Auch hier herrscht ein Glaubenskrieg vor, wobei meist Berufsfotografen den Amateuren gegenüberstehen: Berufsfotografen lieben überwiegend den Hochkantgriff, Amateure hassen ihn.
Die Vor- und Nachteile lassen sich jedoch beweisbar darlegen.
Wer sehr oft Portrait-Aufnahmen durchführt - gemeint sind nicht nur Aufnahmen von Menschen (Porträts), sondern alle Hochkant-Formate, der hält dabei die Kamera ergonomischer, sicherer, ruhiger und dadurch auch verwacklungssicherer. Der Fotograf wird - sofern er die Kamera über lange Zeit so hält - auch weniger ermüden.
Vor allem sehr schwere Objektive insbesondere im Telebereich lassen sich dadurch länger noch erträglich tragen und aus der Hand bedienen.
Kameras mit Hochkantgriff waren früher Profikameras, welche bis heute einen einzigen, durch den Hochkantgriff ermöglichten wesentlich stärkeren Akku besitzen, der eine längere Ausdauer verspricht.
Heute lassen sich Hochkantgriffe auch zusätzlich anschrauben und bieten in dieser Version dann meist Platz für zwei Akkus, welche fast die doppelte Ausdauer zu einer herkömmlichen Version bieten. D.h. man kann den alten Akku der Kamera behalten und unten in das meist längere Akkufach des Hochkantgriffes schieben.
Jedoch ergeben fest in die Kamera integrierte Hochkantgriffe meist ein staubsicheres und wasserfesteres sowie insgesamt wetterfesteres Gesamtsystem, das weniger anfällig ist.
Bei vielen Profikameras sind diese Hochkantgriffe bis heute fest mit dem Kameragehäuse intern verbunden. D.h. man kann sie nicht entfernen. Dadurch erzeugen sie automatisch ein signifikant größeres Volumen und ein höheres Kameragewicht. Letzteres widerspricht dem modernen Trend hin zu leichten sowie kleineren Kameras und widerspricht auch der zunehmenden Tendenz der Überalterung der Fotografen.
Einer der angegebenen Vorteile ist somit ein Zirkelschluss: Man kann mit zweitem (Hochkant-)Griff die schwere Kamera optimaler halten.
- Aber eine Profi-Kamera ist überwiegend deshalb deutlich schwerer als das direkt darunter angesiedelte Modell, weil sie zusätzlich einen im Magnesium-Korpus fest verbauten Hochkantgriff mit einem weiteren resp. viel schwereren Akku besitzt.
Vor allem sehr junge und sehr alte Fotografen sind deshalb - insbesondere aus Gewichts- und Volumengründen - meist gegen den Hochkantgriff.
Das Umgreifen dauert mit einem zusätzlichen Hochkantgriff länger als das Drehen einer Kamera um 90 Grad.
Bei allen Hochkantgriffen (seien sie fest verbaut oder angeschraubt) sind zwar einige, aber nicht alle Funktionen auf doppelten Schaltern auch am zweiten Griff hinterlegt. Das heißt, die im Englischen so bezeichnete Muscle-Memory (die eingespielte Fingerfertigkeit) leidet. Dieser nicht absolut identische Aufbau führt ferner dazu, dass man dann mühsam umgreifen und um 90 Grad umdenken muss, um an alle Funktionen der Kamera zu gelangen. Das hält auf, man muss die Kamera absetzen und aktiv auf die Rückseite mit den Bedienelementen schauen. Vielen fällt deshalb ein sicheres blindes
Arbeiten so schwerer. Eine angebliche Zeitersparnis wird so zu einem Zeitverlust, der auch schnell nerven sowie sogar verunsichern kann.
Der zweite Hochkantgriff liegt nicht so ergonomisch in der Hand wie der Hauptgriff. Das ist bereits bauartbedingt aufgrund des sperrigen Akkufaches nicht möglich.
Der zweite Hochkantgriff verhindert meist das saubere Aufstellen des Kameragehäuses auf einem Tisch oder einer geraden Unterlage. Beobachten Sie dazu einmal, wie vorsichtig Profis ihre Kamera abstellen. Der Grund liegt in einer ergonomischen Zwitterlösung. Damit man den Hochkantgriff halbwegs gut halten kann, muss er (zumindest etwas) abgerundet sein. Dadurch kann er jedoch nicht mehr als Aufstellfläche genutzt werden.
