Handbuch
Ihr Schlüssel zu perfekten Aufnahmen
Erstaunlich viele Fotografen kaufen sich heute teure Kameras, aber sie lesen nicht mehr die Handbücher, um diese absoluten High-Tech-Geräte auszureizen. Stattdessen jammern manche über die überfrachteten, unergonomischen und nicht nutzbaren Kamera-Eigenschaften.
Das Phänomen ist nicht neu. Bereits in den 80er Jahren als die elektronischen Rechner in der Form der Personal Computer (PC) Einzug in Büros und private Wohnungen hielten, wurde von den Service-Mitarbeitern der (Hard- und Software-) Firmen festgestellt, dass die meisten Probleme darauf beruhten, dass die Nutzer, das Handbuch nicht oder nicht sorgfältig gelesen hatten. In den US-amerikanischen Foren (Vorläufer des World Wide Web, in denen man technische Fragen stellen kann) wurde sehr bald der derbe Ausdruck RTFM
- Read the Fu..ing Manual
- Lesen Sie das verdammte Handbuch
- zur Standard-Antwort der genervten Betreuer. Die Anwender erwarteten offensichtlich, dass sich hochkomplexe Hard- und Software so selbsterklärend wie ein Küchenmesser bedienen ließe. Mit der Digitalisierung der Fotografie und dem Einzug immer modernerer Prozessoren in Kameras wiederholt sich dieses Phänomen nun in der Fotografie.
Selbstredend finden sich Smartphones, die sich angeblich einfacher bedienen lassen. Aber das trifft nur in Grenzen zu. Manches ist dort in der Tat einfacher - auch Schnappschüsse mit der eingebauten Kamera. Aber sobald es um die Details geht, die man manuell verändern will, wird es leider bei jeder Technik sehr schnell kompliziert. Modernste Fotoapparate sind jedoch absolute High-Tech-Geräte, an denen man heute oft mehrere tausend Details manuell verändern kann.
Das entlässt jedoch Hersteller nicht aus der Pflicht, die Bedienung ihrer Produkte generell kundenfreundlicher und ergonomischer zu gestalten. Darin wird zukünftig ein wichtiger Teil des Markterfolges liegen.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle in Handbuch behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Motive
Vorgeschobene Argumente gegen Handbücher
Die Motive, weshalb viele Fotografen das Handbuch ihrer neuen Kamera nicht oder zumindest nicht vollständig bzw. genau lesen, sind vage und vielschichtig:
- Manche behaupten, dass Handbücher generell voller Fehler seien.
- Das uralte Argument des schlecht übersetzten Handbuches trifft heute jedoch im Fotobereich nicht mehr zu.
- Insbesondere Handbücher der modernen Fotoapparate sind gut und fast fehlerfrei übersetzt.
- Ein weiteres Argument ist, dass die beigelegten ausgedruckten Handbücher angeblich zu kurz seien.
- Dies trifft insbesondere bei Einsteigerkameras und dort wieder bei Nikon teilweise zu. Das Handbuch der D3#00 halte ich wirklich für sehr spartanisch.
- Aber pauschalieren darf man dies nicht.
- Hochwertige und hochpreisige Kameras bieten i.d.R. sehr umfangreiche Handbücher, welche alle Funktionen detailliert erklären. - Allerdings schränke ich dies zunehmend bei Sony und neueren Modellen (besonders ab 2018) ein, da dort nicht einmal alle Funktionen des Menüs aufgelistet geschweige denn erklärt werden.
- Ein weiteres Argument ist, dass beigelegte ausgedruckte Handbücher heute fehlen.
- Dies betrifft in der Tat insbesondere den preissensiblen unteren Bereich und damit viele Pocket-Kameras. Dort wird nicht selten nur eine CD beigelegt, auf der sich das Handbuch als PDF befindet.
- Damit leisten sich die Hersteller einen Bärendienst. Der Imageschaden ist groß und - wie sich zeigt - weitreichend, da dieser Mangel auf alle anderen Modelle des Herstellers (oft völlig unzutreffend) pauschalierend ausgedehnt wird. In den Bereichen der teureren Systemkameras findet sich jedoch fast immer ein ausgedrucktes umfangreiches Handbuch als Bedienungsanleitung.
- Die Leseergonomie eines PDFs ist am Monitor und selbst auf dem mobilen Tablet noch immer eingeschränkt im Vergleich zu einem auf Papier ausgedruckten Handbuch. D.h. zahlreiche Nutzer drucken sich das Handbuch dann auf ihrem Tintenstrahldrucker für viel Geld selbst aus, um es lesen zu können. Hier handelt es sich in der Tat um eine ziemlich dreiste Kostenverlagerung auf den Kunden.
- Noch gravierender ist jedoch, dass die PDFs auf den zu Hause heute üblichen Tintenstrahlern oft eine eher mittelmäßige Lesequalität erzeugen. Und diese wird vom genervten Nutzer auf alle anderen Handbücher pauschalierend übertragen.
- Falls die Firmen ihre preiswerten Einsteigerkameras tatsächlich als langfristige Bindungsmaßnahme eines neuen Kunden an die Marke sähen (wie deren Marketing-Abteilungen immer beteuern), dann würden sie hier mehr Sorgfalt auf hochwertige ausgedruckte Handbücher legen. Oder um es ganz deutlich zu sagen: 10 Euro mehr in ausführliche hochwertige Handbücher zahlen sich langfristig eher aus, als 10 Euro mehr in sinnlose Marketing-Kampagnen, deren übertriebenen Sprüchen sowieso kaum jemand mehr glaubt.
- Aber für den mobilen Einsatz auf Smartphones haben zusätzliche PDFs des Handbuches bei den schwereren Systemkameras sogar Vorteile, da man sie immer dabei haben kann und somit auch Unterwegs kurz etwas relativ bequem und schnell nachschlagen kann.
- Ein anderes - genau entgegengesetztes Argument - lautet, das beigelegte Handbuch wäre zu dick.
- In der Tat sind die Handbücher der Vollformat-Kameras mit vielen hundert Seiten umfangreich.
- Aber dies entspricht nur der Vielzahl an eingebauten Funktionen, derentwegen man schließlich diese Kameras gekauft hat.
- Die Didaktik der Handbücher sei schlecht.
- Das kommt darauf an, was man unter Didaktik versteht.
- Wenn es um sachliche, hochkonzentrierte und verständliche Information geht, dann sind die modernen Handbücher unschlagbar und vor allem schnell im Zugriff.
- Falls der Anwender jedoch eine solide Einführung in die Grundlagen oder sogar spezifische Details der Fotografie erwartet, dann sind spezielle Fachbücher selbstredend überlegen.
- Und wenn die Nutzer ehrlich sind, dann finden sie in einem Handbuch zu ihrem Pkw auch keine Straßenverkehrsordnung und kein Fahrschullehrbuch integriert.
- In den Handbüchern gäbe es angeblich zu wenig erklärende Fotos.
- Die meisten Handbücher quellen heute jedoch mit Fotos und Aufrisszeichnungen, darstellenden Zeichnungen etc. über.
- Der Text in den Handbüchern wäre zu klein gedruckt.
- In der Tat ist der Text oft kleiner gedruckt als in manchen Fachbüchern.
- Aber alle Texte sind dennoch problemlos lesbar.
- Und vor allem ist das Handbuch dank der geringeren Schriftgröße mobil: Moderne Handbücher sind im DIN-A5-Format auf weichem, dünnem Papier gedruckt. Handbücher sind selbst bei mehreren hundert Seiten Umfang biegbar und somit in jeden Rucksack oder jede Fototasche verstaubar. Der Vorteil, ein kleines Nachschlagewerk immer dabei zu haben, ist bei modernen Kameras mit vielen Funktionen sehr hilfreich.
- Kameras wären selbsterklärend, man müsse deshalb keine Handbücher lesen.
