Das neunte Gemälde zur Geschichte der Insel in Konstanz besteht aus einem Panorama aus zwei Bögen mit einem dritten Mittelteil mit gemaltem Spitzbogen.
Die Dimensionen des Wand-Gemäldes betragen: 210-160 * 780 cm. Die historische Szene wird in zweieinhalb Architektur-Bögen dargestellt.
Die Ersterstellung des Freskos wurde im Jahr 1888 durch den Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin ausgeführt.
Die Zweiterstellung des Freskos wurde im Jahr 1904 ebenfalls vom Stuttgarter Historienmaler Carl von Haeberlin durchgeführt.
Der Ort der Anbringung des Wandgemäldes: Das Fresko befindet sich auf der Nordwand des Kreuzganges des Inselhotels. - Bitte beachten Sie hierzu den Lageplan (rechts) mit der in Rot gehaltenen Hervorhebung des Standortes. Sie können dazu auch den Überblick mit der Anordnung aller im Kreuzgang angebrachten Gemälde einsehen.
Das Gemälde erinnert in seiner Unterteilung in drei Segmente an ein Triptychon.
Das Bild (die erste Fassung) wurde 1901 beschädigt und in abgewandelter Form von Häberlin 1904 erneuert.
Das Panorama-Farb-Foto oben zeigt das Fresko mit dem Titel: Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 - im Zustand des Jahres 2014.
Der linke Bogen zeigte nur eine relativ unstrukturierte Trauergemeine in einem kaum strukturierten Raum, der sich mit angedeuteten Säulen und einem Marienbild begnügte.
Am rechten Rand kniete ein Mönch, der zum Sarg im Mittelteil überleitete. 1
Obwohl der Schaden an dem ursprünglichen Bild bereits 1901 entstanden war, ließ sich Häberlin mehrfach von Zeppelin bitten, bevor er - mit drei Jahren Verzögerung - endlich an die Restaurierungsarbeit ging.
Dieses Schwarz-Weiß-Foto oben zeigt die Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 - hier bereits im reparierten Neu-Zustand um 1905 fotografiert.
Für die erste - heute verlorene - Fassung gab es einen Vorentwurf, den Historienmaler Carl von Haeberlin - wie für jedes Fresko - dem äußerst kritischen Eberhard Graf Zeppelin vorlegen musste, bevor er überhaupt zu malen beginnen durfte.
Dieses Farb-Foto oben zeigt einen Entwurf für den linken Bogen des ursprünglichen Freskos die Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 - undatiert. - Ob dieser Entwurf dann auch so in der ersten Version 1888 eins zu ein umgesetzt wurde, bleibt unklar. Denn Zeppelin wollte immer seinen eigenen Kopf durchsetzen, da er mit jedem Bild einen genauen Plan verfolgte, der in sein 'historisches' Gesamtkonzept passen musste.
Vor allem der Inhalt des linken Bildbogens wurde verändert:
Die Trauergemeinde - bestehend aus Gesandten - steht in detailliert ausgemalter weiter Kleidung im linken Bogen und schaut nach rechts auf den Mittelteil, indem sich der Sarg befindet.
Hinzu kamen links ein Altar, Triptychon, Lesepult, Fahnen und Wandteppiche.
Während alle Trauergäste stehen, kniet am rechten Bildrand ein älteres Paar und leitet so den Übergang zum kleineren Mittelfeld mit dem Sarg ein.
Die abgebildeten griechischen Trauergäste im linken Bogen zeigen eine der Sichtweise des 19. Jahrhunderts geschuldete teilweise Anlehnung an eher türkische Trachten.
Im linken Bogen fallen drei Männer mit teilweise extrem langen brennenden Kerzen in den Händen auf.
Das Farbfoto oben zeigt den ersten - also linken - Bogen: Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 - im Zustand des Jahres 2014.
Das Farb-Foto oben zeigt das zweite Feld in der Mitte: Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 - im Zustand des Jahres 2014.
Das mittlere Feld wird vom offenen Sarg mit dem aufgebahrten Leichnam dominiert, an dessen Seiten zwei Ministranten mit Weihrauchkesseln und ein Mönch knien. Der Sarg ist rundherum mit Lorbeer geschmückt.
Zwei brennende Kerzen im Hintergrund und eine vor dem Sarg erleuchten den Zwischenbereich.
Der Bischof mit Mitra, den Segen spendend, dominiert den rechten Bildbogen. Er steht auf einem zweistufigen Podest über allen Personen, die ihn umgeben. Links und rechts halten Würdenträger seinen Bischofsstab und den Kreuzstab.
Der Hintergrund wird durch einen aufwändig verzierten und geschmückten Altar mit Dreiteiligem Altarbild sowie vier großen brennenden Kerzen gebildet. Darauf sind die Musiknoten des Requiem aufgestellt.
3. rechter Bogen: Beisetzung des griechischen Gesandten und Gelehrten Manuel Chrysoloras während des Conzils am 25. April 1415 - im Zustand des Jahres 2014.
Man könnte die drei Bilder als die Lebensstationen oder die Reise des Manuel Chrysoloras interpretieren: Links steht das Leben mit seiner Familie und den Angehörigen sowie den Anhängern und Verehrern des Gelehrten, in der Mitte der Tod als auch optisch kleiner gehaltener Übergang und rechts der Himmel symbolisiert durch die kirchlichen Würdenträger. Denn im rechten Bild wartet mit sieben brennenden Kerzen auch die Erleuchtung und das Paradies auf den Verstorbenen.
Der byzantinische Diplomat Manuel Chrysoloras wurde im Jahr 1358 geboren und verstarb am 15.4.1415. Er galt als Förderer der griechischen Literatur, indem er sich u.a. um den Aufbau griechischer Handschriftensammlungen in Italien bemühte. Als Gesandter nahm er am Konstanzer Konzil teil. Eine Abbildung Manuel Chrysoloras findet sich in der Bibliothèque Nationale, Paris, abgebildet in der Encyclopædia Britannica. 2
Das Grab des Chrysoloras befindet sich noch heute im Hotelgebäude.
Laut Marmor 3 liegen im Kloster auf der Insel noch zwei weitere Kleriker aus der Zeit des Konzils - Kardinal Barensis und der Bischof Nikolaus von Constance (Konstanz) in der Normandie - begraben. Auch andere Kirchen beherbergen die Gräber von damals verstorbenen Konzilsteilnehmern: Der am 26. September 1417 verstorbene Kardinal Francesco Zabarella von Florenz liegt im Chor der Franziskanerkirche und der am 4. September 1417 verstorbene Bischof Robert Hallum von Salisbury wurde im Münster beerdigt. Ferner verstarb am 16.10.1415 Kardinal Londolfo Maramaldo von Bari. 4 Bereits rein statistisch gesehen war so etwas bei der eher älteren Delegation und einer vierjährigen Sitzungsperiode auch zu erwarten.
Das Konzil von Konstanz / Konstanzer Konzil dauerte vom 05.11.1414 bis zum 22.04.1418 und war eines der wichtigsten Ereignisse in der Stadtgeschichte.
Insbesondere der politisch und diplomatisch sehr geschickt agierende König Sigismund (geboren am 15.02.1368 und verstorben am 09.12.1437) aus dem damals mächtigen Hause Luxemburg wollte das aus innerkirchlichen Motiven entstandene Schisma der Kirche (causa unionis = Einheit der Kirche = Kirchenspaltung von 1378-1417) und das damit verbundene Problem der Gegenpäpste lösen (siehe hierzu das Abendländisches Schisma). Hinzu kamen die causa reformationis = Reformen innerhalb der Kirche und die causa fidei, die sich auf die Ketzerei bezog.
Dass Konstanz als Tagungsort ausgewählt wurde, hatte viele Gründe, die auschlaggebenden dürften jedoch in der damals guten Infrastruktur (von Wasserstraßen bis hin zur Lebensmittelversorgung) gelegen haben sowie dem Umstand, dass Konstanz damals eine der führenden Handelsstädte war, die Beziehungen bis nach Italien (vor allem der Wirtschaftsregion Lombardei) unterhielt und somit beim Papst in Rom bekannt war. Neben der Grablege des Chrysoloras auf der Insel könnte dies auch das zweite Motiv für Zeppelins Wunsch nach Abbildung der Beerdigung dieser für das Konzilsgeschehen selbst sonst eher unbedeutenden Person sein. Chrysoloras soll laut Zeppelin Einfluss auf die Wahl der Stadt Konstanz für das Konzil gehabt haben. Ferner belegt dieser Repräsentant der Ostkirche den Wunsch des Konzils nach Wiedervereinigung aller Christen und zeigte auch die damalige Weltbedeutung des Konzils für Konstanz und die Insel.
Die Bedeutung des Inselklosters während des Konstanzer Konzils war erheblich. Dort versammelte sich u.a. die französische Nation im Kapitelhaus auf der Insel. Die italienische Nation hielt im Revental (Refektorium, Speisesaal) ihre Sitzungen ab. 5
Man darf jedoch auch vermuten, dass Eberhard Graf Zeppelin den Griechen aufgrund der im 19. Jahrhunderts noch immer großen Bedeutung der griechischen Antike im Meinungsbild und der Schulbildung in Deutschland durch diese besondere bildliche Würdigung im Freskenzyklus für sich, sein Hotel und seine Insel vereinnahmen wollte.
Häberlins Fresko zeigt eine römisch katholische Beerdigung. Man war sich zuerst bei diesem Griechen nicht sicher, weil er sogar teilweise für einen Schismatiker gehalten wurde, aber entschied sich schließlich dazu. Zeppelin schrieb hierzu an Häberlin am 14.4.1886: ...glaube ich wirklich, wir dürfen dreist die Frage in dem Sinne entscheiden, wie es uns am besten passt.
6 - Auch wenn Zeppelin im Ergebnis mit der katholischen Zeremonie vermutlich richtig lag, so erstaunt die Wortwahl und das dahinter stehende Denkmuster bei einem Historiker. Geschichte war für Zeppelin folglich das, was ihm als Geschäftsmann in sein Konzept passte.
Eberhard Graf Zeppelin machte auch bei diesem Bild detaillierte Vorgaben, wie z.B. das Innere der Kirche bis hin zu den gotischen Fenstern, dem Chorgestühl und den Fresken der Heiligen zu malen seien - und aus welcher Perspektive. Allerdings scheint Häberlin auch in diesem Bild wieder einmal einiges anders gemacht zu haben, als der Auftraggeber wünschte.
An den zwei Versionen (insbesondere des linken Bildteiles) wird ferner ersichtlich, dass Häberlin entweder keine Fotos vom Originalzustand besaß, oder (wahrscheinlicher) nach 16 Jahren sowieso keine perfekte Restauration des beschädigen Originals herstellen wollte. Er war schließlich ein herausragender Maler, der sich an den neuen Erkenntnissen orientierte und somit das Bild aus seiner Sicht nun korrekter malen konnte.
Die Abbildung oben zeigt die Beerdigungsinschrift auf dem Stein über dem Grab des griechischen Gelehrten Manuel Chrysoloras. Sie befindet sich heute in der Bar auf einem Bodenpfeiler an der Nordseite des Chors der Dominikanerkirche.
1 Ein Foto des linken Bogens der ersten Version aus der Sammlung Wolf findet sich im Stadtarchiv Konstanz in zwei Varianten: Inventarnummer 1092 und 1120.
2 Allgemein zu Manuel Chrysoloras siehe Thorn-Wickert, Manuel Chrysoloras. - Abweichend gibt Maurer, Konstanz im Mittelalter Band II, S. 44, als Todesdatum des Gelehrten Chrysoloras den 13.4.1415 an. Ebenso Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 31.
3 Siehe hierzu Marmor, Beitrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters auf der Insel. - Ebenso Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 32. - Er schreibt sie jedoch Cardinal Barrensis und Bischof Niklaus von Konstanz in der Normandie.
4 Maurer, Konstanz im Mittelalter Band II, S. 44. - Insgesamt starben noch viel mehr Konzilsteilnehmer während ihres Aufenthaltes in Konstanz. So. z.B. auch ranghohe, wie: Kardinal Londolfo Maramaldo von Bari am 16.10.1415. Dieser und auch Kardinal Francesco Zabarella von Florenz wurden anschließend wieder exhumiert und in ihre Heimat überführt.
5 Marmor, Beitrag zur Geschichte des Dominikaner- oder Predigerklosters auf der Insel. Ebenso findet sich dies bei Feger, Konstanz, Aus der Vergangenheit einer alten Stadt, S. 46. Ebenso Marmor, Geschichtliche Topographie der Stadt Konstanz und ihrer nächsten Umgebung, S. 31. - Die italienische Nation war die 4. Gruppe und umfasste u.a. das Königreich Lamparten (=Lombardei), Rom, Sizilien, Nappols (= Neapel).
6 Aus den Briefen von Eberhard Graf Zeppelin an Haeberlin aus den Jahren 1886-1904, Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Hist. 4° 445, Fasz. V, Brief vom 14.4.1886, zitiert nach Pech, Carl von Haeberlin, S. 230.
Hier geht es zum 10. geschichtlichen Ereignis auf der Insel - Hus im Inselthurm 1414 - 15.
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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher