RAW und JPEG

vg

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Glaubenskrieg

Abgesehen vom völlig unsachlichen Glaubenskrieg zwischen den Anhängern der einzelnen Fotomarken / Kamera-Herstellern tobt seit mindestens der Jahrtausendwende eine kontroverse Diskussion, die vereinzelt in einen polemischen Streit ausartet, zwischen den Anhängern des RAW-Formats in der Fotografie, die sich für die wahren, ja einzigen ernsthaften Fotografen halten, und den Nutzern des JPEG-Formats - vermeintlich inkompetente Knipser, die alle angeblich nur belächeln und auf die vermeintlich die ganze Welt herabschaut.

Man kann es sich natürlich polemisch einfach machen, wie Thom Hogan: JPEG or RAW? Raw. (Das war tatsächlich der gesamte Inhalt seines inzwischen gelöschten Artikels zu dem Thema.) Aber das greift entschieden zu kurz.

Der nun folgende Artikel klärt sachlich und wissenschaftlich, was welche Dateiformate einer Kamera leisten, und wo die jeweiligen Vor- und Nachteile liegen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt sachliche, wissenschaftlich belegbare und logisch nachvollziehbare Gründe für beide Formate, und der Autor benutzt auch beide in der Fotografie.

Über kaum ein Thema der Fotografie finden sich so viele falsche Informationen, Halbwissen, Unwissen und Polemik, wie über RAW.

Ein Grund liegt darin, dass die Hersteller kaum etwas über RAW veröffentlichen.

Ein anderer liegt darin, dass die hinter beiden Dateiformaten stehende Technik und vor allem Mathematik von nur wenigen Menschen wirklich völlig durchschaut wird.

Ein weiterer Grund liegt in der technischen Komplexität der Materie, die sich aufgrund des technischen Fortschrittes auch ständig ändert.

Hinzu kommt der Aspekt der permanenten Wiederholung veralteten Wissens im Internet und in Büchern: Dabei werden technische Rahmenbedingungen von vor über 10 oder sogar 20 Jahren herangezogen. Damals besaßen z.B. die Prozessoren in den Kameras nur eine geringe Rechenleistung und konnten zahlreiche Korrekturen wie z.B. Rauschunterdrückung kaum (oder zumindest nicht schnell oder sauber genug) durchführen. - Vor allem im Bereich der Prozessoren sowie deren heute ausgefeilten Algorithmen hat sich jedoch sehr viel getan bis hin zu Doppelprozessoren. So sind die spezialisierten kamerainternen (Signal-) Prozessoren (DSP-Schaltkreisen) für ihre Aufgaben heute jedem Hochleistungs-PC überlegen.

Alles zusammen regte bis heute zur Legendenbildung über RAW und JEPG an.

Vom Sensor zu den Bild-Dateien

Um RAW zu verstehen, muss man sich den Weg eines Fotos vom Sensor zur endgültigen Bilddatei vergegenwärtigen.

Der Sensor

Die Sensordaten entsprechen nicht den RAW-Daten.

Das Licht / die Photonen treffen auf die als Fläche angeordneten Fotozellen des Sensors. Jede Fotozelle - der heute meist über 20 Mega-Pixel - liefert nur einen Helligkeitswert des fotografierten Objektes - aber keinen Farbwert. D.h. im Grunde sammelt eine Fotozelle nur Photonen in ihrem Korb (oder Brunnen, auf Englisch 'well') und wandelt sie in eine elektrische Spannung um.

Erst in einem nachgelagerten Analog-Digital-Wandler (A/D-Wandler) wird diese Stromspannung in einen digitalen Wert übersetzt. Je nach Sensorempfindlichkeit und nachgeschaltetem Wandler können theoretisch bis zu 16 Bit aufgezeichnet werden. Das sind 2 hoch 16 = 65.536 Helligkeitsabstufungen.

Bereits dieser nachgelagerte Analog-Digital-Wandler ist komplexer als gedacht, da Photonen linear registriert werden (doppelte Helligkeit ergibt die doppelte Spannung), in der Fotografie die Blenden jedoch logarithmisch arbeiten.

In der reinen Theorie könnten nach jenem A/D-Wandler nun diese Daten als RAW abgespeichert werden.

Im Internet finden sich auch zahlreiche (vermutlich ständig voneinander kopierte bzw. gestohlene) Ablaufdiagramme, die zwar einfach aussehen, aber nicht korrekt sind, da sie die ideale Theorie darstellen, an die sich die Hersteller bis heute nicht hielten. Deshalb verzichte ich hier auch auf weitere vermeintlich logische und didaktisch wertvolle Ablaufdiagramme. Ohne vollständig veröffentlichte Dokumentation der Kamerahersteller ist so etwas Kaffeesatzdeuterei mit Pseudopräzision.

In der reinen Theorie der RAW-Formate sollte eine Kamera eigentlich die Grauwerte jeder einzelnen Fotozelle mit der Angabe des dazugehörenden Farbfilters sowie die exakte Stelle der Fotozelle im Sensor abspeichern. Alles andere sollte später den RAW-Konvertern überlassen bleiben. Da die Hersteller jedoch nichts dazu veröffentlichen, bleibt dies eine Glaubensfrage.

Die Sensor-Maske

Da in fast allen digitalen Kameras heute ein Bayer-Sensor eingesetzt wird, muss man die 4 Pixel (Quadrate / Blöcke von 2*2 Pixeln), von denen zwei einen Filter für Grün und je ein Pixel einen Filter für Blau respektive Rot enthalten (also nur diese Farben messen), zu vier einzelnen Misch-Farbwerten für jeden der 4 Pixel umrechnen.

Im Detail geschieht dies folgendermaßen:

Die zwei Pixel mit dem grünen Filter messen nur einen Grauwert / Helligkeitswert für die Farbe Grün, der eine Pixel mit dem roten Filter misst nur einen Grauwert / Helligkeitswert für die Farbe Rot und der eine Pixel mit dem blauen Filter misst nur einen Grauwert / Helligkeitswert für die Farbe Blau.

Nun werden alle 4 Werte miteinander verrechnet, und danach wird jedem der 4 Pixel ein individueller Farb-Mischwert zugewiesen.

Diese in der Fotografie sehr aufwändige Interpolation nennt man auch Demosaicing (Deutsch) - Demosaicing, de-mosaicing, demosaicking or debayering - (Englisch), Farbinterpolation bzw. Bayer-Interpolation.

Von Matrix-Sonderformen (z.B. Fujifilm mit seiner exotischen und ständig abgeänderten X-Trans-Matrix), bei denen die Interpolation noch komplizierter ist, wird hier abgesehen. Es bleibt nur festzuhalten, dass sie auch ein anderes RAW-Ergebnis liefern.

Um es klar festzuhalten: Aus den unvollständigen Farbwerten eines mit Mosaik-Farbfiltern überlagerten Sensors werden mittels Software Zwischenwerte der Farben und deren Helligkeit für jedes der 4 Pixel errechnet. Also: Aus den 4 Pixeln (eines für Rot, eines für Blau und zwei für Grün) errechnet eine dem Sensor nachgelagerte Software, welche zur schnelleren Abarbeitung in einem Hardware-Baustein fest integriert ist, die vier farbigen Mittelwerte für jeden der 4 Pixel.

Diese Interpolation ist nicht genormt. Selbst oberflächlich betrachtet finden sich ca. ein halbes Dutzend an übergeordneten Verfahren, die teilweise kombiniert angewendet werden können. Vermutlich sind diese zumindest dann je Sensor oder sogar je Kameramodell nochmals im Detail unterschiedlich.

Ferner führt jedes Interpolationsverfahren bei jedem Sensor-Typ zu - dem Fotografen nicht bekannten - Unschärfen und Artefakten, welche in einem folgenden Schritt korrigiert werden müssen.

Überdies liefern alle Interpolationsverfahren je nach dem abgelichteten Motiv qualitativ unterschiedliche Ergebnisse, sodass es auch möglich wäre, dass je nach Objekterkennungssoftware ein je nach Motiv unterschiedliches Interpolationsverfahren - innerhalb derselben Kamera - (zukünftig) zur Anwendung kommt. Siehe hierzu Computational Photography und künstliche Intelligenz.

Weitere Einflüsse

Hinzu kommen weitere Vorgänge in der Kamera / weitere nicht sauber dokumentierte Eingriffe in die Sensordaten (Sie werden von vielen Technikern vermutet, jedoch von den Firmen nicht veröffentlicht):

Da wäre zuerst einmal die sogenannte Dunkelstromkorrektur, Dunkelstromabzug, wobei die Pixel bzw. Stromanteile herausgerechnet werden, welche ohne Lichteintritt, also bei geschlossener Blende, dennoch vom Sensor erzeugt und weitergemeldet werden. Insbesondere bei Langzeitbelichtungen mit anschließender kamerainterner Korrektur (Dunkelstrombild) zur Rauschreduktion werden auch die RAW-Daten um die Fehler des Dunkelstroms (entsteht durch Wärme am Sensor) korrigiert. Neben defekten Pixeln werden hierbei oft auch die Analog-Digital-Wandler des Sensors aneinander angeglichen. Nikon greift sogar ohne aktiviertes nachfolgendes Dunkelstrombild korrigierend ein und reduziert das Rauschen.

Dazu kommt die Streulichtkorrektur, die auch objektivabhängig sein kann.

Ferner gibt es den Ausgleich defekter Pixel: Zunehmend werden defekte Sensoren intern bereinigt. D.h. bereits bei Produktion ausgefallene oder nachträglich beim Gebrauch mit der Zeit langsam ausfallende Pixel werden in eine Matrix / Datenbank aufgenommen und deren Fehler dann herausgerechnet. Dies betrifft sowohl die Dark-Frame-Korrektur (ausgefallener Pixel) als auch die Hot-Pixel-Bereinigung (liefert immer einen maximalen Spannungswert).

Hinzu kommt die Korrektur der Verzeichnung der einzelnen Objektive - bei Zooms geschieht dies teilweise sogar in Abhängigkeit der eingestellten Brennweite: Zunehmend werden Schwächen von Objektiven (insbesondere Verzeichnung, Vignettierung, Aberration) bereits kameraintern korrigiert. D.h. eine Software greift hier hinter dem Sensor ein. Meist funktioniert dies nur bei Hersteller-Objektiven (also keinen Objektiven von Fremdherstellern). Andere Hersteller bringen diese Korrekturdaten in den Metabereichen zur Kamera / zum Sensor unter, sodass sie erst später berücksichtigt werden.

Dann gibt es die Farbkorrektur, Farbraumtransformation anhand der spektralen Empfindlichkeit des Sensors (farbmetrische Korrektur): Der Sensor liefert nur Helligkeitswerte (Grauwerte) für jeden Pixel und dazu die darüber gelegte Farbmaske. Abgesehen davon, dass jeder Sensor ein anderes Lichtspektrum umfasst, besitzt jeder Sensor auch eine für jede Lichtfarbe spezifische Empfindlichkeit. - Die Sensorfarben (spektrale Empfindlichkeit) entsprechen ferner nicht denjenigen der menschlichen Wahrnehmung und müssen folglich angepasst werden. - Weder diese Roh-Farben noch die durch das Demosaicing erstellten interpolierten Farben entsprechen jedoch unseren RGB-Farbräumen. D.h. hier muss eine Konvertierung stattfinden. Meist erfolgt dies in zwei Schritten: Zuerst wird der RGB-Farbraum des Sensors mittels einer sensorabhängigen Tabelle in einen Normfarbraum eines Normbeobachters (oft CIE-XYZ) umgewandelt. Daraus errechnet man dann den gewünschten Zielfarbraum (z.B. sRGB oder Adobe RGB). Diese Transformation ist für jegliche Ausgabe (am Monitor, Drucker, Ausbelichter) erforderlich.

Hinzu kommt die Tonwertkorrektur, Gamma-Korrektur: Während der Sensor Licht weitgehend linear aufnimmt, ist die Empfindlichkeit des menschlichen Auges eher logarithmisch. Der Mensch erkennt Details in dunklen Bereichen genauer, die Kamera in hellen. Das muss angepasst werden. Die Sensordaten verwenden meist ein Gamma von 1,0, das sich vom menschlichen Sehen deutlich unterscheidet. Deshalb korrigieren zahlreiche Kameras diesen Wert, um es den menschlichen Gewohnheiten anzugleichen. So werden z.B. Details in den dunklen Bildpartien für Menschen deutlicher sichtbar.

Überdies findet sich das Entrauschen respektive die Rauschunterdrückung, die an mehreren Stellen eingebaut werden kann: Eine gewisse Rauschunterdrückung findet immer häufiger kameraintern statt, da es sich bei diesem Kriterium um eines der zentralen Bewertungsmuster bei Tests der Fotomagazine handelt. Vor allem Nikon wurde von Sternenfotografen dafür bei RAW-Daten kritisiert. Dass Nikon 2015 eine spezielle Kamera D810 A für die Astrofotografie herausbrachte, belegt diese Probleme bei den Normalkameras sogar. Auch das Modell Canon EOS Ra aus dem Jahr 2019 untermauert diesen Umstand.

Überdies gibt es die Tonwertspreizung (z.B. automatische Kontrastkorrektur)

Bei manchen Sensoren wird ferner die ISO-Zahl nicht am Sensor durch eine Signalverstärkung erzeugt, sondern anschließend software-seitig simuliert.

Zumindest bei der Sony Alpha 850 wurde 2010 eine erhebliche Bearbeitung der RAW-Daten beim Sprung von 800 zu ISO 1600 nachgewiesen. Auch bei sehr modernen Sony-Sensoren scheint es zu einem Bearbeitungssprung zwischen 800 ISO und 1600 zu kommen (doppelstufige ISO-Invarianz). Auch dies wird in der Regel korrigiert.

Dazu kommt die Shading-Korrektur, um z.B. Oberflächen (insbesondere von dreidimensionalen Objekten) glatter und farblich mit weicheren Übergängen aussehen zu lassen.

Manchen Kameras sagte man früher nach, dass sie aufgrund des Antialiasing-Filters (Tiefpass-/Moiré-Filter) vor dem Sensor, der wie ein Weichzeichner wirkt, diese Daten intern schärfen. Die Hersteller halten sich hierzu bedeckt.

Gleiches wird beim Antialiasing (der Kantenglättung) vermutet. Bayer-Matrizen zeigen nämlich vereinzelt Probleme beim Erkennen von Kanten. Daraus folgt, dass manche Kameras hier optimierend eingreifen.

Auch sollen manche Kameras bereits die RAW-Daten grundsätzlich vorschärfen. Dieser Effekt trat wieder besonders seit Sommer 2018 bei den neuen Objektiven von Nikon (Z) und Canon (R) auf, die ungewöhnlich scharfe Eckenbereiche in Test zeigten. Beide Hersteller verwiesen auch explizit darauf, dass sie diese neuen Bajonette absichtlich gewählt hatten, damit der Prozessor mit dem Objektive schneller kommunizieren kann und bereits bei der Aufnahme korrigierend eingreifen könne.

Manche RAW-Formate erlauben die nichtlineare (Quantisierung, eine verlustbehaftete Komprimierung.

RAW-Dateien wurden diese Informationen früher oft/meist als Meta-Dateien beigefügt / quasi angeheftet. Für in der Kamera bearbeitete JPEGs werden sie fest angewandt. Heute gibt es jedoch Belege dafür, dass dies auch bei RAW direkt und hart in der RAW-Datei geschieht. Siehe hierzu RAW-Betrug.

Ferner werden diese RAW-Daten je nach Hersteller und Modell noch um weitere Informationen ergänzt. Dazu gehören insbesondere die Exif (Exchangeable Image Format)-Informationen zum Foto sowie vereinzelt JPEG-Vorschaubilder zur schnellen Darstellung im Kameradisplay und in der RAW-Konvertier-Software.

Auch beim Foveon X3-Sensor müssen die gelieferten Werte korrigiert / aufbereitet werden, da die drei Farbsensoren hintereinander liegen und so das Licht des tiefer liegenden Sensors jeweils abschwächen.

Bei Sony Alphas ist seit Jahren ein ernsthaftes Problem bekannt, das Sony trotz aller Firmware-Updates bis heute nicht in den Griff bekommen hat: Star-eater = spatial filtering = noise reduction algorithm. Bei Langzeitbelichtungen (ab 3,2 Sekunden) werden auch bei RAW-Dateien Sterne auf Fotos entfernt, weil der Sensor vor der Speicherung der RAW-Dateien u.a. die Hot-Pixel (schadhafte Einzelstellen auf dem Sensor) korrigiert wird. Allerdings scheint dies bis heute nicht zu funktionieren, da man es nicht korrekt mit einem Dunkelbild abgleicht, sondern alles, was auf dem Foto so aussieht wie ein schadhaftes Pixel, entfernt.

Hinzu kommt ein Punkt, der zwar seit langem in Insider-Kreisen bekannt ist, aber von allen Beteiligten vorsätzlich verschwiegen wird. Seit den Terroranschlägen 2001 sind sämtliche Aufzeichnungsdaten aller Geräte zusätzlich kodiert (MIC = Machine Identification Code). U.a. jeder Drucker, Scanner, Fotoapparat, Kopierer etc. muss in sein Bild u.a. die Seriennummer und weitere wichtige Angaben als Stenografie einbauen. Ansonsten darf er nicht mehr vertrieben werden. Bereits daraus geht hervor, dass die Hersteller auch in das RAW-Format eingreifen.

Im Oktober 2018 wurde bekannt, dass Nikon bei der Z 7 erneut in das neue NEF eingriff und u.a. erhebliche zusätzliche Einstellungen am RAW-Format anbringt, welche z.B. Adobe Lightroom und Camera RAW dazu bewegen, andere Grundeinstellungen zu wählen.

Im August 2020 bestätigte das US-Fachmagazin DPReview, dass nun auch Canon (zumindest) bei der neuen R6 die Fotos bereits im RAW-Modus rauschunterdrückt. Das habe ich seit Jahren bei fast allen neuen spiegellosen Kameras vermutet.

Speichern

Das, was nach diesen massiven Bearbeitungen der originären Sensordaten herauskommt, wird in einem herstellerabhängigen Dateiformat als sogenannte RAW-Daten mit Anhängen abgespeichert, oder - je nach Kamera-Einstellungen - sofort zu einem JPEG weiterverarbeitet und dann abgespeichert.

Zur Klarstellung

Die kameraseitigen Korrekturen (auch bei RAW) sind per se weder als gut noch schlecht zu bewerten. Die Hersteller kennen ihre Kameramodelle und Sensoren sowie Objektive am besten und wissen deshalb, wo und wie sie Fehler korrigieren müssen. Das Problem liegt eher darin, dass der Fotograf diese Korrekturen nicht kennt und für Spezialfälle auch nicht ausschalten / umgehen kann.

Ein weiterer Grund für deren häufige kameraseitige Anwendung liegt darin, dass derartige hardware-basierte Korrekturen viel schneller ablaufen als jede nachträgliche Software-Korrektur am PC.

RAW

Definition und Namen für RAW

Weitere Namen sind Rohdatenformat, RAW-Daten, Rohdaten, Raw-Dateien, digitales Negativ, Original-Daten, Kamera-Daten, Sensordaten, originäre Daten, originäre Foto-Daten, originäre Sensor-Daten, digital negative, RAW-files. Viele davon sind missverständlich, irreführend oder sogar technisch unzutreffend.

Englisch RAW bzw. der deutsche Begriff Roh-... (meist Rohdaten) ist kein einheitlicher oder feststehender Begriff, sondern bezeichnet als vager Oberbegriff eine Gruppe von zahlreichen RAW-Datenformaten.

RAW ist eine Zwischenstufe vom Sensor zum fertigen Bild. Während JPEG bereits ein fertiges Bild ist.

RAW-Daten finden sich nicht nur für Fotos, sondern inzwischen auch für Filme / Videos in den neueren Hybrid-Kameras/Foto-Kameras. Hier soll nur das RAW-Dateiformat für Fotos behandelt werden. Denn bei Video ist die Angelegenheit mit den verschiedenen Kodizes (Codecs) und Bit-Tiefen noch komplexer.

Technik der RAW-Daten

Im Grunde kann eine RAW-Datei folgende Inhalte besitzen:

Ein Dateikopf mit Angaben zur Byte-Anordnung findet sich meist am Dateianfang. Er liefert Informationen zur Datenstruktur und dem Aufbau der Datei.

Die Metadaten zum Kamera-Sensor, u.a. Größe, verwendete Farbmatrix, ICC-Farbprofil sind wichtig. Manche nennen dies auch Makernotes (= Angaben des Herstellers).

Die Metadaten zum Bild selbst (EXIF-Daten), z.B. Belichtung, Blende, Datum, Blitzeinsatz, ... wären zwar auch wichtig, sind jedoch nicht verpflichtend, zumindest nicht im vollem Umfang.

Ein Kleinbild (Thumbnail, Miniaturansicht) kann beigefügt sein zur schnelleren Darstellung.

Optional kann ein JPEG des Bildes integriert sein. - Ja, Sie haben richtig gelesen. Eine RAW-Datei kann bereits ein fertiges JPEG enthalten. Das ist heute sogar Standard für die Anzeige am Kameradisplay.

Vor allem die Sensordaten des Bildes werden eingefügt - also die Helligkeitswerte jedes Pixels und die Farbfilter dazu.

Allerdings unterscheiden sich die RAW-Formate der Hersteller derart, dass diese Aufzählung hier wirklich nur als vereinfachende Annäherung zu verstehen ist.

Relativ viele RAW-Dateiformate basieren auf TIFF, wobei die Hersteller dieses Format dann ziemlich abwandeln.

Die Daten - insbesondere die Sensordaten des Bildes - können (verlustfrei oder verlustbehaftet) komprimiert sein.

Bei manchen Nikon Modellen (D3### und D5###) wurde eine teilweise Kompression der Lichter bei RAW-Dateien bekannt. Spätere Modelle wie die Z9, Z8 etc. verwenden sogar explizit laut Hersteller solche Dateiformate.

Die Daten - insbesondere die Metadaten zum Kamera-Sensor - können verschlüsselt sein.