- Selbst zu analogen Zeiten war die Fotografie bereits kompliziert und keineswegs selbsterklärend.
- Eine sogenannte reine Point-and-shoot-Kamera gab es - trotz aller seit 150 Jahren immer wieder zu findenden Marketing-Sprüchen - meines Wissens nie. Immer konnte man das Eine oder Andere daran einstellen resp. verändern und dadurch die Bildqualität erhöhen.
- Bei modernen Kameras, welche sich oft nur noch darin unterscheiden, dass man im jeweiligen Folgemodell ein Dutzend weiterer Funktionen integriert, die technisch möglich, aber keineswegs von der Mehrzahl der Fotografen benötigt werden, ist diese Aussage nach selbsterklärenden Systemen weltfremd.
- Zahlreiche High-Tech-Kameras bieten heute über 1.000 Einstellmöglichkeiten in dutzenden von übergeordneten Haupt-Menüs, die selbst wieder Untergruppen aufweisen. Sogar die am ergonomischsten geordneten Menüs sind keineswegs immer selbsterklärend.
- Erstaunlicher Weise findet sich dieses Argument vor allem auch bei vielen
alten Hasen
, die schon seit Jahrzehnten fotografieren. Selbstredend finden sich viele Schalter und Druckknöpfe mit irgendwie erratbaren Abkürzungen auf hochwertigen Kameras. Aber bereits bei der heute üblichen Doppelt- oder Mehrfachbelegung dieser Schalter scheitern diese alten Hasen ohne Handbuch kläglich. Und bei den frei belegbaren Funktionstasten zahlreicher neuer Fotokameras sieht es noch schlechter aus: Ohne Handbuch können Fotografen kaum die Sonderfunktionen auf diese Fn-Taten legen oder deren Zuweisungen verändern.
Fazit - Hersteller-Handbücher
- Selbstverständlich kann man mit jeder heute verfügbaren Kamera in einem der Automatik-Modi ohne jegliche fotografische Kenntnisse oder Lesen des Handbuches gute Fotos machen.
- Durch das sorgfältige Lesen des Handbuches werden Ihnen jedoch wesentlich hochwertigere Bilder gelingen.
- Nur mit dem Wissen aller Funktionen der Kamera (d.h. sorgfältiges Lesen und detailliertes Durcharbeiten des Kamerahandbuches) werden Sie das Maximum aus Ihrer Kamera herausholen.
- Wer alle Funktionen einer billigen Fotokamera dank Lesen des Handbuches vollkommen ausreizt, produziert definitiv hochwertigere Fotos als jemand, der sich das teuerste Modell zulegt, aber dessen mögliche Funktionen nicht nutzt.
- Oder, um es ketzerisch zu pointieren: Wer über 100 Euro für eine Kamera ausgibt und das dazugehörende Handbuch nicht liest, verschwendet sinnlos Geld.
Verlags-Bücher
Viele lesen das offizielle Kamera-Handbuch des Herstellers nicht und kaufen sich stattdessen - als Ersatz - sehr teure spezielle Bücher über ihre Kamera. Dieses Phänomen fand sich in den 1980er und 90er Jahren bereits bei den Betriebssystemen und der dazugehörenden Software auf der PC-Schiene. Die Gründe hierzu leiten sich oft aus den oben genannten ab:
Liste der Verlags-Handbücher zu aktuellen Kameras bei Amazon Kamerahandbuch und Kamera Buch.
Vorgeschobene Vorteile für spezielle Handbücher der Fachverlage
- Man hat das Original-Handbuch verloren, verlegt etc.
- Das auf den ersten Blick glaubhafteste Argument erweist sich auch als irreführende Ausrede.
- Kostenlose Handbücher sogar oft in der allerneuesten, gemäß den Firmware-Updates der Kamera sogar nachträglich korrigierten Version lassen sich heute von fast jedem Kamerahersteller im Internet als PDF herunterladen.
- Ein kostenpflichtiges gedrucktes Originalexemplar lässt sich für relativ wenig Geld von fast jedem Kamerahersteller - und bei sehr alten Geräten von Drittanbietern (z.B. über eBay) - beziehen.
- Die von den Verlagen herausgegebenen Handbücher seien korrekter.
- Hingegen fanden sich in von mir durchgeführten Untersuchungen in den von Fachverlagen publizierten zusätzlichen Handbüchern zu denselben Kameras wesentlich mehr Tipp-, Grammatik, Stil und schlichtweg Sachfehler als in den originalen Handbüchern der Herstellerfirmen.
- Die meisten Verlags-Handbücher sind auch nicht korrekter im Sinne von aktueller als die Hersteller-Handbücher der Kameras. Der Grund liegt in den oft sehr langen Vorlaufzeiten zur Produktion eines Buches. So darf es auch nicht verwundern, wenn manche Autoren der Verlage ihr Buch für die neue Kamera bereits schreiben, obwohl das eigentliche Kameramodell dazu noch nicht auf dem Markt ist. Nicht selten finden etwas vage Marktankündigungen der Hersteller, Gerüchte und Vorserienerfahrungen Eingang, die im Nachhinein bei der Korrektur teilweise übersehen werden.
- Verlagshandbücher sind auch sonst keineswegs aktuell: Bis diese Verlagsbücher erscheinen, haben die Hersteller der Kameras häufig Updates herausgebracht, welche den Funktionsumfang der Kamera erweitern oder zumindest gewisse Funktionen verändern. Vor allem am Anfang häufig vorkommende Einschränkungen und z.T. auch Fehler werden in Firmware-Updates laufend korrigiert. Diese finden sehr oft schnellen Eingang in die offiziellen Herstellerhandbücher, insbesondere in die kostenlos im Internet zu beziehenden PDF-Handbücher, aber praktisch nie in die Handbücher der Verlage, da davon kaum je eine zweite oder dritte überarbeitete Auflage erscheint. - Dieses Problem wurde seit dem Umstieg 2018 auf spiegellose Kameras bei Canon aber ganz besonders bei Nikon überragend: Nikon brachte z.B. in den ersten beiden Jahren seit der Einführung seiner Z6- und Z7-Reihe fast im Quartalstakt völlig neue Firmware-Updates heraus, welche die Kamerafunktionen signifikant änderten und verbesserten. Da kann kein einziges teures Verlagshandbuch mithalten.
- Unterschätzen Sie ferner nicht den Zeitdruck, unter dem heute gearbeitet wird. Manche Hersteller wie Sony werfen inzwischen für manche Serien jedes Jahr ein Nachfolgemodell auf den Markt. Die Verlage müssen hier mithalten, da kaum jemand mehr ein Buch für das Vorgängermodell kauft. Der Verlag, welcher zuerst ein Handbuch zur neuen Kamera herausbringt, schöpft den größten Teil des Marktes ab. D.h. Schnelligkeit geht häufig vor Korrektheit.
- Die zusätzlichen Bücher der Fachverlage seien informativer:
- Das trifft in der Tat zu, wenn man sich für die Praxistipps der sie verfassenden Autoren interessiert. Hierbei handelt es sich jedoch fast ausschließlich um allgemeine Tipps zur Fotografie, die man in jedem guten allgemeinen Lehrbuch zur Fotografie ebenfalls findet.
- Einhergehend damit findet sich das Argument: Die Bücher der Fachverlage über Kameras sind umfangreicher.
- Das trifft zu, denn der Autor / Fotograf hat immer noch weitere allgemeine Texte und vor allem seine eigenen Fotos zusätzlich als Belegbeispiele eingebaut.
- Nicht selten ist der Text auch umfangreicher, weil der Autor versucht, mit dem Handbuch zum Kameramodell eine allgemeine Einleitung in die Fotografie insgesamt zu geben.
Das stellt für Einsteiger löblichen Zusatznutzen dar, für fortgeschrittene Fotografen ist es jedoch lästig.
- Paradoxerweise findet sich auch das konträre Argument: Die Handbücher der Fachverlage wären kürzer - vom Fachautor auf das wirklich Relevante reduziert.
- Wenn man berücksichtigt, dass Hersteller-Handbücher eher im DIN A5-Format, Fachbücher jedoch eher im A4-Format gedruckt werden, so ist diese Aussage bezüglich der bedruckten Fläche und bezüglich des Gewichtes unzutreffend. Hier werden rein Subjektiv 300 Seiten A4-Text vermutlich als geringerer Textumfang angesehen als 400 Seiten A5.
- De facto handelt es sich bei den sogenannten Handbüchern der Foto-Fachverlage nicht um mobile Nachschlagewerke zum Mitnehmen im Rucksack oder der Fototasche, sondern um oft schwere, eckige Folianten mit Hardcover, die man nur zu Hause verwenden kann.
- Nicht selten bieten inzwischen Verlage die nachträglichen Neuerungen und Aktualisierungen auf Internet-Seiten an. Aber dies sind oft ungepflegt und unergonomisch. Vor allem findet ein Medienbruch statt. D.h. man muss vom gedruckten Buch zum PC etc. wechseln.
- Noch schlimmer ist es, wenn der Verlag / Autor das teure Handbuch nur als PDF anbietet. Dann kommen wieder alle oben genannten Nachteile zum Tragen wie der eigene Ausdruck etc.
- Geradezu unverschämt wird es, wenn Autor oder Verlage für die Aktualisierungen des Handbuches bei heute üblichen Firmware-Updates entweder immer oder nach z.B. einem Jahr plötzlich zusätzliches Geld verlangen. - Nochmals: Das ist beim Kamerahersteller alles kostenlos.
- In der Regel werden die angeblich kürzeren Handbücher der Fachverlage dann durch die sogenannten Addenda und Korrigenda schnell sehr groß und unergonomisch zu lesen.
- Falls der Autor des zusätzlichen Handbuches tatsächlich Platz einspart, dann geht dies auf Kosten der Inhalte. Mit anderen Worten: Er hat wichtige Details des Herstellerhandbuches entfallen lassen. Dies ist im Übrigen ein berechtigter Kritikpunkt: Oft fehlen in der Tat in solchen Verlags-Handbüchern wichtige Hinweise, die nachher im Schadensfall / Garantiefall sehr teuer werden können.
- Nicht selten werden jedoch die Garantiehinweise nur durch halbgare Fototipps oder deutliche Werbebotschaften (auf rein zufällig vom Autor veranstaltete Kurse zu den Themen oder weiterführende Literatur des Verlages) ersetzt, so dass man summa summarum nicht viel Text einspart.
- Die Didaktik der Handbücher aus Fachverlagen sei besser.
- Das kommt darauf an, was man unter Didaktik versteht.
- Wenn der Leser Beispiele aus dem eigenen Praxisumfeld eines Fotografen garniert mit Anekdoten sucht, dann wird er sich in den oft langatmigen Texten dieser Fachbücher wohl fühlen.
- Wer die offiziellen Hersteller-Handbücher neben die zusätzlichen Verlags-Handbücher legt, wird im Übrigen nicht selten erstaunliche textliche Ähnlichkeiten feststellen, die sich oft über ganze Sätze oder Absätze hinziehen.
- Abschließend muss man festhalten, dass viele gute Fotografen keineswegs ausgebildete oder begnadete Didaktiker sind. Da hilft dann auch ein guter Lektor nicht mehr viel. Im Übrigen wird in Verlagen immer häufiger am fachlich kompetenten Lektorat gespart.
- In den zusätzlichen Handbüchern der Fachverlage gäbe es mehr erklärende Fotos.
- Hier werden oft die folgenden Dinge verwechselt: Klare Aufrisszeichnungen zur Funktionsbeschreibung der Kamera mit Beispielfotos der Autoren.
- Wer sich die Mühe macht, im Anhang nachzuschlagen, der wird feststellen, dass viele Aufrisszeichnungen und Fotos des Kamerainnern von den Kameraherstellern stammen und nicht vom Autor oder dem Fachverlag. D.h. der Fachverlag greift auf das Originalmaterial der Kamerahersteller zurück.
- Die Bücher der Fachverlage bieten hingegen noch weitere Bilder, welche der Fotograf angeblich mit dieser Kamera gemacht haben will.
- Nicht selten fanden sich diese Fotos jedoch bereits im Band des Vorgängermodells, sodass der Aussagewert - zumindest bezüglich dieses im Handbuch beschriebenen Kameramodells - sehr beschränkt ist.
- Ferner halte ich ketzerisch fest, dass heute jede moderne Kamera derart gute Fotos erstellt, und dass man den Unterschied zwischen den Kamera-Modellen oder -Herstellern in einem eher mittelwertigen Buchdruck der Handbücher nicht erkennen kann. D.h. niemand wird treffsicher ein Foto in einem derartigen Handbuch einem bestimmten Kameramodell zuordnen können.
- Ferner werden hier gerne beeindruckende Fotos verwendet, um einem den Kauf des Buches zu versüßen bzw. nachträglich den Kauf der Kamera zu rechtfertigen. Motto:
Diese Fotos können auch Sie mit dieser Kamera mache, sofern Sie das Buch lesen
. Das ist natürlich Unsinn. Dazu müssten Sie an dem Ort der Aufnahme, zum Zeitpunkt der Aufnahme mit dem Wissen des Fotografen um jenes Foto sein.
- Noch irreführender sind in derartigen Verlags-Handbüchern abgebildete Studioaufnahmen mit Models. Dabei wird gerne verschwiegen, dass das superschöne Model samt Visagisten und Hairstylisten am Tag so viel kostet wie die beschriebene Kamera und die Studio-Ausrüstung (Blitzanlage, Hintergründe, Dauerlicht, Lichtformer, Reflektoren etc.) deutlich mehr.
- Und grundsätzlich wird über den Einfluss der zeitaufwändigen Nachbearbeitung am PC an diesen beeindruckenden Fotos geschwiegen. Denn das betrifft auch wieder alle Kameramodelle im selben Maße.
- Selbstredend kann man heute mit jeder guten Kamera solche Aufnahmen machen, sofern man die Zusatzausrüstung und das fotografische Wissen besitzt. Das ist jedoch völlig unabhängig von dem jeweils beschriebenen Kameramodell.
- Man sollte derartige zusätzliche Fotos in den Verlags-Handbüchern somit nur als allgemeine Illustrationen betrachten, die nichts mit dem Kamera-Modell zu tun haben.
- Im Vergleich zum Anschaffungspreis der Kamera sei das zusätzliche Handbuch preiswert.
- Die Preise für zusätzliche Handbücher der Fachverlage für aktuelle Kameras bewegen sich zwischen rund 20 und 80 Euro mit einem heute deutlichen Schwerpunkt bei 39,90 Euro.
- Dafür erhalten Sie bereits ein komplettes Reinigungsset für Sensoren, Objektive und die Kamera, oder sinnvolles Zubehör für Ihre Kamera.
- Wenn Sie das Geld in ausgedruckte Fotos für Ihre eigene Kamera investieren, werden Sie sogar - allein durch das Arbeiten mit der Kamera - definitiv mehr über Ihre Kamera gelernt haben als in jedem zusätzlichen Fotolehrbuch.
- P.S.: Aus mir unerfindlichen Gründen finden sich zahlreiche dieser kurzlebigen Verlags-Handbücher bereits kurz nach Erscheinen auch in öffentlichen Büchereien frei zugänglich und kostenlos zum Ausleihen.
- Meine Erfahrung bei vielen Fotografen ist, dass sie sich - aus schlechtem Gewissen, weil sie das offizielle Handbuch nicht gelesen hatten, - ein sündhaft teures Ersatz-Handbuch bei Fotofach-Verlagen anschafften, es maximal einmal und oft nur oberflächlich durchlasen sowie dann im Bücherregal verstauten. Ein Millionenmarkt für die Verlage aber mit geringem Dauer-Nutzen für die Fotografen.
Fazit zu Handbüchern der Fachverlage
- Kaufen Sie sich ein zusätzliches Buch über Ihre Kamera, sofern Sie mit dem eigenen kostenlosen Handbuch des Herstellers wirklich nicht zurechtkommen. Solch ein sekundäres Handbuch eines Fachverlages ist immer noch besser als kein Handbuch gelesen zu haben.
- Falls Sie jedoch das Handbuch Ihres Herstellers nicht verstehen, so sollten Sie sich eher mit den technischen Grundlagen der Fotografie beschäftigen. Auch ich weiß nicht immer alle Erklärungen zu allen irgendwo verwendeten neuen High-Tech-Features einer Kamera. Das liegt jedoch nicht am Handbuch, sondern am Leser. Ein Blick in Wikipedia oder die Suchmaschine Ihres Vertrauens hilft zumindest die Unzahl der neuen Fachwörter im weiten und komplexen Feld der Fotografie zu klären.
Empfehlung
- Nutzen Sie einen Regentag, um wieder einmal in das Handbuch Ihrer Kamera zu schauen. Sie werden erstaunt feststellen, was dieses (alte) Modell so alles kann. Evtl. ersparen Sie sich so auch den Kauf einer neuen Kamera, weil Sie die angeblich sensationellen Funktionen bereits besitzen bzw. durch auf den ersten Blick nicht auffindbare Optionen in einem Menü aktivieren können.
- Selbstverständlich räume ich ein, dass man mit der Aussage:
Gestern habe ich einige Stunden im Handbuch meiner Kamera gelesen und die Einstellungen alle ausprobiert
in der Öffentlichkeit heute kaum mehr das persönliche Ansehen steigern kann. Aber ich bin ganz sicher, dass man es Ihren Fotos anschließend ansehen wird. Sie werden erstaunt sein, wie viel mehr Freude es Ihnen bereitet, das ungeahnte Potenzial Ihrer Kamera danach voll auszuschöpfen.
Hilfe / Feedback
Liebe Leserinnen und Leser,
damit diese umfangreichen, kostenlosen, wissenschaftlich fundierten Informationen weiter ausgebaut werden können, bin ich für jeden Hinweis von Ihnen dankbar.
Deshalb freue ich mich über jede schriftliche Rückmeldung, Fehlerkorrekturen, Ergänzungen, Neue Informationen etc. Ihrerseits per E-Mail oder Kontakt-Formular.
Um meine Neutralität zumindest auf dem hier beschriebenen Feld der Fotografie und Videografie wahren zu können, nehme ich bewusst von keinem Hersteller, Importeur oder Vertrieb irgendwelche Zuwendungen jeglicher Art für das Verfassen der absolut unabhängigen Artikel an. Auch von Zeitschriften oder Magazinen aus dem Fotobereich erhalte ich keinerlei Zuwendungen.
Deshalb freue ich mich, wenn Sie mein unabhängiges Engagement für Sie durch einen gelegentlichen Kauf bei Amazon über die hier angegebenen Links unterstützen. Es ist gleichgültig, welches Produkt Sie über diesen Link kaufen. - Es kann auch jede andere Ware außerhalb des Fotobereiches sein. Alle Preise sind und bleiben für Sie gleich niedrig, wie wenn Sie direkt zu Amazon gehen. Aber durch Ihren Klick auf meinen Link erhalte ich evtl. Monate später eine sehr kleine prozentuale Prämie (Cents je Kauf), welche mir hilft, die hohen Kosten bei der Erstellung der Artikel zumindest teilweise zu decken. - Bitte starten Sie Ihre Einkäufe bei mir.
Herzlichen Dank an alle für Ihre bisherige Unterstützung.
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Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.