Das Sensor-Sterben
Die meisten Sensorklassen der klassischen Foto-Kameras werden in den kommenden Jahren verschwinden.
Dieser Artikel wendet sich an Fotografen/innen aller Stufen: Einsteiger, Anfänger, Hobbyfotografen, ambitionierte Fotografen und Profis, die Informationen zur Zukunft der Sensoren in Foto- und Video-Kameras - auch als Kaufentscheidung - suchen.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Sensor-Sterben behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Vorab zur Beruhigung: Persönlich war ich immer und bin ich noch heute der mit Fotos belegbaren Überzeugung, dass man mit Kameras jeder Sensorgröße wunderbare Aufnahmen machen kann. Deshalb besitze ich, respektive benutze ich folglich auch Kameras fast aller Sensorklassen. Aber die Ökonomie dahinter hat sich spätestens seit der 2010 einsetzenden schweren Fotokrise geändert. Und ökonomische Ursachen haben unabwendbare Folgen für alle Fotografen.
Es geht hier somit nicht darum, ob es sinnvoll ist, dass es jene sogenannten Crop-Sensoren weiterhin gibt. Es geht auch nicht darum, dass zahlreiche Menschen so etwas gerne kaufen und besitzen und Hersteller so etwas herstellen und vertreiben wollen. Sondern es geht um die wirtschaftlichen Erfolgschancen jener Sensorklassen in einer Zukunft, welche seit 2010 durch die schwerste Wirtschaftskrise der Fotogeschichte gekennzeichnet ist.
Hintergrund
- So ziemlich die gesamte Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg dominierte das Kleinbildformat. Es hatte den klassischen Kleinbild-Film im Format 36*24 mm als Basis. Praktisch alle Systemkameras verwendeten dieses Filmformat über Jahrzehnte hinweg: von der billigsten Einsteiger-System-Kamera bis hin zum Spitzen-Profigerät. In heutigen Worten ausgedrückt waren somit fast alle System-Kameras Vollformat-Kameras.
- Selbstredend gab es auch damals immer wieder andere Filmformate z.B. für die kleinen Pocket-Kameras im Spionagestil, von denen auch ich Anfang der 1970er Jahre eine praktische Reisekamera (problemlose Pocketkameras mit Kassettenfilm) für die Hemd-/Brusttasche besaß - Marke Ritsch-Ratsch-Klick, benannt nach dem daumenbetriebenen Filmtransportschieber rechts unten. Ferner gab es Mittel-Format-Filme und Großformat-Filme/-Platten. Aber das spielte de facto immer nur in Randbereichen eine untergeordnete Rolle. Ähnlich erging es dem Flop der 1990er Jahre, dem APS-Rollfilmformat. (Korrekt gelesen, APS = Advanced Photo Systems wurde für Film entwickelt.)
- Selbst im Pocket-Bereich wurde spätestens in den 1980er Jahren der Kleinbild-Film verwendet. Damals besaß ich ein Modell von Olympus, das zwar nicht mehr in die Hemdtasche passte, aber mit lichtstarker 35 mm Festbrennweite hochwertige Fotos lieferte. Alle mir bekannten Fotomarken boten damals so etwas an, denn spätestens in den 1980er Jahren wollte jeder Fotograf selbst in kleinen Kameras hochwertigen Kleinbildfilm einlegen.
- Als die Digitalisierung der System-Kameras im Jahre 1999/2000 begann, waren weder Nikon noch Canon in der Lage, Vollformat-Sensoren (= Kleinbild = 36*24 mm) zu verwenden. Die Produktionsausbeute der Silizium-Waver war damals zu gering, und in der Folge waren die Kosten unbezahlbar hoch. Deshalb wählte man zuerst ein kleineres (rund halb so großes) Sensor-Format, das wir heute als APS-C kennen.
- Als die Produktionsausbeute der Sensoren stieg, und die Sensoren dadurch immer preiswerter wurden, gingen die ersten Firmen wieder zu ihrem gewohnten Voll-Format 36*24 mm über / zurück. Revolutionär war die im September 2005 eingeführte Canon 5D - nicht nur bezüglich der Bildqualität, sondern auch wegen des Gewichts, Volumens und des damaligen Preises.
- Die Gründe waren mannigfaltig, überwiegend jedoch physikalisch bedingt.
- 36*24 mm Fläche ist doppelt so groß wie APS-C und fängt damit doppelt so viel Licht ein (alle anderen Faktoren identisch).
- Da sich Licht nur durch Licht ersetzen lässt, hatte sich bereits nach dem Zweiten Weltkrieg dieses Format als der optimale Kompromiss zwischen Größe, Gewicht, Bildleistung und Preis herausentwickelt.
- So blieb es bis heute. Größere Formate (Mittelformat) sind zwar vorhanden, zeigen aber bei den drei Punkten Größe, Gewicht und Preis - vor allem der Objektive - schnell die Grenzen auf.
- Kleinere Formate zeigten - trotz aller Versuche - keine nennenswerten Gewichtseinsparungen. Auch das Volumen und der Preis nahmen in den letzten Jahren schnell zu, sofern man den Anschluss zur Leistungsklasse der Vollformat-Kameras suchte.
Sensor-Dilemma
- In den ersten 10-15 Jahren Digitalisierung nach 1999 konnte man durchaus mit jeder Nachfolgekamera eine sofort in der Fotopraxis sichtbare Verbesserung der Bildqualität des Sensors feststellen.
- Wie im Artikel Sensor-Dilemma ausführlich dargelegt, kam es jedoch in den letzten Jahren zu einem Grenzwerteffekt: Alle Sensoren sind mit herkömmlichen Methoden ziemlich weit ausgereizt.
- Daraus folgen extrem steigende Kosten für Forschung und Entwicklung für wirklich spürbare / sichtbare Verbesserungen der Bildqualität.
- In der seit 2010/2012 unfassbaren und vor allem anhaltenden Wirtschaftskrise der Fotoindustrie lassen sich diese Mittel für die Forschung und Entwicklung jedoch von den klassischen Kameraherstellern nicht mehr erwirtschaften.
- Alle gingen bei den erforderlichen Sparmaßnahmen sogar so weit, den F&E-Etat (= R&D = Research and Development) zu kürzen oder inflationsbedingt zu deckeln.
- Hinzu kam, dass bei den Objektiven ein ähnlicher Effekt auftrat, der die F&E-Kosten nach oben trieb.
- Überdies war in den letzten Jahren sehr viel Geld für die Entwicklung der neuen spiegellosen Systeme erforderlich.
- Kurzum, für Sensoren blieb wenig übrig.
- Fakt ist und bleibt, dass die hohen Investitionen für die Weiterentwicklung der Sensoren nur noch im Bereich Smartphones eingespielt werden können. Nur bei 1,5 Milliarden Stück je Jahr lassen sich auch extreme Forschungskosten rechtfertigen.
- Um es klar zusammenzufassen: Seit 2012 werden signifikante Fortschritte nur noch im Bereich der kleinsten Sensoren für Smartphones erzielt. Sofern die Fotografen Glück haben, wird diese Technik Jahre später nach unten zu den System-Kameras weitergereicht.
Smartphones und Computational Photography
- Hinzu kommt ein weiterer für die klassische Fotografie mit Systemkameras negativer Effekt: Die Smartphones besitzen spätestens seit 2017 weit stärkere Prozessoren als jede Kamera. Neuere Versionen besitzen eine Multikern CPU, eine Multikern GPU für die Grafik und eine separate Multikern NPU - neuronale Einheit für die Künstliche Intelligenz. Die Rechenleistung eines modernen Smartphones liegt heute spielend bei einem Hochleistungs-PC von vor ca. 5 Jahren.
- Vergrößert und potentiell ins Grenzenlose gesteigert wird die Rechenleistung durch über Funknetze verfügbare Cloud-Rechen-Dienstleistungen: per Funknetz kann man vom Smartphone sogar ganze Netzwerke von Großrechnern anzapfen.
- Sowohl auf dem Smartphone als auch ausgelagert in der Cloud sind bereits heute Künstliche Intelligenz / Artificial Intelligence (KI/AI) erfolgreich für die Fotografie im Einsatz.
- Diese riesige und intelligente Rechenleistung wird nun dazu genutzt, um Computational Photography zu betreiben. Dabei werden - extrem vereinfacht erklärt - Hochleistungsobjektive durch Software ersetzt. D.h. ein kleines, leichtes, schlechtes, billiges Objektiv (noch besser natürlich gleich mehrere im Verbund eingesetzt) können die teuersten, schwersten, größten und bezüglich der Abbildungsleistung führenden Objektive ersetzen.
