Vlogging-Kameras - Kauf-Beratung
Vlogging-Kameras werden auch Vlogger-Kameras und Vlog-Kameras genannt.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Vlogging-Kameras behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Preiswerte Vlogger-Kameras
- Seit dem Höhepunkt der Pandemie (ca. Sommer 2020) wurden sogenannte Vlogging-Kameras von immer mehr Herstellern angeboten. Andere boten zumindest sogenannte Vlogging-Sets oder Vlogging-Kits - Zubehör - für ihre Video-Kameras an. Spätestens 2022 entstand daraus eine komplett neue Kategorie, auf welche fast alle Kamerahersteller sich stürzten.
- Fast alle Influencer und Zeitschriften weltweit empfehlen - dank lukrativer Werbegelder der Kamerahersteller - inzwischen 1-Zoll-, MFT- oder APS-C-Kameras mit Videopaketen der Hersteller für die Aufsteiger vom Smartphone. Gemeint sind sogenannte
Video-Vlogging
-Pakete. Solche billigen Vlogging-Kameras liegen anscheinend im Trend und werden angeblich weltweit in großer Stückzahl gekauft. Zumindest sagen das die Hersteller, die Verkäufer und vor allem die am Verkauf profitierenden Influencer. Verlässliche Zahlen wurden dazu allerdings noch nie publiziert.
- Da ich immer wieder danach gefragt werde, hier meine Liste mit Vor- und Nachteilen sowie zumindest bedenkenswerten Hinweisen zu Vlogging-Kameras.
- Bei zahlreichen Anfragen zu Videokameras fällt mir immer wieder die Unklarheit der Motive auf - vor allem, wenn es um den damit zu vollziehenden angeblichen Aufstieg zur
Profi
-Videografie geht.
- Zielgruppe dieses Artikels über Vlogging-Kameras, also Video-Kameras, sind Aufsteiger vom Smartphone, Umsteiger und alle Neulinge im Bereich Video. Auf einfache und verständliche Weise werden Sie in das Thema Video eingeführt und Ihnen werden die sonst meist verschwiegenen Hürden und Stolperfallen erklärt.
- Mit diesem Grundlagenwissen fällt Ihnen dann eine Kaufentscheidung leichter, respektive Sie können mit dem Inhalt dieses Artikels viel Geld, Zeit und Nerven sparen.
- Vor allem will ich hier die vielen Mythen und vorsätzlichen Falschaussagen widerlegen, welche über Smartphones noch immer verbreitet werden. Da werden oft uralte Smartphones für wenige hundert Euro gegen neueste Video-Kameras für mehrere tausend Euro gestellt. Aber in Wirklichkeit haben moderne Smartphones seit mindestens 2017 aufgrund mehrerer Kamerasensoren, Künstlicher Intelligenz und einem Vielfachen an Rechenleistung fast alle dedizierten Kameras bei der Leistung, der Ergonomie und der Videonachbearbeitung überflügelt oder zumindest mit ihnen gleichgezogen. Wer etwas anderes behauptet, hat technisch keine Ahnung und / oder will Sie bewusst über den Tisch ziehen. Hier wird deshalb auch aufgezeigt, wo die dedizierten Systemkameras für Video noch welche Vorteile zeigen und wie Sie als Anwender diese nutzen können.
Definition Vlogging
- Vlog oder Vlogging ist eine Wortkombination aus Video und Blog - Film und Tagebuch / Berichterstattung. Heute bedeutet es, dass eine Person alleine (meist sich selbst) filmt. Es handelt sich somit um eine Ein-Personen-Film-Produktion.
- D.h. diese Person ist einerseits Schauspieler/in und Sprecher/in und bedient andererseits gleichzeitig die eigene Video-Kamera.
- Dies ist bereits der Hauptunterschied zur sogenannten
professionellen
Filmerzeugung. Schauen Sie sich einfach einmal den sogenannten Cast - also den Abspann der an einem Fernseh- oder Kinofilm beteiligten Personen an. Dort werden dutzende bis weit über einhundert Personen aufgelistet, welche an der Produktion beteiligt waren. Machen Sie sich gleich von Anfang an diesen elementaren Unterschied zu Ihrem Begriff von Professionalität
bewusst.
- Die neuen Vlog-Kameras oder Vlogging-Kameras wenden sich vor allem an Umsteiger vom Smartphone zu angeblich höherwertigen dedizierten - also dafür speziell hergestellten - Video-Kameras. Ketzerisch ausgedrückt heißt dediziert, dass man damit nichts anderes machen kann, als den genau definierten Einsatzzweck. Hier wäre dies somit: sich selbst im Film aufzunehmen.
- Die Auf- / Umsteiger zu dedizierten Vlogging-Kameras werden meist getrieben vom Verlangen nach einem
professionelleren Bildeindruck
. Leider wird das Wort professionell
(absichtlich) ziemlich vage verwendet, weshalb wir es in den folgenden Kapiteln in vielen Aspekten genau beleuchten. Dann wissen Sie, was andere darunter verstehen, und können festlegen, was für Sie persönlich davon notwendig ist.
- Die Zielgruppe dieser Kameras wird generell umrissen mit sogenannten
jungen Content-Creators
, wobei sowohl das Wort jung
als auch Content-Creator
ziemlich vage sind und auch absichtlich so verwendet werden. Jung meint meist so alles zwischen 15 und 45 Jahren. Content ist eigentlich alles, was irgendwie für (Soziale) Medien verwendet werden kann. Faktisch meint man jedoch nur Videos. Auf die Verwendung der Kameras für Fotos gehe ich weiter unten ein.
- Ferner wird der Finanzrahmen für Vlogging-Kameras weltweit von den meisten Herstellern und Kunden auch beschränkt auf rund 1.000 plus minus 500 (US-Dollar / Euro).
- Selbstverständlich dürfen Sie Vlogging auch anders definieren, z.B. als zwei-Personen-Film-Team, wobei immer einer den Kameramann hinter der Kamera stehend spielt. Aber erstaunlicher Weise ist das weder die Definition der Kamerahersteller noch der meisten Vlogger. Da sollte man sich an der Mehrheit der Anwendungen orientieren. Film-Teams aus zwei oder mehr Personen benötigen auch nicht diese hier besprochenen Kameras, sondern werden hochwertigere und manuell fokussierbare Modelle auswählen. Aber da bewegen wir uns bereits in ganz anderen Preisregionen.
- Eingeräumt sei allerdings, dass dieser Name und die Details darum herum nicht wissenschaftlich präzise definiert sind. Dazu ist der gesamte Bereich des Vloggings seit vielen Jahren zu sehr in Bewegung.
Vorteile der neuen, preiswerten Vlogging-Kameras
- Sie kosten nur ein Bruchteil der wirklich teuren, professionellen Video-Kameras.
- Sie sind meist deutlich kleiner und vor allem leichter als die professionellen Video-Kameras.
- Oft erhält man sie als Kit respektive im Set: mit Mikrofon (z.T. mit einem Puschel, einer
Toten Katze
/ Schutzfell vor Windgeräuschen), Haltegriff etc. Oder das Zubehör wird als vom Hersteller dafür geeignetes Vlogging-Set oder Vlogger-Kit zusätzlich angeboten. Das erleichtert für Laien zumindest die erste Auswahl, da die Teile definitiv zusammenpassen und miteinander auch funktionieren.
Da war es auch schon.
Nachteile der neuen, preiswerten Vlogging-Kameras
Das Kapitel wird hingegen deutlich länger.
Kompakt- oder Systemkamera
- Kleine Sensoren (1-Zoll-Kameras) werden für Vlogger nur als kompletter Baustein mit fest angebautem Zoom-Objektiv verkauft. Kommt durch die Pumpwirkung des Zoom-Objektives Staub in das Objektiv oder auf den Sensor, ist das mit einer sehr teuren (dreistelligen) Reparatur und (wochen-) langem Ausfall verbunden. Man kann derart geschlossene Kameras nicht selbst reinigen.
- Systemkameras (ab Micro-Four-Thirds-Kameras aufwärts) besitzen ein Kameragehäuse und (mindestens) ein an dieses System / Bajonett passendes Objektiv. Der Vorteil liegt darin, dass man den Sensor selbst reinigen kann, falls Staub darauf kommt. Das ist nur eine Frage der Zeit. - Der Nachteil der Systemkameras liegt darin, dass man nur Objektive verwenden kann, welche exakt zu diesem System / Bajonett passen.
Gewicht und Volumen der Vlogging-Kameras
- Selbst die kleinsten Vlogging-Kameras (gemeint ist das leere Gehäuse ohne erforderliche Wechsel-Objektive) sind meist deutlich größer und vor allem schwerer als jedes Smartphone.
- Hinzu kommen zwangsläufig Ersatz-Akkus (meist sind sogar mehrere erforderlich), um einen Video-Tag zu überstehen.
- Zum weiter erforderlichen Zubehör siehe unten.
Ergonomie der Vlogging-Kameras
- Selbst die kleinsten Vlogging-Kameras besitzt zwar viel mehr direkt zu bedienende Schalter und Taster als jedes Smartphone. Das ist primär positiv.
- Aber die Bedienergonomie ist zumindest anders - im Vergleich zum Smartphone. Da sollte man nicht nur die technischen Details hinter jedem Schalter verstehen, sondern sich dennoch mit den verschachtelten Menüs beschäftigen, auf welche diese Schalter letztendlich zurückgreifen, weil man sie mit diesen Funktionen belegen kann.
- Allerdings werden keine Handbücher mehr mitgeliefert, sodass man sich die mehreren hundert Seiten als PDF im Internet herunterladen und am Monitor durcharbeiten muss.
- Vergessen Sie alles über angeblich selbsterklärende Video-Kameras oder verständliche Kamera-Menüs. Das besteht aus Fachwissen und (aus Platzmangel) oft merkwürdigen bis hirnlosen Abkürzungen.
- D.h. für Umsteiger vom Smartphone wird es eine erhebliche Umgewöhnung und Zeit erfordern, sich in diese andersartige Bedienung einzuarbeiten.
- Ferner sind die meisten Schalter und Einstellungen an kleinen Kameras nur mit schlanken Fingern und auch dann ziemlich
fummelig
zu bedienen. Im Winter mit Handschuhen so etwas zu bedienen, ist eine Kunst und artet meist in Frust aus. Wahre Ergonomie sieht anders aus, erfordert dann aber auch wieder deutlich größere Gehäuse.
Displays der Vlogging-Kameras
- Nicht alle derartigen Vlogging-Kameras bieten wirklich komplett schwenkbare rückwärtige Displays. Diese benötigt man jedoch, um sich selbst im Bild sehen zu können. Sonst kann man - alleine vor der Kamera sitzend oder stehend - kaum das Bild (genauer gesagt den Bildausschnitt) korrigieren.
- Die angebotenen Displays sind minderwertig im Vergleich zu jedem Smartphone. Dies betrifft die kleine Fläche respektive Bildschirmdiagonale, die geringe Auflösung in Pixel, den Kontrast und vor allem die Helligkeit. Sehr viele Vlogging-Kamera-Displays spiegeln zudem derart, dass man sie bei hellem Sonnenschein nicht ablesen kann. Eine Bedienung mit Sonnenbrille ist unter fast allen Umständen unmöglich.
- Vor allem ist der Schwenkbereich des Displays oft ungünstig, weil dort Kabel für das Mikrofon oder die Kopfhörer eingesteckt werden müssen und dann die Sicht auf das Display stören.
- Oder das Kamera-Display klappt sogar nach oben oder unten, wo es durch das oben angebrachte Licht oder Mikrofon und unten durch den Haltegriff respektive das Stativ abgedeckt werden.
- Keineswegs alle Displays an Vlogging-Kameras bieten hochwertige Touch-Funktionen. Da sind Smartphones Jahre voraus. Vor allem werden bei den Displays der dedizierten Video-Kameras nicht immer die Autofokus-Funktionen mittels einfacher Berührung auf das Display eingestellt oder umgestellt. D.h. man muss dann doch aufstehen und hinter die Kamera gehen, um dort mühsam in den verschachtelten Menüs etwas zu verstellen. Erschwert wird dies im Ein-Personen-Betrieb weiter dadurch, dass dann die Person (Sie) als zu fokussierendes Motiv vor der Kamera fehlen und der Autofokus nicht einmal sein Ziel finden kann.
Hochkant-Aufnahmen mit Vlogging-Kameras
- Vor allem moderne Soziale Medien verlangen Hochkant-Videos oder unterstützen und erlauben sie seit ca. 2021/22 zumindest.
- Ganz ärgerlich wird es für Hochkant-Aufnahmen (für soziale Netze wie TikTok). Denn nicht alle Displays der dedizierten Vlogging-Kameras schwenken im Hochkantformat auch die lesbaren Anzeigen auf dem Display korrekt um. Dann muss man raten oder um die Ecke-lesen.
- Meist kann man die Kamera überhaupt nicht hochkant unten an der zentralen Stativ-Schaube befestigt halten, weil sich jene Halterung nicht ergonomisch um 90 Grad knicken lässt. Sofern es funktioniert, klemmt man sich dann oft die Finger ein.
- Überdies ist eine Hochkant-Aufnahme nur möglich, indem die Kamera und das Objektiv außerhalb der Zentralachse liegt. Das ist hochgradig unergonomisch zum längeren Halten. Nur die wenigsten werden so ein halbwegs gerades Bild über längere Zeit erzielen können.
- Bei weitem nicht alle Vlogging-Kameras beherrschen überhaupt diese Hochkant-Aufnahme-Möglichkeit. Erkundigen Sie sich da ganz genau im Voraus, was hochkant alles funktioniert. Selbst teure Kameras können dies nicht und bieten es (vereinzelt) erst in der Software-Nachbearbeitung. Ansonsten bleibt es bei einem horizontalen Film, auf dem Sie eben quer schweben.
- Fazit: Die meisten sogenannten Vlogging-Kameras sind in der Praxis fast ausschließlich für horizontale Aufnahmen zu gebrauchen. Das darf auch nicht verwunden, da sie speziell für das alte YouTube konzipiert wurden.
- Da der letzte Satz aus Unternehmensberatersicht das wichtigste ökonomische Argument gegen diese billigen Vlogging-Kameras ist, hier nochmals ganz deutlich: Diese Vlogging-Kameras wurden bereits vor mehreren Jahren konzipiert und wurden deshalb nicht auf die neuen Sozialen Medien der jungen Menschen ausgerichtet, welche wie bei TikTok im Hochkant-Format filmen. Sie sind auf die alten Medien der älteren Internet-Nutzer ausgerichtet, welche horizontale Video-Formate meist im Standard-Format 16:9 bevorzugen. Überlegen Sie sich genau, ob diese älteren Medien und älteren Zielgruppen wirklich die von Ihnen gewünschten Kunden darstellen, mit denen Sie noch Erfolg haben können. Denn auf jenen alten Medien ist der Markt seit langem nicht nur aufgeteilt, sondern seit Langem mit Anbietern übersättigt.
Verwacklungsschutz der Vlogging-Kameras
- Sofern Sie als Vlogger/in die Kamera selbst herumtragen wollen, sei es um sich selbst im Gehen zu filmen, oder einfach dokumentarisch im Freien etc. arbeiten wollen, dann werden Sie schnell erkennen, dass man die Kamera dazu ruhig halten muss - extrem ruhig. Ansonsten werden die meisten Zuschauer beim Betrachten des Ergebnisfilmes
seekrank
bzw. sie schalten vorher einfach ab.
- Deshalb wurden unzählige Varianten des Verwacklungsschutzes erfunden. Das Problem ist exakt diese Vielfalt und deren Nachteile im Einzelnen sowie vor allem in der Kombination.
- Viele Objektive verwenden einen eingebauten Verwacklungsschutz. Allerdings ist jener eher auf die Fotografie ausgerichtet, eher bei Telebrennweiten (Fernaufnahmen) zu finden und vor allem bei Video nicht so wirksam.
- Zahlreiche moderne Kameras bieten ein IBIS (In Body Image Stabilization), einen internen Verwacklungsschutz im Kameragehäuse, wobei der Kamera-Sensor sich selbst um bis zu 5 Achsen bewegt und damit alle Eigenbewegungen auszugleichen versucht. Aber dabei kann es sich nur um kleine Bewegungen handeln. Bei größeren Erschütterungen ist dieses System überfordert.
- Sehr hochwertige Video-Kameras kombinieren den internen (IBIS) Verwacklungsschutz mit demjenigen der Objektive. Aber da sind wir in bereits sehr hohen Preiskategorien der Kameras und der Objektive. Ferner reicht auch diese Kombination keineswegs für größere ungewollte Bewegungen beim Video aus.
- Dann wurden elektronische Verwacklungskorrektursysteme erfunden, die letztendlich darauf beruhen, dass man die vorhandene gesamte Sensorfläche mehr oder weniger beschneidet (Crop), um die Verwacklungen leichter korrigieren zu können.
- Stellen Sie sich das so vor, als ob man ein kleines Rechteck auf dem Sensor herumschiebt.
- Dieses rein elektronische (rechnerische) Verfahren kann man sogar mit IBIS und Verwacklungsschutz in den Objektiven kombinieren. Aber auch dies reicht keineswegs für alle Erschütterungen beim Filmen aus.
- Vor allem kommt es beim elektronischen Verwacklungsschutz zu einer sichtbaren Verschlechterung der Bildqualität. Das dürfte logisch sein, denn Sie beschneiden (Crop) den Sensor. Also die Auflösung des Videos (in Pixeln) sinkt und wird anschließend wieder künstlich hochgerechnet. Das bietet und kann allerdings auch jedes moderne Smartphone.
- Was jedoch beim Filmen mit Vlogging-Kameras in der Praxis noch nachteiliger ist, ist die durch den Beschnitt des Sensors (Crop) erzeugte Verengung des Bildwinkels des verwendeten Objektives. Mit anderen Worten: Ihr Bildausschnitt wird deutlich enger. Das kann dazu führen, dass Sie sogar bei einer am langen Arm ausgestreckten Kamera sich selbst nicht mehr komplett auf den Film bekommen.
- Hinzu kommen durch die einzelnen Verwacklungsschutz-Mechanismen Kombinationsfehler, die - vor allem bei den von Vloggern verwendeten Weitwinkelobjektiven - zu einem unruhigen Wabbeln in den Ecken führen können. Aber auch sonst leidet die Bildqualität meist sichtbar.
- Letztendlich werden alle Videografen erkennen, dass man dieses Wackeln beim Gehen respektive bei der handgehaltenen Vlogging-Kamera nur mit einem Gimbal beheben kann. Gimbals sind kardanische Lagerungen / Aufhängungen der Kamera, welche durch die Masseträgheit und Kreiseleffekte die Kamera auch bei schwereren Erschütterungen ruhig halten. Allerdings sind diese Gimbals schwer, großvolumig und teuer. Alle drei Nachteile nehmen mit dem Kameragewicht sogar nochmals drastisch zu. Gimbals für richtige Video-Ausrüstungen erfordern ein Muskelaufbautraining, um sie am ausgestreckten Arm lange halten zu können. - Aber auch für Smartphones sind solche Stabilisierungshilfen heute erhältlich - viel leichter, kleiner und preiswerter.
- Auch, wenn fast alle (bezahlten Tester) auf die angeblichen High-Tech-Vibrations-Reduktionen per Software in den neuen Kameras (aus rein kommerziellem Werbeinteresse) schwören, so liefert nur ein schwerer, großvolumiger, teurer Gimbal wirklich ein ruhiges Bild beim Laufen etc.
- Ein für Auf- und Umsteiger erstaunliches physikalisches Phänomen ist die Masseträgheit: Große und schwere Kameras können viel ruhiger gehalten werden als kleine leichte. Folglich sieht auch das Filmergebnis damit ruhiger und somit professioneller aus. - An diesem Beispiel erkennen Sie wie die Physik plötzlich zwei der Hauptargumente der Vlogging-Kameras widerlegt: Leicht und klein wird bei Bewegungen zum Nachteil beim Filmen. Mit einem zur Bildstabilisierung erforderlichen schweren und vor allem voluminösen Gimbal spielen dann jedoch plötzlich beide angeblichen Vorteile in der Praxis keine nennenswerte Rolle mehr.
Speicherkarten der Vlogging-Kameras
- Auch, wenn Smartphone-Besitzer nun der Schlag trifft: Die meisten Vlogging-Kameras besitzen keinen internen Speicher, sondern schreiben das Video direkt auf eine Speicherkarte.
- Der Speicherkarten-Fach-Typ legt jedoch vieles fest: Die Schreibgeschwindigkeit und die Speichergröße der Datei sowie natürlich die überhaupt verwendbaren Speicherkarten.
- Dadurch wird leider auch die Videogröße beschränkt. Bei vielen Speicherkartenfächern und Karten sind weder 4K60p (4K Videos mit 60 Bildern in der Sekunde) noch 8K möglich. Dazu benötigt man extrem schnelle Speicherkartenfächer, Controller und natürlich auch die entsprechenden, passenden und schnellen sowie großen Speicherkarten.
- Das Problem ist bei vielen Speicherkartentypen allerdings der hohe Preis. Da kommen für moderne, schnelle und große Speicherkarten schnell über 1.000 Euro für ein paar Speicherkarten zusammen. Und Sie benötigen meist mehrere Karten für einen Video-Tag.
- Das weitere Problem sind die Datenausfälle. Je mehr (häufiger, öfter, länger) man filmt, umso größer wird die rein statistische Wahrscheinlichkeit, dass man Daten (=Filme oder zumindest Filmsequenzen) verliert. Fast alle preiswerten Vlogging-Kameras können jedoch nicht gleichzeitig auf zwei Speicherkarten speichern. Viele besitzen überhaupt nicht einmal zwei Kartenfächer und selbst wenn, dann können Sie nicht parallel auf beide sichern.
- Viele teurere Vlogging-Kameras mit zwei Kartenfächern besitzen dann unterschiedliche Controller oder unterschiedliche Spezifikationen, sodass man wiederum nur geringe Datenmengen gleichzeitig auf die zweite Karte sichern kann. Dann wird evtl. nur Full HD parallel gesichert. Bei 4K oder 8K ist dann das zweite Kartenfach oder die zweite Speicherkarte zu langsam dafür. Und schon wieder droht Datenverlust.
- Dann gibt es noch externe Recorder mit parallel speichernden Festplatten. Aber diese sind teuer, schwer und großvolumig. Ferner arbeiten sie nicht mit allen Kameras mit allen Video-Modi zusammen. Aber das lässt sich nur vom Fachmann im Detail abklären. Grundregel: Sofern exakt Ihr Kameramodell nicht mit allen Video-Modi aufgeführt ist, wird es auch nicht perfekt unterstützt.
- Nun ja, dann dreht man die verlorene Szene eben noch einmal. Das können Sie selbst im eigenen Studio schon machen. Aber eine Flugshow oder eine Hochzeit nochmals zu wiederholen, nur weil Sie einen Datenverlust erlitten, wird dann schon aufwändiger. Überlegen Sie sich deshalb vorher genau, was Sie aufnehmen wollen. Bereits einfache Außenaufnahmen können scheitern, wenn man den Datenverlust erst zuhause bemerkt und die folgenden Tage schlechtes Wetter herrscht.
- Ganz nebenbei sei erwähnt, dass Sie die Speicherkarten sowohl aus der Video-Kamera herausnehmen müssen, in einen speziellen Speicherkartenschacht oder Adapter am PC einstecken müssen und nach dem Überspielen deren Inhalt löschen sowie die Karte wieder in die Kamera stecken müssen. Ansonsten laufen Sie evtl. mit einer leeren Kamera oder einer vollen Speicherkarte draußen herum und wundern sich, dass Sie nichts aufnehmen können.
- Nicht nur bei Speicherkarten werden Sie sich als Smartphone-Anwender bei Vlogging-Kameras in die Steinzeit zurückversetzt fühlen.
- Da die Daten nun jedoch auf Ihrem PC liegen, müssen Sie sich auch selbst um eine eigene Datensicherung auf meist externen Festplatten kümmern. Denn PCs sichern meist nicht (wie Smartphones) automatisch alles in die Cloud. Letzteres erfordert auf dem PC weitere kostenpflichtige Programme, ist langsam und teuer.
- Zum Schluss noch ein Sicherheitsrisiko: Während Smartphones nicht nur geschützt sind vor Zugriffen und über das Ortungssystem GPS bei Verlust wieder gefunden werden können, existiert beides bei Vlogging-Kameras nicht. Verlieren Sie Ihre Kamera oder wird sie Ihnen gestohlen, dann ist sie in der Regel unwiederbringbar verloren. Noch schlimmer dürfte jedoch für Sie sein, dass andere nun alle Ihre Filme im Original besitzen und sie als deren Eigentum selbst verwenden können. Wie wollen Sie (ohne die Originaldaten) jemals das Gegenteil beweisen?
Konnektivität - Anschlüsse der Vlogging-Kameras
- Da preiswerte Kameras abgespeckt sein müssen, entfiel vieles auch bei den Anschlüssen. Das kann bis hin zu Kuriosem führen: So fehlt bei der Fujifilm XS-10 sogar das unabdingbar notwendige Netzteil zum Laden des Akkus, das man dann selbst dazukaufen muss.
- Da Einsteiger-Vlogging-Kameras zudem klein und leicht sein müssen, wurde bereits aus Platz- und Gewichtsgründen vieles weggelassen.
- Das Hauptproblem bei allen relativ billigen Video-Kameras ist jedoch der Micro-HDMI-Anschluss. Er ist klein, störanfällig, fummelig, fällt leicht raus und verliert auch eingesteckt gerne den Kontakt. Zudem bricht er im hektischen Einsatz oft ab. Dadurch wird meist die Kamera beschädigt, was zu wochenlangem Ausfall für die langwierige und teure Reparatur führt.
- Entweder Sie legen sich einen besonderen, geschützten Adapter zu (z.B. Canon-Halterung), oder Sie werden bald durch viel Frust die Nachteile jenes Kleinteiles erkennen.
- Für Einsteiger: Der HDMI-Anschluss ist das zentrale Verbindungselement bei modernen Video-Kameras.
- Viele billige Vlogging-Kameras können nicht auf einen externen Recorder den Film ausspielen und somit auch keinen externen Monitor anschließen. D.h. diese Video-Kamera ist in einem zentralen Punkt nicht erweiterbar.
- Eine dedizierte Vlogging-Video-Kamera kann nicht direkt mit dem Internet kommunizieren. Im Gegensatz zu einem Smartphone können Sie damit also nicht einfach das soeben aufgenommene Video online stellen. Dazu ist zumindest eine mühsame Übertragung des Filmes auf das Smartphone und von dort in das gewünschte Soziale Netz erforderlich.
- In vielen Fällen werden dann jedoch bereits Kompressionen oder Bildverkleinerungen automatisch erforderlich, da die Vlogging-Kamera keine hochauflösenden Filmdaten an das Smartphone senden kann. Dazu ist der Datentransfer zwischen beiden Geräten fast immer viel zu langsam.
- In fast allen Fällen wird man das Video jedoch noch umständlicher zuerst - manuell mit der Speicherkarte - auf den PC übertragen, dort bearbeiten und dann vom PC in das Internet hochladen.
- Nochmals: Vergessen Sie alles Ihnen Bekannte über den Bedienungskomfort bei Smartphones. Bei dedizierten (Vlogging-) Kameras gibt es fast immer nur die sogenannte spanische Schnittstelle: Manuell.
Autofokus und Schärfentiefe bei Vlogging-Kameras
- Bei einem Smartphone ist rein physikalisch bedingt durch den relativ kleinen Sensor die Schärfentiefe / Tiefenschärfe ziemlich groß. Das bedeutet, dass fast immer fast alles vom Vordergrund bis zum entfernten Hintergrund auf dem Film scharf abgebildet wird.
- Je größer der Sensor jedoch wird (1-Zoll, Micro-Four-Thirds, APS-C und dann Vollformat), umso geringer wird der scharfe Bereich. Dann muss der Autofokus bei einem sich ändernden Motivabstand nicht nur treffsicher, sondern auch schnell das sich bewegende Motiv auffassen und vor allem sicher halten.
- Exakt das ist allerdings bei zahlreichen billigen Kameras schlichtweg nicht gegeben. Da wandert der Autofokus oft langsam hin und her, und sucht und sucht und sucht. Das nennt man Pumpen oder Jagen (hunting). Das beste Ergebnis ist dann ein langsamer Ablauf der Filmaufnahmen, den man in der Nachbearbeitung am PC durch Herausschneiden der Suchzeiten bereinigen muss.
- Aber es kann auch dazu führen, dass Motive schlecht oder gar nicht fokussiert werden respektive nicht die ganze Zeit scharf gehalten werden können.
- In zahlreichen Fällen wird man die kleineren Autofokus-Abweichungen / AF-Fehler jedoch nicht am kleinen undeutlichen Display, sondern erst zuhause am großen Monitor erkennen.
- Es dürfte jedem einleuchten, dass die Treffergenauigkeit und die Geschwindigkeit des Autofokus-Systems mit dem Preis der Video-Kamera zunimmt. Bei Billigkameras um die 1.000 Euro darf man da keine Wunder erwarten.
- Vor allem hängt die Autofokus-Leistung massiv von vorhandenen Licht ab. In der Dämmerung oder nachts können nur die teuersten AF-Systeme mit den lichtstärksten Objektiven noch treffsicher arbeiten. Bei wenig Licht sind die AF-Systeme der modernen Smartphones in der Regel sogar überlegen.
- Vorsicht ist jedoch für Vlogger auch bei (zurecht) vielgelobten Videokameras von z.B. (die älteren von) Panasonic angesagt, da sie explizit auf Kameraleute ausgerichtet sind, die nur hinter der Kamera stehen. Für die meisten Ein-Personen-Vlogger bieten sie einen eher unterdurchschnittlichen Bedienungskomfort für den Autofokus und zahlreiche andere Details. D.h. hochwertige Video-Kameras sind oft nur für direkt dahinter stehende Kameraleute interessant. Fragen Sie immer nach diesem Unterschied und erklären Sie als Vlogger deutlich, dass Sie alleine sind und vor der Kamera stehen.
- Eine weitere Vorsicht gilt dem so gelobten Augen-Autofokus. Das klingt so perfekt, ist es jedoch in der Praxis oft nicht. Viele Systeme in billigeren Kameras fokussieren nicht auf die Iris, sondern weit davor auf die Wimpern oder die Augenbrauen. Einen sehr guten und verlässlichen Augen-Autofokus bieten meist erst teurere Video-Kameras (so ab 2-3.000 Euro).
- Um es klarzustellen: Als Ein-Personen-Filmgesellschaft - also Vlogger - benötigen Sie einen hochwertigen Autofokus. Ansonsten wird die Filmerei zur Qual für Sie.
- Es erstaunt hingegen die meisten Einsteiger, wenn Sie erfahren, dass im wirklichen Profifilmbereich überwiegend manuell fokussiert wird. Denn da steht zumindest immer ein Kameramann hinter der Kamera. Bei wirklichen Kinofilmen gibt es sogar den Focus-Puller - eine eigene Person, die sich nur um die Fokussierung der Kamera kümmert - zusätzlich zum Kameramann. - Somit liegt ein weiteres Missverständnis beim Begriff Professionalität vor allem bei der Fokussierung vor.
Objektive der Vlogging-Kameras
- Für Video gilt noch viel mehr als für die Fotografie: Licht lässt sich nur durch Licht ersetzen.
- Gleichgültig, welche Kamera Sie mit welcher Sensorgröße erwerben. Sie benötigen dazu die lichtstärksten Objektive für Video.
- Ärgerlich ist, dass es exakt in dem benötigten Segment der Weitwinkelobjektive für das Vlogging - das ist so alles zwischen 10 und 35 mm äquivalenter Brennweite - oft nur wenige und zudem sehr teure Angebote gibt. Diese Objektive sind dann zudem großvolumig und schwer. Das wirkt sich beim längeren Tragen an der ausgestreckten Hand schnell als leidiges Ergonomieproblem aus. Da sollte man schon etwas Muskelaufbautraining durchführen, sofern man das Kamerasystem längere Zeit am weit ausgestreckten Arm ruhig vor sich halten will.
- Der größte Haken oder Nachteil ist jedoch, dass die meisten verfügbaren preiswerten und leichteren Objektive in diesem Weitwinkel-Bereich für Vlogging-Kameras lichtschwach sind. Das führt dazu, dass die Bildqualität auch bei größeren Sensoren der dedizierten Kameras ganz schnell auf das Qualitätsniveau der Smartphones absinkt. Kein Scherz.
- Daraus folgt eindeutig, dass Sie die sogenannten professionellen Vorteile einer dedizierten Vlogging-Kamera beim Punkt Bildqualität nur mit großem Sensor und mit den teuersten lichtstarken und somit großvolumigen sowie schweren Objektiven erzielen können.
- Dann hätten wir die Zooms - Objektive, welche einen ganzen Brennweiten-Bereich abdecken. Allerdings hört man damit oft das Zoomen - gleichgültig, ob dies manuell oder motorgetrieben erfolgt - auf der Tonspur. Daraus folgt, dass man dann wieder externe Mikrofone benötigt, welche völlig vom Kameragehäuse mit dem Zoomobjektiv entkoppelt sein müssen.
- Leiden billige (fast alle unter ca. 5.000 Euro) Festbrennweiten schon meist an dem berüchtigten Focus-Breathing - Atmen, das sich beim Fokussieren zwischen zwei (Tiefen-)Ebenen durch eine sichtbare und vor allem störende Veränderung des Bildwinkels / Bildausschnittes zeigt, so leiden Zooms zusätzlich noch unter dem Focal Length Breathing - einem ähnlich störenden Effekt beim Zoomen je nach Motivabstand.
- Teurere Vlogging- / Video-Kameras können diese nachteiligen Effekte elektronisch (zumindest etwas) korrigieren.
- Was viele Anwender unter Professionalität beim Video verstehen, ist jedoch eine ganz schmale / dünne / flache Tiefenebene, sodass vor allem der Hintergrund schnell unscharf wird und weich verschwindet. Das lässt sich jedoch ausschließlich mit großen Sensoren (am besten Vollformat) und den lichtstärksten Objektiven bei Offenblende erzielen. Exakt deshalb scheiden fast alle billigen Vlogging-Kameras bei diesem Kriterium aus, weil sie einen zu kleinen Sensor verwenden (1-Zoll bis APS-C) und vor allem nur lichtschwache Objektive bieten. Achten Sie hierbei auf die sogenannte äquivalente Offenblende zum Vollformat. Denn da wird am meisten mit Zahlen geschummelt. Es sollten schon äquivalente f2,8 oder weniger sein. Erst f1,4 ist ideal. - Bereits mit f5,6 an APS-C (das sind äquivalente f8) oder mit f5,6 bei Micro-Four-Thirds (das sind äquivalente f11) sind Sie in der Video-Praxis kaum besser dran als mit einem Smartphone. D.h. auch dort ist dann praktisch alles von vorne bis hinten scharf.
- Allerdings erlaube ich mir den Hinweis, dass genau jener scharfe Smartphone-Look inzwischen von vielen Zuschauern gewollt ist. D.h.
professionell
kann sogar im Widerspruch zu den aktuellen Wünschen Ihrer (meist jüngeren) Zielgruppe stehen.
- Da es sich jedoch bei fast allen verfügbaren preiswerten Objektiven um Foto-Objektive handelt, sind sie nicht für Video optimiert. Neben den obigen optischen Nachteilen findet sich dort eher die Rasterung als der weiche Übergang zwischen Zuständen. D.h. Blenden und sonstige Einstellringe werden hörbar und fühlbar eingerastet. Das wiederum kann zu hörbaren und teilweise sogar im Film sichtbaren Erschütterungen führen. Deshalb sind neuere aber meist etwas teurer Objektive inzwischen mit rasterlosen und somit fast leisen Verstellmöglichkeiten an den Drehringen ausgestattet. Wirklich hochwertige Profi-Video-Objektive sind allerdings mit einem Zahnkranz versehen, weil diese meist manuell und über weiche, feinfühlig einstellbare externe Zusatzregler bedient werden.
- Im Übrigen besitzen hochwertige Profi-Video-Objektive neben all den Korrekturen der oben genannten optischen Fehler auch eine T-Blende und keine F-Blende der klassischen Fotoobjektive. Der Unterschied des Transferwertes des Lichts zum rein mechanischen Öffnungsradius (f) besteht darin, dass der Lichtverlust aller Linsen berechnet wurde und nur das Licht berücksichtigt wird, das tatsächlich hinten aus dem Video-Objektiv herauskommt und auf den Sensor trifft. In der Praxis bedeutet dies, dass man Video-Objektive mit gleichen T-Blenden sofort untereinander austauschen kann, wobei man immer dieselbe Helligkeit erhält. Wechselt man hingegen ein Fotoobjektiv mit einer F-Blende gegen ein anderes mit demselben F-Wert aus, dann stellt man nachher fast immer einen Helligkeitsunterschied im Film fest. Letzterer lässt sich nur wieder mit Aufwand herauskorrigieren.
- Es hat somit seinen Grund, warum wirklich hochwertige, professionelle Video-Objektive einen extrem hohen Preis haben. Sie beginnen so etwa bei 5-10.000 Euro, sind nochmals voluminöser sowie nochmals schwerer als die besten Fotoobjektive.
Bildqualität der Vlogging-Kameras
- Eines der Hauptargumente, mit denen die Auf-/Umsteiger zu dedizierten Vlogging-Kameras gelockt werden, ist die höhere = professionelle Bildqualität mit bis zu 8K-Video.
- Aber das beherrschen Smartphones inzwischen auch.
- Ferner stellt sich die Frage der Zielgruppe und deren Endgeräte. Sofern das Video anschließend auf einem 8K-Fernseher mit 2 Meter Breite angesehen wird, dann sind sicherlich Unterschiede zwischen einem Smartphone und einer dedizierten Video-Kamera bei 4 oder 8K erkennbar.
- Sofern jedoch der Film zuerst zu einer sozialen Plattform geschickt wird (YouTube, TikTok etc.), dann wird dort der Film derart komprimiert und dadurch die Bildqualität verringert, dass Unterschiede eingeebnet werden. Werden die Videos schließlich auch noch auf Smartphones abgerufen und vertikal gehalten betrachtet, sind nicht einmal 1080p (=Full HD) von 8K zu unterscheiden.
Bildfrequenz der Vlogging-Kameras
- Die meisten Ein-, Um- und Aufsteiger haben sich um dieses Thema zuvor meist keine Gedanken gemacht, da das Smartphone ihnen die Arbeit und Entscheidung meist abnahm.
- Deshalb gleich der nächste Schock: Im Kino-Film-Bereich, den die Meisten vermutlich als professionell bezeichnen würden, wird meist mit nur 24 Bildern in der Sekunde gearbeitet. Dabei ist dies ein rein willkürlicher Wert, den man in den 1920er Jahren aufgrund einer willkürlichen Umfrage unter großen US-Kinos einfach festlegte, weil bei dieser Bildfrequenz in dunklen Räumen von den meisten Zuschauern damals kaum mehr ein Flackern wahrgenommen wurde. Das ist im Übrigen bis heute ein Grund, warum man Kinofilme mit nur 24 Bildern je Sekunde in eher abgedunkelter Umgebung betrachtet.
- Faktisch ergibt sich dadurch jedoch ein nicht ganz so scharfes Bild mit leichtem Schleiereffekt. Denn das menschliche Auge kann - vor allem bei Helligkeit - mehr als 24 Bilder je Sekunde erkennen.
- Moderne Standards sind deshalb meist 30 oder mehr Bilder je Sekunde. Viele Video-Kameras bieten heute sogar 60 Bilder je Sekunde als Normal-Filmgeschwindigkeit an. Dabei muss man dann noch PAL-Fernsehen mit nur 50 Bilder je Sekunde von dem US-Standard mit 59,9# Bildern unterscheiden. Ja, Video wird sofort richtig kompliziert, wenn man auch nur ein einziges Thema einmal hinterfragt.
- Fakt ist jedoch, dass viele Videos der Sozialen Netze heute allerdings am hellen Tag auf dem Smartphone oder Monitor in einer extrem hellen Umgebung betrachtet werden. Hier hat sich der Standard 50/60 Bilder je Sekunde als schärfer, lebensnäher, echter, lebendiger etc. herausgestellt. D.h. im Profibereich kommt es elementar darauf an, für welche Zielgruppe Sie Filme herstellen. Das Wort
professionell
sagt somit bei der Bildfrequenz alleine nichts aus.
- Hinzu kommen Zeitlupen-Funktionen: Wollen Sie z.B. eine Filmsequenz nachher langsamer ablaufen lassen, dann müssen Sie es mit der Video-Kamera viel schneller aufnehmen - z.B. mit 120 oder 180 oder 240 Bilder je Sekunde, um es später mit 60 oder 30 je Sekunde in Zeitlupe ablaufen lassen zu können.
- Allerdings beherrschen dies nur ganz wenige Kameras und dann auch nur in ganz bestimmten Aufnahmemodi. Z.B. kann fast jede Kamera heute 4K mit 30 Bildern, aber bei 4K mit 60p sind es deutlich weniger und bei 4K120p oder 4K180p oder 4K240p sind es ganz wenige.
- Also schauen Sie genau hin. Denn die meisten billigen Vlogging-Kameras beherrschen hohe Bildfrequenzen für Zeitlupe nur bei 1080 Pixeln (Full-HD) oder sogar weniger. D.h. es findet ein sichtbarer Qualitätssprung zwischen der Normalaufnahme (sagen wir in 4K) und der Zeitlupenaufnahme in nur Full-HD statt.
- Allerdings kommt bei billigen Vlogging-Kameras hinzu, dass sie bei Zeitlupenaufnahmen oft keinen synchronen Ton aufnehmen können. D.h. man muss alles später selbst nachvertonen. Jedoch wird dies bei Zeitlupenaufnahmen sowieso meist erforderlich.
Überhitzung der Vlogging-Kameras
- Bei den meisten Video-Kameras ist es nicht die Frage, ob sie beim Filmen überhitzt, sondern nur wann.
- Hier gilt ebenfalls, dass die Aufnahmedauer meist mit dem Preis zunimmt.
- Aber selbst dann gilt, dass die Umgebungstemperatur einen großen Einfluss auf die Filmdauer hat. Im Hochsommer oder in südlichen Ländern wird es nach einer gewissen Zeit immer zu einer Überhitzung kommen. Dann muss man eine (Zwangs-) Pause einlegen. Das betrifft im Übrigen selbst absolute High-End-Profi-Kameras, welche mit einem lauten Ventilator zur Kühlung der Elektronik ausgestattet sind. Es existieren unvermeidbare physikalische Grenzen.
- Vor allem leiden viele preiswerte Vlogging-Kameras noch immer unter der willkürlichen 30 Minuten-Sperre. Danach müssen Sie eine neue Filmsequenz aufnehmen / starten.
- Noch schlimmer ist, dass manche Vlogger-Kameras ab Werk sogar noch viel kürzere Sperrzeiten haben. So schaltet die Sony ZV-1 nach fünf Minuten 4K-Video automatisch ab. Man muss im tief verschachtelten Menü herumsuchen, um diesen Unsinn abzuändern.
- Dennoch gilt die Physik: Je heißer das System wird, desto deutlicher nimmt das im Film sichtbare Rauschen zu und somit die Bildqualität ab.
Licht
- Man mag sich draußen im Freien mit dem sogenannten Available Light - also dem frei verfügbaren Umgebungslicht - begnügen.
- Aber im Studio werden definitiv Dauerlichter / Leuchten erforderlich - ganz unabhängig von der Video-Kamera.
- Definitiv erzielen Sie mit zwei oder drei sinnvoll ausgerichteten Dauerlichtern / Leuchten eher einen professionelleren Video-Eindruck als mit jeder noch so teuren (fünf- bis sechsstelligen) Videoausrüstung.
- Nochmals: Sie können das Geld auch gleich sinnvoll für Dauerlichter / Leuchten für ein Smartphone ausgeben, um den professionellen Beleuchtungs-/Lichteffekt zu erzielen.
- Aber Sie werden definitiv das zusätzliche Geld für Dauerlichter / Leuchten und ggf. Lichtformer ausgeben, wenn Sie eine sogenannte dedizierte Video-Kamera anschaffen. Denn jene dedizierten Videokameras spielen ihre Vorteile nur bei perfekter Beleuchtung aus.
- Somit kommen die Investitionen für die Dauerlichter / Leuchten immer dazu. Diese Studiobeleuchtung gibt es im Übrigen sehr preiswert sogar bereits mit Lichtformern / Softboxen. Selbstredend gibt es das auch für LED-Studio-Beleuchtung respektive LED-Video-Beleuchtung. Das Geld ist wirklich sinnvoll investiert, weil Sie die Qualitätsverbesserung sofort erkennen - auch auf jedem Smartphone.
Ton
- Komen wir zu dem ganz Unangenehmen: Schauspieler und Fernsehsprecher (das sind Sie) mussten früher zuerst einmal sprechen lernen. Damit meint man ein deutliche, saubere und korrekte Aussprache aller Wörter und Silben, die richtige Betonung, Intonation. Lautstärke, angemessene (Sprech-) Geschwindigkeit, Ruhe, angenehme respektive zum Thema passende Tonlage etc.
- Undeutliches und schwerverständliches bis unverständliches Nuscheln, quietschende, kreischende Stimmen etc. hört sich niemand gerne auf Dauer an.
- Pfeifen, Zirpen, Rauschen, Piepsen, Kratzen, Knistern oder andere Tonstörungen sind heute inakzeptabel und vertreiben die meisten Zuschauer.
- Auch die oft zu findenden ungewollten Lautstärkeschwankungen sollte man vermeiden. Sie treten vor allem bei einem ständig wechselnden Abstand zum Mikrofon (z.B. durch zu starke Kopf- und sogar Körperbewegungen in Bezug zum Mikrofonstandort sowie bei Schnitten unterschiedlicher Filmsequenzen auf. Letzteres meint das Zusammenstellen unterschiedlicher Filmteile, die nicht in einem Zug, also nicht direkt hintereinander, gedreht wurden. Vor allem Laien haben oft große Probleme dabei, die bei Fehlern nicht selten erforderliche zehnte Wiederholung noch in derselben ruhigen Art und mit derselben Lautstärke zu sprechen, wie die erste Aufnahme.
- Damit kein Missverständnis aufkommt: Gute Filme leben vom Wechsel der Geschwindigkeit und auch der Lautstärke des Tons etc. Aber alles muss jeweils zum Inhalt des Filmes passen. Hören Sie sich dazu doch einmal einen der üblichen im Vorabendprogramm des Fernsehens laufenden kurzen Krimis mit geschlossenen Augen an (leichte 45-Minuten-Kost). Sie werden auch ohne Film dem Inhalt sehr gut folgen können, weil der Ton Sie leitet.
- Deshalb sollte man den Nachbearbeitungsaufwand auch beim Ton nicht unterschätzen.
- Somit komme ich aus langer Video-Erfahrung mit vor allem schlechten Filmmaterial auf den Sozialen Netzen zu der ernüchternden Feststellung, dass ein (möglichst sehr) guter Ton wichtiger ist, als das perfekt nachbearbeitete Filmmaterial im 8K Cine-Format.
- Eine herausragende Tonqualität können Sie jedoch auch mit einem hochwertigen Mikrofon an einem Smartphone erzielen. Das hat primär nichts mit der Kamera zu tun.
- Wirklich gute Mikrofone zu einem erträglichen Preis bietet u.a. die Firma Rode. Mit Adapter lassen sich sowieso sehr viele Mikrofone vieler Hersteller auch direkt an das Smartphone anschließen. Viele Hersteller bieten jedoch auch kleinere Mikrofone direkt für Smartphones an.
Fotoeigenschaften der Vlogging-Kameras
- Oft wird bei den Vlogging-Kameras damit geworben, dass man damit auch noch hochwertige Fotos machen kann, weil es eine sogenannte Hybrid-Kamera sei.
- Das können Sie mit jedem hochwertigen Smartphone auch. In vielen Fällen wie bei Gegenlicht-Porträts und Nachtaufnahmen gelingt Ihnen das heute mit jedem modernen Smartphone sogar einfacher und im Bildergebnis hochwertiger als mit jeder Fotokamera.
- Ohne elektronischen Sucher an der dedizierten Hybrid-Kamera werden Sie definitiv große Probleme bei Aufnahmen bewegter Objekte mit einem Teleobjektiv haben.
- Vor allem jene billigen Hybrid-Kameras werben oft mit völlig wertlosen technischen Spezifikationen, welche beeindrucken sollen. Aber über 10 Fotos in der Sekunde sind wertlos, wenn sie z.B. unscharf sind.
Abgespeckte Video-Eigenschaften der Vlogging-Kameras
- Zwar wird gerne mit dem Wort
professionell
bei den Vlogging-Kameras geworben. Aber dies wird absichtlich nie definiert.
- Faktisch sind alle Video-Eigenschaften einer preiswerten Vlogging-Kamera drastisch eingeschränkt - drastisch.
- Kein ernsthafter, beruflich tätiger Videograf (das bedeutet Profi auf Deutsch) würde den Bedienungsumfang und die angebotenen Möglichkeiten einer preiswerten Vlogging-Kamera als professionell bezeichnen.
- Man kann nur jedem Einsteiger empfehlen, sich vorher ausgiebig mit einem erfahrenen Videografen zu unterhalten und ihm ganz klar zu definieren, was man alles mit der neuen Vlogging-Kamera machen will und für welche Zielgruppe in welcher Qualität man Filme produzieren möchte. Dann stellt sich meist ganz schnell heraus, was möglich ist, und was alles nicht. Es hat seinen Grund, dass wirkliche Profi-Video-Kameras im beruflich genutzten Umfeld sehr teuer sind.
Kosten
- Die Gehäuse und das erste Creators-Set/Kit scheinen zwar preiswert. Aber damit stößt man schnell an technische Grenzen.
- Auch auf die Gefahr hin, dass Ihnen jetzt die Kinnlade herunterfällt und in der Sperre offen bleibt:
- In sehr vielen Fällen entpuppen sich diese billigen Einsteiger-Vlogging-Kameras sehr schnell als Fehlkauf, weil sie weder den anvisierten Zeck erfüllen noch sinnvoll ausbaubar sind.
- Dann gilt die alte Regel: Arme und geizige Menschen bezahlen zweimal: erst für das vermeintlich billige Gerät und dann nochmals für das wirklich benötigte teurere.
- Bereits ohne - die zwingend zusätzlich erforderlichen - Objektive sind jene dedizierten Vlogging-Kamera-Gehäuse oft so teuer oder teurer als selbst moderne hochwertige Smartphones.
- Das Kostenproblem ist beim Filmen überhaupt nicht die Kamera - also das Gehäuse selbst -, sondern das nachgelagerte Zubehör:
- Man benötigt u.a. einen teuren modernen Hochleistungs-PC.
- Zusätzlich erforderlich ist ein teures Video-Schnittprogramm. - Nur die Video-Schnittsoftware DaVinci Resolve ist einerseits hochwertig und andererseits kostenlos.
- Ein großer Teil der Filmqualität entsteht heute erst in der Nachbehandlung am teuren Hochleistungs-PC. Hard- und Software für die hochwertige Video- und Tonbearbeitung wird (angesichts der Inflation) bei 4K und vor allem 8K dann sehr schnell im hohen vier- bis sogar fünfstelligen Bereich liegen, sofern man einerseits einen großen, hochwertigen Monitor mit 4K oder sogar 8K wünscht, und andererseits nicht jedes Mal ein ganzes Wochenende nur zum letztendlichen Rendern des Filmes (der Abschlussbearbeitung) abwarten will. Ganz nebenbei: Viele Video-Bearbeiter betreiben mindesten zwei derartige Monitore nebeneinander, um z.B. Bearbeitungs-Menüs und Video-Bild voneinander zu trennen. Eine separate Sound-Karte und hochwertige Lausprecher sollten es auch sein. - Von 3L-Produkten (lenden-lahme Laptops) rate ich bei Video ab.
- Das alles lässt sich jedoch ohne Schulung (teuer) oder zeitaufwändiges Eigenstudium nicht sinnvoll verwenden. D.h. es ist neben Geld auch sehr viel Zeit erforderlich.
Zeit
- Die wahren Kosten werden jedoch indirekt zu Buche schlagen: Sie benötigen unvorstellbar viel mehr Zeit für Videos mit einer dedizierten Video-Kamera.
- Bereits die Aufnahme ist meist zeitaufwändiger als mit einem Smartphone.
- Die Datennachbearbeitung am Spezialprogramm auf dem PC ist viel zeitaufwändiger als mit Apps, welche auf dem Smartphone mit Künstlicher Intelligenz fast vollautomatisch arbeiten. Hier wird sich der Vorsprung der Smartphones dank KI in den kommenden Jahren sogar nochmals vergrößern. - Noch immer gilt die alte Regel, dass man für eine Minute hochwertigen Film ca. 1 Stunde Nachbearbeitung am PC rechnen muss. Wollen Sie dies?
- Vor allem werden Sie viel mehr Zeit zum Erlernen aller Details benötigen - sowohl in der Software als auch beim Bedienen der Hardware. Denn der sogenannte professionelle Bereich der Videografie glänzt mit hunderten, wenn nicht weit über 1.000 Fachtermini und sehr vielen Technologien und Techniken, welche bereits jede für sich genommen hochkompliziert sind. Es hat seinen Grund, dass die Ausbildung eines Drehbuchautors, Kameramanns oder eines Regisseurs, Beleuchters, Produzenten etc. Jahre dauert. - Sie sind übrigens als Vlogger - also als One-Man-Show - alles in einer Person.
- Dieses Erlernen kann Freude bereiten und viele Einsichten zu einer besseren Filmgestaltung liefern sowie somit letztendlich für Ihren persönlichen Langzeit-Erfolg ausschlaggebend sein. Aber es sei gleich deutlich gesagt: Wenn Sie bisher bereits Fotos mit dem Smartphone nur deshalb machten, weil Ihnen eine dedizierte Foto-Kamera zu kompliziert war, dann werden Sie mit einer dedizierten Video-Kamera vor noch viel größeren Herausforderungen stehen.
- Dieser enorme Zeitbedarf ist im Übrigen der Hauptgrund, warum die wirklich erfolgreichen Influencer auf den Sozialen Medien keine Ein-Personen-Unternehmer sind, sondern in/mit einem Team arbeiten, in dem sich viele bezahlte Spezialisten um alle diese notwendigen Dinge kümmern. Zugegeben ist allerdings, dass sie meist dreist jene Mitarbeiter nicht nennen, dafür sich selbst umso mehr in den Vordergrund stellen. - Denn Ihr Ziel ist eigentlich, erfolgreich zu werden, indem Sie möglichst viele gute Inhalte regelmäßig und in kurzen Abständen für Ihre Zuschauer online stellen. Für die meisten kann es nicht das Ziel sein, unregelmäßig und nur einmal im Monat oder gar im Quartal ein sehr gutes Video zu veröffentlichen. Eine gewisse Qualität ist wichtig. Aber es geht heute vor allem auch um die Quantität. - Ansonsten sind Sie eben ein Künstler. Aber die waren zu ihren Lebzeiten selten erfolgreich oder reich.
Vermutlich könnte ich und andere Spezialisten aus dem Bereich Video noch stundenlang weitere kleine
Nachteile aufzählen. Aber wir wollen es einmal hier bei den wichtigsten Faktoren belassen.
Profi-Videografie
Unter Profi-Videografie verstehe ich hochwertige Filme, die sich u.a. durch Folgendes definieren:
- Verwacklungsfreies und erschütterungsfreies Bild,
- perfekten Ton und konstante Lautstärke über den ganzen Film hinweg, also keine störenden Lautstärkeschwankungen, Zischlaute bei Interviews, Rauschen, irritierenden Hintergrundgeräusche etc.
- herausragende Lichtführung und mediengerechte Ausleuchtung der Motive,
- zum Motiv passende Hintergründe (vor allem im Studio),
- passend geschminkte, frisierte und gekleidete Akteure vor der Kamera respektive beeindruckende Motive im Freien,
- ein Film-Schnitt, didaktisch / logisch aufgebaute Sequenzen und vor allem Sequenzenübergänge, welche zum Thema des Filmes passen,
- den gekonnten Umgang und Wechsel zwischen A-Roll- und B-Roll-Filmsequenzen,
- ein Drehbuch und fehlerfreie Texte der Akteure - ohne Haspeln, Nuscheln, Versprecher, Äh oder sinnlose Wiederholungen von Inhalten, Abschweifungen etc. sowie ein letztendlicher Schnitt (Cut), der auf die anvisierte Zielgruppe
zugeschnitten
ist. (Entschuldigen Sie bitte das beabsichtigte Wortspiel.)
- usw. - Erfahrene Videografen dürfen hier gerne noch dutzende weitere anspruchsvolle Kriterien hinzufügen.
- Sie sehen sofort, dass dies überhaupt nichts mit einer (neuen) Kamera zu tun hat. - Wer es nicht glaubt, sollte einmal zu einem Filmort fahren. Bei uns am Bodensee werden ständig Filmsequenzen für Krimis wie WaPo-Filme etc. gedreht. Dafür parken dann über zwei Dutzend Personen mit ca. einem halben Dutzend Klein-Lastern sowie zahllosen vollgepackten Kombi-Pkw tagelang den gesamten Hafen zu - für wenige Minuten professionellen Fernsehfilm.
- Ganz im Gegenteil können Sie das alles heute mit einem modernen Smartphone - und dem für die hochwertige respektive professionelle Videografie sowieso unabdingbaren Video-Zubehör durchführen.
- Um exakt jenes Video-Zubehör kommt man sowieso nicht herum, wenn man die Aufnahmequalität sichtbar und hörbar optimieren will. Dies ist jedoch teuer, voluminös und schwer. Wer Ihnen und vor allem Anfängern hierzu etwas anderes erzählt, lügt diese bewusst an. Bereits ein reibungsfreier Fluid-Schwenkkopf (für horizontale Schwenks bei z.B. Landschaftsaufnahmen) ist derart teuer, schwer und voluminös, dass man dazu auch ein stabileres, schwereres, größeres und teureres Video-Stativ benötigt. Deshalb spielen dann die paar eventuell eingesparten Gramm und die gesparten wenigen Millimeter Volumen der Kamera auch keine Rolle mehr.
Empfehlungen für Aufsteiger vom Smartphone
- Definieren Sie vor jedem Kauf genau, was Sie videografisch wollen und was Sie davon derzeit mit Ihrem eigenen Smartphone noch nicht machen können.
- In sehr vielen Fällen kommen Sie mit einem neuen hochwertigen Smartphone Ihrem Ziel sehr nahe oder erreichen es sogar direkt.
- In fast allen anderen Fällen erreichen Sie Ihre Ziele im Bereich professionelles Video mit einer hochwertigen Zubehörausstattung zum Smartphone: Dies betrifft vor allem Dauerlichter, Mikrofon, Maske, Friseur etc.
- Nochmals ganz deutlich: Es wurden für den Oskar vorgeschlagene Kinofilme sowie ganze Fernsehfilme mit älteren Smartphones gedreht. Hier ein Foto, das belegt, dass auch Reporter seit Jahren für die Fernsehanstalten sogar für die Nachrichten Smartphones verwenden, weil sie alle hohen Anforderungen der Sendeanstalten erfüllen.
- Es liegt heute definitiv nicht an der Bildqualität der Kamera.
- In sehr vielen Fällen kann es Ihnen bereits weiterhelfen, wenn Sie sich in das weite Feld der Videografie einfach kostenlos im Internet einlesen und das Sie Interessierende mit Ihrem Smartphone ausprobieren.
- Erst wenn Sie an wirkliche technische Grenzen stoßen, sollten Sie in einem Gespräch mit einem Fachmann klären, wie dieses Problem technisch gelöst werden kann. Aber selbst dann werden erfahrene Videografen Ihnen in fast allen Fällen ganz andere Lösungen vorschlagen, als den Kauf einer dedizierten Vlogging-Kamera.
- Lassen Sie sich auch nicht einschüchtern. Sie können auf jedem Sozialen Netzwerk auch mit Smartphones erfolgreich werden. Erst, wenn eine sehr große Zahl oder die Mehrheit Ihrer Follower Sie darauf aufmerksam macht, dass die gelieferte Qualität des reinen Videomaterials ungenügend ist, dann sollten Sie sich ernsthafte Gedanken über eine dedizierte Video-Kamera machen. Aber in fast allen Fällen kommt es den Betrachtern eines Filmes auf den Inhalt an. Dazu sind Thema, das Drehbuch, der Schnitt und die Musik viel wichtiger als angebliche technische Aspekte wie 8K mit 60 Bildern je Sekunde.
- Oder nochmals anders ausgedrückt: Die meisten Nutzer im Internet verwenden heute hochkant gehaltene Smartphones zum Abruf Ihrer Videos. Da sind dann selbst Full-HD also 1.920 * 1.080 Pixel reine Vergeudung. Das Bild wird sowieso zusammengestaucht und die Bildqualität reduziert.
- Deshalb ist es so wichtig, auch klar zu definieren, wer Ihre aktuelle Zielgruppe ist und wer sie ggf. zukünftig sein soll. - Aber bleiben Sie dabei realistisch und kaufen Sie nicht auf Vorrat. Falls sich Ihre Zielgruppendefinition und Ihre Ansprüche in 3 oder 5 Jahren ändern sollten, so können Sie dann immer noch neu das dann absolut Passende erwerben.
