Farbtreue, Farbgenauigkeit, Farbechtheit, farbgetreue Wiedergabe
Die Farbtreue im fotografischen Entwicklungsprozess: von der Kamera zum Ausdruck.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei der Farbtreue behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Für den korrekten Fachausdruck Farbtreue verwenden manche Fotografen auch die Bezeichnung Farbgenauigkeit, Farbechtheit bzw. farbgetreue Wiedergabe, Farbabweichung oder Farbmanagement sowie den eher spezifischen Begriff Delta E.
Wunsch und Wirklichkeit
- Die meisten Fotografen haben primär den Wunsch, mit ihrer Kamera die Originalfarben eines Motives einzufangen - unabhängig davon, ob man diese später in der sogenannten Post Production verändert.
- Die Kamera-Hersteller und manche Testzeitschriften versprechen teilweise Wunderdinge, welche eine perfekte Abbildung der Realität nahelegen.
- Vergleicht man jedoch das letztendlich erzeugte Foto / den Ausdruck mit dem Original, so stellen die meisten Fotografen sehr schnell erhebliche Abweichungen fest.
- Irgendwo im Entwicklungsprozess von der Aufnahme bis zum Ausdruck finden somit Veränderungen statt.
In diesem Artikel erfahren Sie, woran das liegt und wie man an welchen Stellschrauben drehen kann, um dem Ideal zumindest näher zu kommen. Ferner wird hier mit zahlreichen weitverbreiteten Behauptungen aufgeräumt, dass es angeblich nur eines winzigen Details bedürfe, um farbechte Ergebnisse zu erzielen.
Das Licht vor Ort
- Die Komplexität des Lichtes scheint angesichts von AWB - Auto White Balance - dem automatischen Weißabgleich aller modernen Kameras - kaum einen Fotografen mehr zu interessieren.
- Jedoch misst jede Kamera das Licht unterschiedlich und zeigt dementsprechend Unterschiede in der Farbe.
- Im Übrigen liegt selbst in der idealen Natur fast nie eine reine Lichttemperatur vor. Am extremsten fällt dies sicherlich jedem bei Winteraufnahmen auf, bei denen der Schnee im Schatten deutlich Blau wirkt.
- In der realen Fotopraxis findet sich überhaupt kaum eine einzige Lichttemperatur, sondern fast immer Mischlicht. Allerdings weiß der Fotograf bei Automatiken nie, welchen Teil des Aufnahmebereiches sich die Kamera für die Bestimmung des Weißwertes aussucht, bzw. wie sie die Durchschnittswerte aus mehreren Feldern mit unterschiedlicher Lichttemperatur errechnet.
- Aber auch angeblich noch so teure und genormte Studioleuchten besitzen untereinander nicht die exakt gleiche Kelvinzahl und somit Farbtemperatur.
- Im Übrigen schwanken die Kelvin-Zahlen aller mir bekannten Leuchtmittel mit der Benutzungsdauer eines einzigen Foto-Shootings und insbesondere nochmals über die Lebensdauer der Leuchtmittel.
- Wenn schon die Automatik nie optimal messen kann, dann kann man in guten Kameras die Farbtemperatur zumindest in Bereichen regeln: Tageslicht, Kaltlicht etc. finden sich als Segmente in fast allen Kameras. Allerdings legen die Hersteller diese Grenzen unterschiedlich aus. So fand ich z.B. für Tageslicht zwischen ca. 5.000 und 6.000 Kelvin schon fast alle Werte. Hinzu kommt, dass es zu serienbedingten Streuungen selbst innerhalb desselben Kameramodelles kommt. Daraus folgt, dass
Tageslicht
keineswegs gleich Tageslicht
ist und es so zu Farbunterschieden kommt.
- Da auch diese Bereiche unzuverlässig sind, erlauben sehr gute Kameras die manuelle Einstellung der Kelvin-Zahl. Allerdings sind zahlreiche Kameras unterschiedlich justiert, sodass man zumindest nicht übergreifend die identischen Werte erhält.
- Aber selbst, wenn man die Kelvin-Zahl an der Kamera perfekt einstellen kann, so tritt das Problem der sich verändernden Lichttemperatur in Erscheinung. Jeder Fotograf, der im Frühjahr einmal in unseren gemäßigten Breiten fotografiert hat, kennt dies: Ständig verändert sich das Licht, da sich Wolken unterschiedlichster Dicke und Ausdehnung teilweise oder ganz vor die Sonne schieben. Und selbst bei künstlichem Studiolicht verändert sich die Kelvin-Zahl der Leuchtmittel - und zwar nicht immer berechenbar kontinuierlich.
- Grundsätzlich stellt sich somit die Frage, was man überhaupt unter dem Licht versteht. Das sichtbare Licht nach ISO-Norm? Oder das Lichtspektrum, das viele Menschen mit zunehmendem Alter noch davon wahrnehmen? Oder der Infrarot-Bereich? Oder der Ultraviolett-Bereich? Wo zieht der Techniker, der Hersteller der Fotoausrüstung die jeweiligen Grenzen?
- Bei dem so gelobten Studiolicht kommt hinzu, dass kaum ein Leuchtmittel das Sonnenlicht auch nur annähernd ganzheitlich nachbildet. Oft fehlen ganze Spektren des Lichtes (insbesondere bei LED), oder bestimmte Frequenzbereiche des natürlichen Lichtes werden schwächer dargestellt.
- Noch komplizierter wird es, wenn man - ähnlich der Belichtungsmessung - das ausgestrahlte Licht der Lichtquelle(n) vom reflektieren Licht des fotografierten Objektes unterscheidet.
- Bereits rein physikalisch kann man somit schon bei diesem ersten Punkt
Licht
festhalten, dass es sich bei der Fotografie - selbst unter idealen Bedingungen und größter Sorgfalt des Fotografen - nur um eine Annäherung an die Farbwirklichkeit handeln kann.
- Profis werden sofort einwenden, dass sie eine Farbmessung mittels Weißkarte, Graukarte oder sogar Farbkarte durchführen.
- Allerdings existieren zahlreiche Farbkarten mit 16, 32, 64 und 265 Farben. Je mehr Farben abgebildet sind, umso genauer kann eine spezielle Software dann den Abgleich am PC nachträglich durchführen. Aber mit jeder Farbe steigt auch der Aufwand.
- Ferner sollte die Farbkarte im Bild verankert sein, um den Farbverlauf zu kontrollieren. Das übliche Foto der Karte davor oder danach kann zu Fehlern führen, da sich meist doch etwas am Licht etc. ändert. Und im Foto abgebildet stört sie oft bzw. ist bei vielen Aufnahmen schlicht unmöglich. - Z.B. ein Eisbär wird Ihnen die Farbkarte kaum solange halten, wie Sie ihn ablichten.
- Hinzu kommt der den meisten Fotografen nicht bekannte Umstand, dass selbst die (wenigen) perfekt genormten Farb- und Graukarten altern. D.h. sie verändern - insbesondere unter Lichteinfluss - ihre Farbe/Graustufen. Deshalb muss man sie meist auch spätestens nach einem Jahr erneuern/ersetzen. Wirklich hochwertige, genormte Grau-/Farbkarten sind auch erstaunlich teuer.
Die Wahrnehmung des Lichtes
- Als ich vor einigen Jahrzehnten bei einem meiner zahlreichen Englandaufenthalte die Ehre hatte, von meinem damaligen Landlord zu seinem - selbstverständlich stilgerecht das Royal im Namen tragenden - Modelleisenbahnclub mitgenommen zu werden, war ich von der Schönheit der Modelle beeindruckt. Er entgegnete jedoch nur:
Das ist so, wie die Menschen die Eisenbahn sehen wollen. In Wirklichkeit waren und handelt es sich um Arbeitsgeräte, welche deshalb oft schmutzig, verrostet und ziemlich unansehnlich sind. Jeder der einmal von einer Eisenbahnbrücke auf die Dächer der Lokomotiven und Waggons geblickt hat, kann dies nachprüfen.
- Grundsätzlich stellt sich somit die Frage, wie wir überhaupt Farbe sehen (wollen)?
- In der physikalischen Reinform des Lichtes wage ich zu prognostizieren, dass viele Fotografen die Ergebnisse der Kameras als farbstichig ablehnen würden.
- De facto sieht auch unser Auge jedoch so ziemlich das, was die neutral eingestellte Kamera aufnimmt. Erst in unserem Gehirn werden die Farbtemperatur und damit unser Farbsehen unserer Erwartung angepasst. Zwar geschieht dies bei gesunden Menschen sehr schnell. Dennoch kann man bei einem oder mehrfachen schnellen Wechsel zwischen zwei unterschiedlich beleuchteten Zimmern oder dem Übergang vom Tageslicht im Freien zu einem kerzenbeleuchteten Raum den Farbunterschied bei Weiß sehr gut wahrnehmen.
