8. Verbinden und trennen sowie das Licht beim Bildaufbau
Für den Bildaufbau in der Fotografie sind die verbindenden und trennenden Elemente sowie das Licht ausschlaggebend.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Verbinden und trennen sowie das Licht beim Bild-Aufbau behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Verbinden und trennen
Es finden sich zahlreiche bildkompositorische Möglichkeiten die Elemente im Bild gleichzeitig zu verbinden und räumlich zu trennen, sie einzugrenzen und zu isolieren und gleichzeitig einzubetten.
Rahmen
Bereits das Foto an sich bildet einen Rahmen der Wirklichkeit. Hier sprechen manche Fotografen bei der unteren Linie von der Standlinie oder Erdlinie, auf der alles schwer und fest ruht. Die obere Rahmenkante wird teilweise Himmelslinie genannt, da sie leicht und offen ist. Die Seitenkanten werden vereinzelt links als dynamische Linie der Ferne und rechts als statische Linie der Nähe bezeichnet.
Dass Fotos in einem großen Bilderrahmen an der Wand anders wirken können als ohne, ist sicherlich bekannt.
Erstaunlicher Weise empfinden jedoch auch viele Betrachter ein Bild mit geschlossenen Ecken und oder Rändern (bereits innerhalb des Fotos) als harmonischer.
Man unterscheidet natürliche Rahmen, welche durch die Perspektive entstehen und (meist in der Landschaft) vorgegebenes Material verwenden, von künstlichen Rahmen, welche mit Filtern oder Objektiven bei der Aufnahme resp. am PC danach eingebracht werden.
Leier / Lyra: eine Art umgekehrtes Omega, welches dunkel das zentrale helle Element von unten umrahmt.
Torbogen, Brückenbogen, Durchgänge, Korridore, welche oben und an den Rändern das Bild einrahmen.
Kreisbogen oder Ellipse, welche das Motiv rundherum umrahmen.
Rechteckige Vollrahmen (Fenster, Türen).
Teilrahmen: horizontal (links und / oder rechts, z.B. Säulen), vertikal (oben und oder unten, z.B. Büsche unten und querwachsender Ast oben), diagonal (in 1, 2, 3 oder 4 Ecken). Auch L-Rahmen sind möglich, bei denen zwei Seiten begrenzt werden. Üblicherweise wird der L-Rahmen links unten gesetzt, damit eine aufsteigende Blickführungsdiagonale nach rechts oben in das Bild und dessen Tiefe hinein erzeugt wird. Ferner ist die Kombination von verschiedenen Teilrahmen auf verschiedenen Ebenen (Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund) möglich.
Wenn das Motiv alleine betont werden soll, so wird die Belichtung nur auf dieses umrahmte Teil ausgemessen.
Soll der Rahmen jedoch als sichtbares Element miteinbezogen werden, wird eine komplexere Mischbelichtung bzw. eine Beleuchtung des sonst zu dunkeln Rahmens erforderlich.
Unscharfe Rahmen lassen sich durch den extrem unterschiedlichen Abstand zwischen Kamera mit nahem Rahmen und weit entferntem Motiv erzielen, sodass der Rahmen weit außerhalb der Schärfenebene liegt (z.B. Drahtzäune, wobei man durch die Maschendrahtlücken fotografiert und auf ein Tier weit im Hintergrund fokussiert).
Vor allem elliptische Rahmen in der Art der Vignettierung erzeugen zusätzlich einen historischen Effekt, da sie an alte Aufnahmen erinnern.
Rahmen können elegant unerwünschte Vordergründe, Seitenteile und manchmal auch Hintergründe ausblenden resp. verdecken oder zumindest weitgehend unkenntlich machen.
Rahmen halten den Blick des Betrachters länger im Bild selbst fest.
Rahmen bilden automatisch auch Ebenen, welche eine Tiefe im Bild suggerieren.
Da Maler ihre Ecken fast immer bewusst etwas dunkler halten, um den Blick des Betrachters im Bild zu halten, sollte man sich überlegen, ob man die moderne Objektivkorrektur mit der Vignettenkorrektur (also Aufhellung der Ecken) wirklich bis zum Extrem anwendet.
