Hitze und Kälte

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Dieser Artikel behandelt die Umwelteinflüsse auf die moderne Kameratechnik, wobei es sich in unseren Breiten hauptsächlich um Hitze und Kälteeinflüsse sowie die damit in Zusammenhang stehende Kondensation handelt. Einerseits werden die tatsächlich relativ engen technischen Rahmen aufgeführt und erklärt, andererseits auch die oft vorzufindende Panikmache durch relevante Praxisbeispiele in die Grenzen verwiesen.

Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Hitze und Kälte behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.

Panikmache

Überall kann man lesen und hören, wie empfindlich die moderne Elektronik sei, und wie gefährlich es wäre, eine Kamera der Hitze und Kälte auszusetzen.

Das vom Hersteller zugelassene Einsatzspektrum liegt selbst bei Profi-Kameras nur zwischen 0 und 40 Grad (Nikon 4D, 4Ds, 5D, 6D, Sony A9, Sony A99) bzw. 0 und 45 Grad Celsius (z.B. Canon 1D X I + II + III). Pentax (K-5II) und Fuji (X-T2 und X-H1) bieten -10 bis 40 Grad. Bei einigen moderneren spiegellosen Kameras wurden die Grenzen Mitte der 2020er Jahre sogar wieder eingeschränkt auf nur +1 bis 40 Grad, damit der Hersteller auf keinen Fall bei Frost haften muss. Sony rät neben dieser Angabe noch explizit vom Betrieb der Kamera außerhalb dieser Temperaturen ab. Und trotzdem werden die Kameras in der Arktis, der Antarktis, den Wüsten und den Tropen erfolgreich eingesetzt, ohne Schaden zu nehmen.

Da die meisten Kameragehäuse schwarz sind, kann die Temperatur im Innern durch direkte Sonneneinstrahlung durchaus weit höher steigen als die Umgebungslufttemperatur. Nikon warnt im englischen Handbuch sogar davor, die Kamera hohen Temperaturen - wie im Auto oder der Sonne - auszusetzen. Dies könnte zu Schäden an der Kamera führen oder evtl. Feuer verursachen. Im deutschen Handbuch fehlt diese Warnung. Pentax sieht die Gefahr von Kamerafehlern und Feuer nur bei entferntem Objektivdeckel gegeben, verbietet anschließend aber dennoch jegliches Liegenlassen in Fahrzeugen aufgrund der hohen Temperaturen. Aber in der thermisch isolierten Fototasche im Kofferraum kann man die Ausrüstung lagern.

Sony warnte in einigen älteren Handbüchern davor, die Kameras in der Sonne zu lassen, da Plastik sich verformen könnte.

Wenn man die Kamera im Sommer am Sandstrand stundenlang in der Sonne liegen lässt, heizt sie sich so auf, dass die Bildqualität sichtbar leidet. Das Rauschen nimmt zu. In der Tat, falls potentielle Diebe Ihre Kamera dort so lange herumliegen lassen.

Der Sensor einer Kamera überhitzte bereits bei Langzeitaufnahmen. - In der Tat: Wenn man bei Offenblende manuell über 30 Sekunden bei hellem Sommertageslicht in die Sonne fotografiert, wird der Sensor geschädigt.

Nikon warnt im englischen Handbuch sogar davor, bei Gegenlichtaufnahmen die Sonne in das Bild oder auch nur in die Nähe des Bildrahmens zu bekommen, da dies ein Feuer verursachen kann.

Im Winter in der Kälte sinkt die Batterieleistung derart ab, dass man nur wenige Fotos machen kann. In der Tat sinkt bei extrem niedrigen Temperaturen die Leistung ab. Allerdings dürften Ihre Finger bei solchen Temperaturen vorher schmerzen.

Vor allem im Videomodus neigen viele Kameras bei Langzeitaufnahmen zur Überhitzung.

Rückrufaktionen bei Fotokameras und Akkus wegen Überhitzung kamen durchaus vor.

Im Winter gehen angeblich haufenweise digitale Kameras kaputt. Diese statistisch nicht untermauerten Behauptungen kursieren seit rund 25 Jahren in den Foren. - Es mag durchaus sein, dass im Winter Kameras Schäden erleiden und komplett ausfallen. Aber das geschieht auch im Sommer. Zu allen Jahreszeiten lässt sich jedoch die Ursache dafür meist hinter der Kamera finden.

Grundlagen

Bei der Diskussion der Wärmephänomene werden in der Fotografie oft drei grundlegende Dinge vermischt:
Hitzeprobleme: Was passiert mit der Kamera bei großer Hitze, und wie kann man sich behelfen?
Kälteprobleme: Welche Störungen treten bei großer Kälte auf, und wie kann man sie lösen?
Temperaturschwankungen, Übergänge von warm zu kalt und von kalt zu warm: Wie wirkt sich hierbei die Luftfeuchtigkeit aus? Wann kommt es zur Kondensation? Wie kann man sie vermeiden?

Für eine wissenschaftlich präzise Beantwortung muss man diese drei Szenarien klar trennen. Nur so kann man sinnvolle Aussagen machen und Tipps für die Fotopraxis geben bzw. selbst Rückschlüsse ziehen.

Welche Fakten lassen sich nun rund um die Wärmephänomene an Kameras finden und welche Schlüsse daraus für die Fotopraxis ziehen?

Materialien

Heute werden in hochwertigen modernen Kameras Metall-Legierungen verwendet, die höchsten Ansprüchen genügen.

Ferner werden in hochwertigen modernen Kameras Kunststoffe verbaut, die höchsten Ansprüchen genügen und dazu noch sehr langlebig sind.

Die meisten Materialien können sowohl sehr hohe als auch tiefe Temperaturen durchaus gut überstehen. Dies betrifft sogar elektronische Bauteile wie Sensoren und Prozessoren.

Jedes Material besitzt jedoch einen spezifischen Ausdehnungskoeffizienten. Dieser bewirkt eine Veränderung der Materialgröße bei sich ändernder Temperatur.

Das Problem liegt heute darin, dass zahllose unterschiedliche Materialien in einer Kamera und einem Objektiv verbaut werden und somit sich diese Materialien bei Erwärmung unterschiedlich ausdehnen und bei Kälte anders zusammenziehen. Hierdurch können Spannungskräfte an den Verbindungsstellen auftreten. Deshalb belasten große und vor allem schnelle Temperaturänderungen moderne Komposit-Kameras, Objektive und Akkus.

Recht

Die technischen Spezifikationen moderner Kameras sind für den Betrieb im Fotoalltag erstaunlich eng:

Hersteller - Modelle: Mindest-Temperatur der Luft - Maximaltemperatur der Luft - Luftfeuchtigkeit
Canon 1D X und Mark II und Mark III: 0 ° Celsius - 45 ° Celsius - kleiner 85%.
Canon 5DIII und Mark IV: 0 ° Celsius - 40 ° Celsius - kleiner 85%.
Nikon D6, D5, D4, D4s, D800 / E / 810 / 850: 0 ° Celsius - 40 ° Celsius - kleiner 85%, keine Kondensation.
Pentax K-5II, K-1: -10 ° Celsius 40 ° Celsius - keine hohe Luft-Feuchtigkeit.
Sony A99, A7, A7R, A7S und jeweils Mark II und Mark III, A9: 0 ° Celsius - 40 ° Celsius - kleiner 85%.

Hierbei handelt es sich um die zulässigen Betriebstemperaturen (im eingeschalteten Zustand der Kamera) - nicht um die erlaubten Lagertemperaturen (im ausgeschalteten Zustand der Kamera), die meist deutlich größere Temperaturspielräume bieten.

Die Gründe, weshalb Kamerahersteller so restriktive Werte publizieren, liegen vor allem in den Haftungsansprüchen, die sie bereits im Vorfeld abwehren wollen. Dabei werden heute Handbücher weltweit konzipiert und die strengsten (US-) Vorschriften angewendet.

Vor allem aus den USA ist bekannt, dass vorsätzliche Falschbedienung im Zusammenhang mit Regressforderungen gerissener Anwälte hohe Schadenersatzzahlungen nach sich ziehen können, da die dortigen Gerichte bei derartigen Prozessen fast immer für den auch noch so unbedarften Anwender entscheiden. - Manchmal wundert es einen, dass Firmen unter diesen Bedingungen überhaupt noch in die USA exportieren.

Die Folgen sind oft extrem eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten, welche Fachleute irritieren.

Allerdings finden sich auch Länder, in denen Englisch zumindest als Verkehrssprache der Wohlhabenden dient, und das Klima extremer als in Deutschland ist. Man denke nur an die Ölstaaten. In den Wüsten können im Sommer tatsächlich Temperaturen (insbesondere in abgestellten Autos) auftreten, welche fast jede Technik an die Grenze der Einsetzbarkeit führen.

Je nach geografischer Verbreitung der Sprache finden sich in manchen Handbüchern (z.B. in deutschen) folglich teilweise auch etwas abgemilderte Warnhinweise.

Hersteller wollen sich gegen überzogene Forderungen absichern. Das ist legitim. Deshalb legen sie sicherheitshalber oft große Sicherheitszonen fest, die man in der Praxis kurzzeitig durchaus überschreiten darf.

Kamera

Welche Wärmephänomene betreffen das Kameragehäuse, den Body?

Hitze

Sensor und Prozessor

Die Hitze, die aus dem Innern kommt.

Reihenbilder bei hoher ISO-Zahl können die Kameratemperatur deutlich ansteigen lassen, da Sensor und Prozessor warm werden.

Manche Kameras können bei langanhaltenden Reihenbildaufnahmen auch überhitzen. Nikon warnt davor z.B. im D800 / E / 810 Handbuch.

Lange, hohe Serienbildgeschwindigkeiten, vor allem im Zusammenhang mit RAW + JPEG Bildern, die gemeinsam auf Speicherkarten abgespeichert werden müssen, können die Kameratemperatur steigen lassen. Bei hoher Umgebungstemperatur sollte man sich deren ständige Verwendung überlegen.

Die Hersteller weisen vorsorglich darauf hin, dass Fotos, die man bei sehr hoher Temperatur aufnimmt, körniger aussehen können. Manche Hersteller weisen auch darauf hin, dass es dann zu Farbveränderungen kommen kann. Das gleiche gilt bei Langzeitaufnahmen.

Es gab Untersuchungen bei CCD- und CMOS-Sensoren, welche nahelegen, dass sich das Rauschen oberhalb der Zimmertemperatur (ca. 18-22 Grad Celsius) mit jeden weiteren 10-15 Grad in etwa verdoppelt. D.h. Hitze führt zu tendenziell verrauschteren Fotos. Aber die Details sind komplex und unterscheiden sich je nach Kameramodell.

Sobald die Temperatur-Warnleuchte der Kamera in der ersten Stufe aufleuchtet, geben die Kamerahersteller an, dass die Bildqualität sich verschlechtern kann.

Vor allem die Kombination von hoher Temperatur, hoher ISO-Zahl und Langzeitbelichtung kann eine suboptimale Bildqualität der Fotos verursachen. In der Tat sollte man diese extreme Kombination im Zweifel zumindest einmal austesten und dann für sich selbst bewerten. Insgesamt dürften solche Situationen jedoch in der Fotopraxis eher selten auftreten.

Wann ein Sensor allerdings zu heiß wird, ist modellabhängig. Dies hängt u.a. vom Sensortyp, der Sensorbefestigung an anderen Teilen und dem Material der Kamera ab. Manche Sensoren hochwertiger moderner Kameras sind wärmeleitend mit dem Magnesium-Rahmen verbunden, sodass die Wärme leicht und schnell abgeführt werden kann.

Im Übrigen liegt eine interne Überhitzung einer Kamera nicht immer am Sensor, sondern wird - zumindest zum Teil - von der Prozessorlast mitbestimmt. D.h. eine korrekte Langzeitbelichtung, bei welcher der Prozessor wenig zu tun hat, wird die Kamera evtl. deutlich weniger erhitzen als eine hochfrequente Full-HD oder 4K- oder sogar 8K-Videosequenz, bei welcher der Prozessor auf Volllast arbeitet. - Auch dies belegt wieder, dass Fotokameras primär zum Fotografieren geeignet sind. Wer ernsthaft Videos filmen möchte, sollte sich eine dafür geeignete Videokamera anschaffen.

Ein weiteres Hitzephänomen betrifft Kameras mit Bildstabilisator in der Kamera. Diese erhitzen den Body erheblich, vor allem bei Video-Aufnahmen, und können zum sehr frühzeitigen automatischen Abschalten führen.

Wenn im Folgenden von Live-View gesprochen wird, dann meint dies einerseits den Betriebsmodus des hochgeklappten Spiegels bei DSLR-Kameras und andererseits sämtliche spiegellosen Kameras in allen Betriebsmodi, da bei letzteren der Spiegel fehlt.

Bei Überhitzung der Kamera insbesondere im Live-View können vereinzelte weiße Pixel oder sogar Nebeleffekte auf dem Display auftreten. Vor allem die langzeitige Verwendung des Live-Views bei hohen Umgebungstemperaturen kann diesen Effekt erzeugen.

Durch die ununterbrochene und lange Benutzung von Live-View kann die interne Temperatur der Kamera derart ansteigen, dass die Bildqualität merklich abnimmt. Dies ist jedoch ein reversibler Prozess. Bereits nach einigen Minuten Pause kühlt sich die Kamera wieder spürbar ab.

Insbesondere die Kombination von Live-View bei hohen Umgebungstemperaturen mit hohen ISO-Werten und zusätzlich Langzeitbelichtungen kann die Bildqualität schnell und drastisch reduzieren.

Durch den Live-View-Modus und beim Filmen wird der Sensor oft minutenlang extrem erhitzt. Da die Kamera dafür zugelassen ist, hält der Sensor dies auch aus.

Als Schutz vor Überhitzung bieten moderne Kameras eine oft mehrfarbige Warnleuchte und schalten bei Missachtung sogar automatisch ab.

Eine erhöhte Innentemperatur der Kamera kann zu einem Abbruch der Filmaufnahme führen, obwohl die Batterie und Speicherkarte noch leistungsfähig wären. Bei modernen Kameras wird dies sogar als automatischer Schutz erzwungen.

Bei Überhitzung der Kamera kann es sein, dass man den Live-View eine Zeit lang nicht einschalten kann. Hierbei handelt es sich um eine Schutzvorkehrung. Bis die Kamera sich intern wieder abgekühlt hat, kann diese Sperrung andauern.

Bei einer Überhitzung der Kamera wird inzwischen meist sogar jede Aufnahmefunktion an der Kamera so lange gesperrt, bis die Kamera sich wieder abgekühlt hat.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass ein Sensor theoretisch überlastet werden kann. Durch den eingebauten Abschalt-Schutz wird dies jedoch verhindert.

Seit Anfang der 2020er Jahre kam es im Zuge der 8K-Video-Kameras respektive bereits bei 4K60P oder 4K120P zum Sekundärphänomen, dass die Speicherkarte beim Schreiben derart hoher Datenmengen schnell erhitzen kann. Dies kann im Extremfall sogar alle anderen Hitzequellen übertreffen und zum Abschalten der Kamera führen. Modernere Konstruktionen binden deshalb das Speicherkartenfach in die inzwischen ausgefeilte Kühlung der Gesamtkamera mit ein. - Und noch ein Hinweis für Videografen: Eine derartig belastete Speicherkarte kann so heiß werden, dass man sich beim Wechseln / Austausch gegen eine leere Speicherkarte die Finger verbrennen kann.

Ein weiteres neues Phänomen betrifft in der Fotografie den Vor-Puffer, der bis zu einer Sekunde Fotos vor dem kompletten Durchdrücken des Auslösers aufnehmen kann, damit man den entscheidenden Moment nicht mehr verpasst. Da der Sensor und Prozessor bereits beim Halb-Durchdrücken des Auslösers für diesen Modus ständig arbeiten, kann auch dies die Kamera wie ein Hochleistungsfilmformat extrem erhitzen.

Sonneneinstrahlung

Hitze aus der Umgebung.

Alle mir bekannten Hersteller warnen davor, die Kamera übergroßer Hitze auszusetzen wie z.B. in einem Auto. - Aber viele Nutzer überlesen den Zusatz unter der direkten Sonneneinstrahlung. Wer seine Kamera im Hochsommer stundenlang auf dem Armaturenbrett seines Autos in der Sonne auf Parkplatz liegen lässt, muss mit anschließenden zeitweisen Fehlfunktionen rechnen. Dies gilt jedoch nur, sofern missliebige Menschen diese eindeutige Aufforderung zum Diebstahl nicht bereits durch Aufbrechen des Pkws genutzt hätten.

Unterschätzt wird oft von Touristen die Aufheizung der Kamera, wenn man diese stundenlang oder sogar den ganzen Tag offen an der Brust herumbaumeln lässt. Sicherlich erzielt man dadurch die schnellste Schussbereitschaft. Aber die Kamera ist der Natur so auch ständig ausgesetzt. Die meisten Menschen laufen inzwischen im Sommer - insbesondere im heißen Süden - wieder mit einer Schatten spendenden Kopfbedeckung herum. Man sollte dann auch der Kamera regelmäßig eine Schattenperiode gönnen.

Wer seine Kamera ständig an der Brust in der Sonne baumeln lässt und sie dann auch noch ständig angeschaltet hat und sogar noch im Live-View-Modus betreibt resp. eine spiegellose Kamera verwendet, (und schlimmstenfalls die automatische Abschaltung auf den Maximalwert eingestellt oder deaktiviert hat) kann im Sommer durchaus an die Leistungsgrenze stoßen, da es hierbei zu einer Erhitzung von außen und von innen kommt. Dies sollte man folglich vermeiden.

