Wunsch und Wirklichkeit in der Fotografie
Der direkte Einfluss der Fotokunden - vor allem der Amateure - auf die Kamerahersteller.
Rückmeldungen der Leser auf die hier publizierten Artikel
Die Resonanz u.a. auf meinen als Sammelstelle der Wünsche vieler Fotografen und Weckruf an die Branche gedachten Artikel (Wege aus der Krise) waren, wie ihn Realisten erwartet hatten.
Einerseits finden sich die Normalreaktionen, wenn es um derartige als Einmischung
betrachtete Dinge geht.
- Als von Firmen (bezahlte) Trolle einzustufende Schreiberlinge forderten die Löschung, in Fotoforen wird er zensiert, Einträge dazu werden gelöscht, oder totgeschwiegen.
- Anfragen der Fotografen zu diesem Artikel an Hersteller werden nicht beantwortet respektive mit Textbausteinen abgespeist.
Die Hersteller nehmen die Kunden bereits ernst, sind an ihren Meinungen und allen Details sowie Hintergründen der Krise interessiert und setzen dies dann auch zum Vorteil der Kunden um
Andererseits finden sich ernstzunehmende (vor allem Amateur-) Fotografen, die in vielfältiger Weise mir immer wieder mehr oder weniger die zusammengefasste Überschrift dieses Abschnittes schreiben. Im Detail lauten die Schreiben in etwa folgendermaßen:
- Die Kamera-Hersteller sind an allen Kunden / Fotografen interessiert ...
- Die Hersteller sind an den Meinungen der Kunden interessiert ...
- Die Hersteller sind an allen Wünschen der Kunden interessiert ...
- Die Hersteller nehmen bereits alle Wünsche und Motive der Kunden ernst ...
- Die Vertreterorganisationen der Fotografen setzen alle Wünsche der eigenen Mitglieder bei den Herstellern bereits seit langem erfolgreich durch ...
- Die Hersteller sind vor allem an den europäischen und dort an den deutschen Kunden sowie deren Wünschen interessiert, weil wir schließlich der wichtigste (Absatz-) Markt sind...
- Die Hersteller setzen die Wünsche der Kunden um...
- Die Hersteller reagieren schon lange auf die Einwände der Kunden und ändern ihr Verhalten / Strategie / Produkte im Kundeninteresse und zum Vorteil der Kunden ...
- Die Hersteller sind an sämtlichen Hintergründen der Krise der Fotoindustrie sowie der Veränderungen der Fotografie selbst und der Fotografen insbesondere interessiert und berücksichtigen diese sowohl in der Firmenstrategie als auch den Einzelprodukten ...
Thesen - Theorien - Beweise
- Das sind alles persönliche Meinungen, Auffassungen, Perspektiven, Einschätzungen, Einstellungen, Standpunkte, Ansichten, Spekulationen, Anmerkungen, Vermutungen, Ideen, Gedanken, Mutmaßungen, Urteile, Aspekte etc. ernstzunehmender Fotografen. - Ich meine dies auch ganz sachlich! - In der Wissenschaft nennt man so etwas eine These.
- Dann ist es jedoch Ihre Pflicht sowie die jedes wissenschaftlich arbeitenden Menschen, diese - seine - Thesen zu einer Theorie auszubauen und sie anschließend mit Beweisen zu untermauern.
Simple Verifikation durch eine direkte Nachfrage
Da diese mir schreibenden Fotografen das jedoch nicht tun, werde ich hier einige Anregungen geben, die ich als Dozent jedem Studierenden eines Erstsemesters auch gebe:
- Schreiben Sie die Vorstandsvorsitzenden der Kamerahersteller persönlich an. Alle Namen sowie deren Adressen in Japan etc. sind im Internet resp. den Jahresberichten der Firmen publiziert.
- Fordern Sie von Ihnen die Umsetzung jenes holistischen Ansatzes in der Kameraherstellung und in der Firmen-Strategie. Holistisch ist der Fachausdruck für ganzheitlich. Denn zahlreiche Fotografen behaupten, dass die Kamerahersteller, wie jede andere Firma auch, zwangsweise und immer an allen Fakten, Hintergründen und Meinungen der Kunden interessiert sind - besonders jetzt in der Krise.
- Ich verspreche Ihnen, ich werde dann sowohl alle Antworten der Hersteller auf diese Ihre Anfragen, die Sie mir bitte zuleiten, durchlesen und deren Verwirklichung - also die Umsetzung der holistischen kundenzentrierten Firmenstrategien und Produktentwicklungen in regelmäßigen Abständen selbst bei den Firmen überprüfen und dann mir auch von der dortigen Presseabteilung bestätigen lassen. Im Übrigen erhalte ich sowieso von Mitarbeitern der Firmen (Informanten) die Rückmeldungen.
- Da einige Fotografen der Meinung sind, dass sich diese japanischen Konzerne auch für Europa und vor allem den wichtigen deutschsprachigen Kunden interessieren, brauchen Sie die Anschreiben auch nicht in das Japanische zu übersetzen, sondern können sie auf Deutsch verfassen. Da die Firmen - laut Ihrer Thesen - auch an Ihnen interessiert sind, so werden sie mit eigenen Mitarbeitern, die des Deutschen mächtig sind, diese Anfragen übersetzen und dem Vorstandsvorsitzenden vorlegen, der sie dann auch beantwortet und in das Deutsche rückübersetzen lässt.
Logische Deduktion und Verifikation der Ableitungen
Sie können Ihre eigenen Theorien allerdings auch durch rein logische, theoretische Deduktionen (Ableitungen Ihrer Thesen) untermauern. Da wären u.a. die folgenden Schlüsse denkbar:
- Da die Hersteller - gemäß Thesen der mir schreibenden Amateurfotografen - an der Meinung aller Kunden interessiert sind, treten sie häufig oder in der Krise sogar vermehrt mit diesen Kunden in Kontakt und fragen sie um deren Meinung.
