Kurzform vieler Diskussionen: 60 Mega-Pixel sind immer und überall um Welten besser
als nur lächerliche 20 Mega-Pixel. - Wirklich?
Dieser Artikel beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Sensorauflösungen bei Kameras.
Immer wieder stellen mir Fotografen die Frage, ob es sich lohnt, in die nächst höhere Auflösungsklasse aufzusteigen, und um wie viel größer dann das Motiv im Bild wird - respektive, um wie viel man das größere Bild der höher auflösenden Kamera beschneiden kann.
Da es hier viele Verwechslungen gibt, will ich dies mit Beispielbildern verständlich darlegen.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Größenvergleich behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Hier wollen wir Vollformat-Sensoren heranziehen. Diese haben eine Fläche von idealerweise 36 * 24 mm. Ferner sind die Seitenverhältnisse - auch Bildformat genannt - genormt auf 3:2. Die minimalen Abweichungen je Hersteller hinter dem Komma und Modell wollen wir einmal ignorieren. Sie machen in der praktischen Fotografie kaum einen sichtbaren Unterschied aus.
Ferner wollen wir hier die (aktuell) kleinste Sensorauflösung mit der jeweils (aktuell) größten des jeweiligen Herstellers vergleichen. Somit bleiben wir innerhalb des Angebotes jedes Herstellers und vermeiden eventuell drohende Glaubenskriege
.
Bei Canon sind es die R6 = 5.472 * 3.648 Pixel = 20 MP (Mega-Pixel) und die R5 = 8.192 * 5.464 Pixel = 44,8 MP.
Bei Nikon sind es die Z6 II = Z5 sowie die alte Z6 (Mark I) = 6.000 * 4.000 = 24 MP und die Z7 II = die alte Z7 (Mark I) = Z9 = 8.256 * 5.504 Pixel = 45,5 MP.
Bei Panasonic und Leica sind es die S5 = S1 = Leica SL2-S = 6.000 * 4.000 Pixel = 24 MP und die S1R = Leica SL2: 8.368 * 5.584 Pixel = 46,7 MP.
Die Sensoren und Kameras von Leica stammen von Panasonic, an die Leica nur ein paar kleine Änderungen anbringt. Die neueren Modelle M11 und SL3 verwenden hingegen den 60 MP-Sensor von Sony. Siehe dort.
Bei Sony sind es die A7 Mark III = Sony A7C = 6.000 * 4.000 Pixel = 24 MP und die A7RIV = Sony A7RV = 9.504 * 6.336 Pixel = 60,2 MP. Sie bietet die derzeit größte Sensorauflösung in der Vollformatklasse.
Um sicherheitshalber vorab alle Besitzer jener Kameras zu beruhigen: Persönlich halte ich alle diese Modelle für herausragende Kameras, mit denen man wunderschöne Fotos aufnehmen kann. Mit den meisten Modellen habe ich bereits selbst erfolgreich gearbeitet.
Vergleichen wir nun das Verhältnis der kleinsten Auflösung gegenüber der größten Sensorauflösung bei jedem Hersteller, wobei ich - der Übersichtlichkeit halber - auf die erste Nachkommastelle runde: Bei Canon ist das Verhältnis 2,2-fach, bei Nikon ist das Verhältnis 1,9-fach, bei Panasonic / Leica ist das Verhältnis 2-fach und bei Sony ist das Verhältnis 2,5-fach.
Im Durchschnitt ergibt sich so grob die doppelte Auflösung in Pixeln. D.h. wer von der Einsteigerkamera zum Spitzenprodukt wechselt, erhält ca. doppelt so viel Pixel / Auflösung. Wir wollen da nicht so genau sein, weil man die kleinen Unterschiede in der Fotopraxis kaum erkennt. Letzteres werde ich weiter unten beweisen.
Bei den folgenden Grafiken habe ich jeden Sensor in Pixel genau im Verhältnis 1:10 dargestellt. Sie dürfen es gerne nachmessen.
Ferner habe ich die Sensoren mit der geringeren Auflösung perfekt in die Mitte der Sensoren mit der hohen Auflösung zentriert platziert, damit Sie genau erkennen können, wie viel mehr Rand Sie darum herum - ggf. zum Beschneiden - erhalten.
So wie diese Sensoren hier dargestellt sind, entsprechen deren Auflösung der 1:1-Monitorgröße oder dem Ausbelichten auf Papier bei gleicher Pixelzahl je Zentimeter respektive Pixeldichte. - Das entspricht auch dpi (dots per inch).
