Mittelformat-Kameras, Medium Format Cameras

Mittelformat-Kameras (Medium Format Cameras) rufen noch immer Ehrfurcht und Respekt hervor. - Nachdem Sie diesen Artikel gelesen haben, wird allerdings vieles vom elitären Glanz dieser Kameras abgefallen sein.

vg

Vorab

Voraus möchte ich klarstellen, dass ich jedem eine Mittelformatkamera gönne, der sie sich wünscht. Wenn Sie das Geld besitzen und diese Kameras Ihr Traum sind, dann verwirklichen Sie ihn sich möglichst bald. Sie werden damit zweifellos glücklich, denn Sie werden sich auch mit den gravierenden Nachteilen arrangieren, weil es ja Ihr Wunsch ist.

Nach jahrelangem Siechtum haben die Hersteller von Mittelformatkameras seit 2014 mit völlig neuen Sensoren teilweise wieder den Anschluss an das Vollformat-Niveau gefunden und seit 2016/17 erhebliche Verbesserungen eingeführt.

Dieser Artikel ist für alle Fotografen gedacht, die einmal etwas über diese Nische der teuersten Kameras - quasi der Kaiser-Klasse der Fotografie - wissen wollen.

Dankenswerterweise durfte ich mit mehreren dieser Kameras zumindest kurzzeitig fotografieren. Jedoch bitte ich zu beachten, dass ich diese nicht besitze.

Definition Mittelformat-Kameras

Allerdings ist diese Definition ziemlich willkürlich. Meistens bezeichnen Hersteller wie Fotomagazine einfach alles oberhalb der Klasse der Vollformat-Kameras (36 * 24 mm Sensor) als Mittelformat.

Auch die alte Definition aus der analogen Fotografie führt nicht wirklich weiter, weil die Kantenlängen von 40 bis 170 mm eine sehr große Spanne umfassen, die digital (derzeit) nicht realistisch sind. Im Übrigen kursieren diverse widersprüchliche Definitionen, teilweise sogar in einem Lexikon (hier und dazu die Zeichnung angeblich aller Mittelformat-Größen, wobei nur bis maximal 90 mm Kantenlänge aufgelistet wird.

Digital finden sich bei digitalen Mittelformatkameras drei unterschiedliche Sensorgrößen mit weiter Verbreitung:
P 65+: 53,9*40,4 mm = 2.178 Quadratmillimeter = 2,5 * Kleinbildsensor.
P 45+: 49,1*36,8 mm = 1.807 Quadratmillimeter = 2,1 * Kleinbildsensor.
P 40+: 43,9*32,9 mm = 1.444 Quadratmillimeter = 1,7 * Kleinbildsensor - vor allem in den USA wird der Wert oft als 43,8*32,9 mm angegeben.

Einschränkung: Dies sind grobe Größenklassen, an die sich die Hersteller der Sensoren nur ungefähr halten.

Die Sensorfläche ist somit deutlich größer als bei Kleinbild-Kameras / Vollformat-Kameras. Im Durchschnitt ist sie etwa doppelt so groß.

Das Seitenverhältnis des Bildes liegt bei Mittelformatkameras jedoch zwischen 5:4 und 4:3, statt den üblichen 3:2 bei Vollformat- und APS-C-Kameras. In der Regel sind bei hochwertigen Mittelformatkameras jedoch auch andere Verhältnisse (dann jedoch mit kleinerer Fläche = Pixelzahl) wie z.B. 1:1, 3:2, 4:5, 6:7 und 6:17 einstellbar.

Vorteile

Die Vorteile der Mittelformat-Kameras sind beeindruckend:

Sie bieten eine höhere Pixelanzahl (Auflösung) als Vollformat-Kameras. Seit 2016 waren 100 Mega-Pixel möglich, seit 2018 sogar 150 Mega-Pixel. Wer seine Fotos großflächig (Quadratmeter) aufziehen will oder muss, wird diese Vorteile schätzen.

Sie besitzen einen größeren Sensor als bei Vollformat-Kameras. D.h. es fällt mehr Licht auf den Sensor. Dadurch kommt es zu einem signifikant geringeren Photonenrauschen also einer höheren Bildqualität.

Größere Pixel bieten manchmal auch etwas weniger elektronisches Sensor-Rauschen in den Bildern und einen größeren Dynamikumfang mit höherer Detailgenauigkeit. Zumindest führen sie zu einer später einsetzenden Beugung, welche die Fotos beim abblenden unschärfer werden lässt.

Der Zentralverschluss vieler Systeme gestattet eine Blitzsynchronisation bei extrem kurzen Verschlusszeiten (teilweise unter 1/1.000 Sekunde), sodass Blitzen bei allen Lichtverhältnissen möglich ist.

Ein oft besonders großes und helles Sucherbild erleichtert die Bildkomposition.

Eine hohe Farbtiefe von bis zu 16 Bit kann viele Farbnuancen aufnehmen.

Teilweise werden Reflex- und Lichtschachtsucher angeboten.

Tilt- und Shift-Konverter erlauben eine sehr freie und kreative Schärfenlegung.

Dank eher langer Erneuerungszyklen findet sich ein relativ hoher Werterhalt der digitalen Ausrüstung.

Die Tethered Operation - Der direkte Kabelanschluss der Kamera an den PC erlaubt die Fernsteuerung. Bei modernsten Kameras kann dies sogar mit Funk durchgeführt werden. Die aufgenommenen Fotos sind sofort auf dem PC-Monitor sichtbar und können dort vom Kunden oder eigenen Personal begutachtet werden.

Die große Bauform erlaubt oft einen großen Akku mit langer Laufzeit.

Der teilweise modulare Aufbau vieler Mittelformat-Kameras bietet eine hohe Flexibilität.
Bei dem modularen Kameraaufbau findet sich ein sensationell einfach zu reinigender Sensor im hinten abnehmbaren Modul. Man braucht nur mit einem befeuchteten Tuch über den direkt an der Oberfläche liegenden Sensor zu wischen.

Die teilweise gebotene Fachkameraoption erlaubt, viele Digitalrückteile dieser Mittelformat-Kameras abzunehmen und mit einem Systemadapter an eine noch größere Fachkamera anzuschließen, zusammen mit elektronischen Verschlüssen, beispielsweise von Rollei, Schneider und anderen Herstellern.

Dank großer Griffe wird eine relativ hohe Ergonomie geboten.

Durch die größere Sensorfläche entsteht eine sehr geringe Schärfentiefe / Tiefenschärfe, die (mit den dazu passenden lichtstarken Objektiven) gezieltes Freistellen bei Porträts etc. erlaubt.

Insgesamt offerieren Mittelformatkameras eine hohe Eignung für Studio-Aufnahmen mit perfekt kontrollierbarem Licht - insbesondere Gegenlicht.

Noch immer besitzt das Mittelformat eine erhebliche Verbreitung bei kommerziellen Produktionen in der Werbefotografie.

Zudem bieten sie einen hohen Image-Faktor: Fast jeder Fotograf, der eine solche Kamera besitzt, lässt sich mit dieser ablichten.

Auch manche Video-Funktionen werden zumindest bei neuesten Kameras angeboten.

Ferner ein Punkt, der gerne übersehen wird: Je mehr Mega-Pixel der Sensor liefert, desto feiner aufgelöst ist das Foto. Deshalb lassen sich nachträgliche Freistellungen von Objekten vom Hintergrund selbst komplizierter Bereiche wie fliegendes Haar bei einem Model viel leichter und treffsicherer mit einer 150 MP-Kamera als mit einer 24 MP-Kamera durchführen.

Nachteile

Die folgenden Nachteile betreffen vor allem zahlreiche ältere Mittelformat-Kameras.

Viele Modelle bieten nur eine eingeschränkte längste Belichtungszeit:
Oft sind es nur maximal 256 Sekunden Belichtungszeit (z.B. H5D-40) = ca. 4 Minuten.
Oft sind es nur maximal 128 Sekunden Belichtungszeit (z.B. H5D-50) = ca. 2 Minuten.
Oft sind es nur maximal 32 Sek. bis 1/800 Sek. (z.B. H5D-60).

Manche (vor allem ältere digitale) Modelle beherrschen auch nur 1/800 Sek. als kürzeste Verschlusszeit (z.B. H5D-40, H5D-50, H5D-60).

Gerne räume ich ein, dass die Phase One 645DF+ mit einzelnen Rückteilen seit Ende 2012 etwas mehr bieten konnte. - Aber das kann heute jede APS-C-Kamera überbieten.

Erst die Hasselblad H5D-50C (ab Frühjahr 2014) kann den Verschluss bis zu 12 Minuten mechanisch öffnen. Und erst seit 2016 können manche Mittelformatkameras bis zu 60 Minuten lang mechanisch belichten. Manche modularen Rückteile konnten es teilweise bereits vorher elektronisch.

Viele Modelle besitzen nur eine eingeschränkte ISO-Bandbreite:
Nur 100 bis 1.600 ISO und das auch nur in ganzen Stufen bot z.B. die H5D 40. Nur 50 bis 800 ISO sind es bei der H5D-50. Und nur 80 bis 800 ISO sind es bei der H5D-60.

Auch automatische oder manuelle Einstellung sind nur wenige möglich: ISO 200 - ISO 1.000 sind es bei der PENTAX 645D. - ISO 100 - ISO 1.600 sind nur manuell zuschaltbar.

Das kann heute jede Kompakt-Kamera überbieten.

Erst die neueren Mittelformatkameras ab Frühjahr 2014 (wie z.B. Hasselblad H5D-50C) können dank eines neueren CMOS-Sensors (eine in anderen Sensor- und Kamera-Klassen seit Jahren verwendete Technik) bis zu 6.400 ISO einstellen.

Die neueren und teuersten Sensoren erzielten seit 2017 auch maximal ISO 50 - ISO 25.600. Vorsicht selbst das IQ4-Backpack von Phase One mit 151 Mega-Pixel bot 2020 nur ISO 50 - ISO 25.600. Die immer wieder genannten ISO 200 - 102.400 sind achromatische Werte.

Sogar Fujifilms 100 Mega-Pixel-Kamera GFX100 bot Ende 2024 offiziell nur ISO 80-12800. Extended waren auch 40 bis 102400 ISO möglich. Aber diese anderen Werte bis ISO 102.400 waren sogenannte erweiterte Modi, mit signifikant geringerer Bildqualität.

Die ISO-Bereiche vieler (vor allem älterer) Mittelformatkameras sind teilweise nur in ganzen Größen schaltbar: 100, 200, 400, 800, 1.600, 3.200, 6.400, 12.800, 25.600 und nicht - wie bei fast allen anderen Kameras - in 1/3-Stufen.

Es handelt sich bei Mittelformat-Kameras um einen sehr kleinen Markt der Profifotografen und sehr wohlhabenden Amateure. Es gab und gibt kaum Hersteller dafür. Die Stückzahlen waren bis heute gering und in der Folge waren die Preise entsprechend hoch bis sehr hoch. Dies gilt vor allem, wenn man das Gesamtsystem betrachtet.

Hinzu kommt eine insgesamt geringe Innovationsgeschwindigkeit: Vieles, das bei Vollformat und anderen Klassen bereits Standard ist, wird hier noch als Besonderheit hervorgehoben. Vieles aus den unteren Kamera-Klassen ist überhaupt nicht vorhanden. Generell dauerte es bisher oft Jahre, bis eine Technologie oder Technik langsam auch bei Mittelformat Einzug hielt.

Hohe bis erschreckend hohe Dateigrößen waren und sind für Mittelformat-Kameras immer üblich: 50-80 MB bei einer RAW-Aufnahme und 120 MB bei TIFF (mit 8 Bit) sind normal. Bei 16 Bit-Farbtiefe sind auch mehrere hundert MB je Bild üblich. Bei Pixelshift kommen auch schnell mehrere Tera-Byte je Foto zusammen.

Die Aufpreisliste für das (erforderliche) Zubehör dürfte auch gestandene Vollformat-Fotografen erstaunen. Selbst einfachste Einstellscheiben, welche Gitterlinien im Sucher erzeugen (elektronischer Standard in fast allen anderen besseren Kameras) kosten hier schnell über 200 Euro das Stück.

Auch die oben gelobte Modularität kann sich schnell als Kostentreiber herausstellen: Die Module sind bei vielen Kameras zwar austauschbar, haben jedoch auch einen hohen Preis.

Meist liegt kein (hoher) Spritzwasserschutz und meist kein Staubschutz vor. Diese somit wenige wettergeschützten Gehäuse führen auch zu einem eingeschränkten Temperaturbereich von meist maximal 0-45°C (z.B. H5D-40/-50/-60 und fast allen anderen mir bekannten Mittelformat-Kameras).

Meist liegt zwar eine hohe, aber dennoch eingeschränkte Dynamik vor. Manche Vollformat-Kameras (z.B. Nikon D850, Sony A7RV, Pentax K-1) können im Punkt Dynamik bei den früher oft genannt 11-12 Blenden der älteren Mittelformat-Kameras mithalten. Erst neueste Sensoren für das Mittelformat konnten seit 2016 bis zu 15 Blenden Dynamikumfang anbieten. Aber auch dies ist wenig im Vergleich zu den bis zu 17 Blenden Dynamikumfang bei Videokameras, wie z.B. der damals angebotenen RED Monstro - bei 60 Bildern in der Sekunde.

Oft bieten die Mittelformat-Kameras nur eine geringe in der Mitte gruppierte Anzahl an Autofokus-Mess-Sensoren - wie eine klassische DSLR.

Sehr oft fallen die älteren Modelle durch einen langsamen Autofokus mit zudem eingeschränktem Lichtwert (+1 bis +19) auf.

Aufgrund der geringen Schärfentiefen müssen die Autofokussysteme sehr präzise arbeiten. Vor allem für sich schnell bewegende Objekte ist dies auch mit Prädiktion nicht immer sauber durchführbar.

Falls früher ein Modus Serienbildgeschwindigkeit überhaupt vorhanden war, wurden nur sehr geringe Serienbildgeschwindigkeiten von meist unter 1,5 Bildern in der Sekunde angeboten. Erst 2016 wurden 2 - 3,5 Bilder je Sekunde vereinzelt als Spitzenwerte geboten. Und selbst die schnellste kleine Mittelformat-Kamera von Fujifilm bot Ende 2024 maximal 8 Bilder in der Sekunde (mit vielen Einschränkungen).

Oft findet sich bis heute ein erstaunlich kleines Displays an der Kamera-Rückseite (z.B. nur ein 3-Zoll-TFT bei H5D-40 bis 60) - trotz des hohen Preises und des großen Gehäuses.

Oft findet sich ein hohes Grundgewicht von ca. 1-2 Kilogramm - bereits nur für die Kamera. Erst neueste spiegellose Systeme mit kleinem Sensor weisen unter 1 Kilogramm Gewicht auf.

Hinzu kommt ein erhebliches Volumen bereits des Kameragehäuses. Somit sind Mittelformatkameras nur bedingt für den getragenen Dauereinsatz geeignet.

Es sind spezielle Objektive erforderlich, die sehr hohe Preise aufweisen. (So z.B.: Schneider Kreuznach 45 mm LS F3.5 für 5.290 Euro und 105 mm LS F2.8 IF für 5.990 Euro.)

Es sind insgesamt nur sehr wenige Objektive je Hersteller respektive verwendetem Bajonett verfügbar.

Vor allem sind kaum große Telebrennweiten für z.B. die Sport- und Tierfotografie verfügbar.

Viele weit verbreitete Objektive für Spezialanwendungen aus anderen Klassen - vor allem aus dem Bereich Vollformat - sind hier nicht oder zumindest kaum zu finden: So fehlen weitgehend klassische Tilt-Shift-Objektive für die Architekturfotografie. Die Lösungen für Mittelformatkameras wie z.B. die Tilt- und Shift-Konverter sind ziemlich kompliziert in der Anwendung. Auch klassische Makroobjektive fehlen weitgehend und werden durch in der Fotopraxis relativ aufwändige Balgenkonstruktionen ersetzt.

Große, schwere Objektive erhöhen das Gesamtgewicht und verringern die Ergonomie beim mobilen Einsatz.

Die Objektive sind zwar bei vielen Herstellern hochwertig, bieten aber nicht dieselbe Auflösung, wie die Spitzenobjektive der Vollformat-Klasse, je cm Bildhöhe. Die Bildqualität ist somit insgesamt zwar höher als bei anderen Sensorformaten, aber bei weitem nicht in dem Ausmaße, wie die reine Sensorfläche dies vermuten ließe. Im Klartext: Eine 100 Mega-Pixel-Mittelformat-Kamera bietet nicht die dreifache Auflösung im Vergleich zu einer 36 Mega-Pixel-Vollformat-Kamera oder die doppelte Auflösung einer 50 Mega-Pixel-Vollformat-Kamera. Hier stößt man bei älteren Objektiven an physikalische oder bei neueren Modellen zumindest an derzeitige produktionstechnische Grenzen.

Vor allem das System-Gesamt-Gewicht steigt im Vergleich zu Vollformat-Kameras nochmals deutlich. Man darf pauschal von einer Verdopplung ausgehen. Denn Sie werden alles eine Nummer größer und stabiler auch beim Zubehör anschaffen: Stative, Stativköpfe, Taschen, Koffer etc.

Vor allem beim Zubehör für Mittelformat fällt auf, dass es nur im Sektor Studio-Fotografie umfangreich ist. Bei anderen Fotostilen werden aufsteigende Fotografen jedoch erstaunt sein, wie wenig (im Vergleich zu Vollformat) angeboten wird.

Ein weiterer gerne missverstandener Aspekt ist die theoretisch mögliche Freistellung von Motiven durch die größere Sensorfläche. Das funktioniert allerdings nur mit hochwertigen Objektiven, welche auch eine große Offenblende bieten. Und exakt hier sieht es bei vielen - vor allem älteren - Objektiven im Bereich Mittelformat im wahrsten Sinne des Wortes düster aus. Blendenwerte von f3,5, f4 oder sogar f5,6 sind auch unter Berücksichtigung des Crop-Faktors weit ungünstiger als f1,4 oder weniger bei Vollformat. D.h. ein Vollformat-Kamera mit einem lichtstarken Objektiv mit f1,4 oder Mitte der 2020er Jahre übliche f1,2 kann Motive sichtbar hochwertiger Freistellen, als ein Mittelformat-Objektiv mit f4. Es kommt - wie bei so vielem in der Fotografie - auf das Gesamtsystem an.

Festzuhalten bleibt, dass Mittelformat-Kameras keine Tauglichkeit für Sportaufnahmen und eine eingeschränkte Eignung für Tieraufnahmen zeigen.

Makroaufnahmen mit größerer Schärfentiefe sind nur mit langer Belichtungszeit (das beherrschen jedoch viele Mittelformat-Kameras nicht) und sehr hellem Licht möglich. D.h. hierbei entsteht dann auch schnell eine erhebliche Wärme für das zu fotografierende Objekt. Letztendlich bleiben als Problemlösung nur Stacking-Aufnahmen übrig.

Beim Lichtschachtsucher wird das Foto auf dem Kopf dargestellt. Dies erlaubt zwar eine leichtere Analyse der Strukturen, ist für die meisten Menschen (vor allem Amateure sowie Neueinsteiger) jedoch gewöhnungsbedürftig.

Für eine hohe Bildqualität ist der Stativeinsatz fast immer erforderlich.

Mit zunehmender Spiegelgröße (alle älteren Mittelformat-Kameras sind als DLSR konzipiert) entstehen auch erhebliche Schwingungen in der Kamera.

Bereits die digitalen Rückteile kosten fünfstellige Beträge.

Unabhängig von der Kamera (siehe oben) können zahlreiche digitale Rückteile nur 1/10.000 Sekunde bis 2 Minuten belichtet werden. Extreme Langzeitbelichtungen sind so ausgeschlossen. Dies gilt selbst dann, wenn die Kamera mehr kann.

Hoch auflösende Vollformat-Kameras mit 36-60 Mega-Pixel bedrängten die Mittelformat-Kameras seit Mitte der 2010er Jahre erheblich. Die Unterschiede in der sichtbaren Bildqualität sind eher marginal. Dies gilt vor allem, seit Anfang der 2020er Jahre Pixel-Shift-Funktionen überall hinzu kamen. Zwar können dies inzwischen auch modernste Mittelformat-Modelle anbieten. Aber der Zugewinn fällt dort noch geringer aus.

Alle anderen Vollformat-Kameras können aufgrund der heute guten Bildqualität ebenfalls mittels spezieller Software die Bildgröße erhöhen, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Wer mehr Pixel benötigt, kann dies mit Spezial-Programmen nachträglich auf Wandtapeten hochskalieren. Mittels KI und GenKI gelang dies Mitte der 2020er Jahre sogar noch hochwertiger.

Pixel-Shift und KI-Software sowie GenKI-Software nutzen zwar allen Kameras. Aber insgesamt zeigen sich bei Mittelformat schneller die Grenznutzen, sodass seit 2015 bis heute faktisch die Vollformat-Klasse beim maximal erzielbaren Bildendergebnis sehr an das Mittelformat anschloss.

Bei Mittelformat-Kameras liegt oft eine eingeschränkte Haltbarkeit vor: Selbst modernere Exemplare (Produktionsjahr 2014) sind oft nur für 100.000 Auslösungen des Verschlusses gedacht.

Meist finden sich keine Video-Funktion und selbst bei modernere Kameras wie die Pentax 645 Z aus dem Jahr 2014 boten nur 1080 mit 30p Bildern. Erst neuere Kameras boten seit 2019 4K-Video bei 30 Bildern in der Sekunde mit bis zu 4:2:2 10-bit am HDMI-Ausgang. Aber selbst die neueste Fujifilm (mit nur kleinem Mittelformat-Sensor) bot Ende 2024 nur 8K-Video bei eingeschränkten 24 Bildern je Sekunde. Das Problem bei Video stellen die langsamen Sensoren dar, die nicht mehr erlauben und dabei bereits unerträgliche negative Rolling-Shutter-Effekte (verbogene Geraden) zeigen. - Kurzfassung: Mittelformat ist definitiv nicht die erste Wahl für ambitionierte Videografen.

Selbst moderne Exemplare (seit 2014) bieten nicht immer eine 100% Bilddarstellung im Sucher. Ca. 98% sind eher normal. Selbst bei (aufpreispflichtigen) teuersten Suchern an Mittelformat-Kameras weisen seriöse Hersteller darauf hin: Er bietet zudem eine nahezu 100%-ige Bildabdeckung. Also nicht 100%, was bei Vollformat schon lange Standard ist.

Da kein Sensor die ursprünglichen Maße 6*4,5 Zentimeter der früheren Mittelformat-Film-Kameras aufweist, müssen alle (alten) Objektive mit Crop-Faktor umgerechnet / betrieben werden.

Hersteller mit mehreren Sensorgrößen, wie z.B. Hasselblad, weisen sogar in Schriftform ausdrücklich darauf hin, dass sowohl die Objektive als auch die Sucher jeweils für eine Sensorgröße gerechnet / optimiert wurden. Bei größeren Sensoren wird der Rand messbar und sichtbar schlechter ausgenutzt. Das ist reine Physik und betrifft alle Hersteller.

Erst wenige neueste Modelle besitzen einen Verwacklungsschutz in der Kamera. Die mir bekannten Objektive besitzen ebenfalls keine Stabilisierung.

Erst neuere Modelle seit 2016 boten wirklich akzeptables Fotografieren auf Vollformat-Niveau an. Und erst seit den neuen Modellen seit Anfang Mitte der 2020er Jahre kommt so etwas wie Ergonomie und Freude bei der Bedienung auf. Lassen Sie folglich als Aufsteiger die Finger von älteren Modellen.

Anwendungsgebiete

An zwei der häufigsten genannten Anwendungsgebiete sollen die Vorteile und Einschränkungen der Mittelformat-Kameras in der Praxis beleuchtet werden.

Studio-Fotografie

Hier kommen fast alle Vorteile der Mittelformat-Kameras überzeugend zum Tragen. D.h. hier können diese Kameras alle Vorteile ausspielen.

Das Licht im Studio kann gesteuert und über die gesamte Zeit vom Fotografen kontrolliert werden.

Zeit spielt eine untergeordnete Rolle. Weder sind die die für die Posen bezahlten Models zu schnell noch bewegen sie sich unvorhersehbar.

Die gesamte System-Ausstattung ist griffbereit vorhanden, und auch die Infrastruktur steht in direkter Nähe zur Verfügung. Schwere Stative werden auf Rollen auf dem glatten Boden leicht bewegt. Strom, PCs, Kabel und Funk-Anbindungen sind nicht nur vorhanden, sondern funktionieren unter Studio-Bedingungen auch perfekt.

Die oben genannten Nachteile kommen kaum zum Tragen, respektive sind relativ leicht mit Zubehör in den Griff zu bekommen.

Zahlreiche kommerzielle Kunden sind bereit, diesen Studio-Gesamtaufwand für etwas hochwertigere Bilder für Luxus-Produkte (z.B. Mode, Automobil) entsprechend zu bezahlen.

Wenn man jedoch ganz ehrlich ist, bezahlen sie nicht das Studio und die Kamera, sondern den mit diesen Werkzeugen perfekt arbeitenden Fotografen - und somit das Endergebnis. Die meisten kommerziellen Kunden können Ihnen im Zweifel nämlich nicht einmal den Unterschied zwischen einer Vollformat- und einer Mittelformat-Kamera nennen.

Deshalb kann ich es nicht nur verstehen, sondern würde unter den obigen Bedingungen sogar dazu raten, dafür eine Mittelformat-Kamera zu verwenden. Angesichts der Gesamtkosten des Studiobetriebes sind die Kamerakosten - prozentual / relativ gesehen - erträglich.

Jedoch wandelte sich diese Rechnung in den 2020er Jahren. Einerseits wollten die Auftraggeber (Firmen) immer mehr sparen und andererseits mussten viele es auch. Hinzu kam der Wandel der Werbung von der Analogwerbung in Katalogen sowie Prospekten hin zur Online- und digitalen Werbung, wodurch die Anforderungen sanken. Korrekt gelesen: Für die meisten digitalen Medien waren bereits 3.000*2.000 Pixel übertrieben. 4K-Monitore / Fernsehen kann jede Vollformat-Kamera beliefern. Und die Mitte der 2020er Jahre angebotenen Modelle konnten auch spielend die Bildgrößen für 8K-Monitore / Fernseher in höchster Qualität erzeugen. Hinzu kam Mitte 2020er Jahre die GenKI (generative Künstliche Intelligenz, welche eigene Bilder erzeugt), welche der Fotografie insgesamt zusetzte. Hinzu kam die seit spätestens 2010er Jahren erkennbare Verlagerung der Werbung vom Standbild zum Video. - D.h. das Mittelformat konnte die vorhandenen Vorteile immer seltener ausspielen.

Landschafts-Fotografie

Generell wird von fast allen Fotografen immer auch die Landschaftsfotografie als geradezu prädestiniert für Mittelformat-Kameras angesehen. Mir scheinen hier jedoch einige Dinge durcheinander zu gehen. Für Landschaftsaufnahmen sind mehr Pixel für eine höhere Detailzeichnung sinnvoll. Das ist korrekt, aber:

Sensoren der Mittelformat-Kameras verwenden zumindest einen 4:3-Sensor. Sony lieferte 2018 z.B. Sensoren der Größe 44 * 33 mm sowie 55 * 41 mm. Vollformat- und APS-C-Kameras verwenden einen 3:2-Sensor. - Landschaftsaufnahmen sind in der Regel horizontal ausgerichtet. D.h. das klassische Querformat 3:2, das im anglo-amerikanischen Raum auch bezeichnender Weise landscape genannt wird, ist dafür wesentlich geeigneter.

Ein 50 Mega-Pixel-4:3-Mittelformat entspricht jedoch nur rund 45,4 Mega-Pixel beim Seitenverhältnis von 3:2 (exakt z.B. bei der GFX-GR50 8.256 * 5.504). Das erreichen bereits seit Jahren einige Kameras (z.B. Nikon D850, Sony A7RIII, A7RIV, Canon D5R/S).

Selbst das 2018 verfügbaren 100 Mega-Pixel-4:3-Mittelformat entspricht jedoch nur rund 90,5 Mega-Pixel bei Vollformat-3:2 (exakt z.B. bei der GFX-100: 11.648 * 7.768). Das lag bereits damals nur etwas über den verfügbaren 60 Mega-Pixeln der Spitzenprodukten im Vollformat-Bereich (mit 9.504 * 6.336 Pixeln im Format 3:2). Das waren in der Breite nur noch 22% Zugewinn für das Mittelformat, sofern man die Äquivalenten Objektive / Brennweiten verwendet.

Hinzu kommen moderne kamerainterne Techniken wie Pixel-Shift, welche diese Pixelanzahl der Mittelformat-Kameras erreichen und sogar übertreffen. Beim Pixel-Shift-Verfahren wird der Sensor der Kamera bei 4-32 Reihenaufnahmen um jeweils 1/2 bis 1 Pixel in der Höhe und zur Seite verschoben. Auch wenn sich dadurch nicht real die vierfache Sensor-Auflösung erzielen lässt, so sind die Ergebnisse nicht nur messbar, sondern sogar sichtbar beeindruckend.

Im Übrigen wird gerne übersehen, dass man in der Landschaftsfotografie heute oft mit horizontalen Panoramen arbeitet, weil das Format 3:2 nicht breit genug ist. Beim sogenannten Stitchen, also dem Zusammenfügen der Einzelaufnahmen spielt allerdings der minimale horizontale Pixelvorteil selbst der allermodernsten Mittelformat-Kameras kaum eine Rolle.

Für Landschaftsaufnahmen ist ein höherer Dynamikumfang für eine höhere Detailzeichnung aller Lichtwerte vom tiefen Schatten bis zur hellsten Sonne sinnvoll. Das ist korrekt: Hierbei können Mittelformat-Sensoren mit ihren größeren Sensorflächen und meist auch größeren Pixeln und somit geringerem Rauschen rein physikalisch durchaus punkten.
Aber die etwas höhere Dynamik jener Mittelformat-Sensoren wird inzwischen von manchen Kameras wie der Nikon D850 / Z7I und II bei ISO 64 fast erreicht.

Die höhere Dynamik des Sensors wird allerdings nicht immer auch in ein brauchbares RAW-Format-übertragen. D.h. manche Mittelformat-Sensor-Kamera liefert als Enddatei nicht die theoretisch möglichen Dynamikwerte. Hier zeigten sich bisher die Hersteller der Vollformat-Kameras viel erfahrener beim Herauskitzeln der Maximalwerte aus den kleineren Sensoren mittels spezieller nachgelagerter Chips und Software.

Selbst die rein physikalisch etwas höheren Dynamikwerte der Mittelformat-Sensoren liegen unter denjenigen moderner Video-Kameras.

Selbst die rein physikalisch etwas höheren Dynamikwerte der Mittelformat-Sensoren entsprechen noch keineswegs dem menschlichen Sehen und ersetzen keinesfalls HDR-Reihenaufnahmen. D.h. Sie können derartige HDR-Aufnahmen auch mit jeder Vollformat-Kamera durchführen.

Sofern man eine Mittelformat-Kamera samt dazugehörendem System nur mit dem großräumigen Pkw an eine bestimmte Stelle in der Landschaft fahren muss, oder man bezahlte Lastenträger für den Transport allen Materials besitzt, kann man auch damit in der Praxis Landschaftsaufnahmen durchführen. Aber alleine wollen Sie das Gesamtgewicht sicherlich nicht auf einer Alpentour mitschleppen.

Vor allem bei wechselndem Licht (Wolken) fallen dann auch alle anderen Nachteile der Mittelformat-Kameras in der Fotopraxis jedem sofort negativ auf.

Mir sind heute keine kommerziellen Kunden bekannt, welche den extremen Mehrpreis für Landschaftsaufnahmen im Mittelformat mehr bezahlen. Dies gilt umso mehr, als man den angeblichen qualitativen Mehrwert in diesem Foto-Stil kaum sieht.

Deshalb kann ich es nicht verstehen, dass Mittelformat-Kameras noch immer von zahlreichen Fotografen für Landschaftsaufnahmen derart kategorisch empfohlen werden.

Auch das klassische Pseudo-Argument gilt nicht: Man müsste mit der Mittelformat-Kamera langsamer und sorgfältiger arbeiten. Deshalb entstünden hochwertigere Fotos. Beides kann man auch mit einer Vollformat-Kamera.

Hersteller

Links zu den Kamera-Herstellern und deren Modellen finden Sie hier: Hersteller: Kameras, Objektive, Filter

HASSELBLAD

Die schwedische Firma Hasselblad ist vermutlich der erste Name, der einem heute beim Mittelformat einfällt. Jedoch wurde sie 2016 von der chinesischen Firma DJI übernommen, welche für ihre mit Fotokameras bestückten Drohnen bekannt ist. Bereits damals ging es HASSELBLAD ökonomisch nicht mehr besonders gut. Allerdings investierten die Chinesen viel Geld und Know-How, um die Firma wieder aufzurichten.

HASSELBLAD bot Mitte der 2020er Jahre zwei Systeme bei Mittelformat an: das X mit einem fest verbauten spiegellosen 100 MP-Sensor und das modulare V wobei nur noch das 100 Mega-Pixel-Modul angeboten wurde.

Das H-System existiert seit dem Jahr 2002. Anfang 2006 brachte Hasselblad mit der H2D seine erste rein digitale Spiegelreflexkamera heraus, die in den folgenden Jahren langsam weiterentwickelt wurde. Dies war das modulare System, das bis heute als V weitergeführt wird.

2016 wurde die damals aktuelle Version H5X genannt. Die Digitalrückteile des H-Systems sind modular und somit ständig mit neuen Sensoren bestückbar. Das Kameragehäuse besitzt ca. 830 g Gewicht. Das Bildformat beträgt 56 * 41,5 mm. Die Blitzsynchronisationszeit beträgt 1/800 Sekunde. Hasselblad H5D-40 bot einen hinten anklemmbaren 40 Mega-Pixel-Sensor (5.478 * 7.304 Pixel) mit 32,9 * 43,8 mm, die H5D-50 bot einen 50 Mega-Pixel-Sensor (6.132 * 8.176 Pixel) mit 36,7 * 49,1 mm und die H5D-60 bot einen 60 Mega-Pixel-Sensor (6.708 * 8.956 Pixel) mit 40,2 * 53,7 mm H5D-50. Das MS stand für das Multishot-Verfahren für sehr detailreiche Aufnahmen - mit stufenweisem Versatz des Sensors um 1/2 oder 1 Pixel. Das entspricht in etwa der Pixel-Shift-Methode. So werden 4-6 Aufnahmen gemacht und dann kombiniert. Dadurch eliminiert man Interpolationsfehler des Bayer-Rasters. Beim Multishot-Verfahren entstehen jedoch bis zu 600 MB Daten je Foto. Die Kamerapreise lagen in den USA zwischen 18.000 und 43.000 US$. In Deutschland gab es Anfang 2014 einen Preisnachlass. So kostete die H5D 60 ohne Objektiv nur 23.900, die H5D 40 ohne Objektiv nur 12.500 Euro - natürlich zzgl. Mehrwertsteuer. Schließlich sind wir hier im Profibereich. Also 28.500 resp. 15.000 Euro Endkundenpreise. - Für deutsche Verhältnisse waren dies dennoch Schnäppchen.

2016 folgte die beeindruckende H6D (100C) mit 50 (=50C) und 100 Mega-Pixeln (=H6D100C) mit 16 Bit-Farbtiefe, bis zu 14 Blendenstufen Dynamikumfang, USB 3.0 Typ C, Video Full HD (1920 * 1080p) und 4K, Touch-Control, WLAN / Wi-Fi-Funkübertragung, doppelte Kartenfächer, ISO 100-12.800, 1 CFast- und 1 SD-Kartensteckplatz, Verschlusszeiten: 1/2.000 Sek. bis zu 60 min und einem Gehäuse aus Aluminium - u.a. zur Kühlung des Sensors.

Das scheint es jedoch gewesen zu sein mit den modularen Modellen.

Und auch eine erste spiegellose Mittelformat-Kamera bot Hasselblad 2016 an - die X1D: Hier wurde erstmals ein ergonomischer Vorteil des spiegellosen Systems sichtbar, da bisher Mittelformatkameras zu groß, zu schwer und zu unhandlich waren. Der Sensor bot damals 50 MP mit genau 8.272 * 6.200 Pixel, war 43,8 * 32,9 mm klein. Das war das kleinste Mittelformat. Zudem war es nicht mehr modular, sondern der Sensor war fest eingebaut. Nur so konnte man überhaupt einen technischen Fortschritt anbieten. Video wurde mit Full HD 1920 * 1080p bei 25 fps angeboten. Bis zu 14 Blendenstufen Dynamikumfang, 16-Bit-Farbtiefe ISO 100-25.600 und Verschlusszeiten von 1/2.000 Sek. bis zu 60 min rundeten die Daten ab. Zwei SD-Kartensteckplätze wurden erstmals angeboten. Die Aufnahmegeschwindigkeit lab bei 1,7-2,3 Bildern pro Sekunde. Das Gewicht des Kameragehäuses betrug 725 g. Jedoch wird für Altnutzer u.a. aufgrund des kleineren 50 MP-Sensors - ein teurer kompletter Systemwechsel (XCD-Objektive von Nittoh) erforderlich. Trotz Touch-Screen und EVF (hochauflösender elektronischer Sucher) war vieles an der Kamera - höflich ausgedrückt - minimalistisch gestaltet.

2020 wurden nur 10 Objektive mit teilweise mäßigem Blendenwert angeboten (21 mm / f4 Ultraweitwinkel, 30 mm, 45 mm jeweils f3,5, 45 mm f4, 65 mm / f2,8, 80 mm / f1,9, 90 mm / f3,2, 120 mm / f3,5, 135 mm / f2,8 und ein X Converter 1,7-fach) und ein XCD 3,5-4,5/35-75 mm Zoom-Objektiv angeboten, die auch nicht jedem Fotografen ausreichen dürften. Bis Ende 2024 kamen 8 weitere neu hinzu: XCD 3,2-4,5/20-35E, XCD 2,5/25V, XCD 2,5/38V, XCD 2,5/55V, XCD 2,5/90V, XCD 4/28P, XCD 4/45P und XCD 3,4/75P. (Siehe das aktuelle Objektiv-Angebot bei Hasselblad). Dafür bieten sie einen Zentralverschluss mit 1/2.000 Sekunde Synchronisationszeit für Nikon-Blitzgeräte. Nur 18 Objektive für alle Aufgaben wird nicht jeden erfreuen - vor allem, wenn man sich die Brennweiten bis nur 120mm ansieht. Bitten beachten Sie den Crop-Faktor von ca. 1,7 durch den man das dividieren muss.

2022 folgte die dritte Generation mit der X2D 100C mit 100-Megapixel (Herstellerseite bei Hasselblad) und Testbericht bei DPReview.
Endlich wurde ein hochwertiger 100 MP-Sensor geboten, nachdem Fujifilm den schon jahrelang bot. Mit 43,8 * 32,9 mm besitzt der Sensor ein Seitenverhältnis von 4:3. Ferner handelt es sich endlich um einen modernen BSI (back-side-illuminated) Sensor, der etwas höhere Dynamik liefern soll. 11.656 * 8.742 Pixel bieten fast 102 Megapixel. Die ISO-Spannweite reicht von 64 bis 25.600. - Fast alle Daten scheinen absolut identisch zur GFX100. Alle Analytiker gehen davon aus, dass es sich auch um den identischen Sensor (von Sony) handelt. Dafür schlagen Hasselblads .3FR RAW-Dateien, die bis zu 15 Blenden Dynamikumfang in 16Bit abspeichern können, mit fast 205 MB zu Buche. Erstmals bei Hasselblad verwendet der Sensor sowohl Phasendetektion als auch Kontrast-Autofokus. Eher bescheidene 294 Sensoren für Phasendetektion sollen 97% des Sensors abdecken. Dazu waren ein neuer schnellerer Prozessor und vor allem ein IBIS (Verwacklungsschutz in der Kamera) erforderlich, das als 5-Achsen-System bis zu 7 Blenden Verwacklungsschutz erbringen soll. Sonst lässt sich so ein hochauflösender Sensor nicht verwacklungsfrei aus der Hand bedienen. Den technisch wirklichen Fortschritt sehe ich im erstmals vorhandenen 1 TB internen - also in die Kamera fest eingebauten - schnellen Speicher. Die eingebaute SSD soll mit über 2 GB/Sekunde lesen und schreiben können. Das sind keineswegs Spitzenwerte aus dem PC-Bereich, aber immerhin sehr gute Daten - vor allem für eine Kamera. Ganz langsam nähern sich zumindest die Luxusmodelle den Smartphones. - Allerdings ist das USB-Schnittstellenkabel für den Datentransfer zum PC auf maximal 1,25 GB/Sek. beschränkt. Dafür bietet die Kamera nur noch ein einziges CFexpress Type B Kartenfach. Auch sonst zeigt die Kamera viele technische Beschränkungen, wie z.B., dass die USB 3.2 Gen 2 Type-C-Schnittstelle nur entweder Daten transferieren oder den Akku laden respektive die Kamera mit Strom versorgen kann. Das rückwärtige Touch-Screen bietet nun 3,6 Zoll Diagonale, 24-bit Farben und 2,36 Mio. Punkte (1.024 * 768 Pixel). Das sind gute, aber kaum beeindruckende Werte. Allerdings kann das Display nun endlich etwas geklappt / geneigt werden. Der neue elektronische Sucher bietet auch nur 5,76 Million Pixel (1.600 * 1.200 Pixel) mit endlich auf 60fps erhöhter Bildwiederholfrequenz. Aber das waren 2022 ebenfalls keine Spitzenwerte mehr. Nur der etwas hellere 1,0-fache Vergrößerungsfaktor lieferte ein helles Sucherbild. Der alte Akku aus dem Vorgängermodell liefert etwa 420 Fotos (CIPA-Bewertung). Das Bedien-Menü wurde etwas verändert, da die Kamera keinerlei Video mehr bietet. Merkwürdiger Weise besitzt die Kamera vorne zwei Mikrofone und hinten einen Lautsprecher. Es existieren auch keinerlei Kabelanschlüsse dafür am Gehäuse. Auch GPS wird nicht mehr unterstützt. Das insgesamt für Mittelformat noch immer handhabbare Gehäuse wurde jedoch 9 mm höher und 4,5 mm dicker sowie 140 Gramm schwerer - nun 790 Gramm. Ansonsten ist dies ebenfalls eine reine Nischenkamera für die sehr reichen privaten Fotografen und einige wenige Berufsfotografen. - Angesichts der technisch (2022) eher mäßigen Daten kann man kaum jemandem zum Umstieg von Vollformat zu dieser Mittelformatkamera anraten. Die X2D 100C ist eine Spezialkamera für ganz wenige Fotografen - und mangels ernsthaften Wetterschutzvorkehrungen für den Einsatz vorwiegend im Studio. Rund 8.700 Euro / 8.200 US$ sind für das kleine Mittelformat erforderlich. - Im Übrigen sollten Kunden wirklich reich sein, denn nur die neuesten, schnellen Hochleistungs-Objektive arbeiten sinnvoll mit der 100-MP-Kamera zusammen. Ferner sollten Sie auch das Geld für nun dreijährig eine neue derartige Kamera besitzen. Das ist der neue Zyklus bei Mittelformat-Kameras von Hasselblad, einer früher angesehenen alten Firma, die vor Jahren faktisch pleiteging und von einem chinesischen Drohnenhersteller DJI übernommen wurde.

Phase One

Der dänische Mittelformat-Hersteller Phase One feierte 2024 sein 30-jähriges Jubiläum. - Ende 2024 bot Phase One drei Serien an: XT Camera XT IQ4 150MP, XF-Modelle, wie die XF IQ4 150MP und XC Camera XC 23 IQ4 150MP.

645DF+

Lange Zeit dominierte das System 645. das bis zu 80 Mega-Pixel im modularen Rückteil IQ 180 bot. Die Sensorfläche betrug 53,7 mm * 40,4 mm. Sie bot ein für Mittelformat-Kameras großes Display mit 3,2 Zoll. Aber ISO waren auch nur 140, 200, 400, 800, 1600, 3200 mit technischen Tricks der vier zusammengelegten Pixel möglich. Bei 80 Mega-Pixel sind es nur ISO 35 - 800. Nur bei 20 Mega-Pixel sind es ISO 140 - 3200 ISO. Dank Zentralverschlussobjektiven erreicht die Blitzsynchronisationsgeschwindigkeit bis zu 1/1.600s. Die Verschlusszeiten reichten von 1/4.000s bis 60 Minuten. Die Kamera selbst besaß 1 Kg Leergewicht. - Und erst im Frühjahr 2014 bot Phase One mit dem Rückteil IQ 250 (für 25.000 Euro) mit dem von Sony geliefertem CMOS-Sensor (44*33 mm) einen halbwegs modernen Sensor an.

Alpa / A-Serie

Im Herbst 2014 brachte Phase One mit der A-series (Alpa) eine spiegellose Mittelformat-Kamera mit 50, 60 und 80 Mega-Pixel-Rückteilen heraus. 2016 folgte das 100 MP (IQ3). Die Preise waren PhaseOne- und klassentypisch: 56.000 US$ für 100-MP-Rückteil - in Europa war es Ende 2016 angeblich für 47.000 Euro (Kamera mit Sensor und Kit-Objektiv) erhältlich. 43.000 Euro für 80-MP-Rückteil, 38.000 Euro für 60-MP-Rückteil und 36.000 Euro für 50-MP-Rückteil - jeweils inklusive 35 mm f5,6 Objektiv.

Ansonsten sind die weiteren Objektive auch relativ teuer: 7.110 Euro für 23 mm f5,6 und 3.510 Euro für 70 mm f5,6. Selbstredend sind die Rodenstock-Objektive gut. Aber als Einzelanfertigungen in Kleinstserie sind die Preise auch dementsprechend. Im Übrigen sind die Lichtwerte dieser Objektive keinesfalls auf einem modernen Stand im Vergleich zur Klasse der Vollformat-Kameras, wo heute absolute Spitzenobjektive mit f1,8, f1,4, f1,2 und weniger angeboten werden - selbst, wenn man den günstigeren Crop-Faktor der größeren Sensoren berücksichtigt. Häufig übersieht man diese technischen Details und überschätzt somit oft die Mittelformat-Klasse insgesamt.

XF-Kamerasystem IQ1 bis IQ4

PhaseOne brachte 2015 mit dem XF-System auch eine wirklich intuitive Benutzeroberfläche mit Touch-Screen heraus. USB 3 und ein komfortabel von der PC-Software über Kabel steuerbares System (Tethered Shooting) runden die Bedienungsfreundlichkeit ab. 16-Bit-Farben bei bis zu 14 Lichtwerten Dynamikumfang sowie ein neues Autofokus-System liegen auf hohem Niveau. Nach einem Software-Update waren Ende 2016 Belichtungszeiten von 1/4.000 bis zu 60 Minuten mit elektronischem Verschluss möglich. Die 50-80 Mega-Pixel-Versionen des Bodies liegen bei 32 bis 39.000 Euro Listenpreis. Hinzu kamen 2015 neue Objektive von Schneider Kreuznach (35 und 120 mm), die für eine Auflösung von über 100 Mega-Pixel gerechnet sind, für jeweils rund 5.500 Euro Listenpreis. 2016 folgte ein 100 Mega-Pixel-Sensor (XF 100 MP) mit 16 Bit-Farbtiefe, 15 Blendenstufen Dynamikumfang, ISO 50 bis 12.800 und endlich 1/4.000 Sek. bis zu 60 Minuten Belichtungszeit und Touch-Fähigkeiten. Aber bereits das Rückteil mit dem neuen Sensor kostete Ende 2016 26.990 Euro.
2018 bot PhaseOne das XF IQ4 mit 151 MP Kamerasystem mit modernem BSI-Sensor von Sony an. Ethernet, USB-C, Wireless, duale-Speicherkarten und zentrale Capture One-Integration in der Kamera kennzeichneten diese herausragende modulare Kamera für ca. 48.000 US$ (netto). Der Gesamt-Systempreis lag jedoch auch schnell über 100.000 Euro. Sicherlich handelt es sich hierbei immer wieder um eher kleine Verbesserungen, aber die Firma hörte auf ihre Kunden und optimierte so das hochmodulare Gesamtsystem für die Fotopraxis erheblich. Testbericht der 150 MP-Kamera XF IQ4 Englisch.

Rolleiflex

Bekannt wurde vor allem das Hy6, Hy6 Mod2, 6008 AF, eine 6 * 6 Mittelformatkamera mit digitalem Hochleistungsrückteil. Sie besitzt einen elektronisch gesteuerten Zentralverschluss mit 1/1.000 Sekunde (mit PQS-Objektiven) bis 32 Sekunden und Bulb. An diese Kameras kann hinten ein modulares digitales Rückteil angeschlossen werden. Die Sensorgrößen schwanken zwischen 43,9 * 32,9 mm und 53,9 * 40,4 mm für 6*6 cm. Die Auflösung schwankt zwischen 31,6 (6.496 * 4.872) und 80 Mega-Pixeln (10.328 * 7.760).
Das Problem war nur die Finanzlage des Herstellers, der bereits in den 2010er Jahren Probleme hatte. Denn das Mittelformat war bereits damals keineswegs für alle profitabel.

Zwischen-Klasse

Einige Hersteller boten früh eine Art Zwischengröße an, die zwar eine deutlich größere Sensorfläche als das Vollformat besitzen, aber nicht alle Nachteile der Mittelformatkameras aufweisen.

Ricoh / Pentax 645D / Z

Das Erscheinungsjahr der 645D war 2010. Mit 70 Dichtungen gegen Sand, Staub und Regen, einer Funktionsgarantie bis -10°C und einem integrierten P-TTL-Blitzgerät war sie technisch herausragend. Die Sensorfläche betrug jedoch nur die kleinen 44 * 33 mm mit ca. 40 Mega-Pixel Auflösung mit genau 7.264 * 5.440 Pixeln. Der Sony-Sensorbot 3 * 14 Bit Farbtiefe. Die ISO erlaubte automatische oder manuelle Einstellungen zwischen ISO 200 und ISO 1.000, wobei ISO 100 - ISO 1.600 zuschaltbar sind. Sie besaß erstmals einen Lamellen-Schlitz-Verschluss mit Verschlusszeiten bei der Automatik von 1/4.000 Sek. bis 30 Sek. (stufenlos) sowie manuell 1/4.000 Sek. bis 30 Sek. (in Schritten von 0,3 oder 0,5 EV) und Bulb. Die Blitzsynchronzeit betrug hingegen nur 1/125 Sek. Die 1,5 Kg Gewicht lagen im Mittelfeld. Mit rund 6.000 Euro lag dieses Modell immer eher im gemäßigten Preisbereich.
Im Frühsommer 2014 kam die Pentax 645 Z (beim Hersteller) sowie Testbericht als Nachfolgerin heraus, die ebenfalls über einen modernen CMOS-Sensor und 50 Mega-Pixel für ca. 8.000 Euro erhältlich ist. Damit schloss auch Pentax im Mittelformat langsam zur seit Jahren vorhandenen Technik der Vollformat-Kameras auf. Gelobt wurde in der Werbung, dass diese Kamera mit 76 Dichtungen versehen nun auch im Freien bis -10 Grad Celsius einsetzbar ist. Auch der ISO-Bereich 100 - 204.800 macht sie zu einer volltauglichen Kamera. Das Modell Z bot 51,4 Mega-Pixel - 8.265 * 6.192 Pixel auf einem Sensor mit 43,8 * 32,8 mm Dimensionen. Die Empfindlichkeit bis zu ISO 204.800, Full-HD Video, das klappbare 3,2-Zoll Display, Live View-Funktion, 27 Autofokus-Sensoren (davon 25 Kreuzsensoren), das duale Kartenfach, sowie der Umstand, dass die Kamera staubdicht und wetterfest war, machte sie herausragend. Aber sie wurde zu keinem Erfolg. Pentax / Ricoh stellte 2024 die Produktion, Weiterentwicklung etc. ein. Der Markt für Mittelformat war nicht einmal mehr für diese relativ preiswerte Mittelformat-Kamera vorhanden.

Leica S / SE

Die erste Leica S wurde 2008 vorgestellt und ständig verbessert bis heute. Sie sieht aus wie eine große DSLR. Das S-System ist wirksam gegen Spritzwasser und Staub geschützt. Die Serienbildfrequenz reicht von 3,5 Bilder/s bis zu 32 Bilder. Die Belichtungszeiten reichen von 4 Sek. bis 1/4.000 Sek + B-Modus mit dem Schlitzverschluss. Der elektronisch gesteuerte Zentralverschluss erlaubt eine Blitzsynchronzeit bis zu 1/1.000 Sekunde. - Besonders ist die Sensorfläche von 45 * 30 Millimeter im Verhältnis mit 37,5 Mega-Pixel: 7.500 * 5.000 bis zu heute 64MP. Die ISO-Spannweite reicht von 100 bis zuerst ISO 1.600 und heute ISO 50.000. Seit 2016 wurde Full HD und Cine-4K-Standard geboten. Ein GPS ist in die Kamera eingebaut. Die für 2019 angekündigte S3 kam nach vielen Verspätungen endlich im März 2020 auf den Markt. Siehe Leica S3 sowie erster Testbericht. Sie war mit 18.600 Euro und 19.000 US$ Leica-typisch teuer.

Mamiya

Die traditionsreiche Firma Mamiya arbeitete auch früh mit PhaseOne zusammen. In mehreren Schritten wurde sie von PhaseOne übernommen.

Das bekannteste eigenständige Modell war die Mamiya ZD, welche seit 2006 mit einem digitalen Rückteil für einen 48 * 36 mm Sensor mit 21,3 Mega-Pixeln 5.328 * 4.000 verfügbar. Sie bot 14 Bit A/D-Aufzeichnung und 12 Bit Speicherung, ISO 50 - 400 in 1/3 Stufen, 1,2 Bilder pro Sekunde bis zu 10 Aufnahmen in Folge. Dann folgte ein 44,2 * 33,1 mm CCD-Sensor im Seitenverhältnis 4:3 mit 31,6 Mega-Pixel offerierte und mit digitalem Rückteil von Sinar, das 8.000 * 6.000 Pixel und 48,8 Mega-Pixel bei 48,0 * 36,0 mm anbot. Das war die einzige Kamera mit einem modularen = abnehmbaren Rückteil. Bei allen anderen Modellen in dieser kleinen Mittelformat-Sensorklasse ist der Sensor fest im Innern der Kamera verbaut. Dadurch treten dort dieselben Probleme beim Reinigen des Sensors auf wie bei allen sonstigen klassischen Fotokameras.

Fujifilm

Fujifilm wurde in seiner gesamten Firmen-Geschichte aufgrund seiner ungünstigen Kostenstruktur ständig in noch höhere Sensorklassen getrieben. Der Schritt zu Mittelformat war nach dem nur durchschnittlichen Erfolg bei APS-C somit nicht ganz freiwillig geschehen. Aber geschickt nutzte man die Lücken und Fehlstellen der Mitbewerber aus. - Vor allem überrumpelte man die Konkurrenz mit einer großen Anzahl an vermeintlich verschiedenen Produkten, welche zudem in kurzer Folge laufend minimal erneuert wurden, wobei man die unüberlegten Fehler der Vorgängermodelle zumindest etwas behob. Letztendlich drängte man sich über den vermeintlich geringeren Preis sowie ein aggressives Influencer-Marketing in das Marktsegment.

Fujifilm GFX 50S

Alles begann mit der GFX 50S (beim Hersteller). Diese Mittelformat-Kamera wurde auf der photokina im September 2016 angekündigt und war seit Anfang 2017 verfügbar. Neben der teuren Hasselblad X1D handelte es sich um die zweite spiegellose Kamera, die jedoch nun erstmals völlig auf das spiegellose System optimiert wurde. Ausmaße, Leistung, Gewicht und Ergonomie entsprachen durchaus manchen Vollformat-Kameras. Die 51,4 Mega-Pixel entsprechen der Pentax 645Z und Hasselblad X1D. Der Sensor stammt von Sony - übrigens ohne das sonst bei Fuji übliche X-Trans-Filter davor. Selbstredend wurde die Auslesesteuerung des Sensors anders geregelt. - 2017 wurde bestätigt, dass der Sensor einen Bayer-Filter enthält. In der Mittelformatklasse hätte man auch nichts Anderes mit einem schlechteren Workflow akzeptiert. Technologisch handelt es sich um einen Gamechanger, also etwas Bahnbrechendes, das technologisch völlig neue Akzente setzt und damit die Spielregeln ändert. Damit wird das etwas geschrumpfte Mittelformat (nur die kleine Version mit 43,8 * 32,9 mm) praxistauglich. Die Preise lagen damals bei rund 10.000 Euro, mit Kit-Objektiv. Vorsicht: Bereits von Anfang an trieb die Firma Fujifilm unseriöse Werbung, die vieles unsauber vermischte. Bereits auf der Messe wurde am Ausstellungsstück jedoch ein gravierender Nachteil deutlich: Sie war im Betrieb ständig mehr als nur handwarm. Übermäßige Hitzeentwicklung ist einer der Hauptkritikpunkte bei spiegellosen Kameras. Testberichte lieferten bald Details und rückten die Werbesprüche der Firma Fuji deutlich zurecht. Je nach angeschlossenem Objektiv besitzt die GFX 50S eine für das Mittelformat gute Ergonomie. Der moderne Sony-Sensor ist ISO-invariant. Die im Mittelformat selten angebotene JPEG-Bildqualität direkt aus der Kamera ist hochwertig. - Aber die Kamera ist insgesamt langsam, so wie die Blitzbelichtungszeit von nur 1/125 Sek. Der Autofokus und der elektronische Sucher sind mäßig (vor allem bei Dämmerung, bei Gegenlicht und sonst schwierigen Lichtverhältnissen). Die RAW-Bildqualität entspricht auch nur derjenigen der Pentax 645 sowie anderen exakt gleichgroßer Sensoren - Wer hätte das gedacht. So ist die Physik. Ferner stören in zahlreichen Motiven sichtbare Moirés. Aber das-Preis-Leistungs-Verhältnis war 2017 für die Mittelformat-Klasse gut.

Fujifilm GFX 50R:

Diese Mittelformat-Kamera im Stil einer Sucherkamera kam im Herbst 2018 heraus. Das R in GFX 50R steht für Rangefinder - den nach links ausgerückten elektronischen Sucher. - Vorsicht: Jene Firmenangaben sind reine Werbung, die vieles unsauber vermischen. Es handelt sich jedoch um eine spiegellose Kamera mit elektronischem Sucher, sodass es eigentlich irrelevant ist, wo sich das Sucherfenster befindet. In vieler Hinsicht handelt es sich erneut um einen Gamechanger, also etwas Bahnbrechendes, das neue Akzente setzt und damit die Spielregeln ändert. Damit wird das etwas geschrumpfte Mittelformat (nur die kleine Version mit 43,8 * 32,9 mm) nicht nur praxistauglich, weil nochmals leichter, kleiner und handlicher, sondern es wird preislich noch attraktiver. Der Sensor und seine Bildqualität entsprechen der G50S, sind also hochwertig. Da der Anschlag des Verschlusses gedämpft wurde, ist dies sogar vorteilhaft gegenüber der S, da so die Erschütterungen deutlich reduziert wurden. Die Preise lagen 2018 in Europa bei rund 4.500 Euro, ohne Objektiv = nur das leere Kameragehäuse. Die G50R war somit damals die preiswerteste Mittelformat-Kamera. - Vor allem fällt mir positiv auf, dass Fuji 2018 keinen Melkkuh-Zuschlag für Europa oder Deutschland forderte. - Trotz allen Lobes: Auch diese Kamera ist bei bis zu 3 Bildern je Sekunden nur eingeschränkt für Sport- oder Tieraufnahmen geeignet. Selbst der verbesserte Kontrast-Autofokus (nun angeblich der schnellste aller Mittelformat-Kameras) kann bei schnellen Bewegungen nicht mit einer APS-C oder Vollformat-Kamera mithalten. Ferner bietet die Kamera nur Full-HD-Videos und besitzt noch keine Bildstabilisierung. Wer jedoch für Studio und auch im Freien Wert auf sehr hohe Bildqualität legt, findet hier ein (für Mittelformat) sehr attraktives Angebot. Was für Aufsteiger aus dem Bereich Vollformat jedoch vermutlich wichtiger sein wird, ist die hohe Ergonomie und der ähnliche Bedienkomfort, der deutlich an den weit entwickelten Modellen der Fuji APS-C-Klasse orientiert ist. D.h. der Aufstieg fällt lerntechnisch relativ leicht. - Systematische und halbwegs standardisierte Studio-Tests kamen ab März 2019 hinzu. Neben der zu erwarteten hohen Bildqualität wurde der Dynamikumfang des Sensors, die einfache Wi-Fi-Funktion, der relativ geringe Preis, die lange Akkulaufzeit sowie die hohe JPEG-Bildqualität (direkt aus der Kamera) gelobt. Letzteres halte ich für irrelevant, da man in dieser Preisklasse überwiegend mit RAW arbeitet, um wirklich das letzte Quantum an Qualität herauszukitzeln. Aber der langsame Autofokus, die fehlenden Schalter, ihre enge Anordnung, deren billige Haptik, der schmale Griff bei hohem Kameragewicht, der signifikante Rolling Shutter-Effekt sowie die enttäuschenden Video-Funktionen wurden deutlich bemängelt. Ferner wird darauf hingewiesen, dass modernere Sensoren bei Vollformat existieren und die Bildqualität folglich nur minimal höher liegt. Dennoch dürfte dieses Modell den Markt durchaus aufrütteln. Da Fuji dafür bekannt ist, seine Kameras in sehr kurzen Zyklen (eigentlich laufend) zu verbessern, dürften bald auch weitere relevante Optimierungen in den Nachfolgemodellen in den kommenden Jahren sichtbar werden.

Fujifilm GFX 50S II

Anfang September 2021 wurde die Nachfolgerkamera Fujifilm GFX 50S II (Herstellerangaben) und ein Testbericht vorgestellt und war ab Ende September für 4.000 Euro / US$ verfügbar. Abgesehen von IBIS mit bis zu angeblich 6,5 Stufen (im Labor von Fujifilm gemessen) gab es nichts Neues. Nur ein mäßig guter Kontrast-Autofokus, keine KI-gesteuerte Motiv-Erkennungstechnik, nur Full-HD-Video und kein schwenkbares rückwärtiges Display waren auch nicht mehr zeitgemäß. Das ist angesichts der inzwischen vorhandenen hochwertigen spiegellosen Vollformat-Kameras zu wenig. Dies wird kein Erfolg, da man diese Leistung mit hochwertigeren Vollformat-Kameras preiswerter ergonomischer und insgesamt komfortabler erzielen kann. Wer die durchaus vorhandenen systembedingten Vorteile nutzen und mit Mittelformat arbeiten will, sollte unbedingt bei 100 MP anfangen oder gleich zu 150 MP greifen. Denn die Gesamtsystemkosten sind viel höher als bei Vollformat. Lassen Sie sich da nicht von dem angeblich preiswerten Kameragehäuse täuschen.

Fazit 50-MP-Fuji-Kamera-Modelle

Obwohl Fuji mit seinen aggressiven Influencern weltweit die bis dahin ungeheuerlichste und hemmungsloseste Falschinformations-Kampagne inszenierte, floppte die gesamte Serie komplett. Der Sensor war mit 50 MP den Vollformat-Kameras spätestens Anfang der 2020er Jahre auf ganzer Linie technisch haushoch unterlegen. Nur wenige Liebhaber erwarben dieses Kameramodelle.

Fujifilm GFX100

Neun Monate nachdem die Firma einen Prototypen auf der photokina 2018 vorstellte, brachte Fuji im Sommer 2019 seine neue Fujifilm GFX100 mit Sony BSI (Back-Side Illumination IMX 461)-Sensor mit 102 Mega-Pixeln heraus. Wie alle Profi-Geräte besitzt sie einen Bayer-Filter und arbeitet für maximale Detailschärfe ohne AA-Filter. Die Auflösung beträgt exakt 11.648 * 8.736 Pixel = 101,756928 Mega-Pixel. Die Kamera bot erstmals (im Mittelformatbereich) 5-Achsen-IBIS (In Body Image Stabilization) mit bis zu 5,5 Blenden Stabilisierungsgewinn und kann damit alle Objektive stabilisieren. Vorläufig muss man sich jedoch entscheiden, ob man IBIS oder die Bildstabilisierung im Objektiv verwenden will. Tests ergaben zumindest 2-3 Blenden Verwacklungsschutz.

Der hybride Autofokus verwendet neben Kontrastautofokus nun auch Phasendetektion, sollte also erstmals bei Fuji-Mittelformat-Kameras in der Praxis verlässlich funktionieren. Die angeblich 3,7 Millionen PDAF-Sensoren decken mit 425 ansteuerbaren AF-Punkten fast die gesamte Sensor-Fläche ab. Er soll bis -2 EV arbeiten. Der Autofokus soll auch die Augenerkennung durchführen können. Aber weder die Treffsicherheit noch die Geschwindigkeit konnte im Test überzeugen. Angeblich sollen bis zu 5 Bilder je Sekunde in 14-Bit RAW möglich sein und der Buffer soll bis zu 13 RAW-Fotos fassen. Aber mit 16 Bit sind nur 2 Bilder / Sek. und 17 Fotos in Folge möglich. Zumindest mit den neuesten lichtstarken Objektiven könnte dies in der Praxis auch umsetzbar sein.

Auch Video mit bis zu 4K (Cinema 4K mit 4.096 * 2.160 Pixeln und UHD mit 3.840 * 2160 Pixeln) mit bis zu 30 Bildern in der Sekunde sind ohne Crop möglich. 10-Bit-F-Log wird geboten (4:2:2 extern über HDMI). Aber Fuji verwendet dabei Line-Skipping): 50,5 Megapixel werden dabei zu einem 4K-Video mit bis zu 8,8 Megapixeln zusammengefasst (Oversampling). Das war bei Videos 2018 die Leistungs-Spitze aller Mittelformat-Kameras.

Der elektronische Sucher (EVF) bietet 5,76 Mio. Pixel (Vergrößerung 0,86) und ist abnehmbar. Allerdings handelt es sich um Maximalwerte: Die elektronische Boost-Steuerung erlaubt drei verschiedene Modi des EVF: mit entweder Priorität auf der Sucher-Bildrate, oder der Sucher-Auflösung oder der AF-Geschwindigkeit. Die aus einer Aluminiumlegierung bestehende Kamera bietet Wetterschutz und ist für den Einsatz im Freien geeignet. Mittels WiFi kann man Tethered Shooting durchführen. Dank fest integriertem vertikalen Griff finden bis zu zwei eingebaute Akkus Verwendung, die 800 Fotos erlauben sollen. Die Akkus lassen sich über USB 3.2 laden. Der mechanische Verschluss bietet 1 bis zu 1/4000 Sek. Der lautlose, optionale elektronische Verschluss kann zwischen 4 Sek. bis zu 1/16.000 Sek. auslösen. Oben rechts findet sich ein hochmodernes und sehr großes Top-Display für die wichtigsten Einstellungen. Zwei Kartenfächer erwarten Berufsfotografen. SDXC-Kartenfächer sind allerdings unerwartet enttäuschend (UHS-II-kompatibel).

Die Kamera bietet ISO 100-12.800. Das ist in beiden Bereichen (Untergrenze wie Obergrenze) enttäuschend. Unten lässt sie sich elektronisch auf 50 absenken, oben lässt sich der ISO-Wert auf 102.400 erhöhen. Das erbringt jedoch keine Vorteile mehr bezüglich der Bildqualität.

Die Sensorgröße beträgt nur 43,8 * 32,9 mm - im Format 4*3 - also das kleinste Sensorformat für die Mittelformat-Kameras, wie auch die 50 MP-Klasse. Daraus folgt ein Crop-Faktor von 0,79. Nominal sind das 66-70% mehr Fläche als bei einem Sensor der Vollformat-Klasse. Das hängt von den exakten Maßen der Vollformat-Sensoren ab. Vorsicht: Im Format 4*5 ergibt dies ca. 90% mehr Fläche als im Vollformat. Vorsicht: Im Format 3*2 ergibt dies nur ca. 48-50% mehr Fläche als im Vollformat. Der Sensor zeigt eindeutiges Banding (hässliche Streifenbildung in den Fotos). Bei 16 Bit dürften die Dateigröße anspruchsvoll sein. Ein neuer Hochleistungs-PC sowie mindestens 1, besser 2 neue Monitore á 8K sollten es dann schon sein. Vorsicht: 16 Bit funktioniert nur bei Einzelaufnahmen. Bei den oben gepriesenen 5 Bildern je Sekunde Serienaufnahmen bleiben nur 14 Bit übrig.

Das rückwärtige 3,2-Zoll- Display bietet nur 2,36 Mega-Pixel, ist auch (Fuji-typisch) nur klappbar und zu einer Seite schwenkbar. Dafür befindet sich darunter noch ein weiteres sehr kleines aber konfigurierbares längliches Display im Batteriegriff. Das Bedienkonzept wurde völlig geändert: Viele analoge Schalter und Räder fehlen. Man spricht da euphemistisch von einem minimalistischen Design (= unergonomisch) resp. zukunftsorientiert (wohl eher für Video). Auch hier hat sich Fuji an die anderen Hersteller angepasst. Viele Funktionen liegen nur auf dem Touchscreen. Die wenigen Schalter und Tasten sind oft nicht beschriftet. Die Drucktaste für die Belichtungskorrektur ist zudem so flach am Gehäuse angebracht, dass man sie blind (Auge am Sucher) kaum bedienen kann. Dafür kann die Q-Taste (vor allem im vertikalen Griff) oft unbeabsichtigt ausgelöst werden. Auch viele andere Funktionen wie Pixel-shift, welche andere (auch Mittelformat-) Kameras bereits beherrschen, fehlten noch. Fuji lieferte dies per Firmware-Update 2020 nach. Alle Stecker für Video sind (angesichts der vorhandenen Gehäusegröße) klein (Micro-HDMI). Die Ergonomie der Schalter und Bedienelemente ist eingeschränkt. Viele Tester bezeichnen die Schalter sogar als billig. Auch die Bedienlogik zum Hochkantformat wurde nicht übernommen. Die kürzeste Blitzsynchronzeit liegt bei nur 1/125 s. Die Kamera allein wiegt fast 1.400 Gramm. Mit Objektiv werden schnell auch weit über 2 Kg erreicht. Auch das Volumen (15,6 * 16,36 * 10,29 cm) der Kamera zielt auf Berufsfotografen. Die Griffergonomie ist suboptimal: Eine kaum konturierte Griffmulde und beim vertikalen Griff sogar blankes, rutschiges Metall resp. glattes Plastik.

In den USA wurde die Kamera für 10.000 US$ angeboten. In Europa kommt der übliche Melkkuh-Zuschlag hinzu: 11.000 Euro. Dank rund doppelt so großem Sensor (wie bei Vollformat) wird man den Unterschied der Auflösung sogar mit bloßem Auge erkennen können. Bei einer älteren Kamera mit nur 24 MP wird man ihn sogar bei 10*15-Fotos erkennen können. Das ist das neue Wundergerät in der Kamerabranche schlechthin. Aber 50.000 Euro sollten Sie für eine komplette derartige Mittelformat-Ausrüstung (Kamera, alle Objektive, PC, Stative, Blitzgeräte, etc.) schon ins Auge fassen. Wer riesige Fotos ausbelichten muss, im Bereich Mode-, Architektur-, Landschaftsfotografie und bezahlte Werbefotografie tätig ist, kann damit Vorteile erzielen. Einen ausführlichen englischen Testbericht der Kamera Fujifilm GFX 100 finden Sie bei DPReview. Auch wenn Fuji-Fans das Gegenteil behaupten, es ist eine Studiokamera. Im Freien versagt der geringe Wetterschutz mit mäßigen Dichtungen schnell, was zum Totalschaden führen kann. Ende 2020 kündigte Fujifilm eine Pixel Shift Multi-Shot-Software an, mit der man dann Fotos mit bis zu 400 MP (auf dem Stativ im Studio) herstellen kann.

Dennoch wurde die Kamera trotz des vielen bezahlten Influencer-Wirbels nur ein mäßiger Erfolg. Sie wurde aufgrund des Preises dann doch von nur wenigen Amateuren gekauft. Und wirkliche Berufsfotografen stiegen nur in geringer Zahl um, da ein Wechsel des Systems / Herstellers aufwändig ist.

GFX 100S

Aus diesem Grund stellte Fujifilm im Januar 2021 die etwas kleinere und preiswertere da abgespeckte GFX 100S (Hersteller-Werbung) und Testbericht vor. Der Sensor und auch viele andere technische Daten entsprechen weitgehend der GFX 100. Aber die S ist kleiner und leichter (900 Gramm). Sogar mit den ziemlich großen und schweren Mittelformat-Objektiven ist sie ähnlich wie eine Vollformat-Kamera haltbar und bedienbar. Manche Details wie der Autofokus scheinen in ersten Vorserien-Tests sogar treffsicherer zu arbeiten als bei der dafür kritisierten GFX 100. Auch der Verschluss ist nicht nur kleiner und leichter, sondern arbeitet auch leiser. Auch das eingebaute neue Verwacklungsschutzsystem (IBIS) ist kleiner und leichter, aber mit bis zu 6 Blenden Verwacklungsschutz effizient. Der rückwärtige Klappmonitor wurde ebenfalls verbessert und ist nun leichter zur Seite zu klappen. Für eine Mittelformatkamera ist das Gehäuse gut isoliert und gegen Staub sowie Spritzwasser geschützt und sollte auch im Freien problemlos eingesetzt werden können. Diese kleinere GFX 100S bietet wie ihre größere Schwester auch Multi-shot Pixel Shift mit einer maximalen Auflösung von 400 Megapixeln an. Diese Vorteil bei Gewicht und Volumen kombiniert mit dem geringeren Preis (von 6.000 US$ / Euro) macht sie vermutlich zu einem attraktiven Angebot für manche Aufsteiger aus dem Vollformat-Bereich, welche die 102 Mega-Pixel auf einer Fläche von 43,8 * 32,9 Millimetern benötigen und sie in der Nachbearbeitung auf dem neuen Hochleistungs-PC auch handhaben können sowie wollen. Aber Sie benötigen definitiv noch einen Ersatzakku, da diese kleinere Version nur einen kleineren internen Akku (ohne Hochkantgriff) mit ca. 430-460 Bilder Ausdauer anbietet. Auch der elektronische Sucher ist mit 3,69 Megapixel und einem Vergrößerungsfaktor von 0,77 nicht überragend. Zwei SD-Kartenfächer bis UHS-II erlauben Serienbildgeschwindigkeiten bis zu 5 Bilder je Sekunde mit 14 Bit. Aber bei 16 Bit kann man nur Einzelbilder aufnehmen. Die GFX100S kann auch Video. Aber das halte ich derzeit im Bereich Mittelformat eher für eine Zugabe, die reine Videografen kaum überzeugen wird. Bitte beachten Sie jedoch auch hier die System-Gesamtkosten. Denn ein (eventuell verlockender) Umstieg / Aufstieg / Wechsel zu Mittelformat betrifft so ziemlich alles, angefangen von den Objektiven bis hin zum Blitz, Zubehör und Software. Die GFX 100S war ab Ende Februar 2021 in geringer Stückzahl verfügbar. Während ich persönlich keinen zu einer 50 MP Mittelformat-Kamera mehr raten kann, weil es da inzwischen absolut Vergleichbares bei Vollformat gibt, und die GFX100 sowohl bei Volumen, Gewicht und Preis hoch liegt, so kann diese neue Mittelformatkamera durchaus für manche Fotostile eine Alternative sein. Zumindest mischt Fujifilm damit den Bereich Mittelformat weiter auf. Die Mitbewerber haben es zukünftig noch schwerer.

Fujifilm GFX100 II

Im September 2023 stellte Fujifilm den Nachfolger GFX100 II vor. Der Sensor soll angeblich neu sein. Aber das ist so nicht ganz korrekt. Der noch immer 102 Mega-Pixel-Sensor kann nur schneller ausgelesen werden. Das ermöglicht bis zu 8 Bilder in der Sekunde und 8K30P-Video. Aber daran hat auch ein nachgelagerter neuer leitungsstarker Prozessor seinen Anteil. Man sollte jedoch die zahlreichen Fußnoten mir Einschränkungen beachten. Die ISO-Bandbreite beträgt automatisch 80 - 12.800 und manuell bis ISO 40-102.400. Aber Fujifilm ist berüchtigt dafür, dass man ISO völlig willkürlich festlegt. Selbstverständlich bietet die GFX-Serie nun als Nachzügler endlich auch Künstliche Intelligenz in Form von Motiverkennung beim Autofokussystem: Das der neuen X-H2-Kameras - also Tiere, Vögel, Pkw, Motorräder, Zweiräder, Flugzeuge und Züge, wobei die Umschaltung / der Wechsel von menschliches Augen zu Gesicht noch immer unergonomisch ist. Pixel-Shift wird wie bisher mit 400MP wird geboten. Fujifilm hat wieder einmal das Gehäuse verändert: Im Ergebnis kam dabei ein kleinerer Griff, ein kleineres Akkufach und ein kleinerer Akku (NP-W235 mit nur 16Wh) heraus. Das EVF / der elektronische Sucher ist abnehmbar, weil nur so die verringerten Gewichte sowie Maße möglich waren. Ein Hochkant-Kameragriff ist anschraubbar. Das Gewicht beträgt nun 1.030 Gramm. Die Maße sind ca. 152 * 117 * 99 mm. Die Anschlüsse wurden verbessert. So wird erstmals ein großer HDMI-Anschluss (full-sized) geboten, Ethernet für tethered Shooting und auch USB-C - aber noch immer nur für entweder Laden oder Bespielen externer SSDs. Je ein 3,5mm Audio-Ein- und Aus-Gang. Blitz-Sync-Anschluss für Studio-Blitzgeräte sind vorhanden. Der elektronische Sucher ist auf dem neuesten Stand: 9,44 Mio. Pixel OLED EVF mit 1,0-facher Vergrößerung und 2.048 * 1.536 Pixel bei 60 Hz. Bei 120 Hz sinkt die Vergrößerung auf 0,77-fach.

Das rückwärtige Display ist nur in zwei Richtungen klappbar - nicht schwenkbar. Für Video ist das schlecht. Das reißen dann auch die Waveform- und Vectorscope-Anzeigen nicht heraus. Aber immerhin wird (für Video) die Möglichkeit des Speicherns auf SSDs geboten. Dennoch wird der Crop von bis zu 1,53 viele Nutzer abschrecken. Das ergibt nicht einmal 29*16mm genutzte Sensorfläche - weniger als Vollformat. Dafür beherrscht die Kamera das UHD- sowie DCI-Format und unterstützt anamorphische Objektive. Aber heftiges Rolling-Shutter trotz Binning und anschließendem Upscaling ist weniger förderlich für die Bildqualität.

Angeblich werden bis zu 8 Blenden Verwacklungsschutz geboten. Interessanter ist da schon eher die Möglichkeit des Direktkontaktes der Kamera zur Cloud. (Erster Vorab-Test.) Ende September 2023 kam die Kamera für 7.500 US$ in die Läden. Der neue zusätzliche Handgriff soll 500 US$ kosten. In Deutschland soll sie ab dem 28. September für 8.000 Euro erhältlich sein. Der optionale Batteriegriff kostet 550 Euro. Seitdem reißen die Beschwerden über die bei Fujifilm im APS-C-Bereich schon lange üblichen technischen Tricksereien nicht mehr ab. Bei ISO 80 wird z.B. derart manipuliert, dass dieser ISO-Wert wertlos ist. Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass Fujifilm diese technischen Fakten absichtlich verschleiert oder verschweigt. Das wäre zumindest in den USA rechtlich relevant (siehe Diesel-Abgas-Tricks). Ein erster Gesamt-Testbericht von der GFX100II - Text und Video war jedoch eine unkritische Lobhudelei von PetaPixel, welche den Umstand herunterspielt, dass bei dieser Kamera im schnellen Modus nur 12Bit-RAW geliefert werden, aber als Täuschung des Kunden im 14-Bit-Container in derselben Dateigröße mit deutlich schlechterem Rauschen und eingeschränkter Bildqualität beim Aufhellen.

Fujifilm GFX100S II

Mitte Mai 2024 stellte Fujifilm seinen Nachfolger im Einstiegsbereich vor, die GFX100S II. In den USA kostet sie 5.000 Dollar (umgerechnet ca. 4.600 Euro), in Deutschland aufgrund des Melkkuh-Zuschlages 5.499 Euro. Im Prinzip handelt es sich wieder um die 'abgespeckte' GFX100 II. Aber ohne deren schnelleren 100MP-Sensor der GFX100 II. Dafür wurden im Vergleich zum Vorgängermodell GFX100S der Prozessor etwas schneller (bis zu 7 Bilder in der Sekunde), der elektronische Sucher etwas optimiert (5,76MP mit 0,84-facher Vergrößerung und bis zu 120 Hz), sowie der Autofokus verbessert. Das neue IBIS soll angeblich bis zu 8 Blenden Verwacklungsschutz bieten. Die Videoleistungen reichen bis 4K UHS und DCI bis zu 30Pp 10-bit 4:2:2 mit bis zu 720mbp. Dafür wird ein neues F-Log2 geboten. Hinzu kommen die Reala ACE Film Simulation und die neue Kamera-zur-Cloud-Funktion, um Videos zu Frame.io von Adobe hochzuladen. Zudem wurde die am Vorgänger bemängelte Kameraoberfläche griffiger. Englischer Bericht Fujifilm creates GFX 100S II, $5000 compact medium format camera bei DPReview. Ein weiterer englischer Bericht Fujifilm GFX 100S IIIs Its Lightest and Most Affordable 100MP Camera Ever von der unkritischen Zeitschrift PetaPixel sowie Hands-On with the Fujifilm GFX 100S II: Medium Format for the Masses bei PetaPixel. Vor allem letzterer Artikel ist die dort übliche Jubelpresse.

Objektive

Bereits 2020 waren nach schnellem Aufbau 7 FUJINON GF-Festbrennweiten, 3 Zoom-Objektive und ein Telekonverter 1,4 vorhanden. Danach erlahmte der Ausbau allerdings etwas. Mitte der 2020er Jahre war die Anzahl der Objektive relativ hoch und sie waren (für Mittelformat) zur relativ geringen Preisen erhältlich und boten bezüglich der Abbildungsleistung (im Idealfall) durchaus eine gute Bildqualität. Vor allem bot Fujifilm für seine Amateurkundschaft auch Teleobjektive bis zu 500 mm Brennweite. Vorsicht: Das ist aufgrund der Äquivalenz durch 1,7 zu teilen, um auf vergleichbare Vollformat-Brennweite zu kommen (also maximal 300mm). Ferner bot man auch (eingeschränkte) Macro und Tilt-Shift-Objektive an.

Nachdem es weltweit und vor allem in den USA 2022 publiziert wurde, was alle seit Jahren wussten, wage ich es auch gegen die Drohungen der Fujifilm-Fanatiker in Deutschland: Die Kameras sind relativ betrachtet im Bereich Mittelformat gut. Aber die von Fujifilm dafür hergestellten Objektive leiden unter einer grotesken Serienstreuung. Dadurch wird die Bildqualität oft drastisch reduziert und das Gesamtsystem entwertet. Wer es nicht glaubt, kann in Suchmaschinen mit dem Suchbegriff misalignment oder misaligned suchen. Darunter versteht man ziemlich umfassend / vage eine Fehlausrichtung der Linsen innerhalb des Objektives aufeinander respektive des gesamten Objektives zum Bajonett / der Kamera.

Weitere Neueinsteiger

2018 deutete sich zumindest gerüchtweise ab, dass weitere Kamerahersteller evtl. bald in das lukrative Geschäft mit Mittelformat-Kameras ein-/ aufsteigen wollen. Sony produzierte seit einigen Jahren die hochwertigen Sensoren für Mittelformat-Kameras anderer Hersteller. Ferner räumte Sony auch immer ein, dass es sehr wohl die gesamten technischen Möglichkeiten für eine eigene derartige Kamera besitze. Aber 2017 ließ man verlauten, dass Sony sich derzeit auf den Bereich Vollformat konzentrieren wolle. Canon arbeitete mindestens seit 2007 an derartigen Modellen, weil damals Bilder einer Mittelformat-Kamera im Colani-Design publik wurden. Im August 2018 wurde viel über das sehr große neue Bajonett von Nikon gerätselt, das evtl. auch für Mittelformat-Kameras geeignet wäre. Angesichts der seit 2010 anhaltenden katastrophalen Wirtschaftskrise in der Fotoindustrie wurde jedoch aus all den Plänen bisher nichts. Neueinsteiger im Bereich Mittelformat gibt es derzeit keine. Das dürfte vermutlich noch länger so bleiben, da der Käufermarkt = die Nachfrage in dieser Kaiserklasse noch immer überschaubar ist. Aber angesichts der Wirtschaftskrise wagte niemand bisher diesen teuren Schritt.

Fazit

Erst ab dem Frühjahr 2014 schlossen die Hersteller von Mittelformat-Kameras langsam mit den neuen CMOS-Sensoren an das bereits seit Jahren übliche technische Qualitätsniveau der viel preiswerteren Systemkameras an. Und erst seit 2016 bildeten die neuen Modelle aus meiner praxisorientierten Sicht eine ernst zu nehmende Alternative. Wirklich brauchbar waren jedoch erst die Mittelformat-Kameras ab den 2020er Jahren, wobei diese in drei Kategorien zerfallen:
Die ernsthaften Berufsfotografen verwenden PhaseOne mit 150-Mega-Pixel Sensoren. Nur jene Modelle liefern im Zusammenspiel mit den hochwertigsten Objektiven dort die Vorteile der höheren Auflösung signifikant aus. - Ernsthaften Berufsfotografen kann nur dazu geraten werden. Allerdings liegt man bei einer kompletten Ausrüstung auch schnell bei 100.000 Euro.
Hasselblad ist etwas für image-betonte Liebhaber aus dem überwiegenden Amateurbereich der wirklich reichen Fotografen. Die Kameras bieten 'nur' 100 Mega-Pixel und können die Vorteile der höheren Auflösung nur mit wenigen Objektiven ausspielen. Die Preise eines Gesamtsystems liegen im mittleren fünfstelligen Bereich, was wohlhabende Fotografen für ihr persönliches Image in den 2020er Jahren gerne ausgaben.
Fujifilm sprach bis heute fast nur technikorientierte Amateurfotografen an. Die Modellanzahl scheint auf den ersten Blick riesig (Ende 2024 waren 7 Kameras angeblich verfügbar), wobei man einfach alle alten im Angebot weiterführte, weil jene sich teilweise kaum verkauften und viele Lager damit voll waren. Die 100-MP-Kameras waren brauchbar. Von den alten und deren gesamten 50MP-Serie musste man jedoch abraten, weil sie Mitte der 2020er Jahre den Vollformat-Kameras in jeder Beziehung unterlegen waren. Neben dem aggressiven Marketing sowie den ISO-Tricksereien war das eigentliche Problem bei Fujifilm die unfassbare Serienstreuung, welche vermutlich auf unzureichende Endkontrolle zurückgeht.

Von Gebrauchtmodellen und Gebrauchtteilen älterer Kameramodelle sowie inzwischen ausgeschiedener Firmen kann man Laien nur warnen. Das ist eher etwas für erfahrene Fotografen. Ansonsten wird aus dem 'Mal-kurz-reinschnuppern' auch schnell ein hoher finanzieller Schaden.

Der immer wieder gelobte Vorteil der höheren Auflösung kann bei vielen Motiven durch Panorama-Aufnahmen, Pixel-shift-Technologie und Software mit anderen Kameras kleinerer Sensorklassen sogar überboten werden. KI-Software und GenKI-Software in der Nachbearbeitung reduzierten den labortechnischen Unterschied selbst der hochwertigsten Mittelformat-Kameras gegenüber den Vollformat-Modellen ab Mitte der 2020er Jahre drastisch. Hinzu kam die Veränderung im Markt seit Anfang der 2020er Jahre, weil sich die Werbung sowie deren Medien - zum Nachteil der Mittelformatkameras - veränderten.

Nur wer perfekt mit Studiolicht arbeiten kann, kann das Potential einer Mittelformat-Kamera nutzen. Hierzu gehört allerdings eine korrekte Selbsteinschätzung: Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, empfehle ich zum Test des eigenen Wissensstandes die Artikel über Blitzlicht und Blitzgeräte, Studio-Licht und Lichtformer vorab durchzulesen. Falls Sie die Inhalte komplett verstehen, so besitzen Sie das notwendige Grundlagenwissen, um mit solch einer Kamera arbeiten zu können. Ansonsten sollten Sie sich den Frust einer Kamera mit Mittelformat-Sensor ersparen.

Vor allem handelt es sich bei Mittelformat-Kameras um ein kleines Segment, dem zwar als 'Kaiserklasse' viel Image zugebilligt wird, das sich die Hersteller aufgrund der insgesamt geringen Stückzahlen allerdings auch entsprechend bezahlen lassen.

Mittelformat-Kameras sind wertvolle und mächtige Instrumente in den Händen erfahrener Fotografen. Gelegenheitsfotografierer werden mit ihnen jedoch kaum glücklich werden. Selbst bei leichtesten und langsamsten Bewegungen entsteht ein unbrauchbarer Rolling-Shutter-Effekt mit elektronischem Verschluss. Hier noch eine Widerlegung vieler Mythen rund um das Mittelformat: Opinion: Thinking about buying medium format? Read this first auf Englisch vom 21.05.2017 bei der US-Fachzeitschrift DPReview.

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