Influencer

Neues aus dem Bereich der Dichter und Blender.

vg

Unverträglichkeits-Hinweis für Allergiker: Dieser Artikel über Influencer kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

Die im Folgenden geäußerten Dinge entsprangen alle dem Fotografiebereich. Deshalb sind sie hier veröffentlicht. Falls Sie als Leser der Meinung sein sollten, sie auch auf andere Bereiche des modernen Lebens übertragen zu können, so liegt dies an Ihnen.

Eine Krankheit?

Als ich das englische Wort Influencer das erste Mal von einem Deutschen leidlich mäßig ausgesprochen hörte, hatte ich die spontane Assoziation von Krankheit. Aber das war wohl doch die Influenza.

Bei Influencern handelt es sich allerdings um Personen, die - wie der englische Name bereits klar sagt - andere Personen aktiv in allem beeinflussen. Es handelt sich um knallharte Beeinflusser. - Es hat folglich seine Gründe, warum man die englischen Begriffe nicht ins Deutsche übersetzt. - Manchmal ist die deutsche Sprache wirklich etwas zu genau - geradezu brüskierend, und auf jeden Fall politisch inkorrekt.

Das Paradoxon des aufgeklärten Menschen

Es erstaunt durchaus, dass die heute sich so gerne und bei fast jeder (nicht selten auch unpassenden) Gelegenheit als unabhängig, selbständig, selbstbestimmt etc. bezeichnenden Menschen ganz offensichtlich von Fremden beeinflussen lassen wollen.

Früher nannte man so etwas ganz deutlich und missbilligend Manipulation. Derartige Agitatoren nannte man früher Demagogen, Volksverführer, Rattenfänger oder modern eher Volksverhetzer, von denen man sich politisch deutlich abgrenzt(e).

Aber im Konsumbereich suchen und schätzen heute immer mehr Menschen derartige Influencer.

Der Influencer bestimmt, was Sie denken, wie Sie handeln und vor allem was Sie kaufen! Und, weil er es Ihnen vorbetet, ist es auch gut so. Er weiß es schließlich als Trendsetter am besten. Vertrauen Sie ihm und glauben Sie an ihn. Er gibt den Ton an.

Influencer als anerkannter Beruf!

Folglich ist das gute Influencer Marketing - man beachte das Adjektiv der Anhänger - derart erfolgreich, dass es seine Vertreter unerwartet reich macht. Auch ich staunte nicht schlecht, dass auf den sozialen Netzwerken wie YouTube, Instagram, WhatsApp, Snapchat, Pinterest, Facebook etc. erfolgreich postende Manipulatoren sechs- bis siebenstellige Einnahmen je Monat, aber selbst in Deutschland zumindest je Jahr erwirtschaften.

Wussten Sie z.B., dass je Klick auf ein einziges YouTube-Video der Influencer bis zu hohe zweistellige Cent-Beträge erhalten kann? Da kommt man bei mehreren hundert Millionen Klicks auf tausende Videos, welche manche Influencer, die an verbaler Diarrhö leiden, schon auf ganz erkleckliche Summen. Es gibt Influencer, die produzieren über 5.000 Videos in 3 Jahren. Das sind durchschnittlich 5 je Tag.

Und exakt dies war der Grund, dass im Juli 2017 zahlreiche Medien forderten, diese selbsternannten Influencer endlich als Beruf anzuerkennen. Die positiven und allen Ernstes gesellschaftspolitisch relevanten Gründe seien u.a., dass sie den Konsumenten die heute angeblich zu komplexe Suche und vor Allem die Entscheidung oder direkt Kaufentscheidung sowie die Produktauswahl abnehmen, denn die Menschen wären dazu heute völlig überfordert - eine höfliche Umschreibung für zu dumm oder unfähig.

Unglücklicher Weise lassen sich diese edlen, nächstenliebenden und hilfsbereiten, selbsternannten Stiftung-Warentest-Ersetzer - kurz Influencer - diese Tätigkeit von den Firmen sehr gut bezahlen. Sie machen deshalb auch ganz gezielt für bestimmte Hersteller und bestimmte Produkte Werbung.

Erpressung?

Ferner machen sie z.T. auch ganz gezielt die Produkte der Konkurrenten, welche den Influencern nichts oder zu wenig bezahlen, schlecht.

Einer dieser Influencer erzählte mir auf einer Party, nachdem er sich mit einigen Gläsern Alkohol so richtig in Fahrt geredet hatte, sogar ganz stolz, dass er Firmen zuerst mit einem Produktverriss seine Macht verdeutliche, und sie danach ganz schnell begreifen, dass es besser ist, mit mir - zu meinen Konditionen - zusammenzuarbeiten.
Für so ein ehrenhaftes Verhalten verwendeten - in einer längst vergangenen Epoche - Juristen Fachausdrücke wie Verleumdung, Rufmord, Erpressung etc.

Influencer haben allerdings kaum etwas zu befürchten. In der Tat gelten für Blogger oder Influencer noch nicht einmal die laschen Verhaltensregeln der Journalisten. In Deutschland fehlt sogar eine klare Regelung zur Kennzeichnungspflicht von Werbung in sozialen Netzwerken, was im Grunde zur Dauerberieselung mit Werbung führt. - Das Verbot der Schleichwerbung hat de facto keinen Einfluss, da Influencer bereits die personifizierte Schleichwerbung darstellen. In den USA gab die FTC Regeln für Influencer heraus, an die sich auch kaum jemand hält. Aber so weit wie im bösen Amerika sind wir hier im freien Deutschland nicht: Hier gibt es keine rechtlichen Regeln. Am 25.06.2020 hat das Oberlandesgericht (OLG) München wieder einmal ganz im Sinne der Influencer geklärt, dass ihre Arbeit keinen Regeln unterliegt, da es keine Werbung ist.

Alles Fake - oder was?

Dass die Kernzahlen des angeblichen Erfolges und der angeblichen Reichweite der Influencer (Likes, Shares, Followers etc.) seit Jahren vorsätzlich gefälscht sind - und die Nachfrage nach derartig gefälschten Zahlen seit Jahren weltweit eine ganze Fälscherindustrie reich macht (1.000 Likes, Shares, Followers etc. inzwischen für unter 20 US$ - bei Millionen Likes etc. gibt es dann nochmals deutliche Rabatte), belegt die Nachfrage nach Influencern. - Viele Menschen handeln offensichtlich nach dem Fliegenprinzip: Zehn Million Fliegen können sich nicht irren.

Haben Sie übrigens gewusst, dass YouTube riesige vergoldete Drucktasten im Wert von zigtausend Euro an Influencer verschenkt, die über 1 Mio. Abonnenten besitzen (hier der Test im Elektronenmikroskop). Das Influencer-Marketing lohnt sich für alle. - OK, Sie als Kunde bezahlen natürlich die Zeche. Aber was soll's. Einer ist immer der Dumme.

Manager und Agenturen

Inzwischen findet sich sogar eine übergeordnete Gruppe: Der Influencer Trend hat zu einem wachsenden Bedarf an Influencer Marketing Managern geführt. - Das sind salopp ausgedrückt die Chefs der Branche.

Daneben existieren ganze Influencer Agenturen, welche jeder Firma den passenden Influencer vermieten - also quasi als Leiharbeitervermittlung tätig sind. Hier finden Sie solch ein Beispiel mit der Darlegung der angeblichen Vorteile. Korrekt gelesen: Lügen lohnt sich wieder.

Die Nachfrage soll allein im Jahr 2016 um sagenhafte 270% gestiegen sein. - Eine Zahl, die genau so glaubwürdig ist, wie alles Andere im Influencer-Bereich.

Der Hintergrund ist einfach: Firmen kaufen heute viele Influencer gleichzeitig für die Bewerbung neuer Produkte ein. Motto: Wenn viele dieser angeblich so kritischen und unabhängigen Tester das neue Produkt genial finden, dann muss da schließlich etwas dran sein.

Eine weitere Obergruppe stellen die Key Opinion Leader dar. Das sind die reichsten und beliebtesten und mächtigsten (das ist alles Dasselbe) Influencer, welche die manipulativen mind tricks am wirkungsvollsten verwenden.

Die Ausbildung zum Influencer

Also Augen auf bei der Berufswahl. In den USA wollen inzwischen die Mehrzahl der Jugendlichen Influencer werden - bevorzugt bei YouTube. In den 2020er Jahren war es dann eher TikTok.

Das Wachstum ist gigantisch und hält an. Da gibt es auch noch Chancen für Sie als Quereinsteiger auf dem dritten Bildungsweg - YouTube akzeptiert sogar gescheiterte Fotografen.