Bitte beachten Sie meine oben gewählten weichen Formulierungen. Das kann so sein. Aber es muss nicht in jedem Einzelfall so sein. Da es sich bei RAW um sogenannte proprietäre = firmenabhängige Dateiformate handelt, kann jeder Hersteller machen, was er will - und tut es auch. So kommen ständig neue RAW-Formate heraus und alte werden abgewandelt.

Vorteile RAW

Theoretisch können RAW-Datenformate bis zu 16 Bit Farbinformationen je Kanal enthalten. Dies entspricht 2 hoch 16 = 65.536 Helligkeitsabstufungen. Auch die in der Praxis oft geringeren Werte bieten Bildinformationen, die auf jeden Fall höher sind, als diejenigen einer JPEG-Datei.

Die höhere Bit-Tiefe der Farben zeigt Vorteile. (Verlustlose) RAW-Dateien aller Kameras bieten de facto mindestens 10 gegenüber 8 Bit bei JPEG. Hochwertige Kameras bieten 14 und mehr Bit Farbtiefe je Kanal.

Zudem sind die RAW-Datensätze weniger bearbeitet als die JPEGs.

Theoretisch kann man bei RAW-Dateien den oben genannten Interpolations-Modus selbst auswählen. D.h. theoretisch kann man in RAW-Konvertern einen beliebigen Demosaicing-Algorithmus auswählen und ist somit von dem kameraintern gewählten unabhängig.

Theoretisch können sich die RAW-Konverter (Software auf dem PC) deutlich (für jeden Anwender sichtbar) weiterentwickeln, sodass man dann in ein paar Jahren aus einem RAW-Foto noch mehr Details herausholen kann.

Sofern man das Ergebnis der Transformation am PC als 16-Bit-Datei abspeichert und der gewählte RAW-Konverter den Sensor der Kamera perfekt auswertet, kann die Bildqualität höher liegen als bei JPEG.

Dadurch erhält man eine höhere Flexibilität / einen größeren Handlungsspielraum (Eingriffs- und Korrekturmöglichkeiten) sowie umfangreichere Reserven in der Nachbearbeitung:
Mit modernen RAW-Konvertern kann man individuell unerwünschte - sonst automatisch ablaufende - Umwandlungsschritte der Kamera auslassen. Z.B. muss man ein Bild nicht immer schärfen oder die Rauschunterdrückung anwenden.
Ferner kann man die - sonst automatisch ablaufende - Umwandlungsschritte / Regler der Kamera einzeln individuell einstellen.
Moderne RAW-Konverter besitzen eine größere Anzahl an Reglern und erlauben somit eine wesentlich differenziertere Veränderung der Bilddetails als die meisten kamerainternen JPEG-Automatismen.
Zudem wird eine Echtzeit-Darstellung / -Vorschau geboten: Mit modernen RAW-Konvertern auf Hochleistungsrechnern kann man bereits während der Verstellung am Regler das Ergebnis am Monitor betrachten.
Je nach RAW-Konverter kann der Farbraum auch nachträglich noch relativ verlustarm verändert werden.
RAW bietet größere Gestaltungs- und Nachbearbeitungsmöglichkeiten des Fotos.
Fast alle Einstellungen der Kamera werden zwar in den EXIF-Dateien (als Meta-Informationen meist in sogenannten side-cars) zum Bild abgespeichert, aber das Bild noch nicht diesbezüglich bearbeitet. D.h. Weißabgleich, Schärfe Kontrast, Sättigung und selbst die Helligkeit etc. können nachträglich nochmals angepasst werden.
Im Optimalfall liegen die Bilddaten (z.B. Leuchtdichte) linear in hoher Bit-Tiefe vor. Diese kann man in den Lichtern und Schatten-Bereichen - innerhalb gewisser Grenzen - leichter und mit nur geringen Verlusten nachbearbeiten.
Das nachträgliche Verändern der 'Belichtung' (gemeint ist die Helligkeit) lässt sich - in gewissen Grenzen - mit deutlich weniger störenden Artefakten und Verlusten bei der Bildqualität durchführen als bei JPEG.
Sofern man alle Vorteile der nachträglichen Bearbeitung ausnutzt, lassen sich Beugungseffekte durch mehrstufiges Nachtschärfen leichter korrigieren.

Theoretisch können RAW-Dateien in Kameras verlustfrei gespeichert werden.

Sofern keine Kompression durchgeführt wird, liegen im RAW-Format weniger Artefakte vor, als bei verlustbehafteten JPEG.

Nachträgliche Änderungen und Einstellungen an der RAW-Datei werden erneut verlustfrei gespeichert, da es sich hierbei nur um Meta-Daten handelt, die an die Rohdaten angehängt werden.

Hinzu kommt ein Sicherheitsaspekt: Eine RAW-Datei kann weder in der Eile noch von völlig unbedarften Menschen weder per Zufall oder gewollt beim Bearbeiten überschrieben werden, da immer nur in einem anderen Dateiformat abgespeichert werden kann.

Im RAW-Konverter lassen sich Einzelschritte einer komplexen Änderung leichter rückgängig machen bzw. nachträglich nochmals korrigieren als bei JPEGs in Grafikprogrammen.

RAW erweitert letztendlich die künstlerischen Möglichkeiten (in der Nachbearbeitung).

Nachteile RAW

Allgemeine Rahmen-Bedingungen

Die oben genannten zahlreichen Vermerke theoretisch sind erforderlich, da diese Vorteile weder für alle Hersteller, noch für alle ihre Kamera-Modelle zutreffen.

RAW-Daten sind nicht unbearbeitet. Je moderner die Kamera ist, desto mehr Korrekturen wurden tendenziell auch im RAW-Format angebracht.

Überwiegend herrscht die Meinung vor, dass RAW-Daten zumindest noch nicht interpoliert wurden. D.h. die Farbinformationen lägen noch für jedes Pixel vor. Allerdings hege ich hier bereits Zweifel, da die Korrektur ausgefallener Pixel teilweise vorher ansetzt - sogar ansetzen muss. Diese defekten Pixel werden bereits aus den darum herum liegenden (andersfarbigen) Pixeln interpoliert. Ein weiterer Grund liegt bereits darin, dass es physikalisch kaum 'ganze' Vollformat-Sensoren (aus einem Stück) gibt. Sie werden aus zumindest zwei Teilen hergestellt (siehe hierzu Stitched Sensor). Noch mehr Einzelteile werden bei Mittelformatsensoren 'zusammengeklebt'. Zur Korrektur jener sich unterscheidenden komplizierten Nahtstellen benötigt man massive Eingriffe in die RAW-Datei. Denn deren jedes Mal andersartige Korrektur je Kamera kann kein allgemeiner RAW-Konverter auf dem PC durchführen.

Abgesehen von wenigen Kameras, welche RAW-Dateien in der Kamera selbst in JPEG umwandeln können, erfordert RAW einen PC zur Nachbearbeitung. - Gleichgültig, ob man RAW in der Kamera oder am PC nachbearbeitet, es erfordert mindestens einen weiteren Bearbeitungsschritt.

Mangelnde Kompatibilität

Hinzu kommt die mangelnde Kompatibilität. Denn es existiert kein Standard für RAW, obwohl sich die Sensoren heute immer mehr ähneln bzw. viele Firmen sowieso absolut identische Sensoren nur noch weniger Sensor-Hersteller (meist Sony oder Canon) verwenden.

Jeder Kamerahersteller verwendet seine eigene RAW-Datei-Variante respektive Varianten - seine proprietären Dateiformate. Mir sind mehrere Dutzend solcher zueinander inkompatiblen Formate bekannt. Autoren in den USA vermuten über 100 RAW-Formate. Selbst die unterschiedlichen RAW-Formate eines einzigen Herstellers sind zu den anderen RAW-Formaten desselben Herstellers nicht kompatibel - weder bei Canon noch bei Nikon.

Zahlreiche Hersteller besitzen inzwischen verschiedene RAW-Varianten für verschiedene Kameras. Und bei modernen Kameras werden sogar explizit verschiedene zueinander inkompatible RAW-Formate in einer Kamera angeboten.

In den USA werden vor allem Nikon, aber auch Canon und Sony beschuldigt, zumindest Teile ihrer proprietären RAW-Formate auch noch zu verschlüsseln, um es Fremdherstellern zu erschweren, die Daten auszulesen.

Da sich somit alle RAW-Dateien unterscheiden, benötigt man für jedes Dateiformat einen eigenen Filter oder sogar ein eigenes Programm, um die Dateien in sichtbare Bilder zu konvertieren.

Selbst Adobe als Hersteller des am häufigsten verwendeten RAW-Konverters (Camera RAW - CR) in den Produkten Photoshop und Lightroom behauptet keineswegs, alle Kameras zu unterstützen. So wurde bereits im Handbuch zu Lightroom (Version 5, S. 41) unter der Überschrift Camera Raw-Formate ausdrücklich festgehalten: Lightroom kann die Daten der meisten Kameras lesen und sie zu einem Farbfoto verarbeiten. Und dann wird auf einen Firmen-Link mit der (bis heute gültigen) aktuellen Liste der Kameras verwiesen.

Gleich noch eine Einschränkung: unterstützt bedeutet bei keiner Software automatisch richtig in allen Details umgesetzt. Dies zeigt sich bis heute bei der exzentrischen Fuji-Matrix, die von fast jeder Software nur miserabel unterstützt wird und zu sichtbar schlechterer Bildqualität bei den RAW-Bildern jener Kameras führt.

Fehlende Zukunftsfähigkeit

Dazu kommt die Gefahr der fehlenden Zukunftsfähigkeit. Denn kein Anbieter liefert schriftliche und verbindliche Zusagen für die Zukunft.

Bisher haben die Kamera-Hersteller ihre alten RAW-Formate in neuer Software weiterhin unterstützt. Und die firmenunabhängigen Hersteller von RAW-Konvertierprogrammen haben bisher viele bis alle Hersteller-RAW-Formate in neuer Software unterstützt. - Aber für die Zukunft gibt es dafür keine Garantie. - Deshalb muss jeder Fotograf alle RAW-Files selbst konvertieren, solange dies noch möglich ist.

Zwar kann man alternativ auch alte RAW-Konvertier-Software aufbewahren. Ob sie jedoch in ein paar Jahren mit einem neuen Betriebssystem noch funktioniert, ist ebenfalls unsicher. - Bei moderner Mietsoftware kann man übrigens keine Sicherungskopie der Software mehr aufbewahren.

Der 2004 veröffentlichte, einheitliche und relativ herstellerunabhängige RAW-Standard Adobe Digital Negative (DNG) konnte sich bisher nicht durchsetzen, obwohl seit 2005 zahlreiche Firmen ihn zu unterstützen gelobten. - Noch ungünstiger sieht es bei dem Standard TIFF/EP aus.

Meist ist der Fotograf entweder an die kostenlose aber nicht immer komfortable Kamera-Hersteller-Software zur RAW-Konvertierung gebunden, oder er muss relativ teure Fremdprodukte erwerben, mit welchen der Workflow des Post-Processing (Bildnachbearbeitung) etwas effizienter unterstützt wird. Ferner existieren im Bedienungskomfort dazwischen liegende kostenlose Open-source-Programme, welche jedoch keinen jahrelangen Bestandschutz liefern. Auch deren Programmierer können aufgeben und das Produkt einstellen.

Bei der Kamera-Hersteller-Software zur RAW-Konvertierung ist die Unterstützung der gekauften neuen Kamera gesichert. Jedoch sind die Kamerahersteller eher Hardware-Spezialisten und somit bis heute wenig begnadet auf dem Gebiet der Software.

Da sich viele Kamerahersteller weigern, mit übergeordneten Software-Herstellern von RAW-Konvertern zusammenzuarbeiten (notorisch war hierfür bisher immer Nikon), dauert es oft Monate, bis deren RAW-Dateien neuer Kamera-Modelle mittels Reverse Engineering ausgelesen und bearbeitet werden können.

Bei Fremdprodukten von RAW-Konvertern der Dritthersteller kann es einerseits monatelang nach dem Erscheinen einer neuen Kamera keine Unterstützung geben, oder sie ist andererseits nicht korrekt oder zumindest werden nicht alle Funktionen unterstützt. Bei Fremdherstellern, welche die RAW-Funktionen der neuen Kameramodelle meist erst durch aufwändiges und kompliziertes Reverse Engineering herausfinden müssen, kann es sogar vorkommen, dass im Laufe der Zeit mehrere Updates des Konverters erfolgen, ohne, dass dies dem Kunden mitgeteilt wird. D.h. die RAW-Fotos aus der Anfangszeit wurden definitiv nicht optimal konvertiert. Ärger mit RAW-Fremdprodukten ist somit in den ersten 3-6 Monaten nach Erscheinen eines neuen Kameramodells vorprogrammiert.

Da zahlreiche Firmen (u.a. Adobe) ältere Foto-Software nicht mit neuen Versionen des RAW-Konverters updaten, kann es vorkommen, dass Sie beim Kauf einer neuen Kamera auch eine neue teure Software anschaffen müssen, um RAW Dateien in Ihrem gewohnten Programm zu bearbeiten. Die kostenlos zur Kamera mitgelieferte Software des Herstellers überzeugt nicht jeden Anwender.

Mühsame Vorauswahl

Die Vorauswahl der RAW-Fotos und deren Unterteilung in schlechte und gute fallen relativ schwer, da man die RAW-Dateien nicht direkt betrachten kann und jeder RAW-Konverter sie erst zumindest auf sein Neutralbild (was auch immer dies ist) konvertieren muss (siehe dazu Profile und Presets). Letztendlich ist so auch nur eine Grobauswahl möglich. Um zwei wirklich gute Fotos auf die kleinen Unterschiede hin zu untersuchen, die eines davon als sehr gut ausweisen, muss man letztendlich beide RAW-Dateien komplett entwickeln. - Dieser Aufwand kann erheblich werden.

Mangelnde Transparenz

Verschlimmert wird alles durch die mangelnde Transparenz. Denn die Zwischenstufen der Umwandlung der Sensordaten zu den RAW-Daten werden von den meisten Kamera-Herstellern nicht veröffentlicht (zumindest nicht die vollständige Dokumentation). Es bleibt für den Nutzer eine sogenannte Black Box.

Die meisten RAW-Dateiformate werden nicht oder nur unvollständig veröffentlicht.

Die Dritt-Hersteller von RAW-Konvertern sind keineswegs informationsfreudiger als viele Kamerahersteller. Auch sie veröffentlichen kaum etwas zur Transformation bei den jeweiligen Kamerasensoren. Deshalb handelt es sich in der Regel bei den RAW-Konvertern um eine Black Box, der man blind vertrauen muss. Es ist keinesfalls garantiert, dass sie die Sensoren und deren Daten korrekt verstehen oder deren Daten komplett sowie korrekt konvertieren. Adobe benutzt in diesem Zusammenhang z.B. gerne den Ausdruck vorläufige Unterstützung. Vor allem ständig neu herausgebrachte Versionen der RAW-Konverter, die angeblich bestimmte Kameras noch besser auswerten können, sollten einen hellhörig werden lassen. Das heißt nichts anderes, als dass die Vorgängerversion des Konverters schlichtweg Fehler produzierte, weil man den Sensor damals noch nicht korrekt auslesen konnte.

Mangelnde Nutzung des Potentiales

Von den theoretisch möglichen 16 Bit Farbtiefen werden oft weniger verwendet - meist nur 10, 12 oder selten 14 Bit verwendet. So konnten z.B. Panasonics Kameras mit Micro-Four-Thirds Sensor bis 2017 nur 12 Bit RAW liefern. Erst die neue GH5s bietet 14 Bit. Dies scheint m.E. ein weit verbreitetes Problem kleiner Sensoren zu sein, das gerne verschwiegen wird.

Aber sogar ungerade Werte wie 11 Bit, wie bei der Sony A7R (Mark I) werden verwendet. Hierbei handelt es sich sogar um eine Vollformatkamera mit also relativ großem Sensor. Entweder liegt dies bereits am Sensor, der sowieso oft nur maximal 14 Bit liefern kann, oder die nachgelagerte Hardware/Elektronik komprimiert es unter Informationsverlust zusammen.

Berüchtigt sind dafür die Aufnahmen mit dem elektronischen Verschluss vieler spiegellosen Kameras, welche im Vergleich zum mechanischen Verschluss oft sowieso nur 12 Bit liefern, statt 14. - Nochmals ganz langsam: Die Kamera liefert bis zu 14 Bit-Farbtiefe. Aber das ist nur der sogenannte Container - also die maximale Größe des Behälters der RAW-Datei. Was da hineingepackt wird, bestimmt (wie bei einem Schiffs-Container) der Hersteller der Kamera. Das kann bei einem mechanischen Verschluss 14 Bit sein. Aber es kann auch weniger sein, wie z.B. 12 Bit. Aber der Container bleibt derselbe. Und auch das RAW-Format bleibt dasselbe. Oft wird dann der leere Raum bis 16Bit nur durch wertlose Nullen aufgefüllt, sodass der Fotograf überhaupt nicht bemerkt, dass er weniger wertvolle Daten erhält.

Wenn von den theoretisch 16 Bit Helligkeitsstufen jedoch nur 10 oder 11 Bit kameraintern verwendet werden, dann kann ein RAW-Konverter am PC später daraus auch nur durch Interpolation ein 16-Bit-Bild herstellen. D.h. die fehlenden Daten werden erraten oder durch Nullen ersetzt.

Datenvolumen

Die Speichergröße / das Datenvolumen der RAW-Dateien ist trotz zunehmend verwendeter Kompression sehr groß. In den USA wird je nach Kamera und gewähltem Verfahren zwischen der 2- und 6-fachen Dateigröße im Vergleich zu JPEG gesprochen. Ich selbst komme bei meinen Kameras auf Werte zwischen ca. 2,5 und 5, wobei ich jeweils die optimale Qualitätsstufe bei RAW und JPEG wähle.

Den Gipfel bot Sony 2019 mit der 60 Mega-Pixel-Kamera A7RIV, die 120MB je RAW-Datei liefert. Bei 16-fachen Pixel-Shift-Dateien waren dies dann bereits 2 GB für ein einziges Foto.

Folgen der Dateigröße

Die Folgen der Dateigröße bei RAW sind erheblich:

Der kamerainterne Puffer läuft dadurch nach weniger Fotos bereits voll.

Die Speicherzeit der RAW-Dateien auf Karten ist lang.

Die Anzahl der Bilder je Sekunde im Serienbildmodus (sogenanntes Dauerfeuer) hintereinander liegt meist deutlich unter derjenigen mit JPEG.

Die Gesamtanzahl der aufnehmbaren Fotos im Serienbildmodus hintereinander mit maximaler Geschwindigkeit (Bilder je Sekunde) liegt deutlich unter derjenigen mit JPEG.

Das Backup der bearbeiteten Fotodateien wird wesentlich aufwändiger.

Gerne übersehen wird, dass man sowohl die RAW-Datei als auch die daraus konvertierte PSD-/TIFF-/etc. -Datei, evtl. die gleichzeitig von der Kamera erstellte JPEG-Version und meist auch noch das dann aus der RAW-Datei nach der Einzelbearbeitung resultierende Abschluss-JPEG oder bei Adobe PSD-Datei oder DNG sichern sollte. Ansonsten müsste man später immer wieder alle Prozessschritte wiederholen. - Zumindest die ausgelagerte XMP-Datei muss man zum RAW-Bild speichern, da sich darin alle getätigten Einstellungen der RAW-Konverter befinden.

Dateigrößen von 100 MB oder sogar über 1 GB bei mehreren 16-Bit-Ebenen führen schnell zur Anschaffung großer und auch teurer externer Festplatten. Denn die Sicherung auf unempfindlichere und somit langlebigere CDs, DVDs oder sogar Blu-ray-Discs wird ab einer gewissen Anzahl an RAW-Fotos nicht mehr praktikabel.

Bei vielen RAW-Fotos wird zudem das ständige Zur-Verfügung-Halten aller Dateien auf dem PC für normale PC-Nutzer kaum mehr finanzierbar. Nur kommerziell tätige Fotografen, die RAID-, NAS- oder DAS-Systeme finanziell abschreiben können, können einen direkten Dauerzugriff auf alle ihre Fotos realisieren. Privatanwender müssen schlichtweg die älteren RAW-Dateien auslagern und auf dem PC löschen. Meist kann nur eine TIFF-/PSD- oder sogar nur JPEG-Variante auf dem Arbeits-PC verbleiben.

Mangelnde Akzeptanz

Ferner kann man RAW-Dateien in der Praxis kaum weitergeben, da aufgrund der vielen uneinheitlichen Formate der Empfänger zuerst den passenden Hersteller-Konverter oder einen der Drittanbieter samt Bedienungskenntnissen benötigt.

RAW-Dateien können weder am Monitor angesehen noch ausgedruckt werden. Dazu müssen sie zuerst verarbeitet werden.

Kaum ein Laie kann mit RAW-Dateien etwas anfangen. D.h. ein Fotograf muss seine RAW-Fotos vor der Weitergabe immer in JPEGs oder TIFFs konvertieren.

Viele Museen weigern sich angesichts der mangelnden Zukunftssicherheit, die proprietären RAW-Formate der Hersteller zu verwenden und zu akzeptieren.

Kein Verlag akzeptiert RAW. D.h. ein Fotograf muss seine RAW-Fotos vor dem Versand / Verkauf immer in JPEGs oder TIFFs konvertieren.

Höherer Aufwand

Da RAW-Dateien nicht darstellbar sind, müssen Bildbetrachter - sofern sie dies überhaupt können - diese Dateien erst mit irgendwelchen Grundeinstellungen konvertieren. Dies hält den Workflow deutlich auf und kann je nach Rechenleistung des PCs zum sekundenlangen Blockieren führen.
Damit dieser Effekt nicht auf dem Kamera-Display eintritt, haben die meisten RAW-Dateiformate heute ein kleines JPEG als Vorschaubild bereits integriert. - Moderne PC-Software macht es ebenso, legt also eine JPEG-Kopie an und speichert diese irgendwo auf Ihrer Festplatte ab.

Da RAW-Dateien nicht auf dem Kameradisplay dargestellt werden können, wird meist ein JPEG-Vorschaubild angezeigt. D.h. das wahre Ergebnis sieht man erst nach der Nachbearbeitung am PC. Selbst bei modernen Kameras mit kamerainterner zusätzlicher RAW-Bearbeitung kann das Ergebnis etwas abweichen.

