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Definition - Focus-Stacking
Es finden sich zahlreiche Namen: Focus-Stacking, Foto-Stacking, Fokus-Stapelung, Schärfentiefeerweiterung, DFF: deep focus fusion, Fokusvariation, Multishot-Technik, Erweiterte Schärfentiefe, z-stacking, focal plane merging, focus blending, Macro Stacking.
Durch die immer höheren Mega-Pixel-Zahlen auf den Sensoren setzt die Beugung je Sensorgröße immer früher ein.
Somit sind frühere (aus der analogen Zeit bekannte) Blenden von 16, 22, 32 und 64 heute im digitalen Fotozeitalter kaum mehr in der Foto-Praxis verwendbar.
Bei 20-24 Mega-Pixeln wird die Beugungsunschärfe bei Vollformatkameras etwa bei Blende 11 sichtbar, bei 36 Mega-Pixeln etwa bei f8 und bei 50 Mega-Pixeln schon bereits bei Blende 5,6. Wirklich scharfe Bilder kann man (ohne extremes manuelles Nachschärfen) nur mit maximal jeweils dieser Beugungsgrenze als Blende erzielen.
Bei Verwendung von Zwischenringen oder einem Balgengerät in der Makrofotografie sinkt die Beugungsgrenze noch deutlich weiter ab, da sich der Unschärfekreis auf dem nun längeren Weg zum Sensor weiter ausdehnen kann. Blende 4 oder sogar 2,8 können dann bei großem Abbildungsmaßstab im Extremfall erforderlich sein.
Hinzu kommt ein Phänomen, dass bei Makro-Aufnahmen im Nahbereich die Schärfentiefe / Tiefenschärfe - also der nutzbare Bereich, in welchem das Foto in seiner räumlichen Tiefenausdehnung scharf aufnehmbar ist (= die Schärfe-Ebene) - sowieso nur wenige Millimeter oder - je nach Vergrößerungsfaktor - sogar weniger als ein Millimeter beträgt.
Daraus folgt, dass man in der modernen digitalen Fotografie - vor allem mit Vollformatkameras - trotz Abblenden heute kaum mehr Fotos herstellen kann, welche über den gesamten Bereich des fotografierten Objektes scharf sind.
Will man nun in der digitalen Fotografie räumlich wesentlich tiefere Objekte über den ganzen Bereich scharf abbilden, so funktioniert dies nur noch mit mehreren Aufnahmen desselben Motivs hintereinander (einem Stapel an Fotos = Foto Stack), die mit unterschiedlicher Tiefenfokussierung durchgeführt werden. Dabei werden mehrere Fotos erstellt, die jeweils auf unterschiedliche Ebenen scharf gestellt wurden. Anschließend werden die jeweils scharfen Einzelaufnahmen zusammengebunden zu einem einzigen Foto durchgehender Schärfentiefe.
Da es sich beim Stacking folglich um ein technisches Phänomen handelt, das mit zunehmender Mega-Pixel-Zahl moderner Kameras immer aktueller wird, sollten Sie sich darin auskennen. Hier werden folglich manuelle Techniken sowie (halb-) automatisch arbeitende Software besprochen, die sich dafür eignen.
Dieses Phänomen betrifft vor allem große Sensoren (Vollformat und Mittelformat), da die Schärfentiefe mit zunehmender Sensorgröße abnimmt. Kleine Pocket-Kameras mit kleinem Sensor weisen hingegen eine wesentlich größere Schärfentiefe auf und eignen sich deshalb oft besser für Makroaufnahmen oder für Landschaftsaufnahmen mit großer Schärfentiefe.
Nahaufnahmen im Makrobereich sind zwar die häufigste Anwendung. Aber auch viele Landschaftsaufnahmen sind heute nur noch durch Foto-Stacking über die ganze Tiefe scharf zu gestalten. Ähnliches betrifft manche Aufnahmen der Architekturfotografie. Nicht selten benötigt man mit einer modernen Kamera bei Blende 8 bereits mehrere Aufnahmen, um den Vorder-, Mittel- und Hintergrund eines sehr tiefen dreidimensionalen Objektes durchgehend scharf abzubilden.
Die immer wieder angeführten Argumente: Man solle den Abstand zum Objekt vergrößern oder ein Ultra-Weitwinkel-Objektiv verwenden, um die Schärfentiefe zu erhöhen, findet oft sehr schnell ihre Grenzen in der fotografischen Praxis.
Bei der Stack-Fotografie handelt es sich somit nicht um eine künstlerische Stilrichtung, sondern um eine fotografische Technik, die fast jeder Fotograf beherrschen sollte. - Z.B. Porträtfotografen wollen i.d.R. das Gegenteil: Nur die Augen der Person sollen scharf sein und alles andere soll sanft verwischen.
Herstellung
Die Herstellung eines Focus-Stacks besteht aus zwei Schritten.
1. Erstellung des Foto-Stapels
Entweder benutzt man eine feststehende Kamera und verschiebt dann (meist manuell) den Fokus-Punkt am Objektiv kontinuierlich in eine Richtung, bis man den gesamten Bereich abgedeckt hat.
D.h. man dreht den Schärfering des Objektivs kontinuierlich weiter in eine Richtung.
Mit dieser Technik lassen sich sowohl Nahaufnahmen im Makrobereich als auch Landschaftsaufnahmen herstellen.
De facto zeigen sich jedoch vor allem im extremen Nah-/Makrobereich große Schwierigkeiten der exakten Fokussierung.
Für manche Canon-Modelle existiert Magic Lantern, eine kamerainterne Software, welche dieses Focus-Stacking bereits automatisch beherrscht. Allerdings funktioniert es nicht immer.
Diese manuelle Methode am Objektiv gilt oft als etwas natürlicher und erzeugt auch etwas andere Ergebnisbilder als der Makroschlitten.
Eine gleichmäßige Auswahl der Abstände der Fokusebenen wird besonderes bei kleinen Motiven mit der Hand jedoch sehr schwer durchführbar. Folglich erhält man schnell Löcher im Stapel.
Eine feinfühlige Einstellung am Fokusring des Objektives lässt sich jedoch mit einem sehr langen (Plastik-) Hebel erzielen, den man direkt am Ring mit Gaffer-Tape anklebt. Oder man erwirbt - wie ich - in China einen sehr preiswerten Plastikring mit Metallhebel zum feinfühligen Fokussieren.
Bitte beachten Sie jedoch, dass zahlreiche Objektive an dem berüchtigten Focus-Breathing leiden. Dadurch verändert sich die Brennweite beim Verschieben des Fokuspunktes, wodurch sich der Bildwinkel und die Vergrößerung ändern. Sofern Ihr Objektiv deutlich darunter leidet, sollten Sie zuerst mit dem entferntesten Punkt beginnen und dann näher heranrücken, weil bei Fokussierung auf Unendlich meist die Brennweite und die Vergrößerung maximal sind. Beginnen Sie hingegen mit dem nahen Fokuspunkt, kann das zum Schluss zusammengestellte Bild evtl. nach hinten gehend extrem an den Rändern beschnitten werden.
Hierbei kann man die Kamera auf einer beweglichen Schiene (focusing rail) langsam in Richtung der räumlichen Ausdehnung des zu fotografierenden Objektes verschieben.
Die Präzision ist je nach verwendetem Schlitten sehr hoch.
Erfahrungsgemäß fällt es den meisten Fotografen viel leichter, eine Millimeterskala am Schlitten exakt einzustellen und abzulesen, als den Fokuspunkt im Sucher präzise zu setzen.
Für Objekte über 30 cm Tiefenausdehnung eignen sich die eher kurzen Schlitten meist nicht.
Allerdings ist es oft nicht einfach, eine schwere Kamera auf einem Schlitten in der Schräge zu fixieren. D.h. man dreht dazu Fixierschrauben fest, wobei sich die Gesamt-Einstellung meist verändert.
Manche Fotografen empfinden diese Ergebnisfotos als etwas unnatürlicher, da weiter im Hintergrund liegende Bildteile unerwartet groß erscheinen und unserem natürlichen Sehen widersprechen.
In allen Fällen ist es jedoch sehr hilfreich, wenn man die meisten Kameraeinstellungen fest wählt:
ISO: am besten auf 100 oder zumindest den niedrigsten wählbaren Wert mit hoher Qualität. Hinweis: Teilweise sind die wählbaren Modi L (64, 50 etc. ISO) nicht ganz so hochwertig. Selbstredend dürfen Sie je nach Ihren Lichtbedingungen auch andere ISO-Einstellungen wählen, solange diese konstant bleiben und Sie wissen, was Sie mit anderen ISO-Zahlen bewirken.
Belichtung in Sekunden: Manuell fest einstellen.
Blende f: Manuell fest einstellen, in Abhängigkeit von der Beugungsgrenze Ihrer Kamera.
AWB: Manuell auf einen festen Wert einstellen
Alle diese Werte bleiben fest eingestellt über die ganze Foto-Serie hinweg erhalten.
Auch das Umgebungslicht sollte während der Aufnahmen möglichst konstant bleiben.
Die Kamera sollte auf jeden Fall auf einem stabilen Stativ ruhen.
Fernauslöser (funk oder kabelgebunden).
Wenn man schon diesen Aufwand treibt, dann sollte man auch die Spiegelvorauslösung für noch schärfere Fotos verwenden.
Danach sollte man einen Rasterabstand wählen, bei dem sich die Schärfenbereiche der einzelnen Fotos überlappen oder zumindest keine Löcher entstehen. Dazu kann man im Sucher mit der Abblendtaste den scharfen Bereich zumindest etwas einschätzen. Ansonsten helfen Schärfetiefentabellen für die gewählte Brennweite. (Siehe hierzu die hier angebotenen Foto-Tools.) Daraus folgen in der Makrofotografie oft sehr enge Abstände von 1-2 mm für die folgenden Aufnahmen. Wie groß die Abstände bei Ihnen zu wählen sind, hängt von der erzielbaren Schärfentiefe ab. Daraus resultieren meist sehr viele Aufnahmen.
Für Differenz-Abstände unterhalb eines Millimeters eigenen sich Kreuzschlitten kaum. Dazu verwenden manche Fotografen dann Kreuz- oder Koordinatentische aus dem Industriebereich. Damit bewegt man dann sehr feinfühlig das Motiv auf die Kamera zu.
In beiden Fällen (manuelle Fokusverschiebung am Objektiv und Makroschlitten) sollten Sie den gesamten Zoombereich zuerst einmal durchgehen und dafür sorgen, dass an beiden Enden die für Sie wichtigen Bildmotive komplett im Sucher sichtbar sind. Am besten Sie nehmen sicherheitshalber noch etwas Rand hinzu, da die Software am PC dann später zielsicherer arbeitet.
Viele Fotografen beginnen mit dem Makroschlitten in der am weitesten entfernten Position und bewegen sich somit ständig näher an das zu fotografierende Motiv / tiefer in das Bild hinein. Aber de facto kann man auch ganz nah beginnen und sich kontinuierlich weiter entfernen.
Die Anzahl der Fotos kann sehr deutlich schwanken. Ich fand im Internet schon Stack-Aufnahmen, die aus über 60 Einzelfotos bestanden.
Sie erkennen bereits hieran, dass es eine zeitaufwändige Angelegenheit ist. Bringen Sie also ausreichend Geduld mit.
Während statische Objekte so relativ einfach zu fotografieren sind, dürfen sich lebende Tiere (z.B. Insekten) nicht bewegen. Tun sie es dennoch - und sie tun es fast immer, auch wenn man dies mit dem bloßen Auge nicht wahrnimmt -, ist meist die ganze Fotoserie für den Stapelvorgang unbrauchbar.
