Investment-Gesellschaft und Fotowirtschaft - Investmentfonds und Heuschrecken in der Kameraindustrie
Olympus Imaging - die Entsorgung eines teuren Pflegefalles.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei der Investment-Gesellschaft und Fotowirtschaft behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Olympus und JIP
- Am 24. Juni 2020 gab Olympus offiziell bekannt, sich von seinem gesamten Imaging-Bereich zu trennen. Man habe ein Memorandum of Understanding (MOU) - eine Art Vorvertrag - mit Japan Industrial Partners, Inc. (JIP) geschlossen. Weitere Details.
- Da mich zahlreiche Anfragen erreichten, die ihr weitgehendes Unwissen bekundeten und mich baten, dazu Stellung zu nehmen, andere Fotoseiten dazu explizit schwiegen respektive beschwichtigende
Nebelkerzen
zündeten, sah ich mich veranlasst, einige grundsätzliche Analysen zu diesem Verhältnis der Kameraindustrie zu Investmentfonds zu machen.
- In diesem Artikel geht es jedoch auch darum, Grundlagen zu legen über die Denk- und Handlungsweisen von Kamerafirmen sowie Investment-Gesellschaften, sowie Verständnis für deren Sichtweise zu erzeugen.
- Sowohl zu dem Thema Investment-Gesellschaften und deren Firmenaufkäufe besitze ich berufliche Erfahrungen als Firmenberater als auch zum konkreten Fall Olympus und JIP wurden mir Dokumente zugespielt. Selbstredend werde ich meine Informationsquellen schützen und keine Details mit Dokumenten belegen. Sehen Sie das Folgende somit als
Spekulation
oder Gedankenspiele
an. Sie werden allerdings während der Lektüre des Artikels über Investmentfonds in der Fotowirtschaft erkennen, dass jeder denkende Mensch mit etwas Zeit und Educated Guessing
exakt zu denselben Schlussfolgerungen gelangen kann. Nachträglich wurden im Text Verlinkungen zu publizierten Quellen als Belege eingefügt.
- Abschließend geht es in diesem Artikel auch nicht darum, irgendeinen Einzelfall darzustellen oder gar einzelne Manager oder spezielle Firmen schlecht zu machen. Das bringen diese seit Jahren selbst fertig.
- Aber Fotografen und Kunden haben meines Erachtens durchaus das Recht zu erfahren, welche Chancen und Risiken mit Investment-Gesellschaften in der Fotowirtschaft verbunden sind.
Vorab
Zur Beruhigung der Gemüter und zur Verringerung der sowieso zu erwartenden heftigen Kritik der Olympus-Fans in E-Mails:
- Es geht hier nicht darum, Olympus bloßzustellen. Diese Firma ist nur ein aktuelles Beispiel. Weitere werden in den kommenden Jahren folgen.
- Die modernen Kameras und Objektive von Olympus sind hochwertig, technisch weitgehend ausgereift und auf jeden Fall für die Erstellung sehr schöner Fotos in vielen Situationen sehr gut geeignet.
- Die bei Olympus arbeitenden Techniker und viele Manager sind hochqualifiziert und haben wirklich sinnvolle Produkte entwickelt, welche die Fotografie insgesamt weiterbrachten.
- Es geht auch nicht direkt um die aktuellen Folgen heute für die Kunden der Marke Olympus. Diese halte ich kurzfristig für nicht relevant für die praktische Fotografie, mittelfristig überschaubar und selbst langfristig für die Fotografen tragbar.
- Aber darum geht es hier alles nicht. Es geht um allgemeine ökonomische Rahmenbedingungen sowie deren Folgen für Kamerahersteller und deren Kunden.
- Die hier besprochenen Fakten und Szenarien betreffen auch andere Firmen sowie deren Kunden. Die seit 2010 andauernde steile Abwärtsbewegung der Fotowirtschaft ist noch lange nicht beendet.
Definition
- Bereits die Grundlegenden Dinge sind bei diesem Thema
unübersichtlich
. Ein Wort, das diese Branche generell charakterisiert.
- Sachlich werden derartige Investment-Gesellschaften als Hedgefonds, Investment-Gesellschaft, Investmentfonds, Hedge Funds, Private Equity (PEG oder Financial Sponsors), Kapitalbeteiligung-Gesellschaften bezeichnet.
- Investieren die Kapitalbeteiligungsgesellschaften in junge Unternehmen und Start-ups, dann spricht man eher von Wagniskapital (Venture capital).
- Konkret bei Olympus Imaging handelt es sich aufgrund der bereits seit 1936 gefertigten Kameras jedoch um die Spät- respektive Endphase einer Sanierung. Deshalb bezeichnet sich JIP auch als Carve-Out-Experte: Ein Spezialist für das Herauslösen eines Firmenteiles aus dem Konzern.
- Gegner und Opfer dieser Firmen bezeichnen Investment-Gesellschaften als Heuschrecken, Heuschrecken-Investoren, Geierfonds, Spekulanten und ihre Vorgehensweise als Heuschreckenkapitalismus oder Perversion des Finanz-Kapitalismus. Man spricht auch von der Heuschreckendebatte.
- Letztendlich lässt sich sachlich alles nur auf den Ausdruck
Finanzinvestor
zurückführen. Es handelt sich folglich um Firmen, die Kapital in andere Firmen investieren, um (Firmen-)Anteile - also eine Unternehmensbeteiligung - zu erwerben. Dies kann durch Privatkapitalanteile (außerbörslich) oder Aktienanteile (meist an der Börse) erfolgen. - Manche engen Definitionen meinen nur außerbörsliches Beteiligungskapital.
- So weich und bunt wie diese Worthülsen sowie Definitionen sind auch die Einzel-Tätigkeiten dieser Investment-Gesellschaften.
- Die Rechtsformen sind je nach Firma und Land oft sehr unterschiedlich.
- Diese extrem heterogene Gruppe verfolgt auch sehr unterschiedliche Anlagestrategien sowie Zielerreichungsmethoden.
- Grundsätzlich handelt es sich um Firmen, die anderen Firmen primär einmal (Eigen-)Kapital zur Verfügung stellen.
- Dann handelt es sich um Firmen, die anderen Firmen helfen, Prozesse zu verändern, zu optimieren - mit dem Ziel, diese Firma profitabler zu machen. Da geschieht jedoch nicht als unabhängige externe Berater, sondern als Teilhaber an oder sogar Alleineigentümer der jeweiligen Firma.
Schwarz-Weiß
- Wer auf eine einfache Schwarz-Weiß-Darstellung aus ist, wird enttäuscht werden. Es gibt da nämlich keine
Guten
, strahlenden, weißen Helden
auf der einen Seite und die Bösen
oder der personifizierte Teufel
auf der anderen. Die Lage ist - wie immer in der Realität - komplizierter und mit vielen Grauschattierungen versehen.
- Sachlich bleibt festzuhalten, dass eine klassische Firma sich nur an einen derartigen Kapitalinvestor wendet, wenn sie sich selbst in irgendwelchen (meist ökonomischen) Schwierigkeiten befinden. Oder drücken wir es noch vorsichtiger und allgemeiner aus: Sie benötigen Hilfe, die sie von anderer Seite nicht (mehr) erhalten - oder zumindest nicht mehr erwarten.
- Fakt ist auch, dass sich ein solcher Investor - sei es eine Einzelperson oder eine große Kapitalinvestmentgesellschaft, die selbst wieder Aktien und Fonds herausgibt - mit jeder Investition in eine solche Hilfe suchende Firma ein oft hohes Risiko eingeht.
- Sofern es aus Sicht der klassischen (hilfesuchenden) Firma
gut ausgeht
, dann hat sich die Angelegenheit gelohnt.
- Sofern der Kapitalinvestor einen Gewinn mit seiner Risikoinvestition erzielt, dann hat sich das Engagement für die Investment-Gesellschaft gelohnt.
- Bei beiden Seiten liegt ein erhebliches Risiko des Misserfolges der Zusammenarbeit. Aber es finden sich auch hohe Renditechancen.
Diskretion und Intransparenz
- Die meisten Investoren bestehen auf Diskretion. Sie wollen im Hintergrund und oft sogar anonym bleiben.
- Verschwiegenheit und Vertraulichkeit sind Kernpunkte jeder derartigen Gesellschaft.
- In der Öffentlichkeit möchte man nicht oder möglichst nur ganz selten in Erscheinung treten.
- Einerseits ist dies Verständlich, da viele Investitionen hochriskant sind und sich niemand gerne öffentlich mit einer Fehlinvestition blamiert. Aber bereits das Publizieren einer derartigen Investition kann auch Nachteile für alle Beteiligten erzeugen. Sogar die das Kapital erhaltende Firma kann in noch schwierigeres Fahrwasser geraten, wenn bekannt wird, dass sie sich nur noch mit Hilfe eines Kapitalinvestors, statt der Hausbank, über Wasser halten kann. Denn das Ansehen der Finanzinvestoren hat gelitten.
- Typischer Weise sind Vertrags- und Beteiligungsstrukturen einer privaten Kapitalgesellschaft nicht öffentlich einsichtig. Dadurch werden weder Investitionen noch Investoren nach außen bekannt. Deshalb investieren viele Firmen, Institutionen aber auch Privatleute darin. Allerdings ist dies auch eine der klassischen Waschanlagen für Schwarzgeld und der organisierten Kriminalität. Kurzum: Den weltweit vielen Kapitalgesellschaft stehen oft riesige Eigenmittel zur Verfügung, die sie durch Bankkredite oder Inhaberschuldverschreibungen und andere sogenannte Hebel-Werkzeuge (Leverage-Effekte) mit noch mehr Fremdkapital vervielfachen können. Daraus reduziert sich auch das letztendlich vom einzelnen Investor getragene Risiko einer einzelnen Firmensanierung.
- Aber selbst halbwegs seriöse Investoren und Anteilseigner an Investmentfirmen wollen unerkannt bleiben, da das Image jener Firmen oft angeschlagen bis sehr schlecht ist. Allerdings muss man einschränken, dass vor allem in Deutschland deren Image als Heuschrecken am negativsten ist. Im Ausland werden diese Investment-Gesellschaften oft positiver oder zumindest bei weitem nicht so negativ bewertet.
- Aufgrund wachsender Sensibilisierung der Öffentlichkeit im Zuge der Globalisierungsfolgen ab etwa dem Jahr 2000 durch zahlreiche Medien, Verbraucherverbände, Gewerkschaften und Manager sowie Teilen der Politik ist der Ruf vieler Investmentfirmen oft angeschlagen bis schlecht. In manchen Ländern wurden sogar Gesetze explizit gegen Investmentfirmen bzw. deren Verhalten erlassen - vor allem im Zuge ihres unseriösen bis teilweise kriminellen Verhaltens in der Finanzkrise 2007. Sie haben (u.a. die berüchtigte Heuschrecke Lehman Brothers, eine später an ihrer grenzenlosen Gier bankrottgegangene Großbank) die Finanzkrise nicht nur mitverursacht, sondern in allen Phasen vorsätzlich und zum eigenen Vorteil verschlimmert.
- Andererseits führt
Heimlichkeit
(ein zentrales Schlagwort in der Diskussion) auch zu Gerüchten, wilden Theorien bis hin zu Verschwörungstheorien angeblich krimineller Wirtschaftsbanden.
- Letztendlich ziehen diese extreme Diskretion und Verschwiegenheit auch tatsächlich Schwarze Schafe an, die sich im Verborgenen ziemlich wohl fühlen, respektive erzeugt die Verschwiegenheit eine Möglichkeit, in rechtlichen Grauzonen oder sogar mit illegalen Mitteln zu arbeiten.
- Festgehalten werden muss, dass die meisten Kapitalinvestitionsfirmen nichts (oder zumindest nichts Aussagekräftiges) publizieren und alles unternehmen, um aus den Medien herausgehalten zu werden. Jede Schlagzeile ist für sie inzwischen schlecht. Da gibt es auch kaum Bilanzen oder Pressekonferenzen. D.h. der Normalsterbliche erfährt nichts über Zahlen und (Miss-)Erfolge. Die Intransparenz geht soweit, dass viele Investmentfirmen überhaupt nichts publizieren. Letzteres wird im Falle JIP zu Problemen mit der CIPA führen, da die neue Firma keine Kamera-Produktions- resp. Verschiffungszahlen mehr veröffentlichen möchte. Die Hintergründe dazu erläutere ich weiter unten.
Macht, Einfluss und Selbstbild
- Diese Investmentfirmen und ihre Mitarbeiter sind wirklich mächtig, wissen es und lassen es jeden - meist herablassend lächelnd, wie bei allem - auch spüren. Auch ich hatte einmal ein ernüchterndes Gespräch mit so einem Herrn. Als ich ihn auf die gesetzeswidrigen Handlungen hinwies, ließ er mich vor versammelten Managern kalt
runterlaufen
: Wir stehen über den Gesetzen. Falls dennoch irgendwelche rechtlichen Hindernisse existieren sollten und jemand wagt, sie gegen uns einzusetzen, - ich betone falls -, dann werden unsere Leute in den Regierungen diese Gesetze ändern.
- Wer diese Aussage eines hohen Mitarbeiters einer Investmentfirma nun für übertrieben hält, sollte sachlich zur Kenntnis nehmen, dass es die SPD-Regierung unter Kanzler Schröder war, die Investmentfirmen in Deutschland erlaubte und deren Rechte weit ausdehnte. Also jene SPD, deren Vorsitzender und Bundesminister Franz Müntefering die Heuschreckendebatte erst aufbrachte. Ferner versuchte Herr Friedrich Merz, der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der Investment-Gesellschaft Blackrock Deutschland, nachdem er bereits früher Unionsfraktionsvorsitzender war, 2020 wieder einmal, als einflussreicher CDU-Politiker die Parteiführung zu übernehmen, um dann Bundeskanzler zu werden.
- Wie sehr Eigenbild und Fremdbild bei Heuschrecken auseinanderklaffen, zeigt sich am besten an Herrn Soros: Mit seinem 1969 gegründeten Investmentfond zerstörte er 1992 die Bank von England, die englische Wirtschaft, Regierung sowie Staat und stürze Millionen Menschen in Armut mit seinen weltberühmten Währungsspekulationen gegen das britische Pfund. Allein innerhalb einer Woche verdiente er dadurch über 1 Milliarde Dollar. Als Milliardär gab er anschließend riesige Summen für Stiftungen aus, um sich als wahrhafter Demokrat, Philanthrop, Umweltaktivist und Klimaschützer zu inszenieren.
- Als ein Professor der Wirtschaftswissenschaften bei seinem Vortrag an unserer Universität angegriffen wurde, dass die Investmentfonds doch nur grobe Fehler der anderen erkennen und aufzeigen würden, entgegneter er sinngemäß: Das ist wie im normalen Leben, wenn man einen Hilflosen auf der Straße liegen sieht. Alle sehen es, die meisten laufen daran vorbei, wenige helfen, Investmentfirmen nutzen die Chance, um ihn ausrauben.
- Allerdings will ich nicht den Teufel an die Wand malen. In der Tat ist es auch so, dass bereits durch das reine Vorhandensein dieser mächtigen Investmentfirmen, die spielend jede Firma, jede Währung und jeden Staat zerstören können, sich viele unfähige Politiker und Manager in ihren Exzessen einschränken. Man kann sich in der modernen Wirtschaft nicht mehr jeden Fehler straflos erlauben, weil hochbegabte und erfahrene Analysten selbst professionelle Fälschungen der staatlichen Wirtschafts-Statistiken (z.B. Griechenland) wie auch frisierte Bilanzen schnell durchschauen. Ferner werden manche jener trägen Firmen, die sich schon längst mit der Politik arrangiert haben, weder Kunden noch Gerichte fürchten und sich allzu sicher fühlen, bereits durch das Vorhandensein dieser gnadenlosen Überwachung auch in die globale Realität modernen rücksichtslosen Wirtschaftens geführt. Verstöße werden heute nicht mehr durch das Gesetzt - nach jahrelangen Prozessen durch alle Instanzen verzögert und abgemildert - bestraft, sondern binnen Wochen oder Monaten durch Investment-Gesellschaften.
Vernetzung und Abhängigkeiten
Allgemein
- Viele Menschen hegen noch immer den romantischen Traum von Aufstieg und zunehmender Unabhängigkeit bei beruflichem Erfolg. Fakt ist jedoch, dass ein beruflicher Aufstieg nur ein neues, größeres Büro mit einem größeren Schreibtisch mit umfassenderen Entscheidungsbefugnissen, mehr Gehalt und einem neuen Chef und neuen Abhängigkeiten sowie Rücksichtnahmen einbringt.
- Niemand ist frei. Ein Konzernlenker (CEO) hat einen Aufsichtsrat über sich. Die Mitglieder des Aufsichtsrates sind Abgesandte anderer Firmen, die einen Vorgesetzten haben, der Wiederum einen Vorstand und der erneut einen Aufsichtsrat über sich hat. Und so weiter.
- Mir ist der tragische Fall eines Firmeneigners bekannt, der unter einer sogenannten Heuschrecke zu leiden hatte, die ihm sein unternehmerisches Leben zur Hölle machte. In einer Analyse stellte sich heraus, dass er als Privatmann Aktien einer Firma gekauft hatte, die wieder Anteile an jenem Finanzinvestor besaß. Er war somit indirekt für seinen Ärger selbst verantwortlich und profitierte sogar über deren Gewinne wieder an steigenden Aktienkursen und Dividenden.
- Die globalisierte Geschäftswelt ist heute sehr vernetzt und kompliziert. Absolute Freiheit und Unabhängigkeit existiert nur noch in kitschigen Romanen und Spielfilmen.
- Wie vernetzt und voneinander abhängig viele Unternehmen heutzutage sind, erfährt ein Firmeninhaber ganz schnell, wenn er sich gegen Heuschrecken zur Wehr setzten will. Dann rufen plötzlich Geschäftsführer und Vorstände zahlreicher für einen selbst wichtiger Firmen (auch der eigenen Hausbank) an und machen einen unmissverständlich darauf aufmerksam, dass man einen gemeinsamen Geschäftspartner besitzt, der dies nicht wünscht und man das schädigende Verhalten unverzüglich einzustellen hat. Andernfalls müsse man bedauerlicherweise von einer weiteren Zusammenarbeit mit ihm absehen.
- Ganz erschreckend ist das Ausmaß der Zusammenarbeit der Banken mit den Kapital-Investment-Gesellschaften - angeblich Konkurrenten der Banken -, da sie an jeder Transaktion über Zinseinahmen, Beratungshonorare und zahlreiche weitere Dienstleistungen profitieren. Denn die meisten Kapital-Investment-Gesellschaften finanzieren ihre Aktivitäten zum erheblichen Teil wiederum über Bankkredite etc. Im Übrigen besitzen zahlreiche Banken selbst eigene Privat-Equity-Töchter - betreiben also das Geschäft selbst. Die Zusammenarbeit kann soweit reichen, dass einem soliden Unternehmen aus heiterem Himmel von der eigenen Hausbank einfach der Kredit gekürzt oder verweigert wird, um es in die Hände der Kapital-Investment-Gesellschaft zu treiben.
- Das gilt im Übrigen auch für Medien, die übereifrig etwas berichten (wollen). Dank korrupter Mitarbeiter, Vertrauensleuten (aka
Spitzel
) und privaten Anteilseignern am eigenen Kapital-Investment-Unternehmen auf allen Ebenen bis hin zu höchsten Stellen der Staatsverwaltung und Politik erfahren die interessierten Kreise sehr schnell davon. Dann wird deren Geschäftsführer kontaktiert und er z.B. über die Bedeutung der Werbeeinnahmen etc. der betroffenen Firmen und deren Anteilseigner für sein Medium resp. die politischen Konsequenzen etc. aufgeklärt
. Aus übergeordneten Interessen
wird dann schnell eine entsprechende Lösung gefunden und sofort umgesetzt.
- Es erstaunt mich, dass niemandem auffällt, dass die Medien - vor allem die Fotofachmedien - nichts zum Fall Olympus publizieren, außer den offiziellen Verlautbarungen des Konzerns. Es findet sich kein Kommentar eines Chefredakteurs, keine Analysen oder Erläuterungen von Wirtschaftsfachautoren, keine Hintergrundfakten von den sonst so gut informierten Autoren. Nur Schweigen. - Dies erstaunt insbesondere bei den Fotofachmedien, die sich sonst bei jedem lächerlichen Modellwechsel einer Kamera zu einem halben Dutzend Artikel von oft mehreren Dutzend Seiten Inhalt verführen lassen. Medien, die es sogar für erforderlich halten, umfangreiche Artikel zu dem
nachteiligen
Umstand zu schreiben, dass eine neue billige Foto-Kamera nur 30 Bilder je Sekunde für Video anbietet, statt zusätzlich auch noch 24fps, wobei dies 95% aller YouTube-Videografen nicht interessiert, weil sie sowieso nicht verstehen, warum es das alte Kino-Format mit 24 Bildern je Sekunde noch gibt. - Nur Schweigen zu einem der wichtigsten Themen für alle Fotografen im Jahr 2020 mit wirklich weitreichender Bedeutung für die gesamte Branche.
Konkret Olympus
- Es finden sich zahlreiche Hinweise, dass der aktuelle Director, Representative Executive Officer, President and CEO von Olympus - Yasuo Takeuchi - im April / Juni 2019 in diese - dank Ämterhäufung - besonders mächtige Position gehievt wurde, um endlich im Bereich Imaging gründlich aufzuräumen.
- D.h. es handelte sich um eine Entscheidung des Aufsichtsrates der Aktiengesellschaft, in dem vor allem ein Investor seit Jahren darauf drängte, endlich eine höhere Dividende zu erwirtschaften, indem man endlich das Problem des Verlustbringers Imaging-Bereich
aus der Bilanz / Welt schafft
. Aber er alleine hat dies nicht entschieden. Für derartige Beschlüsse ist wiederum die Mehrheit der Anteilseigner verantwortlich. D.h. die Mehrheit wünschte eine Lösung im Sinne höherer Gewinne des Gesamtkonzerns respektive geringerer Verluste in Einzelsparten.
- Der überwiegende Medizinkonzern ist hoch-profitabel:
- Alleine der Bereich ESD - Endoscopic Solutions Division erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020 (April 2019-März 2020) mit seinen Endoskopen 2% mehr = 425,7 Mrd. Yen Umsatz (= 53,4% des Konzernumsatzes) und 22% mehr = 109,4 Mrd. Yen operativen Gewinn (= 131% des Konzerngewinnes).
- Der Bereich Therapeutic Solutions Division (TSD) erzielte 216,1 Mrd. Yen Umsatz (= 27,1% des Konzernumsatzes) und 18% mehr = 26,2 Mrd. Yen Gewinn (= 31,4% des Konzerngewinnes).
- Der Bereich Scientific Solutions Division (SSD) erzielte u.a. mit seinen Mikroskopen und Videoskopen 105,2 Mrd. Yen Umsatz (= 13,2% des Konzernumsatzes) und 23% mehr = 10 Mrd. Yen Gewinn (= 12% des Konzerngewinnes).
- Alle diese Medizinbereiche konnten sowohl den Umsatz als auch den operativen Gewinn steigern. Sie machen zusammen 94,5% des Konzernumsatzes und 174% des operativen Gewinnes des Konzerns aus. Korrekt gelesen.
- Der Bereich Imaging machte hingegen (ständig abnehmend) nur noch 5,5% des Umsatzes, aber den gesamten horrenden Verlust aus. - Aus rein ökonomischer Sicht, kann und muss man sogar darauf verzichten.
- Die Imaging Division (IMD = Imaging Business) im Olympus-Konzern umfasst derzeit Kameras, Ferngläser und Diktiergeräte. Dieser Bereich erwirtschaftete mit 43,6 Mrd. Yen erneut 10% weniger Umsatz als im Vorjahr (nur noch rund 5% des Gesamtumsatzes) und erneut einen ausgewiesenen operativen Verlust von -10,4 Mrd. Yen.
- Olympus gab für das Geschäftsjahr April 2019-März 2020 an, dass man noch ca. 340.000 Micro-Four-Thirds Kameras verkauft / verschifft hat - 30.000 weniger als im Vorjahr. Hinzu kamen ca. 180.000 Kompaktkameras gegenüber 200.000 im Vorjahr. Vorsicht, das sind stark gerundete Verschiffungswerte, keine Verkäufe an bezahlende Endkunden.
- Daraus lässt sich ein weltweiter Marktanteil von ca. 4% resp. 3% errechnen - in einem schrumpfenden Fotomarkt. Nur auf dem Heimatmarkt Japan sollen die Marktanteile der spiegellosen Kameras besser aussehen.
- Olympus erzielte im Geschäftsjahr 2020 seinen größten Umsatz / seine höchsten Einnahmen mit Kameras in Europa - fast 37%. Vorsicht, das sind Verschiffungswerte - keine Endverkäufe an bezahlende Kunden.
