Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch.

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Lage des Gemäldes im Kreuzgang

Bilddaten

Das zweite historische Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz.

Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210 * 280 cm. Die historische Szene wird in einem einzigen Architektur-Bogen dargestellt.

Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1887 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.

Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Westwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.

Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch.

Das Farb-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch. - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung

Der Märtyrer Pelagius kniet mit einer weiten Kutte bekleidet, die Hände vor der Brust verschränkt, in der Mitte des Bildes.

Der Holzpflock vor ihm, der Henker mit dem Schwert hinter ihm stehend, das zerbrochene Kreuz am Boden, der Heiligenschein und der Blick nach oben deuten den bevorstehenden Märtyrertod an.

Angeblich sitzt Evilasius als Präses des römischen Kaiser Numerians auf dem Thron aus Stein unter dem Baldachin. Er neigt sich zur Seite und zeigt somit, wie zahlreiche andere Diagonalen (Zepter und Bein), auf den Heiligen.

Rechts des Richters stehen zwei heidnische Priester, eine Wahrsagerin liegt unten rechts am Boden. Diese heidnische rechte und obere Seite soll alle negativen Emotionen auf sich ziehen.

Dagegen befinden sich links die christlichen Anhänger des Pelagius, die um sein Leben flehen und trauern. Diese christliche linke untere Seite zieht alle positiven Emotionen auf sich. Sie bildet den klassischen Gegensatz zur heidnischen Seite rechts und oben.

Wichtig für die Geschichtssicht des Hotelbesitzers - des Grafen Eberhard von Zeppelin - waren jedoch die monumentalen römischen Steinbauten im Hintergrund. Sie sollten zusammen mit dem steinernen Thron des Richters erneut die Besiedlung seiner Insel - und dieses Mal in der Römerzeit - darlegen. Derart repräsentative Steinbauten errichtete man auch zur Römerzeit nur an wichtigen Orten und für wichtige Gebäude. Ferner benötigen sie in dieser Dimension auch Jahre zur Errichtung und symbolisieren dadurch bereits die längere Besiedlung. Da für dieses Fresko zudem eine sehr niedrige Perspektive gewählt wurde, schaut der Betrachter von unten auf die mächtigen Herrscher, wodurch die mächtigen Steinbauten im Hintergrund noch imposanter wirken. Faktisch erhalten sie so Dimensionen wie auf dem Forum Romanum. Ganz im Hintergrund ist sogar ein nochmals höherer steinerner Wachturm sichtbar, was auf eine mindestens ebenso mächtige steinerne Schutzmauer um die Stadt und / oder die Insel des Grafen herum schließen lässt.

Auch in diesem Gemälde fällt die Akribie auf, mit welcher der Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin viele Fundstücke aus der Römerzeit geschickt als historische Hinweise auf jene Zeit integriert und zu einem einzigen Ereignis komprimiert.

Für den Hotelbesitzer und Hobby-Historiker sowie Marketing-orientierten Graf Eberhard von Zeppelin war jedoch eine weitere Verbindung in diesem Gemälde wichtig: Die der Römer mit dem Christentum und dann alles noch geschehen auf seiner Insel. So setzte er seine persönliche Ahnenreihe von den keltischen Pfahlbaubewohnern anhand von unklaren Einzelfunden und vager Berichte kontinuierlich fort, indem er zahlreiche emotional aufgeladene historische Ereignisse der in Deutschland nach einer eigenen Geschichte suchenden Bevölkerung des Kaiserreiches und des gesamten 19. Jahrhunderts darstellte. - Der Historismus war im 19. Jahrhundert in Deutschland nicht nur eine Kunstrichtung, sondern kann durchaus als die Manifestation einer weitverbreiteten Sehnsucht großer nationaler Teile der Bevölkerung nach der eigenen Geschichte verstanden werden. So nutzte Graf Eberhard von Zeppelin sie für die Werbung für sein Hotel - und für sich selbst.

Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch.

Dieses Schwarz-Weiß-Foto oben zeigt die Verurteilung des heil. Märtyrers Pelagius. 272 n.Ch. - im Original-Zustand in den 1890er Jahren fotografiert.

Geschichtsfakten

Historisch gesehen fehlen für den Märtyrertod des Pelagius in Konstanz - und insbesondere auf der Insel - die Belege. Er wurde 283 in Aemona in Istrien enthauptet. Eine Römersiedlung ist zwar auf dem Münsterhügel in Konstanz nachgewiesen, nicht jedoch auf der Insel. Ganz im Gegenteil fand man 1872 auf dem Münsterhügel bei Bodenarbeiten die Umfassungsmauern eines römischen Kastells. 1  Es ist völlig undenkbar, dass dies Zeppelin nicht bekannt war. Auch Zeppelin konnte nur vage Vermutungen zu einem angeblichen natürlichen Hafen der Römer zwischen Insel und Festland (alter Inselgraben) äußern. 2  Eine römische Gründung auf dem Münsterhügel in Konstanz lässt sich zumindest im 1. Jh. nach Chr. nachweisen. 3  Eine Karte weist jedoch nur sekundär verlagertes Material aus der Römerzeit auf der Dominikanerinsel aus. 4  Vermutlich wurde die Szene des Heiligen Pelagius nur hierher verlegt, weil Bischof Salomon II. 904 den Leib des Pelagius nach Konstanz überführen ließ, und Pelagius in der Folge einer der Stadtheiligen sowie Bistumspatron wurde.

