Fotogeräte im Ausland kaufen - USA und China
Warum es sich lohnt, Fotoartikel im Ausland zu kaufen.
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Ausgangslage
- In Deutschland selbst wird fast nichts mehr für den Bereich der Fotografie hergestellt. Die meisten alten Fotofirmen sind insolvent oder wurden inzwischen aufgekauft, wobei oft nur noch der Name als Vertriebshülle dient. Selbst renommierte Firmen wie Leica und Zeiss lassen große (Einzel-) Teile ihrer Produkte oder ganze Produkte im Ausland herstellen. Somit sind deutsche Markenwaren in hoher Fertigungsqualität aus Deutschland nur noch selten zu erhalten.
- Der Service vieler verbliebener deutscher Hersteller-Firmen und vor allem Vertriebsfirmen / Händler ist mit dem Wort
suboptimal
noch sehr höflich umschrieben.
- Neue E-Commerce-Gesetze schränken seit einigen Jahren die Käuferrechte in Europa dramatisch ein. So sind kostenlose Rücksendung etc. bei den meisten preiswerteren Produkten nicht mehr garantiert.
- Kostenlose Lieferung findet sich fast nur noch bei teuren Produkten, bei denen die Portogebühren bereits in den sowieso überteuerten Preis einberechnet sind.
- Selbst Amazon Deutschland gerät immer häufiger in die Kritik, dass sie Rücksendungen und eindeutig beschädigte Ware erneut als Neuware versendet, ohne die Kunden darauf hinzuweisen.
- Übt man Kritik und weist das eindeutige Fehlverhalten des Händlers nach, wird in Europa entweder schamlos gelogen und alles dreist in Abrede gestellt, oder einem wird kommentarlos und mit erheblicher Verzögerung ein weiteres Produkt zugesandt. Ganz dreiste Händler lassen einem dann sogar nochmals eine bereits retournierte Ware zukommen. Insbesondere auch im Fotobereich lässt sich dieses Verhalten nachweisen.
- Sogar Lieferfristen werden immer seltener eingehalten. Nicht nur dass man für Premium-Service einen erheblichen Aufpreis bezahlen muss, sondern man erhält dann trotz garantierter Schnell-Lieferung die Waren doch erst nach 3-4 Tagen. Vor allem bei Amazon ist der sogenannte Prime-Liefer-Service inzwischen zur Abzocke verkommen, da er nur noch für einen Bruchteil der dort angebotenen Waren gilt. Alle Lieferungen von Market-place-Teilnehmern sind z.B. davon komplett ausgeschlossen. Wenn man nun berücksichtigt, dass diese inzwischen weit über 4/5 aller Waren und Sendungen ausmachen, sind (im Jahr 2016) 49 Euro im Jahr oder 8,99 im Monat sehr viel Geld - für eine nicht einmal immer und überall garantierte Schnelllieferung.
- Andere Firmen zeichnen die Waren falsch aus und teilen einem dann frech mit, dass sich die Kennzeichnung des Produkts als
vorrätig
sich auf das Außenlager bezieht, wo man es beim Händler binnen 4 Wochen bestellen kann. So erging es mir im Sommer 2015 bei der Bestellung eines Produktes im vierstelligen Preisbereich. Wenn man dies moniert, wird es einfach nachträglich auf der Web-Seite umgeschrieben, damit man dann nichts mehr beweisen kann. Früher durfte man so etwas noch Betrug nennen. Heute scheint dies üblich zu sein. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft interessieren sich dafür.
- Will ein Kunde es wirklich wissen und verklagt den Händler privatrechtlich, dann wird es richtig teuer. Mehreren Bekannten entstanden so enormer Zeitverlust, finanzieller Schaden und viel Ärger, da Anwälte gegen solche Firmen wenig ausrichten. In mehreren Fällen ging der Händler einfach in den sowieso geplanten Konkurs. D.h. der Kunde bezahlt dann auch noch alle bis dahin aufgelaufenen Anwaltshonorare (beider Seiten) und die Gerichtskosten.
- Dass bei manchen Händlern in Deutschland die Produkte sogar vorsätzlich falsch ausgezeichnet sind, ist eine seit Jahren zunehmende Seuche, gegen die niemand einschreitet - auch nach mehreren Strafanzeigen verschiedenster Geschädigter. So werden hemmungslos billige Produkte fremder Hersteller als teure Markengeräte angegeben. Dann wird einem jedoch das andere, billigere Produkt zugeschickt. Begründung des Händlers: Schließlich sei es ja auch ein Netzteil. Bei über 50% Preisunterschied und der Nichtverwertbarkeit in dem anvisierten Gerät führt dies dann zu einem Totalverlust.