- Auch bei Olympus stieg der Lagerbestand zum Ende März 2020 um +14% gegenüber März 2019 an. Aber er wird nicht spezifiziert, so dass sich keine Details zu Kameras ablesen lassen.
- Der ausgewiesene positive Trend der Abnahme der Verluste im Bereich Imaging war allerdings nur durch Tricks erzeugt.
- So hat man einige Kosten (6,174 Mrd. Yen für angeblich einmalige / außergewöhnliche Aufwendungen zur Restrukturierung) des Kamerabereiches bilanztechnisch einfach in die Rubrik
other expenses
ausgelagert. D.h. die wahren Verluste des Bereiches sanken nur minimal gegenüber dem Vorjahr.
- Hinzu kommen weitere (in andere Bereiche ausgelagerte) außergewöhnliche Wertminderungen / Abschreibungen u.a. alter eingelagerter Kameras etc. in Höhe von rund 1,5 Mrd. Yen (impairment losses). - Meine Einschätzung ist, dass der wahre und extrem hohe Gesamtverlust des Bereiches Imaging (ca. 18,1 Mrd. Yen) sich somit 2019/20 kaum gegenüber dem Vorjahr 2018/19 verändert hat.
- Hinzu kommt ein weiterer schon langer angewandter Trick: SG&A expenses (Vertriebsgemeinkosten) werden konzernweit zusammengefasst erhoben sowie ausgewiesen und nicht auf die einzelnen Bereiche aufgeteilt.
- D.h. das Gesamtergebnis für den Bereich Imaging war und ist miserabel. Daraus ergibt sich eine Verlustquote von über 40% des Umsatzes. Oder mit anderen Worten: Mit jedem eingenommenen US$/Euro schrieb Olympus im Kamerabereich 40 Cent Verlust. Selbst im bilanztechnisch geschönten Zustand bleiben noch immer 24 Cent Verlust. Um es noch verständlicher zu sagen: Um auch nur eine schwarze Null zu erzeugen, müssten alle Kameras und Objektive 24-40% teurer verkauft werden.
- Der Ausblick für 2020 war im Mai noch leicht positiv:
But a sharp economic recovery cannot be expected
- Aber eine sogenannte V-Entwicklung ab dem 3. Quartal zurück zum Stand vor der Pandemie erwartete man nicht mehr. Vor allem für den Bereich Imaging mit den Kameras hielt man fest: Expect demand in end consumer market to take more time
- Eine Nachfrageerholung bei Endkunden wird länger dauern.
- Bei der zukünftigen Risikobewertung hielt man im Juni für Kameras fest:
In the digital camera field of the Imaging Business, if the market contracts more sharply than anticipated, the Olympus Group may be unable to adequately counter the resulting sales decline with the restructuring measures currently implementing, and this may adversely affect the Olympus Group's earnings.
- Falls der Kameramarkt schneller als erwartet schrumpfen sollte, kann Olympus dies nicht durch die bereits geplanten Restrukturierungen auffangen.
- Derartige Prognosen lesen Aktionäre nicht gerne - vor allem, nachdem es die letzten 10 Jahr im Bereich Imaging schon schlecht lief.
Probleme und Lösungen
Wie sieht es nun konkret bei Olympus und JIP aus?
- Olympus ist ein hochlukrativer Medizinkonzern, der solide Gewinne erwirtschaftet. Es liegt somit kein Kapitalbedarf vor.
- Die Notlage der Firma Olympus liegt auf einem anderen Gebiet: Das Teilsegment Imaging ist seit Jahren defizitär. Zugeben will man offiziell nur 3 Jahre Verlust. Aber Olympus ist für seine kreative Buchführung berüchtigt. Die Firma stand wegen Bilanzfälschung sogar schon vor Gericht. Da ich seit Jahren auf - nennen wir es einmal höflich -
Beschönigungen
in den Bilanzen bezüglich des Bereiches Imaging hinweise, weil man riesige Kosten anderen Bereichen verrechnet, wage ich die Vermutung, dass dieser Bereich in der digitalen Ära nie (signifikante) Gewinne erwirtschaftet hat. Die Kosten für Forschung und Entwicklung zuerst der Four-Thirds-Kameras und dann der komplett neuen Micro-Four-Thirds-Kameras sowie Objektive hat Milliarden verschlungen und ist bis heute nicht wirklich abgeschlossen.
- Das Sensor-Dilemma mit ständig fallenden Preisen für große Sensoren zerstörte die Preisvorteile der kleinen Sensoren und unterminierte somit die gesamte Strategie. Das Sensor-Sterben ist inzwischen unvermeidbar. Der von Sony angezettelte und 2019 völlig ausgebrochen Preiskrieg bei Vollformat drückte auf die Preise bei APS-C-Kameras und diese wieder auf die kleineren MFT-Sensor-Kameras. Gleichzeitig stiegen die Kosten für hochauflösende elektronische Sucher sowie die Kosten für heute erforderliche KI-Software.
- Hinzu kam die seit 2010 andauernde Krise der Fotowirtschaft mit ständig sinkender Nachfrage auf Käuferseite, die bis heute von fast allen Analytikern und Managern fast aller Kamerahersteller nicht richtig oder zumindest nicht im vollen Umfange begriffen wurde. Als Beispiel sei die Verwechslung von Ursachen mit Symptomen anhand des Smartphones genannt. Die Ursache waren Nutzer-Probleme, welche die Kamerahersteller nicht wahrhaben und beheben wollten, wofür die Smartphone-Hersteller hingegen kundenorientiert Lösungen anboten.
- Dazu kamen signifikante eigene Managementfehler bei Olympus bezüglich Produktauswahl und Kundenzielgruppen sowie der 2015 eingeleitete Bruch des MFT-Standards, indem man vom Kontrastautofokus zum Phasenautofokus für Sportkameras überging, wofür man völlig neue darauf optimierte Objektive benötigte. Trotz gleichen Bajonettes sind die Systeme somit faktisch nicht mehr völlig kompatibel. Man denke z.B. nur an die Fn-Schalter an Olympus-Objektiven, die an keinen anderen Kameras funktionieren, oder die alten eigenen oder fremden Kontrast-Autofokus-Objektive, welche jede moderne Olympus-Kamera ausbremsen oder bei schnellen Serienbildern zu unscharfen Fotos führen.
- Die spiegellosen Kameras wurden sowohl bei APS-C als auch bei Vollformat zunehmend kleiner und leichter, während gleichzeitig die neuen MFT-Kameras von Olympus immer größer und schwerer wurden, sodass auch der letzte Marketing-Vorteil langsam verschwand. Im Grunde war der Gewichts-Volumen-Vorteil zum Schluss nur noch im von ganz wenigen Fotografen betriebenen Bereich der Tier- und Sportfotografie mit sehr großen Objektiven nachweisbar.
- Hinzu kam eine starke Konzentration auf das zurückgehende Segment der Fotografen mit einhergehender Vernachlässigung des wachsenden Video-Segmentes, das man Panasonic überließ.
- Erschwert wurde alles durch die kontinuierlichen Preissteigerungen bei Olympus, ohne dass man zu Vollformat-Sensoren oder deren Bildqualität aufstieg. Olympus wurde auch in den Augen vieler treuer Anhänger immer teurer. Spätestens seit dem Preiskrieg 2019 waren zahlreiche Olympus-Modelle teurer als führende APS-C- und Vollformat-Kameras.
- Olympus selbst hat durch seine scharfen Sparprogramme der letzten Jahre bereits die eigene Forschung und Entwicklung gekürzt sowie zukunftsunfähig gemacht: Der 16-Mega-Pixel-Sensor ist veraltet und der 20-MP-Sensor ist auch nicht mehr zeitgemäß. Darüber dürfen Software-technische Tricks, um aus den alten Sensoren mehr Leistung herauszuholen, nicht hinwegtäuschen. Ähnlich sieht es bei den gelobten Objektiven aus, die bei genauerem Hinsehen einen erheblichen Teil ihrer angeblichen optischen Leistung aus nachträglichen Software-Manipulationen und Software-Korrekturen in der Kamera beziehen. Letzteres ist zwar ein allgemein um sich greifendes Phänomen spiegelloser Kameras sowie deren Objektive, verbessert jedoch nicht die technische Lage der F&E bei Olympus. Überdeutlich sichtbar wurde der mangelnde Fortschritt beim neuen Kameramodell OM-D E-M1 Mark III, das alle Analytiker enttäuschte. Damit man mich richtig versteht: Es handelt sich um eine hochwertige Kamera. Aber alle hatten deutlich mehr von Olympus bei diesem hohen Preis erwartet. - Vor allem befinden sich die EVFs - die elektronischen Sucher - inzwischen keineswegs mehr in der bei anderen Herstellern verfügbaren Oberklasse.
- Wie sehr es mit der Fotomarke Olympus bergab ging, zeigt sich auch an den Suchabfragen bei Google (Trends) für die Suchwörter
Micro Four Thirds
(weniger als ein Drittel des Spitzenwertes) sowie Olympus
(fast ein Zehntel des Spitzenwertes).
- Nachdem Olympus jahrelang mit eigenen Sparprogrammen und eigener aktiver Suche nach einem Käufer für die Kamerasparte scheiterte, wandte man sich schließlich aktiv an JIP - ein eher seltener Fall.
- Die Sparte und den Bereich Imaging selbst sofort zu schließen, wagt man aus mehreren Gründen wohl nicht:
- Einerseits wäre da der Gesichtsverlust in Japan und der weltweite Image-Verlust bei den Kunden. Man will schließlich die Marke Olympus rein halten, mit der man im Medizinbereich weltweit hohe Gewinne erwirtschaftet. Die Marke leichtfertig zu schädigen, wäre auch finanziell sehr teuer.
- Es gäbe (arbeits-)rechtliche Hürden: Eine selbständige Firma kann man auch in Japan in die Insolvenz führen. Aber bei einem unselbständigen Konzern-Bereich muss man entweder extrem hohe Entschädigungen / Abfindungen etc. bezahlen oder die vielen tausend Mitarbeiter in den Konzern-Rest-Bereichen unterbringen. Beides kostet nicht nur viel Geld, sondern ist weder mit den anderen Firmenbereichen noch den eigenen Aktionären durchsetzbar. Letztendlich würde es das Problem nur im Konzern verlagern, aber nicht lösen.
- Fazit: Olympus suchte faktisch einen durchsetzungsstarken Problemlöser für die unappetitliche Schmutzarbeit. Aber es darf nicht so unseriös aussehen.
- Oder ketzerisch formuliert: Als häuslicher Pflegefall stellte sich Opa Imaging 2020 als untragbare Belastung für die Familie Olympus heraus. Deshalb wollte man ihn endgültig in das Pflegeheim abschieben.
- Japan Industrial Partners, Inc. (JIP) ist (weltweit betrachtet) eine relativ kleine japanische Kapitalinvestmentfirma, die sich seit 2002 auf Carve-outs spezialisiert hat. D.h. sie schält Teilbereiche aus großen Konzernen heraus und macht sie zu selbständigen Unternehmen.
- Jedes Wort ist wichtig.
- Japanisch ist deshalb wichtig, weil weder Olympus noch der eher national denkende Staat noch die konservative Regierung es gerne sehen, wenn wichtige Industrieteile an ausländische Firmen oder gar Kapitalinvestoren veräußert werden. Das hat viel mit Gesichtswahrung sowie Nationalstolz zu tun.
- Carve-out-Spezialist ist wichtig, weil das Herauslösen eines Teilbereiches in den ziemlich unübersichtlichen japanischen Großkonzernen tatsächlich keine Kleinigkeit darstellt.
- Die relativ lange Erfahrung ist von Bedeutung, weil JIP schon einige Carve-Outs u.a. bei großen japanischen Firmen wie Sony durchgeführt hat.
- Die Firmengröße respektive das beschränkte Eigenkapital spielt für die Zukunft eine Rolle, wenn wir die Fragen zur Weiterentwicklung beantworten wollen.
Exit-Strategie
- Den meisten derartigen Kapital-Investment-Gesellschaften ist eigen, dass Sie selbst nicht aus der Branche der Zielfirma stammen und das Kerngeschäft jener Firma auch nicht langfristig betreiben wollen.
- D.h. es handelt sich überwiegend um zeitlich begrenzte Beteiligungen, um eine Rendite erzielen. Sie zielen nicht auf langfristige Erträge, sondern besitzen eine klare Exit-Strategie: Sobald das umgebaute Unternehmen einen Profit verspricht, werden die Anteile daran wieder verkauft. Dieser Fall kann mittelfristig, aber auch kurzfristig eintreten.
- Ganz konkret auf Olympus angewendet bedeutet dies, dass JIP (Japan Industrial Partners, Inc.) selbst weder eine Optikfirma noch ein Kamerahersteller war, ist, noch werden will.
- Daraus folgen die für Kapital-Investment-Gesellschaften verkürzt typischen Arbeitsschritte: Kaufen, Optimieren, Verkaufen.
- D.h. Kapital-Investment-Gesellschaften nehmen für ein paar Jahre entscheidenden Einfluss auf das operative Geschäft einer teilweise oder ganz übernommenen Firma.
- Dieses kurzfristige Denken ist einerseits im Fehlen eigener Erfahrung in diesem (hier optischen) Umfeld begründet. Denn besäße sie dieses Wissen und die erforderliche Erfahrung, könnte sie ja eine eigene derartige Firma gründen.
- Allerdings wird dieses kurzfristige Denken als kurzsichtig kritisiert, weil man (aus vielen historischen Fällen begründet, aber nicht immer zu Recht) die langfristige Strategie vermisst, welche eine Firma langfristig überlebensfähig macht. Allerdings darf man dies auch nicht übertreiben, denn ein weiterer Käufer des umgebauten Unternehmens muss zumindest etwas von der Zukunftsfähigkeit überzeugt sein, sonst gibt er dafür nicht viel Geld aus.
- Gleichgültig, wie man dies bewertet, die meisten Kapital-Investment-Gesellschaften haben kein langfristiges Interesse an einer Firma. Ziel ist von Anfang an immer der Verkauf mit möglichst hohem Gewinn.
- Für die Halteperiode gelten weltweit 2-7 Jahre als erwartbarer Durchschnitt.
- Der Exit kann vielfältig gestaltet werden:
- Das ursprüngliche Unternehmen kauft die sanierte Firma zurück. Dies wäre für die Fotokunden von Olympus der optimalste Fall.
- In börsenstarken Jahren streben viele Investmentfirmen einen Börsengang (IPO - Initial Public Offering) der sanierten Firma an. Das klingt nun merkwürdig für das Beispiel Olympus, weil der Konzern bereits börsennotiert ist. Aber der Bereich Imaging, um den es hier geht, ist es nicht.
- Ein anderes Unternehmen (meist aus derselben Branche) kauft die sanierte Firma.
- Eine andere Investmentfirma oder mehrere übernehmen Teile oder die gesamte sanierte Firma. Siehe z.B. Leica, als Dr. Andreas Kaufmann 2011 eine Minderheit von 45% an Blackstone verkaufte.
- Seltener sind Varianten wie das Management-Buy-Out (MBO), bei dem die Geschäftsführung nach der erfolgreichen Sanierung selbst die Firma kauft.
- Der ungünstigste Ausgang ist jedoch die Liquidation, weil man das Unternehmen nicht sanieren konnte oder wollte.
Kompetenz und Fachwissen
Hier muss man sauber zwei Dinge unterscheiden:
- Die Mitarbeiter/innen der Kapital-Investment-Gesellschaften sind meist hochkompetent auf ihrem jeweiligen Gebiet. Meist sind dies allgemeine / übergeordnete Bereiche wie Geschäftsführung / Management, Controlling, Bilanzierung, Prozessoptimierung etc.
- Dafür - für ihr Wissen, ihre Erfahrung und vor allem die Beziehungen zu anderen Firmen sowie Personen und Fachkräften - werden sie fürstlich entlohnt, sind perfekt gekleidet, verfügen über entsprechend höfliche Umgangsformen, fahren modernste Autos etc.
- Höflich wird dies gerne auch als
intelligentes Kapital
oder als Zurverfügungstellung von Management-Know-how
beschrieben. Aber das geschieht nicht freiwillig. Das alte Management der zu sanierenden Firma wird faktisch ersetzt oder zumindest entmachtet.
- Aber Vorsicht: Es handelt sich auch nur um Menschen, denen Fehler unterlaufen - und, wie die Geschichte zeigte, auch oft unterliefen.
- Von den technischen Details, den Produkten der Firma etc. verstehen sie hingegen oft erschreckend wenig. Sie haben - was man ihnen oft vorwirft - keinerlei emotionale Beziehung weder zum hergestellten Produkt noch zu den das Erzeugnis kaufenden und benutzenden Kunden.
- Das kann einerseits beim Finden neuer ökonomischer Lösungen vorteilhaft sein. Es kann jedoch die treue alte Käuferschicht durch veränderte Qualitätsstandards auch vergraulen. Siehe hierzu z.B. die VAIO-Laptops von JIP.
- Aber es handelt sich meist nicht um strategische Investoren mit Interesse an der Fotografie.
- Konkret: Das Beste, was Olympus Imaging widerfahren kann, ist, dass man einen ehemaligen Manager eines anderen Kameraherstellers an die Spitze stellt. Kapital-Investment-Gesellschaften kaufen sich regelmäßig derartige
Externe
ein. Aber diese Externen haben die strengen Vorgaben der Kapitalgeber exakt umzusetzen.
Rabiate Methoden
Personalpolitik
- Investmentfirmen sind nicht für einen Kuschelkurs bekannt.
- Eine derart übernommene Firma muss mit harschen Eingriffen in das Management rechnen.
- Auch ein kompletter Austausch des Vorstandes sowie der Unternehmensführung, der Geschäftsführung und des Managements aller Teilbereich ist zu erwarten.
- Der Grund ist einfach zu verstehen: Investmentfirmen sehen - nicht immer zu Unrecht - ein wichtiges Problem für Firmenverluste in verkrusteten Führungsebenen, die sich miteinander arrangiert haben.
- Hinzu kommt, dass derartige Umstrukturierungen in der Tat von sich querlegenden erfahrenen alten Managern nicht nur verzögert, sondern faktisch ausgehebelt werden können.
- Letztendlich liegt dahinter jedoch eine menschenverachtende Denkweise der meisten Investmentfirmen zugrunde, die generell Menschen als Problem und nicht als Teil der Lösung sieht. - Das gilt im Übrigen auch für nörgelnde Kunden.
Restrukturierung
- Dass altgewachsene Firmen- und Bereichs-Strukturen oft hinderlich für Umstrukturierungen und Effizienzsteigerungen sind, ist in zahlreichen Fällen ein unleugbares Faktum.
- Aber viele Investmentfirmen sehen in der Restrukturierung jeder Firma ein Grundanliegen des sogenannten turnaround capitalism (ein schwer zu übersetzendes Wort der Finanzsprache: Umkehr, Trendwende). Restrukturierungen werden folglich lehrbuchartig durchgezogen, oft ohne, dass man vorher wirklich eine Detailanalyse durchführt, wo die strukturellen Probleme tatsächlich lagen.
- Ein Grund liegt sicherlich in der hohen Komplexität über Jahrzehnte gewachsener Strukturen. Zerlegung erhöht somit die Übersichtlichkeit - für das interne Management aber auch für externe Analysten und potentielle Aufkäufer.
- Aber dahinter verbirgt sich auch ein ökonomischer Grund: Die Zerlegung in Einzelfirmen, ergibt nicht selten Einzelwerte in Einzelfirmen, deren aufsummierter Wert höher ist, als der Gesamtwert der ursprünglichen Gesamtfirma - Restrukturierung zur Gewinnmaximierung.
- Vor allem erlauben diese Zerlegungen den Verkauf oder die Stilllegung von Firmenbereichen. D.h. strikte Sparmaßnahmen wie Massen-Entlassungen lassen sich so leichter durchführen, indem man einen zerlegten und ausgegliederten Firmenteil mit vielen Mitarbeitern gezielt in die Insolvenz führt.
- Aus diesem Grunde werden die Zerlegungen und Restrukturierungen oft auch ständig weitergeführt, bis man sehr kleine Einheiten erhält.
- Mit anderen Worten:
- In vielen Fällen ist der sogenannte Liquidationswert - der Wert der Einzelteile bei Zerschlagung eines Unternehmens - geringer als der Wert einer Weiterführung, sodass man sich oft zu weiteren finanziellen Hilfen für eine Gesamtsanierung bereit sieht.
- In einigen Fällen ist dieser Liquidationswert bei der Zerschlagung eines Unternehmens in Einzelteile allerdings größer als der Gesamtwert der Firma bei einer Weiterführung, sodass man nicht selten ganz schnell noch durch die Abwicklung eines Investments hohe Profite erzielen kann.
- An dem Ausspruch, dass stures Verharren im Überlieferten ein sicherer Weg in die Bedeutungslosigkeit ist, mag einiges Wahres in der modernen Wirtschaft sein. Aber letztendlich ist die ständige Restrukturierung als Selbstzweck auch nichts anderes als die kapitalistische Umsetzung der permanenten Revolution des Mao Zedongs - mit vergleichbaren Folgen.
Aushöhlung der Firma
- Verkauf von Patenten: Oft besitzen Firmen viele ungenutzte Patente, die man gewinnbringend veräußern kann. Aber manche Investitionsgesellschaften gehen weiter und verkaufen auch systematisch alle wertvollen, für die Weiterführung des eigenen Geschäftes benötigten Patente.
- Überdies kommt es durch unseriöse Investitionsgesellschaften nicht selten zum aktiven Diebstahl von Know-How, der höflich als Know-How-Transfer an befreundete Firmen deklariert wird.
- Ganz beliebt sind bei Spar-Runden auch die drastischen Reduzierungen der Ausgaben für Forschung und Entwicklung, wodurch einem Unternehmen die Zukunftsfähigkeit geraubt wird. Das gilt besonders im Bereich Optik und Kameras, wo man vor allem derzeit große Summen benötigt, um gegen die modernen Techniken der Smartphones weiter bestehen zu können. Bilanztechnisch sehen derartige sofort wirksamen Einsparungen jedoch gut aus, da sie den Verlust drastisch reduzieren.
- Äußerst unangenehm sind kreditfinanzierte Sonderdividenden, die zur Insolvenz und schließlich dem Bankrott der Firma führen. Dabei nimmt die Firma bei Banken etc. Kredite auf oder gibt an der Börse (weitere) Aktien und Anleihen aus, um die gesamten Kredit-Erlöse sofort als Sonderdividendenzahlung an die Investitionsgesellschaft zu überweisen (also sich selbst). Danach kann die Firma den Kredit nicht mehr zurückbezahlen. Pech für die anderen Kreditgeber.
- Schließlich immer wieder gern und in allen Phasen der sogenannten Sanierung angewandt wird der Verkauf von Immobilien bis schließlich nur noch ein Hohlkörper der Firma existiert. Ganz dreiste Investitionsgesellschaften verkaufen die eigenen Immobilien für einen lächerlichen Betrag an eigene Töchter und vermieten dann diese Immobilien zu völlig überhöhten Preisen an die ursprüngliche Firma zurück.
Mitarbeiter und Menschen
- Menschen, Angestellte werden von Investment-Gesellschaften fast ausschließlich als Kostenfaktor oder sogar Hindernisse und Störfaktoren angesehen und folglich entfernt. Sind bei internen Firmensanierungen 30% Personalkostenreduktion üblich, so werden bei Investmentfirmen nicht selten 50% gefordert.
- Gekündigt werden mit Vorliebe: Alte (40+), Kranke, Behinderte, Lehrlinge, teure Fachkräfte, Gewerkschaftsmitglieder und zu viele Fragen stellende (= intelligente) Mitarbeiter.
- Reguläre Arbeitsverhältnisse werden ersetzt durch (Kurz-) Zeitverträge, Werkverträge, Praktika, freie Subunternehmer, Scheinselbständige, etc. Die nach Übernahmen in den Medien häufig zu findenden Stellenangebote (preiswerte Firmenwerbung) sind deshalb ein negatives Zeichen: hochqualifiziertes Personal mit langjähriger Erfahrung wird durch billige Anfänger ohne Kündigungsschutz ersetzt. Dies ist für Investmentfirmen wichtig, da sie generell über mindestens 20% frei disponibles Personal verfügen wollen, um es in Krisenzeiten sofort für die optimale Performance der Bilanz
freisetzen
zu können. Nur dies bedeutet das immer zitierte Wort flexibel
bei modernen Firmen.
- Ausgehend von den zugegebenen 24 Cent Verlust je Euro Umsatz und den von mir errechneten über 40% Verlust des Umsatzes sowie der kontinuierlichen Marktschrumpfung, die derzeit nochmals durch eine pandemiemitverursachte Weltwirtschaftskrise verstärkt wird, schätze ich pauschal eine erforderliche Personalreduktion von rund 50% beim Ex-Imaging-Bereich von Olympus = der neuen Firma NewCo / OM Digital Solutions Corporation binnen zweier Jahre.
Schlanke Strukturen
meinen in der Regel ausgemergelte Belegschaftsstärken.
- Neuen Angestellten wird überdies unmissverständlich klar gemacht, dass es noch starke
reaktionäre Kräfte
in der Firma unter der alten Belegschaft gäbe, welche sich dem erforderlichen Wandel entgegenstellen und damit auch direkt den neuen Arbeitsplatz der neuen Arbeitskraft gefährden. Seien Sie deshalb wachsam und melden Sie uns alles Auffällige umgehend.
- Neben diesem Spitzelwesen wird die gesamte Belegschaft auch durch weitere Einschüchterungen gespalten.
- Da Stellenanzeigen für Firmen so preiswert sind, werden sie von manchen Investmentgesellschaften auch kontinuierlich zur Aufrechterhaltung der Drohkulisse angewandt. So schalten manche Firmen wöchentlich Stellenanzeigen unliebsamer Mitarbeiter mit deren exakter Stellenbeschreibung. Das spricht sich schnell in der Firma herum. Entweder der betreffende Mitarbeiter oder die (neue) Personalabteilung sucht nach einer gewissen Zeit das Gespräch. Wird die Person daraufhin auf eine
gleichwertige
Position im Archiv etc. strafversetzt, dann weiß jeder in der Firma diese Menetekel bald richtig
zu deuten. Passiert nichts, behält der Mitarbeiter seine Stelle, dann werden die meisten vermuten, dass man ihn umgedreht
hat, er die Seiten wechselte. Auch so kann man eine Belegschaft erfolgreich zersetzen.
- Wer nicht entlassen wird, dem drohen massive Gehaltskürzungen, Boni entfallen, Urlaubs- und Weihnachtgeld werden gestrichen, Zulagen entfallen und massive unbezahlte Überstunden werden erwartet.
- Gewerkschaften, Mitbestimmungsrechte und überhaupt Arbeitnehmerrechte werden mit allen Mitteln oft außer Kraft gesetzt oder zumindest trickreich umgangen. Dafür beschäftigen Investmentfirmen eigene Juristen.
- Die Behandlung vieler Mitarbeiter wird rau bis unmenschlich. Die Arbeits-Belastung steigt signifikant an. Die Arbeitsplatzzufriedenheit nimmt spürbar ab, ebenso die Firmenloyalität. Die Produktionsqualität sinkt, die Kreativität bei neuen Produkten nimmt ab. Eine Risikoabsicherung aller Arbeitnehmer greift um sich bis hin zu
lieber nichts sagen/machen, als etwas Falsches sagen/machen
. Kurzum: Es herrscht in vielen derart sanierten Firmen bald eine Angst-Kultur vor.
- Als Folge wandern die qualifizierten Fachkräfte ab.
- Das sehen die Sanierer oft sogar als Erfolg, wenn sie Menschen aus der Firma herausekeln. Sie sehen hochqualifizierte Facharbeiter oft nicht als Langzeitinvestition in die Zukunft. Zukunft ist für Sanierer irrelevant, weil sie dann bereits verkauft haben. Es geht nur um kurz- bis mittelfristige ökonomische Bilanzdaten.
- Das ist auch ein Grund, warum ich - im Gegensatz zu vielen Influencer im Internet - keine große Hoffnung hege, dass andere Kamerahersteller sich für den ganzen Firmenbereich interessieren. Es reicht die ca. 10-20 für einen selbst wichtigen Mitarbeiter abzuwerben. - Falls - sagen wir die derzeit 50 - wichtigsten noch verbliebenen Leistungsträger bei Olympus-Imaging gehen, dann wird der Rest der neuen Firma extrem leiden. Die meisten Analytiker und Fotografen unterschätzen die Bedeutung der wichtigsten Leute in einer Firma. Der Rest der (weltweit) oft mehreren tausend Angestellten hält die Firma dann nur noch optisch über Wasser und dem Namen nach zusammen. Vor allem leben die japanischen Kamerahersteller von ihren hochqualifizierten und erfahrenen Technikern sowie deren Liebe zu stetigen Verbesserungen.
- Da es intern bereits seit mindestens 2019 bei Olympus derart rumort, dass viele Gerüchte nach außen drangen, dürfte (zumindest nach der offiziellen Ankündigung vom 24. Juni 2020) jeder qualifizierte Mitarbeiter inzwischen seinen Head-Hunter kontaktiert haben respektive von diesem angesprochen worden sein. In meiner Jahresbilanzanalyse 2019/20 habe ich bereits auf die schon damals hohe Personalfluktuation im Bereich Imaging hingewiesen.
- Auch die mangelnden technischen Neuerungen der letzten Kameramodelle, insbesondere das Fehlen fast jeder Neuerung beim letzten Modell OM-D E-M1 Mark III, scheinen mir zumindest teilweise auch auf die Personalfluktuation, die (Arbeitsplatz-) Unsicherheit sowie die zunehmende Lustlosigkeit des Managements sowie der Entwicklungsabteilung zurückzuführen zu sein.
- Aus eigener Erfahrung kann ich qualifizierten Fachkräften nur raten, eine von einer Investment-Gesellschaft übernommene Firma zu verlassen - sofort.
Fragen:
- Wollen Sie in solch einer Firma arbeiten?
- Was glauben Sie, wie hoch die Kreativität für neue Produkte und Dienstleistungen sowie die Service- und Kundenorientierung der Restbelegschaft in einer solchen Firma sein wird?
Wie denkt und handelt ein Investor?
Man benötigt keine Insider-Informationen zu dieser spektakulären Entwicklung bei Olympus. Das Meiste kann man sich durch Nachdenken auch selbst erarbeiten. Deshalb bitte ich Sie, selbst über alle Fragen nachzudenken. Was würden Sie als Investor tun?
Teurer Pflegefall
- JIP beschäftigt intern und extern die besten Bilanzanalysten und Buchprüfer. Sie erhielten bereits im Frühjahr 2020 oder im Sommer / Herbst direkten Zugang zu allen internen Büchern und Fakten. Wenn ich als Außenstehender die Bilanzen der Firma Olympus für den Bereich Imaging zerpflückte, so können Sie sicher sein, dass sich dieser Investor nicht für dumm verkaufen lässt.
- Ketzerisch handelt es sich beim Bereich Imaging des Olympus-Konzerns um einen teuren Pflegefall, den man sich aufbindet.
- Was würden Sie als Gegenleistung verlangen?
- Halt, Stopp! - Zuerst selbst nachdenken.
- Die Mitgift muss entsprechen hoch ausfallen.
- Deshalb stehen zahlreiche aus Sicht des Investors durchaus berechtigte Forderungen im Raum.
- Die Produktion 2020 an Kameras und Objektiven soll - trotz einbrechender Nachfrage - massiv erhöht werden, um die bereits vollen Lager weiter aufzufüllen, damit man Original-Olympus-Kameras noch jahrelang verkaufen kann. Hierbei geht es nicht zuletzt auch um das Logo / den Namenszug Olympus auf den Kameras, den die 2020 produzierten Kameras noch tragen werden. Danach muss ein Modell entweder keinen Namenszug von Olympus oder den jener neuen Firma (derzeitiger Platzhalter: NewCo / OM Digital Solutions Corporation) tragen. Denn die neue ausgegliederte Firma wird nicht die Namensrechte an der Marke Olympus verhalten. Olympus verhandelte nur über die Markenrechte
OM-D
der Kameras und der Objektive ZUIKO
.
- Olympus soll 2020 auf eigene Kosten von den Zulieferern riesige Ersatzteilbestände ankaufen, damit man noch jahrelang die Reparatur bereits produzierter Kameras und Objektive sicherstellen kann.
- Olympus soll alle Altschulden und laufenden Verpflichtungen des Bereiches Imaging bis Jahresende 2020 übernehmen, damit man eine Schuldenfreie Firma NewCo / OM Digital Solutions Corporation am 1.1.2021 erhält.
- Olympus soll alle Immobilien (Fabriken und Grundstücke) des Bereiches Imaging in die neue Firma kostenlos einbringen. Diese sind im dichtbesiedelten Japan alleine bereits viel Geld wert.
- Olympus soll alle Patente und Lizenzrechte sowie damit verbundenen Einnahmen im Zusammenhang mit Imaging komplett an die neue Firma unentgeltlich abtreten. Dies wird dem Mutterkonzern viel Kopfzerbrechen bereiten, da der Medizinbereich ebenfalls zahlreiche optischen Geräte verwendet, die zumindest zum Teil auch vom Bereich Imaging mitentwickelt wurden. Eine saubere Trennung ist im Einzelfall oft schwierig.
- Das sind bereits jetzt horrende bis unverschämte Forderungen. Aber Olympus will den Bereich auf jeden Fall loswerden und wird zähneknirschend nachgeben. Man wird es - um ketzerisch im Bilde zu bleiben - als
Beitrag zur Pflegeversicherung
abbuchen. Das sind bilanztechnisch nur einmalige Sonderabschreibungen.
- Aber sie helfen auch den aktuellen Kunden, indem sie zumindest auf einige Zeit noch hochwertige Produkte und Ersatzteile garantieren.
- Allerdings lässt sich dies auch anders interpretieren: JIP will zumindest kurzfristig keine eigene Produktion aufrechterhalten. Selbst im optimalen Fall dauert die Entwicklung neuer Kameras mindestens 1 Jahr und bei Objektiven mindestens 2 Jahre, sofern man sie überhaupt durchführt.
- Ganz nebenbei: Sie haben richtig gelesen. Man wird nicht über den
Kaufpreis
verhandeln. Denn im derzeitigen Zustand will niemand diesem Imaging-Bereich auch nur geschenkt haben. - Wie sagen Juristen so treffend: Geschenke bedürfen der Annahme. Und keine Firma will sich derzeit die Belastung aufladen. - Es mag sein, dass sofern rechtlich erforderlich, im Vertrag ein geheim gehaltener symbolischer Kaufpreis (in Deutschland wäre dies der klassische 1 Euro) vereinbart wird, den Olympus jedoch zuvor als Mitgift bereits überkompensiert hat.
Denkbare Szenarien
Das Best-Case-Szenario
Erfolgreicher Umbau unter Kapitaleinsatz.
- Es kommt im September 2020 ein endgültiger Vertag zwischen Olympus und JIP zustande. Bis zum Sommer gab es nur eine Absichtserklärung in Form eines Vorvertrages. - Nachtrag: Das kam erwartungsgemäß alles zu Stande.
- Dann werden spätestens im Herbst - Anfang Oktober - de facto alle internen Entscheidungen im Bereich Imaging direkt von JIP getroffen oder von JIP mitbestimmt. Wer hierbei nicht mitzieht, der verliert spätestens zum 1. Januar 2021 seinen Posten. Meist werden
Querulanten
aber sofort beurlaubt.
- Das Carve-out - also die Herauslösung des Bereiches Imaging aus dem Olympus-Konzern gelingt problemlos bis zum Jahresende. - Persönlich halte ich aus deutschen Erfahrungen bei Carve-Outs ein halbes Jahr ab jetzt oder genau genommen nur ein viertel Jahr (Oktober bis Dezember) für sehr sportlich. Dies zeigt, wie ernst es dem CEO von Olympus ist.
- Die bereits im Herbst 2020 aufzunehmenden gemeinsamen und im Frühjahr 2021 fortgesetzten Verhandlungen (eher Erpressungen) der vietnamesischen Regierung und der dortigen Produzenten für Kameras etc. für Olympus und der Nachfolgefirma des Imaging-Bereiches sind erfolgreich. Was soll das arme Vietnam schon machen. Auch die Produzenten dort sind abhängig. Aber man darf sich auf vietnamesischer Seite vom Nachgeben auch nicht zu viel versprechen. Derartige Erpressungen gehen immer weiter, da Lohn- und Produktionskosten sowie Steuern ganz oben auf der Sparliste der Investmentfirmen stehen.
- Bereits im offiziellen Memorandum of Understanding vom 24.06.2020 wurde festgehalten:
... the Imaging business's corporate structure may become more compact, efficient and agile ...
. Damit umschreibt man in Fachkreisen höflich drastische Einsparungen - vor allem beim Personal. Man legte somit von vornherein fest, dass die Restfirma kleiner und sparsamer wird.
- Die bereits ab Oktober 2020 einzuleitenden drastischen Sparmaßnahmen werden ab 1.1. 2021 nochmals massiv verschärft. Es kommt zu Massenentlassungen - vor allem bei den ausländischen Töchtern, bei denen man kaum Arbeitsrichtlinien beachten muss.
- Nochmals: Sparen beziehungsweise Kostenreduktion ist das Hauptargument der Investmentfirmen. Sie könnten im Foto-Bereich auch kaum eine Gewinnsteigerung durch Umsatzerhöhung betreiben. D.h. selbst einen Preiskrieg werden sie kaum anzetteln, da sie davon nichts hätten. Derzeit legt man bei Olympus mit jeder verkauften Kamera und jedem Objektiv bereits sehr viel Geld drauf. Höhere Verluste können nicht im Interesse der Investoren sein.
- Man entwickelt anhand einer neuen Zielgruppenanalyse eine neue Produktplanung: D.h. weniger aber dafür kundenorientiertere Fotoapparate und Objektive. Das Angebot vor allem an Kameras ist bei Olympus noch immer viel zu groß. Selbst im Memorandum of Understanding werden nur die zu übergebenden Marken OM-D und ZUIKO erwähnt. JIP scheint nicht einmal an den kleinen PEN-Modellen interessiert zu sein.
- Mit dieser neuen Kunden-Strategie werden Forschung und Entwicklung mit ausreichend Mitteln für zumindest einige neue Produkte ausgestattet, die nach 1-2 Jahren unter dem neuen Namen der Firma aber weiterhin als OMD- und Zuiko-Marken verkauft werden. Da der Markenname Olympus bei Kameras nicht zum Verkauf steht, wird eine Weiterführung der Produkte aus Marketing-Sicht erheblich erschwert. Wer kennt schon den neuen Firmennamen NewCo (ein Platzhalter) oder OM Digital Solutions Corporation.
- Mit einer geringeren Zahl an dafür technisch sowie qualitativ herausragenden neuen Produkten im Bereich Micro-Four-Thirds, die man exakt auf die Hauptkundengruppen ausrichtet, kann man auch bei kontinuierlich leicht sinkenden Absatzzahlen die eigenen Kosten sukzessive reduzieren, sodass ein kleiner Gewinn bleibt. - So wie es die anderen großen Firmen der Optikbranche 2020 im Prinzip auch planten.
- Hinzu kämen weitere neu zu entwickelnde optikbezogene Dienstleistungen für Industrieabnehmer, wie sie andere Optikkonzerne auch anbieten: Überwachung, Automotiv, Robotik etc.
- Im Prinzip sehe ich nur als spezialisierter Nischenanbieter und optischem Dienstleister eine langfristige Überlebenschance.
- Das wäre das bei einem wirklich am Fotobereich interessierten langfristigen Investor, der große Mengen eigenes Kapital in Forschung und Entwicklung investiert, das maximal denkbare Szenario in diesem komplizierten Fall.
Mehr ist meines Erachtens nicht erwartbar.
- Für z.B. den Aufstieg in die Vollformat-Klasse fehlt der kleinen Investmentfirma schlicht das Geld für die Entwicklung des Systems. Das überforderte 2018-2021 sogar die Großfirmen Canon und Nikon.
- Selbst ein Anschluss an das L-Mount-Konsortium kostet viel Geld und Lizenzgebühren.
- Ferner ist jener Vollformat-Bereich bereits mit so vielen Fotofirmen überfüllt, dass man sich als extrem verspäteter Neueinsteiger kaum Erfolgsaussichten dort erwarten darf.
- Letztendlich sehe ich die bisherigen Kunden von Olympus MFT-Kameras schlichtweg nicht im Bereich Vollformat. Die wenigen daran Interessierten sind bereits als Kunden zu den anderen Firmen gewechselt.
Das Normal-Szenario
Das klassische Spar-Gewurschtel der Investmentfirmen:
- Man führt Obiges insoweit durch, als man spart.
- Diese allgemeinen Sparmaßnahmen erweisen sich jedoch als zu gering, sodass man auch den Forschungs- und Entwicklungsetat laufend drastisch kürzen muss. Dadurch werden kaum oder sogar keine neuen Produkte entwickelt. In der Folge lösen sich desillusioniert die teuren Entwicklerteams von selbst auf.
- Dann kann man den Produktionsstandort auch von Vietnam nach Afrika verlegen, um weiteres Geld zu sparen. China hat schon lange seine Billigproduktion dorthin (als Entwicklungshilfe deklariert) exportiert. Schlimmste Arbeitsbedingungen, fast keine Steuern, aber auch lausige Qualität sind oft das Ergebnis.
- Alternativ produziert man selbst überhaupt nicht mehr, sondern kauft andere Produkte ein und klebt nur das Markenzeichen darauf. - Relabeling nennt man diese (u.a. von Leica bei einigen Produkten von Panasonic durchgeführte) Praxis seit Jahren.
- Somit kann man loyale gutgläubige Kunden noch jahrelang abzocken.
- Deshalb tritt man auch nicht der CIPA bei, damit man ab Anfang 2021 keine Produktions- oder Verschiffungszahlen veröffentlichen muss, um den eigenen Niedergang zu verschleiern.
- Der vertraglich garantierte Service wird eingeschränkt, reduziert und kostenpflichtig, wobei die Service-Gebühren laufend ansteigen.
- Die Margen der Zulieferer, Zwischenhändler und des Foto-Handel werden ständig weiter gekürzt. Wer auf Produzentenseite nicht mitspielt, wird durch andere Firmen ersetzt. Wer auf Händlerseite nicht mitspielt, wird durch den Online-Handel ersetzt. Staaten, die nicht profitabel beliefert werden können oder andere Schwierigkeiten bereiten, lässt man sukzessive fallen.
- Die Absatzzahlen sinken langsam bis schnell, je nachdem wie schlecht die neuen Produkte sind.
- Der Gesamtprozess des schleichenden Verfalles dauert Jahre.
- Je nach Rücklauf der Einnahmen wird das eigene Angebot kontinuierlich weiter reduziert, damit man zumindest irgendwie einen kleinen Gewinn ausweisen kann, um Interessenten für den Verkauf der Firma zu erhalten.
- Das ist angesichts des von JIP bei (Sony) VAIO praktizierten Ergebnis das wahrscheinlichste Szenario. Man schaue sich nur an, was aus dem 2014 noch großen und hochwertigen Produktspektrum von Sony wurde: 2 mäßig begehrte Standard-Laptop-Modelle, die intern fast identisch sind, alles Sinnvolle nur per Aufpreis bieten, und überdies nur noch in lukrativen Ländern angeboten werden. (Inzwischen ist der Link zum deutschen Auftritt tot und ich habe ihn deshalb zum asiatischen umgeleitet.) Manche Kritiker fassen das Ergebnis so zusammen: Technisch veraltet, preislich nicht marktgerecht mit schlechtem Service, sowie nur noch diejenigen alten Kunden mit dem früheren Markennamen ködern, die noch nicht begriffen haben, dass sich dahinter eine andere Firma mit anderen (Qualitäts-) Standards verbirgt.
- So hart es klingt, damit wäre Olympus gedient, da ein jahrelanges langsames Siechtum allen (vor allem den allgemeinen schlechten Wirtschaftsbedingungen, dem besonderen Marktumfeld und den
undankbaren
Kunden, die trotz aller Bemühungen der Firma nicht mehr kaufen wollen) aber nicht mehr dem ehemaligen Mutterkonzern angelastet werden kann.
- Aber auch JIP hat sich dann finanziell vorher durch die Mitgift schadlos gehalten. Danach verbleiben immer noch die Immobilien und einige verwertbare Patente.
- Letztendlich deutet für mich auch die gesamte japanische Entwicklung auf dieses Szenario hin. Seit der schweren Wirtschaftskrise in den 1980er Jahren scheuen die meisten Japaner - von den Regierungen über die Zentralbank bis hin zu den Firmen und Behörden - die erforderlichen harten ökonomischen Schnitte. Zwar sind ihnen sowohl der Ernst der Situation als auch die Folgen bekannt. Armut, Arbeitslosigkeit, Firmenzusammenbrüche, Insolvenzen, Überschuldung etc. sind überall sichtbar. Aber man kann und will den westlichen Weg der brüskierenden Wahrheit und heftigen Umbrüche lieber durch eine oberflächlich höflichere und akzeptiertere Form der Verarmung und der langsamen Umgestaltung mit einem für alle Beteiligten extrem teuren
Weiterwurschteln
bewältigen. Wie Deutschland ist Japan von ausgereizten und überalternden Industrien dominiert, an deren Details die meisten Techniker weiter optimieren, obwohl darin kaum mehr Potential steckt. In zahlreichen Bereichen hat man den innovativen Anschluss an die Zukunftstechnologien das 21. Jahrhundert wie Gen-Tech, KI, G5, 3D-Drucker-Produktion von Gütern etc. bereits verpasst. Smartphones sind auch dafür nur ein Symptom. Man versucht im Grunde, durch evolutionäre Minischritte der Optimierung die erfolgreiche eigene Vergangenheit zu bewahren, während andere Nationen und Großfirmen durch geradezu gigantische Investitionen in revolutionäre Technologien bereits heute in Siebenmeilenstiefeln die Zukunft gestalten, indem sie die alten Industrien und Produktionsweisen sowie Wirtschaftsformen einfach umgehen, sie aushebeln und durch neue ersetzen.
Das Worst-Case-Szenario
Buy it, strip it, flip it = Kaufen, ausplündern, wegwerfen (schließen).
- Entweder scheitern Spar-Versuche schnell, oder werden überhaupt nicht ernsthaft durchgeführt, weil man sie von vorneherein als sinnlos einschätzt.
- Man streitet sich mit den anderen Firmen im Micro-Four-Thirds-Verband und prozessiert sogar wegen Patenten und Lizenzen. Dadurch wird der Standard faktisch zerstört, die anderen Firmen ziehen sich zurück und alle Kunden leiden. Aber die Investoren erhalten vor Gericht evtl. riesige Lizenzgebühren wegen Patentverstößen zugesprochen.
- Die neue Firma wird systematisch filetiert und die Juwelen (Immobilien, Patente etc.) meistbietend verkauft.
- Danach oder parallel dazu entlässt man, beginnend mit dem Ausland, die meisten Mitarbeiter.
- Zum Schluss führt man die Reste gezielt und möglichst schnell in den Konkurs. Denn das nächste Projekt wartet bereits.
- Das wäre das bei US- oder europäischen Investmentfirmen wahrscheinlichste Szenario in diesem ziemlich aussichtslosen Fall.
- Da Olympus daran wegen des damit verbundenen Image-Schadens nicht gelegen sein kann, wird es vermutlich hohe Summen als Mitgift / Schmerzensgeld anbieten, welche der Investmentfirma das
Überleben
für ein paar Jahre erlauben.
Hoffnungen, Träume, Illusionen
Im Internet kursieren seit dem Aufkommen der weitverbreiteten Gerüchten um den Niedergang und Ausstieg der Firma Olympus 2019 - vor allem bei Influencern - wilde Ideen darüber, wer bei Olympus als Investor, Aufkäufer, Partner etc. einsteigen oder die Firma oder zumindest den Bereich Imaging komplett übernehmen könnte. U.a. werden immer wieder Smartphone-Hersteller vorgeschlagen, wie Google, Apple, Samsung, Huawei etc.
- Erstens handelt es sich hierbei um ausländische Firmen, die unter nationalen Gesichtspunkten in Japan als problematische Übernahmekandidaten angesehen werden.
- Zweitens handelt es sich um mächtige Großfirmen, die man in Japan nicht kontrollieren könnte, auf die man noch nicht einmal mäßigenden Einfluss ausüben könnte.
- Drittens kommen US-Firmen mit japanischen Unternehmen und deren Philosophie überhaupt nicht zurecht. Es handelt sich nicht nur um eine völlig andere Wirtschaftsweise, sondern auch um eine extrem unterschiedliche Kultur. Jede Zusammenarbeit gestaltete sich folglich bisher als sehr schwierig.
- Viertens verkennt jene Wunschvorstellung völlig die strategische sowie technische Realität der Ausrichtung jener Unternehmen: Apple, Google, Samsung, Huawei etc. haben sich bewusst von der Optik abgewandt und den völlig anderen Weg der Software mittels Computational Photography und Künstlicher Intelligenz eingeschlagen. Salopp ausgedrückt wird hierbei die physikalisch begrenzte Optik durch die unbegrenzte Rechenleistung und Software ersetzt. 2020 wurde dies bereits mit standardmäßig 4 kombinierten Kameras erzeugt, bald mit Clustern von 9, und Kamera-Cluster von 16 kleinen Kameras bei Smartphones sind bereits patentiert. Dadurch auf Smartphones erzeugte Fotos sind bereits heute nicht nur gleichwertig zu Bildergebnissen moderner dedizierter Systemkameras, sondern in einigen Fällen bereits überlegen. Überdies lassen sich mit Kamera-Clustern Fotos aufnehmen, die man rein physikalisch betrachtet mit einer einzigen dedizierten klassischen Kamera überhaupt nicht aufnehmen kann.
- Wie illusorisch - ja geradezu abwegig - derartige Hoffnungen sind wird an einem Vergleich sichtbar. Das Vorhaben ist so, wie wenn man nach dem Ersten Weltkrieg die Autohersteller aufgefordert hätte, sich notleidende Kutschenfirmen zu kaufen, weil sie eventuell deren Erfahrung mit Pferden für die Entwicklung von Autos benötigen könnten.
Als Fazit bleibt, dass jene Smartphone-Hersteller das optische Fachwissen großer Objektive überhaupt nicht benötigen. Falls sich diese Meinung jemals ändern sollte, so können jene Firmen ganz einfach das wichtigste technische Personal von Olympus abwerben, oder die Patente erwerben oder beides. Das wäre immer noch einfacher und preiswerter, als sich mit einem ganzen Firmenbereich mit mehreren tausend für die Smartphone-Herstellung weitgehend nutzloser Mitarbeiter zu belasten.
Ganz im Gegenteil ist es genau umgekehrt: Die klassischen Kamerahersteller benötigen dringend das Wissen über Künstliche Intelligenz und deren Patente, um ihre eigenen dedizierten Kameras weiterhin gegen Smartphones konkurrenzfähig zu machen.
Kürzlich telefonierte ich mit einen US-Börsenanalysten über klassische / dedizierte Kameras und deren Hersteller. Er fasste es so zusammen: They are toast
, was man höflich mit Sie sind Geschichte
übersetzen kann. - Welcher Finanzanleger oder welches Unternehmen will schon in Geschichte investieren?
Fazit
- Im Laufe meiner mehrjährigen Tätigkeit als leitender Angestellter einer Großbank hatte ich die große Ehre mit dem erfahrenen Leiter unseres Investmentbankings zusammenarbeiten zu dürfen. Nach all den langwierigen Besprechungen und in diesem Fall nach einem von mir verfassten über 60-seitigen Gutachten über die Branche und die Firma, in die man investieren wollte, stellte er mir als Erstem die unangenehme aber einzig entscheidende Frage:
Würden Sie Ihr privates Geld in die Firma investieren?
Meine Antwort: In die Branche, ja - in diese Firma, nein.
- Er selbst gab dann eindringlich zu bedenken, dass man dieser großen Firma nun bereits zum x-ten Mal ein Investitionsansinnen ablehnen würde etc. und schaute mir dabei tief in die Augen. Auch die Augen aller anderen anwesenden hochrangigen Berater und Bankmitarbeiter waren geradezu fassungslos auf mich gerichtet. Ich blieb als Wissenschaftler dabei, auch wenn mir als Jüngster ziemlich heiß wurde. - Danach fielen alle anderen Fürsprecher dieser Firma, die vorher noch große Reden geschwungen hatten, der Reihe nach um. Keiner wollte sein eigenes Geld investieren. - Deshalb auch diese Frage an Sie: Würden Sie Ihre privaten Ersparnisse in die neue ausgegliederte Firma NewCo / OM Digital Solutions Corporation (ex-Olympus-Firmenbereich Imaging) investieren?
- Alle anderen Folgerungen und Antworten ergeben sich aus dieser einzigen - Ihrer - Antwort.
- Meine damalige Antwort halte ich auch heute noch für die Fotografie aufrecht. Die Fotobranche halte ich - trotz der ernsten Lage - als Nische wie die Hi-Fi-Branche für Überlebensfähig, sofern nun endlich wichtige Weichenstellungen durchgeführt werden. In die Firma NewCo / OM Digital Solutions Corporation= Ex-Olympus-Imaging würde ich hingegen keinen eigenen Cent investieren.
- Spätestens seit meinem Foto-Wirtschafts-Artikel im Jahr 2015 habe ich diese Entwicklung vorausgesehen. Seitdem habe ich in zahllosen weiteren Artikeln ökonomische und technische Fakten aufgelistet, welche diese düsteren Prognosen bestätigten und erhärteten.
- So sehr ich den Kamera- und Objektiv-Produkten der Firma Olympus eine bessere Zukunft wünschen würde, die Sachlage spricht meines Erachtens seit langem dagegen.
- Dass der reiche Medizinkonzern mit all seiner Management-Erfahrung keine Wende herbeiführen konnte, ist bezeichnend. Dass Olympus selbst eine Investmentfirma ansprach, um die Abtrennung des eigenen Firmenbereiches Imaging durchzuführen, ist das letzte Eingeständnis, dass man es selbst nicht kann und auch nicht mehr will. Selbstredend spielt die dem Top-Management geplatzte Kragenschur eine Rolle. Aber es ist letztendlich nur eine unabwendbare Kapitulation vor den normativen Kräften des Faktischen. Der Markt schrumpft laufend weiter und lässt keinen Platz für alle Firmen, darin einen Profit zu erzielen.
- 2019 lud Olympus selbst zwei Investoren von der US-Investmentfirma ValueAct Capital in den eigenen Vorstand. Der daraufhin erfolgte Wechsel des CEO / Geschäftsführers bei Olympus 2019 läutete den Wechsel ein. Bald danach kamen die seitdem nie mehr verebbenden Gerüchte über die Ausgliederung respektive den Verkauf des Bereiches Imaging auf. Wie ich in anderen Artikeln bereits mehrfach erwähnte, ist es in einer derartig langandauernden und schwerwiegenden Krise der Fotobranche wirklich wichtig, wer die Geschicke der diversifizierten Kamerahersteller leitet. Deshalb mache ich mir vor allem bei Canon (CEO Fujio Mitarai seit 1995 im Amt und 85 Jahre alt) und Fujifilm (Chairman and Chief Executive Officer Shigetaka Komori seit 2003 im Amt und 81 Jahre alt) Sorgen. Bei beiden Firmen stehen derzeit noch wahre Recken aus der (sogar noch analogen) Kamerageschichte der Firmen an der Konzernspitze. Wie ich oben ausführlich dargelegte, entscheiden sie natürlich nicht abgehoben. Aber die Person an der Spitze ist auch ein Symbol für die Machtverhältnisse innerhalb der Firma und im Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft. Sollten somit - wie bei Olympus 2019 geschehen - dem Kamerageschäft wohlgesonnene Vorstände ersetzt werden, so handelt es sich nicht nur um die dabei genannten altersbedingten oder gesundheitlichen Gründe. Dann haben sich Machtverhältnisse der Aktionäre im Aufsichtsrat und / oder in der Firma selbst verschoben. Was dies für den jeweiligen Bereich Imaging und für die Fotokunden bedeuten kann, erlebten wir seit dem 24. Juni 2020 bei Olympus.
- Gleichgültig, was in den letztendlichen Verträgen und Zusatzvereinbarungen steht, die Öffentlichkeit und vor allem die Kunden werden nicht informiert werden. Das ist weder im Interesse von Olympus noch von JIP. Es wird bei durchgesickerten Gerüchten bleiben. War Öffentlichkeitsarbeit bereits bisher ein schwerwiegendes Manko, so wird nun ein eiserner Informations-Vorhang fallen. Jeder, der dagegen verstößt, wird entlassen und rechtlich zur Verantwortung gezogen. Da sind Investmentfirmen - wie Beispiele belegen - auch zu grenzlegalen bis illegalen Mitteln bereit. Deren Manager erteilen schließlich nur einen Auftrag an Unterauftragnehmer,
ein Problem aus der Welt zu schaffen
. Sie haften nie für die unappetitliche Durchführung.
Vergessen Sie deshalb alle Marketing-Verlautbarungen wie von Olympus UK vom 24. Juni 2020 um 03:18 auf Facebook: ... we are committed to providing full transparency about our intentions as the plans solidify.
(Diese Seite wurde inzwischen gelöscht.) So etwas wie Transparenz haben japanische Kamerafirmen noch nie ernst gemeint. Da kommen nur Marketing-Sprüche, Danksagungen, warme Worte, Nebelkerzen und Beschönigungen. - Olympus hat die Welt überhaupt nur über die Verhandlungen mit JIP informiert, weil strenge Börsenregeln dies erfordern. Sonst hätte man - wie immer - geschwiegen. Olympus schreibt selbst: If any future event which requires disclosure arises, Olympus will announce it promptly.
Sowie: ... full compliance with applicable laws ...
- Nur falls Publikationen rechtlich erforderlich sind, wird die Firma etwas veröffentlichen.
- Zwar ist die Situation für das Micro-Four-Thirds-Konsortium nicht direkt mit dem Titel
Der Feind in meinem Bett
zu bezeichnen. Aber man hat einen langjährigen Fotopartner verloren und dafür spätestens seit dem 01.01.2021 einen unsicheren Kantonisten im Boot. Das macht die weitere Zusammenarbeit und auch die Weiterentwicklung des Standards sowie des Konsortiums nicht einfacher. Angesichts der äußeren Gefahren sehe ich langfristig erhebliche Probleme auf das MFT-Konsortium und den Standard zukommen, die durch interne Konflikte beschleunigt und verschärft werden könnten.
- Ganz schlecht sähe es hingegen aus, falls das MFT-Konsortium, insbesondere Panasonic, mit den Verträgen geschlampt hat. Ein fehlendes Patent oder Nutzungsrecht lässt sich unter Freunden kulant regeln. Eine Investmentfirma ist jedoch kein Freund oder zuverlässiger Partner. Bereits ein formaler Rechtsfehler kann sich nicht nur als teuer, sondern sogar als das Ende der gesamten Micro-Four-Thirds-Strategie erweisen. Vermutlich werden die am MFT-Konsortium beteiligten Firmen kurz nach dem Publikwerden des JIP-Coups alle ihre Verträge von Juristen daraufhin durchgesehen haben. In einer derartigen Wirtschaftskrise kann sich keiner Strafzahlungen an eine Heuschrecke leisten. Das würde das Ende des MFT-Vorteils bedeuten. Sie wollen noch nicht einmal erpresst werden.
- Wie immer sind die wohlklingen Worte von Olympus mit größter Vorsicht zu genießen. Wenn es einem hochprofitablen Medizinkonzern in all den Jahren nicht gelingt, den Bereich Imaging profitabel zu machen, dann muss ein anderer Unternehmer schon genial sein, um dieses Wunder in unserer aktuellen Krise zu bewerkstelligen. In diesem Sinne ist bei nunmehr 10 Jahren kontinuierlichen Sturzfluges in der Fotobranche auch der mehrfach im Memorandum für die neue Firma verwendete Terminus
continuous growth
(kontinuierliches Wachstum) zu relativieren. Es geht fast kontinuierlich steil bergab. Auch ein ausgegliederter Bereich = neue Firma muss sich an den weiter schrumpfenden Markt anpassen. Ich sehe auf zumindest mehrere Jahre kein Wachstum.
- Der Verkauf an einen allgemeinen Investmentfond ist etwas anderes als der Verkauf von Minolta an Sony, oder Leica an den Leica-Fan und fotografiebegeisterten Milliardär Dr. Andreas Kaufmann, den Verkauf von Pentax an Ricoh, oder die Übernahme Hasselblads durch DJI. Letztere Aufkäufer hatten alle etwas mit Optik und / oder Fotografie zu tun. Zumindest hatte keiner dieser Käufer von vorne herein eine klare Exit-Strategie.
- Wer soll die - im besten Fall sanierten - Reste des Imaging-Bereiches von Olympus (= NewCo / OM Digital Solutions Corporation) kaufen? Wenn ein anderer Mitbewerber Interesse am gesamten Imaging-Bereich von Olympus gehabt hätte, dann hätte er wirklich seit Jahren Gelegenheit zum Kauf gehabt. Das war allen Interessenten bekannt. In einer anhaltenden Krise mit eigenen Überkapazitäten wird sich das jede andere Kamerafirma jedoch reiflich überlegen. Die wissen selbst kaum, wie man rechtlich erlaubt und gesichtswahrend die eigene Produktion stetig herunterfährt, um die eigenen Lager nicht zu sehr anzufüllen, und wie man die eigenen überbordenden Kosten (insbesondere für Forschung und Entwicklung sowie Personal) eindämmt. Manche Firmen haben eher Interesse an Patenten und Rechten. Aber diese herauszulösen würde den Rest der neuen Firma endgültig entwerten. Dennoch deutet bereits jetzt vieles darauf hin, dass sich nur wenige Firmen und nur für Teile des Ganzen interessieren. Die Gefahr der von vielen gefürchteten Zerlegung bleibt als Damoklesschwert erhalten.
- Im Jahr 2010, auf dem Höhepunkt der Fotowirtschaft, als 121 Millionen Kameras im Jahr verkauft wurden, mag es sinnvoll gewesen sein, dass Olympus (und andere) eine neue Nische der Fotobranche eröffneten, um sich von den etablierten Kameraherstellern (vor allem Vollformat) zu differenzieren. Aber 2020 mit weniger als 9 Millionen Kameras insgesamt war der gesamte Fotomarkt bereits die Nische zu Smartphones. Eine weitere Unternische lohnt sich aufgrund der geringen Stückzahlen heute schlichtweg nicht mehr. Dies gilt umso mehr, als der einfache Kunde (nicht Sie als erfahrener Leser) die feinen Unterschiede im Kamerabereich kaum versteht. Man muss folglich nicht alle Bücher von Al Ries und Jack Trout gelesen haben oder mein Projektmanager-Wissen aus dem Internet besitzen, um logisch nachvollziehen zu können, dass in fast allen Branchen die ersten drei Firmen den Kuchen weitgehend unter sich aufteilen: Derjenige mit dem größten Marktanteil wird reich, der mit dem zweitgrößten kann gut davon leben, der mit dem drittgrößten Anteil muss sich bereits anstrengen. Aber alle Firmen mit weniger als ca. 10-15% Marktanteil tun sich generell schwer - und vor allem in Wirtschaftskrisen.
- So hart es klingt. Aber insgesamt ist es für alle Beteiligten eine Erleichterung. Die Zeit der Unklarheit ist zumindest für Olympus beendet. Deren Kunden werden sich langfristig auf die anderen Anbieter verteilen. Manche Fotografen werden vorläufig mit ihren alten Ausrüstungen weiterfotografieren wie bisher, manche werden zu Smartphones wechseln, manche werden sich bei Angeboten der MFT-Klasse bei Panasonic umsehen, manche werde zu den Anbietern bei APS-C und Vollformat wechseln. Das ist schade, aber keineswegs das Ende der Fotografie - noch nicht einmal das Ende der klassischen Fotografie mit dedizierten Systemkameras.
- Je nachdem, wie gut und vor allem wie schnell sich das Carve-out - das Herausschälen des Konzernteilbereiches Imaging - bei Olympus durchführen lässt, werden weitere Firmen folgen. Denn auch sie werden in spätestens zwei Jahren erkennen, dass ihre eigenen häuslichen Pflegefälle untragbar für die eigene Familie wurden. Falls dieser Ausweg des Abschiebens ins Pflegeheim bei Olympus funktioniert, wird er Schule machen. Wir stehen somit vor einem (von mir allerdings bereits 2015 vorausgesagten) epochalen Umbruch.
- Zum Schluss noch folgendes: Bleiben Sie realistisch: Die Olympus-Manager in Japan haben sich um Sie als einzelnen Kunden im fernen Europa nicht besonders gekümmert. Warum sollte die Investmentfirma nach der Übernahme an Ihnen ein größeres Interesse haben? Siehe: Wunsch und Wirklichkeit.
Weiterhin viel Freude beim Fotografieren.
Weitere Entwicklungen
Am 15.07.2020 wurde ein Interview mit Setsuya Kataoka, Vice President of Global Strategy, Olympus Imaging Division publiziert, das vieles bestätigte: Zukünftig wird es weniger Produkte geben, dafür eine Konzentration auf die teuersten High-End-Produkte und deren Zielgruppen reiche Amateure sowie Berufsfotografen. Die Entscheidung zum Verkauf stand schon vor der Pandemie fest. Alle anderen Aussagen sind so wachsweich, dass man daraus in der Regel ein japanisches Nein
ableiten muss. Dass sich 2020 nichts ändert, war sowieso bereits klar. Ab dem 01.01.2021 ist aber alles offen.
Am 30.09.2020 wurde der endgültige Vertrag abgeschlossen:
- Offizielles Dokument Signing of Definitive Agreement for Divestiture of Imaging Business - Original PDF. - Englischer Nachrichten-Text dazu: Olympus Concludes Sale of Imaging Business to JIP, Shares More Details.
- Die neue Firma heißt
New Imaging Company
.
- Zuerst wird alles in die Firma
OM Digital Solutions Corporation
überführt. Alle Rechte, Pflichten und Verbindlichkeiten gehen an diese neue Firma über. Sie besitzt 20 Aktien.
- Zum 1. Januar 2021 wird Olympus 95% seiner Aktien (= 19 Stück) daran an die neue von JIP gegründete OJ Holdings, Ltd. abgeben (verschenken). Die erst am 01. August 2020 gegründete Firma Zweckgesellschaft / special purpose company hat einen lächerlichen Wert von nur 5.000 Yen (= ca. 40 Euro). Das hätte sich wohl jeder Fotograf auch leisten können. Das ist ein ganz schlechtes Zeichen. Solche Firmen lässt man gerne ohne Risiko eingehen, sobald sie ihren
Zweck
erfüllt haben.
- Das neue Hauptquartier der Firma wird in Hachioji, bei Tokyo, Japan liegen. D.h. alle müssen umziehen.
- Die Produktion neuer Kameras etc. wird weiterhin in der Provinz Dong Nai in Vietnam fortgeführt.
- OM Digital Solutions wird alleiniger Ansprechpartner für den Service etc. Aber bei nur 40 Euro Firmenwert brauchen Sie da keine Regressansprüche zu stellen.
- Offensichtlich wartete man im Herbst 2020 nur noch auf den Segen der Behörden, damit alles zum 01.01.2021
abgewickelt
werden kann. Der staatliche Segen wird sicherlich erteilt. - Allerdings hat man in den Vertrag geschrieben, dass es evtl. gerichtsanhängige Klagen geben könnte, deren Ausgang JIP dann abwarten würde. Die Investoren wollen auf keinen Fall irgendein Risiko eingehen.
- Olympus hat einen Paragrafen (rechtlichen Trick) gefunden, nachdem es noch nicht einmal eine Aktionärssitzung abhalten muss, um alles abzuwickeln.
- Man hat sich noch immer nicht abschließend über die Abfindung geeinigt - also das Schmerzensgeld, das Olympus an JIP bezahlen muss:
Stated capital: To be determined
.
- Das war alles im Juni von mir bereits so vorhergesagt worden.
Das war alles bekannt und ist zudem so nichtssagend wie immer: Die Kunden stehen faktisch ohne relevante Informationen im Regen.
Am 12. Februar 2021 wies Olympus erneut einen sehr hohen Quartals-Verlust für das Weihnachtsgeschäft aus, das insgesamt auf eine Halbierung der verkauften Kameras und Objektive hindeutete. Das lag weit (im negativen Sinne) über dem Marktdurchschnitt. Die anderen Kameraherstellerkonnten sich alle im guten Weihnachtsgeschäft 2020 verbessern.
2021 muss man festhalten, dass es alles so kam, wie vorausgesagt: Das herausgeschnittene Unternehmen ist unabhängig und hat seinen allemal geringen Marktanteil (von 2019) nochmals halbiert. Bei anhaltender Pandemie wird sich daran kaum etwas ändern. Abgesehen von wenigen Nebelkerzen zu Weihnachten bezüglich nachweislich lächerlichen Marktzahlen von angeblich jemals gelieferte MFT-Objektiven in Japan erfuhr man nichts.
Zwischen April und September 2021 gab es eine nicht abreißende Kette von Gerüchten, dass OM Digital (der ausgegliederte optische Rest von Olympus) mit dem koreanischen Smartphone-Hersteller Samsung kooperieren würde - so wie Leica, Zeiss, Hasselblad und andere. Da wurden sogar Fotos vom neuen S22 Galaxy gezeigt, das den Namen Olympus in der Linse trug. - Im September stellten jedoch Manager von OMD klar, dass es derzeit keine Partnerschaft mit Samsung
gäbe. - Die Beurteilung fällt wie immer bei Gerüchten schwer: Möglich und für OMD dringend zum Überleben erforderlich wäre eine solche Partnerschaft gewesen. Persönlich halte ich es sogar für wahrscheinlich, dass da wirklich erste Verhandlungen geführt wurden, denn das OMD-Management hat mehrfach erklärt, dass es derartige Partnerschaften mit Firmen aus anderen Bereichen anstrebt. Überdies muss auch klar sein, dass die Firmen alle miteinander reden und ständig in Kontakt sind. So wie sich manche Zeloten den Konkurrenzkampf aller gegen alle vorstellen, ist das in der Realität nicht. Da herrscht eher pragmatische Zusammenarbeit auf vielen Gebieten vor, über die man allerdings wenig nach außen dringen lässt. Dass es 2021 nachweislich nicht mit einer offiziellen Partnerschaft funktionierte, wirft OMD ökonomisch weiter zurück.
Am 27.10.2021 meldete sich die Firma wieder:
- Sie nannte sich offiziell um in OM System. Dort findet sich auch ein neues Image-Video, das die Firmen-Geschichte und Zukunft zeigt.
- Ferner wurde zeitlich unbestimmt und inhaltlich ziemlich vage eine neue Kamera angekündigt.
- Anfang November brachte OM System die erste Neuentwicklung im Objektivbereich heraus: M.Zuiko Digital ED 20 mm F1.4 PRO. Immerhin ein Lebenszeichen rechtzeitig vor Weihnachten.
Im Oktober 2022 gab der Firmenchef von Olympus - Yasuo Takeuchi - in einem Interview mit der Zeitschrift Fortune ganz offen zu, dass:
- man (genauer er) bereits Anfang 2019 endgültig beschlossen hatte, den verlustbringenden Imaging-Bereich zu verkaufen, was man (kryptisch) auch in einem offenen Papier publizierte, das jedoch niemand ernst nahm,
- bereits 2010 die Würfel gegen Kameras gefallen waren, weil der Konzern sich umorientiert hatte und mit Endoskopiegeräten mehr verdiente:
Around the middle of 2010, the main Olympus business went from cameras to the GI endoscopy business. Not only for the sales price but also the profitability.
- Bereits in jenen frühen Jahren war alles entschieden:
GI is a steady, profit-generating business, and we had to grow and develop the new business when our digital camera business started its sharp decline. We had to move before it became too late and those businesses became obsolete.
- Magen-Darm-Endoskopie ist ein stabiles, gewinnbringendes Geschäft, und wir mussten wachsen und das neue Geschäft entwickeln, als unser Geschäft mit Digitalkameras seinen starken Rückgang begann. Wir mussten weiterziehen, bevor es zu spät war und diese Produkte außer Gebrauch kamen / diese Geschäftsbereiche als unmodern entfielen.
- man mindestens seit 2012 diesen Firmenumbau plante,
- man den Kamerabereich in den letzten Dekaden überhaupt nicht mehr wollte:
It was unfortunate for them [cameras] to have Olympus as their owner
- Es war Pech für die Kameras, dass Olympus ihr Besitzer war
.
- man den Bereich Imaging als Klotz am Bein empfand, der einen ausbremste:
the company would have to become more agile
- das Unternehmen musste beweglicher werden
.
- die Aktien von Olympus seit dem Verkauf des Imaging auf den dreifachen Wert gestiegen sind.
- man sich nun 2022 auch noch von dem Gründungsteil der Firma - den Mikroskopen trennte, weil sie ebenfalls zu wenig Gewinn erwirtschaften.
Diese (vor allem für japanische Verhältnisse) unfassbare Deutlichkeit des CEO lässt keine Zweifel oder Fragen.
- Man darf somit sachlich festhalten, dass die Kamerakunden von Olympus ca. 10 Jahre lang bewusst getäuscht wurden. Ferner goss man schadenfroh 2022 in diesem Interview auch noch Häme nach. Englisch nennt man dies:
Adding insult to inury.
- Alle Fotografen seien gewarnt. Andere Firmen haben dieses Beispiel Olympus genau studiert. Kunden zählen in den Konzernzentralen wenig bis nichts. Sie verdienen ganz offensichtlich nicht einmal die Wahrheit. Siehe Wunsch und Wirklichkeit.
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