Es ist auch keine gute Idee, die Kamera alternativ ständig in der Hand zu halten. Die Körperwärme liegt im Sommer auch bei über 36 Grad und wird über das Gehäuse in die Kamera übertragen. Die teilweise Sonneneinstrahlung wirkt zusätzlich auf die Kamera ein. So wird das Gehäuse - langsam aber sicher - auf mindestens 36 Grad erhitzt.
Generell sollte man die Wärmeübertragung vom Körper auf die Kamera nicht unterschätzen. Wenn man die Kamera mit beiden Händen festhält, das Gesicht an das Display drückt und dann auch noch lange Zeit Serienaufnahmen macht, ist dies schnell nachweisbar.

Es ist auch selbstredend, dass man die Kamera nicht in die pralle Sonne legt, weder auf einem Tisch einer Restaurant-Terrasse noch am Strand. Dies erfordert bereits der minimalste Diebstahlschutz.

Moderne Kunststoffe an Kameras verformen sich heute zwar eher selten durch normale Sommerhitze. Aber die Schmiermittel der bewegten Teile (z.B. Spiegel, Verschluss) können dünnflüssig werden, und bei extremen Reihenaufnahmen evtl. auf den Sensor gespritzt werden.

Allerdings gibt es einige Berichte, dass Klebstoffe ab einer gewissen Temperatur, die im Auto oder bei langer direkter Sonneneinstrahlung durchaus überschritten werden kann, ihre Klebekraft verlieren. Zumindest manche Klebstoffe, welche unterschiedliche Materialien mit verschiedenem Ausdehnungskoeffizienten verbinden, reagieren durchaus empfindlich auf größere Temperaturschwankungen. Bei manchen Kameras könnte somit - neben der hohen mechanischen Belastung durch das ständige Benutzen - auch die Hitzeeinwirkung mitverantwortlich für das Ablösen angeklebter Teile sein. Allerdings trat dies bei mir immer erst nach einigen Jahren hoher Belastung auf.

Das Aussehen des Displays an der Kamera-Rückseite kann sich bei sehr hohen Temperaturen negativ verändern. Die Bildqualität sinkt, wird oft dunkler und kann im Extremfall sogar bis hin zu Schwarz übergehen.

Ferner behaupten manche Fotografen, dass bei sehr hohen Temperaturen (im Auto) die Vergütung der Objektive Schaden nehmen kann. Dies halte ich jedoch nur unter extremen Bedingungen für wahrscheinlich: offenes Objektiv (also ohne Frontkappe), das in der direkten Sonneneinstrahlung auch von vorne auf dem Armaturenbrett eines Pkws stundenlang liegt. Allerdings dürften sich hierbei vorher bereits durch die schwarzen Beschichtungen im Innern und außen am Objektiv andere Teile ablösen.

Praxis-Tipps

Vermeidung des Erhitzens der Kamera

Wer seine Fotoausrüstung in einer Fototasche, einem Rucksack oder einem Koffer / Trolley im Kofferraum lagert, muss sich auch bei Sommertemperaturen darum keine Sorgen machen. Die Isolierung moderner Transport- und Schutzbehältnisse ist derart gut, dass die optische und elektronische Ausrüstung das übersteht. Viele professionelle Hochzeitsfotografen arbeiten schon immer so. Eine Zweitausrüstung liegt bei vielen sicherheitshalber im Kofferraum. Klagen über derartige Hitzeschäden sind nie bekannt geworden.

Wenn man die Ausrüstung nicht verwendet, sollte man sie temperaturgeschützt verpacken (Rucksack, Fototasche, Koffer, Trolley) und dazu ausreichend Silikagel-Beutel legen.

Selbst in den meisten südlichen Ländern (Europas) liegen in heißen Sommern die Mittagstemperaturen unter 40 resp. 45 Grad. Ferner liegen die Temperaturen in einem modernen isolierten Rucksack, Fototasche etc. darunter. D.h. die Kamera erreicht dort selten die Höchsttemperaturen der Umgebung. Man kann sie folglich selbst dann herausnehmen und damit zumindest einige Zeit fotografieren.

Während kurzer Fotopausen sollte man die Kamera zumindest abdecken und / oder in den Schatten legen.

Um die Erhitzung zu reduzieren, wickeln manche Fotografen einfach ein weißes Tuch um die Kamera. So kann man sie weiterhin offen herumtragen und muss sie nicht ständig verstauen.

Wer im Sommer länger in der Sonne stehend mit der Kamera auf einem Stativ arbeiten will, sollte sich entweder ein schattiges Plätzchen suchen oder evtl. einen Sonnenschirm aufstellen.

Kameraeinstellungen, die zusätzliche Hitze erzeugen, sollte man einschränken oder vermeiden: Somit sollte man die Zeit des aktiven Live-Views / elektronischen Suchers, Videos, den LCD-Darstellungszeitraum des Fotos verkürzen und die Kamera generell zwischendurch aktiv ausschalten.

Bei Langzeitaufnahmen unter großer Hitze können ein externes Display / ein externer Monitor sowie ein externer Stromanschluss (an Stelle des Akkus) die Hitze an der Kamera reduzieren.

Ferner sollte man den automatischen Zeitraum, bis zur Abschaltung der Kamera (bei Nichtbenutzung) sehr kurz einstellen.

Auf jeden Fall vermeiden sollte man jedoch immer wieder zu lesende vermeintliche Praxis-Tipps wie, dass man die überhitzte Kamera in einen Kühlschrank, oder eine Gefrierbox, oder eine Camping-Kühlhaltebox, oder eine Getränke-Kühlbox, oder eine Pkw-Kühlhaltebox, oder elektrische Thermobox, oder eine klassische Kühlhaltebox mit Eiselementen legen und dort herunterkühlen kann. Das führt automatisch zur Kondensation (siehe unten) und durch die zu schnelle Abkühlung evtl. sogar zu Materialschäden.

Gegenlichtaufnahmen

Gegen die Sonne fotografieren:

Manuelle Langzeitbelichtungen von Aufnahmen in die Sonne sollte man insbesondere mit Teleobjektiven und Offenblende vermeiden. Der Grund dürfte einleuchten: Wenn die Belichtungsautomatik bereits kürzere Verschlusszeiten als 1/8000 verlangt, wird ein Sensor bei mehrsekundiger manueller Belichtung überlastet. Die Lichtenergie liegt hierbei schnell bei mehr als dem tausendfach zulässigen Wert. - Wer eine Kamera mit Prismensucher verwendet, dürfte sowieso beim auch nur einem kurzen Blick mit Teleobjektiv bei klarem Tageshimmel in die Sonne derart geblendet werden, dass er davon kein Foto machen will. - Nochmals zur Klarstellung die Warnung: Das Sonnenlicht am Mittag ist derart hell, dass es mit Teleobjektiven sogar Augenschäden verursachen kann.

Solange man jedoch mit ungeschütztem Auge gefahrlos in die Sonne sehen kann, sollte es auch der Sensor einer modernen Kamera vertragen. Dies gilt z.B. bei Sonnenaufgang, oder früh morgens, oder spät abends, oder bei Sonnenuntergang, oder bei diesigem Wetter, oder (Boden-) Nebel resp. einer dünnen Wolkendecke. Auch Aufnahmen der Sonne durch Gebüsch, Zweige oder Baumäste hindurch sind möglich, sofern sie einen Teil des Sonnenlichtes abhalten.

Anders sieht es hingegen bei Videos oder spiegellosen Kameras aus. Hier sollte man die Zeit, in welcher man den Sensor der Sonne aussetzt, eher kurz halten.

Nikon warnt in Handbüchern generell davor, jedes Objektiv in Richtung Sonne zu halten, sodass die Sonne in das Bildfeld hineinfällt. Durch die Lichtbündelung könnte sogar ein Brand entstehen. - Diese Pauschalierung ist übertrieben. Gegenlichtaufnahmen sind völlig unproblematisch. Ansonsten müssten z.B. Hochzeitsfotografen ständig über defekte Kameras klagen.

Auch bei Aufnahmen mit Weitwinkel-, Ultraweitwinkel- und Fisheye-Objektiven gegen die Sonne besteht in allen automatischen und halbautomatischen Modi keine Gefahr für den Sensor. Die Sonne darf sogar vollkommen sichtbar sein. Das lässt sich in vielen Situationen mit solchen Objektiven sowieso nicht vermeiden. Das fotografische Problem dürfte hier eher darin bestehen, unerwünschte Lichtreflexe und Spiegelungen zu vermeiden. Ferner neigen dann Bereiche, die im Schatten liegen, dazu, zu dunkel belichtet zu werden, sodass man die Belichtung ggf. korrigieren muss.

Vorsicht musste man jedoch bei vor allem spiegellosen Kameras seit ca. 2020 in modernen Diskotheken und bei Demonstrationen walten lassen. Dort werden oft Laser verwendet, welche Sensoren schädigen können. Das Problem für die Fotografen und Videografen ist allerdings oft, dass man diese Sensorschäden erst zuhause im Nachhinein erkennt.

Was geht?

Dinge, die man mit der Kamera bei Hitze durchführen kann:

Sehr große Temperaturschwankungen entstehen z.B. bei Verbrennungen an Fasnacht.

Dort herrschen nachts (zumindest in meiner Gegend) durchaus bis zu rund -10 Grad Celsius Umgebungstemperatur vor, bei der die Fotografen ca. eine halbe Stunde das fasnächtliche Treiben vor der eigentlichen Verbrennung ständig fotografieren.

Dann entsteht binnen weniger als einer Minute beim Abbrennen der viele Meter hohen Fasnachtspuppe eine derartige Strahlungswärme, dass selbst die übermütigsten Zuschauer zurückweichen. Diese Hitze ist so groß, dass ich mir inzwischen angewöhnt habe, eine Sonnenbrille zum Schutz meiner Augen zu tragen. Aber selbst dann muss ich mich, da ich noch vor den Zuschauern stehe, zwischenzeitlich immer wieder abwenden oder zurückbewegen, da die Hitze teilweise unerträglich wird.

Anschließend sinkt die Temperatur binnen weniger Minuten wieder auf die Umgebungswärme, die im Winter fast immer unter null liegt.

Alle meine Kameras aller Hersteller und aller Preiskategorien sowie die der anderen (Presse-) Fotografen wurden hierbei weit außerhalb der als zulässig spezifizierten Rahmenbedingungen verwendet, überstanden dies problemlos und lieferten dabei und danach eine gute Bildqualität.

Auch in der Bedienung während der Einsätze konnten nie Einschränkungen festgestellt werden. Alles funktionierte wie üblich.

Auch Fotografen, die Fotos von schmelzenden oder geschmolzenen Metallen an Hochöfen und Walzstraßen aufnehmen, haben bisher nicht über Hitzeschäden an ihrer Kamera oder dem Sensor geklagt.

Selbst extremste Temperaturunterschiede werden somit von modernen Kameras schadlos überstanden und sie produzieren dabei Fotos guter Bildqualität.

Auch in der Wüste wurden und werden mit modernen Digitalkameras Fotos gemacht. Deren Fotografen berichten nie über Schäden oder größere Einschränkungen aufgrund der Temperaturen, die am Tag sehr hoch und in der Nacht durchaus erstaunlich tief liegen können. Viel eher klagen fast alle dort über das kaum lösbare Sandproblem, weil der feine Wüstenstaub - trotz aller Vorkehrungen - in sämtliche Ritzen dringt.

Zur Beruhigung zum Abschluss nochmals die Feststellung zum Thema Hitze: Wenn digitale Kameras nur bei unter 40 Grad Celsius verwendet werden könnten, woher stammen dann die Aufnahmen aus den Wüsten (Death Valley), von Feuern oder Hochöfen?

Der Mensch als schwächstes Glied in der fotografischen Produktionskette bei Hitze

Erfahrungsgemäß halten moderne Kameras mehr aus als die meisten Menschen. D.h. die Fotografen selbst stellen bei Hitze das größte Risiko für ihre Kamera dar.

Bei Umgebungs-Temperaturen oberhalb der von Kameraherstellern erlaubten 40 resp. 45 Grad Celsius bereitet das Fotografieren den meisten Menschen sowieso keine Freude mehr.

Denken Sie bei Hitze auch an sich. - Wer selbst müde und unkonzentriert ist, wird kaum mehr gute Fotos machen, aber evtl. seine Kamera fallen lassen.

Kein Foto ist es Wert, dass man sich dafür die Gesundheit ruiniert. Halten Sie sich somit bei Hitze durch geeignete, leichte, gut durchlüftete Kleidung ebenfalls kühl. Sinnvoll kann hier ein Blick auf die landesübliche Kleidung sein. Oft haben sich die dort lebenden Menschen über Jahrhunderte bezüglich ihrer Kleidung optimal an das vorherrschende Klima angepasst. Dies ist übrigens auch ein Grund, warum viele Touristen mit ihren unüblichen kurzen Hosen und T-Shirts oder ohne Oberkörperbedeckung in vielen südlichen Ländern den Einheimischen so auffallen.

Auch, wenn es manche Personen als unmodisch ansehen, eine Kopfbedeckung ist in vielen Ländern absolut unerlässlich, sofern man einen Hitzschlag vermeiden möchte.

Ferner sollte man sich - rein zum Selbstschutz - auch an die landesüblichen Tagesabläufe halten. Die Einwohner wissen durchaus, warum man bestimmte Arbeiten nur oder am besten zu bestimmten Zeiten erledigt. Im Übrigen wirkt ein belebter Marktplatz am frühen Morgen oder am Abend auch fotografisch interessanter als ein menschenleerer in der glühenden Nachmittagssonne.

Sonnencremes mit hohen - der Region angepassten - Lichtschutzfaktoren sollten selbstverständlich sein.

Man sollte in wärmeren Regionen grundsätzlich viel trinken, selbst wenn man keinen Durst verspürt. Die Folgen der Dehydrierung sind am Anfang oft so gering, dass man sie übersieht und erst bemerkt, wenn es schon Beeinträchtigungen der Gesundheit oder in deren Folge Schäden an der Kamera gegeben hat. - Zumindest eine halbliter große, thermisch isolierte Flasche gehört an jede Fototasche bzw. an jeden Rucksack. (Bitte beachten Sie das Wort an. Gemeint ist eine Außentasche. Wasser hat in einem Rucksack oder in einer Fototasche - bei der Ausrüstung - nichts zu suchen.) - Die Getränke sollten weder gezuckert noch alkoholisch sein, da dies bei Hitze nachteilig auf den Kreislauf wirkt.

Schuhe sollten in heißen Gegenden zwar atmungsaktiv sein, aber der Umgebung und dem Anlass angepasst. Sandalen oder Jesus-Schlappen eignen sich in vielen Regionen nicht zum langfristig sicheren Fotografieren.

Ketzerische Zusammenfassung: Wenn Sie selbst kein Wüstenbewohner sind, verträgt Ihre Kamera bei vernünftiger Benutzung mehr Hitze als Sie.

Kälte

Bei Kälte sind die Einflüsse auf die Kamera hingegen für die Fotopraxis umfangreicher.

In der Regel lassen sich Kälteprobleme in drei Kategorien einteilen:
Mechanische Einschränkungen bei Kälte - inklusive Schmiermittel
Probleme rund um LDCs
Stromversorgung: Batterien, Akkus (siehe eigenes Kapitel Akkus unten)

Generell

Das vom Hersteller zugelassene Einsatzspektrum liegt selbst bei Profi-Kameras für über 6.000 Euro meist nur bei 0 Grad Celsius. Nur wenige Kameras wie bereits früh die von Pentax erlauben z.B. bei der K-1 und K-5II bis -10 Grad oder die 2024 erschienene Nikon Z6 III sowie die etwas älteren Z8 und Z9 mit -10 bis 40 Grad Celsius. - Erstaunlicher Weise fanden sich sonst kaum Kameras, welche unter 0 Grad Celsius zugelassen / spezifiziert waren.

De facto schränkt die 0 Grad-Grenze der Hersteller die Einsatzmöglichkeit der Kameras mehr ein als die Obergrenzen von +40 resp. +45 Grad. Die fast überall zu findende 0-Grad-Grenze bei der Umgebungsluft würde jeden Außeneinsatz in vielen Ländern und zu vielen Jahreszeiten verbieten. Jeder Winter bietet in fast jedem Land Europas zumindest kurzfristig Temperaturen, welche darunter liegen.

Begründet wird die 0-Grad-Grenze mit dem physikalischen Phänomen der Ausdehnung von Wasser beim Gefrieren. Hierbei könnte in der Kamera befindliche Luftfeuchtigkeit sich ausdehnen und zu Haarrissen führen, welche wiederum die Mikroelektronik beschädigen könnte.

Das wahre Problem dieser Herstellerangaben scheint nicht so sehr die Technik zu sein, als die Rechtslage. Es darf befürchtet werden, dass manche Firmen und vor allem die Endverkäufer diese engen Spezifikationen dazu nutzen könnten, eine Reparatur bei Schäden vor allem im Frostbereich abzuwehren. Da die Technik jedoch auch bei Minusgraden arbeitet, dürften diese Rechtsfälle allerdings eher selten eintreten. Ferner sei zur Ehrenrettung der Hersteller gesagt, dass (zumindest mir) bisher keine derartigen Regressverweigerungen bei Kälte bekannt wurden.

Auch bei der Lagerung der leeren Kamera (ohne Akku) gehen die Herstellerangaben auseinander, liegen jedoch in eher engen Grenzen: Nikon empfiehlt die längere Lagerung der Kamera nur in Räumen mit Temperaturen zwischen -10 und +50 Grad. Sony empfiehlt einen Lagertemperaturbereich von -20 °C bis +60 °C (z.B. bei der A99 und A9).

Regelmäßig, d.h. bei vielen oder fast allen Kameras sind folgende Kälte-Phänomene zu finden:

1. Mechanik

Die Gleit- und Schmiermittel hochwertiger moderner Kameras sind sehr flexibel und müssen nicht mehr winterfest gemacht werden. So sollten hochwertige Objektive und die beweglichen Teile in hochwertigen Kameras heute nicht mehr blockieren.