- Und trotz Globalisierung sind zahlreiche hochwertige Produkte aus dem fotografischen Bereich in Deutschland und auch in ganz Europa selbst für viel Geld nicht erhältlich.
- Bei Amazon Deutschland finden sich hingegen immer mehr ausländische Firmen, deren Identität man meist erst nach aufwändigen Recherchen oder im Reklamationsfall erkennt, die jedoch ihre Preise dem völlig überteuerten deutschen Preisniveau fast angepasst haben. - Vorsicht: Bei vielen dieser teilweise dubiosen ausländischen Firmen begeht der Käufer sogar Straftaten im Bereich Steuer- und Zollrecht, wenn er deren Waren einführt, da der Händler nicht selten dubiose Postwege mit falscher Deklaration der Waren verwendet, sowie die Einfuhr- und Umsatzsteuer nicht ausweist resp. abführt. Schauen Sie bei Amazon diesbezüglich einfach einmal nach, welche Firma angeblich keine Rechnung zusenden kann oder es schlichtweg nicht tut. Andere halbseidene Firmen weisen im Kleingedruckten darauf hin, dass der Kunde für die Verzollung etc. selbst zuständig ist. - Das wollten Sie als Kunde bei einem überteuerten Kauf im Inland doch schon immer einmal machen - oder nicht?
P.S.: Sie benötigen eine Rechnung als Eigentumsnachweis der mitgeführten Fotoausrüstung bei jedem Grenzübertritt. Ansonsten kann es passieren, dass Sie bei einer Routinekontrolle plötzlich alle Ausrüstungsgegenstände nachverzollen müssen - zuzüglich einer Strafgebühr. - Bei Steuerbetrug im Bereich der Umsatz-/Mehrwertsteuer verstehen die Behörden im Übrigen keinen Spaß, schließlich heißen Sie ja nicht Höhneß.
- Falls Sie an einen der vielen Market-place-Händler geraten, können Sie sowieso alles bezüglich Garantie und Lieferfristen vergessen, da Amazon dafür nicht zuständig ist und auch keinerlei Hilfen anbietet. - Da gilt oft noch nicht einmal deutsches oder europäisches Recht. Und Deutschkenntnisse des Händlers darf man auch nicht erwarten. Bestenfalls werden Fremdsprachen mittels Google Translate brachial bis völlig unverständlich übersetzt. Teilweise hilft dann nur eine Rückübersetzung mit Google in das Englische, um auch nur ansatzweise etwas zu verstehen. - Kurzum Sie kaufen vertrauensvoll bei Amazon Deutschland - aber stehen ganz allein im Regen irgendwo im rechtlichen und geografischen Nirwana.
- Hinzu kommt, dass die meisten Waren aus dem Fotobereich in Deutschland schon immer überteuert waren, inzwischen jedoch aufgrund des Euro-Verfalls sich nochmals um 30-50% (allein seit 2012) erhöht haben.
- Bereits vor über 15 Jahren wies ein Redner auf einem Symposium der deutschen Wirtschaft darauf hin, dass das Zitat der
Service-Wüste Deutschland
nicht zuträfe. Ganz im Gegenteil wäre Deutschland ein Service-Wunderland. Denn nirgendwo sonst auf der Welt erträgt der Kunde geduldig alles, außer Schläge.
- Fast alle Produkte aus dem Fotobereich werden heute im Ausland - meist Asien - hergestellt. Jeder deutsche oder europäische Hochmut gegenüber jenen Herstellern ist gänzlich unangebracht. Die Zeiten, in denen aus Asien oder den Schwellenländern nur minderwertige Waren kamen, sogenannter
China-Schrott
sind seit mindestens 10 Jahren vorbei. Heute produzieren sie die führenden Produkte, die im Westen nur noch unter falschen Labels sündhaft teuer verkauft werden. Oder, woher glauben Sie kommen die neuesten Handys von Apple oder Samsung?
- Asien und besonders China gelten inzwischen als
Werkbank der Welt
. Warum soll man dann als Endkunde nicht direkt von dort die Waren beziehen? - So wie es alle anderen (Hersteller-) Firmen und Händler inzwischen auch machen.
- Und um noch weiteres Salz in die offene europäische Wunde zu streuen: Sicherlich haben die Asiaten früher alles Gute aus Deutschland einfach kopiert - wie übrigens die Deutschen im 19. Jahrhundert auch aus England und den USA. Aber die Deutschen sind heute selbst zum Kopieren nicht mehr intelligent oder fleißig genug. Ansonsten könnten wir - wie ein Wirtschaftswissenschaftler so treffend feststellte - ja auch die modernen asiatischen Produkte kopieren.
- Stattdessen wird in einem Ausmaß betrogen, das selbst Insider erstaunte. Wie lautete der Werbeslogan von VW:
Fortschritt durch Betrug
? - Inzwischen wurden für BMW und Mercedes dieselben Diskrepanzen
nachgewiesen. - So wie das in diesem Zusammenhang immer wieder verwendete Wort Schummeln
belegt, liegen hier interessante Euphemismen vor für einen klassischen Betrug der Endkunden.
- Ach ja, und bei DHL ist es nachweislich keine Ausnahme, dass korrekt adressierte Waren / Pakete nicht an die dem Paketzusteller seit Jahren bekannte Adresse ausgeliefert werden, sondern mit dem nachweislich falschen Eintrag im Warenwirtschaftssystem
Adressat unbekannt - unzustellbar
wieder zurückgeschickt werden, weil der Paketzusteller (der DHL Unterfirma) keine Lust hatte, zuzustellen, obwohl der Empfänger zum Zeitpunkt der Auslieferung sogar anwesend war. Ferner ist es auch keine Ausnahme, dass dieser DHL-Paketzusteller in einem weiteren Fall die Unterschrift des Empfängers vorsätzlich fälschte und das Produkt dann auch noch beschädigte. Trotz eindeutigen Beweisen sowie Zeugen sah die Staatsanwaltschaft hier keinen Anlass zum Handeln. Hier liegt bei meinem Fall mit hunderten Euro Schaden und einem mehrfachen Wiederholungstäter kein öffentliches Interesse vor. - Dass DHL keinen Schadenersatz leistet, obwohl die Firma dazu nach deutschen Gesetzen auch für den Subauftragnehmer verpflichtet ist, darf dann auch keinen mehr wundern.
- Wie miserabel heute der Service der Auslieferer ist, zeigt eine Analyse Ende 2016: Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer.
- Andere Fotografen berichteten mir von leeren Paketsendungen, welche offensichtlich auf dem Transportweg geöffnet und schludrig wieder zugeklebt wurden, oder solchen mit Holzbrettern oder Ziegelsteinen an Stelle der wertvollen Waren. Da in allen Fällen das registrierte und beim Versand schriftlich festgehaltene Verpackungsgewicht nicht mit dem Liefergewicht übereinstimmte, darf man auch hier vermuten, dass die Zusteller die Waren austauschten und sich am Verkauf der Ware bereicherten.
- Hier will ich mit den Schreckensmeldungen auch meiner Leser, die mich darüber laufend informieren, aufhören, obwohl es noch zahllose weitere Kritikpunkte gäbe, die gemäß den gemachten Erfahrungen jedoch in Deutschland nicht mehr behoben werden.
Alles dies brachte nicht nur mich inzwischen dazu, Deutschland den Rücken zu kehren.
Einkaufen in den USA
Vorteile
- In den USA sind fast alle Produkte aus dem fotografischen Bereich vorhanden - zumindest wesentlich mehr als in Deutschland.
- Mehrere konkurrierende Händler, wie:
- Adorama
Adorama verschickt viele Produkte nach Deutschland, sofern darauf keine Exportbeschränkungen liegen. Der endgültige Preis wird an der Kasse berechnet. Auch die Portogebühren werden erst dort angezeigt. Die Bearbeitungszeit einer Bestellung schwankt. Hinzu kommt die Lagerung und Prüfung beim deutschen Zoll, welche nicht vorhergesehen werden kann.
- B&H
B & H verschickt viele Produkte nach Deutschland. Die Bearbeitungszeit einer Bestellung beträgt dann 3-7 Tage. Hinzu kommt jedoch die Lagerung und Prüfung beim deutschen Zoll, welche nicht vorhergesehen werden kann. Manchmal kann B & H die Zollformalitäten und Kosten bereits vorab übernehmen.
- Amazon.com
sorgen für ein wesentlich tieferes Preisniveau als bei uns in Europa. Dies gilt auch noch Ende 2016, nachdem Draghi mittels EZB den Euro um rund 40% abgewirtschaftet hat.
Nachteile
- Nachteilig wirkt sich derzeit und wohl noch auf einige Jahre hin der inzwischen hohe und stetig weitersteigende Dollar-Kurs aus.
- Relativ hohe Lieferkosten müssen auch für kleine und leichte Waren einkalkuliert werden. Kostenlos wird nur in die USA geliefert. Europa liegt für die meisten US-Händler - nicht ganz zu Unrecht - irgendwo zwischen Asien und Afrika.
- Längere Lieferzeiten sind üblich und kaum kalkulierbar.
- Vor allem der Unwille vieler US-Händler (z.B. Amazon), Waren überhaupt nach Europa zu liefern, ist ein Ärgernis.
- Hinzu kommen erhebliche rechtliche Unterschiede des angloamerikanischen Rechts gegenüber dem europäischen. U.a. beträgt die gesetzliche Gewährleistung nur 1 Jahr.
- Solide Englischkenntnisse sind für den Kauf und vor allem die Abwicklung von Reklamationen erforderlich. - In der Fachsprache der Fotografie und der Fotoausrüstung sollte man sich entweder auskennen oder mittels Übersetzungsprogrammen wie Leo schlau machen. - Dies ist im Übrigen ein Grund, weshalb ich in vielen Artikeln die englischen Fachausdrücke für die besprochenen Ausrüstungsgegenstände angebe.
- Im Übrigen ist meine Erfahrung mit dem angeblich sehr guten Service in den USA inzwischen deutlich getrübt. Viele US-Firmen haben diesen Bereich angesichts des Marktdrucks erheblich reduziert und bieten Service nur noch gegen hohen Aufpreis - oder (insbesondere für Europäer und vor allem den wenig beliebten Deutschen) überhaupt nicht mehr an.
- Die meisten Produkte werden auch nicht mehr in den USA hergestellt, sondern aus Asien importiert. D.h. oft handelt es sich in den USA auch nur Händlerprodukte.
- Erst TTIP wird die Situation für deutsche Kunden deutlich verbessern. Aber dessen Umsetzung dauert noch Jahre. Evtl. werden einige US-Firmen zwischenzeitlich versuchen, ihre Produkte über Kanada nach Europa abzusetzen, da die EU dort ein bereits abgeschlossenes Handelsabkommen (CETA) besitzt.
- Meine Erfahrung sagt mir jedoch, dass sich der Preiskampf auch dann in Grenzen halten wird. Europa - und vor allem Deutschland - gelten bei den Amerikanern als Melkkuh. Oder wie sagte mir einmal ein US-amerikanischer Vertriebsleiter, der mich für einen vertrauenswürdigen Engländer hielt, so treffend:
Die Deutschen sind so dumm, die bezahlen jeden überhöhten Preis.
China - AliExpress
Wer jedoch bereits den Mut zum Kauf im Ausland aufgebracht hat, sollte gleich einen Schritt weitergehen und bei den Herstellern resp. deren Vertriebspartnern in Asien kaufen. Noch nie war es so einfach wie heute.
Am Beispiel von AliExpress will ich dies beschreiben.
Vorteile
- Der Markplatz wurde - vor allem bezüglich der Lieferung - auch auf Endkunden in Deutschland ausgerichtet. Siehe die jeweilige Ländereinstellung oben rechts.
- Über 9,5 Mio. Produkte von über 10.000 chinesischen Herstellern, Exporteuren und (Groß-) Händlern sind dort zu finden.
- Fast alles ist wesentlich preiswerter als bei Amazon in Europa oder den USA - für 1A-Ware. Bei den bisher von AliExpress bezogenen Waren erzielte ich einen Preisvorteil / eine Einsparung von 30% bis über 80% - vom hohen deutschen Preis aus gerechnet. Mit anderen Worten: Die in Deutschland erhältlichen vergleichbaren oder sogar absolut identischen Produkte waren meist rund 1,5-fach bis fünfmal so teuer.
- Angesichts derartiger Preise erübrigt sich der umständliche Gebrauchtwarenkauf mittels Bieten und Hoffen bei eBay.
- Die Bezahlung erfolgt bequem und sicher mittels Sofortüberweisung vom deutschen Girokonto, Kreditkarten und vielem mehr.
- Die Umrechnung des US-Dollar-Kurses erfolgt automatisch - entweder sofort auf der Produktseite, wenn man dies rechts oben bei Währungen auswählt, oder spätestens an der Kasse bei der Überweisung / Bezahlung.
- Viele Produkte sind versandkostenfrei. - Ja sie haben richtig gelesen: Obwohl die Produkte bereits preiswerter sind, ist der Versand aus China oft kostenlos.
- Angesichts dieser Versandpraxis lohnen sich sogar kleinste Bestellungen, wie z.B. 2 Schrauben (für eine ARCA-Swiss-Schiene).
