Zunehmend wechseln die Kamerahersteller von ihren alten Kamera-Systemen mit Spiegel (DSLR, R = Reflex) zu spiegellosen Systemen (schlicht, aber unkorrekt: DSL oder korrekter: DSLM, M = mirrorless). In wenigen Jahren werden vermutlich die restlichen Hersteller komplett darauf umsteigen. D.h. diese Migration ist unvermeidbar. Das hat erhebliche Folgen für die Fotografen als Kunden, sowie für den Werterhalt ihrer bereits erworbenen Ausrüstung.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle im Artikel der Migrationspfad der Kamerahersteller zu spiegellosen Systemen behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Unter spiegellosen Kameras ist hier (wie auch in der Fotofachpresse) ganz speziell nur die Gruppe der spiegellosen System-Kameras gemeint - also Kameras mit Wechselobjektiven. Dies umfasst aktuell so ziemlich alle Sensorgrößen bis hin zu ersten Mittelformat-Kameras. D.h. nur die Gruppen der Smartphones, Kameras mit kleinem Sensor und Edel-Kameras, welche auch keinen Spiegel besitzen, sind hiermit nicht gemeint, da sie ein fest eingebautes Objektiv besitzen.
Die Unterschiede sowie vor allem Auflistung der Vor- und Nachteile der spiegellosen Kameras im Vergleich zu Kameras mit Spiegeln finden Sie im Artikel Vergleich: Spiegellos - DSLR, den Sie kennen sollten, da jene technischen Inhalte hier vorausgesetzt werden.
Obwohl spiegellose Kameras schon seit Jahrzehnten und spiegellose Systemkameras seit 2008 existieren, werden die spiegellosen Systemkameras bei der Dachorganisation der japanischen Kamera-Hersteller CIPA erst seit 2012 als eigene Gruppe separat aufgelistet. D.h. alle Aussagen anderer Analysten zu spiegellosen Systemkameras vor 2012 beruhen auf unseriöser Spekulation.
Die CIPA-Zahlen beinhalten nur die japanischen Hersteller. Es fehlen somit z.B. Firmen wie Leica und Samsung. Samsung stellte jedoch 2015 die Kamera-Produktion ein, und die Produktions-/Verschiffungszahlen von Leica sind vernachlässigbar.
Früher war es meist so, dass spiegellose Kameras mit einem Kontrastautofokus auf dem Sensor und dafür optimierten / gerechneten Objektiven kombiniert wurden. Das ist jedoch kein Naturgesetz. Deshalb verwenden seit einigen Jahren spiegellose System auch einen Phasenautofokus. Z.B. Olympus verwendete diesen in seinen Micro-Four-Thirds-Spitzen-Modellen seit Mitte der 2010er Jahre zumindest zusätzlich. Somit gab es auch Objektive die für Phasenautofokus an spiegellosen Modellen gerechnet und hergestellt wurden. - Inzwischen finden sich zahlreiche spiegellose Systemkameras mit reinem Phasenautofokus auf dem Sensor.
Dieser (eher technische) Aspekt ist für die weitere Analyse sowie den alternativen Migrationspfad der Hersteller wichtig. Denn die mit dem Schlagwort spiegellos tatsächlich verknüpfte Technik entscheidet maßgeblich, wie kundenfreundlich der Wechsel erfolgt. D.h. ganz konkret: mit welchen Sensoren, mit welchem Autofokus-System und mit welchen Objektiven kann die Migration durchgeführt werden.
Letzteres hat wiederum massive Auswirkungen auf die Kosten für die Fotografen.
DSLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) im prozentualen Vergleich (der verschifften Einheiten).
Der prozentuale Anteil der spiegellosen Systeme nahm seit 2013 weitgehend kontinuierlich zu.
2019 lagen die Anteile bei 53,2% für DSLR und 46,8% für spiegellose Kameras. Der Trend dürfte sich aufgrund der Politikwechsel bei Nikon und Canon zukünftig weiter verstärken. 2023 hatten sich die Verhältnisse zum Jahr 2012 umgekehrt.
Allerdings hatte dies bis heute überwiegend eine völlig andere Ursache: den dramatischen Rückgang des Kaufinteresses an Kameras mit Spiegeln, wie die folgende Grafik zeigt.
DSLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) in Millionen verschifften Gehäusen.
Während man bei Kameras mit Spiegel einen deutlichen Rückgang erkennt, konnten sich die spiegellosen zumindest auf einem beachtlichen Niveau halten.
Aber vom vielfach vorhergesagten schnellen Umstieg aller Fotografen auf spiegellose Systeme konnte man selbst Mitte der 2020er Jahre noch nicht sprechen. Denn viele Altkunden verblieben bei ihren Kameras mit Spiegeln. Und zahlreiche Fotografen kauften noch immer neue DSLRs nach.
Sogar der Wechsel von Nikon und Canon zu spiegellosen Kameras erbrachte 2018 nur ein bescheidenes absolutes Wachstum, das sich 2019 und 2020 in absoluten Zahlen sogar wieder umkehrte.
Dieser Artikel reicht vom Entscheidungsjahr des japanischen Managements 2016 bis in die Gegenwart. Und alle Angaben basieren auf den Jahreswerten und verfügbaren Daten (Monatszahlen) bezüglich der Verschiffungen. Dadurch lassen sich Entwicklungen der Fotowirtschaft im Bereich spiegellose Kameras aufzeigen.
Bereits für 2017 ließ sich ein deutlich verschärfender Trend erkennen:
Die spiegellosen Systemkameras erzielten sowohl in der Produktion als auch bei der Verschiffung rund 4,1 Mio. Stück weltweit.
Die Systemkameras mit Spiegel (DSLR) fielen mit unter 7,6 Mio. Stück in der Produktion und bei der Verschiffung weltweit auf ein neues Tief.
Dies ergab bei der Verschiffung einen Gesamtanteil von rund 35% für spiegellose System-Kameras gegenüber nur noch rund 65% für DSLR.
Die Produktionszahlen (Vorsicht: diese Zahlen weichen von der späteren Verschiffung ab), waren sogar noch etwas positiver für die spiegellosen Kameras.
Das absolute Wachstum war 2018 gering. Aber die Produkte von Nikon (Nikon Z) und Canon (Canon R) kamen erst im Herbst auf den Markt und konnten in Tests nicht wirklich überzeugen.
Unerwartet brach der Markt der spiegellosen Kameras 2019 ein - sowohl bei verschifften als auch produzierten Kameras. Die meisten der von den Herstellern Canon, Nikon, Panasonic, Sigma 2018/19 neu herausgebrachten spiegellosen Modelle konnten nicht wirklich überzeugen - u.a. auch, weil noch kein brauchbares Gesamtsystem (Objektive, Blitzgeräte, Hochkantgriffe etc.) dafür existierte. - Bitte beachten Sie, dass dies vor der Pandemie geschah. Der Rückgang des Käuferinteresses lag somit rein systemimmanent an den damals minderwertigen spiegellosen Produkten sowie der verheerenden Politik der Kamerahersteller gegenüber den Kunden.
Allerdings werden die absoluten Zahlen der DSLRs weiterhin abstürzen. Meine Vermutungen lagen seit 2017 bei ca. -20 bis -30% je Jahr. Die diversen Gründe dafür finden Sie bei DSLR-Zukunft sowie bei Sensor-Sterben. Daraus folgt, dass sich selbst stagnierende Produktionszahlen bei spiegellosen Kameras in einer prozentualen Erhöhung deren Marktanteiles auswirken.
Eine weitere Vorsicht sei angebracht, da weder die Produktions- noch die Verschiffungszahlen den tatsächlich an Endkunden verkauften Geräten entsprechen. Ein erheblicher Anteil liegt oft jahrelang als Lagerbestand in Hallen bei den Herstellern, auf Schiffen, bei Importeuren, Großhändlern bis hin zu den Regalen der Einzel-Händler herum. Dies lässt sich z.B. bei Sony nachweisen, deren erstes Modell der A7 (Mark I) aus dem Jahr 2013 noch 2020 mittels drastischer Rabatte verkauft wurde.
Selbst, wenn man (wie ich 2017) zurückhaltender prognostiziert, so darf man spätestens für das Jahr 2020 einen Gleichstand zwischen spiegellosen Kameras und solchen mit Spiegeln annehmen. Dies trat - im Rückblick Mitte der 2020er Jahre - auch ziemlich genau so ein.
Angesichts großer Euphorie auf allen relevanten Seiten (Herstellern, Fotomagazinen, Influencern und Forenmitgliedern) seit 2008 hätte man insgesamt einen deutlich schnelleren Aufstieg und bereits Mitte der 2010er Jahre höheren Marktanteil erwarten können.
De facto waren jedoch die beharrenden Kräfte bei den Fotografen, welche bereits in Kameras mit Spiegeln (DSLR) investiert waren, sehr hoch. Ferner vermochten viele spiegellose Modelle der ersten Jahre (bis mindestens 2015) in der täglichen Fotopraxis nicht wirklich zu überzeugen.
Ein weiterer Grund lag in der erforderlichen Entwicklung eigener Objektive, welche damals speziell für den verwendeten Kontrastautofokus gerechnet wurden. Alle Firmen versuchten es (zuerst) mit Adaptern. Aber keinem Hersteller ist es mit den nur mäßig gut arbeitenden Adaptern gelungen, eine große Anzahl an Kunden zu gewinnen. Es benötigt viele Jahre, bis man ein eigenes hochwertiges Objektivsortiment entwickelt und produziert hat. Ohne dieses perfekt aufeinander abgestimmte Gesamtsystem kann man nur wenige ernsthafte Fotografen dazu gewinnen, die neuen Kameras als Haupt-/Erstkameras zu verwenden.
Trotz allem ließ sich seit November 2016 ein Anstieg der Verhältniszahlen bei spiegellosen Systemkameras zu DSLRs erkennen, welcher weit über allen Vorjahren lag. Vor allem die Anzahl neuer spiegelloser Modelle hat signifikant zugenommen, wohingegen gleichzeitig (vor allem 2019) die Anzahl der neuen DSLR-Modelle abnahm. D.h. manche Hersteller wollten den Wechsel damals mit allen Mitteln auf der Anbieterseite erzwingen. Dieser Trend schien somit bereits 2017 unumkehrbar.
Ein weiterer Grund für das eher langsame Wachstum des Marktes der spiegellosen Systeme darf im Preis der Kameras vermutet werden.
DSLR (blau) und spiegellose Kameras (rot) im Wert-Vergleich in 1.000 Yen.
Hier die große Grafik bildschirmfüllend.
Vorsicht: Um die Unterschiede sichtbar zu machen, musste die Grafik in ihrer Höhe drastisch verändert werden. D.h. die Y-Achse beginnt unten nicht bei 0. Des Weiteren berücksichtigt die Grafik in reinen Yen auch keine Währungsunterschiede (z.B. den Währungsverfall des Yen in den frühen 2020er Jahre) sowie auch keine Inflation (z.B. die der Jahre 2022ff.).
Während man bei Kameras mit Spiegeln insgesamt eher eine Seitwärtsbewegung feststellen musste, konnte man bei spiegellosen Systemen den Wert je Kamera steigern.
Bei beiden Systemen stieg der Wert 2017 deutlich an. Dies lag einerseits an neuen teuren Modellen, aber andererseits auch am Einbruch in den preiswerten APS-C-Modellen. Es brachen unten die ärmeren Fotografen / Neueinsteiger weg.
Bei spiegellosen Systemen lässt sich zweifelsfrei ein deutlicher Trend zu immer teureren Kameras feststellen: Eine Steigerung von 31.645 Yen im Jahr 2012 auf 128.500 Yen 2022 in 10 Jahren war beachtlich. Einerseits waren die Kunden hier offensichtlich bereit, über mehr als viermal so viel zu bezahlen. Andererseits lag dies sicherlich zu einem erheblichen Teil auch daran, dass erst in den letzten Jahren wirklich hochwertige spiegellose Kameras auf den Markt kamen - zu allerdings auch entsprechend hohen Marktpreisen (und zwar bei allen Sensorklassen von Micro-Four-Thirds über APS-C, Vollformat bis hin zu Mittelformat-Kameras).
Bereits 2015 hatten somit die spiegellosen Kameras diejenigen mit Spiegel nicht nur im durchschnittlichen Wert eingeholt, sondern sogar etwas überholt. Seitdem festigte sich dieser Trend.
Damit dürfte nun hoffentlich auch endlich der Mythos vom Tisch sein, dass gleichwertige spiegellose Kameras preiswerter wären, als solche mit Spiegel.
Ganz vorsichtig darf man somit vermuten, dass diejenigen Kunden, welche sich spiegellose Kameras zulegten, im Durchschnitt bereit waren, dafür sogar mehr zu bezahlen als für Kameras mit Spiegel.
Vergleicht man die jährlichen Wertsteigerungen bei spiegellosen Systemen, so zeigt sich mit einem Plus zum jeweiligen Vorjahr +16%, +13%, +7%, +6%, +15%, +18%, +12% zum Vorjahrespreis. 2020 kam es auf bereits hohem Preisniveau nochmals zu +18% Preissteigerung sowie 2021 nochmals zum Sprung um über +24% und 2022 um +23%. Aber 2023 trat eine technische Umkehr ein, die jedoch anders zu erklären ist: Bei spiegellosen Modellen kam es 2022/2023 zur Hinwendung zu Billigmodellen mit kleinem Sensor bei APS-C, sodass deren Durchschnittswert in Yen sank.
Bei DSLRs lag es anders: Dass der Wert der Kameras mit Spiegel 2015 und 2016 etwas absank, lag vermutlich auch an dem Umstand, dass die immer sündhaft teuren neuen Profimodelle von Nikon (D5 - für in Deutschland fast 7.000 Euro) und Canon (1D X Mark II - für in Deutschland 6.300 Euro) bereits für 2016 erwartet wurden. Dementsprechend sinkt der Absatz der Vorgängermodelle im Jahr davor meist deutlich. Ferner waren die neuen sehr teuren Modelle 2016 (wie z.B. Canon 5D Mark IV) nicht so erfolgreich, wie immer behauptet. Ab 2018 machten sich Nikon und Canon ihre eigenen teuren DSLRs madig, indem sie (zu Unrecht) behaupteten, die neuen eigenen spiegellosen Modelle wären hochwertiger bei geringerem Preis. DSLRs mit Spiegel stiegen vor allem seit 2022 vor allem aufgrund des Wegbrechens der billigen Modelle im Durchschnittswert an. Denn in der Produktion wurden nur noch wenige teure Spitzenmodelle mit Spiegel belassen. Der Rest wurde sang- und klanglos eingestellt.
Ein weiterer Grund für den langsamen Aufschwung der spiegellosen System-Kameras lag allerdings im zögerlichen Verhalten der marktbestimmenden Hersteller. Canon, Nikon und Sony besaßen 2012 bereits eigene ausgereifte Systeme mit Spiegel (respektive Sony mit dem Translucent Mirror - einer halbdurchlässigen Spiegel-Variante). Der Aufbau einer zweiten Produkt-Linie wurde firmenintern zuerst eher als Kannibalisierung des laufenden guten Geschäftes angesehen. Und diese drei Firmen bestimmten grob gerechnet meist rund 90% des gesamten Fotomarktes.
Der Hauptgrund für die Zurückhaltung lag m.E. in den über die Jahrzehnte getätigten sehr hohen Investitionen in den Aufbau eines umfangreichen Objektivsystems. An diesen ganz spezifischen Bajonetten (Kameraanschlüssen) hängen im wahrsten Sinne des Wortes die Kundenbeziehungen, wie Canon bei seinem Wechsel in den 1980er Jahren schmerzlich erkennen musste. Spiegellose Kameras mit Kontrastautofokus (der Standard bis ca. 2015) erfordern jedoch völlig neue Objektive. Mit solch einem Wechsel riskiert der Hersteller ganz schnell einen Bruch, ja sogar kompletten Abriss der Kundenbeziehung. Während die fortgeschritteneren Fotografen durchaus bereit waren / sind, alle 4-5 Jahre eine Kamera neu zu kaufen, werden sündhaft teure Objektive oft länger als 10 Jahre verwendet. Das ist angesichts nicht selten fünfstelliger Kosten für eine Festbrennweite im Telebereich auch durchaus nachvollziehbar.
Vor allem die beiden marktbeherrschenden Firmen Canon und Nikon mit dem größten und hochwertigsten Objektivsortiment zögerten begreiflicher Weise am Längsten mit einer Entscheidung zum Objektivwechsel, welche letztendlich die treuen Kunden düpiert.
Im Grunde genommen setzten ab 2008 nur die kleinen Neueinsteiger konsequent auf Systemkameras ohne Spiegel: Olympus und Panasonic mit Micro Four Thirds, m4/3-Sensoren, etwas später gefolgt von Samsung, Fuji mit APS-C-Sensoren und Leica. Schließlich brachten Fuji und Hasselblad ab Ende 2016/Anfang 2017 erste spiegellose Systemkameras mit Mittelformat-Sensoren heraus. Ohne größere Altlasten an Objektiven war dieser Weg für jene Firmen auch einfach beschreitbar.
Erst als Sony ab 2012 konsequent auf spiegellose Systeme umstellte, kam - langsam - eine nicht mehr zu stoppende Dynamik in den Markt, welche 2018 auch die beiden Platzhirsche Canon und Nikon in Zugzwang setzte.
Da seit 2016 nicht nur die Gerüchte bei Canon und Nikon übersprudelten, sondern seit 2017 sich zunehmend offizielle Herstelleraussagen zu Ihrem zukünftigen Engagement finden, das im Spätsommer 2018 umgesetzt wurde, konnte man im Herbst 2028 von einer generellen Trendwende sprechen (siehe Nikon Z und Canon R).
Jedes Mal, wenn das prozentuale Verhältnis der spiegellosen Kameras zur DSLR auch nur für einen Monat anstieg, sahen einige Analysten in diesen Zahlen (wie bereits seit spätestens 2012) die klare Wende zu spiegellosen Systemen - mit Handlungsdruck für die Platzhirsche Canon und Nikon. - D.h. hier wurde massiv künstlicher Druck von außen aufgebaut, der schon so manches Management ohne konkrete Not in Handlungszwang brachte.
Als Folge war bereits 2016 zu befürchten, dass irgendwann (spätestens beim Verhältnis von 1:1 spiegellose zu Kameras mit Spiegeln) die großen Hersteller Canon und Nikon unter massiven Umbrüchen und großen Kosten komplett auf dieses Segment umstellen.
Dann fehlen diese Mittel und Personalkapazitäten jedoch im bisherigen Bereich der DSLR. - Um den Knackpunkt deutlich offen zu legen: Selbst, wenn die Firmen das über Kredite zweifellos verfügbare Kapital für die gigantischen Investitionen in die völlig neue Technologie bereitstellen, so lassen sich damit keine erfahrenen Techniker in großer Zahl herbeizaubern. Derart hochqualifizierte Techniker laufen nirgendwo arbeitslos herum. Und auch die Erfahrung mit den spiegellosen Systemen müssen erst gesammelt werden.
Ganz provokativ: Kein Hersteller besitzt die Personalkapazitäten, um zwei zueinander inkompatible Foto-Systeme parallel über mehrere Jahre weiterzuentwickeln. Nicht nur die Kameras stellen andere technische Anforderungen, sondern vor allem die Objektive sind komplett neu für Kontrastautofokus und Phasenautofokus auf dem Sensor zu konstruieren, zu testen und in hoher Qualität zu produzieren. Dabei handelt es sich um eine Herkulesaufgabe.
Man durfte somit bereits 2017 befürchten, dass auf absehbare Zeit nicht mehr viel Neues für DSLR entwickelt wird.
Bei schrumpfendem Gesamtmarkt könnte manche Firma Sony folgen und DSLR de facto komplett aufgeben. So wird man es natürlich nicht kommunizieren. Die alten Spiegel-Modelle werden lieblos weiterhin verkauft werden und auch noch mit einzelnen Software-Features nachgerüstet und dann als neue Nachfolgemodelle angepriesen. Der Prozessor wird sowieso jedes Jahr schneller, die Prozessor-Software ständig weiter optimiert und 4- oder 8K-Video lässt sich ebenfalls problemlos und preiswert nachrüsten, ohne dass man dafür viel an der Kamera oder am Sensor tun muss.
D.h. es könnte sogar so weit kommen, dass die 2017/18 neu angekündigten Modelle auf lange Sicht die letzten der Kategorie DSLR sein werden (siehe DSLR-Zukunft).
Und auch bei Objektiven für Spiegelkameras werden wohl nur noch die jetzt bereits in der Entwicklung befindlichen Typen weitergeführt werden. D.h. in ein paar Jahren wird dann dort auch die Neuerung einschlafen.
Bereits mittelfristig erscheint es bei deutlich schrumpfenden Märkten kaum finanzierbar, zwei Modellreihen (spiegellos und mit Spiegel) nebeneinander weiterzuentwickeln. Man durfte deshalb bereits 2017 somit mittel- bis langfristig vom langsamen Aussterben der DSLR ausgehen.
Ferner zeigte sich bei Sony ab 2013 und Bei Canon und Nikon ab 2018, dass die Einstiegsmodelle in völlig neue technische Kategorien (hier spiegellose Kameras) keineswegs perfekt sind. Da werden die sogenannten Early Adopters erhebliches Lehrgeld bezahlen.
Die passenden Objektive für spiegellose Kameras werden noch länger auf sich warten lassen. Und die Plage mit den Adaptern für alte Objektive wird viele der früh umsteigenden Fotografen frustrieren.
Falls alles so reibungslos
abläuft wie bei Sony, durfte man sich ab 2018 auf ein großes Chaos auch bei Canon und Nikon vorbereiten.
Als 2018 die Wechselbereitschaft bei Canon und Nikon in immer mehr öffentlichen Presseverlautbarungen und Ankündigungen unüberhörbar wurde, stellte sich jedoch ein extremes Nachzüglerproblem heraus. Sony besaß bereits rund 5 Jahre Vorsprung und 4 weitgehend ausgereifte Kameras im Vollformat. Dafür existierten bereits 13 Zoom-Objektive und 50 Festbrennweiten diverser Anbieter - ohne die Objektive, welche über Adapter anschließbar sind.
Abschließend bleibt es unklar, ob bei weiter schrumpfenden Märkten selbst mit spiegellosen Systemen langfristig Gewinn erzielt werden kann. Das ökonomische Problem ist seit 2010 nämlich nicht der Spiegel an sich, sondern die fehlende Kundennachfrage nach klassischen Fotokameras.
Ein Freund erzählte mir einmal eine schöne Parabel: Wer im Galopp bergab reitet, sollte nicht plötzlich die Pferde wechseln. Sonst kann er sich sowie beiden Pferden das Genick brechen.
- Wir werden sehen. Oder wie Walter Giller so treffend zu sagen pflegte: Es bleibt schwierig
.
Was können / sollen / müssen die großen Kamerahersteller Canon und Nikon tun? - Diese Analyse stammt zuerst aus dem Jahr 2016, trifft aber noch heute zu.
Auch, wenn es schwer fällt, müssten beide Firmen zuerst die Tatsache akzeptieren, dass weder Canon noch Nikon auf dem Feld der Elektronik gegen Elektronikkonzerne wie Sony eine Chance haben, Technologieführer zu werden. D.h. man muss sich auf die eigenen Fähigkeiten und Kernkompetenzen besinnen.
Als zweiten Schritt müssen die Hersteller der Kameras mit Spiegeln - insbesondere Canon und Nikon - die Gefahr durch die spiegellosen Konkurrenzprodukte nun ernst nehmen und in der Folge konsequent handeln. - Es geht hier langfristig um die Wurst. - Also muss man auch in Kategorien wie alles oder nichts denken.
Die spiegellosen Systemkameras konnten überhaupt nur aufkommen, weil die Platzhirsche (inklusive Sony) bis heute den Bereich APS-C-Sensor-Kameras (also die etwas kleineren und leichteren Kameras - also die sogenannte Crop-Sensoren) als Einstiegsbereich für unbedarfte Fotografen betrachtet haben, den man marketing-technisch nur als Anfütterungszone für die wirklich wertvollen Vollformat-Kameras sah.
D.h. die Hersteller der DLSR müssten umgehend den APS-C-Bereich wie einen vollwertigen Kernbereich behandeln und ihn mit entsprechend hochwertigen Kameras und vor allem lichtstarken und qualitativ hochwertigen Objektiven ausstatten.
Dann wären sowohl das angebliche Volumen- als auch das Gewichtsproblem gegenüber den spiegellosen Kameras weitgehend ausgeglichen.
So lange jedoch der APS-C-Bereich als zweitklassig angesehen und nur zweitklassig mit Technik bedient wird, kann man dort durchaus Unterschiede beim aktiven Fotografieren festmachen.
Nikon hat 2015 mit der hochwertigen D500 den ersten Schritt bei Kameras getan. Aber da muss noch deutlich mehr folgen.
Wie in manchen anderen Bereichen verwette ich nämlich 1.000 Euro darauf, dass niemand anhand eines nachbearbeiteten, an der Wand hängenden Fotos treffsicher bestimmen kann, ob das Foto mit einer Kamera mit oder ohne Spiegel aufgenommen wurde. Die Bildqualität liegt somit nicht wirklich an der Frage Spiegel oder nicht.
Der Service muss wieder besser werden. Zwar haben die beiden großen Firmen ihr Heil in der Wirtschaftskrise der Fotoindustrie vornehmlich im Sparen gesehen, gesucht und gefunden. Da jedoch gleichzeitig die anderen Firmen mit ihren spiegellosen Kameras ihren Service ausbauen mussten, um überhaupt Marktanteile zu erwerben, öffnete sich hier eine Schere, welche objektiv zwar gering, bei den Kunden gefühlt jedoch sehr groß ist. - Natürlich ist mir durchaus bewusst, dass brauchbarer oder sogar guter Service Geld kostet. Aber meines Erachtens ist der Betrag geringer, als der Umstieg auf spiegellose Systeme die großen Firmen kosten würde.
Mit dem gefühlten Service direkt verbunden sind die Firmware-Updates. Sowohl Canon als auch Nikon müssten erkennen, dass die Software die Kameras und deren Bildqualität bestimmt. D.h. man muss jahrelang diese Software weiterentwickeln und in regelmäßigen Abständen an den Kunden ausliefern. Einen ständigen Update-Zyklus von 3-6 Monaten halte ich für angemessen. Damit werden weder die Kunden überfordert noch die Kosten extrem gesteigert. Aber zahlreiche neue und zeitgemäße Funktionen lassen sich so in alte Kameras nachrüsten und diese damit aktualisieren. So etwas nannte man früher Kundenbindungsmaßnahmen. - Canon und Nikon sollten in der Krise aufhören, darauf zu hoffen, dass der Kunde für jedes neue Detail eine neue Kamera kauft.
Beseitigung aller Schwachstellen an existierenden Kameras: DSLR waren in den Augen vieler Kunden nicht nur wegen des Gewichts-Volumen-Unterschiedes seit ca. 2016 unterlegen, sondern weil viele andere bekannte Schwachstellen nicht konsequent angegangen werden, die seit Jahren lösbar wären:
Ein klapp-, schwenk- und drehbarer Monitor sollte nun wirklich an jeder Kamera überall und in jeder Kameraklasse angeboten werden. Wer ihn als Fotograf abbricht, ist selbst schuld. Niemand wird gezwungen, diesen Monitor herauszuklappen. D.h. eingeklappt ist er m.E. genau so sicher wie ein fest eingebauter Monitor. Und die angeblichen Schauermärchen über abgebrochene Kamera-Displays halten sich bei konkreten Nachprüfaktionen in engen Grenzen. Aber die Mehrheit der Fotografen - ich eingeschlossen - wünscht so etwas als Arbeitserleichterung bei Aufnahmen am Boden oder über Kopf - sowie für Selfies und vor allem Ein-Personen-Video-Aufnahmen (Vlogger).
Ein rückwärtiger Touchscreen mit Smartphone-äquivalenten Eigenschaften ist erforderlich.
Wenn man schon bei teuren Kameras ein zusätzliches Top-Display einbaut, dann sollte es zeitgemäß sein - in der Qualität eines Smartphone-Displays - und nicht auf dem Niveau der ersten digitalen Armbanduhren aus den 1970er Jahren.
Eine deutlich hochwertigere Verbindung / Konnektivität der Kamera zum Internet und sozialen Medien. Das bisher gebotene (inklusive SnapBridge von Nikon) ist eine Enttäuschung. Viele Nutzer wollen ihre Fotos schneller und über Funk transferieren und kommunizieren.
Übernahme wichtiger Funktionen des elektronischen Suchers (EVF) der spiegellosen Kameras in die optischen Sucher der Kameras mit Spiegeln. Nur Kameras mit Spiegel können diese Verbindung / Kombination der Vorteile beider Welten durchführen. Technisch ist das möglich. So wie man schon seit Jahren digitale Einblendungen (wie z.B. Fokuskontrolle, Belichtungskorrektur, Bildzahl...) durchführen kann, kann man mittels HUD (Head-Up Displays) so etwas einblenden. Seit 2019 sprach man bei diesem, meinem Vorschlag aus dem Jahr 2016 zunehmend von Hybridsystem. Da die Kameras sowieso alle über Live-View verfügen, der bisher allerdings nur mit dem rückwärtigen Monitor funktioniert, ist es technisch gesehen sowieso bereits in großen Teilen vorhanden. Warum also nicht Live-View auf Wunsch per Knopfdruck zuschaltbar) in den Sucher verlegen?
Optimierung der vorhandenen Techniken. Kameras mit Spiegeln beruhen z.B. auf dem Phasen-Autofokus. Dieser muss deutlich verbessert werden, und die bereits vorliegenden Patente zur Verlagerung dieses Autofokusses von einer separaten, teuren und anfälligen externen Einheit auf den Sensor endlich in praxistaugliche Produkte umgesetzt werden. Damit meine ich: ohne das lästige Problem des Bandings (Streifenbildung) bei selbst den modernsten Sensoren der spiegellosen Kameras mit Phasenautofokus. Dann kann man nämlich auch alle alten Objektive weiterhin verwenden, wenn man auf einen voll elektronischen Sucher (EVR) umsteigt. Korrekt gelesen: Die Kameras mit Spiegel können zukünftig auf einen Spiegel verzichten und auch (nur) einen elektronischen Sucher einbauen und somit praktisch alle Vorteile einer spiegellosen Kamera nutzen, ohne dass neue Objektive erforderlich wären. D.h. der gesamte teure Umstieg auf ein neues Bajonett könnte mit einem Phasenautofokus auf dem Sensor entfallen. - Diverse Kameras mit Phasenautofokus auf dem Sensor waren seit mindestens 2015 vorhanden.
Die Hersteller der klassischen Kamerasysteme mit Spiegel könnten auch die Spiegelfläche selbst als Display gestalten: Dann würde er bei heruntergeklapptem Spiegel mit der verspiegelten Oberfläche und ausgeschaltetem Display das Tageslicht in das Prisma reflektieren und im hochgeklapptem Modus im Live-View mit eingeschaltetem Display das Bild elektronisch über das Prisma in den Sucher projizieren. Technisch ist das möglich, da bereits heutige Smartphone-Displays sehr robust sind und eine hohe Auflösung liefern. So hätte man das Beste aus zwei Welten vereinigt: optischer Sucher mit Realitätsbezug sowie mit speziellem EVF (elektronischem Display auf dem hochgeklappten Spiegel). Zumindest würde das als Zwischen-Stufe auf dem Migrationspfad zu reinen spiegellosen Kameras hilfreich sein.
Spiegel mit eingebautem Display / EVF:
Heruntergeklappt spiegelt das ausgeschaltete Display das von außen durch das Objektiv einfallende Licht direkt nach oben in das Pentaprisma.