Dennoch können die Schmiermittel der bewegten Teile (z.B. Spiegel, Verschluss) zähflüssig werden, und bei extrem tiefen Temperaturen evtl. blockieren. Vor allem bei extremer Kälte soll es früher öfter vorgekommen sein, dass der Spiegel bei DSLRs zeitweise blockierte, und die Kamera erst wieder erwärmt / aufgetaut werden musste. Belege für moderne Kameras lassen sich jedoch nicht finden.

Theoretisch sind alle beweglichen Teile in der Kamera gefährdet. Falls Feuchtigkeit in das Innere der Kamera gelangt und am Verschlussvorhang oder der Spiegelmechanik kondensiert, könnten diese bei extrem niedriger Temperatur sogar blockieren oder beschädigt werden.

Canon gibt im Handbuch der Profikamera 1D X an, dass die Serienbildgeschwindigkeit bei niedrigen kamerainternen Temperaturen und gleichzeitig hohen ISO-Werten (20.000 und höher) von 12 auf 10 Bilder absinkt. Das wären über 10% Leistungsabfall. Andere Hersteller, wie Nikon (D800 / E / 810), geben bei geringen Temperaturen nur pauschal ein Abnehmen der Reihenbildaufnahmen an. Bei allen anderen Kameras dürfte dies ähnlich sein. Das ist sicherlich messbar, aber von den meisten Fotografen kaum spürbar und in der Praxis auch kaum relevant. Das Kernproblem scheint bei allen Kameras bei der Reihenbildgeschwindigkeit eher der hohe ISO-Zahlen-Bereich zu sein.

Manche Autofokus-Systeme (zumindest älterer Kameras) sollen bei Kälte Probleme mit dem schnellen und dem genauen Fokussieren bekommen. Andere Berichte bestätigen einen bei Kälte zumindest langsameren Autofokusmotor bei manchen Kameras und Objektiven.

Da Glas und Plastik bei extremer Kälte spröder werden, sollte die Kamera nicht herunterfallen. Eine weich gefütterte Tasche als minimaler Schutz ist auf jeden Fall erforderlich. Beim Benutzen mit kalten Fingern oder Handschuhen sollte man folglich sicherheitshalber auch den Nackenriemen der Kamera um den Hals legen.

Da Kunststoffe bei Kälte ihre Biegsamkeit verlieren und spröder werden, sollte man diese beweglichen Teile vorsichtig behandeln. Z.B. ein klapp-, schwenk- oder drehbares Rückdisplay kann bei zu viel Kraftaufwand bei Kälte schnell abbrechen. Das Gleiche betrifft die zahlreichen kleinen Kamera-Türen/-Öffnungen (Karten- und Batteriefach, Abdeckungen für externe Anschlüsse etc.).

2. LCDs

Aufgrund der Charakteristik von LCDs können sich zahlreiche negative Einflüsse bei Flüssigkristallanzeigen ergeben:

Zuerst reduziert sich der Kontrast. LCDs grauen aus. Dies ist vor allem bei starker Sonnenstrahlung und Schneeumgebung besonders ärgerlich, da man dann kaum mehr etwas auf dem rückwärtigen Display sowie dem Top-Display erkennt.

Die Anzeige der bei hochwertigen Kameras zusätzlichen Topdisplays wird langsamer und schwächer oder kann im Extremfall sogar gestört werden.

LCDs können sehr druckempfindlich werden. Dies betrifft insbesondere das Rück- als auch das Top-Display. Falls man bei Kälte mit dem Finger darauf drückt, können sie die Farbe wechseln.

Die Anzeige auf dem großen Display auf der Kamerarückseite kann langsamer und bei extrem niedrigen Temperaturen auch gestört werden.

Das Aussehen des Displays an der Kamera-Rückseite kann sich bei sehr niedrigen Temperaturen negativ verändern. Die Bildqualität sinkt, wird oft dunkler und kann im Extremfall sogar bis hin zu Schwarz übergehen.

Manche Kamera-Displays sollen bei extremer Kälte sogar flackern.

Die Touch-Funktion auf modernen Touch-Displays kann bei Kälte langsamer und unempfindlicher werden.

Auch die Helligkeit der Anzeigen im elektronischen Sucher kann je nach Temperatur schwanken.

Die Geschwindigkeit der einstellbaren Autofokus-Punkte kann sinken.

Ein einstellbarer Autofokus-Punkt kann evtl. schlechter oder fast nicht mehr gesehen werden. Dies gilt auch bei blinkenden Autofokus-Punkten.

Im Live-View oder bei spiegellosen Kameras kann bei tiefen Temperaturen ein Nachzieheffekt auf dem Display auftreten.

Auch die Verfolgungsleistung der Autofokus-Sensoren reduziert sich bei geringer Temperatur. D.h. extreme Autorennen bei Eis und Schnee können evtl. teilweise zu einer höheren Anzahl an unscharfen Fotos führen als bei Normaltemperaturen.

Was die wenigsten Anwender Wissen: EVF - die Electronic View Finder - elektronischen Sucher der modernen spiegellosen Kameras bestehen auch aus LCDs. D.h. sie können ebenfalls erheblich gestört werden. Bei extremer Kälte (bei -30 Grad) gibt es Berichte über deren Totalausfall. Jedoch kann man mit dem Live-View auf dem rückwärtigen Display aufgrund der im Winter oft gleißenden Sonne kaum arbeiten.

Hierbei handelt es sich jedoch um reversible - also umkehrbare - Effekte. Sobald die Temperatur in den Normalbereich zurückkehrt, sind die alte hohe Geschwindigkeit sowie die Bildleistung der LCDs wieder vorhanden.

Olympus USA schreibt jedoch, dass LCD-Displays bei Langzeitlagerung im Auto im Winter sogar ernsthaften Schaden nehmen können.

Seltene Probleme

Selten, d.h. bei einigen Kameras, wurden folgende Kälte-Phänomene nachgewiesen:

Manche Fotografen berichten über signifikant gesättigtere, kräftigere oder hellere Farben auf Fotos, die bei tiefen Temperaturen gemacht wurden. Dies muss ggf. später am PC korrigiert werden.

Manche Fotografen berichten über eine erhöhte statische Aufladung ihrer Kamera, die in der relativ trockenen kalten Luft ihre Ursache haben könnte. Als Folge findet sich dann mehr Staub auf, an und in der Kamera. Dies wiederum hat bei langen Einsätzen in der Kälte evtl. einen erhöhten Sensorreinigungsbedarf zur Folge.

Über manche Kameras wird berichtet, dass sich in der Kälte sowohl die Einschaltzeit als auch die Auslöseverzögerung deutlich erhöhen kann. Während man mit ersterem sicher leben kann, wird die Auslöseverzögerung z.B. in der Sport- oder Tierfotografie evtl. zum Problem.

Schutzmaßnahmen gegen Kälte

Wärme geht auf 3 Wegen verloren:
Direkte Wärmeleitung durch direkten und vor allem längeren Kontakt mit anderen Stoffen sorgt für schnellen Wärmetransport. Insbesondere Metalle leiten Wärme schnell ab.
Bei der Konvektion wird die Wärme über strömende Gase (also auch Luft) transportiert.
Bei der Wärmestrahlung erfolgt die Auskühlung durch die von jedem Körper ausgesandte Infrarotstrahlung.

Generell ist es deshalb sinnvoll, die Kamera und Ausrüstung in der Kälte warm zu halten.

Bei Arbeiten auf dem Stativ sollte man die Kamera mit einem Stativkopf mit Schnellverschluss versehen, die Kamera bei Nichtbenutzung vom Stativ abnehmen und in die Fototasche / den Rucksack verstauen. Da ein Stativ viel mehr Kälte verträgt als die Kamera, kann es (gut am Boden gesichert) selbst bei Schneesturm stundenlang in der Kälte stehen bleiben. Allerdings sollte man bei Niederschlag den Stativkopf mit einer Plastiktüte vor dem Zuschneien und Vereisen schützen. Jedoch können bei sehr tiefen Temperaturen die Schmiermittel in den Stativen / Stativköpfen sehr zähflüssig werden oder sogar gefrieren.

Wenn man die Kamera längere Zeit auf dem Stativ belässt, sollte man ab und zu Zoom-Objektive bewegen und den Autofokus-Motor arbeiten lassen. Ohne regelmäßige Bewegung kann die Mechanik der Objektive bei sehr tiefen Temperaturen sonst einfrieren. Dies liegt in der Regel an gefrierender Flüssigkeit - nicht jedoch an den Schmiermitteln.

Im Winter kann jedoch ein starker Wind auch die offen getragene Kamera schnell auskühlen. Noch stärker ist dieser Effekt, wenn Schnee oder Eiskristalle mit dem Wind auf die Kamera transportiert werden. Sie würden auf der Kameraoberfläche schmelzen und dabei dem Gehäuse sowie dem Objektiv sehr viel Wärme entziehen. Wasser ist ein relativ guter Wärmeleiter.

Damit die Kamera warm bleibt, darf sie folglich nicht nass werden.

Diesen Wärmeverlust im Winter kann man jedoch durch Schutzhüllen deutlich reduzieren. Dafür reicht bereits eine dünne Frischalte-/Transparent-/Zellophan-Folie aus dem Küchenbedarf aus. Sie ist preiswert, leicht und einfach um die Kamera sowie das Objektiv wickelbar. Ferner behindert sie die Fotografie meines Erachtens am wenigsten.

Alternativ kann man auch die Silber-/Goldfolie aus einem alten Verbandskasten verwenden (Astronautenfolie). Allerdings muss man diese unhandlich große Folie zuschneiden. Im Winter sollte die goldene Seite außen sichtbar sein. (Die silberne Innenseite reflektiert die Wärme etwas effizienter zurück zu Kamera.) Der Nachteil liegt allerdings in der hohen Reflexion, welche sie für Tieraufnahmen unbrauchbar macht. Hierfür eignen sich dann eher Materialien in matten Tarnfarben.

Solch eine Silber-/Goldfolie ist jedoch für den Nachteinsatz unverzichtbar. In der sternenklaren Nacht kann beim Langzeiteinsatz die Eigentemperatur sämtlicher Materialien (vor allem aber schwarzer) unter die Lufttemperatur der Umgebung absinken, da sie Wärme abstrahlen. (Siehe Fotos der Sternenaufnahmen in den Alpen.) Dies muss auf jeden Fall vermieden werden, da es sonst zur Raureifbildung kommt.

Um die Kamera trocken zu halten, kann man auch zumindest eine Plastiktüte (für Kamera und Objektiv zusammen) oder zwei Plastiktüten (je eine für das Objektiv und eine für die Kamera) verwenden. Zur genauen Anbringung siehe die beiden Filme unten. - Frühere bei z.B. AquaTech auffindbare Luxusausführungen dieses Kameraschutzes gibt es seit Anfang der 2020er Jahre nicht mehr, da die Fotowirtschaft so tief senk, dass sich die Herstellung nicht mehr lohnte. Dies gilt für fast alle Fotoprodukte bei Drittherstellern. - Sie müssen also seit Mitte der 2020er Jahre oft selbst improvisieren.

Schnee, Eis oder Wasser dürfen auf keinen Fall auf der Kamera oder dem Objektiv anfrieren.

Aus diesem Grund darf man bei Kälte auch keinesfalls auf das Display oder die Frontlinse des Objektives blasen / hauchen, um so von dort Staub etc. zu entfernen. Der Atem würde kondensieren und bei extremer Kälte dort anfrieren. D.h. konkret, dass man nur einatmen und den Atem anhalten sollte, solange man durch den Sucher schaut und somit nah am rückwärtigen Display ist. Bei tiefer Temperatur würde bereits ausgeatmete Luft am kalten Display kondensieren.

Falls es dennoch passiert, dann hilft ein Frottee-Handtuch, das man auflegt und mit ganz leichtem Fingerdruck des bloßen, warmen Fingers so das Kondensat aufsaugt. Reiben sollte man jedoch vermeiden, da Eiskristalle je nach Temperatur das LCD beschädigen können. Bei starker Kälte kann man zusätzlich kurzzeitig ein chemisches Wärmekissen auf das Frottee-Handtuch oben drauf legen. - Aber wirklich nur kurz und keinesfalls sollte man das Kissen auf das Display drücken.

Auf jeden Fall sollte man es im Winter vermeiden, die Kamera auf die im Sommer so beliebten natürlichen Stative - zumindest für längere Zeit - zu stellen oder zu legen: Eis, Schnee, Metalloberflächen (z.B. Stahlgeländer) oder Steine als Unterlage entziehen der Kamera schnell sehr viel Wärme. Vor allem auf Eis könnte die Kamera im ungünstigsten Fall sogar anfrieren, falls sie die Eisoberfläche durch die eigene Wärme zuerst antaut. Hier sollte man auf jeden Fall eine isolierende Unterlage wie eine Gummi-Matte, Isomatte, Kissen oder einen Bean-Bag verwenden.

In der Kälte sollte man die Fotoausrüstung nicht über lange Zeit im unbenutzten Pkw lassen. Vor allem in kalten Winternächten und bei schneebedecktem Auto kann das Fahrzeuginnere extrem auskühlen. Die Temperatur könnte weit unter den Gefrierpunkt fallen. Das Material wird es aushalten. Aber die Zeit, bis die Kamera samt Akkus wieder aufgewärmt ist, kann sehr lange sein. So lange wäre mit erheblicher Kondensation zu rechnen, welche Aufnahmen zumindest behindert.

Thermisch isolierte Transportmittel sind im Winter auf jeden Fall hilfreich:
Wenn man im Winter selbst Handschuhe anzieht, weil die Finger frieren, dann sollte man auch die Kamera solange wieder einpacken. Dieses Verpacken der Kamera in einen thermisch isolierten Rucksack oder eine vergleichbare Fototasche reicht in den meisten Fällen bereits aus.
Man sollte die Kamera und Objektive nicht so lange im Dauereinsatz draußen verwenden, bis die Fotoausrüstung komplett auf Umgebungstemperatur ausgekühlt ist bzw. bei Nacht sogar darunter auskühlt. Vor allem bei sehr tiefen Temperaturen sollte man die Kamera nur zum tatsächlichen Fotografieren aus der Tasche herausnehmen.
Primär reicht es aus, die Kamera bei Nichtgebrauch in einen thermisch isolierten Fotorucksack / eine vergleichbare Fototasche zu stecken und diese komplett (mit dem Reißverschluss) zu verschließen. Je weniger kalte Zugluft an die Ausrüstung gelangt, desto langsamer kühlt sie aus. Auch in der Kälte gilt, dass die modernen Transportbehältnisse eine verpackte Kamera erst nach sehr langer Zeit auf diese Temperatur unter 0 Grad abkühlen lassen.
Größere Kameras gehören in stabile und isolierende Fototaschen oder Rucksäcke, die zusätzlich mit Silikagel ausgestattet sind. - Silicagel bei Amazon, oder Silicagel verpackt in Luftentfeuchter-Beutel bei Amazon.

Manche professionellen Fotografen, die sehr lange Außenaufnahmen in kalter Umgebung durchführen müssen, empfehlen, mehrere Kameras zu verwenden und diese im Einsatz abzuwechseln. D.h. die ausgekühlte Kamera wird wieder in Plastiktüten verpackt und an einen wärmeren Ort gelagert, bis man sie gegen die zweite nach einiger Zeit ausgekühlte Kamera wechselt.

Während es in der Hitze schädlich ist, die Kamera der Sonne auszusetzen, kann es in der Winterkälte von Vorteil sein. Die Sonnenstrahlen wärmen die meist schwarzen Gehäuse etwas auf.

Man kann es mit der Wärme allerdings auch übertreiben:

Den oft zu lesenden Tipp, die Kamera im Winter immer wieder nah am Körper zu tragen, also innerhalb des Mantels oder sogar unter dem Pullover, sollte man skeptisch betrachten. Die Luftfeuchtigkeit ist durch die Körperatmung dort extrem hoch. Wenn man die Kamera aus der Kälte dorthin führt und dann den Mantel schließt, wird der Wasserdampf auf der kalten Kamera kondensieren. - Dies gilt umso mehr, je mehr sich die Person währenddessen anstrengt, weil körperliche Belastung die Schweißproduktion weiter erhöht.

Sicherlich kann man kleinere Pocket-Kameras in eine (saubere) Manteltasche stecken. Optimal aufgehoben wäre eine kleinere Kamera jedoch erst in einem passenden Kamera-Etui und dann alles in der etwas wärmeren Manteltasche.

Manche Fotografen heizen ihre Kamera in der Fototasche mit chemischen Heizkissen auf, die zwischen 10 und 30 Minuten Wärme liefern. Z.B. chemische Körperwärmer bei Amazon - Handwärmer bei Amazon.
Andere Fotografen wickeln die chemischen Heizkissen zumindest in einem Socken ein, damit die punktuelle Hitzeübertragung auf die Kamera nicht zu groß wird.

Daneben finden sich auch Kohle-Handwärmer / Taschenofen bei Amazon, die über viele Stunden Wärme abgeben. - Dies sollte man jedoch nur mit Silikagel und einer Plastiktüte um die Kamera durchführen.

Generell sollte man die Kamera eher langsam und großflächig gleichmäßig erwärmen. Heizkissen können hingegen punktuell sehr hohe Temperaturen in kurzer Zeit erzeugen. Diese führen automatisch zu Spannungen durch unterschiedliche Ausdehnung der Materialien an den beheizten und unbeheizten Stellen.
Meines Erachtens kann man mit chemischen Packs den Rucksack oder die Tasche insgesamt aufwärmen. Direkt an die Kamera würde ich diese Heizkissen jedoch nicht legen.

Andere Fotografen bringen derartige chemische Hitzepackungen sogar unten am Batteriefach der Kamera an, um die Akku-Leistung zu erhöhen. - Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass die meiste Wärme an die freie Natur abgegeben wird, die Hitzeentwicklung am Batteriefach eher punktförmig oder zumindest kleinflächig ist und die Batteriefächer heute relativ gut isoliert sind. Durch die starke Erhitzung werden die Dichtgummis deutlich belastet. Ferner ist eine derartige Anbringung auch störend für die Handhabung der Kamera.