- Viele Waren werden (meine Erfahrung: ab etwa 9 Euro Gesamtwert) sogar per Einschreiben versandt. D.h. ein Verlust ist weitgehend ausgeschlossen, da die Päckchen von offiziellen Angestellten der Deutschen Post ausgeliefert werden.
- Der Marktplatz bietet als vertrauensbildende Maßnahme zahlreiche Sicherungssysteme (nicht nur für die Bezahlweisen - siehe oben), sondern auch für die Auslieferung.
Nachteile
- Englischkenntnisse sind zur Suche und zum Kauf erforderlich. Vor allem im Reklamationsfall sind gute Englischkenntnisse erforderlich.
- Die Auslieferung dauert länger als bei europäischen Händlern. Durchschnittlich 2-5 Wochen. Rechnen Sie in Deutschland derzeit mit 14-52 Tagen. Die schnellste Bestellung benötigte bei mir bisher 9 Tage. Auch am selben Tag bestellte Waren treffen aufgrund oft unterschiedlicher Reaktionszeiten für den Warenversand nicht am selben Tag beim Käufer ein. Schnellere Lieferungen sind nicht immer möglich und dann meist extrem aufpreispflichtig. Vor allem erfolgt die Auslieferung dann nicht per Einschreiben, sondern über DHL, wobei ich angesichts der inzwischen gemachten Erfahrung mit den verbrecherischen Mitarbeitern inkompetenter Subunternehmer (siehe oben) nur abraten kann. - D.h. man braucht etwas Geduld für die Auslieferung per chinesischer Post. Dabei liegt die Zeitverzögerung überwiegend am deutschen Zoll, der - inzwischen völlig überlastet - die Waren freigeben muss.
- Es ist auch bei mir bereits einmal vorgekommen, dass ein kleines Teil (eine ARCA-Swiss-Schiene für ca. 5 Euro) nicht ankam. Der Händler zeigte sich kulant und verschickte die Ware kostenlos nochmals.
- Es gilt internationales / chinesisches Recht - Gewährleistung meist nur 1 Jahr - und die (Hersteller-) Firmen Garantie (teilweise bis zu 3 Jahren).
- Eine Rechnung als Eigentumsnachweis müssen Sie meist nach Erhalt der Ware selbst schriftlich als PDF, Word, Excel etc. anfordern. Das wurde bei mir bisher meist umgehend und freundlich erledigt. - Ganz im Gegensatz zu den Market-place-Händlern im deutschen Amazon, die ich oft mehrfach und dann noch vergeblich anmahnen musste.
- Firmen / selbständige Profifotografen sollten jedoch beachten, dass auf den Rechnungen keine Umsatzsteuer / Mehrwertsteuer ausgewiesen wird.
- Rücksendegebühren sind teilweise vom Käufer zu tragen. Dies gilt vor allem bei reinem Nichtgefallen. Bei Produktschäden - also üblichen berechtigten Reklamationen übernimmt jedoch oft der chinesische Händler auch diese Gebühren.
- Ggf. können noch - je nach Produktklasse und Wert der Anschaffung - bis zu 31% Zoll- und Einfuhrmehrwertsteuer hinzukommen. Aber selbst dann ist die Ware meist deutlich preiswerter als in Europa oder den USA. Im Übrigen gelten in der EU Freigrenzen in unterschiedlicher Höhe je Produkt / Lieferung.
- Selbstredend finden sich auf dem Marktplatz neben guten und sehr guten Produkten auch eher mittelmäßige. Wie überall muss man die Produkte kennen oder sich Bewertungen durchlesen. - Durchaus hilfreich sind hier die deutschen Amazon-Bewertungen für dieselben Produkte. Bitte beachten Sie, dass in Deutschland bei Amazon oft Altware angeboten wird, während man in China bereits die Neuware / aktuelle Produktion erhält. D.h. zahlreiche Kritikpunkte können bereits behoben sein.
- Selbstverständlich finden sich auf dem Marktplatz neben guten und sehr guten Herstellern und Händlern auch eher mittelmäßige. Wie überall sollte man die dortigen Herstellerbewertungen beachten. Sie werden bei jedem Produkt leicht auffindbar in Prozent angegeben. Bei allem über 98% konnte ich bisher nur sehr positive Erfahrungen sammeln. Aber auch bei den anderen hat bisher alles funktioniert. Diese Rezensionen sind übrigens mit Länderflaggen gekennzeichnet, sodass man die Händlerbewertungen auch auf sein Land eingrenzen kann.