- Nochmals: Wer Ihnen derart Angst macht, ist meist ein nur an der Provision (Ihrem Geld) interessierter Verkäufer. Es kommt jedoch nur auf die Wünsche Ihrer eigenen Follower - Ihrer wahren Kunden - auf den von Ihnen verwendeten Sozialen Netzen an. Nur die Meinung Ihrer Zielgruppe ist wichtig.
- Rechnet man all das andere Video-
Zubehör
mit ein, das den für jeden Zuschauer sofort erkennbaren Unterschied in der Filmqualität ausmacht, dann wird man ganz sachlich erkennen, dass es auf den geringen Unterschied des Gewichtes, des Volumens und vor allem des Preises des eigentlichen Kameragehäuses nicht mehr ankommt.
- Deshalb empfehle ich im Grunde nur drei Klassen von Video-Kameras:
- hochwertige moderne Smartphones - für heute fast alles und fast jeden und fast jeden Einsatzzweck. Mit passendem Zubehör werden damit sogar Fernseh- und Kinofilme gedreht.
- Moderne spiegellose Vollformat-Kameras mit Hochleistungs-Video-Funktionen.
- Professionelle Video-Kameras (meist Super-35 mm-Sensoren mit speziellen Video-Objektiven).
- Nur beim Sprung / Wechsel zwischen diesen drei Klassen erkennt man signifikante und wertvolle Unterschiede für die Video-Praxis (z.B. Spiel mit der Schärfentiefe / Tiefenschärfe für Fokusfahrten /- Fokusüberblendungen) und in der praktischen Videoarbeit.
- Das Problem scheint mir überdies in der Zielsetzung respektive den Zielen und dem damit verbundenen Zielpublikum der Aufsteiger zu liegen: Für wen sollen die neuen Videos mit der neuen Ausrüstung gemacht werden?
- Neue Video-Plattformen wie TikTok, Instagramm etc. verwenden das Hochkant-Format, das bis heute im Prinzip nur Smartphones perfekt beherrschen. Deren stetig wachsende Zielgruppe legt allerdings keinen Wert auf die Sondereffekte, welche mit vielen Video-Kameras für Aufsteiger angeboten werden.
- YouTube hat schon lange seine Wachstumsphase mit klassischen (horizontalen) Videos überschritten, stagniert dort nicht nur, sondern ist damit sogar rückläufig. Deshalb schwenkte es für sein jüngeres Publikum ebenfalls um 90 Grad auf Hochkantvideos um.
- Fernsehsender verlangen im Format 16:9 video-technisch hochwertiges Material.
- Streaming-Dienste und Kinobetreiber wünschen das noch breitere Cine-Format in noch höherer Qualität.
- Die den sogenannten Aufsteigern - meist jungen, unerfahrenen Menschen / Smartphone-Anwendern - von den Influencern aufgeschwatzten sogenannten angeblich billigen, leichten und kleinen Video-Vlogging-Kameras (also alle zwischen meinen Klassen 1 und 2) erfüllen somit keinen der obigen Zwecke / Zielgruppenwünsche richtig. Mehr als mittelklassige Filmchen für den eigenen Fernseher oder ein anspruchsloses, meist altes YouTube-Zielpublikum ist damit faktisch kaum erreichbar. Wer mehr will, benötigt sehr viel teures, schweres und Voluminöses Zubehör.
- Wer also mehr will, als Smartphones können - und diese können (bis hin zu 8K-Video) extrem viel - vor allem mit Zubehör -, der sollte sich wirklich den Aufstieg zu Vollformat oder Profivideo-Kameras überlegen. Ansonsten wird er mit dem vermeintlich billigen Zwischenschritt bald unglücklich und bezahlt letztendlich zweimal.
- Zum Abschluss noch der Hinweis, dass hochwertige oder professionelle Videografie anspruchsvoll ist. Da muss man sich (als Einzelperson) in viele Details einarbeiten. Es hat seinen Grund, dass im sogenannten Abspann (Cast) eines Filmes oft dutzende Spezialisten als Beteiligte aufgelistet werden. Noch mehr als in der Fotografie ist - angesichts ausgereifter Technik - das reine Kameragehäuse heute das am wenigsten wichtige Teil des Erfolges eines Videos.
Fazit
- Professionalität im Video-Bereich meint eher etwas anderes, als die meisten Neulinge (Neueinsteiger respektive Umsteiger vom Smartphone) sich darunter vorstellen. D.h. hier liegt oft eine Diskrepanz zwischen den Wünschen der Käufer und dem Können / den technischen Eigenschaften dieser preiswerten Einsteiger-Kits und Vlogging-Kameras vor. Viele Dinge können diese Hardware-Teile schlichtweg nicht und schon gar nicht automatisch erfüllen. Professionalität im Video-Bereich besteht nicht im Kauf irgendwelcher Kameras, sondern im gekonnten Arbeiten mit umfangreichem Zubehör (Zusatzausrüstung zur Kamera) sowie im kenntnisreichen Einsatz derselben. Ergänzt wird dies durch ein umfangreiches Wissen um die gesamten Teilbereiche der Filmerzeugung.
- Die meisten Auf-/Umsteiger von Smartphone zu preiswerten Vlogging-Kameras sind bereits nach kurzer Zeit maßlos enttäuscht:
- Extrem viel Mehraufwand auf allen Ebenen
- für einen kaum bis überhaupt nicht wahrnehmbaren Mehrwert.
- Um es ketzerisch zusammenzufassen: Um das theoretisch vorhandene technisch höhere Potenzial jeder Video-Kamera aus dem Film-Roh-Material herauszuholen, benötigen Sie umfangreiches Zubehör und vor allem viel Zeit. Dies ist unabhängig von der Kamera an sich. Diese Regel gilt deshalb, respektive es funktioniert somit auch mit Smartphones.
Damit wir uns jedoch richtig verstehen:
- Die heute angebotenen Vlogging-Kameras mit sogenanntem Creators Kit sind nicht schlecht. Ganz im Gegenteil gibt es heute nur noch gute Kameras. Sie erfüllen ihren Zweck.
- Die Frage ist nur, ob Sie persönlich genau in diese Produkt-Kategorie fallen und jene Kameras alle Ihre Zwecke sowie Wünsche erfüllen.
- Falls ja, oder Sie es trotz allem einfach einmal ausprobieren wollen, dann hier eine Liste mit den aktuell verfügbaren derartigen preiswerteren Vlogging-Kameras - aufsteigend geordnet nach Sensorgröße und dann alphabetisch sortiert:
- 1-Zoll:
- MFT - Micro-Four-Thirds::
- APS-C:
- Vollformat: Canon RP
Bevor gleich wieder Beschwerde-E-Mails eintreffen: Selbstredend kann man jede moderne dedizierte Video- oder Hybrid-Kamera zum Vlogging verwenden. Aber die oben genannten sind weltweit die am häufigsten dafür gelisteten Modelle.
Bevor nun auch noch E-Mails von erbosten Besitzern vieler anderer Video-Kameras eintrudeln, ob sie dann das Falsche
gekauft hätten: Vermutlich nein, weil Sie ein anderes Ziel und eine völlig andere Zielgruppe als jene jungen Content-Creators hatten und haben. Dennoch gilt für alle Sensorklassen das oben gesagte: Wirklich sofort sichtbare Qualitätssprünge bei Video gibt es heute nur noch in den drei obigen Klassen. Den Rest an Qualität hätte man mit hoher Wahrscheinlichkeit viel preiswerter auch mit dem zahlreichen kaufbaren oder selbst herstellbaren Zubehör aus der alten Video-Ausrüstung herausgeholt. Bedenken Sie immer: Die meisten beruflichen Filmcrews arbeiten eher mit technisch älteren Geräten als Amateure sowie vor allem mit manueller Steuerung. Sie wären erstaunt, wie gering z.B. der Dynamikumfang von normalen Fernsehkameras im Studio ist. Er liegt sogar unter dem Ihrer alten Video-Kamera. Denn bei einer guten Ausleuchtung der Szene benötigt man nur ca. 6 Blenden. Denn mehr fordert die Zielgruppe nicht, weil normale Monitore / Fernseher kaum mehr darstellen. HDR ist für die meisten Filme und Zuschauer (vor allem in Deutschland) noch immer Zukunftsmusik, und für vieles (wie die heruntergelesene Nachrichten oder tröge Talk-Shows) auch unnötig. Im Infrastruktur-Notstandsland Deutschland läuft sowieso noch ein erheblicher Teil der Fernseher nur auf normal HD (760p), wobei die Kabelfernsehanbieter noch nicht einmal diese Qualität an die Kunden ausliefern. Und das öffentlich rechtliche Fernsehen produziert i.d.R. nur auf Full-HD (1.920*1.080p). Das konnte die Canon 5D Mark II bereits im Jahre 2008, und seitdem beherrschte es praktisch jede Foto- und Video-Kamera für den Amateurbereich. - Ketzerisches Fazit: Amateure sind kameratechnisch meist zu gut
ausgerüstet.
Viel Freude beim Filmen.
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