Von dem vereinzelt zu lesenden Tipp mit der Wärmflasche mit kochend heißem Wasser in der Fototasche muss man jedoch definitiv abraten. Erstens gehört Wasser (auch in Behältern) nicht in die Fototasche und zweitens wäre die Hitze viel zu groß. - Die ideale Arbeitstemperatur der Kameras liegt zwischen +20 und 25 Grad.

Für den häufigen und längeren Einsatz in extremer Kälte kann jedoch eine beheizte Tasche hilfreich sein, die über den Zigarettenanzünderanschluss im Auto sowie über Normalstecker mit Strom versorgt werden kann.
Beheizte Taschen bei Amazon.. Eine besondere beheizte Tasche finden Interessierte bei Amazon zu einem entsprechenden (dreistelligen) Preis. - Allerdings gilt auch hier: Die Beilage von Silikagel ist sinnvoll und die Ausrüstung sollte man nur langsam erwärmen.

Ein Fotograf sandte mir noch folgenden Hinweis: Gegen das Beschlagen der Linsen bei Unterschreitung des Taupunktes bei nächtlichen Sternaufnahmen werden zum Warmhalten der Refraktoren spezielle Heizmanschetten angeboten. Hier ein Beispiel. Sie verhindern auch eine Fokusveränderung bei Langzeitaufnahmen durch Kälteschrumpfung des Tubus.

Wasser, Schnee und Eis entfernen

Falls - trotz aller Vorsicht - Wasser, Schnee oder Eis an die Ausrüstung gelangt:

Falls Wasser auf der Kamera in der Kälte kondensiert, sollte man sofort die Kamera ausschalten und nicht weiterfotografieren, da sowieso keine guten Fotos mehr entstehen, aber die Kamera beschädigt werden kann. Erst wenn die Kamera von jeglichen Kondensations-Rückständen befreit ist, darf man sie wieder benutzen.

Falls Feuchtigkeit auf die Kamera oder das Objektiv gelangt, so sollte man es sofort mit einem trockenen weichen Tuch vorsichtig und sorgfältig entfernen.

Falls Schnee auf der Kamera und dem Objektiv schmilzt und somit als Wasser anhaftet, kann man es am leichtesten mit einem Frottee-Handtuch entfernen. Frottee zeigt bei einer Qualität über 550 gr/m² eine gute Saugkraft. Man sollte das Frottee-Handtuch allerdings nur auflegen sowie die Kamera damit tupfen, jedoch möglichst nicht reiben, besonders, wenn sich bereits Eiskristalle auf der Kamera gebildet haben. - Ein kleines Frottee-Handtuch passt im Winter in jede Fototasche oder -Rucksack.

Falls Flüssigkeit an der Kamera anfriert, sollte man das Eis nur sehr vorsichtig entfernen. Falls sich Eis an der Frontlinse bildet, hilft nur ganz langsames Erwärmen in einer luftdichten Tüte unter Zugabe von Silikagel-Beutel. Auf keinen Fall darf man auf der Linse reiben oder kratzen.

Falls die Kamera und die Objektive durch Unterkühlung (z.B. in der Nacht) dennoch im Freien sehr viel Raureif ansetzen, hilft nur noch behutsames - langsames - Aufwärmen in trockenen Räumen. Sobald das Eis taut, kann man das Wasser mit einem Frottee-Handtuch abtupfen.

Manche Fotografen empfehlen, die vereiste Kamera aus der extremen Winterkälte zuerst in einen ungeheizten Raum zu stellen und erst später in den geheizten Wohnraum zu bringen. Dies sichert eine langsame Erwärmung und reduziert so die Gefahr der erneuten oder verstärkten Kondensation mit Eisbildung.

Jedes Aufwärmen der Kamera muss langsam und unter Vermeidung von Kondensation durchgeführt werden.

Niemals darf man eine Kamera nach einem längeren Kaltwettereinsatz schnell erwärmen (z.B. auf dem Kamin, an einem Ofen, auf einer Zentralheizung, oder in der Nähe eines Zentralheizkörpers, oder durch einen Föhn).

Wenn man kein Silikagel zur Hand hat, aber schnell ein Trocknungsmittel benötigt, kann man auch Reiskörner verwenden.

Vorteile der Kälte

Tröstlich ist es, dass Kälte neben den zahlreichen Nachteilen auch den Vorteil geringerer Pixelfehler durch Fehlströme, Dunkelströme etc. im Sensor bietet. D.h. das Rauschen wird reduziert und Langzeitaufnahmen gelingen so leichter.

In vielen Fällen arbeiten elektronische Bausteine unter niedrigen Temperaturen - sofern Trockenheit herrscht - sogar optimaler als in der Wärme.

Kälteeinsätze in der Praxis

Trotz aller Beschränkungen werden die Kameras in der Arktis, der Antarktis, sowie in den Hochgebirgen erfolgreich eingesetzt, ohne Schaden zu nehmen.

Moderne Kameras und Objektive arbeiten erfahrungsgemäß bis -20 Grad Celsius einwandfrei. Mit Vorsichtsmaßnahmen kann man sie auch bis -40 Grad betreiben.

Aus den USA liegen Berichte vor, dass DSLRs ohne Unterbrechung stundenlang auf einem Stativ bei Temperaturen zwischen -20 und -40 Grad betrieben wurden. Nur die Batterien / Akkus mussten ausgewechselt werden. Diese Tortur hinterließ weder Spuren an der Kamera noch beeinträchtigte es die Bildqualität, weder während noch nach diesen Aufnahmen.

Zum Abschluss des Bereiches Kälte nochmals die ermutigende Feststellung: Wenn digitale Kameras nur bei Temperaturen über 0 Grad verwendet werden könnten, woher stammen dann die winterlichen Aufnahmen aus den Alpen, der Arktis und Antarktis, den Hochgebirgen etc.?

Für Ungläubige haben Tester ein Video und hier mit einer Pentax erstellt, welche die Kamera beim Labor-Einsatz bei -30 Grad zeigt. Bitte nehmen Sie jedoch Abstand von der dort gezeigten Schockbehandlung mit Wärme und Abkratzen des Eises von der Frontlinse. - Alternativ hier ein paar Fotos von Canon-Kameras und Objektiven bei insgesamt 48 Stunden Einsatz bei -25 und -15 Grad in den Alpen Frozen Camera: What a DSLR Looks Like When Shooting in a -25°C Environment. Auch im fotoMAGAZIN 2/2015 S. 6/7 ist ein Bild vom Baikalsee bei angeblich -35 Grad Celsius abgebildet. Es muss also funktionieren.

Der Mensch als schwächstes Glied in der fotografischen Produktionskette bei Kälte

Denken Sie bei Kälte auch an sich. Ketzerisch ausgedrückt halten moderne Kameras mehr aus als die meisten Menschen. D.h. die Fotografen selbst stellen bei Kälte das größte Risiko für ihre Kamera dar.

Wer selbst friert und zittrig kalte Hände hat, wird kaum mehr gute Fotos machen, aber evtl. seine Kamera fallen lassen. Halten Sie sich somit bei Kälte ebenfalls warm. Kein Foto ist es Wert, dass man sich dafür die Gesundheit ruiniert.

Denken Sie deshalb vielleicht einmal über warme und wasserdichte Knieschützer oder Hosen nach, mit denen man sich auch in den Schnee knien kann für eine optimalere oder auch nur sichere Perspektive.

Da Jeans aufgrund der Saugfähigkeit von Baumwolle nicht für Schnee / Wasser geeignet sind, sollte man auch über von außen winddichte aber von innen atmungsaktive Sporthosen für den Wintereinsatz nachdenken.

Handschuhe: Fassen Sie niemals Metalle bei Kälte mit der bloßen Hand an, sei dies ein Aluminium-Stativ, ein Stahl-Geländer oder ausgekühlte Metallobjektivfassungen.

Fingerlose Handschuhe bzw. Handschuhe mit offenen Fingerkuppen resp. solche mit zurückklappbaren Fingerkuppen erlauben die noch gute Bedienung der Kamera und schützen gleichzeitig die Hände vor schneller Auskühlung.

Alternativ kann man dünne Handschuhe (mit Fingerumhüllung) verwenden, wie man sie z.B. für wenig Geld in Baumwollausfertigung im Fasnachtsbedarf erhält. Sie bieten eine höhere Griffigkeit und Feinfühligkeit, geben allerdings nicht so warm. Baumwollhandschuhe weiß bei Amazon. - In den USA werden Terramar Thermasilk Glove Liner - Amazon.de empfohlen. Meines Erachtens geben sie zwar warm, aber verschleißen schnell.

Andere Fotografen bevorzugen eine Zweischichtlösung: dünne Nylon-Handschuhe innen und fingerlose, dicke Handschuhe darüber. - Auch hier gilt wieder: Es ist effizient, aber die Haltbarkeit der Nylon-Handschuhe ist nicht vergleichbar mit dicken Lederhandschuhen, so dass man sie nach einiger Zeit als Wegwerfprodukte ansehen sollte, was bei dem Preis auch verschmerzbar ist.

Generell gilt, dass man mit keinem Handschuh wirklich ergonomisch die oft kleinen Schalter bedienen kann. Deshalb kann es sinnvoll sein, die wichtigsten Einstellungen an der Kamera bereits in der Wärme durchzuführen, oder (je nach Kamera) sich die verschiedenen später erforderlichen Einstellungen auf Speicherplätze zu legen.

Je nach Touch-Display ist die Funktion mit Handschuhen jeglicher Art signifikant eingeschränkt.

Skiunterwäsche oder zumindest Thermostrümpfe spenden Wärme an den wichtigen Stellen. Wer kalte Füße hat, friert kurz darauf meist überall unerträglich.

Auch wenn es manche Herren als wenig chic ansehen, eine Kopfbedeckung ist wichtig, da man im Winter über den Kopf einen Großteil der Körperwärme verliert.

Auch eine Thermoskanne mit warmem Tee oder heißer Suppe kann die Freude am Fotografieren in der Kälte erhöhen. Hingegen sind Alkohol und Kaffee im Winter kontraproduktiv, da sie es erschweren, die Körpertemperatur zu erhalten.

Ferner empfehle ich jedem die in der kalten Jahreszeit in fast jedem Supermarkt erhältlichen chemische Körperwärmer resp. Handwärmer bei Amazon.. Hierbei handelt es sich um Wärmebeutel, die durch ein Metallblättchen aktiviert werden und dann für bis zu 30 Minuten erstaunliche Wärme für die Hände und Manteltaschen erzeugen können. Manche Fotografen stecken sie auch in die Schuhe. Für die Sohlen gibt es jedoch auch Sohlenheizungen / beheizbare Schuheinlagen.

Schuhe sollten im Winter nicht nur warm, sondern zum Fotografieren auf jeden Fall rutschfest sein. Vor allem, wenn man einen schweren Rucksack trägt, kann man sonst auf glattem Untergrund schnell den Halt und das Gleichgewicht verlieren.

Diese geringen Investitionen werden Ihnen vermutlich zu besseren Fotos verhelfen, als eine neue Kamera und sicherlich im kalten Winter mehr Freude bereiten.

Der im angloamerikanischen Raum bekannte Wind-Chill-Factor betrifft im Übrigen nur Menschen - nicht die Kamera. D.h. Menschen empfinden Kälte in Verbindung mit Wind noch stärker, da Wind einen schneller auskühlt, weil die Wärme schneller abtransportiert wird. Wind chill factor wird im Deutschen oft falsch übersetzt als gefühlte Temperatur: Wikipedia Deutsch - Wikipedia Englisch - Vorsicht: Es existieren mehrere Umrechnungsverfahren, oft nur in alt und neu unterschieden: Rechner - Rechner)

Ketzerische Zusammenfassung: Wenn Sie selbst kein Eskimo sind, verträgt Ihre Kamera bei vernünftiger Benutzung mehr Kälte als Sie.

Luftfeuchtigkeit

Erstaunlicher Weise halten die meisten Fotografen Hitze und Kälte für die gravierendsten Probleme der Fotografie. Dabei ist das größte Problem die Luftfeuchtigkeit.

In der Fotografie geraten zum Thema Temperatur und Luftfeuchtigkeit fast immer die folgenden drei Szenarien durcheinander:

Was geschieht, wenn man mit einer Kamera von der Wärme in die Kälte geht? - Bei einer trockenen Kamera: Nichts, da die Luftfeuchtigkeit in kalter Luft meist sehr gering ist. Deshalb findet sich auch kaum Kondensation. Die einzige Ausnahme ist, dass man aus dem warmen Raum bereits Nässe in der Ausrüstung mitbringt. Dann kann sie anfrieren.

Welche Phänomene treten auf, wenn man in der Kälte fotografiert? - Vieles, siehe oben den Abschnitt Kälte. Aber es tritt meist keine Kondensation ein.

Was passiert, wenn man mit einer Kamera von der Kälte in die Wärme geht? - Sehr vieles. Hier kommt es fast immer zur Kondensation, siehe die folgenden Details.

Fakten

Das vom Hersteller zugelassenen Einsatzspektrum liegt selbst bei Profi-Kameras für über 6.000 Euro nur bei unter 85% Luftfeuchtigkeit.

Hohe Luftfeuchtigkeit findet sich nicht nur in den Tropen. Es geht um die relative Luftfeuchtigkeit. Diese hängt jedoch vom Taupunkt (°C) ab. Jenen Wert sowie die relative Luftfeuchtigkeit erhalten Sie im Internet bei Ihrer örtlichen meteorologischen Station - oft sogar als ziemlich aktuelle Angaben. Schauen Sie z.B. einmal bei wetter24 vorbei. Dort sind viele Orte aufgelistet bzw. über die Suche auffindbar.

Bei mir am Bodensee werden 85% Luftfeuchtigkeit an so vielen Tagen im Jahr überschritten (insbesondere im nebligen Herbst und Winter sowie vor und nach jedem Regen), dass ich mir eigentlich ein anderes Hobby suchen müsste. Dies gilt auch für optisch auf den ersten Blick unbedenkliche Tage: Als ich diese Zeilen schrieb: An einem kalten und klaren Wintermorgen (-2 Grad, kein Nebel, keine Wolken, beste Sicht auf den strahlenden Mond und die klare Sonne) meldete die Wetterwarte in meiner Stadt 94% relative Luftfeuchtigkeit.

Eine Temperaturabsenkung unter den Taupunkt kann zu Kondensation an der Kamera oder den Objektiven führen.

Ohne zu sehr in wissenschaftliche Details einzusteigen, kann man folglich festhalten: Die Kameratemperatur sollte über der Taupunkttemperatur der Umgebungsluft liegen. Falls die Temperatur der Kamera unter jenem Taupunkt liegt, wird es zur Oberflächen-Kondensation kommen. D.h. die in der Luft verdunsteten bisher unsichtbaren Wasserteilchen schlagen sich auf und in der Kamera an allen Oberflächen, dem Sensor und den Objektiven nieder. Das würde zumindest zu sehr weichen Bildern führen.

Physikalisch betrachtet kommt es bei Kameras zur Oberflächen-Kondensation: Wenn man einen kälteren Gegenstand in eine wärmere Luftschicht einführt, kühlt sich an dessen kalter Wandung die in der direkten Umgebung befindliche Luft ab und kondensiert, z.B. als Tau, Raureif.

Bei der Fotokamera finden sich vereinfachend dargestellt zwei Oberflächen:
Die außen liegenden und direkt sichtbaren Flächen der Kamera: Wenn man eine kalte Kamera im Winter in ein geheiztes Wohnzimmer trägt, dann kondensiert die Luftfeuchtigkeit des Zimmers an der Außenseite / Oberfläche der Kamera und der Objektive.
Die innen liegenden und im geschlossenen Zustand nicht sofort sichtbaren Flächen der Kamera (z.B. Spiegelkasten, Objektivinnenräume, Akku-/Batteriefach): Wenn die sich in der Kamera befindliche warme Luft abkühlt, wird irgendwann auch hier der Taupunkt unterschritten und der in der dortigen Luftkammer enthaltene Wasserdampf schlägt sich am Sensor bzw. in den Objektiven nieder. Dieser Effekt tritt ein, wenn man z.B. von einem geheizten und bewohnten (Atmungsfeuchtigkeit) Zimmer die Kamera in die Winterkälte hinausträgt.

Sommer

Klimaanlagen in Räumen, Flugzeugen, Bussen oder Autos sorgen im Sommer meist für eine extrem trockene Luft, sodass es dort kaum zur Kondensation kommt, wenn man die Kamera aus der Tasche herausnimmt oder von einem klimatisierten Raum zum anderen trägt. Diese Kondensation tritt jedoch beim Verlassen jener klimatisierten kühlen Räume sofort ein, wenn man die dann relativ kühle Kamera in die warme Umgebungsluft bringt. Dann schlägt sich die Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft außen auf der Kamera nieder. Benutzt man dann ein als Luftpumpe wirkendes Zoomobjektiv, so kann die warme Luft auch in das kalte Objektiv eindringen und deren Luftfeuchtigkeit dort auf den Linsen kondensieren. Wechselt man dann noch ein kaltes Objektiv gegen ein anderes aus, so dringt auch warme Umgebungsluft in das kalte Kameragehäuse und gelangt an die hintere Linse der Objektive und kondensiert dort.

Winter

Eine ähnliche Wirkung wie Klimaanlagen im Sommer haben Heizungen im Winter. Beheizte Räume sind oft sehr trocken, sodass es dort kaum zur Kondensation kommt, wenn man die Kamera aus der Tasche herausnimmt oder von einem beheizten Raum zum anderen trägt. Auch hier tritt die Kondensation beim Verlassen dieser Räume ein, wenn man in die Kälte geht. Dann kühlt zuerst die Kamerahülle ab und die noch warme Luft im Kamerainnern kondensiert ihre Luftfeuchtigkeit an den kalten Innenflächen. Dieser Effekt ist meist gering.

Viel größer ist die Kondensation, wenn man nach stundenlanger Fotosession in der Kälte in einen warmen und mit Menschen (Luftfeuchtigkeit) überfüllten Raum tritt.

Vorsicht: Die unerwünschte Kondensation an der kalten Kamera im Winter kann bereits beim Einsteigen in das relativ gesehen wärmere Auto erfolgen. Jede Temperaturerhöhung der Umgebung sollte in Betracht gezogen werden.

Bei extremer Kälte kann bereits die relativ gesehen hohe Luftfeuchtigkeit am Auge das Sucherglas beschlagen lassen. Zumindest den eigenen Atem sollte man auf jeden Fall weg von Kamera lenken.

Beim Nachteinsatz bei Sternenaufnahmen ist eine Silber-/Goldfolie zur Wärme-Isolation unverzichtbar. In der sternenklaren Nacht kann beim Langzeiteinsatz die Eigentemperatur der Ausrüstung (vor allem schwarze) unter die Lufttemperatur der Umgebung absinken, da sie Wärme abstrahlen. (Siehe Fotos der Sternenaufnahmen in den Alpen.) Dies muss auf jeden Fall vermieden werden, da es sonst zur Raureifbildung am Objektiv und der Kamera kommt.

Von der Kälte in die Wärme

Um Kondensation zu vermeiden, sollte man einige Dinge beachten:

Die Kamera sollte man unbedingt in einen verschließbaren Plastikbeutel (aus dem man fast alle Luft um die Kamera herum durch enges Anlegen der Plastikhülle entfernt hat) verpacken.

Olympus-Techniker erlauben auch das Einwickeln in ein Handtuch.

Silikagel-Beutel sollten der Kamera beiliegen, um die Luftfeuchtigkeit aufzufangen.

Die Kamera sollte man nur langsam an die neue Temperatur angleichen lassen.

Sobald die Kondensation, die nun auf der Plastiktüte stattfindet, wieder abgetrocknet ist, kann man den Beutel öffnen.

Das kann durchaus eine halbe Stunde oder länger dauern (Sony empfiehlt 1 Stunde), bis die Kamera die Umgebungstemperatur angenommen hat. Durch die Wärmeisolierung der Plastiktüte kann es bei großen Temperaturunterschieden auch bis zu 2 Stunden dauern.

Manche Fotografen empfehlen auch eine mehrstufige Temperaturangleichung. So lassen sie die Ausrüstung zuerst eine Stunde in der Garage oder dem Treppenhaus oder dem Bad stehen, bevor sie sie in die Wohnung holen.

Sofern ich die Kamera nicht kurzfristig benötige, lasse ich sie im kalten Winter meist über Nacht langsam in einer Tüte oder dem geschlossenen, thermisch isolierten Fotorucksack in einem nicht besonders geheizten Raum aufwärmen. Falls ich daran denke, öffne ich nach 4 Stunden den Reißverschluss meines hoch isolierenden Rucksacks etwas, damit die Temperaturangleichung schneller abläuft. - In mitteleuropäischen Wintern reicht m.E. ein guter Rucksack zum Aufwärmen aus. Plastiktüten sind nur für extreme Temperaturunterschiede und relativ schnelles Aufwärmen erforderlich.

Es empfiehlt sich vor dem Aufwärmen zu Hause, nach einer Fotosession, noch im Kalten (also draußen) zuerst die Speicherkarte aus der Kamera zu nehmen und sofort in eine spezielle Speicherkartenhülle zu verpacken, damit man die Fotos bald auf den PC überspielen kann, und die Kamera sich wirklich in Ruhe erwärmen lässt. Aus Ungeduld haben schon manche Fotografen die Plastiktüte zu früh geöffnet, und dann kam es doch zur unerwünschten Kondensation am Objektiv.

Manche Fotografen empfehlen spezielle Ziploc-Plastikbeutel, also mehrfach sehr gut verschließbare Tüten. Ziploc bei Amazon.

Im Sommer kann man die Plastiktüten auch verwenden, wenn man von klimatisierten Räum ins schwüle Freie geht, um die Kondensation an der Kamera zu vermeiden.

Wer zahlreiche größere Temperaturunterschiede mit Kamera in kurzer Zeit bewältigen muss, sollte die Ausrüstung eher im Rucksack draußen in der Kälte lassen. D.h. wenn man nur 1/2 Stunde in die völlig überhitzte und mit vielen Menschen (hohe Luftfeuchtigkeit) angefüllte Berghütte geht, um sich selbst kurz aufzuwärmen oder etwas zu kaufen, wäre dies für die Ausrüstung ein großer Stress. Die Kondensation außen wäre erheblich, würde in der kurzen Zeit nicht (völlig) trockenen und beim Hinausgehen in die Kälte vermutlich sofort anfrieren. Generell kann man festhalten, dass das ständige Wechseln zwischen kalter Umgebung mit geringer Luftfeuchtigkeit und warmen Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit das Kondensationsproblem verschärft. - Ketzerischer Hinweis: Dies geschieht z.B. an Fasnacht beim Umherziehen von einer Gaststätte zur anderen durch die kalte Winterluft. Aber auch in manchen Winterski-Orten soll das als Aprè-Ski in zahlreichen Gegenden vorkommen.

Tropen

Zur extremen Herausforderung kann die Kondensation in den Tropen werden:

Auch wenn es auf den ersten Blick paradox klingen mag, im tropischen Klima sollte man die Kamera möglichst warm halten und vor einer Auskühlung (z.B. durch Verpacken) schützen.

Die anscheinend kleine Forderung nach einer etwas höheren Kameratemperatur als die Taupunkttemperatur der Umgebungsluft kann in den Tropen zur großen Herausforderung werden, wenn z.B. die Umgebungstemperatur bereits 29 Grad beträgt und der Taupunkt bei 28 Grad liegen sollte. Derartig hohe Temperaturen kann man mit einer Kamera nur selten ständig überschreiten. D.h. es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Kondensation kommen. Dies umso mehr, als in den Tropen die Taupunkttemperatur oft relativ nahe an der Umgebungstemperatur liegt und somit kleinste Temperaturveränderungen zur Kondensation führen können.

Im tropischen Klima sollte man die Kamera nicht in klimatisierten Räumen zu sehr herunterkühlen. Die Gehäusetemperatur liegt dann fast immer unter dem Taupunkt der Außenluft, sodass es zum Beschlagen der Kamera kommt, sobald man das klimatisierte Haus, Hotel, Auto verlässt. D.h. man sollte die Kamera in solchen klimatisierten Räumen in der Fototasche oder dem Rucksack belassen.
Alternativ kann man sie in kaum klimatisierte Räume (wie das Bad) stellen, wobei man dann allerdings die Türen zu klimatisierten Räumen schließen sollte.
Manchmal eignen sich auch Schränke als trockener und warmer Lagerort.
Alternativ kann man in dem Lagerraum der Fotoausrüstung die Temperatur der Klimaanlage so hoch regeln, wie es geht, damit die Ausrüstung möglichst warm bleibt.

Gefahren

Die Folgen der Kondensation innerhalb der Fotoausrüstung werden unterschätzt:

Pilze, Flecken auf dem Sensor, dem Sucher oder den Linsenelementen sowie dem Verschlussvorhang, Korrosion oder Rost auf den elektronischen Bauteilen können auftreten.

Neben kurzzeitigen Störungen kann dies im Extremfall zu langfristigen schweren Schäden führen.

Diese Schäden sind vom Fotografen nicht zu reparieren und liegen in der Regel außerhalb jeder Garantie oder Gewährleistung.

Im Übrigen bieten die modernen Staub- und Wetterschutzvorkehrungen an Kameras keinen Schutz vor Kondensation.

Nochmals: Kondensation ist heute die Gefahrenquelle Nummer eins, auf der alle Techniker der Kamerahersteller insistieren. - Hier darf man auch keine Kulanz erwarten.

Nikon empfiehlt sogar die längere Lagerung der Kamera nur in gut belüfteten Räumen mit weniger als 60 % Luftfeuchtigkeit.

Solche Luftbedingungen lassen sich nur mittels Tricks langfristig garantieren. Die beiden preiswertesten sind Präpariersalz (Natriumstannat, welches oft zur Präparation von Pflanzen verwendet wird, bei denen das Wasser vorher entzogen werden muss) sowie Kieselgel (Silikagel, Silicagel, Silica Gel). Dieses im Backofen bei ca. 110 Grad wieder regenerierbare Granulat kann man jahrelang zum Trocknen verwenden. Meist liegt es in kleinen Vliespackungen auch elektronischen Geräten bei. Vorsicht: In Plastik verpacktes Trocknungsmittel verträgt meist nur ca. 80 Grad Ofentemperatur.

Bezugsquellen sind u.a. Trockenmittel groß bei Amazon, 1 kg Silikage - ca. 14 Euro bei Amazon, Präpariersalz bei Amazon, oder Präpariersalz bei Hobbyversand-Schlachter.

Für extrem feuchte Regionen kann sich die Investition in einen Luftfeuchtigkeitsmesser für Zigarren (Humidor) lohnen, oder in ein relativ preiswertes Hygrometer (bei Amazon ab ca. 10 Euro), um die Luftfeuchtigkeit bei einer Langzeitlagerung der Kamera unter 60% zu halten.

Praxistipps

Falls es trotz aller Vorkehrungen zur Kondensation in der Kamera kommt, dann muss man auf jeden Fall die Kamera sofort ausschalten und die Batterie entfernen. Selbst im vermeintlich ausgeschalteten Zustand fließt meist Strom durch die Schaltkreise, insbesondere, wenn Wasser im Spiel ist.

Falls es zur Kondensation kommt, kann man sie - sofort - aber nur außen an der Kamera mit einem Tuch entfernen. Danach sollte man die Ausrüstung in einem trockenen Raum lagern.

Sauberkeit rund um die Kameraausrüstung ist bei extremen Temperaturverhältnissen noch wichtiger als sonst, da sich Kondensation im Zusammenhang mit Schmutzpartikeln noch schädlicher auswirkt.

Vor allem die nicht immer sofort erkennbare - also vermeintlich unsichtbare - Kondensation an inneren Teilen der Kamera und des Objektives kann zu langfristig schädlichen Folgen führen und sollte deshalb mittels verschlossener Plastiktüte und langsamer Temperaturanpassung vermieden werden.

Je plötzliche und stärker die Temperaturänderung bzw. die Änderung der relativen Luftfeuchtigkeit ausfällt - d.h. der Taupunkt sich verändert -, desto heftiger zeigt sich die Kondensation. In unseren Breiten betrifft dies vor allem den Winter mit beheizten Innenräumen und kalten Außentemperaturen.

Mit der gebührenden Umsicht lassen sich längere Beeinträchtigungen meist vermeiden. Wenn dennoch (auf dem Foto) sichtbare Spuren zurückbleiben, hilft zuerst die Objektiv-Reinigung, dann die Sensor-Reinigung und schließlich nur noch der Fachservice.

Beruhigung

Und trotzdem werden die Kameras in den Tropen erfolgreich eingesetzt, ohne Schaden zu nehmen.

Selbst extremste tropische Situationen im Tropenhaus, Palmenhaus oder dem Schmetterlingshaus (z.B. der Mainau) übersteht eine moderne Kamera problemlos - und zwar länger als die meisten Besucher. Man muss nur die Anpassung der Kameratemperatur beachten.

Was man jedoch vermeiden sollte, ist der kurzfristige Wechsel zwischen hoher Luftfeuchtigkeit bei hoher Temperatur zu niedriger Temperatur mit geringer Luftfeuchtigkeit - sowie umgekehrt. Wer z.B. zuerst eine Stunde im Winter draußen in der Kälte fotografiert und dann sofort in ein Tropenhaus geht, wird sichtbare Einschränkungen erfahren, da zumindest das Objektiv beschlägt. Das gleiche tritt beim Übergang vom überhitzten Tropenhaus in die Winterkälte ein.

Zum Abschluss nochmals zur Beruhigung: Wenn digitale Kameras nur bei bis zu 85 % Luftfeuchtigkeit verwendet werden könnten, woher stammen dann die Aufnahmen aus den Dschungeln, dem Amazonas oder selbst den heftigen Monsunregen in Südostasien? Sie könnten dann noch nicht einmal an den meisten Sommertagen am Bodensee fotografieren, da wir hier durchaus bis weit über 90% Luftfeuchtigkeit zumindest abends, nachts und morgens haben.

Fazit Kamera

Die von den Herstellern spezifizierten Temperaturbereiche sagen aus, unter welchen Bedingungen der jeweilige Hersteller die Funktionen eines Kameramodells - wie im Datenblatt angegeben - zusichert. Betreibt man eine Kamera außerhalb der spezifizierten Temperaturen, muss nicht mit sofortigen Schäden gerechnet werden.

Beim reinen Fotografieren durch den Sucher existieren selbst im Hochsommer keine Probleme.

Anders sieht es beim ständig benutzten Live-View und vor allem bei Langzeit-Video-Aufnahmen mit einer DSL(R) im Hochsommer aus - vor allem mit aktiviertem (kamerainternen) Bildstabilisator. Seit 2014 gibt es auch Hinweise, dass die höheren Video-Modi, vor allem hohe Bildraten bei Full-HD und 4K-, 6K- und 8K-Videos mehr Abwärme in der Kamera erzeugen. Hierfür sind - wie insgesamt - reine Video-Kameras (Camcorder) eher geeignet.

Generell: Was man sich selbst und seiner Haut nicht zumuten würden, das sollten man auch nicht mit der Kamera machen.

Ein größeres Problem als durch Hitze und Kälte existiert bei ständig extrem hoher relativer Luftfeuchtigkeit (vor allem bei gleichzeitig hoher Temperatur). Tropische Verhältnisse im Dschungel können jede Kamera binnen weniger Wochen zerstören. Dies schließen die meisten Hersteller und Versicherungen deshalb auch aus.

Obwohl ich bei manchen Projekten im Sommer - teilweise ohne Unterbrechung - bereits stundenlang im Live-View-Modus einer DSLR oder mit spiegellosen Kameras gearbeitet habe, waren die Fotos immer von guter Qualität und es kam bei mir bisher zu keiner Warnung oder automatischen Abschaltung wegen kamerainterner Überhitzung. Auch hier sollte man also die Kirche im Dorf lassen.

Schalten Sie die Kamera während längerer Fotopausen regelmäßig ab oder aktivieren Sie zumindest den Schlafmodus. Das senkt die Innentemperatur der Kamera und verlängert die Akku-/Batterieleistung.

Verstauen Sie die Kamera bei längeren Fotopausen in der Tasche oder dem Rucksack bzw. Koffer / Trolley. Sowohl im Sommer als auch im Winter sorgt dies für eine gemäßigte Kameratemperatur und somit hochwertige Fotos.

Obwohl ich am See in einem Gebiet mit fast ständig hoher Luftfeuchtigkeit wohne, das im Sommer kurzfristig bis über +40 Grad und im Winter in den nahen hohen Alpen zumindest zeitweise bis weit unter -20 Grad bietet, konnte ich bisher keine Einschränkungen bei modernen Digitalkameras feststellen. Fotos gelangen zu allen Zeiten und unter allen klimatischen Bedingungen.

Eigentlich warte ich darauf, dass ein Kamerahersteller die alte Werbung der Haarsprayhersteller aufnimmt:
Anchorage, windig, -30 Grad: die Kamera funktioniert: der Eisbär ist scharf im Kasten.
Dakar, Sonnenschein, +50 Grad: die Kamera funktioniert: das driftende Rallye-Fahrzeug in der Wüstendüne weht eine beeindruckende Sandwolke in die Luft.
Manaus, windstill, 99% Luftfeuchtigkeit: die Kamera funktioniert: Der farbenfrohe Flügelschlag des Kolibris über dem Amazonas-Krokodil ist eingefangen.

Meines Erachtens halten die modernen Kameras das aus.

Allerdings lassen sich diese Aussagen nicht generell auf alle Kameras (vor allem alte) übertragen, da die technische Ausstattung je nach Modell zuweilen erheblich schwankt.

Deshalb muss man - wie immer bei der Fotografie - etwas Sorgfalt walten lassen. Selbstverständlich kann man durch Missbrauch jede Kamera zerstören. - Oft reicht allerdings bereits der gesunde Menschenverstand für gute Fotos aus: Was man sich selbst nicht zumuten würde, dem sollte man die Kamera auch nicht aussetzen.

D.h. falls durch grobe Fahrlässigkeit des Fotografen dennoch Schäden entstehen, wird die Gewährleistung / Garantie den Schaden vermutlich nicht abdecken.

Machen Sie sich dennoch nicht so viele Sorgen, sondern benutzen Sie Ihre Kamera vernünftig und machen Sie schöne Fotos.

Akkus / Batterien

Vor allem im Zusammenhang mit Kälte verursachen Batterien und Akkus immer wieder Probleme. Allerdings werden hierbei auch viele schlechte Erfahrungen mit alter Technik über Jahrzehnte falsch kolportiert, welche auf die neuen Akkus und Batterien kaum mehr zutreffen.

Grundlagen zu Akkus und Batterien

In der analogen Zeit legten bergsteigende Fotografen oft Wert auf eine rein mechanische Kamera, da die damaligen Batterien bei 0 Grad bereits erhebliche Schwächen zeigten und bei -20 Grad oft vollständig versagten. Jedoch funktionieren Digitalkameras heute nicht mehr ohne Strom, und die Akkumulatoren wurden qualitativ extrem verbessert.

Grundsätzlich gilt, dass jede Aussage nur für eine bestimmte Batterie resp. einen bestimmten Akkumulator gilt. Pauschalaussagen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen. Die Unterschiede der Batterien, selbst der so hoch gelobten und weit verbreiteten Lithium-Ionen-Batterien, sind je nach Größe, Bauart und Verwendung (insbesondere Laststrom, Entladestrom) sehr unterschiedlich.