- Halt-Stopp: Das ist keine Zukunftsmusik aus einem Science-Fiction-Film. Das ist bereits heute erfolgreich im Einsatz. Siehe den Artikel: Computational Photography.
- Wie gut die Bildqualität inzwischen ist, zeigen die folgenden Bildergalerien von Google Pixel 2 und iPhone X insbesondere bei Gegenlichtaufnahmen. Vor allem beeindrucken die Vergleichsfotos zu einer Vollformat-Kamera. Zugeben, es ist noch nicht alles perfekt. Aber die Foto-Bildqualität nimmt derzeit von Firmware-Update zu Update zu. D.h. das eingebaute Kamera-System in einem Smartphone wird auch nach dem Kauf laufend besser.
- Widerspruch Bildqualität?
- Die auf die Sensorfläche fallende Lichtmenge bestimmt die originäre Bildqualität maßgeblich. Wer also höchste originäre Bildqualität wünscht, wird zu Vollformat oder Mittelformat greifen.
- Jedoch strebt nicht jeder danach. Sofern jemand nur die Fläche des Bildschirmes eines Smartphones (oder Tablets) als Anzeige nutzt, reichen 12 MP mehr als aus. Das sind bereits 4.000 * 3.000 Pixel. Smartphones gehen inzwischen sogar mit bis zu 64 MP-Sensoren deutlich darüber hinaus.
- Die originäre Bildqualität aus diesen kleinen Sensoren ist gering. Aber da hilft dann Computational Photography und AI / KI nachträglich nach. Das Fehlende wird per Software hinzugefügt, resp. das störende (z.B. Rauschen) herausgerechnet.
- Das reicht ambitionierten Fotografen derzeit noch nicht. Aber den meisten Smartphone-Fotografen und Publizisten im Internet reicht es auf jeden Fall. Und jene Technik wird ständig verbessert.
- Es handelt sich zwar um eine nachträglich künstlich erzeugte / vorgetäuschte Bildqualität. Aber das ist den meisten Betrachtern schlicht gleichgültig. Und anhand des Ergebnisbildes wird es auch immer schwerer zu unterscheiden.
- Kurzgefasst: Es handelt sich bereits heute um ein Gut-genug-Phänomen, das zudem auch noch ständig besser wird.
- Hinzu kommt, dass man momentan bereits dabei ist, die Flächen der verschiedenen kleinen Sensoren (2018 bis zu 3 Fotosensoren in einem Smartphone) zusammenzuschalten / zusammenzurechnen. Patente für Kamera-Clusters von 16 Foto-Sensoren auf dem Smartphone wurden bereits angemeldet. Denkt man dies ein paar Jahre weiter, so kommt man auf sehr große Gesamtflächen, die dann gemeinsam auch wieder viel Licht (= viele Bildinformationen) auffangen können.
- Überdies nutzen Smartphones bereits heute Mehrfachaufnahmen, die zusammengerechnet werden, um die Bildqualität weiter zu erhöhen, da die Sensoren bis zu 1.000 Bilder in der Sekunde aufnehmen können. Rechenbeispiel: Smartphone mit 3 Fotosensoren macht 1/100 Sekunde lang insgesamt 10 Fotos je Sensor. Das ergibt 30 Fotos insgesamt. 30 * die kleine Sensorfläche ergibt ungefähr Vollformat. Alle Verwacklungen werden mit KI herausgerechnet.
Die Folgen für die Sensorklassen
Wenn bei kleinen, leichten, mobilen (eigentlich immer dabei) Smartphones dank Rechenleistung die Software die Hardware zur Fotografie ersetzt, dann hat dies Auswirkungen auf die klassische Fotografie.
- Interne Strategen und externe Berater der Kamerahersteller sehen dies schon seit Jahren und weisen das Management darauf hin.
- Die Folgen der obigen Technologiewende werden - ohne zu übertreiben - dramatisch werden und die klassische Fotografie tiefgreifend verändern.
- Spätestens 2017 wurde mit den obigen Techniken bei Smartphones eine höhere Bildqualität erzielt, als mit jeder Pocket-Kamera mit kleinem Sensor.
- Spätestens 2018 wurde mit den obigen Techniken bei Smartphones eine so hohe Bildqualität erzielt, wie mit den meisten Edel-Pocket-Kameras. Es fehlte nur noch etwas an der langen Brennweite. Aber das kommt bald. Bereits 2019 kamen die ersten Telezooms in Smartphones auf den Markt.
- Es ist absehbar, dass kurz nach 2020 definitiv das Bildqualitätsniveau der Micro-Four-Thirds-Klasse erreicht resp. übertroffen wird.
- Danach werden vermutlich nur wenige Jahre vergehen, bis man das Bildqualität der APS-C Klasse erreicht.
- Manche Fotos auf derartigen High-Tech-Smartphones können bereits heute mit manchen Aufnahmen der Vollformat-Kameras mithalten.
Das Wirbeljahr 2018 - oder die Flucht der Hersteller nach oben
Die Kamerahersteller haben dies alles inzwischen erkannt und zogen bereits vor Jahren die Konsequenzen, indem sie bereits vor Jahren heimlich die Weichen umstellten.
- Kaum bemerkt von der Öffentlichkeit entschloss sich Canon schon 2011, den Schwerpunkt vom Standbild (Foto) auf das Bewegtbild (Video) zu verlagern. Als sie dies vor allem 2018 auch deutlicher publizierten, waren manche Beobachter erstaunt.
- Bereits 2016 kündigte Fujifilm, der Hersteller, welcher jahrelang das APS-C-Format aufmischte, offiziell an, sich in dem Bereich Mittelformat-Kameras zu engagieren.
- Nikon und (eingeschränkt sowie etwas später) auch Canon vernachlässigten den APS-C-Bereich immer mehr. Canon rüstete als Nachzügler zwar noch viele Kameramodelle auf 24 Mega-Pixel hoch. Aber Nikon brachte seit 2015 oft nur noch Nachfolgeprodukte heraus, welche keine Verbesserung der Bildqualität oder des sonstigen praktischen Nutzens mehr erbrachten. (Man denke nur an die D3400, D3500, D5600, D7500).
- Nikons Engagement im Bereich darunter bei der spiegellosen 1-Zoll-Systemkamera schlief bereits kurz nach deren Erscheinen 2012 ein und wurde 2017 offiziell eingestellt. Genauso stornierte man im Frühjahr 2017 das geplante und bereits komplett entwickelte System DL mit kleinen Sensoren, mangels Erfolgsaussichten.
- Canon war dort schon überhaupt nicht mehr richtig tätig. Für die Pocket-Kameras bezog man die 1-Zoll-Sensoren von Sony. Und dann trat Canon selbst bei seiner Pocket-Kamera PowerShot G1 X Mark III die Flucht zum APS-Sensor an.
- 2018 schien sich für Betrachter alles zu überschlagen. Dabei war es nur die konsequente Folge der jahrelangen verheimlichten Planung. Nikon, dann Canon und kurz darauf Panasonic kündigten im Herbst 2018 ihr Engagement im Bereich der spiegellosen Kameras - mit Vollformat-Sensoren - an.
Halten wir sachlich fest:
- Smartphones mit Computational Photography bedrängen sämtliche Sensoren der klassischen Fotokameras aggressiv von unten.
- Die Hersteller suchen ihr Heil im Aufstieg / Rückzug zu immer höheren Sensorklassen, bei denen noch große Gewinnmargen möglich sind.
- Bei den unteren Klassen versucht man letzte Rückzugsgefechte durch die Flucht in immer größere Brennweiten der Objektive (vor allem bei den Bridge-Kameras) durchzuführen.
- Kein einziger Hersteller spielte gegenüber den Kunden in den letzten Jahren mit offenen Karten. Die eigenen Pläne wurden verschwiegen und den Kunden auf Anfragen sogar (teilweise bewusst) falsche Aussagen bezüglich der Zukunftssicherheit der alten Systeme gegeben. Erwarten Sie sich als Kunden deshalb von den Herstellern auch in der Zukunft keine verlässlichen Aussagen.
- Wirtschaftlichen Erfolg verspricht man sich in allen Konzernzentralen nur noch beim Vollformat oder Mittelformat. Die Gründe sind einfach: Die Entwicklungskosten für Sensoren und Objektive sind bei Micro-Four-Thirds und APS-C fast so hoch wie bei Vollformat. Da inzwischen fast alle ihre Sensoren bei Sony oder zumindest extern konzipieren und planen lassen, hängen Sie von deren Angebot ab. Dieses wird jedoch immer enger und teurer, wenn Kunden von den kleinen Sensorformaten abspringen. D.h. den Letzten beißen die Hunde (=Kosten). Und selbst die Produktionskosten liegen heute bei den unterschiedlichen Sensorklassen nicht mehr so weit auseinander, wie viele Fotografen glauben. Aber nur noch bei Vollformat kann man 2.000plus Euro / US$ für Kameras und Objektive verlangen.