- Als registrierter Kunde mehrerer Kamera- und Zubehör-Hersteller bin ich bei fast allen mit den Adress- und Kontaktdaten bekannt. Allerdings wurde ich noch nie angefragt oder befragt. Als gewiefter Advocatus Diaboli könnten Sie einwenden, dass ich als (ehemaliger) Mitarbeiter des Marketings nicht befragt werden darf und deshalb außen vor bleibe. Akzeptiert, auch wenn die Firmen das meist nicht wissen, respektive sich nicht an diese Regeln halten. - Sie dürfen mir dann ersatzweise die Ihnen zugesandten Fragebögen der Firmen zusenden.
- Ferner könnte ein Advocatus Diaboli einwenden, dass die DS-GVO derartige Kundenbefragungen seit Mai 2018 erschwert. - Exakt deshalb wenden sich auch immer mehr Firmen von Europa ab. Die firmenfeindliche Gesetzes- und Verordnungsflut stellt die Hersteller vor immer größere rechtliche Hürden im direkten Kundenkontakt und erhöht die Kosten massiv.
- Überdies haben die allgemeinen Befragungen bei Fotomessen, in Fotofachgeschäften und auf der Straße zumindest im deutschsprachigen Raum, den ich überblicken kann, abgenommen.
- Sogar im Internet wurde ich auf keinem Auftritt der Hersteller je zu deren Produkten oder ihrer Firmenstrategie befragt, sondern nur ganz spezifisch eng zu Details ihres Internet-Auftrittes und dessen Ausgestaltung.
- Wenn Ihre These zuträfe und die Firmen den Kontakt zum Kunden suchen würden, um ihn z.B. nach seinen Meinungen und Wünschen zu befragen, so könnten die Hersteller dies auch auf den Fotomessen tun. Das Auftreten der Firmen müsste dann gleichmäßig hoch oder in der Krise sogar steigend sein. - Firmen wollen allerdings immer weniger Messen und diese immer seltener besuchen, was sich insbesondere an der ehemaligen Leitmesse der Fotografie der deutschen photokina zeigt, deren Messekonzept, die Firmen nun doppelt so oft in den Kontakt zum Kunden zu bringen (jährlich statt zweijährlich), gerade floppt. 2019 ließen Leica, Nikon und Olympus vermelden, dass sie kein Interesse mehr an einer Teilnahme an der photokina 2020 haben. Kurz darauf ließ auch Fuji durchsickern, dass es die photokina inzwischen als nur noch
lokale Messe
und damit uninteressant ansieht. Das war nur konsequent, weil rund 2/3 aller anderen ausstellenden Firmen aus dem Fotobereich dies seit dem Höhepunkt 2004 / 2006 bereits so sahen und inzwischen nicht mehr kommen. Die interessieren sich folglich mehrheitlich nicht mehr für den europäischen Markt und dessen Kunden - nicht einmal die in Deutschland beheimatete Firma Leica.
- Da die Hersteller - gemäß Thesen der mir schreibenden Amateurfotografen - an der Meinung aller Kunden und vor allem einer intensiven Kundenbindung interessiert sind, halten sie den Service in hoher Qualität aufrecht resp. verbessern ihn ständig.
- Service hieß früher (ganz oldschool) Kundendienst. Dienst am Kunden und wurde als zwar teures aber sich letztendlich lohnendes Kundenbindungsinstrument gesehen.
- Dieser wurde für Amateurfotografen seit 2012 bei allen Herstellern weltweit systematisch eingeschränkt und teilweise sogar abgebaut. Controller in den Zentralen sehen diesen Firmenbereich verstärkt als reines Cost-Center mit abnehmendem Nutzen.
- Nur für Berufsfotografe wurde der Service systematisch ausgebaut. Diesen Service dürfen Amateure jedoch - selbst, wenn sie Geld bezahlen wollten, - nicht nutzen.
- Im Schadensfall sieht es zunehmend schlecht aus.
- Es ist inzwischen keine Ausnahme, dass serienmäßig defekte Kameras nur nach Androhung von Sammelklagen in den USA noch generell in (eher kleinlauten und versteckten) Rückrufaktionen repariert oder ausgetauscht werden.
- Da ich in Europa seit Jahren zahlreichen Amateurfotografen bei Schäden helfe, kenne ich mich auch mit den Service-Gepflogenheiten der hiesigen Service-Abteilungen etwas aus. Es wird nicht besser. Ganz im Gegenteil werden zunehmend Kunden mit berechtigten Beschwerden ziemlich pauschal mit Textbausteinen abgefertigt. Dinge werden falsch dargestellt, verdreht und dem Kunden sogar geschrieben, dass das Fehlverhalten der Kamera normal wäre, sowie ihm mitgeteilt, dass er bei Nichtgefallen (des elementaren Systemfehlers) die Kamera auch wieder verkaufen könne. - De facto sollten Sie das auch tun. Nachdem ich solche Schreiben zur Kenntnisnahme von Kunden in Kopie erhielt, wird mir auch klar, warum bei manchen Verkaufsangeboten steht, dass die Kamera kürzlich beim Herstellerservice war und jener die volle Funktionsfähigkeit bescheinigte. (Augen auf beim Gebrauchtkauf.)
- Wenn man sich an Verbraucherschutzorganisationen wendet, so erlebt man als Fotograf zunehmend erstaunliches: Da wird einem teilweise sogar ziemlich unverblümt mitgeteilt, dass wohlhabende Fotografen mit ihren seltenen und teuren Kameras und technisch komplexen Problemen nicht die Kernzielgruppe der Kunden der Verbraucherschützer wären, die man unterstützen möchte. Das darf auch nicht verwundern, denn bei dem Personal handelt es sich eher um juristisch geschulte Angestellte für allgemeine Konsumentenangelegenheiten. Ferner hätte man bei Kameraherstellern sowieso schlechte Erfahrungen gesammelt, da diese sich keinen Schiedssprüchen unterwerfen. Korrekt gelesen. Manche Firmen schreiben dies sogar ganz deutlich in ihrem Internet-Auftritt:
Wir nehmen an einer alternativen Streitbeilegung durch Schlichtungsstellen nicht teil.