Hochgeklappt wird das hochauflösende Display im Spiegel aktiviert und wirft nun das Sensorbild nach oben durch das Pentaprisma in den Sucher.
Falls sich Hersteller dafür interessieren: Ich haben noch weitere Ideen für derartige Lösungen.
Wem das OLED-Display auf dem Spiegel zu kompliziert ist, der kann auch ein anderenorts angebrachtes elektronisches kleines Display über den hochgeklappten Spiegel nun in das Pentaprisma / den optischen Sucher projizieren / spiegeln.
Alternativ kann man mit der Dual-Pixel-Technologie resp. dem Phasenfokus auf dem Sensor durchaus sowohl kleine als auch leichte Kameras (Bodys) herstellen), welche mit denjenigen der spiegellosen Systeme vergleichbar sind, und gleichzeitig die alten Bajonette und somit Objektive bewahren. Der einzige Unterschied bestünde in einem nicht sonderlich schön aussehenden Flansch an der Kamera in der Größe eines Adapters, den findige Techniker allerdings sogar mit weiteren frei belegbaren Funktionstasten für die Kamerabedienung versehen könnten, oder der für Einschubfächer für Filter verwendet werden könnte, der dem Fotografen also einen Mehrwert böte. - Im Rückblick aus der Mitte der 2020er Jahre betrachtet hatte Canon das auch so gemacht, aber nur bei seinen Adaptern.
Das Marketing muss optimiert werden und zukünftig die Vorteile der Kameras mit Spiegel deutlicher herausstellen. Es ist erstaunlich, wie die Hersteller der spiegellosen Kameras das Feld Marketing und damit die öffentliche Meinung dominieren. Damit meine ich jedoch nicht, dass man die unseriösen oder teilweisen grenzwertig legalen Mittel mancher Mitbewerber anwendet, sondern offensiv den eigenen technischen Standort als Vorzug darstellt. - Mir erschien es bereits 2016, dass die Hersteller der DSLR zunehmend resigniert hätten.
Die eigenen Entwicklungs- und Produktions-Kapazitäten müssen realistisch eingeschätzt werden. So erscheint mir ein paralleler Ausbau beider Bereiche - spiegellos und mit Spiegel - selbst für die beiden Marktführer als nicht durchführbar, da hierfür das Geld und das Fachpersonal fehlen.
Als Beispiel sei das Kerngeschäft der Firmen Canon und Nikon der Fotosparte analysiert: Die Objektive.
Beide waren früher unter optimalen Umständen in der Lage, bis zu 10 neue Objektive je Jahr auf den Markt zu bringen. 2019 stellte sich allerdings heraus, dass Canon und Nikon aufgrund der jahrelangen Einsparmaßnahmen bereits Mühe hatten, auch nur 6 hochwertige Objektive je Jahr neu herauszubringen.
Selbst wenn es sich hierbei nur um perfekte Objektive (alle) für spiegellose Kameras handeln sollte, so wären dies nur 5 für die APS-C-Klasse und 5 für die Vollformat-Klasse jährlich. In diesem Fall würde es mindestens 5 Jahre erfordern, um in beiden Sensorklassen auch nur ein halbwegs brauchbares Sortiment an geeigneten Objektiven (Zooms und Festbrennweiten) bereitzustellen. Denn ohne hochwertige Objektive ist ein neues System wertlos und reizt nur wenige ernsthafte Fotografen zum Umstieg.
Halt-Stopp: Das sind rein hypothetische Optimalwerte. In der Realität liegen die Anfangsprodukte in puncto Qualität meist unter den Erwartungen. Das ist weitgehend firmenunabhängig: Man betrachte nur die ersten Objektive bei spiegellosen Kameras von Sony oder Fuji, Olympus oder Panasonic.
Ferner ist nicht davon auszugehen, dass man einen derart harten Schnitt macht und plötzlich überhaupt keine Objektive mehr für Kameras mit Spiegel entwickelt und produziert. D.h. in den ersten 2-5 Jahren muss mit einer Übergangsphase und somit noch weniger neuen Objektiven für den Bereich spiegellose Kameras gerechnet werden. Daraus folgt ein noch längerer Umstellungszeitraum, bis ausreichend hochwertige Objektive im Bereich spiegellose Systeme vorhanden sind.
Die Entwicklung völlig neuer und vor allem hochwertiger Objektive für Kontrastautofokus oder Hybrid-Autofokus (Kontrast- und Phasen-AF kombiniert) ist teuer und wird somit zweifellos die Endpreise verteuern, wie man dies bei den Mitbewerbern ohne Spiegel seit Jahren sieht.
Letztendlich erbringen bis heute die Objektive für spiegellose Kameras kaum signifikant höhere Bildqualität, sondern maximal etwas geringere Länge und etwas geringeres Gewicht, wobei beide Effekte mit zunehmender Brennweite (= Objektivgröße) prozentual deutlich abnehmen. Ob das alleine ausreicht, um den teuren Umstieg beim Endkunden zu erzwingen? 2020 ließ sich festhalten, dass die neuen Objektive in den (fotografisch kaum genutzten) Ecken bis zu 15% mehr Schärfe und im Zentrum bis zu 5% mehr Schärfe boten - bei durchschnittlich 20% höherem Preis.
Selbstredend kann man - wie Sony bei der sündhaft teuren G-Master-Objektiv-Reihe - gleichzeitig die optische Qualität auf neue Sensoren mit bis zu 100 Mega-Pixeln erhöhen. Aber auch dies stellt nur eine Verlagerung der Entwicklungskapazität von Systemen mit Spiegeln zu Kamera-Systemen ohne Spiegel dar. D.h. die Entwickler hätten sonst die hochwertigeren Objektive für die DSLR-Kameras entwickelt.
Meines Erachtens kann man einen solchen Komplett-Wechsel des Bajonettes den Kunden nur schmackhaft machen, wenn man einen zusätzlichen gravierenden Vorteil damit verbindet, wie er z.B. mit der seit Jahren patentierten Technik der gebogenen Sensoren existiert, welche deutlich höhere Abbildungsqualität in den Rand- und Eckenbereichen bietet. - Bevor jetzt jedoch die Träume zu schnell in die Höhe schießen und die Gerüchteküche überkocht. Erstens liegen bei den Firmen schon viele sensationelle Patente ungenutzt herum und zweitens ist es keine Trivialität zum komplexen Wechsels des (Bajonett-) Systems auch noch eine komplette Umstellung beim Sensor durchzuführen.
Um es nochmals aus anderer Sichtweise deutlich zusammenzufassen:
Die Stärken von Canon und Nikon liegen auf dem optischen Feld. Diese Kernkompetenz muss man bewahren und sogar stärken.
Falls man den gravierenden Fehler begehen sollte, dieses in den alten, auf Phasenautofokus basierenden Objektiven ruhende Wissen und den damit verbunden technologischen Vorsprung aufzugeben und gegen neue Optiken für die bisher üblichen spiegellosen Kameras mit Kontrast-Autofokus oder Hybrid-Autofokus einzutauschen, werden beide Firmen zukünftig der Konkurrenz im Bereich Objektive hinterherlaufen.
Ein Rückstand bei den Sensoren und der Kameraelektronik liegt bereits vor. Ein Rückstand auf allen für die Fotografie relevanten Gebieten würde die beiden Tanker jedoch unweigerlich in ganz stürmisches Gewässer führen.
Für das Bildergebnis ist meines Erachtens die Optik mindestens so wichtig wie die Sensor-Technologie und die nachgelagerte Elektronik. Aber das Marketing muss diesen Punkt den Fotokunden wieder deutlich machen.
Als außenstehender Analytiker erkennt man Schwachstellen schneller und findet oft leichter Lösungen, aber als Unternehmensberater weiß ich auch, dass zahlreiche Manager und Geschäftsführer durchaus beratungsresistent sein können.
Eventuell erkennen manche Entscheider in den Firmen das Problem auch, wollen es jedoch - wie in der Politik - aussitzen, da sie die Zukunft der Fotografie sowieso in 8K-Video mit 120 Bildern je Sekunde sehen, aus denen man sich dann das über 30 Mega-Pixel große Standfoto herausschneidet. Dies wird in wenigen Jahren erreicht werden.
Am Horizont lauert eine völlig neue Technologie, welche den Fotobereich revolutionieren könnte: Computational Photography.
Ganz einfach zusammengefasst ersetzt diese Technologie die Optik der Objektive durch digitale Computerleistung. Damit könnten theoretisch teure, voluminöse, schwere Objektive überflüssig werden. Es finden sich bereits Beispiele mit dünnen Diffusionsfolien an Stelle der Linsen. - Eventuell spekulierten bis 2018 auch manche Entwicklungsleiter damit, die spiegellose Technik so einfach durch Aussitzen überspringen zu können.
Ob und wann diese Technologie in die praktische Fotografie Einzug hält, ist unklar. Momentan befindet sich alles noch in einer Forschungsphase und in Testumgebungen. Ferner sind die Bildqualitäten bisher mäßig.
Aber ich habe mich bereits einmal bei der Penetrationsgeschwindigkeit einer Technologie geirrt:
Bei den Smartphones war es am Anfang ähnlich. Deren Kameras boten eine derart schlechte Bildqualität, dass niemand glauben konnte, dass ernsthafte Fotografen damit arbeiten würden. Das taten jene auch lange Zeit nicht. Ganz im Gegenteil waren es Nichtfotografen, welche damit Aufnahmen machten. Die miserable Technik erlaubte es diesen Laien nämlich jahrelang, ihre fehlenden fotografischen Kenntnisse zu verbergen. Man konnte alles auf die schlechte Kamera schieben - und jeder Betrachter hatte Verständnis dafür. Dies war ein wichtiger Grund für den unerwarteten und geradezu massenhaften Einsatz dieser Kameras durch Laien und damit auch den Erfolg der Smartphones. - Das lässt sich im Übrigen auch an Befragungen belegen, in denen z.B. in Deutschland nur ca. 26% eine höhere Bildqualität für ihr Smartphone wünschten.
Ketzerischer Nachtrag: Durch den Einzug der im Bereich der Gestaltgesetze erfahrenen Fotografen in den Smartphone-Bereich, nimmt seit spätestens Anfang der 2020er Jahre auch das Interesse der Laien an der Fotografie wieder ab. Die Masse kann mit den inzwischen guten Kameras in Smartphones nicht mit den erfahrenen Fotografen in der Bildgestaltung mithalten. Und nun fällt eine schlechte Bildkomposition etc. auch jedem auf.
Die Laien gehen seit einiger Zeit zu Video auf dem Smartphone über, das mit 4K auch wirklich überzeugen kann. Vor allem kann es das sofort versenden.
Seit ca. 2017 wird Computational Photography hingegen in einer abgewandelten Form zusammen mit Künstlicher Intelligenz (KI / AI) zusammen bei Smartphones zur Qualitätsverbesserung der Fotos sinnvoll verwendet. Smartphones erlauben dies durch die kurzzeitige Zurverfügungstellung geradezu unglaublicher Rechenleistungen auf 3 Computerchips (eine CPU für das Rechnen, eine GPU für die Grafik und eine NPU - Neuronaler Prozessor für die KI). Da können klassische dedizierte Kameras seit ca. 2017 nicht mehr mithalten.
Die Auflistung erfolgt hier rein alphabetisch, ohne jegliche Wertung durch die Reihenfolge.
Wie bereits in vielen Artikeln geschrieben, vorab zur Beruhigung der Gemüter: Ich halte alle Kameras seit 2012 für gut und diejenigen der letzten Jahre sogar für sehr gut. D.h. alle im Folgenden aufgelisteten Kritikpunkte beschreiben erstens Leiden auf hohem Niveau und sind zweitens eher im Vergleich der jeweiligen modernen Kameras untereinander zu sehen, vor allem in den oberen bereits genannten Aspekten Preis-Leistung und angesichts der vom Fotografen früher schon getätigten Investitionen in ein System.
Der Marktführer tat sich angesichts seiner Altlasten im Bereich der Kameras mit Spiegeln - vor allem der vielen Objektive (angeblich über 130 Millionen alleine für EF) - sehr schwer mit spiegellosen Systemen.
Erst 2012 führte Canon seine spiegellose EOS M-Modellreihe mit APS-C-Sensor ein und baute sie eher langsam und halbherzig aus.
Die Objektive sind in der Anzahl (3 Festbrennweiten und 5 Zooms) gering und überwiegend von nur durchschnittlicher Qualität. Der Adapter funktioniert (wie üblich) leidlich. Aber die Ergonomie der Kamera leidet (wie üblich) erheblich, wenn man tatsächlich die lichtstarken großen und schweren Objektive der anderen Kameraklassen daran hängt.
Vor allem in Deutschland lagen die Preise der Kameras immer unattraktiv hoch. - Und selbst das 2019er Spitzenmodell M6 Mark II vermag mich nur bedingt zu überzeugen, da es der eigenen D90 sogar bei Video unterlegen ist.
Das Hauptproblem scheint seit einigen Jahren darin zu liegen, dass die selbst entwickelten Sensoren der Firma Canon nicht mehr dem hohen Stand von Sony entsprechen (Zusatz: Sony beliefert damit inzwischen fast alle Kamera-Hersteller, außer Canon). Selbst die überarbeiteten neuen Nachfolgeprodukte liefen seit ca. 2014 in einigen kritischen Bereichen hinterher. Auch der neueste Sensor der M6 Mark II bietet zwar beeindruckende 32 Mega-Pixel, erreicht aber in anderen Punkten nur knapp diejenigen Sensoren von Sony und deren Abnehmerfirmen.
Die Modellbezeichnungen der Zahlen hinter dem M sind für Laien kaum verständlich. Selbst manche Händler scheiterten daran, mir eine aufsteigende Qualitätsreihenfolge zu zeigen. Sie mussten teilweise erst in der Preisliste nachschlagen.
Canons Marketing scheint - nicht nur in meinen Augen - diese spiegellose Modellreihe eher als Einstiegsbereich für die Vollformat-Klasse zu sehen. Zumindest wird sie für den Geschmack zahlreicher Beobachter zu wenig als eigenständiges Produkt herausgestellt.
Selbst wenn diese Kamera-Modellreihe von vielen Influencern weltweit gelobt wird, so sind die Absatzzahlen - zumindest in Deutschland - eher gering. - Zusatz: In Ost-Asien werden diese spiegellosen Kameras hingegen sehr gerne von Frauen gekauft.
Zwar sprechen einige Analytiker Canon eine sehr gute Produkt-/Marktaufstellung zu, da die Firma in allen Fotosegmenten präsent ist. Allerdings sehe ich dies anders: Wenn ein Autobauer 3-, 4-, 5- und 6-rädrige Pkws mit 10-300 PS Motorisierung anbietet, die Kundschaft jedoch partout sich inzwischen nur noch für vierrädrige Autos ab 200 PS interessiert, dann nennt man so eine Produktpalette Fehlplanung resp. am Markt vorbei produziert.
Auch die Aussage, dass Canon seit 2012 über spiegellose Kameras verfügt, ist zwar korrekt, aber bei richtigem Licht betrachtet eher negativ zu werten. Bis 2019 war der Einsatz auf diesem Gebiet mit der M-Serie eher halbherzig, und der Erfolg hielt sich in Grenzen. De facto kann man sogar von einem Misserfolg im Vergleich zur Konkurrenz ausgehen.
Auch die jahrelang zu hörende Behauptung, dass Canon bei Bedarf die Schublade öffnet und mit ausgereiften spiegellosen Systemen sowohl in der APS-C- als auch der Vollformat-Klasse aufwarten könnte, halte ich für zu optimistisch, sofern man das bisher Gelieferte betrachtet. Falls Canon hochwertige Produkte besessen hätte, dann hatte die Firma bei der M-Serie viele Jahren Zeit gehabt, diese auszuliefern. Bereits die Fakten der Entwicklungsprobleme mit spiegellosen Systemen bei allen anderen Firmen sprechen dagegen. Zwar lässt sich im Labor etwas als Prototyp herstellen. Aber bis zum wirklich ausgereiften und erfolgreichen Produkt beim Endkunden auf der Straße benötigen alle Hersteller viele Jahre.
Als Marktführer mit je nach regionalem Markt und Jahr bis zu 50% Marktanteil zögerte Canon verständlicher Weise zu Recht. Der Schock beim Wechsel des Bajonetts in den 1980er Jahren war noch allen bekannt. Es ist verständlich, dass man deshalb lange Zeit die alte Kundschaft nicht erschrecken oder auch nur verunsichern wollte.
Aber die enttäuschten Kunden wanderten bereits seit Jahren in steigender Zahl (vor allem zu Sony) ab und sie machten ihren Wechsel im Internet oft publik, was einen nicht zu unterschätzenden Image-Schaden verursachte.
Hinzu kamen in den 2010er Jahren Preiserhöhungen für neue Kameramodelle mit Spiegel, die kaum mehr boten als die Vorgänger und teilweise sogar deutlich hinter den Erwartungen der Kunden und der Marktbeobachter zurückblieben.
Canon musste sich 2018 entscheiden. Entweder für den Bereich mit Spiegel deutlich mehr zu tun, oder man baut einen eigenständigen Bereich mit spiegellosen Kameras auf. In beiden Fällen wird es für die Firma sehr teuer werden.
Mir erscheint ein paralleler Ausbau beider Bereiche - spiegellos und mit Spiegel - selbst für den Marktführer als nicht durchführbar, da hierfür das Geld und das Fachpersonal fehlen.
Meine Einschätzung ist, dass Canon auf dem Weg des Dual-Pixels weiter voranschreiten wird - aber gemäßigt. Die damit erzielten Leistungen werden langsam optimiert und letztendlich so ein auch für Bewegtbilder im Sportbereich akzeptabler Verfolgungs-Autofokus geschaffen. Als weiteren Schritt wird man dann vermutlich den optischen Sucher teilweise elektronisieren mit Head-Up-Display oder Einblendungen des Live-View-Bildes. In einem weiteren Schritt wird man dann den Spiegel, das Prisma und den bisher ausgelagerten Phasen-Autofokus entfallen lassen. Im Prinzip ist dies (aus Sicht der Firma und der Kunden) ein sinnvoller Entwicklungs-Pfad.
Es bleibt nur die Frage, ob die Kunden der in den letzten Jahren eher langsamen Entwicklungsgeschwindigkeit bei Canon genügend Geduld entgegenbringen. Der einstige Technologie-Freak Canon, der früher neugierig alles Mögliche bis hin zu geradezu fantastisch klingenden Spielereien in Kameras ausprobierte, mutierte nämlich seit ca. 2012 zu einem ziemlich konservativen, trägen und behäbigen Großkonzern.
Deshalb ist eher zu befürchten, dass man das spiegellose M-System in der APS-C-Klasse lustlos weiter betreibt. Als der Marktdruck in den USA 2018 zu sehr anstieg, brachte man auch eine spiegellose Vollformat-Kamera heraus. Beides bindet wertvolle Ressourcen, die man sinnvoller auf den Kernbereich einsetzen sollte. Und die aufgespaltenen Ressourcen werden zu eher zweitklassigen oder verspäteten Ergebnissen in allen Segmenten führen.
Das Folgeproblem liegt darin, dass man mit zweitklassiger Technik oder als Zweiter mit sehr guter Technik keinen Erfolg im Marketing mehr erzielen kann. D.h. gute ausgereifte Technik reicht in einem Markt wie dem kriselnden und zusätzlich sich im Umbruch befindlichen Fotobereich nicht mehr aus.
Canon produziert durchaus gute Kameras für den harten fotografischen Alltag, die in der fotografischen Praxis überzeugen. Die Frage ist jedoch, ob dies reicht. Spätestens 2016 zeigte sich am Nachfolgemodell 5D IV, dass viele treue Kunden mehr erwarteten. D.h. die Produkte der Firma Canon erfüllten zunehmend nicht mehr die Erwartungshaltung der Fach-Medien und der Kunden.
In der Mitte der 2010er Jahre mochten die negativen Folgen für Canon noch nicht so deutlich sichtbar oder spürbar gewesen sein, aber nach 2020 werden alle es erkennen. Es darf jedoch befürchtet werden, dass dann selbst drastische Kursänderungen bei Canon zu spät kommen.
Für den Foto-Endkunden - also den einfachen privaten Hobby-Fotografen - kommt hinzu, dass Canon sich - wie einige andere Firmen der Fotoindustrie auch - sowieso schon umorientiert hat auf Bereiche wie Video, Überwachung, Automobil, Medizin, Industriefotosensoren etc. D.h. es könnte durchaus sein, dass man den klassischen Fotobereich als Auslaufsektor nur noch eher nebenher betreut.
Ende 2017 / Anfang 2018 kochte die Gerüchteküche bei Canon über und im Spätsommer 2018 bestätigte es der Konzern auch: neue spiegellose Kameras für Vollformat - und zwar in der nachteiligsten aller denkbaren Varianten - als eigenes Bajonette / Systeme ohne ausreichende Anzahl an passenden Objektiven. Es handelte sich 2018/19 jedoch überwiegend um reine Me-Too-Produkte, welche den Mitbewerbern (vor allem Sony) zumindest bis 2020 technisch hinterherliefen. Siehe Canon R.
Aber beim Wechsel beging Canon massive Fehler: Erstens vergab der Konzern bis 2024 keine Lizenzen an Dritthersteller für Objektive - und selbst dann nur nach Gutsherrenart willkürlich und für APS-C. Man ging sogar rechtlich gegen alle Hersteller von Objektiven an Canon-Kameras vor. Zweitens wurde ein neues Bajonett gewählt, das nicht nur inkompatibel zu allen DSLR-Modellen bei Vollformat und APS-C, sondern auch noch zur eigenen spiegellosen M-Klasse war.
Nach dem Misserfolg bei digitalen System-Kameras mit Spiegeln nach der Jahrtausendwende erfolgte Fujis Neueinstieg seit 2010 mit spiegellosen APS-C- und Micro-Four-Thirds-Modellen mit fest verbautem Objektiv (X Serie meist ohne Bindestrich). Da man damit nur ein Nischensegment bedienen konnte, kam es 2012 zur konsequenten Ergänzung mit den Wechselsystem auf Basis des neuen x-Bajonetts - und nur mit spiegellosen Modellen (X-Serie mit Bindestrich).
Zuerst beschränkte sich Fuji bei den Systemkameras konsequent auf den APS-C-Bereich. Einerseits war dies sinnvoll, da dort die Kosten überschaubar liegen und über viele Jahre der Hauptmarkt im Fotobereich vermutet wurde. Andererseits musste Fuji erst einmal die Forschung, Entwicklung, Produktion der Technik sowie den Vertrieb bis hin zum Service weltweit aufbauen.
Dass Fuji in der APS-C-Klasse Erfolg hatte, zeigt Interessantes:
Die meisten Menschen (vor allem die etwas älteren Fotografen) wünschen für die Reise- und allgemeine Fotografie eine Kamera in dieser Größen- und Gewichtsklasse mit dieser Sensorgröße (sogenannter Crop-Sensor) und entsprechend hoher Bildqualität. Sie wünschen nicht die immer wieder in den Medien hervorgehobenen noch kleineren sowie leichteren Micro-Four-Thirds-Modelle. Ferner sind die meisten Fotografen auch nicht auf die noch höhere Bildqualität des Vollformat-Sensors aus. - APS-C entspricht in vielen Fällen seit 2012 dem Gut-genug-Prinzip.
Die Platzhirsche der Fotoindustrie nahmen allerdings exakt diese Kamera-Klasse nicht ernst und vernachlässigten die APS-C-Klasse vor allem bei den Objektiven sträflich. - Fuji erkannte dies alles nicht nur, sondern füllte dann auch konsequent diese Lücke - mit Kameras und Objektiven.
Bei den Kameramodellen setzte man auf kontinuierliche Verbesserungen durch Service. D.h. Fuji war in den 2010er Jahren die Firma, welche mit Abstand die größte Zahl an Firmware-Updates nachträglich herausgab. Einerseits hilft dies den Kunden, ihre Kamera weiterzuentwickeln. Andererseits war es Fuji jahrelang auch nicht möglich, sofort wirklich hochwertige Kameras anzubieten, sodass man ständig nachrüsten musste.
Auf Kundenseite führte dies zu lästigen ständigen Arbeiten an der Kamera. Ein Update einzuspielen, ist für viele Fotografen kein Kinderspiel. - Allerdings zeigt es auch, dass Fuji auf Kritik seiner Kunden erstaunlich schnell reagierte und dann kostenlos nachlieferte.
Persönlich halte ich diese Verhalten der Firma für lobenswert, da es auch zeigt, wie wichtig inzwischen die Software-Seite ist und wie leicht man durch etwas Software die Kameraleistung nachträglich erhöhen kann - und die Kunden bei der Stange halten kann.
Andere Analytiker entgegen hier ökonomisch, dass Fuji als sehr kleinem, neu einsteigenden Marktteilnehmer überhaupt nichts anderes übrig bleibt, um sich so eine Kundenbasis erst aufzubauen.
Dennoch darf man nicht verkennen, dass Fuji zwischen 2012 und 2017 15 Kameramodelle (inklusive der X-T2S) herausbrachte. 2018 folgten weitere Modelle. Bei fast 3 neuen Modellen je Jahr, oder einem Nachfolger nach teilweise nur einem halben Jahr, ist der Wertverlust entsprechend hoch. - Verschärft wurde dieser Preisverfall = Wertverlust für Altgeräte 2019, als der Preiskrieg der Vollformat-Kameras zwangsläufig auch den APS-C-Bereich unter Druck setzte. Die neuen APS-C-Kameras mussten billiger angeboten werden und 2020 entfiel das viel zu teure Top-Modell X H1 aus Kostengründen.
Problematisch blieb bis heute die für den APS-C-Sensor absichtlich abweichend gewählte Farb-Matrix (X-Trans filter array), welche in der Nachbearbeitung zu Problemen führt, die keineswegs mit jeder Software beherrschbar sind.
Vorteilhaft ist die inzwischen breite Basis an Objektiven exakt für diese APS-C-Kameras, auch wenn einige Kritiker zu Recht einschränken, dass die alten Fujinon-Objektive nicht sonderlich schnell mit den neuesten Kameras zusammenarbeiten und so die vermeintliche Sporttauglichkeit (vor allem ab der X-T3) reduzieren.
Fuji besitzt ein sehr wirksames und aggressives Marketing, dem es in den letzten Jahren gelang, die eigenen Produkte gut bei Fotomedien und Kunden zu platzieren. Allerdings geschah dies - wie zahlreiche Kritiker es sehen - u.a. auch mit fragwürdigen Mitteln, welche die Grenzen der guten Sitten im Fotobereich ausloten oder überschreiten. U.a. wirbt das Marketing dreist mit der Qualität der eigenen APS-C-Kameras als ebenbürtig zu Vollformat-Kameras, was bereits physikalisch unmöglich ist, da der Sensor nur halb so groß ist und folglich auch nur halb so viel Licht erhält. Ferner wird diese unzutreffende Behauptung durch die eigenen Techniker unterstützt, welche ziemlich konsequent die ISO-Zahl der Kameras - zugunsten der Firma - falsch einstellen. Siehe hierzu u.a. ISO-Betrug. Überdies hat man sich eine in Foren und dem Internet tätige Schar an eingeschworenen Anhängern herangezogen, welche jede noch so sachliche Kritik mit übelster Polemik niederschlagen.
Hinzu kommen weltweit Influencer, welche teilweise unseriös mit Fakten umgehen und auf derart gehässige Art und Weise gegen alle Andersdenken oder vermeintlichen Gegner wie Gegnerfirmen einprügeln, dass dies in Deutschland bereits zu strafrechtlichen Schritten ausreichen würde. Genannt sei hier nur ein Beispiel: Theoria Apophasis eines gewissen Ken Wheeler in den USA (derzeit Lexington, Kentucky mit Zweitwohnsitz in Fort Myers, Florida.
Zur Person: In einem Interview räumt er ein, dass er als Übersetzer tätig ist u.a. für Altgriechisch und Russisch, und seine Kompetenz im Fotobereich auf einer nicht näher genannten Fotoschule sowie der Beobachtung Anderer beruhe. Ferner legt er dar, dass er viel für YouTube dadurch gelernt hat, dass er als Dolmetscher in Russland jahrelang Gefängnisinsassen anschrie.
Er hackt mit Vorliebe auf Canon und Nikon (aber auch Sony) herum, gleichgültig, um welche Produkte es sich bei diesen Firmen handelt. Dafür werden die obskursten Daten und Gerüchte herangezogen, welche oft jeder praktischen fotografischen Erfahrung, Fakten und sogar der Physik widersprechen. Er leugnet immer wieder die Gesetze der Physik, sogar bei Objektiven für Fuji, indem er u.a. die Offenblende falsch angibt, statt der korrekten äquivalenten Blende. Er hält nur mühsam manuell einstellbare f1,2-Objektive an Fuji-Kameras für perfekt, aber lichtstarke automatisch fokussierende Objektive an Canon oder Nikon-Kameras für reine Geldverschwendung - usw.
Er sagt immer wieder, dass er nicht spekulieren will, tut es dann jedoch in wildester Art im direkt folgenden Satz.
Er attackiert auch auf das Härteste, Unseriöseste und Beleidigendste alle seine Gegner, welche mit Fakten und Physik in irgendeinem Punkt anderer Meinung sind, oder die in irgendeiner Weise ein Produkt auch nur für brauchbar erklären, das nicht spiegellos oder von Fuji ist. Noch lieber geißelt er Gegner, welche es wagen, irgendetwas an den sakrosankten
spiegellosen Kameras oder Adaptern oder Objektiven etc. zu bemängeln. Für ihn scheinen dies Verräter an der Fotografie zu sein. Psychologisch erschrecken seine Feindbilder.
Aber was soll man von jemandem halten, der noch heute öffentlich Witze über Behinderte reißt. In diesem Video macht er sich am Anfang über limping like a cripp(le)
= Humpeln, wie ein Krüppel
über Behinderte und die Firma Nikon lustig. - Offensichtlich reicht das Bedienen niedrigster Instinkte heute bereits aus, um binnen kurzem weit über 200.000 Abonnenten = Follower aus der ganzen Welt zu erhalten.
Man könnte nun zu seiner Entschuldigung anführen, dass er zu der Sorte Mensch gehört, die zuerst hören müssen, was sie sagen, bevor sie wissen, was sie denken. Aber sein geplantes Vorgehen und seine systematischen Hetz-Kampagnen widersprechen dieser Vermutung.
Der Titel ist im Übrigen bezeichnend: Apophasis ist ein alles verneinendes rhetorisches Stilmittel, das mit Vorliebe in Reden der Politik für übelste Angriffe genutzt wurde und wird, wie z.B.: Ich weigere mich, über das Gerücht zu spekulieren, dass mein Gegner ein Alkoholiker ist.
- Ich vergebe Dir Deinen Verrat. Deshalb werde ich auch nicht über die Schwere Deines Verrates sprechen.
oder: Ich weigere mich, meinen Gegner einen hintertriebenen Psychopaten zu nennen, denn das wäre politisch unkorrekt.
- Das Ziel ist ganz unverhohlen, eine Sache oder einen Gegner mit den freien Wort-Assoziationen und unbelegten Anspielungen zu vernichten. Es wird bewusst auf belegbare Fakten verzichtet, gegen die sich ein Angegriffener zur Wehr setzen könnte. - Es ist somit kein Zufall, wenn ein Influencer dieses extrem seltene Fachwort verwendet.
Ob dem Fotografen bekannt ist, dass Apophasis - auch ein ziemlich übler Volksgerichtshof für härteste Strafen der Griechen gegen vermeintliche Gegner war, die man als Verräter ansah, - und der Moderator sich also als allmächtiger Richter aufspielt, der selbst nicht zur Verantwortung gezogen werden darf? - Man muss wohl nicht erwähnen, dass es ein derartiges griechisches Gericht war, das Sokrates wegen ziemlich fadenscheiniger Anklagepunkte zum Tode verurteilte, weil er der Bevölkerung als Philosoph zu oft den Spiegel der Wahrheit vorhielt.
Deshalb weigere ich mich auch, darüber zu diskutieren, ob - wie mehrere Personen mir mitteilten - dieser Influencer auf der Gehaltsliste der Firma Fujifilm Holding oder einer ihrer irgendwie verbundenen Firmen steht. Deshalb muss ich auch nicht darüber spekulieren, dass es dann keiner hellseherischen Fähigkeiten bedarf, um schwarz für die Fotografie als Ganzes zu sehen. Denn der letztendlich unzweifelhafte Sieg der spiegellosen Systeme wäre dann auch mit einer Niederlage für die gesamte Fotografie verbunden. - Man darf das Stilmittel der Apophasis auch gegen solche Meinungsmacher anwenden.
Nach Erscheinen dieses Artikels wurde ich von einem Leser gefragt: Warum tun Sie sich und uns diesen unmöglichen Typen an?
Weil es zur Wissenschaft und zur Demokratie gehört, dass man andere Thesen und Meinungen zumindest zur Kenntnis nimmt, gleichgültig für wie unwissenschaftlich oder politisch untragbar man sie hält. Und weil dieser Influencer als einer der bedeutendsten Meinungsmacher im spiegellosen Fotobereich gilt und als das große Idol der Fuji-Szene gefeiert wird, der es den anderen Firmen mal so richtig zeigt.
Ketzerischer Zusatz: Vielleicht gelingt es mir durch meine hier geäußerte Kritik sogar, bei ihm auf Platz eins seiner schwarzen Liste der bestgehassten Fotoverräter zu landen. Wie Sokrates würde ich das Todesurteil dieses obersten Fotorichters gelassen hinnehmen.
Es scheint so, als ob manche Firmen glauben, nur noch mit derartigen Mitteln Marktanteile in der sich im Sturzflug verschlechternden Fotowirtschaft erkämpfen zu können. Wenn derartige Methoden Schule machen, dann darf sich der Fotokunde in der Zukunft auf einiges Negative einstellen.
Fujis Einstieg 2016/17 in den Bereich der Mittelformat-Kameras mit einem spiegellosen System mit dem G-Format (44*33 mm) war wieder ein Marketing-Erfolg, den man mit einer Vorankündigung auf der photokina 2016 landete, ohne das Produkt überhaupt bieten zu können.
Sinnvoller Weise übersprang Fujifilm die Vollformat-Klasse. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die Vorteile gegenüber der bestehenden eigenen APS-C-Klasse wären bei Vollformat relativ gering gewesen. Der technische Aufwand wäre - wie für jede neue Sensorklasse - hoch gewesen. Der Markt der Vollformat-Kameras war seit Jahren extrem hart umkämpft und mit zahlreichen Wettbewerbern bereits überfüllt. - Mit denen wollte und hätte Fuji auch nicht erfolgreich konkurrieren können. Letztendlich hatte man sich diese Vollformat-Klasse mit der eigenen unzutreffenden Werbung für die eigenen APS-C-Modelle selbst vernichtet.
Die reinen physikalischen Werte der GFX 50S Mittelformat-Kamera sind gut - aber entsprechen - wie bei Fuji üblich - nicht der übertriebenen Werbung.
Wie immer war die Anzahl der verfügbaren (lichtschwachen) Objektive allerdings zuerst gering - und dies selbst im überschaubaren Objektivmarkt der Mittelformat-Kameras. 2021 waren zwar mehr Objektive vorhanden, aber bei weitem nicht so viele, wie man es auch dem Vollformatsektor kennt.
Attraktiv wurden die Mittelformat-Kameras von Fujifilm erst durch den Preis. Jedoch setzt hier mein Kritikpunkt an: Wer sich wirklich für preiswerte Mittelformat-Kameras interessiert, fand seit 2010 von Pentax das Modell 645.
Wie auch bei APS-C erschlug Fuji die Konkurrenz und die eigenen Kunden mit durchschnittlich einem neuen Kameramodell jedes Jahr. 2018 folgte mit der GFX 50R eine weitere noch billigere Mittelformat-Kamera von Fuji, welche von oben her die Vollformat-Kameras preislich bedrängte. 2019 folgte die 102 Mega-Pixel-Kamera Fujifilm GFX100, welche in den USA durch ihren Kampfpreis von 10.000 US$ beeindruckte, jedoch abgesehen von der hohen Auflösung noch einige Defizite aufwies. 2021 folgte die 102 Mega-Pixel-Kamera Fujifilm GFX100S, welche durch ihren niedrigen Preis von 6.500 US$ beeindruckte, jedoch in einigen Details eine abgespeckte Version der großen GFX 100 war. Usw. - siehe Mittelformat.
Während sich tatsächlich einige wohlhabende Privatfotografen und einige Profifotografen für jene Mittelformat-Kamera von Fuji interessieren, halte ich den Markt insgesamt für wesentlich kleiner, als ihn der weltweite Medien-Rummel seit Herbst 2016 vermuten lässt.
Da Fuji nur spiegellose Kameras besitzt, wird die Firma diese beibehalten.
Fuji erzielt derzeit mit anderen Produkten derart viel Gewinn, dass es sich den defizitären Bereich der Foto-Kameras und Objektive leisten kann.
Die aggressive Marketing-Strategie wird sicherlich fortgesetzt und bei Bedarf sogar noch weiter verschärft.
Angesichts der wachsenden, teilweise völlig intoleranten und gläubigen Anhängerschaft geht Fuji einer beeindruckenden Zukunft entgegen.
Allerdings sollten sich die gläubigen Anhänger von Fujifilm nicht zu früh freuen, da auch Fuji über seine zukünftige Strategie sehr wenig verlauten lässt. Schon so manches Produkt - auch im Fotobereich - wurde von Fuji kurzfristig sowie sang- und klanglos eingestellt, wenn es den erwarteten Erfolg nicht brachte: Pocket-Kameras, Bridge-Kameras, Fachkamera GX680, xD-Picture-Card ... - Wie viele andere Firmen auch sieht Fujifilm das Wort Kundenbindung und Kundentreue einseitig: Der Kunde bindet sich an die Firma, aber nicht umgekehrt. Siehe dazu auch die ausführliche Firmenanalyse Fujifilm.
Leica lebt überwiegend von seinem historisch gewachsenen einzigartigen Markennamen, dem noch immer ca. 1/3 seiner Kundschaft als Universitätsangehörige vertrauen, und dem Umstand, dass ca. ein weiteres Drittel der Kundschaft aus Sammlern besteht, die einfach jedes Modell kaufen, um es in die Vitrine zu stellen und so die wertvolle Sammlung zu komplettieren.
Leica kann sich als einzige Firma erlauben, ständig neue Formate, Systeme und Bajonette herauszubringen, ohne seine Kundschaft zu verärgern. Zum großen Teil liegt dies darin begründet, dass die Kundschaft sich deutlich über alle Serien verteilt und zum kleineren darin, dass es insgesamt nicht so viele Kunden sind.
Leicas Marketing ist sehr wirksam - vor allem im Vergleich zur Firmengröße und dem eingesetzten Kapital - erreicht jedoch nur eine kurze Verkaufswirkung, welche etwa 1 Jahr nach Ankündigung deutlich einbricht.
Spiegellose Kameras führte man meines Wissens zuerst mit der Leica T (Typ 701) 2014 im APS-C-Sensor-Bereich ein. Damals mit nur 2 Objektiven. 2017 folgte die verbesserte TL2.
Die Anzahl der dafür spezifischen T-Objektive ist noch immer beschränkt (2018: 6 oder 7). Die Adapter sind (wie überall) eher mäßig wirksam.
2014 führte Leica mit der Serie SL eine spiegellose Vollformat-Kamera ein. Erst 2020 folgte das Nachfolgemodel SL2 und 2024 die SL3.
Die Anzahl der dafür spezifischen Objektive ist ebenfalls beschränkt (2020: 8). Die Adapter sind (wie überall) eher mäßig wirksam. Ende 2024 waren es immerhin 16 Objektive.
Festzuhalten bleibt bei allen spiegellosen Modellen der (Leica-typisch) extrem hohe Preis und der in allen Tests attestierte technische Rückstand zu Mitbewerbern in einigen für die Fotografie relevanten Bereichen wie Autofokus und Bildqualität (z.B. JPEG).
Während andere Hersteller spiegelloser Systeme einen Schwerpunkt auf die billig einer spiegellosen Kamera beizulegenden Video-Funktionen legen, verzichtete Leica bei der SL weitgehend darauf. Erst die SL2 bot wie die in vielen Elementen weitgehend baugleiche Panasonic S umfassende moderne Videofunktionen.
Eigentlich gilt für Leica dasselbe, was man Jahrzehnte lange über die Autoindustrie und Porsche sagte: Es werden weltweit maximal 3-5 Autohersteller überleben - und Porsche
. Wenn sich also Leica nicht selbst ein Bein stellt - wie Porsche -, dann wird die Firma überleben - gleichgültig, welche Produkte sie anbietet. Ob der Fotograf davon jedoch Vorteile hat, ist nicht garantiert, da Leica mit seinen digitalen Produkten keineswegs mehr die Konstanz und Langzeitgarantie aufweist wie zur analogen Zeit. Und im Jahr 2019 stellten sich Leica in China selbst das Bein.
Bereits 2011 versuchte Nikon mit der Nikon-1-Serie in den Bereich spiegelloser Kameras einzusteigen. Dass es scheiterte, lag an vielen Details:
Der Einstiegspreis lag damals mit 600 Euro (nur für die Kamera) hoch.
Die Kameras besaßen einen kleinen (1-Zoll-) Sensor (13,2 * 8,8 mm) und wurde zwischen APS-C- und Kompaktkameras positioniert, wo bereits damals kein Platz mehr war. Dies verschlimmerte sich durch die Krise der Fotowirtschaft und die 1-Zoll-Edel-Kompaktkameras vor allem von Sony.
Eine eingeschränkte Anzahl (13) an passenden aber in der Bildqualität nur durchschnittlichen Objektiven für das CX-Bajonett erschwerte den Umstieg. Auch der Adapter zeigte eher mäßige Qualität und zahlreiche Einschränkungen. Vor allem aufgrund des Crop-Faktor von 2,7 sind viele Objektive an den Nikon-1-Kameras nicht nur vom Volumen, Gewicht und der Ergonomie betrachtet, sondern auch von der klassischen Physik (Optik) deplatziert.
Moderne Technik wie hybrider Autofokus und hohe Bildgeschwindigkeit wurden durch eingeschränkte Ergonomie der Kamera selbst aufgewogen.
Vor allem verstörte zahlreiche Interessierte, dass man eigentlich alles - inklusive Blitz - neu kaufen sollte.
Die Nachfrage hielt sich trotz zahlreicher Rabattaktionen bis zum Schluss in Grenzen.
Selbst das Nikon-Management zweifelte seit Mitte der 2010er Jahre an dem Erfolg des Systems und ließ es de facto einschlafen. Eine Weiterentwicklung fand nicht mehr statt resp. wurde zumindest nicht mehr in marktreife Produkte überführt.
Danach sollte ab 2016 die Nikon DL-Serie den Einstieg in die Welt der spiegellosen Kameras erneut beleben. Angesichts der schweren Krise der Fotowirtschaft ließ man diese Produktserie jedoch noch vor der Einführung bereits Anfang 2017 wieder sterben, da man sich keine ausreichenden Gewinne mehr davon versprach und Probleme mit dem 1-Zoll-Sensor hatte.
Den weltweit beklagten Ausstieg der Firma Nikon aus dem Kamera-Projekt DL halte ich aus ökonomischer Sicht für einen sehr positiven Schritt: Erstmals hatten Manager erkannt, dass man in der Krise nicht mehr, sondern weniger Modelle / Modellreihen benötigt. Und wenn man die Kritiker genau untersucht, dann räumen sie ein, dass von der gesamten geplanten Modellreihe DL nur ein einziges Kameramodell interessant
gewesen wäre. Meine Erfahrung ist, dass das Prädikat interessant
jedoch noch nicht bedeutet, dass selbst jene Analytiker es gekauft hätten.
Nikon besitzt zwar nur einen deutlich kleineren Marktanteil als Canon, bietet jedoch das ältere Bajonett (über 50 Jahre angeblicher Kontinuität) und somit mehr Objektive für Kameras mit Spiegel (angeblich über 110 Millionen Objektive). Deshalb befindet sich Nikon mindestens in einer ebenso prekären Situation wie Canon: Ein kompletter Umstieg auf nur noch ein spiegelloses Kamerasystem mit Kontrastautofokus würde sehr viele Besitzer von Nikkoren (Objektiven der Firma Nikon) verärgern.
Das Marketing der Firma Nikon wurde ebenfalls in der Fotokrise reduziert. Man leistete sich zudem seit 2012 zahlreiche Produktmängel in den Kameras mit Spiegel, welche am Image zehrten. Der Service / Support litt deutlich unter den Sparmaßnahmen. Überdies kam es zu Problemen bei der Zusammenarbeit mit Sony bei modernen Sensoren. Zu den Details siehe Sensor-Dilemma.
Folglich litt auch Nikon unter einer steigenden Zahl an Abwanderern zu Herstellern spiegelloser Systeme. Erfreulich für Nikon, machen diese - eher weniger internet-affinen - Altkunden jedoch noch selten in sozialen Medien Ihre Abwanderung publik. Allerdings wuchsen bis 2018 weltweit die Ungeduld sowie die Kritik an der Firma Nikon durch angesehene Analytiker.
Nikon musste sich im Sommer 2018 ebenfalls entscheiden. Man baute seitdem einen eigenständigen Bereich mit spiegellosen Kameras auf. Auch dies wird für die Firma sehr teuer werden.
Mir erscheint ein paralleler Ausbau beider Bereiche - spiegellos und mit Spiegel - auch für die bis 2019 noch immer Profit erwirtschaftende Firma Nikon als nicht durchführbar, da hierfür das riesige Kapital und vor allem das Fachpersonal fehlen. Insbesondere letzteres scheint seit Jahren bereits für die Qualitätsmängel verantwortlich zu sein, da die wenigen Fachkräfte mit derart vielen Kamera-Produkten überlastet waren.
Nachdem Nikon bereits zweimal im spiegellosen Bereich Schiffbruch erlitten hatte, musste sich die Firma entscheiden und dann die Entscheidung konsequent umsetzen. Das scheint jedoch nicht ganz so einfach zu sein, wie sowohl manche Verlautbarungen als auch die Produktpolitik 2018 und 2019 zeigten.
Persönlich halte ich den Weg des auf dem Sensor integriertem Phasenautofokus-Systems für zielführend. Dadurch ließen sich einerseits spiegellose Kameras herstellen und andererseits die alten Bajonette und Objektive weiterhin verwenden. Dieser Schritt ist technisch vollziehbar, da die Patente und Technologien vorliegen. U.a. besitzt Nikon ein Patent für einen Vierfach-Pixel-Sensor - also den Dual-Pixel-Sensor von Canon verdoppelt. Damit sollte - bei ausreichend Rechenleistung - eine noch genauere Fokussierung auf dem Sensor möglich sein. Ferner dürfte dieser Migrationspfad auch ökonomisch und firmenpolitisch sinnvoll sein. Dann kann man auch gebogene Sensoren (bereits von Nikon patentiert) mit integriertem Phasen-Autofokus und 5-Achsen-Verwacklungsschutz (IBIS - In-Body Image Stabilization) angehen.
Allerdings erfordert dies alles von der Firma rasches Handeln auf allen Ebenen - das ist vorstellbar - und vor allem fehlerfreies Umsetzen - aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren erscheint dies nur bedingt wahrscheinlich -, sowie hohen Kapitaleinsatz über mehrere Jahre. Letzteres ist angesichts der Krise der Fotoindustrie die Hauptfrage.
Da sich die hohen Investitionen vermutlich nur über viele Jahre wieder einspielen lassen - wenn überhaupt -, könnte es zwar zuerst zu der Bewilligung der erforderlichen Geldmittel kommen. Mit ausbleibenden schnellen Erfolgen werden diese jedoch nicht selten in der Folgezeit immer weiter gekürzt, was zu Verzögerungen und letztendlich zum Scheitern des Gesamtvorhabens führt. - Zum Verständnis: In einem wachsenden Markt werden selbst extrem hohe Investitionen nicht als Problem gesehen, da man zu Recht mit steigenden Einnahmen rechnen darf. In einem schrumpfenden oder sogar abstürzenden Fotomarkt lassen sich viele Investitionen jedoch auch zukünftig nicht mehr in Gewinne umwandeln. Dies ist der Hauptgrund, warum sich alle Ökonomen mit der Produktlebenskurve der Lebenszyklusmodelle / Produktlebenszyklen intensiv auseinandersetzen.
Alles Weitere über Nikon Z - Nikons Z-Bajonett, Z-Kameras, Z-Objektive - Direktsprung zur Z6 + Z7) finden Sie in diesem Artikel ausgelagert.
Mit Panasonic zusammen legte Olympus ab 2008 die Basis für alle modernen spiegellosen System-Kameras.
Um maximale Volumen- und Gewichts-Vorteile zu erzielen, beschränkte man sich damals bewusst auf die Sensor-Größe Micro-Four-Thirds, welche spätestens 2017 zunehmend an die Grenzen der Video-Leistung stieß. 8K-Video dürfte damit in kleinen Gehäusen sehr schwierig werden.
Nur mit den Spitzenmodellen der OM-D E-M#-Serie kann Olympus technisch mit der gesamten Fotokonkurrenz mithalten. Dort wurden absolute Spitzenleistungen zu jedoch hohem Preis erzielt.
Die PEN-Modelle tun sich hingegen seit Mitte der 2010er Jahre schwer, u.a., weil sie auch von Olympus selbst eher als Einstiegsmodelle gesehen werden. Hier liegt m.E. dasselbe Problem wie bei den DSLR-Konkurrenten im APS-C-Bereich vor: Wenn die Firma eine Produktserie nicht ernst nimmt, dann interessieren sich auch die Kunden nicht wirklich dafür.
Vor allem an Olympus kann man zeigen, wie lange es dauert, bis man ein großes Sortiment an hochwertigen Objektiven aufgebaut hat. De facto fehlen heute - nach über 10 Jahren - noch immer einige Brennweiten in hoher Qualität. Und dies ist umso gravierender zu werten, als man einen offenen Standard zusammen mit Panasonic definierte, der zudem auch von Drittanbietern unterstützt wird. - Dies soll keine einseitige Kritik an Olympus oder Panasonic sein. - Ganz im Gegenteil halte ich offene Standards und Zusammenarbeit für das einzig Zukunftsfähige. Aber es zeigt, wie extrem groß der Aufwand selbst dann für die Entwicklung und Produktion hochwertiger Objektive ist. Das ist und bleibt der Knackpunkt für den Erfolg eines neuen Kamerasystems.
Nach allem, was man so hört, gelang es Olympus - trotz stetig erhöhter Produktpreise - zu keiner Zeit, mit seinen spiegellosen Kameras einen Gewinn zu erwirtschaften. Die Kosten für Forschung und Entwicklung sind bis heute sehr hoch und die Absätze stagnierten aufgrund der Flaute im Fotobereich, respektive gehen seit 2018 sogar zurück.
Vor allem das Preisproblem scheint der begrenzende Faktor für zukünftiges Wachstum zu sein. Rein physikalisch betrachtet kann der kleine Micro-Four-Thirds-Sensor bei ungünstigen Lichtverhältnissen weder mit dem größeren APS-C-Sensor und schon gar nicht mit einem Vollformat-Sensor mithalten. Aber die Spitzenmodelle von Olympus liegen preislich bereits über der APS-C-Klasse und sogar in der Vollformatklasse.
Das Marketing ist mäßig wirksam und die Anhängerschaft der Marke eher klein.
Olympus wird vermutlich kurzfristig (bis ca. 2020) so weitermachen wie bisher, auch wenn dies nicht erfolgreich war oder zukünftig sein wird.
De Facto müsste man das unüberschaubare Portfolio drastisch reduzieren: den Bereich der Einsteigerkameras auf ein Modell und den der Spitzenprodukte auf ein bis maximal zwei Modelle reduzieren. Denn sogar für deren Weiterentwicklung fehlen die Ressourcen. Selbst wenn man dies sofort umsetzte, würde der Abverkauf der Lagerbestände Jahre benötigen.
Obwohl ich das offene sowie standardisierte Konzept von Olympus und Panasonic für optimal halte, ging das fotografische Marktinteresse seit spätestens Mitte der 2010er Jahre weitgehend über beide Firmen hinweg. Nur mit einer Konzentration auf ganz wenige Produkte kann man zukünftig noch wirtschaftliche Skaleneffekte erzielen. Von Gewinnen mag man kaum sprechen.
Diese zutreffende Analyse führte auch dazu, dass der Olympus-Konzern den unrentablem Bereich Imaging 2020 an eine Investment-Gesellschaft abtrat.
Panasonic legte mit Olympus ab 2008 die Basis für alle modernen spiegellosen System-Kameras.
Allerdings beschränkte man sich damals bewusst auf die Sensor-Größe Micro-Four-Thirds, welche heute zunehmend an die Grenzen der Video-Leistung stößt. Da Panasonic sich zunehmend auf den Bereich Video fokussierte, ist besonders schmerzlich, dass mit dieser Sensorgröße 8K-Video schwierig wird.
Mit den GH4, GH5 und Panasonic Lumix DC-GH5 Modellen erwarb sich Panasonic auch in der Video-Szene einen guten Ruf. Im Grunde handelt es sich um die einzigen preiswerten Video-Kameras, die man als Privatmann bis 2029 sowohl erwerben als auch noch einfach bedienen konnte, welche absolut hochwertiges Filmmaterial produzieren. Dafür konnten die GH4/5 auch teurer verkauft werden als andere spiegellose Modelle in dieser Sensorklasse.
Auf der reinen Fotoseite sieht es hingegen eher düster aus. Vor allem die kleinen Modelle tun sich seit Mitte der 2010er Jahre schwer, u.a., weil sie auch von Panasonic selbst eher als Einstiegsmodelle gesehen werden. Hier liegt m.E. dasselbe Problem wie bei den DSLR-Konkurrenten im APS-C-Bereich vor: Wenn die Firma eine Produktserie nicht ernst nimmt, dann interessieren sich auch die Kunden nicht dafür.
Bei beiden Herstellern - Panasonic und Olympus - kommt die naheliegende Konkurrenz durch 1-Zoll-Edelkompakt-Kameras als schädlich hinzu, welche vielen Fotokunden im Bereich der Pocket- und Bridge-Kameras lieber sind als Wechselsysteme. Vielen Einsteigern ist das Herumtragen und Gefummele mit Wechselobjektiven zu mühsam für den aus ihrer Sicht geringen Mehrwert. Seit 2017 kamen die modernen Smartphones mit KI hinzu, welche durch nun mögliche eigene hohe Bildqualität diese MFT-Klasse bedrängten.
Folglich kann das Marketing der Firma Panasonic auch nur im Bereich Video als nachhaltig angesehen werden. Insgesamt hält sich die Anhängerzahl in engen Grenzen.
Mit der Nische Video hat sich Panasonic einerseits ein derzeit profitables Segment herausgesucht, das jedoch bereits mittelfristig zur Sackgasse wird. De facto hat man den Bereich der klassischen Fotografen vernachlässigt. Hinzu kommt, dass das Management inzwischen seine Pläne über eine 8K-Kamera für 2018 revidierte und selbst für 2020 (Olympische Spiele in Tokio) kein derartiges Modell für private Endkunden mehr in Aussicht stellt. Die Hürde ist nicht die Technik, welche schon seit 2016 erfolgreich im Fernsehen verwendet wird, sondern der Preis. Angesichts der wegbrechenden Nachfrage kann man die hohen Kosten auch nicht mehr über Skaleneffekte bei hohen Stückzahlen amortisieren. Die Kosten für einen 8K-Sensor in Micro-Four-Thirds-Größe sowie die dahinter gelagerte Elektronik sind enorm.
Angesichts weitgehend fehlender Fotografen für die Produkte und einer Produktausrichtung für preisbewusste Videografen wird Panasonic ab spätestens 2020 ein erhebliches Problem mit Micro-Four-Thirds erhalten. De facto trat dies bereits 2019 ein, weil die Verkäufe wegbrachen.
Auch Panasonic müsste seine überquellende Produktpalette im spiegellosen Bereich drastisch eindampfen auf ein hochwertiges Modell für Einsteiger und ein Topmodell, damit man noch sinnvolle Skaleneffekte erzielen kann.
Letztendlich müsste das Marketing den Fotografen wieder mehr in den Mittelpunkt rücken, um die spiegellosen Systemkameras breit zu streuen. Mit der 2018 herausgebrachten Panasonic Lumix DC-G9 könnte der erste Schritt dazu gemacht worden sein.
De facto beschloss Panasonic 2018 jedoch den Aufstieg zu Vollformat und brachte 2019 mehrere derartige S-Kameras heraus, wobei vor allem die 6K-Video-S1H beeindruckte. Aber auch hier fehlten selbst 2020 - trotz Kooperation mit Sigma und Leica - die Objektive und somit das sinnvolle Gesamtsystem. Im Übrigen konnten der schlecht funktionierende Autofokus sowie vor allem die hohen Preise der Kameras und Objektive nicht jeden Analytiker beeindrucken. Alles weitere finden Sei im Artikel Panasonic S.
Ende 2024 musste man feststellen, dass sich Panasonic in allen Sensorklassen verkalkuliert hatte. Man stand ökonomisch auch als Konzern in der Umstrukturierung aufgrund von utopischen Annahmen zur ökologischen Marktveränderung (vor allem in den USA) mit dem Rücken zur Wand. Deshalb schrumpfte man das offizielle Kamera-Angebot zusammen, verzichtete auf 6K- sowie sogar 8K-Video und warf zum April 2024 alle Imaging-Bereiche zusammen mit den Kino- und Fernsehkameras und deren teuren Objektiven.
Nach dem kurzen erfolglosen Ausflug der Firma Pentax 2012 mit der APS-C-Kamera K-01 in den Bereich der spiegellosen Kameras (damals: trotz hoher Bildqualität, zu groß, zu schwer, zu langsam), hielt man sich zurück.
Beide Produkte K-1 (Vollformat) und KP (APS-C) sind gut, aber mit Spiegel ausgestattet (DSLR). Vor allem das Preis-Leistungsverhältnis kann immer überzeugen.
Im Bereich spiegelloser Kameras findet sich hingegen nichts.
Das Marketing ist eher schwach. Seit Jahren bietet Pentax eine sehr preiswerte Mittelformat-Kamera mit guter Leistung an. Aber dennoch ließ man sich sprichwörtlich die Wurst vom Brot ziehen von den spiegellosen Mittelformat-Kameras von Fuji. Und bereits der Doppelname Pentax / Ricoh zeigt eine Schwäche des Marketings. Kein Mensch weiß, wie die Firma nun wirklich heißt.
Die Anhänger sind zwar wenige, aber überwiegend fanatisch und überall gefürchtet. Ob das alleine ausreicht, darf bezweifelt werden.
Ricoh / Pentax hatte Bereits Ende der 2010er Jahre das Image / den Stempel abbekommen: zu wenig, zu spät
.
Da die relativen Marktanteile in der Wirtschaftskrise der Fotoindustrie schrumpfen und die absoluten Verkäufe und Gewinne sowieso, fällt es dieser Firma noch schwerer, auf spiegellose Systeme umzusteigen.
Das Pentax-Management ließ auf einer Messe 2019 in einem merkwürdigen Interview auch durchblicken, dass man bei Kameras mit Spiegeln verbleiben will. Folglich erwarte ich auch auf absehbare Zeit keine eigenen spiegellosen Kameras von Pentax.
2024 ließ man nach zahlreichen Verkleinerungen (Manufakturbetrieb seit 2022) verlauten, dass man sich aus zahlreichen Kamerabereichen wie der Mittelformat zurückzieht, weil die Nachfrage zu gering war. Man stellte nur noch minimal optimierte Kompakt-Kameras als neu vor. Es ist zwar traurig, aber Pentax / Ricoh wird wohl angesichts wegsterbender Bestands-/Altkunden langsam entschlummern. Da kam in den letzten Jahren bei den Systemkameras nichts mehr außer palliativer Sterbebegleitung.
Für seine Objektive - vor allem die sehr hochwertigen neueren Art- und Sport-Reihen - ist Sigma vermutlich bei allen Fotografen bekannt. - Dass die Firma auch Kameras und sogar spiegellose herstellt, ist hingegen den meisten Menschen unbekannt. So bietet Sigma zwei SD Quattro für das APS-C-Format - mit Crop-Faktor 1,3 und 1,5.
Das Marketing hat folglich bei spiegellosen Kameras versagt. Das Produkt ist kaum verbreitet, denn die Technik des Foveon-Sensors konnte die meisten Fotografen nicht überzeugen.
Solange das Geschäft mit den Objektiven gut läuft, wird Sigma sich den Luxus der erfolglosen spiegellosen Kameras evtl. noch bis 2020 leisten. Aber die Verkäufe gingen schon 2018 zurück. Bereits 2019 zog Sigma die Reißleine und stellte alle alten Baureihen ein. 2020 kam eine neue modulare spiegellose Kamera mit dem L-Bajonett (Leica, Panasonic, Sigma) heraus, die zwar technologisch gefeiert wurde, aber kaum Käufer fand.
Nachdem man 2018 mit Leica und Panasonic die L-Mount-Alliance gegründet hat, wird Sigma wohl oder übel dabeibleiben müssen, auch wenn die Marktchancen für eigene Kameras eher gering sind.
Sony kam als Nachzügler durch den eher zufälligen Aufkauf der Firma Minolta in den Fotobereich hinein.
Nach einem klassischen Fehlstart mit dem eigenentwickelten Translucent-Mirror - einem halbdurchlässigen festen Spiegel - sowie einigen anderen halbherzigen Ansätzen mit den spiegellosen NEX-Modellen, nahm man sich jedoch ab ca. 2012 der Fotobranche endlich ernsthaft an: Dies betraf alle relevanten Komponenten: Geld, Personal, Forschung, Entwicklung, Produktion, Service, Marketing.
Bis heute hat allerdings keiner der hochbezahlten Analytiker anerkannt, dass es hier einer Firma wirklich ernst ist, die neue Nummer eins im Fotobereich zu werden. Seit damals ist man bei Sony bereit, tatsächlich alles in eine Waagschale zu werfen, um den Fotobereich erfolgreich zu machen. - Wer es nicht glaubt, wie ernst es Sony ist, soll sich einmal die Zahlen der Sensorproduktion und Sonys Marktanteil dort ansehen. Von einem lächerlichen Mitspieler bis ca. 2010 stieg die Firma durch konsequentes Handeln und hohe Investitionen kometenhaft auf. Seit 2015 steht Sony bei Sensoren unangefochten in allen Disziplinen auf Platz eins.
Sony nutzte sämtliche Vorteile eines großen Elektronikkonzerns und baut bis heute konsequent elektronische Kameras, da es auf dem Feld der Mechanik und Optik zuerst nicht viel zu bieten hatte. Hier zeigt sich, dass erkannte und eingestandene Schwächen zur sinnvollen Stärkung der vorhandenen Stärken führen können. Von dieser Erkenntnis sind manche der Mitbewerber noch entfernt.
Dank langjähriger ungeheurer Investitionen, Gewinne und großer Erfahrung im Bereich Sensoren für Smartphones dominiert Sony seit einigen Jahren den gesamten Markt vor allem auf dem Sensor-Bereich. Von diesem Ausgangspunkt erhofft man sich, nun alles andere aufrollen zu können.
Zuerst begann man 2010 mit spiegellosen Kameras im APS-C-Format und nannte sie NEX (New E-Mount eXperience). Dieser mit 10 Modellen in nur 4 Jahren umfangreichen Serie fehlte es jedoch an so ziemlich allem. Nicht einmal technisch konnte sie überzeugen. Von den wenigen mäßigen Objektiven ganz zu schweigen.
2013 kamen nach einer kompletten Umbenennung, welche über Jahre alle Kunden verwirrte, die ersten ILCE-Kameras (Interchangeable Lens Camera with E-mount) heraus, welche allgemein als Alpha bezeichnet werden: im ersten Jahr die Alpha 3000 im APS-C-Bereich sowie die A7 und die A7R mit Vollformat-Sensor. Seitdem ging es mit einer unglaublichen Schlagzahl an neuen Kameras jährlich voran. So wurde die gesamte Konkurrenz düpiert. Bis zur Alpha 6600 im Jahr 2019 wurden in 7 Jahren 8 APS-C-Modelle herausgebracht. Bis zur A9II und A7RIV wurden in 7 Jahren 10 Vollformat-Kameras herausgebracht. Zum zehnjährigen Jubiläum der Vollformt-Serie EF brachte man die Sony A9III 2023 heraus und düpierte alle Mitbewerber mit dem ersten Vollformat-Global Shutter.
Hier zeigte sich, was man leisten kann, wenn alle - vom Top-Management bis ganz nach unten - es wirklich wollen und dafür alle erforderlichen Ressourcen inklusive riesiger Geldmengen sowie Fachkräfte bereitstellen.
Sonys Marketing dominiert die Fotomedien und die Influencer-Szene inzwischen. Die Kundenzahl wächst und die Anhängerzahl in den Foren steigt. Die Zahl der Sony unterstützenden Influencer wächst. So sieht erfolgreiches Marketing aus.
Die Kehrseite davon ist allerdings, dass die Methoden dazu vereinzelt grenzwertig sind: Man könnte z.B. die Werbung auch als Fußnoten-Marketing bezeichnen: Oben steht plakativ ein traumhafter, aber reiner Papierwert der technischen Daten, der in der Fußnote eingeschränkt bis für die reale Fotopraxis widerrufen wird. Oder ausgewählte Influencer werden in manipulierte Umgebungen eingeladen, um sie dort Kameras und Objektive unter sehr vorteilhaften Bedingungen testen zu lassen. (Siehe: Der betrogene Fotokunde Kapitel 1. Der Werbe-Betrug / der Marketing-Betrug).
Allerdings kann auch Sony nicht zaubern. Und so ganz langsam, werden auch die Nachteile sichtbar.
Die Kundenorientierung der Firma Sony ist lobenswert: Kritik wird aufgenommen und sofern möglich auch schnell umgesetzt - in neue Modelle, die man oft ein Jahr nach dem Vorgänger auf den Markt wirft und damit dessen Gebrauchtwert halbiert. Dank dieser Praxis sind Sony-Kameras berüchtigt für den höchsten Wertverlust.
Angesichts ständig neuer Produkte fällt nur wenigen Menschen auf, dass die spiegellosen alten APS-C-Modelle weiterhin produziert und vor allem vorgehalten werden und dass es in dieser Klasse keine Erneuerung im Sinne der Konkurrenz gibt, welche ihre Nachfolgemodelle z.B. Mark II etc. nennt.
Sony sieht hingegen jedes neue Modell der APS-C-Klasse nicht als Nachfolger, welches ein altes ersetzt (was es in den Augen der Tester jedoch tut), sondern als Ergänzung der Produktpalette. - Ähnlich ging man bald bei der Vollformat-Kameras vor, wo man fast alle jemals vorgestellten Modelle bis in die Pandemie nebeneinander offiziell weiterproduzierte und vertrieb.
Ferner tritt in diesem Zusammenhang ein unschöner Aspekt auf. Mehrere Personen teilten mir mit, dass Sony sich ziert, Daten dazu herauszugeben, wann und wo das gekaufte Modell exakt hergestellt wurde. Das kann im Extremfall dazu führen, dass Sie heute eine Alpha 5000, oder A7 oder A7R kaufen können, von der Sie glauben, sie sei in diesem Jahr produziert worden, was man von einer neuen Kamera auch erwartet. Es kann jedoch - ohne verlässliche Auskunft des Herstellers - auch sein, dass sie schon ein paar Jahre irgendwo im Lager herumlag, theoretisch sogar seit 2014 resp. sogar 2013. Da Elektronik allerdings bereits in der Verpackung altert, kann sich dies zu einem Problem für den Endkunden entwickeln. Das gilt besonders für die alten Modelle, welche zwar frenetisch gefeiert, aber wenig gekauft wurden.
Selbst nach nunmehr über 10 Jahren Produktion spiegelloser Systeme (wenn man die NEX-Reihe korrekt hinzuzählt) fanden sich Mitte der 2020er Jahre nur wenige gute Objektive von Sony. Im Prinzip sind nur die wenigen Objektive der G-Master-Serie hochwertig - zu dementsprechenden Preisen. Und bis 2019 fehlten Telebereiche oder lichtstarke Festbrennweiten für die Sport- sowie Tierfotografie. - Der wirkliche Vorteil war jedoch die Vergabe von Lizenzen an Dritthersteller, welche ein umfangreiches Objektivangebot in allen Preisklassen aufbauten.
Die sage und schreibe 4 eigenen Adapter von Sony sowie die zahlreichen anderen von Drittherstellern sind (wie üblich) von mäßiger Qualität und bremsen zumindest die Leistung der Kameras aus oder schränken sie sogar ein.
Fast alle spiegellosen Modelle von Sony leiden unter erheblichen Überhitzungsproblemen. Und dass man diejenigen Hitzeprobleme der A9 kurzerhand dadurch löste, dass man die Warntemperatur hochsetze, klingt auch nicht wirklich vertrauenserweckend.
Der Service-Bereich wird zwar systematisch und weltweit ausgebaut, hinkt aber den steigenden Kundenzahlen und den Forderungen der Profis noch hinterher.
Der Umgang mit dem ehemaligen Partner Nikon bei Sensoren dürfte jeder anderen Firma klargemacht haben, wie schwierig eine Zusammenarbeit mit Sony ist. Auch die Kunden sollte solches Verhalten nachdenklich stimmen. In erster Linie geht es Sony nur um sich - um Sony.
Zusammenfassend kann festgehalten werden: Erst die unglaubliche Aufholjagd der Firma Sony setzte die Platzhirsche Canon und Nikon in Zugzwang.
Der Einsatz an Kapital dafür bei Sony dürfte alles Dagewesene übertreffen und die Konkurrenz sicherlich erstaunt haben, angesichts der gleichzeitigen Krise der Fotowirtschaft.
Spätestens mit der auf das Profisegment zielenden A9 dürfte 2017 jedem bewusst geworden sein, dass Sony bis zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio auf technischem Gebiet die unangefochtene Nummer eins werden wollte.
Sofern Sony so weiter fortschreitet und Milliarden in die Fotosparte pumpt, wird die Rechnung auch aufgehen: Sony wird die Führung im Fotobereich übernehmen und in absehbarer Zeit auch den größten Marktanteil besitzen. Letzteres wurde in den USA bereits im ersten Halbjahr 2018 erreicht.
Sobald Sony dieses Ziel erreicht hat, wird es sein schon bestehendes Monopol bei Sensoren sicherlich zu einer weiteren Erhöhung der bereits heute hohen Preise seiner Kameras ausnutzen. Denn irgendwie müssen sich die hohen Investitionen wieder amortisieren. 2018 exerzierte Sony dies im Smartphone-Bereich einmal vor, als es aufgrund steigender Nachfrage drastische Preiserhöhungen für seine Sensoren erzwang. 2019 staunten die Fotografen nicht schlecht über die hohen Preise der neuen A7RIV und der A9II.
Sony wird auf dem vermeintlichen Erfolgskurs bleiben. Auch wenn sich bereits 2019 erste Verlangsamungen zeigten. Die bisherige hohe Taktrate neuer Modelle wird man nicht weiter beibehalten können.
Die extrem hohen Investitionen lassen sich für Sony nur amortisieren, wenn es gelingt, nicht nur technologisch sowie in der Medien- und Kundenmeinung die Nummer eins im Fotobereich zu sein, sondern auch mindestens 50% der weltweiten Marktanteile zu erobern. Langfristig sehe ich in diesem hochgesteckten Ziel keine unüberwindliche Hürde. Das Problem liegt eher in dem deutlich rückläufigen Kaufinteresse und schrumpfenden Fotomarkt insgesamt. Daraus folgt, dass selbst für den reichen Großkonzern Sony irgendwann einmal der Punkt erreicht wird, wo weitere Investitionen sich nicht mehr lohnen, weil sie in schrumpfenden Märkten nie eingespielt werden können. D.h. auch Sony wird seine Investitionen mittelfristig reduzieren - vermutlich ziemlich schnell nach den Olympischen Spielen 2020, auf die in den 2010er Jahren alle Firmen aus Prestigegründen hinarbeiteten.
Deshalb wird Sony bald nach 2020 wohl auch das Ende des alten A-Bajonetts (von Minolta) einläuten. So hart wird man es vermutlich nicht formulieren. Aber de facto ist es nicht finanzierbar, zwei Bajonette zu pflegen. Vor allem, wenn man die Zukunft sowieso bei spiegellosen Systemen mit E-Bajonett sieht. Evtl. macht man den Kunden ein Überbrückungsangebot. Oder Sony bleibt bei seiner aus der Vergangenheit gegenüber Kunden bekannten knallharten Einstellung. Die Weiterentwicklung der Objektive für das A-Bajonett und sogar der Kameras wurde im Übrigen bereits vor Jahren drastisch reduziert und die wenigen neuen Produkte der 2010er Jahre waren nicht mehr konkurrenzfähig, resp. (Sony-typisch) nur noch auf dem Papier und litten in der Fotopraxis an erheblichen Einschränkungen.
Letztendlich halte ich somit Sony für den bereits heute ausgemachten Sieger. Aber ob es der Firma selbst und vor allem den Fotokunden zu Gute kommt, kann nur die Zukunft zeigen. Beispiele aus der Vergangenheit lassen da einige Zweifel aufkommen.
Im Rückblick muss man festhalten, dass auch Sony durch die Pandemie und ihre ökonomischen Folgen im Bereich Imaging hart gebeutelt wurde, sodass es zu Verzögerungen kam. Aber Mitte der 2020er Jahre waren bereits so viele Foto-, Presse, Medien- und sonstige Agenturen mit ihren professionellen Fotografen zu Sony abgewandert, dass man sich auf der Zielgeraden wähnte. Den weltweiten Platz zwei hatte man gegen Nikon erobert und zielte auf Canon, welche nur noch bei der Stückzahlen (der billigen spiegellosen APS-C-Kameras) vorne lagen, aber in einigen Regionen (u.a. den USA) zumindest nicht mehr beim Umsatz.
Dem Vorreiter Sony gelang es - trotz riesiger Investitionen und unglaublicher Personalzuweisungen auch in über 10 Jahren Entwicklung (mindestens seit 2009) nicht, für seine spiegellosen Kameras ein in allen Bereichen umfassendes hochwertiges Objektivsystem anzubieten. Dies soll nicht als Kritik an der Firma missverstanden werden, sondern belegt nur, dass selbst bei vorhandenem Kapital und Willen des Managements mindestens 10 Jahre für einen kompletten Umstieg erforderlich sind.
Die Gesamt-Preise für spiegellose Systeme liegen für Kunden höher als bei Kameras mit Spiegeln. D.h. auf die Fotografen kommen überall höhere Preise zu - vor allem in Europa und der Melkkuh Deutschland.
Da bis heute alle spiegellosen Modelle noch immer gewisse Schwächen in manchen Bereichen gegenüber den Kameras mit Spiegeln besitzen, besteht dort noch immer technologischer Nachholbedarf, um wirklich alle Skeptiker zu überzeugen und alle Kunden zu gewinnen.
Angesichts des aggressiven Marketings mancher Hersteller, das auch vor dreisten Übertreibungen oder vorsätzlichen Täuschungen nicht zurückschreckt, ist der Trend zu spiegellosen Systemen jedoch nicht mehr aufhaltbar.
Letztendlich entscheiden vermutlich die geringeren Produktionskosten: fehlender Spiegel, fehlendes Prisma, eingesparter separater Phasen-Autofokus etc. - also einsparbare Teile in Konzeption, Einkauf, Lagerhaltung, Produktion und Wartung bei den Herstellern darüber, dass die Sparte DSLR abgeschafft wird. Hinzu kommen vollautomatische Prozesse, welche für elektronische Bauteile (Chips und Sensoren) viel einfacher und preiswerter durchzuführen sind, als für mechanische Systeme. Oder mit anderen Worten ketzerisch ausgedrückt: Man benötigt keine gesteigerte Sorgfalt oder hochbezahltes sowie geschultes Fachpersonal mehr bei Produktion und Wartung, sondern kann noch mehr schlampen. Die Mess-Elektronik meldet dann schon evtl. Grenzwertüberschreitungen.
Angesichts der miserablen wirtschaftlichen Gesamtlage in der Fotoindustrie könnte diese Entscheidung bereits kurz nach den Olympischen Spielen in Tokio (2020) fallen. Vorher wird man - zur Gesichtswahrung - vermutlich mit beschwichtigenden Pressemitteilungen die alten DSLR-Kunden bei der Stange halten wollen.
Für die Fotografen war es seit 2018 schwierig: Der sofortige Wechsel kann nicht pauschal jedem empfohlen werden. Dazu fehlen bei allen Herstellern noch bestimmte Brennweiten der Objektive oder diese sind noch nicht so hochwertig.
Wer bereits ein komplettes System für eine Kamera mit Spiegel (DSLR) besitzt, für den kann sich auch heute noch eine Investition in weitere Objektive dafür durchaus noch lohnen. Das ist definitiv preiswerter als nur aufgrund angeblich optimistischer Zukunftsprognosen auf einen anderen Hersteller oder Modelle ohne Spiegel zu wechseln.
Vor allem warne ich vor zu großer Euphorie: Keinesfalls ist bei sich weiter abschwächender genereller Nachfrage im Fotobereich sicher, dass alle bisherigen Hersteller von spiegellosen Kameras diese weiter produzieren, oder nicht doch angesichts der hohen Kosten und mangels Gewinnaussichten aussteigen.
Wer kennt noch Samsungs Fotoapparate? 2015/16 beschloss jener Großkonzern den weltweiten Rückzug, obwohl er bereits Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden Euro in alle seine spiegellosen Kameras getätigt hatte und von der Fachpresse für seine fortschrittliche Technologie gelobt worden war.
Je größer eine Firma ist, und je kleiner dazu im Vergleich der Fotobereich ist, desto leichter und schneller entscheidet das Management des Gesamtkonzerns einen radikalen Schnitt.
Trendsettern, vermögenden Fotografen oder erfolgreichen Berufsfotografen, welche alles dank hoher Gewinne beim Finanzamt absetzen können, durfte man bereits 2019 bedenkenlos zum sofortigen Wechseln raten. Als Zweit- oder Drittkamera waren alle damals vorhandenen spiegellosen Systeme bereits gut zu verwenden. Und seit 2022 kamen bei vielen Herstellern auch die brauchbaren zweiten Würfe (teilweise als Mark II) hinzu. Zukünftig werden vermutlich auch noch fehlende hochwertige Objektive hinzukommen. Siehe hierzu die Analysen zu Spiegellose Vollformat-Kameras.
Auch Neueinsteigern in das Gebiet der klassischen Fotografie, sofern sie von Smartphones aufsteigen und deren (spiegellose) Bedienweise gewohnt sind, kann man eher zu spiegellosen Systemen raten.
Wie man bei allen Kameraherstellern mit spiegellosen Systemen bis heute erkennt, ist die Erneuerungsrate der Kameras sehr hoch und damit einhergehend auch der Wertverlust der alten Anschaffungen überdurchschnittlich. Wer früh bei einem neuen Trend einsteigen will, bezahlte schon immer einen hohen Preis dafür. Ob es einem Fotografen dies wert ist, muss jeder selbst eingehend prüfen. Denn am fotografischen Endergebnis wird man den Unterschied zwischen einer Kamera mit Spiegel oder ohne kaum erkennen.
Auch Mitte der 2020er Jahre hatte sich nicht viel daran geändert: Keinesfalls waren alle spiegellosen Kameras in allen Punkten den älteren Modellen mit Spiegel überlegen. Vor allem in der Bildqualität ging es beim Dynamikumfang sogar messbar zurück. Der Grund lag an der Orientierung auf Video mit 120 Bildern (bei 4-8K) in der Sekunde. Als Abfallprodukt der dafür erforderlichen schnelleren Video-Sensoren erhielten die Fotografen für Sport- und Wildtierfotografie eine höhere Serienbildgeschwindigkeit - aber bei geringerer Bildqualität.
Im Spätsommer / frühen Herbst 2018 überschlugen sich die Ereignisse:
Nachdem Nikon Ende August sein neues Nikon Z-Bajonett vorgestellt hatte, folgte nur 2 Wochen darauf - Anfang September - Canon mit seinem Canon R oder RF genannten Bajonett.
Beide Hersteller haben - aus Sicht der Fotografen / Altkunden - die denkbar schlechteste Variante gewählt.
Beide neuen Bajonette für die neuen spiegellosen Kameras sind völlig inkompatibel zu allen alten eigenen und auch allen sonstigen existierenden Bajonetten.
Sämtliche alten Objektive werden entwertet. Wir sprechen über mehr als 100 Mio. bei Nikon und über 130 Mio. bei Canon.
Die angebotenen Adapter funktionieren - wie alle Adapter - manchmal gut, manchmal weniger gut, manchmal nicht. Mit jener üblichen Unzuverlässigkeit aller Adapter entsteht in der täglichen Fotopraxis keine Freude. Sie können nie sicher sein, dass die Aufnahme gelingt. Und selbst wenn sie gelingt, so arbeiten die Objektive über die Adapter zumindest langsamer an den neuen Kameras - oder sogar nur mit funktionalen Einschränkungen. - Erst neueste Kameras mit Hochleistungsprozessoren kommen mit Objektiven am Adapter besser klar und führen zu weniger Frust. Aber ganz ausgeschlossen sind Probleme am Adapter bis heute nicht.
Native - also für die neuen Kameras geeignete - Objektive waren zum Projektstart nur in geringer Stückzahl vorhanden, überwiegend teuer und vor allem waren viele erst Monate nach der Kamera überhaupt und bei manchen Modellen nur eine produktionsbedingt geringe Stückzahl verfügbar.
Beide Hersteller vergaben bis 2024 keine Lizenzen und publizieren auch keine Bajonettangaben, sodass alle Dritthersteller von Objektiven erst einmal jahrelang mittels Reverse Engineering alles raten, testen und ausprobieren müssen. Canon verbot sogar das Reengineering und ging rechtlich gegen Verstöße vor.
Durch die neuen Bajonette bei Nikon und Canon kommt ein weiterer strategischer Nachteil bei Objektiven hinzu: Dritthersteller werden aufgrund des größten Auflagenmaßes (Flange distance) alle neuen Objektive zukünftig für Sony konstruieren und herausbringen und danach für die anderen Bajonette von Canon und Nikon durch etwas längere Anschlussabstände etc. anpassen. D.h. zukünftig werden die Erscheinungsreihenfolge und der Preis neuer Objektive sich umkehren resp. deutlich verändern. Wie heißt es im Tennis so kurz und treffend Advantage Sony
, nur wegen der Fehler von Canon und Nikon.
Die 2018 und 2019 vorgestellten Kameras von Nikon und Canon entsprachen nicht den Erwartungen der Kunden und wurden kritisiert. Vor allem haben beide Hersteller die eigenen Sicherheitsstandards (u.a. durch die Reduktion der Anzahl der Speicherkartenfächer auf 1) selbst abgesenkt.
Wer wechseln wollte, viel Geld besaß und eine ausreichende Frusttoleranz besaß, wechselte früh und erlebte viel Frust in den Anfangsjahren.
Allerdings hat Nikon aufgrund seiner bekannten Unfähigkeit, die Produktion flexibel anzupassen, bereits nach 6 Tagen bekannt gegeben, dass es angesichts der Vorbestellungen zu Lieferverzögerungen kommen wird. Aufgrund der Planungsinkompetenz bei Nikon steht zu befürchten, dass es zu ähnlichen Dauerzuständen wie in der ersten Dekade des Jahrhunderts kommt: Produkte wurden angekündigt, ein paar hundert an ein paar dutzend auserwählte Händler weltweit versandt. Und der Rest der Welt musste oft 1-2 Jahre auf die Ware warten. Auf den angekündigten Batteriegriff zur Z-Reihe mussten Kunden über 1 Jahr warten, nur um dann festzustellen, dass er in der Fotopraxis weitgehend unbrauchbar war.
Allen anderen Fotografen, die an der Freude an einer problemlosen Fotografie interessiert sind, musste man jedoch mindestens bis Anfang der 2020er Jahre raten, zu warten. Siehe DSLR-Zukunft. Benutzen Sie Ihre vermeintlich alten Kameras, gehen Sie fotografieren und schauen Sie erst ab 2023 wieder bei Canon und Nikon vorbei. Solange werden beide Firmen benötigen, bis sie einerseits wirklich ausgereifte spiegellose Kameras anbieten und andererseits über ein ausreichend komplettes Angebot an hochwertigen Objektiven in allen Brennweiten sowie Preisklassen verfügen. - Exakt so trat es für normale Endkunden auch ein. Erst dann erhielt man per Firmware-Updates 'nach-gereifte' Kameras von beiden Herstellern.
Canon und Nikon benötigen beide jeweils 4 Jahre für einen Produktzyklus bei Kameras. Nikon liefert zwar oft nach 2 Jahren ein sogenanntes Zwischenprodukt (z.B. D800 und D810). Aber dabei werden nur die schlimmsten und am heftigsten kritisierten Fehler korrigiert. 5 Jahre sind hingegen mindestens erforderlich, um 25-30 Objektive in halbwegs akzeptabler Qualität zu konzipieren, entwickeln, produzieren und auf den Markt zu bringen.
Jeder Besitzer von Canon- und Nikon-Objektiven sowie DSLR-Kameras wurde von diesen Herstellern im Spätsommer 2018 auf das Schwerste finanziell geschädigt. Die Wiederverkaufswerte begannen sofort zu sinken. Wer will schließlich in unserer schnelllebigen Zeit noch alte Objektive für alte Bajonette, die alle in ein paar Jahren nicht mehr unterstützt - evtl. noch nicht einmal mehr mit Service versehen oder repariert werden - oder nur noch gegen einen erheblichen Preisaufschlag.
Um den finanziellen Schaden zu verdeutlichen und um E-Mails mit unsinnigen Behauptungen und Beteuerungen zu vermeiden, dass das alles sicher nicht so schlimm wird, habe ich das für mich durchgerechnet, da ich DSLR-Foto-Ausrüstungen sowohl von Canon als auch von Nikon besitze. Bereits in den ersten Wochen nach Verkündung der neuen Bajonette sank der Widerverkaufswert meiner Ausrüstung sowohl bei Canon als auch bei Nikon um einen höheren vierstelligen Betrag. Das sind keine Peanuts. - Persönlich habe ich das mental bereits beim Kauf verschmerzt, da ich Fotografieausrüstung nicht als Investition betrachte. Aber viele andere Fotografen wird da erst noch der Schlag treffen. Spätestens Ende 2019 waren fast weltweit die Gebrauchtmärkte mit DSLRs und deren Objektiven überschwemmt - bei entsprechend niedrigen und ständig weiter sinkenden Preisen.
Wer seine Objektive verkaufen will, sollte dies so schnell wie möglich tun. Mit jeder weiteren spiegellosen Kamera und mit jedem neuen Objektiv in einer (der Ihrigen) vergleichbaren Brennweitenklasse werden die Preise schubweise einbrechen. Spätestens 2021 (nach den Olympischen Spielen ) werden beide Hersteller kleinlaut bekannt geben, dass die Kunden es angeblich nicht mehr wünschen, dass man diese alten Bajonette unterstützt. Canon Europa erklärte dies bereits Ende 2019, indem es umgekehrt publizierte: Man werde nur noch neue DSLR-Objektive herstellen, wenn dies von Kunden explizit gewünscht werde. - Die seit einiger Zeit fast immer manipulierten Umfragen unter Fotografen werden dann belegen, dass man sich lieber auf die neuen Bajonette konzentrieren solle. Und die Hersteller werden diesem Kundenwunsch
selbstverständlich folgen. Es ist weder technisch noch ökonomisch realisierbar, bei Canon 4 und bei Nikon derzeit 3 inkompatible Bajonette in einer sich im Sturzflug nach unten bewegenden Wirtschaftskrise im Fotobereich zu betreuen.
Für alle Zweifler: Es gibt kein Zurück oder auch nur ein Halten mehr: Die Kosteneinsparungspotentiale bei spiegellosen Kameras in der Herstellung sind enorm: Nikon gab 2018 an, dass bei der Z 7 76% aller Produktionsschritte automatisch (=maschinengesteuert) ablaufen, gegenüber nur 55% bei der D5 (dem damaligen Spitzenmodell mit Spiegel). Das spart unglaubliche Personalkosten.
Bereits der Neukauf von DSLR-Objektiven kann kritisch sein.
Sofern Sie das anvisierte Objektiv jetzt für Ihren Fotowunsch haben wollen (zwingend benötigen ist etwas anderes) und Geld für Sie keine Rolle spielt, dann kaufen Sie es. Denn evtl. damit jetzt gemachte schöne Fotos können für Sie subjektiv mehr wert sein, als der Wertverlust der Ausrüstung.
Sofern Sie diese DLSR-Objektive für die alten Bajonette jetzt preiswert gebraucht erhalten, dann kann sich das ebenfalls lohnen, sofern Ihre Kamera nicht zu alt ist und noch ein paar Jahre durchhält.
Neue Objektive sind hingegen wirklich kritisch zu sehen, insbesondere aktuell nagelneu herausgekommene im 4- und 5-stelligen Preisbereich. - Selbst Berufsfotografen, die davon leben, sollten sich klarmachen, dass das Finanzamt bei derart hochwertigen Gütern 7 Jahre zur Abschreibung vorsieht. Das ist jedoch völlig unrealistisch. Beide Hersteller werden vorher ihre DSLR-Serien de facto einstellen. Also rechnen Sie sich vor jedem Kauf aus, ob Sie die Kosten in 2-3 Jahren erwirtschaften können.
Allerdings will ich auch klar sagen, dass die angekündigten hochwertigen extrem lichtstarken Objektive bei Canon und Nikon für ihre neuen spiegellosen Systeme sehr teuer werden und dies über mehrere Jahre auch bleiben. - Beide Hersteller bewiesen diese These in den 2020er Jahren mit geradezu abstrus hohen vier- und fünfstelligen Preisen bis über 20.000 Euro.
Im englischen Sprachraum nennt man diese Zwickmühle eine klassische catch 22
-Situation. Gleichgültig, wie Sie sich als Altkunde auch immer verhalten, Sie verlieren.
Um es jedem Kamerabesitzer nochmals klar zu sagen: Sobald irgendein Insider irgendwo auf der Welt Informationen leaked, dass Nikon oder Canon ihre DLSR-Serien und damit das alte Bajonett und damit wiederum alle alten Objektive sterben lassen, sind alle Altgeräte schlagartig maximal nur noch 10-20% wert - und das auch nur noch als Liebhaber- und Sammlerstücke für Nostalgiezwecke, falls Sie dann überhaupt einen Abnehmer für den Elektroschrott / Sondermüll finden werden. Denn die Fotowirtschaft wird in ein paar Jahren noch viel schlechter dastehen als heute schon.
Wenn Ihre alte DSLR-Kamera einen Schaden erleidet, sollten Sie kleinere Dinge reparieren lassen. Bei größeren Schäden kann ich Ihnen beim besten Willen nicht mehr zu einem Ersatzkauf einer neuen DSLR raten. Überlegen Sie sich einen Gebrauchtkauf oder den Umstieg zu spiegellosen Modellen.
Jeder Neueinsteiger in DSLR sei ebenfalls dringend auf die Risiken hingewiesen.
Für alle Details werden Interessierte auf den Artikel DSLR-Zukunft verwiesen, wo Sie weitere Antworten finden.
Aber auch für die beiden Platzhirsche könnte das Fehlverhalten massive ökonomische Folgen haben. Wie bereits vor Jahren prognostiziert, halte ich die Entscheidung Canons und Nikons, ihr bestehendes Bajonett mit allen Objektiven aufzugeben, für völlig falsch. Beide öffnen eine gefährliche Flanke, die man in einer derart schweren Wirtschaftskrise niemals hätte ungedeckt lassen dürfen. Damit werden die Uhren in der Vollformat-Klasse auf 0 zurückgestellt. Alle Firmen befanden sich somit 2018 wieder auf Start. Daraus folgte, dass weitere Hersteller mit realen Erfolgsaussichten bei Vollformat-Sensoren einsteigen können. Panasonic ergriff 2019 die Chance.
Vor allem bei Canon, aber auch bei Nikon, stellt sich die ernste Frage, was die neuen Bajonette für den gesamten Bereich der APS-C-Kameras bedeutet. Völlig Inkompatibilität lässt den Aufstieg nicht / kaum mehr zu. Aber auch der Abstieg ist mit den neuen Objektiven nicht mehr möglich. Hinzu kommt, dass die schwersten Kaufeinbrüche seit ca. 2015 bei APS-C auftraten. Wie ich vor vielen Jahren bereits voraussagte, so befürchten inzwischen auch erste andere Analysten, dass man APS-C und deren Bajonette evtl. langsam sterben lässt. Siehe den Artikel Sensor-Sterben, welcher den unaufhaltsamen Niedergang der kleinen Sensoren beschreibt.
Liebe Leserinnen und Leser,
damit diese umfangreichen, kostenlosen, wissenschaftlich fundierten Informationen weiter ausgebaut werden können, bin ich für jeden Hinweis von Ihnen dankbar.
Deshalb freue ich mich über jede schriftliche Rückmeldung, Fehlerkorrekturen, Ergänzungen, Neue Informationen etc. Ihrerseits per E-Mail oder Kontakt-Formular.
Um meine Neutralität zumindest auf dem hier beschriebenen Feld der Fotografie und Videografie wahren zu können, nehme ich bewusst von keinem Hersteller, Importeur oder Vertrieb irgendwelche Zuwendungen jeglicher Art für das Verfassen der absolut unabhängigen Artikel an. Auch von Zeitschriften oder Magazinen aus dem Fotobereich erhalte ich keinerlei Zuwendungen.
Deshalb freue ich mich, wenn Sie mein unabhängiges Engagement für Sie durch einen gelegentlichen Kauf bei Amazon über die hier angegebenen Links unterstützen. Es ist gleichgültig, welches Produkt Sie über diesen Link kaufen. - Es kann auch jede andere Ware außerhalb des Fotobereiches sein. Alle Preise sind und bleiben für Sie gleich niedrig, wie wenn Sie direkt zu Amazon gehen. Aber durch Ihren Klick auf meinen Link erhalte ich evtl. Monate später eine sehr kleine prozentuale Prämie (Cents je Kauf), welche mir hilft, die hohen Kosten bei der Erstellung der Artikel zumindest teilweise zu decken. - Bitte starten Sie Ihre Einkäufe bei mir.
Herzlichen Dank an alle für Ihre bisherige Unterstützung.
Ja, ich möchte die Unabhängigkeit dieser Seite unterstützen und kaufe über diesen Link bei Amazon
Pflichtangabe: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Alle derartigen sogenannten 'bezahlten Links' zu Amazon sind farblich in Rot gekennzeichnet.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.
Foto Video Design - Dr. Schuhmacher