Jedem, selbst geübten Verkäufern, passiert es regelmäßig, dass man Kameras mit Hochkantgriff mit einem - sei es auch noch so kleinen - Objektiv auf den Tisch aufsetzt. Mit jeder Kamera funktioniert dies. Kameras mit Hochkantgriff (unten) kippen bis fallen jedoch aufgrund des Übergewichtes des Objektivs und der fehlenden geraden Aufstellfläche am Grifft unten mit einem lauten Knall auf das Objektiv nach vorne. Das mag einmal gutgehen. Aber manche Objektive vertragen dies überhaupt nicht.
Exakt aus diesen Gründen hat Sony seine A9-Modelle sowie die A1 auch ohne fest verbauten zweiten Handgriff versehen. Man kann solch einen Batterie- / vertikalen Handgriff zwar zusätzlich kaufen und an der Kamera montieren. Erstaunlicher Weise machen dies jedoch nur wenige Fotografen.
Der weitere Vorteil der längeren Akkulaufzeit vor allem bei spiegellosen Kamera-Modellen durch den Hochkantgriff wird von den meisten Amateuren abgestritten, weil man bei Bedarf auch Ersatzakkus in der Jackentasche mit sich tragen kann, um die Akkulaufzeit sogar unbegrenzt zu erhöhen.
Ein zusätzlicher Nachteil ist die oft labile Verbindung der (am Stativgewinde unten an der Kamera) anschraubbaren Hochkantgriffe. Einerseits darf man dort nicht zu viel Kraft anwenden. Andererseits wird diese Schwachstelle bei schweren Teleobjektiven auf dem Stativ dann extrem belastet und kann bei loser Befestigung sogar brechen. Hinzu kommt, dass die Befestigung des Neigers / Kugelkopfes des Statives am Hochkantgriff unten mindestens ebenso labil ist. Personen, welche oft mit dem Stativ arbeiten, sollten sich somit entscheiden: Entweder sollte man eine Profikamera mit fest verbautem Hochkantgriff verwenden, oder ohne diesen anschraubbaren Hochkantgriff am Stativ zu arbeiten.
Hinzu kommt ein bei zahlreichen Kameramodellen leidiger Umstand, dass man den Akkufach-Deckel entfernen muss, um den Hochkantgriff in die Kamera einzuführen und sie daran unten anzuschließen. Exakt jener (meist kleine) Deckel des Akkufaches ist am Scharnier empfindlich, bricht beim Heraushebeln leicht ab und kann (beim Wechseln im Freien oder Dunkeln) auch verloren gehen. Derartige Ersatzeile sind unerwartet teuer, sowie oft nur mit langer Wartezeit bestellbar.
Ein weiterer Nachteil liegt bei Kameras vor, welche unten beim Akkufach auch die Speicherkarte einschieben. Das kommt oft bei kleineren und preiswerteren Modellen vor. Dort blockiert dann der angeschraubte Hochkantgriff das Speicherkartenfach. D.h. bei jedem Speicherkartenwechsel muss der Hochkantgriff abgebaut werden.
Bei zahlreichen spiegellosen Kameras kann der Hochkantgriff auch den Adapter für ältere Objektive blockieren (z.B. Nikon). D.h. damit sind dann nur neue Objektive verwendbar, oder man muss den Hochkantgriff entfernen, oder man benötigt einen anderen (neuen) Adapter.
Viele anschraubbare Hochkantgriffe erzwingen ständig zwei Akkus, da sie mit einem alleine nicht funktionieren. Überdies erlauben keineswegs alle anschraubbaren Hochkantgriffe das Hot-Plug-in - also den Wechsel eines leeren Akkus während des Betriebes. Da schaltet dann oft die Kamera beim Öffnen des Akkufaches aus und unterbricht ggf. die Videoaufnahme. Letztendlich lassen sich bei einem anschraubbaren Hochkantgriff nicht beide Akkus kameraintern durch externen Strom wieder aufladen. Da kommt es je nach Modell auf viele Details an.
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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher