Profis und Amateure

vg

Als ich als kleiner Junge mit der Fotografie begann, hatte ich - wie vermutlich die meisten Menschen - einen enormen Respekt vor den Profi-Fotografen.

Das hat sich allerdings mit den Jahren erheblich relativiert.

Unter anderem liegt dieser ungerechtfertigte Respekt vor den geradezu göttlichen Profifotografie oft an Klischeevorstellungen, bei denen einerseits der extrem erfolgreiche, weltweit tätige, erfahrene, ältere Profi mit Vollformat- oder Mittelformat-Kamera steht, der in einem mehrere tausend Quadratmeter großen Fotostudio, das Millionen kostete, mit den teuersten Modells aus der ganzen Welt zusammen arbeitet. Auf der anderen Seite wird dann ein/e junge/r Anfänger/in mit einer billigen Pocket-Kamera oder sogar Handy-Cam gegenübergestellt, die gelegentlich einmal im Urlaub ein Foto vom Sonnenuntergang - und dann natürlich immer mit automatischem Blitz - aufnimmt. - Zwischen derartigen Extremen liegen natürlich Welten. Aber sie stellen nicht mehr die Realität dar.

Vorab zur Beruhigung: Ich habe noch immer größten Respekt vor den wenigen handwerklich und künstlerisch herausragenden Einzelpersonen, welche im Profibereich sehenswerte und zeitlose Werke schaffen - auch vor den Altgedienten, welche noch mit analogem Film arbeiten. Aber wie sich zeigen wird, handelt es sich dabei nur noch um wenige Lichtgestalten.

Worin unterscheiden sich Profis von Amateuren in der Fotografie

Machen Profis bessere Fotos als Amateure?

Nein - nicht generell.

Im Laufe meiner Beschäftigung mit der Fotografie hatte ich das Glück, zahlreiche begeisterte Amateure zu treffen, die mit sehr viel Enthusiasmus und Hingabe in ihrer Freizeit Aufnahmen machten und sie danach zu Hause nachbearbeiteten, um traumhafte Fotoergebnisse zu erzielen.

Allerdings hatte ich im Laufe meiner Beschäftigung mit der Fotografie auch das Pech, zahlreiche professionelle Fotografen kennen zu lernen, die grottenschlechte Ergebnisse ablieferten und dafür auch noch völlig übertriebene Preise verlangten.

Verwenden Profis mehr Zeit für das optimale Bild als Amateure?

Nein - nicht generell.

Im Berufsleben ist Zeit = Geld. Wer nicht gerade einen Forschungsauftrag für National Geografics oder ein Stipendium dafür in der Tasche hat, kann nicht wochenlang auf den optimalen Moment für das perfekte Foto warten.

Hingegen opfern viel engagierte Amateure gerne ihren gesamten Urlaub für so etwas.

Allerdings haben Profis gegenüber vielen Amateuren, die in ihrer Arbeitszeit einem anderen Beruf nachgehen, den Vorteil, dass sie meist mehr Zeit je Tag mit der Fotografie verbringen können. Dadurch haben sie theoretisch die Möglichkeit, Abläufe zu optimieren und zu verinnerlichen, die dann - wenn es darauf ankommt - schnell abgespult werden können.
Jedoch nutzen nicht alle Profis diese Chance.
Oder sie haben es bereits derart automatisiert, dass sie jedes Mal und überall dasselbe Programm ablaufen lassen. Das wiederum führt eher zu austauschbaren Fotos von der Stange.

Im Übrigen finden sich in unserer Wohlstandgesellschaft zahlreiche Fotografen/innen, die als Beruf Sohn/Tochter haben, Frührentner sind, oder geistig und körperlich sehr fitte Rentner/innen sind. Diese besitzen mindestens ebenso viel Zeit für ihr Hobby Fotografie. Ferner unterliegen diese Amateure in der Regel keinem finanziellen Druck in puncto Fotografie.

Besitzen Profis die bessere Ausstattung als Amateure?

Nein - nicht generell.

Inzwischen haben aus Mangel an anderen Berufschancen derart viele Menschen aus ihrem früheren Hobby aus Not den Beruf des Fotografen / der Fotografin ergriffen, dass Sie erstaunt wären, wie schlecht die Ausstattung vieler Profis oft ist.

Ferner verdienen viele Profis zu wenig, um sich ständig die neueste Ausrüstung anzuschaffen oder auch nur die alte regelmäßig warten zu lassen und schadhafte Objektive auszuwechseln.