Nachdem der Canon Vorstands-Vorsitzende in einem Interview im Januar 2019 fast alle meine Thesen bestätigt hat, können Sie diesen Artikel mit seinen Prognosen nun als Fakten lesen. Nikon bestätigte dies in deren Jahresabschlussbericht im Mai 2019 ebenfalls.
Folgen für die Fotografen und die praktische Fotografie
Das betrifft jeden Fotografen - und zwar bereits heute.
Ökonomische Rahmenbedingungen
- Bei Kameraherstellern handelt es sich um kommerzielle Unternehmungen, die Gewinn erwirtschaften müssen. Die meisten sind Aktiengesellschaften, deren Anteilseigner jährlich Dividenden erwarten. Überdies haben alle Firmen hohe Kredite bei Banken laufen, die regelmäßig bedient werden müssen.
- Da die Kamerahersteller in den letzten Jahren praktisch alle internen Sparpotentiale ausgereizt haben, bleibt nur noch die Preiserhöhung. Letztere lässt sich jedoch nicht immer am Markt durchsetzen.
- Die Wirtschaftskrise im Fotobereich dauert nun seit 2010 ununterbrochen an und es ist kein Ende des Niederganges in Sicht.
- Auch wenn es hart klingt, Verluste kann und will keine Firma lange tragen, nur um ein paar Fotografen einen Gefallen zu tun. Es handelt sich bei den Kameraproduzenten nicht um gemeinnützige Vereine.
- D.h. die Kamerahersteller werden sich sukzessive von unrentablen Sensorklassen / Kameraklassen trennen. - Gleichgültig, was sie auch immer heute oder in der Zukunft Ihnen auf Anfragen erzählen. - In unserer politisch korrekten Zeit wird man das einschlafen lassen und dann irgendwann mit wohlklingenden Worten den letzten Unwissenden sanft und schonend beibringen.
Pocket-Kameras mit kleinem Sensor - Tod mangels Internet-Anschluss
- Im Grunde haben erste Analytiker bereits 2007 mit dem ersten Apple Smartphone prophezeit, dass diese Kameras mit kleinen Sensoren sterben werden.
- Smartphones bieten alles, was Pocket-Kameras können, aber zusätzlich den Internet-Anschluss, mit dem man die Fotos sofort verteilen kann.
- Dafür haben die Pocket-Kameras sich erstaunlich lange gehalten.
- Allerdings verwundert es mich wirklich, dass die Hersteller auch 2019 noch derartige Kameras - am Markt vorbei - überhaupt noch produzierten.
- Die Flucht in immer größere Brennweiten der sogenannten Reisekameras ist in der Fotopraxis unbrauchbar. Das kann man nicht mehr verwacklungsfrei in der Hand halten. Gleichzeitig gehen die ISO-Zahl und somit das Rauschen dramatisch in die Höhe. D.h. die Bildqualität nimmt sichtbar ab.
- Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu prognostizieren, dass diese Foto-Kamera-/Sensor-Klasse als erstes und ziemlich bald verschwindet.
- Ehrlich gesagt, muss man jedem Hersteller anraten, die Produktion sofort einzustellen.
- Dieser Entschluss dürfte den meisten japanischen Konzernen sowieso leicht fallen, da diese Kameras mit den kleinsten Sensoren fast ausschließlich von Unterauftragnehmern - meist Firmen in China - hergestellt werden.
Bridge-Kameras mit kleinem Sensor - Tod durch Überentwicklung
- Hier versuchen die Hersteller mit immer neueren Kameras mit immer größeren Brennweiten (Nikon 2018 mit 3.000 mm-Zoom - das ist kein Druckfehler) noch Kunden für die kleinsten Sensoren zu finden.
- In der Fotopraxis liegen jedoch dieselben technischen Probleme vor, wie bei den übertriebenen Reise-Pocket-Kameras. Das kann niemand mehr aus der Hand verwacklungsfrei halten. Stative will jedoch kaum ein Fotograf in dieser Kameraklasse mitschleppen.
- Hinzu kommt ein weiteres physikalisches Problem, die Beugung. Selbst auf dem Stativ werden bei über 1.000 mm Brennweite die Bilder wegen des kleinen Sensors und der großen Blendenzahl zunehmend unscharf. Das Ergebnis ist nur noch verkleinert im Internet zu gebrauchen.
- Ehrlich gesagt, muss man auch hier jedem Produzenten anraten, die Produktion sofort einzustellen.
- Aber die meisten Hersteller werden dem unbedarften Kunden noch weitere inzwischen ziemlich teure Modelle andrehen. Vermutlich wird das noch Jahre so weiter gehen.
- Persönlich rate ich den meisten Fotografen allerdings ganz offen davon ab. Die gravierenden Nachteile bei Objektiven mit über 1.000 mm bei Bridge-Kameras sind - abgesehen von extremen Randbeispielen der Fotografie - das Geld dafür nicht wert.
Edel-Pocket-Kameras mit 1-Zoll-Sensor - langsames Siechtum auf hohem Preisniveau
- Spätestens seit 2017 sehen erste Analytiker auch das Sterben der Edel-Pocket-Kameras mit 1-Zoll-Sensor voraus.
- Vor allem Sony treibt hier den Preis unverhältnismäßig in die Höhe, um dadurch extrem moderne Technik verbauen zu können, welche auf dem Papier zwar beeindruckt, in der Fotopraxis aber kaum genutzt werden kann.
- So sind die bis zu 30 Bilder in der Sekunde wertlos, und fast alle Fotografen schalten sie bald auf 10 Bilder in der Sekunde herunter.
- Ähnlich sieht es mit vielen anderen Features aus, die so tief in komplexen Menüs versteckt sind, dass viele Fotografen sie überhaupt nicht mehr (wieder-) finden.
- Letztendlich wird die damit erzielte Bildqualität maßlos überschätzt. Am Tag sind sie nicht sichtbar den billigsten Kompaktkameras überlegen und bei schlechten Lichtverhältnissen halten sie mit keiner Systemkamera der höheren (z.B. Micro-Four-Thirds-) Klasse mit.
- Überdies tritt hier noch schneller der Grenzwerteffekt auf: Auch wenn alle Hersteller derzeit den Fluchtweg zu höheren Brennweiten beschreiten, nehmen dadurch die Offenblenden zu und somit die Beugung und dadurch die Unschärfe sowie das Rauschen. Bei der etwas höheren Bildqualität der 1-Zoll-Sensoren (gegenüber den kleinsten Sensoren) fällt dann auch die Abnahme der Bildqualität sichtbar jedem Betrachter auf.
- Letzteres trifft jedoch eine der beiden Zielgruppen der Edel-Pocket-Kameras hart: die ambitionierten Fotografen, welche zusätzlich zur Vollformat-Kamera eine kleine Kamera mit optimaler Bildqualität (insbesondere große Offenblende) wünschten. - Ob die verbleibende zweite Zielgruppe der unbedarften Einsteiger mit viel Geld die Klasse lange am Leben erhalten, ist unsicher.
- Es bedarf jedoch keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu prognostizieren, dass diese Sensor-Klasse dennoch jahrelang nicht verschwindet. Es gibt derzeit noch erstaunlich viele Fotografen, die bereit sind, 1.000-2.000 Euro für so einen Seifenriegel mit schlechter Ergonomie, sowie mäßiger Bildqualität zu bezahlen. Und bei ständig weiter steigenden Preisen lohnt es sich auch für Sony.
- Aber irgendwann begreifen auch die reichsten und dümmsten Fotografen, dass man mit einem Smartphone hochwertigere Fotos einfacher machen kann - und vor allem verteilen kann. Vor allem die Einfachheit aller nach der Aufnahme nachgelagerten Prozesse auf dem Smartphone wird den Ausschlag geben.
- Viele Analytiker geben dieser Sensorklasse keine 5 Jahre mehr.
- Persönlich suche ich seit Jahren eine derartige kleine Kamera, bin jedoch von den inakzeptablen Serienstreuungen bei der Produktion aller Hersteller enttäuscht. Über 1.000 Euro für teilweise geringe Verarbeitungsqualität ohne funktionierende Endkontrolle auszugeben, die sofort verschwommene Fotos, oder nach wenigen Tagen Schmutz auf dem Sensor, oder nach wenigen Wochen einen Totalausfall der Kamera nach sich zieht, sollte man sich genau überlegen.
