Das dritte historische Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz.
Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210 * 280 cm. Die historische Szene wird in einem einzigen Architektur-Bogen dargestellt.
Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1887 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.
Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Westwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.
Das Farb-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Einzug des ersten Konstanzer Bischofs Maximus. 600 - im Zustand des Jahres 2014.
Den Hintergrund bildet ein monumentales romanisches Portal einer sehr großen aus Stein erbauten Kathedrale.
Der Bischof steht deutlich erhoben und leicht nach links gedreht direkt vor dem Eingang seiner neuen Bischofskirche. Er segnet mit weit ausgestreckter rechter Hand die gläubigen Alemannen - alles bereits konvertierte gute Christen. - So aufrecht wie er stehend abgebildet ist, segnet und schaut er über eine sehr große Menschenmenge hinweg. Daraus folgt indirekt einerseits die große Verbreitung des Christentums und andererseits muss sich der Betrachter jenes Ereignisses in Mitten dieser Menschenmenge ziemlich nah am Geschehen - vorne beim Bischof empfinden. Dies ist ein typisches Stilmitte des Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin: Er zieht den Betrachter mitten in das Geschehen hinein.
Die Gläubigen sitzen, knien und stehen in zwei Kreissegmenten um ihn herum und sind alle auf den Bischof ausgerichtet. Durch die geschickt gewählte Lücke der Zuschauer wird Bischof Maximus in voller Länge und fast ohne Überdeckung in der hellen Bildmitte sichtbar.
Zur Feier des Tages und des freudigen Ereignisses wurden - wie bei einer Prozession - überall Blumen auf die Treppen und bis auf einen irdenen Wasserbehälter sauberen Straßen geworfen. Zudem reicht eine unterwürfig zur Linken des Bischofs knieende Person dem einziehenden Bischof Lorbeerzweige. Lorbeer galt seit der Antike als Attribut des Siegers, als Zeichen für den Glücksbringer und als Machtsymbol.
Zwischen dem knieenden Soldaten und dem Fischer wird in der Spalte der steinerne Sarkophag mit Reliquien wichtiger Heiliger sichtbar, welche laut diesem Gemälde Bischof Maximus offenbar bei seinem Einzug in seinen neuen Bischofssitz mitbrachte. Dies war unter anderem eine Anspielung darauf, dass Konstanz eine wichtige Pilgerstätte auf dem großen Jakobsweg von Norden (z.B. Nürnberg) nach Süden - hier dem sogenannten Schwabenweg war. Als Zwischenhalt musste man Reliquien bekannter Heiliger mit besonderer Schutzkraft und Heilwirkung anbieten, damit einerseits die Pilger einkehrten und andererseits die Kirche durch die damals üblichen Spenden auch einen ökonomischen Vorteil genoss.
Geschickt nutzt der Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin die Umstehenden, um alle damaligen Volksschichten - durchaus hierarchisch angeordnet - zu integrieren. Zu seiner Rechten stehen ein Adliger (mit leicht gebeugtem Knie sowie unterwürfig gesenktem Kopf) und Kirchen-/Ordensmitglieder auf gleicher Ebene. Darunter kniet ein Soldat, und noch tiefer befindet sich ein Fischer. Zu der Linken des Bischofs Maximus stehen oben eine adlige Frau mit goldenem Stirnband, evtl. eine Ordensschwester auf gleicher Höhe, eine städtische Frau, welche das Pluviale (seinen Segens-Mantel) küsst, tiefer knien ein wandernder Geselle, welche die Handwerker symbolisiert, sowie Bäuerinnen und zur Mitte hin sitzt ein siecher alter Bettler mit seinem Krückstock sowie zerrissenem Gewand.
Bei den beiden Bäuerinnen rechts im Bild fallen wieder die typischen Produkte der Bodenseeregion auf: Äpfel, Salate, Zwiebeln etc. Vor allem die Menge der gezeigten Äpfel soll auf den bereits damals vorhandenen Wohlstand der Bevölkerung und somit die positiven Wirkungen des Christentums hindeuten. Denn die dargestellten Personen sind wohl genährt und abgesehen vom - für die Sozialstruktur des Mittelalters historisch erforderlichen - Bettler im zerrissenen Wams auch gut gekleidet, so wie es sich für einen derartigen Festtag gebührt.
Auffällig ist auch in diesem Fresko, wie der Maler Carl von Haeberlin durch die Blickrichtungen der dort abgebildeten Personen den Blick des Betrachters durch das Bild lenkt und leitet. Jedoch weisen auch die zahlreichen Diagonalen, welche vor allem durch Schwerter, Stäbe, Stöcke, Arme und Beine gebildet werden, auf wichtige Elemente im Bild hin, welche der Betrachter mit seinen Augen wandernd erkunden soll. Häberlin überließ somit nichts dem Zufall.
Dieses Schwarz-Weiß-Foto oben zeigt den Einzug des ersten Konstanzer Bischofs Maximus. 600 - im Original-Zustand in den 1890er Jahren fotografiert.
Nach der Zerstörung des Bischofssitzes in Windisch in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wurde dieser nach Konstanz verlegt. 1 Man vermutet allgemein zwischen 590 und 613 als Jahr der Wirksamkeit des Bischofssitzes Konstanz. Es bleibt allerdings unklar, ob es sich bei Konstanz um eine Verlegung oder eine Neugründung des Bistums handelt. Bei Windisch handelte es sich um ein an der spätrömischen Verwaltungsorganisation orientiertes romanisches Bistum, das eher für die in der Ostschweiz wohnende und seit ca. 300 christianisierte romanische Bevölkerung zuständig war und mit dem Abwandern großer Teile dieser Bevölkerung nach Südwesten dann nach Lausanne verlegt wurde. Der neue Standort Konstanz war zumindest im Sinne des Frankenkönigs, der die Alemannen nicht wirklich militärisch bezwingen konnte und deshalb über den Weg des Christentums politisch zu beeinflussen suchte. 2 Dies läutete für das verkehrstechnisch damals günstig gelegene Konstanz bis zur Aufhebung des Bistums 1821 eine erhebliche Aufwertung ein. Bischof Maximus könnte evtl. 585/590 tatsächlich der erste Bischof von Konstanz gewesen sein (Siehe dazu die Liste der Konstanzer Bischöfe). Die älteste Handschrift mit einem Bischofskatalog stammt jedoch erst aus dem 12. Jahrhundert. Dort wird Maximus als erster Bischof erwähnt. 3
Allerdings wollte man mit diesem Gemälde auch zeigen, dass Konstanz früh und stabil christlich und somit rechtschaffen war. Wichtig wurde dieses Bild ferner, weil das Konstanzer Bistum im Verlauf des Mittelalters das größte im deutschen Raum war, und manche der Bischöfe ihren Sitz gerne als Roma Secunda (Zweites Rom) sahen sowie mit entsprechenden Kirchen ausstatten. Wie bedeutend, mächtig und einflussreich das Konstanzer Bistum wurde, zeigte sich nicht zuletzt auch darin, dass man hier 1414 bis 1418 das sogenannte Konstanzer Konzil zur unter anderem Wiederherstellung der Einheit der Kirche durchführte, was damals als eine der wichtigsten Aufgaben jener Zeit angesehen wurde. Deshalb wird es auch in späteren Bildern vom Hotelbesitzer Eberhard Graf Zeppelin explizit gewünscht und vom Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin im Kreuzgang umgesetzt.
Dass der Bischof oder die abgebildete Kathedrale (Hallen des Inselschlosses
4 , wie Zeppelin meinte,) auf der damals sumpfigen Insel gewesen sein soll, ist nicht belegt und auch nicht wahrscheinlich. Gemäß einzelner Legenden glaubten manche im 19. Jahrhundert allerdings, dass nicht nur die Römer, sondern auch die Bischöfe bis 800 auf der Insel residierten. Dass Zeppelin diese Legenden als Beleg verwendet, ist für einen Historiker erstaunlich. In einem Vortrag 1889 geht er sogar noch einen trickreichen Schritt weiter: Nachdem er das Römerkastell unbewiesen auf seine Insel verlegt hatte, zog er eine andere Quelle heran, welche die Merowingerburg und anschließend das bischöfliche Schloss auf den Trümmern dieses Kastells auf seiner Insel festlegte. 5 Unwissenschaftlich geht Zeppelin von völlig unbewiesenen Behauptungen aus, sofern sie in sein Insel-Schema passen, und biegt dann die bekannten Quellen zurecht, statt dass er von bewiesenen Fakten ausgehend sich den älteren und vagen Vermutungen sowie Legenden nähert. Da - wie er mit dem vorherigen historischen Gemälde bereits 'bewiesen' hat - das Römerkastell nicht auf dem Niederburghügel / Münsterhügel der Stadt erbaut wurde, sondern bei ihm auf der Insel, wurde - gemäß (s)einer eher einfachen archäologischen Denkweise des 'einmal bebaut, immer besiedelt' - auch das erste Münster später dort, also auf seiner Insel, errichtet. - Zeppelin verleibt sich und seiner Insel mit diesem auf den ersten Blick eher unscheinbaren kleinen Bild das Christentum als wichtiger Stütze des Mittelalters und das Stadtzentrum von Konstanz ein.
Die Kelten besiedelten jedoch nachweislich den Münsterhügel in der Niederburg am Ende des 2. Jahrhunderts vor Christus. 6 Man vermutet im Übrigen in Konstanz um das Jahr 600 auch eher eine romanisch sprechende Bevölkerung. 7
Konstanz lag in der Mitte des großen Gebietes des Bistums, das aber kulturell getrennt war, wobei Konstanz an der Kulturscheide
8 lag. Vor allem die Christianisierung unterschied sich in beiden Gebieten noch erheblich, da es in einen romanischen weitgehend christlichen Süden und einen alemannischen sowie noch nicht durchgehend christianisierter Norden zerfiel. Vermutlich wurde es deshalb als Bischofssitz und Verwaltungszentrum ausgewählt. Denn rein verkehrstechnisch betrachtet hatten damals auch andere Städte gleichwertiges wie Flüsse und Handelswege für einen Verwaltungssitz eines Bistums zu bieten.
1 Zur Gründung und Frühzeit des Bischofssitzes (7. bis 9. Jahrhundert) siehe Maurer, Konstanz im Mittelalter, S. 25ff. Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 184ff.
2 Maurer, Konstanz im Mittelalter, S. 25. Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 184f. Im 7. Jahrhundert scheint das Bistum jedoch unter den Einfluss alemannischer Herrscher gekommen zu sein.
3 Siehe hierzu Maurer, Konstanz im Mittelalter, S. 25. De facto weiß man aber außer den Namen, wenig über jene ersten Bischöfe.
4 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 15.
5 Siehe hierzu Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 16.
6 Maurer, Konstanz im Mittelalter, Die Anfänge: von der keltischen Siedlung zum römischen Constantia (1. Jahrhundert v. Chr. bis 6. Jahrhundert n. Chr.) S. 11ff.
7 Diese romanische Bevölkerung vermuten zumindest Maurer, Konstanz im Mittelalter, S. 23, sowie Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 184.
8 Siehe hierzu Maurer, Konstanz im Mittelalter, S. 23.
Hier geht es zum vierten geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Besuch Kaiser Karls des Großen u. Gemahlin Hildegard bei Bischof Johann III. Empfang der Mönche v. St. Gallen u. Reichenau 780.
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