Die Ausbildung ist einfach und kurz: es existiert keine.

Der Aufwand ist gering: Man muss nichts lernen und nichts recherchieren: Die Firmen liefern einem die Produkte, die man selbst (angeblich immer) benutzt - zumindest für das Foto oder das kurze Werbe-Video - und den Text, den man nur - möglichst wörtlich - ablesen muss. Letzteres scheint allerdings bei manchen Influencern tatsächlich eine Herausforderung zu sein, da viele - laut Firmenbeschwerden - noch nicht einmal richtig lesen können.

Sie müssen auch nicht viel arbeiten, dürfen also endlich einmal stinkfaul sein: Es ist derzeit nämlich in, die Follower um ihre Meinung zu fragen. Das nennt man neudeutsch: an additional level of engagement, oder Increased Audience Engagement.
Sie stoßen also eine Diskussion an. Sie bringen Menschen unterschiedlichster Meinungen endlich wieder in den heute so dringend notwenigen Dialog miteinander. Das fordern alle Parteien, einschließlich Mutti. Der Dank des Vaterlandes für so viel selbstloses und ehrenamtliches Engagement für die Demokratie kann Influencer nicht lange verfehlen. Bereiten Sie sich schon einmal seelisch darauf vor, als Influencer bald mit einem Bundesverdienstkreuz belastet zu werden.

Mehr als um ihre Meinung gefragt werden, wollen viele Nutzer nicht. Sie wollen dann nur ihre Meinung irgendwohin unten in das öffentliche Diskussionsfeld schreiben können. Lesen, oder verstehen, oder gar beantworten müssen Sie den Mist Ihrer Follower auch nicht. Sie inspirieren schließlich andere - also Ihre Follower - dazu, diese schwachsinnige Arbeit für Sie kostenlos zu erledigen. Denken Sie immer daran: Sie sind die inspirative Kraft hinter allem. Und Inspiration benötigt Freizeit, Ruhe sowie Entspannung. Arbeit oder Anstrengung zerstört jede Inspiration.

Sie besitzen keine Schauspielausbildung? Das macht nichts. Schauen Sie sich nur die anderen Influencer an. Geben Sie sich ganz natürlich, wie zuhause auf dem Sofa vor Ihrem Fernseher. Das kommt echt authentisch rüber.

Sie benötigen auch keine Sprachausbildung: Hören Sie sich nur die anderen Influencer an. Selbst ein Kaugummi im Mund schadet oft nicht.

Sie haben eine wirklich scheppernde, quietschende, krächzende Stimme? Macht auch nichts: Es gibt die ersten Synchronsprecher und Double für Influencer.

Sie müssen auch nicht aussehen wie Sydney Rome oder Cary Grant. Gesucht wird der Mann / die Frau aus dem Volk / aus der Mitte (gleichgültig, wo die ist).

Sie müssen sich auch nie mehr gut kleiden, rasieren oder schminken: Manche anderen Influencer sehen auch aus, als ob sie im Schlafanzug gerade aus dem Bett gestiegen wären. - Behaupten Sie einfach, Sie hätten sich die ganze Nacht für Ihre Follower im Darknet informiert, was gerade der neueste Trend in Ulan Bator ist.

Sie haben keine Ahnung von Mathematik, bis hin zu dem Punkt, dass Sie nicht einmal wissen, dass eine doppelt so große Sensorfläche auch wirklich zweimal so groß ist? Macht nichts: Leugnen Sie einfach die Regeln der Mathematik in der Fotografie.

Sie haben keine Ahnung von Physik, wirklich gar keine? Macht nichts: Leugnen Sie einfach die Bedeutung der Physik in der Fotografie. Leugnen Sie die Existenz von Wellen (Licht) an. Zweifeln Sie ferner die Existenz von atomaren und subatomaren / kleinsten (Quanten-) Teilchen an (insbesondere Photonen). Denn weder Lichtwellen noch Lichtteilchen sind für die Fotografie wichtig. Bestreiten Sie überdies die Existenzberechtigung der Quantenphysik. Greifen Sie Einstein als Dummkopf und Betrüger an und widerlegen Sie in weniger als 10 Minuten die Relativitätstheorie. Er benötigt dazu sogar nur 1 Sekunde und ein einziges Wort B.S. für bullshit (= höflich übersetzt: Unsinn, Blödsinn, Schwachsinn). Danach verunglimpfen Sie fast alle anderen Nobelpreisträger, Wissenschaftler etc. Schließlich verfassen Sie ein eigenes Buch Ihrer neuen (und natürlich einzig gültigen) Physik des Magnetismus. (Das ist bei jenem Autor so etwas Ähnliches wie die Pendeltherapie.)