- Von den Personen mit den zahlreichen Augenleiden und (auch altersbedingten zunehmenden) Einschränkungen der Farbwahrnehmung ganz zu schweigen. - Prüfen Sie ggf. Ihre Augen mit diesem Test.
- Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Menschen aufgrund ihrer Erfahrungswerte selbst extreme Farbstiche in der Realität ihrer Umgebung versuchen auszublenden bzw. zu neutralisieren. So werden selbst eindeutige Grünstiche auf Gesichtern neutralisiert, weil man die menschliche Hautfarbe anders in Erinnerung hat und anders wahrnehmen möchte - gleichgültig wie grünstichig die umgebende lokale Beleuchtung ist. Das Gehirn scheint sich auf die neue Umgebung als neue Referenz schnell einzustellen. Auf einem derartigen Foto hingegen, das Menschen nun in einer Umgebung mit anderer Farbtemperatur gezeigt wird, werden solche grünstichigen Gesichter sofort moniert. Vermutlich liegt dies an der Differenz des weiteren Mediums (Foto) in der nun als
neutral
also vermeintlich korrekt angesehen Umgebung. D.h. ein Medienbruch - und darum handelt es sich bei einem Foto immer - wird zu einer differenzierten und meist kritischeren Beurteilung führen.
- Auch auf die Gefahr hin, dass dies nun einigen Lesern zu philosophisch klingt: Die Frage nach unserer Einstellung zur Farbechtheit spielt eine erhebliche Rolle. Da es sich hierbei jedoch um eine subjektive, individuelle Einstellung handelt, kann man sie nicht wissenschaftlich, intersubjektiv belegbar, überprüfen.
- Mehr praxisorientiert stellt sich folglich jedoch die Frage, in welcher Umgebung letztendlich Ihr Foto betrachtet wird: Bei Sonnenlicht auf dem Balkon, bei Kerzenlicht bei einem Glas Wein oder unter künstlichem Licht in einer Galerie? Manche Profis richten sich sogar nach der Farbe des Hintergrundes, vor dem das Foto aufgehängt / gezeigt wird. Denn auch dieser bestimmt als quasi neutrale Referenz die Wirkung der Farben im Foto.
- Viele Farbwirkungen und Assoziationen sind inzwischen bekannt, aber bei weiten nicht alle Menschen reagieren unter allen Umständen wie erwartet. Die Farbwahrnehmung ist nicht nur interpersonal, sondern auf intrapersonell unterschiedlich. So konnte man nachweisen, dass das Farbempfinden durchaus vom eigenen momentanen Empfinden und damit kombiniert oft von der Tageszeit abhängen kann.
- Hinzu kommen fotografische Erfahrungswerte.
- Einige Profifotografen behaupten, dass sie Fotos mit einer absichtlich erhöhten Kelvinzahl - also wärmerer Farbtemperatur - leichter verkaufen können als mit der wahren Kelvinzahl.
- Darauf haben sich die Hersteller der Einsteigerkameras mit ihren Motivprogrammen bereits eingestellt. Mich fasziniert z.B. immer wieder die Bildqualität der ca. 100 Euro-Pocket-Kamera meiner Bekannten: Wenn wir z.B. von einem Sonnenuntergang dasselbe Foto aufnehmen, dann wirkt ihres mit dem Sonnenuntergangsprogramm automatisch erstelltes absolut beeindruckend, während das Ergebnis meiner sündhaft teuren Profiausstattung dagegen im wahrsten Sinne des Wortes blass wirkt. Die Farben der Pocket-Kamera sind keineswegs neutral. Aber sie entsprechen vermutlich eher unseren Erwartungen an einen beeindruckenden Sonnenuntergang.
Das Objektiv
- Alle Objektive verändern die Farben.
- Sehr gute Objektive verändern die Originalfarben des Lichtes im geringen oder zumindest vorhersagbaren Umfang.
- Vor allem die zunehmenden Beschichtungen vieler, wenn nicht aller, Linsen eines modernen Objektives haben einen Einfluss auf die Veränderung der Originalfarben. Entweder werden manche Frequenzbereiche des Lichtes abgeschwächt oder sogar ganz unterdrückt.
- Erheblichen Einfluss auf die Farbechtheit haben z.B. Sonnenblenden bei Gegenlichtaufnahmen. Ohne sie wirken viele Aufnahmen oft deutlich blasser oder können sogar extreme Sonnenflecken aufweisen.
- Staub, Schmutz und Kratzer auf den Linsen können nicht nur den Kontrast allgemein, sondern auch die Farbsättigung beeinträchtigen.
- Noch größer ist der Einfluss von zusätzlichen Vorsätzen - Filtern.
- Dass man durch den Einsatz von Polarisationsfiltern Spiegelungen bewusst unterdrückt, ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass es dadurch nicht nur zu einer Sättigungserhöhung der Farben kommt, sondern auch zu einer Veränderung in weiten Spektren des Lichtes.
- Und nur wenige Fotografen wissen, dass die so gelobten Neutral-Dichte-Filter keineswegs neutrale Farben liefern, sondern diese nicht selten erheblich verändern. Die meisten (preiswerten) ND-Filter fügen dem Foto einen (oft rötlichen) Farbstich hinzu.
- Die oft zum Schutz der Objektive vorgeschraubten Skylight- und UV-Filter, insbesondere, wenn es sich um Billigprodukte handelt, haben einen erheblichen Einfluss auf die Farbwiedergabe.
Die Kamera
Die Bayer-Matrix / der Sensor
- Fast jeder Fotograf hat zwar schon davon gehört, dass der Sensor einer Kamera nur drei Farben aufnehmen kann. Dabei finden sich zwei grüne ein roter und ein blauer Sensor auf einer Referenzfläche von 4 Pixeln. Aus diesen meist 4 Pixeln wird eine Mischfarbe für alle 4 Pixel errechnet.
- Eine Ausnahme hiervon bildet der sehr seltene Foveon-Sensor, der hintereinander 3 Farbpixel enthält und im Idealfall tatsächlich eine genauere Farbwiedergabe bietet.
- Eine weitere Ausnahme hiervon bildet die bei sehr vielen APS-C-Kameras von Fujifilm verwendete Sondermatrix, welche mehr grüne Filter aufweist als die ohnedies die Farbe Grün bereits überbetonende Bayer-Matrix. Dieser Fujifilm-X-Trans-Sensor (Deutsch) - wie fast immer bei der deutschen Wikipedia physikalisch falsche Lobhudelei für Fuji -, Fujifilm X-Trans sensor (Englisch viel ausführlicher) kann per physikalischer Definition bereits die Natur und deren Farben nicht so darstellen, wie andere Sensoren mit der Bayer-Matrix. Dies zeigt sich u.a. daran, dass fast keine Software den Fuji-Sensor korrekt auslesen kann. D.h. es entstehen nicht nur messbar, sondern für jeden sichtbar andere Farben - von grünen Rändern an filigranen Strukturen und matschigen Wiesen, Wäldern und Büschen ganz abgesehen. - Bevor sich nun wieder Fuji-Fans aufregen: Es geht hier nicht um das, was Ihnen persönlich besser gefällt, sondern um den wissenschaftlich belegbaren Unterschied der Darstellung der Welt durch den Fuji-Sensor.
- Schon deutlich weniger Fotografen kennen die aus der Bayer-Matrix resultierenden physikalischen Folgen.
- Bei einer herkömmlichen 20-Mega-Pixel-Kamera finden sich de facto nur 10 Millionen grüne, 5 Millionen rote und 5 Millionen blaue Sensoren. Farbtechnisch gesehen gäbe es somit nur 5 Millionen Farbinformationen. Der Rest wird deshalb kameraintern errechnet.
- Da das menschliche Auge für die Farbe Grün besonders sensibilisiert ist, findet sich diese doppelt so oft auf dem Sensor.
- Wie jedoch jeder einzelne Hersteller für jeden einzelnen Sensor in jedem Kameramodell die Gewichtung der unterschiedlichen Pixel und vor allem die Verrechnung der unterschiedlichen 4 Farbflächen durchführt, variiert erheblich und verändert sich ständig.
Sensorfilter
- Jeder Sensor besitzt vorne ein Schutzglas. Bereits dieses verändert die Farben - wenn auch im Idealfall nur minimal.
- Hinzu kommen in vielen Kameras jedoch sogenannte Anti-Aliasing-Filter. Sie sollen hässliche Musterbildungen - sogenannte Moirés - reduzieren oder weitegehend unterdrücken. De facto haben sie jedoch auch einen - wenn auch im Idealfall nur minimalen Einfluss auf die Farbdarstellung.
- Kurzum: Jedes Material vor dem Sensor, durch das sich das Licht bewegen muss, übt einen Einfluss auf die Farbdarstellung aus. Sind diese je Filter / Schutzschicht noch klar mess- und im Zweifel auch beherrschbar, so wird dies in der Kombination mehrerer Elemente immer schwieriger.
- Gemäß den mir vorliegenden Informationen bemühen sich die Hersteller in guten Kameras redlich, diese Beeinträchtigungen in der an den Sensor angeschlossenen kamerainternen Bearbeitung zu korrigieren. Allerdings geschieht dies völlig unterschiedlich und wird zumindest meines Wissens nirgendwo veröffentlicht. Diese kamerainterne Farbveränderung bleibt somit für den Fotografen unkalkulierbar.
Interne Vor-Verarbeitung
- Unabhängig vom späteren Speicherformat der Datei (RAW, JPEG etc.) muss jede kamerainterne Software die vom Sensor gelieferten eigentlichen Rohdaten in standardisierte speicherbare Daten umwandeln.
- Allerdings verwenden alle Hersteller hierzu unterschiedliche Algorithmen, die sich sogar noch je nach Sensor und nach Kameramodell unterscheiden.
- Nochmals zur Klarstellung: Das betrifft auch die sogenannten RAW-Daten. Es handelt sich dabei nie um die eigentlichen Rohdaten des Sensors. Auch die hochgelobten RAW-Dateien sind bereits das Produkt einer kamerainternen Umwandlung.
- Und selbst bei RAW-Dateien greifen die Hersteller bereits auch in die Farbdarstellung ein. Gemäß Untersuchungen sollen die meisten Nikon-Modelle hierbei tiefer eingreifen und die Rohwerte deutlicher verändern als diejenigen von Canon. Bei Sony ließ sich in den letzten Jahren bei den modernen A7-Kameras sogar nachweisen, dass sie ganze Bildinformationen wie Sterne in Langzeitbelichtungen komplett entfernen / löschen - auch in RAW-Aufnahmen.
- Vor allem in den letzten Jahren kamen bei fast allen Kameraherstellern sogenannte komprimierte Dateiformate hinzu, welche gnadenlos Farb- und Helligkeits-Informationen löschen, nur damit man die Dateigröße reduzieren kann. Das reicht bis zu 11-Bit-Formaten, bei denen man die drei wichtigsten Bits der eigentlichen 14-Bit-Aufnahme löscht. Daraus folgt, dass die Datei bereits rein physikalisch viel weniger enthält, als der Sensor sah.
- Ohne jegliche Wertung für die durch diese kamerainterne und immer stattfindende Bildbearbeitung für die als Ergebnis erzeugte Bildqualität muss man eine rein physikalische Veränderung festhalten.
- Daraus folgt, dass gleichgültig, welche Kamera und welches Datei-Speicherformat Fotografen verwenden, die Farben nicht mehr mit dem Original übereinstimmen.
- Der Fotograf hat hierauf keinen Einfluss.
- Es gibt sogar Hinweise, dass sich diese kamerainternen Eingriffe auf die Bildqualität mit dem Update der Firmware ändern können. Belegt ist dies inzwischen bei Sony, welche nach weltweiten heftigen Protesten zumindest einige Teile der 11-Bit-Kompression bei den Spitzenkameras per Firmware-Update wieder deaktivieren mussten. Hieraus folgt, dass ein Fotograf mit seiner sonst identischen Kamera auch unter idealen experimentellen Rahmenbedingungen bei einem zweiten Foto nach einem Firmware-Update vermutlich nicht mehr dieselben Farben erhält.
Farbverlust durch qualitative Kompression
- Die Bit-Anzahl der Farbtiefe einer Kamera entscheidet maßgeblich, wie viele Farben in welcher Genauigkeit aufgezeichnet werden.
- Dass sich in einer Profikamera mit 14 oder mehr Bit Farbtiefe mehr Farbinformationen abspeichern lassen, als in einem überall vorhandenen 8-Bit-JPEG, ist logisch und in Fotografenkreisen weitgehend bekannt.
- Weniger bekannt ist hingegen, dass die Sensoren zwar mit 14 und mehr Bit Farbtiefe das Abbild registrieren, davon jedoch teilweise bereits kameraintern nur 8-12 weiterverarbeiten (komprimiert). Es kommt somit bereits kameraintern zu einem erheblichen Farbverlust.
- Aber selbst die 14 oder mehr Bit der Spitzenkameras bilden selbstverständlich nicht die gesamte Farbvielfalt der Natur ab.
- Hinzu kommen immer neue Dateiformate, die teilweise bereits im Namen irreführend oder zumindest verwirrend sind. Man denke hier nur an das neue Compressed NEF von Nikon oder Canon RAW (CR3 14 Bit), CRAW (Compact RAW) oder HEIF.
- Man sollte deshalb genau hinsehen. - Auch hier gilt: Es geht nicht darum, was Ihnen besser gefällt, sondern nur darum, dass jedes Format anders aufzeichnet und somit die Welt anders abbildet.
- Wer das Maximum an Farbqualität aus der eigenen Kamera herausholen will, sollte in den Voreinstellungen der Kamera die maximale Qualitätsstufe (gleichgültig, ob er RAW oder JPEG fotografiert) wählen - auch wenn sich dadurch die Dateigröße und die Speicherzeit je Bild deutlich erhöhen.
- Noch viel unübersichtlicher sieht es im Übrigen bei Video aus. Hier sind bereits die Kodizes derart unterschiedlich, dass die darin dann beinhalteten Dateiformate nicht mehr vergleichbar sind. De facto stellt jedes Video-Format in jedem Kodex die Welt messbar anders dar.
Farbverluste durch die Auswahl des Farbprofils / Farbraumes
- Bei guten Kameras kann der Fotograf das Farbprofil auswählen: z.B. wird bei vielen Kameras zwischen Adobe RGB und sRGB unterschieden.
- Diese Farbräume unterscheiden sich jedoch erheblich voneinander. Somit wird dieselbe Kamera das gleiche Motiv unter absolut identischen Aufnahmebedingungen mit unterschiedlichen Farben abspeichern.
Farbverlust durch quantitative Kompression
- Jede Kamera bietet heute mehrere quantitative Speichermodi an. Damit ist die Anzahl der speicherbaren Mega-Pixel gemeint.
- So werden neben der maximalen Auflösung oft geringere Auflösungen angeboten. Dies kann die Speicherkapazität der Chips für mehr Fotos erhöhen oder das Bildformat zum subjektiv gewünschten hin verändern oder die Anzahl der im Dauerfeuer aufgenommen Serienbilder erhöhen.
- Angenommen Ihre Kamera könnte vereinfacht dargestellt im maximalen Modus 4 Pixel aufnehmen und im verringerten 1 Pixel. Für die Farbdarstellung ist dies solange irrelevant, solange alle 4 Pixel die exakt identische Farbe besitzen. Finden sich jedoch auf den 4 aufnehmbaren Pixeln 4 unterschiedliche Farben, so muss bei nur 1 Pixel Zielgröße eine irgendwie geartete Reduktion auf eine Mischfarbe eingreifen.
- Daraus folgt bereits rein physikalisch, dass dieselbe Kamera eine unterschiedliche Farbdarstellung im maximalen Modus zu den anderen Speichermodi aufweist.
- Noch komplizierter wird es jedoch bei der Frage, wie die Kamera dann bei einer Reduktion das Farbgemisch für die daraus resultierende Größe berechnen wird? Es ist zu bezweifeln, dass irgendein Techniker - sogar des Herstellers - Ihnen dies genau voraussagen kann.
Farbveränderung durch unterschiedliche Belichtung
- Wenn Sie ein Bild optimal belichten, sodass alle Informationen im Histogramm exakt im erlaubten Bereich liegen, so wird die resultierende Farbinformation eine andere sein, als wenn Sie über- oder unterbelichten (sei dies durch Fehlmessung oder durch bewusste Belichtungskorrektur).
- Bildinformationen und somit Farbdetails im überbelichteten Bereich können ausfressen und selbst mit RAW-Konvertern nicht immer komplett gerettet werden.
- Bildinformationen und somit Farbdetails im unterbelichteten Bereich sind noch stärker betroffen, da dort aufgrund der logarithmischen Struktur sowieso kaum Informationen vorhanden sind.
- Dies ist im Übrigen der Grund, warum viele Fotografen das Histogramm auf die Lichter ausrichten, also nach rechts optimieren / verschieben. So kann man mehr Bild- und Farbinformationen aus dem dunklen Bereich erhalten.
- Allerdings gehen viele Natur-Motive oft weit über die Dynamik der Kamera hinaus. Die 8-14 Blenden / Lichtwerte guter Kameras unter idealen Bedingungen liegen extrem weit unter dem, was sich in der Natur abspielen kann. D.h. in solchen Fällen wird das Histogramm immer links und rechts beschnitten. Es kommt zu Farbveränderungen.
- Das ist im Übrigen auch einer der Gründe, warum man unter künstlichen Bedingungen im Studio fotografiert: Hier kann man den Dynamikumfang durch Einsatz eigener Lichtquellen bewusst in einem sehr engen Bereich halten, den die Kamera optimal darstellen kann.
Delta E
- Will man den Testzeitschriften glauben, so handelt es sich bei Delta E um eine der Kaufentscheidungen für Kameras, da sie angeblich alles über die Farbechtheit der Kamera aussagt. Diese sowieso von kaum jemandem vollständig verstanden Zahl liefert - vereinfacht ausgedrückt - nur eine Information über die Abweichung (Differenz, deshalb Delta) der Originalfarbe von der Ergebnisfarbe.
- Selten wird jedoch in den Tests mitgeteilt, mit wie vielen und welchen Farben der Farbvergleich durchgeführt wurde: 4, 8, 16, 32, 64, 256? Es finden sich nämlich zahlreiche sogenannte Messfarbtafeln dafür.
- Selbst die Aussage über die Art des gebildeten Durchschnittes wird selten gemacht.
- Die Ausreißer werden bei Durchschnittsbildung oft vernachlässigt. So sind Abweichungen von 30 bei bestimmten Einzelfarben auch bei sehr guten Kameras durchaus möglich.
- Fast ausschließlich werden solche Analysen unter einer bestimmten JPEG-Einstellung im Studio unter ganz bestimmtem künstlichem Licht, einer bestimmten Blende an einem ganz bestimmten Objektiv und unter bestimmten Messbedingungen durchgeführt. Und nur darunter sind sie vergleichbar.
- Je nach Kameramodell und Download-Angebot des Herstellers können Sie sich jedoch dutzende von JPEG-Einstellungen (Stile) in die Kamera laden und dann oft nochmals mit hunderten von Einzeleinstellungen verändern, um den JPEG-Stil Ihrem persönlichen Empfinden anzupassen, sodass das im Testlabor gemessene Delta E kaum auf Ihre Kamera im Praxiseinsatz zutreffen wird.
- Ganz selten wird angegeben in welche Richtung die Einzel-Farben in der Kamera verschoben werden. Ohne diese Zusatz-Information kann jedoch niemand Korrekturen anbringen. Denn die Farben weisen nicht alle generell eine Verschiebung in eine Richtung auf (das könnte man leicht und generell korrigieren), sondern oft weicht fast jede Messfarbe auf der Referenz-Tafel in eine andere Richtung und mit einem anderen Wert ab.
- Ferner variiert die Farbabweichung jeder Einzelfarbe einer Messtafel sowohl im absoluten Betrag als auch in der Richtung je nach ISO-Wert der Kamera.
- Und ebenso selten werden Farbtafeln mit den Original- und Ergebnisfarben veröffentlicht, sodass man sich selbst ein Bild machen kann. Dies ist wohl beabsichtigt, da die Abweichungen für den Laien oft erschreckend aussehen.
- Aber erstaunlicher Weise müssen selbst manche Tester zugegeben, dass Fotos einer Kamera mit einem hohen Delta-E oft sehr schön aussehen. So ist es z.B. bekannt, dass manche Verschiebungen zu wärmeren Farben Hauttönen bei Porträts eher förderlich sind. Deshalb lassen sich solche Farbverschiebungen inzwischen in vielen Modellen oft sogar manuell in der Kamera für Porträts etc. einstellen.
- Eine Abweichung des E-Wertes in einzelnen fotorelevanten Farben von bereits 5 kann jedoch sichtbar und auch störend sein.
- Gleichzeitig kann eine Abweichung des E-Wertes in einzelnen nicht-fotorelevanten Farben von über 20 kaum sichtbar und unerheblich sein.
- Der Delta-E wert sagt somit nur etwas über eine Labormessung aus, die sich ohne detailliertes Hintergrundwissen von einem Fotografen in der täglichen Praxis nicht verwerten lässt.
Software-Bearbeitung / Post-Production
Gleichgültig welches Dateiformat Sie verwenden, die Einflüsse der Software-Bearbeitung sind in der sogenannten Post-Production erheblich.
Monitorkalibrierung
- Bevor Sie jedoch überhaupt an eine neutrale Farbbearbeitung denken können, müssen Sie dazu die Grundlagen mit einem kalibrierten Monitor legen.
- Inzwischen werden bereits ab Werk kalibrierte Monitore angeboten. Die meisten sind jedoch entweder falsch, schlampig oder überhaupt nicht kalibriert.
- Angeblich kann man sich den eigenen Monitor auch
mal geschwind
selbst kalibrieren. Hierzu finden sich Hardware ab unter 100 Euro und zahlreiche Bedienungsanleitungen im Internet, welche die Sache als spielend leicht darstellen.
- Die Kalibrierung selbst ist in der Tat erlernbar. Die fast immer verschwiegenen Probleme liegen jedoch in den oft völlig vernachlässigten Rahmenbedingungen:
- Die Kalibrierung hängt von der Lichttemperatur im Raum um den Monitor herum ab.
- Angenommen man hat - wie fast alle Menschen - ein oder mehrere Fenster im PC-Arbeitsraum und man kalibriert den Monitor am Morgen, so wird eine relativ geringe Farbtemperatur der Umgebung vorherrschen. Bereits am Nachmittag hat sich durch den Sonnenstand die Farbtemperatur jedoch geändert.
- Wenn Ihr Arbeitszimmer zudem noch nach Süden zeigt und Sonnenlicht direkt einstrahlt, so werden die Unterschiede extrem sein.
- Wenn Sie zudem auch in der Dämmerung oder Nacht arbeiten - was zumindest im Winter häufiger der Fall ist - so werden Sie in fast allen Fällen eine Zimmerbeleuchtung - mit einer selbstverständlich von der Kalibrierung abweichenden Lichttemperatur verwenden.
- Vor allem die normal erwerbbare künstliche Zimmerbeleuchtung ist jedoch der kritischste Punkt. Die meisten billigen Leuchtmittel schwanken in ihrer Farbtemperatur insgesamt, sowie über die aktuelle Nutzung in Stunden am Tag sowie über die Gesamtnutzungsdauer erheblich. Bei zwei oder mehr Leuchten ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie eine jeweils unterschiedliche Farbtemperatur besitzen. Extreme Schwankungen weisen übrigens die sogenannten Energiesparlampen auf.
- Unbeherrschbar ist eine Mischlichtsituation aus derartigem künstlichen Raumlicht und natürlichem Sonnenlicht durch ein Fenster. - Das ist jedoch der Standardfall der meisten mir bekannten Räume im Winter.
- Die Kalibrierung hängt von der Temperatur des Monitors ab.
- Manche seriösen Tester weisen darauf hin, dass man moderne Flat-Screen-Monitore erst nach einer Anwärmzeit von ca. einer halben Stunde kalibrieren soll. Allerdings handelt es sich auch bei diesem Wert eher um eine unzuverlässige Glaskugelleserei.
- Zahlreiche Monitore ändern ihre Betriebstemperatur mit der Belastung, die wiederum von dem Anteil der dargestellten Farben und den daraus resultierenden Verlustleistungen der einzelnen LEDs resultiert. D.h. fast jeder Monitor wird seine Temperatur bei Benutzung ständig ändern. Eine verlässliche pauschale Vorhersage für jeden Monitortyp ist allerdings kaum möglich.
- Jedoch können auch zahlreiche weitere heute in Monitore eingebaute Bauteile wie Transformatoren, Lautsprecher, USB-Anschlüsse - teilweise sogar Festplatten und Hauptplatinen mit Prozessoren - etc. zur Wärmeproduktion in erheblichem Maße beitragen.
- Äußerst unangenehm für die Praxis sind unterschiedliche Wärmefelder auf einem Monitor, da so keine Gesamt-Kalibrierung stattfinden kann. Oft wird dann ein Durchschnitt gebildet, der definitiv an keiner Stelle des Monitors die korrekte Farbe wiedergibt.
- Völlig inakzeptabel ist das Aufstellen des Monitors in der Sonne. Durch die Einstrahlung wird sich der Monitor übermäßig aufheizen.
- Die Kalibrierung hängt von der Raumtemperatur (Lufttemperatur im Raum) ab, da diese eine Auswirkung auf die Monitortemperatur hat.
- Ein z.B. im Frühjahr bei ca. 15 Grad kalibrierter Monitor wird im Sommer bei über 30 Grad Celsius die Farben nicht mehr neutral darstellen.
- Noch ungünstiger sieht es bei einer Platzierung des Monitors direkt unter dem Hausdach aus. Ohne Klimaanlage werden dort im Sommer durchaus über 40 Grad Celsius erreicht.
- Schwierig wird die Kalibrierung auch im Winter. Ein in einem - in Deutschland nicht unüblich mollig warm überheizten - Zimmer kalibrierter Monitor wird beim Lüften bei eisigen Außentemperaturen definitiv andere Farben anzeigen.
- Unbedingt vermeiden sollte man Einflüsse durch direkte Wärmestrahlung auf den Monitor. So sollte ein Monitor nie in der Nähe einer Heizung aufgestellt werden. - Ich habe Monitore schon in der Richtung zu Bulleröfen oder Kaminen gesehen, wobei mir die daran arbeitenden Personen dazu sogar noch stolz berichteten, dass dies für sie die optimale Lösung sei, da sie selbst durch den Monitor vor der direkten Wärmestrahlung im Gesicht geschützt seien, aber gleichzeitig immer warme Füße hätten.
- Da die Wärmeleitfähigkeit / Wärmeabgabe des Monitors an die Raumluft auch mit der Luftfeuchtigkeit schwankt, hat auch die Luftfeuchtigkeit einen messbaren Einfluss auf die Farbdarstellung.
- Ein im kalten Winter kalibrierter Monitor (extrem geringe Luftfeuchtigkeit) wird bei einem tropischen Sommer (mit teilweise über 80% Luftfeuchtigkeit) die Farben anders darstellen.
- Die angebotenen Kalibrierungen / Kalibrierungsmethoden unterscheiden sich gravierend.
- Die aufgenommene (Referenz-) Farbkarte enthält je nach Hersteller eine unterschiedliche Anzahl an Farbfeldern in unterschiedlicher Größe.
- Die Anzahl der Messfelder auf dem Monitor unterscheiden sich.
- Die Abdeckung der Messfelder über die gesamte Monitorfläche variiert. Keineswegs immer werden die Ränder dabei gleich bewertet wie die Monitormitte.
- Die Monitortypen und LCD-Panels unterscheiden sich auch heute noch gravierend. Nicht nur Helligkeit und Kontrast, sondern vor allem der Abstrahlwinkel variiert. D.h. Farben sehen auf einem Monitor oft deutlich unterschiedlich aus, wenn man plan direkt vor dem Monitor sitzend auf die Bildmitte sieht, oder schräg von der Seite darauf blickt.
- Die wahrgenommene Farbe am Monitor hängt nicht nur vom einstellbaren Kontrast am Monitor, sondern auch von der Raumhelligkeit und der Reflexion des Bildschirmes ab.
- Direkt auf den Monitor einstrahlendes Licht, insbesondere Sonnenlicht, aber auch die Reflexionen einer Lichtquelle durch einen Spiegel oder eine helle Wand im Rücken des Nutzers reduzieren den wahrgenommenen Kontrast und die subjektive Farbsättigung.
- Noch ungünstiger sieht es bei modernen reflektierenden / spiegelnden LCDs aus, die sogar Kopfschmerzen und langfristig Augenschäden verursachen können.
- Aber auch die Umgebungsfarbe um den Monitor herum (also Wand-, Tisch- und für den Bearbeiter sichtbare Bodenfarbe) haben (abgesehen von der farbverändernden Spiegelung des restlichen Lichtes) einen Einfluss auf die subjektiv wahrgenommene Farbwirkung eines Bildes auf dem Monitor. Deshalb sollte man intensive Farben in diesem Bereich vermeiden. Weiß, Beige und Grau scheinen hier die beliebtesten, weil neutralsten Umgebungsfarben zu sein.
- Sogar so minimale Dinge wie die Monitorfarbe (die Farbe des sichtbaren Randes des Monitors) und die Farbe des Bildschirmhintergrundes können die subjektive Wahrnehmung der Farben durch den Benutzer beeinflussen.
- Dies alles ist auch der Grund, warum absolute Profis in Druckereien zum Setzen einen sündhaft teuren und kalibrierten Monitor nur in einem klimatisierten und völlig fensterlosen Raum unter weitgehend kontrollierbarer einheitlicher Kunstlichtbeleuchtung verwenden.
- Auf den Einfluss der Grafikkarte sei nur kurz hingewiesen. Selbstverständlich gelten alle Kalibrierungen nur bei einer einzigen Einstellung der Grafikkarte. Änderungen der Farbtiefe, Frequenz etc. oder sogar ein Austausch einer Grafikkarte erfordern eine Neukalibrierung. Selbst das Verbindungskabel zum Monitor darf nicht verändert oder ausgetauscht werden.
- Hinzu kommt noch ein gerne verschwiegener Umstand: Die meisten Monitore können überhaupt nicht alle Farben des sichtbaren Spektrums des Lichtes darstellen bzw. nicht so, wie sie in der Natur vorkommen.
- Ganz offen gesagt halte ich eine zuverlässige Kalibrierung aufgrund der physikalischen Rahmenbedingungen für normale Anwender kaum für durchführbar. Selbst unter idealen Bedingungen, welche kaum irgendwo vorliegen, muss man die Kalibrierung regelmäßig erneuern.
- Zum Abschluss noch das Totschlagargument:
- Hier wird von einer farbneutralen Ausgabe des Abbildes der Natur auf dem klassischen bedruckbaren Medium (meist Papier) ausgegangen. Nur dafür kann man den eigenen Monitor halbwegs kalibrieren.
- Sofern Ihnen eine Monitorkalibrierung dafür gelingt, dann werden Sie erstaunt feststellen, dass das Foto auf Ihrem Monitor nun ziemlich blass aussieht.
- Aber das ist nur Ihr Monitor.
- Sofern Ihr Ziel-/Ausgabemedium jedoch ein anderes - d.h. digitales - sein sollte (z.B. soziale Medien), deren Nutzer ebenfalls die meist völlig falsch eingestellten - weil viel zu farbgesättigten - Monitore und Displays nutzen. Dann haben Sie nun ein Problem: Jede Erhöhung der Sättigung des Fotos durch Software auf Ihrem Monitor, die für den Ausdruck sinnvoll und erwünscht sein kann, würde bei den meisten nicht-kalibrierten Monitoren der digitalen Nutzer zu völlig übersättigten Fotos führen, die schlichtweg kitschig aussehen.
- Daraus folgt, dass man im Grunde den eigenen Monitor für jede der anvisierten Zielgruppen genau auf jene kalibrieren müsste. Das ist jedoch völlig unmöglich, da das Spektrum und vor allem die Bandbreite der Fehleinstellungen / Fehlkalibrierungen der digitalen Medien vom Smartphone über Tablet, Laptop, PC-Monitor bis Fernseher unüberschaubar ist.
- Da inzwischen Fotos und Videos überwiegend auf digitalen Online-Medien publiziert werden, raten immer mehr ehrliche Spezialisten heute sogar dringend von den kaufbaren Monitorkalibrierungen für die meisten Fotografen ab. (Siehe z.B. dieses Video: do you REALLY need to calibrate your monitor? 24.04.2019 - Englisch.)
Unterschiedliche RAW-Konverter
- Die Anzahl der RAW-Formate ist unerwartet groß. Manche Firmen verwenden sogar unterschiedliche RAW-Formate für die diversen eigenen Kameramodelle.
- Die Anzahl der RAW-Daten-Konverter ist folglich unerwartet groß. Bereits jeder Kamera-Hersteller bietet einen an. Hinzu kommen zahlreiche Drittanbieter, die herstellerübergreifende Lösungen offerieren.
- Kein einziger RAW-Konverter stellt die Farben in der Neutraleinstellung so dar wie ein anderer. Sie sind deshalb unvergleichbar.
- Die Grundeinstellungen sowie die Einstellmöglichkeiten unterscheiden sich zwischen allen RAW-Konvertern erheblich.
- Die RAW-Konverter der Hersteller, welche eigentlich genau wissen sollten, wie ihre Kamera arbeitet und folglich die besten Ergebnisse liefern könnten, lassen sich oftmals nicht optimal in den Workflow / den Arbeitsablauf eines Fotografen integrieren und werden deshalb nicht so oft benutzt.
- Die optimal in den (zumindest den firmeneigenen) Workflow integrierten Produkte der Fremdhersteller (z.B. Camera RAW von Adobe oder DxO) wiederum beziehen ihr Wissen über die Kamera und Objektive der Hersteller oft aus reinen Eigenversuchen, dem sogenannten Reverse Engineering. Die Ergebnisse sind folglich nicht optimal. Hier geloben die Hersteller zwar Verbesserungen in der Zusammenarbeit. Aber diese funktioniert bis heute bei einigen Firmen noch immer nicht zufriedenstellend.
- Hinzu kommt der leidige Umstand, dass die Software-Hersteller laufend - in fast jedem Update - diese Einstellungen optimieren. D.h. sie ändern die vermeintlichen Neutral-Einstellungen ständig, wodurch sich immer wieder neue Farbkonstellationen bei ein und derselben Kamera ergeben.
Farbtiefe
- Bei den mir bekannten RAW-Konvertern kann man die Farbtiefe der Ergebnis-Datei einstellen.
- Für die Farbqualität - insbesondere bei weiteren Nachbearbeitungen ist der Unterschied zwischen 8 und 16 Bit-Farbtiefe erheblich.
- Allerdings steigt dadurch die Dateigröße auch extrem an, weshalb die meisten Fotografen nur die 8-Bit-Ergebnisse für die Weiterverarbeitung verwenden.
Ebenen und Befehlsreihenfolgen
- Ebenen erlauben die nachträgliche Veränderung einzelner Änderungen und Einstellungen. Allerdings erhöhen sie die Dateigröße enorm.
- Weniger bekannt ist der Umstand, dass bestimmte Änderungen an der Originaldatei / Hintergrundebene je nach der Reihenfolge der Anwendung unterschiedlich auf die Farbergebnisse wirken können.
- Wer zahlreiche Veränderungen an der Originaldatei vornimmt und Wert auf Farbechtheit legt, sollte mit 16-Bit-Ebenen arbeiten und diese ggf. sowohl in der Reihenfolge als auch der Intensität der Wirkung nochmals anpassen.
- Da ich hierzu immer wieder Anfragen erhalte: Es macht in vieler Software einen erheblichen Unterschied, ob man z.B. zuerst die Weißbalance ändert und dann schärft, oder umgekehrt. Sie können sich selbst ausrechnen, was bei den oft dutzenden Befehlen, die man auf ein einziges Foto anwendet, für Kombinationsmöglichkeiten und Reihenfolgen entstehen können.
- Das klingt jedoch alles leichter als es in der Praxis ist. Denn jeder Software-Hersteller macht dies anders. D.h.: Eine relativ farbneutrale Befehls-Reihenfolge bei Lightroom wird weder in Photoshop noch in Capture One Pro, um nur drei Programme zu nennen, identische Ergebnisse liefern - und zwar nur aufgrund der Reihenfolge der einzelnen Befehle, die sich anders auswirken. Der Anwender muss sich dies selbst je nach verwendeter Software in Experimenten erarbeiten. Danach muss er hoffen, dass der Software-Hersteller keine Änderungen anbringt. - Ein reiner Wunschtraum.
Externe Ausbelichter
Will man das (bearbeite) Foto in einer sogenannten Hard-Copy-Form erhalten, dann existieren mehrere Möglichkeiten, die im Folgenden genauer untersucht werden.
Großfirmen
Die meisten Fotos werden bei externen Großfirmen produziert.
- Fotos werden heute meist nur noch von wenigen großen Laboren ausbelichtet.
- Der Vorteil liegt in der enormen technischen Ausstattung und den optimierten Prozessen in diesen Großbetrieben. Nur so lässt sich gute Qualität zu einem erstaunlich geringen Preis in sehr kurzer Zeit erzeugen. Farbabzüge 10*15 Zentimeter binnen dreier Tage für unter 10 Cent sind das Ergebnis hocheffizienter Prozessoptimierung.
- Der Nachteil liegt aber genau darin. Prozesse können nur optimiert werden, wenn man sich auf einen Kernbereich konzentriert.
- Jeder Anbieter (online oder offline) hat seine Prozesse somit in irgendeiner Weise optimiert, welche zwangsläufig nicht allen Fotografen mit allen Ansprüchen gerecht werden kann.
- Diese Optimierungen werden jedoch ständig den sich wandelnden Markterfordernissen angepasst, sodass ein vermeintlich objektives Messergebnis aus dem letzten Jahr heute nicht mehr zutreffen muss.
- Für den Nutzer hat dies den Nachteil, dass er sich nicht darauf verlassen kann, dass eine Qualität erhalten bleibt.
- Vor allem Großfirmen verfügen teilweise über mehrere Labore oder lassen über mehrere Subunternehmer in mehreren Laboren fertigen. D.h. Kunden wissen nie, wo entwickelt wird. - Das relativiert im Übrigen auch die in den angeblich so wissenschaftlich und präzise arbeitenden Testmagazinen durchgeführten Tests und die daraus resultierenden Bewertungen zur angeblichen Bildqualität bei Großfirmen.
- Ferner handelt es sich um große Produktionsstraßen, teilweise mit mehreren Geräten, die parallel arbeiten. Kunden wissen folglich nie, auf welcher Maschine ihr Foto entstand.
- Die Maschinen sind trotz aller routinemäßigen Wartung anfällig und werden ständig nachjustiert, repariert und umgebaut. Daraus folgt, dass selbst dieselbe Maschine im kommenden Monat ein anderes Ergebnis liefern kann.
- Meines Erachtens ist die Streuung der Ausbelichtungen erheblich. Insbesondere fällt mir dies immer wieder im Sommerurlaub auf, wenn offensichtlich viele Fachkräfte auch in den Laboren ihren Urlaub nehmen. Die Hilfskräfte scheinen nicht immer dieselbe Qualität erzeugen zu können, wie das erfahrene Standardpersonal. Dies liegt auch daran, dass bei steigenden Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit im Sommer sich auch die Bildqualität verändert und Feinjustierungen an den Maschinen erforderlich machen würde, welche offensichtlich nicht immer (korrekt) durchgeführt werden.
- Jede Firma verwendet unterschiedliche Fotopapiere oft sogar von unterschiedlichen Herstellern. Manche Firmen bieten sogar im eigenen Produktionsbereich unterschiedliche Papierqualitäten an. Dies führt zwangsläufig zu unterschiedlichen Farben.
- Selbst nach ISO standardisierte Foto-Papiersorten schwanken bezüglich ihrer Qualität sowohl zwischen unterschiedlichen Produktionstagen als auch sogar häufig auf einer einzigen großen Papierrolle. Selbst wenn diese Abweichungen im Einzelfall so gering sind, dass sie das unbewaffnete Auge nicht bemerkt, so sind sie dennoch messbar und können sich mit anderen Kleinigkeiten z.B. bei der Einstellung der Maschinen etc. durchaus bemerkbar machen.
- Hinzu kommt, dass die Qualität der Fotopapiere ständig - und sei es nur produktionstechnisch - optimiert, d.h. verändert wird.
- Und selbst wenn der Hersteller des Fotopapieres dem Abnehmer angeblich garantiert, dass seine Produktionsweise absolut identisch über Jahre beibehalten wird, so werden dessen Rohstoffzulieferer ihre Substanzen oder zumindest deren Zusammenstellung, Mischverhältnisse oder Qualität im Einzelnen ändern. In unserer hochkomplexen globalen Marktwirtschaft existiert keine Konstanz.
- Selbst wenn zwei Firmen dieselben Fotopapiere verwenden, so verwenden sie unterschiedliche Ausbelichter.
- Selbst wenn zwei Firmen dieselben Ausbelichtungsmaschinen verwenden, so sind diese unterschiedlich eingestellt und liefern andere Farben.
- Aber selbst wenn Papier, Maschinen und Einstellungen identisch wären, so unterscheiden sich die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in den Produktionshallen, sodass es zu Abweichungen kommt.
- Ferner werden auch in einer Firma die Einstellungen an den Maschinen ständig (produktionstechnisch) etwas optimiert und somit verändert.
- Überdies werden Teile der Produktionsgeräte oder ganze Straßen auch regelmäßig durch neue ersetzt.
- Ein über längere Zeit einheitlicher Produktionsstandard lässt sich so nicht garantierten.
- Auch die Schneidemaschinen haben teilweise Probleme, die jedoch nur selten auffallen.
- Der Beschnitt der Fotos schwankt je nach Produzent und Maschine extrem zwischen 0 und 7 mm an jeder Seite. Millimeter klingen immer so harmlos. Bei einem Foto 10*15 cm stellen 7 mm-Randbeschnitt einen quantitativen Verlust von 22% der Gesamtfläche dar. Wenn sich in diesem Randbereich dann auch noch Köpfe, Füße, Hände oder sonstige wichtigen Bildinformationen befinden, die abgeschnitten werden, dann ist der qualitative Verlust sogar noch größer.
- Maschinenbedingt kommt es sogar vor, dass die Beschnitte schräg sind im Verhältnis zum abgebildeten Foto, bzw. umgekehrt das Foto schief auf das Fotopapier ausbelichtet wurde.
- Da die Beschnitte nicht vorhersagbar sind und ständig - also auch auf einem Foto an allen Seiten schwanken, füge ich allen meinen Fotos einen Rand hinzu, den ich dann persönlich nachschneiden kann.
- Noch nachteiliger ist der Umstand, dass viele Entwickler trotz der Angabe
Originalformat beibehalten
die eigenen Fotomaße gnadenlos auf ein vorgegebenes Format (meist 3:2 oder 4:3) beschneiden.
- Derartige extreme Eingriffe können jedoch die Bildwirkung / Farbwirkung erheblich verändern.
- Zur Ausbelichtung wird die gelieferte Datei komprimiert und der Farbinhalt reduziert. Wie und in welchem Umfang das im Einzelnen geschieht, hängt vom gewählten Format der Ausbelichtung (Fotopapiergröße) sowie dem Produzenten ab. Insbesondere bei einer Online-Bestellung wird ersichtlich, wie gering die Dateigrößen oft sind. Dies geht mit einer messbaren und teilweise auch sichtbaren Farbveränderung einher. Da werden aus einer 25-125 MB-Datei schnell einmal weniger als 1 MB-Datentransfer. So etwas kann nicht ohne Verluste abgehen.
- Massenproduktion erfordert trotz großer Produktionsstraßen eine hohe Durchlauf-Geschwindigkeit. Deshalb finden sich auf relativ vielen Fotos unter bestimmten Lichtsituationen sichtbare Kratzspuren auf bzw. in den Lackschichten. Diese haben einen Einfluss auf die Fotoqualität, wenn man z.B. die Fotos abends oder nachts unter bestimmten Lichtquellen betrachtet.
- Noch unbekannter ist jedoch der Umstand, dass die Online-Anbieter Faktoren einfach ignorieren. So wird nicht selten auch der (entfernte / gesetzte) Haken vor der Option
Bild optimieren
(oder ähnlich) ignoriert. Bei einigen Anbietern legen die mir gelieferten Ergebnisse eine ungewünschte und nicht beauftragte Nachbearbeitung sehr nahe. Und zumindest von einem Labor wurde mir mündlich betätigt, dass sie diese Option immer ignorieren und generell alle Fotos optimieren.
- Der Grund hierfür liegt in der Prozessoptimierung, die letztendlich auf einer Kundenzielgruppe beruht. Die Firmen produzieren für eine Kernzielgruppe. Fotografen mit hohen Ansprüchen an Farbechtheit fallen offensichtlich nicht darunter. Hingegen werden dabei oft auf etwas wärmere und gesättigte Farben optimiert sowie die Schärfe und der Kontrast angehoben. Der Grund liegt darin, dass die meisten Menschen keine Fachleute sind und nichts von Photoshop verstehen. D.h. diese Normalnutzer liefern nicht optimierte Vorlagen, wünschen aber dennoch ein optimales Bild.
- Zur Beruhigung der Gemüter sei angemerkt, dass manche Optimierungsalgorithmen bereits die abgebildeten Motive relativ treffsicher berücksichtigen und somit Porträts anders optimieren als z.B. Architektur. Das Problem liegt für den ambitionierten Fotografen eher darin, dass er die Details nicht kennt und somit nicht beeinflussen kann.
- In der Werbung zahlreicher Firma immer wieder angepriesene DIN- / ISO-Zertifizierungen sollte man mit Vorsicht genießen. Erstens betreffen solche Zertifizierungen meist etwas ganz anderes, als der Kunde vermutet. Und zweitens wurde mit der Zertifizierung illegaler und selbst lebensbedrohlicher Implantate durch den TÜV Rheinland ja hinlänglich bewiesen, dass sich Firmen für Geld inzwischen fast alles zertifizieren lassen können. - Zumindest sagen irgendwelche Zertifikate absolut nichts über die Bildqualität oder Farbtreue aus.
- Aufgrund der Massenproduktion ist die Kulanz dieser Firmen jedoch meist hoch. Fehler werden meist sehr kulant durch Neuproduktion oder Preisreduktion behoben.
Handabzüge vom Fachlabor
- Hinzu kommen einige wenige Handabzüge von Fachlaboren. Aber auch dort ist Qualität nicht garantiert.
- Die gelieferten Vorlagen werden meist so belassen, wie sie angeliefert werden.
- Die Datenkompression ist etwas bis deutlich geringer. Somit ist die Qualität der verwendeten Rohdaten höher.
- Allerdings tritt hier der menschliche Faktor stärker in Erscheinung. Sieht der Entwickler das Motiv so, wie Sie als Fotograf, kann er den Entwicklungsprozess in Ihrem Sinne unterstützen und tatsächlich optimieren.
- Hat er eine andere Sichtweise, so wird das Ergebnis jedoch stärker enttäuschen als bei der maschinellen Serienausbelichtung.
- Wer vermutet, dass ein Handabzug - gleichgültig, welcher Profi sie durchführt - eine höhere Präzision in puncto Farbtreue erzeugt, irrt sich. Der menschliche Faktor - wie bei Handarbeit generell - führt zu extremer Serienstreuung.
- Sogenannte
Montagsprodukte
und größere Abweichungen scheinen mir persönlich sogar deutlich häufiger vorzukommen.
- Der Preis liegt weit über der Serienproduktion.
- Das Erstaunliche ist jedoch, dass viele Menschen einem überteuerten Produkt dennoch unkritisch die höhere Qualität zusprechen.
- Folglich ist auch Kulanz nicht immer garantiert. Nicht selten wird bei Reklamationen in diesem Bereich mit dem Faktor
Kunst
in allen seinen Spielarten argumentiert. Letztendlich werden sich nur wenige Kunden über ihr - aufgrund der Kritik am Produkt bereits nachgewiesenes - mangelndes Kunstverständnis im Bereich Fotografie streiten wollen. Folglich finden sich in manchen Designerwohnungen großformatige Ausdrucke im drei- bis vierstelligen Euro-Bereich, deren Farbwiedergabe - höflich ausgedrückt - zumindest der verbalen Erklärung des Besitzers bedürfen.
Persönlicher Drucker
Wenn man schon keinen Einfluss auf die Druckqualität der externen Ausbelichter hat, dann muss man doch zumindest mit dem eigenen Drucker farbechtere - sprich bessere - Ausdrucke erhalten.
- Theoretisch hat man bei einem eigenen Fotodrucker alle Möglichkeiten in der eigenen Hand und könnte sie optimieren. Die Praxis sieht allerdings ernüchternder aus.
- Jedes Fotodruckermodell jedes Herstellers bietet eine andere Bildqualität.
- Hinzu kommen die produktionsbedingten Serienstreuungen innerhalb jedes Modells.
- Ferner bietet jedes Fotopapier eine andere Bildqualität. Jedes Fotopapier für den Drucker wird eine andere Farbwiedergabe produzieren.
- Selbst innerhalb einer Produktions-Charge einer Papiersorte wird die Qualität - je nach Produktionsstandard mehr oder weniger - schwanken. Dies betrifft in der Regel auch aufeinanderfolgende Bogen eines kaufbaren Sets.
- Bei großen Flächen muss man sogar mit Unterschieden auf einem einzigen Druckbogen rechnen.
- Schließlich bietet jedes Farbpigment in der Drucker-Kartusche ein anderes Ergebnis.
- Und selbstverständlich stimmen die Farbqualitäten aller Tinten-Hersteller nicht überein, selbst wenn deren Farbkartuschen in Ihren Drucker passen sollten.
- Letztendlich müssen Sie für jeden Drucker, jede Farbpatrone und jedes Papier einen eigenen Druckertreiber / ein eigenes Druckerprofil erstellen oder ein vorhandenes zumindest anpassen.
Stellen Sie sich das bitte nicht zu einfach vor. Selbst die Spezialisten der Fotomagazine und Computerzeitschriften scheitern zum Teil daran.
- Letztendlich muss dieser aufwändig erstellte Druckertreiber dann jedoch noch nicht einmal auf einem anderen PC mit einem anderen Betriebssystem lauffähig sein - selbst wenn die sonstige Software und der Drucker etc. identisch wären.
- Hinzu kommen selbstverständlich, wie beim externen Ausbelichter, noch die Einflüsse von Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Druckerzustand. Auch Ihr Drucker altert und muss regelmäßig gewartet sowie nachjustiert werden - bzw. die Druckertreiberdatei angepasst werden. Ferner sind ohne hochentwickelte Klimatisierung die Schwankungen der Farbqualität beim Ausdruck im Privatbereich wesentlich höher als in den hochentwickelten Fotolaboren. Ich bin ganz sicher, dass jeder kritische Fotograf zwischen dem Ausdruck eines identischen Fotos in trockener, kalter Winterluft und dem in schwül-warmer Sommerluft (bei sonst identischen Rahmenbedingungen) selbst auf derselben Papiersorte Unterschiede wahrnehmen wird.
- Selbstverständlich kann man alles irgendwie korrigieren. Bis ein normal begabter Fotograf seinen Drucker jedoch derart justiert hat, hat er sehr viel Zeit und vor allem auch sehr viel Geld in das Verbrauchsmaterial investiert.
- Die meisten Anwender scheitern allerdings bereits daran, dass sie Abweichungen des Ausdruckes vom Original mangels spezieller - ebenfalls kalibrierter - Scanner nur subjektiv mit dem unbewaffneten Auge vergleichen können.
- Unter diesen Bedingungen werden die meisten Fotografen - mit viel Aufwand - sicherlich ein individuelles Druckerzeugnis herstellen können, das weitgehend ihren Wünschen entspricht. Ob es sich jedoch um eine farbgenaue Wiedergabe handelt, darf man in vielen Fällen bezweifeln. Dazu ist der Vorgang zu komplex.
- Dazu kommt ein gerne übersehener Aspekt: Die meisten Drucker können überhaupt nicht alle Farben der Natur wiedergeben.
Aufstellungsort - Umgebung der Präsentation
Hinzu kommen noch die unterschiedlichen Auswirkungen der Ausstellungsart und des Ausstellungsortes auf die Farbwiedergabe. Z.B.:
- Die Helligkeit am Aufstellungsort hat einen Einfluss auf die Farbwiedergabe. Zumindest direkte Sonnenbestrahlung muss man unter allen Umständen vermeiden.
- Die Lichttemperatur vor Ort kann die Farben erheblich beeinflussen. Insbesondere (auch über den Tag nur zeitweise vorhandenes) Mischlicht in Wohnungen sowie Museen und Galerien verändert den Farbeindruck.
- Das evtl. vor das Foto gesetzte Glas (spiegelnd, entspiegelt. Wenn ja, wie entspiegelt?) kann die Farbwirkung erheblich beeinflussen. Meines Erachtens macht es auch einen erheblichen Unterschied, ob das Glas plan auf das Foto aufgelegt wird, oder ob sich dazwischen durch dicke Passepartouts oder sonstige Vorkehrungen ein Raum befindet. Als extrem störend fielen mir bei manchen historischen Ausstellungen die dort üblichen voluminösen Glaskästen auf, in denen manche Fotos präsentiert werden. Dort sind (oft Mehrfach-) Spiegelungen von 5-6 Glasflächen möglich.
- Der eventuell vorhandene Rahmen um das Bild selbst, sei es ein Passepartout (in welcher Farbe?) oder der darum angebrachte (Metall-, Kunststoff-, Holz-) Rahmen verändern je nach Farbe, Form, Textur und Dicke die Wirkung des Fotos und seiner Farben.
- Der Hintergrund (sei es eine Wand - in welcher Farbe? - Beleuchtet oder unbeleuchtet?) oder bei freier Aufstellung im Raum sogar die wechselnden Hintergrundeinflüsse verändern die Farbwirkung des Fotos.
- Sogar der Betrachtungswinkel sowie der Abstand des Betrachters auf insbesondere großformatige Fotos können einen erheblichen Einfluss auf die wahrgenommenen Farben haben.
- Das sind Gründe, weshalb manche hochambitionierten Fotografen, welche diese Rezeptionsprobleme kennen, Ihre Fotos für renommierte Ausstellungen teilweise in Schritten mehrfach verbessern, bis sie für den erhaltenen Ausstellungsort die optimale Wirkung erzielen.
Beamer-Präsentation
- Mit zunehmender Verbreitung von Projektoren wird diese Form der Präsentation beliebter.
- Bei HD-Beamern ist die Bildqualität bereits durch die Reduktion der Pixel auf maximal 1920*1080 sehr beschränkt. Durch die quantitative Reduktion des Originals müssen Mischfarben aus den ursprünglichen Pixeln erstellt werden.
- Auch bei den teureren 4K-Projektoren wird das Foto massiv gestaucht und Farben werden verändert.
- Bereits die eingesetzte Technik im Projektor schränkt den Farbraum erheblich ein.
- Hinzu kommt hier noch der hohe Einfluss der reflektierenden Leinwand.
- Der Einfluss der im Raum befindlichen Lichtquellen ist angesichts der über Distanz relativ geringen Leuchtkraft der Projektoren erheblich.
- Hinzu kommen Filter- und Brechungswirkungen durch Luftpartikel auf dem Weg vom Beamer zur Leinwand. So lässt sich der Einfluss von (Zigaretten-) Rauch im Lichtkegel sehr schnell nachweisen.
Fazit
- Die Frage:
Ist Farbtreue in der Fotografie möglich?
könnte man mit Radio Eriwan folgendermaßen beantworten: Im Prinzip ja, sofern der Fotograf alle Elemente der gesamten Produktionskette vom Fotomodel bis zur Präsentation des Ausdrucks persönlich perfekt konfigurieren könnte
. - D.h. der Fotograf müsste das gesamte Farbmanagement über alle Prozesse hinweg steuern können.
- Die Produktionskette / der Prozess von der Aufnahme über die Bearbeitung, der Ausbelichtung bis zur Präsentation eines Fotos ist jedoch hochkomplex.
- Es finden sich unzählige Stellschrauben, welche die Bildqualität und die Farbechtheit beeinflussen.
- Zahlreiche dieser Stellschrauben sind als sogenannte Black-Box konzipiert, auf die der Fotograf selbst keinen Einfluss hat. In vielen Fällen kennt er noch nicht einmal die Auswirkungen dieser von Dritten betätigten Stellschrauben.
- Auch die Eichinstrumente, mit denen wir die gesamten Messungen auf Farbechtheit durchführen, unterliegen der Alterung. Deshalb muss man z.B. IT8-Karten und auch die anderen in den Artikeln genannten Messinstrumente regelmäßig erneuern oder zumindest nachmessen / justieren lassen.
- Ohne es in der Praxis beweisen zu können, weil mir nicht alle erwerbbaren Einzel-Geräte und Materialien der denkbaren Prozessketten im Fotografiebereich zum Test vorliegen, wage ich dennoch die ketzerische Prognose, dass es - gleichgültig, welche sündhaft teuren und präzisen Einzelgeräte und Materialien man verwendet - es nicht möglich ist, absolute Farbechtheit von der Aufnahme bis hin zur Produktion über das gesamte (menschlich sichtbare) Farbspektrum zu erzielen.
- In der fotografischen Praxis besteht immer ein Unterschied zwischen der Originalfarbe des Motives und der wiedergegebenen Farbe auf dem Monitor, der Leinwand oder dem Ausdruck.
- Farbechtheit bleibt somit ein Ideal, dem man in der Fotografie nur mit viel Aufwand nahe kommen kann.
- Sobald man diese Erkenntnis gewonnen hat, wird man vielleicht auch leichter mit vorsätzlichen Veränderungen im Foto leben können, um damit eine gewünschte Wirkung beim Betrachter zu erzielen.
Weiterführende Literatur
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Deshalb freue ich mich, wenn Sie mein unabhängiges Engagement für Sie durch einen gelegentlichen Kauf bei Amazon über die hier angegebenen Links unterstützen. Es ist gleichgültig, welches Produkt Sie über diesen Link kaufen. - Es kann auch jede andere Ware außerhalb des Fotobereiches sein. Alle Preise sind und bleiben für Sie gleich niedrig, wie wenn Sie direkt zu Amazon gehen. Aber durch Ihren Klick auf meinen Link erhalte ich evtl. Monate später eine sehr kleine prozentuale Prämie (Cents je Kauf), welche mir hilft, die hohen Kosten bei der Erstellung der Artikel zumindest teilweise zu decken. - Bitte starten Sie Ihre Einkäufe bei mir.
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Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.