Generell gilt bei bewegten Motiven: Wählen Sie sinnvoller Weise eher eine noch gerade vertretbare Blende mit hoher Schärfentiefe (16) und machen Sie nur wenige Stack-Aufnahmen. Extremes Nachschärfen ist einfacher anzuwenden, als eine Bewegungsunschärfe zu retuschieren.
Üben kann man dies vielleicht zuerst einmal mit einem Zollstock, einer Schieblehre oder einem alten Rechenschieber. Diese Foto-Objekte sind relativ einfach geformt und geben die Entfernung auf der Skala gut sicht- und lesbar an, sodass man das Ergebnis leicht bewerten kann.
Geduld: Am Anfang wird vieles nicht so klappen, wie Sie es sich vorstellen. - Eine hohe Frusttoleranz ist vor allem im extremen Makrobereich hilfreich.
2. Nach-Bearbeitung
Manuelle Nachbearbeitung
Jedes Grafikprogramm mit Ebenen und Masken kann zur Nachbearbeitung des Stapels an Fotos verwendet werden. Selbst kostenlose Programme, wie Gimp, beherrschen diese Funktion.
Allerdings ist es wirklich zeitaufwändig, da man alles manuell anpassen muss.
Sofern es sich um ein wild geformtes Objekt und / oder einen ausgefallenen Aufnahmewinkel (Perspektive) handelt, wird es extrem schwierig, die scharfen Tiefenebenen korrekt zuzuordnen. Da scheitert oft sogar modernste Software.
Sie müssen als Anwender Masken mit deren Funktionen beherrschen.
Bei fast allen Stapel-Aufnahmen muss die Größe der Einzelbilder angepasst werden, da sie mit Verschiebung des Kreuzschlittens resp. des Fokuspunktes (bei fester Kamera) zu unterschiedlichen Abbildungswinkeln und somit Objektgrößen auf dem Foto führt. Mit anderen Worten: Das aufgenommene Objekt besitzt auf jedem Foto des Stapels eine minimal abweichende Größe. - Zur Klarstellung: Dieses Phänomen tritt sowohl bei der Verschiebung des Kreuzschlittens (hin zum oder weg vom Objekt) als auch bei der manuellen Fokusverschiebung im Objektiv auf. Bei der letzteren verschieben sich die Gläser im Objektiv der Kamera und somit wird der Abbildungsmaßstab ebenfalls verändert.
Ist dieses manuelle Verfahren noch bei 2-5 Ebenen bedingt handhabbar, werden die meisten Anwender vermutlich bei über 20 Ebenen frustriert resignieren.
Photoshop
Manuell 1
Bei Photoshop ist bei den Ebenen zu beachten, dass man die Füllmethode von Normal auf Differenz abändert.
Danach muss man eine Ebene durch Skalieren (Strg+t = Frei transformieren) der anderen möglichst anpassen, sodass (fast) alles schwarz wird.
Danach stellt man die Füllmethode wieder auf Normal.
Danach wählt man mit q den Markiermodus.
Mit dem Pinsel / Werkzeugspitzen-Werkzeug malt man über die scharfen Bildteile des oberen Bildes / der oberen Ebene.
Strg + i zum Invertieren der Maske.
Buchstabe q zum Beenden des Markiermodus'. Dann ändert sich die Farbe zu einem umrandeten Bereich mit laufenden Ameisen.
Die soeben erstellte Auswahl in eine neue Ebene konvertieren: Strg + j.
Ggf. muss man dann nochmals mit Strg+t / Frei transformieren die Größe anpassen.
Die Methode funktioniert, ist jedoch ziemlich zeitaufwändig. Obwohl sie überall im Internet beschrieben wird, kenne ich keinen Fotografen, der dies noch so umständlich macht.
Manuell 2
Man öffnet alle Fotos in Photoshop.
Dann kopiert man alle Ebene in eine Bilddatei: Einfach dazu alle Fenster untereinander öffnen und die jeweiligen Ebenen in das Startbild ganz oben hineinziehen. Danach kann man die anderen Fenster schließen.
Bearbeiten, Ebenen automatisch überlagern.
Auch dies funktioniert meist, ist mir jedoch zu umständlich.
Einen Haken setzen bei Nahtlose Töne und Farben - und OK drücken.
Nicht selten kommt ein brauchbares Ergebnis zustande, das man dann manuell weiter optimieren kann.
Bevor nun wieder einige Puristen lachen: Diese Methode funktioniert manchmal besser als absolute High-Tech-Stacking-Software (siehe das Matchbox-Auto-Foto unten).
Nicht selten kommt jedoch auch überhaupt nichts Brauchbares dabei heraus. Es ist somit Glückssache.
Auto mit einem Stack von 33 Fotos mit f8 vom Kreuzschlitten durch Photoshop mit der oben beschriebenen Automatik-Variante nachbearbeitet. Ich musste nur an zwei Stellen manuell etwas optimieren. - Man könnte noch vieles optimieren, z.B. die fast immer entstehenden Halos an manchen Seiten. Aber als Beispiel für ein schnelles Photoshop-Ergebnis soll es ausreichen.
Auch wenn das Ergebnis-Foto des lädierten Matchbox Autos zugegebenermaßen banal aussieht, so ist es technisch sehr anspruchsvoll, da viele Software es so nicht stacken kann. Der Kontrast ist sehr gering, Farben sind kaum vorhanden und die Schärfentiefeebenen sind aufgrund der gewählten extremen Perspektive sowie der extrem gerundeten Motivform hochkomplex.
Halbautomatisch 2
Datei, Skripten, Dateien in Stapel laden...
Alle Ebenen rechts im Ebenenfenster auswählen / markieren.
Bearbeiten, Ebenen automatisch ausrichten, Auto, OK.
Bearbeiten, Ebenen automatisch überblenden, Bilder Stapeln, Nahtlose Töne und Farben, OK.
Strg+e, um alle Ebenen auf eine einzige zu reduzieren.
Orchidee mit einem Stack von 10 Fotos mit f8 vom Kreuzschlitten durch Photoshop mit der oben beschriebenen Automatik-Variante nachbearbeitet. Ich musste nichts manuell optimieren.
Spezialprogramme für das Focus-Stacking können die Aufgaben auch vollautomatisch durchführen.
Hardware-Anforderungen
Grundsätzlich sollten Sie über einen modernen PC mit schnellem Prozessor verfügen. Bei älteren Rechnern stürzen viele Programme einfach ab. D.h. das Problem lässt sich bei älteren Rechnern oft nicht durch Geduld ausgleichen.
Sehr viel RAM und eine extrem schnelle große SSD-Festplatte sind ebenfalls hilfreich. Ansonsten benötigen Sie sehr viel Geduld.
Hinweis: Foto Stacks mit über 30 Fotos erreichen schnell 1-2 GB Platzbedarf in der neuen 8-bit-Datei. 16- oder 32 Bit-Dateien erfordern drastisch mehr Platz sowohl im RAM als auch auf der Festplatte.
Diese hohen Hardware-Anforderungen gelten vor allem, wenn Sie mit RAW-Dateien arbeiten wollen.
Helicon Focus
Tannenzweig mit einem Stack von 26 Fotos mit f8 vom Kreuzschlitten durch Helicon Focus Pyramide automatisch erzeugt. Das Ergebnis ist sogar in der 1:1-Darstellung in allen gewünschten Details hervorragend scharf.
Helicon Focus ist derzeit vermutlich die am weitesten verbreitete hochwertige Software zum Focus-Stacking.
Die teure professionelle Software steht auch auf Deutsch zur Verfügung.
Dank modernster Prozessoransteuerung arbeitet das Programm sehr schnell.
Oft liefert sie mit ihren 3 Methoden wirklich gute automatische Ergebnisse.
Aber manchmal scheitert sie auch völlig und ist sogar Photoshop unterlegen.
Die Methode (Method) legt in Helicon Focus fest, wie das Programm die Übergänge zwischen den Details in den Fotos erkennt. Der Radius (radius) legt hingegen fest, in welchem Umkreis die Software nach dazu passenden Details sucht. Mit der Glättung (smoothing) legt man die Weichheit der Übergänge der Einzelbilder fest.
Zuerst sollte man alle drei Methoden ausprobieren und dann die beste davon weiter mit Radius optimieren.
Für frontal aufgenommene Blumen eignen sich Tiefenkante als Methode und ein Radius 4 oft.
Danach kann man in Helicon Focus und auch noch in Photoshop die Datei weiter optimieren, schärfen etc.
Bei diesem Auto mit einem Stack von 33 Fotos mit f8 vom Kreuzschlitten durch Helicon Focus automatisch erzeugt unterliefen in allen Modi drastische Fehler, die man am rechten Kotflügel deutlich erkennt. Das Programm scheiterte am rechten Scheinwerfer komplett.
Bei diesem Auto mit einem Stack von nur 6 Fotos mit f8 vom Kreuzschlitten durch Helicon Focus automatisch erzeugt unterliefen kleine Fehler. Man erkennt den Halo am Heck und Löcher zwischen den scharfen Ebenen. Aber bei einer Frontalaufnahme erzeugt Helicon Focus zumindest keine Fehler an den Kotflügeln.
CombineZP
Es handelt sich um ein kostenloses Programm, das jedoch nur auf Englisch zur Verfügung steht.
Die Installation ist einfach und schnell durchzuführen.
Das Programm arbeitet auf meinem neuen Rechner langsamer als Helicon Focus, da es die moderne Prozessorarchitektur nicht optimal ausnutzen kann. Auf alten PCs ist der Geschwindigkeitsnachteil zu Helicon jedoch gering.
Allerdings stürzte mir das Programm auf meinem Windows 10 64-Bit-System mehrfach ab, insbesondere, wenn ich die soeben erstellte Testdatei nicht speichern wollte, oder wenn ich einen Pyramiden-Stack erstellen wollte.
Von all den angebotenen Varianten funktionierten nur 2 für Stacks. Bei allen anderen stürzte das Programm bei mir ab.
Nicht immer gelingt es CombineZP, ein brauchbares Endergebnis zu produzieren.
Falls ein brauchbares Endergebnis erzeugt wird, so sind die Randfehler, die man wegschneiden muss, oft erheblich.
CombineZP beherrscht zwar zahlreiche Formate. Aber de facto sind nur TIFF als Eingabe- und TIFF sowie JPEG als Ausgabeformat für Fotografen brauchbar. PSD oder RAW werden nicht unterstützt. D.h. man muss die Dateien vorher konvertieren.
Zumindest auf meinem PC läuft das Programm entschieden zu instabil. Bitte testen Sie es deshalb selbst.
Ein sehr sauberes Ergebnisbild mit CombineZP mit einfachem Befehl Do Stack, ohne Halos. Das Stack bestand aus 10 Fotos die mit statischer Kamera bei f8 und manueller Fokusverschiebung erstellt wurden.
Ein sehr sauberes Ergebnisbild mit CombineZP mit einfachem Befehl Do Stack, ohne Halos. Das Stack bestand aus 10 Fotos die mit der Kamera auf einem Kreuzschlitten bei f8 erstellt wurden.
Nicht immer gelingt es CombineZP, ein brauchbares Ergebnisbild zu erstellen. Das Stack bestand aus 10 Fotos die mit der Kamera auf einem Kreuzschlitten bei f8 erstellt wurden. Abgesehen von den Halos um alle Elemente erkennt man hier die extremen Fehler an den Bildrändern, wo Elemente gespiegelt werden.
Enfuse mit MacroFusion
Es handelt sich um zwei kostenlose Programme, die jedoch nur auf Englisch zur Verfügung stehen.
Auf meinem neuen Win-10 System ließ sich die vielfach gelobte Software noch nicht einmal installieren, obwohl sie als win64 deklariert war. Bitte testen Sie es deshalb selbst.
Erforderliche und sinnvolle Ausrüstung
Zu Beginn benötigen Sie nur ein Stativ. Jedes Objektiv erfüllt seinen Zweck. Damit können Sie mittels manueller Fokussierung am Objektiv arbeiten.
Ein Fernauslöser (Kabel oder Funk) wäre hilfreich. Aber die Selbstauslösefunktion der Kamera reicht ebenfalls, ist jedoch etwas umständlicher.
Jedes kostenlose Grafikprogramm mit Ebenen reicht für erste Versuche aus.
Auch kostenlose Stacking-Software (siehe unten) reicht für die ersten Schritte aus.
Für die Makrofotografie benötigt man ein Makro-Objektiv, das im Bereich zwischen ca. 50 mm und 200 mm Brennweite angeboten wird. Nur diese Objektive sind ganz speziell für den Nahbereich optimiert. Für die meisten in den Bereich Makrofotografie einsteigenden Fotografen empfiehlt sich zuerst einmal eine mittlere Brennweite von ca. 100 mm, da sie einen guten Kompromiss darstellen und man diese auch noch als Porträtobjektiv verwenden kann. Makro-Objektive um 200 mm Brennweite empfehlen sich hingegen eher für scheue Tiere und Makro-Objektive um 50 mm eher für die Table-Top-Fotografie mit ggf. weiteren Zwischenringen und Balgengeräten bei statischen Motiven.
Für die Makrofotografie kommt man bald um die Anschaffung eines Kreuzschlittens nicht herum.
Letztendlich wird man sich jedoch bei vertieftem Interesse vermutlich bald eine teure Stacking-Software anschaffen, um möglichst viel aus dieser Technik herauszuholen.
Wer dann in die extreme Makrofotografie mit Zwischenringen und Balgengerät einsteigt, sollte auch an einen hochwertigen Kreuz- oder Koordinatentisch aus dem Industriebereich denken, mit dem man in Bereichen unterhalb eines Millimeters Differenz sauber fokussieren kann.
Viel Zeit: Kein Witz. Es kann insgesamt Stunden erfordern, um auch nur ein einziges gutes gestacktes Foto zu erzeugen (gemeint ist der gesamte Prozess von den Aufnahmen bis hin zur Nachbearbeitung).
Für Profis finden sich auch vollautomatische Makroschlitten, welche elektronisch gesteuert Kamera und Schlitten bewegen und den Auslöser bedienen. Im Freien ist dazu jedoch ein Laptop als Steuergerät erforderlich.
Tipps
Wählen Sie einen größeren Bildausschnitt als gewohnt, da durch das mehrfache Fokussieren nach hinten bzw. Verschieben des Schlittens zum Objekt hin der Ausschnitt kleiner wird. Ferner muss man oft zum Schluss viel Randbereich wegschneiden, weil dort häufig Fehler beim Zusammenrechnen entstehen.
Halten Sie den Kontrast zwischen dem zu fotografierenden Objekt und dem Hintergrund groß. Je größer Farb-, Helligkeits- etc. -Unterschiede ausfallen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Software halbwegs brauchbare Ergebnisse in der Nachbearbeitung liefert.
Falls möglich, sollten Sie den Hintergrund selbst einfach und farblich abstechend gestalten. Zumindest sollten Sie verhindern, dass irgendwelche Dinge wild in das Bild hineinragen und so den Gesamteindruck stören können.
Je klarer und einfacher strukturiert und in sich kontrastreicher das zu fotografierende Motiv ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Software halbwegs brauchbare Ergebnisse in der Nachbearbeitung liefert. Motive die selbst eher Pastelltöne aufweisen und sich vom Hintergrund eher schwach abheben, sind kaum zu stacken.
Halten Sie die Perspektive einfach: Frontalaufnahmen sind am einfachsten für die Nachbearbeitung. Ausgefallene Perspektive gelingen oft auch mit der besten Software nicht.
Konstantes Licht ist sehr wichtig. Deshalb sind künstliche Beleuchtung oder zumindest gedämpfte / schattige Zonen einfacher zum Fotografieren als helles Sonnenlicht, das durch eine Wolke etc. extrem beeinflusst werden kann.
Nicht nur die Lichtstärke, sondern auch die Lichtrichtung sollte möglichst konstant bleiben.
Absolute Windstille ist für Makros zwingend erforderlich. Aber auch für gestackte Landschaftsaufnahmen sollten Wolken nicht schnell ziehen oder Bäume sich im Wind wiegen. - Es sei denn, man wünscht diesen künstlerischen Effekt.
Erschütterungsfreiheit ist sowohl für kleinere Objekte als auch die Kamera absolut elementar.
Lebende Tiere (z.B. Insekten) lassen sich am besten morgens in der Früh fotografieren, wenn sie sich noch in ihrer Kältestarre befinden. - Die meisten Fotografen verwenden im Übrigen tote Insekten im Studio.
Auch teure Präzisions-Kreuzschlitten sind nicht so gut, wie man denkt. Vor allem beim Umdrehen der Richtung vorwärts-rückwärts oder umgekehrt verändert sich der Schlitten mit der schweren Kamera oft etwas seitlich in der Position. Ferner kann das Anziehen der Arretierschraube und das Lösen derselben die Kamera etwas verschieben. Das vertragen manche Programme nicht. Deshalb sollte man die Schlitten nicht bis ganz zum Anschlag und evtl. ohne Arretierschraube nutzen. Fahren Sie die Schiene vom Anschlag aus gesehen sinnvoller Weise bereits vor dem ersten Bild etwas in die Motivrichtung. Dann stimmen 1. und 2. Bild präziser überein.
Zahlreiche Fotografen erstellen RAW-Fotos, setzen diese mit allen gewünschten Anwendungsdetails (für alle Einzelfotos der Serie immer die identischen Einstellungen kopieren) in PSDs oder TIFFs um und wenden erst dann die Stacking-Software darauf an.
Danach kann man in Photoshop noch weitere Details, wie Kontraste, Schärfung etc. anwenden.
Prüfen Sie besonders den Randbereich des zusammengefassten Fotos. Dort finden sich oft Fehler und Leerstellen, sodass man den Randbereich evtl. deutlich beschneiden muss.
Man muss auch nicht alle Ebenen immer scharf fotografieren. Vor allem in der Landschaftsfotografie kann es sehr reizvoll und damit künstlerisch sein, wenn man z.B. nur den Vordergrund sowie den Hintergrund scharf fokussiert fotografiert und den Mittelgrund bewusst unscharf lässt.
Weitere Informationen: Quellen, Literatur, Videos und Software
Enfuse - kostenlos - Vorsicht: dort finden sich 2 Programme. Hierbei handelt es sich um einen Zeilen-Editor. Dazu benötigt man meist: MacroFusion - kostenlos. Das ist die grafische Oberfläche zu Enfuse.
Focus Stacking - Ein Vergleich mehrerer Programme zum Focus Stacking (Stand August 2017) - Deutsch, von Ralf Mittermüller
DSLR-Controller - Eine Android App für Smartphones zur Steuerung von Canon-DSLR-Kameras. Zwar stammt das letzte Update der Software vom August 2017. Aber ein Fotograf berichtete mir ausführlich, dass er damit sehr gute Erfolge beim Focus-Stacking erzielt hat und lobte vor allem die einfache Bedienung: Man muss nur den vorderen und hinteren Fokuspunkt festlegen; den Rest macht die App. Für unter 10 Euro scheint sie sogar noch vieles mehr zu beherrschen. Persönlich habe ich die App jedoch noch nicht getestet. Zum kostenlosen Testen findet sich eine abgespeckte Variante Remote Release
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