Wie manche Firmen die Fotografen zunehmend über den Tisch ziehen.
Bekannt sind bereits die Verkaufspsychologie und die zweifelhaften Angewohnheiten bei Tests. Aber in diesem Artikel über Betrug am Fotokunden geht es darüber hinaus.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle im Artikel Der betrogene Fotokunde behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Der Werbe-Betrug / der Marketing-Betrug
Während man früher durchaus korrekt von z.B. bis zu 5 Bilder je Sekunde unter günstigen Licht-/Fotobedingungen sprach und schrieb, so klotzt man heute pauschal mit 20 Bilder je Sekunde - und setzt dahinter eine ganz kleine Fußnotenzahl, deren Fußnotentext noch kleiner gedruckt wird, wenn er sich überhaupt auf der Seite befindet. Dort wird dann in meist extrem technischer und damit für die meisten Laien fast unverständlicher Sprache und selbst für Techniker derart trocken (also unlesbar) darauf hingewiesen, dass diese 20 Bilder je Sekunde nur unter so seltenen Sonderbedingungen erreicht werden, dass man sie für Normalfotografen eigentlich als Sonderfall ausschließen muss. Überdies wird dort ziemlich verkompliziert eingestanden, dass dann zahlreiche andere positive Funktionen (wie z.B. die sonst hohe Bildqualität oder die Autofokusnachführung bei bewegten Objekten) deutlich eingeschränkt sind. Noch hinterhältiger sind Hinweise auf Einschränkungen in Fußnoten die auf andere Einschränkungen in anderen Fußnoten verweisen. Das liest und versteht dann kaum mehr jemand. Und exakt das ist bezweckt.
Diese Fußnoten-Auslagerung ist Absicht. Man hat inzwischen im Marketing herausgefunden, dass kaum jemand als wissenschaftlich geltende Fußnoten mehr liest. Viele ältere Menschen können es aufgrund der Leseschwäche sogar nicht mehr. Rechtlich hat man so zwar auf die Einschränkungen hingewiesen. Im Gedächtnis hängen bleiben aber nur die übergroß gedruckten technischen Höchstwerte. Da die Firmen aber um die Einschränkungen des Kunden wissen, ist es bewusst herbeigeführt. Und, wenn sich in einem Werbetext 6, 8 oder über ein Dutzend derartiger Fußnoten finden, so handelt es sich bereits um eine systematische Irrführung.
Überdies ist es merkwürdig, wie jede kleinste Verbesserung in fetten Überschriften hochgejubelt wird. Natürlich ist es schön, wenn die Bildfrequenzen der Kameras von 10 auf 12, auf 14, auf 16 oder 20 Bilder je Sekunde oder mehr erhöht werden. Und sicherlich können manche Fotografen dies auch sinnvoll einsetzen. Aber in der Wissenschaft werden Hochleistungskameras mit 100 bis über 200.000 Bildern je Sekunde verwendet (Ein Beispiel im einem sehr lehrreichen Video über die Bologneser Träne = Mystery of Prince Rupert's Drop at 130,000 fps).
Wenn eine neue Sportkamera in einer Eissporthalle den vorher handverlesenen Profifotografen zum Test ausgehändigt wird, um Sportaufnahmen von dafür bezahlten Sportlern zu machen, so hat auch dies seine irreführenden Gründe:
Normalerweise stellen Hallensportarten anspruchsvolle Fotografie dar, da dort die Lichtverhältnisse sehr eingeschränkt sind.
Ist es Zufall, wenn man deshalb in exakt dieser Vorführhalle das Licht an der Decke vorher verdoppelt oder verdreifacht und wenn man dann die Lichtquellen auch noch phasenverschoben schaltet? So liegt viel mehr Licht vor, und die Kamera muss zum Auslösen nicht auf den Phasensprung der 50/60 Hz Stromanlage warten. Dadurch sind erst die hohen Bildfrequenzen moderner Kameras möglich. Ansonsten würden sie oft in der Dunkelphase auslösen und falsch belichten.
Während die Böden in den meisten Sporthallten eher dunkel sind (braun, beige, grün, rot) und somit viel Licht verschlucken sowie das reflektierte Licht farblich verändern, zeigt Eis mit einem weißen Boden darunter einen besonders hohen Reflektionsgrad und liefert überdies unverfälschte Farben. D.h. das sowieso oben bereits verstärkte (Decken-) Licht wird auch nochmals unten reflektiert und sorgt so für ideale Beleuchtungsbedingungen beim Sportler.
Selbst die Wände und die Banden waren hell gestaltet oder besaßen sogar blendendes weiß. Es fanden sich keine oder kaum störende Bandenwerbung - und das in den USA. Man hatte vermutlich alles überklebt oder übermalt. Das zeigt, bis in welche Details man manipulierte. Denn exakt in diesem Punkt zeigten sich in den späteren Tests unter realen Bedingungen die störenden (Banding-) Probleme bei der beworbenen Kamera.
Die als Fotomodelle extra bezahlten Sportler verhalten sich auch wie gewünscht. Wenn man denen vorher mitteilt, sie sollen es langsamer angehen lassen, da sie den halben Tag auf dem Eis Sport treiben müssen, dann werden sie sich keineswegs so verausgaben, wie in einem kurzen Endspiel oder einem ernsthaften Wettkampf, der nur wenige Minuten oder sogar Sekunden dauert.
Dasselbe gilt cum grano salis für Skifahren bei strahlendem Sonnenschein.
Man darf davon ausgehen, dass die Marketing-Experten durchaus wussten, warum sie die Kamera nicht in einer dunklen Boxarena testen ließen. Sie hätte dort sicherlich auch noch brauchbare bis gute Ergebnisse erzielt. Aber diese lägen - wie bei allen anderen Kameras auch - weit unter den gewünschten Werbezielen.
Ferner ist es auch kein Zufall, wenn die Marketing-Abteilung eines Herstellers als notorisch mit Überhitzungsproblemen assoziierte Kameras bei Wintersportereignissen wie Eiskunstlauf und Eishockey (jeweils in der heruntergekühlten Halle) oder Skifahren testen lässt - vor allem, wenn dieses Wintersportereignis Ende April stattfindet. - Ketzerisch bin ich gespannt, wie sich so eine Kamera dann auf der Wüstenetappe der Rallye Paris-Dakar oder bei einem Formel-Eins-Rennen in Bahrain erweist.
Handverlesene Tester machen nicht nur mich, sondern auch jeden anderen denkenden Menschen skeptisch.
Selbstredend laden Hersteller keine Kritiker wie mich ein, die vorab schriftlich bestätigt haben, dass alle modernen Kameras aller Hersteller heute bereits sehr gut sind und dass der Fortschritt sich seit Jahren in eher engen Grenzen hält.
Man lädt hingegen für jede Neuerung empfänglicher Meinungsmacher und klassische Hochjubler ein, die technisch orientiert jeden Schnickschnack bewundern und sofort unkritisch und unhinterfragt als kaufentscheidendes Feature darstellen. Kurzum man lädt nur die reichsten, mächtigsten und reichweitenstärksten (das ist alles Dasselbe) Influencer ein.
Eigentlich bin ich nicht der Meinung, dass man jeden dieser sowieso unkritischen Fotografen dazu auch noch mit Geld bestechen muss. Die meisten Gäste fühlen sich bereits rein psychologisch für die Einladung, das Privileg des Ersten und den sowieso dort stattfindenden Presse-, Video- und Fernsehrummel so geschmeichelt, dass sie sich positiv zur Kamera äußern. Alles andere würde sie ja selbst abwerten, da sie dann ja ihre Zeit verschwendet hätten.
Und klar ist auch, dass jeder Eingeladene sofort darauf einen Video-Podcast mit seinen Ergebnissen ins Internet stellt und damit ein Vermögen an Werbeeinnahmen etc. verdient. Sechs- bis siebenstellige Jahreseinnahmen sind da keine Seltenheit.
Wenn jedoch daran teilnehmende Tester anschließend in Videos bei YouTube ständig darauf hinweisen müssen, dass Sie nicht bestochen wurden, dann wird das schon unglaubwürdig. Ein Rechtsanwalt sagte mir einmal: Getroffene Hunde bellen.
Wenn man dann auch noch weiß, dass in der Fotobranche den sogenannten Meinungsmachern für ein paar schöne Fotos mit einer Kamera und ein paar passenden Hinweisen, dass dieses Modell jenes Herstellers die einzige, ideale, beste etc. Kamera sei, bis zu sechsstellige US-$-Beträge bezahlt wurden, dann versteht man die teilweise erstaunlich scharfen Repliken der Betroffenen.
Von der Pharmabranche lernen, heißt siegen lernen: Inzwischen findet sich eine weitere Variante der Korruption aus der Pharmaindustrie. Dort wurden schon früher gerne deutsche Ärzte im trüben Nord-Winter auf Auslandsreisen eingeladen, um z.B. einen sogenannten deutschen Fachärztekongress in Sidney zu besuchen, der nur 2 Tage dauerte, dann aber mit der gesamten Familie einen 4-wöchigen Urlaub in Australien auf Firmenkosten zu absolvieren. Diese Reisekostenzuschüsse finden sich inzwischen auch bei einzelnen Fotofirmen. So lässt sich erklären, dass z.B. alle Fotos einer neuen zur dortigen - aber später stattfindenden - Messe herausgebrachten Kamera aus Barcelona stammen und fast alle Aufnahmen dortige Gebäude zeigen. Die Fotorezensenten wurde also auf Firmenkosten vorher in den warmen Süden geflogen und vor Ort bewirtet. Den hungerleidenden Influencern sei dies wie den Ärzten gegönnt. Dass jedoch fast alle derartigen Rezensenten es nicht angeben, dass Ihre Reise in das warme Barcelona von den Firmen bezuschusst wurde, ist bezeichnend. Es dürfte dann auch niemanden verwundern, dass die seriösen Kritiken am neuen Kameramodell fast ausschließlich von Testern stammten, die sich ernsthaft mit der neuen Kamera (zu Hause) auseinandersetzten. - Auch in jenem Fall halte ich diese Kamera für die erste wirklich gute jenes Herstellers und schrieb das sogar bereits 9 Monate vor Veröffentlichung des Modells, da es aufgrund der Gerüchteküche vorhersagbar war. Aber ganz offensichtlich reicht dies den Firmen nicht mehr. Deren Manager vertrauen offensichtlich nicht einmal mehr ihren eigenen Ingenieuren und ihren eigenen Produkten, dass sie zu solchen Methoden greifen müssen.
Event-Marketing
Meine Mutter fragte mich in solchen Fällen immer entrüstet: Für wie dumm halten diese Leute eigentlich die Menschen? - Genau für so dumm, wie die meisten geladenen Gäste / Fotografen offensichtlich auch sind.
Bei Maupassant findet sich eine schöne Beschreibung jener Kategorie des selbstverliebten Testers: ... ein Mann, ...da er sehr geschmeidige Umgangsformen und einen höchst mittelmäßigen Geist besaß, wie er bei dem Mangel wirklicher Bildung und Intelligenz am besten geeignet ist, sich der Mentalität aller wohlerzogenen Leute anzupassen und allen schicklichen Vorurteilen gegenüber den Respekt zu wahren.
Es stellt sich jedoch die grundlegende Frage, warum sich viele Tester und Fotografen heute nicht mehr die schriftlichen, sachlichen technischen Daten durchlesen können oder wollen, um ihren ersten Eindruck von einem neuen Produkt zu erhalten.
Und warum können viele dieser Tester nicht mehr warten, um an einer selbst angeschafften oder auch geliehenen Kamera diese Werte in aller Ruhe zu Hause oder unter den selbst genormten Vergleichsumgebungen mit bekannten Vergleichsobjekten zu überprüfen?
Wie kam es dazu, dass man sich das lieber von eindeutig einseitigen und manipulierenden Firmenrepräsentanten erzählen lässt?
Und warum will man unvorbereitet (ohne z.B. das Handbuch gelesen zu haben) lieber sofort mit einer einem selbst unbekannten Kamera in einem vom Hersteller manipulierten Umfeld herumspielen?
Die immer wieder angeführte Neugier des Menschen alleine kann es nicht sein.
Je technischer, komplexer und unverständlicher die Kameras werden und je weniger die meisten Fotografen sie im Detail wirklich verstehen, desto wichtiger wird der Vertrauensaspekt in Menschen. Hinzu kommt der inzwischen oft drastische Service-Mangel, der sowieso zu einem immer geringeren Kontakt zu Menschen im Zusammenhang mit der Fotoausrüstung führt. Auch das verstärkt die Empfänglichkeit, sich bei einer derartig großen Zuwendung an heute ungewohnter menschlicher Fürsorge und Zuwendung durch Kamerahersteller einlullen zu lassen.
Wer will in unserer schnelllebigen Zeit noch zur Nachhut gehören? Vor allem die Meinungsmacher, die daran finanziell profitieren, wollen auf jeden Fall zu den Ersten gehören, die davon Vorteile ziehen: Schnelligkeit geht in der Berichterstattung der Fotografie inzwischen vor Genauigkeit und Erkenntnis.
Andere Produkte machten es vor. Aber spätestens seit der photokina 2016 wurde klar, dass sich inzwischen auch der Fotobereich zum Event gewandelt hat. Nicht die tatsächlichen Qualitäten einer Kamera stehen im Vordergrund, sondern das Event, an dem der Fotograf aktiv teilnehmen kann. - Nicht die Kamera selbst zählt, sondern das persönliche Erlebnis des Fotografen.
Bei den sogenannten Produkt-Events (vor allem in den USA) fragte ich mich schon immer, was eigentlich so besonderes daran ist, eine stundenlange Fahrt auf sich zu nehmen, Schlange zu stehen, Eintritt zu bezahlen, mit vielen anderen sogenannten Gästen in einem zu eng bestuhlten, überfüllten Saal unbequem zu sitzen und dort dann eventuell stundenlang einem Entertainer an den Lippen zu hängen, für jedes gezeigte angeblich neue Produkt-Feature in Ekstase zu geraten und für jeden halbgaren Witz (oft unseriös auf Kosten der Mitbewerber) zu applaudieren? So etwas nannte man früher im Zusammenhang mit der Politik schlichtweg Demagogie, den Redner Demagogen und das Phänomen (Massen-) Hysterie. - Event-Marketing gilt in Fachkreisen im Übrigen auch als Below-the-line-Maßnahme. - Aber im Zusammenhang mit technischen Produkten finden das viele beeindruckend und erzählen noch Jahre später stolz davon, dass sie dabei waren.
Nach dem Spektakel verlassen alle die Kirche - Entschuldigung: das Event - als gläubige Konvertiten.
Fakt ist und bleibt, dass während dieses perfekt bis ins kleinste Detail geplanten und präzise ablaufenden Events von keinem der eingeladenen Tester auch nur ein Fehler festgestellt wurde. - Erst nicht beteiligte Dritte fanden die zahlreichen Fehler an der Kamera heraus - und zwar nach dem Event.
Zur Ehrenrettung sei gesagt, dass es nicht einfach ist, auf solch einer Veranstaltung sich selbst jenen psychologischen Effekten zu entziehen. Dies zeigt, wie bewusst sie eingesetzt und wie präzise sie von den Event-Managern geplant und durchgeführt werden.
Dementsprechend kosten derartige Events auch ein Vermögen. Und das bezahlen selbstverständlich die Käufer, also die Endkunden der Kamera.
Was jedoch eindeutig gegen manche Tester spricht und aus Sicht des Event-Marketings für die Langzeitwirkung des Events und dadurch letztendlich die hohen Investitionen rechtfertigt, ist die Art und Weise, wie viele der geladenen Gäste die nachträglich von anderen herausgefundenen Mängel an der Kamera bis heute relativieren.
Die Wirkung reicht sogar viel weiter, da durch das Massenereignis mit enormer Werbewirkung alle Kritiker eingeschüchtert wurden und ihre berechtigte Kritik nur noch ganz vorsichtig äußern oder sogar verschweigen.
Angesichts immer geringerer technischer Unterschiede im klassischen Kamerabereich, der technisch weitgehend ausentwickelt ist, werden die Fotografen vermutlich von nun an öfter mit derartigen Produkt-Events getäuscht und die geladenen handverlesenen Gäste / Tester wie Vieh am Nasenring vorgeführt werden.
Der Währungsbetrug
Vor allem in den USA legen die Werbefirmen großen Wert darauf, dass ihre Kameras von den Meinungsmachern das Prädikat (extrem) günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis erhalten, da diese Aussage weltweit vermarktet wird. Aber exakt damit hat es einen Haken.
Jedem Fotografen, der des Englischen mächtig ist, fiel sicherlich bereits auf, dass Fotogeräte - insbesondere Fotokameras - in den USA billiger sind.
Wer dies den Firmen vorhält, wird sofort mit der Aussage abgekanzelt, dass es dort keine Mehrwertsteuer gäbe. Das ist pauschal gesehen falsch. Es existiert dort zwar keine bundesstaatliche Mehrwertsteuer (VAT - Value Added Tax), dafür finden sich jedoch je Einzelstaat eine sogenannte sales and use tax.
Und selbst wenn es keine Steuern in den USA und Deutschland gäbe, wäre die Diskrepanz der Preise dennoch zu hoch:
Anfang Juli 2017 betrug der Preis der Sony A9 in den USA 4.500 US$ (präzise $4,499.99), in Deutschland 5.300 Euro (präzise Euro 5.299,00). 5.299 Euro waren bei einem Wechselkurs von 1,16 US$ (03.07.2017) je Euro 6.145 US$.
Die Preisdifferenz betrug somit 1.647 US Dollar.
Schlägt man nun auf den US-Preis die 19% deutsche Mehrwertsteuer / Einfuhrsteuer, so gelangt man zu 5.355 US-Dollar. Das wären beim aktuellen Wechselkurs 4.616 Euro. D.h. es bleibt eine Preisdifferenz von fast 683 Euro.
Mit anderen Worten: der deutsche Kunde bezahlt 683 Euro mehr als der US-Kunde - selbst, wenn man die Mehrwertsteuer einrechnet. Das sind immerhin rund 15 % Aufpreis.
Man hätte auch die Canon 5D Mark IV bei deren Einführung im Sommer 2016 nehmen können. Inzwischen verlangen praktisch alle Hersteller in Europa und besonders in Deutschland absolute Spitzenpreise.
Danach finden sich oft noch Scheingefechte auf dem Bereich des Richtpreises: Angeblich sei der UVP (unverbindliche Richtpreis in Deutschland) viel laxer als der MRSP (manufacturer's suggested retail price) in den USA. Das ist Unsinn. Beide sind rechtlich unverbindlich, werden jedoch in der Anfangsphase am Markt auch realisiert. Mit anderen Worten: Die ersten Kunden bezahlen meist den Höchstpreis. In beiden Ländern finden sich diese Richtpreise und dazu die tatsächlichen Straßenpreise, welche mit der abnehmenden Nachfrage - also mit der Zeit - auch sinken.
Hat man dies widerlegt, so kommt das Argument der Preisnachlässe, Rabatte und Sonderaktionen in Deutschland. Exakt diese Preisreduktionen und Cash-back-Aktionen stammen jedoch aus den USA und werden dort viel häufiger und wesentlich aggressiver durchgeführt. Man denke nur an die besonderen Verkaufs-Tage im Jahr, an denen dort viele Produkte generell preiswerter sind. Dagegen ist der Sommer- oder Winterschlussverkauf bei uns geradezu lächerlich und betraf sowieso kaum die Fotobranche.
Schließlich kommt als letztes Preisargument, dass ein Preisnachlass um 10% in Deutschland ja viel mehr ausmachen würde als 10% auf den niedrigeren Preis in den USA.
Das ist nominal korrekt. Aber die Differenz der beiden Endpreise bleibt in Prozent identisch.
Nehmen wir einen US-Preis von 1.000 $ und einen um die üblichen 15% teureren deutschen Preis von umgerechnet 1.150 $. Reduziert man beide um 10% so stehen 900 gegen 1.035. Die nominale Preisdifferenz zwischen beiden Produkten ist zwar geschrumpft, aber prozentual liegt der deutsche Preis noch immer um 15% über dem in der USA. Das ist Mathematik.
Im Übrigen senken die US-Händler oft die Preise drastischer als die deutschen, da sie die Lager räumen wollen und so die Gesamtkosten senken möchten, während viele deutsche Verkäufer noch lange auf den Dummen warten, der angeblich jeden Tag aufsteht.
Hat man diese Falschaussagen widerlegt, kommen sofort die Sprachenargumente: In Europa müsse man viel mehr Sprachen verwenden, wodurch die Erstellung der Befehlsmenüs und die Produktion der Handbücher dramatisch teuer würde.
Das ist blanker Unsinn, da inzwischen weltweit kaum mehr Handbücher zu Kameras gedruckt geliefert werden und diese und die Befehlsmenüs sowieso weltweit mehrsprachig sind.
Im Übrigen werden Sprachen wie Spanisch auch in Latein- und Südamerika gesprochen, Portugiesisch in Brasilien und Französisch auf der halben Welt. Man treibt den Aufwand folglich überhaupt nicht nur für Europa.
Ferner handelt es sich seit Jahren sowieso nur noch um Fortschreibungen vorhandener Menüs und Handbücher. D.h. es werden je neuem Kameramodell nur minimal sich ändernde Details neu übersetzt und verändert.
Zudem geschieht dies heute von der Konzeption, über das Texten, den Satz bis hin zum Endprodukt elektronisch - d.h. der Kunde erhält nur noch ein PDF, das er sich sogar selbst herunterladen muss.
Falls eine Firma widerspricht, so halte ich mein altes Angebot aufrecht: Ich übersetze gerne jedes Handbuch aus dem Englischen ins Deutsche für den Differenzbetrag der Kameras zwischen USA und Deutschland. Angesichts tausender verkaufter Kameras ist der Betrag so hoch, dass ganz gewiss niemand mir den Auftrag erteilt und somit selbst klar belegt, dass dieses Sprachenargument lächerlich ist.
Danach kommt das Gewinn-/Einkommens-Steuer-Argument:
Die ausländischen Firmen müssten in Deutschland / Europa unerträgliche hohe Steuern auf ihre Gewinne abführen.
Das stimmt jedoch weder nominal noch real.
Der Trick liegt in internationalen Steuervermeidungsmodellen (wie z.B. Patentgebühren), welche jeden theoretischen Gewinn in Deutschland zu einem de facto Buch-Verlust machen.
Die Wahrheit liegt hingegen in einem unerträgliche arroganten Kuhmelken:
Da ich lange in England lebte, zur Schule ging, studierte, arbeitete etc. und auf Partys eher zurückhaltend zuhöre, halten mich offensichtlich viele US- und sonstige Manager für einen Engländer oder zumindest nicht (Kontinental-) Europäer, weshalb sie sich öfters einmal verplappern.
Je höher der Alkoholgehalt, je später der Abend und je zutraulicher die Gesprächspartner werden, um so deutlich wird die Melkkuh Europa und vor allem Deutschland geschildert.
Der Qualitätsbetrug
Vor Jahrzehnten war es tatsächlich in einigen Fällen so, dass Firmen ihre hochwertige (A-) Ware u.a. nach Deutschland exportierten und die minderwertigen (B-) Waren eher nach Asien. So konnte man im Urlaub in Singapur durchaus die identischen analogen Kameramodelle und Objektive deutlich preiswerter erhalten. Aber nicht selten war die Qualität in der Tat etwas geringer.
Die Gründe waren vielfältig:
Damals existierten noch zahlreiche deutsche und europäische Hersteller, welche in direkter Konkurrenz zu den japanischen Kamera-Firmen standen. Konkurrenz verhindert allzu drastischen Betrug.
Die japanischen Firmen fühlten sich damals noch immer nicht ganz ebenbürtig zu deutschen / europäischen Herstellern - auch wenn sie dies technisch gesehen bereits durchaus waren. - D.h. man wollte auf keinen Fall das eigene Gesicht durch minderwertige Ware verlieren.
Letztendlich lag es am Wirtschaftsboom in Westeuropa, der absolut gesehen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts diesen Markt für Exporteure so interessant machte. Nirgendwo sonst war das Wachstum so anhaltend, so hoch und die Kauflaune der Privatkunden so breit, stetig und positiv wachsend.
Damals verstanden viele deutsche Fotografen auch noch etwas von ihrem Hobby und waren durchaus technisch versiert sowie qualitätsbewusst, d.h. kritisch.
Spätestens seit der Jahrtausendwende hat sich das jedoch gewandelt.
Heute liegen nur noch Oligopole bei den Kamera-Herstellern vor. Im Bereich der Kameras mit Spiegel sind es Canon und Nikon und bei den Spiegellosen Systemkameras herrscht Sony. Die restlichen Firmen bearbeiten einen wirklich sehr kleinen Marktanteil.
Die aufsteigenden und noch deutlich expandierenden Märkte liegen in Asien, insbesondere in China selbst.
Europa stagniert wirtschaftlich, respektive das Wachstum des frei verfügbaren Einkommens stagnierte oder war sogar rückläufig.
Spätestens seit 2010 befindet sich der Fotomarkt - insbesondere in Europa - im Sturzflug.
Kritisch sind heute die asiatischen Kunden, nicht mehr die zunehmend eingebildeten aber de facto vermehrt unwissenden Deutschen.
Fehler an Kameras werden heute zuerst in Asien festgestellt. Deutsche finden kaum mehr etwas heraus, weil sie kaum mehr etwas austesten. Und selbst, wenn sie etwas negatives Feststellen, so zucken die meisten nur noch mit den Schultern. Die wenigen Kritiker werden als DAU (Dümmster Anzunehmender User) abqualifiziert und alles als Anwenderfehler (eines unerfahrenen Fotografen) dargestellt.
Mir sagte ein deutscher Manager: Den meisten deutschen Kunden fehlt das Rückgrat. Die haben keinerlei Nachhaltigkeit. Wenn wir die zweimal runterlaufen lassen, dann schweigen die meisten für immer und finden sich damit ab.
Und bereits 2001 hielt ein Manager eine Rede über den Wandel in Deutschland vor hunderten anderer hochrangiger Firmenvertreter, in der er wörtlich sagte: Service-Wüste Deutschland? - Ganz im Gegenteil: Service-Wunderland. Die deutschen Kunden ertragen inzwischen alles, außer Prügel!
Hinzu kommen rechtliche Unterschiede:
Während sich die Deutschen größte Sorgen um den Datenschutz machen, so finden sich kaum Bedenken gegen systematischen Betrug durch Firmen. - Wirtschaftskriminalität wird im großen Stil tabuisiert und auf keinen Fall ernsthaft gesetzlich oder vor Gerichten aufgearbeitet.
In Deutschland und Europa können sich bis heute große Firmen im Endkundengeschäft (B2C = Business to Customer) so ziemlich jede Dreistigkeit über Jahre straflos erlauben. Das Maximum der Gefühle ist eine nachträgliche schlechte Reparatur, welche oft am Problem selbst kaum etwas behebt, sondern meist nur manche Symptome lindert.
Ganz anders hingegen in den USA, wo Sammelklagen und Musterklagen erlaubt sind, die in der Regel sogar zu extremen Strafen in Millionen- oder sogar Milliardenhöhe führen.
Oder in China, wo man selbst als große, mächtige Firma durch Betrug am Kunden sehr schnell in einen insgesamt spürbar unangenehmen Rechtsstreit mit staatlichen Organen verwickelt werden kann, der jede wirtschaftliche Handlung negativ beeinflussen kann.
D.h. inzwischen wird die A-Ware in die USA und nach China geliefert, mit denen es sich die Firmen nicht verderben wollen, resp. aus finanziellen Regressgründen auch nicht können.
Nach Europa wird gerne sogenannte 'B-Ware' geliefert.
Dies belegt bereits die Eingruppierung Europas in andere Entwicklungsländer: Im Welthandelt wird in Managementkreisen schon lange der Ausdruck EMEA verwendet = Europe, Middle East, Africa = Europa, Naher Osten und Afrika.
Dies betrifft inzwischen fast alles Produkte. Für Smartphones habe ich es an aktuellen Beispielen bewiesen.
Bei klassischen Kameras und Objektiven liegt es ähnlich.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass man in Deutschland nicht selten schlechtere Ware zu einem auch noch höheren Preis erhält.
Wenn folglich eine Kamera in den USA gelobt wird, so dürfen Sie daraus keinesfalls den Schluss ziehen, dass Sie als Kunde eine vergleichbar gute Kamera in Deutschland erhalten.
Der Service-Betrug
Spätestens seit die Fotowirtschaft im Jahr 2010 zum Sturzflug ansetzte, wird überall der Service für Endkunden reduziert, eingeschränkt, flächenmäßig ausgedünnt und inhaltlich wie qualitativ verringert.
Auch wenn manche Firmen früher bereits nicht für Ihren Service am privaten Endkunden gelobt wurden, so haben inzwischen alle in diesem Punkt nachgelassen, manche sogar bis zur Unbrauchbarkeit.
Inzwischen werben Fotohersteller jedoch ganz offensiv und ernst gemeint positiv für ihren besseren oder verbesserten Profis-Service.
Das klingt wunderbar, denn die Hersteller verbessern nun angeblich den Service für die Endkunden.
Leider nein. Der Haken liegt im Kleingedruckten - oder Neudeutsch: in den Fußnoten:
Dieser Service kostet Geld: Meist rund 100 Euro aufwärts im Jahr.
Man muss gewerbsmäßiger Fotograf sein und dies i.d.R. mit einer Gewerbenummer belegen.
Danach muss man, je nach Firma, noch weitere Hardware-Hürden überspringen: So werden meist mindestens zwei der teuersten Profikameramodelle verlangt - und zusätzlich mindestens 2, 4 oder 6 der teuersten Profi-Objektive.
Und selbst dann erhält man nur manche Dienstleistungen etwas preiswerter oder schneller als Privatkunden.
De facto liegt darin jedoch eine drastische Benachteiligung der privaten Endkunden vor, die sich noch nicht einmal wehren können.
So kann man gegen Politik und Verbraucherschützer bei jeder weiteren Service-Einschränkung für nichtbezahlende Endkunden argumentieren: Sollen diese doch bitte den Profi-Service nutzen. - Allerdings dürfen sie das de facto nicht. Selbst die meisten berufstätigen Fotografen fallen nicht unter diese Kategorie, da ihnen in dem hart umkämpften Markt schlichtweg das Geld für eine derart teure Gesamtausstattung fehlt.
Der Ergonomie-Betrug
Das Forschungsgebiet der Ergonomie gehört zu den komplexeren Themen, das nur wenige wirklich verstehen, worüber aber viele mitreden.
Eine heute übliche Reduktion der Ergonomie bei Fotokameras auf die zwei Kennwerte Gewicht und Volumen greift definitiv zu kurz.
Ferner wird gerne eine messbare Gewichtsreduktion mit einer in der Fotopraxis relevanten verwechselt. So lassen sich manche Kamerasysteme (Kameragehäuse mit schwerem Teleobjektiv) trotz höheren Gewichtes bequemer über längere Zeit tragen und halten als andere, welche etwas leichter sind. Nicht selten spielen hier ergonomische Details wie Balance und Griffausgestaltung eine wichtige Rolle, welche gerne verschwiegen werden.
Auch das geringere Volumen hat per se nicht immer nur Vorteile zur Folge: So führte eine Volumenreduktion zu einer geringeren Fläche, auf der Schalter angebracht werden können. Das wiederum hat zwei Folgen: Entweder nimmt die Zahl der direkt ansteuerbaren Schalter und Dreh-/Bedienelemente ab, oder diese werden kleiner. Und dann tritt plötzlich der gerne übersehene Effekt der Individualität auf: Manche Menschen besitzen nun einmal eher große Hände und Finger, wodurch ihnen die Bedienung dann schwerer fällt.
Verschärft wird das Volumen-/Flächen-Problem durch das rückwärtige Display. Kleine Displays sind heute kaum mehr verkaufbar. Deshalb muss ein prozentual noch größerer Teil der Rückseite kleiner Kameras auf das Display entfallen. Die restlichen Schalter werden zwangsweise unergonomisch platziert oder noch kleiner. Beides erschwert die Bedienung einer Kamera weiter.
Im Extremfall führte dies zu den Seifenriegel-Kameras (Soap-bar), welche so glatt und beim Schwitzen oder Regen glitschig sind, dass man sie kaum sicher halten kann.
Im Übrigen haben die Hersteller der kleinen (vor allem spiegellosen) Kameras das erkannt und in den letzten Jahren immer größere sowie schwerere Gehäuse angeboten.
Im Gegenzug haben auch die Hersteller der großen, schweren Kameras (meist mit Spiegel) Konsequenzen gezogen und bieten immer leichtere Gehäuse an.
Ich wage deshalb die Prognose, dass in einigen Jahren sich die Volumina und Gewichte der meisten Kameras je Sensorklasse kaum mehr nennenswert unterscheiden werden (Spiegel hin oder her).
Der Lautstärke-Betrug
Ein weiterer Punkt, der inzwischen systematisch von interessierten Kreisen hochgekocht wird, ist die Lautstärke mancher Kameras beim Auslösen.
Es gibt sicherlich Foto-Stile, bei denen eine leise Kamera hilfreich ist.
Aber plötzlich alles nur noch lautlos fotografieren zu müssen schießt definitiv über das Ziel hinaus.
So bleibt es den meisten erfahrenen Sportfotografen ein Rätsel, warum nun plötzlich Sportkameras lautlos arbeiten sollten. Die meisten fotografierten Sportarten (von Formel-Eins bis zu Mannschaftssportarten) sind derart laut, dass das Klicken der Kamera akustisch nicht auffällt.
Und wenn man unauffällig fotografieren will, dann sind große lichtstarke Teleobjektive nicht geeignet. Damit fällt man überall auf - vor allem in den derzeit ständig angeführten Theatern. - Als ob plötzlich die Mehrzahl aller Anwender aus Theaterfotografen bestehen würde.
Ferner stellt sich wirklich die Frage, warum weltweit viele Fotografen - vor allem private - plötzlich auf die völlig abwegige Idee kommen, sie erhielten das Recht, in Theateraufführungen oder in der Oper fotografieren zu dürfen.
Im Übrigen sind in den schlecht ausgeleuchteten Theatern die Lichtverhältnisse derart ungünstig, dass man dort die Hochleistungen einer Sport-Kamera sowieso nicht ausnutzen kann. Da dürften ohne Blitz von den theoretisch 10-20 oder mehr Bildern je Sekunde nur ca. 5 übrigbleiben. Und das kann auch so manche andere leise und viel preiswertere Kamera - resp. eine Sportkamera im lautstärkereduzierten Modus mit weniger Bildern je Sekunde.
Auch das immer wieder zitierte Argument der Wildtierfotografie greift heute mit modernen Kameras nicht mehr wirklich:
Erstens sind dazu lichtstarke, volumige und schwere Teleobjektive zu jeweils fünfstelligen Preisen erforderlich, welche sich (prozentual zu allen Fotografen gesehen) kaum jemand leisten kann oder will. Auch wenn Wildtierfotografen, die sich selbstredend untereinander kennen und deshalb mindestens ein Dutzend weitere Fotografen benennen können, die solche Objektive besitzen (klassischer Umfeld-/Zielgruppen-Fehler der Analyse), so liegt der reale Anteil der verkauften Teleobjektive über 200 mm Brennweite weltweit gesehen weit unter einem Promille aller Objektive.
Zweitens sind die Tiere im seit Jahrhunderten bejagten Deutschland sowieso viel scheuer. Die warten nicht erst auf das Klicken der Kamera. Die halten bereits bei Menschen eine viel zu große Sicherheitsdistanz, als dass das Klicken sie noch stören würde. Auch hier wird gerne eine Situation aus dem Wildtierparadies USA auf Deutschland übertragen, das jedoch nicht übertragbar ist. - Aber auch im Tarnzelt, mit dem man sich mit viel Zeit- und Geldaufwand näher an die Tiere heranwagen kann, wird das Klicken durch den Zeltstoff gedämpft.
Drittens verwenden viele Tierfotografen sowieso diese Tarnkappen um ihre Objektive und Kameras herum, damit das Sonnenlicht nicht reflektiert wird und die Tiere aufscheucht. Auch dieser Stoff dämpft das Klicken.
Und selbst wenn der Vogel nach einem extrem lauten Burst in direkter Nähe mit 10-20 Bildern je Sekunde wegfliegt, so hätten Sie zahlreiche gute Fotos aufgenommen. Ziel erreicht!
Ganz skeptisch sollte interessierte Fotografen stimmen, dass die Befürworter der angeblich lautlosen Kameras in der eigenen Fotopraxis oft ein elektronisches Klickgeräusch zuschalten, damit sie eine Rückmeldung über das Auslösen erhalten. Auch die meisten Models bestehen im Studio auf einem Klickgeräusch als Rückmeldung der erfolgten Aufnahme.
Skeptisch sehe ich auch den Umstand, dass man das Rolling-Shutter-Problem der lautlosen Auslöser-Kameras herunterspielt oder mit belegbar unterschiedlichen Bildern zu relativieren sucht. Selbst die derzeit diesbezüglich beste Kamera kann das Problem nur mildern, aber nicht völlig beseitigen. Meine eigenen Untersuchungen ergaben, dass der berüchtigte negative Rolling-Shutter-Effekt sogar bei der A9 zwar geringer ist, aber keineswegs aufgehoben. Das kann jeder Fotograf selbst nachprüfen, indem er ein Lineal an das von Sony selbst veröffentliche Foto des Golfschlägers anlegt. (Sony-Werbe-Video bei 1:11 min.) Ferner ist das Foto bewusst an einer Position aufgenommen, an der nicht die höchste Kreisgeschwindigkeit am Golfschläger anliegt. Diese wäre rein physikalisch betrachtet unten beim Auftreffen auf den Golfball. Dort wird jedoch die Biegung des Schlägers auf einem Foto noch erschreckender sein. Ferner ist dieser Effekt abhängig davon, wie man die Kamera hält, so unterscheiden sich Hochkant- von Quer-Aufnahmen deutlich. Siehe hierzu das beeindruckende Video: Why Do Cameras Do This? (Rolling Shutter Explained).
Da dieses Rolling-Shutter-Problem derzeit nicht lösbar ist, haben sogar die Hersteller der Spiegellosen Kameras wieder einen mechanischen und somit hörbaren Verschluss eingebaut, um die negativen Effekte wenigstens zu mildern.
Der Aufpreislisten-Betrug
Vor allem in Deutschland und dort wieder in der Autobranche war dies schon lange ein beliebtes Mittel, den Endpreis drastisch hochzutreiben, weil man mit der angepriesenen Grundausstattung nicht fahren kann.
Da man mit inzwischen derart mangelhaft ausgestatteten Kameras nicht arbeiten kann, erhöht sich auch der Kamera-End-Preis deutlich.
D.h. das Marketing mancher Hersteller wirbt inzwischen mit einer vermeintlich günstigen Kamera, bei der jedoch für die Fotopraxis wichtige Teile fehlen.
Handbücher fehlen heute zunehmend: D.h. der Kunde muss sich selbst irgendwo im Internet auf seine Kosten ein PDF suchen, selbst herunterladen und dann auch noch mühsam und kostenaufwändig selbst ausdrucken, wenn er die mehreren hundert Seiten Text nicht am Bildschirm lesen will.
Zunehmend fehlen externe Ladegeräte für die Batterien völlig. Wenn man Glück hat, so wird noch ein USB-Ladekabel beigefügt. Das blockiert jedoch die Kamera für Stunden, während der darin eingelegte Akku aufgeladen wird. In der Folge muss man ein externes Ladegerät zusätzlich erwerben, wobei die Hersteller dafür nicht selten übertriebene Preise verlangen und vor der Verwendung anderer Ladegeräte abraten und teilweise bis hin zum Garantieverlust der Kamera drohen.
Ganz dreist wird es, wenn der Hersteller einen elektronischen Sucher nur gegen Aufpreis liefert. Mit dem rückwärtigen Display lässt sich bei Sonnenlicht kaum arbeiten.
Auch im Bereich der Profikameras, welche schwere Objektive halten müssen, kommen inzwischen kleine Kameras ohne zusätzlichen Haltegriff heraus. Der zusätzliche Haltegriff ist dann wieder extrem teuer und meist nur beim Originalhersteller zu beziehen.
Hier will ich aufhören. Wer die Aufpreisliste vervollständigen will, kann einmal bei Smartphones nachschauen, was dort so alles bereits kostenlos integriert ist, wofür man bei klassischen Fotokameras heute meist Aufpreis bezahlen muss. Das reicht von automatischen HDRI- und Panorama-Funktionen, Funknetzwerken über GPS bis hin zur kompletten Software zur Bildnachbearbeitung sowie dem Versand ins Internet.
Noch drastischer wird es, wenn man sich von der reinen Kamera hin zum Gesamtsystem bewegt. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen bass erstaunt sind, wenn ich ihnen vorrechne, dass ein voll ausgestattetes Gesamtsystem in der Vollformatklasse heute schnell über 10.000 Euro kostet. - Und dabei sind in diesem Systempreis noch nicht einmal sündhaft teure Telefestbrennweiten für die Sport- oder Tierfotografie miteingeschlossen.
Der Äquivalenz-Betrug
Während bei kleinen Sensoren, von Smartphones, über Kameras mit kleinem Sensor, Edel-Kameras mit meist 1-Zoll-Sensor über Spiegellose Kameras der Micro Four Thirds, m4/3-Klasse bis hin zu APS-C-Modellen inzwischen das Problem mit dem Crop-Faktor zumindest bekannt ist (wenn es auch viele Fotografen bis heute nicht wirklich verstehen), so wird das Problem der mit der vom Vollformat abweichenden Sensorgröße verbundenen Äquivalenz vorsätzlich verschwiegen oder vertuscht bis hin zu geleugnet - und zwar von Herstellern wie Anhängern der Kameras. - Äquivalenz meint ganz grob: wie verhält sich eine andere Sensorgröße im Vergleich zum Vollformat / Kleinbildformat.
Zwar ist die Blende eine reine Verhältniszahl: Verhältnis des Durchmessers des Objektives zur Brennweite - in Abhängigkeit von der Bilddiagonalen des Sensors/Films. Aber für die Physik des Lichtes spielt die absolute Lichtmenge, welche hindurchgelassen wird, eine Rolle. D.h.: Für die Fotografie ist nur wichtig, wie groß der absolute Durchmesser tatsächlich ist.
Licht lässt sich nur durch Licht ersetzen. Alles andere ist in der Fotografie - physikalisch gesehen - Unsinn. Das ist der Grund, weshalb die Bildqualität je doppelter Sensorfläche auch um eine ISO-Stufe zunimmt, aber auch, warum die Kameras je Sensorklasse teurer werden und warum manche Profis noch immer zu Mittelformat-Kameras mit maximaler Sensorgröße greifen.
Nochmals langsam:
Die sogenannte Blendenzahl - z.B. F 1:4 - ist per se dimensionslos.
Sobald man aber auf einer Seite eine Brennweite in Millimetern (einer Dimension) angibt, dann muss man auf der anderen Seite der Gleichung auch die Dimension angeben: nämliche die Länge der äquivalenten Brennweite - also in Abhängigkeit der Diagonalen des Sensors im Millimeter.
Exakt letzteres wird weggelassen, weil fast alle Menschen damit Vollformat (mit 36 * 24 mm = ca. 43 mm Diagonale) assoziieren.
Mit dieser verständlichen aber unerlaubten Assoziation wird der Betrug trickreich begangen.
Denn faktisch muss zusätzlich immer stehen * Crop-Faktor. Dieser ist jedoch bei der Referenzklasse Vollformat-Sensor 1. Bei APS-C wäre es 1,5-1,6, bei Micro-Four-Thirds ca. 2, bei kleineren Sensoren stünden dort noch viel größere Multiplikatoren. Bei Mittelformatkameras sinkt er im Übrigen je nach Sensorgröße deutlich unter 1.
Nun werden jedoch gerne bei Kameras mit kleinen Sensoren die Offenblenden als z.B. f2,8 bei einer 1-Zoll-Kamera angegeben. Hinzu kommt dann die Angabe eines Objektives von 24-200 mm Brennweite.
Das klingt alles sehr präzise, seriös und informativ. Aber es handelt sich um eine vorsätzliche Täuschung.
Bei der Brennweite wurde absichtlich die äquivalente Brennweite vom Marketing verwendet. De facto handelt es sich jedoch um ein Objektiv mit 8,8 bis 73,3 mm physikalischer (= reale) Brennweite. Man hat also in der Werbung die äquivalente Brennweite im Vergleich zum Vollformat verwendet. Dies ist erlaubt und auch hilfreich, da kaum ein Fotograf die physikalischen Rohdaten so einfach im Kopf umrechnen kann. Bei diesem Beispiel handelt es ich um eine Multiplikation mit dem Faktor von rund 2,7. Die Zahl 2,7 kommt daher, weil die Diagonale des 1-Zoll-Sensors viel kleiner ist als ein Vollformat-Sensor. Sie misst maximal (da 1-Zoll ein Hüllmaß ist) nur 1/2,7 der Diagonale eines Vollformatsensors. Das ist der Crop-Faktor, der überall anzugeben ist, weil man damit beide Seiten der Gleichung multiplizieren muss.- Aber man hätte hier deutlich von äquivalenter Brennweite sprechen müssen.
Das Problem kommt jedoch bei der Offenblende. Denn hier geben fast alle Hersteller die Offenblende des tatsächlichen Objektives für den kleinen Sensor an, weil der Wert viel werbeträchtiger klingt: nämlich f2,8. Die tatsächliche äquivalente Offenblende umgerechnet auf Vollformat liegt bei diesem Beispiel allerdings bei rund f7,6 (= 2,8 * Crop-Faktor 2,7). Und das ist ziemlich schlecht, wie jeder ernsthafte Fotograf sofort erkennt. Nicht nur gelangt viel weniger Licht in die Kamera, sondern man liegt schon sehr nahe an der Beugungsgrenze resp. sogar (je nach Mega-Pixel-Zahl des Sensors - bereits darüber, was jedes Abblenden oder wirklich scharfe Fotos überhaupt unmöglich macht.
Der Trick liegt also darin, dass man einmal die äquivalente Brennweite der Vollformatkamera mit der realen Offenblende des kleinen Objektives kombiniert. So vermischen darf man das jedoch nicht. Man dürfte redlicher Weise nur die physikalischen Faktoren f2,8 bei 8,8-73,3 mm Brennweite, oder die äquivalenten Werte f7,6 bei 24-200 mm zusammen nennen.
Durch diese falsche Zusammenstellung wird ganz bewusst suggeriert, dass man mit einer kleinen, leichten und billigen Kamera (hier z.B. der 1-Zoll-Sensor-Größe) Sportfotografie betreiben könnte - wie mit einer schweren, voluminösen und teuren Vollformat-Kamera mit 200 mm Objektiv und f2,8. Das funktioniert jedoch nicht, wie jeder Fotograf gerne selbst bei einem Test einer Hallensportart ausprobieren kann. Im besten Fall wird nur die ISO-Zahl gnadenlos um das Quadrat des Crop-Faktors nach oben getrieben. Im schlechtesten Fall sind mit solch einer 1-Zoll-Kamera jedoch nur verwackelte Fotos machbar. Es fällt schlichtweg zu wenig Licht durch das kleine Objektiv mit äquivalenter Blende f7,6 auf den Sensor.
Die meisten Techniker und Objektiv-Zulieferer sind m.E. ehrlicher als die Marketing-Leute und geben bei allen mir bekannten Kameras mit kleinen Sensoren die korrekten Werte vorne am Objektiv an. Dort finden Sie dann auch die aus unserem Beispiel ganz klar aufgedruckt: 2,8/8,8-73,3. Die Techniker von Zeiss geben präzise an: f2,8 aber nur bei der realen physikalischen Brennweite 8,8-73,3 mm. Erst die unseriösen Marketing-Leute vieler Kamerafirmen machen daraus dann 2,8 bei 24-200 mm. Und das geht nicht: Wenn man die Brennweite mit 2,7 multipliziert, dann muss man auch den F-Wert damit multiplizieren.
Depth of Field and Bokeh - PDF - Englischer Artikel von Dr. H.H. Nasse, Carl Zeiss. Hier u.a. die ausführliche Tabelle auf Seite 10:equivalent f-numbers, sowie die umfassenden Erklärungen auf den 9 Seiten davor.
Nachtrag zur Vermeidung weiterer E-Mail-Diskussionen:
Die Blendenzahl f (z.B. f2,8) ist eigentlich ein Bruch f 1/2,8 und eine völlig dimensionslose Zahl. Sie gibt nur das Verhältnis des Objektivdurchmessers in Verhältnis zum Bildkreis des Sensors / Films definiert durch dessen Bilddiagonale an. Als solche ist diese Zahl für die Fotografie auch völlig wertlos.
Spielen wir das mit der Zahl 1/2 mit einem Alltagsbeispiel durch:
Max fährt halb so schnell wie Anton.
Andrea fährt halb so schnell wie Klara.
Max und Andrea fahren somit beide halb so schnell wie ihre Vergleichspartner.
Daraus abzuleiten, dass Max so schnell fährt wie Andrea, ist in fast allen Fällen falsch.
Es fehlt mindestens eine wichtige weitere Aussage = Vergleichsgröße für eine Bewertung. Und das ist salopp ausgedrückt der Äquivalenzwert.
Halt - Stopp: An welches Bild / Fahrzeug haben Sie gedacht: Pkw, Fahrrad, Motorrad, Skateboard, ...? - Ich habe nichts erwähnt. Aber fast jeder Mensch hat eine Assoziation, wenn er so etwas liest. Exakt mit diesem psychologischen Trick spielen die Marketing-Fachleute.
Das Problem bei vielen Fotografen scheint zu sein, dass sie - bewusst oder unbewusst - diese dimensionslose F-Zahl / Blendenzahl immer in Bezug zum Vollformat bringen oder setzen. Und da setzt das Äquivalenzproblem an. Denn das Kleinbild-/Vollformat ist mit einer Dimension (36*24 mm) versehen. Zur analogen Zeit spielte dies kaum eine Rolle, da fast nur mit identischer Filmgröße an identischen Kameras mit folglich identischen Objektiven fotografiert wurde. Digital besitzt jedoch fast jeder Sensor eine andere Form, Fläche und Bilddiagonale und auch ein darauf optimiertes Objektiv. Zum Vergleich dieser unterschiedlichen Dinge / Systeme benötigt man die Äquivalenz, die man üblicher Weise wieder zum Vollformat / Kleinbildformat mit (36*24 mm) herstellt, weil das die Profiklasse darstellt, oder weil sich damit die meisten Fotografen auskennen und diese Dimensionen verinnerlicht haben. Es handelt sich also um eine historisch gewachsene Gewohnheits-Bezugs-Größe.
Würde f2,8 bei Kompakt- und Bridge-Kameras identische Bildqualität im Vergleich zu f2,8 bei Vollformat liefern, dann würden alle Sport- und Wildtier-Fotografen (ich eingeschlossen) mit den relativ betrachtet billigen und leichten 1-Zoll-Kameras arbeiten. Kein Mensch wäre so dumm und würde 5+ kg für fünfstellige Summen herumtragen, wenn man dies mit 500 Gramm erledigen könnte.
Sie können es gerne weiter treiben. Wenn der weit verbreitete Denkfehler stimmen würde, so könnte man mit den heute üblichen f1,8 bei Smartphones dank des noch kleineren Sensors problemlos Sportaufnahmen in dunklen Hallen durchführen. Derartige traumhafte F-Werte werden Sie bei keinem Sport-Objektiv der Vollformat-Klasse finden. Die haben meist f2,8 oder f4. Folglich müsste das Smartphone bei der Bildqualität sogar weit in Führung liegen.
Machen Sie sich nichts daraus. Bei der Äquivalenz handelt es sich um eines der komplexeren mathematisch-physikalischen Probleme der Fotografie, das bewusst seit ca. 20 Jahren von vielen daran interessierten Menschen (vor allem im Internet und vor allem in Deutschland) vorsätzlich falsch kolportiert wird, weil es hier um viel Geld geht. Angebliche Sport-Kameras für ca. 1.000 Euro (mit über 20 Bilder je Sek.) verkaufen sich leichter als solche für 7.000 Euro plus 6-15.000 Euro für ein einziges lichtstarkes Objektiv.
Und bei starkem Sonnenlicht am hellen Sommertag scheint das ja auch (in Grenzen) für das menschliche Auge zu funktionieren. Die Mathematik und Physik gilt zwar auch bei 1/60 Sek, aber Sie können bei mehr als ausreichend hellem Licht und 1/60 Sek. den Unterschied mit unbewaffnetem Auge kaum sehen. Aber messen. - In der Sportfotografie in abgedunkelten Hallen sind 1/1.000 Sek. gerade mal ein Minimalwert (z.B. beim Tanzsport). Mein Bekannter fotografiert professionell Radrennen. Er benötigt 1/6.000 Sek. bei 600 mm Brennweite. Dann liegen bei Vollformat-Profikameras ISO 6.000-12.000 an. Kein Problem für - wie er sagt - knackscharfe Fotos für Sportzeitschriften.
Die gesamte Fotografie (= Malen/Zeichnen mit Licht) handelt von Licht. Bei hellem Tageslicht regelt jeder Sensor sowieso runter, weil er viel zu viel Licht erhält. Bei hellem Licht machen folglich fast alle Sensoren für das menschliche Auge seit fast 10 Jahren fast gleichgute Aufnahmen von unbewegten Objekten. Wichtig und sofort sichtbar wird alles immer erst bei wenig Licht und schnellen Bewegungen. Dort spielen große Sensoren aufgrund des geringeren Photonenrauschens ihren Vorteil aus. Aber messbar ist das (weil Mathematik und Physik) auch schon früher.
Einen ausführlichen Artikel mit verständlichen Grafiken zum Crop-Faktor und der Äquivalenz mit den Tricks zum Betrug können sie hier nachlesen.
Das mag manchen Fotografen nicht stören, oder ihm vielleicht zuerst auch nicht auffallen.
Viele Besitzer derartiger Kameras kontern sofort zu Recht, dass man das Format oft in der Kamera umstellen oder nachträglich am PC beschneiden kann.
Aber das Format 4:3 ist und bleibt merkwürdig. Weder ist es das klassische 3:2, welche sich am Goldenen Schnitt orientiert, noch ist es quadratisch. Vor allem die beiden letzteren wurden und werden überwiegend in der anspruchsvollen Fotografie verwendet.
D.h. das Format 4:3 ist de facto für viel Aufnahmen unpraktisch und muss beschnitten werden.
Ökonomische Fakten sind jedoch, dass sich dieses Sensorformat am einfachsten, preiswertesten und mit der höchsten Ausbeute herstellen lässt. Und nur deshalb wurde bzw. wird es noch immer gewählt.
Historisch ist es aus diesem Grund auch das älteste Format im elektronischen Bereich. Manche erinnern sich vielleicht noch an die 4:3-Fernseher und -Monitore.
Allerdings bewegt sich alles schon seit Jahren hin zu Video-Formaten mit 16:9 oder sogar breitwandigen Kinoformaten mit einem Seitenverhältnis von bis zu 2,76:1.
D.h. das Format 4:3 ist ein historischer Anachronismus, der weder für das Fotografieren, noch für das Filmen heute ideal ist und in der Praxis durch nachträglichen Beschnitt viel verliert.
Der Linien-Zahl-Betrug mittels unzulässigem Bildformat-Vergleich
Allerdings eignet sich das Bildformat 4:3 ideal für die Werbung mit abstrusen Zahlen.
So werden insbesondere bei Micro Four Thirds, m4/3-Kameras gerne die Linienanzahl mit denen größerer Sensoren verglichen. Das Ergebnis lautet dann pauschal, dass die MFT-Kamera A die APS-C-Kamera B haushoch in puncto Bildqualität geschlagen hätte.
Aber dabei handelt es sich um den völlig unzulässigen Vergleich unterschiedlicher Systeme: MFT mit einem Seitenformat 4:3 gegen 3:2 bei APS-C (und auch Vollformat).
Hierbei wird Bildqualität dann ausschließlich auf die Anzahl der Linienpaare in der Vertikalen reduziert (die dann auch nur bei der optimalen ISO-Zahl 100 und auf dem Stativ ermittelt wird), was bereits ein Unding ist, da das ganze Bündel Bildqualität nicht nur durch die Auflösung des Sensors in einer einzigen Richtung definiert werden kann.
Zur Verdeutlichung des Betruges siehe das unten angebrachte Diagramm.
Nehmen wir einmal einen Objektivkreis X. Es ist völlig gleichgültig, ob es sich hierbei um ein Objektiv eines Vollformat-, eines APS-C- oder eines MFT-Formats etc. handelt.
Passen wir hier nun die maximalen möglichen Sensoren in Verhältnis 4:3 und 3:2 ein.
Sie können es gerne auf einem Blatt Papier nachprüfen: Es passt grundsätzlich ein höherer 4:3-Sensor in den Kreis hinein als ein 3:2-Format. Das hat etwas mit der Mathematik des Kreises zu tun und bleibt somit bis zu Entwicklung einer neuen Mathematik gültig.
Dies ist auch völlig unabhängig davon, wie dicht Sie die Pixel packen. D.h. mehr Mega-Pixel auf dem Sensor würde nur die nominale Anzahl, aber nicht das Verhältnis 4:3 gegen 3:2 verändern.
D.h. in jeder Kamera-Klasse könnte man dadurch eine höhere Linienzahl in der Vertikalen erzielen. D.h. das Format 3:2 ist generell bei der Anzahl der vertikalen Linien benachteiligt. - Aber das Format 3:2 ist letztendlich das Format, welches die meisten Fotografen am häufigsten zum Ansehen (moderne Monitore und Projektoren mit 16:9 oder 16:10) oder Ausbelichten verwenden.
Physikalische Tatsache bleibt allerdings: Da die Sensorfläche einer Micro Four Thirds-Kamera (ca. 17,3 * 13 mm = 225 qmm nutzbare Fläche) im Vergleich zu einer APS-C-Kamera (ca. 23,7 * 15,6 mm mit ca. 370 Quadratmillimetern) deutlich kleiner ist, fällt auch weniger Licht darauf. Da jedoch nur die die Sensorgröße die Bildqualität festlegt, kann ein MFT-Sensor niemals dieselbe Bildqualität wie, oder sogar eine größere als ein APS-C-Sensor liefern (unter sonst identischen Rahmenbedingungen). Die Anzahl der vertikal auflösbaren Linienpaare ändert daran nichts.
MFT-Kameras haben zahlreiche Vorteile (u.a. Gewicht, Volumen), die modernen Kamera-Modelle aller Hersteller sind heute weitgehend ausgereift und werden alle Besitzer erfreuen sowie in sicherlich 85% alle Lichtsituationen sehr hochwertige Fotos liefern. Aber in den Grenzbereichen (bei ungünstigen Lichtverhältnissen) können sie nicht mit Kameras mit größeren Sensoren mithalten.
In einen von einem Objektiv gegebenen Lichtkreis lässt sich immer ein höheres Rechteck im Seitenverhältnis 4:3 einbauen als im Verhältnis 3:2. Allerdings ist für die meisten fotografischen Zwecke das Format 3:2 sinnvoller verwertbar.
Der Betrug bei 4:3 gegen 3:2
Falls Sie nun jedoch mit einer Kamera mit einem Sensor im Format 4:3 beschneiden und ein Seitenverhältnis 3:2 wünschen, so beschneiden Sie die Höhe des Sensors. Beschnitt nennt man jedoch Crop. D.h., es tritt ein Crop-Faktor auf, der zahlreiche relevante Faktoren wie Brennweite und Offenblende beeinflusst.
Es spielt hierbei keine Rolle, ob der Beschnitt vor der Aufnahme in der Kamera oder nachträglich in der Software am PC geschieht.
Da man die Sensorhöhe für das Seitenverhältnis 3:2 verringert, verkürzt sich auch die Bildschirmdiagonale des Sensors. Die Höhe reduziert sich um 12,5%, die Diagonale reduziert sich von 21,64 mm auf 20,79 mm um rund 4%. Das klingt banal, macht jedoch einen Crop-Faktor von rund 2,1 statt 2, der sich auf Blende und Brennweite auswirkt.
