Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888

vg
Lage des Gemäldes im Kreuzgang

SM = Seiner Majestät

Bilddaten

Das 17. Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz ist ein Panorama, das vier Bögen ausfüllt und fast die ganze Süd-Seite des Kreuzganges bedeckt.

Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210 * 1240 cm (inklusive Türbögen). Die historische Szene wird in zwei großen Architektur-Bögen in der Mitte und zwei durch Torbogen respektive Türen an den Seiten deutlich reduzierte Architektur-Bögen dargestellt.

Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1895 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.

Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Südwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.

Besuch SM des Kaisers Wilhelm II.

Das Panorama-Farb-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888 - im Zustand des Jahres 2014.

Besuch SM des Kaisers Wilhelm II.

Dieses Farbfoto oben zeigt den ersten linken Bogen des Freskos: Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888 - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung 1. (linker) Bogen

Zahlreiche Girlanden und Fahnen schmücken den Hintergrund und deuten den besonderen, feierlichen Anlass an.

In diesem Gemälde stehen nur Zivilisten als Zuschauer der Ankunft des Kaisers. Vermutlich handelt es sich nur um vermögende Honoriatioren, welche mit Eberhard Graf Zeppelin befreundet waren. Denn seine Gegner aus der Stadt Konstanz ließ er sicherlich nicht für sein Geld in seinem Hotel abbilden.

In diese Zuschauer malte sich auch Häberlin mit einem Selbstbildnis als skizzierenden Beobachter rechts oben hinein. Er war bei diesem Besuch des Kaisers tatsächlich anwesend und konnte somit dieses Bild als einziges aus eigener Anschauung malen.

Der Übergang zum zweiten Bild wird rechts unten durch einen kleinen Jungen mit Hut gebildet, der um eine kleine Säule herum nach vorne gebeugt den Kaiser anschaut.

Besuch SM des Kaisers Wilhelm II.

Das Farbfoto oben zeigt den zweiten linken mittleren Bogen des Freskos: Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888 - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung 2. (linker mittlerer) Bogen

Vor der mit Sträuchern in hölzernen Bottichen umsäumten Eingangshalle des Inselhotels empfängt links stehend Herzog Adolf von Nassau den neuen Kaiser Wilhelm II.

Links neben Herzog Adolf von Nassau stehen am Rand des Bildes evtl. Graf Douglas und General Hanke.

Rechts des Kaisers steht, etwas im Hintergrund, Großherzog Friedrich I. von Baden. Er hält mit seinen gekreuzten Händen seinen Mantel zusammen.

Die in der zweiten Reihe stehende Dame im weißen Kleid ist Hilda Charlotte Wilhelmine von Baden. Sie hat ihre gefalteten Hände um den linken Arm des Erbgroßherzog Friedrich II. von Baden gelegt.

Eberhard Zeppelin steht hinter dem jungen Paar rechts und ist im zweiten Bogen zu erkennen. 1  Häberlin zieht künstlerisch sehr geschickt durch das strahlend weiße Kleid der Dame links vor ihm die Blicke auf diesen Bereich. Und somit fällt scheinbar Zufällig das Auge auf Zeppelin. Zeppelin wie Häberlin überließen jedoch ganz besonders in diesen Gemälden nichts dem Zufall.

Besuch SM des Kaisers Wilhelm II.

Das Farbfoto oben zeigt den dritten rechten mittleren Bogen des Freskos: Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888 - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung 3. (rechter mittlerer) Bogen

Rechts dahinter finden sich kreisförmig weitere Militärs und dahinter vereinzelte Zivilisten, welche ihr Hüte abgenommen haben.

Am rechten Rand sieht man zahlreiche Damen mit damals modernen Hüten.

Die Stadtkulisse im Hintergrund mit den Bäumen der Insel davor bezeugt den Ort Inselhotel und die Silhouette der Stadt Konstanz. Auch die Kutsche, welche sich rechts hinten wieder Richtung Konstanz über die Brücke bewegt, verstärkt diesen Bezug zur Stadt. Aber die Stadt ist und bleibt im Hintergrund und spielt hier keine bedeutende Rolle. Denn hier soll demonstriert werden, dass der neue Kaiser Zeppelin und seine Hotel auf seiner Insel besucht - und nicht die Stadt Konstanz.

Hierfür scheint Haeberlin vorab eine Skizze gezeichnet zu haben, die Sie in der Galerie Nord, Galerie Arnaud Pagnier - 11 rue Gautherin 10000 Troyes sehen konnten. (Der Link dazu ist inzwischen nicht mehr verfügbar.)

Besuch SM des Kaisers Wilhelm II.

Dieses Farbfoto oben zeigt den vierten rechten Bogen des Freskos: Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888 - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung 4. (rechter) Bogen

Hier wird überwiegend das zunehmend einfachere Bürgertum der Stadt abgebildet, wie es dem Kaiser mit den Hüten in der Hand frenetisch zujubelt.

Dazu hat sie der Maler in der Höhe gestaffelt aufgestellt, damit sie den Kaiser sehen können. - Gleichzeitig wurde diese Staffelung nach oben durch den Türbogen erzwungen.

Der Rahmen wird rechts durch die Nationalflagge Schwarz-Weiß-Rot gebildet.

Im rechten Bogen des Kaiserbesuches soll sich unter den Honoratioren Medizinalrath Dr. Honsel mit seiner Frau Lina befunden haben. 2 

Besuch SM des Kaisers Wilhelm II.

Dieses Schwarz-Weiß-Foto oben zeigt den Besuch SM des Kaisers Wilhelm II. bei Herzog Adolf von Nassau im Inselhotel. 1888 - im Original-Zustand um das Jahr 1895 fotografiert.

Geschichtsfakten

1888 galt in Deutschland als sehr bewegtes Dreikaiserjahr, welches aufgrund der schnellen Umbrüche nicht nur Deutschland und seine Bevölkerung, sondern die ganze Welt beschäftigte. Denn innerhalb von nur vier Monaten gab es im neuen deutschen Kaiserreich drei Herrscher. Zuerst starb Kaiser Wilhelm I. am 09. März in Berlin. Unter ihm war 1871 durch Otto von Bismarck das neue (zweite) Deutsche Kaiserreich erst gegründet worden. Auf ihn folgte sein krebskranker Sohn Friedrich Wilhelm als Kaiser Friedrich III. Jener starb allerdings bereits nach nur 99 Tagen Herrschaft am 15. Juni in Potsdam. Ihm folgte am selben Tag dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm. Er bestieg noch am Todestag seines Vaters als Kaiser Wilhelm II. den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen.

Aufgrund der historisch gewachsenen und auch von Bismarck so mitkonstruierten föderalen konstitutionellen Monarchie war die Position des neuen Kaisers Friedrich Wilhelm Viktor Albert von Preußen, der am 27. Januar 1859 geboren somit im Sommer 1888 erst 29 Jahre jung war keineswegs eine besonders machtvolle. Er war vorher auch kaum in der Bevölkerung des relativ jungen Kaiserreiches besonders gut bekannt. Auch im Ausland war man durch den jungen Neuling zumindest verunsichert, und in England hielt man wenig auf ihn, denn seine Mutter war Victoria von Großbritannien und Irland. Deshalb brach er 1888 zu zahlreichen Reisen auf, um einerseits - wie bis heute bei neu angetretenen Regierungen erforderlich oder zumindest üblich - sich vorzustellen und andererseits auch für sich zu werben. Denn die außenpolitische Position des Deutschen Reiches war als Mittelmacht in Europa ziemlich heikel und wurde nur durch Bismarcks Vertragspolitik halbwegs stabilisiert worden. Aber auch im Innern des Reiches war vom Reichskanzler Otto von Bismarck ein erstaunlich austariertes Kräfteverhältnis erstellt worden. Die föderalistische Struktur des Kaiserreichs mit u.a. den vier Königreichen Preußen, Bayern, Sachsen und Württemberg, den sechs Großherzogtümern Baden, Hessen-Darmstadt, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg und Sachsen-Weimar-Eisenach und fünf Herzogtümern Anhalt, Braunschweig, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha und Sachsen-Meiningen sowie den sieben Fürstentümern Lippe, Schaumburg-Lippe, Reuß Älterer und Jüngerer Linie, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sonderhausen und Waldeck und den drei freistaatlichen Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck waren vom neuen Regenten zu respektieren und zu würdigen.

Es wäre ahistorisch, den jungen und auch für ihn 1888 unerwartet schnell in die neue Position des Kaisers gelangten Wilhelm II. aufgrund seiner späteren Taten und vor allem seiner großmannssüchtigen Reden, welche letztendlich zumindest mitverantwortlich waren für den verheerenden Ersten Weltkrieg, zu beurteilen. 1888 war er noch in einer eher schwachen Position und musste fast als Bittsteller - aber zumindest erstaunlich demütig für einen Kaiser - allen anderen auch mächtigen Herrschern im Reich und der Welt Regierenden seinen Antrittsbesuch machen.

Der Besuch des Inselhotels durch Kaiser Wilhelm II. fand am zweiten Tag seines Aufenthaltes in Konstanz statt - am 29. September 1888. Wie so oft verschweigt Eberhard Graf Zeppelin, dass der neue Kaiser Konstanz besuchte, sondern bezieht den Kaiserbesuch nur auf sich und seine Insel. Eigentlich besuchte der neue Kaiser hier nur kurz den damals bereits 71-jährigen Adolph Wilhelm Carl August Friedrich von Nassau-Weilburg (siehe die Empfangsszene oben im zweiten Bogen von links.

Unter anderem im Schreiben vom 26.02.1889 teilte Eberhard Graf Zeppelin dem Stuttgarter Historienmaler Carl von Häberlin mit, dass er sogar Fotos der beteiligten Adligen erhalten habe, welche der Maler verwenden sollte. 3  Ferner wies er Häberlin auf zahlreiche Details, bis zu den Farben der Kragen und Orden der Personen hin. Für das Bild des Kaiserbesuches fuhr Häberlin angeblich sogar zu zahlreichen teilnehmenden Personen und porträtierte sie. U.a. soll er das Erbprinzenpaar von Baden, Großherzog von Baden in Freiburg, Großherzog von Luxemburg in Hohenburg und den Großherzog von Sachsen in Weimar aufgesucht haben. 4  Ob dies so im Detail stimmt, ist ungewiss, da es sich hier um einen teilweise beschönigenden Nachruf handelt. Allerdings sahen seine Zeitgenossen es so, dass der Historienmaler Carl von Häberlin es wirklich sehr genau mit den Details nahm. - Und in diesem Fall war es vermutlich auch erforderlich, da es sich um Personen handelte, welche von Fotos bekannt waren, welche zudem damals noch lebten und vor allem von vielen (auch potentiellen Hotelgästen) persönlich gekannt wurden. Hier zeigte sich bei Gegenwartsereignissen somit auch die Grenze der verherrlichenden Historienmalerei.

Dennoch scheinen manche Details unrealistisch. Kaiser Wilhelm benutzt z.B. beide Hände zur Begrüßung, obwohl er seinen zu kurzen, verkrüppelten linken Arm sonst eher auf seinem Degen ruhen ließ. Hier ging es somit eher um die Heroisierung des neuen Kaisers. Und da passte solch ein Unheil bringender Makel einer insbesondere seiner Verkrüppelung nicht hinein. Das galt ganz besonders in Deutschland, wo sein Vater bereits sehr kurz nach der Thronbesteigung verstarb. Ein körperlicher oder gesundheitlicher Makel galt früher bei allen Herrschern, die sich und ihre Herrschaft von Gott ableiteten, als erheblicher Makel und gilt es bis heute bei vielen mächtigen Politikern.

In diesem Panoramagemälde wird die zeitgenössische Propaganda der Historienmalerei am sichtbarsten. Die Verherrlichung des Kaisers und des Ereignisses für das Inselhotel sind unübersehbar. Der zweite Bogen von links ist der wichtigste und zentrale Bildbestandteil. Die drei anderen Bilder darum herum zeigen nur die Zuschauer. Auf alten Fotos sind folglich auch nur die beiden Mittelbögen abgebildet. Die meisten Fotografen hielten früher die normale Bevölkerung als Beiwerk für unwichtig. Es zählten nur noch der Kaiser und die ihn umgebenden Offiziere. Auffällig für das neue Deutsche Reich ist die hohe Zahl an Adligen in Uniform, welche den kompletten inneren Kreis um den Kaiser bilden. Erst in den hinteren Reihen finden sich Zivilisten.

Eberhard Graf von Zeppelin

Dieses Farbfoto oben zeigt einen Ausschnitt aus dem Panorama mit Eberhard Graf von Zeppelin, abgebildet in der Mitte des Bildes des Besuches Wilhelms II. 1888 - im Zustand des Jahres 2014.

Dieses mit vier Bögen ebenfalls monumentale, und über 12 Metern längste, dritte Kaiserbild steht in klarer Folge der zwei vorherigen von Karl dem Großen und Kaiser Maximilian. Mit der Dreizahl bildete es nicht nur den Bogen, sondern rundet Zeppelins Programm ab. Denn hier konnte sich Eberhard Zeppelin persönlich hineinmalen lassen, wobei er, sowohl in den zwei Mittelbögen als auch vom ganzen Panorama aus betrachtet, ziemlich exakt in der Mitte steht. Als ob sich alles um ihn drehen würde. Kamen die früheren Kaiser nur auf seine Insel und besuchten sein Haus, so besuchte dieser Kaiser nun ihn persönlich. Kaisernähe war jedoch damals nicht nur für einen Historiker ein klares Symbol für Machtnähe sowie eigene Macht und Ansehen. Dieses Gemälde schmeichelte nicht nur der Eitelkeit des Hotelbesitzers, sondern war marketing-technisch ein besonderer Glücksfall. 1888 hatte Zeppelin persönlich wie auch sein Insel-Hotel den Zenit erklommen. Besser als auf diesem Gemälde ließ es sich vor dem Ersten Weltkrieg nicht darstellen.

1 Siehe hierzu Gleichenstein, Carl von Häberlin, S. 45.

2 Hiervon gab es sogar einen Aquarellentwurf. Abgedruckt in: Gleichenstein, Carl von Häberlin, S. 42.

3 Aus den Briefen von Eberhard Graf Zeppelin an Haeberlin aus den Jahren 1886-1904, Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Hist. 4° 445, Fasz. V, Brief vom 26.2.1889, zitiert nach Pech, Carl von Haeberlin, S. 232f.

4 Siehe hierzu die Konstanzer Zeitung 19.4.1911, Zum Tode Professor Karl von Häberlins.

Hier geht es zum 18. und letzten geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Insel-Hotel seit 1874.

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