Kameras mit kleinem Sensor, Kameras mit kleinem Bildsensor, Tests, Qualität, Empfehlungen
Kompaktkameras, Bridge-Kameras, Traveller-Zooms, Outdoor-Kameras, Superzoom-Kameras, Schnappschusskameras, Reise-Zoomkameras.
Dieser Artikel wendet sich an Fotografen/innen aller Stufen: Einsteiger, Anfänger, Hobbyfotografen, ambitionierte Fotografen und Profis, die entweder eine Erstkamera oder eine Zweitkamera suchen.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Kameras mit kleinem Sensor behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Definition Kameras mit kleinem Sensor, Kameras mit kleinem Bildsensor
Mit Kameras mit kleinem Sensor, Kameras mit kleinem Bildsensor sind hier alle Kameras unter den 1-Zoll-Sensor-Formaten gemeint. Zu Mittelformat, Vollformat, APS-C sowie Micro-4/3 siehe die dortigen Artikel.
Sie umfassen somit:
- Die Sensoren aller Kompakt- und Pocket-Kameras: Meist 1/3,2, 1/2,8, 1/2,7, 1/2,5, 1/2,3 Zoll. Diese Sensoren sind meist nur so groß, wie ein kleiner Fingernagel. Exakt misst der am weitesten verbreitete 1/2,3 Zoll-Sensor: 6,2 mm * 4,6 mm und ergibt somit nicht einmal 29 Quadratmillimeter Fläche.
Die früher noch verwendeten Sensoren mit 1/4 Zoll finden sich heute kaum mehr.
- Die Sensoren aller Traveller-Zoom, Reise-Zoom- oder mittleren Zoom-Kameras: Heute meist 1/2,3 Zoll. Diese Sensoren sind meist nur so groß wie ein kleiner Fingernagel.
- Die Sensoren aller Bridge-Kameras: Meist 1/2,3 Zoll. Diese Sensoren sind meist nur so groß wie ein kleiner Fingernagel.
- Zu den teuren Edelkompakten und Edel-Bridge-Kameras mit 1-Zoll-Sensoren siehe Edel-Kameras.
Hier finden Sie einige der heute gängigen Sensorgrößen, Sensorgrößen im Vergleich
- Unerklärlicher Weise schwanken alle Längen- und Breitenangaben zu den Sensorgrößen im Internet. Somit weicht auch die Fläche der Sensorgröße je nach Informationsquelle ab.
- Überdies halten sich auch die Hersteller keineswegs immer an die offiziell angegebenen Größenklassen. Es wird der neueste oder preiswerteste Sensor verwendet. Im Zweifel sprechen seriösere Hersteller dann von nutzbaren XY Mega-Pixeln.
- Festgehalten werden muss jedoch, dass minimale Unterschiede, wie ein paar Quadratmillimeter mehr oder weniger bei diesen winzigen Sensoren keinen sichtbaren Einfluss auf die Bildqualität haben. Das sind nur in speziellen Labors technisch messbare Details. Erst der Übergang zu völlig anderen Größenklassen wie dem 1-Zoll-Sensor-Format bringt einen sichtbaren Vorteil bei der Bildqualität.
Vorteile
Diese kleinen Sensoren bieten zahlreiche Vorteile sowohl für Fotografen als auch für Hersteller.
- Sehr geringe Baugröße. Nur damit sind sehr flache und wirklich leichte Kameras herstellbar.
- Geringere Anforderungen an die Optik. Daraus folgen kleinere, leichtere und preiswertere Objektive.
- Geringes Gewicht der Objektive. Nur so sind extreme Zoom-Objektive herstellbar. Bereits 2014 waren über 1.500 mm reale optische Brennweite ohne und 2.000 mm mit Adapter im Vergleich zur Kleinbildkamera / Vollformatsensor möglich. 2018 stieg dies auf bis zu 3.000 mm äquivalenter Brennweite bei Bridge-Kameras.
- Sehr geringer Preis sowohl in der Herstellung als auch für den Kunden beim Kauf. Heute für 300-500 Euro erhältliche Bridge-Kameras mit umgerechnet über 1.000 mm Brennweite würden im Bereich der Vollformatkameras bei weit über 10.000 Euro liegen.
- Geradezu fantastische Schärfentiefe / Tiefenschärfe für Makroaufnahmen im Bereich ab wenigen Zentimetern, die in wenigen Sekunden zu beeindruckenden Aufnahmen führen.
Derartige Schärfentiefe lässt sich im Bereich der Vollformat-Kameras nur mit Focus-Stacking erzielen: D.h. man muss oft dutzende von Aufnahmen durchführen und diese mit einer teuren Spezialsoftware und schnellen PCs zusammenführen.
- Dank niedriger Einstiegspreise ist die Einstiegshürde gering, sodass früher jährlich Millionen Menschen neu zum Hobby Fotografie fanden und noch heute finden können.
- Hieraus ergeben sich sogenannte Jederzeit- / oder Immer-dabei-Kameras, welche die meisten Menschen gerne mitnehmen.
Die Anschaffung von Rücksäcken, oder schwerem Zubehör kann entfallen.
- Die Einschaltzeit der kleinen Kameras ist oft sehr gering.
- Physikalisch durch den kleinen Sensor und die große Schärfentiefe beim Weitwinkel bedingt sowie aufgrund des enormen technischen Fortschrittes sind die Kontrast-Autofokuszeiten sehr kurz und übertreffen teilweise sogar Profikameras.
- Die Video-Leistungen dieser Kameras mit kleinem Sensor sind oft unerwartet gut und übertreffen hierin teilweise sogar manche APS-C- und Vollformat-Kamera.
- Dank dutzender Motiv- und Automatik-Programmen werden selbst für absolute Laien gute Aufnahmen möglich. Gesichtserkennung, Motivverfolgung, Panoramabilder gehören hier zum Standard, der manche APS-C-Kameras an Komfort übertrifft.
Um generelle Kritiker zu beruhigen, weise ich darauf hin, dass ich selbst seit vielen Jahren Besitzer derartiger Kompaktkameras mit kleinem Sensor bin. Ferner wurde und werde ich von allen Bekannten und Verwandten seit Jahren immer wieder um Rat und Kaufempfehlungen hierzu gefragt, wodurch ich noch wesentlich mehr derartiger Kameras getestet habe. Unter Beachtung der folgenden technischen Einschränkungen habe ich damit durchaus ansprechende Fotos erzeugen können.
Nachteile
Diese kleinen Sensoren bieten zahlreiche Nachteile sowohl für Fotografen als auch für Hersteller.
- Die Beugungsunschärfe beginnt bei diesen kleinen 1/2,3-Zoll-Sensoren und 20 Mega-Pixeln meist bereits bei Blende 3. Siehe z.B. den Rechner. Teilweise sogar darunter. D.h. bereits im mittleren Bereich eines Zooms sind selbst unter idealen Lichtverhältnissen keine scharfen Fotos mehr möglich.
- Dieses Segment der Kameras mit kleinen Sensoren wird von unten von den Smartphones seit 2013 sowohl technisch als auch preislich massiv bedrängt. Deren Bildqualität ist den Kompaktkameras oft ebenbürtig und spätestens seit 2019 in einigen Bereichen überlegen.
- Als Folge haben die Fotohersteller seit 2013 dramatische Einbrüche der Verkaufszahlen in diesem Sektor hinnehmen müssen. Während bis 2015 diese Kameraklasse die beliebteste war mit 2008 über 110 Mio. und 2010 über 108 Mio. verkaufter Stück, fiel sie danach deutlich im Kundeninteresse zurück und lag 2019 bei nur noch 6,6 Mio. produzierten Kameras, wobei die meisten Kameras eher dem Bereich der teuren 1-Zoll-Edelkameras angehörten. Deshalb sank auch die Auswahl an Modellen dramatisch. De facto schätze ich deren an Endkunden verkaufte Anzahl 2019 auf jeweils unter ca. 1 Mio. Kompakt- und 2 Mio. Bridge-Kameras mit diesen ganz kleinen Sensoren.
- Selbst die theoretischen Gewinnmargen sind minimal. Die tatsächlich erwirtschafteten Erlöse meist negativ, da Hersteller wie Verkäufer derzeit auf Überkapazitäten sitzen bleiben.
- Als Folge sinkt die Qualität der neu produzierten Ware.
- Die meisten Markenhersteller lassen inzwischen extern in Südostasien bei ganz wenigen Firmen Kameras dieser Klasse produzieren und lassen anschließend nur noch ihr Logo draufkleben und Ihre Software einspielen.
- Da man mit den kleinen Kameras nichts mehr verdient, sinken die Investitionen in Innovationen.
Im Prinzip wird nur noch das aus den hochwertigeren Produkten Bekannte auch hier eingesetzt, weil es die Konkurrenz macht.
- Die marketing-technischen Erneuerungszyklen für Nachfolgeprodukte liegen inzwischen bei 1 Jahr.
- Warum sich die renommierten Marken diesem Stress aussetzen, ist nur über die aus dem Marketing stammende Doktrin zu erklären, dass man die Anfänger an die Marke binden will. Aber im technischen Fotobereich der Anfänger mit Kompaktkameras ist die Markenbindung eher gering.
- Da mit diesen Kameras auf keiner Ebene Geld verdient wird, findet auch keine nennenswerte Endkontrolle statt. Folglich ist die Serienstreuung erheblich. Sie ist weit größer als jeder im Labor gemessene Testunterschied zwischen dem besten Modell der Sensorklasse und dem schlechtesten.
- Auch wenn die Hersteller und Händler dies vehement bestreiten werden, so zeigen mir vertraulich zugespielte Informationen, dass die Rücklaufquoten bei Internet-Betellungen im Kompaktbereich dramatisch höher liegen als bei hochwertigen Fotoapparaten. Offensichtlich liegt hier die Hemmschwelle sehr niedrig, bei Missfallen die relativ preiswerte Kamera komplett umzutauschen. Dies hat zur Folge, dass sich viele Kunden über falsch als Neuware deklarierte Rückläufer beschweren.
Kontrollieren Sie bei einem Internet-Kauf unbedingt genauestens die Ware auf gebrochene Siegel, benutzte Handbücher, bereits aufgenommene Fotos auf beigelegten Chips, Kratzer im Display, fehlende Teile etc.
- Unter ungünstigen Lichtverhältnissen steigen die sonst guten Fokussierzeiten deutlich an. Manche kontrastarmen Objekte können dann teilweise überhaupt nicht mehr fokussiert werden.
- Im Video-Bereich haben die kleinen Gehäuse oft Probleme mit der Tonqualität. Oft findet sich nur Mono. Stereoton ist in akzeptabler Qualität nur mit nur selten anschließbarem externem Mikrofon erzielbar.
- Nur wenige teure Kameras mit kleinem Sensor bieten für Videos das zukunftssichere und technisch optimalere AVCHD-Format. Oft werden veraltete und kaum brauchbare Video-Formate angeboten, die sich zusätzlich auch nur schwer nachbearbeiten lassen.
- Letztendlich beschränken manche Hersteller die theoretisch mögliche Video-Leistung der kompakten Kameras absichtlich, um ihre teureren Produkte zu schützen.
- Aufgrund riesiger Schärfentiefe der kleinen Sensoren kann man bei Porträtaufnahmen die Personen nicht freistellen. D.h. auch der Hintergrund bis zu den Bergen wird meist absolut scharf abgebildet. - Moderne Kompaktkameras bieten hierfür nun zwar einen Porträt-Modus an, der den Hintergrund in der Unschärfe verschwinden lässt. Das Ergebnis ist jedoch meist nicht optimal.
- Dutzende auszuwählende Automatik-Modi sind heute keine Seltenheit und verwirren Anfänger in der fotografischen Praxis eher.
Bildqualität
Die Bildqualität der Kameras mit kleinem Sensor ist bei ISO 100 unter darunter (manche Kameras beherrschen ISO 80 etc.) gut. D.h. am hellen Tag können damit gute Aufnahmen gemacht werden.
Physik des Sensors
- Je kleiner der Sensor ist, desto weniger Licht kann er aufnehmen. - Punkt.
- Die Pixel-Größe (auch Pixelpitch = Pixelabstand genannt) und die somit Sensor-Größe entscheiden jedoch als physikalische Grundgröße maßgeblich über die Bildqualität.
- Alle technischen Innovationen der letzten Jahre an den Sensoren konnte daran nichts ändern.
- Alle Sonderbezeichnungen der immer neueren Sensoren (wie z.B. CCD, CMOS, Back light, lichtempfindliche BSI-Technologie) hatten zwar im Labor technisch messbare Vorteile, wirkten sich jedoch nur minimal in der Praxis aus.
Auflösung / Mega-Pixel
- Seit 2014 arbeitete man zwar auf 20 Mega-Pixel als Standard bei vielen Kompaktkameras hin, und Ende 2016 war es oft der Standard.
- Aber die dadurch erzielbaren Bildergebnisse sind nicht mehr besser als die der 10-16-Mega-Pixel-Kameras.
- Zumindest momentan scheint hier eine Grenze der Nutzbarkeit aufzutreten.
- Je mehr Mega-Pixel ein Hersteller auf einen gleich-kleinen Sensor packt, desto kleiner wird zwangsläufig die Fläche jedes einzelnen Bildpunktes, die Lichtteilchen (Photonen) einfängt. Das führt in fast allen Fällen primär einmal zu einem höheren Rauschen, das wieder durch einen stärkeren Prozessor und effizientere Scharfzeichner und Konturverstärker herausgefiltert werden muss. Die Scharfzeichnung führt jedoch wieder zu störenden Bildartefakten. Ob dies dann sekundär zu einem insgesamt besseren Bildergebnis führt, ist zumindest bei 20 Mega-Pixeln auf derart kleinen Sensoren heftig umstritten. In vielen Testberichten wird die aggressive Rauschfilterung moniert, welche vor allem Details in kontrastarmen Bereichen glättet. In Internet-Produkt-Rezensionen wird dies dann von den Käufern oft als
matschiges Bild
, breiig
, gemalt
, Aquarelleffekt
oder weichgezeichnet
sowie verschwommen
bezeichnet. Manche Modelle reduzieren ferner die (Farb-) Sättigung, um das Farbrauschen zu kaschieren, wodurch dann farblose und flaue Bilder entstehen.
- Es bleibt auch unklar, warum für diese Zielgruppe so viele Mega-Pixel technisch erforderlich sein sollen. Wenn absolute Profikameras wie Nikon D6 und Canon 1D X III mit 20 bzw. 21 Mega-Pixeln auskommen, um damit edle Hochglanzillustrierte mit Doppelseiten (DIN A3-Fotos = 60*30 cm) zu beliefern, erkenne ich kaum einen nutzbaren Mehrwert für Einsteiger und Hobbyfotografen, die nachweislich ihre Fotos kaum über 13*18 cm ausdrucken oder ausbelichten und sowieso meist mit maximal 3.840*2.160 Pixeln am 4K-Flachbildfernseher anschauen.
- Unter 10 Mega-Pixel wird meines Wissens heute keine Kompaktkamera mehr angeboten. 8 Mega-Pixel würden bereits für Ausdrucke 20*30 cm in bester Qualität ausreichen. Meine alte Kompakt-Kamera zeichnet maximal mit 9 MP auf, die ich oft noch nachträglich am PC beschneide. Dennoch hat das Ergebnis bisher immer für Ausdrucke im Format A4 / 20*30 cm ausgereicht. Manche wurden sogar auf die Titelseiten internationaler Zeitschriften gedruckt (siehe: Gute Fotos machen).
- Im Übrigen scheint die Optik bei allen Kameras mit kleinem Sensor einen sehr beschränkenden technischen Einfluss auszuüben. Testlabore messen bei Kompaktkameras meist einen Auflösungsverlust von rund 40 % von der Mitte zu den Rändern hin. D.h. während das Bild in der Mitte noch relativ scharf abgebildet wird, verliert es zum Rand hin sichtbar an Qualität.
ISO-Zahlen - Praxis-Ergebnisse
Fakt war, ist und bleibt auch für noch einige Zeit:
- Bei ISO 100 und darunter liefern alle Kameras mit kleinem Sensor bei hellem Tageslicht sehr gute bis gute Bilder, die man meist auch bis DIN A4 vergrößern kann.
- Bei ISO 200 liefern viele Kameras mit kleinem Sensor bei hellem Tageslicht noch gute Bilder, die man meist auch bis zu den heute üblichen 13*18 cm vergrößern kann.
- Bei ISO 400 zeigen die meisten Kameras mit kleinem Sensor bereits bei hellem Tageslicht nur noch befriedigende Qualität, die man allerdings meist noch problemlos bis zum Format 10*15 cm abziehen kann.
- Darunter - also ab ISO 800 beginnt bei allen Kameras mit kleinem Sensor das sichtbare Rauschen. Dies wird technisch zwar dadurch verringert, indem die Hersteller mit scharfen Filtern alles weichzeichnen, wodurch es jedoch nur zu ausgewaschenen, blassen, farb-, kontrast- und konturlosen und oft in Rezensionen als
unscharf
monierten Fotos kommt.
- Die Kamerahersteller werben zwar inzwischen auch bei den kompakten Kameras mit ISO Zahlen bis 12.800. Diese marketing-technischen Angaben sind in der Praxis jedoch erfahrungsgemäß um mindestens 2-3 Blenden / ISO-Stufen zu reduzieren. Technisch sind auch auf absehbare Zeit ISO 3.200 und 6.400 mit diesen kleinen Sensoren nicht auf ein brauchbares Bildniveau zu heben.
- D.h. kleine Sensoren liefern ab 1.600 ISO keine guten Fotos mehr. Das Rauschen ist bei kleinen Sensoren und 1.600 ISO nicht nur am Monitor, sondern auch auf Ausdrucken störend sichtbar.
- Aufnahmen bei Dämmerung sind nicht in guter Qualität durchführbar.
- Aufnahmen in normal beleuchteten Innenräumen sind (ohne Blitz) nicht in guter Qualität durchführbar. (Zur geringen Blitzleistung siehe Blitz.)
- Die immer wieder in den Tests herausgestellten minimalen Qualitätsunterschiede bezüglich Bildqualität bei Kompakt- und Bridge-Kameras zwischen 50 und 500 Euro sind derart marginal, dass sie in der Praxis kaum ins Gewicht fallen.
Lichtrichtung
- Aufgrund der fast immer fehlenden Sonnenblende sowie der fast immer fehlenden Vergütung der Linsen sind die Kameras mit kleinem Sensor extrem empfindlich für Gegenlicht.
- Manche Kameras reagieren bereits auf Seitenlicht mit Farbfehlern, oder geringen Farbkontrasten.
Software-Steuerung
- Die oft monierte schlechte Bildqualität stammt auch aus den vielen Automatik-Modi, die sehr früh - oft grundlos - in hohe ISO-Werte schalten.
- Das Problem scheint jedoch eher in der Zielgruppe Anfänger und den damit fehlenden Kenntnissen oder Faulheit zu liegen, die komplexeren Modi Av, Tv oder sogar M zu benutzen.
- Viele moderne Fotografen haben auch de facto keine Ahnung von der (Foto-) Technik und wünschen sowie benötigen deshalb derartige Automatikmodi.
- Ähnlich sieht es mit dem manuell einstellbaren Fokus aus, den einige Kompaktkameras inzwischen bieten.
- Erfahrungsgemäß werden selbst an den teureren Modellen, welche fortgeschrittene Halbautomatiken wie Av, Tv, P- oder manuelle Modi anbieten, dennoch die gewohnten Automatikmodi verwendet. Selbst der P-Modus scheint den meisten Nutzern zu kompliziert und vor allem zu fehleranfällig.
- Denn in der Tat sind die oft dutzenden Automatikmodi heute sehr ausgefeilt, sofern der Anwender den richtigen Modus auswählt.
- Ferner halten sich die möglichen qualitativen Verbesserungen bei manueller Einstellung oft in sehr engen Grenzen. Auch hier begrenzt die Sensorgröße.
- Dennoch: Sofern möglich, sollten Sie die ISO-Zahl manuell fest auf 100 bis 200 einstellen, wenn Sie Wert auf gute Fotos legen.
Speicherformat
Ein Problem für die schlechte Bildqualität scheint im Speicherformat zu liegen.
- Die meisten Kameras mit kleinem Sensor bieten nur JPEG als Speicherformat an, wobei man deren Feineinstellungen kaum beeinflussen kann.
- Das Problem scheint jedoch auch hier eher in der Zielgruppe Anfänger und der damit fehlenden RAW-Formate zu liegen.
- RAW kann subjektiv minimal bessere Ergebnisse erzielen, da der Anwender hier die Optimierungen in seiner gewünschten Richtung beeinflussen kann. Aber man darf keine Wunder erwarten. Die Sensorgröße entscheidet. Und oft wird die Fotoqualität objektiv durch die unsachgemäße RAW-Konvertierung am PC sogar schlechter, falls die Person nichts davon versteht.
- Nur mit Erfahrung und bei schwierigen Lichtverhältnissen lassen sich mit RAW bei kleinen Sensoren wirklich deutlich sichtbar hochwertigere Ergebnisse erzielen.
- Falls RAW überhaupt bei kleinen Sensoren angeboten wird, dann ist die Auswahl jedoch oft derart tief in Menüs verborgen, dass viele Besitzer sie nicht einmal finden. Auch das Zurückschalten zu JPEG gestaltet sich meist umständlich, sodass ein häufiger Wechsel zwischen JPEG und RAW meist unterbleibt.
- Falls RAW überhaupt bei kleinen Sensoren angeboten wird, dann ist die Speicherzeit oft sehr lange. 5-10 Sekunden je Bild waren früher keine Seltenheit. Und selbst 2020 waren 1-2 Sekunden je Bild noch oft zu finden. So lange ist die Kamera dann blockiert.
- Für Schnappschüsse (besonders in Folge) eignet sich RAW deshalb bei preiswerten Kameras mit kleinem Sensor nicht.
- Ferner benötigt man für RAW-Aufnahmen einen leistungsfähigen PC für fast jede RAW-Software.
- Hinzu kommen die zwischen den Kamera-Herstellern unterschiedlichen RAW-Formate und sogar noch unterschiedliche RAW-Formate für manche Kamera-Modelle. Diese Komplexität schreckt viele Einsteiger ab.
- Letztendlich erfordert die optimale RAW-Konvertierung auch Zeit. In der Zielgruppe der Kameras mit kleinem Sensor wird sie jedoch ungern investiert.
- Dennoch: Sofern möglich, sollten Sie die Kamera manuell für hochwertige Aufnahmen fest auf RAW einstellen, wenn Sie Wert auf optimal nachbearbeitbare Fotos legen.
Unterschiede Kompakt-Kameras zu Bridge-Kameras
So ganz klar war die Definition der Bridge-Kameras nie. Manche Fotografen verstanden früher darunter auch Edelkompaktkameras.
Gefühlsmäßig hätte man jedoch noch vor 10 Jahren diese Unterscheidung relativ leicht treffen können. Heute wird dies zunehmend schwerer.
- Bridge-Kameras sehen aus wie professionelle Spiegelreflex-Kameras, sind üppig ausgestattet und besitzen ein sehr großes, fest eingebautes Zoom-Objektiv. Meist fehlt ihnen jedoch ein manuell bedienbarer Zoom-Ring am Objektiv.
- Sie bildeten die Brücke (deshalb Bridge) zwischen Kompaktkameras und Systemkameras (mit und ohne Spiegel).
- Bridge-Kameras geben dem Besitzer das Gefühl einer großen Systemkamera (DSL/R) und bilden somit auch ein Statussymbol für den etwas ambitionierteren Hobby-Fotografen. Da Laien den Unterschied zwischen einer DSLR und einer Bridge-Kamera meist nicht erkennen, wirkt der optische Effekt auch tatsächlich.
- Da heute jedoch die kleinen Kompaktkameras - von den Smartphones hart bedrängt - einen zunehmend größeren Zoom-Bereich erhalten und sich daraus eine eigene Klasse der sogenannten Traveller-Kameras, Reisezoom-Kameras oder Super-Zoom-Kameras mit 20-50-fach-Zooms entwickelte, wird die Grenze - zumindest technisch gesehen - fließend.
- Insbesondere besitzen heute fast alle kleinen Kompaktkameras ebenfalls einen Bildstabilisator, den es früher nur bei Bridge-Kameras gab.
- Da die Bridge-Kameras sich jedoch nach unten durch immer noch größere Telezooms abgrenzen, entwickelt sich inzwischen dieser Bildstabilisator bei Bridge-Kameras zum Problem, da es technisch derzeit kaum durchführbar ist, eine Brennweite von 1.000-3.000 mm zu stabilisieren.
- Insbesondere bereiten bei manchen Bildstabilisatoren und Mega-Zooms deutlich hörbare Geräusche Probleme. Für unbemerkte Schnappschüsse sind diese nicht immer geeignet.
- Meist sind Volumen und Gewicht der Bridge-Kameras höher.
- Dadurch finden sich bei ihnen ergonomischere Haltegriffe und mehr manuell und direkt bedienbare Schalter / Kameraoptionen.
- Ferner lassen sich dadurch die Kameras beim Auslösen auch verwacklungssicher halten.
- Vor allem moderne Bridge-Kameras bieten sie inzwischen auch den RAW-Modus für eine theoretisch etwas höhere Bildqualität. Aber das bieten inzwischen auch viele Kompaktkameras des höheren Preissegmentes.
- Teilweise bieten Bridge-Kameras zusätzlich zum Display hinten auch einen Sucher. Dieser ist jedoch überwiegend elektronisch, von mäßiger Qualität oder nur als Zusatz oben aufsteckbar und für erhebliche Kosten zusätzlich zu beschaffen.
- Volumen und Gewicht einer Bridge-Kamera schließen die Verwendung als
Immer-dabei-Kamera
aus. Sie qualifizieren sich eher als Kamera, die man gezielt auf Reisen und größeren Ausflügen mitnimmt.
- Jedoch ist in fast allen Fällen der Sensor einer Bridge-Kamera ebenso klein, wie der einer Kompaktkamera. D.h. die physikalischen Grenzen und damit die Bildqualität unterscheiden sich in der Praxis nicht.
- Zumindest bis heute (2020) scheinen sich diese Bridge-Kameras (auch dank 60- bis 125-Fach-Zooms) noch relativ hoher Beliebtheit zu erfreuen. Die Nachfrage nahm langsamer ab als bei den Kompaktkameras mit Kleinsensor, deren Verkaufszahlen jährlich um ca. 30% schrumpfen. Allerdings beruht der angebliche Marktanteil der Bridge-Kameras auf dem Mythos der Prozentualrechnung: Man muss beachten, dass die gesamte Fotobranche seit 2010 eine schwere Nachfragekrise durchlebt.
- Das aktuelle Spitzenmodell dieser Klasse bildet die 2018 herausgekommene Nikon P1000 mit einem 125-Fach-Zoom von äquivalenten 24-3.000 mm Brennweite. (Siehe hierzu u.a. Nikon Coolpix P1000: what you need to know). Mit 1,4 kg Gewicht und einem Volumen, das manche spiegellose sowie Spiegel-Systemkamera (DSLR) übertrifft, liegt sie mit über 1.000 Euro UVP jedoch auch preislich eher im obersten Segment (aktueller Preis bei Amazon). - Siehe zu dieser Kamera auch den ausgiebigen Vergleich der Bildqualität.
- Fast so gut ist die 2020 herausgekommene Nikon P950 mit einem 88-Fach-Zoom von äquivalenten 24-2.000 mm Brennweite. (Siehe hierzu u.a. Nikon Coolpix P950 Hands-on Review). - Preis bei Amazon.
Lichtstärke
- Die Lichtstärke der Objektive ist die Stellschraube, bei der sich in höheren Foto-Klassen alles entscheidet.
- Bei Kameras mit kleinem Sensor findet sich jedoch eine erstaunliche Einheitlichkeit.
- Die meisten Zoomobjektive liegen zwischen Blende 3 bei Weitwinkel und fast 6 oder sogar weit über Blende 6 beim Telebereich.
- Eine Startblende von 2 oder sogar 1,4 entpuppt sich oft als Augenwischerei, da sie nur für Ultraweitwinkel (ca. 25 mm) gilt und dann ganz schnell bei höheren Brennweiten auf teilweise über Blende 6 ansteigt.
- Eine durchgehende Blende von 2,8 ist selten und ist selbst auch noch keine Garantie für eine höhere Bildqualität, aber immer für einen deutlich höheren Preis. Ferner ist der Zoombereich dann deutlich eingeschränkt.
- Das derzeit prominenteste Beispiel kann die physikalischen Grenzen belegen.
- Oft wird die - durchaus empfehlenswerte - Panasonic Lumix DMC-FZ200 aufgrund ihrer durchgehenden Lichtstärke von 1:2,8 zur Siegerin in Vergleichstest gekürt. Z.B. Focus. - Wie solche Tests zu bewerten sind, siehe Tests.
- Die Kamera erschien allerdings bereits im Sommer 2012.
- Ein 24-fach-Zoom-Objektiv (25-600 mm) ist heute eher wenig.
- 12 Mega-Pixel sind nicht mehr Standard. Die Größe reicht zwar für gute Fotos aus, eignet sich aber nicht mehr als Statussymbol.
- Das Kamera-Display ist heute veraltet und war bereits bei Markteinführung nicht überragend.
- WLAN oder GPS fehlen.
- Der Listenpreis liegt mit 600 Euro und der Marktpreis mit (2020) 600 Euro sehr hoch. Amazon (seit 2023 selten erhältlich: Suche bei Idealo).
- Die FZ200 bietet ein zwar detailreicheres aber erstaunlich verrauschtes RAW-Format und kann somit ihr gesamtes Potential dadurch kaum heben.
- Die insgesamt brauchbare Leistung wird aus einer gelungen Abstimmung des kleinen 1/2,33" Hochempfindlichkeits-MOS-Sensors mit geringen 12 Mega-Pixel und der Elektronik mit einem guten Objektiv erzielt.
- Ein Kameragesamtgewicht von weit über 500 Gramm und die erheblichen Volumina belegen jedoch, dass Qualität sich sofort hier niederschlägt.
- Und dennoch sind viele Rezensionen über die Bildqualität eher ernüchternd. Lesen Sie einfach einmal die Bewertungen mit einem und zwei Sternen.
- Angesichts des kleinen Sensors bleiben die physikalischen Grenzen erhalten und somit die Bildqualität eingeschränkt.
Zitat Chip zur Lichtstärke 2,8: Eine bessere Bildqualität bringt das zwar nicht,...
und dkamera fasst zusammen: Bei der Bildqualität liefert die Panasonic Lumix DMC-FZ200 ein klassenübliches, mittelmäßiges Ergebnis ab. Die Digitalkamera erzielt nur bei ISO 100 und ISO 200 eine gute Detailwiedergabe, leichtes Bildgrieseln ist aber trotzdem bereits sichtbar. Mit dem Erhöhen des ISO-Wertes sinkt die Bildqualität kontinuierlich. Bis ISO 400 bleibt die Detailwiedergabe dabei noch auf einem akzeptablen Niveau, Details werden noch einigermaßen gut wiedergegeben. Ab ISO 800 sinkt die Bildqualität stärker ab. ... sie ist nicht schlechter, aber auch nicht besser als der Durchschnitt.
- Zur Ehrenrettung möchte ich abschließend anfügen, dass eine gut gefertigte Panasonic Lumix DMC-FZ200 über viele Jahre das obere Ende der Qualitätsstufe der Bridge-Kameras mit kleinem 1/2,33-Zoll Sensor darstellte. Sie holte meines Erachtens das Optimum für die Praxis der Fotografie heraus. Insbesondere bot sie viele kleine sinnvolle (und sonst extrem seltene) Details, wie eine Sonnenblende und vergütete Gläser, welche bei Seiten- und Gegenlicht ein etwas besseres Bild ermöglichen. Jedem, der sie haben will, sei sie empfohlen. Aber gute Bilder unter allen Bedingungen kann auch sie nicht produzieren. Deshalb hielte ich einen Preis von ca. 250 Euro für eher angemessen.
- 2015 kam die in vielen Punkten leicht verbesserte Panasonic Lumix DMC-FZ300 heraus.
- Sie ist etwa 100 Gramm schwerer, etwas größer, mit einem etwas ergonomischerem Griff, mit etwas versetzten Bedienelementen, besitzt einen höheren Wetterschutz (was auch immer dies im Detail wirklich bedeutet), verbesserten elektronischem Sucher mit größerer Bilddarstellung sowie besserem Lichtschutz mit Augenerkennung, deutlich verbessertes herausklapp- und schwenkbares rückwärtiges Display mit Touch-Funktionen, 5-Ebenen-Verwacklungsschutz, schnelleres Auto-Fokus-System, 4K Video, mechanische Verschlusszeit bis zu 1/4.000 und elektronisch bis zu 1/16.000 Sekunde.
- Der 12-Mega-Pixel kleine Sensor und das Zoom-Objektiv von 25-600 mm bei Blende 2,8 blieben erhalten. Nur die Auslesung der Chip-Daten wurde optimiert und erlaubt nun bis zu ISO 6400.
- Noch immer existiert kein manuell bedienbarer Zoom-Ring für das extreme Zoom-Objektiv. Ferner ist die Stativfassung so weit rechts angebracht, dass sie das Fach für die Speicherkarte und die Batterie blockiert. Und der Listenpreis liegt mit 600 Euro relativ hoch (Derzeitiger Marktpreis Amazon - 2020: rund 370 Euro). Selbst im Sommer 2017 wurde sie bei neuen Tests in den USA noch immer als herausragende Bridge-Kamera bewertet.
- Somit kann man festhalten: Nach drei Jahren fanden sich die üblichen Optimierungen am Detail, welche jedoch keinen Zwang zum Neukauf darstellten. Dies gilt auch heute noch. In den letzten Jahren fand in diesem Sektor keine signifikante Entwicklung mehr statt.
- Zur 2014 erschienen - in zahlreichen Punkten verbesserten - Panasonic Lumix DMC-FZ1000 siehe Edel-Bridge-Kamera mit größerem Sensor und 2016 deren Nachfolgerin FZ2000.
Mega-Zooms
- Brennweiten von 1.000 bis 3.000 mm (mit Adapter) sind heute bei Kameras mit kleinem Sensor normal.
- Ein Profifotograf (fast 2 Meter groß und gebaut wie ein Body-Builder) erzählte mir, dass er eine Profikamera der 6.000 Euro-Klasse benötige, damit er ein 600 mm Teleobjektiv (mit fünfstelligem Preis) bei hellem Tageslicht für die Aufnahme von Radrennen aus der Hand einsetzen kann. Nur diese Boliden erlauben die dazu erforderlichen 6.400 ISO bei guter Bildqualität. Festgehalten werden muss, dass Kameras mit kleinem Sensor keine Fotos bei 6.400 ISO machen können, welche irgendeinen Anspruch erfüllen sollen.
- In der Tierfotografie gelten 800 mm Brennweite als Spitzenwert im Profibereich - natürlich nur noch vom Stativ aufgenommen.
- Wenn durchtrainierte junge Profis mit jahrelanger Berufserfahrung bei 600-800 mm die Grenze der Einsetzbarkeit sehen, sei die Frage erlaubt, wozu Hobby-Fotografen mehr benötigen.
- In der Praxis lassen sich die größeren Brennweiten nicht verwenden.
- Bereits ab 400 mm halte ich bei den leichten Kameras mit kleinem Sensor ein Stativ bzw. eine gute (Natur-) Unterlage für erforderlich.
- Bei den meisten Kameras mit kleinem Sensor wird jedoch auch auf einem absolut stabilen und ruhig stehenden Stativ kein verwacklungsfreies Foto entstehen, da diese Kameras keine Fernauslösung besitzen. D.h. wenn Sie den Auslöser betätigen, wird die Kamera erschüttert, auch wenn diese auf dem Stativ festgeschraubt ist.
Um ohne Erschütterungen auszulösen, muss man sich mit dem Selbstauslöser oder einem Smartphone mit keineswegs einfacher Fernsteuerung herumschlagen.
- Bei ausgezogenem Tubus sind diese Mega-Zooms auf dem Stativ sehr windanfällig und beginnen bereits bei leichten Böen zu schwingen.
- Die kleinsten Blenden im Telebereich liegen bei fast allen Zooms bei fast f7 und erfordern somit sehr helles Tageslicht. Ansonsten rutscht die ISO-Zahl in verrauschte Bereiche.
- Diese hohe Blendenzahl liegt somit bereits weit im Beugungsbereich.
- Somit erhält man selbst unter idealen Wetterbedingungen (Sommersonne, Windstille, ruhiger und schwingungsfreier Boden etc.) aufgrund der Beugung kein scharfes Bild. Die Motive wirken immer weichgezeichnet. Da es sich bei der Beugung um ein physikalisches Gesetz handelt, kann hier kein Hersteller zaubern.
- Deshalb wird im Profibereich auch die förderliche Blende oder optimale Blende angegeben. Sie besagt, bis zu welcher Blende ein Objektiv sinnvoll abgeblendet werden kann, um die Schärfe des Fotos noch zu erhöhen. Danach sinkt sie wieder. Diese förderliche Blende liegt bei Vollformatkameras (Canon 5DIII) bei 11 bis (Nikon D800/E/D810/D850) bei f8.
Bei Kameras mit kleinem Bildsensor und hoher Pixeldichte liegt sie bei Blende 2-4 und darunter. D.h. man fotografiert mit solchen Kameras im Grunde selbst bei absolut offener Blende des eingebauten Objektives bereits im Weitwinkelbereich meistens schon im Beugungsbereich.
- Dieser Effekt wird mit jedem noch extremeren Tele-Zoom weiter verstärkt. Während man also im Weitwinkelbereich meist noch eine gute Schärfe erzielen kann, so ist dies im Telebereich systembedingt bereits unmöglich.
- In der Praxis treten jedoch noch viel gravierendere Probleme auf. Ab 800 mm sind die meisten Menschen kaum mehr in der Lage, ein Ziel sauber anzuvisieren. Der Zoom-/Vergrößerungsfaktor ist ab 30 derart groß, dass man sein Ziel mit dem Zoom schlichtweg nicht mehr findet. Die teilweise als Hilfe angebotenen Fokuslupen, Zoom-Assistenten etc. sind oft kaum zu gebrauchen.
- Überall im Internet wird mit diesen Riesenteleobjektiven dafür geworben, dass man angeblich den Mond formatfüllend oder sogar noch einzelne Krater formatfüllend aufnehmen kann. Ich empfehle jedem einmal, dies mit 1.500 - 3.000 mm Brennweite und einem sich ständig bewegenden Mond auszuprobieren.
Dass andere Fotografen sogar mit Tieraufnahmen sich angeblich bewegender Wildtiere werben, halte ich nur mit viel Glück als Zufallstreffer für realisierbar. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich solche Fotos meist als gestellte Aufnahmen in engen Tiergehegen in Zoos, in denen die Tiere an einer Stelle eingepfercht grasen.
- Elektronisch geregelte Zooms lassen sich überdies kaum sauber justieren, so dass man oft über die gewünschte Vergrößerung hinausschießt. D.h. die Feineinstellung wird auch auf einem Stativ zum Geduldsspiel.
- Hinzu kommen ab etwa 500 mm dramatisch steigende Fokussier-Zeiten und -Probleme. D.h. in der Dämmerung oder auch am Tag bei schwach kontrastierenden Motiven kann der Autofokus kaum oder überhaupt nicht mehr einen Justierungspunkt finden.
- Auch die Auflösung lässt bei allen mir bekannten Superzooms sogar in der Mitte mit höherer Brennweite deutlich nach. D.h. auch hierdurch können kaum noch gute Bilder entstehen.
- Mega-Zooms beeindrucken auf dem Papier = Werbeprospekt der Marketing-Abteilungen. In der täglichen Foto-Praxis führen sie oft zu viel Frust, Zeitverlust und meist viel Ausschuss bei den Aufnahmen, bei nur seltenen Glückstreffern mit dann eingeschränkter Bildqualität.
- Deshalb sehe ich bei auf 35 mm Kleinbildkamera (Vollformatsensor) umgerechneten 500 mm Brennweite die praxistaugliche Grenze für Kameras mit kleinem Sensor. Dies entspricht meist einem Zoomfaktor von 20-30 bei diesen Kameras mit kleinem Sensor.
- Die Mega-Zooms sind im ausgefahren Zustand übrigens sehr empfindlich. Man darf auf keinen Fall Kräfte auf sie ausüben. Ein Drücken oder Biegen mit den Fingern sowie ein Anrempeln durch andere Personen würde die Optik schädigen. Eigentlich sollte man das ausgefahrene Zoom-Objektiv vorne noch nicht einmal berühren. Wenn Sie also die Kamera (insbesondere am Stativ) verstellen wollen, so tun Sie dies nur hinten am Gehäuse.
- Eine halbwegs aktuelle Übersicht über gute Reise-Zooms und Bridge-Kameras finden Sie bei DPReview 2017 Roundup: Consumer Long Zoom Compacts.
Verwacklung
- Im Gegensatz zu 1 Kilogramm schweren Vollformat-Kameras, die zusätzlich mit bis zu mehreren Kilogramm schweren Objektiven stabilisiert werden, besitzen 100-500 Gramm leichte Kompakt- und Bridge-Kameras kaum eine träge Masse.
- Deshalb führen minimale Zitter-, Wackel-, oder Abdrück- / Auslösekräfte bereits zu Bewegungen an der Kamera.
- Derartige Bewegungen führen jedoch immer zu verwackelten und somit unscharfen Fotos.
- Je kleiner und leichter Kameras sind, umso gravierender wird dieser Einfluss.
- Etwas bessere Kameras (ab ca. 100 Euro Straßenpreis) besitzen deshalb heute einen Verwacklungsschutz (meist im Objektiv).
- Er ist hilfreich und sollte im Zweifel vorhanden sein.
- Wunder darf man davon jedoch nicht erwarten.
- Vorsicht ist bei den Werten der Super- und Mega-Zoom-Kameras geboten. Dort sind die Angaben zum Verwacklungsschutz oft Augenwischerei, da die Messungen meist nur bei ca. 300-400 mm Brennweite durchgeführt werden. Wer jedoch 1.000 mm oder mehr Brennweite besitzt, wird keinen spürbaren Verwacklungsschutz mehr erhalten.
- Die Automatikmodi versuchen die Verwacklung mit einem Trick auszugleichen: Sie erhöhen die ISO-Zahl. Meist geschieht dies jedoch ohne Information an den Nutzer. Da kann schon einmal auf 1.600 oder sogar 6.400 ISO hochgeschaltet werden. D.h. ohne Ihr Wissen wird die Bildqualität dramatisch verschlechtert.
Staubempfindlichkeit
- Nur wenige flache Kompaktkameras sind wirklich Brusttaschen-tauglich. Dennoch sollte man genau das mit diesen Kameras nicht machen, da sie sehr staubempfindlich sind. Brust-, Hosen- und Manteltaschen sind klassische Schmutzfänger. Falls Schmutz in die Kamera und auf den Sensor gelangt, so kann sie vom Eigner fast nie selbst gereinigt werden. Der Herstellerservice verlangt dafür jedoch Summen, welche den Zeitwert oft übersteigen.
- Empfehlung: Schaffen Sie sich auf jeden Fall eine staubsichere Hülle an und stecken Sie die Kamera immer dort hinein.
- Bei Megazoom- und Bridge-Kameras besteht zwar aufgrund der Größe nicht die Gefahr, dass man sie in die Hosentasche steckt. Je weiter sich jedoch das Zoom-Objektiv hin und her bewegt, umso größer ist seine Wirkung als Luftpumpe, die Staub in die Kamera hineinsaugt. Auch Zoom- und Bridge-Kameras lassen sich nicht selbst reinigen. Rechnen Sie mit einem dreistelligen Betrag für die Reinigung. Deshalb ist für diese Unterklasse eine staubsichere Verwahrung noch wichtiger.
Outdoor-Kameras
- Wer eine kompakte Kamera sucht, welche auch extrem heiße, schmutzige und nasse Situationen, wie am Strand, im Pkw-Handschuhfach oder beim Wassersport jahrelang überstehen soll, wird bei modernen Outdoor-Kameras fündig.
- Das Äußere fällt fast immer und überall sofort auf, sei es durch die Farben oder das teilweise futuristische Design. Für die Tarnfraktion finden sich inzwischen auch Kameras im Militärlook. Als Blickfang eignen sich diese Kameras somit ideal.
- Durch die dickeren Schutz-Ummantelungen sind sie meist etwas voluminöser und auch schwerer als andere Kompaktkameras. Dies hat aus meiner Sicht jedoch in der Praxis eher ergonomische Vorteile, da sie sich so sicherer und vor allem verwacklungssicher halten lassen.
- Dazu bieten sie meist größere Tasten und sind (manche sogar mit Handschuhen im Winter) einfacher zu bedienen.
- Manche Modelle bieten jedoch sehr kleine und sehr eng beieinander positionierte Tasten, die nur mit hohem Anpressdruck zu bedienen sind. So etwas sieht zwar schön aus, erschwert allerdings die Bedienung mit Handschuhen.
- Für zumindest sehr gewöhnungsbedürftig - um nicht zu sagen unergonomisch - halte ich hingegen eine Bedienung durch Schütteln der Kamera oder Klopfen auf die Kamera, welche von manchen Herstellern angeboten wird.
- Ferner eignen sich zahlreiche Outdoor-Kameras aufgrund der teilweise sehr eingeschränkten Möglichkeiten ideal für Personen, die - ohne das Handbuch zu lesen - zu dokumentarischen Zwecken fotografieren wollen.
- Allerdings ist die Bildqualität der meisten Outdoor-Kameras noch geringer als die der Kompakten und die Kosten liegen deutlich höher.
- Durch die dickeren Ummantelungen arbeiten systembedingt auch die Autofokussysteme meist langsamer und unpräziser, weshalb sich viele dieser Kameras nicht besonders für Schnappschüsse eignen.
- Meist sind luftdicht verschlossene Outdoor-Kameras etwas weniger anfällig für Sensorflecken durch Staub. Letztendlich bieten jedoch auch sie keinen absoluten Schutz vor Sensorflecken, da dieser Schmutz bereits bei der Produktion oder durch Abrieb im Innern entstehen kann.
- Im Übrigen verlangen die klassischen Schwachstellen dieser Kameras (Abdeckung für Anschlüsse, Speicherkarte und Akku) regelmäßige Pflege.
- Die kürzeste Verschlusszeit sinkt bei vielen modernen Outdoor-Kameras auf 1/1.600 bis zu 1/1.300 Sekunde. Dadurch wir bei hellem Tageslicht ein Abblenden in den Beugungsbereich des Objektives erforderlich, wodurch die Bilder noch unschärfer werden.
- Teilweise werden in Outdoor-Kameras noch alte, kleine, niedrig auflösende und nur wenig brillante Displays verbaut.
- Systembedingt ist die Brennweite meist auf einen Vierfachzoom mit ca. 25-140 mm beschränkt, da alle Linsen in der Kamera bewegt und nicht ausgefahren werden können.
- Manche Modelle werden mit microSD-Karten betrieben, welche sich aufgrund der winzigen Ausmaße nur umständlich wechseln lassen und deshalb sinnvollerweise dauerhaft in der Kamera verbleiben. D.h. man muss die Bilder dann über ein oft sehr langsames USB-Kabel überspielen.
- Man darf die Hinweise zum Extremsport auch nicht zu ernst nehmen, wenn Ihnen solch eine Kamera beim Radfahren auf die Straße fällt, übersteht sie derartige harte Aufschläge auch nicht unbeschadet. Die Messkriterien für das Kriterium
fallsicher
liegen meist bei 1-2 Meter Fallhöhe ohne Geschwindigkeit. Eine Handschlaufe schützt jedoch jede andere Kamera auch vor dem Herunterfallen.
- Vorsicht: Selbst, wenn immer wieder beeindruckende Tauchtiefen mancher Kameras beworben werden. Für den Tauchsport und die eigentliche Unterwasserfotografie eignen sich Outdoor-Kameras kaum. Dazu sind spezielle Tauchvorkehrungen für qualitativ höherwertige Kameras erforderlich.
- Wasserschutz wird im Übrigen von vielen missverstanden. Die Kameras sind zwar vor Wasser geschützt. Die Abbildungen mit Schnee und Wassertropfen auf den Gehäusen sind jedoch irreführend. Um ein auch nur halbwegs brauchbares Foto machen zu können, müssen Sie vorher den Bereich der Linse sorgfältig abtrocknen. Ansonsten verzerren die Wassertropfen die Aufnahmen völlig. Das kann künstlerisch wertvoll sein. Aber die meisten Normalanwender wird solch ein Ergebnis eher frustrieren.
- Eine heute übliche Bruchlast von ca. 100 kg sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass weder das Display auf der Kamerarückseite noch der Objektivbereich vorne vor Kratzern geschützt sind. Während ein Kratzer im Display lästig ist, reduziert ein Kratzer vor dem Objektiv die Bildqualität. Nur wenige Modelle schieben im ausgeschalteten Zustand einen Schutz vor diesen Bereich. - Das ist unverständlich, da jede billige Normal-Kompaktkamera diesen Schutz vor dem Objektiv bereits anbietet.
- Die für viele Pseudo-Outdoor-Kameras zu findenden Umschreibungen wie
resistent gegenüber Wasser, Staub, Frost und Erschütterungen
ist wertlos.
- Unklar bleiben - zumindest mir - auch Attribute wie
frostfest
, frostsicher
, Frostschutz
. Meine anderen Kameras sind auch alle bis -10 oder -20 Grad Celsius einsetzbar und ich hatte in der Praxis selbst im Winter auf hohen Bergen und weit unter -20 Grad sowie zusätzlich starken Windböen bis über 60 km/h nie technische Probleme mit der Kamera. - Nur die Akkus aller Kameras halten bei diesen Temperaturen nicht lange. Das ist jedoch typisch für alle Akkus. - Der limitierende Faktor beim Fotografieren lag an mir, da ich angesichts dieser doch eher extremen Wetterbedingungen mich jeweils nur für wenige Minuten im Freien zum Fotografieren aufhalten konnte. Siehe hierzu auch Hitze und Kälte.
- Angesichts meiner Fotopraxis mit herkömmlichen Kameras, die vermutlich leicht über dem nationalen Durchschnitt liegt, frage ich mich, wie dann der Werbeslogan mancher Hersteller für ihre Outdoor-Kamera zu verstehen ist:
tauglich, ... auch für die harten Anforderungen eines Familienurlaubs.
oder absolut familientauglich
- Offensichtlich scheint so etwas heute einem Überlebenstraining im Dschungel zu gleichen.
- Angesichts der von einigen Marketing-Abteilungen mancher Hersteller geschürten Panik beim Fotografieren im Freien muss man sich ernsthaft fragen, wie Millionen Fotografen in den letzten 175 Jahren Aufnahmen im Freien mit normalen Kameras überhaupt machen konnten.
- Persönlich kann ich den erheblichen Aufpreis für geringere Leistung nicht rechtfertigen. Ich habe schon oft meine Kameras auf Segeltouren auch bei extremen Wetterverhältnissen mitgenommen (siehe Fotos im Artikel Gute Fotos machen). Sie haben ferner auch Regen, Schnee und sonst alles ausgehalten. Die Anschaffung einer separaten Outdoor-Kamera lohnt sich meines Erachtens nur für häufige extreme Außeneinsätze.
Überlegen Sie sich deshalb ernsthaft, wie oft Sie so etwas durchführen. Ich halte es für effizienter und für die praktische Fotografie zielführender im Schadensfalle, alle zwei Jahre eine neue kleine preiswerte normale Kompaktkamera für unter 100 Euro zu kaufen, als den doppelten bis fünffachen Preis in eine solche Outdoor-Kamera zu investieren.
- Falls Sie tatsächlich Ihre normale Kompaktkamera einmal im Jahr extremen Wettereinflüssen aussetzen, so wird ein Klarsicht-Gefrierschutzbeutel einen hervorragenden und preiswerten Schutz bieten.
Blitz
- Die minimalen Baugrößen aller Kompaktkameras erlauben keine lichtstarken internen Blitzgeräte:
- Bereits die optimistischen Herstellerangaben der Blitzreichweite reichen nur von 50 cm bis 2 Meter - je nach Brennweite. Das reicht in keinem Fall zur Ausleuchtung auch nur eines kleinen Zimmers.
- Werden mehr als 2 Meter Blitzreichweite angegeben, dann handelt es sich gemäß meinen Tests immer um Pseudo-Reichweiten mit hohen ISO-Zahlen, die verrauschte Bilder liefern.
- Externe, wirklich lichtstarke Blitzgeräte (der Profikameras) sind auf diesen Kameras nur sehr selten montierbar.
- Zusätzlich angebotene kleine externe Blitzgeräte sind an Kameras mit kleinem Sensor entweder nicht oder nur über Adapter oder nur mit geringer Leitzahl möglich. Die Kosten sind hoch und die Wirkung ist meist nicht vergleichbar mit den Blitzgeräten an großen Kameras.
- Oft ist der interne Blitz nur mühsam abschaltbar.
- Wenn er abschaltbar ist, dann ist er nicht selten nur wieder umständlich zuschaltbar.
- Manche Blitzgeräte müssen mechanisch durch Betätigen eines Schalters ausgeklappt oder ausgefahren werden. Dieser Blitz arbeitet somit nicht mit einem Voll-Automatik-Modus der Kamera zusammen.
- Allerdings stören die wild einsetzenden automatischen Blitzgeräte in Konzerten, der Oper etc. die Anwesenden extrem.
- Da die integrierten Blitzgeräte immer sehr eng an der Bildachse des Objektivs liegen, erzeugen sie bei Menschen und Tieren grundsätzlich roten Augen. Diese werden bei modernen Kompaktkameras mit Automatismen zwar verringert, aber keineswegs immer perfekt beseitigt.
- Der Blitz ist hart, gerade und wirkt plan auf das fotografierte Gesicht. Eine schöne Modellierung ist deshalb beim Blitzeinsatz mit fast allen Kameras mit kleinem Sensor nicht möglich.
- Aufgrund der dank des Zentralverschlusses systembedingt oft sehr kurzen Synchronzeit von 1/2.000 Sekunden eignen sich die eingebauten Blitze jedoch oft gut als Aufhellblitz bei Gegenlicht im Freien.
- Überlegen Sie sich deshalb vor dem Kauf genau, was Sie bezüglich des Blitzes von Ihrer Kamera erwarten.
Objektive der Markenhersteller
- Überall liest man das klassische Markenargument: Eine Kamera ist nur so gut wie ihr Objektiv.
- Das ist zwar richtig. Aber es kommt auch auf die Sensorgröße und die Preisklasse an.
- Immer wieder werden Objektive von Leica, Zeiss etc. hoch gelobt. Dafür bezahlen Anfänger plötzlich den doppelten oder dreifachen Kamerapreis, obwohl sich an der sonstigen Technik des Sensors und der Kamera nichts geändert hat.
- Zweifellos stellen Zeiss und Leica hochwertige Objektive her. Allerdings haben die dann auch ihren meist vier- oder fünfstelligen Preis.
- Wer allen Ernstes glaubt, dass man in einer Kamera, die im Endkundenpreis im völlig überteuerten Deutschland 100-500 Euro kostet - im Ausland jedoch für 50 - 300 US$ (also der Hälfte) erhältlich ist -, ein hochwertiges Objektiv erhält, der sollte sich einmal ernsthaft mit den Produktionskosten und technischen Möglichkeiten befassen.
- Zwar mögen die Techniker bei den Luxusmarken über ein größeres Know-how und eine größere Produktionserfahrung verfügen. Aber die letztendlich erzielbaren positiven Unterschiede sind in der Praxis relativ gering.
- Falls die Abstimmung aller Systeme aufeinander: Objektiv, Sensor, Elektronik, Mechanik perfekt wäre, könnte man die Ingenieursleistung der Spezialisten sicherlich umsetzen. In der modernen Produktions-Praxis eines Fotobereiches, der seit Jahren Verluste schreibt, halte ich dies jedoch für unrealistisch.
- Dies ist u.a. auch ein Grund warum 500 Euro teure Kameras mit kleinem Sensor etwas - aber oft wirklich nur etwas - bessere Bildqualität liefern, als solche für unter 100 Euro.
- Heute ist jedoch die Serienstreuung in der Produktion oft viel größer, sodass eine per Zufall perfekt gefertigte Billigkamera für 50 Euro bessere Fotos machen kann als eine mangels hochwertiger Endkontrolle durchgelassene Montagsproduktion einer 800-Euro-Edelkompakten.
GPS
- Eigentlich ist dies eine faszinierende Idee: Man macht ein Foto und die Kamera hält fest, wo man war und in welche Richtung (Kompass) man fotografiert hat sowie in welcher Höhe (Höhenmesser) man sich befand.
- Auf einsamen Bergwanderungen oder langen Kreuzfahrten ist dies mehr als nur hilfreich.
- Allerdings sind die damit verknüpften Probleme groß.
- Der GPS Empfänger benötigt mindestens eine Minute - in ungünstigen Situationen sogar länger als zwei Minuten -, bis er die Koordinaten bestimmt hat. Das ist somit nicht für gelegentliche Schnappschüsse geeignet.
- Drücken Sie vorher auf den Auslöser, dann hängt es je nach Kamera davon ab, was geschieht. Entweder wird der zuletzt gesicherte GPS-Ort verwendet (also ein falscher) oder es wird nichts gespeichert. Hierüber gibt es oft keinerlei Rückmeldung an den Fotografen. D.h. man kann sich nicht darauf verlassen, dass korrekte GPS-Daten gespeichert werden.
- In Gebäuden funktioniert GPS fast nie.
- Auf Stahlschiffen (Kreuzfahrt) funktioniert der GPS-Empfänger nur an Deck. Aber selbst dort ist die Abweichung des Kompasses oft extrem.
- In tiefen Häuserschluchten oder in engen Tälern sowie Schluchten, Klamm etc. ist es kaum zu gebrauchen.
- Der Stromverbrauch ist hoch, wenn man die Kamera mit dem GPS ständig anlässt. Dies verringert die sowieso schon geringe Akkulaufzeit der kleinen Kameras weiter.
- Aus all den Gründen hat sich GPS bisher kaum durchgesetzt. Inzwischen setzt man eher auf GPS per Smartphone, das man mit der Kamera verbinden soll. Mir leuchtet die Logik jedoch nicht ein. Wer ein teures Smartphone besitzt, hat bereits eine Kamera integriert und schafft sich vermutlich keine Kamera mit kleinem Sensor mehr an. Und für die Nutzer einer solchen Kamera ist es eine Ohrfeige, sie zum Smartphone zu schicken. So verliert man die letzten Kunden.
- Das Hauptproblem tritt jedoch zu Hause auf, wenn man feststellt, dass die weltweit unterschiedlichen verwendeten Koordinatensysteme nur mit jeweils weniger Software zusammenarbeiten.
- Informieren Sie sich deshalb vorher, was Sie machen wollen. Die meisten Systeme (auch im Internet) sind zueinander inkompatibel und verlangen zeitaufwändige und teure Daten-Konvertierungen.
- Selbst wenn alles funktioniert, so sind die Hardware-Anforderungen an Ihren PC zu Hause für eine schnelle Darstellung der exakten Position in genauen Karten hoch. Auf langsamen Laptops macht der Bilderwechsel keinen Spaß.
Ergonomie
- Je kleiner die Kameras werden, desto eingeschränkter ist die Ergonomie.
- Aber selbst bei durchaus wuchtigen Bridge-Kameras ist die Ergonomie für Herren mit meist größeren Händen und breiteren Fingern deutlich eingeschränkt.
- Bei allen kleinen Kompaktkameras sind nur wenige Drehregler und Schalter für den direkten Zugriff auf Funktionen vorhanden.
- Die vorhandenen Schalter, Drehknöpfe und Hebel sind oft sehr klein bis winzig, bieten nicht immer den gewünschten Widerstand (meist zu weich, teilweise zu schwergängig), sind empfindlich, sind oft eng beieinander positioniert und werden folglich oft versehentlich ausgelöst.
- Insbesondere die Wippen für die Zoom-Einstellung reagieren oft verzögert und derart unpräzise, dass eine Feinjustierung zum Geduldsspiel wird. Dieses Symptom kann sich bei großer Kälte oder Wärme sogar noch deutlich verschärfen.
- Klappen schließen teilweise entweder zu stramm, dass sie nur mühsam zu öffnen sind, oder sind oft derart wacklig, dass man ein unbeabsichtigtes Öffnen befürchten muss.
- Wer die durchdachten ergonomischen Menüs der APS-C- und Vollformat-Kameras kennt, wird über die bei allen Produkten aller Hersteller dieser Sensorklasse verwendeten anderen Menüs und Menüführungen enttäuscht sein.
- Vor allem Absteiger aus dem Profibereich ziehen in puncto Menü keinen Vorteil daraus, wegen einer vermeintlich gleichen Menüführung zu einem kleinen Modell Ihres eigenen Herstellers zu greifen. Die Menüführung ist oft noch nicht einmal ähnlich.
- Bei allen Herstellern wird die Menüführung aufgrund der zunehmenden Funktionen immer länger und unübersichtlicher.
- Angesichts des geringen Preises wird hier zunehmend weniger Sorgfalt auf Logik verwendet. D.h. es erschließt sich in zahlreichen Fällen keineswegs von selbst, wo bestimmte Menüpunkte zu finden sein könnten.
- Angesichts inzwischen oft dutzender auswählbarer Automatikfunktionen sollte jeder sein Handbuch sorgfältig durchlesen, da sonst die Bildergebnisse noch schlechter werden.
- Inzwischen werden jedoch bei den preiswerteren Modellen nur noch CDs beigelegt - oder zunehmend ein Handbuch sogar nur noch als PDF zum Herunterladen aus dem Internet angeboten. Auf Ausdrucke des umfangreichen Handbuches wird verzichtet. Wer es lesen oder sogar mit sich tragen will, muss es umständlich erst auf eigene Kosten ausdrucken.
Serienbildgeschwindigkeit
- Kameras mit kleinem Sensor sollten eigentlich eine hohe Serienbildgeschwindigkeit besitzen, da der Sensor ja kleiner ist.
- Entscheidend sind jedoch andere Faktoren, wie die Mega-Pixelzahl und die Prozessorgeschwindigkeit.
- Nur wenige Kameras mit meist geringer Mega-Pixel-Zahl (12 MP) erzielen bis zu 12 Bilder je Sekunde, halten dies jedoch auch nur für eine Sekunde Dauerfeuer durch. Und dies auch nur bei schnellen Speicherkarten.
- Viele Hersteller verwenden jedoch eher alte und langsame Prozessoren in diesen Kameras, die dann mit den 20-MP-Sensoren hoffnungslos überlastet sind.
- Trotz vollmundiger Werbeversprechen sind heute 3-5 Bilder je Sekunde, wobei meist nur 3-5 Bilder in so schneller Folge aufgenommen werden können, in der Praxis eher die Realität.
- Ansonsten liegen die Bildraten im kontinuierlichen Dauerfeuer oft um 1 Bild je Sekunde.
- Für Sportaufnahmen sind diese Kameras folglich meist unbrauchbar.
- Eine Ausnahme bildete die Firma Casio, die mit der Exilim-Reihe den Weg der Hochgeschwindigkeit ging. Die Geschwindigkeitsgewinne sind dank Vorauslösung und dreifach-Aufnahme hintereinander für diese Kameraklasse beeindruckend. -
Eine richtige Sport-Kamera kann sie jedoch nicht ersetzen. Und die Bildqualität liegt aufgrund der gleichen Sensorgröße auch nur im üblichen Rahmen. Im April 2018 gab Casio jedoch seinen Rückzug aus dem digitalen Fotobereich bekannt. D.h. es finden sich nur noch Restbestände im Handel.
Größere Sensoren - Edelkompaktkameras
Siehe Edel-Kameras mit 1-Zoll-Sensor-Formaten.
Mit der Hinwendung einer wachsenden Zahl an Firmen zu größeren Sensoren geht selbstverständlich eine Abkehr von den kleinen Sensoren einher. Dies trifft bereits kurzfristig die Pocket-Kameras mit kleinem Sensor. Sie werden bald den Smartphones geopfert werden. Allerdings ist hierfür nicht die vorgegebene höhere Qualität und der angeblich größere Nutzen für die Kunden verantwortlich, sondern reines Profitdenken der Firmen. Die neuen Edel-Pocket-Kameras liegen - vor allem in Europa - preislich deutlich höher als ihre qualitativ keineswegs drastisch schlechteren Vorgänger mit kleinerem Sensor.
Edel-Bridge-Kameras
Siehe Edel-Kameras mit 1-Zoll-Sensor-Formaten.
Mit der Hinwendung einer wachsenden Zahl an Firmen zu größeren Sensoren geht selbstverständlich eine Abkehr von den kleinen Sensoren einher. Das wird mittelfristig auch die Bridge-Kameras mit kleinem Sensor betreffen, die man dann vermutlich auch den Smartphones opfern wird. Auch hierfür ist nicht die immer vorgegebene höhere Qualität und der angeblich größere Nutzen für die Kunden verantwortlich, sondern reines Profitdenken der Firmen. Die neue Edel-Bridge-Kameras liegen - vor allem in Europa - preislich deutlich höher als ihre qualitativ keineswegs signifikant schlechteren Vorgänger mit kleinerem Sensor.
Service, Qualität der Materialien, Lebenserwartung, Reparaturkosten
- Wer Kameras mit kleinem Sensor erwirbt, darf sich in Anbetracht der von den Herstellern erwirtschafteten Verluste keinen hervorragenden Service erwarten.
- Der Service für Billigkameras mit kleinen Sensoren wird sogar kontinuierlich reduziert.
- Angesichts der kurzen Produktionszyklen existiert keine nennenswerte Lagerhaltung bei Ersatzteilen.
- Nach der Garantiezeit übersteigt eine Reparatur i.d.R. den Zeitwert. D.h. jeder kleinste Schaden an einer derartigen Kamera ist ein Totalschaden.
- Die Pufferbatterie ist oft nach 4-5 Jahren defekt. Dann wird die Kamera entweder das Datum bei jedem Akku-/ Batterie-Wechsel verlieren, so dass Sie es neu einstellen müssen, oder überhaupt nicht mehr verwenden. Fotos ohne Datum lassen sich jedoch kaum mehr am PC sortieren. Das ist dann ein Totalschaden, der jede weitere Verwendung in der Praxis ausschließt.
- Die Pufferbatterie ist in fast allen Kameras mit kleinem Sensor fest im Innern des Gehäuses verbaut. Ein Austausch wird somit zur Reparatur und übersteigt i.d.R. den Zeitwert. Bei einer meiner Kameras belief sich bereits der unverbindliche Kostenvoranschlag des Herstellers auf mindestens 150 Euro.
- Bei häufiger Benutzung werden angeklebte Kunststoffteile sich meist nach 4-5 Jahren ablösen.
- Hebel, Schalter, Drehregler etc. halten bei häufiger Benutzung oft noch nicht einmal so lange.
Zubehör
Da Kompaktkameras so klein sind, sollten Sie Zubehör anschaffen.
- Ein zweiter Akku ist zwingend erforderlich.
- Die meisten kleinen Gehäuse beinhalten nur winzige Akkus, deren Herstellerangaben man vergessen kann.
- Sie benötigen mindestens 2 Akkus für einen Fototag.
- Viele Kamera-Akkus in dieser Kameraklasse halten nicht einmal 150 Fotos (ohne Blitz) durch.
- Bei Kälte im Winter kann die Leistung nochmals deutlich absinken.
- Vor den billigsten Nachahmerprodukten sei gewarnt. Aber es muss auch nicht immer der teuerste Original-Akku sein. Achten Sie etwas auf die Rezensionen im Internet.
- Auch sehr gute Akkus halten meist nur 400 Ladezyklen oder 4 Jahre.
- Externes Ladegerät, Externe Ladeschale.
- Zunehmend findet sich die Unsitte, die Akkus nur über das USB-Kabel in der Kamera aufzuladen.
- Das hat nur für den Hersteller einen Kostenvorteil.
- Eine zusätzliche USB-Ladefunktion halte ich hingegen für hilfreich auf Reisen.
- Ohne externes Ladegerät blockieren Sie beim Laden über USB allerdings Ihre Kamera. D.h. während des oft stundenlangen Ladens können Sie nicht fotografieren.
- Qualitativ hochwertige zusätzliche externe Ladegeräte sind jedoch nicht immer erhältlich, und wenn, dann sind sie oft erstaunlich teuer.
- Etui / Kameratasche.
- Einen Fotorucksack, Sling-bag, Flipbag oder selbst eine größere Fototasche halte ich für eine Kamera mit kleinem Sensor für überdimensionierten Luxus, den Sie bald bereuen und dann zu Hause liegen lassen.
- Eine exakt zur Kamera passende Gürtel-, Hüft-, Pistolen-, oder Schulter-Tasche ist für Herren praktischer.
- Die Preise liegen hierfür zwischen 10 und 50 Euro, können bei großen Bridge-Kameras mit extremen Zoom-Objektiv jedoch auch schnell über 100 Euro betragen.
- Darin lässt sich auch weiteres Zubehör, wie Chipkarten und Ersatz-Akkus (sowie teilweise sogar externes Ladegerät) gut unterbringen.
- Die Kameras sind darin relativ gut vor Staub und vor allem kleineren Rempeleien sowie Witterungseinflüssen geschützt.
- Für Damen empfiehlt sich zumindest ein schickes Etui, das teilweise bereits für unter 10 Euro zu erstehen ist.
- Speicherkarte
- Sie benötigen je nach Kameratyp zumindest eine größere Chipkarte.
- Angesichts von 20-Mega-Pixel-Boliden und zunehmender RAW-Fähigkeit der Kameras empfehle ich inzwischen mindestens 16 GB für Fotografen. Wenn Sie öfters filmen, dann sollte es eine 32 GB-Karte oder 2 16 GB-Karten sein. Für 4K-Videos müssen es sehr schnelle 64 GB-Speicherkarten sein.
- Die Frage nach der Anzahl lässt sich nicht klar beantworten. Manche Fotografen schwören auf die Verteilung des Gesamtspeichers auf mehrere Karten. Andere warnen davor. SD-Karten sind empfindlich und können beschädigt werden. Das spricht jedoch sowohl für eine Karte, die fast immer geschützt in der Kamera verbleibt, wie für zwei, wobei man die freie sehr gut verpacken muss. Siehe hierzu auch Ausfallsicherheit.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass Damen lieber eine größere Speicherkarte wünschen, auf der man Fotos auch lassen kann, um sie anderen Personen direkt auf dem Kamera-Display zu zeigen.
Herren wechseln hingegen öfters einmal die Karten und bevorzugen deshalb eine Unterteilung des Gesamtspeichers. Allerdings dürfen diese kleinen Speicherkarten nicht verloren gehen.
- Achten Sie genau auf die Anforderungen des Herstellers.
Zwar können Sie meist auch langsame Speicherkarten verwenden, aber dann sinkt die Aufnahmegeschwindigkeit der Kamera oft drastisch. Dies macht sich besonders bei Serienaufnahmen bemerkbar. Insbesondere Full-HD-Filme oder 4K-Videos können dann auch nicht aufgenommen werden.
- Sehr schnelle SD-Karten haben jedoch ihren Preis. 64 GB kosten je nach Hersteller durchaus 50 und mehr Euro (aktueller Preisvergleich bei Idealo.de).
- Für manche lahmen Prozessoren in billigen Kompaktkameras, mit denen Sie nur gelegentlich ein dokumentarisches Einzelfoto machen, wäre diese Investition jedoch übertrieben.
- Kaufen Sie keine Karten auf Vorrat. Die Preise ändern sich laufend und die Technik schreitet schnell voran.
- Generell abraten muss man hingegen von microSD-Cards, die mit Adaptern in den Einschüben der SD-Karten betrieben werden. Zwar sollen sie laut Herstellerangaben angeblich in vielen Kameras funktionieren. Aber in der Praxis sieht das oft anders aus.
- Stativ
- Insbesondere kleine, leichte Kameras mit kleinen Sensoren profitieren am meisten von einem Stativ.
- Nur mit einem Stativ lässt sich Ruhe in die Kamera bringen und somit die beste Bildqualität bei 100 ISO bei weniger guten Lichtverhältnissen erreichen.
- Für Zoom-Kameras ab 400 mm Brennweite ist ein Stativ zwingend erforderlich.
- Die gute Nachricht ist, dass es aufgrund des geringen Gewichtes der Kamera jedes preiswerte und vor allem leichte Stativ sein darf. Gleichgültig wie schlecht es in Kritiken und Rezensionen bewertet wurde. Es reicht definitiv für alle Kameras mit kleinen Sensoren aus.
- Meines Erachtens können Sie hierbei nach Gefühl, Geschmack und Farbe auswählen. Es sollte nur leicht sein, damit Sie es dann auch mitnehmen.
- Mit einem uralten Stativ für umgerechnet unter 10 Euro habe ich mit einer Kompaktkamera für unter 100 Euro schon sehr schöne Langzeitbelichtungen in der Nacht aufgenommen, die beim Ausdruck bis A4 den Vergleich mit meiner ca. hundertfach teureren Gesamt-Ausstattung aus dem Profibereich nicht scheuen müssen.
Legen Sie lieber zuerst etwas Geld für das obige Zubehör zurück (je nach Gesamtinvestition 50-150 Euro), und kaufen Sie erst dann die eigentliche Kamera.
Von anderem Zubehör wie Nahlinsen, Filtern, Adaptern, Konvertern, Ultraweitwinkel-Adapter, Telekonverter, Makrozusätzen etc. kann man nur abraten. Diese verringern die ohnedies eher bescheidene Bildqualität deutlich.
Tests, Rezensionen, Bewertungen
- Testurteile sind irrelevant. Die messbaren Unterschiede bei den kleinen Sensoren sind in der Praxis entweder so gering oder beziehen sich auf ein ganz spezifisches Produktions-Modell, das Sie angesichts der Serienstreuung sowieso nicht erhalten.
- Heute werden die kleinen Kameras kaum mehr sorgfältig oder überhaupt getestet. Es finden sich zu viele Produkte und Neuerscheinungen.
- Die meisten Kunden dieser Zielgruppe lesen keine Testberichte für derartige Kameras. Deshalb liegen die Kameras auch nicht mehr im Focus der Testmagazine.
- Manche Testergebnisse erscheinen zu spät. Da kommt bereits das Nachfolgeprodukt heraus.
- Die Käuferrezensionen im Internet sind irrelevant, da jeder Recht hat. Alle Kameras mit kleinem Sensor können - sofern man sie verwacklungssicher halten kann - bei hellem Tageslicht gute Fotos liefern und bei schlechten Lichtverhältnissen tatsächlich die überall monierte
grottenschlechte
Qualität.
- Vorsicht bei neuen Kameras. Dort finden Sie in Internet-Rezension in den ersten Monaten nur die positiven Bewertungen der von interessierten Firmen dafür bezahlten Hochjubler. Siehe hierzu den Artikel Tests.
- Sie können tagelang suchen und werden kein Modell finden, das nicht zu Recht gleichzeitig Lob und Tadel bezieht. Da ich insgesamt wochenlang suchte, habe ich zwar viel Wissen für meinen Artikel daraus bezogen, aber auch viel Zeit verschwendet.
- Da mit diesen Kameras heute auf keiner Ebene mehr Geld verdient wird, findet auch keine nennenswerte Endkontrolle in der Produktion mehr statt. Folglich ist die Serienstreuung erheblich. Sie ist weit größer als jeder im Labor gemessene Testunterschied zwischen dem besten Modell der Sensorklasse und dem schlechtesten.
- Fazit bleibt: Die Bildqualität aller Sensoren einer Größenklasse ist vergleichbar. Bei Kameras mit kleinen Sensoren unterliegt sie engen physikalischen Grenzen, die man beachten muss. Diese beschränkte Bildqualität bei Kameras mit kleinen Sensoren wird durch das Lesen vieler Rezensionen und Testberichte nicht besser.
Kaufempfehlungen
Hier folgen nun meine Kaufempfehlungen nach jahrelangen Tests derartiger Kameras mit kleinen Sensoren.
Sterbendes Segment
- Der katastrophale wirtschaftliche Niedergang der Foto-Wirtschaft seit 2010 führte dazu, dass faktisch seit 2015 keine nennenswerte Weiterentwicklung mehr bei den kleinsten Sensoren stattfand.
- Auch wenn die Hersteller das nicht zugeben, so lassen sie den Bereich der kleinsten Kameras mit Sensoren unter 1 Zoll langsam ausschleichen / sterben.
- In diesem Bewusstsein können Sie gerne kurzfristig ein Produkt kaufen. Langfristig würde ich auf diese Sensorklasse als eigenständige dedizierte Kamera-Klasse nicht mehr setzen.
- Bedrängt von modernen Smartphones mit deren künstlicher Intelligenz, haben die Hersteller schon lange die Flucht zu den größeren und teureren Edel-Kameras mit 1-Zoll-Sensor ergriffen.
- Siehe hierzu den ausführlichen Artikel Sensor-Sterben.
Ein modernes Smartphone
- Wer ein modernes (ab 2017) Smartphone der oberen Preisklasse (über 600 Euro) mit mehreren eingebauten hochwertigen Kameras besitzt, benötigt nur in den seltensten Fällen heute noch eine separate Kamera mit derart kleinem Sensor.
- Wer vor der Frage eines Neukaufes sowohl eines Smartphones als auch einer Fotokamera steht, sollte sinnvoller Weise eher die paar hundert Euro der Kamera in ein extrem hochwertiges neues Smartphone investieren.
Einsteiger, Hobbyfotografen, Gelegenheitsfotografierer, Dokumentationsfotografierer
- Gehen Sie in ein Fotogeschäft und kaufen Sie nach
Gefühl
.
- D.h. ganz konkret: Nehmen Sie jede Kamera in die Hand, schließen Sie die Augen und prüfen Sie, ob dieses Modell bei Ihnen gut in der Hand liegt.
- Spüren Sie die Knöpfe und Schalter, sodass Sie diese auch ohne Sichtkontakt darauf bedienen können?
- Liegen die Schalter dort, wo Sie sie wollen?
- Drücken Sie einmal ab, d.h. lösen Sie aus und beobachten Sie dabei das Gehäuse. Noch hilfreicher ist es, wenn eine Person Ihres Vertrauens sich seitlich hinstellt und die Kamerabewegungen kontrolliert. Die Kamera sollte möglichst ruhig in der Hand bleiben. Wird sie beim Drücken des Auslösers verzerrt, so werden viele Fotos verwackelt werden.
Zur Klarstellung: Dies hat nichts mit der technischen Qualität der Kamera an sich zu tun, sondern oft mit der Art und Weise, wie Menschen die Kamera halten und auslösen. Suchen Sie sich eine Kamera, die zu Ihrem Verhalten am besten passt.
- Schauen Sie sich das Menü und die Menüführung an. Die Aufteilung muss Ihnen persönlich gefallen, denn Sie müssen nachher dort alles finden.
- Der Preis ist bei kleinen Sensoren irrelevant für die Bildqualität. Der Preis gibt eher Auskunft über die Zoom-Weite und die in der Kamera eingespielte Software (also Zusatzfunktionen) sowie manchmal über die verwendeten Materialien, die von Plastik bis hin zu diversen Metallen reichen kann. Ferner wird bei teureren Kameras eher ein besseres Display auf der Rückseite eingebaut.
Zunehmend wird der Preis jedoch von der Marketing-Abteilung unabhängig von jeder Technik festgelegt. Die Hauptfrage scheint hier nur noch zu lauten: Wie viel ist der Markt bereit, dafür zu bezahlen? Oder wie mir ein Marketing-Spezialist einmal sagte: Wie viele Blöde stehen in diesem Land jeden Morgen auf und bezahlen bereitwillig zu viel?
- Die Hersteller kochen alle mit demselben Wasser. Markenbewusstsein ist deshalb irrelevant: Meist stellen die bekannten Fotomarken die überwiegende Anzahl ihrer sogenannten Marken-Produkte in dieser Sensorklasse schon seit Jahren nicht mehr selbst her.
- Die physikalischen Grenzen sind aufgrund des kleinen Sensors extrem eng.
- Die Qualitätsunterschiede aller Kameras mit kleinem Sensor sind minimal.
- Die Mega-Pixel-Anzahl ist unwichtig.
- Lassen Sie sich im Geschäft nicht von der Vergrößerungswirkung der Mega-Zooms täuschen. Fahren Sie zum Test das Zoom-Objektiv maximal aus und versuchen Sie dann, das Bild absolut ruhig zu halten. Wenn Ihnen das nicht gelingt, ist der beeindruckende Zoombereich für Sie kaum nutzbar. Ab 30-fach-Zoom halte ich es sowieso für kaum mehr in der Praxis einsetzbar.
- Die Produktbezeichnung ist irrelevant: Spätestens im Folgejahr ist Ihre Kamera durch den Nachfolger angeblich deklassiert, definitiv jedoch veraltet, und kein Mensch erinnert sich mehr an Ihr Produkt.
- Und zum Schluss tatsächlich noch einige in der Fotobranche sonst oft diskreditierend benutzte klassische Frauenargumente: Gefallen Ihnen die Farbe und die Form (das Styling)? Wenn ja, dann werden Sie diese Kamera öfter mitnehmen und stolz verwenden.
Ambitionierte Hobby-Fotografen
- Meist besitzen Fotografen dieser Gruppe bereits entweder eine APS-C-Kamera, deren Sensor-Größe eine gute Bildqualität unter allen Bedingungen garantiert, oder eine fast so gute Micro-Four-Thirds-Kamera.
- Wer eine Vollformat-Kamera besitzt, siehe die Empfehlungen für Profifotografen.
- Kaufen Sie sich für das Geld der anvisierten kompakten Kamera ein neues Objektiv oder sonstige Ausrüstung. Davon haben Sie mehr.
- Die Bildqualität jeder Kamera mit kleinem Sensor wird Sie unter schwierigen Lichtverhältnissen enttäuschen.
- Die Einsparung an Gewicht und Volumen ist bei Bridge-Kameras minimal. Die Nachteile überwiegen.
- Die Bildqualität aller Kameras mit kleinem Sensor eignet sich für ambitionierte Fotografie nur am Tage und sonst nur zu dokumentarischen Zwecken.
- Die Preise der minimal besseren Edelkompakten liegen im Bereich einer guten APS-C-Kamera.
Profifotografen
- Meist besitzen Fotografen dieser Gruppe bereits eine Vollformat-Kamera, deren Sensor-Größe eine sehr gute Bildqualität unter allen Bedingungen garantiert.
- Suchen Sie sich eine beliebige Edelkompakte.
- Nur falls Sie sicher sind, dass Sie Ihren besten (und damit meist großen und schweren) externen Blitz tatsächlich stecken und betreiben wollen, sollte es eine Kamera Ihres Herstellers (Markenzwang) mit (inzwischen seltenem) Blitzschuh sein. Als Profi besitzen Sie hoffentlich einen extrem leistungsstarken externen Blitz. Damit lassen sich dann auch bei schlechteren Lichtverhältnissen mit edelkompakten Kameras mit kleinerem Sensor noch gute Fotos erzeugen. Lassen Sie sich jedoch vor dem Kauf der Edelkompakten Kamera schriftlich vom Hersteller zusichern, dass exakt Ihr Blitz (genaue Baureihe und Alter angeben) mit allen Funktionen an der anvisierten Kamera (ohne zusätzlichen Adapter) betrieben werden kann. Sie werden erstaunt sein, wie viele Haken und Ösen es dabei geben kann. Das größte ergonomische Problem wird dann jedoch der voluminöse, entstellende Blitz auf der kleinen Kamera sein, der diese extrem kopflastig macht. Ein lichtstarker externer Blitz ist voluminöser und schwerer als die Kameras mit kleinem Sensor. - Für mich bestand in der Praxis bisher immer das größte Hindernis darin, dass ich dann zwei relativ schwere und voluminöse Dinge mitnehmen muss: Edelkompakte und Blitz. Das ergibt definitiv kein
Immer-dabei-System
.
- Die Bildqualität selbst der teuersten Edelkompakten wird jedoch erfahrungsgemäß hinter Ihren bereits reduzierten Erwartungen bleiben.
- Wer dennoch - gegen meinen Rat - eine Immer-dabei-Kamera mit kleinem Sensor wünscht, kann zur preiswertesten eines beliebigen Herstellers unter 100 Euro greifen. Sie reicht für dokumentarische Zwecke aus.
- Die Erfahrung lehrt jedoch, dass Profifotografen mit der geringen Bildqualität aller Kameras mit kleinem Sensor - einschließlich der Edelkompakten - unzufrieden sind, sobald kein helles Tageslicht vorherrscht.
- Wer sich als Profi gewichtsmäßig verkleinern will, sollte eher über eine spiegellose System-Kamera der Micro-4/3-Klasse nachdenken. Diese bieten zum dementsprechenden Preis inzwischen gute bis sehr gute Bildqualität. (Siehe Artikel Micro-Four-Thirds.)
Systembezogene Kaufempfehlungen
- Wer eine in der Praxis rundum taugliche Bridge-Kamera sucht, dem sei zumindest ein Blick auf die Panasonic FZ 300 empfohlen. - Meine Anmerkungen hierzu.
- Für wen Geld keine Rolle spielt, und wer die derzeit beste Bildqualität in einer kleinen Kompaktkamera respektive Bridge-Kamera sucht, dem sei zumindest ein Blick auf die Edel-Kameras mit 1-Zoll-Sensor empfohlen.
Mir ist bewusst, dass ich für diese Kaufempfehlungen Prügel von allen Seiten beziehen werde. Aber erst muss man mir wissenschaftlich nachprüfbare Fakten vorlegen, bevor ich meine diesbezüglichen Testergebnisse über Bord werfe.
Hilfe / Feedback
Liebe Leserinnen und Leser,
damit diese umfangreichen, kostenlosen, wissenschaftlich fundierten Informationen weiter ausgebaut werden können, bin ich für jeden Hinweis von Ihnen dankbar.
Deshalb freue ich mich über jede schriftliche Rückmeldung, Fehlerkorrekturen, Ergänzungen, Neue Informationen etc. Ihrerseits per E-Mail oder Kontakt-Formular.
Um meine Neutralität zumindest auf dem hier beschriebenen Feld der Fotografie und Videografie wahren zu können, nehme ich bewusst von keinem Hersteller, Importeur oder Vertrieb irgendwelche Zuwendungen jeglicher Art für das Verfassen der absolut unabhängigen Artikel an. Auch von Zeitschriften oder Magazinen aus dem Fotobereich erhalte ich keinerlei Zuwendungen.
Deshalb freue ich mich, wenn Sie mein unabhängiges Engagement für Sie durch einen gelegentlichen Kauf bei Amazon über die hier angegebenen Links unterstützen. Es ist gleichgültig, welches Produkt Sie über diesen Link kaufen. - Es kann auch jede andere Ware außerhalb des Fotobereiches sein. Alle Preise sind und bleiben für Sie gleich niedrig, wie wenn Sie direkt zu Amazon gehen. Aber durch Ihren Klick auf meinen Link erhalte ich evtl. Monate später eine sehr kleine prozentuale Prämie (Cents je Kauf), welche mir hilft, die hohen Kosten bei der Erstellung der Artikel zumindest teilweise zu decken. - Bitte starten Sie Ihre Einkäufe bei mir.
Herzlichen Dank an alle für Ihre bisherige Unterstützung.
Ja, ich möchte die Unabhängigkeit dieser Seite unterstützen und kaufe über diesen Link bei Amazon
Pflichtangabe: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Alle derartigen sogenannten 'bezahlten Links' zu Amazon sind farblich in Rot gekennzeichnet.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.