Bei noch kleineren Sensoren mit typischem Seitenverhältnis von 4:3 wirkt sich das noch spürbarer aus.
Überlegen Sie sich deshalb, ob Sie wirklich einen Sensor im Format 4:3 wollen, wenn Sie damit überwiegend im Seitenverhältnis 3:2 arbeiten.
Zugegeben, in der Fotopraxis kann man mit derartigen Unterschieden leben, wie man im Grunde mit so vielen Einschränkungen der Kameras leben kann. Aber über einen so kleinen Unterschied des Crop-Faktors von 0,1 streiten sich die Gläubigen von Nikon (Crop-Faktor 1,5) und Canon (Crop-Faktor 1,6) nun schon seit rund 15 Jahren.
Hinzu kommt beim Beschnitt eines 4:3-Sensors auf 3:2-Bildformat allerdings eine grundsätzliche, einfach zu verstehende Reduktion der Auflösung in Mega-Pixel. Wie viel exakt, finden Sie manchmal im Handbuch der jeweiligen Kamera oder vereinzelt auch in den ausführlichen technischen Angaben des Herstellers im Kleingedruckten beschrieben. Aber nicht alle Hersteller geben dies immer an. - Warum wohl?
Als reines Beispiel - ohne Wertung - die von mir sehr geschätzte und absolut hochwertige Olympus OM-D E-M1 II. Dort sinkt die maximale Nominal-Auflösung bei Format 4:3 von 20,1 Mega-Pixel (5.184 * 3.888) auf 17,9 Mega-Pixel (5.184 * 3.456) im Seitenverhältnis 3:2. Das sind immerhin 12% oder 2,2 Mega-Pixel weniger.
Es soll in der Fotografie nicht um Erbsenzählerei gehen. Aber die Kunden sollten zumindest fair über die Einschränkungen unterrichtet werden, damit sie danach in voller Kenntnis aller Fakten selbst entscheiden können.
Der Blenden-Betrug bei Objektiven
Nehmen wir für das folgende Problem eine Kamera mit einer festen Sensorgröße an, an die wir verschiedene Objektive montieren. Die Sensorgröße ist de facto gleichgültig. Es kann jede sein, solange die Objektive dazu passen.
Fast alle Fotografen glauben, dass die auf dem Objektiv angegebene Offenblende (z.B. f2,8) etwas darüber aussagt, wie viel Licht auf den Sensor fällt. Das ist jedoch unzutreffend.
Diese sogenannte f-Zahl, Blendenzahl, oder Englisch f-stop, sagt nur etwas über das reine Zahlenverhältnis des Blendendurchmessers des Objektives zur Diagonalenlänge des Sensors aus.
Nicht berücksichtigt wird dabei, was zwischen der ersten Linse vor der Blendenöffnung (meist relativ weit vorne am Objektiv) und dem Sensor hinten in der Kamera mit dem Licht tatsächlich passiert. Denn - auch, wenn ich mich wiederhole - relevant ist nur die Lichtmenge, welche auf den Sensor trifft. Oder wie einer meiner Mitarbeiter sarkastisch zu sagen pflegte: Es zählt nur, was hinten rauskommt.
Zur Korrektur der zahlreichen schädlichen - immer auftretenden - Effekte im Objektiv (wie Aberration, Chroma, Randabdunklung etc.) werden zahlreiche Linsen in Objektiven verwendet. Diese werden zunehmend hochwertig vergütet. Was die Techniker in den letzten Jahren hierbei qualitativ erreicht haben, verdient der Anerkennung und des Respektes.
Aber jede Korrektur und jede weitere Linse (vor allem die unvergüteten) schlucken oder reflektieren Licht. D.h. hinten kommt nie - bei keinem Objektiv und keinem Hersteller - die gesamte Lichtmenge an, welche vorne einfällt.
Dies nennt man den T-Wert, t-stop (T von Transmission, also der Lichtmenge, die durchkommt). D.h., nur der T-Wert sagt etwas über den tatsächlich verwertbaren Lichtwert des Objektives aus.
So kann es vorkommen, dass der T-Wert 1/3 bis zu 1 ganzen Blende unter dem F-Wert liegt. D.h.: Aus einer physikalischen Offenblende f2,8 wird in jenem Fall eine tatsächliche von f4 (zu den Detailunterschieden zwischen F- und T-Stop: F-Stops vs T-Stops: The Difference Explained in Plain English).
Zusatz für alle ernsten Videografen: Diese Differenz zwischen den Angaben von F-Stop bei Fotoobjektiven und T-Stops bei Cinema-Objektiven ist im Übrigen ein wichtiger Grund, warum kein ernsthafter Videograf mit Fotoobjektiven arbeitet. Die Belichtungsunterschiede beim Objektivwechsel würden einen enormen Nachbearbeitungsaufwand am PC verursachen. D.h. man benötigt für Video eigene Video-Objektive.
Für die Fotopraxis heißt dies ganz konkret, dass man Objektive nicht nach der physikalischen Offenblende (F-Wert) vergleichen kann. Man muss dazu den T-Wert kennen. Jedoch wird dieser - auch von Testlaboren und Testzeitschriften - nur ganz selten ermittelt: siehe z.B. DxOMark als Ausnahme.
Schlaumeier kommen dann sofort mit dem Vorschlag, dass man dann weniger Linsen in ein Objektiv packt. Korrekt, das ist die typische Vorgehensweise bei billigen Objektiven.
Billige Linsen besitzen jedoch erstens keinen so weite Offenblende. Sie liegt dort meist bei ca. f3,5 oder sogar mehr.
Was jedoch noch gravierender ist, ist der Umstand, dass billige oder alte Objektive meist nicht offenblendtauglich sind. D.h. man muss sie oft deutlich abblenden, bevor das Bild scharf wird. Generell werden bei derartigen Objektiven 2 Blenden empfohlen. - Eigene Messungen bei billigen oder älteren Objektiven ergaben teilweise erst bei einem Abblenden um 3 Blendenstufen wirklich scharfe Bilder.
D.h.: Man verliert so noch viel mehr Licht.
Der Brennweiten-Betrug
Selbst bei sehr hochwertigen und extrem teuren Objektiven mancher Hersteller kommt es zum Phänomen des Focal (length) breathing. Dabei handelt es sich um eine unangenehme Eigenschaft des Objektivs bei kurzen Distanzen zum Motiv, wie etwa bei Porträt-Aufnahmen.
Während im Unendlichen die angegebenen Werte von 70-200 mm beim Telezoom durchaus zutreffen, werden daraus bei kurzem Abstand zum Motiv nur noch weniger brauchbare 135 mm am Teleende.
Da andere Hersteller das Problem im Griff haben, kann man nicht von einer generellen physikalischen also unlösbaren Hürde sprechen.
Zur Klarstellung: Dies ist nicht die oft vorhandene blendenabhängige Fokusverschiebung, die im Deutschen Blendendifferenz heißt, und u.a. bei unterkorrigierter sphärischer Aberration auftritt.
Der ISO-Betrug
Wer glaubt, dass die überall als Referenzgröße für die Bildqualität und alle Bildvergleiche in Tests herangezogene ISO-Zahl genormt wäre, irrt.
Normalerweise weichen die meisten Kameramodelle etwas davon ab. Ein Hersteller von APS-C-Kameras weicht jedoch immer drastisch davon zu seinen Gunsten ab.
Der Trick besteht darin, die ISO-Zahl in den Marketing-Angaben und in der Kameraeinstellung nach oben zu schieben. D.h. statt der effektiven ISO 100 zeigt die Kamera ISO 165 oder bis zu ISO 200 an. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. Diese vorsätzliche und systematische Falscheinstellung entspricht 2/3-Blenden. Der eine Hersteller weicht teilweise sogar bis zu 1 ganzen Blende ab und bietet seine Kameras sowieso nur mit der Grundeinstellung ISO 200 an. Dadurch werden seine Bilder ISO 200 mit denen der anderen Kameras bei ISO 200 verglichen.
De facto benötigen seine Kameras jedoch dieselbe Lichtmenge wie andere Kameras bei ISO 100 bis ISO 125 für eine gleichhelle Belichtung. De facto müsste man die Bilder jenes Herstellers also mit ISO 100 anderer Kameras vergleichen. Das tun jedoch weder er noch die Tester.
Ganz dreist schreiben deshalb seine Marketing-Leute und die Anhänger der Firma, dass diese APS-C-Kameras so gute Bilder machen würden wie Vollformat-Kameras. Da sie allerdings nur halb so große Sensoren besitzen, kann dies bereits physikalisch gesehen nicht zutreffen und würde auch jedem auffallen, wenn er die Bilder der falsch angegebenen ISO 200 (aber faktischen ISO 130) mit denen der anderen Kameras bei ISO 100-130 vergliche.
Abgesehen davon, dass die Kamera nur gleich gut ist wie alle anderen innerhalb ihrer Sensor-Größen-Klasse wird der Kunde sogar in der täglichen Fotopraxis geschädigt, weil er bei identischer Kameraeinstellung (ISO-Zahl) um 2/3 bis 1 Blende unterbelichtete Fotos erhält. D.h. er muss in der Fotopraxis ständig um diesen Wert überbelichten (seine ISO-Zahl und das Rauschen erhöhen), um gleichhelle Fotos zu erhalten, wie alle anderen Fotografen mit anderen Kameras.
D.h. es lohnt sich durchaus, vor dem Kauf einer Kamera die realen ISO-Werte der Sensoren bei DxOMark nachzuprüfen, sofern sie dort bereits gemessen wurden.
Der Sensorgrößen-Betrug
Kürzlich überfuhr mich ein sehr engagierter Fotograf mit dem pauschalen Totschlagargument: Vollformat ist Vollformat! - Das wäre schön.
Ursprünglich betrug das Vollformat 36*24 mm. Jedoch halten sich heute nur noch wenige Hersteller mit wenigen Kamera-Modellen an diese Maximalgröße.
Die größte Abweichung, die ich bei einem neueren Modell fand, liegt bei 35,6 * 23,8 mm. Das seien, wie mir ein Anhänger der Kamera erklärte, ja nur 0,4*0,2 mm, also in geradezu lächerlichen 0,08 Quadratmillimeter. Das ist jedoch nicht korrekt.
0,4 mm in der Breite und 0,2 mm in der Höhe scheinen wenig, ergeben jedoch eine Differenz der Fläche von 847 Quadratmillimetern zu 864 Quadratmillimetern, exakt 16,72 Quadratmillimeter. Immerhin 2%.
Die Gründe für die absichtlich verringerte Sensor-Größe liegen wieder in den Herstellungskosten, da kleinere Sensoren preiswerter sind und die Ausbeute in der Produktion zudem höher liegt, was den Gesamtpreis nochmals reduziert.
Ein weiteres Motiv liegt in der Technik: Je kleiner der Sensor ist, desto schneller lassen sich die Daten auslesen. D.h. im Umkehrschluss muss man einen höheren technischen Aufwand betreiben, um bei größeren Sensoren dieselben Leistungen zu erzielen.
Ein weiterer Grund liegt jedoch in den dadurch geringeren Anforderungen und somit sinkenden Kosten bei den Objektiven, welche nun auch einen geringeren Bildkreis in hoher Qualität ausfüllen müssen. Denn vor allem in den Außenbereichen der Vollformat-Kamera-Sensoren (den Bildrändern und vor allem den Bildecken) sind die störenden Effekte mancher Objektive sichtbar. Und da machen kleine Abweichungen in der Horizontalen durchaus einen Unterschied.
Für die tägliche Fotopraxis mag dies nicht so relevant sein - wie so vieles andere technische Detail auch. Aber die Firmen wissen sehr genau, warum sie hier schummeln. Denn der hier als Beispiel angeführte Hersteller kann sehr wohl in einem anderen Modell auch Sensoren mit realen 36*24 mm (dem echten Vollformat) fertigen.
Allerdings handelt es sich hier um die Königsklasse (Vollformat) und dazu noch um ein sündhaft teures Profimodell. Da nimmt man normaler Weise alles etwas genauer. So führt dort die Differenz von 2% z.B. beim Sucherfeld - also 98% statt 100% - nicht nur zu lautstarker Kritik, sondern zu einer massiven Abwertung der Kamera.
Gleichgültig, wie man die Unterschiede nun bewertet, man erhält bei manchen Herstellern bei manchen Modellen nicht das, was der Gutgläubige auf der vom jeweiligen Marketing gestalteten Packung liest oder vermutet.
Der Bajonett- und Adapter-Betrug
Noch immer glauben viele Fotografen den Verkäufern, dass die Bajonette genormt wären und man somit alle Objektive eines Systems an den zum Bajonett-System gehörenden Kameras uneingeschränkt betreiben könnte. De facto arbeiten nur die neuesten Objektive wirklich einwandfrei mit allen Funktionen mit den jeweils neuesten Kameras zusammen. Zu den Details siehe Bajonett.
Und bei Adaptern sieht es - trotz aller gegenteiligen Beteuerungen - noch schlechter aus. Im Besten Fall werden die Kameraleistungen verringert - meist wird alles langsamer. Oft fehlen wichtige Funktionen völlig. Im schlimmsten Fall kommt es in der Fotopraxis zu unregelmäßigen und völlig unerklärlichen Fehlern am Gesamtsystem, die zu nicht vorhersagbaren schlechten Fotos führen und somit den Fotografen frustrieren.
Eng verbunden damit ist die Investitionsschutz-Lüge: Wenn Sie den Adapter # verwenden, können Sie auf das neue Bajonett umsteigen und Ihre alten Objektive weiterverwenden.
Das betreiben inzwischen viele Hersteller - vor allem im Vollformat-Bereich -, da sie die alten Bajonette mit alten Objektiven gegen neue Bajonette mit neuen Objektiven langsam austauschen.
Der einzige Investitionsschutz besteht für die Hersteller. Nur so können sie ihre bereits entwickelten alten Objektive noch weiterverkaufen.
Sie als Kunden haben hingegen nur die Nachteile. Erstens funktionieren die alten Objektive nicht so optimal an den neuen Kameras (siehe Adapter-Lüge) und zweitens sinken deren Wert auf dem Gebrauchtmarkt drastisch nach Ankündigung eines Bajonettwechsels.
Sie kaufen als Kunde zwar weiterhin die Objektive zum Originalpreis (= Maximalpreis) beim Hersteller / Händler ein. Aber gleichzeitig bricht der Gebrauchtmarkt weg. Denn, wer will schon alte Objektive für ein Bajonett, das bald überhaupt nicht mehr unterstützt wird. D.h. der Wertverlust am ersten Tag des Kaufes wird mit jedem Jahr größer.
Oder anders herum formuliert: Überlegen Sie es sich genau, ob Sie alte Objektive für alte Bajonette erwerben: Der Hersteller wird in absehbarer Zeit die Unterstützung für das alte Bajonett einstellen. Dann sind Ihre alten Objektive kaum mehr verkäuflich sowie mangels neuer Kamera für das alte Bajonett auch bald nicht mehr optimal verwendbar. Viele Hersteller werden dann auch bald die Reparatur verweigern, weil es keine Ersatzteile mehr gibt / die Hersteller keine Ersatzteile mehr dafür vorhalten.
Kurzum: In einer extremen Fotokrise Auslaufmodelle zu investieren ist ein extremes finanzielles Risiko - an dem der Kunde evtl. nur sehr kurzfristig etwas Freude hat.
Eine weitere Lüge, die inzwischen eng mit neuen Bajonetten verknüpft ist, ist die physikalisch wie praktisch am Markt bereits widerlegte Behauptung: Erst mit neuen breiten (großer Enddurchmesser) und flachen Bajonetten (geringes Auflagenmaß / Flange distance) können lichtstarke, kleinere und leichterer Objektive hergestellt werden.
Fakt ist und bleibt: Lichtstarke Objektive waren schon seit Jahrzehnten vorhanden.
Fakt ist und bleibt: bezüglich der Brennweite vergleichbare Objektive wurden bereits früher mit fast jeder Generation leichter und kleiner - und zwar auch bei allen alten Bajonetten.
Neue, relativ gesehen lichtstärkere Objektive sind hingegen schwerer, voluminöser und teurer als alte Objektive / deren Vorgänger.
Der einzige ökonomische Grund für neue Objektive war und ist: Den am Markt erzielbaren Preis und somit den Firmengewinn zu erhöhen. - Dagegen verblassen die oft sehr geringen sichtbaren optischen Vorteile in Randbereichen meist schnell.
Der Support-Betrug bei Bajonetten
Da inzwischen viele Kamerahersteller das alte Bajonett für neue spiegellose Kameras durch ein weiteres, neues ergänzt haben, besitzen sie doppelte Systeme.
Alle versprechen dazu immer in wohltönenden Worten den Käufern, dass die alten Bajonette, die dazu passenden alten Kameras und alten Objektive sowie das gesamte dazu erforderliche Zubehör weiterhin unterstützt werden.
Festzuhalten bleibt jedoch, dass es sich bei allen Kameraherstellern um gewinnorientierte Firmen handelt, denen Aktionäre und Banken als Gläubiger sowie Anteilsinhaber im Nacken sitzen - und nicht gemeinnützige Organisationen, welche von Spendengeldern der Fotografen etc. leben.
Historisch betrachtet war das Beschwichtigungsgerede jedoch noch nie langfristig zutreffend.
Ökonomisch ist es sowieso völlig unrealistisch, da sich die Kosten für zwei redundante Systeme / Bajonette fast verdoppeln:
Forschung und Entwicklung für zwei inkompatible Systeme
Produktion für zwei Fotosysteme für jeweils alle Produkte: Kameras, Objektive, Fernauslöser, evtl. sogar Blitzgeräte etc.
Sogar die Kosten im Vertrieb und Marketing steigen für zwei redundante Systeme an.
Ein Blick in die Vergangenheit hilft jedem klar denkenden Fotografen schnell weiter. Beim letzten großen und weltweit kritisierten Bajonettwechsel (Canon 1987) bezog die Firma derart viel Prügel, dass sie sich gezwungen sah, das alte Bajonett-/ Kamera-System noch insgesamt - allerdings lust- und lieblos - bis ca. 1992 zu unterstützten. Das waren nur 5 Jahre - und zwar zu einer Zeit, als die Kameraverkäufe fast jährlich zunahmen, ebenso der Umsatz und der Gewinn, weil jährlich noch mehr neue Fotografen zum Hobby Fotografie hinzukamen.
Seit 2010/2012 leidet die Fotowirtschaft jedoch unter der schwersten Krise ihrer Geschichte. In nur 6 Jahren wurde der Absatz auf ein Sechstel reduziert. Ferner ist kein Ende des Niedergangs der Branche zu erkennen.
Folglich werden die Firmen dieses Mal nicht so lange zögern.
Ich schließe bereits heute Wetten darauf ab, dass man bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 - zur Gesichtswahrung - wohl alles so belässt. Aber ab dem Folgejahr 2021 werden Entscheidungen fallen. Keine Firma kann sich auf Dauer zwei parallele Systeme leisten. Da spiegellose Kameras in der Herstellung preiswerter sind, aber im Verkauf höhere Gewinne erzielen, sowie im Support teure Arbeiten entfallen, wird die Entscheidung eindeutig sein sowie schnell, konsequent und für die Altkunden knallhart umgesetzt werden.
Das wird man dann jedoch in unserer modernen - und ach so politisch korrekten - Zeit höflich formulieren sowie mit (pseudo-) wissenschaftlichen Studien begründen: Marktstudien und Kundenbefragungen zeigen, dass sich die Kunden weltweit mehrheitlich nur noch für spiegellose Systeme interessieren. - Da unserer Firma immer die Kunden am Herzen liegen und das Kundeninteresse als wichtigstes Kriterium für alle unsere Entscheidungen dient, werden wir uns dem allgemeinen Kundenwunsch beugen und dem in Kundenbefragungen festgestellten Begehren nach ausschließlicher Konzentration auf diese neuen spiegellosen Systeme folgen.
Damit einher geht ein drastischer Wertverlust der alten DSLR-Kameras, bis hin zur Unverkäuflichkeit. Das sind dann bestenfalls Sammler- oder Liebhaberstücke für ganz wenige unverbesserliche DSLR-Anhänger / Nostalgiker, oder schlichtweg nur noch Sondermüll.
Damit einher geht ferner ein erheblicher Wertverlust der alten Objektive. Dies gilt selbst dann, wenn zukünftige Adapter wirklich perfekt funktionieren sollten. Kaum jemand will dann noch mit alten Objektiven und fummeligen, großen, schweren und störenden Adaptern arbeiten.
Aber am härtesten wird es das gesamte Zubehör treffen. Das lässt sich dann nur noch auf dem Flohmarkt verramschen.
Wer nun trotzig denkt, das sitzt er aus, wird vermutlich schnell sehr enttäuscht werden. Während man alte mechanische Analog-Film-Kameras noch lange weiterbetreiben konnte, wird dies bei elektronischen Sensoren und anfälligen Chips schwieriger werden. Die Firmen werden binnen kurzem nach der Entscheidung den Support, die Reparatur und vor allem die Ersatzteillagerung für die alten Systeme reduzieren. In diesem Fall ergeht es Ihnen so, wie mit dem Smartphone. Zwei Jahre nach dem Kauf sollte nichts passieren, sonst wird aus der geplanten Reparatur ein Neukauf. - Dass Sie selbst nichts an Elektronikkomponenten reparieren können, dürfte klar sein. Aber selbst Fotofachgeschäfte dürfen es nicht, selbst wenn sie es könnten. Die Service-Center der Hersteller werden sich jedoch schlicht weigern oder drastische Aufpreise verlangen, sofern irgendwo noch alte Ersatzteile zurückgekauft werden können.
Selbst, wenn mir die jungen Leser mangels eigener Erfahrung noch nicht folgen können: Ein Bajonettwechsel des Herstellers stellt den Gau für die Altkunden dar.
Der Betrug mit den zwei Kartenfächern
Zwei Kartenfächer sind sinnvoll und hilfreich. Das erkennt man bereits daran, dass sehr viele Profifotografen Wert darauf legen.
Das technische Problem liegt jedoch darin, dass in fast allen Kameras zwei unterschiedliche Fächer angeboten werden. Viele Fotografen halten dies primär sogar für einen Vorteil, da man zwei Kartenformate verwenden kann. Das hätte angeblich den Sinn, dass man sogar alte Karten weiterhin verwenden könnte.
Aber die langsamere Karte bremst die schneller und damit die gesamte Kamera aus. Wer also parallel auf zwei Karten sichert, der arbeitet immer nur mit der Geschwindigkeit der langsamsten Karte.
Um es klar festzuhalten: Die SD-Karten sind in der Regel deutlich langsamer als Compact Flash-, XQD- und CFast-Karten. - Und: Wer an einer neuen Kamera alte Speicherchips verwendet, bremst sie noch weiter aus.
Der Vorankündigungs-Betrug
Eine wachsende Anzahl an Kamera-Firmen geht zunehmend dazu über, Produkte ganz offiziell anzukündigen, die sie selbst noch nicht fertiggestellt haben, und die Sie als Kunde auch noch nicht erwerben können. Dabei handelt es sich nicht um ein paar Tage oder Wochen Differenz, sondern meist um Zeiträume von vielen Monaten oder weit über einem halben Jahr.
Die Hintergründe sind vielfältig. Jedoch läuft es immer darauf hinaus, die potentiellen Kunden daran zu hindern, zu einem anderen Hersteller abzuwandern.
De facto liegt es letztendlich immer daran, dass die eigene Technikabteilung aufgrund von Problemen den einstmals geplanten Termin nicht halten kann, und die Kunden ungeduldig werden. - D.h. eine offizielle Vorankündigung stellt somit ein Armutszeugnis über die Firma aus.
Auffällig sind die dabei zunehmend verwendeten Tricks: So wird eine sehr vage und äußerst missverständliche Wortwahl verwendet, die auf Fehlinterpretationen ausgelegt ist.
Ferner scheint es zunehmend so, dass man diese Missinterpretationen durch die eigenen fanatischen Anhänger nicht nur hinnimmt, sondern inzwischen teilweise gezielt über bezahlte Influencer streut.
Der Effekt ist zweischneidig: Auf der einen Seite steigern sich durch die Vagheit der Aussagen die Anhänger und potentiellen Käufer in eigene Fantasien bezüglich der Kamera hinein, wodurch sie dem Produkt eng verbunden werden. Auf der anderen Seite werden sie vom tatsächlichen Endprodukt ziemlich enttäuscht sein, da ihre Träume weder technisch umsetzbar noch preislich gerechtfertigt sind. Aber vermutlich tritt die Enttäuschung bei den meisten Kunden durch die mit den Vorankündigungen gerne verbundenen Vorbestellungsmöglichkeiten erst nach dem Erwerb auf.
Es sei nur ein Beispiel aus dem Jahr 2017 angeführt: multimedia content creators. Viele Anhänger lesen daraus eine komplett in die Foto-Kamera integrierte 8K-Video-Funktion heraus. Da selbst Video-Cams der Spitzenklasse erst langsam in diesen übrigens nicht genormten Bereich von 8K vorstoßen, handelt es sich hierbei mit Sicherheit eher um 8K-Time-laps = Zeitraffer. D.h. man kann bereits mit jeder älteren Foto-Kamera, welche horizontal zumindest 7.680 Pixel auflöst (also insgesamt rund 40 Mega-Pixel aufnehmen kann) Einzelfotos im zeitlichen Abstand machen und dies dann anschließend mit einer Software zu einem schnell ablaufenden Film zusammenstellen. Mit jeder kleineren Kamera kann man die Einzelfotos übrigens nachträglich großrechnen / vergrößern. D.h. jede Foto-Kamera besitzt diese Möglichkeit bereits seit vielen Jahren. Zeitraffer und natives 8K-Video sind jedoch zwei völlig unterschiedliche Dinge. - Im Übrigen stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage der Sinnhaftigkeit von Zeitraffer-Videos mit 8K Auflösung, solange kaum 8K-Fernseher / -Monitore vorhanden sind. - Nachtrag September 2017: Inzwischen kam die tatsächliche Kamera heraus und hat exakt obige Vermutungen bestätigt. Aber nun wird dies von den gläubigen Anhängern unter den Teppich gekehrt. - Ein erstaunlicher Effekt: die Getäuschten schützen den Betrüger.
Der Bit-Betrug bei RAW-Dateien
Zunehmend wird in den Werbebroschüren und im Marketing - vor allem bei spiegellosen Kameras - schamlos mit dem RAW-Format Schindluder getrieben.
Das RAW-Datei-Format wird vornehmlich von anspruchsvollen Fotografen verwendet, da man damit unter gewissen Bedingungen eine höhere Bildqualität aus der Aufnahme - nachträglich in der Postproduction am PC - herausarbeiten kann, resp. das Bildergebnis in einer umfassenderen Weise künstlerisch nachbearbeiten kann.
Deshalb zielt der Betrug hier eindeutig auf diese anspruchsvolleren Fotografen ab, die bereit sind, mehr Geld für eine etwas höhere Bildqualität resp. mehr Freiheiten in der Nachbearbeitung zu investieren. Daneben zielt es natürlich auf die unkritischen Testzeitschriften, die nur die Datenblätter der Kameras kopieren, statt die Kameras selbst zu testen.
Der Trick funktioniert ganz einfach: RAW-Dateien sind nicht genormt. D.h. man darf eigentlich alles so bezeichnen, was einem irgendwie gearteten freien Firmenstandard entspricht. Die Kamerahersteller resp. deren Marketing-Abteilungen nutzen diese Freiheit zunehmend großzügig aus und definieren ständig neue RAW-Formate.
Inzwischen bieten fast alle Kameras verschiedene RAW-Datei-Formate an. Der Hintergrund hierzu lag ursprünglich in der riesigen Dateigröße der RAW-Dateien im Vergleich zu den klassischen JPEG-Dateien. Das hielt viele Fotografen früher davon ab, RAW zu verwenden, da u.a. die eigene früher kleine und teure Speicherkarte in der Kamera sowie die Festplatte auf dem eigenen PC schnell damit angefüllt wurden. Deshalb erfand man RAW-Formate, die komprimiert waren und kleinere Dateien lieferten. Die Reduktion der Dateigröße wird i.d.R. dadurch erzielt, dass man die Bit-Tiefe der Datei verringert.
Dies klingt ganz harmlos: 11 oder 12 Bit statt den 14 Bit. Was machen schon 2-3 Bit aus? Das sind ja maximal nur 1/7 resp. 1/5 der Bits. - Nein.
Das binäre System ist ziemlich kompliziert, und wird von kaum jemandem wirklich verstanden resp. in seinen Auswirkungen im Alltag gedanklich umgesetzt. Hierzu gibt es einen bezeichnenden Witz:
Es existieren genau 10 Arten von Menschen:
Diejenigen, welche binäre Dateien verstehen.
Und diejenigen, welche binäre Dateien nicht verstehen.
Falls Sie den Witz nicht verstanden haben, gehören Sie zu letzteren.
Die Grundlagen bestehen darin, dass es sich um ein Potenzsystem auf der Basis 2 handelt. D.h. jedes Detail wird potenziert. Bei der Bit-Farbtiefe handelt es sich um die Summe der Potenzen. Dies erklärt, warum vermeintlich kleinste Unterschiede sich riesig auswirken.
1 Bit bedeutet 2 Möglichkeiten (eben die binären Zustände 1 und 0, siehe den Witz oben) oder in der Fotografie 2 Bildwerte je Pixel auf dem Sensor. Dies gilt dann auch noch für die jeweils 4 Pixel eines Bayer-Sensors, wodurch wir bereits bei 2 Werten für 1 blauen Pixel, 2 Werten für 1 roten Pixel und 4 Werten für die 2 grünen Pixel sind. Denn das gilt natürlich für jede Farbe. Sie erkennen bereits hier, wie schnell das anwächst. Das erste Bit steht somit für insgesamt 8 Bildwerte für einen daraus gemischten Farbwert (RGB).
2 Bit bedeutet 2 hoch 2 = 4 Bildwerte.
3 Bit bedeutet 2 hoch 3 = 8 Bildwerte.
4 Bit bedeutet 2 hoch 4 = 16 Bildwerte.
5 Bit bedeutet 2 hoch 5 = 32 Bildwerte.
6 Bit bedeutet 2 hoch 6 = 64 Bildwerte.
7 Bit bedeutet 2 hoch 7 = 128 Bildwerte.
8 Bit bedeutet 2 hoch 8 = 256 Bildwerte. Das entspricht den JPEG-Bildern.
9 Bit bedeutet 2 hoch 9 = 512 Bildwerte.
10 Bit bedeutet 2 hoch 10 = 1.024 Bildwerte.
11 Bit bedeutet 2 hoch 11 = 2.048 Bildwerte.
12 Bit bedeutet 2 hoch 12 = 4.096 Bildwerte.
13 Bit bedeutet 2 hoch 13 = 8.192 Bildwerte.
14 Bit bedeutet 2 hoch 14 = 16.386 Bildwerte.
Eine Firma drosselt bis heute ihre RAW-Dateien auf 11 Bit.
Der Unterschied zu 14 Bit ist gravierend.
Alle Bit von 1 bis 11 aufaddiert (das bedeutet 11-Bit-Farbtiefe nämlich) ergeben zusammen 2.048 Möglichkeiten = Farbtiefe = Bildinformationen je Pixel.
14 Bit bedeuten hingegen 16.384 Bildwerte je Pixel. In einem 14-Bit-Foto sind folglich 8-mal mehr Bildinformationen enthalten, als in einem 11-Bit-Foto.
Dieser gravierende Unterschied ist in der Bildqualität des Fotos sichtbar.
Eine andere Firma drosselt ihre RAW-Dateien auf 12 Bit.
Der Unterschied zu 14 Bit ist ebenfalls gravierend.
Alle Bit von 1 bis 12 aufaddiert bedeuten zusammen 4.096 Möglichkeiten = Farbtiefe = Bildinformationen je Pixel.
14 Bit bedeuten hingegen 16.384 Bildwerte je Pixel. In einem 14-Bit-Foto sind folglich 4-mal mehr Bildinformationen enthalten, als in einem 12-Bit-Foto.
Auch dieser gravierende Unterschied ist in der Bildqualität des Fotos (zumindest bei niedrigen ISO-Einstellungen) sichtbar.
Allerdings haben diese Bildreduktionen für die Marketing-Abteilung einen Werbewert, da die damit verbundenen 11- oder 12-Bit-Dateien viel kleiner sind. Dadurch wiederum lassen sie sich schneller in der Kamera verarbeiten und auch schneller speichern. Daraus folgt wiederum, dass man die Serienbildgeschwindigkeit der Kamera (landläufig als Dauerfeuer bekannt) erhöhen kann. Letzteres ist jedoch werbewirksam, da damit auf dem Papier schnell Zahlen erreicht werden, die sonst nur sündhaft teure Sport-Profi-Kameras mit Doppelprozessoren erreichen.
Dieser RAW-Betrug findet sich heute in sehr vielen Prospekten: Viele der angegebenen Papier-/Prospekt-Werte beziehen sich nur auf 11 oder 12 Bit-RAW.
Das ist absolut unerträglich und für die moderne hochwertige Sensorklassen sowie der damit möglichen hohen Bildqualität unwürdig.
Dass man in anderen Fotobereichen (wie z.B. Mittelformat-Kameras) inzwischen zu 16-Bit-Aufzeichnung übergeht, hat seinen nicht nur messbaren, sondern im Bild sichtbaren Grund. Nur damit kann man die bei neuen Sensoren mögliche Bildqualität tatsächlich übertragen.
Nochmals im Klartext: 14-Bit reichen bereits heute nicht mehr aus. Und ein Rückschritt zu 12 oder sogar 11 Bit ist lächerlich.
Für 12 Bit (oder sogar 11 Bit) lohnt sich der gesamte Aufwand der RAW-Nachbearbeitung nicht. Dann können Sie auch gleich in den heute deutlich verbesserten JPEG-Modi fotografieren.
Verwendet man allerdings höherwertige 14 Bit-RAW-Dateien, sinken die hochgejubelten Papier-Leistungen jener Kameras auf die üblichen mittelmäßigen Werte der Konkurrenten ab. 1/3 bis zu 50% der fiktiv dazugerechneten Pseudo-Leistung sind dann weg.
Die US-amerikanische Autorin Gwen Bristow legte einer hochstehenden Dame folgenden Satz in den Mund: Sie müssen lernen, besser zu lügen, wenn Sie es in dieser Welt zu etwas bringen wollen - Ganz offensichtlich haben zahlreiche Mitarbeiter/innen in mehreren Fotofirmen sich diesen Ratschlag zu Herzen genommen.
Je geringer die technischen Unterschiede der verschiedenen Kameras heute de facto sind, desto größer werden sie mit übelsten Tricks und Mitteln aufgebauscht.
Aber die Kunden sind ja selbst schuld, sagte mir ein hoher Manager, Die wollen belogen werden. - Wer will heute noch die Wahrheit hören, dass die meisten Produkte ausgereizt sind.
Kurzum: Viele Manager halten die (vor allem Privat-) Kunden für dumm.
Es liegt somit an den Fotokunden, wie sie das selbst sehen.
Persönlich halte ich inzwischen alle modernen Kameras für sehr hochwertig, und selbstredend nimmt der technische Fortschritt langsam weiter zu. Abschließend bleibt auch klar, dass jedes Kameramodell in einer bestimmten Disziplin den Mitbewerbern etwas überlegen ist. Das ist sogar gut so. Dann kann jeder die für sich passende auswählen. Aber die perfekte Kamera für alle Foto-Stile oder alle Fotografen existiert nicht und wird auch nie existieren - gleichgültig, was die Marketing-Abteilungen der Hersteller oder die Meinungsmacher im Internet behaupten.
Für Fotografen bedeutet dies: Schalten Sie Ihr Gehirn ein und denken Sie genau nach. Sie finden heute nur noch gute Kameras. Wählen Sie die für Sie persönlich passende aus. Wenn Sie das neueste Modell des am aggressivsten werbenden Herstellers tatsächlich für die dort beworbenen Aufnahmesituationen benötigen, so kaufen Sie diese Kamera sofort und fangen Sie unverzüglich an, damit zu fotografieren. - Ansonsten investieren Sie den Differenzbetrag zur von Ihnen bisher favorisierten Kamera sinnvoller in hochwertige Objektive.
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