Canon: 20 MP gegenüber 44,8 Mega-Pixel = 2,2-fach so große Pixelanzahl.
Nikon: 24 MP gegenüber 45,5 Mega-Pixel = 1,9-fach so große Pixelanzahl.
Panasonic und Leica: 24 MP gegenüber 46,7 Mega-Pixel = 2-fach so große Pixelanzahl.
Sony: 24 MP gegenüber 60,2 Mega-Pixel = 2,5-fach so große Pixelanzahl.
Ohne Zweifel bieten die größeren Sensor-Auflösungen der Spitzenprodukte jedes Herstellers im Vergleich zu den (nennen wir es einmal ketzerisch) Einsteigermodellen
signifikanten Raum zum nachträglichen Beschneiden der Bildmotive am PC in spezieller Bildbearbeitungs-Software.
Nun erhalte ich immer wieder die Antwort, dass sich das auf jeden Fall lohnt, da die Auflösung ja doppelt so groß sei und somit das Bild
doppelt so groß.
Aber da muss man vorsichtig und sauber zwei Dinge voneinander unterscheiden.
In der 1:1-Ansicht am Monitor ergibt sich tatsächlich die rund doppelt so große Bild-Fläche.
Wenn wir also nun Personen oder Gegenstände mit der kleinen Kamera-Auflösung aufnehmen und gleichzeitig mit der größten, dann werden die auf dem Foto abgebildeten Personen oder Gegenstände flächenmäßig doppelt so groß sein.
Aber Vorsicht: Das ist ein zweidimensionales Flächenmaß - Länge mal Breite (hier in Pixel).
Da die meisten Menschen allerdings nicht in Flächen denken, sondern in Größe, Höhe, Länge - also einem eindimensionalen Längenmaß -, kommt es zu Missverständnissen, die in der Folge viele Aufsteiger zu größeren und teuren Kameras enttäuschen.
Vergleichen wir also die realen Höhen = die vertikale Auflösung der verschiedenen Sensoren der Hersteller - wieder zum leichteren Verständnis auf die erste Nachkommastelle gerundet: Bei Canon ist das Verhältnis 1,5-fach, bei Nikon ist das Verhältnis 1,4-fach, bei Panasonic / Leica ist das Verhältnis 1,4-fach und bei Sony ist das Verhältnis 1,6-fach.
Oh! Plötzlich sieht das alles ganz anders und deutlich weniger erfreulich aus. - Sie dürfen es gerne selbst nachrechnen. Alle Zahlen habe ich oben erwähnt.
Im Durchschnitt werden die abgebildeten Motive (Personen, Berge etc.) als nur 50% größer, sofern man darunter die vertikale Höhe, Länge etc. meint.
In den folgenden Diagrammen habe ich die jeweils kleinste Sensorauflösung jedes Herstellers links unten in die Ecke der großen eingefügt. Beide sind im korrekten im Verhältnis von 1:10 zu den oben angegebenen Pixel-Zahlen gezeichnet.
Bitte nehmen Sie etwas Rücksicht auf meine selbst gezeichneten Menschen. Wie mir ein Arzt mitteilte, leiden sie an proportional zu langen Armen und Beinen (Marfan-Syndrom).
In allen Fällen gehe ich vom maximal möglichen Aufnahmemaßen aus. Also wir passen den abgebildeten Menschen so knapp in den Sucher / Sensor ein, dass er oben und unten gerade anstößt. In der Fotopraxis ist dies natürlich unrealistisch. Dort verschwendet man bei den hochauflösenden Sensoren in der Regel viel mehr Pixel = Höhe, weil man ja immer beschneiden kann. Dadurch wird der errechnete Höhenunterschied der beiden Sensoren noch geringer.
Ist diese ketzerische Beobachtung in ihrer ganzen Tiefe gewürdigt worden? - Meine Erfahrung ist in der Tat, dass Fotografen mit einer höher auflösenden Kamera weniger genau arbeiten, da sie sich zu sehr auf die mehr Mega-Pixel verlassen. Hingegen arbeiten viele Fotografen mit geringerer Auflösung genauer, um die wenigen
Pixel effizienter auszunutzen.
Canon: 20 MP gegenüber 44,8 Mega-Pixel = 1,5-fach so hoch.
Nikon: 24 MP gegenüber 45,5 Mega-Pixel = 1,4-fach so hoch.
Panasonic und Leica: 24 MP gegenüber 46,7 Mega-Pixel = 1,4-fach so hoch.
Sony: 24 MP gegenüber 60,2 Mega-Pixel = 1,6-fach so hoch.
Nochmals zum Verständnis: Die abgebildete Fläche der Personen entspricht tatsächlich dem obigen flächenmäßigen Vergrößerungsfaktor. Aber eben nicht die Höhe.
Ganz nebenbei: Fällt Ihnen etwas auf? Das ist in etwa auch der Crop-Faktor zwischen APS-C-Sensoren und Vollformat. Vollformat besitzt auch ca. die doppelte Fläche im Vergleich zu APS-C-Sensoren. Beim für die Fotografie wichtigen Licht gewinnt man somit bei der doppelten Fläche eine Lichtstärke, Lichtwert, EV, Blende. Aber die Höhe und Breite des Sensors liegt eben beim sogenannten Crop-Faktor von nur ca. 1,5.
Mathematisch ist das logisch, da Flächen mit der Quadratzahl (m²) angegeben werden. Will man das zurückrechnen, muss man die Wurzel ziehen. Die Wurzel von 2 ergibt je nach Flächenform in etwa 1,4.
Daraus folgt die logische Konsequenz: Will man wirklich die doppelte Motivhöhe erhalten (H=2), dann muss man eben auch die Breite verdoppeln (B=2). Zwei mal zwei ergibt aber vier. Um somit die doppelte Motivhöhe in Pixeln zu erhalten, benötigen Sie faktisch die vierfache Fläche - oder in Sensorauflösung ausgedrückt: die vierfache Pixelanzahl.
Oben habe ich Ihnen versprochen, noch etwas zu den Auflösungsunterschieden der größten Sensoren zu sagen, oder besser zu zeigen.
Bei Canon ist es die R5 = 8.192 * 5.464 Pixel = 44,8 MP
Bei Nikon ist es die Z7 II / die alte Z7 (Mark I) / Z9 = 8.256 * 5.504 Pixel = 45,5 MP
Bei Panasonic ist es die S1R / Leica SL2: 8.368 * 5.584 Pixel = 46,7 MP
Bei Sony / Leica SL3 und M11 sind es die A7RIV / A7RV: 9.504 * 6.336 Pixel = 60,2 MP.
Aber ich bitte Sie: Da liegen Welten zwischen diesen Sensorauflösungen! - Der Sony 60 MP-Sensor bietet - von unten gesehen (45 zu 60) - 1/3 mehr Pixel als der von Canon. 15,4 Millionen Pixel mehr. - Das sind Welten! - Und selbstverständlich erkennt jeder den Unterschied, wenn der nächstgrößere Sensor 1 Million Pixel mehr Auflösung bietet. - Wirklich?
Blau: Canon mit 44,8 Mega-Pixeln - Grün: Nikon mit 45,5 Mega-Pixeln - Gelb: Panasonic / Leica mit 46,7 Mega-Pixeln - Rot: Sony mit 60,2 Mega-Pixeln.
Zwischen den inneren drei Flächen kann man nur mit wirklich genauem Hinsehen einen minimalen Unterschied erkennen. Ob Sie in der praktischen Fotografie diesen minimalen Größenvorteil durch maximale Ausnutzung der Sucher-/Sensorfläche wirklich herauskitzeln können?
Und selbst die 15 Mega-Pixel mehr des Sony-Sensors gruppieren sich eben außen herum - um die bereits bestehende Fläche. Deshalb ist der Mehrwert ebenfalls eher gering - definitiv erhalten Sie nicht 1/3 mehr Breite oder Höhe.
Ferner ergibt sich aus den Grafiken auch, dass der Gewinn zum Beschneiden eines etwas höher auflösenden Sensors gering ausfällt.
Das ist der Grund, warum ich im Artikel Mega-Pixel bereits vor über 10 Jahren darauf hinwies. Dass ab 20 MP sich ein sichtbarer Mehrwert erst bei einer Vervierfachung der Pixel-Zahl für jeden Betrachter sofort bemerkbar macht. Ein paar Prozent mehr oder weniger oder ein paar Millionen Pixel außen herum spielen in der praktischen Fotografie keine Rolle mehr.
Aber selbst der Unterschied zwischen 20 Mega-Pixel und 24 fällt nicht gerade beeindruckend aus.
Blau: Canon mit 20 Mega-Pixeln - Rot: Nikon, Panasonic, Leica, Sony mit 24 Mega-Pixeln.
Die Unterschiede bleiben auch hier in einem erstaunlich geringen Rahmen - trotz (von unten, vom 20-MP-Sensor aus gerechnet) einem Fünftel mehr Pixel. Ob die meisten Fotografen in der praktischen Fotografie diesen geringen Größenvorteil durch maximale Ausnutzung der Sucher-/Sensorfläche wirklich herauskitzeln können? Denn auch hier gruppieren sich die 4 Millionen zusätzliche Pixel nur außen herum - um die bereits vorhandene Fläche von 20 MP.
Zumindest hält sich der Gewinn beim Beschneiden in sehr engen Grenzen.
Generell kann man sich natürlich auf die sichere Seite stellen und behaupten: Mehr ist immer besser. Und in der Tat können Sie mit dem Foto einer 150 MP-Mittelformat-Kamera nichts falsch machen. Es dürfte für alle Anforderungen ausreichen, da es derzeit die größte kaufbare Sensor-Auflösung im Normalfotobereich darstellt.
Nun gut, da gab es seit dem Anfang der 2020er Jahre noch das Pixel-Shift-Verfahren, bei dem der Sensor sich minimal bewegt und bis zu 32 Fotos auf dem Stativ aufnimmt. Da jedoch fast alle modernen Kameras bis hin zu Mittelformat das anbieten, bleibt der Abstand wieder ausgeglichen. Hinzu kommt, dass dieses Verfahren nur ganz selten und auch dann nur mit stehenden Motiven im Studio funktioniert - bestenfalls. Und der angebliche Gewinn an Auflösung ist gering, wie alle bisherigen Tests weltweit einräumen - trotz geradezu gigantisch großer Enddateien - von nicht selten mehreren Giga-Byte je Foto.
Sofern Sie im Übrigen ein Objektiv mit größerer Brennweite verwenden und dann Panoramaaufnahmen von allen Motivteilen machen, können Sie das auch mit jeder uralten Kamera herstellen. Die Panorama-Software setzt Ihnen das auch zu gigantischen Fotodateien zusammen - und zwar billiger und einfacher.
Internet: Die meisten Fotos die Sie dort in Texten eingebunden finden, liegen bei maximal 750 * 500 Pixeln beim üblichen Bildverhältnis 3:2. Das sind 0,375 MP (Mega-Pixel). Das ist auch die maximale Größe meiner Fotos, die ich in Textseiten integriere. Bei größeren Bildern steigt die Ladezeit beinahe exponentiell an, was kaum ein Internet-Nutzer akzeptiert.
Die meisten PC- und Laptop-Monitore stellen maximal 1.920 * 1.080 Pixel dar, wobei dann jedoch noch ein großer Teil vom Browser-Rand oder dem Bilddarstellungsprogramm belegt wird: Das sind maximal 2 MP.
Bereits etwas teurere 4K-Monitore / Fernseher - 4K UHD - bieten 3.840 * 2.160 Pixel. Das sind nur knapp 8,3 MP maximal. - 4K entspricht auch den größten Smartphones für hohe vierstellige Beträge.
Wer ganzseitige Fotos in hoher Qualität im Internet anbieten will, geht heute auf maximal 3.000 * 2.000 Pixel, da diese angesichts der Software-Ränder der Anzeigen aktuell die durchschnittlich beste Bildqualität liefern. So sind auch die verlinkten ganzseitigen Bilder in meinem Auftritt gestaltet. Aber das erfordert bereits sehr schnelle Internet-Anschlüsse von den Kunden. Denn 6 MP - das ist die entsprechende Auflösung - sind schnell über 1 Megabyte an Daten, welche transportiert werden müssen.
Seltenere Apple und Dell 5K3K-Monitore bieten 5.120 * 2.880 Pixel. Das sind knapp 14,75 MP. Und extrem seltene 8K-Monitore und Fernseher bieten 7.680 * 4.320 Pixel. Das sind knapp 33,2 MP.
Allerdings sind mit diesen Angaben nur von Ihnen selbst steuerbare Internet-Auftritte gemeint, bei denen Sie solch große Fotos ohne Verkleinerung und starke Bildkomprimierung einstellen sowie auch ausstrahlen können. Bei allen sozialen Medien sieht das ganz anders aus. Diese orientieren sich fast ausschließlich an Smartphones und deren noch immer eher mäßig schnellen mobilen Funknetzen. Das bedeutet konkret, dass bei 4.000 * 3.000 Pixeln meist die Grenze gezogen wird. Das sind die Fähigkeiten der Smartphone-Kameras. Ferner werden auf allen mir bekannten sozialen Medien bereits diese Fotos drastisch verkleinert und dabei zusätzlich verlustbehaftet komprimiert, womit eine Reduktion der Bildqualität einhergeht. Viele Fotos werden auch im Format passend
beschnitten, ohne dass der Fotograf darauf Einfluss nehmen könnte.
Wohl gemerkt können Sie die maximale Pixelzahl und Fläche der Monitore und Fernseher sowieso nur dann ausnutzen, wenn Ihr Bild zufällig genau dort hineinpasst, was beim heutigen Display-Format von 16:9 kaum der Fall sein dürfte. D.h. von all den Maximalwerten bleiben viel weniger übrig. Und bei Hochkant-Fotos respektive Porträtaufnahmen sieht es nochmals um Klassen schlechter aus.
In der Regel wird Ihr (zu großes) Foto jedoch komprimiert, damit es in diese Auflösungen hineinpasst. Dabei wird die Original-Bildqualität verschlechtert. Korrekt gelesen.
Was jedoch die wenigsten Fotografen wissen: Die moderne Software kann kleinere Bilder bis zu einem gewissen Grad heute sehr gut vergrößern. D.h. ein etwas zu kleines Bild sieht letztendlich auf dem digitalen Bildschirm qualitativ so gut aus wie ein zu großes.
Berufsfotografen liefern an Privatkunden meist Dateien mit maximal 3.000 * 2.000 Pixel. Das sind 6 MP. Das reicht definitiv für hochwertige Hochglanz-Ausdrucke im Format 20 * 30 Zentimeter.
Selbstredend erhält man mit 4.500 * 3.000 Pixeln etwas mehr Details sowie eine größere Auflösung und kann noch größer ausbelichten. Aber viele - vor allem private - Kunden empfinden dies bereits als zu große Dateien, die ihnen keinen Vorteil, sondern nur noch Nachteile bringen und beschweren sich darüber.
Zeitungen, die Ihre Fotos auf Klopapier
drucken, wollen in der Regel weniger angeliefert erhalten. Die verschobenen Dreifarbendrucke übereinander sehen nicht selten sowieso fürchterlich aus.
Im Artikel Gute Fotos machen habe ich bewiesen, dass man mit dem beschnittenen Foto einer 8-MP-Kamera die Titelseite (DIN A4) eines internationalen Magazins beschicken kann.
Mit 20 MP können Sie somit problemlos eine Hochglanz-Doppelseite in höchster Druckqualität bespielen. Das entspricht DIN A3.
Allerdings habe ich sogar schon 12 MP-Porträt-Fotos alter digitaler Kameras auf 1*1,5 Meter aufgezogen gesehen, die wirklich beeindruckend aussahen. - Für große Ausdrucke über DIN A2 würde ich heute dennoch sicherheitshalber eine höhere Auflösung empfehlen.
Aber selbst in jenem Sonderfall, falls Sie einmal eine Wandtapete herstellen wollen, gibt es erstaunlich preiswerte Software, die das mit künstlicher Intelligenz auch aus dem Foto einer 20 MP-Kamera in sehr hoher Qualität vergrößern kann.
Dennoch bleibt zweifelsohne der physikalisch nicht hinwegzudeutende Umstand, dass man auf einer hochwertigen Ausbelichtung ab ca. 75 * 50 Zentimeter bei genauer Betrachtung (aus der Nähe) den Unterschied zwischen 20 und 45 / respektive 60 Mega-Pixeln mit geschultem Auge erkennen kann.
Dasselbe gilt selbstredend beim starken Beschneiden von Bildern, weil man entweder die schnellen Tiere anders nicht einfangen konnte, oder - wie z.B. ich am Bodensee immer wieder - schlichtweg Wasser im Weg
hat und deshalb - aufgrund des Hindernisses - nicht näher an das Motiv herankommt. Da stößt man dann manchmal auch mit 800 mm Teleobjektiv, Zweifachkonverter und KI-gestützter Vergrößerungssoftware an eine Grenze.
Bleibt also der Wunsch des Fotografen nach hoher Auflösung.
Das ist absolut legitim. Es ist für viele ein Hobby: Gönnen Sie sich etwas, sofern Sie es sich leisten können.
Allerdings ist dies nicht nur eine Preisfrage: Die Kameras und Objektive sind teuer, der PC muss aufwändiger sein, damit er die großen Fotos zügig verarbeiten und speichern kann etc. Das reicht hin bis zur aufwändigeren externen Datensicherung. Und wirklich genießen kann man die große Auflösung selbstredend auch nur auf einem entsprechend großen Monitor.
Sondern es ist auch eine Frage des Gewichts und Volumens, da Sie die hohe potentielle Auflösung der Kameras nur wirklich in reale Detail-Auflösung in den Fotos umsetzen können, wenn Sie die lichtstärksten und schärfsten Objektive verwenden, welche schwer und voluminös sind. Das liegt an der Physik. - Lassen Sie sich da nicht von den Kameragewichten alleine täuschen. Das heute minimale Kameragewicht spiegelloser Kameras spielt beim System-Gesamt-Gewicht kaum mehr eine Rolle. Vor allem sind die wenigen Gramm Gewichtsunterschiede bei den Modellen der geringsten im Vergleich zur höchsten Sensorauflösung in der Fotopraxis nicht spürbar. Aber selbst neueste Glasmischungen sind noch immer schwer - vor allem wenn man 10 und mehr Linsen in hochwertigen Objektiven verbaut. - Für die hoch auflösenden Sensoren benötigen Sie wirklich die teuersten lichtstärksten Objektive, denn dort schlägt die Beugung viel früher zu und führt beim Abblenden wieder zu unschärferen Fotos.
Schließlich kommt noch ein weiterer gern übersehener Punkt hinzu: Während die meisten modernen Kameras über einen hoch wirksamen eingebauten Verwacklungsschutz in der Kamera (IBIS) und in den Objektiven (IS, VR) verfügen, den kaum ein vor allem älterer Fotograf aufgrund der zunehmenden Senioren-Oszillation aber auch kaum ein junger, frierender Fotograf im Winter mehr missen möchte, hängt dessen Wirkung in der fotografischen Praxis maßgeblich von der Sensorauflösung ab. So sind die (im Labor ermittelten) bis zu 8 Blenden Verwacklungsschutz in der Canon R6 bei 20 Mega-Pixel definitiv hochwertiger als die ca. 5 Blenden Verwacklungsschutz in der Sony A7RIV bei 60 Mega-Pixel, um verwackelte Fotos zu vermeiden (siehe hierzu auch: Mein Verwacklungsschutz in der Kamera (IBIS) funktioniert nicht). Daraus folgt, dass man mit hoher Sensorauflösung für wirklich scharfe Fotos viel öfter zum Stativ greifen muss. Das stellt nicht nur einen signifikant erhöhten Aufwand dar, der die Arbeit verlangsamt, sondern wird zunehmend von immer mehr Menschen an immer mehr Orten untersagt.
Höher auflösende Sensoren bieten in gewissen Bereichen zweifelsfrei Vorteile. - Aber ein paar Mega-Pixel mehr oder weniger spielen bei modernen Kameras kaum mehr eine Rolle für die praktische Fotografie.
Erfreuen Sie sich an jeder Kamera jedes Herstellers.
Und bedenken Sie beim eventuell geplanten Aufstieg in die nächst höhere Auflösungsklasse die obige Mathematik und Physik. Daran lässt sich allerdings nichts ändern. - Ja, ich weiß, Naturwissenschaften können so ernüchternd und desillusionierend sein.
Zu guter Letzt nun die salomonische Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, auflösungstechnisch in die nächst höhere Klasse aufzusteigen: Es kommt darauf an. Es lohnt sich für den Einen oder Anderen in einigen seltenen Fällen durchaus, sofern er bereit ist, mit jenem hochwertigeren aber auch anspruchsvolleren Werkzeug genauer zu arbeiten. Ketzerisch würde ich es so zusammenfassen: Es gibt sicherlich sinnvolle Anwendungsgebiete für das Uhrmacherwerkzeug. Aber die meisten Praktiker kommen mit einem handelsüblichen Schraubenzieher im Alltagsbetrieb eher zurecht.
Viel Freude beim Fotografieren - gleichgültig mit welcher Sensorauflösung.
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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher