Sony FE
Sonys spiegellose neue FE Vollformat-Kameras - einfach und verständlich erklärt.
Einleitung
- Sony baute seine FE-Kameras seit 2013 systematisch aus. Waren die Taktraten zuerst jährlich, so ging es zu halbjährlich und dann ca. zweijährlich neuen Modellen über.
- Wie in allen meinen Artikeln zu den neuen spiegellosen Systemkameras erhalten Sie einen Gesamteinblick in viele Details, welche andere Autoren nicht bieten, weil sie diese Zusammenhänge nicht erkennen oder verstehen. Nur mit diesen Hintergründen können Sie jedoch das Sony FE-System korrekt bewerten - auch für Ihre eigene Fotografie.
- Im Juli 2019 kündigte Sony seine A7RIV oder A7R4 mit 61 Mega-Pixeln an und übernahm damit im Mega-Pixel-Krieg auch die Krone.
- Warum ich das Sonys Bajonett für Vollformat korrekt als FE bezeichne, erfahren Sie im Artikel Bajonett. Es bleibt deshalb dabei.
- Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle im Artikel der Sony FE behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Sony - Ziele und Hintergründe
Nachteil und Chance
- Sony war und ist noch immer ein Elektronik-Konzern. Während viele Fotografen dieses Wort abfällig verwenden, sehe ich das absolut neutral und halte es sogar in einigen Bereichen für einen Vorteil.
- Sonys Technikern war 2006 sehr wohl bewusst, dass sie - trotz der Übernahme des Wissens und der Fachkräfte von Minolta - auf dem Gebiet der Mechanik und mit der Mechanik verbundenen Optik (z.B. AF-Systeme) bei Systemkameras (Kameras mit abnehmbaren Objektiven) abgeschlagen hinter den Platzhirschen Canon und Nikon lagen. Jene dominierten mit hochwertigen mechanischen Verschlüssen, die bereits hohe Bildfrequenzen erlaubten, den Markt. Ferner besaßen sie ausgelagerte hocheffiziente sowie extrem präzise und schnell arbeitende Phasen-Autofokussysteme. So einen auf jahrzehntelanger Erfahrung und vielen Patenten beruhenden technologischen Vorsprung kann man nicht aufholen. Sony suchte folglich eine Alternative.
- Der erste Versuch mit dem Translucent-System - einem halbdurchlässigen aber fest in der Kamera verbauten Folien-/Spiegelsystem - scheiterte allerdings kläglich am Markt, obwohl das System technisch einige interessante Vorteile bot - u.a. entfiel der mechanische Klappspiegel. Aber durch die Filterwirkung ging zu viel Licht verloren, was vor allem für die alten Sensoren vor 2012 zu einem sichtbar höheren Rauschen bei höherer ISO-Zahl führte. Die Techniker waren damals - trotz Kühnheit des Entwurfes - nicht weit genug gegangen in dem Bestreben, die Mechanik zu ersetzen.
- Deshalb schritt man weiter auf dem Weg der Entfernung aller Mechanik voran. Als Elektronikkonzern konnte Sony auch in hochintegrierten Bausteinen denken. Deshalb bestand das Ziel seitdem darin, alles - aber auch wirklich alles - auf einen einzigen Baustein zu konzentrieren, den Sensor. Die meisten heutigen Fotografen empfinden dies als banal und evident. Aber jener Schritt war in vieler Hinsicht revolutionär.
- Da sie für diese kühne Idee noch nicht einmal einen Sensorhersteller fanden, der es mit ihnen oder für sie entwickeln wollte, baute man den kompletten Bereich der Sensorentwicklung selbst auf. - Bitte behalten Sie diese Entschlusskraft, den Wagemut und das finanzielle Engagement im Hinterkopf. - Der inzwischen ausgelagerte Firmenbereich ist heute Weltmarktführer (vor allem bei Smartphones mit geschätzt 50% Marktanteil der Kamerasensoren) und einer der lukrativsten Sparten des Sony-Konzerns.
- Ganz nebenbei hat Sony auch eine Abteilung für die Entwicklung und Herstellung des elektronischen Suchers (EVF - Electronic View Finder) aufgebaut, die heute fast alle Mitbewerber damit beliefert. Ein weiteres Quasi-Monopol.
- Zwar gab es bereits seit den 1990er Jahren zahllose Pocket- und Bridge-Kameras mit einem fast so radikal reduzierten System. Aber dort war aufgrund des kleinen Sensors alles viel einfacher. Vor allem arbeitete man dort mit dem langsamen Kontrast-Autofokus. Für Systemkameras hingegen - und vor allem der prestigeträchtigen sowie bereits damals technisch ausgereiften Klasse Vollformat - benötigt man jedoch den schnellen Phasen-Autofokus, der Bewegungen räumlich und zwar extrem genau vorhersagen kann. Bei den billigen Pocket-Kameras müssen die Fotografen bis heute lange beim Fokussieren warten. Zusätzlich war der Toleranzbereich durch den kleinen Sensor mit der daraus resultierenden großen Schärfentiefe / Tiefenschärfe viel größer ausgeprägt. D.h. selbst bei Fehlberechnungen der Fokussierung war das Foto meist noch scharf.
- Fazit: Sony hatte damals seine Schwächen im Fotobereich erkannt und konsequent auf seine elektronischen Stärken gesetzt. Ferner hatte das Management einen langfristigen Umsetzungsplan, investierte sehr viel Geld und besaß vor allem Ausdauer auch bei heftiger Kritik. Letztere sah man sogar positiv und setzte zunehmend die kritisierten Punkte in Verbesserungen an den folgenden Kameramodellen um. Das alles zahlte sich langsam aus.
- Erzielte Sony in den USA 2018 mit seinem neuen Modell A7 Mark III bereits große ökonomische Erfolge dank der bei 2.000 US$ umfangreichen Ausstattung der Einsteigerkamera, so holte sich Sony mit der 60 Mega-Pixel-High-End-Version der A7R Mark IV im Sommer / Herbst 2019 endgültig auch die Technologiekrone.
- Rechnet man auch die Entwicklung mit ein, so erreichte Sony somit nach 8-10 Jahren massiver Investition in viele Technologiebereiche sein Ziel: Sony hat die Mitbewerber nicht nur eingeholt, sondern in den wichtigsten Disziplinen überholt. Gratulation. Es zeigt sich, was man mit Konsequenz und Ausdauer erreichen kann. Wir dürfen in den kommenden Jahren noch einiges von Sony erwarten.
Video
- Sony hatte sehr wohl vom Markterfolg Canons mit der Vollformat 5D Mark II im Jahre 2008 gelernt und erkannt, dass die Zukunft der Fotografie auf dem Gebiet des Video lag.
- Aber wie im Bereich Fotografie muss ein Nachzügler / Neuling immer viel aggressiver auftreten, um den Platzhirschen Marktanteile zu entreißen. Während Nikon jahrelang im Video-Bereich fast nichts bot, ließ Canon ab 2012 plötzlich sichtbar bei Video-Funktionen in Fotokameras nach und konzentrierte sich (nach einer internen Strategieentscheidung 2011) auf seinen lukrativen Profi-Video-Bereich für weitere Neuerungen. Sony erhielt somit die Chance, im Video-Bereich mit relativ preiswerten Foto-Kameras zu glänzen, sofern man dort viel mehr Video-Funktionen bot und seine eigene Video-Abteilung mit hochwertigen Produkten kannibalisierte.
Lizenzen für das FE-Bajonett
- Da Sony - trotz Übernahme der Firma Minolta im Jahre 2006 und zahlreicher eigener Kameraprodukte - keine klassische Optikfirma war und ist, hat man sich früh mit Carl Zeiss zusammengetan. Einerseits wurde bereits früher das APS-C-Bajonett Sony E an Zeiss lizensiert, sodass Zeiss schon früher eigene Objektive für diese APS-C-Kameras herstellte. Andererseits unterstützte Zeiss Sonys Optikabteilung im Auf- und Ausbau der eigenen Entwicklung und Konstruktion neuer hochwertiger Objektive.
- Die Grenzen zwischen kompletten Zeiss-Eigenprodukten und Sony-Eigenprodukten verlaufen allerdings fließend. Hinter vielen Optiken, auf denen Sony steht, verbirgt sich dennoch sehr viel Zeiss. Dies muss nicht nachteilig sein. In der Branche der Kamerahersteller arbeiten sowieso viel mehr Firmen hinter den Kulissen zusammen, als die fanatischen Glaubenskrieger und Markenfetischisten wahrhaben wollen.
- Vor allem 2018 und 2019 konnte Sony seine Lücken bei den Telebrennweiten schließen, sodass inzwischen ein fast komplettes Objektivangebot für das Vollformat vorliegt.
- Beide Hersteller-/Modellreihen (Sony und Zeiss) gelten jedoch als sehr teuer, was Einsteiger abschreckt.
- Weil Sony 2013 sein neues Bajonett erst aufbauen musste, lag ein strategischer Nachteil gegenüber den Mitbewerbern vor, die eine voll ausgebildete Objektiv-Palette im Sektor Vollformat boten. Deshalb lizensierte man das FE-Bajonett an weitere Firmen, die dann auch bald eigene hochwertige Objektive anboten. Vor allem die Firmen Sigma und Samyang seien mit ihren hochwertigen und dennoch preiswerten Objektiven explizit genannt. Aber auch die anderen Hersteller wie Arax, HandeVision, Lensbaby, Meike, Shenyang Zhongyi, Venus Optics, Zunow etc. bieten einzelne interessante Objektive für das Vollformat FE an.
Zahlenbasiertes Marketing
- Da Sony auf vielen Gebieten den Platzhirschen mit deren jahrzehntelanger Erfahrung nicht Paroli bieten konnte, musste es andere Felder betonen.
- Grundsätzlich geht es bei Sonys Marketing im Fotobereich um messbare, zählbare und sichtbare Unterschiede = Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Dies können Mega-Pixel sein, oder Anzahl der Fokuspunkte, oder Anzahl der einstellbaren Menüoptionen, Anzahl der aufnehmbaren Fotos je Sekunde, oder Gewichts-, oder Volumenvorteile etc.
- Damit konnte man lange auch gravierende Nachteile auf eher schwer zu messenden Feldern wie Ergonomie, Autofokus-Treffsicherheit, Langlebigkeit, Zuverlässigkeit, Service, Werterhalt etc. überdecken.
- Dies sprach folglich auch eine andere Zielgruppe der enthusiastischen Amateur-Fotografen an - die technik-affinen Nerds -, denen Technik an sich wichtig ist. Überspitzt könnte man sogar formulieren: sie liebten die Kameras aufgrund deren Technik mehr als die damit erzielbaren fotografischen Ergebnisse. Zumindest die Berufsfotografen lagen früher nicht in Sonys anvisierter Kernzielgruppe, weil man sie damals nicht hätte zufrieden stellen können. Am Endergebnis interessierte Berufsfotografen stießen sich an dem als Fußnoten-Marketing bekannten Symptom, dass oben plakativ eine Riesenzahl des Labor-Messwertes stand, die im kleingedruckten Fußnotentext auf einen Bruchteil für die Fotopraxis reduziert wurde.
- Sony konzentrierte sich früh zunehmend auf bezahlte Influencer, die ihre Produkte bewarben und pauschal als gut bewerteten. Dann lud Sony auch andere (markenfremde) Influencer unter horrenden Kosten zu bezahlten luxuriösen Aufenthalten ein, um eigene Kameras unter vorsätzlich optimierten Fotobedingungen testen und vorteilhaft bewerten zu lassen. D.h. Sony änderte die Marketing-Kanäle früher als die Mitbewerber.
- Ferner baute man eine Rückkopplung ein, mit deren Hilfe die eigenen Produkte kontinuierlich und mit hoher Schlagzahl verbessert wurden.
- Strategisch lag der Vorteil jedoch darin, dass Sony dies alles durchhielt und so die fotografischen Ziele langfristig umdefinierte. Spätestens seit 2019 taten sich Canon und Nikon schwer, weil deren frühere Ziele und Werte der Fotografie für große Teile der übrig gebliebenen bezahlenden Fotografen (= Käufer) langsam verblassten.
- Heute ist es so, dass die
zählbaren
und somit leicht kommunizierbaren Vorteile so überragend sind und gleichzeitig die Nachteile auf den anderen Gebieten auch durch kontinuierliche Verbesserung (im Vergleich zu den neuen spiegellosen Systemen der Mitbewerber) so gering wurden, dass diese Sony-Kameras auch für eine ständig wachsende Anzahl an Berufsfotografen interessant werden.
Der Aufbau - Mark I-III
Um es kurz zu machen:
- Lassen Sie die Finger von den Reihen Mark I-III.
- Nachdem Sie sich vom Schrecken erholt haben und nun wieder Luft bekommen, um Ihre Gehirnzellen mit ausreichend Sauerstoff zum Denken zu versorgen, hier die Erklärung.
- Die ersten drei Modellreihen dienten dem schnellen Aufbau des Systems durch Sony. Aus den Fehlern lernte man für relativ schnell darauf folgende neue Modelle.
- Weder neu noch gebraucht tun Sie sich damit einen großen Gefallen.
- Auch wenn die A7 Mark III mit 24 Mega-Pixeln zu Recht sehr gelobt wurde, werden wir bald ein Nachfolgemodell erhalten, das deutlich aufgewertet wird.
- Auf die Gefahr hin, dass ich mir wieder massive Feinde mache: Vergessen Sie folgende alten Kameras von Sony. Sie sind noch nicht ausgereift, oder bieten keinen Mehrwert für die Fotografie:
- A7 Mark I, II und auch III
- A7R Mark I, II und III
- A7S Mark I, II. Auch von der sich ständig verzögernden A7S Mark III erwarte ich nicht viel, da die Konzeption unlogisch ist. Das Photonenrauschen bestimmt das überwiegend sichtbare Rauschen - und dies hängt nur von der Sensorfläche ab. Die Pixelgröße resp. der Pixelpitch haben nur einen (geringen) Einfluss auf das sowieso untergeordnete Sensor-/elektronische Rauschen. Selbst wenn die Mark III minimale Vorteile besitzt, so doch nur für Video in ganz wenigen Situationen für ganz wenige Personen. Für die Fotografie ist die Kamera nicht sinnvoll.
- Damit wir uns richtig verstehen: Sofern Sie bereits eine solche ältere Kamera besitzen, so wissen Sie selbst, wie Sie damit arbeiten können und wo die Probleme liegen resp. wie Sie diese beheben. Hier geht es um Personen, die neu einsteigen oder zu Sony wechseln wollen. Denen muss man zu den neuen Modellen der Reihe Mark IV raten.
Erst mit der Baureihe Mark IV sehe ich wichtige ergonomische Rahmenbedingungen erfüllt, welche für die fotografische Praxis jeden Tag sehr wichtig sind.
Sony A7RIV / A7R4 / A7Rm4 / ILCE-7RM4 / a7mIV / A7R Mark IV
Wie immer gilt auch hier vorab: Nach allem, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, handelt es sich bei dem als A7RIV / A7R4 / A7Rm4 / ILCE-7RM4 / a7m IV / A7R Mark IV bezeichneten Modell um eine grundsolide Kamera, mit der man beeindruckende Fotos machen kann.
Aber wie bei den vergleichbaren Kameras weise ich auf Vorzüge und Nachteile hin, die Sie dann selbst für Ihre eigene Fotoarbeit bewerten können.
Gehäuse und Ergonomie
- Zwar hat man den Formfaktor beibehalten, aber die Größe wuchs etwas an, sowie das Gewicht (ca. 665 g mit 1 Akku und 1 Speicherkarte).
- Ergonomisch wurden die Grifftiefe erhöht und einige Schalter vergrößert, erhabener gestaltet sowie beim taktilen Feedback verbessert. Er ist aber noch immer nicht so groß wie bei der Nikon Z6/Z7 oder der Canon R.
- Z.B. bei der Belichtungskorrektur wurde eine von oben drückbare Arretiertaste angebracht, sodass sie sich nicht mehr ungewollt verstellen kann.
- Vor allem der größere und mit rauerer Oberfläche versehene Joystick lässt sich wesentlich leichter und treffsicherer bedienen.
- Ferner wurde die Wetterfestigkeit erhöht, indem mehr Teile (spritz-) wassergeschützt gestaltet wurden.
- Somit wurden zwei der wichtigsten Kritikpunkte aller Vorgänger endlich nachhaltig behoben.
- Überdies hat man einige harte Kanten der Vorgänger abgerundet.
- Auch die gesamte Oberflächenbeschichtung der Kamera wurde rauer und somit griffiger.
- In einem Interview äußerten sich US-Manager von Sony dahingehend, dass sie es auf jeden Fall vermeiden wollen, nur aus ergonomischen Gründen die A7-Kameras größer oder schwerer zu machen, so lange es nicht aus anderen Gründen technisch zwingend notwendig sei. Daraus folgt, dass auch zukünftig am Gehäuse nur kleine Anpassungen stattfinden werden.
- Die Benutzung der zwei Rändelräder oben ist unterschiedlich: Während man den Knopf in der Mitte des Moduswahlknopfs (Mode dial) immer drücken muss, um den Fotomodus zu ändern, so muss man die Belichtungskorrektur (Belichtungskorrekturknopf = Exposure compensation dial) extra mit einem Druckknopf durch Herunterdrücken arretieren, um ungewollte Verstellungen zu vermeiden.
Hinweis: Die Einstellung der Belichtungskorrektur geht nie in die Neutralstellung zurück, auch bei ausgeschalteter Kamera nicht. D.h. man muss den Korrekturwert auch wieder manuell zurückstellen.
Nach einigen Tests empfinden immer mehr Fotografen die Bedienung dieses Arretier-Druck-Knopfes als zu umständlich.
- Die Bedienung des mittleren Rändelrades (rechts hinten oben) wird von vielen Testern als weich und ohne ausreichend Rückmeldung bezeichnet.
- Die Touch-Funktion des rückwärtigen Displays kann über die Lösch-/Mülleimer-Taste aktiviert und blockiert werden.
- Die Dioptrien-Einstellung - der kleine schwarze Ring / das Rändelrad rechts des Suchers - verstellt sich leicht, wodurch die Fokussierung der Kamera nicht mehr zu stimmen scheint. De facto ist es jedoch nur die Dioptrien-Einstellung des Suchers, die man regelmäßig kontrollieren sollte.
- Der Übergang von Foto zu Video wird dadurch erschwert, dass man mit dem Wählrad rechts oben im Fotomodus Dinge wie Blendenautomatik, Zeit-/Belichtungsautomatik, Programmautomatik auswählen kann. Wählt man jedoch Video, dann muss man umdenken und muss diese Einstellungen plötzlich im Menü suchen. Nicht nur dauert dort die Einstellung länger, sondern das unlogische Konzept muss als klare Ergonomiehürde angesehen werden. Wer oft zwischen Foto und Video hin- und herwechseln will, sollte das zuerst einmal ausprobieren, bevor er sich für dieses Modell entscheidet.
- Im Gegensatz zu manchen anderen hochwertigen Kameras sind die Schalter nicht beleuchtet, was die Arbeit in der Nacht mit der A7R IV erschwert.
- Die gewählten Belichtungseinstellungen werden (unerwartet und unerwünscht) bei der Umstellung von Foto auf Video mitübernommen. D.h. man kann nicht schnell zwischen Foto und Video wechseln, weil man jedes Mal zuerst wieder alle Belichtungsdaten neu einstellen muss.
- In der Kamera kann man RAW nicht zu JPEG konvertieren. D.h. RAW-Fotos kann man derzeit nicht mobil verschicken. Will man unterwegs Fotos verschicken, muss man die Aufnahmen von vornherein als JPEG machen. Das dürfte jedoch kaum Sorge bereiten, da die APP von Sony zum Verschicken der Fotos vom Smartphone als kaum verwendbar gilt. Beim Punkt fotografische Mobilität hat Sony noch viel aufzuholen.
- Dafür bietet die Mark IV nun endlich auch weitere kameraintern einstellbare Bildformate (neben 3:2 und 16:9) 4:3 und 1:1. Falls man den Ausschnitt dennoch falsch gesetzt hat, so macht dies nichts, da man am PC dennoch den gesamten Sensor in voller Größe auslesen kann.
- Meines Erachtens sind es eher diese vielen kleinen (und natürlich unspektakulären) Verbesserungen, welche die A7R IV den Vorgängern in der Fotopraxis so überlegen machen.
- Für zahlreiche Fotografen ist jedoch das noch immer fehlende Top-/Schulter-Display mit wichtigen Anzeigen - z.B. für die Arbeit am Stativ - ein Manko.
Sensor
- Es handelt sich um einen völlig neu entwickelten Sensor, der in allen Bereichen verbessert wurde.
- 9.504 * 6.336 = 60.217.344 Pixel. Sony rundet großzügig auf 61 Mega-Pixel auf. Dies ist auch der Grund, warum diese Kamera je nach Berichterstatter entweder als 60 oder auch als 61 MP bezeichnet wird. (Das Vorgängermodell A7R III bot nur 42 Megapixel.)
- Mehr Mega-Pixel Auflösung sind
besser
, vorausgesetzt, man besitzt auch die hochwertigsten Objektive dazu und verwendet die entsprechende, ausgereifte Fototechnik des Fotografierens.
- Da dies immer wieder missverstanden wird, hier nochmals in Kurzform:
- Das Photonen-Rauschen hängt allein von der Fläche des Sensors ab. Es ist also für gleichgroße Sensoren gleich - unabhängig davon, wie viel Pixel sich auf dieser Fläche befinden.
- Hat man auf einem Vollformat-Sensor nur 24 MP, so ist das Photonenrauschen auf der Bildfläche identisch zur Sensorfläche mit 60 MP.
- Geht man beim Ergebnisbild am PC-Monitor in die 1:1-Ansicht, so wirkt das Sensorrauschen bei 60 MP stärker. Aber dasselbe würden Sie erreichen, wenn Sie das Bild des 24-MP-Sensors auf 60 MP vergrößern.
- D.h. das Photonenrauschen wird immer bei gleicher Fläche und gleicher MP-Zahl gemessen. Meist rechnet man hierzu die 60 MP herunter auf die 24 MP des kleinen Sensors. D.h. man verkleinert das hochauflösende Bild. - Und: Oh Wunder der Physik: dann ist das Photonenrauschen identisch.
- Dies alles gilt umso mehr, als der neue 60-MP-Sensor von Sony auch noch ein geringeres elektronisches Rauschen zeigt als der etwas ältere 24-MP-Sensor von Sony - und dazu noch eine höhere Dynamik bietet.
- Der Vorteil des 60-MP-Sensors liegt nun in der Möglichkeit, beides zu haben: geringes Photonenrauschen, sofern man das Bild auf 24 MP verkleinert / herunterrechnet, und höchste Auflösung von 60 MP, wenn man diese benötigt oder wünscht.
- Mit anderen Worten erfüllt man sich mit einer Sony A7R IV den alten Traum vom
Fünferle und dem Brötchen
. Man kann heute damit wirklich beides haben.
- Es handelt sich um einen Exmor R CMOS BSI-Sensor mit 35,7 * 23,8 mm - also nur fast Vollformat, wie so oft bei Sony.
- Eingebautes IBIS mit 5-Achsen Bildstabilisation und bis zu 5,5 Blenden Verwacklungsschutz. Das ist heute ein noch guter Mittelwert.
- Serienbildgeschwindigkeit / Dauerfeuer: Bis zu 10 Bilder in der Sekunde mit bis zu 68 Fotos mit kontinuierlicher AF-Nachführung (bei JPEG und komprimiertem RAW, nicht jedoch unkomprimiertes!). In der Fotopraxis bleibt zwar weniger übrig. Dennoch ist die Kamera sehr schnell - vor allem in Anbetracht der 60 Mega-Pixel.
- Labortests mit Serienmodellen bestätigten zwar 10 Bilder in der Sekunde unter idealen Lichtverhältnissen. Aber jedes komprimierte Dauerfeuer - besonders natürlich das angepriesene mit 10 Bildern in der Sekunde - wird unabänderbar auf nur 12 Bit reduziert und zusätzlich auch noch verlustbehaftet komprimiert gespeichert.
- Nur bei 8 Bilder je Sekunde (oder langsamer) erhält man eine Echtbildanzeige im Sucher oder auf dem Display. Sonst wird jeweils das Bild davor angezeigt. Letzteres kann bei sich schnell bewegenden Objekten dazu führen, dass man es aus dem Sucher verliert.
- Mit mechanischem Verschluss sind maximal 6 Bilder mit 14 Bit in der Sekunde möglich. Gehen Sie unter den üblichen Alltags-Bedingungen eher von 5 Bildern handgehalten aus. Beachten Sie ferner die massiven Einschränkungen beim AF und Dauerfeuer. Es bleiben eher die handausgelösten Einzelaufnahmen. Da sind meines Erachtens nicht mehr als 3 Bilder je Sekunde realisierbar.
- Bei 6 Bildern in der Sekunde und RAW lassen sich 29 Fotos im Puffer speichern.
- Standardmäßig: ISO 100 - 32.000; erweitert: ISO 50 bis ISO 102.400.
- Gemäß mehreren Tests soll auch Sony nun massiv mit der ISO-Zahl schummeln: An der Kamera eingestelltes ISO 100 entspricht angeblich real ISO 50. Daraus folgt wieder, dass man sich beim Vergleich der Fotos beim Rauschen mit anderen Kameras nicht auf die angegebenen ISO-Zahlen verlassen darf. Man muss die Helligkeit des Ergebnisbildes erst gleich einstellen.
Bildqualität
- Der Sensor bietet eine sichtbar höhere Auflösung als die 42 MP beim Vorgänger A7RIII, ist jedoch nicht umwerfend besser. Dazu waren die 42 MP bereits zu gut.
- Die A7R4 bietet unkomprimiertes RAW mit 124 MB Dateigröße an. Das ist zielführend, da sich die Kameras an jene Zielgruppen wendet, welche die maximale Bildqualität wünschen. Jede Komprimierung, insbesondere die verwendeten Verfahren bei Sony, reduzieren die Bildqualität. Aber das erfordert auch große Speicherkarten. Kleinere als 128 GB-Speicherkarten sollten Sie nicht einkaufen.
- Es wird ein nochmals etwas verbesserter Dynamikumfang angegeben, auf nun 15 Blenden Lichtumfang. Der Vorgänger bot 14,7 und Nikons D850 14,8 Blenden.
- Wie üblich findet sich Banding - eine ungeliebte Streifenbildung in Fotos - vor allem, bei sehr kurzen Belichtungszeiten und bei künstlichem Licht.
- Der Rolling Shutter-Effekt im elektronischen Verschluss ist aufgrund der sehr langsamen Auslesegeschwindigkeit des Sensors dramatisch sichtbar bei schnellen Bewegungen, führt zu unglaublichen Formverbiegungen und schließt die Kamera von vielen Sportarten aus. Für statische oder zumindest nur wenig bewegte Motive ist der elektronische Verschluss hingegen gut geeignet.
- Vorsicht: Die meisten im Internet zu findenden Bildbeurteilungen beruhen auf JPEGs direkt aus der Kamera, da in der Anfangsphase noch kein direkter RAW-Konverter für diese neue Kamera für die gängige Software existierte. Dennoch waren jene Fotos - wie zu erwarten - sehr detailreich und zeigen auch einen - eher unerwartet - hohen Dynamikumfang für 60 MP.
- Festgehalten werden muss, dass die Farben der JPEG-Bilder direkt aus der Kamera nun zwar etwas hochwertiger sind als die Sony-Farben früherer Modelle, aber noch bei weitem nicht an die von Nikon oder bei Porträts an Canon heranreichen. Aber die meisten Fotografen, welche sich für diese Kamera interessieren, werde sowieso nur mit RAW arbeiten, um wirklich das Maximum aus dem Sensor herauszuholen. Nur dann lohnt sich diese Kamera.
- Labortests im Oktober 2019 an Serienprodukten zeigten deutlich mehr Moirés, das bei kontrastreichen Mustern mit hoher Frequenz der Einzelmuster sichtbar störend auftrat.
- Der Sensor zeigt in reinen Labortests einen etwas höheren Dynamikumfang unter ISO 320 (vor allem mehr Lichter) und über ISO 320 ein etwas besseres Rauschverhalten als die Sony A7R III. Aber wir sprechen hier eher von messbaren Details.
- Dennoch muss man festhalten, dass unterhalb der ISO-Schwelle - also bei ISO 100 oder 200 - beim Pushen der Helligkeit in Lightroom mehr Rauschen auftritt, als wenn man sofort mit einer ISO-Zahl ab 400 arbeitet. D.h. wer Schatten massiv aufhellen will / muss, fährt mit ISO 400 und höher letztendlich besser. (Siehe den Bildvergleich gepushter Fotos bei ISO 100, 200 und 400 um 5 EV) Da ist mein altes Klagelied aus dem Artikel ISO-Invarianz bei Sensoren mit 2 Basen. Da wird die Verwendung der ISO-Automatik oft zum Glücksspiel.
- Andererseits kann man ab ISO 320 bedenkenlos die Bildhelligkeit nachträglich in der Software anheben (puschen), ohne gravierende Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
- Dennoch liegt das Rauschen des Sensors insgesamt etwas über dem des Vorgänger A7R III, besonders bei hohen ISO-Werten.
- Bitte beachten Sie: Wenn ich von Labortests spreche, dann meine ich (wie alle seriösen Tester) Stativ, Fernauslöser und hochwertige Festbrennweiten unter perfekten Lichtbedingungen. Die gemessenen Werte und Vorteile kann man nicht mit Billig-Zooms aus der Hand gehalten irgendwo im Freien oder in mäßig beleuchteten Gebäuden erzielen.
- Trotz IBIS und Bildstabilisierung auch in den Objektiven wird eine Verwacklung durch Handbewegungen aufgrund der hohen Auflösung schnell sichtbar. - Dies dürfte vor allem Personen mit
zunehmender Senioren-Oszillation
betreffen.
- Durch die hohe Auflösung werden auch Autofokus-Fehler schnell sichtbar.
- Um es deutlich festzuhalten: Die Kamera erfordert in der mobilen Fotografie eine extrem ruhige Hand und fortgeschrittene fotografische Haltetechniken - vor allem bei schweren oder längeren (Tele-) Objektiven - um damit technisch hochwertige Fotos zu erzielen.
- Die höchste Auflösung bietet die A7R IV jedoch nur im Einzel-Autofokus-Modus.
- Spätestens 2021 ließ sich weltweit allerdings nicht mehr vertuschen, dass Sony wieder einmal extreme Serienstreuungen aufweist, die sich auf die Bildqualität auswirken. So stellten zahlreichen Nutzer fest, dass die Ausrichtung des Bajonettes zum Sensor in vielen Produktionsmodellen nicht (wie erforderlich) perfekt ist, sodass es (auch bei den teuersten Objektiven) zu unvermeidbaren Unschärfen an den Rändern aller Bilder kommt. Zahlreiche dieser Nutzer wechselten entweder zu einer neuen A7RIV oder ab Mai 2021 zur neuen, teureren und hoffentlich mit weniger Serienstreuung versehenen Sony A1.
Pixel-Shift / Multi-shot modes
- Wie inzwischen bekannt sein dürfte, gehöre ich - nachdem ich mit zahlreichen Kameras diese Technik des Pixel-Shifts persönlich ausprobiert habe - zu den weltweit gesehen wenigen heftigen Kritikern.
- Wie bei allen Kameras kommt es bereits bei 4 Bildern zu viel Ausschuss. D.h. man muss alles neu machen. Bei 16 Einzelaufnahmen, die man nachträglich zusammensetzt, muss man noch sorgfältiger arbeiten.
- Der angebotene Modus: 16 Bilder Pixel-Shift ergibt 2 GB (Giga-Byte) an Daten auf der Speicherkarte.
- Pixel-Shift funktioniert nur mit dem elektronischen Verschluss.
- Eine spezielle Sony Imaging Edge Software ist dazu erforderlich. Diese erzeugt dann - nachträglich am PC - 240 Mega-Pixel-Dateien.
- Es existiert keine Möglichkeit, ein Vorabbild in der Kamera vor Ort zu sehen. D.h. Fehler erkennt man erst zu Hause am PC.
- Ferner wird nur der elektronische Verschluss verwendet und damit die Blitzsynchronzeit auf schnellstens 1/8 Sekunde festgelegt. Das dürfte manche Blitzanwender frustrieren.
- An kontrastreichen Ecken und Kanten treten oft Kreuzschraffierungen (Artefakte) auf, die derzeit nur die unergonomische Software von Sony beheben kann.
- Meines Erachtens eignet sich dieses in Foto-Foren hochgelobte Verfahren (wie auch bei allen anderen Kameras) nur für stabile Stative im absolut ruhigen Studio bei fest fixierten Stillleben.
- Probieren Sie es einfach einmal aus. Dann wissen Sie, was ich meine.
- Hier eine kostenlose, freie, einfachere, bequemere und schnellere Software als jene von Sony zur Bearbeitung der 16 Einzel-Dateien: FastRawViewer
- Noch eine Kleinigkeit: Der Pixel-Shift-Modus verstellt die Kamera ungefragt und ohne Kommentar in Einzelaufnahmen mit Einzel-Autofokus, aber danach nicht mehr zurück in den vorher gewählten / eingestellten Modus. Das muss man manuell wieder einstellen.
- Nach ausgiebigeren Tests bezeichneten im Oktober fast alle ernsthaften Fotografen und Tester Pixel-Shift bei dieser Sony A7R IV als das schlechteste / unkomfortabelste System aller jemals getesteten Kameras.
- Fazit: Probieren Sie es vorher aus, bevor Sie die Kamera exakt wegen dieser Pixel-Shift-Funktion kaufen wollen. Die A7RIV ersetzt keine Mittelformat-Kamera mit 100 oder 150 MP.
Autofokus-System
- 567 PDAF Phasendetektoren (statt der bisherigen 399 bei der A7R III).
- Zusätzlich finden sich 425 Kontrast-Detektorpunkte, die u.a. bei schwachem Licht nachhelfen sollen.
- Zwar werden damit eine größere Fläche als beim Vorgänger abgedeckt, aber dennoch nur 74% Flächen-Abdeckung des Sensors / Sucherfeldes erzielt - 99,7 % der Höhe und 74,0% der Breite.
- Augen-AF, sowie die Erkennung von Menschen und Tieren wird nun erfolgreich geboten.
- Im APS-C Crop-Modus (automatisch mit APS-C-Objektiven oder manuell einstellbar bei Vollformat-Objektiven) bietet der Sensor 26 Megapixel mit 325 PDAF Autofokuspunkten, die fast den ganzen Sucher bedecken.
- Eine Kleinigkeit, welche die Arbeit erleichtert: Der früher kaum sichtbare graue Fokuspunkt im Sucher ist nur gut sichtbar in roter Farbe gestaltet resp. vom Anwender in der Farbe einstellbar (grau/grün und rot/weiß).
- Dank Focus Priority Mode kann die Blende zum Fokussieren nun komplett geöffnet werden, wodurch sich sowohl die Geschwindigkeit als auch die Treffsicherheit erhöhen sollte. Das war früher ein großes Problem bei Sony im AF-C-Modus. Aber die Kamera bestimmt die Blendenöffnung zum Fokussieren selbst. Sie wählt nicht immer Offenblende. Ferner bleibt sie bei dem einmal ermittelten Blendenwert. Und dadurch wird natürlich auch die Vorschau der Schärfentiefe / Tiefenschärfe unzutreffend. Denn erst zur eigentlichen Aufnahme blendet die Kamera auf den eingestellten Wert ab. Erst bei lichtstarken Objektiven unter f2 und bei dunklen Verhältnissen ist der Effekt jedoch wirklich spürbar. Aber dann wird die Auslöseverzögerung größer, weil Sonys Objektive (aus unerklärlichen Gründen) die Blende viel langsamer als alle DSLR-Kameras schließen.
- Allerdings stellten mehrere Tester mit den eher als Vorserienkameras zu bezeichnenden Modellen Probleme mit dem AF - vor allem bei wenig Licht - fest. Insbesondere der Augenautofokus und die Gesichtserkennung sollen davon betroffen sein. Labortests im Oktober bestätigen dies mit Serienprodukten: Generell büßt der AF bei schlechtem Licht erheblich an seiner Treffsicherheit ein.
- Serienmodelle bestätigten massive Probleme bei wenig Licht und in Gegenlichtsituationen. Meist wird der Fokusrahmen korrekt angezeigt, aber die Kamera fokussiert dennoch dahinter. Das unerwünschte (Back-Focus-) Ergebnis erkennt man somit erst am PC. In solchen Situationen sollte man auf den Verfolgungsmodus (Tracking) verzichten. Siehe hierzu das Video unten in der Link-Liste, wie man diverse AF-Modi einstellt, um die Kamera bei derartigen Fehlern manuell zu übersteuern.
- Gemäß Labor-Tests arbeitet das Autofokus-System im reinen Fotobereich sehr treffsicher. Aber im Dauerfeuer nimmt die AF-Treffsicherheit (teilweise drastisch) ab.
- Hingegen ist die Treffsicherheit bei kontinuierlichem AF mit Einzelaufnahmen wieder sehr hoch.
- Das dürfte für viele Anwender jedoch zum Problem werden. Vor allem bei der Back-Button-Focus-Methode verwendet man kontinuierlichen Autofokus und kontinuierliches Belichten (Dauerfeuer). Geht man zu - natürlich möglichen - Einzelaufnahmen über, verliert man die Vorteile beim Verwacklungsschutz, denn man muss nun einzeln für jedes Foto abdrücken, wodurch die Kamera jedes Mal leicht erschüttert wird.
- Die meisten Fotografen arbeiten mit der A7R IV mit AF-C (also kontinuierlichem Autofokus) und Tracking: Flexible Spot M. Damit legt man zuerst ein zu haltendes Objekt fest, das dann genau verfolgt wird, gleichgültig, wie man den Bild-Ausschnitt wählt.
- Bei Weitwinkelobjektiven kann man nun den Fokuspunkt bei wenig Licht leichter erzwingen. Aber perfekt ist die Lösung noch immer nicht.
- Bei Gruppenaufnahmen ist es ziemlich umständlich, den Fokus auf eine bestimmte Person einzustellen.
- Auch die A7R IV leidet (wie alle anderen Augen-AF-Systeme) darunter, dass der Augen-AF bei langen Haarfransen des Models oder z.B. Kapuzen, die etwas über die Augenbrauen ragen, ständig unruhig zwischen Augen-Autofokus und Gesichtserkennung hin- und herwechselt. Dieser Effekt tritt auch auf, wenn das Model einen Hut, eine Schirmkappe aufsetzt, oder nur die Hand zum Sonnenschutz an die Stirn legt, sodass ein Teil oder das ganze Auge im Schatten liegt. Durch diesen hohen Kontrast (Schatten im Gesicht) wechselt der Augen-AF ständig unruhig zur Gesichtserkennung und wieder zurück. - Das verunsichert viele Fotografen erheblich. Aber meist liegt der Autofokus in den dann gemachten Fotos dennoch erstaunlich genau auf dem Gewünschten.
Belichtungsmessung
- Aufwendige 1.200-Zonen-Bewertungsmessung.
- Lichtempfindlichkeit bis EV -3 (bei ISO 100 mit befestigtem F2,0 Objektiv). Beim Vorgänger der A7R III waren es nur -2EV.
- Auswählbare Messmethoden: Multi-Segment, Mittenbetont, Spot, Spot Standard/Groß, Durchschnitt des gesamten Displays, Highlight. Vor allem letzteres halte ich für interessant, um Expose to the right (ETTR) zu betreiben.
- Durch den erstaunlich großen Dynamikumfang kann man mit der A7RIV auch auf die Lichter belichten. So kann man eine Person in einem düsteren Zimmer vor einem Fenster wirklich auf die helle Sonne draußen belichten. Dadurch wird im Sucher und auf dem Kameradisplay hinten das vermeintliche
Ergebnis
-Foto der Person extrem unterbelichtet. Aber das kann man relativ verlustfrei am PC anheben, ohne die Lichter draußen zu verlieren. Allerdings benötigt man dazu als Umsteiger erst einmal das Vertrauen, dass dies mit RAW am PC nachträglich wirklich gelingt. Es gelingt spielend bis zu 5 Lichtwerte / Blenden.
Verschluss
- Der elektronische erste Verschluss ist anwählbar, stellt sich jedoch nicht automatisch bei einer bestimmten Verschlusszeit auf den mechanischen Verschluss um.
- Bei bestimmten Belichtungszeiten (vor allem kürzer als 1/2.000 Sek.) führt der EFCS (electronic front-curtain shutter) jedoch zu unschönen Ergebnissen bei Bildteilen, die außerhalb des Fokusebene liegen. Da werden Lichter beschnitten und das Bokeh verschlechtert sich unerwartet, vor allem bei lichtstarken Objektiven bei viel Licht. Im schlimmsten Fall sehen Offenblendenaufnahmen dann so aus, als ob man sie mit F8 oder höher aufgenommen hätte.
- Ideal wäre ein automatischer EFCS bis 1/2.000 Sek, dann automatisch umschaltend auf den mechanischen Verschluss und oberhalb dessen Leistungsfähigkeit wieder der elektronische Verschluss. (Das bietet z.B. Fuji.) Derzeit muss der Fotograf dies bei der A7R IV alles selbst bedenken und manuell einstellen.
- Klartext: Wer lichtstarke Objektive mit hoher Offenblende (unter f2) verwendet, sollte den mechanischen Verschluss in hellen Umgebungen manuell auswählen.
EVF - Elektronischer Sucher
- 1,3 cm (0,5 Zoll) großer elektronischer Sucher mit Farbdarstellung = UXGA OLED.
- Der elektronische Sucher (EVF - Electronic View Finder) ist der 2019 erwartbare Spitzensucher mit 5,76 Mega-Pixel-Auflösung (gegenüber den 3,69 Mio. Bildpunkten bei der älteren A7R III). Es handelt sich vermutlich um denselben Sucher, den auch die Panasonic S1R verwendet. Fast alle derartigen Sucher werden heute von Sony hergestellt.
- Der Helligkeitsregler des Suchers lässt sich automatisch und manuell in 5 Stufen zwischen -2 und +2 verstellen.
- Auch die Farbtemperatur des Suchers lässt sich manuell in 5 Stufen verstellen.
- Als Vergrößerungsfaktor wird 0,78 angegeben.
- Das EVF bietet zwar einen Dioptrienausgleich von -4 bis +3 an.
- Es ist allerdings unklar, ob er sich mit seinem Augenabstand von 23 mm auch für alle Brillenträger gut eignet. Brillenträger sollten dies genau nachprüfen.
- Es finden sich zwei einstellbare Modi der Auflösung beim Sucher: Standard und hoch. Dass der hohe Modus mehr Strom frisst, ist klar. Aber er ist auch bei höheren Temperaturen nicht verfügbar.
- Überdies finden sich zwei einstellbare Refresh-Modi - Flackerfrequenzen beim EVF: Standard und schnell. Dass der schnelle Modus mehr Strom frisst, ist klar. Aber man kann auch nicht beide hohen Modi miteinander kombinieren: Also schnelle Bildwiederholrate mit hoher Bildschirmauflösung lässt sich nicht zusammen verwenden.
- Dafür ist das Sucherbild bei 120 Hz Bildwiederholfrequenz zwar sehr schnell, aber weniger scharf auflösend. Nur bei langsamen 60 Hz ist es sehr scharf. Hinzu kamen Absenkung bei Bewegtbildern und Auflösungsverluste bei verschiedenen AF-Modi. Daneben werden auch noch PAL-Modi mit 50 und 100 Herz angeboten. Letzteres bedeutet vermutlich, dass man im Video-Modus mit PAL noch eingeschränkter ist.
- Allerdings ist es noch immer so, dass die diversen Anzeigen im Sucher beim Schwenken zu Hochkantaufnahmen identisch bleiben. D.h. man muss dann um die Ecke lesen.
- Ferner scheint das EVF (wie auch bei manchen anderen Kameras) zumindest in machen Testprodukten nicht die korrekte Belichtung anzuzeigen. Es wurden bis zu 1 Lichtwert Abweichung nach unten zu dunkleren Bildern gemessen. Also kein WYSIWYG. Die Ergebnisbilder sind deshalb oft unterbelichtet.
Rückwärtiges Display
- Neigbares Touch-Display mit 1,44 Mio. Bildpunkten.
- Nur ein 3-Zoll-Display mit 7,5 cm Diagonale.
- Auch wenn Sony seit Jahren viel Werbung für das (ältliche) Display macht. Es ist weder führend, noch aktuell, noch besonders hochwertig - weder absolut gesehen zum Beurteilen z.B. der Fotos in der Kamera, noch im Vergleich zu Mitbewerbern. Dies gilt selbst unter idealen Lichtbedingungen.
- Das Display ist nur 107 Grad nach oben und 41 Grad nach unten neigbar.
- Kein nach vorne klappbares / schwenkbares Display. Damit ist die Kamera nicht für Vlogger geeignet.
- Da man das Display jedoch auch nicht zur Seite kippen kann, wird auch die Fotografie im Hochkantformat (Portrait) erschwert.
- Erstaunlicher Weise finden sich nur eingeschränkte Touch-Screen-Funktionen. So lässt sich z.B. das Menü nicht damit bedienen.
- Selbst sehr Sony-freundliche Tester sprachen im Oktober 2019 von einem
nicht ausgereizten Touchscreen
. Er bleibt weit hinter Mitbewerbern zurück.
- Hinzu kommt, dass der Touchscreen oft ziemlich langsam reagiert.
Technische Schnittstellen
Die technischen Schnittstellen befinden sich weitgehend auf der Höhe der Zeit.
- Zwei gleichschnelle UHS-II Kartenfächer. Aber es werden vom Erfinder und Hersteller der XQD-Karten noch immer keine zukunftssicheren sowie schnellen XQD oder CFast-Kartenfächer angeboten.
- Dafür hat man endlich die Reihenfolge der Kartenfächer auf die logische geändert: Fach 1 liegt nun oben, wie man es erwartet. Jedoch muss man die Karten noch immer
seitenverkehrt
hineinschieben.
- USB-C, d.h. die schnelle Variante, zur wirklich schnellen Datenübertragung.
- Tests ergaben, dass Wired Tethering nur über den schnellen USB-C-Anschluss funktioniert.
- Der Micro-USB-Anschluss ist nur für die Fernbedienung geeignet.
- 802.11ac Wi-Fi = 5GHz. Allerdings ist die Funkübertragung der Daten nicht so schnell wie mit Kabel über USB-C.
- Bluetooth, aber nur der alte Standard Ver. 4.1 (2.4 GHz Band)
- NFC
- Dennoch darf man keinerlei automatischen Verbindungskomfort, wie bei einem modernen Smartphone erwarten. Man muss alle Foto-Dateien manuell transportieren und man muss dazu die Schnittstellen auch noch manuell konfigurieren. Das alte Problem der klassischen Kameras. Sogar die von Sony zum Datentransfer auf ein Smartphone etc. angebotene Software (App) ist suboptimal (um es ganz höflich zu formulieren).
- Es verwundern die teilweise von allen Testern ermittelten langen Speicherzeiten, da der interne Puffer mit bis zu 68 Fotos relativ klein ist und die Speicherkarten respektive deren Controller langsam sind.
- Selbst mit den derzeit schnellsten Speicherkarten sind die Speicherzeiten sogar in Labortests aufgrund der großen Dateien sehr lang.
- So benötigen bei 6 Bilder/Sek die 29 RAW-Bilder aus dem Puffer 27 Sekunden zum Speichern auf die derzeit schnellsten Karten. Bei 10 Bilder in der Sekunde und 61 Fotos im Puffer-Speicher, benötigt dieser 55 Sekunden zum Schreiben auf die schnellste Karte.
- Rechnen Sie mit 1 Sekunde je Bild. Bei vollem Puffer blockiert die Kamera dann bis zu 1 Minute lang zum Speichern - zumindest mit langsameren UHS-I-Karten.
- Selbst bei nur 6 Bildern / Sekunde im RAW-Modus sperrt die Kamera fast 30 lange Sekunden.
- So lange blockiert die Kamera zumindest manche Funktionen. Sie können somit evtl. für Sie sehr wichtige Funktionen der Kamera nicht umstellen, während die Kamera Dateien auf die Karte(n) schreibt. So werden dann plötzlich zahlreiche Menüpunkte schlichtweg abgedunkelt und sind nicht mehr auswählbar. So kann man z.B. nicht von Foto auf Video umschalten. Warum dies so ist, ist unklar. Technisch notwendig wäre es nicht.
- Angeblich soll es laut Sony jedoch möglich sein, zumindest weitere Fotos aufzunehmen, sofern und sobald wieder ausreichend Pufferspeicher frei wird. Aber auch dies funktioniert gemäß Tests nur mit den alten Kameraeinstellungen.
- Dennoch tritt dieses Problem sehr oft bei Sportszenen auf. Dafür ist die Kamera mit der derzeitigen Firmware weniger geeignet.
- Angesichts der Dateigröße empfehlen sich für die meisten Fotografen 2 identische Speicherkarten ab mindestens 64 GB, sicherer 2 * 128 GB Kapazität.
- Die A7R IV erhielt auch einen neuen Blitzfuß, der u.a. einen Mikrofon-Adapter erlaubt, der die Mikrofonaufzeichnungen direkt digital in die Kamera führt. D.h. man benötigt keine störenden Kabel mehr, die evtl. den Sucher verdecken.
Batterien / Akkus
- Weiterhin werden die alten NP-FZ100 Akkus verwendet. Sie bieten nun nach CIPA ca. 670 Aufnahmen mit rückwärtigem Display/LCD und ca. 530 mit elektronischem Sucher (EVF). Allerdings muss man diesbezüglich vorsichtig sein, da Sony in jenem Punkt bereits oft geschummelt hat, indem es die Auflösung des EVFs herunterschraubt, um diese Werte zu erzielen. In der Fotopraxis muss man den Sucher leider meist auf hohen Stromkonsum einstellen, damit die Bildqualität stimmt. Dann sinkt die Akkulaufzeit signifikant.
- Generell rate ich bei spiegellosen Kameras immer gleich zur Anschaffung weiterer 2 Akkus.
- Ein zusätzlicher Batterie-Griff wird für ca. 400 US$ für 2 Akkus angeboten. - Wie bei allen zusätzlichen reinen Batteriegriffen verstehe nicht nur ich den Mehrwert nicht. Benötigt man mehr Leistung, dann kann man den zweiten Akku auch in der Tasche mittragen. Derartige Griffe bieten nur dann einen hohen Mehrwert, wenn sie stabil mit der Kamera verbaut sind (nicht irgendwie angeschraubt) und ergonomisch geformt sowie mit allen Schaltern ausgerüstet werden, um auch im Hochkantbetrieb damit zu arbeiten. Aber selbst dann fühlen sich viele Fotografen damit überfordert. Dennoch kann der zusätzliche Griff für größere Männerhände sinnvoll sein, da sich damit die noch immer relativ kleine Kamera sicherer halten lässt. Probieren Sie es auf jeden Fall aus.
- Tests ergaben: Man benötigt auch bei dieser Kamera einen Ersatzakku, wobei ich und andere Fotografen dringend den sündhaft teuren Original-Akku Sony NP-FZ100 Akku von Sony empfehlen. Drittanbieter funktionieren am Anfang auch, stehen jedoch unter Verdacht, dass deren Leistung oft bereits nach kurzer Zeit nachlässt.
- Der neue Akku kann in der Kamera auch unterwegs mobil über USB-C und Micro USB geladen werden. Auch, wenn Sony u.a. im Handbuch behauptet:
Die Akkuladezeit bleibt bei beiden Buchsen gleich.
Über USB-C funktioniert das Laden laut mehrerer Tester schneller, aber nur mit ganz wenigen Ladegeräten. Über Micro USB dauert das Laden länger.
- Dafür kann man bei Langzeitaufnahmen oder der Timelaps-Fotografie den Akku auch während der Tätigkeit in der Kamera aufladen.
Video
- 4K/30p Video (die üblichen 3.840 * 2.160 Pixel, kein Cine 4K) - mit Touch Tracking und Echtzeit-Augen AF.
- 4K wird etwas ungewöhnlich heruntergerechnet und ist negativ zu bewerten. Tests bestätigen meine Befürchtung, dass hierbei Pixel-Binning angewendet wurde. Dabei werden Zeilen ausgelassen, wodurch sich die maximal mögliche Auflösung reduziert, aber gleichzeitig sich das Rauschen erhöht. Labortests im Oktober 2019 bestätigten die etwas weichere Auflösung durch Binning.
- So funktioniert 4K-Video mit 30p zwar ohne Crop. Aber bei 24p wird ein 1,58-facher Crop und bei 30p auch ein 1,84-facher Crop angeboten für hochwertiges Oversampling. Letzteres bietet eine höhere Bildqualität bei 4K. Sie haben nun die Wahl: kein Crop und Weitwinkelaufnahmen - aber weiches Video, oder massiven Crop für scharfes Video in 4K, aber dann ohne Ultraweitwinkelaufnahmen, da keine Objektive dafür existieren.
- Bei Full-HD-Video (1080) ist das Bild des vollen Sensors hingegen schärfer, als beim dort ebenfalls angebotenen Crop-Modus.
- Die A7R IV unterstützt 8-bit S-Log 2/3 (3 mit bis zu 14 Lichtwerten Dynamikumfang) und HLG (Hybrid Log-Gamma).
- Erstmals erlaubt die Kamera 2 Mikrofoneingänge.
- Ferner findet sich ein neuer Mikrofon- und ein XLR Adapter mit jeweils eigenen ADC - Analog-digital-Konvertern.
- Nun ist Real-time-tracking mit allen AF-Modi auch im Video verfügbar. Es muss jedoch umständlich im Menü erst aktiviert werden. Dann werden allerdings automatisch einmal fokussierte Augen, Gesichter und Personen sowohl bei deren Motiveigenbewegung als auch bei Kameraschwenks treffsicher verfolgt.
- Super 35 wird angeboten, aber mit einem Crop 1,2 bei 30p und 1,1 bei 24p. - Gemeint ist damit, dass Super 35 bei dieser Kamera kleiner ausfällt als erwartet.
- Insgesamt ist der Crop-Faktor 1,6- (bei 24fps) und sogar 1,8-facher Crop-Faktor bei 30 fps sehr groß, sodass sich der Bildwinkel der Objektive deutlich einschränkt.
- Die höchste Bit-Rate beträgt nur 100 Mbps mit XAVC S.
- HLG ist unter 10bit (hier nur 8) im Grunde kein HLG, weil Sony sich nicht an einen Standard hält.
- S-Log 3 produziert Probleme mit 8-Bit (Banding). - Viele verwenden deshalb nur S-Log 2.
- Auch mit einem externen Recorder bleibt es bei 8bit.
- Fazit Video: Das ist eher Hausmannskost, die jedoch für Fotografen zum gelegentlichen Filmen ausreicht.
- In einem Video räumten US-Manager von Sony ein, dass dieser Sensor mit über 60 MP derzeit keine höhere Video-Leistung erbringen kann, da es technisch selbst Sony nicht möglich sei. Immer wieder fiel der Hinweis, dass die A7R Mark IV bewusst als eine hochauflösende Foto-Kamera positioniert wurde. Das ist für Videografen hinderlich, aber für Fotografen von Vorteil.
- In Labortests stellte der Autofokus im Videobetrieb Spitzenwerte dar.
- Aber in Praxistests zum Video-Betrieb stellte sich heraus, dass der kontinuierliche Autofokus eher unruhig bis sprunghaft arbeitet. Dies geschieht selbst dann, wenn das Motiv still steht. Deshalb lässt sich die Kamera bei Videoaufnahmen fast nur im manuellen AF-Betrieb verwenden.
- Auch die Funktion SteadyShot konnte bisher nicht alle Videografen überzeugen. Vor allem fehlt die kontinuierliche Leistung. Deshalb schalten viele Kameraleute die Funktion ab.
- In Labor-Tests im Oktober 2019 fand man heraus, dass die Detailauflösung bei 4K derzeit die beste im Vollformatbereich ist.
- Ferner neigt die Kamera weniger zu Aliasing (Treppenbildung) als vergleichbare Modelle.
- Zahlreiche Tester bezeichnen die A7RIV nicht als eine Super-Video-Kamera für ehrgeizige Videografen. Aber als Zusatzfunktion einer hochwertigen Foto-Kamera ist das Angebotene im Bereich Video durchaus brauchbar.
- Wie immer bei Sony sind die Konfigurationsmöglichkeiten der Kamera sehr umfangreich. Manche Kleinigkeiten wurden dennoch nochmals etwas verbessert. So kann man nun 11 Schalter der Kamera in den Menüs selbst (mit bis zu 100 Funktionen) belegen und zwar dreifach für das Fotografieren, Filmen, Wiedergabe der Fotos und Filme. Aber alleine die Beschreibung dafür ist 27 Seiten lang.
- Hinzu kommen 54 Optionen für die Fn-Menüs. Man kann nun unterschiedliche Fn-Menüs für Fotografie und Video festlegen. Manche Menüpunkte erhielten vorne ein Symbol (aber nicht alle).
- Jedoch finden sich keine größeren Optimierungen beim Menü-System insgesamt.
- Durch die unübersichtliche Anordnung werden noch immer viele Anwender frustriert. Unterschätzen Sie den Punkt nicht, sofern Sie (wie ich und die meisten anderen Fotografen) nicht in der Lage sind, kurz einmal ca. 100 teilweise unlogisch gruppierte Menüoptionen auswendig zu lernen und dann auch immer zu rekapitulieren.
- Die neu eingeführten Hilfe-Texte zu vielen Menüpunkten sind nicht immer hilfreich, bis teilweise völlig unbrauchbar.
- Noch immer fehlen manche erwartbaren Funktionen, wie die kamerainterne Bearbeitung von RAW-Dateien.
- Tests förderten zu Tage, dass sich auf den 3 Plätzen des rechts oben angebrachten Wählrades leider nur wenige Einstellungen speichern lassen. U.a. keine Schalterbelegungen für Sonderfunktionen etc.
- Die Einstellungen im My-Menu sind absolut fest und werden auch nicht durch die auf externe Speicherkarten schreibbare und von dort ladbare Einstellungen verändert, was man eigentlich erwartet.
- Der Zeitaufwand zum individuellen Konfigurieren aller Einstellungen und zum Erlernen aller Menüposition ist hoch. Aber das darf bei einer derartig hochwertigen Kamera heute auch nicht mehr verwundern. Ohne Studium des Handbuches werden Sie diese Kamera nicht ausreizen.
Vieles andere hier nicht Erwähnte befindet sich bei dieser Spitzenkamera von Sony auf dem erwartbar hohen Niveau der Mitbewerber. Siehe hierzu die umfangreiche Liste der technischen Angaben unten bei den Links.
Probleme in der Fotopraxis - und wie man sie lösen kann
Vorab: Hier werden nur weiterführende Punkte aufgelistet, welche im offiziellen Handbuch nicht oder nicht so deutlich erklärt werden. D.h. im Klartext: Sie müssen unbedingt das Handbuch lesen, um diese Kamera auch nur halbwegs ausreizen zu können. Für digitale Handbücher (HTML und PDF) siehe die Links unten.
- Sony-Sensoren in deren spiegellosen Kameras sind berüchtigt dafür, schnell und viel Schmutz anzusammeln.
- Gehen Sie von regelmäßigen und häufigen Reinigungen des Sensors aus.
- Gleichgültig, von welchem anderen Hersteller Sie zu Sony wechseln: Sie werden viel öfter den Sensor reinigen müssen als bisher. Gewöhnen Sie sich daran.
- Inzwischen liegen zahlreiche Berichte vor, die eindeutig belegen, dass Schmutz auch dann auf den Sony-Sensor gelangt, wenn man nur 1 Objektiv verwendet und es nicht wechselt.
- Zahlreiche Fotografen berichten darüber, dass auch unter günstigen Umständen an einem Tag intensiven Fotografierens Staub auf den Sensor gelangt. Das würde im Extremfall eine tägliche Reinigung nach sich ziehen.
- Falls Sie nicht regelmäßig den Sensor reinigen, dann müssen Sie noch mehr Zeit zur nachträglichen Korrektur der Fotos oder extrem viel Zeit bei Videos aufwenden. - Und ein klares Ja, Sie werden jeden Schmutz sehen, da ein 60 Mega-Pixel-Sensor ihn viel größer darstellt als 24 MP-Sensoren - und das bereits bei weit offenen Blenden.
- Unterschätzen Sie also das Problem nicht. Falls Sie ungern selbst reinigen wollen, sollten Sie sich den Kauf dieser Kamera nochmals überlegen.
- Genereller Hinweis vorab: Viele Einstellungen / Änderungen in den Menüs muss man am Ende jeweils mit einem Druck auf die Mitte des Einstellrades bestätigen. Dies wird zur leichteren Übersichtlichkeit in den nun folgenden Befehlsketten nicht mehr einzeln angegeben.
- Wie bei vielen Kameras ist der ständige Piep-Ton (u.a. beim Fokussieren) störend. Abschalten kann man ihn über Kamera 2, Seite 11, Audio-Signale (Audio signals).
- AF-On (Focus and Recompose) wird nicht mehr so oft benötigt, sondern bei der A7RIV meist durch den Echtzeit-AF ersetzt. Dieser verfolgt das sich bewegende Motiv automatisch im Sucher und auf dem rückwärtigen Display. Aber man muss das alles zuerst mit der Fn-Taste hinten in den Schnellmenüs konfigurieren:
- Fn-Taste drücken: Zuerst setzt man den Verschluss auf Dauerfeuer (Continuous Shutter).
- Fn-Taste drücken: Dann stellt man den Autofocus auf AF-C - in den kontinuierlichen Modus um.
- Fn-Taste drücken: Dann stellt man das Autofocus-Feld ein: Verfolgung, Mitte (Tracking, Center).
- Danach kann man mit halbgepresster Auslöse-Taste mittig fokussieren und den Ausschnitt verschieben.
- Warnhinweis: Tests ergaben seit Oktober 2019, dass bei der AF-ON-Methode im Dauerfeuer die Treffergenauigkeit des kontinuierlichen Autofokus-Systems drastisch abnimmt.
- Mit dem Touch-Screen kann man ebenfalls den AF-Punkt auswählen:
- Fn-Schalter drücken, Kamera 2, Seite 10, BerührModus-Funkt. (Func. of Touch Operation), Touch Tracking.
- Danach kann man auf dem rückwärtigen Display ein Motivteil anklicken, sodass es kontinuierlich bei Kameraschwenks verfolgt wird.
- Wie bei vielen Kameras irritiert das AF-Licht die fotografierten Menschen. Ausschalten kann man es über: Fn, Kamera 1, Seite 6, AF-Licht (AF-Illuminator), Aus.
- AF-ON-Taste (Back-Button-Focus). Die Einstellungen erfolgen über:
- Menü, Kamera 1, Seite 6, letzte Auswahl unten: AF mit Verschluss: Aus. Dies befreit den Autofokus vom Auslöser.
- Menü, Kamera 2, Seite 9, Augenautofokus (siehe oben). AF-On ist schon auf die entsprechende Taste voreingestellt.
- Den Augenautofokus kann man sich auf die AEL-Taste legen, um ihn schneller zu erreichen und zu aktivieren: Menü, Kamera 2, Seite 6, erste Option: Custom Key, AEL, Augen AF auf Seite 6 auswählen. Danach wird ein Druck auf jene AEL-Taste den Augenautofokus für Porträtaufnahmen aktivieren. Somit benötigt man die AF-ON-Taste nur noch für andere Motive.
- Der Augenautofokus funktioniert oft bei Menschen und manchmal auch bei Tieren. Aber:
- Der Augenautofokus arbeitet nicht immer zuverlässig. Manche Objektive bereiten Probleme bei Offenblende (insbesondere lichtstarke Objektive mit einer geringen Schärfentiefe / Tiefenschärfe). Nicht selten wird auf die Augenlieder oder sogar die Augenbrauen fokussiert.
- Dies kann man mit der AF-ON-Taste korrigieren, indem man solange auf das Auge fokussiert, bis das AF-System der Kamera auch exakt dieses Auge aufgefasst hat. Dann lässt man den AF-ON-Schalter los und feuert bei eigener leichter und langsamer Körperbewegung auf das Model zu oder davon weg im Dauerfeuer bis der Puffer voll ist. Eines der Bilder der ganzen Reihe wird dann schärfer sein.
- Mit der rückwärtigen Disp.-Taste (Display = Anzeige-Einstellung) = oben am sogenannten Einstellrad kann man sowohl auf dem rückwärtigen Menü als auch im elektronischen Sucher zwischen vielen Anzeigen wechseln. Aber man kann noch immer nicht alle sinnvollen Anzeigen miteinander kombinieren (z.B. künstlichen Horizont und Histogramme).
- Die möglichen Anzeigen (in der Endlosschleife) kann man konfigurieren: Menü, Kamera 2, Seite 7, Disp- Schalter / Button, EVF und Display zum Konfigurieren. Dort lässt sich z.B. Monitor ausschalten / Enable Monitor off auswählen. Damit kann man die Anzeige auf dem rückwärtigen Display ausschalten, was in dunklen Räumen (Theater etc.) vorteilhaft sein kann, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
- Das Menü-System der A7R IV ist - trotz Verbesserungen - noch immer unübersichtlich und sehr gewöhnungsbedürftig, vor allem, da es sehr umfangreich ist.
- Das Touch-Screen funktioniert nicht für das Menü.
- Man muss sich seitenweise durch alle oft unlogisch gruppierten Einzelpunktlisten durcharbeiten.
- Das Mülleimer-Symbol (Löschtaste rechts hinten unten) zeigt oft eine kurze, nur schriftliche und sehr technische Erklärung zu dem jeweiligen Menüpunkt an.
- Es ist derart schlecht, dass viele Nutzer inzwischen empfehlen, sich das komplette PDF-Handbuch der Kamera auf das eigene Smartphone zu laden und dort nach jedem Einzelpunkt zu suchen.
- Man kann die erheblichen Nachteile nur mit dem Stern- / Funktionsmenü / My-Menu abmildern, das man sich selbst für 12 Funktionen manuell und sehr aufwändig konfigurieren kann.
- Ferner kann man das Menü der rückseitigen Fn-Taste selbst konfigurieren: Menü, Kamera 2, Seite 9, Funkt.menü-Einstlg. (Funct Menu Set.). Dort kann man kaum benutzte Optionen entfernen und durch andere, persönlich öfter verwendete Funktionen ersetzen.
- Überdies rate ich jedem, die oben angebrachten 3 Speicherplätze (am Auswahl-/Einstellrad) mit eigenen Einstellungen zu belegen, die man oft verwendet: z.B. seine persönlichen Einstellungen zur Sportfotografie, zu Porträtaufnahmen und zur Landschaftsfotografie - oder, was auch immer Sie fotografieren wollen. Aber tun Sie es sofort nach dem Erwerb der Kamera. Menü, Kamera 2, Custom Operation 1.
- RAW muss erst aktiviert werden: Menü, Kamera 1, Seite 1, File Format, RAW. Dann muss man noch RAW Filetype auswählen und auf Uncompressed / Unkomprimiert stellen.
- Die Fokuslupe (Focus Magnifier) kann - im manuellen Fokusmodus der Kamera - sowohl bei der Makro- als auch der Sternenfotografie hilfreich sein, um exakt scharf zu stellen. C2: Kamera 2, Seite 9, Custom Key, Seite 14, Fokuslupe / Focus Magnifier.
- Alternativ hierzu kann man auch (Focus) Peaking verwenden: Menu, Kamera 1, Seite 14, Fokusrahmen-Farbe (Peaking Setting). Nun werden die Umrisse der scharfen Elemente farblich hervorgehoben. Aber das Peaking ist nicht so genau wie die oben beschriebene Fokuslupe.
- Zebrastreifen / Zebras kennzeichnen helle Bildteile: Menu, Kamera 2, Seite 7, Anzeige Bildkontrolle / Zebra-Einstellung (Zebra Settings). Standardmäßig steht es auf 70%, was für Hauttöne optimal ist. Das heißt, die Zebrastreifen sollten über den Hautpartien / Gesicht liegen, um das Foto neutral zu belichten.
- Anti-flicker kann bei Neonröhren helfen, ungleich belichtete Fotos zu vermeiden: Menu, Kamera 1, Seite 15, Anti-FlackerAufn. (Anti-flicker Shoot). Faktisch legt dies die Belichtung synchron zur Licht-/Strom-Frequenz. Dadurch kann es jedoch zu Auslöseverzögerungen kommen.
- Man kann die Bilder sowohl auf dem rückwärtigen Display als auch im elektronischen Sucher (besser bei hellem Sonnenlicht geeignet) nach der Aufnahme kontrollieren. Dazu existieren viele Ansichten inklusive Vergrößerungen. Allerdings muss man bei der 60 Mega-Pixel-Kamera auch viel öfter kontrollieren, da jeder kleinste fotografische Fehler sofort sichtbar wird. - Das Problem für mich persönlich bleibt jedoch, dass mir diese Qualitätskontrolle am Großbildmonitor zu Hause leichter fällt. Aber das ist individuelle Geschmackssache.
- Dann kann man die Bilder - zumindest die hochwertigsten Fotos - auch gleich in der Kamera bewerten, um sich später die Arbeit am PC zu erleichtern. Menu, Kamera 2, Seite 9, Custom Key 3 auswählen (für die die Bildanalyse), (C3) geschützt / Protected, Bewertung / Rating, Enter.
- Allerdings sieht die Firmeneinstellung der Kamera keine automatische Ansicht des gemachten Bildes direkt nach der Aufnahme vor. Wenn man dies wünscht, dann: Menü, Kamera 2, Seite 8, Auto View, 2 oder 5 Sekunden wählen. Aber die Funktion kostet erheblich Akku-Leistung.
- Obwohl es sich bei der Sony A7R Mark IV um eine sehr teure und an Profis ausgerichtete Kamera handelt, zeigt sie sich ziemlich widerspenstig bei der Blitzfotografie im Studio. Man sieht z.B. im Sucher ohne Blitzlicht fast nichts. Man kann dann die Kamera so umkonfigurieren, dass der Sucher ähnlich einer Kamera mit Spiegel funktioniert, bei der man durch den Sucher etwas sehen und erkennen kann: Menu, Kamera 2, Seite 8, Anzeige Live-View (Live View Display), Alle Einstell. Aus (Setting Effect Off). - Vorsicht: Außerhalb des Studios sollte man den elektronischen Sucher wieder umstellen.
- Für Blitzlichtaufnahmen existiert auch kein auf das Motiv projiziertes Hilfs-Netzmuster - nur das Kameralicht (LED).
- Allerdings bietet die A7R IV eine Synchronzeit von 1/250 Sek.
- Um Langzeitbelichtungen (für Blitze, Sternspuren, Meteore, Sternschnuppen etc.) durchzuführen, muss man einiges beachten: B (Bulb) funktioniert nur im manuellen Modus und nur bei Single AF, sonst lässt sich Bulb und damit längere Zeiten als 30 Sekunden für die Belichtung nicht auswählen. Hinzu kommen manuelle Einstellungen für ISO etc. Es empfiehlt sich ein Micro-USB Fernauslöser. Der Anschluss dazu findet sich auf der linken Seite der Kamera hinter der unteren Tür.
Ferner sollte man dann jedoch ggf. die Rauschunterdrückung für Langzeitaufnahmen ausschalten, weil sie dieselbe Zeit für jedes Foto nochmals für die Blindaufnahme verwenden: Menu, Kamera 1, Seite 2, Langzeit-RM (Long Exposure NR), Aus / Off.
- Oft wechselt der Sucher zum rückwärtigen Display und umgekehrt, obwohl man dies nicht wünscht. Manuell verhindern, erzwingen, einstellen kann man es über: Menu, Kamera 2, Seite 7, Finder / Monitor (elektronischer Sucher / rückwärtiges Display), ... (Manuell) auf das Gewünschte einstellen.
- Um eine hohe Flackerfreiheit des elektronischen Suchers zu erzielen und um bewegte Objektive leichter verfolgen zu können, muss man die Bildwiederholrate / Flackerfrequenz hochsetzen: Menu, Kamera 2, Seite 7, Sucher / Sucher-Bildfreq. (Finder / Finder Framerate), Hoch / high einstellen.
- Allerdings kostet dies erheblich Strom.
- Aber bei Hoch wird die Auflösung des Suchers herabgesetzt.
- Dennoch wird diese manuelle Einstellung der hohen Bildfrequenz auf Standard in folgenden Fällen automatisch zurückgesetzt: je nach Temperatur der Aufnahmeumgebung und den Aufnahmebedingungen, während der Wiedergabe, während einer HDMI-Verbindung und, wenn die Innentemperatur des Kameragehäuses hoch ist. - Das halte ich je nach Foto-Situation für erhebliche Einschränkungen.
- Serienaufnahmen = Kontinuierliches Dauerfeuer (Continuous Shooting) existiert in zwei Varianten:
- Bei
Hi
mit ca. 8 Bilder je Sekunde wird im Sucher das aktuelle Bild (fast Echtzeit) angezeigt.
- Bei
Hi+
werden zwar bis zu 10 Bilder je Sekunde aufgenommen. Aber der Sucher zeigt nur das letzte aufgenommene Foto an (keine Echtzeitanzeige der realen Umwelt).
- Stehende Motive, die sich nur binnenkörperlich bewegen (z.B. Golfspieler beim Abschlag) sind für Hoch+ geeignet.
- Sollte sich die Person, oder das Auto, Tier, Flugzeug jedoch im Raum bewegen, so kann man es nur mit Hoch / Hi halbwegs im Sucher halten. Bei Hoch+/Hi+ wird das bewegende Motiv (vor allem mit Telebrennweiten) nach wenigen Fotos aus dem Bildbereich herausrutschen, weil man es nicht korrekt verfolgen kann. Zumindest wird die Bildgestaltung durch bis zu 1/10 Sekunde Verzögerung extrem erschwert.
- Anzeige des Puffers für Daueraufnahmen einblenden: Menu, Kamera 2, Seite 8, Cont. Shoot. Length, Shoot.-Only Display anzeigen. So zeigt ein vertikaler weißer Balken links an der Seite an, wie viel noch frei ist, resp. ab wann die Kamera drastisch langsamer wird.
- Lautloses Fotografieren / Silent Shooting nur mit dem elektronischen Verschluss: Menu, Kamera 2, Seite 5, 1. Menüpunkt: Geräuschlose Auf. / Silent Shooting. Aber das Bild leidet dann unter Rolling Shutter.
- Leider knausert Sony noch immer mit den 14-Bit-RAW-Dateien:
- Bei Langzeitaufnahmen mit Rauschunterdrückung,
- immer im Bulb-Modus
- und natürlich bei Serienaufnahmen mit der Einstellung des RAW-Dateityps auf komprimiert
- sind es nur 12 Bit.
- Dies kann man nicht abändern.
- Das halte ich für einen gravierenden Nachteil. Denn exakt in solchen Situationen der Langzeitbelichtung sowie der Rauschunterdrückung benötigt man einen hohen Dynamikumfang.
- Auch an die A7R Mark IV lassen sich Canon-Objektive (wie z.B. der schärfere 24-70 mm f2,8-Zoom) mittels (dem relativ teuren) Metabone Mark V Adapter oder dem preiswerteren aber funktional identischen Sigma MC11 anschließen.
- Damit man manuelle Objektive anschließen und verwenden kann: Menu, Kamera 2, Seite 5, 3. Menüpunkt: Ausl. ohne Objektiv (Release w/o Lens). Überdies muss man dann noch im selben Menü etwas tiefer den Punkt SteadyShot-Einstlg. (SteadyShot Settings) die Brennweite in Millimetern (mm) festlegen.
- Je mehr man an den Kamera-Einstellungen verändert hat, umso wichtiger wird eine Sicherung auf eine Speicherkarte:
- Menu, Werkzeugkasten / Toolbox, Seite 7, Einstlg. speich./lad. (Save/Load Settings).
- Der Dateiname kann 8 Zeichen lang sein und erhält automatisch die Endung .DAT.
- Allerdings werden nicht alle Einstellungen gesichert: So fehlt das gesamte My-Menu = Funktionsmenü mit den wichtigsten persönlichen Einstellungen.
- Man sollte alle diese .DTA auf den PC kopieren. Dort kann man die Datei(en) umbenennen - aber nur die ersten 8 Buchstaben vor dem Punkt. So kann man sich auf der Karte auch mehrere unterschiedliche Einstellungen unter verständlichen Namen zurechtlegen, auf die man immer wieder zurückgreifen kann.
- Wenn man die Speicherkarte in der Kamera formatiert, wie man es machen sollte, dann löscht man damit allerdings auch die auf der Karte gespeicherten Menüeinstellungen. D.h. man sollte jene Menüeinstellungen eher auf eine andere, kleine, preiswerte Karte speichern, die man nicht zum Fotografieren verwendet.
Wie Sie sehen ergaben die Einzeltests der Kamera ein durchwachsenes Bild. Es finden sich für manche Probleme Lösungen. Aber nicht alles ist perfekt.
Markteinschätzung / Bewertung / Fazit
- Die A7R IV bietet zwar nur eine etwas hochwertigere Bildqualität, aber bei fast identischem Preis zum Vorgänger ist diese neue A7R Mark IV auf jeden Fall eine Überlegung wert.
- Sony hat derzeit die Mega-Pixel-Krone inne. Gratulation. Aber lange wird auch dieser Rekord vermutlich nicht halten.
- Der Preis von 3.500 US$ ist sehr attraktiv für das Gebotene. Der deutsche Preis liegt offiziell bei etwa 4.000 Euro. Das ist der Melkkuh-Zuschlag, den auch Sony von den reichen Deutschen abverlangt.
- Der Preis ist zumindest im Hauptmarkt - in den USA - eine unmissverständliche Kampfansage Sonys an Canon und Nikon. Beide besitzen nur schlechtere Kameras mit dazu noch geringerer Auflösung. Deshalb sind bei jenen Modellen weitere Preisreduzierungen zu erwarten. Der Preiskrieg geht also unvermindert weiter.
- Preis und Auflösung - vor allem im Zusammenhang mit den inzwischen für dieses Bajonett verfügbaren lichtstarken Objektiven (mit geringer Schärfentiefe / Tiefenschärfe) - erhöhen auch den Druck auf Mittelformat-Kameras - resp. stellen wieder einen vergleichbaren Abstand gegenüber den neuen 100 und 150 MP-Spitzenmodellen dort her.
- Lieferbar war die Sony A7R IV (nach mehreren Verschiebungen) seit Ende Oktober 2019.
Zielgruppe und Empfehlungen
- Der Sensor bietet mit über 60 Mega-Pixel nicht nur eine höhere Auflösung als die der Mitbewerber, sondern gleichzeitig meist weniger Rauschen und einen höheren Dynamikumfang - auch wenn es nicht immer an die Spitzenwerte der Nikon D850 und Z7 ganz heranreicht, die jedoch eine geringere Mega-Pixel-Auflösung bieten. Ferner wird der beste Autofokus am Markt geboten. Und die Kamera scheint mit bis zu 10 Bildern auch schnell zu sein. Das ist technisch eine herausragende Leistung. Da man auch einige andere Problemstellen der vorherigen Modellreihen Mark I bis III (u.a. bei der Ergonomie) zumindest abmilderte, hat Sony damit nun die technologische Führung auf fast allen für die praktische Fotografie relevanten Feldern übernommen. Gratulation. Das ist die technisch derzeit beste Vollformat-Kamera.
- Die A7R IV richtete sich allerdings an eher anspruchsvolle Amateure und Berufsfotografen, welche höchste Auflösungen (evtl. auch zum nachträglichen Beschneiden) benötigen. Dafür steht auch das R (Resolution). Primär sehe ich sie in den Bereichen Landschaftsfotografie (auch Timelaps), Architektur- sowie Studio-Fotografie und Produkt-/Werbe-Fotografie als gut geeignet, oder für Fotografen die ihre Bilder wirklich groß ausbelichten/drucken. Dafür sollten Sie jedoch auch die hochwertigsten (= teuren) Objektive besitzen und verwenden.
- Die A7R IV stellte seit Herbst 2019 für diese Kategorien die Spitzenkamera dar.
- Manche empfehlen die Kamera auch uneingeschränkt für die Hochzeitsfotografie, Veranstaltungs- (Event-), Modeaufnahmen und Porträts. Sicherlich ist sie auch dafür hochgradig geeignet. Aber das hängt meines Erachtens auch etwas vom persönlichen Stil ab. Manche Fotografen wünschen bei Porträts eher weniger Details. Der hervorragende Augenautofokus ist für diese Fotostile vorteilhaft. Aber bei der A7 IV macht sich der starke Moiré-Effekt bei Kleidung nachteilig bemerkbar.
- Wer sich oder anderen die Frage stellt, ob man 60 Mega-Pixel benötigt, der braucht sie vermutlich nicht. Allerdings existieren gute Gründe für zahlreiche Fotografen. Aber diese Fotografen wissen das selbst.
- Die Kamera wendet sich auch nicht an Anfänger, sondern an erfahrene Fotografen, welche die entsprechenden Fotografiertechniken beherrschen, denn bei 60 MP ist die Gefahr der auf dem Foto sichtbaren Verwacklungsunschärfe größer. Dass bei 60 MP auch die Beugung spätestens oberhalb von f8 sichtbar einsetzt, dürfte klar sein.
- Die sichtbar höchste Bildqualität erzielen Sie mit dieser Kamera zweifelsfrei auf einem stabilen Stativ unter Verwendung hochwertigster Festbrennweiten.
- Angesichts des eingeschränkten Puffers und der langen Speicherzeiten auf Karte zielt die Kamera nicht primär auf die Tier- und Sportfotografie. Sofern Sie sich jedoch in der Sportart resp. mit dem Tier gut auskennen, sollte die Leistung auch für gelegentliche Aufnahmen in diesem Bereich ausreichen. - Jedoch sei nicht verschwiegen, dass viele Tester die A7R IV für die Sport- und Action-Fotografie aufgrund der massiven kontinuierlichen Autofokusprobleme im kontinuierlichen Betrieb (Dauerfeuer) nur als eingeschränkt verwendbar bezeichnen.
- Die Fotokamera richtet sich primär an Fotografen, die nur gelegentlich etwas Filmen wollen.
- Auch Personen, welche oft sowie schnell zwischen Foto und Video wechseln wollen, sollten sich das vorher genau überlegen und unbedingt vor dem Erwerb selbst ausprobieren.
- Fotografen, welche bereits eine Canon 5DR/S, oder eine Nikon D850, oder eine Sony A7RIII besitzen, welche ähnlich hohe Auflösungen bieten, werden durch einen Wechsel zur A7RIV in weit über 95% aller Praxisfällen der Fotografie keine wirklich signifikanten Verbesserungen feststellen. Dazu sind sich die Bildqualitäten auf höchstem Niveau der Vollformatklasse bereits zu ähnlich.
- Auch, wenn man meine Kritik oben wieder einmal überbewertet. Und ich stehe zu jedem Detail. Die Kamera ist bei weitem nicht perfekt. Aber persönlich halte ich diese Kamera für die erste, die man von Sony als ambitionierter Landschaftsfotograf ernst nehmen kann. Selbst ich interessiere mich dafür.
- Alle Interessenten sollten jedoch die Folgekosten im Auge behalten. Ein schneller PC mit ausreichend RAM sowie ausreichend externe Festplatten zur Datensicherung sollten Sie auf jeden Fall besitzen. Sonst werden Sie keine Freude an den großen Dateien haben. Dass die Fotos in der Auflösung auch nur an einem sehr großen und hochwertigen Monitor mit entsprechender Auflösung (inklusiver passender schneller Grafikkarte) wirklich wirken, sollte auch jedem Fotografen klar sein. Mit einem Laptop sollten Sie erst gar nicht beginnen.
- Sofern Sony seine hohe Taktrate von einem neuen Modell alle zwei Jahre beibehält, muss man allerdings auch einen hohen Wertverlust in Kauf nehmen.
Zu anderen spiegellosen Vollformat-Kameras siehe den Systemvergleich aller spiegellosen Vollformat-Kameras mit Handlungsempfehlungen.
Herstellerinformationen - Sony
Weitere Informationen
Artikel
Videos
Es finden sich kaum sinnvolle Videos zur Sony A7R Mark IV. Die meisten Videografen lesen schlichtweg nur die technischen Spezifikationen vor, wobei manche sogar nicht einmal korrekt ablesen können. (Es sind nur Influencer). Das können Sie schneller und genauer direkt von obigen Links zu den technischen Datenblättern beim Hersteller Sony. Viele andere Fotografen (ohne Geld) betonen wieder, dass man so eine Kamera angeblich nicht benötigt.
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