Ein Wechsel des RAW-Konverters (zu der PC-Software eines anderen Herstellers) führt meist zum Verlust aller alten Einstellungen an den alten Fotos. D.h. man muss jedes RAW-Foto komplett neu entwickeln.

Da die Hersteller ständig an ihren kameraspezifischen RAW-Dateien bei jedem neuen Kameramodell Änderungen vornehmen, müssen die Hersteller der RAW-Konverter ständig neue Software herausgeben. Diese läuft jedoch oftmals nicht mehr auf alten Betriebssystemen, oder ist kostenpflichtig, oder arbeitet nicht mehr mit der alten Grafiksoftware zusammen (siehe z.B. Adobe mit Camera RAW und einem inzwischen erforderlichen Online-Account für das neue Photoshop sowie Lightroom, das es nur noch als Miet-Software gibt). Andere neue RAW-Konverter unterstützen keine alten Betriebssysteme oder sogar nur noch 64-Bit und lassen sich auf PCs mit weniger als 4 GB RAM nicht mehr (oder zumindest nicht mehr sinnvoll) betreiben. D.h. ein kleines Update des (eventuell sogar kostenlosen) RAW-Konverters kann zu extremen Folgeinvestitionen führen.

Ein für die Fotopraxis wichtiges Detail, das gerne übersehen wird: Die Histogramme der Kameradisplays sind für JPEG ausgelegt und zeigen auch bei RAW-Aufnahmen ein konvertiertes JPEG-Bild sowie JPEG-Histogramm an. Bei bewusster Überbelichtung resp. Belichtung nach rechts (expose to the right, exposure to the right, ETTR), was mit RAW durchaus möglich und manchmal sinnvoll ist, wird die Anzeige des Bildes zu hell und das Histogramm oft falsch angezeigt. Bei einer bewussten Unterbelichtung resp. Belichtung auf extrem helle Stellen wird das Histogramm ebenfalls falsch angezeigt und die Bildanzeige wird sogar schwarz. Im letzteren Fall ist eine kameraseitige Überprüfung des aufgenommenen Bildes meist völlig unmöglich. D.h. man muss es am PC erst wieder aufhellen, um das Ergebnis zu überprüfen.

Herstellerspezifische Nachteile

Hartnäckig halten sich Informationen, dass Nikon eine verlustbehaftete Kompression der RAW-Dateien vornimmt. Zumindest bei den Nikon Modellen D3### und D5### wurde eine teilweise Kompression der Lichter bei RAW-Dateien bekannt. Auch die neueren spiegellosen Modelle von Nikon führen dies durch. Aber auch andere Hersteller boten seit Anfang der 2020er Jahre ganz offen (teilweise extrem) komprimierte RAW-Formate an, welche die Bildqualität verringern.

Auch Tests angesehener Fotofachmagazine haben ergeben, dass Nikon wesentlich stärker in die Verarbeitung der reinen Sensordaten zu den RAW-Dateien eingreift, als andere Hersteller.

Inzwischen liegen mir auch mehrere glaubhafte Berichte vor, dass Nikon Änderungen an der RAW-Datei vornimmt, je nachdem welche Einstellungen man an der Kamera durchführt. Dies soll z.B. für D-Lighting gelten.

Bis Anfang 2016 schien Sony bei seinen Topmodellen A7 (Mark I) RAW nur mit 11 Bit abzuspeichern. Erst Firmware-Updates Ende 2015/Anfang 2016 erlaubten bis zu 14 Bit für manche neueren Modelle (der Mark II Reihe).

Wie auch bei allen sonstigen Angaben zu RAW geht es hier nicht um eine Bewertung, ob die Eingriffe fotografische Vorteile oder Nachteile bewirken. Es bleibt schlicht nur festzuhalten, dass es sich nicht mehr um die Rohdaten des Sensors handelt.

Zahlreiche Kamera-Hersteller wechselten in den letzten 20 Jahren ihre alten RAW-Formate gegen neue aus und verwenden die alten nicht mehr weiter.

Verwenden Sie RAW-Konverter von Drittanbietern (z.B. Adobe Camera RAW), dann wird bei der Änderung der Einstellungen an der RAW-Datei eine weitere (XMP-) Datei erstellt, die Sie zusätzlich sichern müssen.

Unterschiedliche RAW-Formate

Aufgrund der durch die Mega-Pixel rapide anwachsenden RAW-Dateigrößen bieten inzwischen fast alle Kamera-Hersteller kleinere RAW-Formate an (sRAW etc.).

Als Vorteil der kleinen RAW-Dateien werden die geringere Speicherzeit und der geringere Speicherplatz angegeben. Ersteres entpuppt sich meist als entweder falsch oder kaum messbar, da die Datenreduktion auch Rechenleistung im Prozessor der Kamera erfordert. Letzteres sollte bei ernsthaften Fotografen keine Rolle spielen. Wer sich eine Fotoausrüstung für vier- bis fünfstellige Summen anschafft, sollte sich auch noch eine weitere oder sofort eine größere Speicherkarte anschaffen können.

Diese Dateien sind ein Widerspruch in sich selbst. Dort wird meist völlig undokumentiert die Bit-Zahl dramatisch reduziert. Ferner werden weitere Qualitätsfaktoren reduziert. Schließlich wird noch verlustbehaftet komprimiert. Als Ergebnis kommt eine verlustbehaftete RAW-Datei heraus. Somit ist man qualitativ von JPEG nur wenig entfernt, hat sich jedoch alle Nachteile der erforderlichen Nachbearbeitung eingehandelt.

Die klare Empfehlung kann nur lauten: Wenn Sie mit RAW fotografieren, dann mit dem maximalen Modus / der maximalen Qualitätsstufe der Kamera. Ansonsten lohnt sich der hohe Aufwand nicht.

Zeit

Zeitverlust: Selbst unter Verwendung modernster Hard- und Software dauert die Konvertierung / Darstellung eines RAW-Formates länger als die kamerainterne Konvertierung des RAW-Files in eine JPEG-Datei. Der Hauptgrund liegt darin, dass die Konvertierung kameraintern meist als Hardware-Chip (Bildsignalprozessor) vorkonfiguriert und somit optimierter ist.
Insbesondere gravierende Änderungen bei der Rauschunterdrückung und eine Ausgabe in 16 Bit erfordern viel Arbeitsspeicher und Rechenleistung und können selbst moderne PC-Hardware sekundenlang auslasten - wohlgemerkt für nur ein einziges Bild.

Bevor Sie nun abwiegeln und behaupten, einen grafikfähigen High-End-PC zu besitzen, lesen Sie bitte jenen Artikel, der beschreibt, was man heute an teurer Hardware für eine zügige Bildbearbeitung besitzen sollte. - Ich behaupte einmal ketzerisch, dass 90% der Fotografen weit schlechter ausgestattet sind.

Die angeblich höhere Flexibilität der RAW-Dateien führt dazu, dass man fast alles nachträglich am PC nicht nur einstellen kann, sondern auch muss. Die Grundeinstellungen der RAW-Konverter erkennen im Gegensatz zu den JPEG-Programmen / Picture Style / Bildstilen / Stilen / Motivprogrammen keine Voreinstellungen und können somit auch nicht selbständig optimieren. D.h. ein Foto eines Sonnenunterganges in RAW wird wesentlich blasser aussehen als ein Foto im JPEG-Stil / Motivprogramm Sonnenuntergang.

Der Zeitaufwand zur Nachbearbeitung von RAW-Dateien wird von den meisten Menschen maßlos unterschätzt. Persönlich rechne ich mit durchschnittlich mindestens 5 Minuten je Foto.

Bei manchen Foto-Wettbewerben, wird die Nachbearbeitungszeit bewusst beschränkt - auf z.B. 30 Minuten je Foto, wobei absolute Photoshop-Profis mit High-Tech-Hardware daran arbeiten. Man darf vermuten, dass 99% aller Fotografen weder diese Hardware noch derartige Photoshop-Kenntnisse jener Profis besitzen.

Sowohl andere Fotografen als auch ich selbst haben an manchen RAW-Dateien auch schon über eine Stunde an einem Bild eingestellt, umgestellt, verworfen, neu geregelt, nachjustiert, retuschiert etc.

JPEG

Definition und Namen für JPEG

Der Name JPEG stammt als Akronym von Joint Photographic Experts Group, welche den Standard konzipierte.

Die Dateiendung selbst lautet hingegen meist .jpg, seltener .jpeg

Technik der JPEG-Daten

Jede Foto-Kamera - auch die billigste - erzeugt primär immer RAW-Daten. - Der Unterschied liegt nur darin, dass sie dann sofort und automatisch mit dem kamerainternen RAW-Konverter diese Daten in ein JPEG umwandelt und nur letztere abspeichert.

Ferner werden alle Kamera-Voreinstellungen (inklusive Schärfung, Kontrastanhebung, teilweise Objektivkorrektur etc.) übernommen und auf das Bild angewandt.

Wie das im Einzelnen geschieht, bleibt dem Fotografen - mangels Dokumentation - jedoch verborgen.

Von den im Standard vorgesehenen 6 Verarbeitungsschritten (Farbraumumrechnung, Tiefpassfilterung und Unterabtastung der Farbabweichungssignale Cb und Cr, Einteilung in 8*8-Blöcke mit diskreter Kosinustransformation, Quantisierung, Umsortierung und Differenzkodierung des Gleichstromanteils, Entropiekodierung) sind die ersten vier verlustbehaftet.

Man darf die rein mathematischen Verluste jedoch nicht überbewerten: So werden beim sogenannten Downsampling (der Farbraumumrechnung = der Umwandlung des Bildes von einem RGB-Farbmodell in ein Luminanz/Chrominanz-Modell: ein Helligkeitskanal, zwei Farbkanäle) die Helligkeitswerte (luma = Y') kaum reduziert, jedoch die Farbwerte (chroma = Cb und Cr = Blau und Rot) oft drastisch komprimiert (auf bis zu 4:2:0 = Reduktion auf die Hälfte sowohl horizontal als auch vertikal). Dies entspricht jedoch dem menschlichen Sehen, das kleine Farbunterschiede kaum, Helligkeitsunterschiede jedoch sehr wohl wahrnimmt.

Auch die unumkehrbare Quantisierung nimmt Rücksicht auf das menschliche Sehen, indem sie Helligkeits- und Farb-Veränderungen auf großen ähnlichen Flächen weniger beeinträchtigt, als solche auf engstem Raum. Dadurch gelten hierbei Kompressionsraten von 10:1 als mit dem unbewaffneten Auge nicht unterscheidbar vom Original.

Abgesehen von allen einleitend geschilderten Konvertierungen findet jedoch eine Reduzierung der Dynamik statt. D.h. dunkle Bereiche werden angehoben und helle abgesenkt, um auf ein an Monitoren und im Ausdruck halbwegs darstellbares Maß von 8 Bit zu gelangen.

Bei JPEGs wird immer eine nichtlineare Gamma-Korrektur - Gamma correction (Englisch) durchgeführt, um den Dynamikumfang des Originalfotos an das der Monitore und Drucker anzupassen. JPEG wird, insbesondere bei der Gamma-Korrektur, so behandelt, dass in den wichtigen dunklen Bildpartien / Schattenbereichen möglichst viele Informationen erhalten bleiben.

Ferner wird die Datei vor dem Speichern verlustbehaftet zumindest etwas komprimiert.

Nicht alle hier angegebenen Konvertierungen und Kompressionsmethoden müssen für JPEG verwendet werden, sodass sich dann auch eine höhere Bildqualität bei allerdings auch umfangreicherer Dateigröße ergeben kann.

Vorteile JPEG

Bei JPEG handelt es sich um einen zwischen 1986 bis 1994 festgelegten weltweiten Standard.

Für Fotos handelt es sich um das weltweit am häufigsten verwendete Dateiformat überhaupt.

Am Ausschlaggebendsten ist die Herstellerunabhängigkeit: Jede mir bekannte Foto-Bearbeitungs-Software (inklusive kostenloser Produkte) kann JPEGs öffnen, lesen, darstellen, verändern und wieder speichern.

Relativ hohe Zukunftssicherheit: Trotz aller Patentstreitigkeiten der letzten Jahrzehnte um JPEG, handelt es sich um einen extrem verbreiteten, relativ freien Standard, der auch zukünftig von allen Grafikprogrammen weltweit unterstützt wird.

JPEG ist praktisch, bequem, effektiv, bei guter Bildqualität und ohne langwierige Nachbearbeitung am PC sehr effizient.

Anwender schätzen die Zeitersparnis: Das Foto ist nach dem Betätigen des Auslösers fertig, da die sehr schnelle kamerainterne Bildverarbeitung meist bereits ein sehr gutes Bild erstellt hat, das man sofort verwenden kann. Eine Nachbearbeitung ist oft nicht zwingend erforderlich.

Der höchste an der Kamera wählbare Qualitätsmodus ergibt meist eine visuell verlustfreie Komprimierung.

Die Speichergrößen der JPEG-Dateien sind aufgrund der verwendeten Kompression relativ klein. Die Folgen sind erheblich:
Der kamerainterne Puffer läuft dadurch erst nach vielen Fotos voll.
Die Speicherzeit der JPEG-Dateien auf Karten ist kurz.
Die Anzahl der Bilder je Sekunde im Serienbildmodus (sogenanntes Dauerfeuer) hintereinander liegt meist deutlich über derjenigen mit RAW.
Die Gesamtanzahl der aufnehmbaren Fotos im Serienbildmodus hintereinander sowie die maximale Geschwindigkeit (Bilder je Sekunde) liegt meist deutlich über derjenigen mit RAW. Manche Kameras, wie die Canon 5DIII und 5DIV, können im JPEG-Modus sogar bis zum Volllaufen der Speicherkarte im maximalen Modus (= 6-7 Bilder/Sekunde) arbeiten. Die Profikameras Canon 1D X Mark II und Mark III beherrschen dies mit 14-16 Bildern je Sekunde, bis die Karte voll ist. Auch zahlreiche moderne spiegellose Kameras beherrschen dies bei JPEG, sofern man extrem schnelle Speicherkarten verwendet.

Die kamerainterne Rauschunterdrückung ist meist wirkungsvoller als eine manuelle Nachbearbeitung in einem RAW-Konverter, da die Hersteller das Rauschverhalten des eingebauten Sensors bei jeder ISO-Stufe wesentlich genauer kennen, als es ein Anwender nachträglich selbst ertesten kann.

JPEG eignet sich besonders für Aufnahmen mit weichen Farb- bzw. Schwarzweißton-Übergängen.

Man kann die Bilder direkt aus der Kamera heraus drucken oder den Kamerachip in einen Kiosk im Fotoladen zum Ausbelichten schieben. Moderne dedizierte Kameras können auch mittels Funk/WLAN mit der Cloud kommunizieren, um die JPEG-Bilder dort schnell zu sichern.

JPG-Dateien erfordern zum Anzeigen und vor allem zum Nachbearbeiten nur eine wesentlich weniger leistungsfähige PC-Hardware als RAW-Dateien. Im Prinzip kann jedes Gerät (auch mobile) heute JPEGs sofort und schnell anzeigen und sogar nachbearbeiten.

Nur mit JPG-Dateien lassen sich Online-Dienste wie Facebook, Instagram oder der eigene Internet-Auftritt oder der Satz der Zeitung direkt speisen (z.B. über Snap Bridge oder andere Apps des Smartphones).

Auch die meisten mir bekannten Ausbelichter für Fotos (um aus der digitalen Datei ein Papierbild, Aludruck etc. für die Wand etc. zu erstellen) akzeptieren ausschließlich JPEG-Dateien. Bei wenigen kann man ggf. TIFF einreichen, aber nie RAW.

Nachteile JPEG

Veralteter Standard

Der alte Standard verhindert Modernisierungen. Das ist jedoch ein Grundproblem weltweiter Standards. Denn im Grunde sollen Standards ja fest bleiben. Ansonsten könnte man sich nicht darauf verlassen.

Der Standard aus dem Jahr 1992 ist sehr alt, und in der Praxis nutzen die Firmen noch nicht einmal die bereits damals vorgesehene verlustfreie 12-Bit-Kodierung aus, sondern nur die verlustbehaftete 8-Bit-Variante.

Hinzu kommt die mangelnde Weiterentwicklung: Qualitativ hochwertigere JPEG-Standards (wie etwa das verlustlose JPEG 2000 - Lossless JPEG - Englisch) konnten sich bisher nicht durchsetzen. Noch ungünstiger sieht es bei noch moderneren und qualitativ hochwertigeren Standards wie JPEG-LS oder JPEG XT aus, die bis zu 16-Bit-Farbtiefe verlustlos komprimierbar unterstützen.

Da der bereits heute veraltete Standard jedoch Bilder der Größe 65.535*65.535 Pixel erlaubt, wird er vermutlich auch noch sehr lange weiter existieren und die Verbreitung anderer, modernerer Standards behindern.

Grundsätzlich muss festgehalten werden, dass das Argument gut-genug, wohl noch lange jeden Fortschritt bei JPEG verhindern wird.

Verlustbehaftet

Verlustbehaftet bedeutet, dass selbst bei einer Abspeicherung im maximalen Qualitätsmodus (100%) ein gewisser, zumindest messbarer Informationsverlust stattfindet.

Die meist verwendeten JPEG-Varianten erlauben, aufgrund der Beschränkung auf nur 8 Bit je Farbkanal, nur 256 Helligkeitsabstufungen je Farbkanal.

Die Vorgaben der Kamera für den verwendeten Bayer-Filter (das Demosaicing), den Weißabgleich, die Tonwertkorrektur, die Sättigung, den Kontrast und die Rauschunterdrückung sind im JPEG bereits verarbeitet.

Will man das Maximum aus JPEGs herausholen, muss man vor dem Drücken des Auslösers die Kameraeinstellungen kontrollieren und ggf. den JPEG-Stil anpassen. D.h. man muss sich vor der Aufnahme eines Bildes über den gewählten / in der Kamera eingestellten JPEG-Stil (Motivprogramm: Nacht-, Sport-, Landschaft-, Porträt, etc.) Gedanken machen.
Ein falsch gewählter Stil / unpassendes Motivprogramm (z.B. Sonnenuntergang für eine Porträtaufnahme) wird aufgrund der für dieses Motiv wenig geeigneten Einstellungen für Farbsättig, Kontrast, Schärfung etc. zu stärkeren - meist unerwünschten - Abweichungen vom Original führen, die nachträglich nur aufwändig zu korrigieren sind.

Die von einer Kamera mit Bayer-Matrix intern verwendete Interpolation (Demosaicing) lässt sich nachträglich am PC nicht mehr ändern.

Die bei der Aufnahme gewählten Kameravorgaben für den Weißabgleich, die Tonwertkorrektur und die Rauschunterdrückung sind nur mit speziellen Programmen und Zeitaufwand nachträglich korrigierbar.

Durch die Kompression kommt es aufgrund der bei JPEG verwendeten diskreten Kosinustransformation - discrete cosine transform (DCT) zu Artefakten und Qualitätsverlusten. Exakt werden bei JPEG meist Blöcke von 8*8 Pixeln einer 2D-DCT unterzogen. Vor allem bei Flächen mit wenig Kontrast lassen sich die Verluste zumindest messen.
Eigentlich handelt es sich um eine Transformation, die sogar ohne Verluste umkehrbar wäre. Ferner sind die Qualitätsverluste mit bloßem Auge kaum sichtbar. Sichtbar werden sie erst bei extremen Vorfaktoren, welche die Bildqualität einschränken. Diese kommen jedoch meist nur bei den reduzierten (d.h. extrem komprimierten) JPEG-Formaten zum Einsatz. Dort kann es jedoch aufgrund der spezifischen Kompression bei JPEG zu einer Klötzchenbildung mit 8*8 Pixeln kommen.

Die Nachbearbeitung von Fotos kann unter Umständen aufwändiger sein. Und die Nachbearbeitung von Fotos kann unter Umständen mit qualitativen Verlusten - insbesondere bei sehr großen Bildformaten (75*50 cm und größer) - verbunden sein.

Nicht jede Software kommt mit dem vom Kamera-Hersteller in das JPEG zusätzlich eingebauten EXIF-Format klar. Sowohl das Auslesen als auch die Weiterverarbeitung dieser Kameradaten können Probleme bereiten oder sogar scheitern.

Bei der JPEG-Kompression werden die Helligkeitswerte relativ gut erhalten, aber die Farbwerte deutlicher verändert. Dies kann Qualitätsnachteile bei Hauttönen bzw. weichen Farbverläufen verursachen, insbesondere bei einer massiven Nachbearbeitung.

Die JPEG-Komprimierung basiert auf 8*8 Pixelblöcken. Deshalb kommt es an den Bild-Rändern teilweise zu Problemen, wenn die Bild-Maße sich nicht durch 8 oder 16 teilen lassen. Der Faktor hängt vom gewählten Downsampling ab. Da meist 4:2:0 verwendet wird, handelt es sich überwiegend um 16*16-Pixel-Blöcke.

Eine absolut qualitätserhaltende Bildverarbeitung als JPEG ist nur möglich beim Drehen in 90-Grad-Schritten, der horizontalen und vertikalen Bildspiegelung sowie einem Beschneiden, sofern die Bildmaße vorher und nachher durch 8 (resp. 16) teilbar sind.
Vorsicht: Nicht alle Grafikprogramme können selbst diese einfachen Bearbeitungsschritte verlustfrei durchführen.
Zumindest alle anderen Veränderungen (meine Empfehlung: jede Bearbeitung) am Bild kann man selbstverständlich auch durchführen, sollte sie jedoch aufgrund des sogenannten Generationsverlustes (Generationenschwundes, Generation loss) nicht als JPEG abspeichern, sondern während der Bearbeitung eher als unkomprimiertes TIFF, bei dem keine Qualitätsverluste je Speichervorgang auftreten. Erst im letzten Arbeitsgang konvertiert man das TIFF wieder in ein JPEG.

Kameraintern erzeugte JPEGs sind meist bereits geschärft (es sei denn, man hat kameraseitig die Schärfung im JPEG-Stil / Motivprogramm reduziert oder ausgeschaltet). Unter Schärfen versteht man die Erhöhung des lokalen Kontrastes im Bild (besonders an Kanten). Dies hat qualitative Nachteile für eine umfangreiche Nachbearbeitung, da das Schärfen generell erst als letzter Schritt angewandt werden sollte.

In den Stilen / Motivprogrammen der Kamera manuell falsch (zu hoch) eingestellte Schärfewerte bei JPEGs können zu Halos an den Kanten führen. Setzt man sie hingegen zu niedrig ein, sehen Bilder flau und flach aus. Letzteres lässt sich nachträglich noch aufwändig korrigieren. Ein in der Kamera durch falsche manuelle Einstellung der Details bei den JPEG-Stilen überschärftes Bild lässt sich nachträglich am PC nicht mehr entschärfen. Der dann oft empfohlene / angewandte Befehl Weichzeichnen macht etwas Anderes und ist diesbezüglich sinnlos.

Änderungen an JPEGs sind irreversibel, sobald man die Datei speichert und schließt. D.h. man muss vorher eine Sicherungskopie des Originals anlegen, um später wieder darauf zurückgreifen zu können. - Vorsicht: Dieser Nachteil gilt nur für alte / klassische Grafik-Software. Moderne Foto-Verwaltungs-Programme, wie z.B. Lightroom, arbeiten immer nur mit Meta-Dateien. Man spricht hierbei von zerstörungsfreier Bearbeitung. D.h. auch bei JPEGs werden nie die Originaldateien zerstört. Man kann also mit moderner Software JPEGs wie RAW bearbeiten.

Bei harten Farbübergängen / Farbkanten im Bild - insbesondere bei engen Rundungen und scharfen Ecken - kann es zum sogenannten Gibbs'schen Phänomen / Ringing kommen - einer Art Überbetonung, die sich in Farbstörungen auf beiden Seiten der Kante zeigt.

Viele gerade Linien im Bild (wie z.B. bei der Architekturfotografie) - vor allem diagonal verlaufende - können zu Artefakten und Treppenmustern führen.

In den Schattenbereichen werden bei JPEGs die Abstufungen oft deutlich reduziert, um sie den menschlichen Sehgewohnheiten anzugleichen. Je nach Umfang der Reduktion kann dann ein nachträgliches Aufhellen der Schattenbereiche mit sichtbaren Qualitätsverlusten einhergehen.

Reduzierte Bit-Tiefe

JPEG (8 Bit) kann nur 16.777.216 Farben darstellen. RAW mit 14 Bit besitzt bereits 16.384-mal mehr Farben (4.398.046.511.104).

Das ist korrekt. Nur der polemische Unterton ist unangebracht. Menschen mit gutem Sehvermögen können nämlich nur ungefähr 16 Mio. Farbunterschiede wahrnehmen.

Im Übrigen wird die Farbenvielfalt am Monitor und zum Ausdruck / zur Ausbelichtung sowieso wieder auf 8 Bit reduziert. Das ist derzeit der Standard (auch wenn manche Grafikkarten und Monitore mehr Farben darstellen können). Erst wenige sündhaft teure HDR-Monitore sowie manche HDR-Fernseher bieten höhere Kontrastumfänge.

Der Vorteil der höheren Bit-Zahl liegt also nicht in noch mehr Farben, sondern in der je Blendenstufe zur Verfügung stehenden Bildinformation. Diese wird im binären System für die dunkleren Stellen im Foto extrem ungünstig aufgezeichnet - will heißen: mit nur wenig Information. Wenn man nun diese dunklen Stellen um ein paar Bit nach oben schiebt, indem man professionell (das Histogramm) nach rechts belichtet (also, um das Motiv möglichst hell aufzunehmen, ohne dass es jedoch zu Überstrahlungen kommt), dann kann man auch in den dunklen, schattigen Bildteilen noch sehr viele Details speichern.

Angenommen eine Kamera kann 8 Lichtwerte = Blendenstufen aufnehmen. Wenn man diese 8 Blenden linear auf 8 Bit abspeichert, dann bleibt für das dunkelste Feld nur 1 einziges Bit zur Darstellung. Das wäre im ungünstigsten Fall nur noch die Farbe Schwarz.

Wenn man nun dieses Bild mit 12 Bit abspeichert und nach rechts (also um bis zu 4 Bit) verschiebt, dann kann man für das dunkelste Feld 32 Informationen speichern.

Bei einer Kamera mit 14 Bit sind es schon 128 Informationen (wohlgemerkt: je Farbkanal).

Das klingt erst einmal nach wenig. Aber diesen qualitativen Unterschied kann man im Foto tatsächlich sehen, wenn man die dunklen Bereiche heller macht / anhebt. Denn das menschliche Auge ist für Schattenbereiche empfindlicher als für die hellen Bildteile.

Der nach Meinung vieler Fotografen größte Nachteil von JPEG liegt in diesen Schattenbereichen, in denen die 8 Bit wenig Information bieten.

Allerdings darf man das auch nicht pauschalieren oder überbetonen. Die meisten kamerainternen JPEG-Stile wenden eine Tonwertkurve an, welche die Tiefen anheben, sodass in den dunklen Bildteilen zumindest etwas mehr Informationen enthalten sind als rein mathematisch vorgesehen.

Der miserable Ruf

JPEG leidet unter einem erheblichen Image-Schaden, da fast jeder im Internet bereits wirklich schrecklich aussehende JPEGs gesehen hat. Aber das liegt daran, dass deren Bearbeiter / Hersteller die Qualitätsstufe absichtlich herunterschraubten, um möglichst kleine Bilder durch (früher) langsame Telefonleitung zu zwängen. JPEGs der modernen Kameras in höchster Qualität sind hingegen etwas ganz anderes und können je nach Motiv und Sensor/Kameramodell in guter Qualität durchaus bis DIN A1 ausgedruckt oder 75 *50 cm ausbelichtet werden.

Unterschiedliche JPEG-Formate

Der JPEG-Standard ist einerseits keineswegs streng, und andererseits haben die Kamera- und Software-Hersteller inzwischen zahlreiche Zusätze zum Dateiformat erfunden, sodass man nicht mehr von einer Einheitlichkeit sprechen kann.

Aufgrund der durch die Mega-Pixel rapide anwachsenden JPEG-Dateigrößen boten alle Kamera-Hersteller zusätzlich kleinere JPEG-Formate an, die teilweise extrem verlustbehaftet komprimieren.

Als Vorteile der kleinen JPEG-Dateien werden die geringere Speicherzeit und der geringere Speicherplatz angegeben. Ersteres entpuppt sich meist als entweder falsch oder kaum messbar, da die Datenreduktion auch Rechenleistung im Prozessor der Kamera erfordert. Letzteres sollte bei Fotografen keine Rolle spielen. Wer sich eine Systemkamera anschafft, sollte sich auch noch eine weitere oder gleich eine größere Speicherkarte anschaffen können.

Diese nochmals verkleinerten JPEG-Dateien sind ein Widerspruch in sich selbst. Dort wird meist völlig undokumentiert die JPEG-Qualität beim Abspeichern dramatisch reduziert. Ferner wird teilweise die Auflösung reduziert. Wer sich eine 24 Mega-Pixel-Kamera kauft, um anschließend nur 12 oder 8 Mega-Pixel Fotos abzuspeichern, hat einen Fehlkauf getätigt.

Die klare Empfehlung kann nur lauten: Wenn Sie mit JPEG fotografieren, dann im maximalen Modus (= maximale Auflösung und maximale Qualität) der Kamera.

Fazit: RAW / JPEG

Fakt ist, dass die meisten Fotografen JPEG benutzen, während nur eine Minderheit in RAW fotografiert. Dies bleibt wahr, auch wenn die meisten mediengierigen sogenannten Multiplikatoren und Influencer im Fotobereich seit Jahren das Gegenteil behaupten.

So lässt sich Mitte der 2020er Jahre konstatieren, dass in den letzten 10 Jahren jährlich ca. 1 bis 1,5 Milliarden Smartphones verkauft wurden. Da die durchschnittliche Haltedauer inzwischen bei 3 Jahren je Person liegt, darf man konservativ von 4-6 Milliarden Nutzern ausgehen. Da alle mobilen Telefone eine oder mehrere Kameras besitzen, sind es auch Fotoapparate. Aber alle können im Normalmodus fast ausschließlich JPEGs aufnehmen.

Hingegen lässt sich die Zahl der ambitionierten Fotografen, welche wirklich mit dem aufwändigen RAW arbeiten, auf weltweit maximal 1 Million eingrenzen.

Rund 5 Milliarden Fotografen, die viele Fotos in JPEG machen, stehen somit maximal 1 Million gegenüber, die eher wenige Aufnahmen in RAW produzieren.

Trotz erster brauchbarer RAW-Werkzeuge für Smartphones wird das Verhältnis sogar von Jahr zu Jahr noch ungünstiger für RAW, da wichtige moderne Dinge wie Computational Photography und KI nur ein JPEG oder HEIF als Ergebnis liefern.

Mit der Möglichkeit, JPEGs in RAW-Konverter einzuladen, stehen alle Nachbearbeitungsschritte, welche früher teilweise nur für RAW zur Verfügung standen, heute auch für JPEG zur Verfügung. Es mag zwar je nach Software bei JPEGs etwa umständlicher sein. Fakt bleibt jedoch: Es ist heute sehr wohl möglich.

Der Unterschied besteht jedoch auch heute noch in der etwas geringeren Qualität der Bildinformationen im 8-Bit-JPEG-Format im Gegensatz zum theoretischen Maximum von 16-Bit-RAW-Dateien.

Die in vielen Köpfen und Foren herumschwirrende Behauptung, dass 8-Bit-JPEGs nur 8 Blenden / Lichtwerte Dynamikumfang ergäben und die 16-Bit-RAW-Aufnahmen 16 Blenden Dynamik, beruht auf einer unzulässigen Gleichsetzung von Bit mit Blenden / Lichtwerten.

Da die meist verwendeten Farbräume sRGB und Adobe RGB eine nichtlineare Transformation verwenden, ergeben 8-Bit-JPEGs ungefähr 11 Blenden Dynamikumfang. Ferner sollte es jeden Fotografen hellhörig machen, dass alle Testlabore Kameras in JPEG testen und dort bis zu 14 Blendenstufen Dynamikumfang messen.

Der qualitative Unterschied im Ausdruck hält sich bis zum Format 30*20 cm in engsten Grenzen. Erst in größeren Formaten kann ein Qualitätsunterschied für das geschulte Auge (und meist nur im direkten Vergleich) sichtbar werden.

Die meisten Unterschiede zwischen hochwertigen RAW- und JPEG-Aufnahmen erkennt man sowieso nur auf Pixelebene am Monitor im direkten Vergleich zweier Dateien.

Wie relativ dies jedoch ist, mag man z.B. an der 2014 hochgelobten Bildqualität der Sony A7R erkennen. Dort werden RAW-Dateien nur mit 11 Bit erzeugt, und dennoch galten die daraus kameraintern erzeugten 8-Bit-JPEG-Dateien bei vielen Testmagazinen als das Beste, was deren Tester bis dahin an Bildqualität gesehen hatten. Und auch die Sony A7R Mark II erhielt 2017 wieder sehr viel Lob für ihre JPEG-Bildqualität. 2018 wurden deren Nachfolgemodelle A7RIII sowie A7III für ihre nochmals verbesserte JPEG-Bildqualität gelobt.

Grundsätzlich gilt heute auch bei dem Streitpunkt RAW-JPEG: Die wirklich begrenzenden Qualitätsfaktoren sind meist der Monitor und immer die Ausbelichtung auf Fotopapier.

Märchen, Unseriöses

Selbst bei angeblich seriösesten Institutionen (wie z.B. Wikipedia) finden sich unsachliche bis falsche Behauptungen. Die schlimmsten tatsächlich nachweisbaren Zitate will ich im Folgenden verständlich erläutern und somit widerlegen.

Englisch, medium, oder durch

Eine RAW-Datei wäre roh, unbearbeitet, unberührt, unangetastet, ohne weitere Bearbeitung. Bei RAW Formaten werden die Sensordaten direkt und unverarbeitet ... aufgezeichnet. Sie bekommen das 'rohe' Bild, so wie es der Sensor 'gesehen' hat. Der Nutzer erhält die Rohdaten. Eine RAW-Datei enthält exakt das, was der Sensor sieht.

In der idealen Theorie könnte es so sein. In der Praxis ist es erwiesenermaßen falsch, da die Hersteller das Roh-Format sehr eigenwillig ergänzen und bearbeiten. Nachweislich greift jeder Hersteller irgendwie in die ursprünglichen Sensordaten ein - manche mehr, andere weniger. Man kann somit bestenfalls festhalten, dass RAW-Dateien kaum verarbeitete Bildinformationen beinhalten.

Im Übrigen sind die Rohdaten (relativ dunkle Grauwertbilder) derart kompliziert, dass sie meines Wissens alle RAW-Konverter sofort und ungefragt aufbereiten zu relativ gut sichtbaren Farbbildern.

Mit den binären Dateiinformationen des RAW könnten sowieso nur wenige IT-Spezialisten etwas anfangen.

Während bei JPEG unbekannte kamerainterne Prozesse das Bild verändern, erhält man mit RAW angeblich 'unveränderte' Daten. - Auch dieses Detail hängt mit dem oberen zusammen. Bei RAW wird der unbekannte kamerainterne Umwandlungsprozess gegen einen unbekannten RAW-Konverter-Prozess ersetzt. Denn die Grund-Einstellung / Normaleinstellung der Bilddarstellung unterscheidet sich in jedem verfügbaren RAW-Konverter. Der normale Fotograf kann somit in beiden Fällen nicht wirklich sagen, was wie verändert wurde.

Sämtliche vom Bildsensor erfassten Details bleiben vollständig erhalten. - Das ist nachweislich unhaltbar, da die RAW-Datei nicht die reinen Sensordaten enthält. Jeder Kamerahersteller verändert die Sensordaten auf dem Weg zum RAW-Datei-Format. Ferner werden nicht selten die maximal möglichen 14- bis 16-Bit-Helligkeitswerte des Sensors auf bis zu 11 oder sogar 10 Bit in der gespeicherten Datei reduziert.

RAW-Dateien seien unkomprimiert. - Fast alle RAW-Formate werden heute komprimiert. Ansonsten wären die Dateien noch größer. Allerdings handelt es sich bei den verwendeten Verfahren oft um eine verlustlose Kompression. Jedoch verwenden manche Hersteller inzwischen auch verlustbehaftete Kompressionsmethoden.

Nachträgliche Änderungen

Weißabgleich

Nur in RAW-Fotos kann man angeblich nachträglich alles ändern, insbesondere den Weißabgleich.

Seit einigen Jahren ist es z.B. in Bridge und Lightroom möglich, auch eine JPEG-Datei in Camera-RAW zu öffnen. In Lightroom ist dies sogar derart perfekt integriert, dass der Anwender den Unterschied zwischen RAW und JPEG nicht bemerkt. So werden sämtliche Änderungsmöglichkeiten der RAW-Dateien auch für JPEGs eröffnet. D.h. die Flexibilität ist bei beiden Dateiformaten gegeben.

Zwar ist der Weißabgleich bei RAW-Dateien umfangreicher (man kann dort z.B. direkt einzelne (Kelvin-) Gradzahlen eingeben), aber mit der Pipette für den Weißabgleich lassen sich auch in JPEGs problemlos sehr, farbneutrale Fotos erstellen.

Im Übrigen konnten Photoshop-Profis auch früher bereits JPEGs mit dem Graupunktfarbaufnehmer von Farbstichen bereinigen. D.h. es sollte heute mit jeder anspruchsvollen Foto-Software funktionieren.

Für andere Software, welche dies nicht erlaubt, kann man das JPEG in ein TIFF konvertieren und daran alle Änderungen vornehmen.

Richtig bleibt jedoch, dass dies bei RAW generell vorgesehen ist und bei JPEG nur über derartige Umwege möglich ist.

Der automatische Weißabgleich ist in fast allen modernen Kameras heute derart treffsicher, dass er kaum korrigiert zu werden braucht. Ähnliches gilt für die Belichtung, sofern man sie im halbwegs korrekten Modus betreibt.

Wer jedoch z.B. den Weißabgleich oder die Belichtung falsch einstellt, kann zwar mit RAW das Ergebnisfoto etwas leichter noch retten als mit JPEG. Optimal ist das Ergebnis jedoch keinesfalls.

Verlustfreie Bildbearbeitung

Nur mit RAW kann man angeblich eine nachträgliche verlustfreie Bildbearbeitung durchführen.

Grundsätzlich ist (außer dem Drehen in 90-Grad-Schritten und dem Spiegeln) fast jede nachträgliche Bildbearbeitung mit messbaren Qualitätsverlusten behaftet.

Entscheidend ist hierbei jedoch nur die Sichtbarkeit derselben.

Sofern man dazu 8-Bit-Dateien verwendet (das hat primär nichts mit dem Speicherformat RAW oder JPEG zu tun), wird man bei extremer Vergrößerung ab irgendeinem Grad an Nachbearbeitung immer Bildverluste nicht nur messen, sondern mit dem bloßen Auge wahrnehmen können.

Nur falls man die RAW-Dateien aus dem Konverter mit 16-Bit ausliest und dann als 16-Bit-Datei weiterverarbeitet und zum Schluss erst zu 8-Bit reduziert, halten sich diese Veränderungen in einem erträglichen Rahmen.

Aufgrund der erforderlichen enormen Rechenleistung und des hohen Speicherbedarfes führen jedoch nur wenige Fotografen eine durchgehende 16-Bit-Bearbeitung durch.

Löcher

Angeblich entstünden bei JPEGs bei Änderungen immer Löcher oder Lücken im Histogramm sowie Farbabrisse und hässliche Farbsprünge im Foto. Noch unseriöser wird dann sogar von Löchern im Foto geschrieben. Vereinzelt wird dann als Beweis auch noch ein Bild in dem anderen Dateiformat GIF mit krassen Farbsprüngen als Beispiel gezeigt.

Erstens können sogenannte Löcher im Histogramm nur entstehen, wenn man das Histogramm streckt. Dies betrifft überhaupt nur wenige Bildkorrekturmethoden (z.B. Spreizung bei einer extremen Tonwertkorrektur, Gradationskurven). Bis diese jedoch sichtbar werden, muss man ein Histogramm eines Fotos schon extrem dehnen.

Zweitens betrifft es eher die dunklen Bereiche und drittens betraf dies eher alte Grafiksoftware.

Eine moderne Foto-Software interpoliert die fehlenden Zwischenwerte heute oft brauchbar.

Lücken / Löcher sind im 8-Bit-Histogramm bei extremen Spreizungen manchmal sichtbar, auf Pixelebene am Monitor vielleicht erkennbar, aber meist nicht auf dem Foto als Farbstufen wahrnehmbar (insbesondere ohne direkten Vergleich).

Korrekt ist jedoch, dass sich mit 16-Bit-Dateien dieser nachteilige Effekt erst später zeigt. Allerdings verwenden die meisten Fotografen kaum den 16-Bit-Modus (siehe oben) für die nachträglichen Korrekturen.

Konvertierung

Nur mit RAW könnte man angeblich nachträglich aus dem Farbfoto ein Schwarz-Weiß-Foto erstellen. - Das funktioniert mit jeder Foto-Software auch mit JPEGs.

Belichtung

RAW wäre idiotensicher, weil man jede Unter- und Überbelichtung der Kamera nachträglich am PC retten könnte.

Unter- und Überbelichtungen lassen sich mit den mir bekannten Kameras mit herkömmlichem Sensor bis ca. 2 Blenden noch korrigieren. Wenn man genau hinschaut, so erkennt man jedoch spätestens bei mehr als 2 Blenden Differenz qualitative Unterschiede.

Zur Klarstellung: Mit einer nachträglichen Belichtungskorrektur im Konverter wird nicht dasselbe Ergebnis erzielt, als würden Sie die Belichtung schon bei der Aufnahme richtig einstellen.

Mir ist derzeit keine Kamera bekannt, die 4 oder mehr Blenden Fehlbelichtung auch nur annährend mit einer RAW-Datei korrigieren könnte.

Auch hier gilt, je genauer man vorher die Kamera einstellt, umso qualitativ hochwertiger werden auch die RAW-Ergebnisse.

Mir sind natürlich unter selten in der Praxis anzutreffenden Laborbedingungen durchgeführte extreme Belichtungskorrekturen von +-5 Lichtwerten bekannt. Auch ist bekannt, dass manche RAW-Konverter extreme Korrekturen am Belichtungsregler erlauben. Aber von hoher Bildqualität kann zumindest ich bei den Ergebnissen nicht mehr sprechen.

Ferner gibt es seit einigen Jahren sogenannte ISO-invariante Sensoren, welche dunkle Bildteile leichter aufhellen können. Das funktioniert durchaus bis +6 Lichtwerte. Aber ich sehe den Unterschied zu einem an der Kamera vorher korrekt belichteten Foto.

Man kann mit RAW über- und unterbelichten. - Hier scheint ein Missverständnis zwischen Über- und Unterbelichtung sowie der Belichtungskorrektur (meist nach rechts im Histogramm) vorzuliegen. Überbelichten heißt, dass Details vom Sensor nicht aufgenommen werden können. Diese Lichter sind verloren - unabhängig vom späteren Speicherformat. Das sollte man immer vermeiden. Ausnahmen bestehen im bewussten Überbelichten von Teilen (z.B. Porträt vor Sonne), um die im Schatten liegenden Bereiche hell darzustellen.

Unterbelichtung führt dazu, dass Bildinformationen in die linken Bereiche verschoben werden, wo unabhängig vom Speicherformat aufgrund der binären Struktur nur wenige Informationen vorhanden sind. Auch dies empfiehlt sich für kein Dateiformat (von bewussten Low-Key-Aufnahmen einmal abgesehen).

Das bewusste Belichten nach rechts meint jedoch, dass man innerhalb der Fähigkeiten der Kamera Bildmotive mit geringem Kontrastumfang (also einem schmalen Berg) im Histogramm etwas nach rechts bis fast an den Rand schiebt und somit etwas höher belichtet (aber nicht überbelichtet). Danach kann man dies in der Bildbearbeitungssoftware wieder etwas nach links zum dunklen Bereich herunterregeln. Das funktioniert mit allen Speicherformaten. Mit RAW jedoch etwas umfangreicher und einfacher.

RAW-Konverter könnten angeblich alle ausgebrannten Lichter retten. - Was der Sensor als überbelichtet empfindet, ist auf der RAW-Datei nicht vorhanden und kann folglich auch nicht gerettet werden.

Dynamik, HDR(I) und Panorama

Die Dynamik (Umfang vom dunkelsten zum hellsten Lichtwert auf dem Foto) wäre bei RAW angeblich immer höher und ersetzt deshalb eine HDR(I) Aufnahme.

Der Dynamikumfang, also wie viel Lichtwerte ein Sensor aufnehmen kann, hängt primär vom Sensor und sekundär von der eingestellten ISO-Zahl ab.

Bei JPEGs liegt derselbe Sensor vor, also kann der aufgenommene Dynamikumfang nicht geringer sein als bei RAW.

Da Kamera-Vergleichs-Tests fast nur in JPEG durchgeführt werden, sollte es jeden Fotografen erstaunen, dass dort für manche Modelle bis zu 14 Blenden Dynamikumfang in JPEG gemessen wurden.

Was manche Fotografen damit meinen, ist jedoch, dass bei einem JPEG-Bild der kamerainterne Prozessor bereits die Anpassung automatisch durchgeführt hat und bei RAW der Anwender dies nachträglich am PC manuell durchführen kann. In der Tat kann man manuell die von einem gewünschten Lichter absenken und Schatten bei Bedarf anheben. Aber wir sprechen hier über 1-2 Lichtwerte. Dies ersetzt bei weitem keine HDR(I)-Reihenaufnahme mit 3-5 Fotos mit insgesamt bis zu 8 Lichtwerten Unterschied (+4 bis -4 Blenden).

RAW-Bilder ergäben aufgrund ihres höheren Dynamikumfanges automatisch ein 'besseres' Papierfoto. - Da der Dynamikumfang von Papier bei etwa 6 Lichtwerten liegt, reicht selbst das schlechteste JPEG aus, um diese Anforderung zu erfüllen. Hier ist die Ausbelichtung auf Fotopapier das begrenzende Element.

Nur mit RAW-Dateien kann man angeblich HDR(I) aufnehmen. - Die meiste HDR(I)-Software arbeitet auch perfekt mit JPEGs.

Der Dynamikumfang von RAW ließe sich angeblich durch nichts ersetzen. - Doch. Sie können eine HDR(I)-Belichtungsreihe aus (mindestens) drei JPEGs aufnehmen und diese zu einem HDR(I)-Bild entweder sofort in der Kamera oder danach am PC zusammenfügen. Generell ist ein sehr hoher Dynamikumfang im Bild durch eine HDR(I)-Belichtungsreihe qualitativ hochwertiger aufzunehmen als mit einer einzigen Einzelaufnahme, gleichgültig, ob diese in JPG oder RAW geschieht. Allerdings lässt sich HDR(I) meist nur für statische Motive verwenden.

Nur mit RAW-Dateien kann man angeblich ein Panorama aufnehmen. - Die meiste Panorama-Software arbeitet perfekt mit JPEGs. Allerdings können Belichtungsfehler, die man eigentlich durch eine feste / manuelle Belichtung an der Kamera hätte vorab vermeiden sollen, in RAW etwas leichter korrigiert werden.

Mit RAW könne eine Kamera angeblich weder Panorama-Aufnahmen noch HDR(I)-Serien noch Belichtungsreihen erstellen. - Jede mir bekannte moderne System-Kamera kann alle drei Dinge sowohl in RAW als auch in JPEG. Es handelt sich hier schließlich nur um ein Speicherformat, das nichts mit den Belichtungs- etc. -Funktionen einer Kamera zu tun hat. Vereinzelte Probleme zeigen sich jedoch bei Automatismen, welche sofort - kameraintern - ein Endergebnis aus allen Einzelfotos erzeugen. Hier gibt es tatsächlich noch Unterschiede, da manche Kamera-Modelle dann nur das Endergebnis als JPEG abspeichern und andere zusätzlich auch noch alle Zwischenstufen als JPEG und / oder RAW.

Anfänger, Profis, Schlamper

Man kann bei RAW-Formaten angeblich schlampiger fotografieren, da man außer Fokussierung, Blende, ISO und Belichtungszeit alles nachträglich ändern kann. Bzw. mit RAW könnte man angeblich alle Fehler bei der Aufnahme nachträglich korrigieren. - Erstens trifft dies auch bei JPEG zu und zweitens ist das Unsinn. Denn ein gutes Foto entsteht weitestgehend vor dem Abdrücken - und hinter der Kamera. Es ist eine Illusion, dass ein Anfänger in der Fotografie einfach dadurch gute Fotos machen könnte (wie ein Fotograf mit jahrzehntelanger Erfahrung), indem er im RAW-Modus fotografiert. Größere Fehler bei der Kameraeinstellung verzeiht auch RAW nicht. Verwacklungen oder ein falscher gesetzter Fokus können nicht korrigiert werden. Belichtungszeiten, Blende und ISO-Zahl sind ebenfalls unveränderbar.

Manche Autoren zeigen Ihre fotografische Unkenntnis dadurch, dass sie ernsthaft behaupten: bis auf den Fokus und Blende wäre in einer RAW-Datei alles später noch veränderbar. - Jener Autor scheint weltweit als einziger im Besitz eines Konverters zu sein, der z.B. auch die Belichtungszeit und ISO auf wunderbare Weise nachträglich verändern kann.

Ein anderer Schreiberling geht noch weiter: Was das RAW-Programm nicht nachträglich ändern kann: die ISO-Einstellung. - Sein RAW-Konverter kann somit sogar Fokus, Blende und Belichtungszeit nachträglich ändern. - Hier betritt die Fotografie physikalisches Neuland.

Beim Drücken des Auslösers müssen lediglich drei Parameter berücksichtigt werden. Das sind die Lichtempfindlichkeit, die Verschlusszeit und die Blende. - Dies ist sachlich bereits unzutreffend. So müssen z.B. die Fokussierung und das Blitzgerät genau eingestellt werden. Auch die Perspektive und Brennweite sind bewusst vorab auszuwählen. Nachträglich lassen sich diese Dinge in keinem RAW-Konverter mehr korrigieren.

Infamer ist jedoch die damit erzeugte Unterstellung, dass RAW etwas für Anfänger wäre, da man beim Fotografieren nicht mehr nachdenken müsste. Man könnte mit RAW alles - alle fotografischen Fehler - nachträglich am PC korrigieren. Zur Klarstellung: Wer nicht fotografieren kann, wird mit RAW auch keine guten Fotos produzieren. Und RAW ist definitiv nichts für Anfänger - weder in der Fotografie noch am PC.

Profis und Anfänger

Nur Anfänger(innen) fotografieren angeblich mit JPEG. Dieser dreiste Unsinn wurde früher dadurch bestärkt, dass die Hersteller bis vor etwa ca. 25 Jahren nur in teuren Systemkameras RAW als Speicherformat anboten. Danach haben jedoch alle Hersteller RAW zunehmend auch in kleinere Kameras eingebaut. Heute bieten selbst Pocket- und Bridge-Kameras RAW an. Und spätestens seit CHDK (Canon Hack Development Kit) das Nachrüsten für Canon Powershots erlaubt, sind selbst einfachste und preiswerteste Pocket- und Einsteiger-Kameras damit problemlos nachrüstbar.

Alle Profis fotografieren nur RAW - am besten in Kombination mit: JPEG ist nur etwas für hirnlose Knipser.

Dies wird insbesondere von deutschen Buchautoren und einigen medienhungrigen Fotografen als Credo bei jeder unpassenden Gelegenheit heruntergebetet.

Profis machen sich hingegen um die Bildqualität meist weniger Sorgen als Amateure. Sie kümmern sich eher um die Perspektive und das Licht.

De facto arbeiten Zeitungsjournalisten fast ausschließlich mit JPEG. Denn die Papierqualität des Zeitungspapiers und der durchschnittliche Raster-Ausdruck darauf sind nämlich derart schlecht, dass sich mehr nicht lohnt und auch nicht bezahlt wird. Wie sagte es ein amerikanischer Sportfotograf für Zeitungen einmal so treffend: Wenn das Foto zum Schluss auf Klopapier gedruckt wird, dann muss man sich um die Nachbearbeitung keine Sorgen machen. ... Meine Erfahrung ist, dass das kamerainterne JPEG dafür völlig ausreicht.

Andere Profis vertrauten mir unter vier Augen an, dass sie zwar dem Kunden gegenüber auf Nachfrage behaupten, mit RAW zu arbeiten, aber fast ausschließlich mit JPEG aufnehmen. Die Mehrarbeit für das RAW honorieren die meisten Kunden nicht. D.h. sie sehen den Mehrwert nicht und bezahlen ihn folglich auch nicht.

Da im Berufsleben Zeit oft Geld ist, sollte jeder sich wirklich überlegen, ob Profis so dumm sein können, statt zwei Foto-Aufträgen in JPEG lieber nur einen in RAW mit anschließender Nachbearbeitung am PC durchzuführen.

Oder, wie es ein Freund sarkastisch formulierte: Berufsfotografen, die ständig über ihre RAW-Fotoprojekte erzählen, haben zu wenig bezahlte Aufträge.

Mir fiel ferner auf, dass erstaunlich viele dieser Berufsfotografen, die angeblich nur RAW empfehlen, derartige RAW-Kurse an Volkshochschulen und in noch teureren privaten Seminaren anbieten. - Honi soit, qui mal y pense (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt).

Dass die meisten Profis mit JPEG arbeiten, belegen auch die beiden Profikameras von Canon und Nikon. Vor allem der Workflow der JPEGs wurde vor insbesondere in den überarbeiteten Modellen 2016 und 2020 bei diesen über 6.000 Euro teuren Spitzenmodellen gegenüber ihren Vorgängern optimiert (siehe u.a. Profi-Kameras).

Dieses ganze RAW-Gesülze ist nur was für Leute, die nicht fotografieren können und dann meinen, damit ihre Fehler ausgleichen zu können, was bei den wenigsten Kameras auch wirklich funktioniert.

Es ist in der Tat so, dass manche Autoren RAW als angebliche Wunderwaffe - für Anfänger - gegen Fehler ansehen, was natürlich nicht zutrifft. Die Grenzen in denen man z.B. echte Fehlbelichtungen etc. korrigieren kann sind mit +-2 Blenden eher gering.

Aber die Umkehrung ist auch nicht zutreffend. Es gibt bestimmte Lichtsituationen, die sich mit RAW deutlich leichter bewältigen lassen.

Frauen sind wie Männer - pseudologische Vergleiche

JPEG ist wie ein Diafilm. - Man kann nichts nachbearbeiten und muss deshalb vor der Aufnahme alles perfekt einstellen. RAW ist wie ein Negativfilm. - Man kann alles anschließend nachbearbeiten. - RAW ist wie ein analoges Negativ - frei bearbeitbar, während JPEG wie ein unveränderbares Dia ist. - die RAW-Datei entspricht dem Filmnegativ aus den guten alten analogen Zeiten.

Heute sind beide Dateiformate (RAW wie JPEG) nachträglich derart extrem bearbeitbar, wie man es sich zu analogen Zeiten überhaupt nicht vorstellen konnte.

Die Vorteile des RAWs bei der Nachbearbeitung liegen in Grenzbereichen, welche die meisten Fotografen eher selten ausloten.

Ferner ersetzt kein Dateiformat das optimale Einstellen der Kamera vor der Aufnahme. - Mit anderen Worten: Wer keine Ahnung von Fotografie hat und kein Auge für das Motiv, wird auch mit RAW kein gutes Foto produzieren.

RAW ist wie eine Musik-CD und JPEG wie MP3. - Derartige Vergleiche mögen zwar auf den ersten Blick einleuchtend erscheinen, zeigen jedoch nur, dass der Autor technisch weder etwas von Musik, Tonwellen, dem menschlichen Hören, CD-Format, MP3-Verarbeitung, RAW, JPEG noch dem menschlichen Sehen versteht.

Vergleiche bei derart komplexen Themen sind immer mit Skepsis zu betrachten.

Kinderleichte RAW-Konverter

Mit RAW könnte man alles - insbesondere den Weißabgleich - kinderleicht nachträglich ändern. - Selbstverständlich lässt sich im RAW-Konverter der Regler für die Farbtemperatur mit der Maus spielend von 2.000 auf 10.000 Kelvin oder umgekehrt ziehen. Das geht im Übrigen auch für JPEGs, die man dort einlädt. Allerdings ändert sich mit der Farbtemperatur sehr viel am Bild, so dass man viele weitere Regler anwenden muss, um z.B. die Lichter und Schatten anzupassen, damit das Bild zum Schluss wieder halbwegs natürlich aussieht. Insbesondere Porträts sind hierbei anspruchsvoll.
Große Änderungen an einem Punkt ziehen auch große Auswirkungen an anderer Stelle nach sich. - Viele Anfänger dürften an dieser Komplexität scheitern.
Zwar handelt es sich bei RAW-Konvertern nicht um Astrophysik, aber Grundlagen der digitalen Fotografie wie das Histogramm etc. sollte man vorab verstanden haben.
Aber auch für fortgeschrittene Fotografen gilt: die meisten Dinge - auch den Weißabgleich - sollte man vor der Aufnahme bereits halbwegs auf den gewünschten Wert eingestellt haben. Denn nur mit kleinen nachträglichen Regleränderungen im RAW-Konverter erhält man ein optimales Bild. Irgendwie nachträglich im RAW-Konverter gerettete Fehleinstellungen an der Kamera liefern eine geringere Endqualität.

Mit einem RAW-Konverter könnte jeder ganz einfach alles aus dem Foto herausholen. - Die meisten RAW-Konverter sind inzwischen derart kompliziert und umfangreich, dass man einen Kurs belegen sollte, bevor man sie wirklich vollständig und optimal verwenden kann. Zieht man hier zu heftig am falschen Regler, kann man ein Foto auch sichtbar verschlechtern. Selbstredend spielen sich aus Gewohnheit mit den Jahren auch komplexe (RAW-) Prozesse ein und man empfindet diese dann selbst als einfach und leicht. Bleiben Sie dann dabei. Das ist für Sie effizient. - Aber mit demselben Recht können andere Menschen Ihre (JPEG-) Prozessabläufe als einfach und leicht empfinden. Wer als Software-Profi nicht mehr weiß, wie kompliziert deren Bedienung ist, soll einfach einmal DxO oder Camera RAW einem Neuling übergeben und schweigend zusehen.

RAW-Konverter wären kinderleicht zu bedienen. - Wenn dem so wäre, dann ließe sich kaum verstehen, dass es im Internet ca. 1 Million erklärende Videos dazu gibt, und sich über 100 Tipps zum effizienten Workflow bei RAW-Dateien finden, ferner zahlreiche kommerzielle Bücher und Lern-DVDs angeboten werden, die sich in vielen Punkten diametral widersprechen. Persönlich halte ich z.B. das Programm Camera RAW mit seinen inzwischen hunderten Funktionen für durchaus anspruchsvoll. Und auch Lightroom, in das Camera-RAW integriert wurde, sowie Capture One Pro frustrieren jeden Anfänger.

Beim Erlernen des RAW-Konverters handele es sich um einen einmaligen Aufwand, der sich wirklich in Grenzen hält. - Die Software-Hersteller bieten alle paar Monate neue Versionen mit neuen Reglern. Insbesondere bei der neuen nur noch online zu betreibenden Miet-Software ist man dann gezwungen, sich ständig neu einzulernen. Das mag manchen Menschen sogar Freude bereiten. Aber weder ist dies einmalig noch hält es sich in Grenzen. Ferner sind die unterschiedlichen RAW-Konverter völlig inkompatibel zueinander. Nicht nur heißen die Regler anders, selbst gleich benannte Regler arbeiten in jeder Software anders. Wenn Sie einen RAW-Konverter erlernt haben, heißt dies keineswegs, dass Sie ohne Neulernen auf einen anderen umsteigen können. - Ich kenne sogar Fotografen, die benötigten Wochen, um den angeblich kinderleichten Umstieg von Lightroom zu Capture One Pro zu vollziehen.

RAW erfordere angeblich nur einen kleinen zusätzlichen Zwischenschritt auf dem PC mehr als JPEG. - Hier wird unzutreffend unterstellt, dass die Mehrarbeit bei RAW absolut vernachlässigbar wäre. De facto handelt es ich bei RAW jedoch immer um mindestens zwei zusätzliche Schritte im Workflow: Erstens die komplexe und zeitaufwändige Bearbeitung im RAW-Konverter mit Export als 16-Bit-Datei (PSD oder TIFF oder DNG). 16 Bit sind zum Erhalt der Bildqualität erforderlich. Zweitens die Reduktion auf 8 Bit für den Ausdruck / die Ausbelichtung / die Weiterverwendung im Internet oder die Weitergabe. Denn 16 Bit sind selbst heute - außer für die interne Bildbearbeitung - kaum verwendbar. Mit etwas Übung sind diese zwei zusätzlichen Arbeitsschritte effizient handhabbar, aber sie sind keinesfalls vernachlässigbar.

Mit den in den modernen RAW-Konvertern angebotenen Automatismen für die Stapelverarbeitung könnte man die erforderliche Zeit für die Konvertierung der RAW-Dateien angeblich drastisch reduzieren.
Die meisten älteren / leistungsschwächeren PCs blockieren bei derartiger Stapelverarbeitung komplett. D.h. man kann gleichzeitig nicht am PC arbeiten.
Je nach Anzahl der zu konvertierenden Bilder und der meist eher mittelmäßigen Rechenkapazität des PCs liegt der Zeitaufwand erstaunlich hoch.
Bei allen Automatismen muss man mittlere Einstellungen für den RAW-Konverter verwenden, die hoffentlich auf alle Bilder passen. - Somit verschenkt man jedoch exakt das Qualitäts-Potential der RAW-Datei, indem man individuelle Anpassungen an jedem Bild durchführen kann.
Grundsätzlich hege ich größte Zweifel, ob es überhaupt Fotos gibt, die man mit den absolut identischen RAW-Konverter-Einstellungen optimal nachbearbeiten kann. Unter konstanten Rahmenbedingungen (Licht, Aufbau etc.) und einem unbewegten Motiv (Stillleben) im Studio mag es Ausnahmen geben, aber in der Fotopraxis im Freien z.B. bei Aufnahmen im europäischen Aprilwetter wird sich bereits der Weißabgleich je nach Licht und Wolken ständig ändern.
Fazit: Wer keine Zeit für die einzelne RAW-Konvertierung aufwenden will, sollte JPEG verwenden, da deren kamerainterne Optimierung meist deutlich hochwertiger ist als ein nachträglich eingestellter Mittelwert am PC.
Was sich jedoch lohnen kann, ist, die Erstellung einer Grundeinstellung, die man dann auf andere, ähnliche RAW-Dateien übertragen / kopieren kann. Wenn Sie z.B. Sonnenuntergangsfotos immer mit dem Weißabgleich für Tageslicht verwenden, immer etwas nachschärfen und immer die Dynamik um x% erhöhen etc., dann lässt sich dies auf eine RAW-Datei anwenden und anschließend auf alle ähnlichen Bilder kopieren. Zwar müssen Sie dann immer noch jede Datei einzeln aufrufen, im Detail optimieren und konvertieren, aber manche Grundeinstellungen sind dann bereits vorhanden. Die Zeitersparnis hält sich zwar in Grenzen. Aber man vergisst so evtl. den einen oder anderen Regler nicht.
Bei neueren Lightroom-Versionen kann man beim Import vorher abgespeicherte Entwicklungseinstellungen den zu importierenden Fotos automatisch zuweisen. Dadurch wird jedoch auf schwächeren PC der Import signifikant langsamer.

Jedes RAW-Foto sieht angeblich 'besser' aus als ein JPEG. Bzw. eine RAW-Datei liefert angeblich immer ein hochwertigeres Bild als das JPEG der Kamera. - Moderne Kameras mit Hochleistungsprozessoren liefern heute bei - optimaler Kamera-Einstellung - im Endergebnis fast immer ein gutes JPEG, das keineswegs schlechter ist als RAWs. Einen qualitativen Unterschied zum RAW lässt sich nur im direkten Bildvergleich - selbst dann oft nur bei maximaler Auflösung - erkennen. Moderne JPEGs sehen ohne weitere Vergleichsmöglichkeit auf Pixelebene meist sehr gut aus. Ein unbedarfter manueller Eingriff in den RAW-Konverter kann jedoch das Bild erheblich negativ beeinträchtigen. Bei beiden Formaten (bei JPEG vor der Aufnahme und bei RAW danach) muss der Fotograf durchaus wissen, was er tut, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Ohne jegliche Erfahrung auf Seiten des Fotografen wird heute jedoch in vielen Fällen die extrem entwickelte Kameraautomatik ein hochwertigeres JPEG liefern. Dies erkennt man seit einigen Jahren explizit bei Smartphones, die in Situationen wie handgehaltene Nachtaufnahmen oder Gegenlicht-Porträts automatisch und beim ersten Mal bessere Ergebnisfotos liefern, als viele Fotografen selbst mit Stativ zustande brächten.

Vorweg: RAW liefert immer das bessere Ergebnis. - Dass ein Fachautor 2014 in einem Technikmagazin so einen Unsinn schreiben durfte, belegt das weitgehende Unverständnis vieler Beteiligter. Ohne profunde Kenntnisse eines RAW-Konverters, werden die meisten Fotografen zwar ein anderes aber keineswegs ein qualitativ höherwertiges Ergebnis aus dem RAW erzeugen als ein moderner Kameraprozessor im JPEG abliefert. Vor allem manuell veränderte Hauttöne in Porträts fallen jedem - selbst Laien - sofort störend auf.

Bildvergleiche

Ein altes RAW-Bild ist immer besser als ein neues JPEG oder jedes RAW ist besser als JPEG. - Das ist unhaltbar.

Die Kameratechnik hat sich in den letzten 20 Jahren mindestens im Zweijahresrhythmus dramatisch verändert. Man muss nicht einmal in die Anfangszeit zurückgehen. Aber selbst die Spitzenprodukte von vor 2010 können heute bezüglich der gesamten Bildqualität nicht einmal mit Einsteigerkameras der jeweiligen Hersteller mithalten. Ein 4 Mega-Pixel RAW einer Nikon D2 ist keineswegs besser als ein 36 Mega-Pixel-JPEG einer D810 oder als ein 45-MP-JPEG einer D850 oder ein 60-MP-JPEG einer Sony A7RIV.

Ob zukünftig der Fortschritt so rasant weitegeht, wird zwar von allen bezweifelt. Aber der Fortschritt bei Signalprozessoren zur Umwandlung der Daten von qualitativ immer höherwertigen Sensoren in den Kameras wird weitergetrieben werden.

Ein bewusster oder unbewusster Denkfehler liegt wohl darin, dass manche glauben, der JPEG-Standard wäre 1994 festgelegt worden und seitdem hätte sich die Bildqualität nicht geändert. RAW wäre jedoch erst 10 Jahre später - nach 2000 herauskommen und deshalb besser. Hier werden jedoch die Datei-Behälter (mehr sind JPEG- und RAW-Standards nicht) mit den Inhalten verwechselt. Es sind die Sensoren sowie die Signalprozessoren in den Kameras, welche die Sensoren auslesen und diese Signale bearbeiten, die letztendlich für die Bildqualität verantwortlich sind.

Deshalb werden sowohl RAW als auch kamerainternes JPEG sich zumindest langsam weiterentwickeln. Beide Formate profitieren vom Fortschritt. Ferner entwickelte sich auch die PC-Grafik-/Foto-Software weiter und erlaubt heute, viel mehr aus Fotos (JPEGs wie RAWs) herauszuholen und nachträglich zu optimieren als noch im Jahr 2000.

Mit RAW kommen angeblich immer bessere Ergebnis-Fotos heraus als mit JPEG. Oder: RAW-Fotos sind das Beste was Sie von einer Digitalkamera bekommen können. - Die Worte besser, das Beste stellen einen rein subjektiven Bezug dar. Korrekt wäre, dass der Fotograf das ihm gemäße Ergebnis mit RAW nachträglich erzeugen kann. Dies kann jedoch weit von der natürlichen Darstellung abweichen. Wer die RAW-Konverter falsch oder übertrieben verwendet, kann ein Bild auch völlig entarten lassen. Das mag zwar als Kunst bezeichnet werden. Aber eine naturgetreue Wiedergabe ist mit RAW kompliziert und aufwändig. Mittels der vorauswählbaren JPEG-Stile liegen die meisten Fotografen im Ergebnisbild wesentlich treffsicherer. D.h. mit gleichem Recht können manche Fotografen behaupten, für sie ist JPEG das Beste.

Gerne werden in einigen Foren die maximale RAW-Qualität und RAW-Auflösung mit der schlechtesten JPEG-Qualität und JPEG-Auflösung verglichen. - Das ist nicht nur unseriös, sondern sogar schon vorsätzliche Irreführung. Man kann - wenn überhaupt - nur die beste Einstellung bei RAW mit der besten bei JPEG (inklusive vorgewähltem passenden Stil / Motivprogramm) vergleichen.

Grundsätzlich gilt: Jeder Vergleich eines JPEG-Fotos mit einem RAW-Foto ist unrealistisch. Das RAW kann man nicht sehen. D.h. es wurde von irgendeinem Konverter (meist mit menschlicher Hilfe) in ein sichtbares Dateiformat konvertiert. D.h. hier wurde an Reglern gespielt. Seriöse US-Fotografen nennen so etwas bei RAW-Fotos auch immer developed to taste - nach eigenem Geschmack entwickelt.
Mangels DIN/ISO-Standards existiert auch keine Neutraleinstellung bei RAW-Konvertern oder gar eine korrekte Wiedergabe. Jeder Software-Hersteller setzt die Nulllinie für jedes Detail - ganz subjektiv - an einer anderen Stelle. Deshalb sind alle RAW-Konverter auch nicht untereinander vergleichbar.
Dies beginnt bereits beim Weißabgleich, den manche Konverter aus den zusätzlichen Kamera-Daten (Exif) auslesen, andere hingegen selbst aus dem Foto errechnen.
Vergessen Sie deshalb getrost alle Vergleiche eines JPEG-Fotos mit einem daneben stehenden angeblichen RAW-Bild. Sie können es gerne überprüfen. Fast immer handelt es sich um 2 JPEGs. Ganz selten ist das sogenannte RAW-Foto ein TIFF oder PNG oder DNG.
Autoren, die das so ohne Erklärung nebeneinander stellen, arbeiten schlichtweg unwissenschaftlich und unseriös.

Noch unseriöser ist es, wenn zwei RAW-Fotos miteinander verglichen werden: ein (flaues) RAW in der Standardeinstellung des Konverters, und ein knackiges mit den für dieses Motiv optimalen Reglereinstellungen.
Die einfachen Betrüger weisen dann mit der Differenz darauf hin, was RAW alles kann (oft mit dem Unterton: im Gegensatz zu JPEG). - Aber das kamerainterne JPEG hätte - je nach Voreinstellung - alles selbst optimiert.
Von der Kamera erstellte JPEGs seien sehr flau. (Solche Behauptungen sollten einen immer stutzig machen.) Ganz im Gegenteil bemängeln die Tester der Fotomagazine oft, dass die kamerainterne JPEG-Konvertierung in der Normaleinstellung die Sättigung (aus subjektiver Sicht des Testers) zu sehr anhebt.
Die dreisten Manipulierer bezeichnen nicht selten dann das blasse Bild als angebliches JPEG und die komplett optimierte Version als RAW. Selbstverständlich wird jeder RAW-Konverter in der Neutraleinstellung ein subjektiv schlechteres Bildergebnis erzielen. Die Vielzahl der Regler ist ja exakt für die Optimierung programmiert worden.

Wenn man zwei identische Fotos eines als RAW und das andere als JPEG in einen RAW-Konverter nachträglich identisch bearbeitet (synchronisiert), dann sieht RAW am Ende besser aus.
Physikalisch ist dies korrekt und auch logisch, denn im JPEG wurden viele Bearbeitungsschritte, wie Erhöhung der Sättigung, Schärfen etc., bereits kameraintern durchgeführt. Eine RAW-Datei ist hingegen in der Regel jedoch im Originalzustand noch flauer.
Wenn man nun zuerst - wie übrigens in fast allen derartigen Videos üblich - das RAW optimal aufpeppt und danach exakt diese Einstellungen auf die JPEG-Datei anwendet, dann wird das JPEG-Bild völlig übertrieben bearbeitet aussehen.
Um einen seriösen Vergleich durchzuführen, muss man ein bereits optimiertes JPEG natürlich anders und in vielen Fällen schwächer korrigieren als eine RAW-Datei.
Autoren, die so etwas absichtlich vergessen, polemisieren bewusst, oder haben den technischen Unterschied zwischen RAW und JPEG nicht verstanden.

Ein Kessel Buntes

JPEGs lassen sich angeblich problemlos als Anhang von E-Mails und MMS versenden. - Das mag für niedrig auflösende JPEG-Formate von vor 10 Jahren gegolten haben. Heute haben JPEGs durchaus bis zu über 10 MB Dateigröße. - Viele Provider leiten E-Mails mit mehreren solchen Fotos nicht weiter, sondern löschen sie kommentarlos. Für die Weiterverwendung und auch den Versand im Internet muss man auch die JPEGs verkleinern / bearbeiten.

Höhere Farbtiefe, weniger Fehler. Bessere Bilder dank Rohdaten. Als reißerischer Titel für einen angeblichen Fachartikel ist so etwas reine Marktschreierei. Wer aus einem RAW-Foto im Konverter nur 8 Bit ausliest, erhält nicht mehr Informationen, als ein JPEG liefert. Und die meisten Fotografen verwenden nicht den 16-Bit-Modus für die Nachbearbeitung. Die Fehler, welche eine moderne Kamera sowohl bei RAW als auch bei JPEG produziert sind minimal und oft kaum sichtbar. Sie sind definitiv vernachlässigbar in Vergleich zu den Fehlern, welche durch den Fotografen vor und während der Aufnahme oder bei der oft unsachgemäßen Nachbearbeitung verursacht werden. Schließlich ist besser ein nicht wissenschaftlich überprüfbarer und somit wertloser Begriff.

Der angebliche Zeitverlust beim Fotografieren / das Speichern einer RAW-Datei braucht angeblich bis zu 20 Sekunden auf Kameras und blockiert solange den Fotoapparat. - Dies traf vor 2010 vor allem für Kompaktkameras und mit langsamen Speicherkarten teilweise zu. Moderne Systemkameras und Speicherchips sind heute so schnell, dass man bei Einzelfotos keinen Unterschied zum Speichern in RAW oder JPEG verspürt. Nur wirklich billige Kompaktkameras blockieren heute beim Speichern einer einzigen RAW-Datei noch über 2 Sekunden. - Das dachte ich zumindest, bis mir ein aufmerksamer Leser und Fotograf mitteilte, dass die Nikon Coolpix (z.B. 7100-7800) bis zu 3 Sekunden benötigen, wobei sie so ziemlich alles an der Kamera blockieren. - Es gab somit auch 2016 noch kaufbare teure Pocketkameras, die relativ langsam waren/sind. Richtig bleibt jedoch, dass die Serienbildgeschwindigkeit bei RAW je nach Kameramodell spürbar sinken kann.

Eine RAW-Datei erfordert angeblich so viel Speicherplatz wie 10-15 JPEGs. - Ohne jeden Basis- / Kamera- / Sensor-Bezug ist solch eine Angabe wertlos. Moderne RAW-Formate werden komprimiert. Moderne JPEG-Formate werden zumindest bei Canon nur mit dem tatsächlich je Bilddetail benötigten Datenumfang gespeichert. Das kann je nach Bildinhalt durchaus bis zu 50% Reduktion im Vergleich zum Maximum erbringen. Bei Nikon hingegen - zumindest bei allen mir bekannten Kameras - werden JPEGs immer mit dem maximal denkbaren Platzbedarf gespeichert. Die Erfahrungswerte bei modernen Kameras liegen eher bei Faktoren 2-7 zwischen JPEG und RAW. Das scheint mir heute auch nicht mehr das Problem zu sein. Hingegen können aus RAW konvertierte 16-Bit-TIFFs oder PSDs einer 36- bis 60-Mega-Pixel-Kamera - auch ohne weitere Ebenen einer Nachbearbeitung - durchaus weit über 100 MB auf der Festplatte des PCs und im RAM (Arbeitsspeicher) belegen.

Des Weiteren liegen Bilddaten im RAW-Format in einem 16 Bit Farbraum. - Hier werden gleich zwei Dinge falsch dargestellt. Die derzeit maximal nutzbare Farbtiefe im RAW-Format liegt bei 16 Bit. Allerdings nutzt kaum ein Hersteller dies. Die meisten Kameras liefern eher zwischen 11- und 14 Bit. Die immer wieder genannten 16 Bit sind hingegen nur der größtmögliche Behälter. Dieser muss nicht ausgefüllt werden und wird auch von fast keiner Kamera ganz genutzt. Der Farbraum ist hingegen etwas Anderes: z.B. sRGB oder Adobe RGB. Und beide Dateiformate - RAW wie JPEG - können beide Farbräume nutzen.

Bei JPEG-Dateien sinke die Auflösung. - Hier werden wieder einmal Grundlagen verwechselt: Die Auflösung eines 20 MB-Sensors ist in RAW und JPEG 20 Mio. Pixel. Die Auflösung lässt sich nur bei wenigen Kameras (meist per manueller Einstellung) verändern. Gemeint ist mit solchen unpräzisen Aussagen technisch jedoch die Bit-Tiefe. RAW kann derzeit bis zu 16 Bit-Informationen speichern, JPEG nur 8. Somit liegen bei RAW-Dateien mehr Bilddetailinformationen vor, sofern man sie mit 16-Bit-Software auswertet.

Historische Verallgemeinerungen

In der Tat finden sich immer wieder Kombinationen aus Kameras, Motiv, ISO-Zahlen etc., wodurch bei unglücklicher kameraseitiger Einstellung des JPEG-Stils und aufwändiger Nachbearbeitung der RAW-Datei verblüffende Qualitätsunterschiede sichtbar werden. Vor allem betrifft dies ältere Kameramodelle. - Im Internet werden diese alten Klamotten teilweise seit 25 Jahren ohne Überprüfung kolportiert. - Bei modernen Kameras aller Hersteller, bei denen man vorher den JPEG-Stil zutreffend einstellte und die klassischen Fotoregeln beachtete, sind die Unterschiede in fast allen von mir durchgeführten Tests jedoch gering bis vernachlässigbar.

RAW stünde nur bei Spiegelreflexkameras zur Verfügung. - Wieder so eine völlige veralte, aber dennoch ständig kolportierte Behauptung. Jede mir bekannte moderne Systemkamera (mit oder ohne Spiegel), jede Edelkompakte, und fast jede moderne Bridge-Kamera beherrscht heute RAW als Ausgabeformat. Bei Canon kann man mittels CHDK sogar jede Billigkompakte mit RAW nachrüsten. Inzwischen kann man es mit einer App sogar auf vielen Smartphones nachrüsten. Und seit Anfang der 2020er Jahre hat jedes hochwertige Smartphone bereits HEIF und RAW zusätzlich zu JPEG integriert.

Oft werden generelle Workflow- und Software-Probleme mit den beiden Datei-Formaten verwechselt: Nur bei RAW-Dateien könnte man nach Jahren noch eine neue Bearbeitung des Originals durchführen. - Sofern man das Original JPEG sichert, kann man das selbstverständlich auch mit einem JPEG noch nach Jahren durchführen.
Nur bei RAW-Dateien könnte man vom Fortschritt der RAW-Konverter profitieren und Jahre später eine noch hochwertigere neue Bearbeitung des Originals durchführen. - Auch JPEGs lassen sich in RAW-Konvertern einladen und bearbeiten. Sofern man das Original JPEG sichert, kann man den Qualitätsvorteil einer Nachbearbeitung selbstverständlich auch für JPEG in der Zukunft nutzen.
Allerdings besteht für die vielen RAW-Formate auch die Gefahr, dass ältere Formate mit neuer Software nicht mehr unterstützt werden. In den USA kursieren Gerüchte, dass manche neuen RAW-Konverter alte Nikon NEF-RAW-Dateien nicht mehr lesen können. Ferner besteht im hart umkämpfen Fotomarkt, der zudem seit Jahren schrumpft, die Gefahr, dass Firmen fusionieren oder ganz die Kameraherstellung aufgeben. Dann würde deren RAW-Format auch schnell von keiner Software mehr unterstützt werden. - Das wäre der GAU. Ihre RAW-Dateien wären komplett verloren. Ich kann nur jedem RAW-Fotografen dringend ans Herz legen, die Datensicherung zu erweitern auf mindestens ein weiteres standardisiertes und weltweit vertretenes Dateiformat wie TIF oder JPEG. Dann haben Sie vermutlich auch in 20 oder 30 Jahren noch Zugriff auf diese Daten.

Gerne wird auch die Software-Weiterentwicklung ins Spiel geführt: Nur mit RAW hätte man Anteil am Fortschritt, da die RAW-Konverter ständig weiterentwickelt werden.
In der Tat werden die RAW-Konverter weiterentwickelt, sodass man eventuell in ein paar Jahren aus einer RAW-Datei noch etwas mehr Details bei evtl. weniger Rauschen herausholen kann. Aber erstens handelt es sich hierbei meist um Fehlerbehebungen im Konverter. Das hätten die Programmierer der Software auch schon früher machen können. Aber Updates sollen schließlich bezahlt werden. Und zweitens geben die Kamerahersteller auch laufend Firmware-Updates heraus, welche die Leistungen der Kamera samt JPEG-Erzeugung verbessern. Der Fortschritt findet somit auf beiden Ebenen statt, ist jedoch inzwischen insgesamt eher bescheiden. Der Vorteil liegt bei RAW jedoch darin, dass man dann evtl. auch aus den alten - vor Jahren bereits aufgenommenen - Fotos noch etwas mehr herausholen kann. Aber mit neuer Software kann man nach ein paar Jahren auch aus älteren JPEGs in der Nachbearbeitung mehr herausholen.
Die Frage bleibt nur, wie viele Fotografen sowohl mit JPEGs als auch RAWs davon tatsächlich Gebrauch machen. Persönlich halte ich dies für ein marginales Problem. Ich bearbeite selten Fotos nach 5 oder 10 Jahren nochmals neu. Meines Erachtens ist dieser Fortschrittsglaube bei Grafiksoftware sowieso eine Scheindiskussion: Mit der heute verfügbaren Software kann man alles am Foto bearbeiten und korrigieren. Die angeblich so revolutionären Fortschritte bestehen seit mindestens fünf Jahren fast immer darin, dass man einen bisher möglichen, aber für den Laien eher umständlichen Ablauf in der Bedienung durch einen einzigen, alles zusammenfassenden Regler ersetzt.
Mitte der 2020er Jahre muss man jedoch festhalten, das neue (Gen)KI-Software drastische Bildverbesserungen erlaubt - allerdings wiederum sowohl für RAW-Dateien als auch für JPEGs.

Angeblich könnte man ein Bild nur mit RAW in verschiedene Richtungen entwickeln. - Da auch JPEGs in RAW-Konverter einladbar sind und danach ebenfalls in jedem Grafikprogramm nachbearbeitet werden, ist dies faktisch unzutreffend. Nur der Grad der möglichen Veränderung ist bei RAW bei relativ guter Qualität höher.

RAW sei wie ein analoges Negativ ein rechtlicher Beweis für die Urheberschaft und den Besitz-/Eigentumsanspruch. - Dies greift natürlich zu kurz. Rechtlich gesehen hängt weder der Besitz noch das Eigentum eines analogen Negatives oder einer RAW-Datei direkt mit der Urheberschaft am Foto zusammen. Selbstverständlich konnte früher (zu analogen Zeiten) wie auch heute (mit digitaler RAW-Datei) eine andere Person (als der Eigentümer der Kamera) ein Foto machen. Das Urheberrecht definiert sich über die Person, die auslöste, also konkret das Foto aufnahm. Ansonsten gäbe es mit von Profis oft geliehenen Kameras ständig Urheberrechtsprobleme. Wie ein analoges Negativ gestohlen werden oder verloren gehen kann, so sagt auch eine RAW-Datei primär nichts über den rechtmäßigen Besitzer oder Eigentümer aus.
So grotesk es klingen mag: Als gewisser Rechtsschutz kann RAW jedoch dienen, da viele Rechtsanwälte und Gerichte bis heute nicht auf dem aktuellen digitalen Stand sind. D.h. der Besitzer einer RAW-Datei dürfte es vor Gericht leichter haben, seine vermeintliche Urheberschaft am Foto zu belegen. Geben Sie folglich niemals RAW-Dateien, an denen Sie Rechte geltend machen wollen, weiter. Sie sollten RAW auch nicht in der Cloud (Internet) lagern. Es ist inzwischen hinreichend bewiesen worden, dass Nachrichtendienste und private Hacker solche Online-Dienste systematisch knacken und alles kopieren können.

RAW-Dateien gälten als anerkannte Authentizität des Bildinhaltes. - Jede digitale Datei kann - die nötigen Informatikkenntnisse vorausgesetzt - geändert werden. Für die Bildkonvertierung findet sich im Internet sogar sehr einfach zu bedienende Software, die automatisch Bild-Dateiformate in andere RAW-Formate umwandelt. (z.B. DNG2NEF oder RAW2NEF, das DNG und andere RAW-Formate in NEF umwandelt.) Es ist folglich gleichgültig, ob Sie das Ungeheuer von Loch-Ness in RAW oder JPEG fotografieren. Skeptiker werden die Authentizität anzweifeln. Ferner wurden sehr viele Betrügereien in Foto-Wettbewerben in den letzten Jahren mit RAW-Dateien durchgeführt - bis hin zu Fotos von ausgestopften Tieren, die man als Aufnahmen lebender verkaufte.

Bei jpg wird bereits in der Kamera nach dem Gutdünken des Programmierers der Kamerasoftware bearbeitet. Welche Entwicklungsmaßnahmen die Kamera vornimmt, und vor allem in welchem Umfang, das hängt einzig und allein davon ab, welche Vorgaben ein Techniker bei der Programmierung der Kamera festgelegt hat. - Heute bietet jede mit bekannte moderne Systemkamera Motivprogramme / JPEG-Stile (auf modernen spiegellosen Kameras gerne als Profile und LUTs bezeichnet oder auf den Smartphones Filter genannt), die man meist nicht nur auswählen, sondern dann auch nochmals im Detail einzeln bearbeiten kann. Der Fotograf hat somit auch bei JPEG weitgehend freie Hand, wie das Foto kameraintern bearbeitet wird.

Schnelle Speicherkarten gefragt: Angeblich könne man mit RAW auch so schnelle Reihenaufnahmen / Serienbildaufnahmen machen, wie mit JPEG, sofern man einfach nur schnelle Speicherchips kauft. - Zwar ist es richtig, dass moderne Kameras heute auch schnelle Speicherchips erfordern. Aber die begrenzenden Faktoren liegen einerseits im Kameraprozessor und andererseits im kamerainternen Puffer. Wenn der Hersteller z.B. maximal 6 Bilder / Sek im JPEG-Modus und 4 im RAW-Modus angibt, dann können Sie sündhafte teure, vergoldete Speicherchips mit Transferleistungen der Spitzenklasse in die Kamera stecken. Die Werte bleiben gleich. Es kann sogar sein, dass Ihre Kamera die neuesten Hochleistungschips überhaupt nicht unterstützt. Fragen Sie deshalb vor einer solchen Anschaffung immer beim Hersteller nach.

Die Blockbildung von 8*8-Pixeln bei JPEG führe angeblich automatisch zu Bildstörungen. - In der Tat kann es bei einer ungünstigen Motivverteilung, bei der wichtige Bildelemente exakt an den Kanten zu den 8*8-Pixel-Blöcken liegen, aufgrund der komplexen Durchschnitts- und Übergangsberechnung innerhalb dieser Blöcke zu unschönen Effekten wie Kantenbildungen kommen. Dies betraf jedoch eher die Frühzeit der digitalen Fotografie, als man mit 4 Mega-Pixel-Sensoren und sehr kleinen Speicherchips sowie sehr schwachen Kameraprozessoren mit hohen JPEG-Kompressionen arbeitete. Bei heutigen Sensoren mit über 20 MP und JPEGs in höchster Qualitätsstufe sowie Kameraprozessoren, welche eine große Anzahl an Sonderfällen intern berücksichtigen und bereits korrigieren, mögen diese Effekte im Einzelfall noch im Labor messbar sein. Optisch sichtbar sind sie meines Erachtens nicht mehr.

RAW-Dateien könne man nie direkt von der Kamera auf den Drucker / Ausbelichter senden. - Im Prinzip ist das richtig, da RAW im Kern kein eigentliches Bilddateiformat, sondern ein Vorformat zu einer Bilddatei darstellt. Aber zahlreiche moderne Kameras bieten heute eine kamerainterne RAW-Bearbeitung an. Diese ist keineswegs besonders ergonomisch und leidet auch aufgrund des kleinen Kamera-Displays im Vergleich zu einem Monitor unter vielen weiteren Nachteilen. Aber nach der kamerainternen RAW-Bearbeitung kann man mit solchen modernen Kameras ein Foto als JPEG direkt zum Ausbelichter / Drucker senden oder in das Internet übertragen sowie zu sozialen Netzwerken schicken.

JPEGs lassen sich angeblich nicht so gut aufblasen / vergrößern wie RAWs. - Vor allem früher, als die Kamerasensoren noch nicht die 300 dpi für Drucke in A4 oder sogar A3 erbringen konnten, war dies ein bekanntes Phänomen. Alle Profis mussten 300 dpi an die Zeitschriften liefern, aber die Kameras boten mit 4-12 Mega-Pixeln nicht diese Auflösung. Also hat man früher einfach - und zwar mit wirklich einfachen Mitteln - das kleine Foto hochskaliert, bis die notwendige Bildgröße = DPI-Zahl erreicht war. Dabei schnitten damals die kleinen, nachbearbeiteten JPEGs oft schlechter ab als RAW-Dateien. Heute liefern alle modernen Kameras hingegen mehr als notwendige 300 dpi / Pixel für DIN A3. Ferner findet sich heute hervorragende Software, welche Bilder (JPEG wie RAW) fast verlustfrei auf Wandtapetenformat aufblasen kann. Seit Anfang der 2020er Jahre gelang diese mittels GenKI so gut, dass man kaum Unterschied mehr zwischen RAW und JPEG erkannte.

Ebenso lassen sich durch das Format [RAW] kriselnde JPEGs mit zu hohem ISO-Wert umgehen.
Was dieser Autor und zahlreiche seiner Kollegen bereits vor über 20 Jahren meinten, ist folgendes: Fotografieren Sie mit ISO 100, belichten Sie 5 Blenden unter und ziehen Sie die Belichtung wieder um 5 Blenden im RAW-Konverter hoch. Dies ergäbe angeblich ein qualitativ hochwertigeres, insbesondere rauschfreieres Foto als mit den entsprechenden ISO 3200 und Rauschunterdrückung aufgenommen.
Selbstverständlich ist bei klassischen (also alten) Sensoren eine kamerainterne Rauschunterdrückung durch den Signalprozessor einer Kamera bzw. die nachträgliche am PC wesentlich wirkungsvoller als eine derartige Unterbelichtung. Dies ist im Übrigen völlig unabhängig vom Dateiformat RAW oder JPEG.
Bei extremen Unterbelichtungen gehen Informationen bei den meisten Sensoren völlig verloren. Bei Unterbelichtungen tritt ferner - völlig unabhängig vom Dateiformat RAW oder JPEG - durch die Speicherung der gesamten Bild-Informationen in den niedrigen Speichersegmenten (1, 2, 4, 8 Bit etc.) der Effekt auf, dass darin sowieso nur wenige Detailinformationen abgebildet werden. Kamerainterne Unterbelichtung und anschließende Aufhellung führt bei fast allen Kameras zu flauen, verwaschenen Farben, die man selbst durch eine Sättigungserhöhung nicht mehr in den Originalzustand zurückversetzen kann. In der digitalen Fotografie sollte man deshalb eine umfassende Unterbelichtung nur ganz bewusst und in wenigen Fällen überhaupt verwenden (z.B. HDR(I)- Reihenbelichtungen).
Etwas ähnliches und dennoch anderes ist die ISO-Invarianz bei modernsten Sensoren mancher Kameras. Hier kann man tatsächlich die ISO-Zahl bei manchen modernen Sensoren mit hohem Dynamikumfang relativ tief lassen, um dann in der Nachbearbeitung die Tiefen aufzuhellen, wobei die Nachteile nicht allzu gravierend sind. Das Ziel dieser Belichtung nach links liegt jedoch darin, die hellsten Stellen vor dem Ausfressen zu schützen. Entgegen mancher Meinung ist dieser Effekt des nachträglichen Aufhellens durchaus sichtbar, aber oft hinnehmbar im Vergleich zu ausgefressenen Lichtern. - Zu allen weiteren Details siehe den Artikel ISO-Invarianz.

Die unglaublichste Aussage, die ich je gefunden habe: RAW kommt ja aus dem Englischen und heißt auf Deutsch 'rau', also das Bild wird im RAW-Format gar nicht richtig scharf, bei Nikon darf man das eigentlich sowieso nicht verwenden, tut auch dem internen Speicher der Nikon-Kamera nicht gut. Fotocommunity-Forumsbeitrag vom 28.02.2013.
Es ist unfassbar, wie man derart viele Falschaussagen in einen Satz unterbringen kann. Englisch raw bedeutet roh (rau ist Englisch rough). Selbstverständlich kann man das per Definition gewollt ungeschärfte RAW-Foto schärfen, ja sogar überschärfen. RAW hat nichts mit Nikon zu tun, sondern wird meines Wissens inzwischen von allen Kameraherstellern angeboten. Selbstverständlich darf man RAW mit allen Kameras, auch mit Nikon verwenden. Kein Bild-Dateiformat schadet dem internen Kameraspeicher. Dafür wurden diese Speicher hergestellt.

Praxis-Tipps

Wann und für wen lohnt sich welches Format in der fotografischen Praxis?

Die erste Frage lautet: Wollen Sie die RAW-Daten-Konvertierung automatisch und sofort in der Kamera durchführen lassen (JPEG), oder später selbst manuell am PC durchführen (RAW)?

Die zweite Frage, welche zur Entscheidung führt, dreht sich konkret um den Zeitaufwand und die Komplexität der Nachbearbeitung. Wenn Sie beides nicht stört, dann sind Sie bei RAW?

Die dritte Frage hat etwas mit der Zielgruppe und deren Ansprüchen zu tun: Für wen fotografieren Sie, und was wünschen bzw. bezahlen diese Menschen? - Höchste Qualität? Dann RAW, sonst JPEG. Schnelle Lieferung? Dann JPEG.

Es gibt Fotografen, die ausschließlich mit RAW fotografieren, und solche, die nur JPEG verwenden, sowie solche, die je nach Anforderungen zwischen beiden Formaten wechseln. Für alle gibt es - wie gezeigt - gute Gründe.

Angesichts sehr schneller und preiswerter 32- bis 64-GB-Kamera-Speicher-Chips (Mitte der 2020er Jahre eher Terabyte) und Tera-Byte-Festplatten kann man die Speicherplatz-/ -Preisfrage heute generell nicht mehr gelten lassen.

Für Fotografen, die sich jedoch noch nicht entschieden haben, oder nicht ganz sicher sind, wann welches Format vorteilhafter ist, die folgenden Praxis-Tipps:

Vorteile für RAW in der Praxis

Wenn Sie Zeit und die Geduld für die aufwändige Nachbearbeitung haben und diese auch gerne dafür investieren wollen, dann ist RAW sinnvoll.

Wenn Sie einen leistungsfähigen, modernen PC zur Nachbearbeitung besitzen, dann ist RAW auch anwendbar.

Wenn Sie die Fähigkeiten besitzen, einen komplexen RAW-Konverter kompetent zu bedienen, oder dies zumindest erlernen wollen, dann liefert RAW Ihnen mehr Möglichkeiten.

Wenn Sie Freude am Experimentieren mit dem RAW-Konverter / der Bildverarbeitung am PC haben, dann ist RAW definitiv die beste Wahl.

Wenn Sie aus einem Foto Ihre persönliche Idee, Ihre Sichtweise auf das fotografierte Objekt herausarbeiten wollen, d.h., wenn Sie Ihre künstlerische Seite in der fotogarfischen Nachbearbeitung ausleben wollen, dann liefert RAW die optimale Datengrundlage.

Wenn Sie weitestgehende Kontrolle über zumindest viele Einstellungen am Bild / bei der Bildbearbeitung erhalten wollen, dann liefert RAW mehr Spielraum.

Grundsätzlich gilt: Je stärker Sie von vornherein vorhaben, Ihr Foto nachträglich am PC zu bearbeiten, umso eher empfiehlt sich RAW und eine Konvertierung mit 16 Bit im Grafikprogramm.

Wenn Sie extreme Korrekturen an Fotos vornehmen wollen, dann ist RAW einfacher zu handhaben. Hierfür eignen sich insbesondere manche Wolkenaufnahmen, bei denen man bei 16 Bit nachträglich geradezu groteske Tonwertspreizungen ohne Tonwertabriss durchführen kann.

Wenn Sie das Bild in der Ausbelichtung sehr groß aufziehen wollen (75*50 cm und größer), dann kann RAW sichtbar hochwertigere Endergebnisse liefern. Aber dafür sind auch eine hohe Sensorauflösung sowie hochwertige Objektive hilfreich respektive erforderlich.

Generell gilt auch die technisch-preisliche Umkehrung: Wenn Sie eine hochwertige Vollformat-Ausrüstung für fünfstellige Beträge angeschafft haben, dann kann man aus dieser hardware-technischen Basis mit RAW auch viel mehr herausholen als aus einem Billigsmartphone für 100 Euro.

Für die besonderen / die speziellen / die außergewöhnlichen / die geplanten Einzelbilder ist RAW oft den Mehraufwand wert.

Für vorher sauber durchgeplante und gut strukturierte Fotografien lohnt sich RAW, da sich hierbei der Zeitaufwand vor dem Foto mit dem danach am PC etwa die Waage hält.

Wenn Sie für Ausstelllungen (z.B. in Galerien und Museen) oder Foto-Wettbewerbe fotografieren, dann ist RAW nicht nur als Arbeitsgrundlage, sondern auch als Rechtsgrundlage hilfreich.

Statische Fotos mit hoher Auflösung, die vom Stativ aufgenommen wurden, profitieren von RAW. Dies prädestiniert RAW für die Landschaftsfotografie. - Meine Landschaftsfotos nehme ich zumindest auch in RAW auf.

Auch die Architekturfotografie kann von RAW profitieren, da hier der Dynamikumfang (zwischen reflektierendem Glas, dem Himmel und den Wolken sowie den Schattenbereichen) oft sehr hoch ist. Allerdings hilft hier oft auch nur ein HDR(I)-Foto.

Aufnahmen im Studio, die man verkaufen möchte sind mit RAW sowohl technisch als auch rechtlich sinnvoller. Dies zielt auf den Bereich der Porträt- und insbesondere der Beauty-Fotografie ab, bei denen wenige ausgewählte Bilder zum Schluss erheblich nachbearbeitet werden.

Formale Aufnahmen (z.B. Gruppenbild des Brautpaares mit Eltern, Trauzeugen etc.) profitieren von RAW.

Für den speziellen Fotourlaub oder die Foto-Safari eignet sich RAW: Denn hier sind die meisten Fotografen angesichts des hohen zeitlichen und finanziellen Aufwandes für die Reise und die Fotos auch bereit, nachträglich nochmals Zeit zu investieren.

Für die Nacht- und insbesondere Sternenfotografie eignet sich RAW eher als JPEG. Wenn es - wie bei der Sternenfotografie oder der Spionage - um winzigste Kleinigkeiten auf einem Foto geht, sollte man RAW verwenden, und die Konvertierung nicht einem unbekannten kamerainternen Automatismus überlassen. Jener könnte exakt das Gesuchte als vermeintliche Störung entfernen.

Auch in wissenschaftlichen oder medizinischen Bereichen kann RAW Vorteile gegenüber JPEG zeigen.

Wenn die Lichtverhältnisse und / oder Wetterverhältnisse vor Ort ungünstig oder extrem sind, dann ist RAW die erste Wahl. - Vor allem bei diesigem / dunstigen Wetter kann ein erfahrener RAW-Konvertierer manuell am PC eventuell mehr aus dem Foto herausholen als der kamerainterne Automatismus.

Persönlich hatte ich auch schon in Gebäuden nicht zu beeinflussende extrem wechselnde Lichtverhältnisse, die ein Stitching der Panorama-Bilder an langen aber schmalen Gängen nur mittels RAW ermöglichten, da mit jedem Meter Abstand vom jeweiligen Bildmittelpunkt die Lichttemperatur sichtbar abwich (siehe Fresken im Inselhotel).

Extreme Gegenlichtsituationen mit hohen Kontrasten und Farbsäumen (z.B. Porträts, Kirchenfenster) profitieren von RAW-Aufnahmen.

Je geringer die Farb- und Helligkeitsunterschiede im Bild und je regelmäßiger die Strukturen sind, insbesondere bei großen fast homogenen Flächen mit feinen Nuancen, desto eher eignet sich RAW.

Bildmotive mit hohen Farb- und / oder Tonwertkontrasten, insbesondere, wenn sie örtlich nahe beieinander liegen, sowie Bilder mit umfangreichen dunklen / schattigen Bereichen können qualitativ von RAW profitieren.

Wenn sich bereits vorab andeutet, dass man aufgrund irgendwelcher - nicht von einem zu beeinflussender - Umstände vor Ort nur zu einem einzigen suboptimalen Bild kommt und zwingend erheblich nachbearbeiten muss, dann ist RAW zu empfehlen. Dies kann zum Beispiel (unerlaubte) Fotos in Kirchen oder Museen betreffen.

Wenn Sie vor der Aufnahme nicht im Detail wissen, was Sie wollen und dies an der Kamera folglich auch noch nicht perfekt einstellen können empfiehlt sich ebenfalls RAW. Vorsicht: Hier steht im Detail. Größere Fehler bei der Kameraeinstellung verzeiht auch RAW nicht. Verwacklungen oder ein falsch gesetzter Fokus, falsche Blende oder Belichtungszeit, falsche Perspektive oder Brennweite können ebenfalls nicht nachträglich korrigiert werden.

Falls man nur ein Foto machen kann, oder besitzt, so kann man aus einem RAW-Bild ein Pseudo-HDRI-Foto erstellen, indem man das Original zusätzlich mit z.B. 2 Blenden weniger und 2 Blenden mehr im Konverter ausbelichtet und dadurch 3 Ergebnisbilder erhält, die man wieder miteinander verrechnen kann. Das Ergebnis ist zwar bei weitem nicht so gut wie ein echtes HDR(I)-Foto, aber oft besser als das einzelne Originalbild.

Wer Sportfotografie mit längerfristig hohen Serienbildraten in RAW betreiben möchte, der muss sich eine teure Profi-Kamera anschaffen.

Vorteile für JPEG in der Praxis

Da heute auf Smartphones und modernen Kameras auch das 10Bit-HEIF-Format unterstützt wird, kann man JPEG im Folgenden auch durch HEIF ersetzen, sofern Sie einen HDR-Monitor oder Fernseher besitzen, oder ein modernes Smartphone besitzen, die alle HEIF auf ihrem eigenen HDR-Display darstellen können.

Wenn Sie schnell und bequem ein fertiges Foto aus der Kamera haben wollen, dann ist JPEG die erste Wahl.

Wenn Sie keine Zeit für die aufwändige Nachbearbeitung investieren wollen, dann hilft JPEG .

Wenn Sie keinen leistungsfähigen modernen PC zur Nachbearbeitung - oder eher ein altes 3L-Produkt (Lenden-lahmer Laptop) besitzen, dann sollten sie nur JPEG verwenden.

Wenn Sie keinen guten (meist kostenpflichtigen) RAW-Konverter besitzen, der den RAW-Workflow beschleunigt, dann bleiben Sie besser bei JPEG.

Wenn Sie Ihr Kamera-Bild am PC - wenn überhaupt, dann - nur beschneiden wollen, dann reicht JPEG aus.

Wenn Sie manche Bilder zwar etwas korrigieren / nachbearbeiten wollen, aber dies in eher geringem Umfang betreiben wollen (beschneiden, gerade ausrichten), ist JPEG gut-genug. Für kleinere Schönheitsreparaturen reicht JPEG auf jeden Fall aus.

Wenn Sie absoluter Neuling in der Fotografie sind, dann würde ich zumindest mit JPEG beginnen. (So hat jeder einmal angefangen. Das ist etwas ganz Normales.) Machen Sie lieber viele Fotos in JPEG und lernen Sie dabei zu fotografieren, als die Zeit damit zu verschwenden, am PC ein paar mittelmäßige Fotos irgendwie nachträglich zu retten.

Wenn Sie Fotos überwiegend nur bis 20*30 cm ausbelichten, reicht JPEG ebenfalls aus. Das schließt alle DIN A 4 Fotobücher sowie den gelegentlichen Ausdruck bis DIN A3 resp. 60 * 40 mit ein.

Vor allem bei kleineren / preiswerteren (Pocket- und Bridge-) Kameras sind die Speicherzeiten für RAW derart hoch (teilweise mehrere Sekunden), dass sie sich wirklich nur für statische Ausnahmen lohnen. Alles andere sollte man in JPEG fotografieren.

Wenn Sie ein Foto schnell im Web (auf den sozialen Netzen) veröffentlichen oder verschicken oder in PowerPoint einbinden wollen, sind die kleineren JPEG-Dateien sinnvoller.

Für bewegte Motive ist JPEG bei vielen Kameras sinnvoller: Die kleineren JPEG-Dateien lassen sich schneller auf einem Chip speichern. So sind hohe Bilderzahlen im Serienbildmodus erzielbar und können länger aufrechterhalten werden. Dies prädestiniert JPEG für die Sportfotografie bzw. die Fotografie von sich schnell bewegenden Objekten (Flugzeugen, Sprengungen etc.), teilweise auch Tieren.
Meine Tanzsportaufnahmen machte ich fast ausschließlich in JPEG. Nur so ließen sich früher bis zu 100 Sekunden Länge eine Serienbildgeschwindigkeit von kontinuierlich 6 Bilder / Sekunde erzielen.
Die insgesamt kleineren JPEG-Dateien lassen sich zudem in größerer Zahl auf einem Chip speichern. So sind auch bei langen Sportereignissen mehrere lange Serienbild-Einsätze durchführbar. Denn bei großen Sportereignissen kommen tausende Fotos je Tag zusammen.

Für sämtliche Alltagsfotos und den fotografischen Massenbetrieb der Erinnerungsfotos reicht JPEG auf jeden Fall aus.

Für Schnappschüsse (z.B. zu Hause, auf privaten Partys, Feiern, Festlichkeiten, beim Spaziergang) ist JPEG geeigneter als RAW.

Für die reine Dokumentation sind hochauflösende JPEGs mehr als ausreichend. Dies prädestiniert sie für Zeitungen, Reportagen und teilweise sogar den Einsatz vor Gericht. Denn vor Gericht werden sowieso oft weitere Beweise verlangt, um die Authentizität der Aufnahme zu belegen.

Auch Familienfotos und Feierlichkeiten bis hin zu Hochzeiten (abgesehen von wenigen gestellten - hochoffiziellen - Aufnahmen) werden - selbst von bezahlten Fotografen - überwiegend in JPEG fotografiert.

Selbst die meisten privaten Urlaubsfotos kann man heute mit modernen Kameras bedenkenlos mit JPEG aufnehmen. Denn: wer will ernsthaft nach dem Urlaub evtl. mehrere tausend RAWs nachbearbeiten.

Wenn Sie (als erfahrener Fotograf) vorher wissen, was Sie wollen und dies an der Kamera auch korrekt einstellen können, dann kann JPEG ausreichend sein.

Viele Kameras bieten heute Stile, Motivprogramme, LUTs, Filter etc. für JPEG an, die nicht nur sehr gute Voreinstellungen für bestimmte Motive wie Porträts, Landschaften und Sport bieten, sondern die man auch noch vorab individuell verändern und für den eigenen Geschmack optimieren kann. Manche Hersteller, wie Canon, bieten sogar weitere Stile zum Download von ihrem Internet-Auftritt zum Installieren in der Kamera an.

Je abwechslungsreicher, detailreicher ein Foto ist und je unregelmäßiger die Strukturen sind (z.B. bunter Herbstwald), desto eher eignet sich JPEG.

Wenn Sie JPEG-Aufnahmen machen, dann im höchsten Qualitätsmodus und mit dem kameraseitig jeweils passend eingestellten JPEG-Stil (Porträt, Landschaft etc.).

Zur Klarstellung: Das alles sind Erfahrungswerte, keine Naturgesetze oder göttliche Gebote.

Zweifelsfälle und Tests

Moderne Kameras liefern heute bei - optimaler Kamera-Einstellung - im Endergebnis oft gleichwertige JPEGs und RAWs.

Das soll jedoch niemanden auf JPEG fixieren. Ganz im Gegenteil sollte jeder Fotograf zumindest einmal versuchen, mit RAW zu fotografieren und daraus etwas zu machen. Vielleicht entsteht daraus eine völlig neue Beziehung zur künstlerischen Seite der Fotografie oder auch nur zur Lust an der Nachbearbeitung am PC.

Falls Sie es noch nie getan haben, oder es schon lange her ist, so versuchen Sie es einmal (wieder). Man kann mit RAW nichts zerstören, weder die Kamera, noch den PC noch das Bild.

Im Zweifel können heute viele moderne Kameras gleichzeitig JPEG und RAW speichern. - Probieren Sie es aus. Zumindest für eine Übergangszeit, in der Sie sich die Vorteile optisch klar machen wollen. Dieser RAW+JPEG-Modus gibt Ihnen alle Sicherheit, alles richtig zu machen.

Die einzigen Nachteile liegen in einer etwas längeren Speicherzeit und einem höheren Speicherbedarf. Aber abgesehen von der Sportfotografie und Wildtierfotografie mit schnell fliegenden Vögeln werden Sie das in der Praxis mit modernen Kameras kaum als nachteilig bemerken.

Wenn Ihnen im Anschluss am PC das JPEG bereits gefällt, erübrigt sich die langwierige Nachbearbeitung des RAWs. Ansonsten haben Sie noch immer die Möglichkeit, aus dem RAW ein Ihnen eher gefallendes Ergebnis zu erzeugen. - Und da es in der Fotografie kein Richtig oder Falsch gibt, können Sie alles machen.

Folglich stellt sich die oft gestellte Frage RAW oder JPEG nicht. Es muss immer heißen RAW und JPEG.

Wie Zusatzdaten im RAW-Bild das Ergebnis beeinflussen

Im Grunde geht es bei Zusatzdaten darum, wie sie zu jedem Bild das Ergebnis beeinflussen, obwohl eigentlich doch RAW völlig unbearbeitet und unbeeinflusst sein sollte. Konkret geht es darum, wie die Kelvin-Zahl (der Kamera) in die PC-Software kommt.

Festhalten muss man zuerst einmal, dass Zusatzdaten zu jeder RAW-Datei abgespeichert werden können. Bereits hier liegt das erste Problem: Welche Zusatzdaten der Kamera zur RAW-Datei gespeichert werden, hängt vom Kamera-Hersteller, dem einzelnen Kameramodell und bei neueren Kameras sogar von der Firmware-Version ab. D.h. hier existieren weder ein Standard noch Richtwerte oder Empfehlungen. Der Umfang der Zusatzdaten kann sich sogar mit dem nächsten Firmware-Update ändern, was auch oft geschieht.

Normalerweise wird für RAW in der Kamera ein vom Hersteller vorgegebenes (teilweise lineares) Profil verwendet. Jedoch ist selbst das nicht sicher. Manche speichern das in der Kamera eigentlich nur für das JPEG-Format gewählte Profil mit ab (z.B. Normal, Natürlich, Landschaft, Porträt etc.)

Erstaunlicher Weise speichern die meisten Kameras jedoch fast immer die Kelvin-Zahl der Weißbalance mit ab, sei diese AWB (für den automatisch ausgewählten Weißabgleich) oder eben eine manuell vorgewählte Kelvin-Zahl.

Hinzu kommt die Foto-Software auf dem PC. Hier bestimmt ebenfalls jeder Software-Hersteller mit jedem RAW-Konverter und dann nochmals mit welcher Version er welche Zusatzdaten bei RAW-Dateien ausliest und dann auswertet und vor allem wie er sie anwendet.

Erkennen lässt sich dies z.B. an der häufigen aber keineswegs überall auffindbaren Funktion von Plugins, welche einem Anwender im Foto den verwendeten Fokus-Punkt anzeigen, auf den die Kamera bei der Aufnahme scharf fokussiert hatte. (hier das Plugin für Lightroom.)

Auch hierbei gilt, dass sich das von Version der Software zur nächsten ändern kann, wie Adobe oft demonstrierte. Dabei entfielen sogar für zahlreiche moderne Kameras in den letzten Jahren wertvolle früher verwendete Zusatzinformationen.

Nun kommt es auf den RAW-Konverter / die Software auf dem PC an. Allerdings interpretiert jede (!) Software eine RAW-Datei anders. - Das Profil in der Software ist vom Software-Hersteller abhängig. Denn die Kamerahersteller geben meist keine brauchbaren Details heraus. Im Artikel Lineare Profile habe ich dies erläutert, und wie man solche linearen Profile für Adobe erhält.

Fast immer werden jedoch bereits voreingestellte Farb- etc.-Profile mit aufgesteilten S-Kurven verwendet. Aber diese S-Kurven sehen Sie als Software-Anwender nicht, weil jene dem Programm unterlegt sind. Die sichtbare Gradationskurve ist linear neutral - bildet somit eine Gerade von der Ecke links unten nach rechts oben in der Ecke.

Manche Software bietet auch irgendwie selbst angepasste Kameraprofile an, wie z.B. bei den JPEGs in der Kamera (Z.B.: Natürlich, Landschaft, Porträt etc.). Aber auch diese sind vom Software-Hersteller selbst irgendwie (durch Reverse-Engineering) nachgebaut und somit meist nicht identisch zu den Kameraprofilen der Hardware-Hersteller.

Bleiben wir bei der Kelvin-Zahl für den Weißabgleich, welche erstaunlicher Weise auch die meiste PC-Software ausliest und irgendwie auswertet. Das entnimmt die meiste Software aus den der RAW-Datei angehängten Daten der Kamera. Aber da sind dann nicht alle Zahlen immer identisch, weil jeder z.B. den sogenannten Tageslicht-Wert anders festlegt (alles zwischen ca. 5.000 und ca. 5.600 Kelvin).

Um es noch mehr zu verkomplizieren: Es ergibt tatsächlich meist zwei unterscheidbare Ergebnis-Fotos, wenn man auf dem Stativ das identische Motiv mit AWB = Auto und einem fest eingestellten Kelvin-Wert (z.B. Tageslicht) fotografiert. Dann sehen die Histogramme anders aus - und die Bildfarbe sowie vor allem die Helligkeit weichen etwas voneinander ab. Daraus schließen viele (auch ich), dass man idealerweise bereits mit manuell perfekt eingestelltem Weißabgleich (und nicht AutoWB arbeiten) sollte. Aber auch ich mache das nicht immer, weil es sehr aufwändig ist. - Probieren Sie es bitte einfach einmal mit einem farbenfrohen und kontrastreichen Motiv aus. Sie werden den Unterschied erkennen. Alternativ könne Sie auch den Kelvin-Wert eines einzelnen Fotos in der PC-Software (deutlich) verändern. Dann verändert sich meist auch das Histogramm entsprechend deutlich.

Kommen mehrere Faktoren zusammen, so kann dies nicht mehr optimal korrigiert werden, obwohl wir uns bei RAW-Dateien angeblich im Format befinden, in welchem man alles korrigieren kann. Eine solche Grenzsituation ist das Überbelichten oder zumindest Belichten nach rechts (ETTR). Dabei wird die Belichtung auf die Lichter hin optimiert, stimmt dann der Weißabgleich nicht mit dem später zur Bearbeitung Gewünschten überein, und verwendet die Software ein unterlegtes sehr aufgesteiltes S-Kurven-Profil, dann werden evtl. Höhen nicht mehr alle gerettet werden können, sondern gehen verloren. Ähnlich sieht es am linken Rand mit den Schatten aus, welche durchaus einige Zeichnung verlieren können, sofern man die Belichtung bei der Aufnahmen nach links hin optimiert hat.

Folglich kann man in der Praxis auch kein RAW-Bild mit einem anderen vergleichen. Im anglo-amerikanischen Raum schreibt man deshalb gerne developped to taste - nach dem eigenen Geschmack entwickelt.

Weiterhin viel Freude beim Fotografieren.

Zukunft

Auch wenn es mit Prognosen immer schwierig ist, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, so wage ich einige Thesen:

Noch viele Jahre werden die proprietären RAW-Formate der einzelnen Hersteller dominieren. Der Aufwand der Umstellung und der Verlust an jeweiligem Insiderwissen zum Vorteil der eigenen RAW-Konverter werden einen Umstieg der großen Firmen auf die vorhandenen offenen Standards noch lange hinauszögern.

Die Anzahl der proprietären RAW-Formate wird sogar weiter zunehmen, da ständig neue Sensoren mit weiteren technischen Möglichkeiten in die Kameras Eingang finden.

Die RAW-Konverter aller Anbieter werden immer umfangreicher, bis sie schließlich das gesamte Grafikprogramm enthalten und jegliche Nachbearbeitung inklusive Filter erlauben.

Dadurch werden die Anforderungen der RAW-Konverter an die Hardware immer höher.

Ferner werden die Anforderungen an die Anwender dieser Programme immer höher.

Das veraltete JPEG-Format wird trotz einiger Nachteile mittelfristig als gut genug angesehen und beibehalten werden.

Einerseits macht jeder Format-Wechsel erheblichen Programmieraufwand nötig. Dieser kostet jedoch Geld, das im derzeit rückläufigen Fotobereich kaum eine Firma investieren will.

Andererseits würde mit qualitativ hochwertigen (16-Bit), verlustlosen JPEG-Formaten die bei Kameras gerne beworbene Serienbildgeschwindigkeit (bei gleicher Prozessorleistung) sinken.

Der erste Kamera-Hersteller, der jedoch auf ein modernes JPEG-Format wie XL umsteigt, wird eine Revolution auslösen: Neue zahlungskräftige Kunden strömen seit Jahren in den Bereich der hochwertigen Fotografie, sind jedoch nicht fähig und / oder nicht willens, eine umfangreiche manuelle Nachbearbeitung am PC durchzuführen. Sie würden den Qualitätsvorteil sofort annehmen. Da weltweit fast alle Kamera-Vergleichstests mit JPEG-Fotos durchgeführt werden, würde sich dadurch ein messbarer Vorteil jener Kamera zeigen.

Aber selbst dann hätten RAW-Dateien für Nischenanwendungen noch immer ihren Sinn, da man sie nachträglich manuell immer noch etwas stärker individuell und künstlerisch verändern könnte.

Die Zukunft für DNG halte ich für schwierig. Einerseits handelt es sich nicht um einen wirklichen Standard, da laufend neue Versionen von Adobe herausgebracht werden, die wiederum keineswegs von allen Grafikprogrammen unterstützt werden. Ferner räumte Adobe inzwischen offen ein, dass bei der Umwandlung zu DNG die Bildqualität verringert wird. Andererseits hat Adobe mit Photoshop jedem Nutzer gezeigt, dass es sich nicht an Kundeninteressen orientiert. Es könnte somit passieren, dass der angeblich offene und freie Standard auch schnell abgeändert, fallen gelassen, oder der neueste DNG-RAW-Konverter nur gegen monatliche Gebühr und Online-Verbindung weiter verwendet werden kann. Hier finden Sie alles Weitere zu DNG.

HEIF, HEIC, HEVC

Bei Smartphones etc. setzte sich seit Anfang der 2020er Jahre zudem HEIF als HDR-Bild-Format durch und kann mit 10-Bit immerhin HDR-Fernseher bespielen sowie auf den sowieso HDR-fähigen Smartphone-Displays dargestellt werden. Den meisten Anwendern reicht dies. Und auf dem Smartphone sind das immerhin mehrere Milliarden Nutzer. Da spielen die Interessen der wenigen Millionen Fotografen mit dedizierten Kameras keine große Rolle mehr.

HEIF (Wikipedia deutsch, Ionos deutsch) steht für High Efficiency Image File Format - ein hoch-effizientes Bild-Dateiformat.

HEIF kann für Bilder und Bildsequenzen (z.B. Belichtungsreihen, Timelaps, animierte Grafiken) verwendet werden. Sogar Ton kann man damit aufnehmen.

Das neue Dateiformat ist meist an den Endungen .heif oder .heic (seltener .avci für H.264/AVC) zu erkennen.

Seit 2017 benutzt es das Apple iPhone. Inzwischen wird es von mancher weit verbreiteten Software wie Lightroom und Gimp erkannt. Anfang 2020 bot Canon mit seiner Profikamera 1D-X Mark III die erste dedizierte klassische Fotokamera mit diesem HEIC-Dateiformat als Foto-Standbild-Format an.

Neue Betriebssystem-Versionen von Microsoft und Apple sowie Android unterstützen das Format seit Ende 2019 brauchbar.

Es existiert bisher jedoch nur wenige kostenlose Software zur Bildbearbeitung. Und auch viele kostenpflichtige Software im Fotobereich unterstützten noch bei Weitem nicht das HEIC-Format überhaupt oder perfekt. Auch bei Cloud-Diensten kam es zumindest 2019 noch zu Problemen mit HEIC.

Aber selbst 2020 unterstützte noch kein mir bekannter Browser HEIF / HEIC.

Bei allen im Internet kursierenden Gerüchten ist Vorsicht geboten. Es handelt sich um einen sogenannten Container, der sehr variabel ist. Das bedeutet, dass ein Anbieter / Hersteller die Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen muss. Jeder kann innerhalb des Containers ziemlich viele Variablen anders setzen.

So unterstützt HEIF bis zu 16-bit Farbetiefe - wohingegen JPEGs derzeit nur 8-bit umfassen. Aber bis zu heißt nicht immer 16 Bit. Meist sind es 10bit.

Es handelt sich somit meist um 10 Bit-Dateien. Also 2 Bit mehr als JPEG. Das verspricht bis zu 1024 Helligkeitsnuancen je Farbkanal. Das wäre ein signifikanter Qualitätsvorteil gegenüber JPEG. Dies kann man in weitgehend gleichmäßigen großen Farbflächen (wie dem Himmel) sofort mit bloßem Auge erkennen.

Aber sogar die Standardisierungsorganisation selbst spricht von nur ca. doppelter Bildinformation je Speichereinheit.

Bis zu 50% höhere Kompressionsrate heißt nicht, dass die Dateien generell halb so groß sind wie JPEG-Bilder.

Selbstredend lassen sich im Internet teilweise extreme Einsparungen finden. Dabei werden jedoch eher unseriös 100% JPEGs verwendet. De facto verwendet z.B. kaum jemand als Internet-Foto mehr als 50% Qualität-Stufe.

Selbst Apple spricht von eher 40% Platzersparnis in seinen marketing-getriebenen Werbeangaben.

Nur die nachträgliche Bildbe- und -verarbeitung ist non-destructive. Das Roh-Bild selbst wird natürlich auf dem Weg von Sensor zu HEIC verlustbehaftet komprimiert, da sie wie JPEG auch auf der Diskreten Kosinus Transformation (DCT) beruht.

Vorteile scheinen sich meines Erachtens eher für Smartphones im Zusammenhang mit Computational Photography zu ergeben, da das Dateiformat auch Zusatzinformationen wie Alpha-Kanäle und Tiefen-Ebenen speichern kann.

Wie viele andere Foto-Dateiformate kann es auch EXIF, XMP-Zusatzdaten beinhalten.

Aber

HEIF beruht auf dem HEVC. HEVC steht für High Efficiency Video Coding. Damit wird klar, dass HEIF (Wikipedia) primär für Videos entwickelt wurde. Dafür wurden bisher auch die folgenden Abkürzungen verwendet: H.265 und MPEG-H Part 2.

Und um es klar festzuhalten: Das Bildformat HEIC wurde auch von der Moving Picture Experts Group (MPEG) entwickelt - und zwar seit dem Jahr 2000.

Da HEVC für 8K-Video ausgelegt ist, kann es nur 8.192 × 4.320 Pixel abspeichern. Der Standard wurde 2013 verabschiedet, wird aber ständig überarbeitet. Im Video-Bereich ist das Format inzwischen weit verbreitet. Für Fotografen und Videografen hat das Format den weiteren Nachteil, dass es einen leistungsstarken PC zur Bearbeitung voraussetzt, da es aufgrund der komprimierteren Daten anspruchsvoller ist als z.B. H.264 (englischer Vergleich der beiden Dateiformate.)

Bei allen im Internet kursierenden Gerüchten ist Vorsicht geboten. Es handelt sich um einen sogenannten Video-Container. Das bedeutet, dass man die Möglichkeiten nicht voll ausschöpfen muss. Jeder kann innerhalb des Containers ziemlich viele Variablen anders setzen.

Man geht von einer um 25-50% höheren Kompressionsrate aus. D.h. Daten können um 1/4 bis zur Hälfte kleiner werden. Man beachte das Wort können.

Die Blockgröße kann zwischen 4*4 und 32*32 Pixeln schwanken. D.h. eine Software kann selbst entscheiden, welche Bildteile sie wie interpretiert und dann möglichst schonend komprimiert. Aber das Format ist nicht absolut verlustlos.

Fazit

Da es sich durch Apple bereits im Smartphone-Bereich weit etabliert hat, könnte HEIF / HEIC der neue Foto-Standard werden, der irgendwann JPEG ablöst.

Die Bildqualität gegenüber JPEG wird sichtbar erhöht. Aber es handelt sich keineswegs um ein wirklich verlustfreies Dateiformat, das RAW Konkurrenz machen könnte.

Selbst Mitte der 2020er Jahre musste man festhalten, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis wirklich alle Fotokameras und alle Software den Standard unterstützen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass damit erhebliche Kosten für Lizenzen verbunden sind.

Weitere Artikel zum Themenumfeld RAW

Bitte beachten Sie zum Thema RAW auch die folgenden Artikel: RAW-Betrug, Moderne Objektive und Profile und Presets sowie DNG, dem Adobe-Dateiformat.

Externe Quellen

Artikel

Interessierte Leser, welche mehr erfahren möchten, finden zahlreiche vertiefende Quellen, wie Rohdaten bei Wikipedia auf Deutsch und als ausführlichere englische Erklärung bei RAW Wikipedia. Zum JPEG-Format findet sich bei der deutschen Wikipedia JPEG - Format und der englischen JPEG - Dateiformat sowie die JPEG-Standards auf Englisch). Ralfonsos Fotoschule erklärt den Unterschied der Dateiformate RAW und JPEG und zudem als Kurzfassung mit Tipps auf Deutsch. Bereits 2005 beschäftige sich jemand im DLSR-Forum mit der Frage RAW oder nicht RAW - das ist hier die Frage in einem langen Grundlagenartikel. Allerdings ist viel Zeit seit damals vergangen. Beim Fotoportal Traumflieger befasste man sich ebenfalls früh Mit RAW's und der optimalen Konverter-Software arbeiten, wobei man 4 Artikel mit dem Test dreier Konverter liefert. Aber auch dies ist ziemlich alt. Der folgende englische Artikel RAW versus JPEG liefert einen Vergleich aus dem Jahr 2010, der angeblich bis 2024 aktualisiert wurde. Der Artikel Bildverarbeitung in der Praxis bietet die Links zu 3 PDFs eines grundlegenden Buches, das allgemeine Hintergründe zur Bildverarbeitung auf Deutsch liefert. Eine Liste zahlreicher RAW-Konverter finden Sie bei Wikipedia.de und bei Wikipedia Englisch. Ein Techniker bei Adobe erklärt kurz auf Englisch Understanding Digital Raw Capture (PDF). Michael Reichmann erklärte 2011 Understanding Raw Files auf Englisch. Zumindest einmal gehört haben sollte man von Jared Polin in den USA mit seinem Auftritt Fro knows Photo, welcher wohl der polarisierendste Vertreter des RAW-Formates ist. Er trägt das RAW sogar auf jedem T-Shirt vor sich her. Ihm gegenüber steht der US-Amerikaner Ken Rockwell JPG vs Raw: Get it Right the First Time einer der polarisierendsten Vertreter des JPEG-Formates mit einem englischen Artikel aus dem Jahr 2009. Die englische SLR-Lounge bot 2012 den Artikel RAW vs JPEG - THE ULTIMATE VISUAL GUIDE, der angeblich bis 2024 aktualisiert wurde. Die englische Digital Photography School publizierte den Artikel RAW versus. JPEG. Er ist zwar undatiert, aber sehr alt, da man noch von 1 GB-Speicherchips und langsamen Kameraprozessoren sowie Photoshop CS2 = 2005 schreibt. Die ehemalige deutsche Fotofachzeitschrift ColorFoto publizierte RAW gegen JPEG - Mehr Schärfe - Dateiformate im Vergleich anhand sieben Kameras - aus dem Jahr 2010. D.h. es handelt sich um historische Werte und Aussagen, da sich sowohl die Kamera-Hard- als auch -Software sowie die PC-basierten RAW-Konverter weiterentwickelt haben. Zum HEVC und HEIF finden Sie Informationen bei Wikipedia High Efficiency Video Coding (Deutsch) und Wikipedia High Efficiency Video Coding (Englisch) sowie High Efficiency Image File Format (Englisch) und High Efficiency Image File Format (Deutsch). Der nächste englische Artikel High Efficiency Image File Format (HEIF) liefert Ihnen alle (technischen) Original-Papiere zum Standard. Die englische Foto-Fachzeitschrift PetaPixel erklärt im folgenden Artikel aus dem Jahr 2022 What is a JPEG? Everything You Need to Know alles zu JPEG und im nächsten Artikel RAW vs. JPEG: Which Image Format is Best? aus dem Jahr 2023 vieles zu RAW. PetaPixel erklärt im Artikel How Does Your RAW Processing Software Affect Your Images? auf Englisch vom 20.08.2024 ein paar Unterschiede der verschiedenen RAW-Konverter am Bildendergebnis auf. Vorsicht: Zahlreiche Angaben am Anfang des Artikels zu RAW sind nachweislich seit vielen Jahren widerlegt und somit falsch. Das ist das Grundproblem bei dem Thema RAW und JPEG: Fast jeder schreibt ungeprüft Falsches von alten Artikeln ab.

Videos

Wer sich lieber Filme zu dem Thema anschauen will, findet bei YouTube eine relativ große Auswahl, jedoch nur wenige auf Deutsch, z.B. vom Influencer Pavel Kaplun RAW vs. JPEG ein 10-minütiges Video aus dem Jahr 2012 mit Bildvergleichen nach nicht ganz fairen Bearbeitungen (siehe oben) eines expliziten RAW-Anhängers aus dem Jahr 2012. Der Influencer Fotografieren mit MarcusFotos.de lieferte RAW oder JPEG - Was soll ich benutzen? - Marcusfotos.de ein 11-minütiges Video mit Überblick über die Formate eines RAW-Anhängers aus dem Jahr 2011. Der deutsche Influencer doric4design bot 2013 mit dem Film Camera Raw Tutorial eine komplette Bildbearbeitung über 29 Minuten zum RAW-Konverter von Adobe von einem RAW-Anhänger - allerdings mit geringe Tonqualität. Er benutzt die Regler zwar extrem, aber als kostenlose Einführung in Camera Raw zur Demonstration der Fähigkeiten ist es durchaus geeignet. Der französische Influencer Serge Ramelli Photography zeigt im englischen Video Retouching photos with Photoshop CS 6 Training course - Camera raw basics in 21 Minuten zum RAW-Konverter von Adobe einige Tricks. Weiter Videos zu Camera RAW. Auch Adobe bietet zahlreiche englische Videos zur RAW und seinen Konvertier-Programmen sowie mit den deutschen Artikeln Wissenswertes zu Camera Raw viele interessante Informationen zu RAW und vor allem deren RAW-Konverter Camera RAW.

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