Zahlreiche ambitionierte und vermögende (insbesondere ältere) Amateure besitzen oft eine deutlich bessere und vor allem umfangreichere Foto-Ausstattung. Dies reicht hin bis zu privaten Studios, die denen der meisten kleinen Fotofachgeschäfte nicht nachstehen.

Oft besitzen Amateure modernere Kameras, Objektive, PCs, Software, Blitzgeräte, Tintenstrahldrucker, Scanner etc. als viele Profis. Dies liegt u.a. daran, dass die steuerlichen Abschreibungszyklen für Berufsfotografen für höherwertige Güter bei 7 Jahren liegen. Wenn er reich ist, kann zwar auch der Profi früher neue Geräte anschaffen. Das Finanzamt honoriert ihm so etwas jedoch kaum.

Beherrschen Profis ihre Ausstattung besser als Amateure?

Nein - nicht generell.

Sie wären erstaunt, wie viele Profis z.B. sämtliche Aufnahmen mit Ihrer Kamera mit der Automatikeinstellung (P) durchführen.

Dies darf auch nicht verwundern, da die meisten Profis überhaupt nicht die Zeit besitzen, das Handbuch Ihrer Kamera durchzulesen oder sogar durchzuarbeiten. D.h. selbst wenn Sie eine neue Kamera kaufen, nutzen Sie die vielen Neuerungen meist überhaupt nicht aus, da Sie sie nicht einmal kennen.

Besitzen Profis eine bessere Ausbildung in der Fotografie und im Bereich der Postproduction als Amateure?

Nein - nicht generell.

Früher war die Fotografie ein Lehrberuf mit einem Meister und den Lehrlingen, die jahrelang ausgebildet wurden.

Früher gingen professionelle Fotografen/innen jahrelang auf Wanderschaft von einem berühmten Fotografen zum anderen, um dort zu lernen.

Heute ist der Titel Fotograf jedoch völlig ungeschützt. Jedes Kind darf sich so nennen.

Heute finden sich zwar zahlreiche Studiengänge rund um das Thema Mediendesign, Design, Kunst, Fotografie etc., aber nur wenige Absolventen werden anschließend Profifotograf. Die Studieninhalte haben auch relativ wenig mit den praktischen Anforderungen der Standard-Fotografie zu tun.

Im Übrigen sind die meisten Ausbildungstitel und Ausbildungsorganisationen heute geradezu lächerlich. Manche Profifotografen geben aus Verzweiflung sogar Kurse als Referenzen an, die sich bei einer Nachprüfung als Volkshochschule oder kleine private Abendschule oder dubiose Fernschule bzw. Fernstudium herausstellten.

Profis müssen heute extrem viel Zeit für die Kundenakquise, die Kundenbetreuung sowie die reine Foto-Arbeit inklusive Nachbearbeitung am PC investieren. Sie besitzen oft wesentlich weniger Zeit für eine Aus- oder insbesondere Weiterbildung als viele Amateure.

Abschließend erlaube ich mir das folgende ketzerische Beispiel als Anmerkung: Eine ausgebildete und berufserfahrene Architektin, die sich in ihrer Freizeit in das Hobby der Fotografie eingearbeitet hat, versteht sicherlich mehr von Architekturfotografie als ein selbsternannter Profifotograf, der sich nebenher versuchte, u.a. auch in das Thema Architektur einzuarbeiten.

Sind Profis kreativer oder klüger als Amateure?

Nein - nicht generell.

Früher wurde man von niemandem zur Ausbildung in der Fotografie angenommen, wenn man nicht kreativ, neugierig und intelligent war.

Heute stellen sich zahlreiche (insbesondere private) Ausbildungsstätten für Fotografen als teure Parkplätze für Söhne und Töchter reicher Eltern heraus, die nicht wissen, was sie wollen, dafür jedoch Zeit und Geld besitzen.

Heute darf man weder Intelligenz noch Kreativität bei Profis voraussetzen.

Die Anzahl der intelligenten, (in anderen Berufen) gut ausgebildeten, kreativen und vor allem neugierigen und somit lernwilligen Amateure hat sich jedoch in den letzten Jahrzehnten geradezu explosionsartig erhöht. Diesen Personen fällt es bei einem Interesse für die Fotografie oft viel leichter, sich schnell in die sich ständig verändernde Materie Fotografie einzuarbeiten als den vermeintlichen Fotoprofis.

Sind Profis besser in der Bildnachbearbeitung als Amateure?

Nein - nicht generell.

Die sogenannte Post-Production war jahrzehntelang das Spezialgebiet der professionellen Fotografen. Zwar mochten zu analogen Zeiten manche Amateure sich ein Schwarz-Weiß-Labor zugelegt haben und dort auch brauchbare Ergebnisse liefern. Durch die Entwicklung zur Farbfotografie spätestens in den 1970er Jahren und insbesondere bei den Dias bestand allerdings ein Quasi-Monopol der Profis. Die Entwicklung eines Farbfotos oder Dias war schlichtweg zu kompliziert und in kleinen Mengen viel zu teuer, als dass sich Amateure damit ernsthaft beschäftigten.

Aber dies hat sich langsam seit den 1980er und deutlicher seit den 1990er Jahren mit der Entwicklung PC-basierter Grafik-Software verändert. Insbesondere seit der Jahrtausendwende kamen tausende von Grafiksoftware-Spezialisten aus dem PC-Bereich, die den Berufsfotografen zeigten, was möglich ist. Seitdem führen diese eher PC-technik-affinen Menschen die Post-Production an.

Die meisten vorhandenen Profi-Fotografen haben damals den Anschluss auf diesem Gebiet verpasst. Sie haben sich deshalb seit damals nicht selten solche Software-Spezialisten als Auszubildende, Angestellte oder freie Mitarbeiter in die Firma geholt.

Kleinere Fotofachgeschäfte, die sich so etwas nicht leisten konnten, haben sich notgedrungen derartige PCs und Software angeschafft, benutzen sie jedoch eher rudimentär in den Grundeinstellungen. Dies darf auch nicht verwundern, wenn man weiß, dass man für große Software-Pakete wie Photoshop mit Leichtigkeit mehrere Monate Schulung verbringen kann, bis man die meisten Möglichkeiten der Software ausschöpfen kann. Und dann kommt mindestens alle zwei Jahre eine neue Version heraus (bei Miet-Software sogar durchschnittlich alle 2 Monate), die nochmals eine dreistellige Anzahl an weiteren Befehlen und Möglichkeiten bietet. Dieses Wissen alles aufzunehmen, erfordert viel Zeit und auch erhebliche generelle technische und PC-Kenntnisse.

Aus Mangel an Kompetenzen in der Kernsoftware besitzen diese klassischen Fotografen erstaunlicher Weise oft zahlreiche Filter und Zusatzprogramme, die ihnen irgendein Vertreter empfohlen hat, die sie aber auch nur wieder in der Grundeinstellung verwenden. Denn für das Einlernen in jene Zusatz-Software fehlte dann definitiv die Zeit.

Ganz im Gegenteil kam aus der PC-/Software-Schiene eine ganz neue Gruppe von Profi-Fotografen auf den Markt, die erst über die Digitalisierung zur Fotografie fanden. Diese PC-Profis verstehen jedoch oft wenig von der Fotografie an sich.
D.h. die Fotos aus der Kamera sind so schlecht, dass man sie nicht direkt dem Kunden geben kann. Diese Art der Profis verwendet dann einen Großteil der dem Kunden berechneten Zeit am PC in der Nachbearbeitung.
Sie erkennen diese Kategorie der Profis sofort. Diese erzählen ständig davon, dass man angeblich aus jedem noch so schlechten Bild in der Post-Production ein geniales Foto machen kann.
Der klassische Fotograf wird hingegen die meiste Zeit bei der Aufnahme selbst verbringen, damit er in der von ihm ungeliebten Nachbearbeitung keine oder wenig Zeit verbringen muss.

Besitzen Profis umfangreicheres oder besseren Wissen?

Nein - nur in wenigen Ausnahmefällen.

Man ist immer wieder erstaunt, wie viele Menschen glauben, sie würden von Profifotografen die optimale Antwort zu allen Fragen der Fotografie erhalten.

Fotografieren alle Profis nur in RAW?

Nein - bei weitem nicht.

Die meisten Fotos der Profi-Fotografen werden im JPEG-Format erstellt.