Edel-Bridge-Kameras mit 1-Zoll-Sensor - langes Nischen-Siechtum auf höchstem Preisniveau
- Hier versucht Sony mit immer neueren Kameras mit immer größeren Brennweiten noch Kunden für diese Sensoren zu finden.
- In der Fotopraxis liegen jedoch dieselben technischen Probleme vor, wie bei den 1-Zoll-Edel-Kameras sowie den Bridge-Kameras mit kleinsten Sensoren. Das kann kaum jemand mehr aus der Hand verwacklungsfrei halten. Stative will allerdings kaum ein Fotograf in dieser Kameraklasse mitschleppen.
- Vor allem sind hier das Volumen, das Gewicht und der Preis bereits in absolut wahnwitzige Regionen der besten APS-C-Kameras sowie inzwischen sogar preiswerten Vollformat-Kameras entglitten. Die Nachfrage hält sich (zumindest in Europa) auch in Grenzen.
- Es bedarf jedoch keiner hellseherischen Fähigkeiten, um zu prognostizieren, dass auch diese Bridge-Sensor-Klasse noch jahrelang nicht verschwindet. Es gibt weltweit offensichtlich ausreichend Fotografen, die bereit sind, bis zu 2.000 Euro für so einen derartigen Klotz mit mäßiger Ergonomie sowie mäßiger Bildqualität zu bezahlen. So lange lohnt es sich auch für Sony.
- Aber irgendwann begreifen auch die reichsten und dümmsten Fotografen, dass man mit einem Smartphone hochwertigere Fotos einfacher machen kann, oder dass sie mit Systemkameras der höheren Klassen hochwertigere Fotos für weniger Geld machen können. Hier wird wohl die höhere Bildqualität sowie die vielen Vorteile in der Fotopraxis (z.B. die nur mit zu öffnenden Systemkameras mögliche Sensorreinigung) den Ausschlag geben.
- Viele Analytiker geben dieser Sensorklasse keine 5 Jahre mehr.
- De facto rate ich in Beratungsgespräche immer an, die Kamera blind 5 Minuten in der Bierkrughaltung in der Hand zu halten (das sind sehr lange 300 Sekunden). Wenn Ihnen das kein Problem bereitet, kann man bis zu 2.000 Euro investieren. Dann haben Sie auch das Kleingeld, ständig den Sensor und das Zoom-Objektiv beim Hersteller für jeweils dreistellige Beträge reinigen zu lassen. Sie selbst können das nämlich nicht tun.
Micro-Four-Thirds-Sensoren - Tod durch hohe Kosten
Bis hierhin mögen die meisten Leser mir (mit etwas Grummeln) vermutlich noch gefolgt sein. Aber ab nun erwarte ich massive Hass-E-Mails der Anhänger bestimmter Kamerahersteller. Dennoch halte ich die Wahrheit jedem Menschen für zumutbar.
- Ökonomisch liegt das Problem bei Micro-Four-Thirds-Sensoren darin, dass diese Klasse - trotz schwerer Wirtschaftskrise - sich bis ca. 2016 tapfer auf hohem Niveau hielt, zumindest seit 2017 jedoch spürbare Verkaufsrückgänge zeigte und 2018 erhebliche Rückgänge hinnehmen musste.
- Auch die Micro-Four-Thirds-Klasse steht bereits heute unter enormem Druck sowohl von den Smartphones mit der neuen Technologie von unten, als auch generellen technischen Problemen der Sensorentwicklung.
- Können die Sensoren mit 1-Zoll noch relativ schnell und leicht von den technischen Fortschritten bei Smartphone-Sensoren profitieren, so wird die Adaption moderner Sensortechnik bei MFT bereits viel teurer und zeitaufwändiger. D.h. die oben erwähnten Kosten für Forschung und Entwicklung (F&E / R&D) laufen den Herstellern davon.
- Am deutlichsten erkennt man dies im Bereich Video. Panasonic versuchte z.B. jahrelang, 8K-Video mit seinem MFT-Sensor herzustellen. Bisher scheiterte der hohe Aufwand. Techniker behaupten zwar, dass man die technischen Probleme lösen könnte. Aber das Management ist inzwischen der Überzeugung, dass man dazu einen derart hohen Verkaufspreis verlangen müsste, der sich am Markt nicht erzielen lässt. Die hochwertigsten Micro-Four-Thirds-Kameras für Video kosten seit Jahren bereits so viel, wie die preiswertesten Vollformat-Kameras. Sie lagen sogar über den Preisen der meisten APS-C-Kameras.
- Auch wenn es unfair erscheinen mag. Bei mehr oder weniger identischem Kamera-Preis entscheidet bei den meisten Kunden dann plötzlich doch wieder die Größe. Hinzu kommt, dass die Bildqualität bei Vollformat nicht nur messbare, sondern sofort für jeden sichtbar hochwertiger ist. Dies darf bei einer viermal so großen Sensorfläche auch nicht verwundern. Hinzu kommen wesentlich bessere Eigenschaften bei schlechtem Licht und erneut beim Rauschen sowie beim Autofokus. - Nochmals: Licht lässt sich nur durch Licht ersetzen.
- Verschärft wird alles durch ein ökonomisches Grundproblem: Mit den neuen spiegellosen Kameras werden ganz andere Bauteile wichtig und treiben den Preis extrem in die Höhe, gleichgültig, für welche Sensorklasse man sie verwendet:
- Hierzu gehören die auf dem Sensor integrierten Autofokus-Systeme,
- der in der Kamera eingebaute Verwacklungsschutz am Sensor (IBIS - In Body Image Stabilization),
- die Sensorkühlung
- und vor allem der elektronische Sucher (EVF).
- Da vor allem letzterer bei allen Kameraherstellern von einem einzigen Anbieter extern bezogen wird, ist der Preis mehr oder weniger für alle Mitbewerber gleich hoch.
- Mit anderen Worten: Die hohen und ständig weiter steigenden Kosten für moderne Technik lassen sich in der Micro-Four-Thirds-Klasse nicht mehr einspielen. Viele Kunden halten die Preise von bis zu 2.000 Euro für eine Kamera mit derart kleinem Sensor heute bereits für übertrieben hoch.
- Panasonic hat die Konsequenzen gezogen und im Herbst 2018 den Schritt zu Vollformat angekündigt. Siehe Panasonic S.
- Selbstredend musste der Spartenleiter Imaging von Panasonic bei der Pressekonferenz persönlich antreten und in gebrochenem Englisch sichtlich unwohl betonen, dass man auch weiterhin zu der alten Sensorklasse MFT stünde. Aber er sagte nicht, wie lange.
- Dem Mitbewerber und Partner Olympus geht es finanziell sogar so schlecht, dass er derzeit noch nicht einmal den Schritt zu Vollformat gehen kann. Zahlreiche Banken, Gläubiger, Aktionäre und Analysten fordern bereits seit Jahren von Olympus, sich von der Verlust einfahrenden Sparte Fotografie zu trennen.
- Persönlich bin ich davon sehr betroffen, da ich in diesem standardisierten und offenen Micro-Four-Thirds-System, das mit zahlreichen hochwertigen Objektiven komplett ausgestattet ist, das ideale Kamera-System für ältere Downsizer sehe, die altersbedingt nicht mehr so viel Ausrüstung tragen wollen. - Nicht lachen, irgendwann kommt jeder in diese Situation.
- Jedoch muss man den Fakten ins Auge sehen. Panasonic verlässt das sinkende Schiff. Olympus schwächelt.
- Persönlich gebe ich dem MFT-System noch ca. 5 Jahre, in denen man es zunehmend lustlos weiter betreibt. 5 Jahre benötigt man erfahrungsgemäß, um bei Vollformat ein komplettes Öko-System an Objektiven und Zubehör zu schaffen.
- Würde ich mir eine MFT-System-Kamera mit kompletter Ausrüstung heute noch anschaffen?
- Sofern man jetzt bereits auf jeden Fall downsizen will und mit dem aktuellen Angebot absolut zufrieden ist, spricht nichts dagegen. Es handelt sich um sogenannte Opportunitätskosten für das Hobby: 5 Jahre schöne Fotos machen zu können, die man altersbedingt sonst überhaupt nicht machen könnte, kann viel Geld rechtfertigen.
- Aber jedem sollte klar sein, dass da nicht mehr viel nachkommt. Da werden nur noch die bereits entwickelten Produkte auf den Markt gebracht. Keine Firma gibt mehr Geld aus für F&E in einem sterbenden Bereich.
- Meine Erfahrungen bei Service und Reparatur sind nach dem Auslauf von Kameramodellen auch eher ernüchternd.
- Berufsfotografen muss man hingegen deutlich darauf hinwiesen, dass das Finanzamt teurere Anschaffungen nur über 7 Jahre abschreiben lässt. Für eine so lange Zeit würde ich meine Hand nicht mehr ins Feuer legen wollen. Sofern Sie als erfolgreicher Fotograf die Investition in ein komplettes Micro-Four-Thirds-Sensoren-System jedoch in 3 Jahren spielend amortisieren können, spricht auch hier nichts dagegen.
- Für alle Kunden gilt jedoch, dass der Wertverlust der gesamten Ausrüstung hoch sein wird: Sobald irgendein Informant die Sterbenachricht durchsickern lässt, ist ein Weiterverkauf auf dem Gebrauchtmarkt praktisch ausgeschlossen.
Aber Olympus brachte doch Anfang 2019 die nagelneue Olympus OM-D E-M1X heraus:
- Das ist absolut korrekt. Bei ihr handelt es sich sogar um eine ca. 1 kg schwere Hochleistungskamera für Profis für rund 3.000 Euro. (Testberichte: Olympus OM-D E-M1X review (ausführlich Englisch), Deutsch 1, Deutsch 2, Deutsch 3, Englisches Video.)
- Fangen wir mit den Entwicklungszeiten an: Man rechnet mindestens 2-4 Jahre für eine komplett neue, hochwertige Profikamera, wie diese. D.h. die Entscheidung fiel 2014-2016. Da ging es Olympus noch etwas besser. Hinzu kommt, dass viele Firmen Dinge, die einmal laufen, nicht mehr stoppen.
- Prestige: Auch die Top-Modelle von Canon 1DXII, Nikon D5, Sony A9 werden in sehr geringen Stückzahlen gefertigt. Dennoch lohnt es sich bei den extrem hohen Verkaufspreisen, da dort ein Markt vorhanden ist. Profis erhalten den Preis quasi vom Finanzamt bezahlt.
- Bei Olympus sehe ich diese Profis jedoch in nur sehr geringer Zahl. Evtl. hat man sich da verschätzt.
- Der Grund liegt im deutlich kleineren Sensor und der daraus folgenden geringen Leistung bei wenig Licht (z.B. im Hallensport).
- Auch die für die Folgejahre angekündigten Teleobjektive sind (Crop-Faktor-berichtigt) eher lichtschwach.
- Aber die Kamera ist extrem hochwertig. Manche reiche Hobby-Fotografen werden sich das gönnen.
- Die schnelle und panikartige Trendwende im Herbst 2018 fast aller Hersteller zu spiegellosen Vollformat-Kameras war bis Mitte 2018 nicht zu erahnen. Olympus wurde schlichtweg von Panasonic im Regen stehen gelassen.
- Vielleicht ist es auch nur das letzte große Lebenszeichen von Olympus. So eine Spitzenkamera zum Spitzenpreis erzeugt ein enormes Medien-Echo. Jeder Influencer wird einen Artikel oder einen Video-Post machen. Um eine derartige weltweite Aufmerksamkeit für die eigene Firma zu erzeugen, müsste man ohne Kamera Millionen verpulvern, die in Forschung sicherlich sinnvoller investiert sind. D.h. bereits der positive Marketing-Effekt kann die hohen Kosten und evtl. sogar Verluste bei diesem Produkt rechtfertigen. - Im Übrigen feiert Olympus 2019 sein hundertjähriges Bestehen. Man kann die Kosten somit auch als Jubiläumsfeierlichkeiten verbuchen.
- Olympus-Kameras taten sich seit Herbst 2018 angesichts 2.000 Euro Vollformat-Kameras und 1.500-Euro Fuji APS-C-Kameras alle sowieso schon schwer, weil sie angesichts der Sensorgröße überteuert waren. Dies galt besonders seit dem 2019 einsetzenden Preiskrieg mit Vollformat-Kameras ab 1.000 US$/Euro. Deshalb kommt es nun nicht darauf an, eine nochmals überteuertere Kamera anzubieten. Ganz im Gegenteil relativiert dieser exorbitante Preis nun im Vergleich sogar psychologisch (Ankerheuristik, Ankereffekt, Anchoring) den hohen Preis der anderen teuren Kameras von Olympus.
- Historisch ist es im Übrigen ein altbekanntes Phänomen der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen: Die technisch hochwertigsten und viel bestaunten Dampflokomotiven wurden erst entwickelt, als es bereits Diesel- und Elektroloks sowie Personenkraftwagen gab. Aber sie änderten den Lauf der Technik- und Wirtschaftsentwicklung nicht mehr.
- Deshalb bleibe ich dabei: Es werden noch einige Kameras herauskommen, die fast fertig entwickelt sind. Gleichgültig, ob viele Fotografen sie kaufen. Das ändert allerdings nichts mehr an der schweren Wirtschaftskrise im Fotobereich sowie der Gesamtentwicklung.
- Nachtrag: Am 24. Juni 2020 gab Olympus den Verkauf seiner Kamerasparte (Micro-Four-Thirds) an die Investment-Gesellschaft JIP bekannt und stieg aus.
APS-C-Sensoren - Tod durch Vernachlässigung
- Letztendlich wird es irgendwann auch die APS-C-Sensoren erwischen.
- Der Grund liegt darin, dass die großen Hersteller Canon, Nikon und Sony bis heute die APS-C-Klasse überwiegend als Anfütterungszone gesehen haben. Dort werden die neuen Fotografen angefixt, damit sie später in die lukrative Vollformat-Klasse aufsteigen sollen. Dazu wird meist nur zweit- oder drittklassige Technik von den Vollformat-Kameras nach unten gereicht. Vor allem bei den Objektiven sah man seit mindestens 10 Jahren auch bei den meisten Neuprodukten nur mäßige Qualität.
- In einer völligen Verkennung der Alterspyramide sowie der finanziellen Gesamtsituation der Bevölkerung wurde keiner der Vorteile bei Gewicht oder Volumen genutzt, um diese Klasse zu einer eigenständigen Plattform für bestimmte Fotografen zu machen, die überhaupt nicht aufsteigen wollen, oder es sich finanziell nicht leisten können, oder aus alters- oder gesundheitlichen Motiven von den Vollformat-Kameras absteigen wollten.
- Ökonomisch liegt das Problem bei APS-C darin, dass diese Klasse zumindest seit 2017 erhebliche Verkaufsrückgänge zeigt und 2018 praktisch abstürzte. Gemäß den Halbjahresergebnissen 2019 ging es genau so weiter.
- Nachdem inzwischen alle drei Platzhirsche sich vom Spiegel abgewandt haben, werden zumindest bei Nikon das DX-Bajonett in der APS-C-Klasse sterben und bei Canon das EF-S-Bajonett für APS-C. Es ist vorstellbar, dass beide Firmen für die Profis im APS-C-Bereich eine Art D600 resp. einen 7D-Nachfolger - aber mit dem Bajonett der spiegellosen Vollformat-Klasse anbieten. Nikon bestätigte meine Vermutung mit der Z50 Ende 2019, einer spiegellosen APS-C-Kamera mit dem riesigen Bajonett der Vollformat-Kameras.
- Als Ausnahme seien löblich erwähnt: Fujifilm bei Kameras und Objektiven sowie Sigma bei Objektiven. Beide Firmen stellten in den letzten Jahren zunehmend hochwertige Produkte für den APS-C-Bereich her.
- Dass Sigma ab Ende 2019 Objektive für Canon M anbot, muss man leider zweischneidig sehen: Man munkelt, dass Canon erstmals eine Lizenz für das M-Bajonett herausgegeben hätte. Gerüchte besagen, dass Canon das eigene APS-C-Bajonett selbst nicht mehr mit eigenen hochwertigen Objektiven ausstatten kann, weil man sich auf das R-Bajonett für Vollformat konzentrieren muss. D.h.: Ja, es wird bald höherwertige Objektive für die bisher vernachlässigten spiegellosen Canon-M-Kameras im APS-C-Bereich geben. Und weiter positiv ist es, dass Sigma hier ein Marktpotential vermutet. Aber Canon hat hier wohl eingesehen, dass es alleine (selbst als Marktführer) es nicht mehr schafft, diesen Bereich am Leben zu halten.
- Aber Fuji hat bereits 2017 den Schritt zu Mittelformat gewagt - mit anderen Worten, die Firma ist ebenfalls nach oben geflohen. Der ökonomische Grund ist einfach. Die Kosten - vor allem für Forschung und Entwicklung - liegen auch in der APS-C-Klasse so hoch wie bei Vollformat. Aber die erforderlichen Preise lassen sich dort mit High-Tech nicht erzielen. Bei 2.000 Euro scheint das Limit erreicht. Diesen Preis konnte Fuji 2018 bei seinem Spitzenmodell sowieso nur durch das Ausgliedern z.B. wichtigster Bauteile wie des Batteriegriffes halten, den man jedoch für 300 Euro nachkaufen muss, damit die Kamera überhaupt so funktioniert, wie im Prospekt angegeben. Ferner ging Fuji inzwischen dazu über, die Produktion fast aller Kameras außer des Spitzenmodells in Billiglohnländer auszulagern. Anders lässt sich dem Preisverfall bei APS-C mangels Nachfrage nicht mehr begegnen.
