Mittelformat-Look

vg

Ein in Foren und von (bezahlten?) Influencer immer wieder aufgebrachtes Thema ist der sogenannte Mittelformat-Look.

Definition

Wohlwissend definieren jene diesen Ausdruck nie sauber, sodass man darunter verstehen kann, was man will, und die Vertreter jenes Ausdruckes auch nicht angreifbar sind.

Halten wir sachlich fest, dass es bereits mehrere Film- und Sensor-Formate zum Mittelformat gab und gibt. (Definition Mittelformat bei Wikipedia):

Bei analogem Film waren es alle Formate zwischen 6*4,5 cm und 9*6 cm. Dabei schwankten die real nutzbaren Filmbreiten jedoch zwischen 56*41,5 mm und 59*56 mm. Das ergibt Flächen zwischen 2.324 und 4.984 Quadratmillimetern. Eine riesige Spannweite.

Digital finden sich bei digitalen Mittelformatkameras drei unterschiedliche Sensorgrößen mit weiter Verbreitung:

Da findet sich zuerst einmal das große Format P 65+: 53,9*40,4 mm = 2.178 Quadratmillimeter = 2,5 * Kleinbildsensor.

Dann gibt es das mittlere Format P 45+: 49,1*36,8 mm = 1.807 Quadratmillimeter = 2,1 * Kleinbildsensor.

Und schließlich findet sich das kleine Mittelformat P 40+: 43,9*32,9 mm = 1.444 Quadratmillimeter = 1,7 * Kleinbildsensor - vor allem in den USA wird der Wert oft als 43,8*32,9 mm angegeben.

Physik

Die Unterschiede der Flächen dieser drei Oberklassen sind extrem.

Physikalisch festhalten kann man: Je größer die Sensorfläche ist, desto mehr Licht kann einfallen, desto höher ist die Bildqualität aufgrund des abnehmenden Photonenrauschens.

Das kann man natürlich bei großer Ausbelichtung oder hochauflösendem Monitor auch im Bildergebnis sehen.

Hinzu kamen die für jedes Format natürlich andersartigen Objektive, die bereits früher meist eine eigene Qualitätsklasse für sich waren - allerdings auch eine eigene Preisklasse darstellten.

Überdies waren die Kameras und deren exakt nur dazu passenden Objektive derart großvolumig, schwer, teuer und kompliziert zu bedienen, dass dies überwiegend ein Feld für Berufsfotografen war, die sich die aufwändige / zeitintensive Arbeit sowie ihre langjährige Erfahrung auch fürstlich bezahlen ließen.

Aber letztendlich lag es meines Erachtens an zwei Faktoren, dass bessere Bilder herauskamen: Erstens war da die Verwendung von Stativen - zumindest im Freien. Und zweitens kam die Verwendung von Blitzlicht oder Dauerleuchten im Studio hinzu.

Dass Stative in vielen Fällen die Bildqualität erhöhen, dürfte aufgrund der geringeren Erschütterung bereits verständlich sein. Dies gilt bis heute, da man auf dem Stativ die Basis-ISO verwenden kann. Heute kommt sogar oft ein Pixel-Shift Modus hinzu, der bei absolut statischen Motiven geradezu gigantische Aufnahmeauflösungen von mehreren hundert Mega-Pixeln erlaubt, indem mehrere Aufnahmen hintereinander mit jeweils 1 oder sogar 1/2 Pixel Verschiebung gemacht werden. Wichtig bleibt jedoch der hohe Dynamikumfang der Sensoren, der nur bei der Basis-ISO des Sensors vorliegt. Handgehalten steigt die ISO-Zahl und der Dynamikumfang sinkt. Das mag zuerst nur im Grieseln und Rauschen sichtbar werden. Aber es ist auch anhand ausgefranster Lichter und versumpfter Schatten leicht zu erkennen.

Bei Studioaufnahmen kommt allerdings hinzu, dass man den Lichtumfang extrem einengen kann. Das geschieht meist auf ca. 6 Blenden, weil dies dem klassischen Ausbelichtungsumfang auf Papiermedien entsprach. In diesem Bereich ist dann alles perfekt belichtet und zeigt auch alle Farbnuancen. Deshalb wirken jene Fotos auf Papier (Hochglanz-) Zeitschriften etc. auch extrem beeindruckend, weil der Dynamikumfang dafür ausgelegt ist. Mit anderen Worten: Alle Details des aufgenommenen Motives sind auch auf dem Endmedium in hoher Qualität sichtbar.

Kombiniert man beides - Stativ im Studio mit künstlichem Licht - dann wirken die Fotos oft brillant.

Fazit

Somit halte ich den sogenannten Mittel-Format-Look für die Kombination vieler Elemente, wobei die meisten überhaupt nichts mit dem Film- oder Sensorformat zu tun haben.

Mit den neuesten spiegellosen Vollformat-Kameras mit den besten Objektiven im Studio auf dem Stativ mit Basis ISO und Pixel-Shift wird man (unter Berücksichtigung des Beschnittes des Sensorformates) gleichwertige Ergebnisse erzielen können, sofern man die dazu erforderlichen Fototechniken beherrscht. Zumindest hat sich der Abstand zwischen der Bildqualität bei Vollformat und Mittelformat in den letzten Jahren derart verengt, dass man da genau hinschauen muss. So kann man mit neuen Vollformatsensoren mit neuesten Objektiven definitiv schärfere Fotos aufnehmen als mit alten Mittelformatsensoren mit alten dazu irgendwie passenden (oft noch für analoge Systeme konzipierten) Mittelformat-Objektiven.

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