Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

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Lage des Gemäldes im Kreuzgang

Bilddaten

Das sechste Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz besteht aus einem Bildbogen.

Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210 * 300 cm. Die historische Szene wird in einem einzigen Architektur-Bogen dargestellt.

Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1888 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.

Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Nordwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Das Farb-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236 - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung

Der Konstanzer Bischof Tann steht aufrecht - gegenüber allen anderen Personen auf einem einstufigen Podest erhöht - etwas links der Bildmitte. Er ist in ein Messgewand mit Mitra gekleidet und hält in seiner linken Hand den Bischofsstab.

Der Hintergrund wird durch große romanische Arkadenbögen gebildet, die den Blick auf einen leicht bewölkten Himmel freigeben und somit die Seeseite der Insel andeuten.

Der Bischof zeigt mit seiner rechten Hand nach unten auf die Stiftungsurkunde des Klosters. Sie wird von einem knienden Messdiener gehalten, der nach links zu den Mönchen blickt.

Auf der linken Seite des Bildes knien sechs Dominikaner-Mönche und blicken demütig und dankbar zum Bischof empor.

Der Abt des Kosters beobachtet von der rechten Seite, auf einem massiven Chorgestühl sitzend, den Vorgang.

Hinter dem Abt sitzen an einem Tisch ein Schreiber sowie eine weitere Person, welche nach hinten oben schaut, wo weitere Personen und sogar zwei Ritter das Ereignis beobachten.

Das Fresko nimmt in wichtigen Punkten den Einzug des Bischof Maximus 600 wieder auf. Die angebliche Kathedrale auf der Insel, der stehende Bischof bilden die Grundlage zur Herstellung einer vermeintlichen christlichen Kontinuität auf der Insel.

Die Scheinsäule zwischen Bild 5 und 6 Die Scheinsäule zwischen Bild 6 und 7

Auf der Scheinsäule links des Bildes ist das Wappen Heinrichs von Tann abgebildet. - Auf der Scheinsäule rechts des Bildes erkennt man das Wappen der Dominikaner.

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Dieses Schwarz-Weiß-Foto oben zeigt die Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236 - im Original-Zustand um das Jahr 1900 fotografiert.

Geschichtsfakten

Ab diesem Gemälde wird es historisch halbwegs seriös in Bezug auf die Insel, da sie erstmals in einer Urkunde erwähnt wird. Der Bettelorden der Dominikaner (1206/07 gegründet und 1215 erstmals vom Papst bestätigt) gewann auch in Konstanz relativ schnell Einfluss und Reichtum. Offiziell gründete der Konstanzer Bischof Heinrich I. von Tann(e) am 11. Juli 1236 das Dominikanerkloster.

Die Dominikaner konnten sich vermutlich relativ schnell das eigene Kloster auf der Insel auf- und ausbauen. Der Bau soll dank großzügiger Spenden in der Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen und zu Beginn des letzten Viertels des 13. Jh. zumindest weit fortgeschritten gewesen, oder in Grundzügen sogar abgeschlossen worden sein. 1  Dies erstaunt umso mehr, wenn man in Betracht zieht, dass die Klosterkirche auf der Insel fast die Grundfläche des Konstanzer Münsters besaß. 2  Die Dominikaner waren als Bettelorden eng mit der Stadt und dem Bürgertum verbunden, weshalb das Kloster bereits im 13. Jahrhundert Zulauf aus dem Konstanzer Patriziat, sowie Teilen des ministerialen Adels Oberschwabens hatte. Dies erlaubte den schnellen Auf- und Ausbau des Klosters zwischen ca. 1250-1280. 3 

Quellenlage

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Foto der deutschen Abschrift der lateinischen Kopie der Urkunde des Bischofs für das Dominikaner-Kloster durch Schulthaiss, Collectaneen Band 1, Folio 188 recto, erbuwung des predigerklosters Regtest: Reggt. ep. Const. No. 1484, Stadtarchiv Konstanz.

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Foto der deutschen Abschrift der lateinischen Kopie der Urkunde des Bischofs für das Dominikaner-Kloster durch Schulthaiss, Collectaneen Band 1, Folio 188 verso = 188 1/2, erbuwung des predigerklosters Regtest: Reggt. ep. Const. No. 1484, Stadtarchiv Konstanz.

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Foto der deutschen Übersetzung durch Feger, Otto, Urkundenbuch, 1201-1249, Eintrag zum Juli 1236, Stadtarchiv Konstanz.

Deutung der Quelle

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Christof Schulthaiss (1518-1578) schrieb selbst: Folgend einer Copi vom Prediger Closter 4 . D.h. ihm lag nur eine Kopie des Originals vor. Die tatsächliche Verleihungsurkunde ging offenbar verloren.

Feger vermutete, dass es sich bei der deutschen Quelle um eine Interlinearübersetzung handelt, die entweder im 13. Jahrhundert sofort vom Schreiber des Bischofs Tann oder etwas später für die Verlesung beim Volk erstellt wurde. Allerdings tritt hier eine bisher übersehene Ungereimtheit auf: Bei Schulthaiss ist das Wort Grafschaft durchgestrichen und dann durch das Wort Hofstatt 5  ersetzt worden.

Gründung des Klosters durch Bischof Heinrich von Tann 1236

Eine Verwechslung dieser beiden deutschen Worte (ein Lesefehler beim Abschreiben) scheint jedoch unwahrscheinlich. Viel eher könnte es sich um die Verwechslung der sehr ähnlichen Wörter palatinatus (Grafschaft) mit palatium (Residenz, Palast, Pfalz, Hofstatt) handeln. Die ursprüngliche Quelle für Schulthaiss scheint somit eine lateinische gewesen zu sein - wie er selbst angibt eine Kopie der Original-Urkunde -, die er selbst übersetzte. Die lateinische Kopie ist heute wie die primäre Bischofsurkunde nicht mehr erhalten.

Inhalt der Quelle

In der Quelle wird nur von einer Hofstatt, gelegen am Rhein, gesprochen, die an die Dominikaner übergeben wurde. D.h.: Man weiß als erstes historisch belegtes Faktum nur, dass die Insel im frühen 13. Jahrhundert im Besitz des Konstanzer Bischofs war.

Der Ort wird bezeichnet als: Gelegen in dem Rin 6 

Neben der Hofstatt wird auf der Insel eine frühere Mühle erwähnt. Mühlen gab es auch später noch auf der stadtzugewandten Seite der Insel, da die Strömung diese begünstigte. 7 

Eine weitere Unklarheit liegt darin, dass das Wort Hofstatt im Mittelalter für sehr unterschiedliche Größen und vor allem Gebäude verwendet wurde. So gab es in Konstanz z.B. eine Hofstadt im Feld vor dem Kreuzlinger Tor 8 , wo Sondersiechen - Aussätzige - gepflegt wurden. Bei einer Hofstatt handelte es sich somit keinesfalls immer um eine Burg, eine Festung, einen Palast oder einen Herrschaftssitz.

Das Dominikaner-Kapitel erhält die Insel samt Gebäuden für einen Zins von drei Mark jährlich.

Da bis zu diesem Tag auch keine Brücke zur Insel vorhanden war, scheint die Insel bzw. zumindest die Bebauung darauf auch noch kleiner und unbedeutend gewesen zu sein.

Unklar bleibt in der Quelle auch, wo das Haus des Petershauser Abtes stand: Im Norden jenseits des Rheines oder im Norden der Insel selbst.

Die Insel war um 1230 definitiv bebaut. Aber es lässt sich nicht klären, was genau darauf stand.

Auch die Gebäude des Ritters Kadel und des Leutpriesters Konrad bleiben bezüglich Lage und Größe unklar.

Die Vermutung Zeppelins, der Bischof habe die auf dem Gemälde sichtbare große, alte bischöfliche Hofstatt auf der Insel 9  den Dominikanern übergeben, lässt sich nicht belegen. - Alles scheint um 1236 auf der Insel zumindest eine Nummer kleiner gewesen zu sein, als Zeppelin es zu seinen Gunsten ausmalen ließ.

Kraus widerspricht auch weiteren Vermutungen Zeppelins und anderer bezüglich einer angeblichen Kirche auf der Insel vor der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er datiert die frühesten Teile der Kirche auf 1260-1273. 10 

Selbst das Fresko zum Jahr 1236 ist unglaubwürdig. Falls es eine zeremonielle Übergabe der Urkunde gegeben hat, so hat der mächtige Bischof die Urkunde sicherlich in seiner Residenz am Münsterplatz ausgehändigt und nicht auf der Insel - selbst wenn er dort noch eine alte - von ihm aktiv benutzte - Hofstatt besessen hätte. - In seinem Weltbild ließ Zeppelin jedoch die Mächtigen immer zu den sozial nieder angesiedelten auf seine Insel kommen.

Ferner ist es unwahrscheinlich, dass bei einer derartigen Zeremonie der ranghöhere Bischof stehen musste, und der rangniedere Dominikanerabt sitzen durfte. Aber in Zeppelins Weltbild wird die Herrschaft umgekehrt: Der Inselherr befindet sich seiner Meinung nach immer in der besseren Position.

Es findet sich eine Inschrift am alten Konradihaus zum Durchgangsrecht der Dominikaner (siehe Foto unten), welches in der Urkunde erwähnt ist. 11  Ohne diese Brücke und das Durchgangsrecht hätten die Dominikaner ihre Insel weder leicht betreten noch verlassen können.

Auch sonst scheint die Insel nicht gerade die erste Wahl gewesen zu sein. Sie wurde den Dominikanern angeboten, weil es in der Stadt bereits zu eng war: ze vil eng 12 

Inschrift zum Durchgangsrecht

Diese mittelalterliche Inschrift findet sich an einem Haus in der heutigen Inselgasse, ganz in der Nähe der Brücke zur Dominikanerinsel. Sie erlaubt den Predigern die Benutzung dieses Durchganges am Tage.

1 Allerdings ist dies bereits umstritten:
Maurer und Engelsing: Ab den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts wurde das Kloster erbaut.
Blechner vermutet bereits 1250 den Abschluss der Erbauung des neuen Klosters, da es 1250 dem Heiligen Nikolaus geweiht wurde. Blechner, Stadtforschung, Wo die Konstanzer ihre Toten begruben, S. 263.
Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, S. 245f., datiert die frühesten Teile der Kirche auf 1260-1273.

2 Zu den Maßen siehe u.a. Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 18.

3 Siehe Maurer, Konstanz im Mittelalter, S. 131ff. zu Bischof Heinrich I. (1233-48).

4 Schulthaiss, Collectaneen, Band 1, 188, erbuwung des predigerklosters.

5 Beide Zitate stammen aus: Schulthaiss, Collectaneen, Band 1, 188, erbuwung des predigerklosters.

6 Feger, Urkundenbuch, 1201-1249, Stadtarchiv Konstanz, Juli 1236.

7 Siehe hierzu Beyerle und Maurer, S. 560.
Ebenso erwähnt Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 32, vor 1508 eine Schleifmühle bei der Brücke. - Ebenda, S. 33, erwähnt er Mühlen im Nordwesten der Insel vor dem Jahr 1548.

8 Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 31.

9 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 18.

10 Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, S. 245f.

11 Siehe hierzu Beyerle und Maurer, S. 554.

12 Schulthaiss, Collectaneen, Band 1, 188, erbuwung des predigerklosters, und Feger, Urkundenbuch, 1201-1249, Stadtarchiv Konstanz, Juli 1236.
Blechner vermutet, dass evtl. bereits seit 1230 Mönche auf der Insel gewesen wären. Blechner, Stadtforschung, Wo die Konstanzer ihre Toten begruben, S. 262f.

Hier geht es zum siebten geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Heinrich v. Berg genannt Amandus Suso.

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