Foto-Wirtschaft - Objektive

vg

Zahlen und Analysen zu Objektiven für Foto- und Video-Kameras.

Dieser Artikel über Objektive an Systemkameras ist für alle Fotografen interessant, die etwas über den aktuellen Zustand und die Zukunft der Versorgung mit Wechselobjektiven, die Ökonomie der Objektivhersteller, Ökonomische Rahmenbedingungen der Objektiventwicklung und die Wirtschaft der Wechselobjektive für Systemkameras sowie die wahre Verteilung der verschiedenen Objektiv-Klassen erfahren wollen.

Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei der Foto-Wirtschaft Objektive behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.

Allgemeine Situation bei Objektiven

Die Fotowirtschaft insgesamt befindet sich seit 2010 in einem ungeahnten Sturzflug. Dies habe ich vor allem in Bezug auf die Kameras seit 2015 in folgenden Artikeln ausführlich beschrieben und mit Statistiken sowie Quellen belegt: Foto-Wirtschaft: Dort finden Sie alle ökonomischen und sozialen Thesen, Theorien und deren Ausarbeitung sowie Beweise und Entwicklungen 2015-2019 detailliert erklärt. Hinzu kommen die Folgeartikel der Fotowirtschaft im Jahr 2020, 2021, 2022, 2023, 2024. Die Statistiken zu den Kameras, die Rahmenbedingungen der Foto-Wirtschaft und die Foto-Wirtschaft - Kameras - 2003 bis heute alle wirtschaftlichen Daten in übersichtlichen Diagrammen verständlich zusammengefasst - mit detaillierten Analysen.

Im Folgenden gehe ich in diesem Artikel ausführlich auf die Objektive im Speziellen ein.

Definition Objektive

Gemeint sind mit Objektiven Wechsel-Objektive bei Systemkameras - also an dedizierten Kameras für die Fotografie und Videografie. Dies betrifft vor allem Objektive der Sensorklassen Micro-Four-Thirds, APS-C, Vollformat sowie Mittelformat.

Nicht gemeint sind alle Objektive und Linsen, welche oft dieselben optischen Firmen / Hersteller für Smartphones, Kompakt- und Bridge-Kameras wie bei Kameras mit kleinem Sensor und bei Edel-Kameras produzieren. Bei jenen sind die Objektive fest mit der Kamera respektive dem Kameramodul verbaut - also nicht wechselbar.

Ferner behandelt diese Analyse keine Objektive für die industrielle Verwendung, Automoto-Vision oder Überwachungskameras etc.

Datenlage / Quellen

CIPA

Der japanische Dachverband der Kamerahersteller - die Camera & Imaging Products Association (kurz: CIPA) - bietet einen separaten Bereich über Objektive.

Allerdings sind in jenem Dachverband - vor allem im Bereich Objektive - keineswegs alle weltweiten Hersteller / Anbieter vertreten. D.h. es werden in den Zahlen nur die der eigenen Verbandsmitglieder aufgelistet. Diese umfassten zum Zeitpunkt der Erstellung diese Artikels für den Bereich Interchangeable Lenses - ohne jegliche Bewertung in der Original-Auflistung der CIPA: OM Digital Solutions Corporation, Carl Zeiss Co. Ltd., Canon Inc., Kenko Tokina Co. Ltd., COSINA Co. Ltd., SIGMA CORPORATION, Sony Corporation, Tamron Co. Ltd., Nikon Corporation, Panasonic Corporation, FUJIFILM Corporation, RICOH IMAGING COMPANY, LTD.

Weitere Objektiv-Hersteller

Während bei digitalen Kameras die in der CIPA organisierten Firmen heute fast den gesamten Weltmarkt abdecken, sieht dies bei Objektiven anders aus. Zumindest darf man die sogenannten sieben optischen Zwerge nicht vergessen. Nicht nur in China, sondern auch in anderen Ländern wie Deutschland finden sich Firmen, welche (noch) Objektive herstellen. Da jene keine (regelmäßigen) Daten publizieren, kann man deren Marktanteil nicht bestimmen. Zwar will ich keineswegs behaupten, dass er so groß ist wie derjenige der Platzhirsche. Aber ganz vernachlässigen darf man deren Produktion nicht.

Einige Objektiv-Hersteller in Deutschland in alphabetischer Reihenfolge: B.I.G. in Weiden (Oberpfalz) - B.I.G. - Brenner Import und Handels GmbH, Danubia (Dörr in Neu Ulm) sowie Dörr (als Eigenmarke), Docter Optics SE (Neustadt an der Orla), DW Photo (Braunschweig, früher Franke & Heidecke), Ernst Leitz (früher: CW Sonderoptic) / Ernst Leitz Wetzlar GmbH, Hartblei (Deutschland), Ibe Optics GmbH (Freyung) Fertigung in Shanghai - als Marke: Raptor, Leica Camera Wetzlar AG, Meyer Optik Görlitz, P+S Technik GmbH (Ottobrunn bei München), Rodenstock, Schneider (Bad) Kreuznach, Voigtländer, Voigtländer GmbH, Tochterunternehmen der United Imaging Group Verwaltungs-GmbH.

Objektiv-Hersteller weltweit in alphabetischer Reihenfolge: 7Artisans, Alpa, Angénieux, Arax, Arri, Arsat, AstrHori, Cooke, Cosina Voigtländer, Diana, DJI, DZOfilm, Edmund Optics, Elcan oder: Raytheon Elcan Optical Technologies, Elicar, Excelitas Technologies Corp. mit Marken wie Excelitas, Rodenstock etc., Funleader, G.L. Optics, Gloxy, HandeVision - auch: Kooperation der IB/E Optics GmbH mit Shanghai Transvision Photographic Equipment Co. Ltd. - auch Kipon genannt., Hartblei (Ukraine), Hasselblad, Holga, Infinity Lens, Irix, Jackar, Kamlan, Kenko Tokina Co., Ltd., Kodak (unsicher, ob sie noch heute Objektive herstellt), Kobori, Konica Minolta, Kowa, Kyocera (früher bekannt mit den Marken Yashica und Contax), Lensbaby, Lomo, Lomography, Loreo, Meike Digital Technology Co., Ltd, Mitutoyo, Navitar, Neewer, NiSi, Nittoh, No8 - HaPa-Team in Hamburg, NWS Instruments, Opteka, Peleng - Belarusian Optical and Mechanical Association (BelOMO Holding), Phase One, Phenix, Primecircle, Reeflex, Richard Gale Optics UK, Rockstar, Rokinon, Samyang, auch mit der Marke Xeen, Seagull, Sharp, Shenyang Zhongyi, Shenzhen Yinyao Technology Co., Ltd. (Brightin Star), Sirui, Skybeam, SLR Magic, Spectros, Toda Seiko (Markenname: Digital King), TTArtisan - TTArtisan Tech HK. Co. Limited, Universe, Vazen oder VZ Lens, Venus Optics oder Venuslens (Laowa), Veydra, Viltrox, Walimex, Walser GmbH & Co. KG, früher: Foto Walser, Whitepoint Optics, Yasuhara, Yi, Yongnuo - Shenzhen Yong Nuo Photographic Equipment Co. Ltd., Zenit, Zhong Yi Optics, oder: Shenyang Zhongyi Optical & Electronic Co., Ltd, mit u.a. den Marken Mitakon und Zhongyi, Zonlai, Zunow. Eine weitere Liste mit Objektivfirmen. Bitte melden Sie mir weitere Objektiv-Hersteller, die ich hier vergaß - gleichgültig, ob es sich um Hersteller oder Marken für Foto- oder Video-Kameras handelt.

Datenbewertung

Daraus folgt, dass alle Zahlen der CIPA cum grano salis zu bewerten sind. Sie geben einen großen Ausschnitt des Weltmarktes wieder, aber spiegeln definitiv nicht den gesamten Markt.

Hinzu kommt die sich ständig wandelnde Datenerfassung und Datenaufbereitung durch die CIPA aufgrund des historischen Umbruches um die Jahrtausendwende:

Von 1955-1998 finden sich überhaupt nur die Rubrik Objektive mit verschifften Stückzahlen und Wert des Gesamtexportes in Yen.

Je weiter man zurückgeht, umso vager werden die Klassifizierungen. Dies ist für eine Umbruchsituation wie diejenige um die Jahrtausendwende auch nichts Ungewöhnliches. Mitten im Wandel lebend besaß man nicht den historischen Rückblick, wie sich etwas entwickeln wird. Deshalb wurden Dinge einfach in irgendwelche Schubladen hineingepackt, wo sie ungefähr passten. Man darf nicht vergessen, dass der Dachverband CIPA abhängig war (und ist) von den Datenlieferungen der Hersteller. Sofern jene sich undeutlich ausdrückten respektive die Produkte so vage gruppierten, dann waren die Zuordnungen der Gesamtstatistik auch entsprechend. Deshalb hier nochmals die Warnung: Auch offizielle Statistiken sind nicht perfekt. Man darf folglich nicht zu viel in manche (Einzel-) Zahlen hineindeuten, sondern sollte sich auf Trends sowie allgemeine Entwicklungen konzentrieren.

In den digitalen Anfangsjahren unterschied die CIPA von 1999-2001 und dann wieder 2002 bis Ende 2005 nur zwei Klassen: Erstens Interchangeable Lenses for SLR - also Objektive für Spiegelreflexkameras und zweitens 'Others' - der Rest, Mittelformat-, Großformat- und Sucherkameras sowie Videokameras etc.

Im Sommer 2001 veränderte die CIPA kurzzeitig die Auflistung, wobei sie selbst alle Objektive zusammenfasste in die Gruppe Interchangeable Lens.

Aber ab 2002 bis 2005 einschließlich kehrte sie dann erneut zur früheren obigen Aufteilung zurück - in Objektive für Spiegelreflex und andere Kameras.

Das ist im Grunde keine auswertbare Unterscheidung. Deshalb verwende ich auch in jenen Jahren nur die Gesamtzahl. Dies ist sowieso zulässig, da die Gruppe Others selbst zu Beginn des Beobachtungszeitraumes nur wenige zehntausend Objektive (jährlich - und stark abnehmend) beinhaltete und (auch zu den besten Zeiten) niemals auch nur annähernd an 2% der anderen Gruppe der SLR-Objektive heranreichte. Ferner handelt es sich sachlich korrekt wie heute um Wechsel-Objektive für Systemkameras. Hinweis: Der Ausdruck-Systemkameras hat nichts mit der Sensorgröße, Kameragröße oder Funktion / dem Einsatzzweck (Foto, Video) zu tun.

Von 2006 bis 2010 lautete die Untergliederung Interchangeable Lenses for SLR in zwei andere Gruppen:
For 35 mm Cameras - also grob Vollformat. - Damit meinte man zuerst eher Objektive für analoge Kameras. Aber das war unzutreffend, weil fast alle Fotografen noch (die alten) analogen Objektive an digitalen Kameras verwendeten. Viele bis 2010 als neu kaufbare Objektive waren sowieso nur alt und stammten aus analogen Zeiten.
Exclusive use with Digital Cameras - alle anderen digitalen Kameras mit Wechselobjektiven. - Damit meinte man eher Objektive für digitale Kameras. Aber das war zumindest vage. Es meinte die kleineren Sensoren / Crop-Sensoren (APS-C und Micro-Four-Thirds) für die man kleinere Objektive herstellte. Es entsprach nicht ganz aber ungefähr der späteren Kategorie: Objektive für kleinere Sensoren als 35 mm.

Hierzu erlaube ich mir die Anmerkung, dass dies ziemlich vage ist, weil man Objektive nicht sauber unterscheiden kann, ob sie an analogen Filmkameras angeschraubt wurden oder an digitalen Kameras. Denn damals waren die Bajonette vieler Hersteller (Canon, Nikon, Sony) weitgehend identisch bei beiden Kameratypen. Ferner wurden noch immer Objektive hergestellt, welche eindeutig früher nur für analoge Filmkameras konzipiert wurden (definitiv diejenigen vor dem Jahr 1999 erstmals erschienenen). D.h. vor dem Jahr 2010 waren bei weiten nicht alle kaufbaren Objektive wirklich auf digitale Sensoren hin optimiert.

Selbstredend befanden sich somit analoge Objektive bei der Gruppe digitales Vollformat, sowie die damals (fast ausschließlich) analogen Mittelformat-Objektive im Bereich der Restgruppe: für andere Digitalkameras.

Bis einschließlich Januar 2007 gab es noch die Rubrik Others: Damit meinte man auch Wechsel-Objektive, aber für andere Kameras als SLR - Spiegelreflex. Darunter fallen die oben genannten Typen. Diese habe ich zusammengezählt, so wie es die CIPA auch machte - zur Rubrik Interchangeable Lens Total. Aus ökonomischer Sicht sehe ich keinen Grund der dagegen spräche. Denn u.a. bei Fujifilm und Leica finden sich noch heute derartige digitale Sucher-Kameras. Dennoch wird hier zum Jahreswechsel 2007/8 eine erneute kleine Zäsur bei den Zahlen erkennbar.

Seit 2011 untergliederte die CIPA die Objektive - Interchangeable Lenses (total) - in zwei Klassen:
Lenses for 35 mm and larger format Cameras - also grob Vollformat und Mittelformat, wobei man die Bildschirmdiagonale allgemein meint (also analog und digital). Ich gruppiere diese Sensorklasse als 35 mm+. Angesichts der minimalen Zahlen für Mittelformat-Kameras kann man diese Gruppe durchaus mit Vollformat gleichsetzen.
Lenses for smaller than 35 mm format Cameras - also grob Micro-Four-Thirds und APS-C. Dies betraf nur digitale Kameras.

Allerdings ist letzteres bereits ziemlich vage, weil es erstens daneben noch größere und kleinere Sensoren und Objektive gibt und zweitens Objektive, die mit Adapter oder oft auch ohne auch an andere Kameras anderer Sensorklassen anschließbar sind. D.h. konkret, dass man ein Objektiv für Vollformat-Kameras auch oft problemlos an Kameras mit APS-C- oder sogar Micro-Four-Thirds-Kameras anbringen kann.

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass es auch weitere System-Kameras mit kleinen Sensoren gab (Four-Thirds, Nikon 1 mit 1-Zoll-Sensor etc.). Da die CIPA sie aus gutem Grund nicht separat auflistete, gehen sie mit ihren lächerlich kleinen Zahlen in den gigantischen Produktionszahlen der APS-C und Micro-Four-Thirds-Klasse unter. Statistisch spielen sie aufgrund des Scheiterns aller dieser Systeme mangels Kundeninteresses auch keine Rolle.

Erst ab August 2001 existieren monatliche Produktions- und Verschiffungszahlen. Diese Monatsdaten kann man sinnvoller Weise erst ab dem ersten kompletten Jahr 2002 für Analysen verwenden.

Erst ab 2005 existieren (gesamte) Verschiffungszahlen. Bis 2004 einschließlich wurden diese getrennt in Japan (Domestic Shipment) und Export aufgeführt. Deshalb habe ich jene Zahlen zusammenaddiert.

Hinzu kommen vereinzelt Additionsfehler / Tippfehler der Eingebenden in Japan - allerdings im irrelevanten Bereich von nur hunderten Einheiten. In jenem Fall verwende ich die Monats-Einzeldaten und deren Summe.

Zu Vergleichszwecken für die Jahre 1999 bis heute und als alleinige Quelle vor 1999 verwendete ich die Gesamtauflistung der CIPA.

Zu Vergleichszwecken verwendet ich ferner die Total Shipments of Interchangeable Lens (Classified by Type). Dort werden die Objektive genauer untergliedert und als Verschiffungszahlen und auf die Tausenderstelle gerundet angegeben. Sie finden diese und weitere Statistiken im Bereich Update History der CIPA. Allerdings ist bei der Datei cr500.pdf zu beachten, dass die Zahlen nicht ganz mit denen der anderen Tabellen übereinstimmen.

Zusammenfassung

Für den Zeitraum 1955-1998 liegen auf Tausender-Stellen gerundete Stückzahlen der produzierten und verschifften Objektive sowie deren Exportwerte in Tausend Yen als Jahreswerte vor.

Für den Zeitraum 1999-2001 liegen exakte Stückzahlen der produzierten und verschifften Objektive sowie deren Exportwerte in Tausend Yen als Jahreswerte vor.

Für den Zeitraum 2002-heute liegen exakte Stückzahlen der produzierten und verschifften Objektive als Monatswerte sowie deren Exportwerte in Yen vor.

Ab 2006 liegen gute Detail-Werte vor, welche von der CIPA selbst als gleichwertig zu denen der Folgejahre angesehen und verwendet werden.

Ab 2011 liegen sehr gute Detail-Werte vor, die mit den heute noch verwendeten Klassifizierungen der Untergruppen der Objektive und Sensorklassen exakt übereinstimmen.

Fazit: Die Quellenlage ist bei den Objektiven zwar oft detaillierter als bei Kameras, aber bei weitem nicht so gut wie bei Kameras. Deshalb werde ich auch keine speziellen statistischen Werkzeuge anlegen. Das gibt diese wacklige Datenbasis meines Erachtens nicht her. - Das hat jedoch für Laien den Vorteil, dass alles sehr verständlich bleibt: die vier Grundrechenarten und Prozentrechnen. Statistiker dürfen gerne ein hochwertiges Tool darauf ansetzen (und mir auch gerne deren Ergebnisse zukommen lassen).

Vorbemerkungen für Berufsnörgler und bezahlte Kritikaster

Die im Folgenden angeführten Analyse-Ergebnisse beruhen auf den Diagrammen respektive den dahinterliegenden Zahlenauswertungen. Manche Beweise finden sich in mehreren Diagrammen und manche sogar in vielen.

Bevor Sie sich also zu früh aufregen, lesen Sie den Artikel bis zum Ende. Dann finden Sie die weiteren Belege, die sich oft gegenseitig stützen. Schließlich wollen Sie sicherlich eine verfrühte und unbegründete Gallenkolik oder einen ungewollten Kabelbrand im Herzschrittmacher bei sich vermeiden.

Falls Sie sich dennoch beschweren wollen, dann lesen Sie vorher die Quelldaten durch. Diese sind oben verlinkt und alle frei zugänglich. Das sind nicht einmal 100.000 Einzelzahlen in wenigen hundert Dokumenten. Dort finden Sie sicherlich auch diejenige Zahl, welche Sie kritisieren. Jedenfalls erwarte ich eine saubere Quellenangabe von allen Nörglern für Meinungen.

Rahmenbedingungen

Hinzu kommen deutlich von den Kameras abweichende Rahmenbedingungen.

Langzeitinvestitionen

Inzwischen hat sich auch der Kameramarkt zwar etwas beruhigt. Aber früher war es aufgrund des damals noch deutlich spürbaren technischen Fortschrittes in kurzer Zeit keineswegs ungewöhnlich, wenn Fotografen alle vier oder sogar alle zwei Jahre eine neue Kamera anschafften.

Objektive galten jedoch schon immer als Langzeit-Investitionen, wobei ich mit dem oft verwendeten Wort Investition bei Amateurfotografen meine Schwierigkeiten habe, auf die ich in jenem Artikel hinweise. Viele Fotografen und Influencer sowie Fachzeitschriften geben (selbstredend ohne Quellen) an, dass Objektive durchschnittlich 10 Jahre verwendet werden. Es bleibt sogar unklar, welcher Durchschnitt gemeint ist (Mean, Median, Mode - Arithmetischer Durchschnitt, Median, Modus).