Profis machen sich um die Bildqualität meist weniger Sorgen als Amateure. Wie sagte es ein amerikanischer Sportfotograf für Zeitungen einmal so treffend: Wenn das Foto zum Schluss auf Klopapier gedruckt wird, dann muss man sich um die Nachbearbeitung keine Sorgen machen. Meine Erfahrung ist, dass das kamerainterne JPEG dafür völlig ausreicht.

Ein anderer Profi-Fotograf gestand mir schon vor Jahren ganz offen: Die Mehrarbeit für das RAW honorieren die meisten Kunden nicht. D.h. sie bezahlen den - sowieso nur wenigen Menschen und dann nur bei Vergrößerungen sichtbaren - Qualitätsvorteil dem Profi nicht.

Dies wissen im Übrigen auch die Kamerahersteller. Deshalb optimieren sie und bewerben sie ihre Profi-Kameras auch mit ganz klaren Vorteilen im JPEG-Bereich. (Siehe u.a. Profi-Kameras.)

Nicht einmal Zeitungen oder Zeitschriften oder Fotobuchverlage nehmen Ihnen RAW-Fotos ab. D.h. Sie müssen in fast allen Fällen immer ein JPEG abliefern.

RAW ist überwiegend etwas für ambitionierte Amateure - und arbeitslose Profis, die dann ihre erzwungene Freizeit mit sogenannter Projekt-Arbeit verbringen. - Schöne Fotos für die Werbe-Mappe, die jedoch fast niemand bezahlen will, da der Bearbeitungs-Aufwand sehr hoch ist.

Allerdings behaupten immer wieder Profis in ihren Fachbüchern, dass sie und alle anderen Profis nur mit RAW arbeiten. Das liegt jedoch daran, dass diese Bücher sowieso nur von Amateuren gekauft und gelesen werden. Und schließlich will man als Buchautor und Profifotograf nicht hinter Amateuren rangieren.

Lernkurve

Warum hat sich dies alles so verändert und seit wann?

P.S.: Die nächste Revolution kommt mit der Computational Photography und künstlichen Intelligenz in Smartphones auf die Fotografie zu. Die ersten Ergebnisse sind beim fast perfekt arbeitenden Augenautofokus (für Mensch und Tier) bereits verfügbar. Dadurch wird die Fotografie noch leichter für noch mehr Menschen.

Der einzige reale Unterschied zwischen Profis und Amateuren

Profis versuchen im Gegensatz zu Amateuren von der Fotografie zu leben.
Das ist und bleibt der einzige Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Denn genau das sagt ja bereits das Wort: Profi kommt von Profession / engl. auch Professional - Berufs...

Die Haarspalterei, die sich im (vor allem im englischsprachigen) Internet findet, ist in Deutschland weitgehend irrelevant. Hier legen das Finanzamt (Gewinnerzielungsabsichten) sowie das Gewerbeamt den Status der freien Fotografen fest und die wenigen angestellten Fotografen besitzen eine Arbeitsplatz-Beschreibung des Arbeitgebers, welche dies festlegt. D.h. der Umsatz, das (Netto-) Einkommen, oder der Gewinn aus der Fotografie spielen keine Rolle. Auch das Wissen, die Erfahrung und letztendlich die subjektive Bildqualität spielen keine Rolle.

Im englischsprachigen Raum gibt es einen Witz über die modernen Profis in der Fotografie:
Worin unterscheidet sich ein Profi-Fotograf von einer Familien-Pizza (mit 50 cm Durchmesser)?
Die Pizza ernährt eine vierköpfige Familie.

Übersättigter Markt

Seit 2004 ist die Fotografie in Deutschland und auch in fast ganz Europa ein zulassungsfreies Handwerk / Gewerbe (Quelle: Anlage B zur Handwerksordnung HwO Position 38). D.h. der Name Fotograf ist nicht mehr geschützt (nur noch solche Titel wie Fotografenmeister). Wirklich jeder darf sich so nennen und auch dazu - ohne jegliche Vorkenntnisse - ein Gewerbe eröffnen, wobei die Gewerbeanmeldung relativ preiswert ist.

Die Fachhochschulen werfen jedes Jahr tausende von Absolventen/innen der Richtung Fotografie, Mediendesign, Fotokunst, Kunst etc. auf den Markt, für die es keine Arbeit gibt (siehe u.a. fotoMAGAZIN 6/2012, S. 86ff.).
Ein Dozent warnt seine Studierenden folgendermaßen: Keiner von euch wird draußen gebraucht. Ihr bekommt nur Jobs, wenn ihr sie anderen wegnehmt. (Rolf Nobel, zitiert nach fotoMAGAZIN 6/2012, S. 91.)

