Investment-Gesellschaft und Fotowirtschaft - Investmentfonds und Heuschrecken in der Kameraindustrie

vg

Olympus Imaging - die Entsorgung eines teuren Pflegefalles.

Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei der Investment-Gesellschaft und Fotowirtschaft behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.

Olympus und JIP

Vorab

Zur Beruhigung der Gemüter und zur Verringerung der sowieso zu erwartenden heftigen Kritik der Olympus-Fans in E-Mails:

Definition

Schwarz-Weiß

Diskretion und Intransparenz

Macht, Einfluss und Selbstbild

Vernetzung und Abhängigkeiten

Allgemein

Konkret Olympus

Probleme und Lösungen

Wie sieht es nun konkret bei Olympus und JIP aus?

Exit-Strategie

Kompetenz und Fachwissen

Hier muss man sauber zwei Dinge unterscheiden:

Rabiate Methoden

Personalpolitik

Restrukturierung

Aushöhlung der Firma

Mitarbeiter und Menschen

Fragen:

Wie denkt und handelt ein Investor?

Man benötigt keine Insider-Informationen zu dieser spektakulären Entwicklung bei Olympus. Das Meiste kann man sich durch Nachdenken auch selbst erarbeiten. Deshalb bitte ich Sie, selbst über alle Fragen nachzudenken. Was würden Sie als Investor tun?

Teurer Pflegefall

Denkbare Szenarien

Das Best-Case-Szenario

Erfolgreicher Umbau unter Kapitaleinsatz.

Mehr ist meines Erachtens nicht erwartbar.

Das Normal-Szenario

Das klassische Spar-Gewurschtel der Investmentfirmen:

Das Worst-Case-Szenario

Buy it, strip it, flip it = Kaufen, ausplündern, wegwerfen (schließen).

Hoffnungen, Träume, Illusionen

Im Internet kursieren seit dem Aufkommen der weitverbreiteten Gerüchten um den Niedergang und Ausstieg der Firma Olympus 2019 - vor allem bei Influencern - wilde Ideen darüber, wer bei Olympus als Investor, Aufkäufer, Partner etc. einsteigen oder die Firma oder zumindest den Bereich Imaging komplett übernehmen könnte. U.a. werden immer wieder Smartphone-Hersteller vorgeschlagen, wie Google, Apple, Samsung, Huawei etc.

  1. Erstens handelt es sich hierbei um ausländische Firmen, die unter nationalen Gesichtspunkten in Japan als problematische Übernahmekandidaten angesehen werden.
  2. Zweitens handelt es sich um mächtige Großfirmen, die man in Japan nicht kontrollieren könnte, auf die man noch nicht einmal mäßigenden Einfluss ausüben könnte.
  3. Drittens kommen US-Firmen mit japanischen Unternehmen und deren Philosophie überhaupt nicht zurecht. Es handelt sich nicht nur um eine völlig andere Wirtschaftsweise, sondern auch um eine extrem unterschiedliche Kultur. Jede Zusammenarbeit gestaltete sich folglich bisher als sehr schwierig.
  4. Viertens verkennt jene Wunschvorstellung völlig die strategische sowie technische Realität der Ausrichtung jener Unternehmen: Apple, Google, Samsung, Huawei etc. haben sich bewusst von der Optik abgewandt und den völlig anderen Weg der Software mittels Computational Photography und Künstlicher Intelligenz eingeschlagen. Salopp ausgedrückt wird hierbei die physikalisch begrenzte Optik durch die unbegrenzte Rechenleistung und Software ersetzt. 2020 wurde dies bereits mit standardmäßig 4 kombinierten Kameras erzeugt, bald mit Clustern von 9, und Kamera-Cluster von 16 kleinen Kameras bei Smartphones sind bereits patentiert. Dadurch auf Smartphones erzeugte Fotos sind bereits heute nicht nur gleichwertig zu Bildergebnissen moderner dedizierter Systemkameras, sondern in einigen Fällen bereits überlegen. Überdies lassen sich mit Kamera-Clustern Fotos aufnehmen, die man rein physikalisch betrachtet mit einer einzigen dedizierten klassischen Kamera überhaupt nicht aufnehmen kann.
  5. Wie illusorisch - ja geradezu abwegig - derartige Hoffnungen sind wird an einem Vergleich sichtbar. Das Vorhaben ist so, wie wenn man nach dem Ersten Weltkrieg die Autohersteller aufgefordert hätte, sich notleidende Kutschenfirmen zu kaufen, weil sie eventuell deren Erfahrung mit Pferden für die Entwicklung von Autos benötigen könnten.

Als Fazit bleibt, dass jene Smartphone-Hersteller das optische Fachwissen großer Objektive überhaupt nicht benötigen. Falls sich diese Meinung jemals ändern sollte, so können jene Firmen ganz einfach das wichtigste technische Personal von Olympus abwerben, oder die Patente erwerben oder beides. Das wäre immer noch einfacher und preiswerter, als sich mit einem ganzen Firmenbereich mit mehreren tausend für die Smartphone-Herstellung weitgehend nutzloser Mitarbeiter zu belasten.

Ganz im Gegenteil ist es genau umgekehrt: Die klassischen Kamerahersteller benötigen dringend das Wissen über Künstliche Intelligenz und deren Patente, um ihre eigenen dedizierten Kameras weiterhin gegen Smartphones konkurrenzfähig zu machen.

Kürzlich telefonierte ich mit einen US-Börsenanalysten über klassische / dedizierte Kameras und deren Hersteller. Er fasste es so zusammen: They are toast, was man höflich mit Sie sind Geschichte übersetzen kann. - Welcher Finanzanleger oder welches Unternehmen will schon in Geschichte investieren?

Fazit

Weiterhin viel Freude beim Fotografieren.

Weitere Entwicklungen

Am 15.07.2020 wurde ein Interview mit Setsuya Kataoka, Vice President of Global Strategy, Olympus Imaging Division publiziert, das vieles bestätigte: Zukünftig wird es weniger Produkte geben, dafür eine Konzentration auf die teuersten High-End-Produkte und deren Zielgruppen reiche Amateure sowie Berufsfotografen. Die Entscheidung zum Verkauf stand schon vor der Pandemie fest. Alle anderen Aussagen sind so wachsweich, dass man daraus in der Regel ein japanisches Nein ableiten muss. Dass sich 2020 nichts ändert, war sowieso bereits klar. Ab dem 01.01.2021 ist aber alles offen.

Am 30.09.2020 wurde der endgültige Vertrag abgeschlossen:

Das war alles bekannt und ist zudem so nichtssagend wie immer: Die Kunden stehen faktisch ohne relevante Informationen im Regen.

Am 12. Februar 2021 wies Olympus erneut einen sehr hohen Quartals-Verlust für das Weihnachtsgeschäft aus, das insgesamt auf eine Halbierung der verkauften Kameras und Objektive hindeutete. Das lag weit (im negativen Sinne) über dem Marktdurchschnitt. Die anderen Kameraherstellerkonnten sich alle im guten Weihnachtsgeschäft 2020 verbessern.

2021 muss man festhalten, dass es alles so kam, wie vorausgesagt: Das herausgeschnittene Unternehmen ist unabhängig und hat seinen allemal geringen Marktanteil (von 2019) nochmals halbiert. Bei anhaltender Pandemie wird sich daran kaum etwas ändern. Abgesehen von wenigen Nebelkerzen zu Weihnachten bezüglich nachweislich lächerlichen Marktzahlen von angeblich jemals gelieferte MFT-Objektiven in Japan erfuhr man nichts.

Zwischen April und September 2021 gab es eine nicht abreißende Kette von Gerüchten, dass OM Digital (der ausgegliederte optische Rest von Olympus) mit dem koreanischen Smartphone-Hersteller Samsung kooperieren würde - so wie Leica, Zeiss, Hasselblad und andere. Da wurden sogar Fotos vom neuen S22 Galaxy gezeigt, das den Namen Olympus in der Linse trug. - Im September stellten jedoch Manager von OMD klar, dass es derzeit keine Partnerschaft mit Samsung gäbe. - Die Beurteilung fällt wie immer bei Gerüchten schwer: Möglich und für OMD dringend zum Überleben erforderlich wäre eine solche Partnerschaft gewesen. Persönlich halte ich es sogar für wahrscheinlich, dass da wirklich erste Verhandlungen geführt wurden, denn das OMD-Management hat mehrfach erklärt, dass es derartige Partnerschaften mit Firmen aus anderen Bereichen anstrebt. Überdies muss auch klar sein, dass die Firmen alle miteinander reden und ständig in Kontakt sind. So wie sich manche Zeloten den Konkurrenzkampf aller gegen alle vorstellen, ist das in der Realität nicht. Da herrscht eher pragmatische Zusammenarbeit auf vielen Gebieten vor, über die man allerdings wenig nach außen dringen lässt. Dass es 2021 nachweislich nicht mit einer offiziellen Partnerschaft funktionierte, wirft OMD ökonomisch weiter zurück.

Am 27.10.2021 meldete sich die Firma wieder:

Im Oktober 2022 gab der Firmenchef von Olympus - Yasuo Takeuchi - in einem Interview mit der Zeitschrift Fortune ganz offen zu, dass:

  1. man (genauer er) bereits Anfang 2019 endgültig beschlossen hatte, den verlustbringenden Imaging-Bereich zu verkaufen, was man (kryptisch) auch in einem offenen Papier publizierte, das jedoch niemand ernst nahm,
  2. bereits 2010 die Würfel gegen Kameras gefallen waren, weil der Konzern sich umorientiert hatte und mit Endoskopiegeräten mehr verdiente: Around the middle of 2010, the main Olympus business went from cameras to the GI endoscopy business. Not only for the sales price but also the profitability.
  3. Bereits in jenen frühen Jahren war alles entschieden: GI is a steady, profit-generating business, and we had to grow and develop the new business when our digital camera business started its sharp decline. We had to move before it became too late and those businesses became obsolete. - Magen-Darm-Endoskopie ist ein stabiles, gewinnbringendes Geschäft, und wir mussten wachsen und das neue Geschäft entwickeln, als unser Geschäft mit Digitalkameras seinen starken Rückgang begann. Wir mussten weiterziehen, bevor es zu spät war und diese Produkte außer Gebrauch kamen / diese Geschäftsbereiche als unmodern entfielen.
  4. man mindestens seit 2012 diesen Firmenumbau plante,
  5. man den Kamerabereich in den letzten Dekaden überhaupt nicht mehr wollte: It was unfortunate for them [cameras] to have Olympus as their owner - Es war Pech für die Kameras, dass Olympus ihr Besitzer war.
  6. man den Bereich Imaging als Klotz am Bein empfand, der einen ausbremste: the company would have to become more agile - das Unternehmen musste beweglicher werden.
  7. die Aktien von Olympus seit dem Verkauf des Imaging auf den dreifachen Wert gestiegen sind.
  8. man sich nun 2022 auch noch von dem Gründungsteil der Firma - den Mikroskopen trennte, weil sie ebenfalls zu wenig Gewinn erwirtschaften.

Diese (vor allem für japanische Verhältnisse) unfassbare Deutlichkeit des CEO lässt keine Zweifel oder Fragen.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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