Foto-Hardware - gut genug

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Einsteiger-Kameras im Vergleich zu ehemaligen Spitzenmodellen

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der aktuell verfügbaren Hardware im Fotobereich, insbesondere Kameras und Objektiven, indem ein Vergleich der preiswertesten heutigen Systemkameras mit den Spitzenmodellen von vor 10 Jahren durchgeführt wird.

Es wird dargelegt, wie gut 2018 bereits die preiswertesten, billigsten, vermeintlich schlechtesten System-Kameras waren, und dass sie auf jeden Fall für sehr gute Fotos ausreichen.

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Die Digitalisierung der Fotografie

Die Digitalisierung der Fotografie wird normalerweise in das Jahr 1999 gelegt, da damals die ersten brauchbaren digitalen Systemkameras für den Verbrauchermarkt in großen Stückzahlen herauskamen. Das übersieht jedoch die wissenschaftlichen und technischen Grundlagen, welche teilweise bereits Jahrzehnte früher gelegt wurden (siehe hierzu z.B. Digitalfotografie oder Digital photography).

Die frühe Vorstufe der Digitalisierung der analogen Fotografie durch das Einscannen von Fotos, Negativen und Diapositiven, vor allem seit der massenhaften Verfügbarkeit hochwertiger Scanner seit den 1990er Jahren will ich nur kurz erwähnen.

Auch die ersten digitalen (oft Pocket-) Kameras der 1990er Jahre mit ihren oft sehr geringen Auflösungen von 640*480 Pixeln und weniger, unechten Farben und Auslöseverzögerungen von bis zu 1 Sekunde seien aus eigener leidiger Erfahrung nur kurz erwähnt.

Der Vollständigkeit halber sei auf die von Steven Sasson 1975 für Kodak hergestellte erste Kamera mit CCD sowie die Sony Mavika aus dem Jahre 1981 hingewiesen.

Ahistorischer Rückblick

Da jedoch die Welt sich fast ausschließlich am Datum der Nikon D1 aus dem Jahr 1999 orientiert, werden auch weiterhin alle dies tun - und im Jahr 2019 sowie 2024 in allen online erscheinenden und gedruckten Fachmagazinen den großen Jubiläumsrückblick durchführen.

Dieser Rückblick wird von technikaffinen heutigen Fotografen dann ahistorisch unzutreffend durchgeführt werden. Es wird wie üblich auf die enormen technischen Fortschritte verwiesen und (zumindest unterschwellig) werden die ersten Kameras belächelt oder sogar lächerlich gemacht werden, als damals notwendige aber natürlich völlig unbrauchbare Modelle.

Halt - Stopp: Kann das wirklich so sein? Damals wurden diese ersten Modelle von den Fachzeitschriften gelobt sowie gefeiert, und von erstaunlich vielen Early Adopters professionell und privat verwendet. Ganz offensichtlich sahen es diese Fotografen damals anders. Sie betrachteten jene Kameras als durchaus verwendbar, um gute Fotos zu erstellen.

Leistungsvergleich der Kameras

Grundlagen der Analyse

Keine Sorge: Ich will Sie nicht dazu zwingen, heute noch mit einer so alten Kamera zu arbeiten. Aber wir wollen hier einmal einen Vergleich der Leistungen verschiedener Kameras durchführen.

Dazu ziehe ich das 2018 jeweils preiswerteste und somit aus Sicht der Hersteller billigste und am schlechtesten ausgestattete Modell der APS-C-Klasse heran. Dies wird gewöhnlich als unterste Einsteigerklasse bezeichnet. - Diese vergleichen wir mit den jeweiligen Spitzenmodellen des jeweiligen Herstellers aus dem Jahr 2008 (also vor rund 10 Jahren) und früher.

Sie werden - wie ich - erstaunt feststellen, was sich alles verändert hat und welchen Einfluss dies auf die praktische Fotografie hat.

Aber wir werden auch den Praxisbezug für die 80-90% der Normalfotografen und dann im Bezug auf den Preis durchführen und dabei erstaunliche Erkenntnisse gewinnen.

Die Untersuchung und Darstellung der Kerngrößen konzentriert sich auf die für die Bildqualität entscheidenden Faktoren. Die Ausstattung war bereits 2018 bei allen Einsteigerkameras (bis hin zu Belichtungsreihen und Belichtungskorrekturen) bereits so umfassend, wie sie früher nur Spitzenkameras boten.

Canon

Alphabetisch und als Marktführer startet die Analyse - ohne jegliche Wertung - mit Canon.

Canon brachte 2018 die 4000D heraus.

Zu einem Einstiegspreis von offiziell damals 399 Euro mit Kit-Objektiv. Ende 2024 kostete sie offiziell 299 Euro inklusive Versand und Kit-Objektiv. - Den aktuellen Preis bei Amazon. Sie gilt bis heute als preiswerteste Systemkamera. D.h. Canon wollte damit einen Marketing-Erfolg erzielen, indem sie das unterste Einsteigersegment bediente. Dieses Vorhaben ist aus Sicht des Herstellers durchaus verständlich und somit wohlüberlegt.

Weltweit wurde die Kamera kritisiert und teilweise sogar lächerlich gemacht.

Auch ich habe daran aus ökonomischer Sicht Kritik geübt, weil der Fotomarkt seit Jahren wegbricht und nur noch hochpreisige Spitzenmodelle sich gut verkaufen. Vor allem gilt meine Kritik der falschen Akzentsetzung des Abspeckens und in diesem Fall der Resteverwertung alter Bausteine, nur um billig zu sein. Das schadet der gesamten Gruppe der Kameras mit Spiegel (DSLR), weil sie so bei manchen Fotografen in den Geruch des Ramsches kommen.

Aber lassen wir uns doch einmal die technischen Werte sachlich auflisten und vergleichen.

Wir verwenden hierzu die erste digitale Kamera von Canon EOS-30D (APS-C) aus dem Jahre 2000, sowie die ersten Vollformat-Kameras EOS-1Ds aus dem Jahre 2002, die 1Ds III aus dem Jahre 2008, sowie die 5D, welche von 2005-2009 als offizielles Produkt angeboten wurde. Den Abschluss bildet die im Spätherbst 2008 herausgebrachte 5D Mark II - Bei allen alten Modellen handelt es sich um die damaligen Spitzenprodukte von Canon, welche damals über jeden Zweifel erhaben waren - und um die sich Berufsfotografen rissen.

Technische Daten - 4000D - 30D - 1Ds - 1Ds III - 5D - 5D II

Mega-Pixel: 18 - 8,2 - 11,1 - 21,1 - 12,8 - 21,1

Verschlusszeiten in Sekunden: 30-1/4.000 - 30 - 1/8.000 - 30 - 1/8.000 - 30 - 1/8.000 - 30 - 1/8.000 - 30 - 1/8.000

AF-Messfelder / AF-Sensoren: 9 - 9 - 45/19/9 - 45/19/9 - 9 - 9 + 6

ISO-Bereich: 100-12.800 - 100 - 3.200 - 100 - 1.250 - 50 - 3.200 - 50 - 3.200 - 50 - 25.600

RAW - Bit-Tiefe: 14 - 12? - 12 - 14 - 12 - 14

Reihenaufnahmen / Serienbilder je Sekunde: 3 - 5 - 3 - 5 - 3 - 4

Bei den AF-Messpunkten bleibt zu berücksichtigen, dass auch bei der 1Ds (und Mark III) nur 9 manuell anwählbar waren. Bei den anderen handelte es sich um automatisch arbeitende Hilfssensoren.

Nikon

Alphabetisch und mit dem früher zweitgrößten Marktanteil folgt - ohne jegliche Wertung - Nikon.

Nikon brachte im September 2018 die D3500 heraus. Zu einem Einstiegspreis von offiziell 399 Euro mit Kit-Objektiv galt sie als sehr preiswerte Systemkamera. Allerdings wurde weltweit bereits das fast so guten Vorgängermodelle D3300 und D3400 nicht wirklich ihren Leistungen entsprechend gewürdigt. Ich halte beide Vorgänger-Modell für unterbewertet und wirklich ihren Preis wert. Auch sie war Ende 2024 noch vereinzelt erhältlich: Preissuche bei idealo.de.

Aber lassen wir die technischen Werte sachlich sprechen. Wir verwenden hierzu die erste digitale Kamera von Nikon D1 (APS-C) aus dem Jahre 1999, die Vollformat-Modelle D3 aus den Jahren 2007-2009, die D3X vom Dezember 2008 (Ankündigung), sowie die D700 aus dem Jahr 2008. - Bei allen alten Modellen handelt es sich um die damaligen Spitzenprodukte von Nikon, welche damals den technischen Spitzenstand weltweit darstellten.

Technische Daten - D3500 - D1 - D3 - D3X - D700

Mega-Pixel: 24,2 - 2,7 - 12,1 - 24,5 - 12,1

Verschlusszeiten in Sekunden: 30-1/4.000 - 30 - 1/16.000 - 30 - 1/8.000 - 30 - 1/8.000 - 30 - 1/8.000

AF-Messfelder / AF-Sensoren: 11 - 5 - 51 - 51 - 51

ISO-Bereich: 100-25.600 - 200 - 1.600 - 200 - 25.600 - 50 - 6.400 - 100 - 25.600

RAW - Bit-Tiefe: 12 - 12 - 14 - 14 - 14

Reihenaufnahmen / Serienbilder je Sekunde: 5 - 4,5 - 9 - 5 - 5

Sony

Alphabetisch und mit dem damals drittgrößten Marktanteil folgt - ohne jegliche Wertung - Sony.

Sony brachte 2013 die a3000 heraus. Allerdings ist sie nicht mehr verfügbar, obwohl Sony sie bis heute als lieferbar listet. Ebenso sieht es bei der Alpha 58 und der Alpha 5000 aus.

De facto ist das preiswerteste verfügbare Einsteigermodell die spiegellose Alpha 5100 = ILCE-5100 / ILCE-5100L / ILCE-5100Y zu einem Einstiegspreis von offiziell 549 Euro (2018) mit Kit-Objektiv und bei Amazon aktuell für ca. 650 Euro Ende 2024 respektive die Preissuche bei Idealo.de ohne Objektiv für ca. 290 Euro.

Lassen wir auch hier die technischen Werte sachlich sprechen. - Wir verwenden hierzu die erste neuere digitale Kamera von Sony nach der Fusion mit Minolta Alpha 100 aus dem Jahre 2006 und die Alpha 350 aus dem Jahr 2008 sowie die Alpha 900 von Ende 2008. - Bei allen alten Modellen handelt es sich um die damaligen Spitzenprodukte von Sony, welche damals beliebt waren.

Technische Daten: Alpha 5100 - Alpha 100 - Alpha 350 - Alpha 900

Mega-Pixel: 24,3 - 10,2 - 14,2 - 24,6

Verschlusszeiten in Sekunden: 30-1/4.000 - 30 - 1/4.000 - 30 - 1/4.000 - 30 - 1/8.000

AF-Messfelder / AF-Sensoren: 179 - 9 - 9 - 9/19

ISO-Bandbreite: 100-25.600 - 100 - 1.600 - 100 - 3.200 - 100 - 6.400

RAW - Bit-Tiefe: 11 oder 12? - 11 oder 12? - 11 oder 12? - 12

Reihenaufnahmen / Serienbilder je Sekunde: 6 - 2,5 - 3 - 2 - 2,5 - 5

Analyse der technischen Werte

Es dürfte unschwer aufgefallen sein, dass sich die modernen Einsteigerkameras 2018 gegenüber den Spitzenkameras von 10 Jahren vorher oder früher auf keinen Fall zu verstecken brauchen.

