RAW und JPEG

vg

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Glaubenskrieg

Abgesehen vom völlig unsachlichen Glaubenskrieg zwischen den Anhängern der einzelnen Fotomarken / Kamera-Herstellern tobt seit rund 20 Jahren eine kontroverse Diskussion, die vereinzelt in einen polemischen Streit ausartet, zwischen den Anhängern des RAW-Formats in der Fotografie, die sich für die wahren, ja einzigen ernsthaften Fotografen halten, und den Nutzern des JPEG-Formats - vermeintlich inkompetente Knipser, die alle angeblich nur belächeln und auf die vermeintlich die ganze Welt herabschaut.

Vom Sensor zu den Bild-Dateien

Um RAW zu verstehen, muss man sich den Weg eines Fotos vom Sensor zur endgültigen Bilddatei vergegenwärtigen.

Sensor-Maske:

Weitere Vorgänge in der Kamera / weitere nicht sauber dokumentierte Eingriffe in die Sensordaten (Sie werden von vielen Technikern vermutet, jedoch von den Firmen nicht veröffentlicht):

Speichern:

Zur Klarstellung:

RAW

Definition und Namen für RAW

Technik der RAW-Daten

Im Grunde kann eine RAW-Datei folgende Inhalte besitzen:

Allerdings unterscheiden sich die RAW-Formate der Hersteller derart, dass diese Aufzählung hier wirklich nur als vereinfachende Annäherung zu verstehen ist.

Relativ viele RAW-Dateiformate basieren auf TIFF, wobei die Hersteller dieses Format dann ziemlich abwandeln.

Die Daten - insbesondere die Sensordaten des Bildes - können (verlustfrei oder verlustbehaftet) komprimiert sein.

Bei manchen Nikon Modellen (D3### und D5###) wurde inzwischen eine teilweise Kompression der Lichter bei RAW-Dateien bekannt.

Die Daten - insbesondere die Metadaten zum Kamera-Sensor - können verschlüsselt sein.

Bitte beachten Sie meine oben gewählten weichen Formulierungen. Das kann so sein. Aber es muss nicht in jedem Einzelfall so sein. Da es sich bei RAW um sogenannte proprietäre = firmenabhängige Dateiformate handelt, kann jeder Hersteller machen, was er will - und tu es auch. So kommen ständig neue RAW-Formate heraus und alte werden abgewandelt.

Vorteile RAW

Nachteile RAW

Die Folgen der Dateigröße bei RAW sind erheblich:

Mangelnde Akzeptanz:

Höherer Aufwand:

Herstellerspezifische Nachteile

Unterschiedliche RAW-Formate

Zeit

JPEG

Definition und Namen für JPEG

Technik der JPEG-Daten

Vorteile JPEG

Nachteile JPEG

Unterschiedliche JPEG-Formate

Fazit: RAW / JPEG

Märchen, Unseriöses

Selbst bei angeblich seriösesten Institutionen (wie z.B. Wikipedia) finden sich unsachliche bis falsche Behauptungen. Die schlimmsten tatsächlich nachweisbaren Zitate will ich im Folgenden verständlich erläutern und somit widerlegen.

Englisch, medium, oder durch

Eine RAW-Datei wäre roh, unbearbeitet, unberührt, unangetastet, ohne weitere Bearbeitung. Bei RAW Formaten werden die Sensordaten direkt und unverarbeitet ... aufgezeichnet. Sie bekommen das 'rohe' Bild, so wie es der Sensor 'gesehen' hat. Der Nutzer erhält die Rohdaten. Eine RAW-Datei enthält exakt das, was der Sensor sieht.

Während bei JPEG unbekannte kamerainterne Prozesse das Bild verändern, erhält man mit RAW angeblich unveränderte Daten.

Sämtliche vom Bildsensor erfassten Details bleiben vollständig erhalten.

RAW-Dateien seien unkomprimiert.

Nachträgliche Änderungen

Nur in RAW-Fotos kann man angeblich nachträglich alles ändern, insbesondere den Weißabgleich.

Nur mit RAW kann man angeblich eine nachträgliche verlustfreie Bildbearbeitung durchführen.

Angeblich entstünden bei JPEGs bei Änderungen immer Löcher oder Lücken im Histogramm sowie Farbabrisse und hässliche Farbsprünge im Foto. Noch unseriöser wird dann sogar von Löchern im Foto geschrieben. Vereinzelt wird dann als Beweis auch noch ein Bild in dem anderen Dateiformat GIF mit krassen Farbsprüngen als Beispiel gezeigt.

Nur mit RAW könnte man angeblich nachträglich aus dem Farbfoto ein Schwarz-Weiß-Foto erstellen.

Belichtung

RAW wäre idiotensicher, weil man jede Unter- und Überbelichtung der Kamera nachträglich am PC retten könnte.

Man kann mit RAW über- und unterbelichten.

RAW-Konverter könnten angeblich alle ausgebrannten Lichter retten.

Dynamik, HDR(I) und Panorama

Die Dynamik (Umfang vom dunkelsten zum hellsten Lichtwert auf dem Foto) wäre bei RAW angeblich immer höher und ersetzt deshalb eine HDR(I) Aufnahme.

RAW-Bilder ergäben aufgrund ihres höheren Dynamikumfanges automatisch ein besseres Papierfoto.

Nur mit RAW-Dateien kann man angeblich HDR(I) aufnehmen.

Der Dynamikumfang von RAW ließe sich angeblich durch nichts ersetzen.

Nur mit RAW-Dateien kann man angeblich ein Panorama aufnehmen.

Mit RAW könne eine Kamera angeblich weder Panorama-Aufnahmen noch HDR(I)-Serien noch Belichtungsreihen erstellen.

Anfänger, Profis, Schlamper

Man kann bei RAW-Formaten angeblich schlampiger fotografieren, da man außer Fokussierung, Blende, ISO und Belichtungszeit alles nachträglich ändern kann. Bzw. mit RAW könnte man angeblich alle Fehler bei der Aufnahme nachträglich korrigieren.

Manche Autoren zeigen Ihre fotografische Unkenntnis dadurch, dass sie ernsthaft behaupten: bis auf den Fokus und Blende wäre in einer RAW-Datei alles später noch veränderbar.

Ein anderer Schreiberling geht noch weiter: Was das RAW-Programm nicht nachträglich ändern kann: die ISO-Einstellung.

Beim Drücken des Auslösers müssen lediglich drei Parameter berücksichtigt werden. Das sind die Lichtempfindlichkeit, die Verschlusszeit und die Blende.

Nur Anfänger(innen) fotografieren angeblich mit JPEG.

Alle Profis fotografieren nur RAW - am besten in Kombination mit: JPEG ist nur etwas für hirnlose Knipser.

Dieses ganze RAW-Gesülze ist nur was für Leute, die nicht fotografieren können und dann meinen, damit ihre Fehler ausgleichen zu können, was bei den wenigsten Kameras auch wirklich funktioniert.

Frauen sind wie Männer - pseudologische Vergleiche

Kinderleichte RAW-Konverter

Mit RAW könnte man alles - insbesondere den Weißabgleich - kinderleicht nachträglich ändern.

Mit einem RAW-Konverter könnte jeder ganz einfach alles aus dem Foto herausholen.

RAW-Konverter wären kinderleicht zu bedienen.

Beim Erlernen des RAW-Konverters handele es sich um einen einmaligen Aufwand, der sich wirklich in Grenzen hält.

RAW erfordere angeblich nur einen kleinen zusätzlichen Zwischenschritt auf dem PC mehr als JPEG.

Mit den in den modernen RAW-Konvertern angebotenen Automatismen für die Stapelverarbeitung könnte man die erforderliche Zeit für die Konvertierung der RAW-Dateien angeblich drastisch reduzieren.

Jedes RAW-Foto sieht angeblich besser aus als ein JPEG. Bzw. eine RAW-Datei liefert angeblich immer ein hochwertigeres Bild als das JPEG der Kamera.

Vorweg: RAW liefert immer das bessere Ergebnis.

Bildvergleiche

Ein altes RAW-Bild ist immer besser als ein neues JPEG oder jedes RAW ist besser als JPEG.

Mit RAW kommen angeblich immer bessere Ergebnis-Fotos heraus als mit JPEG. Oder: RAW-Fotos sind das Beste was Sie von einer Digitalkamera bekommen können.

Gerne werden in einigen Foren die maximale RAW-Qualität und RAW-Auflösung mit der schlechtesten JPEG-Qualität und JPEG-Auflösung verglichen.

Noch unseriöser ist es, wenn zwei RAW-Fotos miteinander verglichen werden: ein (flaues) RAW in der Standardeinstellung des Konverters, und ein knackiges mit den für dieses Motiv optimalen Reglereinstellungen.

Wenn man zwei identische Fotos eines als RAW und das andere als JPEG in einen RAW-Konverter nachträglich identisch bearbeitet (synchronisiert), dann sieht RAW am Ende besser aus.

Ein Kessel Buntes

JPEGs lassen sich angeblich problemlos als Anhang von E-Mails und MMS versenden.

Höhere Farbtiefe, weniger Fehler. Bessere Bilder dank Rohdaten.

Angeblicher Zeitverlust beim Fotografieren / Das Speichern einer RAW-Datei braucht angeblich bis zu 20 Sekunden auf Kameras und blockiert solange den Fotoapparat.

Eine RAW-Datei erfordert angeblich so viel Speicherplatz wie 10-15 JPEGs.

Des Weiteren liegen Bilddaten im RAW-Format in einem 16 Bit Farbraum.

Bei JPEG-Dateien sinke die Auflösung.