Zeppelin bezog eklektizistisch alles auf seine Insel, was er nur finden konnte, waren es auch nur Legenden oder sekundäre Funde. 5  Als einzige Rechtfertigung Graf Zeppelins kann angeführt werden, dass es Legenden gab 6 , wonach das erste Castell der Römer sich auf der Insel befunden hätte. Man vermutete dies Aufgrund der romanischen Rundbögen im ältesten Teil der Klosteranlage, die jedoch auch von den Dominikanern erbaut worden sein konnten. 7 

Auffällig ist, dass Zeppelin selbst noch einige Jahre vor der Herstellung der Gemälde die Geschichte der Insel vor 1236 nicht wiedergeben will und insbesondere die Verurteilung des Pelagius gemäß der Quelle des Chronisten Bucellin 1875 noch als Fabeln 8  bezeichnet. Während er sich zuerst trickreich von den wilden Spekulationen des Benediktinerpater Gabriel Bucelinus (1599-1681) und anderen zur Gründungszeit der Stadt Konstanz in dessen erster gedruckter Chronik aus dem Jahre 1667 distanziert, benutzt er danach dennoch dessen umstrittene Inhalte, da sie zu seinem Geschichtsbild seiner Insel passen. Sehr geschickt formulierte Zeppelin seinen Eklektizismus: Wenn wir aber den alten Konstanzer Chronisten Glauben schenken dürfen, so hätten schon viel früher die Römer, ..., ein festes Castell auf der Insel gegründet und hätten wir hier die älteste römische Niederlassung in Konstanz zu suchen 9 . Ein klassisches Beispiel, wie Zeppelin unglaubwürdige Quellen erwähnt, aber nicht belegt, und dann über diese Quellen auch noch hinausgehend die Geschichte der Stadt Konstanz auf seine Insel umdeutet. Da er keine Beweise vorbringen kann, spricht er auch lieber von so hat es doch viele Wahrscheinlichkeit für sich 10 . Überhaupt finden sich in seinen Artikeln die Worte wahrscheinlich und möglich sehr häufig. 1890 nannte er in einem Aufsatz ganz zwingende Gründe 11  für das angebliche Römerkastell auf der Insel, die er natürlich nicht belegt. - Über die Möglichkeit eines Hafens zwischen der Insel und dem Festland schließt er auf ein nicht belegbares Castell auf der Insel und kommt schließlich zu den angeblichen Thatsachen 12  - zur Verurteilung des Pelagius im Römer-Castell auf der Insel 13 . Offensichtlich legte der Historiker Zeppelin als Geschäftsmann und Hotelier die berechtigte kritische Haltung ab. In den Gemälden im Kreuzgang ließ er - ohne Möglichkeitsform - nach seinen detaillierten Anweisungen historische Fakten vom Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin schaffen. Nun wurde seine Insel als Sitz der Römer dargestellt und gleichzeitig mit den ersten Christen in Verbindung gebracht - zwei wichtige Wurzeln für einen Hobbyhistoriker, der sich so in eine lange Ahnenreihe stellte, deren Ruhm letztendlich auf ihn zurückstrahlte.

1 Siehe hierzu Feger, Otto, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 18,

2 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 14. Auch Maurer, Konstanz im Mittelalter, vermutet S. 16 einen geschützten Hafen der Römer zwischen Insel und Münsterhügel.

3 Maurer, Konstanz im Mittelalter, Die Anfänge: von der keltischen Siedlung zum römischen Constantia (1. Jahrhundert v. chr. Bis 6. Jahrhundert n.Chr.), S. 14. - Der Name Constantia lässt sich jedoch erst in einer Aufzeichnung des Geografen von Ravenna aus dem 6. Jahrhundert finden.

4 Maurer, Konstanz im Mittelalter, Die Anfänge: von der keltischen Siedlung zum römischen Constantia (1. Jahrhundert v. chr. Bis 6. Jahrhundert n.Chr.), S. 17.

5 Siehe hierzu Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14f.

6 Siehe die bei Beyerle und Maurer, Konstanzer Häuserbuch, S. 556 zitierte Chronik.
Was uns Mangold und Schulthaiß über die Gründung derselben und über den ersten Anfang der Stadt sagen, gehört mehr in das Gebiet der Sage als der glaubwürdigen und erwiesenen Thatsachen. Dennoch beruft sich Zeppelin darauf.
Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 28. - Selbstverständlich kannte der Hotelbesitzer Eberhard Graf Zeppelin Marmors Werk, da er sonst auch daraus zitierte, wenn es ihm passte.

7 Siehe hierzu J. Marmor, in: Konstanzer Zeitung, 19.10.1873. Zweiter Nachtrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters in Konstanz auf der Insel. Er zitiert den Hofmaler Fritz Pecht.
Ferner widerspricht Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, S. 245f., auch weiteren Vermutungen Zeppelins und anderer wegen romanischer Bögen auf der Insel vor der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er datiert die frühesten Teile der Kirche auf 1260-1273.

8 So nennt es Zeppelin selbst in: Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 15.

9 Siehe hierzu Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14. - Zeppelin stützt sich hierbei nicht nur auf die Constantia Rhenana des Gabriel Bucelinus aus dem Jahre 1677, sondern auch auf Friedrich Speths Werk aus dem Jahre 1733. Siehe hierzu u.a. Hofmann und Hofmann, Konstanz, alte Stadt in alten Bildern, S. 7. Vor allem Speth spricht von der Römerburg auf der Dominikanerinsel und der Gefangenschaft des Heiligen Pelagius auf der Insel.
Der sonst seriöse Forscher Christof Schulthaiss (1518-1578) bezog sich allerdings ebenfalls auf seine beiden Vorgänger und sprach in der Folge zumindest von einem Jagdhaus Constantius' auf der Insel, umgibt die Geschichte des Constantinius jedoch auch mit Sagen.

10 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.

11 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 13f.

12 Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.

13 Das Zitat findet sich bei Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 14.

Hier geht es zum dritten geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Einzug des ersten Konstanzer Bischofs Maximus. 600.

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