Zwar handelt es sich um eine uralte Frage, die mir seit Jahrzehnten gestellt wird, die jedoch seit dem Wechsel zu spiegellosen Kameras erneut in großer Zahl viele Fotografen beschäftigt.
Vorab grundsätzlich: Wenn Sie sich eine zweite Kamera leisten können und gönnen wollen, dann tun Sie es. Brechen Sie hier mit dem Lesen ab und nutzen Sie die gesparte Zeit zum Fotografieren.
Vor allem Berufsfotografen schreiben und behaupten als Influencer immer wieder, dass man überhaupt nicht ohne Zweit-, Dritt- oder Viert-Kamera arbeiten / fotografieren kann. Das wäre respektlos und verantwortungslos gegenüber dem Kunden. Denn sämtliche Kameras würden ständig ausfallen.
Das ist unrichtig. Ein völliger Systemausfall einer modernen Kamera ist extrem selten. Die Horrorgeschichten, welche im Internet dazu verbreitet werden, stellen sich beim Nachprüfen als falsch heraus, sind uralt und beziehen sich damit auf alte oder gebrauchte Kameras oder beruhen auf grob fahrlässigem Verhalten des Fotografen.
Wer halbwegs sorgfältig mit einer Kamera umgeht und seine Kamera regelmäßig reinigt sowie pflegt respektive vom Service pflegen lässt, wird während der üblichen vom Hersteller dafür vorgesehenen Benutzungsdauer einer Kamera keine Probleme erhalten. Wer jedoch vorsätzlich eine preiswerte Amateurkamera dem Berufsalltag aussetzt und sie verschleißt, wird selbstredend jedes System jedes Herstellers beschädigen. Wie sagte mir ein Gutachter einmal: Wer etwas vorsätzlich zerstören will, der schafft das auch.
Das heißt: In vielen Fällen handelt es sich um eine Vertrauensfrage: Wer als (Berufs-) Fotograf seiner Kamera nicht vertraut, der sollte sich eine andere kaufen, ggf. auch ein anderes Modell oder sogar den Hersteller wechseln. Aber moderne Kameras jedes Herstellers sind heute ausgereift und lange haltbar.
Was mir bei den meisten dieser extrem sicherheitsbewussten Fotografen auffällt ist, dass sie zwar mehrere Kameras gleichzeitig mitherumschleppen. Aber die meisten weigern sich, in jeder Einzelkamera gleichzeitig auf zwei Speicherkarten parallel abzuspeichern. Jedoch ist die Gefahr eines Datenverlustes durch eine defekte Speicherkarte nachweislich viel größer, als ein Kameraausfall.
Der angebliche Sicherheitsaspekt ist somit heute in fast allen Fällen ein vorgetäuschtes Scheinargument.
Dann wären da noch die unterschiedlichen Einsatzzwecke der (Berufs-) Fotografen, für die man angeblich zwingend mehrere Kameras benötigt.
Mit neuesten Kameras wie z.B. der Sony A1 ist das jedoch unsinnig geworden. Sie kann alles in einer Kamera: schnelle Sportfotografie, hochauflösende (Landschafts-) Fotografie und herausragendes Video.
Dann wird (mir) immer wieder die angeblich für viele Foto-Stile und Fotozwecke nicht erforderliche respektive angeblich schädliche
hohe Auflösung genannt. Ca. 45-60 Mega-Pixel wäre für viele fotografische Aufgaben zu viel
. Deshalb benötige man zwingend eine zweite Kamera, die weniger MP biete.
Auch das lässt sich nicht rational begründen. Wer weniger Pixel will, kann dies in vielen Kameras einstellen. Wer kleinere Dateigrößen wünscht, kann dies ebenfalls in vielen Kameras ebenfalls einstellen.
Aber wo liegt dann das eigentliche Problem? Auf Nachfragen erhält man oft die Antwort, dass die Datenverarbeitung mit den großen Bilddateien am eigenen PC zu lange dauert. - Dann kaufen Sie sich einen neuen Hochleistungs-PC. Das löst diese Probleme sofort ohne jegliche Nachteile bei neuen / weiteren Kameras. Ferner wird so jeder Bildbearbeitungsprozess beschleunigt und macht wieder mehr Freude. - Auch das Bildbetrachten läuft schneller ab und Sie werden Ihre eigenen Fotos mehr genießen.
Aber sogar alte PCs können mit alter Software jederzeit große Bilddateien automatisch in einem sogenannten Batch-Betrieb / einer Stapelverarbeitung jede Datei verkleinern. So kann man selbst bei Bridge mit Photoshop tausende Dateien markieren und dann in der Nacht oder während des Duschens oder Essens in Photoshop kleinrechnen lassen zur späteren schnellen Bearbeitung. - Das sind somit alles Scheinargumente.
Hier spielen meist andere Motive für die Zweitkamera eine Rolle
Am häufigsten werden Gewicht und Volumen genannt.
Das Gewicht ist heute bei modernen spiegellosen Kameras jedoch fast identisch. Die wenigen Gramm am Kameragehäuse rechtfertigen keine zweite Kamera.
Vor allem sind die mit einem geringeren Gewicht verbundenen Nachteile erheblich.
Das Hauptgewicht liegt heute nämlich in den schweren Objektiven. Vor allem lichtstarke moderne Objektive sind extrem schwer. Eine leichtere Kamera wird damit sogar noch unergonomischer, weil front-/kopflastiger.
Ferner wird damit das Scheinargument der (Gewichts-) Vorteile bei längeren Wanderungen entlarvt. Vor allem die leichteren spiegellosen Kameras verlangen alle einen Zweitakku, der sofort jeden Gewichtsvorteil zunichtemacht. Es kommt nämlich in der praktischen Fotografie auf das System-Gesamt-Gewicht an, nicht auf das in Broschüren so werbewirksam beworbenen leeren Kameragehäuses.
Dann folgt das Argument des geringeren Volumens. Aber auch das ist mit Vorsicht zu genießen.
Die modernen spiegellosen Kameras sind alle bereits sehr klein. Jede weitere Verringerung der Ausmaße führt zu ergonomischen Nachteilen. Da passen plötzlich nicht mehr alle Finger an den Griff. Oder Schalter fehlen oder sind anders platziert. Das Display muss zwangsläufig kleiner sein etc.
Am nachteiligsten wirkt sich in der Praxis die geringere Haltefähigkeit bei schweren Objektiven aus. Deshalb ermüdet man schneller mit schweren Objektiven.
Daraus folgt, dass man nur mit anderen leichten Objektiven - also neuen Superzooms oder sogenannten Pancakes ('Pfannkuchen' - winzig kleine und vor allem flache Festbrennweiten) mit geringerer Lichtstärke einen Vorteil mit kleineren und leichteren Kameras erzielen kann.
Das reduziert jedoch die Bildqualität sichtbar. Von einem F2,8 Zoom auf heute übliche ca. f7,# sind zweieinhalb Blenden. Selbst bei nur f5,6 Offenblende sind es zwei Blenden Qualitätsverlust. Kommt dann noch ein kleinerer Sensor in der Zweitkamera hinzu, werden es schnell 3-4 Blenden Verlust bei der Bildqualität. Den Unterschied erkennt jeder Betrachter im Ergebnisfoto.
Praxisrelevante Tipps zum Einsparen von Gewicht, Volumen etc.
Behalten Sie ihre angebliche schwere
und große
Kamera und lassen Sie stattdessen unnötiges zu Hause.
Müssen Sie wirklich immer alle Objektive mitnehmen - vor allem alle Festbrennweiten? Oder reicht manchmal auch ein einziger Zoom? - Ganz im Ernst gehe ich immer wieder absichtlich mit nur einem einzigen Objektiv fotografieren und zwinge mich dazu, exakt nur damit auszukommen. Man lernt vieles dabei. Und sei es nur, welches Objektiv für welche Situationen am geeignetsten ist. Dann erkennt man im schlimmsten Fall bei Fehlern, was man für das nächste Mal mitnehmen muss.
Muss man wirklich immer alle Zusatzausrüstung mitschleppen? Wer vorher genau überlegt, kann vieles reduzieren. So kann man mit modernen Kameras mit kamerainternem Verwacklungsschutz (IBIS) oft ohne Stativ auskommen. Und auch manche hohen ISO-Zahlen ersparen oft das Stativ. Das können moderne Kameras heute mit hoher Bildqualität. Oder man kann es mit Software am PC entrauschen. Oder Sie ersetzen Ihr schweres Stativ für manche externen Aktivitäten durch eine leichte Variante eines Reise-Stativs, oder eines aus Carbon. Oder Sie ziehen Ihre (notfalls gesamte) Ausrüstung in einem Trolley hinterher. Alles ist preiswerter und effektiver als eine Zweitkamera.
Kaufen Sie sich im Zweifel einen preiswerten Mega-Zoom. Der kann von ca. 24-300 mm auch bei Vollformat reichen. Das erspart viele Objektive und vor allem den Objektivwechsel. Das reduziert in der Regel auch den Bedarf für die Sensor-Reinigung. Natürlich ist die Bildqualität damit geringer als mit den einzelnen Festbrennweiten oder mehreren lichtstarken Zooms der heiligen Dreifaltigkeit (f2,8). Aber der Mega-Zoom ist definitiv preiswerter, ergonomischer und in der Fotopraxis sinnvoller als eine zweite Kamera.
Wer eine wirklich leichtere dedizierte Kamera wünscht, darf von einer großen Vollformat-Kamera nicht auf eine kleine Vollformat-Version oder eine APS-C-Kamera absteigen. Das erbringt nur Nachteile, aber keine Vorteile beim Gewicht oder Volumen. Nur die ergonomischen Nachteile nehmen zu. Sie werden sich auf jeden Fall bei der Bedienung umgewöhnen müssen: Ein schneller Wechsel zwischen beiden Kameras ist kaum möglich.
D.h., um Gewicht einzusparen, muss man von Vollformat um mindestens zwei Klassen absteigen auf Micro-Four-Thirds. Das ist jedoch ein völlig anderes System mit völlig neuen Objektiven. Vergessen Sie alles über Adapter. Sonst wird die Bedienung noch mühsamer und der Gewichts- oder Volumenvorteil ist dahin. - Aber die geringere Bildqualität wird Sie verwundern. Wer um zwei Sensorklassen absteigt, sieht das sofort bei anspruchsvolleren Lichtverhältnissen (z.B. Dämmerung) am Bildergebnis.
Damit man mich richtig versteht: Auch das kann angesichts der Volumen- und Gewichtsvorteile gerechtfertigt sein. Auch mit MFT-Kameras kann man am Tag hervorragende Fotos machen. Aber bedenken Sie es vorher. Meine Erfahrung in der Fotoberatung ist, dass die meisten absteigenden Fotografen über die verlorene Bildqualität jammern und dann das Zweit-System mit dem kleineren Sensor nicht so oft verwenden.
Auch auf die Gefahr hin, wieder die üblichen E-Mail zu erhalten: Wer wirklich bei Gewicht und Volumen einsparen will, soll sich das teuerste Smartphone seines Lieblingssystems anschaffen: Derzeit ist dies meist ein Gerät der Klasse Apple iPhone oder Samsung. Das ist noch immer preiswerter als jede Zweitkamera mit Zubehör. Ferner ist die Bildqualität inzwischen hochwertig. Letztendlich ist die Bedienung und der Gesamtkomfort jenes Systems so hoch, dass Sie diese Zweitkamera immer und überallhin mitnehmen und verwenden werden. Sie werden erstaunt sein, wie hochwertig diese Geräte inzwischen sind. Seit 2023 bieten u.a. die Smartphone S23 und S24 Ultra eine 200 Mega-Pixel-Kamera, die auch 50 MP-RAWs anbietet. Mit KI im Smartphone lassen diese Modelle viele dedizierte (Zweit-) Kameras im wahrsten Sinne des Wortes alt
aussehen.
Vor allem ab 2024 kam unübersehbar der Luxusaspekt bei der Zweit-, Dritt-, Viert-Kamera hinzu. Ob als Berufsfotograf oder Privatmann legten sich viele eine sündhaft teure Edel-Kompakt-Kamera zu - weit über dem Preis eines Smartphones. Das reichte von der APS-C-Kamera Fujifilm x100IV bis hin zur Leica SL3. Damit wurden dann jedoch fast nur noch JPEG-Fotos und davon auch ganz wenige gemacht. Denn faktisch trug man sie eher als Accessoire (also zum Angeben) zum Schaufenster-Bummel in der Stadt, den Sonntagsspaziergang oder zum Essengehen - quasi wie eine teure Uhr. Erstaunlicherweise bot die Firma Leica unter ihrem Namen schon vor Jahren Armbanduhren an, um diesen Luxustrend abzuschöpfen. Dass die Bildqualität jener Accessoires jedem modernen Smartphone unterlegen war, wollte zwar niemand zugeben, ist jedoch bei JPEG gegenüber HEIF und RAW auf dem Smartphone bewiesen.
Insbesondere wurde dieser Trend zur klassischen / dedizierten Zweitkamera bei Retromodellen sichtbar. Jedoch wurden auch sie eher für die Vitrine gekauft, statt häufig verwendet. Wer wirklich Retro will kann sich für einen Bruchteil des Preises echte analoge alte Filmkameras in einem hervorragenden Zustand (gebraucht) kaufen, mit denen man sowohl den entsprechenden Vintage-Look, das Ansehen und vor allem die Freude beim Fotografieren erhält.
Überhaupt kam bei dem sich verstärkenden Trend zur Zweit-, Dritt- und Viertkamera das Argument der 'Freude' als Kaufentscheidung hinzu. Allerdings ist dies merkwürdig. Warum haben sich jene Fotografen dann überhaupt die anderen Kameras angeschafft? Um damit Ärger zu haben? Jeder vernünftige Mensch würde sich sofort von solch einer Frust-Kamera trennen.
Sofern Sie eine (weitere) dedizierte / klassische Zweitkamera wünschen und sich leisten können, dann kaufen Sie sich eine.
Aber hören Sie bitte auf, dafür krampfhaft pseudo-logische Argumente sowie Rechtfertigungen für sich oder andere Fotografen zu suchen.
Sie werden faktisch nur mit einer Kamera arbeiten. Zumindest kenne ich keine multi-tasking-fähigen Fotografen, welche gleichzeitig zwei Kameras in der Hand gehalten bedienen können. Langfristig wird eine der beiden Kameras / oder sogar Kamerasysteme zu Hause verstauben.
Schließlich sollten Sie sich nicht vom angeblich weltweiten Trend zur Zweitkamera der anderen beeindrucken lassen. Denn man sieht es dem Ergebnisbild nicht an, ob es mit Ihrer ersten oder zweiten Kamera aufgenommen wurde.
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Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim Fotografieren und Filmen.
Foto Video Design - Dr. Schuhmacher