(Interessierte finden die hier zitierte Firma sicherlich selbst mit einer der Suchmaschinen.)
- Dann bleibt noch der kundenfreundliche Klageweg mit Privatklagen vor Gerichten: Teure Gutachter für die komplexen Technikfragen, Richterinnen (ja die Mehrzahl ist heute weiblich), welche die Technik und Physik der Fotografie nicht ganz nachvollziehen können, kaum schlauere Rechtsanwälte, die nach BRAGO aber an jedem Detail und jeder Instanz gut verdienen; (mit Original-Zitat
wichtigeren Angelegenheiten
) überlastete Gerichte; lange Klagewege etc. Bestenfalls läuft es hierzulande auf einen für den Kläger teuren Vergleich unter extremen Zeitverlust und viel Ärger hinaus. Klartext: Nach Jahren erhalten Sie eine Ersatz-Kamera, für die es längst ein Nachfolgemodell gibt, Sie haben jahrelang nicht fotografieren können, weil Sie sonst ja bewiesen hätten, dass man das mit der defekten Kamera doch kann, jahrelangen Ärger (ein Instanzenweg kann 4-5 Jahre erfordern), und den Kosten (eigener Anwalt, eigene Gutachter, Hälfte der Gerichtskosten), für die Sie sich die Kamera auch hätten neu kaufen können.
- Da laut der These vieler Fotografen der deutschsprachige Fotomarkt so wichtig ist, könnten Sie dies u.a. anhand der deutschen Kameras und Handbücher belegen:
- Da wären u.a. die Beschriftungen auf der deutschen Kameras wie A für Aperture = Zeitautomatik, T(v) = Time(value) für Blendenautomatik, oder AF-ON für Autofokus-Aktivierung, AEL für Auto Exposure Locking - Belichtungsfestlegung, DISP für Display - Aktivierung der rückwärtigen Anzeige, oder der Einschalter an jeder Kamera, der mit ON/OFF gekennzeichnet ist.
- Da wären u.a. die in das Deutsche so perfekt übersetzen Bedienmenüs der Kameras, die MENU statt Menü heißen mit weiteren Fachausdrücken wie Rolling Shutter für die Verschrägung der Geraden, FINDER/MONITOR für Okular.
- Da wären auch die in das Deutsche so perfekt übersetzen Handbücher mit weiteren Fachausdrücken wie C# für Customizable Buttons = frei belegbare Funktionsschalter, MOVIE für Film, Accessory Shoe für Blitzfußhalterung, Touch-Tracking = Auswahl eines Motives durch Fingerbewegungen auf dem rückwärtigen Monitor etc.
- Da wären dann auch noch zahlreiche angeblich deutsche Internet-Auftritte der Kamera- und Zubehörhersteller, die entweder nur auf Englisch oder mittels automatischer Übersetzung durch Google Translate und Konsorten bis hin zur völligen Unverständlichkeit reichen.
- Da laut der These vieler Fotografen der europäische und insbesondere der deutschsprachige Fotomarkt so wichtig ist, könnten Sie dies auf vielfältige Weise u.a. mit dem offiziellen Zahlenmaterial der CIPA - dem Dachverband der japanischen Kamerahersteller - belegen:
- Die Absatzzahlen sprechen jedoch sowohl nach Stückzahlen als auch nach Preisen, als auch nach Gewinnen eine ganz andere ökonomisch-faktische Sprache: Seit Jahren drastisch zurückgehende Importe bei Fotoprodukten in Europa, sinkende Werte je Kameras, da vor allem die deutschen Kunden noch gerne billige Pocket-Kameras erwerben.
- Wenn das deutsche Fachpublikum (Amateurfotografen, Berufsfotografen und Händler) so wichtig wäre, dann müssten die Hersteller ihre Produkte zuerst oder zumindest gleichzeitig auch in Deutschland vorstellen. Allerdings werden fast alle Produktneuerscheinungen inzwischen nur noch Influencern in den USA, China und für Europa in England oder manchmal in Spanien präsentiert.
- Wenn der deutsche Markt so wichtig wäre, dann gäbe es auch deutschsprachige Kameras, mit deutschen Schalterbeschriftungen oder wirklich komplett und perfekt in das Deutsche übersetzte Menüs. Oder zumindest für die spanische Bevölkerung, die neben Spanien einen u.a. große Teile Mittel- und Südamerikas ausmacht. Aber Nikon zog sich vor kurzem u.a. aus Brasilien zurückgezogen, weil die frühere Regierung hohe Steuern verlangte, und ließ so einen Markt mit 260 Mio. Menschen und viele Fotografen im Regen stehen. Ferner hätten wir da Samsung, das als erstes Europa aufgab, als die Absatz-Zahlen der Kameras nicht mehr stimmten.
- Wenn die Hersteller so großes Interesse an den deutschen Kunden hätten, dann würden sie auch gleiche Preise verlangen, wie sonst in der Welt. Aber faktisch schlagen sie auf den US-Preis nochmals bis zu ca. 30% Melkkuhzuschlag für Deutschland. Selbst in Italien und Spanien erhält der Kunde die identische Ware 10-30% preiswerter als in Deutschland. Hinzu kommt, dass seit Anfang 2019 in den USA ein Preiskrieg tobt, der die dortigen offiziellen Verkaufspreise nochmals weiter absenkt. In Deutschland gewähren exakt die gleichen Hersteller auf exakt die gleichen Modelle jedoch kaum einen oder keinen Preisnachlass. In den USA bot Fuji sein Top-Modell XH-1 Ende Oktober 2019 für offiziell unter 1.000 US$ mit Batteriegriff und 2 zusätzlichen Akkus an, mit einem Straßenpreis von sogar unter 900 US$ (das sind ca. 800 Euro) - in Deutschland für 2.000 Euro. Selbst illegale Grauimporte aus Asien kosten hier mindestens 1.200 Euro netto (zzgl. 30% Steuern, Zoll und Porto etc.). So sehr schätzt man die Melkkuh - deutscher Amateurfotograf.