Ferner sind die Unterschiede zwischen Primärzellen (nur einmal entladbare Batterien) und Sekundärzellen (wieder aufladbare Akkumulatoren) erheblich.

Generell unterscheiden sich alle Batterien in den Punkten Kapazität, Leistung, Energieinhalt, Selbstentladung.

Auch die Serienstreuung angeblich gleicher Produkte kann signifikant sein.

Letztendlich bestimmt in den heute üblichen Verbünden mehrerer Zellen die schwächste Zelle die Qualität der gesamten Batterie.

Mit Durchschnittstemperaturen von unter 10°C sind heute in Deutschland (abgesehen von strengen Wintern und alpinen Regionen) kaum gravierende negative Einflüsse bei modernen Batterien und Akkus zu erwarten.

Hochwertige Batterien haben bei Kälte meist eine höhere Leistung als hochwertige Akkumulatoren. Aber für viele Geräte, wie Kameras sind im normalen Batteriefach nur noch Akkus erhältlich. Ausnahmen bilden meist nur noch die Kameras mit zusätzlichem Hochkant-Batteriegriff, die teilweise auch mit Mignon-Batterien bestückt werden können.

Generell lassen sich bei guten neuen Lithium-Ionen-Batterien nur geringe Leistungs-Änderungen zwischen der Normaltemperatur bei ca. 20 Grad Celsius und 0 Grad messen Die Verluste liegen meist unter 10%. Anders sieht es hingegen bei billigen Alkaline Batterien aus, deren Leistung um bis zu 40% absinken kann.

Die Werte der Akkus liegen in ähnlichem Rahmen. Allerdings kommen bei Akkumulatoren die alterungsbedingten Verschlechterungen zum Tragen. D.h. mit der Anzahl der Aufladungen resp. dem Alter des Akkus nimmt seine Kapazität und Leistung ab.

Die immer wieder zu findende Behauptung, dass Akkus sich bei Kälte angeblich selbst entladen, ist wissenschaftlich unhaltbar. Akkus (wie Batterien) zeigen bei Kälte nur eine geringere Leistung, da die darin ablaufenden chemischen Prozesse bei Kälte verlangsamt werden. Dadurch entladen sich Akkus bei Kälte sogar langsamer.

Ferner sind die immer wieder zu lesenden Behauptungen der plötzlichen Kapazitätsabnahme sowie Ladungsabnahme unzutreffend. Nur die Leistung nimmt ab, wenn man einen geladenen Akku in die Kälte bringt.

Einsatzbereiche der Foto-Akkus

Wie die Kameras so unterliegen die Akkus erheblichen Einschränkungen. Canon legt für die 1D X und Mark II 0-45 Grad fest, für die 5DIII/IV 0-40 Grad. Nikon erlaubt den Akku-Einsatz (analog zu den Kameras) nur bei Umgebungstemperaturen von 0-40 Grad (für die D800 / E / 810/D4/D4s/D5/D850).

Die höchste Leistung der Akkus wird sowieso nur zwischen 10 und 30 Grad Celsius garantiert (empfohlener Einsatzbereich). - Aber die höchste körperliche Leistungsfähigkeit der Menschen liegt auch nur zwischen 15 und 25 Grad.

Ferner sind bei diesen Temperaturangaben zu den Akkus immer die internen Temperaturen gemeint. Da sich die Akkus jedoch in einer dicken Plastikhülle befinden, kann die Außentemperatur - zumindest kurzzeitig - deutlich höher oder tiefer liegen. Das gilt insbesondere, wenn sie sich im Akku-Fach der Kamera befindet, das nochmals eine Temperaturisolation bietet.

Die Innentemperatur der Akkus wird übrigens in vielen Fällen von der Leistungsentnahme und nicht der Raumtemperatur bestimmt. Dies kann man bei Hochleistungs-Akkus im großen Akku-Pack bei externen System-Blitzlichtgeräten im Dauereinsatz sogar durch Anfassen nachprüfen. Selbst im kalten Wintereinsatz können sich solche Akku-Packs bei Hochlast spürbar erwärmen.

Leistungsangaben der Hersteller

DSLR - Kameras mit Spiegel

Im Folgenden werden eine Spitzenkameras bei DSLRs bezüglich der offiziellen Akku-Leistung untersucht:

Hersteller - Modell - Fotos bei 23 Grad - Fotos bei 0 Grad - Reihenaufnahmen bei 23 Grad

Canon - 1D X Sucher - 1.120 - 860 (-23%) - k.A.
Canon - 1D X Live-View - 290 - 250 (-14%) - k.A.
Canon - 1D X Video - 2 h 10 min - 2 h (-8%) - k.A.
Canon - 5DIII Sucher - 950 - 850 (-11%) - k.A.
Canon - 5DIII Live-View - 200 - 180 (-10%) - k.A.
Canon - 5DIII Video - 1 h 30 min - 1 h 20 min (-12%) - k.A.

Nikon - D4 Sucher - ca. 2.600 - k.A. - ca. 5.500
Nikon - D4s Sucher - ca. 3.020 - k.A. - ca. 5.960
Nikon - D4s Video - 55 Minuten bei Full HD 1080 / 60p - k.A. - ca. 5.960
Nikon - D800 / E mit einfachem Akku - 900 - k.A. - ca. 2.400
Nikon - D810 mit einfachem Akku - 1.200 - k.A. - ca. 3.860
Nikon - D810 Video - 40 min. - k.A. - -

Pentax - K-5II - ca. 980 Bilder bei 23 Grad - 810 (-17%) - k.A.

Sony - A99 im LCD-Modus - ca. 500 Bilder bei 25 Grad - k.A. - k.A.
Sony - A99 im Suchermodus - ca. 410 Bilder bei 25 Grad - k.A. - k.A.
Sony - A7RIII im LCD-Modus - ca. 650 Bilder bei 25 Grad - k.A. - k.A.
Sony - A7RIII im Suchermodus - ca. 530 Bilder bei 25 Grad - k.A. - k.A.
Sony - A9 im LCD-Modus - ca. 650 Bilder bei 25 Grad - k.A. - k.A.
Sony - A9 im Suchermodus - ca. 480 Bilder bei 25 Grad - k.A. - k.A.

Die Werte werden meist bei 23 Grad Celsius angegeben, wobei der CIPA-Standard 23 +- 3 Grad vorsieht. D.h. jeder Hersteller hat etwas Spielraum, den manche Hersteller auch zu ihrem Vorteil ausnutzen.

Canon macht keine Angaben im Handbuch zu der Anzahl der Serienbilder. Mir gelangen an einem Abend rund 7.000 Fotos mit Serienbildfunktion bei einer langen Sportveranstaltung, wobei der Akku noch nicht einmal die Hälfte seiner Leistung verbrauchte.

Die Praxiswerte weichen von diesen nach internationalen Standards (CIPA Camera & Imaging Products Association testing standards) gemessenen Werten oft deutlich ab. Insgesamt halte ich die reinen Labor-Werte der Anzahl der möglichen Fotos bei Canon in der Praxis für untertrieben, die von Nikon für etwas übertrieben. Das liegt jedoch sicherlich auch am eher seltenen Einsatz von Live-View, der kurzen Displayzeit sowie dem Abschalten aller zusätzlichen für die Fotografie nicht relevanten optischen sowie akustischen Signale und Funktionen. - Wie dem auch sei, alle Werte aller Kameras reichen für die alltägliche Fotopraxis aus. Denn jeder ambitionierte Fotograf besitzt sowieso mindestens einen Ersatz-Akku.

DSL - Kameras ohne Spiegel

Im Folgenden werden eine Spitzenkameras bei DSLM (M - Mirrorless) bezüglich der offiziellen Akku-Leistung untersucht:

Fallen wir gleich mit der Tür ins Haus: Die Werte jeder spiegellosen Kamera ist bezüglich der Akku-Ausdauer schlechter als bei DSLRs. - Der technische Hauptgrund war auch bereits oben bei den DSLRs erkennbar der sogenannte LiveView - also die Dauerleistung des rückwärtigen Displays - respektive bei den meisten spiegellosen Kameras des stromhungrigen EVFs des elektronischen Suchers. - Kurzum: beim LiveView der DSLRs und bei allen spiegellosen Kameras muss der Sensor immer unter Voll-Last arbeiten und das rückwärtige Display oder der elektronische Sucher immer an sein.

Hinzu kommt bei spiegellosen Kameras ein andersgearteter Testzyklus, der ebenfalls nicht immer praxisrelevant ist: Die minimalen Werte der offiziellen Testergebnisse kommen durch das sogenannte 'Chimping' zustande. Dabei wird nach jedem Fotos hinten auf dem Display das Bild eine Zeitlang betrachtet. - Dadurch sind die angegebenen offiziellen Werte so erschreckend gering und liegen oft nur zwischen 200 und 500 Bildern - und dies, obwohl die Akkus teilweise größer sind und die Leistung aller Akkus in den letzten Jahren deutlich gesteigert wurde.

Daraus folgt, dass hohe Serienbildgeschwindigkeiten - ohne Kontrolle der aufgenommenen Fotos (mit Mitte der 2020er Jahre bis zu über 100 Bildern je Sekunde) selbstverständlich nicht den Akku binnen Sekunden entleeren. Man erhält in jenem Serienbildmodus oft eine signifikant größere Ausbeute an reinen Fotos.

Aber dennoch benötigt jeder Fotograf zu jeder spiegellosen Kamera einen Ersatzakku, sonst ist oft noch nicht einmal ein halber Tag überstehbar. - Denn viele ergonomische Systemeinstellungen erhöhen den Strombedarf drastisch über die reinen Labormessungen: So werden die elektronischen Sucher bei den minimalsten Grundeinstellungen getestet. Wer ergonomische 120 Hz-Bildwiederholrate, hohe Pixel-Auflösung, HDR-Echtfarben oder zumindest einen helleren Sucher wünscht, wird damit ganz schnell die Akkuleistung reduzieren. Auch die modernen Autofokusmodi, oder ganz besonders der Pre-Burst (Vorpuffer) können den Akku extrem belasten.

Vor allem Video stellt eine derart hohe Dauerbelastung für den Akku dar, dass alle ernsthaften Videografen nicht nur gleich mehrere Ersatzakkus anschaffen, sondern zudem eine externe Powerbank für den mobilen Einsatz. - Viele Amateurvideografen empfehlen die hochwertige Anker Powercore 26800 PD mit 9V, 3A - Power-Bank, die auch ich mir angeschafft habe. Oder man verwendet als externe Stromquelle eine noch leistungsfähigere Version. - Achten Sie bei anderen Geräten auf den erforderlichen Zusatz PD (Power Delivery) und vor allem die Voltzahl passend zur Kamera. - Der Anschaffungspreis liegt (mit eigenem Steckdosen-Ladegerät der Powerbank) nur knapp über einem Original Kamera-Akku. Allerdings ist ihre Leistung (Stromstärke, Ladekapazität etc.) - gleichgültig wie man es rechnet - viel höher als die des Kameraakkus.

Fakt bleibt allerdings: Fotokameras sind weder bezüglich des Sensors noch bezüglich der Batterien und bei modernen spiegellosen System auch bezüglich der Bauform nicht für die Dauerlast des langen Videos ausgelegt.

Jedoch kommen auch für Fotografen weitere erhebliche Einschränkungen hinzu. Mitte der 2020er Jahre benötigten fast alle neuen Kameramodelle neue Akkus. Alte Akkus konnten zwar (angeblich 'irgendwie') weiterverwendet werden. Aber sie erbrachten - wie im Übrigen auch etwas (30-60%) entladene neueste Akkus - nicht die Höchstleistungen der Kamera, des Autofokussysteme usw. Vor allem die bereits drastisch einbrechende Leistung bei nur teilweise entladenen neuesten Akkus war (insbesondere bei vielen Canon-Modellen) eine schwere Bürde für die tägliche Fotopraxis, die zu noch mehr Ersatzakkus am Tage für z.B. die Sport- und Wildtierfotografie zwang.

Letztendlich waren die Werte der Akkus in spiegellosen Kameras bei Kälte nochmals geringer.

Probleme und Lösungen

Für die praktische Fotografie betreffen Akku-/Batterie-Probleme fast ausschließlich tiefe Temperaturen. Dann sinkt deren Leistung deutlich ab. Als Folge finden sich zahlreiche Ratschläge, die in zwei Richtungen zielen:

Da wäre zuerst einmal die Reduktion des Stromverbrauches. Die Energieeinsparung führt zu einer Schonung des Akkus.

Und dann kann man durch Erhöhung der Temperatur etwas erreichen, um sich dem effizientesten Temperaturbereich von 23 Grad Celsius wieder anzunähern.

1. Stromverbrauch reduzieren

Überflüssige Zusatzfunktionen (z.B. Wi-Fi) kann man in der Kälte abschalten bzw. zumindest herunterfahren (Anzeigedauer des Fotos auf dem Display, Abschaltzeit bei Nichtbenutzen).

Kameras mit zugeschaltetem eingebautem Blitz und / oder GPS bieten nur eine sehr geringe Ausdauer. Beide Zusatzgeräte sind als notorische Stromfresser bekannt und sollten bei Kälte gemieden werden.

Manche Fotografen schalten die Bildstabilisierung und das rückwärtige Display ganz aus, um Strom zu sparen. Andere schalten sogar den Autofokus ab. Das erscheint heute nur noch bei extremer Kälte und langem Außeneinsatz zielführend.

Sinnvoller ist der Hinweis, die Kamera komplett abzuschalten, wenn man sie nicht benötigt. Aber auch hier gilt es, das nicht zu übertreiben, da viele Kameras heute beim Ein- und/oder Ausschalten viel Strom für z.B. die Sensorreinigung verbrauchen. Durch ein ständiges Ein- und Ausschalten wird bei manchen Kameras sogar jedes Mal die komplette Elektronik aktiviert (inklusive LCD und Sensorreinigung). Manche Kameras bieten deshalb einen einstellbaren Schlafmodus, der ebenfalls Strom spart, aber nicht den stromfressenden Einschalteffekt zeigt.

In der obigen Tabelle ist der insgesamt hohe Stromverbrauch bei Live-View wesentlich auffälliger als der Rückgang der möglichen Bildanzahl von 23 zu 0 Grad. Abgesehen von der inneren Erhitzung der Kamera bei Live-View, sollte man deshalb bei DSLRs aufgrund des Stromverbrauches den Live-View-Modus abschalten, wenn man ihn nicht benötigt.

2. Erhöhung der Temperatur

Früher wurde bei Kälte oft empfohlen, die Batterien erst im letzten Moment - also kurz vor der Aufnahme - in die Kamera einzulegen und danach wieder herauszunehmen und in die Hosentasche zu stecken. Heute sind die Akkus leistungsfähiger. Ferner sind moderne Kameras und Akkus heute besser isoliert. Ganz im Gegenteil kann das ständige Öffnen des Akku-Faches die Kamera stärker auskühlen. Ferner wird durch den ständigen Wechsel definitiv Feuchtigkeit in das Akku-Fach transportiert, die man dort auf keinen Fall haben möchte. Im Übrigen ist diese Arbeit bei extremer Kälte ein unangenehmes Geduldsspiel. Legen Sie sich in einem solchen Fall sinnvoller hochwertige Ersatz-Akkus zu, und lassen Sie einen Akku ständig in der Kamera bis die Warnlampe zum Wechsel auffordert. Danach kann man die kalten Akkus wieder aufwärmen und später erneut verwenden.

Wechselsystem im Winter: Bei sehr niedrigen Außentemperaturen sinkt die Akku-Leistung ab. Es handelt sich hierbei um eine temperaturbedingte Leistungsabnahme. Dann sollte man den kalten Akku gegen einen warmen austauschen. Danach kann man den vermeintlich leeren Akku wieder auf gut 25 Grad aufwärmen. Dadurch erhält er wieder seine alte Leistung und kann dann wieder in der Kamera verwendet werden. Dieses Wechselspiel mit Aufwärmen kann man sehr oft durchführen, ohne dass man die Akkus erneut aufladen müsste. Dennoch sollte man vor allem im extremen Wintern nur mit vollgeladenen Akkus hinausgehen.

Das Tragen der Akkus am Körper wird zwar immer empfohlen, weil es dort warm ist. Aber die Details werden nicht erklärt.
Nur im Innern der Jacken / Mäntel ist es im Winter wirklich warm. Falls Sie Batterien in die bei modernen Funktionsjacken oft außen aufgenähten Taschen stecken, ist der Wärme-Effekt oft minimal. Diese aufgenähten Taschen schützen im Grunde nur vor Wind und Nässe.
Im Innern des Mantels findet sich jedoch oft auch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, die in der Nähe der Batterien eher negativ zu bewerten ist. Wenn man bei eisiger Kälte die ausgekühlten Akkus in die hohe Luftfeuchtigkeit am Körper bringt, kondensiert sie sofort auf dem Akku. Und auch, wenn man dann diese feucht-warmen Akkus später wieder in der Kälte herausnimmt und in die ebenfalls kalte Kamera steckt, wird die Feuchtigkeit im Innern des Akku-Faches kondensieren. Dort will man jedoch definitiv keine Feuchtigkeit haben.
Wenn Sie also die Reserve-Akkus direkt am Körper tragen wollen, dann hüllen Sie sie zumindest in eine Plastikfolie ein.

Falls man Batterien / Akkus zum Aufwärmen in die (Hosen-/Mantel-) Tasche stecken möchte, dann sollte man dies auch aus anderen Gründen nur mit einer Isolierschicht / Schutzklappe um die Kontakte tun. Falls sich in der Tasche Münzen, Schlüssel oder sonstiges Metall befindet, könnte es zu einem Kurzschluss oder zumindest zur Entladung kommen.

In Innern eines modernen (Foto-) Rucksacks ist ein in einer zusätzlichen Plastikfolie eingewickelter Akku bereits gut wärmeisoliert. Nur in den auf dem Rucksack außen aufgenähten Fächern kühlen sie oft schneller aus. Für mehrstündige Ausflüge im Winter habe ich so noch nie Probleme gehabt. Erst bei langen Aufenthalten im Freien kühlt ein moderner isolierter Rucksack wirklich komplett auf Außentemperatur ab.

In Zweifelsfällen kann man kalte Akkus auch mit chemische Körperwärmer resp. Handwärmer bei Amazon. wieder vorsichtig im Rucksack erwärmen.

Weitere Akku-Probleme

Bei abnehmender Akku-Ladung kann die Reihenbildgeschwindigkeit bei einigen Kameras abnehmen. Dies kann man meist verschmerzen, da man selbst sowie andere Menschen und auch die Tiere bei Kälte etwas langsamer sind.

Da die Akkus für Fotoapparate heute häufig von Zulieferern gefertigt werden - und meist nicht mehr von den Kameraherstellern selbst -, sind die Kamerahersteller auf eine hohe Qualitätssicherung bei den Zulieferern angewiesen. Dies scheint zumindest in der Vergangenheit ein Problem bei Nikon gewesen zu sein, sodass dort mehrfach Rückrufaktionen für Akkumulatoren durchgeführt werden mussten.

Die über Lithium-Ionen-Akkus immer wieder zu lesenden Regeln zur Lebensdauer 4 Jahre oder 400 Ladezyklen sind eher als ganz grober Daumen-Richtwert anzusehen. - Manche Lithium-Ionen-Akkumulatoren werden unter Laborbedingungen mit bis über 10.000 Ladezyklen angegeben. Aber es sind auch Montagsprodukte mancher Billighersteller bekannt, die nach einigen Dutzend Ladevorgängen bereits entsorgt werden mussten.
Ich selbst besitze seit über 20 Jahren einen Lithium-Ionen-Akku in einem DECT-Telefon, der nach allen Regeln falsch genutzt wird: Er liegt ständig in der Ladeschale und wird ständig aufgeladen. Dennoch arbeitet er bis heute absolut problemlos. Ein anderer Lithium-Ionen-Akku in einem kleineren DECT-Telefon musste jedoch bereits nach 5 Jahren dieser Behandlung ersetzt werden.
Ein Bekannter hat sein DECT-Telefon ständig herumliegen und steckt es nur nach Aufforderung in die Ladeschale. Der erste Akku musste nach 4 Jahren ersetzt werden. Der zweite Akku hält bei identischer Behandlung nun schon über 10 Jahre. - Es existieren somit keine in der Praxis nachprüfbaren generellen Aussagen.

Die tatsächliche Leistung der Akkus bei Kälte schwankt erheblich je nach Größe und Kapazität: Während moderne DSLR-Akkus heute auch bei Kälte hervorragende Langzeiteigenschaften aufweisen, zeigen die schmalen, kleinen, flachen Akkus mancher spiegellosen Kameras mit sowieso geringerer Normal-Kapazität bei Kälte oft sehr geringe Leistungen.

Akkus werden unter Last warm. Das ist im Winter hilfreich, da es die Kameratemperatur minimal erhöht. Im Sommer ist es jedoch nachteilig. Dennoch ist es kaum sinnvoll, die Akkus im Sommer ständig gegen kühlere Ersatzakkus auszuwechseln. Nur in Extremfällen wurde bei älteren DSLRs ein neben dem Kamerafach sichtbar höheres Rauschen des Sensors beobachtet. D.h. dort wurde das Rauschen auf dem Sensor bei extremer Langzeitbelichtung nach rechts hin stärker.

Tipps

Die Kapazität / Leistung der Akkus wird meist bei rund 23 Grad Celsius angegeben. Außerhalb der empfohlenen oder spezifizierten Temperaturen sinkt die Leistung der Akkus zeitweilig. Es handelt sich jedoch (zumindest bis zu einer gewissen Temperatur) um einen umkehrbaren Prozess, sodass man die volle Akku-Leistung danach wieder erhält. Dennoch sollte man extrem hohe oder tiefe Temperaturen für Batterien meiden, insbesondere für die längere Lagerung.

Grundsätzlich sollte man nur mit vollgeladenen Akkus in die Kälte hinausgehen.

Für den kurzen Fotoeinsatz mit einer DSLR in der Kälte reicht ein voll aufgeladener Akku heute aus. Erst bei längeren Fotoarbeiten in der Kälte muss man über Ersatz-Akkus nachdenken. Anders sieht es hingegen bei den oft sehr kleinen und flachen Akkus der spiegellosen Kameras aus. Sowohl bezüglich der Bauart als auch der Kapazität sind diese extrem benachteiligt und nur eingeschränkt für den Einsatz in der Kälte geeignet.

Je nach Kälte und Einsatzzweck empfehlen sich bei DSLRs folgende Richtlinien für die ganztägige Foto-Session in der Kälte:
Unter 0 Grad Celsius sollte es mindestens ein Ersatz-Akku sein.
Unter -15 Grad Celsius empfehlen sich besser zwei Ersatz-Akkus.
Unter -30 Grad Celsius wären drei Ersatz-Akkus noch sicherer.

Bei älteren spiegellosen Kameras kann man die obigen Werte für DSLRs verdoppeln. Bei modernen spiegellosen Kameras sollte man zu obigen DSLR-Werten mindestens 1 weiteren Ersatzakku hinzurechnen.

Ein wichtiger Punkt für die Praxis, der zwar in jedem Handbuch steht, aber nicht immer beachtet wird, ist das Ausschalten der Geräte (Kamera, Blitz), bevor man die Akkus / Batterien wechselt. Mir fiel bei anderen Fotografen auf, dass es bei Missachtung teilweise - zumindest vorübergehend - zu unerklärlichen Störungen nach dem Akku-Wechsel kommen kann.

Wenn man direkt aus der Kälte in die Wohnung kommt, sollte man die Akkus ebenfalls erst aufwärmen lassen, bevor man sie wieder in das Ladegerät steckt. Erstens erholt sich der Akku dann wieder, sodass der angezeigte Rest-Ladezustand sich erhöhen kann. Zweitens warnen viele Hersteller davor, unterkühlte Akkus aufzuladen. Die Kapazität kann dadurch zumindest für diesen Ladevorgang deutlich unter dem Nennwert liegen. Manche Hersteller schließen auch Schäden am Akku beim Laden bei zu tiefen Temperaturen nicht aus.

Falls Sie Kameras und andere Ausrüstungsteile über viele Monate nicht benutzen, kann es sinnvoll sein, die Akkus zu entfernen, da es in den Geräten fast immer zu einem leichten Entladestrom auch im Ruhezustand kommt. Dies kann (bei sehr langer Lagerung) zu Tiefentladungen und einer reduzierten Lebensdauer der Akkumulatoren führen.

Lagerung des Akkus

Bei einer langen Lagerung sollte die Temperatur gemäßigt bis kühl sein, da gemäß einigen Berechnungen die Batterielebensdauer durch Korrosion des positiven Gitters bei einem Anstieg der Umgebungstemperatur über 25° C um weitere 10° C um jeweils ca. 50% sinkt.

Nikon empfiehlt die längere Lagerung der Akkus nur bei 15-25 Grad Celsius.

Bei extrem hohen Temperaturen sind sogar Fälle bekannt geworden, bei denen Akkus Feuer fingen oder explodierten. Die mir bekannten Fälle bei Fotokameras bezogen sich jedoch auf Billigprodukte, frühere Montagsproduktionen oder auf für den Einsatzzweck nachweislich ungeeignete Akkus. Dasselbe betrifft die Angaben zum Auslaufen / Lecken der Akkus und Batterien. Mit modernen Qualitätsprodukten sollte so etwas nicht mehr vorkommen. - Eine seltene Ausnahme eines explodierenden Akkus einer Fotokamera führte im November 2017 zu einer Evakuierung des Flughafens in Orlando.

Die Selbstentladung hängt von Alter und Typ des Akkus sowie von der Temperatur am Lagerort ab. Deshalb sollte man geladene Akkus eher kühl lagern, denn je niedriger die Lagertemperatur ist, desto geringer ist auch die Selbstentladung.

Viele Hersteller warnen inzwischen davor, Akkus vollgeladen über längere Zeit zu lagern. Man sollte moderne Lithium-Ionen-Akkus über längere Zeit eher bei 60-70 % Ladezustand lagern, wenn man sie nicht benutzt. Dann beträgt die Selbstentladung nur ca. 2% je Monat bei 20°Celsius. Bei Vollentladung und bei Vollladung wird die Lebensdauer reduziert. Dieser 60-70%-Wert ist jedoch kaum durchführbar, da kein mir bekanntes Ladegerät hierauf einstellbar ist.

Die Hersteller empfehlen im Übrigen, die Kamera-Akkus nur mit den dazugehörenden Klick-Verschlüssen / Verschlusskappen extern zu lagern. Jene schützen alle empfindlichen Teile, wie die Kontakte.

Ladegeräte für Akkus

Auch das Laden und Entladen unterliegt oft verkannten technischen Rahmenbedingungen.

Für Akkus und Batterieladegeräte gelten im Übrigen oft auch erhebliche Einschränkungen der Hersteller für das Aufladen: Es ist meist nur zwischen 0 und 40 Grad Celsius sowie bei unter 85% Luftfeuchtigkeit erlaubt. Nikon gibt für das Ladegerät der D800 / E / 810 / D4 / D4s im Handbuch einmal 5-35 Grad und weiter hinten 0-40 Grad Celsius an. Das Nikon Ladegerät der D800 / E / 810 verweigert z.B. die Ladung unter 0 Grad und über 60 Grad.

Hochwertige Ladegeräte setzen im Übrigen die Ladeleistung bei niedrigen Temperaturen herab, was zwar zu einer längeren Ladezeit führt, jedoch die Batterie schont. (Siehe hierzu z.B. das Ladegerät von Canon für die 5DIII bei Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad bis zu 4 Stunden. Das Nikon Ladegerät der D800 / E / 810 verlängert zum Schutz des Akkus die Ladezeiten unter 15 Grad und über 45 Grad.)

Hochwertige Ladegeräte verweigern ferner die Ladung bei zu hohen Akku-Innen-Temperaturen, um die Batterie zu schonen. Auch wenn während des Ladens eine sehr hohe Temperatur im Akku entsteht, wird ein hochwertiges Ladegerät den Ladevorgang abbrechen oder zumindest unterbrechen und erst bei Absinken der Temperatur in den Normbereich wieder weiter aufladen. (Siehe hierzu z.B. das Ladegerät von Canon für die 5DIII.)

Nikon gibt an, dass die Akku-Leistung kurzzeitig sogar sinken kann, falls man den Akku bei weniger als 5 Grad Celsius lädt. Sobald man den Akku wieder bei normaler Zimmertemperatur auflädt, erreicht er wieder seine normale Leistung.

Auch Sony warnt (im A7-Handbuch) davor, Akkus einer Temperatur von mehr als 60 Grad auszusetzen, wie sie unter direkter Sonneneinstrahlung oder in Autos entstehen kann.

Sony empfiehlt das Laden der Akkus bei 10-30 Grad Umgebungstemperatur. D.h. im Prinzip sollte man Akkus nur bei Zimmertemperatur aufladen.

Akkus sollten übrigens auch einmal im Jahr bis zur Entladung benutzt werden (damit ist jedoch keine schädliche Tiefentladung gemeint, sondern die normale Nutzung bis zur Hinweis-/Warnmeldung der Kamera zum Akku-Wechsel). D.h. das ständige zu frühe Wiederaufladen bei 50 oder mehr Prozent Restladung ist eher schädlich.

Die Qual der Wahl

Das Angebot an Akkus und Ladegeräten ist unüberschaubar geworden.

Bei den Kamera-Akkus bin ich etwas eigen und erwerbe immer die Markenprodukte - trotz des oft erheblichen Mehrpreises. Und ich benutze zum Laden das jeweilige Original-Ladegerät, das allerdings heute nur noch bei hochwertigen Kameras mitgeliefert wird. Billigprodukte beinhalten oft ein Laden des Akkus in der Kamera über USB-Kabel. Dann benötigt man doch wieder ein spezielles Ladegerät, wobei guter Rat wirklich selten ist, da die Akkus der Kameramodelle so unterschiedlich sind, dass kaum Standard-Ladegeräte für alle denkbaren Größen auf dem Markt existieren. Letztendlich landet man meist doch wieder beim teuren Model des Kameraherstellers.

Bei System-Blitzgeräten verwenden Profifotografen heute überwiegend Eneloop Akkus von Sanyo. Sie konnten auch mich bei Eiseskälte immer überzeugen und bieten heute ein akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis.

Profifotografen verwenden überwiegend Eneloop Akkus von Sanyo eneloop AA Mignon Batterien (4er Pack), Sanyo eneloop Batterien AA Mignon 8er Pack - auch ein 16-Pack ist auswählbar.

Alternativ bieten sich die etwas leistungsstärkeren Eneloop XX Pro Akkus an: 4er Pack Eneloop XX Pro Mignon AA Akkus 2550 mAh (min. 2450 mAh) - HR-3UWXB inkl. hochwertiger Kraftmax Akkubox

Für diese Mignon/AA-Akkus verwende ich das folgende Ladegerät: MEC-Energietechnik AV4M Diagnoseladegerät mit Kfz-Adapter (LCD-Display, Entladefunktion), das jedoch kaum mehr verfügbar ist. Die Bedienung ist mit den kleinen Knöpfen zwar etwas gewöhnungsbedürftig und der Preis ist hoch. Aber dafür hat es seit 2012 mit allen Akkus perfekt funktioniert. Mit einem früheren Billiggerät von Aldi habe ich mir über die Jahre nicht nur alle meine Akkus zerstört, sondern bei jedem Ladevorgang die Kapazität der Akkus verringert. - Dieses hochwertige Ladegerät zeigt zum Abschluss den Ladezustand der bis zu 4 Akkus an und erlaubt so den Vergleich bzw. ggf. die Aussonderung schlechterer Akkus. Denn das beste Akku-Pack (z.B. für ein Blitzgerät) ist nur so stark, wie die schwächste Einzelzelle. Zwischen 95 und 100% muss man sich keine Sorgen machen. Weicht eine Akku-Zelle jedoch deutlich nach unten ab, so sollte man sie umgehend ersetzen. Diese schwache Zelle kann man immer noch für andere Einsatzzwecke (Wecker, Wanduhr, Waage etc.) verwenden.

Alternativ bewährte sich auch Technoline BC 700 Akku-Ladegerät schwarz mit hochwertigen Akkus.

Das Problem scheint tatsächlich zu sein, dass zahlreiche Ladegeräte mit älteren Akkus nicht (gut) zurechtkommen.

Immer wieder erstaunen einen die Rezensionen und Kritiken zu Ladegeräten. Was kann man schon Positiveres schreiben, als dass es die Akkus sauber lädt resp. keine Schäden produziert.

Externe Stromversorgung

Bei extremer Kälte kann eine externe Stromquelle (außerhalb der Kamera) hilfreich sein. Das kann mit Transformator in Abhängigkeit von einer Steckdose und einem langen Kabel geschehen, oder mit externem Batterie-Pack, das man in der Fototasche oder am Körper trägt.

Die Wirkung ist zweifellos gegeben. Dagegen sprechen jedoch der Preis und vor allem die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Interessierte finden eine Bastelanleitung Nikon + Canon sowie eine weitere Bastelanleitung Canon.

Für die Fotografie halte ich dies nicht für erforderlich, auch nicht für Langzeitbelichtungen. Jedoch ist es sehr wohl erforderlich für Videos bei Kälte, da man mit normalen Kamera-Akkus bei tiefen Temperaturen nur wenige Minuten am Stück filmen kann.

Allerdings verwende ich wie andere Fotografen und Videografen eher eine moderne externe Powerbank mit hoher Leistung - siehe oben.

Fazit

Machen Sie sich keine allzu großen Sorgen um die Batterie / den Akku. Die modernen Lithium-Akkus /-Batterien besitzen einen weiten Temperaturbereich für die Lagerung und den Betrieb.

Kaufen Sie sich auf jeden Fall für jedes fotografische Gerät einen Ersatz-Akku, selbst wenn Sie ihn in der Praxis dann doch nur in 10% der Fälle benötigen. Man ärgert sich sonst wegen der 10% entgangener Fotos. Und diese entgangenen Fotos sind einem dann definitiv mehr wert, als die Investition in die weiteren Akkus.

Ob man Markenprodukte oder Billigprodukte erwirbt, scheint keinen großen Unterschied zu machen. Die Erfahrung zeigt, dass es unter allen Produkten eine Serienstreuung gibt, die Sie positiv wie negativ treffen kann.

Betrachten Sie Akkus als Verbrauchsmaterial. Irgendwann wird jeder ein Montagsprodukt erhalten und es nach kurzer Zeit ersetzen müssen. Da die Preise für Akkus in den letzten Jahren stabil geblieben oder sogar gesunken sind, ist dies erträglich.

Bei modernen spiegellosen Hochleistungskameras kann man Mitte der 2020er Jahre jedoch nur noch zu Original-Akkus der Hersteller raten, da immer mehr Hersteller (vor allem Nikon, Sony und Canon) Dritthersteller faktisch sperren - angeblich wegen zu geringer Leistung.

Speicherkarten / Speicherchips

Wesentlich weniger bekannt und weniger diskutiert sind die temperaturabhängigen Einschränkungen bei den Speicherchips.

Für sie gelten fast die identischen Angaben wie zu Kameras und Akkus.

Sony warnt explizit vor der Lagerung solcher Karten in Pkws, die in der Sonne abgestellt werden, sowie der Lagerung im Sonnenlicht, an feuchten Orten oder in der Nähe korrosiver Substanzen.

Ferner sollten Speicherkarten nicht in der Nähe elektro-magnetischer Felder lagern.

Vor allem durch intensive Schreibbefehle bei Serienbildaufnahmen kann sich die Karte deutlich erwärmen. Bei 8K-Video können sie auch richtig heiß werden.

Bei extremer Erhitzung kann die Aufzeichnung der Daten sogar scheitern.

Das Entfernen der Karte, während die Kamera darauf zugreift, kann zum Verlust der Bilddaten oder im Extremfall sogar zur Beschädigung der Karte führen.

Speicherkarten reagieren nicht nur auf Schmutz, sondern auch auf Feuchtigkeit mit defekten Bildern bis hin zum Totalausfall der Karte.

Bei SD-Karten sollte man nicht mit den fettigen Fingern an die Kontakte fassen, da es so zu Transferproblemen bis hin zur Korrosion dieser wichtigen Verbindungen kommen kann.

Hochwertige (CF-) Speicherkarten werden in einem Etui geliefert. Für alle anderen Karten sollte man sich unbedingt eine passende Schutzhülle / Etui etc. anschaffen. Es schützt nicht nur vor Schmutz, sondern mildert auch Temperatureinflüsse und verhindert ungewollte Kondensation. Denn kalte Speicherkarten lösen ebenfalls Kondensation aus - und zwar oft auf den elektrisch leitenden Bahnen, wo es zu Korrosion kommen kann.

Früher vereinzelt berichtete Kälteprobleme bei Speicherkarten treten heute weder mit hochwertigen SD- noch CF-Karten auf. Man muss also keine speziellen Speicherkarten anschaffen, welche unter -20 zertifiziert sind.

Bei mechanischen Compact Drives hingegen sollte man vorsichtig sein. Hier gibt es immer wieder Meldungen über Probleme bei grimmiger Kälte.

Für weiter Informationen zu Speicherkarten siehe den Artikel: Ausfallsicherheit.

Objektive

Abgesehen von den oben bereits in den Kapiteln Kamera: Hitze, Kälte und Luftfeuchtigkeit beschriebenen Phänomenen kann es zu folgenden temperaturbezogenen Problemen an Objektiven kommen:

Auch die Leistungen der Objektive schwanken mit der Temperatur. Dies liegt unter anderem an den unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten der verwendeten Materialien.

Es kann durchaus vorkommen, dass Zoom-Objektive bei sehr geringer Temperatur bezüglich der manuellen Ein- und Verstellung relativ schwergängig werden und bei sehr hoher Temperatur beim Absenken des Objektivs nach unten oder Aufrichten senkrecht nach oben durchrutschen.

Bei sehr großen Temperaturunterschieden kann man sogar minimale optische Unterschiede messen, da sich die Fassungen und Linsen minimal unterschiedlich verändern. Allerdings hält sich dieser Effekt im engen messbaren Bereich und ist bei guten Objektiven nicht im fotografischen Endergebnis sichtbar.

Dennoch sollte man die Objektive schützen. Vor allem das lose Herumbaumeln an der Brust ohne Schutzkappe kann im Winter bei Wind kalte Schneepartikel oder Eiskristalle mit hohem Impuls auf die Frontlinse schleudern, die langfristig die Vergütung schädigen.

Bei extremer Kälte soll der Autofokus in manchen Objektiven langsamer oder auch lauter arbeiten.

Auch der manuelle Fokusring kann unter großer Kälte deutlich schwergängiger arbeiten.

Blitzgeräte

Eingebaute Blitzgeräte in der Kamera

Eine Überhitzung ist aufgrund der minimalen Baugröße möglich, wird jedoch meist kameraseitig frühzeitig durch Abschalten vermieden. D.h. die Kamera löst entweder nicht aus oder nur ohne Blitzlicht.

Externe System-Blitzgeräte

Hier liegt die Leistung mit Leitzahl 60 und mehr oft drastisch höher als bei Einbaublitzen, wodurch die Hitzeentwicklung auch wesentlich höher ist.

Vor allem in der Weitwinkelstellung, wenn sich die Blitzröhre nahe der Frontscheibe befindet (auch bei der Verwendung einer Streuscheibe bzw. eines Diffusors), neigen manche starken Blitzgeräte zum schnellen Überhitzen und Abschalten.

Mit den herkömmlichen 4 im Systemblitz eingelegten Akkus kann man einen hochwertigen Systemblitz nur schwer an diese Grenze führen. Mit dem Nikon SB900 gelang dies jedoch durchaus.

Die meisten modernen Blitzgeräte besitzen einen Überhitzungsschutz und schalten dann zwangsweise ab.

Vor allem mit externen Akku-Packs kann man einen Blitz im Extremfall überlasten - bis hin zum Durchbrennen. De facto ist mir dies jedoch bisher noch nie passiert. Und dies obwohl ich an Fasnacht bei Nachtveranstaltungen im Freien durchaus mehrere hundert Blitze abgab. Allerdings liegt dann die Lufttemperatur zugegebener Maßen meist deutlich unter 0 Grad, sodass die Kühlung schneller erfolgt.

Die analoge Zeit

Die angeblich so gute alte Zeit war für die fotografische Praxis bei weitem nicht so gut, wie sie in manchen romantisierten Retrospektiven erscheinen mag.

Auch bei den analogen mit Film betriebenen Fotokameras war spätestens seit den 1970er Jahren eine Abhängigkeit von Batterien gegeben. Damalige Batterien waren im Übrigen wesentlich empfindlicher bei Kälte. Bereits unter +20 Grad sank deren Leistung deutlich ab. Und unter 0 Grad wurde die Verwendung zur - allerdings nur kurzzeitigen - Qual.

Manche Kameras boten bei Kälte eine so genannte Notverschlusszeit, die bei leeren resp. ohne Batterien benutzt werden konnte.

Rein mechanische Fotokameras - ohne Strom - erforderten neben der manuellen Fokussierung vor allem eine manuelle Belichtungseinstellung, welche insbesondere in den verschneiten Bergen anspruchsvoll war. Während erfahrene Fotografen dies bei Negativfilmen mit deren bis zu +-2 Blenden Toleranz noch bewerkstelligen konnten, führte es bei Diafilm selbst für erfahrene Fotografen de facto nur mit Belichtungsreihen zum Erfolg. D.h. man musste von einem Motiv bis zu 7 unterschiedlich belichtete Fotos machen, um später ein korrekt belichtetes Dia zu erhalten.

Ferner waren die Filme auch temperaturabhängig. Erstens veränderte sich das Plastik-Trägermaterial bei Temperaturänderungen und zweitens reagierten die darauf aufgetragenen Chemikalien je nach Temperatur etwas anders. In wirklich kalten Umgebungstemperaturen konnte die Filmtransportmechanik einen spröden Film durchaus einmal zerreißen.

Das Problem der internen Kondensation war früher nicht so gravierend, da sie mit dem analogen Film weitertransportiert wurde und nicht auf dem Sensor verblieb.

Faktisch will dennoch kein Fotograf mehr in diese Zeit zurück.

Es bleibt jedoch wahr, dass die meisten analogen Kameras tiefere Umgebungstemperaturen vertrugen, oder zumindest damals dafür spezifiziert waren.

In den mir zur Verfügung stehenden Handbüchern analoger Kameras wird keine Temperatur spezifiziert. Nur in einem Nikon-Handbuch fand ich Angaben zur Leistung der Batterien bei -10 Grad Celsius. Daraus darf man logisch schließen, dass zumindest -10 Grad absolut erlaubt waren, vermutlich sogar noch wesentlich tiefere Temperaturen. Insgesamt kann ich mich auch nicht an größere Diskussionen über Temperaturprobleme bei analogen Kameras erinnern.

Bei sehr niedrigen Temperaturen kann sich analoger Film statisch aufladen. Beim motorgetriebenen schnellen Filmtransport vorwärts und vor allem beim Zurückspulen des Films kann es durchaus zu einer Art elektronischer Nebelbildung durch Entladung auf den Fotos kommen.

Ferner wurden analoge / mechanische Kameras für Temperaturen unter -20 Grad winterfest gemacht, indem man die zähen Schmiermittel gegen leichtflüssige ersetzte. Das musste die Fachwerkstatt dann im Frühjahr für den Sommerbetrieb wieder rückgängig machen. Insgesamt war dies zeitaufwändig und teuer.

Aber auch damals warnte man vor den Gefahren der Hitze und Kälte mit oft drastischen Beispielen. Vor allem das Lagern der Kamera in den Autos galt bereits damals als absolut inakzeptabel. Dies bezog sich jedoch überwiegend auf den Film.

Kürzlich habe ich wieder einmal ein analoge Foto-Session eingelegt und alle meine alten Fotoapparate getestet. In einer Kamera war sogar noch ein 10 Jahre alter Film mit einer 11 Jahre alten Batterie enthalten, wobei die Kamera zudem die ganze Zeit im Handschuhfach des Pkws lag. Es wurde hierbei also wirklich alles falsch gemacht, was man angeblich nur falsch machen konnte. Zur Entlastung sei angeführt, dass die Kamera nur zu dokumentarischen Aufnahmen (evtl. Unfallschäden) benutzt werden sollte. Als einziger Schutz war die Olympus Kompaktkamera aus dem Jahr 1986 in der Original-Tragehülle verpackt, welche auch die Wärme etwas isoliert. Ich war selbst erstaunt, dass wirklich alle Fotos, die ich danach (mit dem alten Film) machte und entwickeln ließ, von guter bis sehr guter Qualität waren. Die Batterie hielt ebenfalls bis zum Ende des 36er-Filmes durch und versagte erst beim Zurückspulen des Filmes in die Patrone. Auch der Plastik-Kamera sieht man - nach der Reinigung - keinerlei Spuren dieser Dekade des Schreckens an.

Sie müssen solche Schreckensszenarien nicht selbst ausprobieren, dürfen dennoch etwas mehr Vertrauen in Ihre Ausrüstung haben.

Hinweis

Alle hier genannten Produkte wurden aufgrund ihrer Qualität aufgeführt. Insbesondere die aufgelisteten digitalen Kameras der Hersteller wurden gewählt, da es sich um deren Spitzenprodukte handelt/e. Es geht hier nicht darum, ein Produkt herabzusetzen oder Argumente für das in Foren übliche Herziehen über Modelle und Hersteller zu unterstützen. Ganz im Gegenteil werden hier nur allgemeine physikalische Symptome beschrieben, welche - cum grano salis - alle Modelle und Hersteller betreffen. Es darf sogar mit Recht vermutet werden, dass preiswertere Modelle aller Hersteller eher unter den hier beschriebenen Nachteilen leiden.

Kritische Analysen, Anmerkungen und Kommentare zu den Quellen und Testergebnissen sowie Belegen - Weitere Informationen zu den Themen rund um Hitze und Kälte

Im Folgenden finden Sie kommentierte Quellen und Belege sowie Analysen für alle Test-Ergebnisse und Kritiken zu Aussagen zu dem Thema sowie Anmerkungen zu den jeweiligen Testpersonen. Die positiven wie kritischen Einschätzungen im Artikel werden gestützt durch die hier angeführten Belege und Quellen. Sie sollten auf jeden Fall einen Blick in jene Quellen werfen, oder zumindest die zur jeweiligen Quelle angeführten Details beachten.

Die deutschen Autoren bei Wikipedia erklären im Artikel Batterie viele Details. Die deutsche Wikipedia liefert im Artikel Lithiumbatterie ein erste Einleitung in das Thema. Dazu passt der Artikel Lithium-Ionen-Akkumulator bei der Wikipedia auf Deutsch.

Der Internet-Auftritt GoingElectric erklärt im Artikel Lebensdauer Elektroauto-Batterie von Temperatur abhängig auf Deutsch vom 29. Juni 2012 den Einfluss von Hitze auf Batterien.

APS - Advanced Power Solutions liefert im Artikel eneloop auf Englisch Informationen zu den Panasonic Eneloop-Akkus mit Datenblättern.

Techchannel - nun Computerwoche - bietet im Artikel Batterien im Vergleich: Batterie-Test: Kälte reduziert Leistung um bis zu 40 Prozent von Bernhard Haluschak vom 10. Januar 2010 auf Deutsch wichtige Informationen zum Temperaturverhalten.

Die englischsprachige Fachzeitschrift PetaPixel erklärt bereits im Artikel DIY Fan Mod for Keeping a Camera Cool When Shooting Long Videos vom 27.05.2012 auf Englisch, wie man seine Foto-Kamera mit einem Lüfter für Langzeit-Videos kühlen kann.

Der Auftritt Fstoppers liefert im Artikel How to Protect Your Camera in the Heat auf Englisch vom 27.07.2019 sieben Tipps, wie man die Kamera vor Hitze schützen kann.

Der Internet-Auftritt The Digital Picture liefert im folgenden englischen Artikel Cameras, Humidity and Condensation von Tony Drew Erklärungen zu dem Phänomen und wie man es verhindern respektive reduzieren kann.

Der Auftritt PhotographyMad bietet im Artikel How to Protect Your Digital Camera in Cold Weather auf Englisch ein paar Tipps und Hinweise.

Im Forumsbeitrag Snow Photography advice needed der DPReview werden auf Englisch sehr viele Hinweise und Ratschläge gegeben. Diese beziehen sich allerdings auf die Kameras bis zum Jahr 2005.

Im englischen Forumsbeitrag Camera in cold weather? liefern Fotografen zur Landschaftsfotografie im Winter Hinweise auf Englisch. Diese beziehen sich allerdings auf die Kameras bis zum Jahr 2007.

Der Sony-Influencer-Kanal Alphauniverse bietet im nächsten englischen Artikel Gearing Up For Cold Weather Photography With Rachel Jones Ross vom 01.11.2021 eine kurze Einführung in das Thema.

Der Fujifilm-Influencer-Kanal Fujilove liefert im folgenden Artikel Extreme Snow Street Photography auf Englisch von Chris Retro vom 19. Dezember 2016 eine kurze Einführung in das Thema sowie interessante Schwarz-Weiß Fotos zur Straßenfotografie bei Schnee.

Alister Chapman schildert für den Sony-Video-Kanal SonyCine im nächsten englischen Artikel Shooting in Cold and Snowy Weather - Tips and Tricks vom 02.09.2021, was beim Filmen in der Kälte zu beachten ist.

Giga Foto liefert im Video 3 TIPPS ZUM FOTOGRAFIEREN BEI KÄLTE vom 06.12.2013 auf Deutsch Informationen zu Akkus, selbstgebastelten Handschuhen und der Kälte-Wärme-Anpassung.

Der Influencer Roops zeigt im englischen Video Weather Seal DSLR for photography in snow, rain, winter, cold vom 30.01.2010 wie man aus zwei Plastiktüten kostenlos einen Wetterschutz für jede Kamera bastelt. Allerdings sollte man es etwas vorsichtiger und präziser durchführen als der Herr im Film.

Visual Education - ein Influencer-Kanal - erklärt im Film How do you protect your camera in stormy conditions? Watch Karl Taylor get a soaking auf Englisch vom 12.10.2010, wie man mit Profi-Maßnahmen die Kamera im Winter schützt.

Der Influencer Phillip Glombik liefert im Video 20 Essential Winter Photography Tips I WISH I Knew Sooner - From Cold to Extreme vom 06.03.2024 auf Englisch 20 Ratschläge für die Praxis der Fotografie in wirklich kalten Gebieten wie Lappland bei -35 Grad. Sinnvoll sind doppelte Handschuhe, dickere sowie größere Schuhe für dickere Socken und Heizelemente, Heizjacken mit einer bereits eingebauten Powerbank. Stative muss man abreiben, damit Wasser und Schnee nicht daran gefrieren und die Auszüge blockieren. Er empfiehlt, die Akkus nahe an der Heizweste am Körper zu tragen und nicht in der Außentasche des Rucksacks (aber aufgrund der Luftfeuchtigkeit bitte in einer Tüte). Man sollte nur Original-Akkus verwenden, da diejenigen der Dritthersteller oft signifikant schneller die Leistung verlieren. Niemals darf man auf eine Linse atmen oder blasen. Er hatte Probleme mit dem eigenen Atem im EVF und auf dem Display der Kamera, wenn er die Geschichtsschutzmaske trug, also nahm er sie zum Fotografieren ab. Selbst Thermoskannen muss man im Jackeninnern nahe der Heizweste anbringen, damit die Flüssigkeit nicht gefriert. Auch wasserreiche Lebensmittel (Joghurt etc.) werden gefrieren. Schneeschuhe sind für Landschaftsfotografen notwendig, damit man nicht zu tief einsinkt. Um beeindruckende Fotos der Schneelandschaften aufzunehmen, muss man tief heruntergehen auf den Schnee. Dazu benötigt man jedoch die passende Kleidung. Die gesamte Ausrüstung sollte man nur kurz ohne Handschuhe anfassen - vor allem, wenn sie aus Metallteilen besteht. Er klemmt die Kamera an einen Clip am Rucksack-Schulterbügel, damit er sie nicht in der Hand tragen muss. Ein Auto wird innen fast so kalt wie es draußen ist. Und dann dauert das Aufheizen sehr lange. Polarlichter sollte man mit einem schönen Vordergrund aufnehmen. Denn nur dieser macht heute noch den Unterschied bei der Aurora. YouTube liefert sogar LiveStreams zu Polarlichtern, die man vorab überprüfen kann. - Bei Gruppenfotografie sollte man das Fokuslicht abschalten, damit man die anderen Fotografen nicht stört, weil es die Schneefläche erleuchtet. Zudem sollte man Durchblicke als Rahmen für Schneelandschaften verwenden. Bei großer Kälte sollte man immer in der Gruppe arbeiten - nicht alleine. - Genießen Sie das Fotografieren. - Jammert er über die Kamera bei -35 Grad Celsius? Nein. Und dies obwohl er eine Sony verwendet, die nachweislich bezüglich Wetterschutz als schlechtes Marke gilt und in Tests regelmäßig durchfällt sowie immer niedergemacht wird.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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