Historische Verallgemeinerungen:

RAW stünde nur bei Spiegelreflexkameras zur Verfügung.

Oft werden generelle Workflow- und Software-Probleme mit den beiden Datei-Formaten verwechselt:

Software-Weiterentwicklung: Nur mit RAW hätte man Anteil am Fortschritt, da die RAW-Konverter ständig weiterentwickelt werden.

Angeblich könnte man ein Bild nur mit RAW in verschiedene Richtungen entwickeln.

RAW sei wie ein analoges Negativ ein rechtlicher Beweis für die Urheberschaft und den Besitz-/Eigentumsanspruch.

RAW-Dateien gälten als anerkannte Authentizität des Bildinhaltes.

Bei jpg wird bereits in der Kamera nach dem Gutdünken des Programmierers der Kamerasoftware bearbeitet. Welche Entwicklungsmaßnahmen die Kamera vornimmt, und vor allem in welchem Umfang, das hängt einzig und allein davon ab, welche Vorgaben ein Techniker bei der Programmierung der Kamera festgelegt hat.

Schnelle Speicherkarten gefragt: Angeblich könne man mit RAW auch so schnelle Reihenaufnahmen / Serienbildaufnahmen machen, wie mit JPEG, sofern man einfach nur schnelle Speicherchips kauft.

Die Blockbildung von 8*8-Pixeln bei JPEG führe angeblich automatisch zu Bildstörungen.

RAW-Dateien könne man nie direkt von der Kamera auf den Drucker / Ausbelichter senden.

JPEGs lassen sich angeblich nicht so gut aufblasen / vergrößern wie RAWs.

Ebenso lassen sich durch das Format [RAW] kriselnde JPEGs mit zu hohem ISO-Wert umgehen

Die unglaublichste Aussage, die ich je gefunden habe:
RAW kommt ja aus dem Englischen und heißt auf Deutsch "rau", also das Bild wird im RAW-Format gar nicht richtig scharf, bei Nikon darf man das eigentlich sowieso nicht verwenden, tut auch dem internen Speicher der Nikon-Kamera nicht gut. Fotocommunity-Forumsbeitrag vom 28.02.2013.

Praxis-Tipps

Wann und für wen lohnt sich welches Format in der fotografischen Praxis?

  1. Die erste Frage lautet: Wollen Sie die RAW-Daten-Konvertierung automatisch und sofort in der Kamera durchführen lassen (JPEG), oder später selbst manuell am PC durchführen (RAW).
  2. Die zweite Frage, welche zur Entscheidung führt, dreht sich konkret um den Zeitaufwand und die Komplexität der Nachbearbeitung. Wenn Sie beides nicht stört, dann sind Sie bei RAW.
  3. Die dritte Frage hat etwas mit der Zielgruppe und deren Ansprüchen zu tun: Für wen fotografieren Sie, und was wünschen bzw. bezahlen diese Menschen? - Höchste Qualität? Dann RAW, sonst JPEG. Schnelle Lieferung? Dann JPEG.

Es gibt Fotografen, die ausschließlich mit RAW fotografieren, und solche, die nur JPEG verwenden, sowie solche, die je nach Anforderungen zwischen beiden Formaten wechseln. Für alle gibt es - wie gezeigt - gute Gründe.

Angesichts sehr schneller und preiswerter 32- bis 64-GB-Kamera-Speicher-Chips und Tera-Byte-Festplatten kann man die Speicherplatz-/ -Preisfrage heute generell nicht mehr gelten lassen.

Für Fotografen, die sich jedoch noch nicht entschieden haben, oder nicht ganz sicher sind, wann welches Format vorteilhafter ist, die folgenden Praxis-Tipps:

Vorteile für RAW in der Praxis

Vorteile für JPEG in der Praxis

Zur Klarstellung: Das alles sind Erfahrungswerte, keine Naturgesetze oder göttliche Gebote.

Zweifelsfälle und Tests

Wie Zusatzdaten im RAW-Bild das Ergebnis beeinflussen

In der Weihnachtszeit 2022 sandte mir ein Fotograf zu diesem Artikel interessante Fragen, welche ich hier ergänzend beantworten will, da sie alle Leser betreffen.

Es geht im Grunde darum, wie die Zusatzdaten zu jedem Bild das Ergebnis beeinflussen, obwohl eigentlich doch RAW völlig unbearbeitet und unbeeinflusst sein sollte. Konkret ging es dem Fragenden darum, wie die Kelvin-Zahl (der Kamera) in die PC-Software kommt.

Weiterhin viel Freude beim Fotografieren.

Zukunft

Auch wenn es mit Prognosen immer schwierig ist, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen, so wage ich einige Thesen:

HEIF, HEIC, HEVC

Aber:

Fazit:

Weitere Artikel zum Themenumfeld RAW

Bitte beachten Sie zum Thema RAW auch die folgenden Artikel:

Externe Quellen

Artikel

Videos

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