Wenden Sie sich dann in logischer Konsequenz gegen jegliche weiterführende Schul- und Universitäts-Bildung als politische Indoktrination eines die Welt unter ihre Kontrolle bringen wollenden finsteren wissenschaftlichen Systems, welche die Studierenden nicht nur verblödet, sondern sogar noch in eine Schuldenfalle schickt. Und schlagen Sie in der Folge vor, alle sollen (wie man selbst) lieber lernen, wie man für 250 US$ eine eigene Hose nähen kann. Zitat: Es geht nichts über die Fähigkeit, seine eigene Kleidung herstellen zu können. - Dieser Aufruf des Kampfes der Werktätigen der Hand gegen die des Kopfes liegt historisch weit vor dem Kommunismus. - Also zurück zum frühen Mittelalter mit der handwerklichen Teilautarkie.

Sie glauben mir nicht?! Dieses tapfere Schneiderlein, das 7 Videos auf einen Streich produziert, existiert bereits als YouTube-Influencer und hat es exakt so zu weit über 300.000 fanatischen Followern bei Fujifilm-Kameras gebracht.

Sie können nicht fotografieren? Macht nichts, die Firmen stellen einen Fotografen.

Sie haben keine Ahnung, wie man ein Video macht? Macht auch nichts, die Firmen stellen Kameraleute und Postproduktion.

Sie haben keine Ahnung, wie man die Anfragen der Fans beantwortet, oder keine Lust dazu? Macht nichts, das übernehmen die Agenturen oder Call-Center der Firmen sowieso viel lieber für Sie. - Wenn Sie es selbst machen, verdienen Sie natürlich noch mehr.

Eigentlich warfen andere Ihnen immer vor: Sie haben von nichts eine Ahnung, aber davon eine ganze Menge. Das ist die ideale Grundvoraussetzung für die Karriere als Influencer. - Aber dafür besitzen Sie ein übersteigertes Selbstbewusstsein, weil Sie schon immer der felsenfesten Überzeugung waren, alles besser zu wissen und zu können.

Sie besitzen eine zwielichtige Vergangenheit, sind unsozial bis asozial, oder verhalten sich so, dass andere schon immer meinten, dafür sollten Sie sich schämen. - Völlig falsch, das sind wertvolle Grundlagen für eine Influencer-Karriere.

Ein US-Foto-Influencer gab in einem Interview ganz offen zu, dass er 4 Jahre lang in Russland im Auftrage des Staates Insassen von Gefängnissen angeschrien hat. Als Beweis legt er bei 10 Minuten 30 eines seiner Schreivideos bei. Zitat: Oh, ja, das hat mir [für YouTube] geholfen.

OK. In Russland werden Menschen auch eingesperrt, weil sie denken. - Schwamm drüber. - Charakterlosigkeit und Skrupellosigkeit sind hilfreich.

Sie wurden als Choleriker und zu lauter sowie hysterischer Schreihals vom Hamburger Fischmarkt geworfen? Und Ihnen wurde angeraten sich diesbezüglich dringend einer Therapie zu unterziehen? Ideal! - Nennen Sie sich so: Therapie. Allerdings haben Sie bereits Konkurrenten bei YouTube. - Alle noch nicht völlig Tauben sollten vor dem Genuss des Videos den Lautsprecher vorher dramatisch herunterregeln.

Im Übrigen wurden früher derartig ihre Waren auf dem Marktplatz anbietende Budenbesitzer Scharlatane (von ital. Ciarlatano - Marktbudenbesitzer) genannt. - Influencer klingt natürlich viel edler.

Sie sind derart übergewichtig, dass Ihr Arzt für Sie den neuen Grad IV definierte (oberhalb von Adipositas permagna oder morbide Adipositas angesiedelt, mit BMI > 100) und Sie als unheilbaren Couch-Potato bezeichnet. Da ist Heimarbeit als Influencer die Ideale Chance, sofern Sie ein breites Sofa besitzen.

Sie leiden an einer Obsession, einem Tick, Wahnvorstellungen oder haben schlichtweg die Bodenhaftung verloren. Respektive andere weichen bei Ihren Aussagen zurück und versuchten sie schon immer mit Aussagen wie: Ganz ruhig. Der Arzt kommt gleich. zu beruhigen. Perfekt, wer hat das schon. Nur wenige begnade Influencer bringen so eine Gabe mit. Das ist kein Makel - das gereicht Ihnen zum Vorteil, wird Ihr Markenzeichen. So etwas gilt als wertvoller USP - Unique Selling Proposition (deutsch etwas harmlos als Alleinstellungsmerkmal übersetzt).

Muss man wahnsinnig sein, um Influencer zu werden? Nein, aber es hilft, wenn man Soziopath oder Psychopath ist. Allerdings sprechen Influencer in diesem Zusammenhang lieber von ihrem Sendungsbewusstsein.

Falls man Sie in einem psychiatrischen Gutachten dennoch nicht für unzurechnungsfähig erklärt, sind Sie als Influencer natürlich Künstler. Da die Kunst unter besonderem Schutz steht, dürfen Sie sowieso so ziemlich alles sagen und tun, was Sie schon immer einmal wollten. - Je schräger Sie sich inszenieren, umso eher gelten Sie übrigens als Künstler. Übertreffen Sie also Lady Gaga.

Sie besitzen kein Konzept, können sich nicht konzentrieren, können keinen klaren Gedanken formulieren und verlieren beim freien Sprechen (wie manche Politiker) ständig den roten Faden. Keine Sorge: Auf YouTube wimmelt es nur so von Influencern, die erst hören müssen, was sie sagen, bevor sie wissen, was sie denken.

Machen Sie sich auch keine Sorgen, über den Unsinn, den Sie erzählen. Das wird sowieso kaum nachgeprüft oder gar widerlegt. Jeden Tag erzählt bereits ein einziger Influencer mehr Unsinn, als jeder Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen könnte. Die haben längst resigniert.

Sie halten sich selbst für zu dumm für die Arbeit als Influencer. Ganz locker. Falls Sie über so viel selbstkritische Reflexionsfähigkeit verfügen und bereits zu solch einer Erkenntnis gelangt sind, sind Sie den meisten anderen Influencer haushoch überlegen.

Sie haben keine Ahnung davon, wie Sie die angeblich geforderte Inspiration an die intelligenten Anhänger rüberbringen sollen? Machen Sie sich keine Sorgen: de facto besteht das Influencing überwiegend aus plumper Werbung für die gutgläubige, bequeme, denkfaule bis dumme Gefolgschaft.

Sie meinen, das klingt arrogant und überheblich?

Dann sollten Sie einmal hören, wie viele der ach so netten und offenherzigen Influencer, die einem echte Einblicke in ihr eigenes Leben geben, einen - ganz nah - mitfühlen und täglich miterleben lassen und auf ein enges Vertrauensverhältnis zu ihren Anhängern bauen, auf Insider-Partys oder im engeren Kreis tatsächlich über ihre Follower sprechen. Ein Influencer aus dem angloamerikanischen Raum bezeichnete seine Follower herablassend als cattle, was man in diesem Zusammenhang nur mit Schlacht-Vieh übersetzen kann. Deutsche Influencer bezeichnen sogar schriftlich und öffentlich Ihre Kunden folgendermaßen: Der Follower als Milchkuh, die man möglichst bis auf den letzten Tropfen leer melken muss. Oder als Leser, die jeden Quatsch nachkaufen.

Nachtrag: Inspirieren heißt im Übrigen, andere zum Denken anregen. Influencing bedeutet jedoch, dass die Anderen auf keinen Fall nachdenken dürfen, sondern überredet werden, schnell zu kaufen, oder diese Kaufbotschaft zu liken, oder anderen weiter zu erzählen, oder zu sharen. Inspirieren erfordert das selbständige Denken und Handeln und setzt auf Überzeugung durch Fakten. - Aber das ist ja so zeitaufwändig - und mühsam und sowieso altmodisch - oder neudeutsch eben: oldschool.

Die Influencer werden in einem seriösen Evaluations- und Selektionsprozess gefunden. - Entschuldigung! Ein Versehen. Das war die Folie mit dem Standardsatz für die bezahlenden Firmen. Das gilt natürlich nicht für Sie als zukünftigen Influencer.

Das Berufsanforderungsprofil ist denkbar einfach:
Ein IQ knapp oberhalb des Gefrierpunktes reicht aus. Zu viel Denken schadet sowieso. Davon bekommt man erwiesenermaßen Kopfschmerzen. Es ist also im höchsten Grade ungesund.
(Wissenschaftliche) Fachkompetenz zum beworbenen Thema wird von den bezahlenden Firmen überhaupt nicht geschätzt. Sogenannte Besserwisser oder Klugsch..... will man nicht.
Wissen ist auch keines erforderlich - das hindert nur beim schnellen Reproduzieren von Werbebotschaften.

Es zählen sowieso nur die (gefälschten) Zahlen der sogenannten Reichweite.

Steichen Sie deshalb das Wort seriös völlig im Zusammenhang mit Influencern.

Bewerbungsunterlagen?

Unsere Stellenausschreibung hat Ihr Interesse gefunden? - Dann bewerben Sie sich noch heute als Influencer. Bewerbungsunterlagen sind nicht erforderlich.

Bonmots zu Influencern

Während es früher hieß: per aspera ad astra durch das Rauhe zu den Sternen - also im übertragenen Sinne: mit Mühe/Fleiß erreicht man auch hochgesteckte Ziele -, so passten Influencer diesen auf Seneca zurückgehenden Ausspruch für unsere postfaktische Zeit passend an zu: ad astra per mendacium - die einfache Lüge und billige Täuschung ersetzt ihnen heute alles.

Influencer erfüllen (nicht nur) Rosalindes Wunsch: Ich möchte lieber einen Narren halten, der mich lustig machte, als Erfahrung, die mich traurig machte. / I had rather have a fool to make me merry than experience to make me sad (Shakespeare, Wie es Euch gefällt, 4. Aufzug, 1. Szene).

Ein Influencer kann in 10 Minuten mehr Unsinn erzählen, als ein seriöser Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann.

Nichts, was populär ist, kann wahr sein. Sowie die Umkehrung: Die Wahrheit kann nicht populär sein. - Für Leser, die das nicht sofort verstehen: Dies liegt an dem Umstand, dass die Wahrheit komplex, langatmig und folglich meist unbeliebt ist.

Die Anschuldigung: Influencer sind ziemliche Lügner entspricht der Feststellung: Wasser ist etwas nass.

Redlichkeit und Influencer stoßen sich gegenseitig ab.

Das Fleisch ist willig. Aber der Geist ist schwach. (Heinrich Heine).

Warum lassen sich so viele Menschen so gerne von Influencern manipulieren? Der Mangel der Freiheit - das war für ihn der Inbegriff des Glücks Leo Tolstoi, Anna Karenina.

Laut Dostojewski (Brüder Karamasoff) ersetzen Influencer die Freiheit, welche die meisten Menschen als bedrohend empfinden, durch: Wunder, Geheimnisse und Autorität. - Eine höfliche Umschreibung für Betrug, Lügen und Machtmissbrauch.

Zehn Ochsen und ein [Influencer] sind zwölf Stück Rindvieh - Eduard Möricke, Das Stuttgarter Hutzelmännlein.

Influencer sind die Obskuranten des 21. Jahrhunderts. - Obskurantismus war / ist das Bestreben, die Menschen vorsätzlich in Unwissenheit zu halten und sie am eigenen Denken zu hindern, damit sie an Übernatürliches glauben.

Dazu noch ein Satz von Heinrich Heine: O der obskuren Wichte, die nicht eher erleuchtet werden, bis sie selbst an der Laterne hängen.

Influencer sind die geistigen Homöopathen der Moderne, die 1/10.000 Gramm Verstand in einem großen Eimer lauwarmer Verkaufsbrühe verdünnen.

Influencer sind gekennzeichnet durch einen Überfluss an Geistesmangel (Heinrich Heine, Die Bäder von Lucca).

Aufrecht tragt Ihr Zwar das Haupt, jedoch im Haupte kriechen niedrig die Gedanken. (Heinrich Heine, Atta Troll).

Influencer sind für Großkonzerne arbeitende multinationale Prostituierte, die für Geld alles machen. Wanderings and musings

Oder wie ein Biologe einmal so treffend über Influencer sagte: Dumm wie eine Amöbe.

Nach unten offen

Existiert noch eine Steigerung zu Foto-Influencern?

Aber selbstverständlich findet sich auf der nach unten offenen INL-Skala (Influencer Niveaulos-Skala) täglich problemlos ein neues Low-Light.

In Deutschland wären da u.a. Asi-Influencer wie z.B.: TANZVERBOT oder Exsl95. Beide Adipositas-Influencer sind insbesondere bei Fragen zur gesunden Ernährung immer wieder eine Bereicherung für inzwischen offensichtlich ein Millionen-Publikum.

Beide stellen eine Art Gegenentwurf der Authentizität zu all jenen Instagrammern mit ihren durch Filter behandelten Traumkörper und Gesichter vor mit Photoshop geschönten Traumkulissen dar und entsprechen somit dem alltäglichen RTL-Doku-Soap-Niveau der Millionen Fernsehzuschauer, die sich in ihnen wiedererkennen.

Falls Sie wissen wollen, was derzeit im deutschen YouTube-Kanälen abgeht resp. was bei Kindern und Jugendlichen angesagt ist, dann sollten Sie einfach einmal bei Herr Newstime reinschauen.

Virtuelle Influencer seit 2020

Die Industrie war wirklich hart geschlagen mit den geistigen Tieffliegern, welche die meisten Influencer darstellten. Manche waren selbst zum Lügen zu dumm - auch dann, wenn man ihnen die abzulesenden Texte zusandte.
Gott sei Dank wurde inzwischen mittels Computational Photography, KI, GenKI und Deep-Fake-Videos die Lösung gefunden: Virtuelle Influencer.

Die menschlichen Influencer müssen nichts mehr auswendig lernen, oder ablesen. Sie müssen sich nicht mehr waschen und anziehen. Eine CGI (computer-generated imagery) Technologie respektive Software aus Video-Spielen hinter dem Avatar erledigt alles für sie. Seit etwa Mitte der 2020er Jahre wurde das alles unter GenKI zusammengefasst. Der Avatar sieht immer jung aus und ist perfekt geschminkt. Überhaupt besitzen sie die landestypisch idealen Schönheitsideale, die man auch mit vielen chirurgischen Schönheitsoperationen keinem Menschen verleihen kann. Dennoch gibt es sogar bereits die Gegenbewegung der sogenannten natürlichen Avatare mit künstlichen Sommersprossen etc. Diesen Avataren wurden sogar komplett gefälschte Lebensläufe gegeben.

Sie beschreiben ihre (angeblichen) Reisen durch die Welt mit (ebenfalls gefälschten) Fotos und Textberichten. Sie fälschen die schlechte Blitzlichtqualität der Smartphones überzeugend. Die video-animierten Avatare können sogar singen und tanzen. Und selbstverständlich beantworten diese Roboter auch alle Anfragen von Lesern - dank Künstlicher Intelligenz sowie ganzen Call-Centern - umgehend und kompetent.

Diese künstlichen Influencer werden vor allem von den jüngeren Digital Natives gerne verwendet. Die Anhänger glauben an diese künstlichen Influencer sogar dann noch, nachdem man ihnen erklärte, dass es KI-Erzeugnisse sind. Viele halten jene Roboter auch für ihre Freunde. Viele Frauen wollen so werden wie Rozy, Lucy etc. und viele Männer wollen sich mit ihnen verabreden. Manche besitzen Millionen an Followern. Das ist somit die Zukunft - und bereits die Gegenwart in zahlreichen Ländern wie Südkorea.

Jedoch arbeitet die Industrie bereits an virtuellen Influencern, welche auch die älteren Altersgruppen bis 60 ansprechen. Neue Avatare für (Fernseh- und Kino-) Spielfilme und sogar ganze Musik-Gruppen (Bands) mit eigener Musik sind in der Entwicklung.

Allerdings nehmen diese Roboter - virtual influencers genannt - seit 2020 den faulsten, dümmsten und inkompetentesten menschlichen Influencern auch die Einnahmen ab. Auf Facebook und Instagram gab es Anfang 2022 bereits offiziell über 200 derartige Virtual Influencers. Allein die KI-Influencerin Rozy soll 2022 über 1,5 Mio. US-Dollar Gewinn einfahren. Inzwischen erscheinen derartige KI-Influencer sogar als Werbung im Fernsehen und auf elektronischen Werbeflächen auf den Straßen sowie auf Werbeplakaten auf Bussen.

Der Wegfall der meisten menschlichen Influencer wäre eigentlich kein Verlust für die Welt. Aber nun werden die übrig gebliebenen menschlichen Influencer von den bezahlenden Werbetreibenden auf Line getrimmt. Um zu überleben, müssen sie nun noch mehr lügen und betrügen sowie Kunden über den Tisch ziehen. Da die virtuellen Influencer keine Moral besitzen, werden die letzten menschlichen Influencer ihren eventuell noch vorhandenen Rest an Moral und Skrupel nun auch noch ablegen.

Ganz im Gegenteil arbeiten Dachfirmen wie Meta (Social Media: Facebook und Instagram) daran, für diese künstlichen Influencer ethische Rahmen zu definieren. Gott sei Dank bleiben die menschlichen Influencer auf den sozialen Medien von derartigen ethischen Restriktionen verschont. Deshalb werden die skrupellosesten uns auch noch einige Zeit erhalten bleiben.

2022 publizierte Adobe eine Untersuchung, indem sie zur beruhigenden Feststellung kamen, dass von allen Content Creators - also allen Personen, welche irgendwelche Inhalte irgendwelcher Art erzeugen, nur 14% Influencer wären. Das ist wirklich beruhigend, denn nur 23% aller Menschen auf der Welt werden als Content-Creators definiert. Da die Weltbevölkerung derzeit rund 8 Mrd. Menschen umfasst, ergeben 23% davon abgerundet 1,8 Mrd. Content Creators. Davon sind nur 14% (Folie 27) Influencer: Das sind dann abgerundet bescheidene 250 Mio. hochbegnadete Beeinflusser und Manipulatoren. Besonders beruhigend ist, dass laut Studie deren Wachstum in den letzten beiden Jahren extrem hoch war. Laut Studie hielten es im Übrigen in Deutschland 16% für ihr anstrebenswertes Berufsziel, Influencer zu werden. In den USA halten sich hingegen 35% geistig dafür für qualifiziert.

Fazit

Wer folglich Influencer zum anerkannten Beruf stilisiert, verdammt das Denken und macht jede redliche (Berufs-) Ausbildung schlecht.

Aber (selbst) zu denken und zu lernen, scheint inzwischen bei manchen unbeliebt zu werden. Wie ließ Shakespeare Julius Caesar sagen: Er denkt zu viel: die Leute sind gefährlich. Deshalb werden Gesellschaft und Politik in einer konzertierten Aktion Influencer bald zur staatlich anerkannten Berufsbezeichnung erheben, evtl. sogar im Range eines habilitierten Professors mit Eintragsberechtigung des Titels im Personalausweis, denn Influencer dozieren ja schließlich.

Jedoch ist das wohl nicht mehr nötig, denn manche Meinungsbildner der Medien bezeichnen Influencer als fast schon Gott und seine Anhänger als gläubige Jünger. Der Influencer als geradezu messianischer Heilsverkünder und auch Heilsbringer. In der Folge spricht man auch allen Ernstes von wunderbaren Möglichkeiten. - Als ob es in der Menschheitsgeschichte nie eine Epoche der Aufklärung gegeben hätte.

Fazit: Überprüfen Sie jeden Influencer darauf, ob er Sie inspiriert und zum (anstrengenden) Nachdenken anregt, oder sogar durch unbequeme Fragen dazu aufruft, oder ob er nur einen psychologischen Kaufreiz bei Ihnen weckt.

Weiterhin viel Freude beim Selbst-Denken.

Ein paar Quellen, Belege und Nachweise zum Thema Influencer und Influencing

The Remarkable Rise of Influencer Marketing [Infographic], Why Consumers Follow, Listen to, and Trust Influencers, How Instagram Polls Can Enhance Influencer Marketing Umfragen an die Follower, damit diese Ihre Meinung Kund tun können, und der Auftraggeber so kostenlos wichtige Marketing-Daten erhält. Why Influencer Marketing is Creating Huge Returns for Businesses, Influencer marketing damages public's perception of brands, survey finds, Majority of Marketers Use Influencers: Survey.

Denken Sie immer daran: Nur Wissenschaftler geben Quellen und Belege an, weil sie wissen, dass man es nachprüfen will, und sie zudem selbst in Punkto Wissen seit Jahrtausenden auf den Schultern der Vorfahren stehen, um Aussagen treffen zu können. Nur Influencer benötigen keine Belege und Quellen, weil alles auch ihrem eigenen 'Bauch' stammt oder sie es sowieso von Firmen vorformuliert bekamen, deren Marketing-Abteilungen selbstredend nicht als Quelle genannt werden wollen.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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