- Hinzu kommt, dass Vollformat-Sensoren nicht nur absolut, sondern auch relativ gesehen - bezüglich des Abstandes - immer preiswerter in der Herstellung werden. Gemäß meinen und anderen Informationen, Erhebungen sowie Einschätzungen lag 2019 der Preis eines Vollformat-Sensors nur noch 50-200 US-Dollar über demjenigen der APS-C-Klasse. Oder andersherum gesagt. Der APS-C-Sensor ist inzwischen fast so teuer wie derjenigen bei Vollformat.
- Selbstverständlich geloben die Hersteller auf Anfrage alle, die APS-C-Klasse weiterhin zu unterstützen. Aber die drei Platzhirsche haben dies noch nie wirklich ernsthaft getan und von Fuji darf man das zukünftig auch nicht mehr erwarten. Eine weitere Vernachlässigung der gesamten Sensorgröße - wie bisher - wird jedoch zwangläufig von den Kunden abgestraft werden.
- Auf der photokina gab Sigma am 25. September 2018 bekannt, das hauseigene alte APS-C-Bajonett (SA) sowie alle damit verbundenen Kameras und das gesamte System aufzugeben sowie sich zukünftig nur noch dem Vollformat zu widmen. - Manchmal tritt die prognostizierte Zukunft schneller ein, als selbst ich befürchtet hatte.
Neue APS-C-Kameras
Wie zu erwarten war, erhielt ich für meine ketzerische Voraussage viel Kritik und Einwände, weil Canon und Nikon 2019 sogar neue spiegellose Kameras mit APS-C-Sensor auf den Markt brachten.
- Dennoch halte ich meine - rein ökonomisch begründete - Einschätzung für korrekt und bleibe auch dabei.
- Wer oben genau liest, erkennt, dass ich nicht behauptete, dass APS-C sofort stirbt, sondern erst als letztes Format. Das dauert noch einige Jahre.
- Dazu haben alle Hersteller viel zu viele APS-C-Sensoren in früher guten Zeiten vorbestellt, die sie nun abnehmen müssen oder erhebliche Konventionalstrafen entrichten müssen. - Zum Verständnis: Nur, wer hohe Mengen abnimmt, erhält einen marktgerechten Stückpreis für derartige Einzelentwicklungen. Oder anders ausgedrückt: Erst bei hohen Stückzahlen je Sensor greifen die erforderlichen Skaleneffekte für preiswerte Kameras.
- Aber Canon betrieb auch die Neuerungen bei der spiegellosen M-Serie 2019 lustlos, indem die gleichzeitig publizierte Spiegel-Kamera DSLR 90D weitaus höherwertige Video- und sonstige Eigenschaften besitzt als die bis auf den Spiegel technisch gleichwertige EOS M6 Mark II. Technisch ist diese reine Software-Beschränkung der spiegellosen M-Serie nicht nachvollziehbar. Die Vernachlässigung der M-Serie geht also weiter. Im Übrigen war die M6 Mark II schon lange in der Entwicklungs-Pipeline. Da kommen noch einige lustlose und überteuerte Modelle.
- Den einzigen Lichtblick, den ich für Canons spiegellose M-Serie erkenne, ist das Bekenntnis Sigmas, ab Ende 2019 mehrere Objektive für das M-Bajonett anzubieten. Preise und die Qualität derselben sind noch zu prüfen.
Aber Nikon! Die machen doch mit der Z50 seit Oktober 2019 alles anders und richtig!?
- Da habe ich im Detail so meine Zweifel:
- Ein Standard-Zoom-/Kit-Objektiv (Z DX 16-50 mm F3.5-6.3 VR) mit Offenblende 6,3 ist schon sehr dunkel. Das ist lichtschwächer als jedes alte Kit-Objektiv von Nikon bei seinen DSRL-Serien im APS-C-Bereich. Ferner entspricht dies schon ca. äquivalenten 9,5 bei Vollformat und liegt somit bei dem Sensor bereits an der Beugungsgrenze. Wer auch nur eine Stufe abblendet, liegt mit der Kamera bereits im Beugungsbereich, wo es unschärfer wird.
- 20 Mega-Pixel als Sensor sind zwar aus meiner - praxisorientierten - Sicht der Fotografie durchaus ausreichend für gute Fotos mit APS-C. Aber Fuji bietet seit Langem 26 und Canon sogar über 32 Mega-Pixel. Selbst jede alte Nikon APS-C- DSLR bietet seit vielen Jahren 24 Mega-Pixel. Diese nur 20 MP waren bereits bei der D7500 der Grund, warum sie sich bis heute kaum verkaufen ließ. Die Auflösung der Z50 wird mit diesem alten Sensor der D500 und D7500 eher mäßig und definitiv unter den Mitbewerbern liegen. Marketing-technisch ist so etwas schwer anzupreisen.
- Warum hat man also den alten Sensor verwendet? Weil die obigen Abnahmemengen der früheren Bestellungen nicht mit den D500 (zu teuer) und den D7500-Modellen (eigentlich kein sinnvolles Modell) erreicht wurden. Nun ging man dazu über, die Sensoren etwas zu modifizieren (Phasenautofokus darauf etc.) und die Stückzahlen hochzutreiben, um damit die Kosten je Sensor zu senken. - Aber de facto ist der Sensor veraltet (Ende 2015), was auch fast jeder Fotograf inzwischen weiß.
- Daran ändert die auch sofort am ersten Tag wieder aufgetischte alte Lüge der Nikon-Fans nichts:
Weniger Mega-Pixel führen zu geringerem Rauschen
. Das ist physikalischer Unsinn: Das Photonenrauschen bestimmt heute überwiegend das sichtbare Rauschen. Dieses hängt jedoch ausschließlich von der Sensorfläche ab. D.h. APS-C-Sensoren mit 10, 20, 24, 32 etc. Megapixel erzeugen exakt das identischen Photonenrauschen. Das ist ein Naturgesetz.
- Keine Bildschirmstabilisierung des Sensors (kein IBIS) bei der Z50. D.h.: Alle unstabilisierten Objektive (auch fast alle neuen Vollformat-Z-Objektive) von Nikon arbeiten an der Z50 ohne jegliche Stabilisierung.
- Nur ein langsamer alter SD UHS-I-Kartenschacht.
- Bauartbedingt wenige direkte Schalter und Tasten an der Z50 (u.a. kein Joystick) - weniger als an vergleichbaren DSLRs von Nikon in der APS-C-Klasse. Das ergibt Abzüge bei der Ergonomie-Bewertung.- Alles nur wegen minimaler Vorteile beim Volumen (12,7 * 9,4 * 6 cm) und Gewicht (450 Gramm). Nochmals: Die Kamera ist aufgrund des Bajonetts kaum kleiner als eine Vollformat Z6.
- Der für APS-C überdimensionierte Bajonettring der Vollformat-Kameras. Das hat den Vorteil, dass man auch alle (jedoch meist teuren, großen und schweren) Objektive der Z-Vollformat-Serie verwenden kann. Aber es bedeutet den Nachteil, dass man die möglichen Vorteile eines kleinen APS-C-Bajonettes (wie Fuji und Canon) mit kleinen und leichten APS-C-Objektiven verschenkt. Allerdings war es Nikon vermutlich wichtiger, die alte Marketing-Fama weiter verfolgen zu können, dass man mit den neuen spiegellosen APS-C-Modellen zu Vollformat aufsteigen kann. - Nein. Die APS-C-Objektive liefern an Vollformat-Kameras technisch bedingt immer sehr schlechte Bildergebnisse, vom Crop-Faktor 1,5 ganz abgesehen. - Aber wie gesagt, geht es hier um Marketing / Märchen.
- In absehbarer Zukunft nur 2 verfügbare Objektive: Z DX 16-50 mm F3.5-6.3 VR (entspricht 24-75 mm bei Vollformat) und Z DX 50-250 mm F4.5-6.3 VR (entspricht 75-375 mm bei Vollformat).
- Die 209 AF-Punkte auf dem Sensor decken zwar beeindruckende 87% horizontal sowie 85% vertikal ab und bieten sogar Augenerkennung. Aber alles funktioniert deutlich langsamer als bei jeder alten DSLR von Nikon im APS-C-Bereich - und ist zudem komplizierter zu bedienen.
