Spiegellose Vollformat-Kameras

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Vergleich aller spiegellosen System-Kameras mit Vollformat-Sensoren - Canon, Nikon, Sony, Panasonic, Leica, Sigma - Canon RF-Bajonett, Nikon Z-Bajonett, Sony FE-Bajonett, Panasonic S, L-Mount-Alliance - Empfehlungen, Kaufberatung, Tipps

Hier werden die alle Kameramodelle mit Vollformat-Sensor seit 2018 behandelt: Sony A1, Sony A9 Mark I und II sowie A9III, A7III, A7RV, A7RIV, A7RIII, A7SIII, A7IV, A7C, A7CII, A7CR, ZV-E1, Nikon Z5, Z 6 und Z 7 (Versionen I-III), Z8, Z9, Zf, Canon R und RP, R1, R3, R5, R5II, R5C, R6, R6II, R8 sowie Panasonic S1, S1R und S1H, S5, S5II/S5IIX, S9, Leica SL, SL2, SL2S, SL3 und Sigma FP fpL.

Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle im Artikel der Spiegellose Vollformat-Kameras behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.

Vorab wird darauf hingewiesen, dass zahlreiche Details in anderen Fach-Artikeln erklärt werden, wie z.B.: Vergleich: Spiegellos - DSLR (u.a. Begriffe sowie Vor- und Nachteile beider Systeme), Bajonett - die Objektivanschlüsse, Objektive etc. Generell hilft ein Blick in das allgemeine Inhaltsverzeichnis des gesamten Auftrittes, oder die Benutzung der obigen internen Suchmaschine weiter und erspart mir und Ihnen Schreibarbeit bei unnötigen E-Mails.

Historischer Hintergrund

Die Platzhirsche Canon, Nikon und Sony

Zum Verständnis der momentanen Situation bei spiegellosen Systemkameras mit Vollformat-Sensor ein paar harte Fakten:

Spiegellose Kameras gab es seit den Anfängen der Digitalisierung der Fotografie. De facto waren zuerst sogar alle digitalen Kameras spiegellos.

Erst Nikon 1999 gefolgt von Canon im Jahr 2000 kehrten diese Entwicklung massiv um, weil beide Firmen ihre alten Objektive und teuren veralteten Kamerasysteme mit Spiegel sowie ihre milliardenschweren Investitionen in deren Produktionsanlagen schützen wollten. - Nochmals im Klartext: Vor allem Nikon und Canon haben 18 Jahre die spiegellosen Kameras im Vollformatbereich vorsätzlich und systematisch behindert.

Die Kompakt- und Bridge-Kameras, also Kameras mit kleinem Sensor sowie die Edel-Kameras waren hingegen immer und sind bis heute spiegellos.

Olympus und Panasonic starteten 2008 mit der Micro-Four-Thirds-Klasse den ersten großen Versuch, spiegellose System-Kameras zu produzieren. Aufgrund des kleinen Sensors, zahlreicher technischer Anfangsprobleme und des wirtschaftlichen Niedergangs der gesamten Fotobranche ab ca. 2010/2012 gelang ihnen bis heute nur ein Achtungserfolg mit geringem ökonomischen Nutzen.

Sony kam als Nachzügler durch den eher zufälligen Aufkauf der Firma Minolta in großem Stil in den Fotobereich hinein. Die ersten Ansätze mit den NEX-Modellen 2010 - spiegellosen Kameras im APS-C-Format - waren halbherzig. Dieser mit 10 Modellen in nur 4 Jahren umfangreichen Serie fehlte es an so ziemlich allem. Nicht einmal technisch konnte sie überzeugen. Von den wenigen mäßigen Objektiven ganz zu schweigen.

Aber ab ca. 2012 nahm sich Sony der spiegellosen Kameras ernsthaft an: Dies betraf alle relevanten Komponenten: Geld, Personal, Forschung, Entwicklung, Produktion, Service, Marketing. 2013 kamen die ersten ILCE-Kameras (Interchangeable Lens Camera with E-mount) heraus, welche allgemein als Alpha bezeichnet werden: im ersten Jahr die Alpha 3000 im APS-C-Bereich sowie - damals ziemlich unerwartet für viele Beobachter - die A7 und die A7R mit Vollformat-Sensor.

Seitdem ging es bei Sony mit einer unglaublichen Schlagzahl an neuen Kameras jährlich voran. So wurde die gesamte Konkurrenz düpiert. Bis zur Alpha 6700 wurden in 11 Jahren 10 APS-C-Modelle herausgebracht. Und bis zur A9 Mark III 2023/24 wurden in 10 Jahren 19 Vollformat-Kameras herausgebracht.

Canon und Nikon beobachteten lange den Markt, wurden jedoch im ökonomisch wichtigen Bereich der Vollformat-Kameras nicht tätig, um ihre eigenen Verkäufe der DSLRs nicht selbst zu kannibalisieren.

Nikon versuchte sich seit 2011 mit der Nikon-1-Serie erfolglos mit kleinen 1-Zoll-Sensoren mit spiegellosen Systemkameras, ließ es jedoch bald schleifen und stellte die Modellserie 2017 offiziell ein.

Canon führte 2012 seine spiegellose EOS M-Modellreihe mit APS-C-Sensor ein - mit insgesamt 10 Modellen, wovon 5 Ende 2024 noch verfügbar waren, baute sie jedoch mit nur 9 Objektiven in den ersten 9 Jahren eher langsam und halbherzig aus. 2023 stellte man die M-Reihe (inoffiziell) ein.

Selbstredend haben beide großen Kamerahersteller parallel zu Sony auch im Vollformat-Bereich laufend eigene spiegellose Kameras als Prototypen und Laborprodukte hergestellt, um sich selbst mit den Produkten der Konkurrenz zu vergleichen. Anders lässt sich das schnelle Erscheinen der ersten Produkte im Herbst 2018 nicht erklären. Man muss von mindestens 2 Jahren Entwicklungszeit für eine komplett neue Kamera ausgehen. Bei Objektiven dürfte der Zeitraum sogar noch größer sein.

Selbst die aggressive Vorgehensweise Fujis bei APS-C sowie Mittelformat-Kameras und Leicas Engagement nahm man eher gelassen hin, da es sich um preislich anders gelagerte Produkte handelte, die den profitablen und image-trächtigen eigenen Kernmarkt der Vollformat-Kameras nicht merklich tangierten.

Meines Erachtens wurde die A7 Mark II Reihe von Sony 2015 ernster genommen als deren erster Wurf (Mark I), der zwar von bezahlten Influencern gelobt wurde, in der Fotopraxis jedoch nicht überzeugen konnte. Aber man sah bei Nikon und Canon lange keinen akuten Handlungsdruck, mit den eigenen Prototypen an die Öffentlichkeit zu gehen. Das änderte sich 2018, als Sonys neue A7 Mark III-Modelle plötzlich den Markt abräumten und die bis dahin heile Foto-Welt umstürzten: Am 15. August 2018 gab Sony USA bekannt, dass man im ersten Halbjahr in den USA sowohl bezüglich Stückzahl als auch Umsatz die meisten Vollformat-Kameras verkauft hatte. Das war Platz 1 - zumindest in den USA. Sie behaupteten, 40% des Marktanteils in den USA zu besitzen.

Selbstredend war dem Top-Management sowohl bei Canon als auch bei Nikon dieser Marktumschwung bereits lange vor der offiziellen Publikation durch Sony bekannt. Die eigenen Verkäufe gingen schließlich dramatisch zurück.
Danach sah sich Nikon gezwungen, am 23. August seine neue spiegellose Reihe mit dem Z-Bajonett vorzustellen. Canon folgte nur zwei Wochen darauf mit dem RF-Bajonett für seine spiegellose Vollformat-Kamera.

Ökonomisch lässt sich das plötzliche Umschwenken der Platzhirsche und vor allem exakt zu diesem Zeitpunkt im Jahr einfach erklären:
Erstens war es aufgrund der verschobenen Marktanteile ab dem Sommer 2018 sinnvoller, sich seine eigenen DSLRs (alten Kameras mit Spiegel) selbst zu kannibalisieren, als dass eine immer größere Zahl an eigenen Altkunden zu Sony wechselte.
Zweitens ist das sogenannte Weihnachtsgeschäft (eigentlich der gesamte Herbst von Oktober bis Dezember) für Kameraverkäufe extrem wichtig. Hier fällt die Entscheidung über das Jahresergebnis. Manche Firmen im Fotobereich erzielten in diesen drei Monaten früher 50% ihres Jahres-Umsatzes und heute noch immer bis zu 40%.
Drittens gab es damals passend zu beiden Sommerankündigungen von Nikon und Canon und zum Weihnachtsgeschäft noch eine Herbstmesse im September für Fotoartikel (photokina in Deutschland). - Da diese jedoch im für den Weltmarkt zunehmend unbedeutenden Europa stattfand, wählten beide Hersteller 2018 Publikationstermine davor und zwar auf eigenen Sonder-Shows an anderen Orten. Ganz nebenbei: Das war eine gezielte und unüberhörbare Ohrfeige für die photokina, Deutschland als Marktort und Europa insgesamt. Dass die einzige Zweigveranstaltung in Europa im Brexit-Land England stattfand, sollte auch aufhorchen lassen.

Zu den Details der Kamerahersteller im spiegellosen Bereich siehe: Der Migrationspfad der Kamerahersteller zu spiegellosen Systemen.

Panasonic

Wie im Artikel Migration zu spiegellosen Systemen bereits vor Jahren erklärt, hielt ich die Entscheidung Canons und Nikons, ihr bestehendes Bajonett mit allen Objektiven aufzugeben, für falsch. Beide öffneten eine gefährliche Flanke, die man in einer derart schweren Wirtschaftskrise der Fotoindustrie niemals hätte ungedeckt lassen dürfen. Damit wurden die Uhren in der Vollformat-Klasse auf null zurückgestellt. Die beiden damals wichtigsten Firmen befanden sich somit wieder auf Start. Daraus folgt, dass nun weitere Hersteller mit realen Erfolgsaussichten bei Vollformat-Sensoren einsteigen konnten. Panasonic ergriff die Chance im Herbst 2018.

Panasonic stellte am 25. September 2018 (1 Tag vor der photokina) eine eigene Vollformat-Kamera vor: Einen Prototyp, der erst seit April 2019 in zwei Varianten S1 und S1R erwerbbar war. Im Sommer / Herbst 2019 kam die S1H als spezielle Video-Kamera hinzu. Danach ließ man sich lange Zeit bis zur Panasonic S5II, S5IIx 2023.

Die Hintergründe dürften die von mir seit Jahren postulierten technischen Probleme bei 8K-Video auf dem kleinen Micro-Four-Thirds-Sensor sein. Technisch würde man das sicher irgendwie auch in den kleinen, schnell überhitzenden Gehäusen hinbekommen. Aber die Lichtausbeute ist zu gering. Mit nur einem Viertel der Sensorfläche erhält man auch nur 1/4 des Lichtes. Deshalb haben die MFT-Kameras immer Probleme bei schlechten Lichtverhältnissen. D.h. der finanzielle Einsatz wäre sehr hoch und könnte wohl mit der Sensorgröße am preiskritischen Markt nie eingespielt werden.

Um es nochmals klarzustellen. Panasonic stellt durchaus einige gute Fotokameras her. Aber den Erfolg erzielte es mit seinen Video-Kameras. Bis zur Sony A7SIII im Sommer 2020 war die GH5 die einzige Kamera, die für erschwingliches Geld in kleinem Format und bei noch tragbarem Gewicht extrem hochwertige 4K-Video-Qualität erzeugte. - Aber Spätestens 2021 bot dies jedoch jede spiegellose Vollformat-Kamera.

Den Schritt in das Foto-Vollformat wagte Panasonic jedoch nur zusammen mit der seit 2001 befreundeten Firma Leica, deren Bajonett es übernahm, und Sigma in einer Partnerschaft, die als L-Mount-Alliance bekannt wurde.

Alles weitere Neue zur Panasonic S1 und S1R sowie der S1H finden Sie im Sonderartikel Panasonic S.

Leica SL

Die Firma Leica besitzt weltweit ein unglaublich hohes Ansehen - vor allem aufgrund ihrer Geschichte und früherer Produkte.

Das spiegellose Vollformat-Modell SL (Mark I) stammt aus dem Jahr 2015 (heute nicht mehr offiziell verfügbar). Auch diese 24-Mega-Pixel-Kamera halte ich für grundsolide.

2020 kam die technisch weitgehend mit der Panasonic S1R übereinstimmende SL2 hinzu und 2024 die SL3.

Aber der Preis ist Leica-typisch sehr hoch. Dies gilt insbesondere für die wenigen Objektive und den Service. Bereits das Gehäuse der SL kostete auch 2020 Listenpreis 7.000 Euro und am Markt rund 3.750 Euro, die SL2 sogar über 5.800 Euro, weit mehr als eine A9 von Sony, oder weit mehr als doppelt so viel wie eine ebenfalls 24 MP A7III. Die SL3 kostete 2024 offiziell 6.800 Euro für allerdings einen 60 MP-Sensor (denselben von Sony für die A7RV).

Ferner kann auch diese Leica-Kamera technisch in fast keiner Disziplin mit den anderen Top-Modellen der spiegellosen Kameras mithalten.

Die neuere Leica SL2-S mit 24 MP ist im Prinzip ebenfalls nur eine Panasonic S1 die man mit rotem Punkt zum mehr als doppelten Preis vertreibt. - Und die SL3 war auch signifikant teurer als eine technisch fast identische Sony alten A7RIV und A7RV sowie exorbitant teurer im Vergleich zu einer A7CR. - Für viele Fotografen fällt die Leica SL deshalb in den Bereich Statussymbol mit dem roten Punkt.

An der strategischen Partnerschaft mit Panasonic und Sigma verdient Leica über die Lizenzgebühren extrem viel Geld. Ökonomisch hat sich die Partnerschaft somit kurz- und mittelfristig nur für Leica gelohnt. Aber zukünftig wird Leica in Tests auch genauer betrachtet werden. Alle frühere Nachsicht für die oft skurrilen Sonderwege der Firma Leica entfiel seit 2019. Dann traten auch die Nachteile der Kameras und Objektive deutlicher hervor: Zu schwer, zu groß und im direkten Vergleich zu teuer sowie dafür zu schlecht.

Zum Abschluss noch ein technisches Detail: Das L-Bajonett hieß zuerst T-Bajonett und wurde zuerst für die APS-C-Kameras von Leica (TL) eingeführt. Es handelt sich somit nicht um ein hochmodernes oder für Vollformat optimiertes Bajonett. Wenn man sieht, was Sony aus seinem APS-C-Bajonett bisher alles im Bereich Vollformat gemacht hat, so muss dies nicht allzu einschränkend sein. Aber ganz so zukunftssicher / technisch perfekt geeignet ist es nicht im Vergleich zu Canons RF- oder vor allem Nikons Z-Bajonett.

Sigma

Kurz nach Panasonic gab auch Sigma offiziell bekannt, sich am Panasonic-/Leica-Anschluss zu beteiligen und 2019 eine eigene neue Vollformat-Kamera herauszubringen.

Obwohl die Aussichten in einer Partnerschaft mit anderen Firmen höher sind, halte ich das Vorgehen für riskant. Sigma hat die vorherigen Kameras nicht wirklich gut vermarktet. Dabei haben zahlreiche Kunden viel Geld verbrannt. Ob das andere Fotografen riskieren wollen?

Überdies handelt es sich um den Foveon-Sensor, der schon jahrelang dahinsiechte, nachdem Sigma jene Firma 2008/09 aufkaufte. In den USA gilt er als Wankelmotor der Fotografie. Deshalb räumen viele Analysten der Kamera nur geringe Chancen ein. Der Sensor ist technisch bei Tageslicht hervorragend und punktet auch bei der Farbauflösung, kann jedoch bei höheren ISO-Stufen sowie bei der Farbreinheit nicht immer überzeugen.

Dann spielt auch die Ankündigung der im Laufe des Jahres 2019 bereits verfügbaren 14 passenden eigenen Sigma-Objektive keine große Rolle. Die sind eher für die anderen Kameras mit L-Bajonett der Partner interessant.

Dass man einen SA-L-Adapter ankündigte, ist zwar als Kundenbindungsaktion für eigene Altkunden verständlich. Dennoch halte ich es technisch für erstaunlich. Wie will man APS-C- (23,5*15,7 mm) und APS-H-Objektive (nur etwas größer als APS-C, 26,7 * 17,9 mm) an das Vollformat anpassen?

Interessant ist eher der angekündigte Adapter für Canon EF-Objektive zum neuen L-Bajonett.

Im Sommer kam die Vollformat-Sigma FP heraus. Sie konnte jedoch mit ihrem 24,6 Mega-Pixel-Sensor bei einem Preis von 2.000 Euro nicht wirklich überzeugen. Der Hauptnachteil liegt in der aufpreispflichtigen Modulpolitik. Die Rohkamera ist zwar klein und leicht, kann in dem Zustand jedoch keine Ansprüche der ernsthaften Fotografen erfüllen. Mit allen Modulen ist sie hingegen teuer, unhandlich und schwer. Im Übrigen verzichtete man mit diesem ersten Wurf auf den unbeliebten Foveon-Sensor und verwendete eine Standard-Bayer-Matrix. Auch der Nachfolger / das weitere Modell fpL mit 60 MP-Sony-Sensor fand kaum eine Echo in der Presse noch Käufer. Somit fand auch die hochmodulare fpL mit dem 60 Mega-Pixel (von Sony) bis heute nur ganz wenige Freunde.

2024 wurde immer deutlicher, dass Sigma größte Probleme bei der Weiterentwicklung des alten Foveon-Sensors hatte, der noch immer nicht annähernd marktreif war.

Wie auch immer: Durch dies zwei neuen Firmen (Panasonic und Sigma) wurde der Vollformat-Markt noch enger. D.h. das reale Kuchenstück wird bei sowieso bis zumindest 2024 schrumpfendem Gesamtmarkt bei Vollformatkameras für jede beteiligte Firma kleiner.

System- und Produkt-Analyse

Grundlagen

Mit diesem Hintergrundwissen, lassen sich nun auch die verschiedenen spiegellosen Systeme mit Vollformat-Sensor aller Anbieter leichter analysieren und für die tägliche Fotopraxis bewerten.

Gleichgültig, wie Sie sich als Fotograf auch entscheiden: Das Vollformat verlangt Gesamtinvestitionen, die schnell die 10.000 Euro-Grenze überschreiten. Eine Kamera und die klassischen drei lichtstarken Zooms (Ultraweitwinkel-, Normal- und Tele-Zoom), ein Makroobjektiv und ein 1,4 oder 2-fach-Telekonverter sind sehr teuer. Hinzu kommt das gerne übersehene Zubehör, wie Stativ, Foto-Rucksack, Fototasche, sowie die Kleinteile wie z.B. Ersatz-Akkus und Speicherkarten.

Dies gilt für Hersteller-Wechsler als auch für Umsteiger (DSLR = reflex zu DSLM = mirrorless, oder mirrorless cameras = MILCs) sowie Aufsteiger, da Sie de facto alles neu brauchen. Sie erfahren weiter unten, warum dies so pauschal für jedes Teil gilt. Oder Sie können weitere Details dazu im Artikel Wechseln ? erfahren. - Daraus folgt, dass der Wechsel zu einem spiegellosen Kamera-System (DSLM) vorher gut überlegt sein sollte.

Viele Details über die Herstellerfirmen habe ich ausführlich im Artikel über DSLRs im Vollformatbereich abgehandelt (Vollformat Herstellervergleich), auf den verwiesen wird, um hier nichts zu duplizieren. Zur ökonomischen Lage der Hersteller und der Fotobranche insgesamt beachten Sie bitte: Foto-Wirtschaft. Zu den grundlegenden Vor- und Nachteilen der spiegellosen Kameras gegenüber DSLRs (Kameras mit Spiegeln) siehe: spiegellose Kameras.

Hersteller-Links

Es handelt sich hier um eine generelle Analyse der für die Fotopraxis relevanten Ober-Kategorien. Wer einzelne Pixel abzählen, Gramm nachwiegen oder AF-Sensoren nachzählen möchte, kann dies gerne selbst anhand der technischen Angaben zu den beschriebenen Produkten unter folgenden alphabetisch angeordneten Hersteller-Adressen tun: Canon EOS R Kamera, Canon EOS RP, Canon EOS R1, Canon EOS R3, Canon EOS R5, Canon EOS R5II, Canon EOS R5C (Sie ist weitgehend identisch zur R5 und wird somit als diese gewertet. Nur bei signifikanten Unterschieden gebe ich sie separat an.), Canon EOS R6, Canon EOS R6II, Canon EOS R8, Nikon Z 5, Nikon Z 6 - Version I ist inzwischen nicht mehr offiziell in Deutschland gelistet., Nikon Z 7 - Version I ist inzwischen nicht mehr offiziell in Deutschland gelistet., Nikon Z 6 II, Nikon Z 7 II, Nikon Z 6 III, Nikon Z8, Nikon Z9, Nikon Zf, Sony A1 = ILCE-1, Sony A9 = ILCE 9 (Mark I), Sony A9II = ILCE 9 Mark II, Sony A9III = ILCE 9 Mark III, Sony A7R III = ILCE 7RM3, Sony A7R IV = ILCE 7RM4, Sony A7RV - ILCE-7RM5, Sony A7 III = ILCE 7M3, Sony A7 IV = ILCE 7M4 / ILCE-7M4K, Sony A7C = ILCE 7C, Sony A7CII = ILCE 7CM2, Sony A7CR = ILCE 7CR, Sony A7S III = ILCE 7SM3, Sony ZV-E1, Panasonic S1 = DC-S1E-K LUMIX S (nur noch im Archiv), Panasonic S1R = DC-S1RE-K LUMIX S (nur noch im Archiv), Panasonic S1H = DC-S1H LUMIX S (nur noch im Archiv), Panasonic S5 = DC-S5E-K, Panasonic S5II = DC-S5M2, Panasonic S5IIx = DC-S5M2X, Panasonic S9 = DC-S9, Leica SL - nicht mehr offiziell gelistet, Leica SL2 neues Modell 2020, Leica SL2-S neues Modell 2020/21, Leica SL3 neues Modell 2024, Sigma FP, Sigma fpL.

Aktuelle kritische Testberichte zu allen spiegellosen Vollformat-Kameras - intern

Alle aktuellen Einzel-Tests der jeweiligen Kameras mit ausführlicher Auflistung aller Vor- und Nachteile sowie Bewertungen der spiegellosen Modelle von Canon und Nikon finden Sie unter: Nikon Z mit Z6 und Z7 (Mark I), Nikon Z5, Nikon Z6 II, Nikon Z6 III, Nikon Z7 II, Nikon Z8, Nikon Z9, Nikon Zf - Canon R und RP, Canon R1, Canon R3, Canon R5, Canon R5II, Canon R5C, Canon R6, Canon R6II, Canon R8 - Panasonic S (mit S1, S1R und S1H), Panasonic S5, Panasonic S5II, S5IIx, Panasonic S9 - Sony FE ( mit A7RIV), Sony A7SIII, Sony A7C, Sony A7CII, Sony A7CR, Sony A1, Sony A7IV, Sony A7RV, Sony ZV-E1, Sony A9III.

Bekenntnis vorab - zur Beruhigung aller Gemüter: Wie in allen meinen Artikeln geschrieben, halte ich sämtliche seit 2012 erschienenen Kameras für gut und sämtliche der letzten Jahre für sehr gut. Wir leiden hier folglich - vor allem bei Vollformat-Kameras - auf sehr hohem Niveau. - Aber dennoch ist - vor allem angesichts der Preise in dieser Königsklasse Vollformat ein Vergleich und auch Kritik erlaubt, sinnvoll und hilfreich, sowohl für Sie als Fotograf/in als auch für die Hersteller, damit wir alle noch hochwertigere Ausrüstung und zufriedenere Fotografen erhalten.

Dennoch rate ich kategorisch von den Sony-Modellen der Serien Mark I und II ab. Sony wusste durchaus, warum sie in so schneller Folge die Mark III herausbrachte. Das hat Gründe, welche Sie in Ihrer fotografischen Praxis jeden Tag spüren. De facto rate ich sogar nur noch zu ab 2020 neu verfügbaren Modellen der deutlich aufgewerteten Serie IV respektive A7S III.

Service bei spiegellosen Vollformat-Systemen

Ohne Service werden Sie als Fotograf auf lange Sicht nicht glücklich werden mit Ihren spiegellosen Vollformat-Kameras und dazu passenden Objektiven. Dies betrifft vor allem die Reparatur im Schadensfall.

Derzeit ist die (jährlich aktualisierte) bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: kein 'Sehr Gut' und kein 'Gut' mehr. Die Firmen Sony, Panasonic und Canon rangieren alle ungefähr gleichwertige mit einem 'Befriedigend'. Danach rangieren Sigma gefolgt von Leica. Nikon wird hingegen oft als 'ungenügend' von den eigenen Kunden eingestuft. - Zahlreiche Belege und ausführliche Begründungen hierzu finden Sie u.a. in dem Artikel Vollformat Herstellervergleich im Kapitel Service.

Alle Hersteller bieten zwar einen relativ gesehen hochwertigen Profi-Service. Aber dieser ist meist nur für gewerbliche Fotografen mit vielen Kameras und sehr teuren Objektiven zugänglich. Deshalb darf er hier nicht berücksichtig werden, sondern nur der alltägliche Service für Otto-Normal-Verbraucher. Falls Sie Mitglied jenes Profi-Services sind, können Sie die obige Reihenfolge für Ihre persönliche Entscheidung / Auswahl vergessen, da Sie überall (meist) gut bedient werden (negative Ausnahmen bestätigen allerdings zunehmend die Regel). Eine Ausnahme bildet seit 2021 Nikon, dass weltweit Personal im Service-Bereich (auch bei Berufsfotografen) entließ.

Zu Sony bleibt zu ergänzen, dass es noch immer überwiegend ein Elektronik-Konzern ist, der seinen Service im Fotobereich noch immer auf- und ausbaut. D.h. es kommt im Einzelfall sehr darauf an, einen kompetenten Ansprechpartner zu finden. Vor allem bei Reparaturen kursieren jedoch Schreckensmeldungen über teilweise lange Reparaturzeiten bis hin zur Weigerung, da man die Ersatzteile für die schnell wechselnden (alten) Produkte nicht mehr vorrätig hat.

Auch Canon hat in den letzten Jahren im Service-Bereich deutlich eingespart und vor allem seit 2022 spürbar nachgelassen, aber bei Nikon wurde das generell als unzufrieden beurteilte Niveau durch die extremen Sparmaßnahmen der letzten Jahre weltweit nochmals gesenkt.

Bei Panasonic gilt der Wert bisher für Micro-Four-Thirds-Modelle und muss sich für Vollformat erst noch bestätigen. Es ist also vorläufig und mit Vorsicht zu genießen.

Sigma ordne ich derzeit im Mittelfeld ein, da der Service für die Objektive relativ gut ist. Für die neuen Kameras kann man jedoch noch nichts Genaues aussagen. Definitiv ist das Sigma-Händler- und -Service-Netz klein.

Leica liegt im unteren Mittelfeld, nicht nur weil jeder Service meist sündhaft teuer ist, sondern weil es auch immer wieder Beschwerden gibt.

Vor allem seit Anfang 2021 ordne ich Nikon ganz weit unten ein, da Nikon weltweit Garantien und sogar die Gewährleistung bei Schäden kürzt.

Der Einstieg / Umstieg auf neue, oft nicht wirklich ausgiebig getestete spiegellose Systeme führte dazu, dass eine wesentlich größere Anzahl an Anfragen auf den sowieso überlasteten Service-Bereich aller Firmen zukam. Aber auch nach der Anfangsphase war der Service oft überlastet, da neue Kameramodelle zunehmend 'unfertig' und vor allem ziemlich ungetestet an die Kunden gegeben wurden. Die heutige Qualitätssicherung vor allem im Sinne von internen Testphasen hat deutlich nachgelassen, weil man Produkte schnell herausbringen will. Einzelne Modelle waren faktisch erst nach mehreren Firmware-Updates nach über einem Jahr wirklich in der täglichen Fotopraxis frustfrei verwendbar.

Ganz offen will ich Ihnen da keine großen Hoffnungen bei keinem Anbieter machen. Nikon hat nachweislich 2018 seine spiegellosen Produkte überstürzt herausgebracht. Canon dürfte ebenso unter Zeitdruck gestanden haben und auch keine extensiven Praxis-Tests durchgeführt haben. Sony ist bereits durch das enorme eigene Marktwachstum und - trotz Aufstockung im Service-Bereich - am Limit. Durch die neuen Produkte der Mitbewerber wird man auch dort die Taktrate neuer Produkte wieder erhöhen. Damit verbunden sind mehr Fehler und ein höheres Anfrageaufkommen.

Gemäß meiner langjährigen Erfahrung als Projektleiter und sogar Programm-Manager in der IT leidet unter Zeitnot meist der Testbereich besonders. D.h. vor allem in den Anfangsjahren der Umstellung auf spiegellose Systeme - sowie bei jedem übereilt herausgebrachten neuen Modell - werden die Zahlen der (intern übersehenen) Probleme und daraus folgend die Service-Anfragen steigen. Das ist bei neuen Systemen und neuen Produkten heute so.

Bei Sony gilt zu beachten, dass in den USA 2021 eine Sammelklage eingereicht wurde, weil die Serienstreuungen der Kameras in Kombination mit verweigertem Reparatur-Service ein Ausmaß überschritten hatten, das viele Fotografen bei derart hohen Preisen nicht mehr hinnehmen wollten. Je nachdem, wie der Prozess ausgeht, respektive welche weiteren negativen Details publiziert werden, werde ich Sony auch in Europa drastisch abwerten. Dies gilt deshalb, weil bekannt ist, dass fast alle Firmen weltweit in die sogenannte Dritte Welt (EMEA: Europe, Middle East, Africa) sogenannte 'B-Ware' liefern und die 'A-Ware' in die USA sowie nach Asien geht, weil man in jenen Ländern mit kritischen Fotografen mit drastischen Strafen rechnen muss - man in Europa jedoch mit (fast) allem davonkommt.

Aufgrund meiner umfangreichen eigenen Tests fast aller neuen spiegellosen Kameras im Vollformat-Bereich muss ich festhalten, dass man im Grunde erst nach ca. einem Jahr und mindestens einem halben Dutzend nachgelieferten Firmware-Updates damit in der täglichen Fotopraxis wirklich sehr gut arbeiten kann. - Jeder Early Adopter, der sich eine nagelneue, gerade herausgekommene Kamera anschafft, sei gewarnt: Zumindest Adobe liefert seit Jahren - trotz Milliarden-Gewinnen - weder rechtzeitig noch teilweise überhaupt mehr passende lineare RAW-Profile, sondern nach vielen Monaten nur potthässliche eigene Anpassungen. In manchen Fällen weigert sich die Software-Firma sogar, über viele Monate überhaupt, ein Update für Camera RAW zu liefern, sodass man die RAW-Bilder der neuen Kamera nicht einmal in Photoshop + Lightroom einladen oder in Bridge betrachten kann.

Dass von den Kameraherstellern teilweise 1-3 Jahre später (und oft erst nach massiven Beschwerden) erst wertvolle Funktionen der Kamera in Software-Updates nachgeliefert werden, darf auch nicht verschwiegen werden. Fast alle Firmen waren bis 2024 dazu übergegangen, neue Firmware und neue Funktionen (besonders im Bereich der KI beim Autofokus) sowieso nur noch für neue Modelle und dann kurzfristig herauszubringen. Danach sollte der Kunde gefälligst eine neues Kameramodell kaufen, um die neuesten (KI- etc.) Kamerafunktionen zu erhalten. Dies kann als miserabler Service bezeichnet werden, da es sich um Software handelt, die technisch fast jeder alten Kamera auch angeboten werden kann, sofern man es wollte.

Fazit: Auch Ende 2024 galt der Service-Bereich bei allen Herstellern als suboptimal.

Ergonomie Handgriff

Hinweis vorab: Es ist unmöglich, dass eine Kamera in allen Disziplinen / untersuchten Kategorien dieselben (positiven wie negativen) Ergebnisse erzielt. Bestimmte Dinge widersprechen sich und schließen sich somit aus.
Sie können anhand der Einordnungen respektive Reihenfolgen dennoch wertvolle Hilfestellungen finden.

Nur mit einem guten Halt an der Kamera werden Sie lange Freude beim Fotografieren in der täglichen Praxis haben.

Vorab können grundlegende Daumen-Regeln als Orientierungshilfe dienen: Je größer eine Kamera ist, desto größer ist in der Regel auch der angebotene Haltegriff. Je kleiner eine Kamera hingegen ist, desto größer ist die Gefahr, dass man weder alle Finger unterbringen kann noch man überhaupt richtigen Halt an der Kamera findet. Vor allem ganz kleine Kameramodelle bieten überhaupt keinen Haltegriff, sondern eher einen nur optischen Hügel als Attrappe an. Je neuer das spiegellose Kameramodell ist, desto ergonomischer sind i.d.R. die Griffe geformt respektive ausgestaltet. Je mehr eine Kamera auf 'Retro gestylte' ist, desto unergonomischer ist meist auch der Haltegriff.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Canon R1, Canon R3, Nikon Z9, Sony A1 mit angeschraubtem vertikalen Handgriff, sowie die A9III mit angeschraubtem vertikalen Handgriff liegen an der Spitze. Dann folgen die großen Modelle Panasonic S1, S1R und S1H, weil sie auch Männern mit großen Händen genug Platz anbieten. Canon R5II, Canon R, Canon R5, R6, R6II folgen mit guten Griffen. Nikon Z8 gefolgt von Nikon Z6III, Nikon Z6II und Z7II gefolgt von Nikon Z5, Z6 und Z7 bieten ein Mittelfeld. Dann folgt die Sony A1, ohne angeschraubtem vertikalen Handgriff. Die Canon R8 besitzt bereits einen kleineren Handgriff, der nicht mehr für alle Personen groß und angenehm genug ist. Die Modelle Leica SL, SL2, SL2-S und selbst SL3 sind zwar groß, aber viele Nutzer empfinden sie als unergonomisch, weil ohne jede Formgebung für die Finger. Die Panasonic S9, S5, S5II, S5IIX sind bereits relativ klein. Die Sony Modelle Mark IV und A9 Mark II sowie A7S Mark III, A7RV sind so klein, dass man dort nicht alle Finger unterbringen kann. Die Canon RP wird von der Nikon Z5 und der Sony ZV-E1 gefolgt. Ganz unten rangieren die Modelle Sony A7CII und A7CR, aber nur mit Extra-Handgriff, dann die Sony Modelle Mark III, Nikon Zf sowie Sony A7CII und A7CR ohne Extra-Handgriff. Die modularen Modelle von Sigma bilden in dieser Kategorie das Schlusslicht.

Die neuen Profigehäuse von Canon, Nikon und Sony - mit - einem zusätzlichen vertikalen Handgriff - gelten vor allem bei Berufsfotografen als die ergonomischste Gehäusevariante. - Vorsicht: Viele Amateurfotografen kommen damit überhaupt nicht zurecht und wünschen eher Gehäuse ohne jene (für sie störenden) Hochkantgriffe, die sowohl das Gewicht als auch das Volumen der Kamera drastisch vergrößern. Dennoch zeigen jenes größere Volumen und Gewicht auch Vorteile auf anderen Gebieten, wie z.B. dem Verwacklungsschutz bei Aufnahmen oder der meist deutlich längeren Akkulaufzeit.

Panasonic besitzt bei allen S1-Modellen den derzeit ergonomischsten und profiliertesten Handgriff an spiegellosen Vollformatkameras (ohne zusätzlichem Hochkantgriff). Er ist weitgehend identisch zu einer Vollformat-DSLR. Auch große Männerhände finden mit allen Fingern darauf Platz.

Canon besitzt einen großen und profilierten Handgriff an der R, R5, R5II, R5C, R6, R6II. Er ist fast identisch zu einer Vollformat-DSLR. Auch große Männerhände finden mit allen Fingern darauf Platz.

Dicht folgen bei Nikon die Z8 und die Z6III für etwas größere Finger. Sie werden gefolgt von den bei beiden Nikon-Modellen identischen Handgriffe der Z 6 und Z 7 für zumindest mittelgroße Männerhände, die darauf mit allen Fingern Platz finden.

Die Sony A1 (ohne Hochkantgriff) wurde in Details verbessert und rangiert knapp dahinter.

Leica besitzt zwar den größten Griff. Aber er ist nicht ergonomisch geformt. De facto sieht er (wie das Kameragehäuse insgesamt) aus, als ob ein Technikstudent eine Fräs-Maschine optimiert hätte, aber kein Ergonomieexperte die Kamera entwickeln durfte. Entsprechend schlecht lassen sich größere und schwerere Objektive damit halten.

Ab der Panasonic S9, S5, S5II, S5IIX handelt es sich um kleinere Kameragehäuse, die zwangsweise Nachteile aufweisen müssen.

Die Canon RP ist absichtlich sehr klein gebaut, sodass der Griff - vor allem in der Länge - gelitten hat. Personen mit größeren Händen wird zum - oft kostenlosen - Zubehörteil des anschraubbaren Griffteiles unten am Kameraboden geraten, damit auch der kleine Finger auf der Kamera noch Platz und Halt findet.

Obwohl Sony seine Handgriffe - nach heftiger Kritik - ab den A7 Mark III und der A9 deutlich vergrößert hat, finden Männerhände noch immer keine Unterstützung für den kleinen Finger. Das mag bei leichten Objektiven und nur kurzzeitiger Benutzung der Kamera sowie auf dem Stativ keine Rolle spielen. Bei schwereren (Tele-) Objektiven ermüdet die rechte Hand jedoch deutlich schneller aufgrund der nicht so ergonomischen Formgebung. Deshalb rate ich dringend zu den neueren Modellen ab Mark IV-Versionen.

Sonys Modelle Mark IV und auch die A9 Mark II sowie A7S Mark III sind etwas ergonomischer.

Sigmas kleine FP kann ohne Handgriff ernsthafte Fotografen nicht überzeugen. Man kann jedoch teuer zwei Versionen hinzukaufen: Handgriff HG-11 sowie großer Handgriff HG-21. Auch der Handgriff der fpL kann nicht wirklich überzeugen.

Selbstverständlich hängt die Detailbewertung von Ihrer Handgröße, Ihren Objektiven, Ihrem Einsatzzweck etc. ab. Aber es handelt sich um weltweit so beschriebene Erkenntnisse. Probieren Sie es auf jeden Fall vor einem Kauf aus.

Persönlich rate ich schon seit vielen Jahren, viel mehr Bedeutung der Ergonomie insgesamt beizumessen. Sie entscheidet schließlich erheblich mit, wie Sie täglich bei Ihrer Arbeit mit Ihrer Kamera sich erfreuen oder dabei frustriert werden.

Festzuhalten bleibt bei allem Lob, dass auch heute noch kaum eine spiegellose Kamera beim Punkt Griffergonomie an die Qualitäten der Top-DSLRs aller drei Firmen (Canon, Nikon, Sony) heranreicht. Umsteiger von Kameras mit Spiegel sollten dies berücksichtigen und ausgiebig testen. Erst die neuesten Profimodelle mit Hochkantgriff erleichtern einem altgewohnten DSLR-Fotografen den einfachen Umsteiger von zu Spiegellos in der täglichen Fotopraxis - aber zu einem sehr hohen Preis.

Menü-Strukturen der Kamera

Nur mit einer logisch aufgebauten, leicht zu bedienenden und einfach zu memorierenden Menü-Struktur (Software User interface) werden Sie schnell Details ändern können und lange Freude beim Fotografieren in der täglichen Praxis haben.

Vorab können grundlegende Daumen-Regeln als Orientierungshilfe dienen: Je mehr Funktionen in einem einzigen Menü angeboten werden (also z.B. Foto und Video gemeinsam) und je mehr der Nutzer selbst individuell einstellen sowie verändern darf, desto umfangreicher wird ein Menü und desto höher werden die Anforderungen an eine ergonomische gestaltete, übersichtliche, verständlich benannte und logisch gegliederte Menüstruktur.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Leica SL, Panasonic, Canon, Nikon, Sigma und zum Schluss Sony.

Dass Leica den Spitzenplatz belegt, liegt nur daran, dass die Menüs der SL derart wenig Punkte beinhalten, die der Fotograf verändern darf, dass es am übersichtlichsten ist. Das Menü der SL2 ist bereits deutlich unübersichtlicher und wurde durch das erweiterte der SL3 nochmals unübersichtlicher.

Panasonic führt hauchdünn vor Canon. Ein Grund ist die neue Menüstruktur auf zwei Ebenen, welche das Panasonic-Menü etwas übersichtlicher gestaltet. Der zweite Grund ist der bei den R und RP nicht mehr ganz so perfekt logische Aufbau neuer Punkte wie bei den hochwertigen DSLRs. - Der Touchscreen ist bei beiden Panasonic-Modellen ebenfalls hochwertig und fast perfekt zur Menübedienung geeignet.

Canon besitzt noch immer die in sich logischste und vor allem eine übersichtliche Menüstruktur. Dies wird zusätzlich durch die hohe Funktionalität des Touchscreens auf dem rückwertigen Display ergänzt. Aber sowohl bei der R als auch der RP wurden einige neue Punkte eher angehängt als perfekt integriert. Signifikant hochwertiger sieht es hingegen bei den beiden neuen R5 und R6 sowie vor allem der R5C aus, die getrennte übersichtliche Menüs zu Foto und Video besitzen. Aber die Menüs wuchsen mit den Jahren durch weitere Video-Funktionen (bis hin zur R1) deutlich an.

Dicht folgen die bei Nikon-Modellen identischen Menüstrukturen der Z5, Z 6 und Z 7 sowie Z9, Z8 und Z6III. Dennoch sind die Menüs bei Nikon oft zu lang, so dass man keinen einfachen Überblick je Seite erhält, sondern zuerst scrollen muss.

Obwohl Sony seine Menüstrukturen inzwischen deutlich verbessert hat, gelten die Menüs noch immer als deutlich unergonomischer im Vergleich zu den Mitbewerbern. - Erst die A7S Mark III sowie die A1 sowie deren zeitliche Nachfolgemodelle A7CII, A7CR, A7IV, A7RV, ZV-E1, A9III können mit ihren völlig neu gestalteten Menüs mehr überzeugen, reichen jedoch noch immer nicht an Canon heran.

Alle Hersteller bieten heute zwar sogenannte frei konfigurierbare My Menus. Aber Nikon und Sony können dadurch manche Ergonomiedefizite in ihrer Menüstruktur nur abmildern, nicht beheben.

Fairer Weise muss erwähnt werden, dass Sony in seinen tief verschachtelten Menüs deutlich mehr einstellbare Sonderfunktionen zur Verfügung stellt / versteckt als die Mitbewerber. - Allerdings muss man auch festhalten, dass die Funktionsvielfalt bei Sony ungenügend bis überhaupt nicht dokumentiert ist.

Bei allen spiegellosen Kameras muss man jedoch konstatieren, dass die im Vergleich zur DSLR größere Anzahl an Menüpunkten bis heute eher angehängt, als optimal integriert wurde. Hier fehlen bei allen Herstellern noch einige (Software-) Optimierungsversionen.

Selbstverständlich hängt die Detailbewertung von Ihren Benutzergewohnheiten ab. Aber es handelt sich um weltweit so beschriebene Erkenntnisse. Probieren Sie es auf jeden Fall vor einem Kauf aus.

Persönlich rate ich seit vielen Jahren, viel mehr Bedeutung der Software-Ergonomie insgesamt zuzumessen. Sie entscheidet schließlich erheblich mit, wie Sie täglich bei Ihrer Arbeit mit Ihrer Kamera umgehen werden. Unergonomische Menüs führen oft dazu, dass man die unglaublich vielen Möglichkeiten einer spiegellosen Kamera nicht oder zumindest nicht effizient ausnutzt.

Zur oft hierbei angebrachten Kritik: Man kann sich zwar auch in unergonomische Menüs einlernen. Aber sie bleiben unergonomisch. Dies merken Sie selbst vor allem dann, wenn Sie wieder einmal eine längere Pause von Wochen beim Bedienen der Kamera eingelegt haben.

Unterschätzen Sie vor allem beim Umstieg von DSLR nicht, dass vor allem an den deutlich kleineren spiegellosen Vollformatkameras logischer Weise auch deutlich weniger direkt zu bedienende Schalter und Tasten vorhanden sind. Deshalb müssen Sie viel öfter die Menüs verwenden.

EVF - Elektronischer Sucher - Electronic View Finder

Da spiegellose Kameras kein reales Abbild der Natur anzeigen, da sie ja nicht die Natur einfach nur spiegeln (wie DSLRs), hängt ein großer Teil der Bedienergonomie vom elektronischen Sucher ab. Er entscheidet nicht nur, ob Sie sich mit der Kamera wohl fühlen, sondern auch, ob Sie damit überhaupt arbeiten können.

Vorab können grundlegende Daumen-Regeln als Orientierungshilfe dienen: Je höher die Bildschirmauflösung im Mega-Pixeln ist, desto detailreicher ist das Bild. Ende 2024 galten folgende Einteilungen: sehr gut: über 9 MP, gut: über 5 MP, befriedigend: über 3 MP, ausreichend: über 2 MP, ungenügend: alles unter 2 MP respektive unter 1.024 * 768 Bildpunkten. Jedoch spielte auch die Suchergröße und vor allem die davon (u.a. für Brillenträger) einsehbare Sichtfeldgröße eine wichtige Rolle. Je höher die Bildwiederholrate ist, desto weicher und harmonischer ist die Anzeige. Allerdings spielen hier auch die Sensor-Auslese-Geschwindigkeit und die Datenanbindung des elektronischen Suchers an den Sensor eine Rolle. Denn ansonsten werden bei z.B. 120 Hz Bildwiederholrate doch nur 60 echte (vom Sensor gelieferte) Bilder dann aber doppelt hintereinander angezeigt. Das erlaubt z.B. noch immer keine gute Verfolgung sich schnell bewegender Motive (z.B. fliegende Vögel). Hinzu kommt die Helligkeit. Je größer der im Sucher darstellbare Helligkeitsumfang (meist in 'nits' gemessen) sowie der Farbumfang ist, desto natürlicher und lebensechter wirkt das Abbild. Ferner sind die EVFs das heute meist teuerste Bauteil einer Kamera, sodass es kaum verwundert, dass sich wirklich hochwertige elektronische Sucher nur in teuren Modellen befinden. Letztendlich hat die subjektive Wirkung auf den Nutzer jedoch auch etwas damit zu tun, wie frei einstellbar der Sucher ist, d.h. wie viele Optionen man als Anzeige zuschalten, frei platzieren sowie in der Größe verändern und ggf. auch wieder (kurzfristig) abschalten respektive ausblenden kann.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Sony A1, A9III, A7RV, A7S III, Canon R1, R3, Nikon Z9, Canon R5II, R5, Nikon Z6II, Z8, Sony A7R IV, Panasonic S1, S1R und S1H, Leica SL3, SL2, Canon R6II, R6, Nikon Z 7 und Z 6 und Z5 sowie Z7II, Z6II, Canon R, Nikon Z5, Sony A9 sowie A9 Mark II und A7RIII, Leica SL, Canon R8, Canon RP, Panasonic S9, S5, S5II, S5IIX, Sony A7III, Sony A7C, A7CII, A7CR, Sigma FP und fpL, weil der Sucher nur als Modul auf das Display anbaubar / aufsteckbar ist. Am Ende steht die Sony ZV-E1, weil kein EVF vorhanden ist.

Mit über 9,44 Million Pixel beim EVF (QXGA resolution): das sind 2.048 * 1.536 Pixel war dies vom Sommer 2020 bis 2024 (bei der Sony A7S III, A7RV und A1 sowie A9III und Canon R1) der unangefochtene Spitzensucher, dessen Vorteile jedoch nicht mehr alle Fotografen wahrnehmen konnten.

Seit 2021 folgten aufgrund der vor allem optisch sehr guten Bildqualität die in Puncto EVF-Auflösung geringeren Kameras Canon R3 und Nikon Z9. Die R3 (HDR) und Z9 (fast verzögerungsfreie Anzeige) setze ich als gleichwertig an, weil sie im Detail Verbesserungen zeigen, welche manchen Fotografen als gleichwertig erscheinen. Wie in diesem Punkt sind die Unterschiede dieser Profi-Kameras insgesamt minimal.

Die Auflösung des Suchers der Canon R5 liegt zwar mit 5,76 MP (1.600 * 1.200 Punkte mal den 3 Farben RGB) bei den weiter unten rangierenden Modellen der Mitbewerber. Aber Canon hat einige Anzeigedetails im Sucher (z.B. beim Kippen zum Hochkantbetrieb) ergonomischer gelöst.

Wichtig bleibt jedoch auch, dass inzwischen fast alle Hersteller die Kameras absichtlich in der Normaleinstellung falsch konfigurieren, um Strom zu sparen und den Akku zu schonen. Deshalb muss man alle Einstellungen für den EVF (elektronischen Sucher) erst manuell optimieren. In der Umkehrung gilt, dass Sie für fast alle spiegellosen Kameras (außer den Profimodellen mit sehr großem Akkufach oder zusätzlich angeschraubtem Akkufach / Hochkantgriff)) einen Ersatzakku benötigen, wenn Sie die ergonomischen Einstellungen des Suchers verwenden wollen.

Auch der Vergrößerungsfaktor und der Augenabstand (Augenpunkt) können für Nutzer wichtig sein. Dies gilt besonders für Brillenträger. Je nachdem können die Sucher bis in die Ecken gesehen und genutzt werden.

Ferner wird die Lichtleistung bei Dunkelheit bei manchen Modellen automatisch extrem angehoben, sodass man im Sucher nachts viel mehr sieht als in der Natur. Andere Modelle dämpfen hingegen das (sowieso bereits helle) Sucherlicht in der Nacht, um Astrofotografen nicht zu blenden.

Manche Hersteller reduzieren die Leistung des Suchers in bestimmten Modi: Sony bietet die volle Auflösung des Suchers nur im Bildbetrachtungs-Modus und senkt sie bei Aufnahmen, vor allem im Dauerfeuer deutlich ab.

Fairerweise muss man hinzufügen, dass manchen Fotografen subjektiv der Sucher bei Canon spontan besser gefällt, und sie ihn in Tests höher bewerten als die der Mitbewerber.

Generell sollte jeder Interessent den Sucher genau vor dem Kauf prüfen. Brillenträger sollten somit zumindest nachprüfen, inwiefern sie alles sehen können.

Selbstverständlich hängt die Detailbewertung von Ihren Augen ab. Aber es handelt sich um weltweit so beschriebene Erkenntnisse. Probieren Sie es auf jeden Fall vor einem Kauf aus. Wenn Sie bereits in den ersten Minuten etwas stört, dann wird dies mit den Jahren immer störender.

Persönlich rate ich vor allem bei dieser spiegellosen Kameraklasse, eine extreme Bedeutung auf die Sucher-Ergonomie zu legen. Falls Sie Kopfschmerzen vom Blick in den Sucher erhalten, wird das Fotografieren zum Stress.

Dazu eine unangenehme Anmerkung: Viele elektronische Sucher flackern bei künstlichem Licht z.B. von Leuchtstoffröhren: Am visuell störendsten trat das Flackern (Flicker) bei der Nikon Z 7 auf, gefolgt von der Sony und erheblich geringer bei der Canon R. Das Flackern könnte daher kommen, dass die Netzfrequenz der künstlichen Zimmerbeleuchtung und die Display-Bildwiederholfrequenz nicht synchronisiert sind. Zum Verständnis ein Gegenbeispiel: Die Synchronisation hochwertiger Studiokameras (Video / TV) wird über ihre Netzversorgung sichergestellt. Da das Versorgungsnetz europaweit synchron arbeitet, sind alle daran angeschlossenen Geräte - also auch die Leuchtstoffröhren und Videokameras - so geschaltet, dass die Einzelbilder immer in Phase zur Helligkeit im Studio erzeugt werden. Tragbare Videokameras und nichtflackernde Sucher hochwertiger Kameras verwenden vermutlich einen Sensor für diese Frequenz (prinzipiell z.B. eine Fotozelle und 50-60 Hz Filter dahinter). Nachtrag: Da ich kein Fachmann hierfür bin, wäre ich dankbar, wenn eine Fachkraft aus dem Videobereich / Fernsehbereich mir hier Nachhilfe geben könnte. Es handelt sich m.E. um denselben störenden Rolleffekt bei Röhrengeräten, den man früher häufig bei der Aufnahme von Röhrenbildschirmen mit mobilen Videokameras kannte. Ich räume gerne ein, dass ich in diesem Punkt Rollen / Flackern sehr empfindlich bin. Aber Sie sollten es auf jeden Fall überprüfen - insbesondere, falls Sie öfters in Innenräumen arbeiten. Neuere Profimodelle ab 2021 erlauben eine Feineinstellung der Bildschirmfrequenz (auch für Video). D.h. man kann mit Automatismen und auch manuell in oft sehr feinen Hz-Schrittweiten die Kamera so auf eine Flimmerquelle einstellen, dass der negative Effekt weder auf Fotos noch in Videos noch im Sucher erscheint.

Lassen Sie sich vor allem als Umsteiger von DSLR nicht von den vielen neuen Features blenden. Sie können nun so vieles Interessante an Funktionen und Informationen einblenden lassen, dass es einen zuerst beeindruckt, dann erschlägt. In der Tat werden Sie sich später (außerhalb des Fotogeschäftes), wenn sie am eigentlichen Motiv arbeiten, darüber ärgern, dass manche Dinge (wie z.B. Wasserwaagen und Histogramme) oft an wirklich ungünstigen Stellen über das Motiv geblendet werden und dort wichtige Teile des Motives verdecken.

Prüfen Sie hingegen eher, wie Sie mit den wichtigen Punkten zur Erkennung von Fokusebenen klarkommen. Erkennen Sie sofort und unmissverständlich, wo welches Detail im Motiv nun scharf eingestellt ist? Gibt es Hinweise / Anzeigen, in welcher Richtung Sie ggf. korrigieren müssen?

Testen Sie den elektronischen Sucher (EVF) auch bei verschiedenen Helligkeiten (helles Sonnenlicht, Schattenbereiche, stark abgedunkelte Räume). Wie werden die verwendete Blende, Schärfentiefe / Tiefenschärfe bis hin zum Bokeh optisch angezeigt?

Wird alles für Sie persönlich Wichtige eingeblendet, oder ist es zumindest einblendbar? So können die Nikon-Z-Modelle (alle von Z5 bis Z9) keine Farbhistogramme einblenden, die ich z.B. benötigte. Mir reichen zur Belichtungskontrolle keine weißen Helligkeits- = Luminanz-Histogramme aus.

Dieser elektronische Sucher ist das zentrale Element einer spiegellosen Kamera. Widmen Sie ihm deshalb auch viel Zeit zum Testen und sprechen Sie wirklich jedes Sie störende Detail an. Entweder es lässt sich sofort umkonfigurieren, oder es wird Sie erfahrungsgemäß immer stärker stören.

Umsteiger von DSLR sollten bedenken, dass selbst die besten elektronischen Sucher keineswegs Objekte immer absolut farbecht noch im realen Dynamikumfang darstellen können. D.h. z.B. beim Foto im Zimmer mit Blick aus dem Fenster werden selbst die besten EVFs Spiegeln unterlegen sein. Ferner kann für Umsteiger das Sucherbild bei Blitzlichtaufnahmen ungewohnt sein, da EVFs kein Blitzlicht simulieren können.

Um es auch ganz klar zu sagen: Mich als Ergonomie-Experten kann bis heute noch kein elektronischer Sucher wirklich in allen Punkten überzeugen. Sie müssen also mit einigen Einschränkungen leben.

Rückwärtiges Display

Die nach dem elektronischen Sucher (EVF) zweitwichtigste Schnittstelle ist das rückwärtige Display. Auch hier entscheiden die Einstellmöglichkeiten massiv über Ihre tägliche Fotopraxis. Noch wichtiger ist seine Bedeutung für das Filmen, da hierzu die meisten Videografen eher das rückwärtige Display verwenden - vor allem, wenn sie es als Ein-Personen-Vlogger umdrehen und die Kamera von vorne bedienen wollen.

Zielgruppen

Vorab können grundlegende Daumen-Regeln als Orientierungshilfe dienen: Man muss zwischen Foto und Video unterscheiden.

Fotografie

Fortgeschrittene Fotografen werden immer den Sucher zur Bildgestaltung und Aufnahme verwenden, da er vor Sonnenblendung schützt. In der Folge werden sie das rückwärtige Display eher nur zur Betrachtung der Fotos und zur Einstellung der Kamera verwenden.

Fotografen bevorzugen meist in alle Richtungen und vor allem in großem Winkel klappbare Displays, welche in der optischen Achse der Objektive verbleiben, weil sie so auch das Zielen auf Motive und Verfolgen bewegter Motive aus der Hand erleichtern. - Jedoch sind die meisten Klappmechanismen bis heute im Klappwinkel beschränkt, sodass auch zahlreiche Fotografen Schwenk-Displays bevorzugen.

Videografie

Die meisten Videografen werden fast ausschließlich das rückwärtige Display zur Bildgestaltung, Aufnahme, Betrachtung und zur Einstellung der Kamera verwenden.

Videografen wünschen deshalb eher nach links außen schwenkbare und vollkommen frei drehbare Displays, welche man als Ein-Personen-Vlogger auch von vorne einsehen und bedienen kann, um sich selbst zu filmen.

Vor allem lassen sich nur die drehbaren Schwenkdisplays 180 Grad umdrehen und so komplett geschützt an den Rücken der Kamera klappen. Auch das überzeugt viele Fotografen.

Technik

Das Display sollte groß sein. Erstaunlicher Weise sind die meisten bis heute klein. Das Display sollte hoch auflösend sein. Erstaunlicher Weise bieten die meisten bis heute eine nur sehr niedrige Auflösung. Das Display sollte hell sein. Erstaunlicher Weise sind die meisten bis heute zu dunkel, um bei hellen Sonnenlicht gut abgelesen werden zu können. Das Display sollte alles farbecht darstellen. Erstaunlicher Weise sind die meisten bis heute nicht farbecht und bieten definitiv kein HDR (großen Dynamikumfang). Ferner sollten die Anzeigen auch dem Format angepasst sein. Aber keineswegs alle bieten überhaupt 3:2 als nutzbare Fläche für Fotos an, geschweige denn das Filmformat. Kurzum selbst teuerste Kameras boten Mitte der 2020er Jahre ein jedem modernen Smartphone weit unterlegenes Display an.

Immer mehr Kameras biete immer mehr Touch-Screen-Funktionen an. Aber auch sie unterscheiden sich in vielen Details je nach Modell und liegen definitiv unter den Fähigkeiten jedes Smartphones.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge für Fotografen insgesamt folgende: Canon R1, R3, Canon R5II, R5, Canon R6II, R6, Canon R8, Sony A7RV, Sony A7S III, Sony A7 IV, Canon R, Panasonic S1 und S1R, Nikon Z9, Z8, Z6III, Leica SL3, SL2, Nikon Z5, Z6I und II, Z7 I und II, Sigma FP und fpL, Canon RP, Sony, alle restlichen Modelle inklusive der neuen A1 sowie der Sony ZV-E1, Leica SL.

Manche neuen Sony-Modelle bieten einen kombinierten Klapp- und Schwenk-Mechanismus an, der extrem flexibel, aber auch empfindlicher ist. Vor allem Canon und manche neuere Sony-Modelle sowie manche neueste von Nikon besitzen komplett drehbare und in alle Richtungen ausrichtbare rückwärtige Displays. Für Ein-Mann-Vlogger - Personen, die sich selbst Filmen - ist dies ein unschätzbarer Vorteil. Aber auch bei extremen Arbeiten am Boden oder über Kopf ist es für Fotografen hilfreich.

Ferner ist bei Canon der Touchscreen auf dem rückwärtigen Display am umfassendsten umgesetzt. Die rund 2,1 Mio. Pixel lösen alle Darstellungen gut auf.

Selbstverständlich hängt die Detailbewertung von Ihren individuellen Benutzergewohnheiten ab. Aber es handelt sich um von allen Testern so erkannte Probleme. Persönlich kann ich es wirklich nicht nachvollziehen, dass nach mindesten 10 Jahren Kritik an diesen Details noch immer nicht alle Hersteller bei allen Modellen den optimalen Standard bei rückwärtigen Displays bieten.

Prüfen sollten Sie unbedingt nicht nur die angepriesenen Touch-Funktionen, sondern vor allem evtl. unbeabsichtigte Ergebnisse durch ungewolltes Touchieren des rückwärtigen Displays. Vor allem Sony-Modelle fallen hier immer wieder negativ auf. Bedenken Sie, dass Sie beim Arbeiten / Fotografieren mit der Nase oder den Fingern immer wieder dieses Touch-Screen berühren.

Achten Sie je nach Hauptverwendungszweck der Kamera auch auf das Seitenverhältnis des Displays. 4:3 mag für Fotos gerade noch brauchbar sein. Aber für 16:9-Videos oder sogar noch schmalere Cine-Videos ist das wenig hilfreich. Tendenziell fahren die meisten Anwender mit einem Seitenverhältnis des Displays von 3:2 besser.

Schulter-/Top-Display

Diese Zusatz-Anzeige bieten nicht alle Hersteller und Modelle an. Canon R1, R, R3, R5, Nikon Z9, Z8, Z 7, Nikon Z 6, Leica SL, SL2 und SL3 sind meines Erachtens gleichwertig.

Persönlich gefällt mir jedoch das von Nikon etwas besser, da ich kein Fan stufiger Buchstaben und Zahlen bin, sondern bei Schrift den Kantenglättungseffekt bevorzuge.

Panasonic bietet bei seinen Modellen S1 und S1R sowie S1H nur alte LCD-Anzeigen. Aber sie sind immer noch besser als keine Anzeige, wie bei Sony oder Sigma.

Beim Schulter-Display handelt es sich um eine rechteckige, moderne OLED-Anzeige mit sehr hoher Bildqualität, die für Stativbetrieb, oder in der Nacht, oder auch beim Kamerabetrieb am Boden hilfreich sein kann, da dort wichtige Einstellungen abgelesen werden können. Hier zeigt sich der Vorteil der etwas tieferen Gehäuse. Bei den schmaleren Sony-Modellen und der FP von Sigma findet dieses Top-Display keinen Platz.

Persönlich würde ich diese Schulter-Anzeige nicht überbewerten. Aber die meisten DSLR-Nutzer sind sie gewohnt.

Schalter und Bedienelemente

Als nächstwichtiger Punkt geht es um die direkten Bedienoptionen. Aufgrund der Volumenreduktion bei spiegellosen Kameras steht auch weniger mit Schaltern und Bedienelementen belegbare Oberfläche zur Verfügung.

Vorab können grundlegende Daumen-Regeln als Orientierungshilfe dienen: Je größer eine Kamera ist, desto größer ist die vorhandene Fläche für die Anbringung von nicht nur vielen, sondern auch ausreichend großen Tasten, Drehrädern, Joysticks, Wahlrädern, Funktionstasten etc. Je kleiner eine Kamera hingegen ist, desto größer ist die Gefahr, dass zahlreiche Testen und Drehräder fehlen, oder zumindest zu eng beieinander liegen, oder zudem zu klein sind. Noch schlimmer ist in der täglichen Praxis jedoch eher die bei kleinen Kameras mit wenigen Tasten erforderliche Mehrfachbelegung mit Funktionen, welche verwirren. Dies alles gilt ganz besonders bei einer Bedienung der Kamera im Winter mit Handschuhen. Dieser Punkt der Bedienergonomie betrifft besonders Fotografen, welche mit dem Auge am Sucher die Kamera quasi blind bedienen wollen. Für die Arbeit in der Nacht kann es hilfreich sein, wenn die Schalter etc. hintergrundbeleuchtet sind, was jedoch bis heute eher selten ist.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Nikon Z9, Canon R1, R3 - und als Video-Kamera die R5C, da sie zahlreiche separat belegbare Tasten und Schalter für das Filmen besitzt, sowie die Sony A9III mit Hochkantgriff., Panasonic S1 und S1R, Sony A1 und A9III, Sony A9 Mark III und II, Canon R5II, R5, Nikon Z8, Sony A7S III, A7RV, Sony A7 IV, Nikon Z 7 und Z 6 - identisch zu Z 7 II und Z 6 II, Canon R6II, Canon R6, Canon R8, Canon RP, Canon R, Sony A7R IV, Sony A9, Nikon Z5, Panasonic S5, S5II, S5IIX, Sony A7RIII und A7III, Leica SL3, SL2, Leica SL, Sigma FP, Sony ZV-E1, weil nicht vorhanden

Die Profimodelle von Nikon, Canon und Sony (mit Hochkantgriff) sind pauschal betrachtet spitze und in etwa gleichwertig, aber mit Unterschieden im Detail. D.h. sie wurden auf die jeweilige alte DSLR-Zielgruppe der Berufsfotografen bei jenen Herstellern hin optimiert. Persönlich neige ich der Z9 etwas mehr zu, das sie zumindest einige beleuchtete Schalter für die Nachtfotografie besitzt. In der Mittelklasse sind die Modelle von Canon etwas gelungener als die der Mitbewerber. In der Einstiegsklasse mit den meist kleineren Modellen darf man nicht viel erwarten, sondern muss Kompromisse eingehen.

Generell gilt zu beachten, dass mit der größeren Fläche für viele ergonomisch optimal platzierte große Tasten und Schalter auch ein großes Kameravolumen und somit letztendlich auch ein höheres Gewicht einhergehen. Wie so oft in der Physik erhält man kaum einen Vorteil ohne mindesten einen Nachteil an anderer Stelle. Somit wird es schließlich zu einem Kompromiss beim Käufer kommen.

Vieles hängt hier zwar von Ihrer eigenen Handgröße und Halteposition ab. Aber das sollten Sie auf jeden Fall ausgiebig testen, vor allem falls Sie blind (also mit dem Auge ständig am Sucher) arbeiten wollen.

Gleich zur Kritikabwehr auch hier: Es handelt sich hierbei um wissenschaftliche Ergonomiekriterien. Darin kann man sich nicht einlernen. Man kann geringere Ergonomie ggf. nur hinnehmen.

Umsteiger von DSLR sollten beachten, dass kaum eine (auf Gewichts- und Volumenreduktion optimierte) spiegellose Kamera der Mittelklasse auch nur annähernd so viele Schalter und direkte Wahlräder anbietet, wie die Spitzen-DSLRs. Die bisher gewohnte Ergonomie ist in diesem Punkt teilweise bis erheblich reduziert. - Nur die Profimodelle bei Canon R1 sowie R3 und vor allem die noch größere und schwere Nikon Z9 offerieren eine ergonomisch hochwertige Kamera, die dem höchsten Niveau der früheren Spitzen-DSLRs entspricht. Jene Profimodelle eignen sich somit am einfachsten für Umsteiger, haben jedoch u.a. einen hohen Preis.

Parallelnutzer von DSLR und spiegellosen Kameras resp. solche Fotografen, die so etwas beabsichtigen, sollten (selbst bei Kameras eines Herstellers) beachten, dass das permanente Wechseln mit erheblichem Umlernen einhergeht. Das - wie es die Amerikaner nennen - Muscle-memory (die Muskel-Erinnerung der Finger) wird Sie dabei öfters in die Irre führen.

Gewicht

Spiegellose Kameras werden immer mit ihrer Gewichtseinsparung beworben. De facto wuchsen in den letzten Jahren die Gewichte jedoch an.

Das Gewicht wird gemäß den offiziellen Herstellerangaben mit Akku und einer Speicherkarte (aber ohne sonstige Deckel an der Kamera) gewertet. Manche nennen dies auch 'betriebsbereit'. - Ansonsten werden Abweichungen angegeben.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge (bei aufsteigendem Gewicht) insgesamt folgende: Sigma FP (422g) und fpL (427g), Canon R8 (461g), Sony ZV-E1 (483g), Canon RP (485g), Panasonic S9 (486g), Sony A7C (509g), Sony A7CII (514g), Sony A7CR (515g), Canon R (651 g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A7RIII (652g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A7III (658g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A7IV (658g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Nikon Z6 (664g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Canon R6II (670g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Nikon Z7 (671g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A9I (entweder 588g leer? oder 674g betriebsbereit) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Nikon Z5 (675g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A9II (678 g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Canon R6 (680g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A7SIII (699 g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A9III (702 g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Nikon Z6II (705g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Nikon Z7II (705g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Nikon Zf (710g), Panasonic S5 (714g), Sony A7RV (723g) - mit zusätzlichem Batteriegriff weit unten, Sony A1 (737g) - mit zusätzlichem Batteriegriff ganz unten, Panasonic S5IIx (734g), Canon R5 (738g) - mit zusätzlichem Batteriegriff ganz unten, Panasonic S5II (740g), Canon R5II (746g) mit zusätzlichem Batteriegriff ganz unten, Nikon Z6III (760g) mit zusätzlichem Batteriegriff ganz unten, Canon R5C (770g) mit zusätzlichem Batteriegriff ganz unten, Leica SL2 (835g - 769 g ohne Akku, SD-Karte, Kamera-Bajonettdeckel), Leica SL (847g), Leica SL3 (ca. 870g - 769 g ohne Akku und Speicherkarte),Nikon Z8 (910g), Leica SL2-S (931g - 840g ohne Akku und Speicherkarte - ca. 920g mit Akku), Canon R3 (1.015g), Panasonic S1 (1.017g), Panasonic S1R (1.018g), Canon R1 (1.115g), Panasonic S1H (1.164g), Nikon Z9 (1.340). Die Nikon Z8 mit Akkugriff gilt als die schwerste spiegellose System-Kamera.

Wichtig ist, wie man die Gewichte ermittelt. Da werden inzwischen viele Tricks angewandt, um auf dem Papier einige Gramm gegenüber den Mitbewerbern zu sparen. So sollte der Wert den Akku und eine Speicherkarte enthalten. Denn anders kann niemand fotografieren.

Die Unterschiede liegen meist bei erstaunlich wenigen Gramm und werden bei manchen Modellen durch den erforderlichen mitzutragenden zweiten Akkus schnell wieder ausgeglichen. Nur die Modelle ab Leica sind spürbar schwerer als die Mitbewerber.

Sigmas FP kommt allerdings nur auf das Minimalgewicht von 422 g (einschließlich Batterie und SD-Karte), respektive 370 g (nur Gehäuse), ohne alle für die Fotopraxis erforderlichen Anbauten / Sondermodule.

Auf dem Papier sind die Unterschiede - netto Gewichte (ohne Akku und Speicherkarte) sowie die Bruttogewichte - zwar gering. Aber de facto müssen bei Nikon und Canon die über 100 Gramm schweren Adapter hinzugerechnet werden, da auch heute noch viele Objektive nur für das alte Bajonett verfügbar sind.

Falls Sie großen Wert auf geringes Gewicht legen, dann sind die aktuellen A7-Modelle von Sony im Vorteil oder die derzeit leichteste spiegellose Kamera im Vollformatbereich, die Canon R8.

Vorsicht: Bitte beachten Sie, dass die Gewichte des Gesamtsystems maßgeblich von den lichtstarken Objektiven bestimmt werden. In diesem Punkt sehen alle minimalen Papiervorteile der Kameragehäuse (bodies) dann wieder nebensächlich aus. Vor allem manche extrem lichtstarken Objektive von Nikon und Canon sind unerwartet schwer.

Dass die Profi-Kameras R1, R3 und Z9 ganz unten landen, liegt an deren Hochkantgriff in Kombination mit größeren, schwereren Akkus. Für manche Profifotografen hat dies Vorteile, weil sie die Kamera dann (vor allem mit schweren Objektiven - ergonomischer halten können - also länger schmerzfrei. Hobby-Fotografen wünsche heute hingegen überwiegend eher leichte Kameras. - Dennoch gilt eine klare Warnung: Wer an eine der anderen Kameras einen zusätzlichen Akku-/Hochkantgriff mit zweitem Akku montiert liegt nicht nur beim Gewicht der Profikameras, sondern wie die Z8 sogar darüber.

Auch Personen, welche eher spazieren gehen und wandern, werden vermutlich auf leichte Kameragehäuse einen besonderen Wert legen, während den klassischen Autofotografen, oder Personen, welche sie sowieso mit Katjuscha und Foto-Koffer / Foto-Trolley hinter sich herziehen und auf dem Stativ verwenden, das Gewicht eher untergeordnet erscheint.

Lassen Sie sich auch nicht von den ganz offensichtlich bezahlten Influencer beeindrucken, die - wie dieser Engländer hier (2:40 Min) - für Nikon dreist behauptet, er würde auf seine Wanderungen tatsächlich ständig 2-3 Kameragehäuse sowie 5-6 Objektive im Rucksack mitschleppen und: dann zählt jedes Gramm. Ersten ist dies nachweislich falsch, und zweitens nimmt er im Film dafür lieber eine Flasche Bier mit. Wenn Sie wirklich Gewicht auf Wanderungen sparen wollen, dann lassen Sie die restlichen Kameragehäuse zu Hause und nehmen Sie nur Ihr bestes mit sowie dafür das beste Zoom-Objektiv. Es gibt viele gute Gründe für spiegellose Kameras, aber heute nicht mehr das Gewicht.

Einige Praxishinweise zum Gewicht

Je schwerer das Gehäuse ist, umso verwacklungssicher ist es (Masseträgheit) generell beim eigenen Zittern (Kälte oder Seniorenoszillation).

Je schwerer das Gehäuse ist, umso verwacklungssicher ist es (Masseträgheit) bei der Verwendung des mechanischen Verschlussvorhanges. Da liegen einige Nachteile bei den manchen modernen spiegellosen Kameras vor: Der Verschluss scheint bei zahlreichen Modellen im Vergleich zu den DSLRs durchschnittliche viel heftiger zuzuschlagen. D.h. bei wenig Masse der Kamera und modernem schnellen mechanischen Verschlüssen erschüttern diese - je nach verwendeter Belichtungszeit - das Bild sichtbar - ggf. auch auf dem Stativ.

Vor allem mit einem Objektiv fühlen sich die minimal leichteren Kameras oft mit der Tragezeit schwerer an, weil man das Gesamtsystem schlechter halten kann. D.h. es kann unter dem gefühlten Langzeit-Gewichtsaspekt ergonomischer sein, eine etwas schwerere Kamera mit einem hochwertigeren / ergonomischeren Griff auszuwählen.

Wie schlecht die Halteergonomie der leichtesten Kameras ist, zeigt sich u.a. bereits daran, dass die Hersteller dafür selbst gleich einen weiteren volumigen und schweren zusätzlichen Haltegriff anbieten (u.a. Sony mit den A7C-Modellen oder Nikon Zf). Das ist entlarvend. Sie benötigen den dann wirklich und müssen ihn zum Kameragewicht hinzurechnen.

Allerdings muss klar sein, dass derartige anschraubbare Akku-Griffe ein erhebliches Mehrgewicht beisteuern, welche alle obigen Rangfolgen relativieren. Nicht selten bringen die zusätzlichen anschraubbaren Griffe mit einem zweiten Akku sogar mehr Gewicht zum Kameragehäuse als die schwersten Kameras in der Liste mit integriertem Hochkantgriff und vor allem nur einem größeren Akku aufweisen. Daraus folgt, dass viele der beliebten Kameras mit immer beliebterem Zusatzgriff ganz unten in der Gewichts-Liste landen.

Die Gewichtsfrage wird nochmals relativiert, da man für die leichten Kameras fast immer einen weiteren Ersatzakku in der Tasche für einen Tag Fotografie mitführen muss. Auch diesen muss man korrekter Weise zum Kameragewicht hinzuzählen.

Volumen

Spiegellose Kameras werden immer mit ihrer Volumenreduktion beworben. De facto wuchsen in den letzten Jahren die Volumina jedoch an. Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt wie oben beim Gewicht.

Wichtig ist, wie man die Maße ermittelt. Da werden inzwischen viele Tricks angewandt, um auf dem Papier sogar hinter der Kommastelle Bruchteile von Millimetern gegenüber den Mitbewerbern zu sparen. Vor allem wird immer öfter der verbaute Halte-Griff rechts an der Kamera nicht mehr gemessen. Oder es werden zwei Werte angegeben mit und ohne Griff.

Persönlich halte ich die Unterschiede der meisten spiegellosen Kameras in Punkto Ausmaße für eher gering. Nur die Modelle ab Leica sind spürbar größer als die Mitbewerber.

Sigmas FP kommt allerdings nur auf das Minimalvolumen von ca. 113 × 70 × 45 mm ohne alle für die Fotopraxis erforderlichen Anbauten / Sondermodule.

Auf dem Papier sind die Unterschiede der Volumina zwar gering. Aber de facto müssen bei Nikon und Canon die Adapter hinzugerechnet werden, da auch heute zahlreiche Objektive nur für das alte Bajonett verfügbar sind.

Falls Sie großen Wert auf geringes Volumen legen, dann sind die aktuellen Modelle von Sony im Vorteil.

Vorsicht: Bitte beachten Sie, dass die Volumina des Gesamtsystems maßgeblich von den lichtstarken Objektiven bestimmt werden. In diesem Punkt sehen alle minimalen Papiervorteile der Kameragehäuse (bodies) dann wieder nebensächlich aus. Vor allem manche extrem lichtstarken Objektive von Nikon und Canon aber auch bei Sony sind unerwartet groß.
Sigma hat sich mit diesem Foto sowieso selbst disqualifiziert: Die winzige Kamera erkennt man nur an dem silbernen Haltering für den Kameragurt. Links davon befindet sich ein riesiges Zoomobjektiv und rechts davon das Aufsteck-Okular.

Ferner hat das Volumen auch einen Einfluss auf die Oberfläche und somit die Anzahl und Größe der Schalter sowie Bedienelemente. D.h. die Ergonomie muss bei geringerem Volumen abnehmen.

Bitte beachten Sie auch hierbei, dass anschraubbare Akku-Griffe ein erhebliches Volumen beisteuern, welche alle obigen Rangfolgen relativieren. Nicht selten erhöhen die zusätzlichen anschraubbaren Griffe das Volumen der reinen Kameragehäuse drastisch. Daraus folgt, dass viele der beliebten Kameras mit immer beliebterem Zusatzgriff weit unten in der Volumen-Liste landen.

Bitte unterscheiden Sie hierbei die früheren Akku-Zusatzgriffe / Hochkantgriffe von den in letzter Zeit erforderlichen Haltegriffen, welche man zusätzlich an winzige Kameragehäuse (z.B. der Sony A7CII und A7CR sowie Nikon Zf) anschrauben muss, damit man jene überhaupt halbwegs ergonomisch halten kann. Letztere Zusatzgriffe sind ein ergonomischer Offenbarungseid: Die Kamerahersteller wollten tricksen und haben ein Gehäuse konzipiert, das niemand so längere Zeit verwenden kann oder will. Durch einen in der täglichen Praxis erforderlichen derartigen Zusatzgriff werden Volumen und Gewicht des Gehäuses aus den Werbebroschüren jedoch drastisch erhöht.

Ferner gehen geringes Volumen und Gewicht fast nie zusammen mit der folgenden Kategorie hoher Wetterschutz.

Wetterschutz

Sofern Sie auch im Freien fotografieren, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Kamera zumindest Spritzwasser und Staub etwas abwehrt.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Ganz oben rangieren logischer Weise die teuren absoluten Profimodelle für den harten Berufsalltag, wie Nikon Z9 und Canon R1 sowie R3. Danach folgt die gesamte Mittelklasse aller Hersteller. Unten rangieren die leichten, kleinen Einsteigermodelle, bei denen man vorsichtiger sein solle bei Dauerregen oder im Winter. Ganz unten liegen die videozentrierten Modelle von Canon R5C, Sony A7S III und Panasonic S1H etc. aufgrund der Belüftungsschlitze. Aber selbst sie halten etwas Nieselregen aus.

Generell liegen die Plätze je Kameraklasse eng beieinander, sodass man minimale Unterschiede nicht überbewerten sollte. Das sind alles keine wasserdichten Smartphones. Grundsätzlich gilt neben der Rangfolge über das Gewicht und der Größe (für die erforderlichen Dichtungen) auch der Preis als Richtgröße. Je teurer eine Kamera ist, desto hochwertiger ist in der Regel auch das Modell - je Kamerahersteller - gegen die Witterungseinflüsse geschützt.

Dennoch bleibt es dabei, dass Sony Kameras generell nicht ganz so hochwertig abgedichtet sind, vor allem, weil sie auf geringes Gewicht und geringes Volumen hin optimiert wurden. Erwiesenermaßen schlecht sieht es bei der alten A7er-Serie aus, da die A7RIII in Spritzwassertests unerwartet deutlich durchfiel. Die neuesten Modelle von Sony A1, A9 Mark II und III sowie A7R Mark IV und V wurden jedoch auch deutlich beim Schutz verbessert.

Dass man für strömenden Regen immer einen besonderen Zusatzschutz benötigt, dürfte klar sein. Aber zumindest bei einigen billigeren Modellen (vor allem von Sony) sollte man bereits deutlich vorher eigene Schutzmaßnahmen ergreifen.

Die erstaunlich aufwändigen Schutzmaßnahmen des Sensors durch den sich automatisch schließenden Verschluss beim Abschalten der Kamera bewährten sich in der Praxis bei zahlreichen Modellen aller Hersteller. Sie können das Staubproblem beim Objektivwechsel deutlich reduzieren. Bereits die Idee und ihre Umsetzung sind lobenswert. Nikon folgte bei der Z9, Z8 und Z6III mit einem ähnlichen Staubschutz für den Sensor, aber durch eine eigene Membran, weil diese Modelle keinen mechanischen Verschluss mehr besitzen.

Allerdings muss man für spiegellose Kameras bisher festhalten, dass deren Sensor Staub und Schmutz viel häufiger ansammelt, als dies bei DSLRs der Fall ist. Für Umsteiger bedeutet dies, dass Sie im Zweifel bei Ihrer spiegellosen Kamera viel öfter den Sensor reinigen müssen. Notorisch anfällig für Staub auf dem Sensor sind die Modelle von Sony.

Speicherkarten

Ein heiß diskutierter Punkt ist die Anzahl und Art der verwendeten Speicherkarten. Falls Sie sich für die technischen Hintergründe der erheblichen Risiken bei Speicherkartenausfällen interessieren: Ausfallsicherheit.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende:

Vier Speicherkartenfächern in zwei logischen Gruppen - 2 SD-Speicherkarten (UHS-II) als auch 2 CFexpress Type A - bietet Sony u.a. in der A1, A7RV, A7S Mark III, A9III. Aber man kann dennoch nur 2 Karten gleichzeitig einschieben. Die Speicherkarten CFexpress vom Typ A sind nur halb so schnell wie die des sonst fast überall verwendete des Typs B. Ferner sind die CFexpress Type A-Karten bis heute selten und sehr teuer bis völlig überteuert. Preise von weit über 1.000 Euro für die größten und schnellsten Sony-Karten waren auch 2024 noch die Regel.

Dann folgen die Profikameras mit zwei CFexpress-Kartenfächern, wie die Nikon Z9 und die Canon R1. Diese Speicherkarten sind zwar größer, aber auch viel schneller und bieten eine viel größere Speicherkapazität zu vor allem viel geringerem Preis als die von Sony verwendeten Typ A-Karten.

Darauf folgt die Mittelklasse vieler Kameras mit einem CF-Express-Kartenfach und einem UHS-II-Fach. Diese Kombination erlaubt zwar parallele Sicherungen, wird jedoch immer durch das langsamere UHS-SD-Kartenfach ausgebremst.

Darauf folgen ältere Kameras von Nikon Z 7 und Z 6 mit nur einem XQD-Fach, das zwar relativ schnell ist aber keine Sicherungen auf eine zweite Karte erlaubt.

Darunter folgt die ganze Klasse der Einsteiger Kameras, welche nur ein einziges Kartenfach als UHS-II-Fach anbieten. Das betraf vor allem alte spiegellose Modelle aller Hersteller als auch die Canon R8, R sowie RP mit 1 UHS II-Fach sowie Sigma FP und Sony ZV-E1 mit 1 UHS II-Fach, sowie identisch Sony A7C, A7CII, A7CR, ZV-E1 bis hin zu Leica. Nicht nur ist dieses Kartenfach generell langsam beim Schreiben der Daten, sondern je nach verwendetem Speicherkarten-Controller (wie z.B. bei Leica) extrem langsam.

Leica bietet zwar auch zwei Kartenfächer. Aber das Schreiben des Puffers auf auch nur eine Karte geschieht sehr langsam.

Bei Speicherkarten handelt es sich nicht um die Frage, ob Ihnen eine Speicherkarte mit Fotos ausfällt, sondern nur um die Frage, wann dies passiert. - Wie Sie diesen Sicherheitsaspekt selbst bewerten, liegt bei Ihnen und hängt natürlich vom Wert der Aufnahmen ab.

Fakt ist, dass beide Hersteller - Canon wie Nikon - um Platz, Gewicht und Geld zu sparen, in den ersten spiegellosen Kameras (2018/19) ihre eigenen früheren Sicherheitsstandards und Profianforderungen absenkten. Das dürfen sie natürlich. Aber es sollte auch jedem Käufer bewusst sein.
Fakt ist jedoch auch, dass das XQD-Fach bei Nikons älteren Z-Modellen nicht einmal annähernd die spezifizierte Leistung für den extremen Mehrpreis der Karte bietet. D.h. der Speicherpuffer der Kamera leert nicht so schnell auf die Karte, wie man dies erwarten dürfte. Daraus folgt eine längere Phase des Blockierens der Kamera resp. der Geschwindigkeitsbeeinträchtigung anderer Kamerafunktionen während des Speicherns. Auch hier gilt wieder einmal, dass man in der Praxis etwas nachprüfen muss, und nicht blind irgendwelchen rein theoretischen maximalen Papier-Werten vertrauen darf.
Deshalb stieg Nikon 2021 bei der Z9 auch auf die schnelleren CFexpress-Karten um.

Vergessen Sie auch bitte alles Gerede um eine angebliche Zukunftssicherheit von gewissen Speicherkarten. Bereits früher stellten sich solche Hoffnungen oft als unzutreffend heraus. Aber in der heutigen Wirtschaftskrise der Fotoindustrie wette ich auf keinerlei Technologie als zukunftssicher.

Im Übrigen kann es Ihnen bei einem Verbrauchsgut wie Speicherkarten, die meist nach 4-5 Jahre ausgetauscht werden sollten, gleichgültig sein, ob jene für den Hersteller auch in 20 Jahren noch Profit abwirft.

P.S.: Nichts wird so schnell technologisch überholt wie Speicherkarten. Es vergeht kaum ein Jahr, in welchem nicht ein neuer, noch besserer = schnellerer Standard verabschiedet wird. Und exakt dies ist das Problem für den Endanwender. Selbst, wenn das neue Kind den alten Familiennamen behält, so arbeitet es anders und ist somit in Ihrer alten Kamera nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt verwendbar.

Fazit: Sie werden sich für jede neue Kamera neue Speicherkarten zulegen müssen. - Jedes Mal.

Wir wollen letztendlich auch noch den Preis für Speicherkarten in eine historische Relation setzen. Korrekt ist, dass moderne, extrem schnelle und vor allem große Speicherkarten hunderte Euro kosten. Und ich wiederhole es nochmals gerne, dass man bei Vollformat-Sensoren sich in der Königs-Klasse befindet, und dafür auch das notwenige Geld aufbringen muss. Aber früher habe ich für einen einzigen Urlaub mehr für Filmrollen und Entwicklung bezahlt. Selbst, wenn Sie die Speicherkarte wie ich als Verbrauchsmaterial sehen und spätestens nach 4 Jahren aus dem aktiven Dienst zurückziehen, dann haben Sie damit zehntausende Fotos aufgenommen. Selbst bei 400 Euro Kartenpreis und konservativ gerechnet nur 40.000 Fotos errechnet man 1 Cent je Foto.

Und zum Abschluss noch Fuji: Wenn Fuji in der Lage ist, in einer kleinen Kamera (z.B. X-T3) für nur 1.500 US$ zwei Kartenfächer unter zu bringen, dann sollte es auch für Canon, Nikon und Sony bei Vollformat möglich sein. Ab 2020 waren 2 Kartenfächer in manchen neuen Modellen auch plötzlich wieder möglich.

Serienbildgeschwindigkeit

Zwar wurde bei spiegellosen Kameras zunehmend übertrieben. Aber am drastischsten fällt dies bei der Serienbildgeschwindigkeit auf. Hier werden für die Fotopraxis völlig irrelevante Einstellungen verwendet, nur um im Vergleich zu den DSLRs (und den Konkurrenzmodellen) zu beeindrucken.

Marketing-Tricks und vorsätzliche Täuschung

Grundsätzlich muss man bei allen Zahlenwerten (wie hier Bilder in der Sekunde) zuerst einmal klären, was gemessen und verglichen wird: Gleichgültig, was man misst, es müssen dieselben Kriterien bei allen Kameras angelegt werden, weil es die höchsten Anforderungen stellt. Man muss zuerst einmal die Sensorgröße; mit Mega-Pixeln festlegen. Denn ein 50MP-Sensor liefert mehr Daten als einer mit 45 MP oder einer mit 30 oder 24 etc. Aber alle Sensoren unterscheiden sich zumindest etwas in diesem Punkt. Ferner könnte man festlegen, dass z.B. als höchster Standard nur unkomprimiertes RAW als Vergleich herangezogen wird. Aber auch dies funktioniert bei den neueren Nikon Kameras seit Z9, Z8, Z6III nicht mehr, weil Nikon zunehmend nur noch komprimiertes RAW anbot. Das ist unvergleichbar, weil die Dateien kleiner sind, also weniger Platz und somit auch weniger Zeit zum Speichern benötigen. Ähnlich sieht es jedoch bei allen anderen Dateiformaten aus, weil jeder Kamerahersteller die Details selbst festlegen und in seiner Kamera einprogrammieren kann. Ferner kann jeder das mit dem nächsten Firmware-Update wieder ändern. Und kein Hersteller gibt mehr irgendwelche nachprüfbaren technischen Details dazu heraus. Die wissen ganz genau, warum sie dies geheim halten.

Zudem erwartet im Grunde jeder Fotograf, dass bei Serienbildgeschwindigkeit auch sämtliche Autofokus-Funktionen geboten werden sowie selbstverständlich für jedes Bild perfekt fokussiert wird und für jedes Bild auch eine Autobelichtungs-(AF/AE-)Nachführung stattfindet. Denn was nützen einem über 100 unscharfe und/oder falsch belichtete Bilder je Sekunde, weil die Kamera (bei vielen dieser Trickser) nur auf das erste Foto scharf fokussiert und richtig belichtet und danach diese Einstellungen jenes ersten Bildes bis zum Schluss der gesamten Serienaufnahme beibehält.

Des Weiteren sollte jedem Fotografen bewusst sein, dass mit einem mechanischen Verschluss nur unter hohem Verschleiß sowie Lärm mehr als 20 Bilder in der Sekunde möglich sind. Also handelt es sich immer um den elektronischen Verschluss. Verschweigen wird dabei oft, dass die Bildqualität beim mechanischen Verschluss immer höher liegt, selbst wenn beide 14-Bit-Dateien liefern. Aber nicht einmal dies ist bei einem elektronischen Verschluss garantiert. Denn die meisten Kameras verringern dann zudem die Bit-Tiefe, reduzieren somit den Dynamikumfang und so selbstredend auch die Dateigröße. Wie jeder Hersteller je nach Kameramodell und je nach Firmware was wie an der Bildqualität herabsetzt, um die für den Werbeprospekt angeblich so wichtige Serienbildgeschwindigkeit zu optimieren, bleibt sein Geheimnis.

Ferner sollte immer beachtet werden, dass es sich um maximale Werte als 'bis zu' handelt. Dazu benötigt man hellstes Tageslicht, die teuersten Sport-Objektive mit den schnellsten Fokusmotoren, offenblende, die neuesten vollgeladenen Akkus, die schnellsten Speicherkarten und viele weitere Sondereinstellungen in den Kameramenüs.

Bei allen Modellen handelt sich bei den Werbeprospektangaben um keine Druckfehler oder ein Versehen. Das ist gezielte Irreführung: Wenn z.B. in der großen Werbeüberschrift der A9 Mark I 20 Bilder je Sekunde beworben werden und in der kleinen Fußnote dann die Einschränkung auf bis zu nur 2,5 steht, weil man 'ungeeignete' Objektive verwendet, oder weil man abblenden will.

Da die hohen Zahlen sich nur mit dem elektronischen Verschluss erzielen lassen, kommt es jedoch bei vielen Kameras bei künstlichen, billigen und somit flackernden Lichtquellen (Stadien, Werbung) zu sichtbaren Streifen im Foto (Banding). Will man dies vermeiden, benötigt man - nur in teuren Kameras vorhandene Anti-Flicker-Systeme, welche dann ganz klein im Handbuch geschrieben die Serienbildgeschwindigkeit drastisch herabsetzen, um die Streifenbildung zu vermeiden.

Ähnlich sieht es im Übrigen bei Video aus, wo 120P bei 4K meist nur mit vielen Tricks wie Crop oder Zeilensprung (Auslassung jeder zweiten Zeile) oder Datenreduktion oder in einem anderen Video-Container etc. angeboten wird.

Fazit

Physikalisch können nur die hochwertigsten Kameras, wobei jedes eingebaute Bauteil höchstwertig und zudem alle anderen fein abgestimmt sein muss, wirklich Spitzenleistungen erzielen. Dies führt logischer Weise zu teuren Kameras. Deshalb finden sich solche nur im Profibereich. Es hat seinen (bereits rein physikalischen) Grund, warum derartige Kameras dann groß, schwer und vor allem teuer sind.
Spart man bereits an einem elektronischen Baustein, dann wird das Gesamtsystem unausgewogen. Das ist ein Effekt, der mir seit Anfang der 2020er Jahre bei immer mehr Kameramodellen auffällt. Im Endergebnis kann so ein 'unausgewogenes System' zwar rein theoretische Maximalzahlen im Labor liefern, von denen in der täglichen Praxis jedoch nicht viel ankommt.

Reihenfolge

Derzeit ist die trotzdem bewertete Reihenfolge insgesamt folgende:

Sony A9III mit 120 Bildern je Sekunde als RAW bei 24 Mega-Pixeln, gefolgt von Canons R1 mit 40 Bildern je Sekunde als RAW bei 24 Mega-Pixeln. Dazu passt auch die Canon R3 mit 30 Bilder je Sekunde als RAW bei 24 Mega-Pixeln. Darauf folgt die Sony A1 mit bis zu 30 Fotos je Sekunde bei jedoch 50 Mega-Pixeln. Danach folgen irgendwie die Nikon Z9 und Z8 mit 20 Bilder je Sekunde in komprimiertem RAW aber mit bis zu 120 Bilder je Sekunde in einem sehr kleinen JPEG-Auflösung, oder 30 in stark komprimiertem RAW.

Dann folgt die Mittelklasse an Fotokameras, wobei es Extremwerte gibt, wie die Canon R6II und R8 mit bis zu 40 Bildern in der Sekunde als RAW bei 24 Mega-Pixeln. - Nun denken viele, dass jene viel preiswerteren Kameras so gut oder besser als manche Sport-Profi-Kamera sei. Aber die Papierwert treffen nur im Labor zu. Somit sind diese Modelle kaum für Sportaufnahmen zu gebrauchen, da die anderen Komponenten in der Kamera nicht darauf abgestimmt sind.

Darunter folgen die Einsteigerklasse und vor allem die alten spiegellosen Kameras - die sogenannten 'ersten Würfe' aller Hersteller, welche nie so richtig überzeugen konnten.

Generell kann man behaupten, dass mit jedem neuen Modell bei jedem Hersteller und jedes Jahr diese reinen Marketingzahlen hochgetrieben werden. Daraus folgt, dass - auch unabhängig vom Preis - neuere Modelle (auf dem Papier) schneller sind als ältere.

Tipps

Man kann inzwischen pauschalieren, sofern man nur die wirklich scharfen Fotos zählt: Halbieren Sie die Prospekt-Werte und seien Sie dann auch noch skeptisch.

Achten Sie im Übrigen auch auf den verfügbaren kamerainternen Puffer. Er entscheidet darüber, wie lange Sie die hohe Serienbildgeschwindigkeit halten können. Meist ist nach wenigen Sekunden Schluss. Das reicht für den Konsumentenbereich / Amateurfotografen aus. Aber nicht mehr.

Dass alle Hersteller inzwischen zu derartigen Mitteln greifen, belegt, dass sie selbst nicht daran glauben, ihre derzeit in diesem Punkt noch nicht ausgereiften spiegellosen Kameras mit der Wahrheit verkaufen zu können.

Bildqualität im Fotobereich

Selbstverständlich zählt beim Fotografieren das Endergebnis, was hinten rauskommt. Aber Mega-Pixel alleine geben hierfür nicht immer den Ausschlag.

Halt Stopp: Die folgenden Aussagen gelten nur, sofern Sie die hochwertigsten, teuersten und lichtstärksten, nativen (also dafür exakt optimierten) Objektive an die jeweilige Kamera befestigen. Bei Objektiven unterschiedlicher Qualität kann sich die Reihenfolge der Kameras schnell ändern. Ferner gelten diese Labormesswerte nur auf dem Stativ unter optimalen Labor-Lichtbedingungen.

Vorab: Es gelten dieselben theoretischen Grundlagen wie oben bei der Serienbildgeschwindigkeit. Somit sind die Kameras im Grunde nicht vergleichbar.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Sony A7RV und A7R IV sowie Sigma FpL und Leica SL3 - alle mit identischem 60 MP-Sensor von Sony. Dies gilt sofern man mit 14 Bit und unkomprimiertem RAW fotografiert. Danach folgt die Sony A1 mit 50MP. Darauf folgen die Nikon Z9, Z8, Canon R5, R5II und alle anderen Mittelklasse-Kameras mit jeweils über 40 MP Sensor und höchster RAW-Stufe. Darunter rangieren alle Kameras mit kleineren Sensorauflösungen von ca. 20 bis ca. 33 Mega-Pixeln. Erstaunlich gut vermag sich dabei sogar die Canon R6II mit 24 MP zu schlagen. Dies belegt, dass der Preis und die Sensorauflösung bei der Bildqualität nicht alleine ausschlaggebend sind. Mit nur 12 MP Sensor bildet die (Video-Kamera) Sony A7S III das Schlusslicht. Für die Fotografie mit dedizierten Kameras ist dies ziemlich wenig. Das beherrscht heute jedes Smartphone - und in der Nacht sogar handgehalten besser.

Der 60 MP-Sensor stellte auch Mitte der 2020er Jahre (in der Basis-ISO auf dem Stativ) noch die Krone bei der feinen Auflösung dar. Daran kommt auch kein Kameramodell mit Pixel-Shift heran, sofern jenes überhaupt ohne Bildstörungen funktioniert. - Verwendet man hingegen ISO-Auto und höhere ISO-Stufen bei handgehaltenen Aufnahmen, dann kann man die obige Reihenfolge wieder vergessen, weil dann plötzlich manche hier tiefer eingeordnete Kamera besser abschneidet, weil deren Hersteller sie auf höhere ISO-Werte optimiert hat - wie z.B. bei Sportkameras.

Festhalten muss man, dass Unterschiede in der Bildqualität der Kameramodelle im Labor messbar und oft auf am Monitor und bei großer Ausbelichtung sichtbar sind. Aber man kann heute am eigenen PC mit KI-Software in der Nachbearbeitung bei RAW aus allen kaum mehr unterscheidbar Endergebnisse herstellen.

Wichtiger für die Bildqualität können handgehalten eher das kamerainterne IBIS und der sonstige Verwacklungsschutz sein, der dann zu nicht verwackelten Bildern führt.

Diese Aussagen zur Bildqualität beziehen sich nicht auf JPEG, weil sich dabei das Ergebnis je nach (an der Kamera) verwendeten JPEG-Voreinstellungen deutlich ändern.

Die reine Bildqualität ist bei allen Kameras heute ausreichend für schöne Fotos. Es kommt jedoch auf Ihr persönliches Ziel mit den Fotos an: Wie groß soll ausbelichtet / vergrößert werden, wo wird publiziert, wer ist die Zielgruppe, was ist das Betrachtungs-/Zielmedium etc.

Halt-Stopp

Das waren Labortests auf dem Stativ, welche messbare Unterschiede ergaben. Diese sollte man durchaus beachten, aber nicht überbewerten.

Wir befinden uns hier in der Vollformat-Klasse. Sofern die Sensorgröße identisch ist (36 * 24 mm) dann ist das Photonenrauschen identisch und nur das minimale elektronische Sensorrauschen unterscheidet sich etwas. Hinzu kommen minimale Unterschiede bei den verwendeten Filtern vor dem Sensor sowie in der kamerainternen Aufbereitung (auch für RAW). Aber letztendlich sind alle Ergebnisfotos hochwertig.

Bei am PC nachträglich ausgearbeiteten Fotos erkennen die meisten geschulten Betrachter bei den ungefähr gleichwertigen Sensorauflösungen - also die Klassen 20-24, 30-33 und 42-60 MP am an der Wand hängenden Foto und selbst oft am Monitor keine Unterschiede mehr.

Vor allem bieten alle Hersteller heute in den modernsten Modellen eine 5-Achsen Bildstabilisierung in der Kamera an, welche zusammen mit dem Verwacklungsschutz im Objektiv gemeinsam bis zu 8 Blenden Verwacklungsschutz erzielt. Dadurch wird die Bildqualität in der Fotopraxis deutlich verbessert, da man so Aufnahmen aus der Hand unter Lichtbedingungen machen kann, unter denen man sonst ein Stativ benötigte, was aber immer öfter verboten wird. Klartext. Wenn Ihre Kamera 1-2 Blendenstufen mehr Verwacklungsschutz bietet, dann ist die durch die niedrigere verwendbare ISO-Zahl erzielte Bildqualität in vielen fotografischen Situationen definitiv sichtbar höher als jeder noch so perfekte Messwert der besten anderen Kamera, welche dies nicht kann.

Falls Sie nicht sicher sind, ob Sie 20-24 oder 42-60 MP benötigen, kann ihnen der Artikel Größen-Vergleich mit verständlichen Schaubildern weiterhelfen.

Und im Zweifel gilt noch immer der alte Spruch: Ein hochwertiges (meist teures) Objektiv an einer Kamera mit geringer auflösendem Sensor liefert definitiv eine hochwertigere Bildqualität als ein billiges Objektiv an einer hochauflösenden Kamera. Jeder Sensor kann nur das auflösen, was ein Objektiv ihm liefert. Deshalb kann es in der Fotopraxis sinnvoller sein, sich zu einer 20 MP-Kamera das teuerste, lichtstarke Porträt-Objektiv (für einen höheren Preis als die Kamera) anzuschaffen, statt eine teure Kamera mit nur einer billigen sogenannten Dunkelscherbe zu verwenden.

Oder mit anderen Worten: Über 30 MP sollten Sie nur noch die neuesten dafür konzipierten Objektive (oft Festbrennweiten) verwenden, wenn Sie das Potential der Kamera wirklich ausreizen wollen.

Autofokus

Letztendlich hängt die Bildqualität davon ab, ob auf das gewünschte Detail auch scharf fokussiert wurde. Oder mit anderen Worten: Knapp daneben ist auch unscharf.

Grundlagen

Die folgenden Aussagen gelten nur, sofern Sie die hochwertigsten, teuersten und lichtstärksten - nativen (also dafür exakt optimierten) - Objektive an die jeweilige Kamera befestigen. Bei Objektiven unterschiedlicher Qualität - oder dem Einsatz eines Adapters - kann sich die Reihenfolge der Kameras schnell ändern.

Zum heutigen modernen Autofokus gehören diverse Motiv-/Objekt-Erkennungs-Modi. Vor allem diese werden von allen Herstellern mittels KI ständig weiterentwickelt. Denn es geht heute nicht mehr darum, stehende Häuser oder Statuen zu fotografieren - das kann jede Kamera. Sondern man will sich extrem schnell bewegende Motive im Sport oder der Wildtierfotografie festhalten. Dabei will man sogar bei Offenblende immer das Auge der Person oder des Tieres scharf fokussiert haben. - Das meint heute Autofokus. - Deshalb hängt die Leistung des AF-Systems maßgeblich von der in der Kamera installierten Firmware-Version ab. Die Autofokus-Motiv-Erkennungs-Leistung ist fast ausschließlich von der dahinter liegenden und sie steuernden Software abhängig. Da alle Hersteller diese laufend optimieren und aktualisieren, kann sich die Autofokus-Leistung damit massiv verbessern. Laden Sie deshalb bei spiegellosen Kameras regelmäßig das neueste Firmware-Update herunter und installieren Sie es. Mindestens vierteljährlich sollten Sie auf der Produkt- / Support-Seite des Herstellers nach neuen Updates suchen.

Wie bei der Serienbildgeschwindigkeit hängt der Autofokus vom fein aufeinander abgestimmten Gesamtsystem ab. Dazu sind die höchstwertigen elektronischen Bauteile erforderlich. Dies führt wiederum zu großen, schweren und teuren Kameras. Dargestellt sei dies an der Geschwindigkeit der Bauteile: Nur, wenn der Sensor extrem schnell ist, kann er häufige Autofokusdaten (die alle auf dem Sensor gemessen werden) an den Prozessor weiterleiten. Das AF-System ist umso genauer, je mehr Messungen es je Sekunde durchführen kann. Nur, wenn jener nachgelagerte Prozessor ebenso extrem schnell ist, kann er diese Messdaten in derselben Geschwindigkeit lesen und verarbeiten. Und nur, wenn das sogenannte Bus-System die Daten zwischen Sensor und Prozessor mit derselben Geschwindigkeit austauscht, können Korrekturdaten zurückgesandt und an die Objektive übertragen werden. Auch in den Objektiven müssen die Daten schnell in Steuersignale für die AF-Motoren umgesetzt werden und jene müssen die Fokussierlinsen dann auch schnell genug dem sich bewegenden Motiv nachführen. Dies ist der Grund, warum extrem schnelle Kamerasystem auch den in der Praxis treffsichersten Autofokus besitzen. Der Rest ist Software. Aber diese benötigt eine leistungsfähige und vor allem fein aufeinander abgestimmte Hardware. Ansonsten kann die Software die einprogrammierten Fähigkeiten nicht schnell genug - und damit nicht treffsicher - umsetzen.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt dieselbe wie bei der Serienbildgeschwindigkeit: Ganz oben stehen die Beruf-/Profi-Sport-Kameras. Dann folgt das breite Feld der Mittelklassekameras und darunter liegen die Einsteigermodelle gefolgt von den älteren spiegellosen Kameras ganz unten.

Seit Anfang der 2020er Jahre wurde es zunehmend so, dass die neueste Kamera (auch billige) das umfangreichste Motiverkennungsprogramm erhielt und dadurch in manchen Situationen 'besser' war. Die Hersteller weigerten sich jedoch zunehmend diese reine Software an ältere Kameras nachzuliefern. Sie zwangen die Kunden zum ständigen Neukauf neuer Kameras. - Allerdings bleibt immer das Hardware-Problem und die Feinabstimmung. D.h. die neueste KI Autofokus-Software kann bei billigen leistungsschwächeren und in den Bauteilen nicht so fein aufeinander abgestimmten Kameras nicht die Gesamtleistung der Profikameras erzielen. Sie bietet eben nur ein paar mehr Erkennungsprogramme - meist für noch mehr Tiere und weitere Fahrzeuge. Wer jene benötigt, kann damit Vorteile in Randbereichen erzielen. Aber das Gesamtsystem der Profikameras bleibt dennoch nicht nur sehr gut, sondern weitgehend unerreicht. Dennoch ergab diese reine Marketing-Praxis merkwürdige Verhältnisse, dass Einsteigerkameras plötzlich Spitzenkameras bei manchen Autofokus-Sonder-Funktionen werbetechnisch in den Schatten stellten.

Zudem waren die Unterschiede beim Autofokus bei der Treffsicherheit Mitte der 2020er Jahre gering geworden. Sie lagen bei den neuesten Kameras spätestens Ende 2024 alle auf hohem Niveau.

Es handelt sich hier um pauschale Urteile über alle Messmöglichkeiten hinweg. Im Detail kann jedoch jede Kamera je nach AF-Modus mehr oder weniger gute Ergebnisse erzielen. D.h. jedoch keineswegs, dass jede spiegellose Kamera in jeder der angebotenen Betriebsarten auch gleich treffsicher ist. Dennoch kann man die obigen Großgruppen durchaus miteinander vergleichen.

Dass die Sport-Kameras für Berufsfotografen von Canon, Nikon und Sony führen, dürfte bei einer Sportkamera nicht verwundern. Die Trefferquote liegt mit den teuersten Tele-Objektiven beeindruckend hoch. Vor allem gilt dies aufgrund des für Porträts wichtigen Augen-Autofokusses, der auch im Dauerfeuer bei bewegten Motiven inzwischen erstaunlich gut funktioniert. - Hierbei haben alle Kameras in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt. Mit allen Profikameras werden alle Berufsfotografen definitiv jede gestellte fotografische Aufgabe problemlos meistern können.

Bis heute halten die meisten Tester die beiden AF-System von Canon und Sony für extrem schnell und fast gleichwertig - also führend. Dann erst folgt Nikon, deren Kameras auch nach zahllosen Firmware-Updates noch immer nicht z.B. Motive hinter Hindernissen fixieren können. D.h. z.B. Tiere hinter Zweigen oder Sportler hinter anderen (oft unerwartet auftretenden Personen) gehen dem AF-System oft verloren. Dagegen wissen Nikon-Fotografen zwar Tricks. Aber das ist eben keine erwartbare Automatik mehr, wie es der Name Auto-Fokus suggeriert.

Auch sonst besaß Canon z.B. früh eine Auto-Erkennung des Motivs, ohne dass man das Motiv im Menü vorher auswählen muss. Eigentlich stellt sich jeder Anwender Automatik auch so vor. Sehr viele Kameras verlangen hingegen zuerst die mühsame manuelle Vorauswahl des Motivs im Menü. Ansonsten liegt die Trefferrate oft nur im mäßig guten Bereich. Erwartbar werden alle Hersteller das bald nachliefern.

Canon war in seinen neuen Spitzenkameras auch mit der sogenannten Prediction führend. Dabei werden in bestimmten Sportarten Ballbewegungen extrem beeindrucken vorhergesagt und der Autofokus springt bereits während eines Ballpasses zum neuen Spieler - bevor jener den Ball wirklich berührt. Aber auch hierbei werden die Konkurrenten (für jene wenigen Ballsportarten) bald nachziehen.

Leica liegt ziemlich weit hinten, da der reine Kontrastautofokus nicht mehr zeitgemäß ist. Er war nie besonders treffsicher - vor allem mit lichtschwachen Objektiven - und auch nicht schnell. Aber viele moderne Funktionen wie Augenerkennung fehlen komplett.

Dass die ansonsten durchaus überzeugenden Modelle S1, S1R und S1H sowie S5 von Panasonic in dieser Disziplin ganz hinten liegen, hat ihre Ursache in dem eigenwilligen Konzept des AF von Panasonic. Jene Eigenentwicklung (CDAF - contrast detect auto focus als DFD - depth from defocus) funktioniert bereits mit Micro-Four-Thirds-Modellen weder schnell noch zuverlässig. Aber er versagt oft bei Vollformat. Viel nachteiliger als die geringe Trefferrate ist einerseits die Nichtvorhersagbarkeit und andererseits das im Sucher ständig irritierend sichtbare Pumpen des AF, das zusätzlich das Sucherbild auch noch unscharf macht. Fazit: Sie erhalten derzeit zwar oft scharfe Fotos. Aber die Schärfe liegt nicht immer dort, wo Sie sie als Fotograf wünschen. Erst die 2023 eingeführten S5II/S5IIX und die 2024 folgende S9 konnten mit einem neuen, mäßig guten Phasen-AF an die Kameras der anderen Hersteller herankommen.

Wie man mit einer weitgehend von Panasonic stammenden Technik der SL2 den grottenschlechten Autofokus der S1R noch unterbieten kann, zeigte Leica mit der SL2. Das macht sprachlos.

Bei allen Kameras unterscheidet sich nicht nur die Anzahl der AF-Sensoren, sondern vor allem die Flächen-Abdeckung des Sensors sowie die Lichtstärke etwas. Ob die Abdeckung 80, 90 oder 100% beträgt, spielt m.E. bei vielen Fotostilen keine so große Rolle. Eher kommt es auf die Treffsicherheit an. - Die angegebenen AF-Lichtwerte bis hin zu fast vollständiger Dunkelheit werden sowieso nur mit extrem lichtstarken Objektiven bei Offenblende erreicht. Wer jedoch bis in die Randbereiche des Bildes etwas scharf fokussieren will, sollte sowohl auf die Flächenausnutzung als auch die Anzahl der manuell ansteuerbaren Autofokus-Sensoren bis zum Rand achten. Es gibt auch Hinweise, dass den Sensor voll bis zum Rand ausnutzende AF-System bei bewegten Motiven diese nicht so schnell verlieren, wenn sie sich zum Rand bewegen.

Zum Schluss nochmals: Die Treffergenauigkeit der Kameras hängt direkt mit der Geschwindigkeit des sich bewegenden Motivs zusammen. Für Landschaftaufnahmen und Porträts stehender oder sich nur langsam bewegender Personen braucht man sich keinerlei Sorgen zu machen. Das kann jede Kamera perfekt.

Vor allem seit 2022 fiel jedoch auf, dass fast alle Kamerahersteller geradezu geizig bei den Firmware-Updates wurden. Vor allem Sony wurde dafür heftig kritisiert, weil teuerste Spitzenprodukte keine Updates mehr erhielten und die neuesten AF-Funktionen nur noch in neuer Hardware = neuen Kameramodellen (auch sehr preiswerten) verfügbar waren. Für 2024 gelobte Sony Besserung, hielt bisher jedoch nicht wirklich Wort. Ansonsten kann man vor allem Nikon für seine oft vielen Updates der Firmware (vor allem bei der Z9) loben. Dicht gefolgt wird es von Canon. Dennoch kann man sich bei keiner Firma mehr darauf verlassen, dass sie einem (außer unabdingbaren Fehlerkorrekturen) nach dem Verkauf noch lange kostenlose Firmware anbietet, welche die Kamerafunktionen verbessern. Achten Sie deshalb darauf, welchen Funktionsumfang eine Kamera bei Publikation besitzt. Man kann sich inzwischen nicht mehr darauf verlassen, dass der Funktionsumfang später erhöht oder verbessert wird - insbesondere nicht mehr kostenlos.

Video

Spiegellose Systemkameras sind geradezu prädestiniert für den Videobetrieb. Hierbei muss man deutlich zwei Anwendungsfelder unterscheiden: a) Der Kameramann steht als Einmann-Vlogger vor der Kamera. Und b) Der Kameramann steht im Mehrpersonen-Filmbetrieb hinter der Kamera.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge beim ersten Punkt - Einmann-Vlogger vor der Kamera - folgende: Canon R5C sowie je nach Anwendungsgebiet und Vorlieben Canon R1, R3, R5II, R5 und Sony A7S III sowie A7RV, Canon R6II, R8, R6 und der Rest aller Kameras mit drehbaren und voll schwenkbaren rückwärtigen Display.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge beim zweiten Punkt - Kameramann steht hinter der Kamera - folgende: Bei 8K-Video: Canon R5C, Nikon Z9, Z8, Canon R5II, R5, Sony A1, A7RV. - Bei 6K-Video: Panasonic S1H. - Bei 4K-Video: Sony A7S III und Sony ZV-E1, aber eher für Creators und nicht für ambitionierte Filmer. - Bei 4K und Full-HD kann man bedenkenlos jede spiegellose Kamera der Mittel- und auch Einsteigerklasse verwenden.

Der Sommer 2020 veränderte fast alles im Bereich Video. Canon und Sony boten mit 3 neuen Modellen sehr viel auf unterschiedlichen Anwendungsfeldern. Sonys A1 rundete dies Anfang 2021 mit Normal-8K ab. Ende 2021 bot Nikon mit der Z9 auch 8K und wertete es mit Software 2022 auf. Derzeit bildet dennoch die R5C unangefochten mit Cine-8K die Spitze bei Video.

Mitte der 2020er Jahre war 8K der neue Video-Standard. Wobei man noch das breitere Cine-Format von 'Normal'-UHD unterscheiden muss.

In den letzten Jahren nahmen die ärgerlichen Beschnitte (Crop) immer mehr zu. Dabei wird von Kameraherstellern absichtlich getrickst, um noch höhere Bildraten zu erzielen. Das ist fast nur dadurch möglich, dass man nur einen inneren Teil des Sensors schneller auslesen kann. Hinzu kamen zahllose oft sich unterscheidende Crop-Faktoren je nach elektronischer Bildstabilisierung für Video. Letztere kamen zu den anderen Crop-Faktoren hinzu. Bei manchen modernen Kameramodellen kann es je nach Bildstabilisierung bis zu 3 sich aufaddierende Crop-Faktoren geben. Im Endergebnis wird dann aus Vollformat in Extremfällen sogar weniger als Super8. Für Videografen ist dies chaotisch, da mit jeder im Menü eingestellten Optimierung sich der sichtbare Bildwinkel verändert. Dadurch lässt sich kein Überblick bewahren. Vor allem lassen sich so unterschiedliche Sequenzen kaum perfekt zum Endfilm zusammenschneiden.

Modernste Kameramodelle aller Hersteller bieten RAW und diverse Log-Formate. Aber in den Details unterscheiden sich alle Hersteller und alle Modelle. Manchmal wird etwas kameraintern angeboten, oft aber nur über HDMI-Adapter am externen Recorder. Vor allem unterscheiden sich die Details derart eklatant, dass man dies genau nachprüfen muss. Zudem ändert sich dies oft je nach Firmware-Version. Nicht selten werden jene Video-Firmwares jedoch nur noch gegen Geld angeboten.

Alle Hersteller bieten heute Focus Peaking. Aber nicht alle bieten immer Zebra-Warnungen und interne LUT.

So wirklich glücklich wird man bei kaum einem Kamerahersteller, da fast alle ihre Profiklasse bei Videokameras irgendwie doch schützen. Relativ gesehen war - vor allem bei der Z9 - Nikon am großzügigsten, gefolgt von Sony, Panasonic und abgeschlagen Canon. Allerdings hing dies immer vom Kameramodell ab. Und selbst, wenn wie Sony dieselben hochwertigen Logs angeboten werden, dann stimmt die Farbabstimmung erstaunlicher Weise doch nicht zwischen allen Kameras überein. Daraus folgt, dass man nicht einfach eine zweite Kamera desselben Herstellers für B-Roll-Aufnahmen verwenden kann, ohne dass man nachträglich am PC Anpassungen vornehmen muss.

Beim Autofokus für Video gilt die Reihenfolge: Canon, Sony, Nikon und dann folgt beim Auto-Fokus abgeschlagen der Rest der Hersteller. Besonders Panasonics Modelle sollte man eher manuell fokussieren.

Grundsätzlich gilt zu beachten, dass der Autofokus bei Video demjenigen bei Fotos signifikant unterlegen ist. Vor allem arbeitet er langsamer. Zudem bietet er meist weniger Motiv-Erkennungsprogramme an.

Da jedoch viele Kameraleute den Fokus sowieso manuell setzen, ist dies nicht für jeden und immer so wichtig. Bei mehreren Stufen Graufiltern, die viele Videografen verwenden, funktionieren die meisten AF-Systeme sowieso nicht mehr zuverlässig im Video-Modus.

Falls Sie als reiner Fotograf arbeiten, dann können Sie dies alles zu Video ignorieren. Nicht ignorieren sollten Sie jedoch den Tatbestand, dass die Zukunft der Fotografie im Video liegt.

Akku-Leistung - Ausdauer

Wie lange der Akku hält, hat entscheidenden Einfluss darauf, wie viele Ersatzakkus Sie mit sich führen müssen.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge insgesamt folgende: Sony, Nikon, Canon und der Rest.
Sony optimierte sowohl die Akkus als auch die Kameras auf längere Laufzeiten. Allerdings wird dies oft durch Tricks bei Sparfunktionen wie dem elektronischen Sucher erzielt. Bei einer optimal für den Nutzer eingestellten Kamera sinkt die Ausdauer dann auch signifikant.

Abgesehen von den Profi-Modellen sollte man jedoch für jede Kamera der Mittel- und besonders der Einsteigerklasse immer einen Ersatzakku für einen Fototag mitnehmen.

Dies betrifft den Foto-Betrieb. Im Video-Betrieb können Sie alle Herstellerangaben vergessen. Da benötigen Sie entweder zahlreiche Ersatzakkus je Filmtag oder gleich eine externe Power Bank (Anker Powercore 26800 PD mit 9V, 3A. - Achten Sie auf den erforderlichen Zusatz PD - Power Delivery - und den USB-C-Anschluss) oder im Studio einen externen Stromanschluss für die Steckdose.

Dass Sportmodelle und vor allem Sony hier vorne liegen, erstaunt angesichts ihrer enormen Leistung zuerst. Aber der Akku ist größer und sie bieten ggf. mit dem bei Sony zusätzlichen Batteriegriff eine spürbare Laufzeitverlängerung.

Und um gleich noch einen obendrauf zu satteln: Auch die A7-Mark III-Serie ist den Mitbewerbern von Canon und Nikon bei der Akkuleistung spürbar überlegen.

Fazit

Alle Akkus liegen bei spiegellosen Systemen weit unter den Leistungen der vergleichbaren DSLRs. Dies liegt u.a. an der erheblich höheren Leistungsaufnahme für die häufiger verwendeten rückwärtigen Displays aber vor allem am elektronischen Sucher (EVF).

Die in der Fotopraxis erzielbaren Werte liegen zwar deutlich höher als bei den angegebenen CIPA-Testwerten. Aber ohne einen Ersatz-Akku sollten Sie bei den meisten spiegellosen Kameras (außer den neuesten Profimodellen) zum Fotografieren nicht das Haus verlassen. Für den Video-Betrieb dürfen es auch mehrere Ersatz-Akkus sein.

Allerdings sind die Ladefunktionen unterschiedlich. Canon und Nikon liefern noch externe Akku-Ladegeräte zur Kamera mit. Bei Sony kosten sie oft ein erhebliches Aufgeld.
Alle bieten zwar eine USB-Ladefunktion des Akkus in der Kamera. Aber dabei blockiert man teilweise die Kamera resp. bindet sie an das Stromnetz fest.
Hinzu kommt bei Canon R der zusätzlich erforderliche Ladeadapter für das USB-Kabel, der das mobile Konzept konterkariert.

Bitte beachten Sie, dass die Akku-Leistung deutlich zunimmt, wenn man die immer beliebteren Akku-Handgriffe zusätzlich anschraubt. Dennoch sollte man diese nur anschaffen, wenn man den Hochkantgriff zur Kamera wünscht und nutzen kann. Ansonsten ist das Herumtragen weiterer Akkus einfacher und vor allem kostengünstiger.

Bajonett

Nikon und Canon loben sich und werden von der Presse sowie Influencern für die neuen Bajonette gelobt. - Vergessen Sie jedoch besser all das Werbegerede der von solchen Nachrichten finanziell profitierenden Medien und Influencern sowie Firmen.

So waren manche Aussagen, wie diejenige von Nikon, dass erst durch das neue Bajonett lichtstärkere Objektive möglich wären, physikalisch falsch. Extrem lichtstarke Objektive hatten viele andere Firmen schon seit Jahren für alle (auch die alten) Bajonette im Angebot.

Lassen Sie sich auch von den technischen Angaben des Auflagenmaßes (Flange distance, Flanschabstand) nicht beeindrucken. Ob es 20 mm (Canon, Leica, Sigma, Panasonic), 18 mm (Sony), oder 16 mm (Nikon) sind, hat für die praktische Fotografie oder Sie als Käufer keine Bedeutung. Das Gerede: weniger Abstand sei besser, ist pseudo-technischer Unsinn. Ebenso steht es mit dem Durchmesser: Nikon (55 mm), Canon (54 mm), Leica mit Panasonic und Sigma (51,6 mm), Sony (46,1 mm). Größer ist auch hier nicht identisch mit besser.

Von neuen Bajonetten profitieren zuerst nur die Techniker, welche nun bestimmte Objektive einfacher konstruieren und herstellen können. D.h. in zweiter Linie profitieren die Hersteller davon, da sie so viel Geld für Forschung, Entwicklung und Produktion einsparen. Aber - nach allem, was wir bisher über Preise für die neuen Objektive erfahren haben - steigen diese kräftig an (plus 25-50% werden es wohl über die Jahre und alle neuen Modelle hinweg werden). D.h. die Firmen geben die erzielten Einsparungen nicht nur nicht weiter, sondern sie melken hier den Kunden sogar zusätzlich.

Bei neuen Bajonetten verliert immer der Kunde: Altkunden werden finanziell geschädigt. Bereits mit den ersten Gerüchten sanken die Gebrauchtwerte. Bei Erscheinen der ersten Objektive sanken sie schubweise/rutschartig weiter. Und mit jedem Objektiv in einer bestimmten Brennweitenklasse werden vergleichbare Objektive für das alte Bajonett nochmals schlagartig an Wert verlieren.

Neukunden und Umsteiger auf das neue Bajonett haben erfahrungsgemäß über viele Jahre unter einem mangelnden Angebot, geringer Auswahl und somit hohen Preise sowie mangelnder fotografischer Flexibilität zu leiden. In der Pandemie kam 2021 die Nicht-Lieferbarkeit vieler neuer Objektive für spiegellose Kameras hinzu, was weltweit für Frust sorgte.

Deshalb ist und bleibt ein neues Bajonett nur nachteilig für Fotografen.

Daraus folgt, dass Sony mit seinem alten Bajonett derzeit klar in Führung gegangen ist.

Vergessen Sie auch bitte all den Unsinn über den angeblich strategischen Vorteil neuer Bajonette. Theoretisch mag es in 10 oder 20 Jahren der Fall sein, dass die jetzigen neuen Bajonette Vorteile in kleinen Nischen ausspielen. Aber das ist reine Zukunftsmusik. Davon haben Sie in Ihrer heutigen oder selbst mittelfristigen praktischen Fotografie nichts. - Und nochmals: Spezialobjektive für Nischenbereiche waren schon immer sündhaft teuer.

Sony gelang es im September 2018, ein Objektiv mit f1,4 vorzustellen. Leica stellte 2019 ein neues 50 mm f1,2 Objektiv her. Also lässt sich das sehr wohl mit den angeblich alten und viel zu kleinen Bajonetten auch machen. Ferner sind die Fotos damit wirklich beeindruckend. Also auch bei der Bildqualität sieht man derzeit keinen Vorteil / Nachteil.
Wo technisch Vor- / Nachteile möglich wären, ist bei Objektiven unter f1. Aber wie viele Festbrennweiten wollen Sie davon wofür anschaffen und herumtragen? Das sind wirklich teure und nur in wenigen Fotobereichen einsetzbare Spezialobjektive, die es wohlgemerkt schon heute auch für Sony gibt. Wie viele davon haben Sie sich denn bisher davon angeschafft?

P.S.: Die optische Zukunft liegt in Computational Photography (mit künstlicher Intelligenz gesteuerter Software-Korrekturen, wie sie bei Smartphones seit 2017 eingeführt wurden) - nicht in aus schwerem Metall, Kunststoff und Glas bestehenden Objektiven.

Zusammenfassend: Für die praktische Fotografie produziert ein neues Bajonett auf mindestens 5 Jahre für Fotografen mehr Nachteile als Vorteile. - Mitte der 2020er Jahre und vielen Jahren neuer spiegelloser Bajonette bei Nikon und Canon muss man festhalten, dass es eher 10 Jahre dauern wird, bis auch nur annähernd dieselben Objektive in Auswahl und Qualität angeboten werden, wie bei den alten DSLR-Klassen. Denn selbst Sony konnte mit all seinen lizenzierten Partner / Drittherstellern nach über 10 Jahr noch immer nicht sein Angebot auf alle Brennweiten und Sonderobjektive ausdehnen. Zu weiteren Details siehe Objektive.

Objektive

Direkt mit dem Bajonett verbunden sind die Objektive. Nur native Objektive - d.h. speziell für dieses Bajonett und diese Kamera konzipierte und gebaute Objektive - können die neuen Vorzüge der neuen spiegellosen Kameras ausnutzen.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge folgende: Sony. Dann kommt lange nichts. Darauf folgen Leica, Panasonic, Sigma - dank des gemeinsamen Standards. Nikon Z und als Schlusslicht Canon RF. - Die Links führen direkt zu den Listen der von mir untersuchten Objektive zu diesen spiegellosen Bajonetten.

Sony produziert seit 2013 Objektive für sein FE-Bajonett - also für seine Vollformat-Sensoren. Bitte verwechseln Sie dies nicht mit dem E-Bajonett und den E-Objektiven für APS-C. - Zwar sind viele der ersten Objektive für Vollformat kaum zu empfehlen. Das reduziert die heute verfügbaren rund 30 eigenen Sony-Objektive. Aber alle G-Master-Objektive sind hochwertig, lichtstark und auch entsprechend teuer sowie schwer. Die Mitte 2019 herausgebrachten neuen Teleobjektive (600 mm F4) / Telezooms (200-600 mm f5,6-6,3) runden das Angebot bei langen Brennweiten sowohl für die Tier- als auch die Sportfotografie bis 600 mm ab. Sie eignen sich auch für den Einsatz mit 1,4 und 2-fach Konvertern.
Abgesehen vom neuen Telezoom (200-600 mm) kann ich Ihnen allerdings nur zu den GM-Objektiven raten. - Ansonsten sollten Sie sich ernsthaft mit einer Kamera aus dem APS-C-Sektor und hochwertigen Objekten beschäftigen. - Sie erhalten dort für weniger Geld eine höhere Bildqualität, als wenn Sie minderwertige Objektive an eine Vollformat-Kamera montieren.
Da Sony - als derzeit einzige Firma im Vollformat-Bereich - das Bajonett mit den Anschlussinformationen lizenziert - also herausgibt -, finden sich dafür inzwischen auch wirklich hochwertige Objektive von Drittanbietern: Arax, Carl Zeiss, HandeVision, Lensbaby, Meike, Samyang, Shenyang Zhongyi, Venus Optics, Zunow etc. Vor allem bei Sigma sollten Sie einen Blick in das laufend wachsende Angebot werfen.
Hier die Gesamtliste der Sony E- und FE-Objektive - Bitte beachten Sie die Einschränkung: Nur FE-Objektive sind geeignet für den Vollformat-Sensor. Und hier die Liste der Drittanbieter für Sony E- und FE-Objektive - Bitte beachten Sie die Einschränkung: Nur FE-Objektive sind geeignet für den Vollformat-Sensor.

Die L-Mount-Alliance (Leica, Panasonic, Sigma), punktete auch Mitte der 2020er Jahre noch mit sehr vielen Objektiven vor allem von Sigma. Leica bot Zooms und Festbrennweiten, wobei viele Leica-Objektive extrem teuer, ziemlich groß und schwer sind. Panasonic bot Zooms und Festbrennweiten. Sigma bot über 30 angepasste Objektive für das L-Bajonett an: Zoom-Objektive und Festbrennweiten. Einschränkend gilt jedoch, dass viele dieser alten Objektive von Sigma nur für das L-Bajonett angepasst wurden. Es handelt sich somit nicht immer um neuentwickelte native Objektive, die das technische Potential des L-Bajonetts maximal ausnutzen. Hinzu kommen allerdings interessante Adapter für Sigmas SA- und Canons EF-Objektive an das L-Bajonett.

Nikon stellte Mitte der 2020er Jahre zwar weniger Objektive zur Verfügung als Canon. Aber dennoch habe ich Nikon höher eingestuft. Erstens sind jene Objektive oft hochwertiger und zweitens öffnete sich Nikon seit 2022 langsam für Fremdfabrikate / Dritthersteller. Ferner waren manche interessanten und hochwertigen Teleobjektive bei Nikon ab 2022 (relativ gesehen) erstaunlich preiswert - im Vergleich zu den Mitbewerbern.
Dennoch ist nicht alles rosig: Erfahrungsgemäß hat Nikon aufgrund seiner inflexiblen Produktionsmethoden für normale Endkunden kaum jemals die geplanten Lieferziele eingehalten, da interessante und somit häufig nachgefragte Objektive weltweit oder zumindest regional oft jahrelang kaum verfügbar sind.

Canon stellte bis heute zwar weit mehr neue RF-Objektive vor als Nikon für dessen Z-Bajonett. Aber dennoch stufte ich Canon seit 2022 tiefer. Manche Objektive sind lichtstark, aber teuer, schwer und groß, manche sind ohne Bildstabilisierung, manche sind lichtschwach. Das ist alles noch ziemlich durchwachsen und unvollständig. Vor allem waren die hochwertigeren ab Sommer 2021 bis 2023 oft kaum lieferbar. Hinzu kamen aus Sicht vieler Anwender Tricks bei Teleobjektiven, bei denen man einfach einen 2-Fach-Telekonverter in vorhandene Modelle fest einbaute und dann die neuen Objektive (eigentlich nur Brennweiten in Millimetern) zu völlig überteuerten Preisen anbot. Das kann der Anwender viel preiswerter mit einem selbst gekauften 2-Fach-Tele-Konverter am Normal-Objektiv erzielen. Der Hauptgrund für die Herabstufung liegt jedoch in der seit 2022 von Canon klar geäußerten harten Rechtsposition, womit man allen Drittherstellern jede Produktion von AF-Objektiven für das neue RF-Bajonett verbot. Das verteuert die Preise aller Objektive bei Canon, reduziert die Auswahl, reduziert letztendlich (mangels Konkurrenz) die Qualität und frustriert viele Kunden. Denn die wenigen manuell fokussierbaren Objektive der Dritthersteller für das RF-Bajonett sind an modernen Hochleistungskameras kaum einsetzbar. Auch 2023 immer wieder in der Presse betonte erste zaghafte Öffnungsversuche von Canon für einen einzigen Dritthersteller brachten bisher kaum nennenswerte Ergebnisse. Denn die vollmundig verkündete Lizenzierung an Sigma betraf 2024 nur 3 APS-C-Objektive, nicht jedoch den hier besprochenen Bereich Vollformat.

Man muss es allerdings auch noch heute ganz deutlich festhalten: Weder Nikon, noch Sigma, noch Canon konnten bisher ihre Versprechen bezüglich neuer und dann für jeden auch tatsächlich lieferbaren Objektiven erfüllen. Bei allen Firmen lagen erhebliche Verzögerungen vor. Und vollständig war das Sortiment für spiegellose Kameras bei keinem Anbieter.

Fazit: Wer sofort mit einem weitgehend vollständigen Satz an nativen Objektiven - Zooms und Festbrennweiten - arbeiten will, kann nur Sony wählen. Das wird auch noch einige Jahre so bleiben. Erste Besserungen erwarte ich inzwischen erst nach 2025 für Canon und Nikon. Seit Ende 2020 finden sich zwar bei beiden die sogenannte Heilige Dreifaltigkeit - Zooms im Bereich Weitwinkel, Normalbrennweite und 70-200 mm Telebrennweite mit f2,8. Aber viele Sonderobjektive fehlen noch immer.

Zusatz zur Technik der neuen Objektive

Das ganze Gerede über die angeblich andere Physik bei minimal kürzerer Flange distance / Auflagenmaß ist wissenschaftlicher Unsinn. Es ist zukünftig für die Firmen durch den kürzeren Abstand nur einfacher und billiger, gleichwertige Objektive herzustellen.

Man hätte dasselbe auch bei / mit den alten Bajonetten machen können. Auch viel lichtstärkere Objektive finden sich schon seit vielen Jahren (siehe z.B. meine bereits kaufbare Belege bei anderen Objektivherstellern) für die alten Bajonette. Es geht also, sofern man will.

Und dass grundsätzlich jedes neue Objektiv, das einem alten folgt, eine etwas höhere Abbildungsleistung besitzt, ist üblich - bei allen Bajonetten und bei allen Herstellern.

Nochmals: Falls ein etwas geringeres Auflagenmaß tatsächlich zu einer neuen Physik / besseren Optik führen würde, dann hätten die minimalen optischen Abstände in Smartphones bereits seit über 10 Jahren die höchste Bildqualität geliefert. Allerdings sind Optik und die gesamte Physik etwas komplexer als die Werbesprüche aus den Marketing-Abteilungen der Hersteller viele Fotografen glauben machen wollen.

Aber ohne diese Märchenstunde lassen sich dem Kunden nicht so leicht wieder 10, 15 oder 20.000 Euro für fast dieselbe Abbildungsleistung im Vollformat aus der Tasche ziehen.

Zu den nachteiligen Software-Tricks bei neuen Objektiven und deren Nachbehandlung in der Kamera auch bei RAW zur Verbesserung der Objektive siehe dort.

Nebenbei hat Sony mit dem neuen G-Master 24 mm F1.4 GM FE im September 2018 bewiesen, dass sie ein extrem lichtstarkes Weitwinkelobjektiv und dazu noch extrem leicht (445 Gramm) bauen können. Hinzu kam 2021 das Sony FE 50 mm F1.2 GM. Damit sind hoffentlich auch alle Märchen der Nikon-Anhänger widerlegt, die behaupten, Sony könnte aufgrund des kleineren Bajonettdurchmessers überhaupt keine lichtstarken Objektive herstellen. - Auch das ist physikalisch völliger Unsinn.

Da inzwischen die Kritik an den wenigen Objektiven bei Canon und Nikon immer heftiger wird, gehen die Influencer zu grotesken Behauptungen über: Man bräuchte zum Fotografieren nur ganz wenige Objektive. - Das mag vielleicht für einen einzigen Fotostil gelten. Aber das betrifft definitiv nicht die Mehrzahl der Fotografen - weder Amateure noch Profis. Im Übrigen sind es dieselben Millionäre, die selbst dutzende von Objektiven besitzen, die nun den armen anderen Fotografen solch einen Unsinn erzählen, dass sie sich etwas einschränken sollen. - Oder: Die anderen Objektive könnte man sich leihen. - Da es derzeit kaum andere gibt, kann man sie nicht ausleihen. Selbst wenn diese extrem teuren neuen Objektive geliefert werden, werden nur wenige Verleiher sie anbieten - zu dann noch höheren Leihgebühren. Das Leihwesen ist in Europa unbeliebt bei Fotografen, und in Deutschland eingeschränkt sowie umständlich. - Kurzum: Das sind alles wertlose Ausreden.

Es blieb auch Mitte der 2020er Jahre dabei: Die größte Auswahl an Objektiven und zudem zu gemäßigten Preisen fand der Anwender bei Sonys Bajonett für Vollformat.

Adapter

Die Anhänger von Canon und Nikon werden zurecht auf die Adapter verweisen, mit denen man viele alte eigene Objektive anschließen kann.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge folgende: Canon RF, Nikon Z, Sony.

Über die Qualität der Adapter von Panasonic und Sigma lässt sich nicht viel sagen. Die meisten bisherigen Tests verliefen eher mäßig gut.

Canon

Canon bietet - etwas verwirrend - drei verschiedene Adapter an. Alle kosten Aufpreis.

Der einfache Mount-Adapter EF-EOS R / EF-RF-Adapter (EF-EOS R) schließt Objektive nur an die Kamera an. - Das reicht faktisch für die meisten Fotografen völlig aus. Investieren Sie allerdings den höheren Preis für das Original, da Dritthersteller hier eher wacklige Konstruktionen liefern, die in der Fotopraxis nicht dauerhaft überzeugen.

Der einstellbare Adapter (Control Ring Mount Adapter) EF-EOS R kann an dem zusätzlichen Ring frei belegbare Sonderfunktionen einstellen. Dazu gehören u.a.: Blendenöffnung, Belichtungszeit, ISO-Zahl, Belichtungskorrektur. D.h. dieser Adapter wertet die alten Objektive funktional sogar etwas auf.

Der dritte Adapter mit sinnvoller Nutzung für Filter (Filter Mount Adapter) kann mit einem variablen ND-Filter oder einem zirkularen Polarisationsfilter (CPL) ausgestattet werden.

Nikon

Nikon bietet einen einfachen Adapter an, den es sogar als Bundle offiziell bis Weihnachten 2018 preiswerter abgab. Aber nur 93 alte Objektive werden brauchbar angeschlossen. Die restlichen ca. 1.000 werden je nach Alter absteigend immer weniger unterstützt. - 2021 oder eher 2022 kam der neue FTZ II hinzu, den Sie auf jeden Fall für die Z9 benötigen, da sonst der dortige Hochkantgriff mit dem alten FTZ blockiert wird.

Sony

Auch Sony bietet verwirrende vier Adapter für seine eigenen alten A-Bajonett-Objektive. Aber auch sie kosten Aufpreis und zeigten einige Probleme sowie Einschränkungen.

Vorsicht

Die angebotenen Adapter funktionieren - wie alle Adapter - manchmal gut, manchmal weniger gut, manchmal nicht. Mit jener üblichen Unzuverlässigkeit aller Adapter entsteht in der täglichen Fotopraxis keine bis kaum Freude. Sie können nie sicher sein, dass die Aufnahme gelingt.

Und selbst, wenn die Adaption der alten Objektive gelingt, so arbeiten die Objektive über die Adapter zumindest langsamer an den neuen Kameras - oder sogar nur mit funktionalen Einschränkungen.

Alle Tests mit allen Adaptern haben bisher ergeben, dass sie mit Telebrennweiten für die Sportfotografie oder Tierfotografie mit sich schnell bewegenden Motiven - vor allem an Kameras mit langsamen Prozessoren - nicht geeignet sind. - D.h. in der Umkehrung ganz drastisch: auf dem Stativ für Stillleben sind sie eingeschränkt tauglich.

Wie sagte Ende 2018 ein aggressiver Influencer bei YouTube: Jeder Mensch, bei dem sich auch nur zwei Gehirnzellen im Kopf aneinander reiben, wird dies erkennen. - Auch Sie dürfen gerne Ihre eigenen Erfahrungen mit Adaptern sammeln. - Aber bitte kommen Sie dann nicht zu mir zum Jammern. Ich habe meine niederschmetternden Erfahrungen bereits gesammelt und Sie hiermit nochmals ausdrücklich davor gewarnt.

Seit 2020 deutete sich eine kleine Verbesserung an. Durch die drastisch höhere Rechenleistung der neuesten Kameras sollen manche Adapter mit manchen alten Objektiven an den neuesten Kameras etwas zuverlässiger arbeiten. Ähnliches wurde Ende 2021 von den neuesten Hochleistung-Kameras Nikon Z9 und Canon R3 berichtet. Es hängt somit definitiv auch mit der Kamera-/Prozessorleistung zusammen. Prüfen Sie es bitte selbst nach.

Blitzsysteme

Vor allem bei Blitzsystemen ist noch vieles unklar.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge folgende: Canon RF, Sony, Leica, Panasonic, Nikon Z.

Der neue Canon-Systemblitz Speedlite EL-1 ist wirklich für spiegellose Kameras auch bei hoher Serienbildgeschwindigkeit geeignet. Aber der Preis von fast 1.200 Euro wird viele Fotografen abschrecken. Zudem hatte Canon 2023/4 Produktions- und Lieferprobleme, sodass er z.B. in den USA zumindest bis Ende 2024 nicht verfügbar war. Manche Fotografen warteten schon seit einem Jahr auf ihre Bestellung im sonst immer bevorzugten Fotohauptmarkt.

Sony besitzt einen lichtstarken Systemblitz für seine spiegellosen Kameras: HVL-F60RM und Mark II, Leitzahl 60 mit Funk. Aber nicht alle Kameras verwenden die Lichtnetze für die Fokussierung bei Blitzlicht.

Leica besitzt eigene Blitzsysteme. Und bei Panasonic sollen alle alten Blitzgeräte uneingeschränkt funktionieren.

Nikon hat noch nichts publiziert. Aber erste Tests haben bereits nachgewiesen, dass manche Dinge nicht mehr mit spiegellosen Kameras funktionieren. Wie bei vielen spiegellosen Kameras fehlt z.B. die rote Blitzlichtunterstützung (rotes Gitternetz auf dem Objekt) für den Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen. Das grüne Licht der Kamera irritiert viele Nutzer.

Man darf vermuten, dass einige Funktionen am Blitz bei den Herstellern Canon, Nikon, Panasonic und Sigma nach dem Systemwechsel nicht mehr so funktionieren, wie früher gewohnt. D.h. man muss vermutlich bald neue Blitzgeräte anschaffen.

Bis heute ist das Blitzen mit spiegellosen Kameras erheblichen Einschränkungen unterworfen. Die meisten spiegellosen Kameras können nur mit mechanischem Verschluss blitzen, da der elektronische Verschluss zu langsam ist. Hinzu kommen Probleme mit der korrekten Darstellung im elektronischen Sucher. Faktisch überwinden bis heute nur ganz wenige schnelle Sensoren teuerster Kameras die größten Probleme beim Blitzlicht.

Hinzu kommt der Umstand, dass die Kamerahersteller (vor allem Canon und Sony) für Video auf einen neuen Blitzschuh / Blitzfuß umrüsten, der z.B. externe Mikrofone etc. darüber anschließen kann. D.h. dadurch stehen ggf. weitere Neuanschaffungen und teure Ausgaben bei dazu passenden Blitzgeräten an.

Zubehör von Drittanbietern, Fremdherstellern

Auch hier spielt Sony seinen langjährigen Vorsprung aus.

Derzeit ist die bewertete Reihenfolge folgende: Sony. Dann kommt lange nichts. Darauf folgt Sigma FP. Dann kommen Canon RF und Nikon Z. Dann folgt Leica und zum Schluss kommt Panasonic.

Sony besitzt nicht nur einen langen Vorsprung, sondern hat z.B. beim Bajonett wichtige Details lizenziert. Dies erlaubt Drittanbietern die Bereitstellung sinnvoller Elemente, welche das Gesamt-Foto-System interessant machen.

Canon und Nikon kämpfen nicht nur mit dem zeitlichen Rückstand, sondern wollen zusätzlich auch alles geheim halten. Deshalb wird es Drittanbietern nicht leichtfallen: Das kostet Geld und vor allem Zeit. Daraus folgt, dass Zubehör bei Nikon und Canon im neuen spiegellosen Bereich zuerst sehr teuer war und auch weiterhin sein wird.

Das fängt im Übrigen bereits mit den Akkus an. Zwar loben sich beide Hersteller, dass Sie als Fotograf auch Ihre alten Akkus verwenden können. Aber nicht zum Laden in der Kamera. Dazu benötigt man neue Versionen. Diese Akkus sehen fast identisch aus, sodass die Verwechslungsgefahr in der Fotopraxis besteht. - Also werden Sie in der Realität doch mindestens zwei neue Akkus kaufen. D.h. auch hier gilt: alles neu. Bei Akkus lässt sich das verschmerzen, da sie Verbrauchsmaterial sind und mit den Jahren altern sowie stets weniger Leistung erbringen. Bei den neuesten Kameras wiesen alle Hersteller seit ca. 2020 darauf hin, dass alte (angeblich kompatible) Akkus zudem die Leistung der Kamera reduzieren.

Bei Leica ist weniges vorhanden, aber teuer. Und bei Panasonic muss für das Vollformat noch vieles erst entwickelt werden.

Sigma hat bei der FP den Vorteil der eigenen vielen Objektive. Aber bei allen anderen Zubehörteilen sieht es bei seiner sehr speziellen FP extrem eingeschränkt aus.

Seit 2023 tauchten immer öfter Probleme bei neuen Kameras mit Teilen von Drittherstellern auf. Manche Analytiker unterstellten den Kameraherstellern, dass sie inzwischen absichtlich Akkus und andere Teile in der eigenen Firmware behindern sowie deren Funktionen sabotieren. Allerdings kann es auch sein, dass sie intern die eigenen Anforderungen immer höher schrauben (z.B. an die Akkus) und sich schlichtweg nicht um die Drittanbieter sowie deren Kompatibilität scheren. Fakt ist allerdings, dass die Probleme mit vielen Fremdteilen bis hin zu lizenzierten Objektiven drastisch anstiegen.

Preisvergleich

Gerne werden hier Äpfel mit Birnen verglichen.

Im Bereich der spiegellosen Kamera-Systeme werden zunehmend die Kameragehäuse subventioniert und dafür die Objektive verteuert. Am auffälligsten treibt dies Sony, aber dicht gefolgt von Nikon, und auch Canon kann sich davon nicht freisprechen.

Leica war schon immer exklusiv. Und Panasonic stieg von Anfang an mit beiden Modellen S1 und S1R sehr hoch im Preissegment ein.

Sigma liefert eigentlich mit der FP für UVP 2.000 Euro keine vollwertige Kamera. Erst mit zahlreichem teuren Zubehörmodulen wird daraus eine verwendbare Kamera.

Vorsicht: Das Gesamtsystem ist bei allen Herstellern extrem teuer. Die Unterschiede halte ich angesichts der wenigen Objektive für nicht seriös berechenbar. Aber erste grobe Schätzungen deuten auf 25-50% Mehrkosten zu bisherigen DSLRs vor allem durch die neuen Objektive hin.

Lassen Sie sich deshalb vor allem von den preiswerten Einsteigerkameras mit bis zu 24 MP nicht täuschen (Canon RP, Nikon Z5, Nikon Z 6, Sony A7III, Sony A7C und Sigma FP). Auch der mit der Canon RP eingeleitete Preiskrieg bei Kameragehäusen änderte nicht viel am System-Gesamt-Preis. Insbesondere beim System-Gesamt-Preis kann keine Firma zaubern. Die Vollformat-Klasse ist die Königsklasse. Hier wollen alle Firmen eine erhebliche Gewinnmarge erzielen, da die abgesetzten Stückzahlen (besonders im Vergleich zur APS-C-Klasse) eher gering sind. Man geht noch immer vom Faktor 1:2 bis 1:5 aus.

Zahlreiche Modelle von Nikon und Canon gelten in den USA - trotz ständiger Preisabschläge - als überteuert (im Vergleich zu den Mitbewerbern). Was sollen da erst deutsche Kunden sagen.

Bei Video muss man für professionelles Arbeiten mit den neuen spiegellosen Kameras oft noch erheblich in Zubehör investieren. Dann wird der Preisunterschied zu den sowieso schon preiswerteren Panasonic GH5 oder sogar der teuren Fuji X-T4 schnell groß.

Nochmals: Bitte berechnen Sie immer System-Gesamtpreise - inklusive allem Zubehör - selbst, wenn Sie die Einzelteile nacheinander / auf Raten anschaffen wollen.

Zukunft, Aussichten, weitere Entwicklungen

Der aktuelle Vergleich aller Systeme bei spiegellosen Vollformat-Kameras zeigt, dass alle Hersteller noch einiges zu tun haben.

Canon und Nikon sowie Panasonic hatten Ihren jeweils ersten Wurf bei spiegellosen Kameras mit Vollformat-Sensor im Spätsommer 2018 / Frühjahr 2019 gelandet. Sigma folgte Ende 2019. Im Gegensatz zu allen hohen Erwartungen, Vermutungen, monoton heruntergebeteten Glaubenssätzen bis hin zu Verschwörungstheorien der gläubigen Anhänger, haben alle weder geheime Techniken jahrelang zurückgehalten noch irgendwelche Superchips, Wunder-AF-Systeme noch geniale HDR-Sensoren etc. angeboten. Angesichts der Vergleichslatte Sony und anderer Anbieter spiegelloser Kameras (anderer Sensorklassen) war es das damals in zahlreichen Details unterlegene Ergebnis, das viele Anhänger und Analytiker enttäuschte.

Canon und Nikon zeigten erneut, dass sie als optische Firma absolute Höchstleistungen bei Objektiven vollbringen können. Das ist technisch herausragend und lobenswert. Auch auf dem Gebiet der Ergonomie spielen sie dank jahrzehntelanger Erfahrung ihre Vorteile gekonnt aus. Aber auf dem Feld der Elektronik sieht es nicht so gut aus: Nikon hängt Sony hinterher. Vor allem Canon bot mit der R und RP nur mäßig gute Sensoren mit mäßig guter Bildqualität, mäßig gute Autofokussysteme im Fotobereich, mäßig gute Video-Leistungen, keine Bildstabilisierung in der Kamera.

Erst 2020 brachte Canon mit der R5 und R6 wirklich hochwertige spiegellose Kameras im Bereich Vollformat heraus, die den DLSRs überlegen waren. Nikon konnte dank zweier Prozessoren sowie zweier Kartenfächer in den Nachfolgemodellen Z7II und Z6II zumindest die gravierendsten Nachteile ausgleichen. Aber bei den Objektiven sah es während der Pandemie bei Canon und Nikon noch dünn aus - vor allem, wenn man die tatsächlich lieferbaren Modelle betrachtet.

Sogar das mit viel Vorschuss bedachte Projekt von Panasonic, das im Detail für Profis und fortgeschrittenen Amateure wirklich viel Sinnvolles bietet, erlitt aufgrund des nur mäßig guten Autofokus-Systems einen Dämpfer.

Sony wird hingegen seine in den letzten Jahren praktizierte Verlangsamung der Zyklen wieder zurücknehmen, die Schlagzahl erhöhen und nun noch schneller noch mehr neue Kameras sowie vor allem Objektive herausbringen (müssen). Sony muss seine Spitzenposition bei spiegellosen Kameras verteidigen. Die Verteidigung ist eine ungewohnte Situation für den bisherigen Angreifer Sony. Bisher gelang dies erfolgreich mit der Anfang 2021 vorgestellten A1 und Ende 2023 mit der A9III. Beide Modelle erwischten z.B. Canon unerwartet und auf dem falschen Fuß im Profibereich. Seitdem wanderten weltweit zahllose Presseagenturen, Zeitungen und Zeitschriften etc. zu Sony ab.

Während Canon und Nikon vor allem bei der Elektronik sowie den damit verbundenen Funktionen nachbessern müssen, so liegt der Nachholbedarf bei Sony eindeutig auf der Seite der Ergonomie. Letzteres gilt sowohl für die Menüs (Software) als auch die Gehäuse (Griffe, Schalter). Panasonic benötigt hingegen einen (vermutlich komplett neu zu entwickelnden) zuverlässigen Autofokus. Aber Panasonic erlitt 2024 schwere finanzielle Rückschläge und zog zahlreiche Produkte ohne Ersatz zurück. Es steht sogar zu befürchten, dass der Konzern die Fotosparte für Privatkunden aufgibt. Zumindest bahnbrechend Neues erwartete Ende 2024 niemand mehr. Damit war die ganze L-Mount-Alliance mit Leica und Sigma gefährdet.

Alle haben noch viel zu tun bei den elektronischen Suchern. So sehr sie bereits gelobt werden, aus ergonomischer Sicht muss das EVF in vielen Aspekten noch erheblich optimiert werden.

Die ökonomische Frage bleibt allerdings: Wie lange können und wollen sich alle Firmen die extremen Investitionen in Forschung und Entwicklung leisten, während der anvisierte Fotomarkt im Sturzflug bleibt und es derzeit kaum Hoffnung gibt, langfristig aus der Krise zu gelangen, also die Kosten zu amortisieren.

Vor allem in den Pandemie-Jahren 2021 und 2022 zeigte sich eine gewisse technische Sättigungskurve. Viele Kameras waren ausgereift und Verbesserungen betrafen eher Details, welche keineswegs immer zu einer höheren Bildqualität führten. Ganz im Gegenteil kam es bei der Bildqualität für Fotografen zu mess- und sichtbaren Rückschritten, welche 2024 auch von der jahrelang dies vertuschenden Fach-Presse schließlich eingeräumt werden musste. Alle neuen Kameras wurden seit Jahren nur noch für Video optimiert - unter Aufgabe der Interessen der Fotografen.

2024 zeigten sich die 'Platzhirsche' Canon, Sony, Nikon in einzelnen Spitzenprodukten als ebenbürtig. Aber noch immer lag Sonys Vorsprung durch die Lizenzen beim Bajonett und Objektiven vor. Vor allem konnte Sony auf zahlreichen früheren Gebieten wie der rückständigen Ergonomie (sowohl in den Menüs als auch beim Gehäuse) deutlich aufholen und gleichzeitig seinen technologischen Vorsprung bei den Sensoren erhalten (Stichwort Global Shutter der A9III).

Hinzu kam der inzwischen überall erkennbare Umstand, dass sich kein Hersteller mehr für Fotografen interessiert, sondern nur noch für Video entwickelt. Denn nur dafür benötigt man 120 Bilder in der Sekunde (Zeitlupe). Auch die meisten Objektive wurden inzwischen auf Video ausgerichtet und zeigen für Fotografen spürbare Nachteile in der Fotopraxis.

Fazit - Empfehlungen

Selbst auf die Gefahr hin, dass ich eine Flut von Hass-E-Mails von Foto-Fanatikern damit auslöse, folgende Hinweise und Empfehlungen:

Status Quo

Jahrelang habe ich (wie auch viele andere Fotografen, Tester und Analytiker) Sony für die mit der Serie A Mark I und Mark II begangenen Fehler kritisiert. Aber nach 10 Jahren erkannte man wirklich die Früchte in den neuen Kameramodellen (z.B. A1 und A9III). Damit ist nebenbei auch bewiesen, dass Kritik zu sinnvollen Verbesserungen für die Fotografen führt.

Canon und Nikon haben 2018 - aus Sicht der Fotografen / Altkunden - die denkbar schlechteste Variante der Migration von DSLR zu spiegellosen Kameras gewählt. Denn beide neuen Bajonette für die neuen spiegellosen Kameras sind völlig inkompatibel zu allen alten eigenen und auch allen sonstigen existierenden Bajonetten. Sämtliche alten Objektive werden entwertet. Wir sprechen über mehr als 100 Mio. bei Nikon und über 130 Mio. bei Canon.
Die angebotenen Adapter funktionieren - wie alle Adapter - mäßig. Seit 2022 kann man ergänzend festhalten, dass neue Kameras mit hoher Prozessorleistung inzwischen mit den Adaptern bessere Ergebnisse erzielen. Aber die Leistung der sogenannten nativen Objektive der neuen Bajonette erzielen sie - vor allem bei den hohen Serienbildgeschwindigkeiten - nicht. Allerdings sind die sogenannten 'nativen' - also für die neuen Kameras geeigneten - Objektive bis heute entweder nur in eingeschränkter Stückzahl vorhanden, oder teilweise minderwertig und oder überwiegend teuer.

Canon vergab auch Ende 2024 noch immer keine Lizenzen für Objektive für das Vollformat und publizierte auch keine Bajonettangaben. Nikon ist sehr wählerisch bei der Vergabe von Lizenzen. Das behindert Dritthersteller und verringert das mögliche Angebot an Objektiven.

Die ersten 2018 und 2019 vorgestellten Kameras entsprachen - als erstem Wurf - nicht den Erwartungen aller Kunden und wurden kritisiert. Erst mit den neuen Produkten ab 2020 wurde ein Lichtblick bei Canon und bei Nikon sichtbar. Wirklich hochwertige Profikameras folgten erst ab 2021 bei beiden.

Selbst wenn vieles durch die Pandemie verzögert wurde, so musste man auch Mitte der 2020er Jahre festhalten, dass die Nachzügler bei spiegellosen Vollformat-Kameras - Nikon, Canon und Panasonic sowie Sigma - auch durch eigene Fehler noch immer in der Aufholjagd und Umbauphase steckten und bei Weitem kein so völlig ausgebautes System bei den Objektiven zu den neuen spiegellosen Kameras boten wie es vorher bei den DSLRs bestand. Vor allem wurde Anfang der 2020er Jahre ein für Fotografen nachteiliger Trend bei Objektiven erkennbar, weil sie zunehmend nur noch für Video optimiert wurden. Abgesehen von der nicht so optimalen Optik wurde dies auch in der täglichen Fotopraxis erkennbar, weil es plötzlich keine einrastenden Klickpositionen etc. für Fotografen mehr gab. Denn jede Erschütterung oder gar jedes Geräusch stört die Video-Aufnahme.

Mitte der 2020er Jahre konnte man hingegen festhalten, dass die Aufbauphase bei den spiegellosen Kameras mit Vollformatsensor aus Sicht der Hersteller abgeschlossen war. Ende 2024 gab es für alle Anwendungszwecke aus Sicht der Hersteller ausreichend Modelle. Dass diese in zahlreichen Fällen nicht den Wünschen der Kunden und vor allem der Fotografen entsprachen, interessierte die Hersteller nicht. (Siehe hierzu Wunsch und Wirklichkeit.) Die Hersteller hatten sich mit sogenannten Hybridkameras zu Video weiterentwickelt respektive von den Fotografen entfernt. Den Fotografen musste nun somit bewusst werden, dass sie nichts mehr Weiteres und schon gar nichts mehr Sinnvolles auf dem Gebiet der Standbilder zu erwarten hatten. Entweder sie gaben sich mit einer der bisher angebotenen Kameras zufrieden, oder sie verblieben eben bei den DSLRs, die man seit ca. 2019 auslaufen ließ.

Ende des Jahres 2024 war auch ziemlich deutlich, dass einige Hersteller manche älteren Produkte bei spiegellosen Kameras auslaufen ließen. Denn aus den offiziellen Angeboten einiger Länder und auch Deutschlands wurden diese Modelle herausgenommen. Bei Nikon betraf es schon länger die Modelle Z6 und Z7 (jeweils Mark I), bei Panasonic entfielen alle größeren und leistungsfähigeren Modelle (die S1, S1R und S1H). Und selbst bei Canon wurde die erste Kamera R zwar noch gelistet, war allerdings im Shop als 'Ausverkauft' gekennzeichnet. Es gab nur noch die Ra für die Astrofotografie. Sogar bei der Firma Sony, welche notorisch dafür bekannt war, alle alten Produkte - seit der Umstellung auf spiegellose Systeme mit Vollformat 2013/4 - beizubehalten, waren manche älteren Modelle nicht mehr lieferbar. U.a. fehlten Ende 2024 die Kameramodelle Alpha 9 (I), a7R (I), Alpha 7R II, a7R III, a7R IV, a7S (I), a7S II und die a7 (I). Selbst Leica hatte die SL (I) entfernt. - Sofern man es ketzerisch ausdrückt, dann hatte man das Angebot an Kameras Mitte der 2020er Jahre sogar wieder verringert. Und auch manche Hoffnungen sowie Versprechungen wie die Foveon-Kamera bei Sigma oder die 80-150 MP hochauflösende Super-Vollformat-Kamera wurden bisher bei keinem Hersteller realisiert. Zwar waren dies Nischenkameras für Randgruppen. Aber die ständig erhöhten Serienbildgeschwindigkeiten bis über 100 Bilder in der Sekunde waren auch nur für die kleinen Randgruppen der extremen Sport- und Wildtierfotografen hilfreich. Aber jene beeindruckenden Zahlen waren schlichtweg nur die Abfallprodukte der sowieso erforderlichen 120FPS (Bilder je Sekunde) beim angestrebten Video. Somit musste Mitte der 2020er Jahre jedem Fotografen klar sein, wohin die Reise ging.

Empfehlungen

Wer heute sofort mit einem weitgehend vollständigen Satz an nativen Objektiven - Zooms und Festbrennweiten Preisen - an ausgereiften spiegellosen Kameras arbeiten will, kann (noch immer) nur Sony wählen. Das wird auch noch einige Jahre so bleiben. Siehe z.B. die meist aktuelle Liste der für das spiegellose Sony-Vollformat-System verfügbaren Objektive. Das größere Angebot für Sony führt in vielen Brennweiten-Klassen auch zu einem tieferen Preisniveau.

Diese Empfehlung für das spiegellose System bei Sony gilt sowohl für jeden Neueinsteiger in die Fotografie, als auch jeden Fotografen, der wegen spiegellosen Kameras komplett den Hersteller wechseln will.

Wer als Altkunde / Bestandskunde bei Canon und Nikon zu deren spiegellosen Kameras / System wechseln will, viel Geld hat, kann dies mit den neuen Kameramodellen heute angehen. Dasselbe gilt für Panasonic und Sigma. Aber noch immer ist bei jenen Herstellern im spiegellosen Bereich nicht alles perfekt.

Allerdings hat Nikon aufgrund seiner bekannten Schwäche, die Produktion flexibel anzupassen, bereits nach 6 Tagen - Ende August 2018 - bekannt gegeben, dass es angesichts der Vorbestellungen zu Lieferverzögerungen kommen wird. Ende 2019 unterlief Nikon derselbe Fehler mit dem 58 mm f0,95 Objektiv: Nach wenigen Tagen musste man die Vorbestellungen wieder stoppen. Aufgrund solcher Planungsinkompetenz bei Nikon steht zu befürchten, dass es zu ähnlichen Dauerzuständen wie in der ersten Dekade des Jahrhunderts kommt: Produkte wurden angekündigt, ein paar hundert an ein paar dutzend auserwählte Händler weltweit versandt. Und der Rest der Welt musste oft 1-2 Jahre auf die Ware warten. - Seien Sie deshalb bei Vorbestellungen ohne kostenloses Rücktrittsrecht vorsichtig. In 1-2 Jahren ist die Ware veraltet. Sony ist viel schneller.

Auch bei Panasonic und Sigma sieht es kaum besser aus. Das Angebot bei Leica ist klein (auch die Objektivanzahl) und hochpreisig. Wer sich bisher keine Leica SL gekauft hat, wird es nun - angesichts der vergleichbaren aber preiswerteren Produkte der L-Mount-Alliance - wohl kaum mehr tun.

Allen anderen Fotografen bei Canon und Nikon (mit einer DSLR-Ausrüstung), die an der Freude an einer problemlosen Fotografie interessiert sind, kann man inzwischen kaum mehr raten. Die neuesten spiegellosen Kameras bieten auf vielen Gebieten mehr (vor allem beim Autofokus und der Serienbildgeschwindigkeit). Allerdings ist die Bildqualität selten höher, teilweise sogar niedriger als bei hochwertigen alten DSLR-Kameras. Jedoch haben die Hersteller inzwischen sowohl die Kameraproduktion als auch die Objektivproduktion bei DSLR-Modellen drastisch eingeschränkt und werden es vermutlich 2025 nochmals weiter reduzieren.

Nochmals: Alle Kameras seit 2012 sind hochwertig. Falls Sie eine derartige Ausrüstung besitzen, besteht auch heute für eher statische Motive (z.B. Landschaftsfotografie) kein Handlungsdruck für Sie. Es besteht auch kein Zwang, kurzfristig umzusteigen, weil momentan so viel Werbung gemacht wird. Spiegellose Kameras zeigen Vorteile, besitzen jedoch auch einige Nachteile. Die Entscheidung pro oder kontra ist nur von Ihren individuellen Anforderungen abhängig. Bleiben Sie deshalb gelassen. Sie können die derzeitigen Informationswellen / Info-Tsunamis ja durchaus interessiert als Anregungen nutzen, um sich über Ihre eigene Fotografie und deren Weiterentwicklung Gedanken zu machen. Eine regelmäßige eigene Standortbestimmung verhilft einem auch zu besseren Fotos.

Nachdem zuerst Nikon und dann auch Canon seit Anfang der 2020er Jahre die Intervalle für neue Produkte verkürzten, kann ich nach dem Erscheinen der Neuprodukte niemandem mehr zum Kauf der Vorgängermodelle raten, es sei denn, Sie erhalten jene für unter dem halben Marktpreis der neuen Nachfolger-Version. Diese beiden Firmen sowie Anfang der 2020er Jahre auch Sony haben inzwischen mehrfach bewiesen, dass man jene 'alten' Vorgänger-Kameras im spiegellosen Bereich nicht mehr softwaretechnisch aufwerten kann oder will. Bei Nichtgefallen werden Sie diese alten Kameras nur noch unter drastischen Verlusten gebraucht verkaufen können.

Neueinsteigern in den spiegellosen Vollformatbereich kann derzeit nur eingeschränkt zu Canon und Nikon, Panasonic und Sigma geraten werden: Sie sollten definitiv sich nur mit den neuesten Kameramodellen befassen. Und nur, falls Ihnen das jetzt im Fotofachgeschäft angebotene und sofort frei verfügbare native Gesamt-System im spiegellosen Bereich vollumfänglich ausreicht, sollten Sie den Schritt zu diesen Firmen erwägen. Auf keinen Fall würde ich als Neueinsteiger einen Adapter und alte Objektive kaufen, nur um eine der angebotenen spiegellosen Kameras jener Hersteller zu verwenden. Der Wertverlust in den kommenden Jahren wird extrem werden.

Auch beim Videobereich bin ich etwas skeptisch. D.h. bisherige Fotografen bei Nikon und Canon, welche nun zunehmend Videos machen wollen, sollten sich zuerst einer genauen Selbst-Analyse unterziehen. Gelegentliche Videos funktionieren auch mit Ihrer alten DSLR. Wer oft und dann auch (auf den Geschmack gekommen) hochwertigere Videos gestalten will, kommt um eine dafür optimierte Kamera nicht herum. Vor allem sind die alten für Spiegelkameras konzipierten Objektive bei Canon und Nikon nicht für den Video-Betrieb an den neuen spiegellosen Kameras optimiert. Sony und vor allem Panasonic (mit Micro-Four-Thirds) sind in diesem Punkt spürbar weiter (sowie preiswerter). Aber selbst dies ist noch nicht wirklich perfekt. Es hat seinen Grund, warum eigene Video-Kameras angeboten werden und warum alle Kamerahersteller spätestens seit 2024 zunehmend die Objektive auf Video konzipierten und optimierten. - Dennoch: Wer sich für Video interessiert, sollte als Neueinsteiger nur noch eine der modernsten spiegellosen Kameras anschaffen.

Bei der Leica SL / SL2 / SL2S / SL3 tue ich mich schwer, halte es letztendlich jedoch mit dem Rezensenten der angesehenen DPReview: So far as I can tell, there just isn't a strictly rational reason to recommend this camera to any particular type of photographer, but when has purchasing a Leica ever been a strictly rational decision? - Es handelt sich um eine durchaus gute Fotokamera, mit der man hochwertige Fotos machen kann. Vermutlich ist es derzeit sogar die beste Allround-Kamera von Leica. Aber ich weiß nicht, wem ich sie empfehlen sollte. Für keinen Fotostil und für keinen Verwendungszweck (inklusive Video) scheint sie mir ideal zu sein. Dies gilt insbesondere, wenn man den Preis berücksichtigt.

Ähnlich schwer fällt mir eine Empfehlung für die Sigma FP/fpL. Es handelt sich meines Erachtens um eine sehr spezielle Kamera für wenige Liebhaber.

Geht man die Analyse von der Seite der Anforderungen an, so kann man derzeit folgendes festhalten: Wer eine Reisekamera oder etwas für den Fotojournalismus sucht, kann derzeit durchaus auch zu Canon greifen: Selbst die preiswerten Einsteigermodelle sind geeignet und die R6II sogar ideal mit einem 24-105 mm Objektiv oder dem RF 24-240 mm F4-6.3 IS USM. Lassen Sie dann jedoch die Finger von den zu teuren oder an dieser Kamera kaum sinnvoll verwertbaren anderen Objektiven. Bei Sony kann man seit 2022 hierfür auch die neue A7IV mit vergleichbarem Zoom-Objektiv empfehlen. Bei Nikon war es seit 2024 die A6III mit ähnlichem Zoom.

Wer Landschaftsfotografie oder Studio-Aufnahmen mit maximaler Auflösung sowie höchster Bildqualität im spiegellosen Bereich sucht, sollte zur neuen Sony A7RV oder der Canon R5/R5II respektive der Nikon Z8 greifen. Auch mit Nikons Z 7 II kommt man bei Landschaftsfotografie oder Studio-Aufnahmen gut zurecht. Allerdings erwartet man 2025 die Nachfolgerin Z7III.

Für schnell bewegte Objekte der Sportfotografie im spiegellosen Bereich führt jedoch noch immer kein Weg an Sonys A1, A9III, Canons R1, R3 oder Nikons Z9 vorbei, mit denen man selbstverständlich auch alles andere aufnehmen kann.

Generell gilt, dass neue, wirklich hochwertige Kameras vor allem in der Anfangsphase kaum verfügbar sind. Ferner ist deren Preis nur von Berufsfotografen oder reichen Amateuren bezahlbar.

Wer einfach nur die beste All-Round-Kamera im spiegellosen Bereich für fast alle Aufgaben sucht, wird im hochpreisigen Segment mit der Canon R5II oder R5 oder der A7RV und im erschwinglicheren Preisbereich mit der Canon R6II respektive mit der Nikon Z6 III am besten bedient. Wer sehr viel Geld ausgeben kann, ist auch mit der Sony A1 als All-Round-Kamera gut bedient.

Fakt ist jedoch, dass die A7IV bei Sony auch jeden Amateur zufrieden stellen wird. Aber sie nimmt mit 32,7 MP eine generelle Zwischenstellung ein, die man sich an Weihnachten oder zum Geburtstag gönnen kann, aber sonst (vor allem als Um- und Aufsteiger) genau überlegen sollte.

Bitte beachten Sie, dass diese Empfehlungen allgemein und natürlich zeitabhängig sind. Im spiegellosen Vollformat-Bereich ist der Wettbewerb sehr hart, und jede Firma versucht derzeit, die Produkte der Konkurrenz mit eigenen neuen zu übertrumpfen. Aber die meisten hochgejubelten Verbesserungen waren seit Anfang der 2020er Jahre eher für Video sinnvoll und erbrachten für die Mehrzahl der Fotografen nur einen eingeschränkten Mehrwert.

Weitere Informationen

Einen laufen aktualisierten Überblick bietet The Best Mirrorless Cameras - Englischer Überblick über aktuelle spiegellose Kameras. Ein ziemlich wildes subjektiv und kommerziell ausgewähltes Spektrum von APS-C über Vollformat bis hin zu Mittelformat wird besprochen und mit merkwürdigen Plaketten (aufgrund der US-Preistabellen) versehen. DPReview bot einen englischen Überblick über Objektive: Lenses for mirrorless: how Canon, Nikon, Panasonic and Sony full-frame options compare und vergleicht dabei die verfügbaren Objektive der spiegellosen Bajonette für das Vollformat. Vergleich der Objektivreihen Sony FE, Canon RF, Nikon Z und L-mount: Panasonic, Leica und Sigma.

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