Taufe des ersten hier geborenen Kindes der Genfer Kolonie im Refectorium 1786

vg
Lage des Gemäldes im Kreuzgang

Bilddaten

Das 15. Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz bedeckt nur einen Bogen.

Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210 * 300 cm. Die historische Szene wird in einem einzigen Architektur-Bogen dargestellt.

Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1895 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.

Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Südwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.

Taufe des ersten hier geborenen Kindes der Genfer Kolonie

Das Farb-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Taufe des ersten hier geborenen Kindes der Genfer Kolonie im Refectorium 1786 - im Zustand des Jahres 2014.

Bildbeschreibung

Der Hintergrund des Raumes wird durch ein frühgotisches Fenster betont.

Von der Decke hängt ein wertvoller achtarmiger Kerzenleuchter.

Ansonsten ist die Ausstattung eher protestantisch nüchtern.

Eine vornehme Gruppe wohlhabender Zivilisten in Rokoko-Kleidung steht um die Mutter mit dem zu taufenden Kind und den Pastor in der Bildmitte herum.

Nur eine ältere Dame rechts im Vordergrund sitzt auf einem Stuhl und betrachtet von dort die Taufe.

Fast alle Erwachsenen inklusive des Priesters tragen die damals üblichen Perücken.

Die Mutter hält das Kind auf einem mit Rüschen verzierten Kissen dem Priester entgegen. Der Priester segnet es mit seiner rechten Hand.
Wie so oft lässt Carl von Häberlin die zentrale Hauptperson in heller Kleidung und hellem Licht erstrahlen. Dafür wählt er sogar ein noch helleres Weiß für das goldumbortete wertvolle Tuch unter dem zu taufenden Kind. Hier platziert er zudem den Priester in fast Schwarz gekleidet im direkten Kontrast direkt daneben, wodurch automatisch der Blick der Betrachter angezogen wird.

Rechts des Priesters sieht man das silberne Taufgeschirr auf dem Tisch.

Begrenzt wird das Gemälde durch zwei an den Seiten leicht quer gestellte Stühle.

Laut Marmor handelte es sich um Pastor Bernes, und das Kind erhielt den Beinamen Constantia 1 . Der Vater Garcin steht links.

Taufe des ersten hier geborenen Kindes der Genfer Kolonie

Dieses Schwarz-Weiß-Foto oben zeigt die Taufe des ersten hier geborenen Kindes der Genfer Kolonie im Refectorium 1786 - im Original-Zustand um das Jahr 1895 fotografiert.

Geschichtsfakten

Das katholische Dominikanerkloster wurde 1785 aufgelöst. Gleichzeitig zogen 270 Emigranten aus Genf (meist Hugenotten = französische Protestanten) nach Konstanz. Unter ihnen war die protestantische Familie des Bankiers und Fabrikanten Jacque Louis Macaire, die Vorfahren von Eberhard Graf Zeppelin, welche Teile der Klostergebäude pachteten. Sie erhielten hier kaiserliches Asyl und Religionsfreiheit zugesichert, sofern sie den daniederliegenden Handel und das Gewerbe förderten. In der Folge hielt man am 16.4.1786 den ersten protestantischen Gottesdienst im ehemaligen Refectorium des Klosters ab. Und bereits am 23.4.1786 wurde das erste Kind getauft. Bis 1801 feierte man dort insgesamt 130 Kindstaufen. 2  Eigentlich handelte es sich bei der Nutzung des ehemaligen Refectoriums des Klosters um eine Übergangslösung, da man laut Privileg das Recht hatte, eine eigene Kirche zu erbauen. Allerdings dachten die Genfer nicht daran, hierfür Geld auszugeben und stellten stattdessen mehrfach Petitionen, man möge eine der zahlreichen anderen katholischen Kirchen enteignen und ihnen kostenlos zur Verfügung stellen. 3 

Religionsfreiheit im Sinne von täglich praktizierter Religion war im 18. Jahrhundert noch keine Selbstverständlichkeit und Zeppelin wichtig, insbesondere als Protestant in der katholischen Diaspora. Die protestantischen Einwanderer erhielten im Privileg explizit die Befreiung von der sonst üblichen katholischen geistlichen Gerichtsbarkeit garantiert. 4  Ferner wird hier wieder geschickt die Verbindung seiner Familie mit der Insel und dem ehemaligen katholischen Kloster hergestellt. Eine vermeintliche religiöse Kontinuität wird dargestellt, obwohl es durch die Säkularisierung zur Entweihung des Klosters durch eine Fabrik gekommen war. Überdies ließ sich in diesem Bild der mitgebrachte Wohlstand der Emigranten und somit auch seiner Familie darstellen, welche in das wirtschaftlich rückständige und verarmte Konstanz kamen, um es in Zeppelins Denken voran zu bringen. Aber nicht um der Stadt zu helfen. - Und somit zeigt sich in diesem Bild ein negativer Aspekt der Genfer Kolonie: Sie grenzte sich auch religiös konsequent von der städtischen Bevölkerung ab, da der religiöse Zusammenhang zugleich die wirksamste geschäftliche Organisation bildete. 5  So wollte man auch eine eigene Schule bzw. Akademie gründen. 6  Wie sehr man sich abschloss, wird auch darin sichtbar, dass der Gottesdienst nur in französischer Sprache abgehalten wurde. 7 

1 Beitrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters auf der Insel.

2 Burkhardt, Konstanz im 18. Jahrhundert, S. 390.

3 Seehofer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 214 und S. 248. Und in der Tat ging die vorderösterreichische Regierung sogar auf diese überzogene Forderung der Genfer ein und stellte ihnen per Dekret vom 15. September 1788 das Minoritenkloster zur Verfügung.

4 Marmor, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 111.
Zur ersten Taufe siehe ebenso Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 35.
Die Genfer Kolonie war in Religionsangelegenheiten einzig einem Kollegium direkt in Wien unterstellt. Seehofer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 203.

5 Seehofer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 179, spricht bei den damals in deutschen Landen häufig anzutreffenden hugenottischen Auswandern sogar von Intoleranz, insbesondere gegen Juden. Ferner attestiert er den Genfern unduldsames, herrisches Auftreten ebenda, S. 300. - Erstaunlicher Weise sind das auch die Vorwürfe, welche man Ende des 19. Jahrhunderts Graf Eberhard von Zeppelin im Umgang mit der Stadt Konstanz und deren Bürgern machte.

6 Seehofer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 186f.

7 Siehe hierzu Seehofer, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 204.

Hier geht es zum 16. geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Zeit der K.K. privileg. Indiennefabrik von Macaire frère um 1800.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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