- Mein Kenntnisstand ist: Die Foto-Manager in den japanischen Firmenzentralen interessieren sich immer weniger für das, was hier in Europa passiert und warum. Die richten sich nach den USA und deren Trends, dann folgen Japan und dann China. Europa ist Japanern ziemlich suspekt. Da fließen zu viele Faktoren (Grauimporte, europäische Binnentransfers etc.) ein, die schwer zu berechnen sind. Vor allem sind die jeweiligen nationalen Märkte erstaunlich klein. Europa wird vor allem die kulturelle und sprachliche Vielfalt zum Nachteil - abgesehen von Zollrestriktionen, Handelshemmnissen, sowie noch immer bei weitem nicht vereinheitlichten Gesetzen und Verordnungen etc. Hinzu kommen für logisch denkende Japaner nicht vorhersehbare / berechenbare politische Schwenks der Europäer. Man denke nur an den Brexit und vor allem, wie die Europäer ihn abwickeln, oder die Forderungen zum Umweltschutz, die DS-GVO, oder der neueste Schwenk der EU gegen jegliche künstliche Intelligenz im öffentlichen Raum (z.B. Verbotsantrag jeglicher Gesichtserkennung der Kameras). Oder die europäischen Klimaaktivisten.
- Mit meinem Blick aus dem Ausland sehe ich, dass viele Deutsche ihre Position und ihren Einfluss überschätzen. Eigenbild der Europäer (vor allem der Deutschen) und Fremdbild in der restlichen Welt klaffen weit auseinander. Das gilt insbesondere für den Bereich Fotografie - aber nicht nur für ihn. Vor allem die Deutschen werden dies in den kommenden Jahren als bittere Medizin verabreicht bekommen.
- Da laut Ihrer These Vertreter der Amateur-Fotografen ernst genommen werden und man diesen zuhört, könnten Sie diese Organisationen und Vertreter der Amateurfotografie auflisten und deren Erfolge aufzählen.
- Da wäre der mächtige Dachverband der deutschen Foto-Clubs. - Der existiert jedoch nicht. Selbst 30 Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es zwei Dachverbände.
- Dann wären da noch die Dachverbände ich Österreich und der Schweiz. Diese sind allerdings kleiner als jeder deutsche Verband.
- Daneben gibt es zahllose Dachverbände für fast jeden einzelnen Foto-Stil.
- Die Zersplitterung im Fotobereich kennt keine Grenzen. Entsprechend machtlos sind deren Vertreter.
- Ferner ist mir kein Eintreten dieser Verbände gegen die Hersteller und für die Amateure bekannt.
- Die Fotoclubs leiden seit geraumer Zeit an einem vergleichbaren Niedergang wie die Fotoindustrie. Entsprechend eingeschränkt sind deren Dachverbände.
- Hingegen hören die Hersteller handverlesenen Berufsfotografen zu und nehmen deren Rückmeldungen durchaus ernst. Teile davon finden Eingang in die Top-Kameras und diffundieren dann langsam über die Jahre hinweg nach unten in die preiswerteren Kameras der Amateure.
- Überdies hören die meisten Kamera-Hersteller inzwischen auf mächtige US-YouTube-Influencer. Meist handelt es sich dabei um sehr reiche Berufsfotografen (in der Regel Millionäre).
- In der Tat werden vereinzelte Kundenwünsche dieser erfolgreichen Berufsfotografen auch umgesetzt. Sind das jedoch wirklich die Repräsentanten der deutschsprachigen Amateure und fordern diese tatsächlich für Amateure im reinen Fotobereich relevante Verbesserungen?
- Es finden sich allerdings auch Fotografen, die kritische Foto-Markt-Analytiker sind, Unternehmer und sehr einflussreiche Publizisten im Fotobereich in den USA. Wer seit Jahrzehnten Firmen und deren Produkte bespricht und darüber schreibt, was sie besser machen müssen und sogar warum, der wird evtl. auch einmal nach Tokio eingeladen. Dort hören dann einige untergeordnete Angestellte ihm japanisch höflich und freundlich lächelnd zu. - Das war es.
- Auch ich habe schon Verbesserungsvorschläge an Hersteller gesandt. Wenn man überhaupt eine Antwort erhält, dann den unmissverständlichen Hinweis, dass man in der Firma Spezialisten beschäftigt, die das selbst besser wissen.
- Dann sind da noch die Zeitschriften, welche jedoch - vor allem in Deutschland - handzahm sind, weil sie von den Inseraten der Hersteller und Fotofachgeschäfte leben. Die haben eigene ökonomische Interessen und sehen sich eher als neutrale Vermittler zwischen Amateurfotografen und Herstellern.
- In den von Werbung der Hersteller und Fotofachgeschäften abhängigen Foto-Foren sieht es nicht viel besser aus. Kein angestellter Administrator wird sich auf die Seiten der auch noch so berechtigten Forderungen von Amateuren stellen, um gegen bezahlende Werbekunden vorzugehen. Zumindest ist mir kein Fall bekannt, der das lange bei dem Forum durchhielt.
- Da die Hersteller - laut Thesen mancher Fotografen - auf die fotografierenden Kunden und deren Wünsche hören, hören sie vor allem auf die Fotofachhändler, welche den Kontakt zu den Fotografen auch in den Zeiten zwischen den Käufen halten.