Da würde ich genau unterscheiden wollen:
Einerseits finden sich Personen - nennen wir sie einmal Sammler -, welche sich von älteren Objektiven (und auch Kameras) nicht trennen können oder wollen. Selbst Berufsfotografen behalten nicht selten alte Kameras und Objektive als sogenanntes Backup-System (Zweit- oder Drittkamera) jahrelang bei, obwohl sie hauptsächlich mit der neuen Kamera und den neuen Objektiven arbeiten. Die Motive reichen von (bei Berufsfotografen) Abschreibungszeiträumen (in Deutschland bei hochwertigen Gütern 7 Jahre) bis hin zu emotionalen Motiven vor allem bei Amateuren. - Irgendwann stellen jene Sammler dann erstaunt fest, dass der günstigste Zeitpunkt für einen Wiederverkauf verpasst wurde, und behalten das alte Objektiv bis zum Lebensende, weil der Gebrauchtwert den Aufwand des Verkaufes nicht mehr rechtfertigt.

Auf dem anderen Extrem des Spektrums finden sich viele Einsteiger oder Gelegenheits-/Seltenheits-Fotografen, welche eine Kamera mit nur einem einzigen Kit-Objektiv kauften und bei der neuen Kamera wieder gleich das eine Kit-Objektiv zur Kamera miterwerben. Jenes Kit-Objektiv bleibt dann nicht selten über Jahre fest angeschraubt und widerspricht somit im Grund der Definition eines Wechsel-Objektives. Die alte Kamera wird dann mit dem alten Kitobjektiv oft verkauft oder in Zahlung gegeben, oder verschenkt, oder verstaubt im Keller.

Dazwischen finden sich viele Fotografen, welche mehr oder weniger häufig alte Objektive verkaufen.

Grundsätzlich finden sich jedoch auch - vor allem durch neue technische Systeme / Bajonette oder Hersteller-Wechsel bedingte - Verkäufe von Objektiven. Da kenne ich sogar wohlhabende Fotografen, welche bereits nach ein bis zwei Jahren alles wieder auf den Markt warfen. Ähnlich sieht es im Übrigen bei Todesfällen aus. Oft können weder Ehefrauen noch Kinder als Erben mit dem Fotokram des Verstorbenen etwas anfangen und verkaufen es schnell auf den Gebrauchtmarkt oder lassen es von Freunden verkaufen.

Ob das immer und vor allem heute im Durchschnitt 10 Jahre Haltedauer bei Objektiven ergibt, kann zumindest ich als Wissenschaftler nicht belegen. Dennoch vermute auch ich (mittels educated guessing), dass vor allem bei teuren Objektiven die durchschnittliche Haltezeit länger ist als bei hochwertigen Kameras.

Ratenkauf

Die meisten Fotografen kaufen sich ihre gesamte Ausrüstung auf Raten.

Nicht wenige Einsteiger (auch Aufsteiger in neue Sensorklassen) fangen mit einer Kamera und dem Kit-Objektiv an. Mit zunehmendem Interesse an der Fotografie und der Ausweitung der eigenen Foto-Stile kommen mit den Jahren - oft zum Geburtstag oder Weihnachten - neben dem sonstigen Zubehör vor allem immer wieder neue Objektive hinzu.

Auch bei Berufsfotografen sah und sieht es nicht anders aus: Neue Geschäftsfelder und Aufträge führen oft zu einer Erweiterung der Objektiv-Ausstattung.

Ganz deutlich wurde dies beim (teilweisen) Umstieg auf Video, wofür man in der Regel leise und ruck-/klick-freie Video-Objektive wünscht. Vor allem im anspruchsvollen Video-Bereich wünscht man spezielle, lichtstarke Video-Objektive, welche auch nicht am berüchtigten, weil sichtbar störenden, Focus-Breathing leiden. Dabei handelt es sich um eine Winkelveränderung des Bildes beim Verlagern des Fokuspunktes, die beim Fotografieren weitgehend irrelevant ist.

Im Endergebnis finden sich nach ca. 10 Jahren der intensiven Beschäftigung mit der Fotografie und Videografie bei zahlreichen Aktiven so zwischen 5-10 Objektive. Bei einigen auch deutlich mehr. Im Prinzip sind das die wertvollsten Kunden der Kamerahersteller, weil sie durch den jährlichen Zukauf immer enger an das hauseigene System gebunden werden. Aber auch ökonomisch lohnen sich im Grunde nur diese Kunden, weil sie kontinuierlich sowie weitgehend regelmäßig und somit vorhersagbar sowie für die Produktion planbar - nachkaufen.

Forschung, Entwicklung und Produktion

Die Forschung und Entwicklung von Objektiven weichen heute - trotz aller technischen Unterschiede - nicht mehr gravierend in den Punkten Geld-, Zeit- und Personalaufwand von den Kameras ab. Der Hintergrund liegt vereinfachend zusammengefasst darin, dass sich die Teilezahl der Kameras in den letzten Jahren drastisch verringert hat durch den Wegfall vieler mechanischer Einzelteile und der elektronischen Zusammenfassung vieler Bausteine zu Kombielementen sowie gleichzeitig sich die Teilezahl bei hochwertigen Objektiven deutlich erhöhte: Mehr Einzellinsen, mehr (Fokus-) Motoren, mehr elektronische Chips, Leiterbahnen und vor allem hochkomplexe Bajonette etc.

Dennoch muss man da genau hinsehen: So ist die Bandbreite an Objektiven extrem geworden. Da finden sich von den billigsten Plastikhüllen mit Kunststofflinsen über gepresstes Glas bis hin zu aus teuren Kristallen langsam gezüchteten, präzise geschliffenen und fein polierten Gläsern in Magnesium-Hüllen alles.

Vor allem die Billig-Linsen, welche als Kit-Objektive angeboten werden, sind auf Roboterstraßen und mit Billiglohnkräften auch in der dritten Welt schnell und leicht herstellbar. Deren Produktion kann auch erstaunlich kurzfristig den Bedürfnissen des Marktes - nicht selten im Monatstakt - angepasst werden. Das werden Sie weiter unten bei den Monats-Diagrammen selbst sehen.

Allerdings sieht es bei der Produktion - vor allem bei hochwertigen Objektiven - anders aus: In Abhängigkeit von der Glassorte und dem Anzüchten der Kristalle für spezielle Linsen dauert die Produktion lange und ist ziemlich abhängig von ganz speziellen Rahmenbedingungen. So kann man heute viel einfacher die Produktion von neuen Kameramodulen erhöhen, indem man sie auf weiteren Produktionsstraßen herstellen lässt und Roboter oder angelerntes Personal hinzufügt. Hingegen ist der Aufwand bei hochwertigen Objektiven in der Produktion drastisch höher und erfordert oft langjährig erfahrenes Personal, das entsprechend selten und teuer ist. Dies erkennt man zunehmend, weil sich die Fotoszene langsam hin zu größeren Sensoren (vor allem Vollformat) bewegt und zu wertvolleren, lichtstarken Objektiven.

Letztendlich führt dies dazu, dass hochwertige Objektive - fast wie ein Kernkraftwerk - lange Zeiten zum Anfahren der Produktion und zum Herunterfahren erfordern. Man kann sie nicht so schnell an die eventuell falsch eingeschätzte Nachfrage des Marktes anpassen.

Ähnliches gilt für Mangelwirtschaft wie 2020/21 bei Chips, Magnesium sowie weiteren Zulieferteilen. Aber es gilt auch bei Unfällen, wetterbedingten Katastrophen oder pandemiebedingten Produktionsbeschränkungen.

Die Objektivherstellung reagiert somit bei allem sensibler und bedarf der sorgfältigen, langen sowie vorausschauenden Planung. Im Störfall dauert es in der Regel auch länger, bis alles wieder optimal läuft.

Altglassammler

Während das Sammeln von Kameras eher darauf hinausläuft, diese oft defekten Geräte in Vitrinen auszustellen, so sieht es bei alten Objektiven anders aus. Es existiert eine ganze Szene von sogenannten Altglassammlern, welche angeheizt durch Influencer den Gebrauchtmarkt leerkaufen und jene Objektive mit oft sündhaft teuren Adaptern an neuesten Kameras ausprobieren. Man findet im Internet sogar Influencer, welche behaupten, hunderte bis zu über 1.000 alte Objektive zu besitzen.

Abgesehen von Nostalgie des unscharfen analogen Looks, welche einen an gute alte Zeiten der analogen Photographie erinnert, wird da physikalisch auch einiges missverstanden oder bewusst falsch dargestellt.

Die meisten früheren Kleinbildobjektive zeigen am Adapter an kleinen Sensoren wie Micro-Four-Thirds oder APS-C eine etwas bessere Bildqualität als an früheren Kleinbildkameras (mit analogem Film), weil nur der innere Teil der Linsen verwendet wird (Crop-Faktor), der selbstredend hochwertiger ist, als die bei Objektiven immer kritischen Randbereiche.

Hinzu kommt die Künstliche Intelligenz in modernen Kameras, die auch alte Objektive plötzlich aufwertet, indem Randunschärfen und andere Abbildungsfehler (auch im RAW-Dateiformat) korrigiert werden. Dies hat den unglaublichen Effekt zur Folge, dass mit jeder neuen Kameras mit KI - manchmal sogar bei derselben Kamera mit dem neuen Firmware-Update - die alten Objektive eine vermeintlich noch bessere (optische) Abbildungsleistung erzielen. Sie würden angeblich (wie Wein) mit jedem Jahr (der Lagerung) besser. Siehe dazu RAW-Betrug und Moderne Objektive.

Ferner zeigen manche radioaktiven Linsen der 1960er und 70er Jahre tatsächlich eine gewisse Schärfe, aber mit statistischen Gesundheitsrisiken. Exakt aufgrund der Krebsrisiken wurden sie auch verboten.

Fakt ist jedoch, dass nicht wenige Fotografen mit wirklich sehr alten Objektiven an modernsten Kameras arbeiten.

Fehlende Objektive

Vor allem der Wechsel zu spiegellosen Kameras gestaltete sich jahrelang und im Grunde (wegen des Chip-Mangels 2020/21) bis heute für viele Fotografen zur Qual, weil noch immer nicht alle Brennweiten für spiegellose Kameras in hoher Qualität und vor allem in der nachgefragten Stückzahl kaufbar sind.

Der Umstieg wird weiter dadurch erschwert, dass die neuen hochwertigen Objektive an spiegellosen Kameras oft signifikant teurer sind, was viele Fotografen dann - nach der bereits unerwartet teuren Anschaffung der spiegellosen Kamera - finanziell schlichtweg bei Objektiven ausbremst.

Daraus folgt, dass viele umsteigewillige Fotografen zwar neue passende Objektive für ihre spiegellosen High-Tech-Kameras erwerben wollen, derzeit jedoch nicht können. - Hier sehe ich im Übrigen den einzigen berechtigten Aspekt des von Herstellern in jedem Quartalsbericht beschworenen Kaufstaus.

Im Endergebnis müssen viele Fotografen ihre alten DSLR-Objektive behalten und am Adapter betreiben. D.h. die Objektivhersteller sind selbst dafür verantwortlich, dass die Haltedauer bei Objektiven verlängert wird.

Fazit der Rahmenbedingungen

Objektive, deren Haltedauer und Anschaffungsfrequenzen unterscheiden sich drastisch von denjenigen der Kameras.

Man darf somit weder die reinen Brutto-Zahlen noch die folgenden Kurven mit denjenigen der Kameras einfach gleichsetzen.

Die Kurven der Objektive verlaufen ausgeglichener und die Objektivkäufe folgen teilweise zeitversetzt hinter den Kameraanschaffungen.

Verschiffungszahlen - Diagramme

Verschiffungszahlen der Objektive

Bitte beachten Sie, dass die Verschiffungszahlen politische Zahlen sind, die vom Management leicht monatlich manipuliert werden können. Sie sind nicht mit der realen Produktion identisch, da man Lagerbestände anlegen oder wieder kurzfristig (z.B. zum Weihnachtsgeschäft) leeren kann.

Man darf jedoch festhalten, dass sie der jährlichen Produktion meist sehr nahe kommen. Die jährliche Abweichung der Verschiffung von der Produktion betrug 1999 bis heute maximal ca. 4% nach Plus und Minus.

Verschiffungszahlen haben auch nichts mit realen Verkäufen an Endkunden zu tun, sondern meinen wirklich nur das, was das Wort auch sagt: Jene Objektive wurden (meist auf ein Schiff) in Asien verladen.

Da jedoch keine anderen Zahlen für die Zeit vor 1999 vorliegen, müssen wir diese heranziehen.

Jährlich verschiffte Objektive

Jährlich verschiffte Objektive 1955 bis heute in Stück. Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Vorsicht: Das sind nur die japanischen Werte. Deshalb ist die Kurve definitiv zumindest bis zum Jahr 1990 (Zusammenbruch der sozialistischen Staaten) für den gesamten Weltmarkt zu gering. D.h. in allen früheren Jahren wurden weltweit mehr Objektive hergestellt, verschifft und verkauft, als in dieser japanischen Export-Kurve ersichtlich.

1955 mit 55.000 Objektiven begonnen wuchs die japanische Verschiffung langsam an und überschritt 1969 erstmals deutlich die 1 Million-Marke (erster vertikaler grüner Balken von links).

Dann wuchs die Verschiffung der Objektive deutlich weiter an auf ca. 4 Mio. im Jahr 1979 (mittlerer vertikaler grüner Balken).

Danach kam es jedoch bis einschließlich 2004 eher zu einer Seitwärtsbewegung - zwischen ca. 4,5 und 6,5 Mio. Objektiven (rechter vertikaler grüner Balken).

2005 bis 2012 erfolgte der steile Aufstieg auf den Maximalwert von über 30,3 Mio. verschifften Objektiven.

Aber 2013 begann bereits der fast ebenso steile Absturz auf rund 9 Mio. verschiffter Objektive im Jahr 2020.

Um die Gemüter zu beruhigen: 2021 kam es zu einer Sockelbildung mit 9,8 Mio. hergestellten Objektiven und über 9,5 Mio. verschifften. 2022 waren es über 10 Mio. produzierte Objektive und über 9,7 Mio. verschiffte. 2023 waren es über 9,1 Mio. produzierte Objektive und über 9,6 Mio. verschiffte. Dennoch gingen die Zahlen bei Produktion und Verschiffung 2023 wieder leicht zurück.

Dass die Kurve 2005 steil anstieg, lag im Umstieg vieler Fotografen auf nun endlich angebotene digitale Objektive begründet. Vorher benutzen fast alle die fast nur vorhandenen alten Objektive, die auf analogen Film konzipiert und berechnet waren. Mit den neuen für digitale Sensoren konzipierten Objektiven ließen sich einerseits eine höhere Bildqualität erzeugen und andererseits (zumindest bei APS-C und Micro-Four-Thirds) auch Gewicht sowie Volumen einsparen. Diese Vorteile für die praktische Fotografie wurden von vielen Fotografen erkannt und ziemlich bald durch Neukäufe honoriert. - Das sollten sich die Hersteller merken: Spürbare Mehrwerte wurden und werden von den Kunden honoriert.

Dies Neukaufspitze im Jahr 2012 wurde bei Canon, aber vor allem bei Nikon durch neue Kameramodelle im Jahr 2011 hervorgerufen, welche nicht nur viele analoge Fotografen endgültig wechseln ließen, sondern auch bei den bereits digitalen Fotografen angesichts der gebotenen deutlich mehr Mega-Pixel (Stichwort D800 mit 36 MP) schlichtweg neue, digitale Objektive erforderten.

Der fast so steile Abstieg um über -70% der Folgejahre ab 2013 lag an mehreren Motiven:
Einerseits setzte das Wegbrechen des Interesses an der Fotografie mit dedizierten Kameras ein. Das wird zwar gerne pauschal mit den Smartphones begründet, greift jedoch viel zu kurz. Siehe: Foto-Wirtschaft.
Wichtig bleibt andererseits bei Fotografen, dass sie sich eben nicht ständig weitere Objektive kauften, selbst, wenn sie dem Hobby treu blieben. So kauften manche verbliebenen Fotografen in den Folgejahren zwar neue Kameras, aber eher seltener neue Objektive. - Nochmals meine Anmerkung: Das ist aus meiner Sicht zwar das falsche Verhalten. Aber bei Neukäufen zur Verbesserung der (eigenen) Fotoleistung denken nun einmal die meisten Fotografen eher an Kameras statt an Objektive.
Dazu kam ein signifikanter Umstieg vieler Fotografen von vielen einzelnen Festbrennweiten hin zu inzwischen hochwertigen Zoom-Objektiven. Man denke hierbei nur an die sogenannte heilige Dreifaltigkeit (Holy Trinity mit f2,8 Ultraweitwinkel-, Normal- und Tele-Zooms). D.h. die nominelle Anzahl an verkauften Objektiven verringerte sich automatisch, obwohl die vom Fotografen damit abgedeckten Brennweiten sowie Foto-Stile deutlich anwuchsen.
Hinzu kommt schlichtweg eine Sättigung: Da es sich um langlebige Güter handelt, waren viele Fotografen entweder zufrieden damit, oder sie sahen keinen signifikanten Mehrwert in den Nachfolgeobjektiven der Hersteller, die nun auch deutlich teurer waren (Siehe weiter unten). Diese nur minimalen Vorteile für die praktische Fotografie, welche jedoch einen aus deren Sicht unverschämten Aufpreis erforderten, wurden von vielen Fotografen durch Kaufabstinenz abgestraft. - Auch das sollten sich die Hersteller merken: Minimale Produktpflege zu signifikant höheren Preisen führt bei vielen Fotografen zum Abwarten.

Verschiffungszahlen der Kameras als Vergleich

Jährlich verschiffte Kameras

Jährlich verschiffte Kameras 1951 bis heute.
Die Y-Achse zeigt Mio. Stück an.
Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Gerne wird die obige Kurve der Verschiffungszahlen der Objektive mit den Verschiffungszahlen der Kameras verglichen.

Aber das ist nicht so einfach. Diese Kurve zeigt (wie üblich) alle Kameras, also auch Kompakt- und Bridge-Kameras, die keine Wechselobjektive verwenden.

Deshalb kann man festhalten, dass die Kurve der Objektive nicht so steil verläuft, wie die aller Kameras.

Verschiffungszahlen der Systemkameras als Vergleich

Das darf man allerdings sowieso nicht. Wechselobjektive sind nur für Systemkameras gedacht und dürfen auch nur mit jenen Zahlen verglichen werden.

Jährlich verschiffte System-Kameras zu Wechsel-Objektiven

Vergleich der jährlich verschifften System-Kameras mit den Wechsel-Objektiven 2003 bis heute.
Die Y-Achse zeigt Mio. Stück an.

Analyse

Bei diesen Zahlen muss man jedoch noch vorsichtiger bei der Erhebung sein: Die analogen Filmkameras (Film Cameras Total) unterteilten sich früher in: FP Shutter - entspricht den klassischen SLRs - Spiegelreflexkameras, Lens Shutter - entspricht den vielen anderen Kameras (u.a. Kompakt), die ein fest verbautes Objektiv besaßen. Diese muss man herausrechnen und Medium & Large Format - den Mittel- und Großformat-Kameras mit Wechselobjektiven.

Allerdings werden diese Unterkategorien ab 2007 nicht mehr erwähnt, sodass die analogen Gesamtzahlen nicht mehr aufschlüsselbar sind. Jedoch kann man anhand der vier Jahre 2003-2006 den Durchschnitt von jeweils ca. 14% berechnen und dann die Gesamtzahl der analogen Kameras aus dem Jahr 2007 ungefähr zurückrechnen auf Systemkameras mit Wechselobjektiven.

2008 kollabierte die Produktion der analogen Kameras komplett und zwar bereits im ersten Monat Januar auf nur noch 1.580. Danach wurden sie überhaupt nicht mehr aufgelistet, weil außer Nikon (ein einziges Modell) die anderen japanischen Hersteller der CIPA deren Produktion einstellten respektive bereits bis zum Jahr 2007 schon eingestellt hatten.

Im Diagramm oben fällt sofort die erstaunliche Korrelation der beiden Kurven Wechsel-Objektive (rot) und Systemkameras (blau) auf.

Dabei liegen die verschifften Objektivzahlen durchschnittlich 1,6-fach über den Kamerazahlen. Daraus darf man im arithmetischen Durchschnitt schließen, dass man je Kamera 1,6 Objektive verschiffte und irgendwann letztendlich wohl auch verkaufte.

Verhältnis der Objektive zu den Systemkameras

Um diese Verhältniszahl ranken sich Mythen und Legenden.

Jährliches Verhältnis

Jährliches Verhältnis der verschifften Objektive zu den System-Kameras 2003 bis heute.
Vorsicht: Die Y-Achse beginnt bei 1,45, um die Unterschiede überhaupt sichtbar zu machen.

Lässt man einmal die extremen Sonderjahre 2003/4/5 und 2012/3 außer Acht, so kann man eine leichte Steigerung als Trend von 1,6 zu 1,84 erkennen - oder hineindeuten. Aber das gilt nur für die grüne Linie aufgrund des besonders guten Jahres 2021.

Verwendet man hingegen das aktuelle Jahr 2023 (rote Linie), dann hat sich das schon wieder relativiert: Eine Rückgang auf unter 1,53.

Was jedoch viele Analysten in diese Zahlen an gigantischem Wachstum hineininterpretieren, ist unseriös. Selbst die (von manchen trickreich vorgenommene) Beschränkung auf die Jahre 2012-2021 ergibt nur eine Steigerung von 1,51 auf 1,8. respektive bei 2012-2023 eine Steigerung von 1,51 auf knapp 1,53.

Das ergibt (2006-2021) im Trend ca. 15% mehr verschiffte Objektive je System-Kamera in einem Zeitraum von 15 Jahren.

Das ist ein erfreuliches Wachstum. Aber davon können die Objektivhersteller zukünftig nicht leben. Und von den +2,4% von 2006-2022 wurde man definitiv nicht reich.

Der Absturz 2022 und 2023 liegt auch an der verstärkten Produktion von nun wieder billigen APS-C-Kameras für die 'Armen'. Dabei handelt es sich überwiegend um billige Kit-Objektive. Mehr erwerben jene armen Fotografen meist nicht.

Im Übrigen liegt hier ein klassischer Denkfehler vor

Vor allem in den Jahren 2018 bis 2021 einschließlich fiel der Bereich der billigen Einsteiger-Systemkameras unter 1.000 Euro / US$ langsam weg. Dies waren jedoch jene Fotografen, welche zu einem extrem hohen Anteil nur das Kit-Objektiv zur Systemkamera erwarben und zwar bereits als zusammenhängendes Gesamtpaket (Bundle, Kit). Viele Kameras gab / gibt es kaum anders zu kaufen. D.h. sie kauften sowieso nur 1 Objektiv zur Kamera, das dann als sogenanntes Ganz-Jahres-Objektiv immer auf der Kamera blieb. - Ketzerisch gesprochen wären diese Fotografen mit einer Bridge-Kamera für die Fotopraxis besser bedient gewesen.

Sofern sonst jedoch alles gleich bleibt, und nur diese unteren Gruppen der Einsteiger mit nur 1 Objektiv langsam wegfallen, dann erhöht sich automatisch - ohne dass mehr Objektive gekauft werden - das Verhältnis der nennen wir sie einmal Berufsfotografen und ambitionierten Hobbyfotografen, welche auch früher schon (sagen wir grob) drei Objektive zur Kamera erwarben.

Nochmals an einem Beispiel das Ganze zum langsamen Absinkenlassen: Angenommen 8 Einsteiger kaufen 1 Kamera mit je 1 Objektiv und 2 Berufs-/ambitionierte Hobby-Fotografen kaufen auch je 1 Kamera aber mit je 3 Objektiven, so ergibt dies 10 Kameras aber 14 Objektive (8*1 und 2*3 Stück). Das Verhältnis Objektive zu Kameras wäre 1,4.

Fallen nun über die Jahre unten Einsteiger weg, dann haben wir z.B. nur noch 4 Einsteiger mit je 1 Kamera und 1 Objektiv. Aber die 2 Berufs-/ambitionierten Hobby-Fotografen kaufen noch immer auch je 1 Kamera aber mit je 3 Objektiven. So ergibt dies 6 Kameras aber 10 Objektive (4*1 und 2*3 Stück). Das Verhältnis Objektive zu Kameras wäre gerundet 1,7.

Fakt ist somit, dass durch den erwiesenen Wegfall der Einsteiger sich das Verhältnis angeblich verbessert, obwohl weniger Objektive verkauft wurden. Noch schlimmer ist, dass die verbliebenen Berufs-/ambitionierten Hobby-Fotografen nicht mehr Objektive kauften. Aber alles sieht durch diese steigende Verhältniszahl plötzlich ganz rosig aus. - Wirklich?

Positiv für die Objektivhersteller ist, dass erstens viele Fotografen durch den Wegfall billiger Kameras gezwungen werden, aufzusteigen. Viele stiegen deshalb zu Vollformat auf. Bereits durch den Aufstieg müssen Sie die Objektive neu kaufen. Dies treibt die Verhältniszahl (kurzfristig) nach oben. Zweitens werden viele Fotografen durch den Wegfall der DSLR-Kameras (mit Spiegel) gezwungen, zu spiegellosen Systemen umzusteigen. Viele stiegen beim Umstieg auch gleich zu Vollformat auf. Bereits durch den Um-/ Aufstieg müssen Sie die Objektive neu kaufen. Dies treibt die Verhältniszahl (mittelfristig) nach oben. Und drittens beschränken die drastisch (aufgrund der Preiserhöhungen) zurückgehenden Zahlen aller Fotografen sich zunehmend auf die wirklich ambitionierten Akteure im Bereich Beruf und Hobby, die sowieso schon immer mehr Objektive anschafften.

Korrekt ist, dass die immer weniger werdenden ernsthaften Fotografen in etwa gleich viel kaufen wie früher, aber da sie nun fast alleine sind, sich dies in etwas besseren Verhältniszahlen der verschifften / verkauften Objektive zu Kameras ausdrückt

Folglich darf man die Zahlen auch anders interpretieren: Diese oft gelobten Verhältniszahlen sind miserabel, da sie sich eigentlich mindestens der Verhältniszahl 3 annähern müssten. - Mindestens.

Das Problem scheint derzeit zu sein, dass viele Fotografen noch immer - mangels kaufbarer spiegelloser Objektive oder mangels eigenen Geldes - sich derzeit mit den alten Objektiven an Adaptern für die spiegellosen Kameras herumschlagen (müssen).

Produktionszahlen der Objektive

Absolute Produktionszahlen der Objektive nach Monaten - von 2002 bis heute

Monatliche Produktionszahlen der Objektive

Monatliche Produktionszahlen der Objektive 2002 bis heute.
Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Zugegeben: Das sieht auf den ersten Blick ziemlich wild aus.

Aber für den ersten Schritt reicht es aus, dass Sie erkennen, dass die rostrote Linie des Jahres 2021 ziemlich weit unten verläuft. Deutlich im unteren Viertel aller Kurven des Zeitraumes. Daraus folgt, dass die Objektivhersteller bereits erheblich bessere Zeiten gesehen hatten - und zwar in der nahen Vergangenheit.

2021 lag bezüglich der Produktion mit über 9,8 Millionen Stück rund eine halbe Million Stück über dem Niveau des Vorjahres (2020). Und dies alles liegt so etwa auf dem Produktions-Niveau des Jahres 2006.

Die etwas dickere, graue Linie gibt die Werte für 2022 an. Während die ersten beiden Monate noch vergleichbar waren, nahmen die Produktionszahlen ab März 2022 deutlich zum Vorjahr ab. Die Produktion erholte sich erst ab Mai. Es wurde eine Gesamtproduktion von 10.022.145 Objektiven. Das war ein kleines Wachstum von +1,9% gegenüber dem Vorjahr 2021.

Die dicke braune Linie zeigt den Verlauf im Jahr 2023, der in den ersten drei Monaten unter dem Vorjahr 2022 (grau) lag. Erst im April besserte sich die Situation etwas. Seit Juli lagen sie allerdings wieder unter der Vorjahreslinie. Deshalb waren 2023 insgesamt immerhin -8,6% Rückgang gegenüber der Vergleichszeitraum 2022 hinzunehmen. Die kleineren Objektive für die Crop-Sensoren Micro-Four-Thirds und APS-C lagen bei -3,4% in der Produktion, während die Vollformat-Objektive -13,9% erlitten. - Nur bei der Verschiffung der Objektive sah es 2023 besser aus, da sie 2023 mit -0,9% fast auf dem Niveau des Vorjahres lag. Die Diskrepanz der Produktion (-5,3%) zur Verschiffung erklärt sich daraus, dass die Hersteller die übervollen eigenen Zentrallager um über 483.000 Objektive reduzierten.

Das Jahr 2024 (dicke blaue Linie) begann positiv mit deutlich höherer Produktion als im Vorjahr. Insgesamt waren es in den ersten 6 Monaten +0,6% mehr Objektive.
Aber dies verteilte sich ungleichmäßig: Bei Vollformat und größeren Sensoren waren es -0,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum und bei APS-C und kleineren Sensoren waren es +1,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das deutet auf eine Umstellung der Produktion hin zu APS-C-Objektiven.
Auch die Verschiffung weltweit nahm in den ersten 6 Monaten 2024 um +9,3% deutlich zu. Allerdings nahm die Verschiffung nach Europa im gleichen Zeitraum um -5,4% ab.

Produktionszahlen der Objektive nach Monaten - von 2002 bis heute - in prozentualen Monatsanteilen

Monatliche Durchschnittsproduktion aller Objektive

Monatliche Durchschnittsproduktion aller Objektive in Prozent des Jahresanteiles 2002 bis heute.

Analyse

Das sieht schon sehr übersichtlich aus. Dann wollen wir die Kurve auch verständlich machen.

Wie immer interessiert mich der relative Jahresverlauf. D.h. wie viele Objektive werden durchschnittlich monatlich hergestellt im Vergleich zur Jahresgesamtproduktion.

Dazu habe ich für jedes Jahr die Monatswerte durch den jeweiligen Jahresgesamtwert dividiert und mit 100 multipliziert. Das ergibt den Prozentwert.

Danach habe ich alle korrespondierenden Monatswerte aller Jahre des Zeitraumes arithmetisch gemittelt. Dadurch kann man Naturkatastrophen und Managementfehler herausrechnen.

Im rein theoretische Idealfall würde man jeden Monat 1/12 der Jahresgesamtproduktion vermuten. Das wären ca. 8,3%.

Zuerst einmal fällt der insgesamt erstaunlich glatte Kurvenverlauf auf. Die Maxima schwanken nur zwischen 6,6 und 10,2%. Das ist deutlich geringer als bei der Kameraproduktion. Der Grund liegt in der oben bereits erwähnten aufwändigen Produktion (vor allem der hochwertigen Objektive), die nicht so kurzfristig / flexibel angepasst werden kann.

Die extremsten jemals gemessenen Werte stammen beide aus dem Jahr 2009 und waren 3,74% für den Januar und 12,62% für den Oktober. Die Gründe lagen vor allem in der damaligen Weltwirtschaftskrise, welche alle zuerst verunsicherte. Nachdem jedoch alle Zentralbanken den Markt mit Geld fluteten, war klar, dass die Wirtschaft schnell wieder Fuß fassen würde. Also wurde die am Jahresanfang reduzierte Produktion am Jahresende wieder erhöht.

Man erkennt über alle Jahre gemittelt deutlich den Tiefpunkt der Produktion mit 6,6% im Januar und Februar. Das ist verständlich, weil der Winter eher eine geringe Nachfrage nach Objektiven weltweit erzeugt.

Der Höhepunkt der Produktion lag durchschnittlich über alle Jahre seit 2002 bis heute im Oktober mit 10,2%. Auch dies lässt sich logisch erklären, da Objektive (mit oder ohne Kamera) vermehrt Weihnachtsgeschenke / Weihnachtsanschaffungen sind. Zumindest früher in regulären Jahren konnte die Oktober-Produktion noch bis zu den Feiertagen zum Zielort verschifft werden. Im Normalfrachtverkehr rechnet man mit ca. 4 Wochen Transportweg sowohl nach den USA als auch nach Europa.

Dass die Produktion von März bis Oktober langsam hochgefahren wird und im November bis Februar etwas stärker aber insgesamt dennoch weich zurückgefahren wird, ist hervorzuheben. Seltene stärkere Ausschläge in Einzeljahren sind u.a. auf Naturkatastrophen und Managementfehler zurückzuführen.

Verschiffungszahlen der Objektive

Verschiffungszahlen der Objektive nach Monaten - von 2002 bis heute

Monatliche Durchschnitts-Verschiffung der Objektive

Monatliche Durchschnitts-Verschiffung aller Objektive in Prozent des Jahresanteiles 2002 bis heute.

Analyse

Das sieht ebenfalls sehr übersichtlich aus. Diese Verschiffungs-Kurve der Objektive entstand wie die obige Produktionskurve - nur mit den monatlichen Verschiffungszahlen.

Zuerst einmal fällt der insgesamt erstaunlich glatte Kurvenverlauf auf. Die Maxima schwanken nur zwischen 6,4 und 10,5%. Das ist fast identisch zu den gemittelten Produktionswerten und deutlich geringer als bei der Kameraproduktion.

Da Verschiffungszahlen politisch vom Management jederzeit manipuliert werden können, deutet der glatte Verlauf auf eine errechnete oder vom Management zumindest vermutete erstaunlich gleichmäßige Nachfrage nach Objektiven hin.

Ganz offensichtlich geht man von mindesten 6% Nachfrage jeden Monat aus und erwartet (vom Tiefstwert aus gerechnet) maximal 65% mehr Nachfrage in den Vorweihnachtsmonaten.

Die extremsten jemals gemessenen Werte stammen beide aus dem Jahr 2020, als die Pandemie die Produktion und Verschiffung extrem störte. Damals waren es 3,87% für den Mai (Lockdowns in Japan und Asien) und 12,87% für den Oktober, als man mit aller Kraft noch das Weihnachtsgeschäft retten wollte.

Man erkennt über alle Jahre gemittelt deutlich den Tiefpunkt der Verschiffung mit 6,4% im Januar. Das ist verständlich, weil der Übergang des Weihnachtsgeschäfts zum tristen Winter eher eine geringe Nachfrage nach Objektiven weltweit erzeugt. Genauer gesagt ist der Markt nach dem Weihnachtsgeschäft ziemlich gesättigt. Aber er fällt nicht so extrem ab, wie bei Kameras. Ferner sind auch weltweit im Dezember bis Anfang Januar Weihnachtsferien und Neujahrsfeiertage, sodass auch die Produktion etwas sinkt: Es gibt somit auch weniger zu verschiffen. - Aber im Gegensatz zur landläufigen Meinung wird im Urlaub auch weniger derartige Ausrüstung gekauft. Das machen viele Fotografen vor dem entsprechenden Urlaub.

Der Höhepunkt der Verschiffung lag durchschnittlich über alle Jahre seit 2002 bis heute im Oktober mit 10,5%. Auch dies lässt sich logisch erklären, da Objektive oft typische Weihnachtsgeschenke / Weihnachtsanschaffungen sind. Zumindest früher in regulären Jahren konnte die Oktober-Verschiffung noch bis zu den Feiertagen den Zielort erreichen.

Dass die Verschiffung von März bis Oktober langsam erhöht wird und im November etwas bis Januar stärker aber insgesamt dennoch weich reduziert wird, ist hervorzuheben. Seltene stärkere Ausschläge in Einzeljahren sind u.a. auf Naturkatastrophen und Managementfehler zurückzuführen.

Vergleich der Verschiffungszahlen mit den Produktionszahlen der Objektive nach Monaten

Durchschnitte der monatlichen Verschiffung und Produktion aller Objektive

Vergleich der Durchschnitte der monatlichen Verschiffung und Produktion aller Objektive in Prozent des Jahresanteiles 2002 bis heute.

Analyse

Vorsicht: Um die minimalen Unterschiede sichtbar zu machen, habe ich das Diagramm / die Y-Achse unten erst bei 6% beginnen lassen.

Zuerst einmal fallen die insgesamt erstaunlich ähnlichen Kurvenverläufe auf. Die Unterschiede der Maxima betragen nur (absolut) 0,3%.

Aufgrund dieser minimalen Abweichung halte ich auch die oben genannten Vergleiche der Verschiffungszahlen mit den Produktionszahlen für die Jahre vor 1999 als Ersatz für durchaus zulässig.

Dennoch lassen sich interessante Vertriebs-/Marketing-Strategien erkennen:
Offensichtlich drosselt man durchschnittlich im Dezember und Januar die Verschiffung (blaue Kurve) unter die Produktion (rote Kurve).
Dann erhöht man sie durchschnittlich von Februar bis Mai über die Produktion.
Danach senkt man die Verschiffung im Juni bis August wieder unter die Produktion. Vermutlich will man so die eher flauen Urlaubsmonate im Sommer ausgleichen. Im Sommerurlaub kaufen die meisten Fotografen weniger, weil sie sich ja im Ausland aufhalten.
Schließlich erhöht man die Verschiffung im September und Oktober wieder über die Produktion für das Weihnachtsgeschäft.
Daraus folgt ein kontinuierliches und vermutlich aus der Erfahrung stammendes gekonntes Spiel mit der Lagerhaltung, um die nicht so flexible Produktion der Objektive etwas auszugleichen.

Kleine gegen große Sensoren

Die bisherigen Zahlen waren zwar bereits erleuchtend und erhellend. Aber es handelt sich dennoch um Gesamtzahlen aller Wechselobjektive.

Um die vergangene Entwicklung der Fotowirtschaft verstehen zu können, und um halbwegs sichere Prognosen für die Zukunft machen zu können, muss man sich die Wechsel-Objektive allerdings genauer ansehen.

Seit 2011 unterscheidet die CIPA präzise zwischen Wechselobjektiven für große Sensoren (Vollformat und Mittelformat) sowie kleinen Sensoren (APS-C und Micro-Four-Thirds).

Absolute Produktionszahlen

Vergleich der jährlichen Produktion der Objektive

Vergleich der jährlichen Produktion der Objektive für große Sensoren und für kleine Sensoren 2011 bis heute.

Analyse

Zuerst einmal erkennt man, dass die Wechsel-Objektive für beide Sensorklassen im Jahr 2012 ihren Höhepunkt hatten. - Danach nahmen beide Zahlen bis heute ab.

Objektive für APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras nahmen von über 24,4 Mio. Stück im Jahr 2012 auf 4,8 Mio. im Jahr 2023 ab. Das macht -80,2%. Oder mit anderen Worten: vier Fünftel des Marktes brachen in 11 Jahren weg.

Objektive für Vollformat- und Mittelformat-Kameras nahmen von fast 6,7 Mio. Stück im Jahr 2012 auf unter 3,6 Mio. im Jahr 2020 ab. Das macht -46,3%. Oder mit anderen Worten: Fast die Hälfte des Marktes brach in 8 Jahren weg.

Die extreme Delle bei Vollformat-Objektiven im Jahr 2020 lag vor allem an der Corona-Pandemie mit den dadurch einhergehenden Produktions- und Lieferengpässen. Daraus lässt sich auch in den beiden Folgejahren die etwas höheren Zahlen erklären, weil man das nachholen wollte. Aber spätestens 2023 war der kleine Kaufstau bei Objektiven behoben.

Aber im Jahr 2021 konnte sich der Bereich der Objektive für große Sensoren erholen: auf fast 4,9 Mio. Stück. Das ist immerhin ein Wachstum von über +35% in einem Jahr. Dadurch reduziert sich die prozentuale Abnahme seit 2012 bis heute auf nunmehr nur noch -27,3%.

Wende 2022: 2022 ging der Trend weiter: 5.013.407 für Vollformat und größere Objektive gegen 5.008.738 für APS-C und kleinere. Beide Werte steigen zwar minimal an. Aber es wurden von den großen 4.669 Objektive mehr verschifft als von den kleineren Varianten.

2023 sank die Produktion in beiden Klassen erneut: -13,9% bei den Objektiven für Vollformat und größer, sowie -3,4% bei den APS-C-Objektiven und kleiner gegenüber dem Vorjahr 2022.

Halten wir sachlich fest, dass die Verkäufe der Objektive generell - in beiden Kategorien - zurückgingen. Nur deshalb wurde die Produktion gedrosselt.
Somit ist das überall verbreitete Märchen widerlegt, dass angeblich alle verloren gegangenen Micro-Four-Thirds- und APS-C-Kunden zu Vollformat aufgestiegen sind.

Ferner ist das überall verbreitete Märchen widerlegt, dass angeblich alle wohlhabenden Kunden im Bereich Vollformat und Mittelformat den Herstellern treu geblieben wären. Auch deren Käufe reduzierten sich signifikant.

Diese nominellen Produktionsrückgänge lassen sich nur durch massive Abwanderung / Ausstieg von vielen Fotografen in allen Kameraklassen erklären.

Hinzu kam eine Kaufeinschränkung der noch verbliebenen Fotografen in allen Kameraklassen.

Relative Produktionszahlen

Vergleich der jährlichen Produktion der Objektive

Vergleich der jährlichen Produktion der Objektive für große Sensoren und für kleine Sensoren 2011 bis heute in relativen Zahlen.

Analyse

Bitte beachten Sie, dass ich zur Verdeutlichung die Y-Achse nur zwischen 20% und 80% gewählt / angezeigt habe.

Die Daten für 2022 unterschieden sich erst auf den zweiten Nachkommastellen: 50,02% für die großen Objektivklassen und 49,98 für die kleinen. Man durfte also damals von einem 1:1-Verhältnis ausgehen.

Der Anteil der Objektive für kleine Sensoren der APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras an allen produzierten Objektiven nahm von fast 78% im Jahr 2012 auf gleichstand im Jahr 2022 ab.

Der Anteil der Objektive für große Sensoren Vollformat- und Mittelformat-Kameras an allen produzierten Objektiven nahm von rund 22% im Jahr 2012 auf 50,02% im Jahr 2022 zu.

Das Verhältnis der produzierten Objektive für die kleineren Systemkameras gegenüber denen für Vollformat- und Mittelformat-Kameras nahm von über 3:1 auf rund 1:1 ab.

Daraus folgte der Trend der Hersteller, sich auch bei den Objektiven auf die Berufsfotografen und reichen Hobby-Fotografen zu konzentrieren. Denn sie holten prozentual als Benutzer der Vollformat- und Mittelformat-Kameras kontinuierlich in Marktanteilen gesprochen auf.

Hingegen zeichnete sich die frühere Cash-Cow / das Brot- und Buttergeschäft - also der Massenmarkt der Objektive für kleinere Kameras - durch einen fast kontinuierlichen Abstieg aus.

Man muss somit sachlich festhalten, dass aus rein ökonomischer Sicht jener Strategiewechsel hin zu den wohlhabenden und ambitionierten Amateuren und Berufsfotografen bei Vollformat und Mittelformat durchaus logisch nachvollziehbar war.

Letztendlich dürften solche Diagramme auch mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass Olympus 2020 die Reißleine zog und seinen Bereich Imaging an eine Investment-Gesellschaft verkaufte.

Im Grunde hätte jeder Manager diese Entwicklung in Gedanken fortsetzen können. Aber 2023 steuerte das Management vieler Hersteller massiv dagegen. Man wollte die APS-C-Kameras für die 'Armen' wieder weit streuen.

Die Werte für 2023 zeigten eine Umkehr des bisherigen Trends (hin zu Vollformat). Das lag daran, dass zahlreiche Hersteller wieder neue APS-Kameras und auch einige neue Objektive dafür herausbrachten. Die Jahresbilanz der Produktion lautete 2023: 52,8% APS-C- und 47,2% Vollformat- Objektive.

2024 setzte sich dieser Trend bisher in etwa fort. Die Hersteller produzierten anteilig betrachtet mehr Objektive für APS-C und kleinere Sensoren als für Vollformat und größere.

Vorsicht vor Überinterpretationen:

Hierbei handelt es sich um Objektive - nicht produzierte Kameras und auch nicht um Fotografen.

Setzen wir die Extremfälle an, dass Einsteiger in die Micro-Four-Thirds- und APS-Klasse eher nur 1 Objektiv zur Kamera erwerben und Vollformat- sowie Mittelformat-Fotografen auf dem anderen Extrem des Spektrums eher drei, so ergibt sich noch immer eine zahlenmäßig deutliche Überlegenheit der Fotografen mit kleinen Kameras / Sensoren. Aber die früheren Verhältnisse von überall publizierten 10:1 sind es definitiv nicht mehr. Gemäß der Produktionszahlen und Produktionsverhältnisse schätze ich für 2023/4 bestenfalls noch 3 zu 1. - Denn positiv betrachtet bleiben bei den heute teuren Kameras bei MFT und APS-C zunehmend auch nur die wohlhabenderen und ernsthafteren Fotografen übrig, welche mehr als 1 Objektiv zur Kamera anschafften.

Objektivklassen

Hierzu verwende ich die in den Quellen bereits erwähnte Auflistung der CIPA Total Shipments of Interchangeable Lens (Classified by Type). Sie unterteilt ab dem Jahr 2006 die Objektive in die den Fotografen bekannten Klassen Festbrennweite und Zooms sowie für 35 mm und größere Sensoren respektive APS-C- und Micro-Four-Thirds-Sensoren.

Absolute Verschiffungszahlen je Objektivklasse

Objektivklassen anhand der Verschiffung

Objektiv-Klassen anhand der Verschiffung 2006 bis heute.

Analyse

Die in zwei Jahren (2006 und 2008) extra aufgelisteten Objektive für Mittel- und Großformat-Kameras habe ich zu den 35 mm und größer dazugezählt.

Die in jener Tabelle gebotenen Zahlen sind auf Tausenderstellen gerundet und weichen somit etwas von den in anderen Tabellen genannten Verschiffungszahlen ab. Die Differenzen sind jedoch derart gering, dass sie die Kurven und deren Auswertung nicht beeinflussen.

Die Objektivklassen wurden und werden bis heute eindeutig durch die Zoom-Objektive der APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras dominiert (hier die hellgrüne Kurve).

Beginnend mit fast 5,4 Mio. Stück beherrschten die Zooms der APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras bereits zum Beginn der detaillierten Aufschlüsselung im Jahr 2006 die Verschiffung.

Dann stiegen sie bis zum Jahr 2012 auf fast 22,2 mio. Stück, um danach wieder bis 2021 auf 4,261 Mio. abzusinken. Danach stiegen sie wieder langsam auf 4,396 Mio. im Jahr 2023.

Bevor nun die Euphorie zu hoch schnellt: Dabei handelt es sich überwiegend um billige Kit-Standard-Zoom (entspricht äquivalenten 24-70 mm Brennweite am Vollformat). Diese mussten die Hersteller den Neueinsteigern sowie Aufsteigern von Kompakt- und Bridge-Kameras mitliefern, um die Kamera selbst verkaufen zu können.

Absolute Verschiffungszahlen je Objektivklasse der kleinen Werte

Um überhaupt etwas über die drei anderen Klassen der zwei Festbrennweiten und der Zooms für Vollformat und größer aussagen zu können, müssen wir die APS-C-Zooms etc. herausrechnen respektive aus dem Diagramm entfernen.

Objektivklassen anhand der Verschiffung

Objektiv-Klassen anhand der Verschiffung 2006 bis heute für Vollformat und größer bei Festbrennweiten und Zooms sowie für Festbrennweiten bei APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras.

Analyse der drei anderen Objektiv-Klassen

Anhand der oberen roten Kurve erkennt man, dass auch bei den Vollformat-Kameras (und größer) in der digitalen Moderne die Zoom-Objektive dominierten - immer und bis heute. Sie begannen den festgehaltenen Messzeitraum im Jahr 2006 mit fast 2,5 Mio. Stück, erreichten 2012 fast 3,6 Millionen Stück und fielen dann wieder auf rund 2 mio. Stück 2020 zurück. 2021 kam es zu einer steilen Umkehr auf 2,301 Mio. Stück, die sich 2022 auf 2,742 Mio. sowie 2023 auf 2,809 Mio. verstärkte.

Allerdings erkennt man sehr deutlich, dass die Festbrennweiten für Vollformat-Kameras (und größer) relativ nahe lagen und den Zooms immer näher kamen, bis sie 2022 und vor allem 2023 (1,821 Mio. Stück) wieder auseinanderfielen. Sie begannen den festgehaltenen Messzeitraum im Jahr 2006 mit 876.000 Stück, erreichten 2012 über 3 Millionen Stück und fielen dann wieder auf rund 1,6 mio. Stück 2020 zurück. 2021 kam es zu einer steilen Umkehr auf 2,285 Mio. Stück. Das waren fast dieselben Verschiffungs-Zahlen wie für die Zoom-Objektive. Aber 2022 fielen sie drastisch zurück auf nur noch 1,982 Mio. Festbrennweiten-Objektiven. 2022 lag dies einerseits am Lieferengpass für Festbrennweiten und andererseits an der bereits wieder eingetretenen Sättigung. Aber der Absturz vor allem 2023 auf 1,821 Mio. Stück lag an der Marktsättigung sowie den neuen, höherwertigen Zooms.

Deutlich wird allerdings bei der dritten unteren (dunkelgrünen) Kurve auch, dass Festbrennweiten bei APS-C- und Micro-Four-Thirds-Fotografen nicht so hoch im Kurs lagen und liegen. Dies erstaunt umso mehr, als jene Kameraklassen mit gigantischem Übergewicht (manche Analysten schätzen 10:1) bisher den Fotomarkt dominierten. Seit 2012 gingen die Werte zudem bis heute im Trend deutlich zurück. Rund 682.000 (2022) sowie 613 (2023) waren wenig - evtl. zu wenig, um die Produktion jener zahlreichen Modelle noch lange zu rechtfertigen.

Diese Kurve der APS-C-Festbrennweiten widerlegt das weitere Argument, dass diese Objektivzahlen von der Kameraproduktion abhingen: Ganz im Gegenteil wurden 2022 und vor allem 2023 die Produktion der neuen APS-C-Kamera-Modelle extrem gesteigert. Aber die Zahl der Festbrennweiten fiel dennoch. Das lag vermutlich daran, dass man eher 'billige' APS-C-Kamera-Modelle herausbrachte. Deren Käufer erwerben meist zur das billigste Zoom-Kit-Objektiv, aber sehr selten eine Festbrennweite dazu.

Halten wir sachlich fest: Das obige schlichte Diagramm widerlegt (mindestens) drei in Foto-Foren seit Jahren verbreitete Märchen.

Relative Verschiffungszahlen je Objektivklasse

Schauen wir uns die relativen Anteile der jeweiligen Objektivklassen in Prozent der jährlichen Gesamtverschiffung an.

Relative Anteile alle Objektiv-Klassen

Relative Anteile alle Objektiv-Klassen.

Analyse der vier Objektivklassen:

Vom Maximalwert 73% im Jahr 2012 haben die Zoom-Objektive der APS-C- und Micro-Four-Thirds-Objektive (orange Kurve) deutlich abgebaut, bis auf 44,4% im Jahr 2022, um im Jahr 2023 wieder auf 45,6% leicht anzusteigen.

Die relativen Anteile der Zooms bei Vollformat (rote Kurve) an der weltweiten Gesamtverschiffung verhielten sich auf tieferem Niveau fast spiegelbildlich: Von fast 28% im Jahr 2006 fielen sie auf unter 12% Anteil im Jahr 2012 und stiegen dann wieder an auf 29,1% im Jahr 2023.

Die Festbrennweitenobjektive für große Sensoren (blaue Kurve) stiegen in Wellen von unter 10% Anteil im Jahr 2006 auf fast 24% im Jahr 2021 und sank dann auf 18,9% im Jahr 2023.

Die Festbrennweitenobjektive für kleinere / Crop-Sensoren (graue Kurve) stiegen in Wellen von unter 1% Anteil im Jahr 2006 auf fast 9% im Jahr 2020, um bis 2023 auf 6,4% abzufallen.

Das sollte nicht zu optimistisch stimmen: Da die Absoluten Zahlen sanken, erhöhten die Festbrennweiten ihren Anteil in beiden Klassen eher dadurch, dass die Zooms in relativen Zahlen noch seltener gekauft wurden.

D.h. der Wunsch der Hersteller, dass viel mehr Fotografen zu (angeblich hochwertigeren) Festbrennweiten greifen, lässt sich bis 2020 einschließlich nur in relativen Anteilen, aber nicht in absoluten Zahlen nachweisen. Erst 2021 konnte man bei den Objektiven für das Vollformat ein Wachstum erkennen, das sich 2022 und 2023 jedoch erneut umkehrte.

All jene laufend publizierten Beteuerungen eines massiven Trends hin zu hochwertigen, teuren Festbrennweiten sind somit nachweislich unzutreffend. - Es schieden seit Jahren nur viel mehr Käufer der (früheren) billigen Zooms aus der Fotografie aus.

Relative Verschiffungszahlen je Sensorklasse bei APS-C und Micro-Four-Thirds

Schauen wir uns nun die relativen Anteile der jeweiligen Festbrennweiten und Zoomobjektive in Prozent der jährlichen Sensorklassen bei den Gesamtverschiffungen nur jener Sensorklassen an.

Relative Anteile kleine Sensor-Klassen

Relative Anteile kleine Sensor-Klassen - in Abhängigkeit von der Grundmenge aller jährlich verschifften Objektive nur für kleine Sensor-Klassen.

Analyse der zwei Objektivklassen bei APS-C und Micro-Four-Thirds

Bei den kleinen Sensoren nahmen die Zoom-Objektive von 98,6% im Jahr 2006 bis 2020 auf 85,6% ab. 2021 stieg der Anteil wieder leicht auf 85,8% an und 2022 auf 86,4% sowie 2023 auf 87,8%. Diese letztere Gegenbewegung ist sogar negativ zu sehen.

Bei den kleinen Sensoren nahmen die Festbrennweiten-Objektive von 1,4% im Jahr 2006 bis 2020 auf 14,4% zu. 2021 sank der Anteil sogar wieder etwas auf 14,2% und 2022 auf 13,6% sowie 2023 auf 12,2%. Das ist ganz negativ zu sehen.

Auch hier hätte man eine deutlichere Veränderung erwartet. Korrekt ist, dass die relativen Anteile der Festbrennweiten bei den kleinen Sensoren etwas anstiegen.

Aber das ständige Gerede, dass die Mehrzahl der Fotografen im Bereich APS-C und Micro-Four-Thirds hochwertige Festbrennweiten fordert, findet in der Gesamtverschiffung - und damit letztendlich im Verkauf - keinen Niederschlag. - Somit wurde auch dies als Märchen der an deren Verkauf / Provision interessierten Influencer entlarvt.

Auch hier gilt ganz besonders, dass die relative Zunahme der Festbrennweiten ausschließlich aufgrund des Wegbrechens der Nachfrage nach Zoom-Objektiven entstand. Die absoluten Zahlen der Festbrennweiten gingen - wie oben dargestellt - auch zurück.

Richtig ist jedoch, dass auch bei den Fotografen mit kleineren Sensoren die verbliebenen Personen tendenziell eher höherwertige Festbrennweiten - in geringer Stückzahl - erwerben.

Relative Verschiffungszahlen je Sensorklasse bei Vollformat und Mittelformat

Schauen wir uns nun die relativen Anteile der jeweiligen Festbrennweiten und Zoomobjektive in Prozent der jährlichen Sensorklassen bei den Gesamtverschiffungen nur jener 35 mm+ Sensorklassen an.

Relative Anteile große Sensor-Klassen

Relative Anteile große Sensor-Klassen - in Abhängigkeit von der Grundmenge aller jährlich verschifften Objektive nur für große Sensor-Klassen.

Analyse der zwei Objektivklassen bei Vollformat und Mittelformat

Bei den großen Sensoren nahmen die Zoom-Objektive von fast 74% im Jahr 2006 bis 2021 auf 50,2% ab, um 2022 wieder auf 58% und 2023 auf 60,7% anzusteigen.

Bei den großen Sensoren nahmen die Festbrennweiten-Objektive von 26,4% im Jahr 2006 bis 2021 auf 49,8% zu, um 2022 wieder auf 42% sowie 2023 auf 39,3% abzufallen.

Zwar hat sich das Verhältnis bei Vollformat bis ca. 2010 deutlich angeglichen - sogar fast ausgeglichen. Aber seit 2010 herrscht eher eine Seitwärtsbewegung vor. Dies erstaunt, denn erst seit 2012 waren hochauflösende Sensoren (D850) in großer Stückzahl verfügbar. Eigentlich hätte danach die Nachfrage nach hochwertigen Festbrennweiten signifikant ansteigen müssen. - Aber Kenner jener Festbrennweiten wissen, dass viele der lichtstarken teuren Festbrennweiten bei DSLR-Vollformat keineswegs die geforderten Hochleistungen erbrachten. Mit ziemlich hoher Serienstreuung, von Front- und Backfocus geplagt waren keineswegs alle Fotografen damit zufrieden. - Freuen Sie sich, wenn Ihr Exemplar immer eine perfekte Bildqualität liefert. Das war und ist bis heute nicht der Regelfall bei allen Festbrennweiten. - 2021 änderte sich dies u.a. aufgrund des RAW-Betrugs an modernen Objektiven.

Auch hier hätte man eine deutlichere Veränderung erwartet respektive die Hersteller hätten sie sich erwünscht.

Das ständige Gerede, dass die Mehrzahl der Fotografen im Bereich Vollformat und Mittelformat hochwertige Festbrennweiten fordert, findet in der Gesamtverschiffung - und damit letztendlich im Verkauf - keinen Niederschlag. - Dies gilt umso mehr, als ein Zoom-Objektiv in der Regel mindestens zwei, wenn nicht mehr, Festbrennweiten abdeckt (ein 24-70 mm Zoom gilt z.B. als Ersatz für 24 mm, 28 mm, 35 mm, 50 mm und 70-80 mm Festbrennweite - und ein 70-200 Zoom gilt als Ersatz für 80/85 mm, 100/105 mm, 130/135 mm und 200 mm Festbrennweiten). Somit wurde auch dies als Märchen der an dem Verkauf / der Provision der Festbrennweiten interessierten Influencer entlarvt.

Dies gilt umso mehr als hier sogar schlagkräftige physikalische Argumente bei über 40 Mega-Pixel-Sensoren für derartige Festbrennweiten sprechen. Aber zumindest bisher blieb die Nachfrage in absoluten Zahlen schwach.

Auch hier gilt ganz besonders, dass die relative Zunahme der Festbrennweiten (mit Ausnahme des Jahres 2021) ausschließlich aufgrund des Wegbrechens der Nachfrage nach Zoom-Objektiven entstand. Die absoluten Zahlen der Festbrennweiten gingen - wie oben dargestellt - auch zurück. - Dies lag im Übrigen an den vielen Einsteigern / Gelegenheitsfotografierern auch bei Vollformat. Jeder kennt wohl die wohlhabenden Seltenfotografierer, welche sich zwar eine D800/D810/D850 leisteten, daran aber nur ein einziges AF-S NIKKOR 24-120 mm 1:4G ED VR Zoom als Ganzjahres-Objektiv schraubten. Viele davon sind entweder ausgeschieden oder fotografieren heute so selten, dass sie derzeit nichts mehr erwerben. P.S.: Solche Fotografen gab und gibt es auch bei allen anderen Herstellern im Bereich Voll- und Mittelformat. Einmalkäufer.

Richtig ist jedoch, dass auch bei den Fotografen mit großen Sensoren die verbliebenen Käufer tendenziell eher höherwertige Festbrennweiten - in geringer Stückzahl - erwerben.

Aber auch davon können die Hersteller langfristig nicht leben - selbst bei einem möglichen Idealverhältnis von 1:1 bei Zoom-Objektiven zu Festbrennweiten. Deshalb wurden sowohl 2021 als auch 2022 und 2023 die Preise für viele Objektive deutlich angehoben.

Fazit Objektivklassen

Obwohl sich eine deutliche Verringerung der Zoom-Objektive erkennen lässt, so dominieren sie noch immer die Verschiffungen.

Bei den System-Kameras mit kleinen / Crop-Sensoren ist dieses Verhältnis erdrückend. Daraus lässt sich folgern, dass die meisten Fotografen in jenen Klassen APS-C und Micro-Four-Thirds - noch heute - nicht an höchster Abbildungsleistung interessiert sind, sondern am zweifelsohne vorhandenen und legitimen Komfort der Zooms. Der Anteil der an hochwertigen Festbrennweiten interessierten Fotografen ist prozentual und vor allem absolut derart gering, dass sich dies langfristig (bei weiterhin abnehmenden Stückzahlen) kaum für die Hersteller (zu den aktuellen Preisen) lohnt. - Wollen sie diese Objektive weiterhin produzieren, so müssen zwangsläufig die Endkunden-Preise steigen. Allerdings ist exakt jener Bereich der kleinen Sensoren zu einem großen Teil preisempfindlich. Als Alternative bleibt nur der (langsame) Ausstieg der Hersteller.

Bei den System-Kameras mit großen Sensoren ist dieses Verhältnis deutlich günstiger. Daraus lässt sich folgern, dass zumindest ein höherer Anteil der Fotografen in jenen Vollformat- und Mittelformat-Klassen - tendenziell an einer höheren Abbildungsleistung interessiert ist. Aber der Anteil derjenigen, welche den zweifelsohne vorhandenen Ergonomienachteil des permanenten Objektivwechsels bei Festbrennweiten auf sich nehmen, ist erstaunlich gering.

Langfristig kann sich das für die Hersteller nur lohnen, wenn sie einerseits mehr hochwertige Festbrennweiten anbieten und andererseits auch deren physikalische Vorteile deutlicher kommunizieren. Es geht eben nicht nur um die ständig betonte etwas höhere Lichtstärke, sondern um eine ganzheitlich höhere Bildqualität der Festbrennweiten für hochauflösende Sensoren - bei gleichzeitig hohem Bedienkomfort.

Wer Letzteres nicht versteht, soll sich einfach einmal die Lichtriesen bei Canon und Nikon für spiegellose Kameras ansehen. Das Noct von Nikon ist nur manuell fokussierbar und besitzt keinen VR (Verwacklungsschutz). Auch bei Canon fehlen der Verwacklungsschutz (Bildstabilisator) in den f1,2-Festbrennweiten. Selbstredend ist mir physikalisch verständlich, dass man nur mit feststehenden Linsenelementen immer die höchste Bildschärfe garantieren kann. Aber zumindest zuschaltbar sollte VR/IS heute sein. Jeder kann für mehr Schärfe den Verwacklungsschutz dann ja auf dem Stativ ausschalten. Und Autofokus ist bei F1 und sich bewegenden Motiven definitiv erforderlich. Wir sprechen hier schließlich über Objektive im hohen vierstelligen Preisbereich.

Wert der Objektive

Was kostet ein Objektiv durchschnittlich? Oder: Welchen Wert besitzt ein Objektiv durchschnittlich für den Hersteller im Export / bei der Verschiffung?

Absolute Werte der Verschiffung aller Objektive

Zuerst wollen wir in einer globalen Betrachtung alle verschifften Objektive der ganzen Welt - also für alle Fotografen weltweit - betrachten.

Wert der jährlich verschifften Objektive in Mrd. Yen

Absoluter Wert der jährlich verschifften Objektive in Mrd. Yen 1955 bis heute.
Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Gemäß den Standards der CIPA wird der FOB-Preis herangezogen. Damit meint man den Wert der Ware auf dem Schiff etc., aber ohne Transportkosten, weitere Zölle etc.

Ferner handelt es sich hier um die Nominalgrößen in japanischen YEN - also ohne Berücksichtigung der Inflation und ohne Berücksichtigung der Wechselkursschwankungen.

Der Wechselkurs (betrug 2024 über 160). Um ein ungefähres Gefühl für den Yen zu erhalten, sehe ich YEN wie Cent und kalkuliere überschlagsmäßig 1/100. Danach kann man noch 1/3 abziehen - also die Werte abrunden.

Auf den ersten Blick scheint diese Kurve der Exportwerte mit jener der oben gezeigten jährlichen Verschiffungszahlen zu korrelieren.

Auch der 2020 vermerkte Wert von über 250 Mrd. Yen für die exportierten Objektive schien noch immer sehr gut zu sein.

2021 konnte man sehr viele teure Objektive (überwiegend Vollformat) verschiffen / verkaufen. Der Export-Wert stieg um fast +35% auf über 340 Mrd. Yen an. - Das war de facto die einzig gute Nachricht für die Hersteller im Jahr 2021. Offensichtlich kauften viele Fotografen für ihre neuen spiegellosen Kameras nun auch neue dazu passende Objektive.

2022 stieg der Wert weiter deutlich um +26,3% an auf 437,8 Mrd. Yen.

2023 stieg der Wert erneut um +6,7% an auf 467,3 Mrd. Yen. Jedoch war dieser Zuwachs definitiv geringer als der dramatische Währungsverfall und die hohe Inflation in jenem Jahr.

Einzelwerte je Objektiv anhand der Verschiffung

Einzelwerte je Objektiv anhand der Verschiffung

Durchschnittlicher Wert in YEN je verschifftem Objektiv von 1955 bis heute.
Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Die immer wieder zu lesende Behauptung, dass der durchschnittliche Wert der verschifften Objektive je Einzelobjektiv zugenommen hat, ist korrekt.

Viele Analysten sehen darin einen Gewinnvorteil der Hersteller. Viele Fotografen sehen darin eher übertriebene Preissteigerungen.

Beides greift zu kurz. So wurde u.a. die Inflation nicht berücksichtigt. Es handelt sich bei den Werten um Nominalzahlen. Es dürfte wohl jedem klar sein, dass der Yen vor Jahrzehnten mehr wert war als heute.

Allerdings handelt es sich historisch betrachteten auch keineswegs um einen linearen Aufstieg.

So lässt sich der steile Anstieg der Jahre 2002 bis 2007 durchaus mit dem unerwartete schnellen Umstieg vieler analoger Fotografen sowie der Zuwanderung neuer Fotografen erklären, welche schlichtweg die Nachfrage extrem über das damalige Angebot erhöhten. Die Hersteller haben also schlichtweg sich durch Preiserhöhung dem Markt angepasst und den Rahm abgeschöpft.

Dass der durchschnittliche Einzelpreis dann von 2007 bis 2012 je Objektiv sank, lag einerseits an der Weltwirtschaftskrise, welche keine dreist überzogenen Gewinnspannen mehr erlaubte, und andererseits an schlichtweg der Erhöhung der Produktion von preiswerten Kit-Objektiven für die APS-C und Micro-Four-Thirds-Klasse. D.h. die Hersteller mussten einerseits ihre Preise senken, weil die Konkurrenz immer größer wurde. Andererseits war 2007-2012 auch die Epoche der Flutwelle der billigen Kit-Objektive - vor allem bei den kleineren Sensorklassen.

Nach 2012 wurde die vermeintliche Preiserhöhung überwiegend durch den Absturz der billigen Objektive in der Käufergunst hervorgerufen.

Erst im Jahr 2021 lässt sich eindeutig nachweisen, dass der Wertzuwachs durch Mehrkäufe bei wertvollen Objektiven im Bereich Vollformat entstand.

2022 stieg der Wert je Einzelobjektiv weiter steil an auf 45.002 Yen an.

2023 stieg der durchschnittliche Wert je Einzelobjektiv weiter um 7,7% an auf 48.477 Yen an. Das waren 2024 ca. 300 Euro.

Detailuntersuchungen

Hierzu verwende ich die in den Quellen bereits erwähnte Auflistung der CIPA Total Shipments of Interchangeable Lens (Classified by Type). Sie unterteilt ab dem Jahr 2006 die Objektive in die den Fotografen bekannten Klassen Festbrennweite und Zooms sowie für 35 mm und größere Sensoren sowie APS-C- und Micro-Four-Thirds-Sensoren.

Verschiffungssumme aller Objektive in Mrd. YEN

Gerne wird diese Kurve verwendet, um den Wohlstand der Hersteller zu untermauern

Verschiffungssumme aller Objektive in Mrd. YEN

Verschiffungssumme aller Objektive in Mrd. YEN 1999 bis heute.

Analyse

Selbstredend liegt der Endwert 2023 höher als der Anfangswert im Jahr 1999.

Aber dann sollten jene Analysten auch folgendes hinzufügen:
Es handelt sich um reine Umsatzwerte. Der Umsatz ist jedoch nicht mit dem Gewinn der Firma zu verwechseln.
Es handelt sich um Rohwerte ohne Inflationsbereinigung und ohne Währungskorrekturen. Vor allem in den Jahren 2022 und 2023 brach der Kurs des Yen dramatisch ein.
Der technische Fortschritt wird nicht berücksichtigt. Die Objektive wurden immer aufwändiger, weil die Sensoren höhere Anforderungen stellten. D.h. diese zusätzlichen Rohstoffkosten für weitere Linsenelemente und neue Materialien (Chips und mehrfache Autofokus-Motoren kamen zur reinen Inflation hinzu.
Es handelt sich um den Gesamtwert über alle Objektive hinweg. Daraus kann man keine Bewertung über den Wert oder den Gewinn bei einzelnen Objektiven ableiten.

Selbstredend war der Gesamtverschiffungswert von 252,389 Mrd. YEN 2020 höher als die 67,77 Mrd. Yen 1999. Im Jahr 2021 stieg er auf beachtliche 340,324 Mrd. Yen an (+34,8%). 2022 stieg er nochmals an auf 437,779 Mrd. Yen (+28,6%). Und 2023 erhöhte er sich nochmals auf 467,256 Mrd. Yen. Aber auch das sagt nichts über die Gewinnmarge der Firmen nach Steuern etc. aus.

Vor allem stellte die Gesamtsumme sogar 2023 - trotz Inflation und Währungsverfall - immerhin -7,3% zu den 504 Mrd. YEN Umsatz aus dem Jahr 2013 dar. Ein derartiger Umsatzeinbruch wie 2019-2021 ist ein erheblicher Schlag für eine auf Massenfertigung ausgerichtete optische Industrie, der auf alle Skaleneffekte negativ wirkt und nur durch drastische Sparmaßnahmen zu bewältigen ist. Großfirmen können ihre Produktion nicht in so einem Umfang einfach linear herunterfahren und dann noch denselben Gewinn erzielen.

Wer Ihnen da Märchen über eine angeblich noch immer florierende Objektivindustrie erzählt, hat von der Großserienproduktion keine Ahnung.

Vor einigen Jahren erhielt ich bei derselben Aussage bei Kameras von einem aufgebrachten Techniker den Widerspruch, dass man jeden Motor durch Drosselung der Stromzufuhr und somit auch jede Produktionsanlage mit der halben Geschwindigkeit laufen lassen kann. Bei solchen Techniker-Illusionen graut es jedes Mal den Managern, da sie wissen, dass dann die Kosten sich rund verdoppeln und kaum jemand den Preis der Endprodukte mehr bezahlt. - Dasselbe gilt auch für jene früher mir entgegneten Vorstellungen, dass die Hersteller für die armen Fotografen preiswerte kleine Kameras und Objektive herstellen müssen. Nein. Firmen müssen keine Verluste machen, weder mit unbeliebten Kameras noch mit kaum gekauften Objektiven. So funktioniert die Marktwirtschaft nicht.

Verschiffungssumme je Objektivklasse in Mrd. YEN

Erste Details gibt die Unterteilung in die vier Objektivklassen preis.

Verschiffungssumme je Objektivklasse in Mrd. YEN

Verschiffungssumme je Objektiv-Klasse in Mrd. YEN 1999 bis heute.

Analyse

Die orange Kurve oben zeigt den Verlauf der Zoom-Objektive für Sensoren kleiner als 35 mm (APS-C und Micro-Four-Thirds). Im aufgrund der Datenlage nur möglichen Beobachtungszeitraum stieg sie von über 90 Mrd. YEN 2006 auf über 250 Mrd. YEN im Jahr 2012, um dann auf unter 60 Mrd. Yen 2020 abzustürzen. 2021 erreichte sie wieder fast 61 Mrd. Yen und 2022 fast 69 Mrd. Yen sowie 2023 fast 75 Mrd. Yen. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass exakt in jenen 3 zurückliegenden Jahren der Wert des japanischen Yen deutlich verfiel. Vieles hiervon ist somit sogenannter Währungsgewinn.
Ein Rückgang um drei Viertel des Umsatzes in 8 Jahren dürfte zu extremen Problemen bei der Produktion und den Gewinnmargen geführt haben. Vor allem war der Gesamttrend bis 2020 deutlich negativ. Erst 2021 konnte er mittels Preiserhöhungen leicht umgekehrt werden.

Die rote Kurve zeigt den Verlauf der Zoom-Objektive für große Sensoren (ab 35 mm - Vollformat und Mittelformat). Im Beobachtungszeitraum stieg sie von über fast 77,5 Mrd. YEN 2006 auf über 167 Mrd. YEN im Jahr 2013 sowie wieder 168 Mrd. Yen 2018, um dann auf unter rund 118 Mrd. Yen 2020 abzufallen. 2021 stieg sie erneut steil an auf über 167 Mrd. Yen und sogar 243 Mrd. Yen im Jahr 2022 sowie 264 Mrd. Yen 2023.
Fast 30% weniger Umsatzes in 9 Jahren dürfte ebenfalls zu Problemen bei der Produktion und den Gewinnmargen geführt haben. Vor allem der Absturz 2018 bis 2020 (-30%) war schmerzhaft. Aber dennoch ist hier - derzeit - ein positiver Gesamttrend in die Kurve hineinlegbar. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass in den 3 zurückliegenden Jahren der Wert des japanischen Yen deutlich verfiel. Vieles hiervon ist somit sogenannter Währungsgewinn.

Die blaue Kurve zeigt den Verlauf der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren (ab 35 mm - Vollformat und Mittelformat). Im Beobachtungszeitraum stieg sie von fast 30 Mrd. YEN 2006 auf über 83 Mrd. YEN im Jahr 2018, um dann auf unter rund 58 Mrd. Yen 2020 abzufallen. 2021 stieg sie erneut steil an auf fast 96 Mrd. Yen und 2022 auf 107 Mrd. Yen sowie 108 Mrd. Yen 2023.
Über 30% weniger Umsatz in 2 Jahren dürfte ebenfalls zu Problemen bei der Produktion und den Gewinnmargen geführt haben. Aber dennoch ist hier - derzeit - ein deutlicher positiver Gesamttrend in die Kurve hineinlegbar - vor allem mit den Zahlen seit 2021. Allerdings muss dabei berücksichtigt werden, dass in den 3 zurückliegenden Jahren der Wert des japanischen Yen deutlich verfiel. Vieles hiervon ist somit sogenannter Währungsgewinn.

Die graue Kurve unten zeigt den Verlauf der Festbrennweiten-Objektive für Sensoren kleiner als 35 mm (APS-C und Micro-Four-Thirds). Im Beobachtungszeitraum stieg sie von über 2 Mrd. YEN 2006 auf fast 24 Mrd. YEN im Jahr 2012, um dann auf unter rund 16 Mrd. Yen 2021 abzufallen. 2022 konnte sie sich wieder auf über 19 Mrd. Yen erholen sowie 2023 auf 20 Mrd. Yen. Das lag jedoch in den letzten Jahren weit unter dem Währungsverfall und der Inflation.
Über 31% weniger Umsatz in 8 Jahren dürfte ebenfalls zu Problemen bei der Produktion und den Gewinnmargen geführt haben. Aber dennoch ist hier - derzeit - noch ein positiver Gesamttrend in die Kurve hineinlegbar. Aber das gilt - wie inzwischen bei so vielen - japanischen Kennzahlen der letzten 3 Jahre nur für die Nominal-/Brutto-Werte. Um den Währungsverfall sowie die Inflation bereinigt sah das sogar schlechter aus.

Dennoch wüsste ich, was ich als Hersteller produzieren sollte, respektive worauf ich mich konzentrieren sollte.

Durchschnittspreis je Einzel-Objektiv

Lassen Sie uns den durchschnittlichen Preis eines Objektives anhand der Division des erzielten Gesamterlöses der Gesamtverschiffung durch die jährlichen Stückzahlen ansehen.

Durchschnittlicher Preis eines Objektives

Durchschnittlicher Preis eines Objektives in YEN 1999 bis heute.

Analyse

Der Analysezeitraum beginnt im Jahr 1999 mit einem durchschnittlichen Stückpreis (über alle Objektive hinweg) von fast 15.700 Yen. Am Ende des Analysezeitraumes lag der Wert 2023 bei über 48.477 Yen. Das ergibt eine Steigerung des Netto-Verschiffungspreises von +209%. Eine Verdreifachung ist (auch unter Berücksichtigung der Inflation und des Währungsverfalls des Yen) beachtlich. - Aber es lagen auch 24 lange Jahre dazwischen.

Ferner muss man drei Perioden unterscheiden:
Vom Tiefpunkt 2002 mit unter 13.000 Yen ging es bis 2007 bis auf über 23.300 Yen hinauf. Das war die Zeit der hohen kundenseitigen Nachfrage bei Produktionsengpässen der Hersteller. Damals nutzten die meisten Optikfirmen dies schlichtweg zur Erhöhung der Gewinnmargen aus. Das waren +80% Preiserhöhung zwischen 2002 und 2007.
Vom Zwischenhoch 2007 ging es - durch die Weltwirtschaftskrise mit gleichzeitiger Produktionserhöhung der Hersteller - bis 2012 deutlich auf unter 15.800 Yen zurück. Das waren -32,5% Preisrückgang.
Vom Zwischentief 2012 ging es dann mit einer Delle im Jahr 2016 wegen der Naturkatastrophen in Asien, bis 2023 auf 48.477 Yen hinauf. Das waren +207% Preiserhöhung in 11 Jahren.
Vor allem die letzte Phase stößt vielen Fotografen sauer auf.

Durchschnittspreis der Einzel-Objektive je Klasse

Nun müssen wir uns jedoch noch den durchschnittlichen Preis eines Objektives je Objektiv- und Sensorklasse betrachten. Diese interessanten Detailwerte liegen allerdings erst ab dem Jahr 2006 vor.

Durchschnittspreis der Einzel-Objektive je Klasse

Durchschnittspreis der Einzel-Objektive je Klasse in YEN 2006 bis heute.

Analyse

Da ich - wie immer in dieser Analyse - die Mittelformat-Kameras zu den großen Sensoren (35 mm +) dazuzähle, ergibt sich in zwei Jahren ein (minimal) abweichender Wert der Summer beider Klassen (Vollformat und Mittelformat) von den Einzeleinträgen in der Originalquelle.

Das sieht schon viel genauer aus und lässt Detail-Aussagen zu.

Die oberste, rote Kurve zeigt die Preisentwicklung der Zoom-Objektive für große Sensoren (35 mm und größer - Vollformat und Mittelformat). Die Preiserhöhungen verliefen zwar in Wellen, aber insgesamt durchaus kontinuierlich vom Beginn der Untersuchung im Jahr 2006 mit 31.651 Yen bis zum Jahr 2023 mit 93.997 Yen. Das sind +197% durchschnittlicher Preisaufschlag oder Wertgewinn für die Hersteller je Einzelobjektiv.

Die zweitoberste, blaue Kurve zeigt die Preisentwicklung der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren (35 mm und größer - Vollformat und Mittelformat). Hier ergibt sich ein deutlich zweigeteiltes Bild:
Zuerst ging es mit dem Preis vom Jahr 2006 mit 34.211 Yen bis 2012 auf 21.973 Yen zurück. Das waren immerhin -28,4% durchschnittlicher Preisrückgang je Einzelobjektiv. Erklären lässt sich dies mit der Abstinenz vieler Fotografen. Ergonomische Zooms waren beliebter, und viele Nutzer sah den Mehrwert bei der Bildqualität der Festbrennweiten bei den damals geringen Mega-Pixel-Zahlen der Kameras nicht ein.
Von 2012 ging es jedoch bei den Festbrennweiten beim Vollformat deutlich von den fast 22.000 Yen bis auf 59.443 Yen im Jahr 2023 hinauf. Das waren +170% durchschnittlicher Preisaufschlag je Einzelobjektiv. Offensichtlich sahen manche Fotografen den Mehrwert der neuen (teuren) Festbrennweiten ein. Aber die Hersteller erhöhten auch ihrerseits laufend den Preis für neue Objektive, um den Rahm der reichen Amateure und Berufsfotografen abzuschöpfen.

Letzteres scheinen die Hersteller übertrieben zu haben. Zumindest 2020 wurde die Aufwärtsbewegung der Durchschnittspreise bei Festbrennweiten für große Sensoren wieder umgekehrt. Allerdings kann es auch an manchen relativ preiswerten Festbrennweiten (vor allem von Canon) liegen, welche für relativ erschwingliche Preise scharfe Telebrennweiten (600 mm und 800 mm) dem breiten Markt anboten und rege gekauft wurden. 2021 und 2022 sowie 2023 erhöhten die Hersteller gnadenlos die Preise vor allem bei Festbrennweiten.

Ernüchterndes Faktum bleibt jedoch für die Hersteller, dass die Erlös-/Preiserhöhung von nicht einmal +3,3% je Jahr zwischen dem Startwert 2006 und dem Endwert 2023 oder insgesamt 74% über alle 17 Jahre zusammen bei den Festbrennweiten für große Sensoren nicht einmal den Inflationsausgleich jener 17 Jahre ergibt. Vom drastischen Währungsverfall des japanischen Yen in den letzten Jahren schweigen wir lieber.

Somit ist auch ganz klar das Märchen widerlegt, dass sich alle ambitionierten Hobbyfotografen und Berufsfotografen bei Vollformat die teuren Festbrennweiten kaufen. Selbst, wenn man einen Verkaufspreisfaktor von 3 zum Einkaufspreis kalkuliert, dann wären dies maximal 178.000 Yen (2023) und somit Anfang April 2024 ca. 1.100 Euro durchschnittlicher Endkundenpreis selbst im Melkkuhland Deutschland für das Jahr 2023 gewesen. - Nochmals: Das ist der durchschnittliche Preis für Festbrennweiten bei Vollformat-Kameras.

Selbstredend wurden auch Festbrennweiten für weit über 10.000 Euro gekauft - aber in insgesamt offensichtlich kleinen Stückzahlen.

Die zweitunterste, grüne Kurve zeigt die Preisentwicklung der Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren (kleiner als 35 mm - APS-C und Micro-Four-Thirds). Auch hier ergibt sich ein deutlich zweigeteiltes Bild:
Zuerst ging es mit dem Preis vom Plateau in den Jahren 2006-2008 mit ca. 30.000 Yen bis 2011 auf rund 14.000 Yen zurück. Das waren weit über -50% durchschnittlicher Preisrückgang je Einzelobjektiv.
Von 2011 ging es jedoch bei den Festbrennweiten beim APS-C und Micro-Four-Thirds deutlich von den rund 14.000 Yen bis auf 23.041 Yen im Jahr 2019 hinauf. Das waren +63,9% durchschnittlicher Preisaufschlag respektive Wertgewinn für die Hersteller je Einzelobjektiv. Offensichtlich sahen manche Fotografen den Mehrwert der neuen (teuren) Festbrennweiten ein. Aber die Hersteller erhöhten auch ihrerseits laufend den Preis, um den Rahm der reichen Amateurfotografen abzuschöpfen (siehe z.B. Fujifilm mit allerdings auch hochwertigen Objektiven bei APS-C). 2023 waren es bereits 32.715 Yen je Festbrennweite. Dieser Anstieg (um +133% von der Basis 2011) ist positiv zu werten. Auch der Anstieg zwischen 2020 und 2023 um +57% war für die Hersteller erfreulich, lag aber überwiegend an der weltweiten Inflation und dem drastischen Währungsverfall des Yen.

Aber letztendlich entscheidet die zukünftige Preisentwicklung über das Überleben dieses Sektors.

Die unterste, orange Kurve zeigt die Preisentwicklung der Zoom-Objektive für kleine Sensoren (kleiner als 35 mm - APS-C und Micro-Four-Thirds). Nachdem man sich 2007 auf einen Spitzenwert von über 18.300 Yen je Objektiv aufgeschwungen hatte, ging es bis 2012 mit 11.278 Yen abwärts und entwickelte sich bis 2020 eher seitwärts. Dann stieg der Wert von 2020 (12.928 Yen) auf den Endwert von 17.043 Yen (2023), und ist somit definitiv der niedrigste Wert aller hier untersuchten Objektivklassen.

Das waren 2024 ca. 100 Euro Netto-Einkaufspreis je Zoom-Objektiv - im Durchschnitt, manche waren also noch billiger. Ganz ehrlich gesagt, darf man davon nicht die beste Bildqualität erwarten. Exakt dies scheint das Hauptproblem jener Billig-Zoom-Kit-Versionen zu sein. Sie bieten an den kleineren Sensoren auch kaum mehr eine höhere Bildqualität als ein modernes Smartphone. Siehe Sensor-Sterben.

Vorsicht: Das sind die Netto-Export / Verschiffungspreise. Sie sagen nichts über die Brutto-Preisgestaltung der Importeure, Groß- und Einzelhändler aus. So ist es bekannt, dass man in Deutschland hemmungslos bis zu 50% Melkkuhzuschlag bei Objektiven über den Weltmarktpreis für Endkunden draufschlägt. Dies gilt insbesondere im Vergleich zum von den Herstellern extrem umworbenen Kern-Markt - den USA.

Europa

Nach der globalen Betrachtung aller Objektive wollen wir nun die Objektive für unseren Kontinent im Detail untersuchen.

Verschiffung nach Europa in absoluten Zahlen

Betrachten wir zuerst einmal die Verschiffung nach Europa in Jahresüberblicken:

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa 1999 bis heute

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa 1999 bis heute in Millionen Stück.

Analyse

Der Messzeitraum beginnt 1999 mit fast 1,95 Mio. nach Europa verschifften Objektiven.

Dann pendelte der Wert zwischen 1,4 und 1,9 Millionen hin und her, bis er 2005 auf 2,2 Millionen anstieg.

Danach zeigte sich ein steiler Aufstieg bis 2012 mit knapp über 10 Millionen Objektiven.

Allerdings setzte seitdem ein unaufhaltsamer Absturz ein auf unter 2,8 Millionen im Jahr 2020.

2021 trat eine gewisse Sockelbildung respektive leichte Erholung ein - auf 2,87 Mio. Objektive.

2022 stiegen die Zahlen nochmals leicht um +5,3% auf 3.021.587 verschiffte Objektive. Aber bereits 2023 sanken die Zahlen drastisch um -17% auf 2,509 Mio. verschiffte Objektive.

Das Niveau von 2020-23 entsprach nur in etwa den Zahlen aus den Jahren 2005/6.

Man kann somit festhalten, dass auch die Gesamtverschiffung nach Europa bereits deutlich bessere Zeiten gesehen hat.

Dies spiegelt sich auch in den monatlichen absoluten Verschiffungszahlen nach Europa:

Monatliche Verschiffung nach Europa

Monatliche Verschiffung nach Europa aller Objektive nach Europa 2002 bis heute.
Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Faktisch schwankte die monatliche Verschiffung 2021 nach Europa nur noch zwischen 198.000 und 295.000 Objektiven. Und mit 2.869.492 lag die Jahresgesamtverschiffung 2021 +3% über dem miserablen Wert von 2020. Das entspricht in etwa dem Jahr 2006.

Die Verschiffungszahlen für 2022 (dicke graue Linie) lagen im ersten Halbjahr unter denjenigen des Vorjahres. Erst ab August kam in den positiven Bereich. Ab Herbst 2022 verbesserte sich deshalb die angespannte Lage etwas. Dies betraf jedoch eher sowieso die ungewünschten preiswerten Objektive, während die teuren hochwertigen weiterhin Mangelware blieben. Insgesamt wurden es mit 3.021.587 verschifften Objektiven +5,3% im Vergleich zum Vorjahr 2021.

Die dicke braune Linie zeigt den Verlauf im Jahr 2023, der unter dem Vorjahr 2022 (grau) lag. Das summierte sich 2023 zu -17% gegenüber dem Vorjahr 2022 auf. Das kam den schlechten Werten des Jahres 2005 nahe.

Die dicke blaue Linie für 2024 lag bisher insgesamt sogar noch unter den Werten des Vorjahres.

Verschiffung nach Europa in Prozentzahlen

Betrachten wir nun die Verschiffung nach Europa in Prozentzahlen und zwar im Monatsverlauf:

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa 1999 bis heute

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa 1999 bis heute in Prozentzahlen je Monat im Vergleich zum jeweiligen Jahr als arithmetischer Durchschnitt.

Analyse

Die Kurven der einzelnen Jahre sind extrem wild. Erst durch den arithmetischen Durchschnitt über alle Jahre (2002-heute) wird daraus diese erstaunlich weiche Monats-Kurve der relativen Jahresanteile.

Wir erinnern uns (vom oben Analysierten), dass im rein theoretischen Idealfall man jeden Monat 1/12 der Jahresgesamtproduktion vermuten würde. Das wären ca. 8,3%.

Unsere langfristig gemittelten Monatswerte schwanken hingegen zwischen 6,5% im Januar und 10,5% im Oktober.

Es gelten auch für Europa die oben bereits festgehaltenen Fakten, wie ein Spitzenwert vor der Weihnachtszeit im Oktober und ein Minimum im Januar nach der Weihnachts-(über-)Sättigung.

Vergleich der prozentualen Verschiffung nach Europa mit der Weltgesamtverschiffung

Betrachten wir nun die Verschiffung nach Europa in Prozentzahlen und zwar im Monatsverlauf mit derjenigen der gesamten Verschiffung aller Objektive in die gesamte Welt:

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa 1999 bis heute

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa und der Welt 1999 bis heute in Prozentzahlen je Monat im Vergleich zum jeweiligen Jahr als arithmetischer Durchschnitt.

Analyse

Bitte beachten Sie, dass zur Verdeutlichung der geringen (aber wichtigen) Unterschiede die Y-Skala erst bei 6% beginnt.

Die durch die jeweiligen arithmetischen Durchschnitte geglätteten Kurven ähneln sich zwar, sind jedoch nicht identisch.

Für Europa zeigt sich ein nicht ganz so tiefer Wert im Nachweihnachtsgeschäft (Januar und Februar). Dies deutet darauf hin, dass im eher wohlhabenden Europa durchschnittlich auch nach Weihnachten tendenziell etwas mehr Objektive angeschafft werden als weltweit.

Besonders auffällig ist der Anstieg der Kurve respektive die positive Abweichung in Europa im Mai und Juni. Rechnet man die üblichen ca. 4 Wochen Transportweg ein, so darf man daraus schließen, dass in Europa deutlich mehr Fotografen zum Sommerurlaub mehr Objektive erwerben als im weltweiten Durchschnitt.

Dann fällt jedoch der steile Absturz in den Monaten Juli und August auf. Mit den 4 Wochen Transportweg deutet dies darauf hin, dass in der Haupturlaubssaison und vor allem im ersten Monat danach die Nachfrage in Europa nach Objektiven signifikant geringer ist als weltweit gesehen.

Zu jedem Jahresende fällt der überproportionale Anstieg zum Weihnachtsgeschäft auf.

Daraus folgt, dass der europäische Markt bei Objektiven sich vom Weltmarkt unterscheidet und zwar durch die Spitzen im Vorsommergeschäft und zum Weihnachtsgeschäft.

Dies sollte man vor allem bei pauschalen Äußerungen aus den USA berücksichtigen, wo es bereits ab April (Verschiffung März) zu einen signifikanten Oster- / Frühjahrsgeschäft kommt, das in Europa nicht so ausgeprägt ist.

Vergleich Europa mit Amerika

Nun wollen wir die zwei großen Absatzmärkte Europa und Amerika miteinander vergleichen. Sie werden interessante Unterschiede erkennen.

CIPA nennt die Region Americas. Dies umschließt zuerst einmal den gesamten amerikanischen Kontinent - vom Nord- bis zum Südpol. Aber faktisch konzentriert sich der Absatz an Objektiven auf die USA, gefolgt von Kanada. Dann kommt lange nichts.

Selbstverständlich höre ich schon wieder die Kritiker mit ihren Hufen scharren: Wie kann man die EU mit ganz Amerika vergleichen? Doch. Die japanischen Exporteure haben ihre ökonomischen Gründe für diese Einteilung. Die CIPA macht es exakt so. Der amerikanische Kontinent reicht zwar vom Nord- bis zum Südpol. Aber er wird durch die USA und Kanada wirtschaftliche dominiert. Wie stark das wirtschaftliche Gefälle ist, zeigt sich auch daran, dass manche Firmen wie Nikon sich z.B. aus Brasilien und anderen lateinamerikanischen Ländern bereits zurückgezogen haben, weil sich der Aufwand nicht lohnt. Darüber dürfen historisch gewachsene Südamerika-Träumereien vieler Deutschen nicht hinwegtäuschen. Im Übrigen beschränkt sich der Absatzmarkt Europa auch überwiegend auf die wohlhabenderen westlichen Staaten. Für z.B. den Balkan interessieren sich die meisten japanischen Hersteller auch nicht besonders.

Jährliche Verschiffung der Objektive in Stück

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa und Americas 1999 bis heute

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa und Americas 1999 bis heute in absoluten Zahlen.

Analyse

Der erste Blick erstaunt: Die beiden Kurven Europa und Americas sind erstaunlich ähnlich. Erst auf den zweiten Blick werden Unterschiede deutlich.

Zuerst fand die neue Technik der digitalen Objektive in den USA schnelleren Zugang. Europa holte allerdings bis 2006 auf.

Aber 2008 wurden die USA durch die Finanzkrise drastisch ausgebremst. Dort schlugen die wirtschaftlichen Folgen für viele Fotografen direkt auf das private Umfeld durch.

Europa holte dann den späten Start nach und erreichte 2012 über zwei Millionen mehr Objektive bei der jährlichen Verschiffung als die USA.

Danach stürzte allerdings das Interesse an Objektiven in Europa drastisch ab und unter das der USA, bis sich das Verhältnis 2020 leicht umkehrte.

Im Jahr 2021 glichen sich die Zahlen bis auf 20.000 Stück an.

Soweit sieht alles anhand der Gesamtzahlen über alle Objektive extrem positiv für Europa aus.

2022 entwickelten sich die Regionen wieder auseinander, wobei die USA (297.488) weniger aber teurere Objektive erhielten.

2023 litt Europa am stärksten unter der Inflation und fiel deutlich unter die - trotz boomender Kriegswirtschaft - ebenfalls rückläufige USA zurück.

Nun wollen wir die Details genauer nach Objektivklassen untersuchen.

Jährliche Verschiffung der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren in Stück

Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren

Gesamtverschiffung der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren in tausend Stück nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Festbrennweiten-Objektive für Vollformat und Mittelformat sehen bereits unerwartet unterschiedlich aus.

Nach dem erwartbaren technologiefeindlichen Nachzüglerstart in Europa schwangen sich die europäischen Fotografen ab 2011 zu den dominierenden Käufern von Festbrennweiten im Vollformat auf.

Seit 2016 nähern sich die Kurven allerdings deutlich an.

Jährliche Verschiffung der Zoom-Objektive für große Sensoren in Stück

Zoom-Objektive für große Sensoren

Gesamtverschiffung der Zoom-Objektive für große Sensoren in Millionen Stück nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Zoom-Objektive für Vollformat und Mittelformat sehen ebenfalls unerwartet unterschiedlich aus.

Nach dem erwartbaren technologiefeindlichen Nachzüglerstart in Europa schwangen sich die europäischen Fotografen ab 2010 und 2011 zu Käufern von Vollformat-Zoom-Objektiven auf, verloren aber ab 2013 wieder deutlich das Interesse daran.

Aus den ersten beiden Diagrammen könnte man die Behauptung ablesen, dass europäische Fotografen leidensfähiger sind und den optischen Mehrwert der Festbrennweiten an modernen Kameras höher schätzen als den Komfort der Zoom-Objektive.

Ohne Zweifel dominieren Zoom-Objektive bei Vollformat-Kameras in den USA bei Vollformat. Dort wird der ergonomische Komfort offensichtlich etwas höher angesetzt als die Mehrwerte bei der Bildqualität der Festbrennweiten.

Daraus folgt bei dem in der Werbung und bei international tätigen Influencern wichtigen Vollformat ein elementarer Unterschied bei Objektiven zwischen den fotografisch tonangebenden USA und Europa, den man beachten sollte.

Jährliche Verschiffung der Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren in Stück

Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren

Gesamtverschiffung der Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren in tausend Stück nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Festbrennweiten-Objektive für APS-C und Micro-Four-Thirds unterscheiden sich ebenfalls.

Bei kleinen Kameras lag in Europa schnell das Interesse der Fotografen vor, und sie schwangen sich ab 2010 zu den dominierenden Käufern von Festbrennweiten auf.

Durch den Wirtschaftsboom in den USA 2023 und der gleichzeitigen Wirtschaftsmisere in Europa glichen sich die Werte 2023 jedoch deutlich an.

Jährliche Verschiffung der Zoom-Objektive für kleine Sensoren in Stück

Zoom-Objektive für kleine Sensoren

Gesamtverschiffung der Zoom-Objektive für kleine Sensoren in tausend Stück nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Zoom-Objektive für APS-C und Micro-Four-Thirds unterscheiden sich (zumindest für die Anfangsjahre) ebenfalls.

Von Anfang an dominierten die europäischen Fotografen bei den Käufen der Zoom-Objektive für die kleinen Kameras.

Erst seit 2014 glichen sich die Kurven der jährlichen Verschiffungen an.

Aus den letzten beiden Diagrammen könnte man die Behauptung ablesen, dass europäische Fotografen leidensfähiger sind und den optischen Mehrwert der Festbrennweiten auch an kleinen modernen Kameras höher schätzen als den Komfort der Zoom-Objektive.

Auch bei Zoom-Objektiven dominierten lange die Europäer beim Kaufinteresse. Aber dies fiel vor allem in die Frühzeit bis 2012. Danach brach das Interesse geradezu weg. -43% in nur 2 Jahren ist ein extremer Einbruch, der sich in den Folgejahren fortsetzte.
Erinnern wir uns: Diese Zoom-Objektive waren fast immer als Kit-Zooms bei der Kamera beigelegt. D.h. fast alle Zoom-Objektive in dem kleinen Sensorbereich sind im Prinzip fest an der gekauften Kamera. Fast so drastisch brach in jenen Jahren somit der Verkauf von APS-C- und Micro-Four-Thirds-Kameras weg.

Daraus lässt sich allerdings etwas sehr Negatives für Europa ablesen: Ein früher übersteigertes Interesse an Kameras mit kleinen Sensoren. Dies ist aus Sicht der japanischen Hersteller deshalb als negativ zu bewerten, weil sie sich zunehmend von diesen webrechenden und deshalb kaum mehr profitablen Bereichen trennten.

Jährliche Verschiffung der Objektive in Milliarden Yen

Nachdem wir bisher im Vergleich Europa - Amerika die Stückzahlen verglichen haben, wollen wir nun die (Geld-) Werte der Objektive für die Hersteller betrachten.

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa und Americas 1999 bis heute

Gesamtverschiffung aller Objektive nach Europa und Americas 1999 bis heute in Milliarden Yen.

Analyse

Der erste Blick erstaunt: Die beiden Kurven Europa und Americas sind erstaunlich ähnlich. Erst auf den zweiten Blick werden Unterschiede deutlich.

Die USA hatten 2009 bis 2011 lange unter den Folgen der Finanzkrise zu leiden. Dafür zeigten sie in den Jahren 2016-2019 eine größere Kauflaune als die Europäer, als sich unter dem in Europa so verhassten Präsidenten Trump die dortige Wirtschaft deutlich besser erholte.

Dass die USA 2021 deutlich höher punkteten, lag an der Lieferpolitik der Japaner. Sie drosselten absichtlich die Lieferungen nach Europa überproportional, um den Kernmarkt USA zu bevorzugen.

2022 ging es in beiden Regionen steil bergauf, weil man endlich die fehlenden hochwertigen (= teuren) Objektive nachlieferte. Aber nach Europa wurden viel mehr, also durchschnittlich preiswertere Objektive geliefert.

2023 fiel Europa aufgrund der mäßigen bis (in Deutschland) miserablen Wirtschaft zurück.

Vergleich der Geldwerte der Einzelobjektive zwischen Europa und Amerika

Nun wollen wir die geldwerten Details genauer nach Objektivklassen untersuchen, indem wir den arithmetischen Durchschnittspreis je Einzelobjektiv berechnen. - Dabei wurde jeweils der entsprechende Verschiffungswert durch die Anzahl der jeweiligen Objektive geteilt. Die CIPA macht dies identisch, verwendet jedoch stark gerundete Zahlen.

Allerdings ergibt sich ein Problem der Daten:

Es ist unklar, ob die japanischen Hersteller alle Produkte zum selben Preis verschiffen, oder je nach Region bereits die Verschiffungspreise vor dem Export anpassen. D.h. aus einem höheren Stückpreis lässt sich nicht zwingend immer ein höherwertiges Objektiv ableiten. Es könnte einfache Preistreiberei sein, wobei man Europa finanziell schröpft.

Ferner kann es auch sein, dass die Verschiffungspreise / Exportpreise zwar identisch sind, aber die regionalen Importeure in Europa einen Preismix / eine Mischkalkulation betreiben, wobei sie in Deutschland hemmungslos 30% und mehr Melkkuhzuschlag drauflegen, damit sie - bei vergleichbarer Mehrwertsteuer - in Spanien und Italien für identische fotografische Produkte den Preis senken können.

Bedauerlicherweise liegen mir Informationen über alle diese Vorgehensweisen vor.

Dennoch kann man festhalten, dass die USA fast immer die günstigsten / niedrigsten Preise erhalten. Dieser Zielmarkt wird (teilweise massiv) subventioniert.

Warnhinweis: Arithmetische Durchschnitte haben so ihre Nachteile, wie mein Statistikprofessor schmunzelnd einmal erwähnte: Stellen Sie sich vor, Sie stehen mit einem Bein in Eiswasser und mit dem anderen in siedend heißem Wasser. Dann stehen Sie im Durchschnitt ganz bequem.

Also geht es hier definitiv nicht um Sie - lieber Leser. Sie werden in Ihrem persönlichen Kaufverhalten nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar definitiv von den folgenden Aussagen (etwas) abweichen.

Jedoch treffen diese Daten statistisch gesehen für die jeweiligen Kontinente / Absatzgebiete insgesamt zu.

Einzelpreis der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren in Yen

Einzelpreis der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren in Yen

Durchschnittlicher Einzelpreis der Festbrennweiten-Objektive für große Sensoren in Yen gemäß der Gesamtverschiffung nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Festbrennweiten-Objektive für Vollformat und Mittelformat sehen erstaunlich ähnlich aus.

Dennoch lag der Einzelpreis der Festbrennweiten in Europa seit 2010 meist deutlich unter demjenigen in den USA.

Man darf daraus ablesen, dass die europäischen Fotografen bei Festbrennweiten für Vollformat und Mittelformat für die japanischen Hersteller meist weniger lukrativ waren und sind als die US-Amerikaner.

Somit müssen wir insgesamt festhalten, dass die europäischen Fotografen zwar nominal mehr Festbrennweiten erwerben. Aber dafür durchschnittlich weniger Erlös für die Hersteller bieten. D.h. sie kaufen vermutlich im Durchschnitt die preiswerteren Festbrennweiten des Gesamtangebotes. - Nochmals: Es handelt sich um Export- / Verschiffungspreise. Deshalb gilt die Aussage unabhängig davon, dass bei uns alle Fotoprodukte generell überteuert sind.

Einzelpreis der Zoom-Objektive für große Sensoren in Stück

Zoom-Objektive für große Sensoren

Durchschnittlicher Einzelpreis der Zoom-Objektive für große Sensoren in Yen gemäß der Gesamtverschiffung nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Zoom-Objektive für Vollformat und Mittelformat unterscheiden sich ebenfalls unerwartet.

Seit 2013 verdienen die japanischen Hersteller mit den europäischen Fotografen mit jedem einzelnen Zoomobjektiv bei Vollformat durchschnittlich deutlich mehr Geld als mit amerikanischen Kunden.

Daraus darf man vorsichtig schließen, dass europäische Fotografen zwar weniger Zoom-Objektive bei Vollformat erwerben (siehe oben), dann jedoch durchschnittlich öfter die hochwertigeren.

Aus den ersten beiden Diagrammen ergibt sich ein gespaltenes Bild: Die europäischen Fotografen sind bei Vollformat und Mittelformat bei Zoomobjektiven die wertvolleren (Einzel-)Kunden. Aber bei Festbrennweiten verdienen die Hersteller mehr an den US-Kunden.

Einzelpreis der Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren in Stück

Betrachten wir nun den Massenmarkt der APS-C- und Micro-Four-Thirds-Klassen.

Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren

Durchschnittlicher Einzelpreis der Festbrennweiten-Objektive für kleine Sensoren in Yen gemäß der Gesamtverschiffung nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Festbrennweiten-Objektive für APS-C und Micro-Four-Thirds sieht zwar wild aus, ist jedoch insgesamt zwischen den beiden Absatzregionen relativ ausgeglichen.

Den Anstieg nach 2011 führe ich vor allem auf die qualitativ hochwertigen Objektive von Sigma und dann Fujifilm zurück, welche allerdings auch ihren Preis hatten.

Man kann sagen, dass mal die europäischen Fotografen und eine Zeit lang die US-Fotografen etwas lukrativer waren. Insgesamt waren die Preis-Unterschiede allerdings eher gering und ebneten sich bis 2020 fast ein. 2022 fielen sie jedoch wieder deutlich auseinander, um sich 2023 erneut anzunähern.

Bis 2020 betrachtet sank jedoch der durchschnittliche Stückpreis der erworbenen Festbrennweiten bei kleinen Sensoren erheblich, während er gleichzeitig bei den Festbrennweiten und Zoom-Objektiven bei Vollformat - vor allem in den letzten 10 Jahren - anstieg. Dies gilt in realen Werten auch für die nominale Steigerung ab 2021 aufgrund des Währungsverfalles des Yen und der hohen Inflation. Da die Objektive nicht im Endkundenverkauf preiswerter wurden, kann man daraus schließen, dass sich die Fotografen insgesamt (auf beiden Märkten) eher für preiswertere Festbrennweiten bei APS-C und Micro-Four-Thirds interessierten. Vor allem lag der YEN-Exportpreis (entspricht ungefähr Netto-Einkaufspreis) APS-C und Micro-Four-Thirds 2023 viel tiefer als bei den entsprechenden Objektiven bei Vollformat - ca. 33-35.000 Yen gegenüber durchschnittlich 51-62.000 Yen bei Vollformatfestbrennweiten.

Einzelpreis der Zoom-Objektive für kleine Sensoren in Stück

Zoom-Objektive für kleine Sensoren

Durchschnittlicher Einzelpreis der Zoom-Objektive für kleine Sensoren in Yen gemäß der Gesamtverschiffung nach Europa und Americas 2006 bis heute.

Analyse

Diese Kurven der Zoom-Objektive für APS-C und Micro-Four-Thirds unterscheiden sich ebenfalls kaum.

Man kann festhalten, dass die europäischen Fotografen am Anfang des Beobachtungszeitraumes und am Ende etwas lukrativer waren.

Hingegen fällt auf, dass die Durchschnittspreise für Zoomobjektive bei APS-C und Micro-Four-Thirds sanken und insgesamt sehr niedrig lagen. Dies galt auch für die Jahre 2021-2023, wenn man die weltweit hohe Inflation und den drastischen Währungsverfall des japanischen Yen berücksichtigt.

Aus den letzten beiden Diagrammen kann man die Folgerung ziehen, dass die Hersteller mit den einzelnen Objektiven der APS-C- und Micro-Four-Thirds-Klasse nicht gerade reich wurden. Der ökonomische Erfolg wurde vermutlich durch die große Stückzahl (Skaleneffekte) erreicht. Bei den Festbrennweiten konnte man sich vom absoluten Tiefststand etwas emporarbeiten. Jedoch waren (2024) umgerechnet ca. 200 Euro nicht ein wirklich hoher Exportpreis. Aber bei den Zooms ist ein umgerechneter durchschnittlicher Exportpreis von ca. 100 Euro eher ernüchternd. - Nochmals: Das ist der Durchschnitt aller Zooms - vom billigsten Kit-Zoom bis zum teuersten verschifften Modell. Daraus folgt, dass zahlreiche Modelle noch weniger Export-Erlös erzielten. Die Zoom-Objektive werden jedoch bei diesen niedrigen Preisen und drastisch wegbrechenden Stückzahlen (negative Skaleneffekte) für die Hersteller langfristig zum Problem.

Weltmarktanteile

Lassen Sie uns zum Schluss noch die Weltmarktanteile betrachten. Genau genommen geht es um die Frage: welcher Kontinent / welcher Absatzmarkt erzielt einen größeren Anteil am Gesamtexport bei Objektiven in Stück und Geldwert?

Weltmarktanteile an verschifften Objektiven

Weltmarktanteile Europas und Americas an verschifften Objektiven in Stück und Geldwert in Prozent gemäß der Gesamtverschiffung von 1999 bis heute.

Analyse

Zuerst sieht das ziemlich wild aus. Aber Geduld.

Die beiden blauen Linien stehen für Europa, die beiden roten für die USA.

Insgesamt ging es für beide Teilmärkte von ihren jeweiligen Höhepunkte bergab.

Der amerikanische Markt erlebte seine Höhepunkte ca. in den Jahren 2002-2005, Europa zeitversetzt ca. 2009-2012.

Der amerikanische Markt erlebte seine Tiefpunkte ca. in den Jahren 2011-2015, Europa zeitversetzt ca. 2016-2018.

Danach konnten sich beide Märkte - relativ gesehen - wieder erholen.

Vorsicht. Dies sind prozentuale - also relative - Betrachtungen. In Wirklichkeit war es eher so, dass die anderen Weltmärkte sich gegengleich veränderten.

Eigentlich schnitt der europäische Markt - vor allem in den letzten Jahren - nicht so schlecht ab gegenüber dem amerikanischen.

Auffällig ist allerdings bei beiden Märkten, dass die geldwerten Anteile bis einschließlich 2021 immer geringer waren als die Stückzahlen. Dies mag beim subventionierten US-Markt einleuchten. Aber in Europa deutet sich eher der Kauf geringerwertiger Güter an. - Insgesamt folgt daraus, dass es für die japanischen Hersteller relativ gesehen wertvollere Märkte gibt, auf denen die Kunden zwar weniger Objektive erwerben, aber dafür hochpreisigere.

Erst 2021 und 2022 wurde das Verhältnis bei den Werten verbessert (der Abstand der jeweils blauen und jeweils roten Kurven zueinander geringer - mit anderen Worten: der Wert näherte sich zunehmend der Stückzahl), als man endlich hochwertige Objektive liefern konnte.

Aber 2023 trat ein Schock ein: Während Europa aufgrund der schlechten Wirtschaft abstürzte, stürzten die Werte in den ökonomisch boomenden USA aufgrund der politischen Unzufriedenheit, der (dort nur leichten) Inflation sowie einer Marktsättigung ab. Vor allem in Americas wurden die negativen Effekte weiter verstärkt durch die billigen APS-C-Objektive, welche den Wert je Objektiv (bereits rein logisch) absenken mussten.

Da mir vermutlich sowieso niemand ohne Beweis glaubt, hier die anderen Weltregionen mit ihrem jeweiligen Markt-Anteil an verschifften Stückzahlen und Exporterlös:

Weltmarktanteile an verschifften Objektiven Asien

Weltmarktanteile Asiens an verschifften Objektiven in Stück und Geldwert in Prozent gemäß der Gesamtverschiffung von 1999 bis heute.

Analyse

Die helleren Linien zeigen jeweils den Anteil des Exporterlöses und die dunkleren Linien die Anteile an den verschifften Stückzahlen.

Überall liegen die Markt-Anteilswerte der hellen Linien (Exporterlös) über den dunklen Linien der Stückzahlen. Die Ausnahme waren früher die Entwicklungsländer (u.a. 'Others'). Aber dort haben die japanischen Firmen sich drastisch umorientiert und das Verhältnis in den letzten Jahren ebenfalls ins Positive gewendet.

Daraus darf man schließen, dass die asiatischen Märkte inklusive Ozeanien etc. für die japanischen Hersteller lukrativer sind - in Bezug auf den Wert der verschifften Einzelobjektive. Oder mit anderen Worten: Jene Fotografen dort geben wesentlich mehr Geld für hochwertige Objektive aus als die geizigen Europäer und Amerikaner.

Signifikant ist vor allem der prozentuale Aufstieg Asiens, was zu etwa zwei Dritteln China meint.

Vor allem für 2023 galt, dass alle anderen Welt-Regionen (außer Europa und den USA) sich aufwärts bewegten. Asien rettete den Objektivherstellern sogar die Jahresbilanz.
Der 2023 eingetretene Bedeutungsverlust Europas aber auch der USA war weder bei den Europäern noch den Amerikanern, noch den japanischen Kameraherstellern voll angekommen. Denn die Kamerahersteller träumten noch immer vom Hauptmarkt USA, den sie mit ungeheuren Werbemitteln umwarben. Aber in Wirklichkeit lag der Hauptmarkt in China und Asien, die man wieder mit härtesten Sanktionen überzog und sowieso (als angebliche 'Schwellenländer' sowie ehemalige Kolonien) kaum ernst nahm.

Weltmarktanteile an verschifften Objektiven alle Länder seit 2019

Detaillierte Weltmarktanteile aller Weltregionen an verschifften Objektiven in Stück und Geldwert in Prozent gemäß der Gesamtverschiffung aller Länder seit 2019 bis heute.
Hier das große Diagramm bildschirmfüllend.

Analyse

Erst seit dem Jahr 2019 listet die CIPA die Länder detaillierter auf, wobei u.a. Asien in China und Restasien ohne China unterteilt wird. Japan wurde bereits früher als Heimatmarkt aus dem Bereich Asien ausgruppiert.

Bitte deuten Sie deshalb die Grafik korrekt: Aufgrund der bisher nur wenigen Jahre erscheinen die Kurven alle sehr flach. Aber in Wirklichkeit sind die bereits eingetretenen Veränderungen der Marktanteile erheblich.

Diese Zahlen umfassen jeweils alle Objektive zusammengefasst, also sowohl große Objektive ab 35mm Vollformat als auch die kleineren für APS-C und darunter.

Die durchgezogenen Linien zeigen jeweils die Anteile an den verschifften Stückzahlen und die gestrichelten gleichfarbigen Linien den Anteil des Exporterlöses.

Wichtig ist hier besonders der kontinuierlich aufstrebende Marktanteil Chinas (rot), sowohl in Stückzahlen als auch Geldwerten.

In Restasien, Japan und der gesamten Dritten Welt (Other Areas) kann man zumindest eine Seitwärtsbewegung konstatieren.

In Europa und den USA ist jedoch der Abwärtstrend unverkennbar.

Die japanischen Kamera- und Objektiv-Hersteller sollten sich auf diesen aufsteigenden neuen Markt einstellen. Sofern die Entwicklung anhält, wird bald China der faktische Leitmarkt sein. Dies gilt nicht nur bei den Stückzahlen, sondern vor allem aufgrund der Tatsache, dass die chinesischen Kunden nachweislich die hochwertigeren / teureren Objektive kaufen. Hingegen ist das vor allem in den USA und Europa umgekehrt.

Oder, um es im Klartext zu formulieren: Bereits 2023 retteten die Chinesen den japanischen Objektivherstellern die Bilanzen.
Der von der konservativen japanischen Regierung mit dem größten Rüstungsplan der japanischen Geschichte (u.a. 300 Mrd. US-Dollar für Angriffswaffen) und den schwersten Wirtschafts-Sanktionen gegen China eingeschlagene Kurs kann die japanischen Optikbereiche in ihrer Existenz bedrohen. - Dabei handelt es sich nicht um die ausdifferenzierten Großkonzerne, welche immer überleben werden. Aber die immer weiter schrumpfenden Imaging-Abteilungen mit ihren immer tiefer heruntergestuften Kamera- und Objektiv-Unter-Abteilungen können nicht auf ca. 20% der Stückzahlen oder deren Umsätze verzichten.

Bei den Kameras sieht es im Übrigen ähnlich positiv für China aus.

Leitmarkt USA

Warum sind die USA dennoch der Leitmarkt der Fotoindustrie?

Auch, wenn viel deutsche Fotografen der Meinung sind, der Fotomarkt würde sich auf Deutschland und Europa konzentrieren, weil hier die Fotografie angeblich auf dem europäischen Kontinent erfunden wurde, so liegen sie völlig falsch. Erstens wurde die Fotografie fast gleichzeitig in Frankreich und England erfunden und zweitens sind die Zeiten, in denen die Welt auf deutsche Fotoprodukte schaute, schon seit Jahrzehnten vorbei.

Dass die Japaner die USA als den Leitmarkt ansehen, liegt sicherlich auch an dem von Deutschen gerne vorgeschobenen Allein-Argument der englischen Sprache. Aber in Wirklichkeit sind es vor allem das kapitalistische Denken und Handeln der dortigen Bevölkerung sowie deren positive Technikorientierung, welche sich auch in der Politik und den Gesetzen sowie Vorschriften spiegelt. Dies sehen die meisten ostasiatischen Staaten identisch, weil sie selbst so denken und handeln. Hingegen führen folgende Länder die Liste der technologiefeindlichsten Staaten der Welt an: Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien. Da dies auch die treibenden Kräfte in Europa sind, darf die technologiefeindliche und Japan- sowie USA-feindliche Politik der EU nicht verwundern. Vor allem leiden viele asiatische Firmen seit Jahrzehnten unter den extremen protektionistischen Maßnahmen der EU, die seit einigen Jahren gerne unter dem Deckmantel der Ökologie durchgeboxt werden. Die einzige Ausnahme hiervon ist China, das von der EU bis 2022 umworben wurde. Auch dies stößt bei den kleineren Staaten in Asien auf Unverständnis bis Missbilligung, da die EU nur ihre eigenen kurzfristigen Handelsvorteile sieht, und den politischen sowie militärischen Einfluss Chinas bewusst ignoriert. Seit 2022 führten jedoch vor allem die USA gefolgt von England und den deutschen Grünen massive Sanktionen gegen China ein, die (wie fast immer nicht durchdacht) jedoch viele andere Länder hart trafen.

Diese Meinung vieler asiatischer Firmen hat sich seit dem Ausscheiden der einzigen kapitalistisch denkenden europäischen Nation und vor allem technikorientierten Bevölkerung (England) aus der EU deutlich verstärkt. Nicht wenige Firmen reduzierten seitdem ihr Europaengagement signifikant. Das wird in der aktuellen Wirtschaftskrise gerne mit der Pandemie erklärt, hat jedoch tiefergehende Gründe, welche Europa auch nach der Pandemie deutlich spüren wird.

Bevor bei deutschsprachigen Technikern unter den Fotografen nun die Schnappatmung einsetzt: Es geht nicht um die noch wenigen verbliebenen technikaffinen Menschen in Europa, die eine positive Grundeinstellung zum technischen Fortschritt haben. Sondern es geht bei Wirtschaftsbeziehungen um die politisch tonangebenden Medien und Parteien. - Wer es nicht glaubt, der soll einfach einmal ein paar noch nicht europaassimilierte Ausländer (USA, Australien, Asien) fragen. Sie werden sich wundern, wie sich das früher positive Europabild bei Technik und Industrie gewandelt hat.

Die USA ist jedoch auch der Leitmarkt der Fotowirtschaft, weil es der ideale Testmarkt ist. Ein Produkt, das sich dort gut verkaufen lässt, wird zum garantierten Erfolgt in allen angloamerikanischen Staaten, weil jene Bevölkerung eben nicht nur die gleiche Sprache spricht, sondern vor allem gleich denkt - vor allem bei Technikinnovationen. - Zur Senkung des Blutdruckes mancher Leser: Auch in Europa finden sich unter den Fotografen zahleiche technikorientierte Käufer. Aber das sind prozentual zu allen Fotografen und vor allem zur meinungsbildenden Bevölkerung viel geringere Anteile.

Daraus folgt, dass die japanischen Firmen sich auch am technikfreundlichen Denken jener Bevölkerung orientieren. Auf deren Influencer und deren Fachmagazine hört die japanische Kameraindustrie. Diese werden vorab mit Informationen und Testprodukten beliefert. Denen bezahlt man atemberaubende Werbeetats. Jene lädt man nach Hawaii oder andere Locations ein und sogar in die japanische Zentralen. Bei denen akzeptiert man auch Kritik, weil sie sich auf die Technikdetails bezieht, während man in Europa von vielen oft nur noch ideologisch motivierte ökologische Pauschalkritik oder esoterischen Unsinn als Antwort erhält.

Das gesamte Denken und Handeln der meisten Asiaten ist extrem USA-orientiert, auch wenn jene das selbst nicht gerne (vor allem in China) hören wollen. Das liegt jedoch daran, dass diese in vielen Dingen wirklich sehr ähnlich denken und handeln. Evtl. ist dies auch einer der Gründe, warum sich China und die USA auf politischer Ebene nicht immer gut verstehen. Sie sind (abgesehen vom politischen System) in vielem zu ähnlich.

Der Niedergang Deutschlands und Europas zeigt sich in vielen Bereichen. Aber das unerwartet schnelle Ableben der photokina belegt am deutlichsten den Bedeutungsverlust Deutschlands und Europas im Fotobereich. Der 2024 von den Kameraherstellern aufgelöste deutsche Dachverband PIV unterstrich es nochmals. Siehe hierzu auch Wunsch und Wirklichkeit.

Ein aktuelles Beispiel will ich noch anfügen: Als ich mich kürzlich wieder in eine neue Kamera einarbeitete, las und arbeitete ich selbstverständlich das Handbuch komplett durch. Für die deutschsprachigen Länder wird überhaupt keines mehr in gedruckter Form geliefert - selbst für teure Kameras. Man muss sich ein PDF selbst herunterladen. Dann war es vom Japanischen zuerst in das Englische und von dort so extrem schlecht und lustlos in das Deutsche übersetzt, dass ich hunderte von Fehlern fand. Neben Tipp-, Grammatik- und Stilfehlern, waren es vor allem inhaltliche Fehler, die nicht nur das Verständnis der Kamerafunktionen erschwerten bis unmöglich machten, sondern die Bedienung in Teilen verunmöglichten und in Einzelfällen bei wörtlicher Anwendung sogar zu Schäden an der Kamera führen würden. - Als ich den Hersteller mit den kostenlos zugesandten ersten 30 Seiten an Korrekturen anschrieb, erhielt ich nach längerem Warten die unmissverständliche Antwort, dass man als Vertrieb keinen Einfluss auf die Handbuchgestaltung und die Übersetzung hätte, und dass man auch kein Interesse an Verbesserungen oder Korrekturen hätte. Als ich darauf direkt und mehrfach die japanische Zentrale anschrieb, erhielt ich bis heute überhaupt keine Antwort. Fakten. - Wie sagte ein Manager so treffend: Vom europäischen Kunden erwartet man nur noch die Geldzahlung. Ansonsten hat er sich gefälligst ruhig zu verhalten.

Wirtschaftliche Prognosen zu Objektiven

Kommen wir nun - anhand der vorherigen Daten und Analysen - zu den zaghaften Voraussagen über die Objektiv-Branche.

Chancen

Aufgrund des Aufstieges zahlreicher Fotografen zu Vollformat müssen diese neue Objektive kaufen. Aufgrund des Umstieges zahlreicher Fotografen zu spiegellosen Kameras müssen auch sie neue Objektive kaufen.

Da sie dies 2020 - 2021 kaum konnten, weil entweder noch keine passenden Objektive für die neuen spiegellosen Kameras / Bajonette vorlagen oder wegen der Pandemie nicht lieferbar waren, baute sich hier ein Kaufstau auf. Korrekt gelesen. In diesem Punkt der Objektive stimme ich den Herstellern zu - im Gegensatz zu Kameras (vor allem bei den kleinen Sensoren im Bereich Kompakt- und Bridge-Kameras).

Ferner fordern neue Hochleistungskameras mit über 40 Mega-Pixel im Grunde Festbrennweiten, um das Sensor-Potential wirklich auszureizen. D. h. hier sehe ich eine langsame und leichte Trendwende weg von den Zooms und dann hin zu den gezwungener Maßen mehr einzelnen Objektiven. Damit man mich richtig versteht: Ich behaupte nicht, dass nun alle auf den Reisen auf die Zoom-Objektive verzichten. Ganz im Gegenteil sehe ich sogar die Chance, dass die übrig bleibenden wohlhabenden (und zunehmend älteren) Fotografen sich beides gönnen: die Zooms für den Sparziergang, die Wanderung sowie die Reise - und zusätzlich Festbrennweiten für die ganz wichtigen / ganz speziellen Aufnahmen.

Alles dies führte dazu, dass die verbliebenen Fotografen seit 2022 mehr Objektive anschafften und teilweise es auch weiterhin tun werden.

Somit prognostiziere ich nicht nur eine kurzfristige Sockelbildung auf dem Niveau von 2021, sondern mittelfristig eine spürbare Erholung und somit Steigerung der Absätze - also steigende Produktions- und Verschiffungszahlen bei hochwertigen Objektiven.

Bereits im Februar 2021 wurde eine neue Technologie publiziert (Fachartikel bei Optica), welche die Herstellung hochwertiger Objektiv-Linsen beschleunigen, vereinfachen und verbilligen könnte: Die israelische Firma TECHNION (Israel Institute of Technology) entwickelte ein neues Herstellungsverfahren, das auf den ersten Blick revolutionär wäre. Ein flüssiges Polymer lagert in einer speziellen Flüssigkeit. Darauf werden physikalische Kräfte ausgeübt, um fast jede denkbare Oberflächenform zu erzeugen, die dann (ähnlich Kunstharzen) mittels UV-Strahlung zu einer festen Linse ausgehärtet wird. Die Labortests ergaben bei Linsen mit bis zu 20 Zentimetern Durchmesser eine optische Qualität, die mit den besten polierten Linsen vergleichbar sein soll. Die Herstellung soll um Potenzen einfacher und schneller sein. Warten wir jedoch die Serienproduktion ab. - Sollte dies funktionieren wäre meiner Meinung nach die bisherige Produktionsschranke der fehlenden Fachkräfte aufgehoben. Das können Produktionsroboter durchführen.

Risiken

Damit diese Chancen genutzt werden können, müssen die Hersteller jedoch zahlreiche Risiken meiden respektive die dahinter liegenden Probleme schnell entschärfen.

Vor allem für die frühen 2020er Jahre galt: Die Objektivhersteller müssen diese Nachfrage auch kurzfristig bedienen. Allerdings waren Ende 2024 noch immer bei weitem nicht alles Gewünschte im Objektivbereich für die neuen spiegellosen Bajonette und vor allem die neuen extrem schnellen Kameras lieferbar.

Sie müssen weg von der Überproduktion der Billig-Objektive, die überall auf Lager liegen. Dass sich diese kaum verkaufen lassen, liegt an den gesteigerten Anforderungen der Fotografen. Aber jene gesteigerten Anforderungen haben die Kamerahersteller selbst durch die neuen hochauflösenden Kameras erzeugt.

Alle Hersteller müssen nun wirklich zeitnah erstens ihre sogenannte Roadmap bei Objektiven vervollständigen (bis wann genau erscheint welches Objektiv) und zweitens diesen Zukunftsplan auch publizieren sowie drittens sich unbedingt an den eigenen Zeitplan halten. Die Kunden werden nicht länger als bis 2025 warten. Sie warten ja bereits geduldig seit 2018 auf neue hochwertige Objektive für spiegellose Kameras.

Alle Hersteller müssen umgehend die eigenen Chip-Mangel- / Zulieferprobleme für die Objektivherstellung in den Griff bekommen - und zwar ohne Tricks wie die geplante Ersatz-Bestellung minderwertiger Rohstoffe und Zulieferteile.

Alle Hersteller müssen umgehend die eigenen Logistikprobleme bei der Verschiffung der Objektive an die Zielkunden in den Griff bekommen. Dies erhoffte man seit der Pandemie für jedes neues Jahr. Aber es trat bisher nicht ein.

Mit umgehend meinte ich bei der ersten Fertigstellung des Artikels 2022. Wir hatten 2020 die nicht präzise vorhersagbare Pandemie (obwohl Fachleute seit mindestens 2004 davor warnten), welche die Fotografie schädigte. Aber 2021 frustrierten die Objektivhersteller selbst die Fotografen, indem sie durch eigene Managementfehler nicht liefern konnten. Das versprochene Feuerwerk an neuen Objektiven blieb 2021 aus. Sehr viele kaufwillige und zahlungskräftige Kunden wurden frustriert und begannen teilweise bereits zu resignieren. Hier brennt es, sofern man die Lieferprobleme nicht bald in den Griff bekommt. Einen verbrannten Wald nachträglich wieder zu rekultivieren dürfte allen Herstellern schwer fallen.

Auch, wenn nun wieder einige Fotografen widersprechen, die Objektivhersteller müssen sich dazu auf die neuen Objektive der spiegellosen Systeme beschränkten. Es ist weder finanziell noch personaltechnisch durchführbar, gleichzeitig die Objektivreihen der alten DSLR-Kameras (vor allem mit zwei Reihen Vollformat und APS-C) parallel weiter zu entwickeln.

Ferner müssen die Objektivhersteller auch die Produktion der alten DSLR-Objektive drastisch reduzieren, wenn nicht sogar ganz einstellen. Abgesehen von wenigen (schon immer selten produzierten) Sonderobjektiven sind die Regale und Lager seit Jahren voll damit. D.h. für diejenigen Fotografen, welche bei DSLR bleiben wollen, gibt es auf viele Jahre noch Neubestände an Objektiven in den Lagern. Ferner steht auch danach der ständig schrumpfenden Anzahl an DSLR-Fotografen noch ein gigantischer Gebrauchtmarkt von jeweils über 100 Millionen für Canon und Nikon produzierten DSLR-Objektive zur Verfügung. Damit kann man noch Jahrzehnte zufrieden mit DSLRs fotografieren.

Ferner geht es vor allem bei Canon und Nikon darum, den Berufsbereich zufrieden zu stellen. Hier bricht derzeit vieles weg. Ganze Presseagenturen und Verlage wechselten seit 2020 zu Sony - mit extremen Langzeitwirkungen. Jene Kunden erhält man nicht mehr schnell zurück. Nur spiegellose High-Tech-Kameras anzubieten - ohne ein Gesamtsystem / Ökosystem mit Objektiven - reicht den Berufsfotografen nicht mehr. Auf die seit Jahren lautstark verkündeten Marketing-Slogans der Konzentration auf Berufs- und wohlhabende Hobby-Fotografen, müssen nun endlich auch hochwertige Objektive in großer Zahl folgen. Das blieb allerdings bisher bei Canon und Nikon Stückwerk.

Das für Berufsfotografen gesagte gilt auch für zahlreiche ambitionierte Hobby-Fotografen. Viele sind inzwischen derart genervt, dass sie im kommenden Jahr zu Sony wechseln, wenn Canon und Nikon nicht endlich liefern. Das Geld haben diese Fotografen. Und die neuen Hochleistungskameras von Sony können spielend mit denen von Canon und Nikon mithalten. Gehen diese Kunden verloren, dann bleiben sie für viele Jahre bei Sony. - Nochmals: Die in Foto-Foren so hitzig ausgefochtenen Kämpfe um (nur noch in Laboren messbare) angebliche technische Vorteile einer Kamera sind heute in der Fotopraxis irrelevant. Die Spitzenkameras sind durchaus miteinander vergleichbar. Mit allen kann jeder Fotograf jede fotografische Aufgabe spielend hochwertig lösen. Ähnliches gilt auch für alle anderen Kameras in jedem vergleichbaren Preis- und Marktsegment.

Selbst normale Fotografen verwenden derzeit ihre alten Objektive an Adaptern, weil die optische Leistung der neuen Objektive für spiegellose Kameras bei der Bildqualität im besten Falle nur gleichwertig ist. Alle gelobten Vorteile konzentrieren sich vor allem auf den schnelleren Autofokus und die höhere Serienbildgeschwindigkeit. Aber die bis in die Ecken gelobte hohe (superscharfe) Bildqualität wurde nicht optisch, sondern fast immer durch Künstliche Intelligenz und Computational Photography - also Software in der Kamera - nachträglich erzeugt unter Veränderung der RAW-Datei. Da werden radiale Schärfungsfilter eingesetzt und Ränder sowie Ecken aufgehellt, entrauscht und farbkorrigiert. Das sieht auf den ersten Blick gut aus, behindert aber die Nachbearbeitung ungemein respektive schränkt sie stark ein.

Abgesehen von einzelnen (zumindest jahrelang in vielen Regionen kaum erhältlichen und teuren) Vorzeigeexemplaren mit Lichtwerten / Offenblenden um F1, frustrieren die meisten neuen Objektive durch schlechte Lichtwerte. Frühere Zooms mit f3,5-5,6 wurden zu Zooms mit bis zu f8 Offenblende. Und auch viele Festbrennweiten wurden von f1,4 oft auf f1.8 heruntergestuft. Damit verschenkt man alle Vorteile der neuen Sensoren bezüglich der Bildqualität wieder. Das sehen viele anspruchsvolle Fotografen zurecht nicht als Fortschritt. - Vor allem, wenn man dafür auch noch deutlich mehr Geld ausgeben muss.

So kann man derzeit mit alten Objektiven am Adapter oder sogar an alten Kameras - sofern man auf die höchsten Autofokus- und Serienbild-Geschwindigkeiten verzichtet - eine gleichwertige Bildqualität erhalten, wenn man die RAW-Dateien manuell nachbehandelt.

Folglich müssen die Objektivhersteller zeitnah wirklich die versprochenen hochwertigen neuen Objektive anbieten. - Sie erinnern sich an die digitalen Objektive ab ca. 2004: Die Kunden waren schon früher bereit, für einen signifikanten Mehrwert in der Fotopraxis dann auch richtig Geld auszugeben. Aber die Hersteller müssen zuerst den beweisbaren Mehrwert bieten. Die bisherigen leeren Marketing-Sprüche von mehr Licht kann jeder sofort anhand der technischen Grunddaten widerlegen.

Dennoch sehe ich eine Sättigung des Objektivmarktes ab ca. 2025 voraus. Wenn jeder Fotograf seine neuen Objektive besitzt, die er für seine Fotostile wünscht und benötigt, dann werden eher nur noch Ersatzbeschaffungen stattfinden. Denn auch die neuen Objektive halten sicherlich 10 Jahre. Und die Hoffnung der Hersteller, dass da jährlich Millionen neue Kunden als Aufsteiger aus dem Bereich Smartphones nachwachsen, träumen alle schon seit vielen Jahren (vergebens).

Somit benötigen die Objektiv-Hersteller eine Strategie für die Zeit nach diese bevorstehenden nur mittelfristigen Anschaffungswelle. Denn die Dürre danach könnte lange anhalten.

Jedoch machten die vom Westen einseitig eingeführten Wirtschaftssanktionen gegen Russland, seine Unterstützer und vor allem gegen China nicht nur diesen Ländern zu schaffen, sondern schädigten in ungeahnten Ausmaße die Wirtschaft Europas und stürzten die Welt in eine hohe Inflation, welche auch 2024 noch nicht völlig unter Kontrolle gebracht werden konnte. Hinzu kamen sich drastisch verschlechternde weitere Rahmenbedingungen wie die GenKI, auf welche die Kamera- und Objektivhersteller keine brauchbare Antwort fanden.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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