Rahmen im Bild sollten möglichst nicht verschlossen sein. D.h. völlig geschlossene Fensterläden oder Türflügel blockieren den Blick des Betrachters. Sie schließen oft den Betrachter geradezu aus. Geschlossene Rahmen reduzieren die Tiefe und betonen dafür die Fläche.
Etwas Verwandtes und doch Anderes stellt das Passepartout dar. Es wird gewählt, um das Bild von der Umgebung abzutrennen, in der es aufgehängt wird.
Bewegung
Bewegung kann sowohl das Motiv mit anderen verbinden, als auch das Motiv / die Motive vom Vorder-/Hinter-Grund trennen.
Fotografie kann eine Bewegung durch eine entsprechend kurze Belichtungszeit einfrieren. Dann sind alle Elemente scharf abgebildet. Aber man kann danach auf dem Foto oft nicht mehr zweifelsfrei erkennen, ob sich das Motiv wirklich in Bewegung befand.
Deshalb werden in der Fotografie Symbole für die Darstellung von Bewegung verwendet.
Es finden sich jedoch auch scharfe eingefrorene Bilder von bewegten Objekten, welche sofort die Bewegung ersichtlich machen, da der Ort oder die Lage des Motivs nicht der Ruhelage entsprechen kann (Ball in der Luft, Skispringer im Flug etc.)
Will man Bewegung im Foto darstellen, kann man dies durch eine entsprechend lange Belichtungszeit (mit Bewegungsunschärfe, Verwischung) erreichen.
Als Erfahrungswert hat jeder Betrachter abgespeichert, dass das menschliche Auge bewegte und ruhende Objekte nicht gleichzeitig scharf wahrnehmen kann. Deshalb assoziiert er mit einer Bewegungsunschärfe Bewegung.
Richtung und Umfang der Bewegungsunschärfe erlauben es dem geübten Betrachter, Rückschlüsse auf die Bewegung selbst zu ziehen.
Dann stellt sich jedoch die Frage, welchen Teil des Bildes resp. des Motives man scharf abbilden möchte.
I.d.R. wird zumindest ein Bildteil scharf abgebildet, um den Eindruck eines handwerklichen Fehlers (Verwacklungsunschärfe) zu vermeiden. - Künstlerisch kann jedoch auch dies beabsichtigt sein.
Bewegt sich das Motiv quer zur Kamera oder die Kamera bewegt sich (z.B. im Auto, Bus, Zug) quer zum Motiv, also innerhalb der Schärfeebene, so ist der Einfluss der Bewegung auf die Schärfe am größten.
Je nach Richtung des Schlitzverschlusses zur Bewegungsrichtung des Motivs kommen noch Verkürzung, Verlängerung oder eine Scherung des Objektes hinzu.
Durch Mitziehen der Kamera (panning) in Bewegungsrichtung wird das bewegte Motiv relativ scharf, aber die Bewegung durch den unscharfen Hintergrund dargestellt. Meist ist jedoch ein Teil des Motivs dennoch unscharf durch die Bewegung (z.B. Räder, Reifen, Felgen), selbst wenn der Fotograf sich in einem gleichschnellen Fahrzeug nebenher mitbewegt. Scharf abbilden lassen sich auch im Idealfall nur Bewegungen, die in Richtung der Kamerabewegung ablaufen.
Je nach Kamerabewegung kann man sowohl das Bildformat unterstützen resp. ihm entgegen arbeiten oder sogar diagonale Linien erzeugen.
Im Nahbereich kann man die Bewegungsunschärfe noch zusätzlich durch die Verwendung eines Blitzes ausgestalten, wodurch das bewegte Objekt einen weiteren Schärfeaspekt erhält (scharfes Kernbild). Die Bewegungsrichtung lässt sich dann zudem durch die Auswahl des 1. oder zweiten Verschlussvorhanges ausgestalten (siehe Foto unten).
Eine Bewegung senkrecht zur Schärfenebene - also in Richtung des Objektives - erzeugt eine Größenänderung des Motivs sowie eine Verlagerung gegenüber der Schärfeebene.
Durch Zoomen kann man Motiv-Bewegungen, welche in Objektivrichtung verlaufen (auf den Fotografen zu oder weg von ihm), ausgleichen, verstärken oder als Pseudobewegung (Bewegungseindruck in die Tiefe) erzeugen. Die so entstandenen Fotos zeigen Ähnlichkeiten zu Fluchtlinien aus Augenhöhe (siehe Augenperspektive).
In der Extremform der Langzeitbelichtung kann das bewegte Objekt selbst aus dem Foto verschwinden, und nur noch die Verwischspuren deuten auf die Bewegung an sich hin.
Sehr schnelle Bewegungen lassen sich nur durch Blitzgeräte oder Hochgeschwindigkeitsblitzgeräte oder einen gepulsten Laser einfangen.
Sonderformen der Bewegungsaufnahme stellen die Mehrfachbelichtung sowie das Stroboskop- (Blitz-) Licht dar.
Falls man Bewegung durch bestimmte Körperhaltungen darzustellen versucht, dann sollten diese Posen nicht unnatürlich aussehen.
Hier erkennt man die Bewegungsunschärfe an dem fahnenschwingenden Hemdglonker beim Fasnachtsumzug. Da sich sehr schnelle Kreisbewegungen (Vollkreis in weniger als einer Sekunde) und relativ schnelle Laufbewegungen kombinierten, ließ sich mit einem zusätzlichen Blitz ein besonderer Effekt erzeugen. Belichtungszeit 0,6 Sekunden mit Blitzlicht auf den 2. Verschluss-Vorhang.
Ein Maler hat es einfach: Er beginnt mit einer weißen Leinwand oder einem weißen Blatt Papier. Der Fotograf (abgesehen vom Studiofotografen) hingegen hat meist am Anfang bereits viel zu viele Inhalte im Sucher.
D.h. der Fotograf muss sich auf das (die) bildbestimmende(n) Kern-Element(e) beschränken (siehe Figur und Grund).
Im englischsprachigen Raum gibt es die Regel KISS: keep it simple and straight - halten Sie den Bildaufbau einfach und klar / verständlich.
Für eine klare und verständliche Kommunikation des Fotografen mit dem Betrachter kann die Redundanz hilfreich sein. Hierbei werden verschiedene zum Verständnis wichtige - sich ergänzende - Details im Bild wiederholt. Aber nur diese.
Allerdings sollte man das auch nicht bis in Banale übertreiben: Manche Künstler lassen den Betrachter als Interagierenden im Bild herumsuchen und selbst den Schatz am Ende des Regenbogens finden.
D.h.: Es kann auch sinnvoll sein, die Phantasie des Betrachters anzuregen. Einfach im Aufbau meint somit nicht banal, kunstlos, oberflächlich oder direkt. So kann es durchaus sinnvoll sein, etwas nicht oder nicht ganz zu zeigen und nur anzudeuten. So werden Straßenbiegungen, Felsvorsprünge, Nebel etc. z.T. bewusst integriert, um den Blick auf das Dahinter nicht ganz freizugeben.
Reduktion funktioniert meist über die Wahl des Ausschnittes, sei dies durch die Brennweite oder die persönliche Entfernungsänderung des Fotografen zum Objekt.
Der wissenschaftliche Haken liegt jedoch darin, dass der Mensch sich das Folgende erst einmal bewusst machen muss: Menschen können im Extremfall Bewegungen noch 90 Grad zu jeder Seite sowie ca. 60 Grad nach oben und unten wahrnehmen, besitzen somit ein sehr weites optisches Sichtfeld. Allerdings gilt dies nur für die Schwarz-Weiß-Wahrnehmung. Bei Farben sind die Winkel mit rund 22 Grad für Blau und nur rund 15 Grad für Grün bereits sehr eingeschränkt. Hinzu kommt, dass Menschen ihre Aufmerksamkeit auf nur einen Bereich / Sichtwinkel von ca. 2 Grad in der Mitte konzentrieren können. D.h. wir nehmen oft bewusst nur eine extrem kleine Fläche wahr und konzentrieren uns gedanklich darauf.
D.h.: Man muss sich als Fotograf bewusst werden, dass wir als Mensch anders sehen, als eine Kamera (insbesondere mit sogenanntem Normalobjektiv).
Viele Künstler sind der Überzeugung: Erzählen Sie in einem Bild nur eine Geschichte. Mit anderen Worten: Packen Sie nicht zu viel in ein einziges Bild hinein. 1 Bild = 1 Idee, Emotion etc.
Selbstverständlich existieren Ausnahmen: Wenn Andreas Gursky auf seinen mehreren Quadratmeter großen Fotografien viele Details unterbringen kann, dann liegt dies auch am Ausgabeformat. So etwas würde bei 20*30 cm oder noch weniger nicht funktionieren oder zumindest anders wirken. Insbesondere tritt ein kaum beachtetes Phänomen auf: Während der Betrachter kleine Bildformate mit seinem Blick kontrolliert, so wird er in einem übergroßen Foto selbst gefangen. D.h. große Fotos beherrschen den Betrachter.
Allerdings ist es auch unzutreffend, alles ganz eng zu beschneiden. So ist es nicht nur falsch, sondern absurd, zu viel Raum oder Luft um ein Motiv als Anfängerfehler oder typischen Laienfehler zu brandmarken.
In vielen Landschaften wirken z.B. Personenaufnahmen erst durch die Umgebung beeindruckend.
In manchen Bildern ist es sogar zwingend erforderlich, viel Rand zu lassen, wenn man z.B. beabsichtigt, das Motiv einsam, allein und verlassen erscheinen zu lassen.
Im Profibereich muss man immer Luft um Motive lassen, da man nie weiß, wie, wo, wie viel Raum von der Redaktion evtl. für Titel etc. auf Titelseiten verbraucht wird, oder wie groß der Beschnitt insgesamt sein wird. Die meisten Fotos (Hoch-, wie Quer-Format) passen nämlich nicht zu A4- oder den Spalten-Formaten der Zeitungen und Zeitschriften. - Also finden der Raum und die Reduktion des Raumes um das Motiv auch Grenzen an der zu erwartenden Verwendung.
Auch die immer wieder zu lesenden und zu hörenden Empfehlungen, dass man heute Personen nicht mehr in der Totalen aufnehmen solle, sind unsinnig. Machen Sie auf jeden Fall auch eine Aufnahme in der Totalen und schneiden Sie nicht ohne Grund Füße oder Hände ab. Zusätzlich zur Totalen kann man immer noch weitere Nahaufnahmen und Ausschnitte machen.
Dasselbe gilt für die Architekturfotografie. Zumindest eine brauchbare Totale sollte man haben. Denn ansonsten kann man die vielen kleinen Detailaufnahmen oft nicht einmal mehr zuordnen.
Dies gilt im Übrigen auch für die seit einigen Jahren so beliebten extrem beschnittenen Porträts, bei denen sowieso ab der Stirn (teilweise kurz über den Augenbrauen) und teilweise auch seitlich die Ohren und das Haar sowieso beschnitten werden. Weder war dies früher üblich, noch ist es sicher, dass diese Mode in Zukunft Anklang findet. Ferner ist es für zahlreiche Verwendungen auch nicht zugelassen (Passfotos). D.h. die Reduktion sollte nicht zu sehr übertrieben werden. Manches kann man auch noch nachträglich am PC durchführen.
Vor allem für Porträts kann es sogar sinnvoll oder notwendig sein, die Person in ihrem (Arbeits-) Umfeld zu zeigen. Deshalb benötigt man dort viel Raum um die Person herum.
Falls das Hauptmotiv (die Person oder das Tier) zur Seite schaut, sollte man ggf. in Blickrichtung etwas mehr Raum lassen. Ob es dann als Ausgleich wirklich immer vorteilhaft ist, den Hinterkopf anzuschneiden (das ist tatsächlich ein zu findender Ratschlag), muss jeder Fotograf selbst entscheiden.
Nebenmotive befinden sich jedoch häufig am Rand und können meist problemlos beschnitten / reduziert werden. Wenn man derartige Nebenmotive beschneidet, gilt wiederum: entweder ganz entfernen oder einen erheblichen Teil sichtbar lassen, weil kleine, in das Bild ragende Teile eher als störend empfunden werden. Das Problem scheint darin zu liegen, dass Menschen versuchen, angeschnittene Elemente zu ergänzen. Sofern ausreichend Material vorhanden ist, gelingt dies zutreffend. Bei nur kleinen Ecken gelingt dies allerdings kaum, und der Betrachter wird frustriert.
Unter Reduktion verstehen manche auch Einfachheit bzw. Klarheit im Aufbau (Clarity): Nur das notwendige darf in das Bild.
Manche Fotografen gehen im Gegensatz zu additiven Malern subtraktiv vor: D.h. sie reduzieren das vorgefundene stetig um Details, bis die Bildaussage ihren Wünschen entspricht.
Reduktion im obigen Sinne sollte man jedoch nicht verwechseln mit dem Minimalismus (Minimal Art). Jene Kunstrichtung der Moderne versucht, mit bewusst möglichst wenig Elementen und Mitteln eine maximale Wirkung zu erzielen.
Extreme Reduktion führt zum Minimalismus: Auf diesem ziemlich abstrakten Foto, dessen objektiven Inhalt bereits viele Betrachter nicht mehr erkennen, wurde eine orange Hauswand / Schrägdach mit Polarisationsfilter gegen den blauen Himmel aufgenommen und dadurch neben der aufsteigenden Diagonale u.a. auch zwei dynamische Dreiecksformen im Warm-Kalt-Kontrast sowie ein Oberflächenkontrast: rau-glatt, und ein Helligkeitskontrast: hell-dunkel erzeugt.
Isolieren kann man auch als eine (Sonder-) Form der Reduktion betrachten. Ein Motiv wird von der Umgebung isoliert.
Das Motiv wird betont und / oder
die Umgebung wird in ihrer bildlichen Wirkung verringert.
Z.B. kann man zu detaillierte, zu farbenfrohe, also den Blick auf sich ziehende und damit das Hauptmotiv störende Bildhintergründe durch eine andere Perspektive ggf. ausblenden. Gemeint ist hierbei z.B., dass man mit der Kamera nach links, rechts, oben oder unten ausweicht.
Alternativ kann man derart störende Elemente durch eine sehr offene Blende teilweise verschwinden lassen, indem man die Schärfentiefe gering hält, den Fokus exakt auf das Hauptmotiv setzt und die Umgebung in Unschärfe versinken lässt. Die drei Ebenen Vordergrund, Mittelgrund und Hintergrund werden so durch selektive Schärfe - dem Wechsel von Unschärfe zu Schärfe und wieder zu Unschärfe - getrennt und dadurch Tiefe erzeugt.
Ferner kann man durch gezielte Festlegung der Schärfenebene auch die Figur-Grund-Beziehung in seinem Sinne beeinflussen. D.h. Motive können so leichter erkennbar gemacht werden oder im umgekehrten Fall auch bewusst zu Kippfiguren gestaltet werden.
Durch die bewusst gewählte Schärfentiefe werden in den zunehmend unscharfen Bereichen zuerst die feinen Strukturen vergrößert und dabei vergröbert sowie verwischt, bis zum Schluss nur noch die Farben (bei einer Schwarz-Weiß-Aufnahme nur noch Graustufen) übrig bleiben. D.h. genau genommen verschwinden Vorder- und Hintergrund nicht, sondern erhalten einen anderen Wert im Bild. Sie beeinflussen noch immer das Motiv. Aber meist auf eine andere Weise.
Im Zusammenhang mit dem flächenmäßigen großen unscharfen Farbbild wird bei einigen Fotos mit begrenzter Schärfentiefe auch das Gefühl von Wärme beim Betrachter erzeugt.
Das Arbeiten mit einer kleinen oder zumindest begrenzten Schärfentiefe kann somit als subjektive Auswahl des Fotografen zur Blicklenkung betrachtet werden.
Folglich kann man eine sachliche (vermeintlich objektivere) Bildwirkung durch eine möglichst große Schärfentiefe erzielen. Diese Sachlichkeit wird z.T. noch durch einen geringen Dynamikumfang des Bildes ergänzt (z.B. Aufnahme bei Bewölkung).
Extrem große Schärfentiefe im Foto wirkt allerdings teilweise nüchtern und kalt.
Available light, existing light, natural light - am Ort verfügbares Licht: Das Licht im Freien von der Abend- bis zur Morgendämmerung, Raumlicht (auch durch Fenster, Luken etc.), Kerzenlicht, offenes Feuer, Mondlicht, Autoscheinwerfer. Das es von fremden Lichtquellen stammt, kann der Fotograf die Auswirkungen nur durch Reflektoren und eigenes künstliches Licht beeinflussen. Available light findet sich oft in Räumen, Zimmern, Kirchen, Sporthallen.
Künstliches Licht (Studiolicht, Blitzlicht)
Lichtrichtung
Vorderlicht, Frontlicht (Frontlighting): Das Licht steht im Rücken des Fotografen: Die Farben wirken neutral und kräftig. Aber die Kontraste sind eher gering. Durch meist fehlende Schatten fehlt auch die räumliche Tiefe. Objekte wirken flach und leblos.
Gegenlicht (Backlighting): Das Licht scheint über das Motiv direkt auf den Fotografen: Je nach Definition bis zu 80 Grad links und rechts der Blickrichtung des Fotografen. Farben verblassen, Kontraste steigen an. Silhouetten entstehen. Das Objekt erhält einen Lichtsaum.
Seitenlicht (Side Lighting): Zwischen Vorderlicht und Streiflicht: Je nach Definition 10-80 Grad links und rechts des Fotografen - also von links und rechts schräg hinter dem Fotografen. Die nach hinten fallenden Schatten werden sichtbar und erzeugen räumliche Tiefe. Die Aufnahme wird kontrastreich.
Streiflicht: Quer zum Motiv: je nach Definition exakt 90 Grad oder bis zu 20 Grad von der Querachse nach beiden Seiten. Konturen werden betont. Motive wirken plastisch.
Schatten sind zwar das Symbol für Licht. Manchmal wirken sie jedoch natürlicher (weniger künstlich aufgesetzt), wenn man auch Lücken, Löcher etc. auf dem Foto sieht, durch die das Licht selbst fällt.
Lichthöhe
Oberlicht: im Freien tagsüber. Die genauen Höhen-Winkel schwanken je nach Region und Jahreszeit.
In diesem Zusammenhang ist es übrigens falsch, dass man nicht am Mittag bei (fast) senkrecht stehender Sonne fotografieren soll: Enge Gassen in Altstädten oder Hochhausschluchten erhalten zu anderen Zeiten oft überhaupt keine Sonne. Es hängt als auch hier vom Detail ab.
Unterlicht: Gemeint ist entweder ein Licht unterhalb des Motivs oder unterhalb der Kameraposition. Meist handelt es sich um künstliche Lampen, Blitze oder Reflektoren. Nur in Ausnahmen (z.B. sehr hohe Aufnahmeposition im Vergleich zum Motiv) kann es sich um eine tiefstehende Sonne oder reflektierendes Wasser handeln. Da es bei Menschen oft unheimlich wirkt, wird es dort meist nur für die Darstellung des Dämonischen oder Bösen verwendet. Hingegen findet es sich oft (zumindest zusätzlich) bei Aufnahmen von Objekten.
Hartes / weiches Licht
Gerichtetes Licht (direkte Sonneneinstrahlung oder künstliche Lichtquelle) wirken hart. Die Kontraste sind hoch und die Schatten markant.
Jede Art von Diffusor (Wolken, Stoff, Filter, oder im Schatten) machen das Licht ungerichtet und somit weicher. Schatten gehen zurück oder fehlen ganz. Kontraste verringern sich. Es ergeben sich sanfte, weiche Bilder.
Lichttemperatur
Niedrige Lichttemperaturen (Sonne: morgens und abends) beinhalten mehr Rot- und Gelbtöne = warme Farben, wirken ruhig und harmonisch.
Hohe Lichttemperaturen (Sonne: am Mittag, im Schatten) beinhalten mehr Blautöne = kalt, wirken oft grell.
Künstliches Licht
Alle weiteren detaillierten Informationen zum künstlichen Licht finden Sie in den Kapiteln:
Hier geht es weiter in der Bildgestaltung: Weitere Regeln
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