt so teuer wie Kameras mit Spiegel (DSLRs)
Vergleicht man die jährlichen Wertsteigerungen bei spiegellosen Systemen, so zeigt sich mit einem Plus zum jeweiligen Vorjahr +16%, +13%, +7%, +6%, +15%, +18%, +12% zum Vorjahrespreis. 2020 kam es auf bereits hohem Preisniveau nochmals zu +18% Preissteigerung.
Angesichts angekündigter neuer sündhaft teurer spiegelloser Modelle 2021 (Sony Alpha 1) wird der steile Trend auch kaum zu stoppen sein. Fotografen sollten sich auf weiterhin steigende Preise bei spiegellosen Kameras einstellen.
Hinweis: Es handelt sich um eine additive Flächendarstellung. Beide Flächen zusammen ergeben die (bereits oben dargestellte) Jahresverschiffung von 2003 (Anfang der dezidierten Messung) bis 2020. Die Einheiten sind in tausend Stück verschiffte Kameras.
Man erkennt auf den ersten Blick, dass früher der Beifang (orange Fläche) der Gelegenheitsfotografierer, welche überwiegend Kompakt- und Bridge-Kameras erwarben, extrem hoch war. Aber er fiel von über 110 Mio. im Jahr 2008 auf weniger als 3,6 Mio. Da sind fast 97% der Kunden verloren gegangen. Das war jedoch auch immer das Reservoir der potentiellen Aufsteiger zu wertvolleren Systemkameras.
Man erkennt jedoch ebenso, dass die Anzahl der verschifften Systemkameras (blaue Fläche) seit 2012 auch deutlich zurückging. 2012 waren es noch fast 20,2 Mio. DSL (Systemkameras mit und ohne Spiegel) und 2020 nur noch rund 5,3 Mio. Ein Minus von fast 74%.
Noch fataler ist hingegen, dass inzwischen der rote Beifang an Gelegenheitsfotografierer geringer ist, als die Kernmasse der ernsthaften Fotografen, die sich eine Systemkamera anschaffen.
Sinkende Kernzielgruppe und sinkender Beifang an potentiellen Neukunden wird jedoch langfristig zum Existenzproblem für die Fotobranche.
Weiter geht es mit: Die Foto-Wirtschaft 2021 - Corona-Pandemie setzt den Niedergang der Fotobranche fort.
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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher