Kunstthätigkeit der Dominikaner in ihrem Kloster. XIV Jahrhundert

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Lage des Gemäldes im Kreuzgang

Bilddaten

Das achte Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz besteht aus einem Bildbogen.

Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210 * 290 cm. Die historische Szene wird in einem einzigen Architektur-Bogen dargestellt.

Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1888 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.

Die Zweiterstellung des Freskos wurde im Jahr 1904 ebenfalls vom Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin durchgeführt.

Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Nordwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.

Das Bild (die erste Fassung) wurde 1901 beschädigt und in abgewandelter Form von Häberlin 1904 erneuert.

Kunstthätigkeit der Dominikaner in ihrem Kloster. XIV Jahrhundert

Das Schwarz-weiß-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Kunstthätigkeit der Dominikaner in ihrem Kloster. XIV Jahrhundert - im Original-Zustand der frühen 1890er Jahre fotografiert.

Bildbeschreibung erste - alte Fassung 1888

Ein Mönch mit einem Pinsel in seiner rechten Hand und einer Palette mit weiteren Pinseln in der linken steht in einem Raum des Klosters.

Der Raum beeindruckte durch seine besondere Tiefe / Länge, die hinten durch einen Vorhang begrenzt wird, der gleichzeitig das Malatelier vom Rest des großen Saales abtrennt.

An der Wand befinden sich zahlreiche Medaillons mit Märtyrerszenen, ähnlich denen, vermutlich aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammenden 102 Medaillons, die sich teilweise noch heute an einer Seitenwand des Festsaales im Inselhotel befinden.

Der malende Mönch hält in seiner linken Hand die Farbpalette und zugleich am linken Arm den langen Stab zum Betupfen der Fresken mit Farbe. Dieser Stab ist zwar erforderlich für weiter entfernte (bei einem hohen Saal wie hier höher gelegener) Fresken. Aber in diesem Fall der Arbeit an einem Fresko auf Körperhöhe ist er nicht erforderlich. Er dient somit eher als Symbol, dass es sich hier um einen Freskenmaler handelte. Die Farbpalette (von lateinisch pala Spaten) aus Holz zum Mischen der Farben wurde erstmals angeblich in Miniaturen einer Bilderhandschrift von Giovanni Boccaccio - der Biographiensammlung De mulieribus claris (von berühmten Frauen) aus dem Jahr 1374 - abgebildet, war damals jedoch noch kleiner als hier verwendete moderne Großform. Der Maler zeigt mit dem Pinsel in seiner rechten Hand auf ein Fresko und schaut gleichzeitig mit seinem gedrehten Kopf auf die ihn beobachtenden Mönche und stellt so die Verbindung der Bildelemente her.

Drei Mönche in der rechten Bildhälfte beobachten den Maler, wobei ein Mönch hinter dem Trennvorhang hervorschaut und der über den Tisch gelehnte Mönch eher nach oben blickend nachdenkt, als ob der Maler ihm eine Entscheidungsfrage gestellt hätte, die er nun abwägt und dann beantworten will. - Bereits dies könnte eine Anspielung Häberlins sein, der sich jedes Detail von seinem Auftraggeber Eberhard Graf Zeppelin genehmigen lassen musste, was ihm als Künstler beschränkte und sehr missfiel.

Links unten sowie im Vordergrund des Raumes finden sich relativ ungeordnet Malkrüge, Skizzenvorlagen, Tücher und eine Phiole.

Obwohl der Schaden an dem ursprünglichen Bild bereits 1901 entstanden war, ließ sich Häberlin mehrfach von Zeppelin bitten, bevor er - mit drei Jahren Verzögerung - endlich an die Restaurierungsarbeit ging.

Häufige Beschädigungen

Wie dieses Fresko Kunstthätigkeit der Dominikaner in ihrem Kloster. XIV Jahrhundert wurden auch weitere Gemälde bereits in den Anfangsjahren beschädigt, so z.B. die doppelbogige Szene der Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415.

Die Gründe werden zwar nicht explizit genannt, dürften jedoch vor allem dem Umstand geschuldet sein, dass der Kreuzgang damals offen war. Das heißt es existierte früher keine schützende Vollverglasung vor den gotischen Bogenöffnungen zum begrünten zudem mit einem Springbrunnen versehenen sowie damit feuchten und nach oben offenen Innenhof. Deshalb waren der Gang sowie die Gemälde das ganze Jahr über den Naturgewalten frei ausgesetzt. Nicht nur waren die Sommertemperaturen am Bodensee hoch, sondern auch die damit am See verbundenen absoluten Luftfeuchtigkeitswerte. Hinzu kamen die bitterkalten Winter mit im 19. Jahrhundert aufgrund unerwartet vieler weltweiter schwerer Naturkatastrophen wie dem verheerenden Krakatau-Ausbruch am 21. Oktober 1883 mit globaler Klimaabkühlung. Sie waren folglich noch viel kälter als heute. So kam es damals regelmäßig zu teilweisen und sogar kompletten Seegfrörnen des Bodensees. Daraus folgt, dass die Schwankungsbreiten der Temperatur und der absoluten Luftfeuchtigkeit extrem waren, was jedem Gemälde schaden würde.

Dazu kam der für den Erhalt der Kunstwerke hinderliche Umstand, dass das Hotel im Winter nicht betrieben wurde. Man überließ es von ca. Oktober bis März - also rund ein halbes Jahr - sich selbst. Daraus folgte wiederum, dass man Schäden oft erst im Frühjahr bei der Wiederaufnahme des Hotelbetriebes überhaupt wahrnahm und erst dann konservierende Schutzmaßnahmen ergriff respektive überhaupt ergreifen konnte.

Hinzu kam der altersbedingt bedenkliche Grundzustand des mittelalterlichen Gemäuers, das einerseits feucht war, was automatisch zu Frostschäden führen musste. Andererseits kam dazu, wie man bereits bei der Erstellung der ersten Fresken feststellte, dass die Nordwand, an welcher sowohl dieses Fresko Nummer 8 als auch das beschädigte Folgebild Nummer 9 mit der Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 befand, sehr empfindlich war. Diese sehr feuchte Nordwand sonderte zudem Salpeter ab und ließ die Farbe des ersten Anstriches 1887 wieder abblättern. Deshalb wurde hier - und vermutlich auch an den anderen feuchten Wänden - eine Isolierschicht aus Teer aufgetragen. Zuerst wurde bereits damals der Mörtel von den feuchten Wänden abgeklopft, dann eine neue Mörtelschicht aufgetragen, zwei bis drei Monate trocknen gelassen, danach die Teer-Isolierschicht aufgebracht und schließlich eine Kalkschicht als Malgrund aufgetragen. Siehe hierzu die Details im vorausgehenden Artikel Häberlins Fresken. Aber scheinbar war dies für die Nordwand nicht ausreichend. Im Übrigen handelt es sich bei umgangssprachlich Salpeter um Nitrate, Chloride und Sulfate, die bis heute als sehr baustoffschädliche Salze gelten, welche jedem Mauerwerk langfristig Schaden zufügen und zu sichtbaren Abplatzungen des Putzes führen.

Verschlimmert wurde der Bildzustand zudem durch das schwierige Verhältnis Eberhard Graf Zeppelins zu dem Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin, welcher aus verletztem Stolz seine Arbeit bereits von ca. Mitte 1890 bis Ende 1894 niederlegte und auch Anfang des 20. Jahrhunderts noch immer nicht besonders gut auf Zeppelin zu sprechen war. Somit wurden die angeblich 1901 festgestellten oder zumindest damals festgehaltenen Schäden nicht zeitnah repariert, sondern führten schließlich zu den erforderlichen Neugestaltungen. Dabei hat man mit Sicherheit erneut den beschädigten und mit Salpeter verseuchten Mörtel sowie die Isolierschichten aus Teer abgeschlagen und daraufhin das Mauerwerk zumindest austrocknen lassen. Dann wurde erneut eine vermutlich hochwertigere Mörtelschicht aufgetragen, danach eine hochwertigere Teerschicht sowie darauf eine neue reine Kalkschicht als Malgrund aufgebracht und jede Schicht zudem wochen- bis monatelang trocknen gelassen. Erst dann konnte Häberlin darauf seine Neufassungen der Fresken aufmalen.

Bildbeschreibung zweite - neue Fassung 1904

In dieser Neufassung wird die Höhe des Saales betont, indem Häberlin die Anzahl der Medaillons nach oben auf die tatsächlich beim Umbau vorgefundenen drei Ebenen erhöhte.

Der Vorhang rechts wurde schmaler.

Der Maler hält nun einen weiteren Pinsel im Mund und wirkt auch etwas genervt. Er schaut über die linke Achsel auf die anderen herab.

Die Anzahl der beobachtenden Mönche wuchs auf vier. Sie beobachten den malenden Mönch sowie dessen Fresken links noch deutlicher und kritischer.

Die beobachtenden Mönche rechts scheinen nun in einem Dialog mit dem Maler zu stehen.

Ein (nun deutlich) älterer Mönch neigt sich über den Bau-/Holztisch auf eine alte Bauzeichnung gestützt nach vorne und betrachtet das Fresko kritisch bis unzufrieden. Man könnte darin den - zumindest früher - offensichtlich an Details nörgelnden Architekten Tafel und im vierten, völlig anders (mit dunklem Übermantel) gekleideten Herrn im Hintergrund Eberhard Graf Zeppelin vermuten, der sich ständig in die Details der Malerei einmischte.

Kunstthätigkeit der Dominikaner in ihrem Kloster. XIV Jahrhundert

Das Farb-Foto oben zeigt die Kunstthätigkeit der Dominikaner in ihrem Kloster. XIV Jahrhundert - im Zustand des Jahres 2014.

Geschichtsfakten

Die hier beschriebene Freskenmalerei der Dominikaner ist sowohl inhaltlich wie auch zeitlich in etwa korrekt. Man kann einige noch heute sichtbare Fresken aus der damaligen Zeit im heutigen Festsaal besichtigen. Sie zeigen meist Märtyrerszenen. Bereits Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts kann man von einer großen Blüte sprechen, die sich in ursprünglich 102 Fresken an den großen Wandflächen widerspiegelte. 1 

Am 15.7.1924 erwähnte die Deutsche Bodensee Zeitung das Auffinden der bis zu fünffach übertünchten Fresken aus dem 13. Jahrhundert in der Klosterkirche. Es bleibt zwar strittig, wer die Fresken wann übertünchte. Da der österreichische Stadthauptmann Damiani bereits im Frühjahr 1785 in einem Brief an Macaire schrieb, dass er den Auftrag habe, die Beseitigung der Wandgemälde in den Klosterräumlichkeiten 2  durchzuführen, könnte dies bereits damals geschehen sein. Aber Zeppelin musste zumindest Teile davon in exakt dieser Form gesehen haben, sonst hätte Häberlin sie nicht so malen können. Zeppelin selbst beschreibt 1875 Teile davon in einem Aufsatz. 3  Und auf S. 20f. nennt er sogar die exakte Zahl von 102 Medaillons der Märtyrerszenen und beschreibt viele Details. Da er selbst 1890 einräumte, dass diese Fresken 1875 nicht ohne Absicht übertüncht wurden 4 , darf man vermuten, dass Zeppelin zumindest Teile dieser Fresken als unpassend für sein Hotel ansah - er selbst nannte die dargestellten Szenen wenig erfreulich 5  - und sie deshalb wieder übermalen ließ.

An den zwei Versionen wird ersichtlich, dass Häberlin entweder keine Fotos vom Originalzustand besaß, oder (wahrscheinlicher) nach 16 Jahren sowieso keine perfekte Restauration des beschädigen Originals herstellen wollte. Er war schließlich ein herausragender Maler, der sich an den neuen Erkenntnissen orientierte und somit das Bild aus seiner Sicht nun korrekter malen konnte.

Bei beiden Gemälden ist auffällig, das Häberlin eher ein aus der Renaissance stammendes Malerbildnis vor Augen schwebte: der geniale Künstler, der alleine von der Skizze, die am Boden liegt, bis zum großflächigen Endprodukt. Man denkt hier eher an Leonardo Da Vinci oder Michelangelo, als an das eher arbeitsteilige Vorgehen eines mittelalterlichen Klosters, in dem zahlreiche Mönche parallel an einem derartigen Werk arbeiteten.

1 Siehe hierzu Maurer und Engelsing.
Zu den mittelalterlichen Fresken im Inselhotel siehe u.a.: Christop, Zur Ikonographie des Martyriumszyklus im ehemaligen Dominikaner-Kloster auf der Insel vor Konstanz, S. 183ff.
Knoepfli und Wienecke, Zwei Beispiele früher Konstanzer Wandmalereien, S. 65ff.
Schulze-Battmann, Die Wandmalereien in der ehemaligen Dominikanerkirche in Konstanz, S. 177ff.
Schulze-Battmann, Notizen über die instandgesetzten Fresken an der Westwand der ehemaligen Dominikanerkirche in Konstanz, S. 87ff.
Kraus, Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, S. 247, vermochte hingegen diese Fresken nicht vor das 14. Jahrhundert zu datieren.

2 Seeholzer, Ernst, Die Genfer Kolonie in Konstanz, S. 195.

3 Siehe hierzu Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 18f.

4 Zeppelin, Über die historischen Fresken von Professor Karl Häberlin im Kreuzgang des Inselhotels in Konstanz, S. 12.

5 Dieses Zitat findet sich bei Zeppelin, Über das Dominikanerkloster in Konstanz, S. 21.

Hier geht es zum neunten geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415.

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