- Deshalb müssten die Hersteller die Fotofachhändler stets in einer bidirektionalen Kommunikationsfunktion sehen, quasi als Dolmetscher zwischen Hersteller und Fotokunden.
- Folglich werden Rückmeldungen der Fotofachhändler ständig von den Herstellern erbeten, und natürlich ausgewertet.
- Auch Nachfragen und Beschwerden der Fachhändler werden deshalb besonders zuvorkommend und kulant bearbeitet.
- Soweit die logisch deduzierte Theorie.
- Fragen Sie hingegen einmal Ihre Foto-Fachgeschäfte in der Nähe, wie sie Rückmeldungen an die Hersteller geben, wie diese Aufgenommen werden und was davon zurückkommt.
- Mir liegen geradezu unglaubliche Berichte vor. Kooperativer Führungsstil, Feedback, Kritik nach oben, demokratische Führung, niedrige / flache Hierarchien, Kritikfähigkeit etc. sind nicht die Kernkompetenzen japanischer Kamerahersteller. Und bei Leica auch nicht.
- Mir liegen sogar glaubhafte Berichte vor, dass manche Firmen noch nicht einmal die Rückmeldungen der eigenen Mitarbeiter im Kundenkontakt aufnehmen und weiterverarbeiten / weiterleiten. Teilweise werden jene sogar gemaßregelt, wenn sie Kritik üben oder Kritik der Fotofachhändler und Kunden weitergeben.
- Wie sagte ein Manager so treffend zu einem eigenen Kritiker:
Wir sind hier Vertrieb! Sorgen Sie für bessere Absatzzahlen.
- Exakt das ist der Punkt. Die meisten Hersteller besitzen in Europa und in vielen anderen Ländern (außerhalb Japans) nur einen Vertrieb und einen Reparaturservice. Es handelt sich um ausführende Organe (Töchter), die für Umsatz und Gewinn zu sorgen haben. Kurzfassung: Deren primäre Aufgabe ist es, gute Zahlen nach Japan in die Zentrale zu übermitteln.
- Da laut der These zahlreicher Fotografen die Kamerahersteller den holistischen Ansatz bereits umsetzen, könnten Sie dies auf vielfältige Weise belegen:
- So könnten Sie die Manager-Struktur der Konzerne überprüfen: Dort müssten sich dann zu einer großen Zahl ganzheitlich ausgebildete Absolventen u.a. der Richtungen Philosophie, Psychologie, Soziologie, Geschichte etc. finden, welche eine ganzheitliche Analyse sämtlicher Hintergründe der Fotokrise und aller Motive der Fotokunden durchführen könnten.
- Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass es sich beim hohen Management weltweit überwiegend um Absolventen der Wirtschaftswissenschaften (vor allem Controlling), Juristen sowie erfolgreiche Vertreter aus dem Vertrieb handelt. Diese orientieren sich überwiegend an ökonomischen Zahlen. Das darf auch nicht verwundern, da sie von den Investoren der Aktiengesellschaften exakt nur nach Zahlen (u.a. so banalen Dingen wie Gewinn) bewertet werden.
- Als Analysematerial verwenden sie allgemeine Befragungen und Erhebungen zur Wirtschaft, die jedoch für Europa oft aus England stammen oder sehr allgemein sind, oder spezifische Daten zu Fotografen, die inzwischen etwas veraltet sind. Das ist nämlich alles ziemlich zeitaufwändig sowie teuer und die Aussagekraft vor allem vage. Die Kamerahersteller beziehen ihre Daten folglich vor allem aus Japan, wo Untersuchungen der Registrierkassen vorliegen.
Welche Kunden?
Die Kritiker haben sogar Recht in dem Punkt, dass die Firmen sich an den Kunden orientieren. Nur verwechseln viele durch die egozentrische Sicht dabei etwas.
- Spätestens seit der damals revolutionären Canon 5D Mark II, die 2008 Full-HD-Video anbot, ist weltweit eine unverkennbare Gesamtbewegung weg von der Fotografie und hin zu Video erkennbar.
- Canon zog daraus 2012 die Konsequenz und orientierte sich für die fotografische Zukunft der eigenen Firma auf Video.
- Vor allem in den letzten Jahren wurde es eigentlich für jeden Betrachter unübersehbar, dass Tests von Kameras zunehmend Video-Funktionen einschlossen und dass das Abschneiden bei Video das Gesamtergebnis der Kamera massiv beeinflusste.
- Waren früher vielleicht Fotokameras Geräte, die auch irgendwie ein Filmchen aufnehmen konnten, so handelt es ich bei modernen Gehäusen (Bodys) eindeutig um gleichwertige Hybridgeräte der Klassen Fotografie und Video. Bei manchen würde ich sogar ein deutliches Übergewicht bei Video sehen.
- An welchen Kunden soll sich ein Manager nun orientieren? An den alten, zunehmend in Rente gehenden, klassischen Nur-Fotografen, die altersbedingt aus gesundheitlichen Motiven langsam mit der Fotografie aufhören, oder schlichtweg aufgrund der Demographie wegsterben? Oder soll er sich lieber auf die jungen Videografen als Kunden konzentrieren, die eine (Video-) Kamera für YouTube etc. benötigen?
- Hinzu kommt für selbstverliebte Fotografen ein ganz unglücklicher Umstand: Die demographische Veränderung zeigt sich nun auch bei den Managern der Kamerahersteller: Die alten Nur-Fotografen gehen in Rente und deren neue Nachfolger sind jünger und eher an Video interessiert.
- Zwar gibt es keine wirklich verlässlichen Untersuchungen darüber, wie viel Kunden die Kamera für Nur-Fotografie, für Nur-Video, oder für beides nebeneinander verwenden. Dies unterscheidet sich auch sicherlich je nach Nation und Alter. Aber es handelt sich um keine Modeerscheinung (Kurzzeittrend), sondern um eine auch technisch unumkehrbare Bewegung.
- Wenn wir jedoch schon bei Video sind, dann stellt sich für den Manager die Frage: Welchen Video-Kunden soll ich als Referenz nehmen?
- Die nachweislich nur noch maximal 15 Millionen (Foto und Video zusammen) aus dem Jahr 2019, die sich in Berufs- und Amateur-Foto-/Videografen unterteilen, oder die überwiegenden Firmenkunden, welche im selben Jahr schon über 100 Millionen Überwachungskameras kauften.
- Bereits 2018 wurden fünfmal mehr Sicherheits-/Überwachungskameras produziert und verkauft als Foto- und Video-Kameras für alle Berufs- und Amateur-Foto-/Videografen zusammen. Spätestens 2021 wird sich das Verhältnis sogar auf 10 zu 1 zugunsten der Überwachungskameras verschoben haben.
- Dass die Entscheidung auf technischem Gebiet schon lange gefallen ist, kann jeder an den
Abfallprodukten
erkennen: Gesichtserkennung und Augenautofokus sind nette Zusatz-Spielereien für Fotografen. Aber für sich selbst steuernde Überwachungskameras sind sie essentiell. Und exakt dafür wurden sie entwickelt.
- Dasselbe gilt für die Foto-Sensoren. Diese werden spätestens seit 2012 für die jährlich bis zu ca. 1,5 Milliarden Smartphones entwickelt. Die Fotografen erhalten Jahre später die Abfallprodukte jener Entwicklung heruntergereicht.
- Ähnlich sieht es mit KI aus. Computational Photography und Künstliche Intelligenz im Foto-/Video-Bereich wurden und werden für Smartphones entwickelt. Die klassischen Fotografen erhalten Jahre später lächerliche Abfallprodukte heruntergereicht, die aufgrund der geringen Prozessorleistung in den Kameras sogar schlechter und langsamer ablaufen als in High-Tech-Smartphones.
- Noch ein offenes Wort eines international tätigen Fotomanagers, der die deutschen Fotografen sicherlich etwas zu pauschal aber im Vergleich zu den USA nicht völlig abwegig als
Träumer
bezeichnete.
- Sinngemäß fuhr er fort: Wen sollen wir bei den Amateuren befragen? Da erzählt uns jeder etwas anderes. Und die meisten Wünsche sind entweder schon längst in Entwicklung oder technisch völlig unrealistisch und / oder nicht finanzierbar.
- Sein Fazit: Die meisten Fotografen wissen weder, was sie wollen, noch was sie brauchen.
- Machen Sie die Gegenprobe: Fragen Sie jeden Fotografen in Ihrem Bekanntenkreis, was er verbessert haben will - und halten Sie dabei den Mund - schreiben Sie nur deren Forderungen auf. So etwas nennt man eine ungestützte Befragung. Sie werden in der Tat ein wildes Sammelsurium erhalten, das oft in absoluten technischen Details versinkt.
- Selbst wenn wir uns auf die heute wenigen übrig gebliebenen reinen Fotografen beschränken, wen soll man als Referenz heranziehen?
- Die extrovertierten aber von technischem Wissen weitgehend unbelasteten Schwätzer aus den Foto-Foren, welche sich gut in Szene zu setzen vermögen, andere übertönen, aber selbst kaum fotografieren?
- Oder die eher introvertierten, ernsthaften, künstlerisch tätigen Fotografen, die sich kaum jemals beklagen, weil sie mit jedem Werkzeug arbeiten und herausragende Fotos machen können, die sich nie in Foren über die Legierung Ihres Hammers oder die Schlagzahl je Sekunde ihres Meisel auslassen, die eine neue Kamera nur dann kaufen, wenn die alte defekt wird, oder sie den Fotostil ändern? Dann kaufen diese Fotografen jedoch ziemlich gezielt und erstaunlich objektiv und emotionslos einen weiteren Hammer, im Wissen, dass er sicherlich etwas hochwertiger ist als der alte von vor x Jahren. Allerdings lassen sich diese introvertierten Fotografen auch kaum befragen. Das ist denen viel zu unwichtig und reine Zeitverschwendung. Die gehen lieber Fotografieren.
- Schließlich hätten wir dann noch das Problem der über 200 praktizierten Foto-Stile. Welcher Stil soll die Richtschnur für alle anderen Fotografen werden.
Deshalb bin ich er festen Überzeugung, dass - auf einem hohen, abstrakten Niveau - die Manager der Hersteller durchaus an ihre Kunden denken. Aber weder sind das heute noch die Fotografen, noch wollen sie deren verwirrende operativen Detailforderungen kennen.
Andere Branchen und Firmen
In anderen Branchen und Firmen ist es angeblich auch so positiv: Dort steht der Kunde auch im Zentrum der Firmenpolitik und des Firmenhandelns. Deshalb muss es in der Fotobranche identisch sein.
- Der Wunsch vieler mir schreibender Fotografen nach strategischer Planung von gestandenen Charakteren mit Charisma und umfassendem Wissen und Visionen ist nachvollziehbar. Aber die sind in der Führungsebene selten. Eher kommen Berater ins Haus, die einem neue Trends auftischen, denen man
früh begegnen muss
, die man als erster aufgreifen / aufnehmen
muss. KPMG, BCG, McKinsey etc. lassen ab ca. 6.000 Euro Tagessatz je Berater grüßen.
- Das ist im Übrigen schon lange so. Bei einem urdeutschen Unternehmen - Mercedes / Daimler Benz kann ich es schon für das letzte Jahrhundert nachweisen. Stichwort war damals wie heute Mobilitätskonzern: Aufgrund einer Analyse ging man damals allen Ernstes davon aus, dass kein Mensch in ein paar Jahren mehr Autos benötige. Da hat man folglich in den 1990er Jahren auf Anraten von externen Beratern Milliarden in einen Pseudotrend investiert, der sich später als fürchterlicher Fehler herausstellte. Als viele damals Kritik anbrachten, wurden Kunden gnadenlos abgekanzelt. Auch damals hat kein Mensch auf die Mercedes-Kunden gehört. Die
unvernünftigen
Kunden wollten nämlich auch damals weder Flugzeuge, noch Lokomotiven, noch Hubschrauber, noch Rüstungsgüter.
- Ferner hätten wir da unseren kundenorientierten Super-Manager Hartmut Mehdorn: Zuerst hat der die Bahn kundenorientiert auf das verrostete Abstellgleis gefahren, dann Air Berlin in den Abgrund geflogen und zum Schluss hat er noch kundenorientierter den Berliner Flugplatz mit seiner korrupten Chaotentruppe an die Wand gefahren.
- Selbstverständlich kenne ich auch Firmen mit einer wahren Kundenorientierung und einem herausragenden Kundendienst. Die meisten dieser Firmen können Sie - ähnlich wie Metz - dank Insolvenz inzwischen in den Geschichtsbüchern finden.
- Ein gutes Stück Schuld daran haben die kontinentaleuropäischen und besonders deutschsprachigen Kunden selbst. Nirgendwo sonst auf der Welt konnte der folgende Werbespruch erfunden werden und derart durchschlagenden Erfolg haben:
Geiz ist geil!
In z.B. jedem englischen service-orientierten Land weiß man, dass das schlichtweg nur dumm ist. Die ökonomischen Folgen tragen alle.
Projektionen auf das Konzernmanagement
- Manche Fotografen scheinen auch ein etwas zu optimistisches Bild von den Konzernleitern zu haben.
- Das sind keine genialen Nobelpreisträger, oder neugierige Wissenschaftler, die in Jahren mühsamen Studiums die letzten Details zur allumfassenden Erklärung von Entwicklungen des Niedergangs der Fotoindustrie suchen.
- Das sind eher Unternehmer, die unter Informationsmangel oft mit Bauchgefühl und Erfahrung Entscheidungen treffen, aber dann umgehend handeln, um diese Entscheidungen umzusetzen. Daher kommt auch das Wort Unternehmer: Sie unternehmen etwas - und zerreden es nicht im wissenschaftlichen Diskurs.
- Einer meiner Professoren schloss einmal eine Vorlesung mit den Worten:
Das Perfekte ist auch immer gleichzeitig das Perfekt. - Wir brauchen jedoch gute Lösungen heute!
- Damit liegt man oft sehr gut. Oder wie sagte der Börsenguru André Kostolany einmal auf einem Vortrag an meiner Universität:
49% meiner Investitionen gehen schief, 51% funktionieren. - Von der Differenz dazwischen kann ich gut leben.
- Er gab in dem Vortrag auch ganz offen zu, dass er keinesfalls immer wusste, warum die Menschen so handeln, warum sie plötzlich etwas kaufen. Aber er hatte das Gefühl, dass sie kaufen würden. Das reichte.
- Exakt so geht es vielen erfolgreichen Menschen im Vertrieb. Sie können ziemlich zutreffend erkennen, ob und wann der Andere kaufen will. Aber Sie können dies kaum erklären. Psychologen und Soziologen können dies dann oft erklären. Aber sie sind dadurch keineswegs immer die besseren Verkäufer.
- Im Übrigen ist dies ein (gerne kritisiertes) Problem auch der KI. Künstliche Intelligenz kann Dinge erstaunlich zutreffend voraussagen, aber in fast keinem Fall diese begründen.
- Schließlich scheinen auch viele Menschen ihre angeblich logischen und konsequenten Entscheidungen eher nachträglich zu rationalisieren, als dass sie vorher rein rational aufgrund von Fakten getroffen worden wären.
- Aber auf diese akademische
Haarspalterei
kommt es in der Wirtschaft nicht an: Wer Erfolg hat, hat Recht. Wer Misserfolg hat, der geht oder wird entlassen. Oder mit anderen Worten, wenn die Zahlen stimmen, ist es richtig.
- Deshalb achten alle (Investoren und das Management) immer so auf die Bilanzen. Trockene Zahlen. Aber dahinter verbirgt sich letztendlich Erfolg oder Misserfolg.
- Warum beziehen sie nicht auch noch viele weitere Faktoren ein? Natürlich existieren viele derartige Soft-Factors, welche auch einfließen. Aber sie sind soft. Vermutlich ist es exakt dieser Umstand, der die Prognosen vieler Manager aus dem Vertrieb zu optimistisch macht. Auch ich ging z.B. bei meiner im Dezember 2018 entworfenen Jahresprognose für 2019 von optimistischen Werten für die spiegellosen Kameras aus, weil alle davon ausgingen. Der Mehrheit sich zu entziehen, wenn auch die Hersteller sagen, sie wollen die Wende zu Spiegellos mit allen Mitteln und neuen Produkten erzwingen, ist nicht so leicht. Aber meine kalten mathematischen Berechnungen zu den Produktionszahlen vom Januar 2019 ließen bereits keinen Zweifel daran, dass es ein grotten-schlechtes Jahr 2019 geben würde - auch für spiegellose Systeme. Jeder weitere Monat bestätigte dies 2019. Obwohl ich viele Rahmenbedingungen sowie Hintergründe kenne und natürlich einiges erklären kann, so kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, warum ich mit meiner Mathematik bereits anhand einer einzigen Monatsproduktion (Januar) das Jahresendergebnis mit einer so erstaunlichen Treffsicherheit voraussagen kann. Aber es ist so. Die Masse der Menschen verhält sich vermutlich deutlich berechenbarer, als viele Theoretiker ausgehend von angeblich unabhängigen und individuellen Entscheidungsmotiven erwarten. Mathematik, kalte Bilanzen, kühlen die eigenen hochfliegenden Emotionen schnell ab und holen einen vom Wunschdenken auf den Boden der ökonomischen Fakten zurück.
- Und diese Zahlen betreffen auch die Kunden. D.h. so abwegig es auch für manche Fotografen auf den ersten Blick klingen mag: Die Bilanzorientierung des Managements ist letztendlich die langfristig höchste Kundenorientierung. Kunden haben nämlich nichts davon, wenn die Firma mit roten Zahlen in den Konkurs schlittert. Das wäre für alle betroffenen Fotografen der GAU.
- Hier noch ein paar Zitate des CEO Shigetaka Komori von Fujifilm, der Firma, die sich laut allen (bezahlten) Influencern angeblich am meisten für die Foto-Kunden interessiert und auf sie hört:
Wir konnten es uns nicht leisten, die Realität weiter zu ignorieren
. - Über die eigenen Produkte: Wir verschonen nur, was unentbehrlich ist
. - Über den japanischen Führungsstil: Management ist keine Demokratie. Es ist Diktatur
. - Es ist genau wie im Krieg. Glauben Sie, der General ruft mitten im Gefecht alle zum Meeting zusammen?
(Alle Zitate aus der Reportage des ZDF über Fujifilm vom 30.08.2018 - noch abrufbar bis zum 09.11.2020). Dieser Manager strukturierte seinen Konzern bereits einmal um. Dabei machte er seinen über 50-jährigen japanischen Angestellten ein Angebot über Abfindungen die Firma zu verlassen. Dennoch wurden allein in Japan über 5.000 Mitarbeiter entlassen. Die tausenden entlassenen Mitarbeiter weltweit verschweigt er aus gutem Grund. Damals wurden weltweit viele Tochterfirmen geschlossen - ohne Abfindungen etc. Glauben Sie im Ernst, dieser Mann nimmt irgendwelche Rücksichten auf die (Sonder-)Wünsche deutscher Fotografen? - Bevor wieder Entrüstungs-E-Mails geschrieben werden. Dieser altgediente Manager (seit 1963 bei Fujifilm) und überzeugter Anhänger des gedruckten Fotos gehört aus der Sicht der Fotografen zu den Guten
. Die Anderen reden über unangenehme Umstrukturierungen nicht öffentlich.
- Früher, zu einer Zeit, als Deutschland noch eine aufstrebende Industrienation war, nannte man die Lenker größerer Firmen aus gutem Grund Industriekapitäne, denen Investoren, Kunden und Angestellte viel anvertrauten. Als die Titanic auf einen Eisberg auflief und sank, befragte der Kapitän weder seine Passagiere nach deren aktuellen Wünschen, noch berief er ein aus qualifizierten Passagieren bestehendes Expertenteam zur Analyse der Hintergründe der Entstehung von Eis ein. Stattdessen handelte er vorschriftsmäßig sofort nach seinem Handbuch der Notfallmaßnahmen, den Dienstanweisungen und seinen jahrelangen Erfahrungen - er gab das Schiff auf, um zu retten, was noch zu retten war. Beim von Kameraherstellern inzwischen viel zitierten Smartphone handelt es sich exakt um jenen Eisberg, von dem jeder wusste, dass so etwas existiert, von dem jedoch keiner wahrhaben wollte, dass sie seinen Kurs kreuzen würden.
Fazit
Der direkte Einfluss der klassischen Fotografen (vor allem der Amateure) als Kunden in der Fotobranche ist heue praktisch nicht mehr existent, insbesondere aus Europa, dem reinen Vertriebsaußenposten.
Nicht mehr länger im Zentrum zu stehen und unter dem Liebesentzug
der Eltern
zu leiden, sind schmerzlich. Aber so ist dies nun einmal in einer großen und ständig weiter wachsenden Patch-work-Familie, namens Optikkonzern. - Falls die Fotografen sich nicht an die neuen Verhältnisse anpassen wollen, dann können sie nach 175 Jahren im Hotel Mama
auch gehen. Nur wenige Manager werden ihnen nachtrauern.
Wer der Meinung ist, dass ich mit meinen u.a. mathematisch-ökonomischen etc. Analysen völlig falsch liege, und die Kameraindustrie einer glorreichen Zukunft entgegengeht, weil sie am klassischen Fotokunden (vor allem in Europa und Deutschland) interessiert ist, diesen perfekt kennen, schätzen, regelmäßig befragen und deshalb auch alle fotografischen Hintergründe der Amateurfotografen und der Veränderungen untersuchen sowie berücksichtigen, der darf mir gerne Gegenbeweise liefern.
Legen Sie mir Fakten und Beweise vor, überzeugen Sie mich. Wie schon Professor Börne in einem Tatort so treffend sagte: Fakten, Fakten, Fakten.
Als Wissenschaftler bin ich für Beweise immer offen und werde sie nachprüfen. Aber Hoffnungen und persönliche Meinungen - auch wenn sie mit der tiefsten Inbrunst der Überzeugung vorgetragen werden - beeindrucken Wissenschaftler nicht. - Oder wie mir ein Fotograf kürzlich schrieb: Glauben und Hoffnungen sind die Währung der Narren.
Sie brauchen mir auch aus Frust oder Trotz nichts vorzuwerfen oder aus eigener Bequemlichkeit mich zur Nachprüfung Ihrer Thesen aufzufordern. Denn ich habe diese Thesen alle in meinen über weit über 100 Artikeln bereits falsifiziert: Bis repetia non placent. Deshalb werde ich diese Einzelfakten auch nicht in jedem Einzelartikel nochmals wiederholen oder erneut in E-Mail-Antworten schreiben. Fotografen sind alle selbst des Lesens mächtig. Mein Auftritt erleichtert allen Lesern dazu das Suchen und Finden u.a. durch ein Inhalts-Verzeichnis, ein Artikel-Verzeichnis und eine Suchmaschine.
Da ich jene Thesen alle schon widerlegt habe, halte ich sie auch für völlig abwegig.
Allen realistischen Fotografen wünsche ich viel Freude beim Fotografieren.
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Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.