Zusätzlich glauben viele Arbeitslose, ihr altes Hobby Fotografie zu Geld machen zu können.

Auch das klassische Fotografenhandwerk wirft laufend Absolventen/innen auf den Markt, da die kleinen ausbildenden Fotofachgeschäfte sie nicht selbst übernehmen können.

Zählte die Bundesagentur für Arbeit 2005 noch weniger als 10.000 Berufsfotografen, so sollen es Ende 2012 laut Angaben des Photoindustrie-Verbandes bereits etwa 20.000 gewesen sein.

Allein in Österreich soll es gemäß Auskunft der Handwerkskammer über 6.000 berufstätige Fotografen geben. Der dortige Markt kann jedoch nur ca. 1.000 ernähren. (Quelle: wirtschaftsblatt.at, 2016, In Österreich ist Platz für 1000 Fotografen. - Es gibt 6000.)

Als Folge verfallen seit mindestens dem Jahr 2000 zumindest in der westlichen Welt die Preise.

Der Zeitungs- und vor allem Zeitschriften-Journalismus liegt inzwischen am Boden. Die meisten Zeitungen und Zeitschriften arbeiten nur noch mir freien Mitarbeitern, deren Bezahlung ständig sinkt.

2020 löste nach Informationen des Verlages Übermedien der Berliner Tagesspiegel seine Fotoredaktion auf. Der Chefredakteur soll dies damit begründet haben, dass eine Fotoredaktion resp. die Fotografie anachronistisch sei.

Negative Folgen

Dies hat gravierende Folgen für die Bildqualität.

Die meisten Profis müssen heute für weniger Geld mehr Fotos in derselben Zeit abliefern.

Die meisten jungen Profifotografen hetzen inzwischen nur noch von einem Termin zum nächsten.

Die Arbeitslosenquote liegt bei Fotografen seit über zehn Jahren in Deutschland ständig über dem Durchschnitt. Die letzten Zahlen lagen bei ca. 25% Arbeitslosigkeit.

Das Jahreseinkommen derjenigen Fotografen, die überhaupt Arbeit haben, liegt oft unter 10.000 Euro.
Gemäß einer neueren Studie lag 2017 das durchschnittliche Jahres-Brutto-Einkommen deutscher Fotografen, die bei der Künstler-Sozialkasse gemeldet waren, bei 17.800 Euro. (Quelle: fotoMagazin, Nr. 8, 2018, S.3). Da mögen zwar ein paar tausend Euro Schwarzgeld fehlen. Aber es handelt sich um den Brutto-Ertrag, also vor Steuern, Krankenkasse und eigenen Kosten.
Bei 2.200 regulären Arbeitsstunden im Jahr kommt so ein Stundenlohn von etwa 5-10 Euro zusammen. Wobei dies schamlos übertrieben ist. Die meisten selbständigen Fotografen arbeiten eher weit über 3.000 Stunden im Jahr. Denn, wie lautet die Definition von selbständig: Jemand der selbst und ständig arbeitet.
Bei solch einem Stundenlohn (oft unter dem gesetzlichen Mindestlohn) darf und kann man aber keine herausragende Qualität mehr verlangen.

Angesichts derartiger Fakten wirken alle vollmundigen Verklärungen der Industrie wie ein Hohn: Laut einer Studie 2013 bewerten Profifotografen ... ihre berufliche Zukunft durchweg positiv (Quelle: piv-imaging.com, Profifotomarkt: Produktqualität und Produktionslebensdauer sind kaufentscheidend, 2015).

Nachtrag 2018: Fotografin: Der Markt ist überschwemmt mit Amateuren - Zeit, 25. Januar 2018, alles ist in den letzten Jahren noch viel schlimmer geworden.

Fazit zu Profis und Amateuren

Halten wir fest, dass es vor ca. 50 Jahren sehr wenige Berufsfotografen gab, die meist sehr gut ausgebildet einer kleinen Zahl an Amateuren gegenüberstanden. Die Schnittmenge beider - schlechter Profis und ambitionierter, vermögender Amateure mit viel Zeit war damals sehr klein. Hinzu kam in der analogen Epoche eine sehr aufwändige und komplizierte Technik der Bild-Nachbearbeitung.

Profis und Amateure gestern

Zu analogen Zeiten (sagen wir vor etwa 5 Jahrzehnten) war die Schnittmenge der Profis zu den Amateuren gering. Nur ganz wenige Amateure besaßen die Ausrüstung und das Wissen sowie die Erfahrung der Profifotografen.

Heute hingegen finden sich viel zu viele oft schlecht oder überhaupt nicht ausgebildete Profis auf einem völlig gesättigten Markt. Dazu kommt, dass insbesondere in den letzten 15 Jahren die Anzahl der ambitionierten Amateure mit Zeit und Geld explodiert ist. Bereits dadurch nahm die sich massiv überlagernde Schnittmenge beider Gruppen deutlich zu.

Hinzu kommt jedoch noch eine technische Revolution. Während die Amateure heute meist sehr gut mit PC und Software umgehen können, hat fast eine gesamte Generation von Profis den Wechsel zur digitalen Technik entweder nur langsam und gezwungen nachvollzogen, oder sogar verschlafen. - Nicht, dass man auch heute noch mit analogen Kameras hervorragende Fotos machen kann. Das Problem liegt hierbei eher in der durch die Werbung produzierten Erwartungshaltung der Auftraggeber: Die meisten wünschen digital, ob es sinnvoll ist oder nicht. In den Köpfen der Kunden herrscht mehrheitlich die Assoziation digital = modern, analog = veraltet.

Letztendlich sollte man sich den Profi zuerst einmal genau anschauen und seine persönlich gelieferte Qualität prüfen, bevor man pauschal jemandem Ehrfurcht entgegen bringt, die ihm evtl. nicht gebührt.

Profis und Amateure heute

Heute hat sich das Verhältnis jedoch völlig geändert. Die Schnittmenge zwischen Amateuren und Profis ist sehr groß geworden. Insgesamt stieg bei beiden Gruppen die Qualität der fotografischen Ergebnisse der Spitzenfotografen deutlich an. - Und wirklich Herausragendes kann man sowohl bei den Profis wie den Amateuren nur vor der Spitze erwarten.

Soll man Profifotograf werden?

Überlegen Sie sich das sehr genau. Geld verdienen kann man in fast jedem anderen Beruf leichter. Und auch dann können Sie sehr viel Zeit mit Ihrem Hobby Fotografie verbringen.

Alternativ finden sich einige (wenige) Berufe als festangestellter Fotograf (z.B. Forensik, Polizeifotograf), bei denen man zumindest die Fotografie als gesicherten Beruf ausüben kann.

Ein englischer Artikel von Ken Rockwell rät ebenfalls davon ab, heute noch Berufsfotograf zu werden.

Andererseits will ich niemanden generell davon abhalten, wenn er von der Fotografie wirklich begeistert ist, wenn für Ihn Fotograf eine Berufung und nicht nur ein Beruf ist. Wer noch wirklich sehen kann, mit Licht gestalten will und so etwas Neues schaffen kann, das andere nicht sehen, kann es sich überlegen. Wer bereit ist, für seine Leidenschaft Fotografie auch zu leiden und auf so manche (insbesondere finanziellen) Vorteile - wie geregelte Freizeit und Urlaub - anderer Berufe zu verzichten, darf es in Erwägung ziehen. Aber dann bewegt man sich bereits in dem ökonomisch schwierigen Bereich Kunst. Es gibt durchaus Künstler-Fotografen, die zugeben, arm zu sein, aber dennoch Ihren Lebenstraum Fotograf nicht aufgeben wollen. Die Definition von Glück ist immer eine individuelle Angelegenheit. Und noch einen Schritt weiter: Wer eine Lichtgestalt im Profibereich werden will (gleichgültig ob analog oder digital), muss sich durch einen Hang zum Perfektionismus abheben. Dieser wird jedoch nur noch von ganz wenigen Kunden gewürdigt und bezahlt. Diese müssen Sie finden - auch als Foto-Künstler.

Aufgrund umfassender Analysen zur Foto-Wirtschaft halte ich inzwischen sogar ein Ende der klassischen Fotografie absehbar: Mit zunehmender Automatisierung der Kameras sowie der Aufrüstung auf 4K- und bald 8K-Video mit hohen Bildfrequenzen, wobei man die Einzelbilder (bis über 30 Mega-Pixel) direkt aus dem Film einzeln extrahieren kann, werden Berufs- und Amateurfotografen überflüssig. Dies gilt auch für das heute noch lukrative Geschäft mit der Hochzeitsfotografie. Bereits aufgrund der drastisch zunehmenden Kriminalität werden bald alle öffentlich zugänglichen Räume kameraüberwacht werden. D.h. auch Hotels und selbst Kirchen werden dazu übergehen, in allen Ecken derartige hochauflösende Kameras zur Überwachung einzubauen. Sofern man den wichtigsten Kunden / Gästen dann einen RFID-Sensor, die bereits heute winzig klein sind, als Anstecker (Neudeutsch: Button) übergibt, dann können sie automatisch verfolgt, gezoomt, eine Gesichtserkennung durchgeführt und auf den Augen fokussiert werden. Dies resultiert in völlig automatisch erstellten sehr guten Fotos, gleichzeitig und das von mehreren Raumpositionen aus. Als Kunde muss man sich dann nur noch das beste Foto aussuchen. Die Technik ist schon vorhanden und die Videos laufen sowieso ständig. D.h. eine manuelle Bildgestaltung durch den Fotografen ist nicht mehr erforderlich. Der Kunde tritt somit für seine Fotos in eine Vertragsbeziehung zum Hotel, Restaurant, der Kirche, dem Standesamt etc.

Ende 2021 verfasste ein US-Autor einen Artikel, der meinen früheren / obigen Vermutungen sogar einen treffenden Namen gab: PaaS: Photography as a Service. - Den Berufsfotografen entgleitet die Kontrolle.

Bereits mittelfristig wird jedoch schon ein anderes Phänomen die Berufsfotografen hart treffen: Snappr - mit seinem Motto: Book a pro photographer easily and affordably. Im Prinzip handelt es sich um eine Art Uber für Fotografen. Snappr bietet 30-minütige Fotosessions inklusive 5 perfekt ausgearbeiteter Fotos für ungefähr 37 Euro (59 Australische Dollar) an. Ein ganzer Tag kostet nur 449 Australische Dollar = 280 Euro inklusive 30 Fotos, aller Risiko-Versicherungen und Zufriedenheitsgarantie / Geld-zurück-Versprechen bei Nichtgefallen. Das Firmenkonzept wird sicherlich bald von Australien nach Europa transferiert werden. Vor allem, weil es dem Kunden garantiert, dass er einen Fotografen binnen 12 Stunden erhält. Zuerst wendet sich das Firmen-Konzept an vorhandene professionelle Fotografen mit wenigen Aufträgen, um deren freie Zeiten optimaler auszubuchen. Aber wie wir bei Uber und anderen Dienstleistern bereits gesehen haben: Kurz darauf werden zehntausende Amateure für Niedriglohn den Profis harte Konkurrenz machen. Dies funktioniert umso leichter, als bei den Freien Berufen wie Fotografen keinerlei rechtliche Beschränkungen bestehen.

Im Jahr 2019 wurde der Beruf des Fotografen in den USA unter die unbeliebtesten gewählt (Report: 'Photographer' among 2018's worst jobs due to rise of freelancing, smartphones). Die Gründe: high stress levels, danger, low pay, and poor outlook = hoher Stress, Gefahren, geringe Bezahlung und schlechte Zukunftsaussichten.

Hinzu kommen die KI und Roboter. Canon bot den großen Medien-Agenturen - auf deren Wunsch - für die olympischen Spiele Robotersysteme an. Korrekt gelesen. Roboter haben u.a. keine Angst, direkt hinter einem Fußballspieler oder neben dem Tor zu stehen, wenn der Ball mit über 100 km/h angeflogen kommt. Die kann man auch vor einem Speer-, Hammer- oder Diskuswerfer aufstellen. Ferner kann man Robotersysteme in Batterien zu 4-6 Kameras angeordnet mit billigen Kameras bestücken. Selbst bei 5 Bildern je Sekunde, die heute jede Einsteigerkamera beherrscht, sind dies dann (zeitversetzt geschaltet) 20-30 Bilder je Sekunde. Im Grunde benötigt man dazu überhaupt keine klassischen dedizierten Fotokameras mehr mit Griffen, Akkus, Benutzerschnittstelle etc. Letztendlich sind Roboter preiswerter, mit Künstlicher Intelligenz achtsamer sowie insgesamt zuverlässiger, generell kälte- sowie hitzeresistenter und müssen weder Essenspausen machen noch in kritischen Momenten auf das WC.

Weiterführende Literatur

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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