In manchen Punkten wie der möglichen ISO-Einstellung sind sie vielen Vorgängern sogar überlegen. Letzteres darf auch nicht verwundern, wenn man die enormen Verbesserungen der letzten 10 Jahre bei den Sensoren und den nachgelagerten Chips für die Bildaufbereitung sowie die Rauschunterdrückung bedenkt.

Vor allem im Bereich Video waren die Einstiegsmodelle 2018 denjenigen Kameras vor Ende 2008 überlegen, da erst Ende 2008 mit der Nikon D90 und vor allem der legendären Canon 5D II Video in Fotokameras ernsthaft integriert wurde.

Die 80- / 20-Regel

Will man die Fotografie in allen Aspekten perfekt ausreizen, so benötigt man die jeweils beste Kamera. Deshalb rate ich i.d.R. auch zu einem dem Fotostil entsprechenden Modell. Aber für die meisten Fotografen liegen die tatsächlichen Praxis-Anforderungen erheblich darunter.

Brennweite und Belichtungszeit

Selbst ich habe nur wenige Fotos mit 1/8.000 Sekunde aufgenommen. Sogar diejenigen ab 1/2.000 Sek. und kürzer machen bei mir nur einen einstelligen Prozentsatz aus. Wir sprechen hierbei über einen sechsstelligen Foto-Pool als Bezugsgröße, den ich für diesen Artikel 2018 nochmals analysierte.

Sowohl die Aufnahmen unter 24 mm Brennweite (also im Ultra-Weitwinkel-Bereich) als auch im Bereich über 200 mm (also im klassischen Telebereich) machen bei mir zusammen weniger als 50% aus. Der Hauptanteil fällt bei mir, wie bei den meisten Fotografen, in den klassischen Zoombereich von ca. 24-70 mm Brennweite. - Die Werte mögen je Jahr, Monat, Fotostil und Vorliebe schwanken. Aber über alle Jahre hinweg liegen die Werte bei vielen Fotografen ähnlich.

D.h. mit dem klassischen Kit-Objektiv 16-55 mm / 18-55 mm an einer APS-C-Kamera (= äquivalente 24-70 mm bei Vollformat) kommt man schon erstaunlich weit. Mit einem ergänzenden typischen preiswerten Telezoom kommt man bei APS-C sehr weit und dürfte sicherlich 80-90% aller Anwendungen abdecken.

Lichtstärke

Ohne Zweifel sind Offenblenden von f2,8 und weniger sinnvoll und hilfreich. Hier fällt der Nachteil der preiswerten Kit-Zooms mit f3.5-5.6 deutlich auf. Dies gilt umso mehr, als dies bei APS-C äquivalent zu Vollformat ca. f4,8-8 sind.

Allerdings machen bei mir alle Aufnahmen unter f4,8 zusammen weniger als 50% aus. Der Hauptanteil fällt bei mir, wie bei den meisten Fotografen, in den klassischen Bereich von ca. f5,6-11. - Die Werte mögen je Jahr, Monat, Fotostil und Vorliebe schwanken. Aber über alle Jahre hinweg liegen die Werte bei vielen Fotografen ähnlich.

D.h. mit den klassischen Kit-Objektiven mit nur f3.5-5.6 an einer APS-C-Kamera kommt man schon erstaunlich weit. Und mit den heute verfügbaren, zwar teuren, aber lichtstarken Objektiven für APS-C umfasst man auch bei den Einstiegskameras sicher 80-90% aller Anwendungsfälle.

Falls die fehlende Lichtstärke zur Verwacklung führen sollte, finden Sie in den beiden folgenden Artikeln Tipps, wie man dies in vielen Fällen vermeiden kann: Verwackelte Bilder sowie Stative.

Mega-Pixel

Ohne Zweifel sind hohe Auflösungen für viele Dinge vorteilhaft. Ich wäre der Letzte, der sich gegen mehr Mega-Pixel ausspricht. - Allerdings reichen sowohl den Print-Verlagen als auch den Online-Publikationen bereits viel weniger Mega-Pixel aus. Zur Erinnerung: Eines meiner beschnittenen Fotos mit einer nur 8 Mega-Pixel-Kamera zierte immerhin die Titelseite einer internationalen Zeitschrift.

D.h. mit den 2018 bereits verfügbaren 18-24 Megapixel der Einsteiger-Kameras kommt man schon erstaunlich weit. Falls Sie für einzelne Fotos tatsächlich einmal eine höhere Auflösung für Wandtapeten benötigen, dann hilft Ihnen ein Vergrößerungsprogramm bis hin zur Wandtapetengröße.

Serienbildgeschwindigkeit

Wer Sportfotografie betreibt, benötigt eine Profikamera. - Geben Sie sich auch heute dafür mit nichts Weniger als dem Besten zufrieden. Vor allem Hallensportarten sind nur damit gut aufnehmbar. Dann benötigen Sie allerdings auch die dazu passenden lichtstarken Teleobjektive. Bereits der kleinste Systemsatz bestehend aus Profikamera und zwei Teleobjektiven dürfte Sie jedoch über die Marke von 20.000 Euro katapultieren.

Und auch bei der Tierfotografie, insbesondere derjenigen schnell fliegender Vögel, profitiert man von dem besten Autofokussystem, das gewöhnlich nur in den neuesten Profi- und Semiprofi-Kameras verbaut wird.

Für den durchschnittlichen Fotografen stellt sich hingegen die Frage, ob er wirklich in diesen beiden Bereichen hauptsächlich arbeitet.

Bei mir liegt es so, dass ich weniger als 20 % meiner bisherigen Fotos im Bereich Sportfotografie und Vogel-Fotografie im Flug geschossen habe.

Selbstredend sind die wenigen oft ziemlich zentriert angebrachten Autofokus-Sensoren der Einsteigerkameras nicht für alle Motive perfekt geeignet. Aber die Behauptung, dass man damit keine scharfen Fotos von bewegten Objekten machen könnte, ist absoluter Unsinn. Selbst die dezentrierte Bildgestaltung ist damit möglich (Siehe hierzu im Handbuch jeder Kamera den Punkt AF-Lock- und AF-ON = Back-Button-Focus).

Falls es Ihnen (wie den meisten Fotografen) ähnlich geht, dann kann man mit den 2018 bereits verfügbaren Einsteiger-Kameras schon erstaunlich weit kommen. Falls Sie für einzelne Fotos tatsächlich einmal eine Profi- oder Semiprofi-Kamera benötigen, so kann man sie samt Objektiv für oft erstaunlich wenig Geld leihen.

Ergonomie

Wer die höchste Ergonomie wünscht, sei dies beim Griff, den Schaltern oder den Menüs, der sollte auf jeden Fall zu den Profi- oder Semiprofi-Kameras greifen.

Selbstredend spielt auch die Haptik eine Rolle für die Freude beim Fotografieren. Diese ist zweifellos bei hochwertigen Kunststoffen und Metallen wie Magnesium höher, als bei den oft billig wirkenden Plastik-Einsteiger-Modellen.

Allerdings spricht heute bei vielen Fotografen eher der Wunsch nach geringem Volumen und vor allem niedrigem Gewicht eine große (nicht selten ausschlaggebende) Rolle. Und hier spielen die Einsteigerkameras ihre Vorteile aus. Oft liegen deren Gewichte und Volumen bei oder unter denjenigen sogar der spiegellosen Kameras. Sie gehören zumindest zu den leichtesten sowie kleinsten, und das macht sich bei Reisen oder auf langen Fotoexkursionen evtl. bemerkbar.

Kit-Objektiv

Praktisch alle Einsteiger-Kameras werden mit einem Kit-Objektiv mit 18-55 mm (äquivalente 24-70 mm) Brennweite geliefert. D.h. es wird für den Nutzer / Käufer quasi kostenlos dazu geliefert, damit er sofort fotografieren kann.

In den Tests der Fachzeitschriften fallen diese Objektive nicht selten durch mäßige Abbildungsleistung negativ auf. Sie bilden somit das schwächste Glied in der Systemkette.

Allerdings werden sie immer mit dem aktuell technischen Höchststand verglichen. Jene Spitzen-Zoom-Objektive mit f2,8 und herausragenden Bildeigenschaften kosten jedoch alle über 2.000 Euro, wiegen deutlich mehr und besitzen ein erheblich größeres Volumen als jene Kit-Objektive.

Selbst einzeln erworben liegen diese Kit-Objektive bei rund 200 Euro - also einem Zehntel des Preises der Spitzen-Zooms. Definitiv ist jedoch die Bildqualität der Spitzenzooms nicht zehnmal so hoch wie jedes noch so schlechte Kit-Objektiv.

Ferner lassen sich die meisten der kritisierten Fehler jener preiswerten Kit-Objektive inzwischen durch nachgelagerte Software (in der Kamera oder auf dem PC) korrigieren. Hierzu zählen u.a.: Kissen- oder Tonnenverzerrung, chromatische Aberration, Ecken-/Randabschattung. Und wer tatsächlich noch immer glaubt, dass Spitzenobjektive für 4- bis 5-stellige Preise (selbst jene bejubelten von Zeiss) von derartigen Fehlern frei wären, kann sich gerne einmal mit der Suchmaschine seines Vertrauens RAW-Dateien jener Objektive (vor allem aus den kritischeren USA) suchen und herunterladen.

Selbstredend bieten diese preiswerten Kit-Objektive keine Spitzenleistungen. Aber inzwischen wurden sie mehrfach verbessert (manche liegen bereits in der Version 3 vor). Und sie sind definitiv allen analogen Objektiven überlegen, welche man bis heute noch oft an Digitalkameras findet.

Überdies sind jene Kit-Objektive an den Einsteigerkameras noch immer jeder Pocket-/Bridge-Kamera und jeder Edel-Pocket-/Bridge-Kamera deutlich überlegen. Dies liegt bereits an der reinen Physik durch die größere einfallende Lichtmenge auf den wesentlich größeren Sensor.

Haltbarkeit

Einsteigermodelle sind preiswert und deshalb bestehen sie nicht aus stabilem Magnesium.

Grundsätzlich sind Einsteigerkameras für Privatpersonen und deren sorgfältigen Umgang damit gedacht. D.h. für Extremsportarten oder den robusten Einsatz von Profis im Gedränge um die beste Aufnahmeposition oder auf dem Sportplatz mit Ballkontakt oder Spielerkarambolage sind sie nicht konzipiert. Dennoch halten sie gemäß meiner Erfahrung vieles aus - auch leichten Regen.

Die Hersteller machen meist keine Angaben zur Auslöserzahl. Bei Profikameras werden bedenkenlos 150.000 oder mehr Auslösungen garantiert. Gehen Sie bei Einsteigerkameras realistisch nur von ca. 50.000 Auslösungen aus. Aber dies dürfte bereits weit mehr sein, als Sie jemals mit solch einer Kamera Fotos machen. Bedenken Sie: Allein die Auslöserzahl im Dauerfeuer bei einer Profikamera liegt bei über 10 je Sekunde. Sie ist um ein vielfaches höher als bei Einsteigermodellen. Und Profis arbeiten oft in diesem Serienbildmodus, da sie es sich einfach nicht leisten können, ein Foto zu verpassen. - Dennoch gilt auch für Sie als Amateur und Einsteiger: Machen Sie viele Aufnahmen - auch im Serienbildmodus - mit Ihrer Einsteigerkamera. Im Gegensatz zur früheren Analogfotografie mit den teuren Filmen haben Sie bei Digitalkameras bereits für alles bezahlt. Es entstehen Ihnen keine weiteren Kosten für mehr Fotos. Aber es kann Sie viel Zeit und Geld kosten, um ein verwackeltes Foto nochmals aufzunehmen. - In der Hand gehalten arbeite ich - auch bei stehenden Motiven - fast nur noch im Serienbildmodus: von den 3-5 Bildern ist dann eines sicherlich sehr gut.

Ansonsten rate ich zu denselben klassischen Schutzmaßnahmen, wie bei anderen Kameras auch. D.h. eine Fototasche oder ein Foto-Rucksack sind sicherlich empfehlenswert. Der Vorteil liegt bei den kleinen und leichten Einsteigerkameras darin, dass sich hierfür sehr viele, kleine, leicht und vor allem preiswerte Varianten bereits eignen.

Fazit

Halten wir sachlich fest:

Im Vergleich zu den damaligen Spitzenprodukten (vor allem aus dem Jahr 2008) der drei Hersteller Canon, Nikon und Sony schnitten die 2018 preiswertesten Einsteiger-Modelle bei den technischen Werten erstaunlich gut ab.

Die damaligen Kameraleistungen wurden bejubelt und nur wenige vermögende Fotografen konnten sich damals wirklich jene Spitzenprodukte leisten.

Betrachten Sie einmal die Bildqualität der weltweit verfügbaren Fotos. Die meisten verfügbaren faszinierenden Fotos im Internet wurden mit Kameras erstellt, die deutlich schlechter waren, als alles heute kaufbare Material. Vor allem geben die oben in den Tabellen dargestellten Kameramodelle in etwa den Stand der Technik bis zum Jahr 2012 wieder. Erst danach kam es zu größeren und sichtbaren Verbesserungen.

Jede Person, die fotografieren kann, wird mit den heute verfügbaren Einsteiger-Kameras in fast allen Fällen hervorragende Fotos machen können.

Selbstredend bieten die aktuellen Spitzenprodukte bei allem etwas höherer Qualität, aber auch zu einem deutlich höheren Preis, bei größerem Volumen und höherem Gewicht.

Bei 80% der Fotostile und vor allem 80% der Fotos der meisten Fotografen wage ich die Behauptung, dass man an einem nachbearbeiteten und ausbelichteten an der Wand hängenden Bild die Unterscheidung zwischen einer Einsteigerkamera und einem Spitzenmodell wird nicht treffsicher machen können. Dies gilt umso mehr, wenn man ein heutiges Einsteigermodell mit einem alten Spitzenmodell aus dem Jahre 2008 vergleicht. Ich wage sogar die ketzerische Behauptung, dass in zahlreichen Fällen die Entscheidung zugunsten der preiswerten modernen Einsteigerkamera ausfällt.

Einer meiner schwäbischen Mitarbeiter fasste es einmal treffend so zusammen: Am Ende des Tages zählt nur, was hinten rauskommt. Letztendlich zählt nur die Bildqualität. Und die ist bei allen Einsteigerkameras heute bereits sehr gut - zumindest gut genug für die meisten Zwecke.

Sie müssen nun nicht ein Einsteigermodell kaufen. Das Hobby Fotografie hat schließlich auch etwas mit der Freude am täglichen Arbeiten mit einem bestimmten Werkzeug zu tun. Deshalb ist es durchaus legitim, wenn manche Personen das eine Modell eines Herstellers anderen vorziehen.

Aber die Bildqualität aller neuen Kameras ist heute sehr gut.

Nach diesen hier besprochenen Kameras kam es zum Wechsel der beiden Platzhirsche Canon und Nikon zu spiegellosen Systemen. Verbunden mit der Pandemie und 2020 beginnenden der Weltwirtschaftskrise kamen bis Mitte der 2020er Jahre zwar neue Modelle für Einsteiger hinzu, jedoch zu einem signifikant höheren Preis auch bei spiegellosen APS-C-Modellen. - Dennoch kann man alle Aussagen aus dem Jahr 2018 aufrecht erhalten. Es kam für die Fotografie und die Fotografen sogar noch schlimmer: Denn seit ca. Anfang der 2020er Jahren nahm die reine Bildqualität sogar oft ab, weil man die Sensoren und Kameras für Video optimierte.

Keinesfalls will ich einen Einsteiger Mitte der 2020er Jahr noch zu einem alten DSLR-Modell-APS-C-Einsteigermodell überreden. Wer vom Smartphone aufsteigt, ist mit den modernen spiegellosen Systemen bei der Bedienung einfacher dran und muss sich weniger umstellen. Aber alles andere gilt noch immer: Jedes moderne Kameramodell - mit einem eigenen elektronischen Sucher - ist für die Fotografie heute hochwertiger als die Spitzenmodelle der digitalen Kameras bis 2009.

In der Umkehrung gilt dann jedoch auch für Personen, die mit neuen Kameras keine guten Fotos machen können, ketzerisch die folgende Analyse: In mindestens 80% der Fälle liegt dann das Problem hinter der Kamera.

Aus diesen Gründen wünsche ich Ihnen viel Freude beim Fotografieren - gleichgültig mit welcher Kamera welchen Herstellers auch immer.

Kritische Analysen, Anmerkungen und Kommentare zu den Quellen und Testergebnissen sowie Belegen - Weitere Informationen zur den Kameras

Im Folgenden finden Sie kommentierte Quellen und Belege sowie Analysen für alle Test-Ergebnisse und Kritiken zu Aussagen zu den Kameras sowie Anmerkungen zu den jeweiligen Testpersonen. Die positiven wie kritischen Einschätzungen im Artikel werden gestützt durch die hier angeführten Belege und Quellen. Sie sollten auf jeden Fall einen Blick in jene Quellen werfen, oder zumindest die zur jeweiligen Quelle angeführten Details vor einer Anschaffung beachten.

Das deutsche Wikipedia bietet im Artikel Canon-EOS-Digitalkameras einen Überblick mit Liste aller Kameras über die digitalen Produkte bei der Firma Canon seit dem Jahr 2000. Dazu passt der Artikel List of Canon products in einem englischen Artikel von Wikipedia USA mit allen Kamera-Produkten.

Der nächste Artikel Nikon-DSLR-Kameras bietet auf Deutsch einen Überblick über die digitalen Kameras bei Nikon. Dazu passt das Kapitel Nikon Digitalcameras bei der englischen Wikipedia.

Die Autoren von Wikipedia bieten im nächsten Artikel Sony a einen kurze Geschichte mit Liste aller Kameras. Dazu passt der Überblick List of Sony a cameras bei der englischen Wikipedia in den USA.

Die Digital Photography School bietet im folgenden englischen Artikel Why your Kit Lens is Better than You Think Informationen über die tatsächlichen Leistungen und Grenzen der oft belächelten Kit-Objektive. Allerdings war diese Seite seit 2024 nicht immer erreichbar.

Die US-Fachzeitschrift DPReview liefert im Artikel Entry-level APS-C shootout sowie Video Entry-Level APS-C Mirrorless Cameras vom 29. Juli 2018 einen Überblick über die Einsteigerkameras Canon EOS M50, Sony a6000 und Fujifilm X-T100 - drei spiegellose Einsteigerkameras im Vergleich - präsentiert von deren beiden kanadischen Influencern auf Englisch.

Die beiden kanadischen Influencer für DPReview bieten im folgenden englischen Film Entry-level DSLR challenge (with Canon EOS SL3/250D) vom 07.03.2020 einen weiteren Vergleichstests. Bereits 2019 wurde bewiesen, was man mit einer billigen Einsteigerkamera (APS-C) mit einem 100 Euro Billig-Kit-Zoom-Objektiv in der Landschaftsfotografie machen kann: Der Fotograf machte damit A3-Ausdrucke, die er verkaufen konnte.

Serge Ramelli liefert für die englischsprachige Fachzeitschrift PetaPixel einen neuen Vergleichstest zwischen Mittelformat-Kamera 6.000 US$) und APS-C-Einsteigerkamera (500 US$): Canon T2i Versus Fujifilm GFX 100s: Can You See the Difference? vom 02./04.11.2021 mit Beispielfotos und einem Video dazu. Die Qualitätsunterschiede zwischen den beiden Kameras für 500 und 8.000 US-Dollar waren minimal.

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