Das zweite historische Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz.
Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch., Zustand 2014.
Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch., Original-Zustand in den 1890er Jahren fotografiert.
Historisch gesehen fehlen für den Märtyrertod des Pelagius in Konstanz - und insbesondere auf der Insel - die Belege. Er wurde 283 in Aemona in Istrien enthauptet. Eine Römersiedlung ist zwar auf dem Münsterhügel in Konstanz nachgewiesen, nicht jedoch auf der Insel. Ganz im Gegenteil fand man 1872 auf dem Münsterhügel bei Bodenarbeiten die Umfassungsmauern eines römischen Kastells. 1 Es ist völlig undenkbar, dass dies Zeppelin nicht bekannt war. Auch Zeppelin konnte nur vage Vermutungen zu einem angeblichen natürlichen Hafen der Römer zwischen Insel und Festland (alter Inselgraben) äußern. 2 Eine römische Gründung auf dem Münsterhügel in Konstanz lässt sich zumindest im 1. Jh. nach Chr. nachweisen. 3 Eine Karte weist jedoch nur "sekundär verlagertes Material" aus der Römerzeit auf der Dominikanerinsel aus. 4 Vermutlich wurde die Szene des Heiligen Pelagius nur hierher verlegt, weil Bischof Salomon II. 904 den Leib des Pelagius nach Konstanz überführen ließ, und Pelagius in der Folge einer der Stadtheiligen sowie Bistumspatron wurde.
Zeppelin bezog eklektizistisch alles auf seine Insel, was er nur finden konnte, waren es auch nur Legenden oder sekundäre Funde. 5 Als einzige Rechtfertigung Graf Zeppelins kann angeführt werden, dass es Legenden gab 6 , wonach das erste Castell der Römer sich auf der Insel befunden hätte. Man vermutete dies Aufgrund der romanischen Rundbögen im ältesten Teil der Klosteranlage, die jedoch auch von den Dominikanern erbaut worden sein konnten. 7
Auffällig ist, dass Zeppelin selbst noch einige Jahre vor der Herstellung der Gemälde die Geschichte der Insel vor 1236 "nicht wiedergeben" will und insbesondere die Verurteilung des Pelagius gemäß der Quelle des Chronisten Bucellin 1875 noch als "Fabeln" 8 bezeichnet. Während er sich zuerst trickreich von den wilden Spekulationen des Benediktinerpater Gabriel Bucelinus (1599-1681) und anderen zur Gründungszeit der Stadt Konstanz in dessen erster gedruckter Chronik aus dem Jahre 1667 distanziert, benutzt er danach dennoch dessen umstrittene Inhalte, da sie zu seinem Geschichtsbild seiner Insel passen. Sehr geschickt formulierte Zeppelin seinen Eklektizismus: "Wenn wir aber den alten Konstanzer Chronisten Glauben schenken dürfen, so hätten schon viel früher die Römer, ..., ein festes Castell auf der Insel gegründet und hätten wir hier die älteste römische Niederlassung in Konstanz zu suchen" 9 Ein klassisches Beispiel, wie Zeppelin unglaubwürdige Quellen erwähnt, aber nicht belegt, und dann über diese Quellen auch noch hinausgehend die Geschichte der Stadt Konstanz auf seine Insel umdeutet. Da er keine Beweise vorbringen kann, spricht er auch lieber von "so hat es doch viele Wahrscheinlichkeit für sich" 10 . Überhaupt finden sich in seinen Artikeln die Worte "wahrscheinlich" und "möglich" sehr häufig. 1890 nannte er in einem Aufsatz "ganz zwingende Gründe" 11 für das angebliche Römerkastell auf der Insel, die er natürlich nicht belegt. - Über die Möglichkeit eines Hafens zwischen der Insel und dem Festland schließt er auf ein nicht belegbares Castell auf der Insel und kommt schließlich zu den angeblichen "Thatsachen" 12 - zur Verurteilung des Pelagius im Römer-"Castell auf der Insel" 13 . Offensichtlich legte der Historiker Zeppelin als Geschäftsmann und Hotelier die berechtigte kritische Haltung ab. In den Gemälden im Kreuzgang ließ er - ohne Möglichkeitsform - nach seinen detaillierten Anweisungen historische Fakten schaffen. Nun wurde seine Insel als Sitz der Römer dargestellt und gleichzeitig mit den ersten Christen in Verbindung gebracht - zwei wichtige Wurzeln für einen Hobbyhistoriker, der sich so in eine lange Ahnenreihe stellte, deren Ruhm letztendlich auf ihn zurückstrahlte.
Hier geht es zum dritten geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Einzug des ersten Konstanzer Bischofs Maximus. 600
1 Feger, Otto, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 18,
2 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 14. Auch Maurer, Konstanz im Mittelalter, vermutet S. 16 einen geschützten Hafen der Römer zwischen Insel und Münsterhügel.
3 Maurer, Konstanz im Mittelalter, Die Anfänge: von der keltischen Siedlung zum römischen Constantia (1. Jahrhundert v. chr. Bis 6. Jahrhundert n.Chr.), S. 14. - Der Name Constantia lässt sich jedoch erst in einer Aufzeichnung des Geografen von Ravenna aus dem 6. Jahrhundert finden.
4 Maurer, Konstanz im Mittelalter, Die Anfänge: von der keltischen Siedlung zum römischen Constantia (1. Jahrhundert v. chr. Bis 6. Jahrhundert n.Chr.), S. 17.
5 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14f.
6 Siehe die bei Beyerle und Maurer, Konstanzer Häuserbuch, S. 556 zitierte Chronik.
"Was uns Mangold und Schulthaiß über die Gründung derselben und über den ersten Anfang der Stadt sagen, gehört mehr in das Gebiet der Sage als der glaubwürdigen und erwiesenen Thatsachen." Dennoch beruft sich Zeppelin darauf.
Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 28.
Selbstverständlich kannte Zeppelin Marmors Werk, da er sonst auch daraus zitierte, wenn es ihm passte.
7 Siehe hierzu J. Marmor, in: Konstanzer Zeitung, 19.10.1873. Zweiter Nachtrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters in Konstanz auf der Insel. Er zitiert den Hofmaler Fritz Pecht.
Ferner widerspricht Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, S. 245f., auch weiteren Vermutungen Zeppelins und anderer wegen romanischer Bögen auf der Insel vor der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er datiert die frühesten Teile der Kirche auf 1260-1273.
8 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 15.
9 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.
Zeppelin stützt sich hierbei nicht nur auf die Constantia Rhenana des Gabriel Bucelinus aus dem Jahre 1677, sondern auch auf Friedrich Speths Werk aus dem Jahre 1733. Siehe hierzu u.a. Hofmann und Hofmann, Konstanz, alte Stadt in alten Bildern, S. 7. Vor allem Speth spricht von der Römerburg auf der Dominikanerinsel und der Gefangenschaft des Heiligen Pelagius auf der Insel.
Der sonst seriöse Forscher Christof Schulthaiss (1518-1578) bezog sich allerdings ebenfalls auf seine beiden Vorgänger und sprach in der Folge zumindest von einem "Jagdhaus" Constantius' auf der Insel, umgibt die Geschichte des Constantinius jedoch auch mit Sagen.
10 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.
11 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 13f.
12 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.
13 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.
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