- Gravierend für die tägliche Fotopraxis ist hingegen, dass der kontinuierliche Autofokus bei der Objektverfolgung immer wieder versagt. (Autofocus).
- Der eingebaute Blitz der Z50 taugt nur zum Aufhellen in direkter Nähe und kann nicht zum Steuern (Commander) anderer Blitzgeräte (im Studio etc.) verwendet werden, was jede alte DSLR von Nikon beherrscht.
- Aber es existiert auch kein Stecker für den Blitzanschluss mehr, sodass man auch keine WR-10-Funkfernsteuerung für Blitze anschließen kann.
- Das rückwärtige Display misst zwar beachtliche 3,2 Zoll in der Diagonale und ist als Touch-Screen geeignet, löst jedoch schwach auf und lässt sich nur hoch und runter klappen (Noch nicht einmal zur Seite lässt es sich klappen). Das Display lässt sich zum Vloggen zwar ganz nach unten klappen, damit man sein eigenes Bild sieht. Aber das funktioniert nicht auf einem Stativ oder einem Handgriff, weil diese dann im Weg sind. Ferner funktioniert die Touch-Funktion nicht zum Fokuspunkt-Verschieben, wenn man das Auge am Sucher hat. Aber ein Joystick fehlt auch.
- Auch die ungewöhnliche Anforderung, zweimal auf etwas tippen zu müssen, um etwas zu bestätigen, führt zu Abzügen bei der Ergonomie.
- Ein Fernauslöser kann nicht mehr an die Kamera angeschlossen werden. Man muss Bluetooth und ein Smartphone dazu verwenden.
- Das robuste Magnesium-Gehäuse ist ziemlich wassergeschützt - aber nur, solange man den Blitz zugeklappt lässt.
- Der elektronische Sucher (EVF) ist mit 2,36 Mega-Pixeln zwar nett, aber reicht mit seinen 1.280 * 960 Pixeln bei weitem nicht an die heute gängigen Auflösungen anderer spiegelloser Kameras heran. Im Übrigen ist er kleiner als derjenige bei der Z6 und Z7.
- Ferner ist der Augenabstand mit 20 mm gering und keineswegs für alle Brillenträger geeignet.
- Ein neuer Akku (EN-EL25), der nur 300 Bilder (gemäß CIPA-Rating) aushält. Für die Fotopraxis unangenehm ist, dass er nicht mit einem Chip ausgestattet ist, der die Ladekapazität an die Kamera meldet. Man arbeitet also blind, bis der Akku ausfällt.
- Viele andere technischen Werte sind zwar marketing-technisch gut zu bewerben, wie 11 Bilder je Sekunde, aber ohne Autofokus für die Praxis der Fotografie absolut wertlos. Wer will schon 3-6 Sekunden Dauerfeuer auslösen, um dann von 30 (RAW) oder 70 (JPEG) Fotos nur das erste scharf zu erhalten. - Real bleiben maximal 5,5 Bilder mit einem sichtbaren Schwarzbild im Sucher dazwischen.
Weil ich darauf angesprochen wurde. Ja, mir ist das Video von Jarred Polin über diese Z50 und seinen 11-Bilder je Sekunde Sport
-Aufnahme bekannt. Dazu ein paar Worte.
Falls Sie - wie er -
- Multimillionär und jährlicher Einkommensmillionär durch YouTube sind,
- für das Hochjubeln von Kameras und Objektiven bezahlter Influencer sind,
- die gesamte besprochene Fotoausrüstung kostenlos von den Herstellern geliehen bekommen und (gemäß seinen eigenen Aussagen in einem Video) jahrelang nicht zurückgeben, sondern beruflich verwenden, bis sie verschlissen sind,
- eigene bezahlte Assistenten besitzen, die sie während eines Foto-Shootings mal kurz nach Hause schicken können, um weitere Objektive zu holen, weil es mit den offiziellen zur Kamera passenden nicht durchführbar ist,
- ein 8-15 mm Fisheye-Objektiv für Vollformatkameras zum Preis von 1.600 Euro besitzen, das Sie sowieso immer an die derzeit billigste spiegellose Nikon APS-C-Einsteiger-Kamera befestigen wollen,
- ein bezahltes Sport-Model besitzen, das Ihnen die gewünschte Bewegung immer wieder durchführen muss, bis es Ihnen endlich ausreicht,
- vorher das Model an einem Punkt lange positionieren, dann dort, obwohl das Fisheye einen gigantischen Schärfentiefe-Bereich / Tiefenschärfe-Bereich besitzt, scharf stellen, dann auf manuell umstellen,
- dann bei dutzenden vom Model zu absolvierenden identisch zu wiederholenden
typischen Sportszenen
weit über einhundert Aufnahmen machen,
- danach aus dieser großen Zahl ein einziges halbwegs scharfes Bild auswählen,
- wenn folglich exakt das Ihre typischen Aufnahme-Bedingungen als APS-C-Fotograf (Vater oder Mutter) im Familienbereich sind,
- dann ist diese APS-C-Kamera tatsächlich für die von dem Influencer beworbene Familienaufnahmen von herumtollenden Kindern
perfekt
geeignet - das sind ja schließlich auch alles bezahlte Berufs-Models, die jede Szene gerne geduldig immer wiederholen.
Allen vernünftigen Fotografen rate ich jedoch zur Nikon D500, einer APS-C-Sport-Kamera, die das mit jedem Objektiv und in jeder Situation einfacher, auf den ersten Ansatz mit Autofokus automatisch und sowie preiswerter kann.
- Kein 17:9 (4096 x 2160) 4K-Video. Ein Kopfhöreranschluss fehlt. Kein Log (weder 8 noch 10 Bit).
- Letztendlich ist da noch der Preis: 859,99 US$ für das Gehäuse, 999,95 US$ mit dem 16-50 mm Zoom sowie 1.349 US$ für Kamera mit beiden Zooms.
In Deutschland kommen da noch die üblichen Melkkuh-Zuschläge hinzu: 950 Euro für das Gehäuse, mit dem Standardzoom Nikkor Z 16-50 mm f3.5-6.3 DX VR für 1.100 Euro. Der ATZ-Adapter kostet übrigens nochmals 150 Euro extra. Mit Standardzoom und FTZ-Adapter soll die Nikon ca. 1.250 Euro kosten. Kamera plus beide Zooms soll dafür angeblich preiswerter sein für 1.340 Euro. Einzeln kosten die Objektive 16-50 mm 360 Euro, das 50-250 mm Zoom 410 Euro.
- Bei Media-Markt gab es im Oktober die 24 Mega-Pixel D3500 mit Kit-Objektiv für 299 Euro, die D5600 (24 Mega-Pixel) mit Kit-Objektiv für 499 Euro. Und ich sah dennoch keine Käuferschlangen in den Fotoabteilungen. - Da werden wohl eher wenige - logisch denkende - Menschen den zwei bis dreifachen Preis für die spiegellose Z50 ausgeben - für insgesamt etwa gleiche Bildqualität.
- Das Problem der Z50 ist noch größer als das aller anderen modernen spiegellosen Kameramodelle: Der Kunde erkennt inzwischen sehr deutlich, dass er für etwa gleichwertige Bildqualität im spiegellosen Bereich in Europa mindestens das Doppelte ausgeben muss wie für eine DSLR mit Spiegel. Die derzeit nur minimalen technischen Vorteile wiegen für klar denkende Fotografen die Kosten kaum auf.
- Als leichte Zweitkamera für Besitzer der großen spiegellosen Z7 kommt die Z50 schon eher in Betracht.
- Was soll der Amateur-Fotograf zum Schluss von der Aussage Nikons in den USA halten:
... the camera is designed to attract a generation of users who don't consider themselves to be photographers.
Die Z50 richtet sich somit nicht an klassische (= auch DSLR) Fotografen. - Sie richtet sich folglich an Smartphone-Besitzer. Jene wollen jedoch gemäß zahlreichen Umfragen nur ca. 500 US$ / Euro ausgeben. Ferner entspricht die Z50 keinesfalls der Usability oder der Konnektivität eines Smartphones. - Jeder verwöhnte Smartphone-Besitzer kann sich schon einmal auf die regelmäßig erforderlichen Sensor-Reinigungen vorbereiten. Durch den größten aller Bajonettdurchmesser wird die Z50 geradezu zum Staubsammler.
- So sehr ich es Nikon gönnen würde. Aber die Z50 wird bei dem Preis kaum ein großer Erfolg werden. - Natürlich werden viele sich diese Kamera zu Weihnachten gönnen. Für viele reiche Nikon-Fans spielen vierstellige Summen als Systempreis (Kamera mit Adapter oder mit einem Objektive kosten bereits über 1.000. Dazu kommen noch der Ersatzakku und die neue SD-Speicherkarte) keine Rolle.
- Aber nach Weihnachten brechen die Verkäufe weg, weil sich spätestens dann die dreisten Lügen der Influencer weltweit als solche herausgestellt haben. Vor allem das zusammenschiebbare Zoom-Objektiv dürfte Nikon nur Ärger bereiten, da die Anwender mit Ihrer PI alles zerstören können. PI (Partielle Intelligenz) ist das menschliche Gegenstück zur maschinellen KI (Künstlichen Intelligenz).
- Würde ich die unausgereifte Z50 einem ernsthaften Fotografen empfehlen? Nein. Für weniger Geld erhält man eine voll ausgereifte D7200 mit 24 Mega-Pixel oder die D7500 mit 20 MP.
- Sieht Nikon das nicht selbst? Vermutlich schon. Aber Nikon ist als Konzern viel abhängiger vom Fotogeschäft als andere Firmen und kann deshalb auf den APS-C-Sektor derzeit als Anfütterungszone für die wenigen Vollformat-Kameras nicht verzichten. Sie werden folglich in den kommenden Jahren weitere derartige spiegellose APS-C-Kameras anbieten. Letztendlich entscheidet der Käufer, ob er den signifikanten Mehrpreis dafür ausgibt.
- In den USA verkaufte sich im November und Dezember 2019 Nikons nagelneue Z50 so schlecht, dass Nikon sogar im Weihnachtsgeschäft eine 30-Tage-Rücknahmegarantie inklusive kostenlosem Rückversand aussprach. In Deutschland wurden 100-150 Euro Sofortrabatt angeboten, weil sich das Modell hier auch nicht gut verkaufte.
- Weitere Informationen zur Z50 finden Sie in der Linkliste bei Nikon Z.
- Um weitere Hass-E-Mails zu vermeiden: Ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass man mit allen spiegellosen Modellen von Canon und von Nikon in der APS-C-Klasse sehr schöne Fotos machen kann. Und evtl. ist eine davon auch die ideale Kamera für Sie. Aber logische Gründe aus der Fotopraxis sind schon lange keine Kaufargumente mehr für die Masse der in der Fotokrise abwartenden Fotografen.
- Nochmals im Klartext: Auch ich sehe eine gewisse Käuferschicht, welche APS-C-Kameras wünscht. Die Frage ist nur, ob sich diese nachweislich ständig abnehmende Käuferzahl aus Sicht der Firmen für eine eigene Modelreihe ökonomisch lohnt.
- Schließlich existiert auch ein elementarer Unterschied zu den noch immer mit maximal 10.000 Stück im Jahr produzierten analogen Fotokameras. Bei derart geringen Stückzahlen wäre ein APS-C-Sensor unerschwinglich teuer. Warum können die Filmkameras dann relativ preiswert (durchschnittlich für ca. 2.000 Euro) angeboten werden? Weil sie keinen Sensor besitzen. Das war früher der analoge Film, den man mit jeder 24er- oder 36er-Patrone einlegte. Und den stell(t)en immer andere Firmen als weltweit genormtes Produkt für alle Kameras separat her.
Goldenes Ziel - Vollformat
- Letztendlich streben - seit spätestens 2018 auch offen zugegeben - alle Firmen zur Vollformat-Klasse oder sogar noch höher in das Feld der Mittelformat-Kameras sowie zusätzlich auf Video.
- Daraus folgt, dass wir vermutlich 2025 wieder die Situation haben werden, wie in den 1980er und 1990er Jahren. Fast alles in der klassischen Fotografie mit Systemkameras findet auf dem Kleinbild-Format 36*24 mm statt. Daneben wird es exotische Randbereiche mit kleineren und größeren Sensoren geben, die jedoch - trotz viel Aufmerksamkeit der an Neuigkeiten interessierten Fachpresse sowie der bezahlten Influencer - kaum praktischen Einfluss auf die Fotografie der meisten Fotografen nehmen.
- Nachdem es in den unteren Sensorklassen eher düster aussieht, stellt sich die Frage: Herrscht bei Vollformat nun wenigstens eitel Sonnenschein und fließen Honig sowie Nektar?
- Die jetzigen Vollformat-Besitzer sollten sich nicht schmunzelnd zurücklehnen. Auch sie werden kalt erwischt.
- Da Canon, Nikon und Panasonic neue Bajonette für die neuen Vollformat-Kameras verwenden, müssen auch Sie alles neu kaufen. Man darf bei allen drei Herstellern von mindestens 5 Jahren Umstellzeit mit den entsprechenden Mangelerscheinungen sowie Chaos ausgehen.
- Der finanzielle Schaden der Altbesitzer ist unglaublich hoch und dürfte weltweit gesehen bereits 2018/19 in die Milliarden gehen. Kameras und Objektive der alten Bajonette verlieren ständig massiv an Wert. In ein paar Jahren dürften sie weitgehend unverkäuflich sein.
- Hinzu kommt, dass der Markt auch für Vollformat-Kameras zumindest nur wenig wächst. Ob nun wirklich für sechs Kombattanten (Canon, Leica, Nikon, Panasonic, Sigma und Sony) ausreichend Kaufkraft vorhanden sein wird, um kontinuierlich Gewinn zu erzielen, muss die Zukunft zeigen.
- Alle Analysten gehen derzeit zwar von einem Preiskampf in der Einsteigerklasse zum Vollformat um die 2.000 US$ / Euro aus. 2019 setze sogar ein Preiskrieg ab 1.000 US$/Euro ein. Aber für die besseren Kameras werden immer höhere Preise verlangt werden. Und bei den Objektiven werden 25-50% Preissteigerung bereits jetzt von den Herstellern praktiziert. - Vollformat wird zukünftig richtig teuer werden. Gehen Sie getrost von 15.000 Euro für eine halbwegs komplette hochwertige Ausrüstung aus.
- Für die Fotografen - selbst die wohlhabenden - kommt es noch härter: zwei Firmen sind breit aufgestellte Elektronikkonzerne (Panasonic und Sony) und zwei (Canon sowie Nikon) sind ebenfalls diversifizierte Optikfirmen. Keine Firma sieht ihren Schwerpunkt auf der Foto-Kameraherstellung. Alle vier könnten sich schlimmstenfalls sogar einen Rückzug aus dem schrumpfenden Segment Herstellung klassischer Foto-Kameras leisten. Alle Konzerne stellen viel mehr und zunehmend erfolgreiche Produkte in anderen Segmenten und Sparten her.
- Ferner gilt, dass die Zukunft der Fotografie sowieso bei 8K-Video resp. 16K-Video liegt, aus dem man sich bei Bedarf ein Standbild herauszieht.
- Bevor man mich wieder missversteht oder falsch zitiert: Ich behaupte nicht, dass die gesamte Fotografie verschwindet. Aber die klassische Fotografie mit Systemkameras wird sich in den kommenden 10 Jahren völlig verändern, selbst wenn die katastrophale Wirtschaftskrise der Fotobranche gestoppt werden kann.
- Allerdings habe ich inzwischen beim letzten Punkt - der Erholung der abstürzenden Fotowirtschaft - meine Zweifel. Immer mehr ältere Fotografen - die meisten ambitioniert, hochinvestiert im Vollformat-Bereich und keineswegs arm - sind verunsichert und teilen mir mit, dass sie den Systemwechsel (hin zu spiegellosen Vollformat-Kameras) vorläufig nicht mitmachen. Manche geben sogar an, nach dem Auslauf ihrer alten Spiegelmodelle (DSLR) altersbedingt mit der Fotografie aufzuhören. Ob da genügend neue, junge Fotografen mit viel Geld nachkommen werden?
Fazit
- Die oben aufgeführten Details sind ökonomische Fakten. Wunschdenken ändert daran nichts.
- Berücksichtigen Sie diese Tatsachen bei Ihren künftigen Investitionen und Käufen.
- Gehen Sie weiterhin mit Ihrer alten Ausrüstung fotografieren. Nur weil die Hersteller inzwischen alle ihr Heil in den teuersten Klassen spiegelloser Vollformat-Kameras oder noch teureren Mittelformatkameras suchen, hat die Bildqualität Ihrer alten Ausrüstung nicht abgenommen. - Denken Sie bei all dem nun wieder veranstalteten Werberummel immer daran: Man konnte in den letzten 175 Jahren der Fotografie schon mit viel schlechterer Ausrüstung gute Fotos machen.
Weiterhin viel Freude beim Fotografieren.
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