Foto-Hardware - gut genug
Einsteiger-Kameras im Vergleich zu ehemaligen Spitzenmodellen
Dieser Artikel beschäftigt sich mit der aktuell verfügbaren Hardware im Fotobereich, insbesondere Kameras und Objektiven, indem ein Vergleich der preiswertesten heutigen Systemkameras mit den Spitzenmodellen von vor 10 Jahren durchgeführt wird.
Es wird dargelegt, wie gut heute bereits die preiswertesten, billigsten, vermeintlich schlechtesten System-Kameras sind, und dass sie auf jeden Fall für sehr gute Fotos ausreichen.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Foto-Hardware - Gut genug behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Die Digitalisierung der Fotografie
- Die Digitalisierung der Fotografie wird normalerweise in das Jahr 1999 gelegt, da damals die ersten brauchbaren digitalen Systemkameras für den Verbrauchermarkt in großen Stückzahlen herauskamen.
- Das übersieht jedoch die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen, welche teilweise bereits Jahrzehnte früher gelegt wurden (siehe hierzu z.B. Digitalfotografie oder Digital photography).
- Die frühe Vorstufe der Digitalisierung der analogen Fotografie durch das Einscannen von Fotos, Negativen und Diapositiven, vor allem seit der massenhaften Verfügbarkeit hochwertiger Scanner seit den 1990er Jahren will ich nur kurz erwähnen.
- Auch die ersten digitalen (oft Pocket-) Kameras der 1990er Jahre mit ihren oft sehr geringen Auflösungen von 640*480 Pixeln und weniger, unechten Farben und Auslöseverzögerungen von bis zu 1 Sekunde seien aus eigener leidiger Erfahrung nur kurz erwähnt.
- Der Vollständigkeit halber sei auf die von Steven Sasson 1975 für Kodak hergestellte erste Kamera mit CCD sowie die Sony Mavika aus dem Jahre 1981 hingewiesen.
Ahistorischer Rückblick
- Da jedoch die Welt sich fast ausschließlich am Datum der Nikon D1 aus dem Jahr 1999 orientiert, werden auch weiterhin alle dies tun - und im Jahr 2019 in allen online erscheinenden und gedruckten Fachmagazinen den großen Jubiläumsrückblick durchführen.
- Dieser Rückblick wird von technikaffinen heutigen Fotografen dann ahistorisch unzutreffend durchgeführt werden. Es wird wie üblich auf die enormen technischen Fortschritte verwiesen und (zumindest unterschwellig) werden die ersten Kameras belächelt oder sogar lächerlich gemacht werden, als damals notwendige aber natürlich völlig unbrauchbare Modelle.
- Halt - Stopp: Kann das wirklich so sein? Damals wurden diese ersten Modelle von den Fachzeitschriften gelobt sowie gefeiert, und von erstaunlich vielen Early Adopters professionell und privat verwendet. Ganz offensichtlich sahen es diese Fotografen damals anders. Sie betrachteten jene Kameras als durchaus verwendbar, um gute Fotos zu erstellen.
Leistungsvergleich der Kameras
Grundlagen der Analyse
- Keine Sorge: Ich will Sie nicht dazu zwingen, heute noch mit einer so alten Kamera zu arbeiten.
- Aber wir wollen hier einmal einen Vergleich der Leistungen verschiedener Kameras durchführen.
- Dazu ziehe ich das derzeit jeweils preiswerteste und somit aus Sicht der Hersteller billigste und am schlechtesten ausgestattete Modell der APS-C-Klasse heran. Dies wird gewöhnlich als unterste Einsteigerklasse bezeichnet.
- Diese vergleichen wir mit den jeweiligen Spitzenmodellen des jeweiligen Herstellers aus dem Jahr 2008 (also vor rund 10 Jahren) und früher.
- Sie werden - wie ich - erstaunt feststellen, was sich alles verändert hat und welchen Einfluss dies auf die praktische Fotografie hat.
- Aber wir werden auch den Praxisbezug für die 80-90% der Normalfotografen und dann im Bezug auf den Preis durchführen und dabei erstaunliche Erkenntnisse gewinnen.
- Die Untersuchung und Darstellung der Kerngrößen konzentriert sich auf die für die Bildqualität entscheidenden Faktoren. Die Ausstattung ist heute bei allen Einsteigerkameras (bis hin zu Belichtungsreihen und Belichtungskorrekturen) bereits so umfassend, wie sie früher nur Spitzenkameras boten.
Canon
- Alphabetisch und als Marktführer startet die Analyse - ohne jegliche Wertung - mit Canon.
- Canon brachte 2018 die 4000D heraus.
- Zu einem Einstiegspreis von offiziell damals 399 Euro mit Kit-Objektiv (bei Amazon aktueller Preis (für derzeit weit unter 300 Euro) gilt sie als preiswerteste Systemkamera. D.h. Canon wollte damit einen Marketing-Erfolg erzielen, indem sie das unterste Einsteigersegment bediente. Dieses Vorhaben ist aus Sicht des Herstellers durchaus verständlich und somit wohlüberlegt.
- Weltweit wurde die Kamera kritisiert und teilweise sogar lächerlich gemacht.
- Auch ich habe daran aus ökonomischer Sicht Kritik geübt, weil der Fotomarkt seit Jahren wegbricht und nur noch hochpreisige Spitzenmodelle sich gut verkaufen. Vor allem gilt meine Kritik der falschen Akzentsetzung des Abspeckens und in diesem Fall der
Resteverwertung
alter Bausteine, nur um billig zu sein. Das schadet der gesamten Gruppe der Kameras mit Spiegel (DSLR), weil sie so bei manchen Fotografen in den Geruch des Ramsches kommen.
- Aber lassen wir uns doch einmal die technischen Werte sachlich auflisten und vergleichen.
- Wir verwenden hierzu die erste digitale Kamera von Canon EOS-30D (APS-C) aus dem Jahre 2000, sowie die ersten Vollformat-Kameras EOS-1Ds aus dem Jahre 2002, die 1Ds III aus dem Jahre 2008, sowie die 5D, welche von 2005-2009 als offizielles Produkt angeboten wurde. Den Abschluss bildet die im Spätherbst 2008 herausgebrachte 5D Mark II - Bei allen
alten
Modellen handelt es sich um die damaligen Spitzenprodukte von Canon, welche damals über jeden Zweifel erhaben waren.
Kameravergleich bei Canon
Technische Daten | 4000D | 30D | 1Ds | 1Ds III | 5D | 5D II |
Mega-Pixel | 18 | 8,2 | 11,1 | 21,1 | 12,8 | 21,1 |
Verschlusszeiten in Sekunden | 30 - 1/4.000 | 30 - 1/8.000 | 30 - 1/8.000 | 30 - 1/8.000 | 30 - 1/8.000 | 30 - 1/8.000 |
AF-Messfelder / AF-Sensoren | 9 | 9 | 45/19/9 | 45/19/9 | 9 | 9 + 6 |
ISO | 100 - 12.800 | 100 - 3.200 | 100 - 1.250 | 50 - 3.200 | 50 - 3.200 | 50 - 25.600 |
RAW - Bit-Tiefe | 14 | 12? | 12 | 14 | 12 | 14 |
Reihenaufnahmen / Serienbilder je Sekunde | 3 | 5 | 3 | 5 | 3 | 4 |
Bei den AF-Messpunkten bleibt zu berücksichtigen, dass auch bei der 1Ds (und Mark III) nur 9 manuell anwählbar waren. Bei den anderen handelte es sich um automatisch arbeitende Hilfssensoren.
Nikon
- Alphabetisch und mit dem zweitgrößten Marktanteil folgt - ohne jegliche Wertung - Nikon.
- Nikon brachte im September 2018 die D3500 heraus.
- Zu einem Einstiegspreis von offiziell 399 Euro mit Kit-Objektiv galt sie als sehr preiswerte Systemkamera.
- Allerdings wurde weltweit bereits das fast so guten Vorgängermodelle D3300 und D3400 nicht wirklich ihren Leistungen entsprechend gewürdigt. Ich halte beide Vorgänger-Modell für unterbewertet und wirklich ihren Preis wert.
- Aber lassen wir die technischen Werte sachlich sprechen.
- Wir verwenden hierzu die erste digitale Kamera von Nikon D1 (APS-C) aus dem Jahre 1999, die Vollformat-Modelle D3 aus den Jahren 2007-2009, die D3X vom Dezember 2008 (Ankündigung), sowie die D700 aus dem Jahr 2008. - Bei allen
alten
Modellen handelt es sich um die damaligen Spitzenprodukte von Nikon, welche damals den technischen Spitzenstand weltweit darstellten.
Kameravergleich bei Nikon
Technische Daten | D3500 | D1 | D3 | D3X | D700 |
Mega-Pixel | 24,2 | 2,7 | 12,1 | 24,5 | 12,1 |
Verschlusszeiten in Sekunden | 30 - 1/4.000 | 30 - 1/16.000 | 30 - 1/8.000 | 30 - 1/8.000 | 30 - 1/8.000 |
AF-Messfelder / AF-Sensoren | 11 | 5 | 51 | 51 | 51 |
ISO | 100 - 25.600 | 200 - 1.600 | 200 - 25.600 | 50 - 6.400 | 100 - 25.600 |
RAW - Bit-Tiefe | 12 | 12 | 14 | 14 | 14 |
Reihenaufnahmen / Serienbilder je Sekunde | 5 | 4,5 | 9 | 5 | 5 |
Sony
- Alphabetisch und mit dem drittgrößten Marktanteil folgt - ohne jegliche Wertung - Sony.
- Sony brachte 2013 die a3000 heraus. Allerdings ist sie nicht mehr verfügbar, obwohl Sony sie bis heute als lieferbar listet. Ebenso sieht es bei der Alpha 58 und der Alpha 5000 aus.
- De facto ist das preiswerteste verfügbare Einsteigermodell die spiegellose Alpha 5100 = ILCE-5100 / ILCE-5100L / ILCE-5100Y zu einem Einstiegspreis von offiziell 549 Euro mit Kit-Objektiv (bei Amazon aktuell für derzeit für ca. 400 Euro).
- Lassen wir auch hier die technischen Werte sachlich sprechen.
- Wir verwenden hierzu die erste neuere digitale Kamera von Sony nach der Fusion mit Minolta Alpha 100 aus dem Jahre 2006 und die Alpha 350 aus dem Jahr 2008 sowie die Alpha 900 von Ende 2008. - Bei allen
alten
Modellen handelt es sich um die damaligen Spitzenprodukte von Sony, welche damals beliebt waren.
Kameravergleich bei Sony
Technische Daten | Alpha 5100 | Alpha 100 | Alpha 350 | Alpha 900 |
Mega-Pixel | 24,3 | 10,2 | 14,2 | 24,6 |
Verschlusszeiten in Sekunden | 30 - 1/4.000 | 30 - 1/4.000 | 30 - 1/4.000 | 30 - 1/8.000 |
AF-Messfelder / AF-Sensoren | 179 | 9 | 9 | 9/19 |
ISO | 100 - 25.600 | 100 - 1.600 | 100 - 3.200 | 100 - 6.400 |
RAW - Bit-Tiefe | 11 oder 12? | 11 oder 12? | 11 oder 12? | 12 |
Reihenaufnahmen / Serienbilder je Sekunde | 6 | 2,5 - 3 | 2 - 2,5 | 5 |
Analyse der technischen Werte
- Es dürfte unschwer aufgefallen sein, dass sich die modernen Einsteigerkameras gegenüber den Spitzenkameras von vor 10 Jahren oder früher auf keinen Fall zu verstecken brauchen.
- In manchen Punkten wie der möglichen ISO-Einstellung sind sie vielen Vorgängern sogar überlegen. Letzteres darf auch nicht verwundern, wenn man die enormen Verbesserungen der letzten 10 Jahre bei den Sensoren und den nachgelagerten Chips für die Bildaufbereitung sowie die Rauschunterdrückung bedenkt.
- Vor allem im Bereich Video sind die aktuellen Einstiegsmodelle denjenigen Kameras vor Ende 2008 überlegen, da erst Ende 2008 mit der Nikon D90 und vor allem der legendären Canon 5D II Video in Fotokameras ernsthaft integriert wurde.
Die 80- / 20-Regel
Will man die Fotografie in allen Aspekten perfekt ausreizen, so benötigt man die jeweils beste Kamera. Deshalb rate ich i.d.R. auch zu einem dem Fotostil entsprechenden Modell. Aber für die meisten Fotografen liegen die tatsächlichen Praxis-Anforderungen erheblich darunter.
Brennweite
- Selbst ich habe nur wenige Fotos mit 1/8.000 Sekunde aufgenommen. Sogar diejenigen ab 1/2.000 Sek. und kürzer machen bei mir nur einen einstelligen Prozentsatz aus. Wir sprechen hierbei über einen sechsstelligen Foto-Pool als Bezugsgröße, den ich für diesen Artikel nochmals analysierte.
- Sowohl die Aufnahmen unter 24 mm Brennweite (also im Ultra-Weitwinkel-Bereich) als auch im Bereich über 200 mm (also im klassischen Telebereich) machen bei mir zusammen weniger als 50% aus. Der Hauptanteil fällt bei mir, wie bei den meisten Fotografen, in den klassischen Zoombereich von ca. 24-70 mm Brennweite. - Die Werte mögen je Jahr, Monat, Fotostil und Vorliebe schwanken. Aber über alle Jahre hinweg liegen die Werte bei vielen Fotografen ähnlich.
- D.h. mit dem klassischen Kit-Objektiv 16-55 mm / 18-55 mm an einer APS-C-Kamera (= äquivalente 24-70 mm bei Vollformat) kommt man schon erstaunlich weit. Mit einem ergänzenden typischen preiswerten Telezoom kommt man bei APS-C sehr weit und dürfte sicherlich 80-90% aller Anwendungen abdecken.
Lichtstärke
- Ohne Zweifel sind Offenblenden von f2,8 und weniger sinnvoll und hilfreich. Hier fällt der Nachteil der preiswerten Kit-Zooms mit f3.5-5.6 deutlich auf. Dies gilt umso mehr, als dies bei APS-C äquivalent zu Vollformat ca. f4,8-8 sind.
- Allerdings machen bei mir alle Aufnahmen unter f4,8 zusammen weniger als 50% aus. Der Hauptanteil fällt bei mir, wie bei den meisten Fotografen, in den klassischen Bereich von ca. f5,6-11. - Die Werte mögen je Jahr, Monat, Fotostil und Vorliebe schwanken. Aber über alle Jahre hinweg liegen die Werte bei vielen Fotografen ähnlich.
- D.h. mit den klassischen Kit-Objektiven mit
nur
f3.5-5.6 an einer APS-C-Kamera kommt man schon erstaunlich weit. Und mit den heute verfügbaren, zwar teuren, aber lichtstarken Objektiven für APS-C umfasst man auch bei den Einstiegskameras sicher 80-90% aller Anwendungsfälle.
- Falls die fehlende Lichtstärke zur Verwacklung führen sollte, finden Sie in den beiden folgenden Artikeln Tipps, wie man dies in vielen Fällen vermeiden kann: Verwackelte Bilder sowie Stative.
Mega-Pixel
- Ohne Zweifel sind hohe Auflösungen für viele Dinge vorteilhaft. Ich wäre der Letzte, der sich gegen mehr Mega-Pixel ausspricht.
- Allerdings reichen sowohl den Print-Verlagen als auch den Online-Publikationen bereits viel weniger Mega-Pixel aus. Zur Erinnerung: Eines meiner beschnittenen Fotos mit einer nur 8 Mega-Pixel-Kamera zierte immerhin die Titelseite einer internationalen Zeitschrift.
- D.h. mit den heute verfügbaren 18-24 Megapixel der Einsteiger-Kameras kommt man schon erstaunlich weit. Falls Sie für einzelne Fotos tatsächlich einmal eine höhere Auflösung für Wandtapeten benötigen, dann hilft Ihnen ein Vergrößerungsprogramm wie z.B. PhotoZoom.
Serienbildgeschwindigkeit
- Wer Sportfotografie betreibt, benötigt eine Profikamera. Punkt. Geben Sie sich auch heute dafür mit nichts Weniger als dem Besten zufrieden. Vor allem Hallensportarten sind nur damit gut aufnehmbar. Dann benötigen Sie allerdings auch die dazu passenden lichtstarken Teleobjektive. Bereits der kleinste Systemsatz bestehend aus Profikamera und zwei Teleobjektiven dürfte Sie jedoch über die Marke von 20.000 Euro katapultieren.
- Und auch bei der Tierfotografie, insbesondere derjenigen schnell fliegender Vögel, profitiert man von dem besten Autofokussystem, das gewöhnlich nur in den neuesten Profi- und Semiprofi-Kameras verbaut wird.
- Für den durchschnittlichen Fotografen stellt sich hingegen die Frage, ob er wirklich in diesen beiden Bereichen hauptsächlich arbeitet.
- Bei mir liegt es so, dass ich weniger als 20 % meiner bisherigen Fotos im Bereich Sportfotografie und Vogel-Fotografie im Flug geschossen habe.
- Selbstredend sind die wenigen oft ziemlich zentriert angebrachten Autofokus-Sensoren der Einsteigerkameras nicht für alle Motive perfekt geeignet. Aber die Behauptung, dass man damit keine scharfen Fotos von bewegten Objekten machen könnte, ist absoluter Unsinn. Selbst die dezentrierte Bildgestaltung ist damit möglich (Siehe hierzu im Handbuch jeder Kamera den Punkt AF-Lock- und AF-ON = Back-Button-Focus).
- Falls es Ihnen (wie den meisten Fotografen) ähnlich geht, dann kann man mit den heute verfügbaren Einsteiger-Kameras schon erstaunlich weit kommen. Falls Sie für einzelne Fotos tatsächlich einmal eine Profi- oder Semiprofi-Kamera benötigen, so kann man sie samt Objektiv für oft erstaunlich wenig Geld leihen.
Ergonomie
- Wer die höchste Ergonomie wünscht, sei dies beim Griff, den Schaltern oder den Menüs, der sollte auf jeden Fall zu den Profi- oder Semiprofi-Kameras greifen.
- Selbstredend spielt auch die Haptik eine Rolle für die Freude beim Fotografieren. Diese ist zweifellos bei hochwertigen Kunststoffen und Metallen wie Magnesium höher, als bei den oft billig wirkenden Plastik-Einsteiger-Modellen.
- Allerdings spricht heute bei vielen Fotografen eher der Wunsch nach geringem Volumen und vor allem niedrigem Gewicht eine große (nicht selten ausschlaggebende) Rolle. Und hier spielen die Einsteigerkameras ihre Vorteile aus. Oft liegen deren Gewichte und Volumen bei oder unter denjenigen sogar der spiegellosen Kameras. Sie gehören zumindest zu den leichtesten sowie kleinsten, und das macht sich bei Reisen oder auf langen Fotoexkursionen evtl. bemerkbar.
Kit-Objektiv
- Praktisch alle Einsteiger-Kameras werden mit einem Kit-Objektiv mit 18-55 mm (äquivalente 24-70 mm) Brennweite geliefert. D.h. es wird für den Nutzer / Käufer quasi kostenlos dazu geliefert, damit er sofort fotografieren kann.
- In den Tests der Fachzeitschriften fallen diese Objektive nicht selten durch mäßige Abbildungsleistung negativ auf. Sie bilden somit das schwächste Glied in der Systemkette.
- Allerdings werden sie immer mit dem aktuell technischen Höchststand verglichen. Jene Spitzen-Zoom-Objektive mit f2,8 und herausragenden Bildeigenschaften kosten jedoch alle über 2.000 Euro, wiegen deutlich mehr und besitzen ein erheblich größeres Volumen als jene Kit-Objektive.
- Selbst einzeln erworben liegen diese Kit-Objektive bei rund 200 Euro - also einem Zehntel des Preises der Spitzen-Zooms. Definitiv ist jedoch die Bildqualität der Spitzenzooms nicht zehnmal so hoch wie jedes noch so schlechte Kit-Objektiv.
- Ferner lassen sich die meisten der kritisierten Fehler jener preiswerten Kit-Objektive inzwischen durch nachgelagerte Software (in der Kamera oder auf dem PC) korrigieren. Hierzu zählen u.a.: Kissen- oder Tonnenverzerrung, chromatische Aberration, Ecken-/Randabschattung. Und wer tatsächlich noch immer glaubt, dass Spitzenobjektive für 4- bis 5-stellige Preise (selbst jene bejubelten von Zeiss) von derartigen Fehlern frei wären, kann sich gerne einmal mit der Suchmaschine seines Vertrauens RAW-Dateien jener Objektive (vor allem aus den kritischeren USA) suchen und herunterladen.
- Selbstredend bieten diese preiswerten Kit-Objektive keine Spitzenleistungen. Aber inzwischen wurden sie mehrfach verbessert (manche liegen bereits in der Version 3 vor). Und sie sind definitiv allen analogen Objektiven überlegen, welche man bis heute noch oft an Digitalkameras findet.
- Überdies sind jene Kit-Objektive an den Einsteigerkameras noch immer jeder Pocket-/Bridge-Kamera und jeder Edel-Pocket-/Bridge-Kamera deutlich überlegen. Dies liegt bereits an der reinen Physik durch die größere einfallende Lichtmenge auf den wesentlich größeren Sensor.
Haltbarkeit
- Einsteigermodelle sind preiswert und deshalb bestehen sie nicht aus stabilem Magnesium.
- Grundsätzlich sind Einsteigerkameras für Privatpersonen und deren sorgfältigen Umgang damit gedacht. D.h. für Extremsportarten oder den robusten Einsatz von Profis im Gedränge um die beste Aufnahmeposition oder auf dem Sportplatz mit Ballkontakt oder Spielerkarambolage sind sie nicht konzipiert. Dennoch halten sie gemäß meiner Erfahrung vieles aus - auch leichten Regen.
- Die Hersteller machen meist keine Angaben zur Auslöserzahl. Bei Profikameras werden bedenkenlos 150.000 oder mehr Auslösungen garantiert. Gehen Sie bei Einsteigerkameras realistisch nur von ca. 50.000 Auslösungen aus. Aber dies dürfte bereits weit mehr sein, als Sie jemals mit solch einer Kamera Fotos machen. Bedenken Sie: Allein die Auslöserzahl im Dauerfeuer bei einer Profikamera liegt bei über 10 je Sekunde. Sie ist um ein vielfaches höher als bei Einsteigermodellen. Und Profis arbeiten oft in diesem Serienbildmodus, da sie es sich einfach nicht leisten können, ein Foto zu verpassen. - Dennoch gilt auch für Sie als Amateur und Einsteiger: Machen Sie viele Aufnahmen - auch im Serienbildmodus - mit Ihrer Einsteigerkamera. Im Gegensatz zur früheren Analogfotografie mit den teuren Filmen haben Sie bei Digitalkameras bereits für alles bezahlt. Es entstehen Ihnen keine weiteren Kosten für mehr Fotos. Aber es kann Sie viel Zeit und Geld kosten, um ein verwackeltes Foto nochmals aufzunehmen. - In der Hand gehalten arbeite ich - auch bei stehenden Motiven - fast nur noch im Serienbildmodus: von den 3-5 Bildern ist dann eines sicherlich sehr gut.
- Ansonsten rate ich zu denselben klassischen Schutzmaßnahmen, wie bei anderen Kameras auch. D.h. eine Fototasche oder ein Foto-Rucksack sind sicherlich empfehlenswert. Der Vorteil liegt bei den kleinen und leichten Einsteigerkameras darin, dass sich hierfür sehr viele und vor allem preiswerte Varianten bereits eignen.
Fazit
Halten wir sachlich fest:
- Im Vergleich zu den damaligen Spitzenprodukten (vor allem aus dem Jahr 2008) der drei Hersteller Canon, Nikon und Sony schneiden die aktuell preiswertesten Einsteiger-Modelle bei den technischen Werten erstaunlich gut ab.
- Die damaligen Kameraleistungen wurden bejubelt und nur wenige vermögende Fotografen konnten sich damals wirklich jene Spitzenprodukte leisten.
- Betrachten Sie einmal die Bildqualität der weltweit verfügbaren Fotos. Die meisten verfügbaren faszinierenden Fotos im Internet wurden mit Kameras erstellt, die deutlich schlechter waren, als alles heute kaufbare Material. Vor allem geben die oben in den Tabellen dargestellten Kameramodelle in etwa den Stand der Technik bis zum Jahr 2012 wieder. Erst danach kam es zu größeren und sichtbaren Verbesserungen.
- Jede Person, die fotografieren kann, wird mit den heute verfügbaren Einsteiger-Kameras in fast allen Fällen hervorragende Fotos machen können.
- Selbstredend bieten die aktuellen Spitzenprodukte bei allem etwas höherer Qualität, aber auch zu einem deutlich höheren Preis, bei größerem Volumen und höherem Gewicht.
- Bei 80% der Fotostile und vor allem 80% der Fotos der meisten Fotografen wage ich die Behauptung, dass man an einem nachbearbeiteten und ausbelichteten an der Wand hängenden Bild die Unterscheidung zwischen einer Einsteigerkamera und einem Spitzenmodell wird nicht treffsicher machen können. Dies gilt umso mehr, wenn man ein heutiges Einsteigermodell mit einem alten Spitzenmodell aus dem Jahre 2008 vergleicht. Ich wage sogar die ketzerische Behauptung, dass in zahlreichen Fällen die Entscheidung zugunsten der preiswerten modernen Einsteigerkamera ausfällt.
- Einer meiner schwäbischen Mitarbeiter fasste es einmal treffend so zusammen:
Am Ende des Tages zählt nur, was hinten rauskommt.
Letztendlich zählt nur die Bildqualität. Und die ist bei allen Einsteigerkameras heute bereits sehr gut - zumindest gut genug für die meisten Zwecke.
- Sie müssen nun nicht ein Einsteigermodell kaufen. Das Hobby Fotografie hat schließlich auch etwas mit der Freude am täglichen Arbeiten mit einem bestimmten Werkzeug zu tun. Deshalb ist es durchaus legitim, wenn manche Personen das eine Modell eines Herstellers anderen vorziehen.
- Aber die Bildqualität aller neuen Kameras ist heute sehr gut.
- In der Umkehrung gilt dann jedoch auch für Personen, die mit neuen Kameras keine guten Fotos machen können, ketzerisch die folgende Analyse:
In mindestens 80% der Fälle liegt dann das Problem hinter der Kamera.
Aus diesen Gründen wünsche ich Ihnen viel Freude beim Fotografieren - gleichgültig mit welcher Kamera welchen Herstellers auch immer.
Weiterführende Literatur
Hilfe / Feedback
Liebe Leserinnen und Leser,
damit diese umfangreichen, kostenlosen, wissenschaftlich fundierten Informationen weiter ausgebaut werden können, bin ich für jeden Hinweis von Ihnen dankbar.
Deshalb freue ich mich über jede schriftliche Rückmeldung, Fehlerkorrekturen, Ergänzungen, Neue Informationen etc. Ihrerseits per E-Mail oder Kontakt-Formular.
Um meine Neutralität zumindest auf dem hier beschriebenen Feld der Fotografie und Videografie wahren zu können, nehme ich bewusst von keinem Hersteller, Importeur oder Vertrieb irgendwelche Zuwendungen jeglicher Art für das Verfassen der absolut unabhängigen Artikel an. Auch von Zeitschriften oder Magazinen aus dem Fotobereich erhalte ich keinerlei Zuwendungen.
Deshalb freue ich mich, wenn Sie mein unabhängiges Engagement für Sie durch einen gelegentlichen Kauf bei Amazon über die hier angegebenen Links unterstützen. Es ist gleichgültig, welches Produkt Sie über diesen Link kaufen. - Es kann auch jede andere Ware außerhalb des Fotobereiches sein. Alle Preise sind und bleiben für Sie gleich niedrig, wie wenn Sie direkt zu Amazon gehen. Aber durch Ihren Klick auf meinen Link erhalte ich evtl. Monate später eine sehr kleine prozentuale Prämie (Cents je Kauf), welche mir hilft, die hohen Kosten bei der Erstellung der Artikel zumindest teilweise zu decken. - Bitte starten Sie Ihre Einkäufe bei mir.
Herzlichen Dank an alle für Ihre bisherige Unterstützung.
Ja, ich möchte die Unabhängigkeit dieser Seite unterstützen und kaufe über diesen Link bei Amazon
Pflichtangabe: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Alle derartigen sogenannten 'bezahlten Links' zu Amazon sind farblich in Rot gekennzeichnet.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.