- Wie in Deutschland können Angaben zu Produkten auf den Werbeseiten nicht zutreffen - sei dies Zufall oder Absicht.
- Ferner können Waren auch beschädigt ankommen - wie bei einem Versand in Deutschland. Bei sehr preiswerten Gegenständen ist dann die Rückabwicklung / Rücksendung für beide Seiten sinnlos, Zeitverschwendung und viel zu teuer. D.h. oft bietet der chinesische Versandhändler dann irgendeine Art von Gutschein für den nächsten Kauf an.
- Im unglücklichsten Fall kann es jedoch zu Folgendem kommen, was mir ein Leser beschrieb:
- Der Zoll hält die Waren zurück, es werden 19% Einfuhrumsatzsteuer fällig und Strafzölle sowie Lagergebühren aufgeschlagen, die sich (alles zusammen) auf bis zu 30% aufaddieren können. - Das ist mir noch nie passiert. Aber anderen Käufern scheinbar bei Waren über 20 Euro gelegentlich einmal. D.h. man sollte die 30% bereits aufschlagen.
- Allerdings hängt dies vom jeweiligen Zollamt / Zollbeamten, der Ware und der Aufschrift der Verpackung ab. I.d.R. lässt der Zoll alles unbeanstandet durch - auch hochpreisige und sogar voluminöse Waren, weil man dort aufgrund Personalmangels überlastet ist. Aber selbst 30% Aufschlag sind bei nur 10-50% des hiesigen Preises noch immer ein Schnäppchen. Kritischer sind da eher manche Waren aus den USA, oder von Händlern, die schlichtweg zu dumm sind und auf der Verpackung gleich auch noch die Strafzölle sowie die Aufforderung zur Nachverzollung aktiv angeben.
- Ein Leser schrieb mir, dass er 50 Kilometer zum nächstgelegenen Zollamt fahren musste, um die eingelagerte Ware dort abzuholen. Das ist wirklich ärgerlich, dürfte jedoch auch eher die Ausnahme sein. Bei 427 Haupt-Zollämtern in 248 Städten 2018, sollte eigentlich auch eines Nähe liegen: Liste der Zollämter und deutsche Zollämter. Normalerweise wird an das Ihnen nächst gelegene Zollamt geliefert. Also werfen Sie einen Blick in die Liste.
- Und nochmals: Sehr viele Händler auf den üblichen deutschen Marktplätzen, wie Amazon, stammen ebenfalls aus dem nicht-EU-Ausland und liefern so. D.h. auch beim völlig überteuerten (vermeintlich deutschen) Kauf bei Amazon gelangen Sie inzwischen an diese Firmen aus Asien und den USA, sowie der Schweiz und können auch dort exakt diese Zoll-Probleme erhalten.
Fakten
- Alibaba ist eine der größten Firmen der Welt, die seit vielen Jahren den Marktplatz erfolgreich betreibt.
- Auch viele Waren bei Amazon werden inzwischen von chinesischen Händlern direkt aus China - oder noch langwieriger: über europäische Zwischenhändler - angeboten und versandt. D.h. die Lieferzeiten sind somit auch bei Amazon gleich lang.
- Praktisch alle Produkte von sogenannten No-Name-Herstellern auf Amazon finden Sie auch bei AliExpress - nur deutlich preiswerter.
- Aber auch viele Produkte von Herstellern, die bei uns inzwischen einen Markennamen aufbauen konnten, stammen aus China. Ihre Produkte sind dort oft neuer (z.B. aktuelles Produktionsjahr statt das vorjährige Produkt) als bei Amazon und dazu noch preiswerter.
- AliExpress ist real praktizierte Globalisierung.
- Selbstredend finden sich bei einer großen Zahl an bereits von mir getätigten Einkäufen in China auch einige Problemfälle. Aber erstens handelt es sich um Bagatellen (wie kleiner Transport-Kratzer an einer ARCA-Swiss-Schiene, welcher die Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigte, oder die nicht korrekt beschriebene Breite eines Produktes, das dann dennoch mit den weiteren Produkten zusammenarbeitete) und zweitens zeigten sich die Verkäufer äußerst freundlich und kulant. - Vor allem diese Art des Service fehlt mir heute in Europa und den USA: Fehler sind menschlich und kommen überall vor. Aber man muss dafür einstehen und sie korrigieren. Ganz offensichtlich scheint es Menschen aus den asiatischen Kulturkreisen mit dem Attribut des Gesichtsverlustes nicht ganz gleichgültig zu sein, was der Kunde von ihnen denkt.
Fazit / Empfehlung
- Für erfahrene Fotografen / Einkäufer mit etwas Mut und Geduld (bei der Lieferzeit) lohnt es sich auf jeden Fall.
- Ich habe auch zuerst mit kleinen Käufen angefangen, bin jedoch insgesamt überzeugt.
- Mir hat AliExpress wieder die Freude am Einkaufen zurückgebracht.
- Schauen Sie einfach einmal rein: Great Deals on Products from Suppliers Overseas - AliExpress
- Nachtrag: Bisher kam es nur bei einer Lieferung zu Schwierigkeiten. Die Ware (eine ARCA-Swiss-Platte / Schiene) kam nicht an. Die Abwicklung war kompliziert, da der Händler mich zuerst bat, einen offiziellen dispute (Beschwerde / Streitfall) zu eröffnen und dann wieder zu schließen. Schließt man einen dispute, kann man ihn jedoch nicht wieder eröffnen. Und prompt ging danach alles schief. Letztendlich ersetzte mir jedoch AliExpress den Kaufpreis, da der Händler nicht liefern konnte. Ich bin sehr mit dem Service zufrieden. Aber als Warnung an alle: Schließen Sie einen dispute nur nachdem Sie den Kaufpreis ersetzt erhalten haben - gleichgültig, was Ihnen der Verkäufer erzählt.
- Weitere Bekannte, welche auch andere Warengruppen einkauften sind ebenfalls zufrieden. Schuhe lassen sich gut einkaufen. Die Größen scheinen mehr oder weniger zu passen. Bei Kleidergrößen kann es hingegen zu Abweichungen kommen. Dies sollte man beachten. Aber auch in Europa gibt inzwischen fast jeder Hersteller die Kleidergröße ziemlich willkürlich an.
- Für Personen, welche über viele asiatische Angebote einen ersten Überblick erhalten wollen, existiert eine Suchmaschine pandacheck.com. Für einige Firmen finden sich deutsche Kommentare, die hilfreich sein können. Die Preissuchmaschine zeigt zwar viele, aber bei weitem nicht alle Angebote aus AliExpress an. Vor allem viele preiswerten fehlen. D.h. es lohnt sich dennoch bei AliExpress zu suchen.
Nachträge 2024: Empfehlungen
- Der Dollar-Kurs schwankt laufend. Inzwischen ist er jedoch wieder relativ schlecht, da unsere Grünen seit Amtsantritt Ende 2021 nicht nur die eigene, sondern die gesamte EU-Wirtschaft ruinierten, was direkten Einfluss auf den Euro hat.
- Unsere Regierung hat im Zuge der hirnlosen Sanktionspolitik sowie offenen und geheimen Wirtschaftskriege massive Beschränkungen bei Einfuhren aller Waren gegen China aber auch gegen die USA erlassen, die in der praktischen Umsetzung beim Zoll bestehen. Deshalb werden sich ausländische Firmen zunehmend genau daran halten. Dann wären u.a. 19% Einfuhr-UsSt. als Aufpreis fällig.
- Hinzu kommen je nach Land ggf. noch Zollgebühren sowie Zollrechner.
- Da würde ich bei größeren Käufen im Ausland (vor allem Kameras im vier bis fünfstelligen Bereich) vorher beim Zollamt in Ihrer Nähe nachfragen. Alternativ sind große (US-)Händler (Adorama B&H), welche auch den Zoll für Sie abwickeln, als Ansprechpartner hilfreich. Zumindest warben jene damit.
- Wie machen es andere?
- Nun, ja. Die reisen einfach in die USA, kaufen die Kamera in einem seriösen Laden in z.B. Delaware, und bringen teure Kameras mit - ohne Zollanmeldung. Aber das ist natürlich so nicht erlaubt.
- Ein weiteres Problem ist inzwischen die Grauware. Unseriöse Händler überall (aber vor allem in den USA) verkaufen diese hemmungslos - vor allem gerne in das Ausland: Keine Garantie, keine Gewährleistung, keine Reparatur (auch nicht gegen Geld).
- Manche Asien-Ware besitzt keine Einfuhrgenehmigung, kein CE-Zertifikat etc. Das Problem ist der Zoll, der angewiesen wurde, hart durchzugreifen und derartige Ware zu vernichten.
- Wo liegt nun die Gefahr:
- Das Problem in der Praxis ist die Masse. Kleinteile werden kaum kontrolliert. Da lohnt sich auch für den Zoll der Aufwand nicht, wenn man nachher nur 1-2 Euro Gebühren entrichten muss.
- Aber bei Kameras mit vierstelligem Wert werden die Beamten bei Privatleuten genau hinschauen.
- Vor allem US-Firmen wollen keine Steuern bezahlen. Deshalb wälzen sie inzwischen das ganz offiziell ab: Die US-Firma schickt Ihre Bestellung elektronisch an das US-Finanzamt, und jenes schickt den Beleg nach Deutschland an den Zoll weiter.
- Derzeitiges Fazit für mich persönlich:
- Kleinteile aus dem Ausland lohnen sich praktisch immer aufgrund des oft riesigen Preisvorteils - auch mit nachträglicher UsSt. und Zollgebühren.
- Bei mittelpreisigen und mittelkomplexen Gütern würde ich die Frage abwägen. Sofern das Gerät bei uns noch nicht zu kaufen ist (z.B. Blitzgeräte oder Objektive) lohnt es sich - auch mit dem Aufwand.
- Aber hochkomplexe und fehleranfällige Elektronik sollte man sich überlegen. Das lohnt sich m.E. derzeit nur, sofern sie hier nicht oder nur sehr schwer erhältlich ist.
- Alternativen:
- Auch bei uns gibt es immer wieder Sonderangebote für z.B. 'refurbished ...'. Also Rückläufer, die kaum gebraucht sind, aber nochmals überprüft wurden. Mit Garantie und (eingeschränkter) Gewährleistung.
- In Italien und Spanien sind die Kameras (dank EU ganz legal) auch viel billiger - z.B. bei Amazon dort. - Hilfreich ist im EU-Ausland jedoch ein sogenanntes VPN (eine Software / Dienstleistung), die dem Verkäufer eine dortige lokale IP vorgaukelt. Ansonsten ist das wie bei der Benutzung eines Apple-Smartphones oder Macs beim Einkauf bei uns: Man bezahlt sofort einen Aufpreis, weil man als reicher gilt.
- Bei Amazon Deutschland sind inzwischen fast alle asiatischen Firmen und auch viele US-Firmen mir preiswerteren Angeboten offiziell vertreten. Selbst, wenn diese sich (angeblich) in vielen Fällen auch nicht an den Zoll und sonstige Vorschriften halten, ist die Rückabwicklung über Amazon meist einfacher.
- Hinzu kam Temu, die neue Konkurrenz zu Amazon, welche fast jeden billigen asiatischen Anbieter auf der Plattform hat.
Weiterhin viel Freude beim Fotografieren.
Hilfe / Feedback
Liebe Leserinnen und Leser,
damit diese umfangreichen, kostenlosen, wissenschaftlich fundierten Informationen weiter ausgebaut werden können, bin ich für jeden Hinweis von Ihnen dankbar.
Deshalb freue ich mich über jede schriftliche Rückmeldung, Fehlerkorrekturen, Ergänzungen, Neue Informationen etc. Ihrerseits per E-Mail oder Kontakt-Formular.
Um meine Neutralität zumindest auf dem hier beschriebenen Feld der Fotografie und Videografie wahren zu können, nehme ich bewusst von keinem Hersteller, Importeur oder Vertrieb irgendwelche Zuwendungen jeglicher Art für das Verfassen der absolut unabhängigen Artikel an. Auch von Zeitschriften oder Magazinen aus dem Fotobereich erhalte ich keinerlei Zuwendungen.
Deshalb freue ich mich, wenn Sie mein unabhängiges Engagement für Sie durch einen gelegentlichen Kauf bei Amazon über die hier angegebenen Links unterstützen. Es ist gleichgültig, welches Produkt Sie über diesen Link kaufen. - Es kann auch jede andere Ware außerhalb des Fotobereiches sein. Alle Preise sind und bleiben für Sie gleich niedrig, wie wenn Sie direkt zu Amazon gehen. Aber durch Ihren Klick auf meinen Link erhalte ich evtl. Monate später eine sehr kleine prozentuale Prämie (Cents je Kauf), welche mir hilft, die hohen Kosten bei der Erstellung der Artikel zumindest teilweise zu decken. - Bitte starten Sie Ihre Einkäufe bei mir.
Herzlichen Dank an alle für Ihre bisherige Unterstützung.
Ja, ich möchte die Unabhängigkeit dieser Seite unterstützen und kaufe über diesen Link bei Amazon
Pflichtangabe: Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Alle derartigen sogenannten 'bezahlten Links' zu Amazon sind farblich in Rot gekennzeichnet.
Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.