Was sind die wahren Risiken der Fotoindustrie - Langzeitprognose zur klassischen Fotografie mit dedizierten Kameras bis in das Jahr 2030.
Nach fast 15-jähriger Beschäftigung mit einer dreistelligen Anzahl an wissenschaftlichen Artikeln hier auf diesem Auftritt mit Themen der Fotografie und nach fast 5 Jahren kontinuierlicher Detail-Analyse der sich seit 2010 im Sturzflug befindlichen Foto-Wirtschaft wagte ich zum Jahreswechsel 2019/20 eine Langzeitprognose über 10 Jahre anhand des bisher Geschehenen: also einen Ausblick auf das Jahr 2030. Wie wird die Fotowirtschaft sich über die kommende Dekade bis zum Jahr 2030 entwickeln. Welche Risiken bestehen und welche Auswirkungen werden diese ohne Gegenmaßnahmen haben.
Bitte beachten Sie, dass diese Analyse vor der Pandemie und Weltwirtschaftskrise 2020 entstand. Jene beiden Faktoren verstärken und beschleunigen jedoch zahlreiche unten aufgelistete Aspekte.
Zwar ist die Zukunft nicht determiniert. Aber anhand des bisherigen Verhaltens der Kamerahersteller - insbesondere durch deren Versagen beim Lösen der wahren Probleme sowie beim ernsthaften Beschreiten der seit Jahren aufgezeigten Wege aus der Krise - lassen sich durchaus Denkmuster, Verhaltensweisen und Trends ablesen.
Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Risiken behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.
Vorab zur Klarstellung, zur Beruhigung der bei jeder wissenschaftlichen Kritik sofort hyperventilierenden Fans und zur Vermeidung (oder zumindest Reduktion) der üblichen Hass-E-Mails:
Es handelt sich hier um Langzeitthesen. - Daraus folgt, dass diese Dinge definitiv nicht sofort eintreten, sondern eventuell erst in zehn Jahren.
Alle Gedanken sind auf mindestens eine Dekade ausgelegt, wobei ich alle Aussagen angesichts der unsicheren Zukunft mit ein paar Jahren plus / minus versehen würde.
Vielleicht wird vieles davon auch nicht eintreten, weil die Hersteller nicht nur (wie bisher bereits) meine Artikel lesen, sondern deren Inhalt verstehen und zukünftig auch umsetzen.
Im Übrigen will ich hier alles auch auf einer Makro-Ebene belassen. Es geht nicht um Details und schon gar nicht um einzelne Kameramodelle oder auch Hersteller. Die hier aufgelisteten Fakten betreffen alle.
Folglich kann jeder Fotograf sich entspannt zurücklehnen, tief durchatmen, das Folgende in Ruhe lesen - und dennoch weiterhin problemlos fotografieren. Auf Ihre momentane praktische Fotografie haben diese Langzeitentwicklungen und Trends keinen Einfluss.
Zum Abschluss noch eine Definition: Unter klassischer Fotoindustrie
respektive klassischen Kameras
meint dieser Artikel immer die heute bekannten dedizierten
Fotokameras, welche speziell und nur für das Fotografieren resp. die Aufnahme von Videos konzipiert wurden, im Gegensatz zu z.B. multifunktionalen Smartphones.
Seit Jahrzehnten ist die Alterspyramide bekannt. Man nimmt die Statistiken bisher jedoch überwiegend wie einen Regen stoisch hin, und fast alle sagen sich: so ist das halt
.
Diese demographische Entwicklung hat allerdings erhebliche Auswirkungen auf die Fotografie.
Immer mehr aktive Fotografen werden älter und gebrechlicher. Sie können und wollen keine schweren System-Kameras mit schwerem sowie voluminösem Zubehör mehr tragen und folglich auch nicht mehr neu kaufen. Daran ändern die ein paar hundert Gramm Gewichtseinsparung bei spiegellosen Kameras und neuen Tele-Objektiven auch nichts. Daraus folgt, dass zunehmend mehr alte Fotografen aus dem ökonomischen Fotokreislauf ausscheiden werden.
Dies ist jedoch kein linearer Vorgang, sondern einer, der sich in der folgenden Dekade in einer großen Welle brachial entladen wird. Vor allem die 1950er und 1960er Jahre galten in der damals industrialisierten Welt (der damalige Westen und Osten) als die Geburtenstarken Jahrgänge. Diese werden in der kommenden Dekade der Fotografie aus Altersgründen als Käuferschicht verloren gehen.
Hinzu kommen schlichtweg ökonomische Rückgänge aufgrund von Todesfällen.
Verschlimmert wird alles durch geringe Neuzugänge: In den entwickelten Ländern inklusive China kann man seit Jahrzehnten einen signifikanten Geburtenrückgang feststellen. Hinzu kommt der Umstand, dass diese jungen Menschen sich mehrheitlich nicht mehr für das komplizierte und zeitaufwändige Hobby Fotografie und Film per se oder als eigene Kunstform interessieren. Sie machen dokumentarische Fotos und Videos als Erinnerungen eher nebenbei.
Alle seit Jahrzehnten immer wieder postulierten Wachstumschancen in der dritten Welt haben sich bisher für die klassische Fotoindustrie nie erfüllt. Ganz im Gegenteil haben sich diese Weltregionen völlig dem Smartphone zugewandt und die Zwischenstufe der dedizierten Kamera übersprungen. Das werden sie auch überwiegend weiterhin so tun.
Fazit: Unvorstellbar große fotoaffine Gruppen scheiden in der kommenden Dekade aus dem Marktgeschehen, während nur noch eine geringe Anzahl neuer potentieller Interessenten hinzukommt. Gleichgültig, wie dieser Trend in absoluten Zahlen exakt aussieht: Es werden in der nächsten Dekade jährlich beträchtlich weniger Käufer im klassischen Fotomarkt investieren.
Seit der politisch vorangetriebenen Globalisierung in den 1980er Jahren wächst - entgegen allen Versprechungen der Anhänger jener ökonomischen Politik - die Armut. In der westlichen Welt wird die Mittelschicht langsam aufgelöst. Es bilden sich deutlich voneinander getrennte reichere Oberschichten, welche von der Globalisierung profitieren, und ärmere Unterschichten, welche unter der Globalisierung seit Jahrzehnten leiden. Man geht sicherlich nicht völlig fehl, wenn man pauschal 1/4 der bisherigen Mittelschichtangehörigen als Aufsteiger und 3/4 als Absteiger eingruppiert. Oder, wie es ein Wirtschaftskritiker süffisant zusammenfasste: Es gibt immer mehr Multimilliardäre á la Bezos auf der einen Seite und seine fast als Leibeigene abhängigen Beschäftigten bei den Amazons der globalisierten Welt auf der anderen Seite. - Dass ich ein besonderes Augenmerk auf die Mittelschichten lege, liegt darin begründet, dass sie bis heute die Mehrzahl der technisch affinen und künstlerisch interessierten Fotografen stellten. Die Unterschichten fanden eher selten Zugang zur aktiven Fotografie, und die Oberschichten lassen sich meist fotografieren.
In den letzten Jahrzehnten sind die Kosten für das grundlegende Leben (Wohnen, Lebensmittel, Energiekosten) in der westlichen Welt dramatisch angestiegen (weit über den zugegebenen Inflationsraten), die Einkommen jedoch kaum. Ferner wurden die Steuern und Abgaben für die unteren Einkommensschichten deutlich erhöht, sodass die frei verfügbaren Netto-Einkommen der Mehrheit der Bürger der Industrienationen in den letzten Jahrzehnten sogar signifikant abgenommen haben.
Während man in den USA ganz offen davon spricht, dass die Mehrzahl der Bevölkerung nur einen Gehalts-Scheck von der Armut entfernt ist, weil trotz Wohlstands und Vollbeschäftigung extrem hohe laufende Kosten gleichzeitig dagegen stehen, so muss man für Europa schlicht festhalten, dass viele Menschen entweder bereits verschuldet oder sogar überschuldet sind und noch viel mehr schon durch eine Autoreparatur in vierstelliger Höhe in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Dieser Trend wird sich weiter verschärfen - insbesondere in Europa, wo nun wohlhabende Umweltaktivisten zielstrebig alle Abgaben und Steuern sowie das alltägliche Leben - für wieder einmal ein angeblich hehres höheres Ziel - weiter drastisch erhöhen.
Hinzu kommt ein seit Jahrzehnten anhaltender Abbau sozialer Leistungen, sozialer Institutionen etc. sowie eine parallel dazu abgewickelte Privatisierung früher staatlicher Leistungen und der dazu gehörenden Infrastruktur (über Krankenhäuser bis hin zum Trinkwasser).
In zahlreichen Staaten (wie z.B. Frankreich) haben derartige Preiserhöhungen bereits zu landesweiten, massenhaften und sogar gewalttätigen Ausschreitungen geführt. Offensichtlich geht es bei vielen Menschen inzwischen an das (zumindest gefühlte) Lebensminimum.
Dieser Verarmungstrend der Unterschichten wird in der kommenden Dekade zunehmen, da sich alle Regierungen und alle Parteien (auch die linken: man denke nur an Harz IV) erstaunlicher Weise in dieser Sparpolitik seit Jahren einig sind. Minimale Gegenbewegungen, wie die der konservativen(!) Regierung in Britannien, werden daran nichts ändern, weil dort der reale Zustand der Verarmung schon weit fortgeschritten ist.
Bereits heute sieht es in den englischsprachigen Ländern bei Jugendlichen finanziell ähnlich aus. Die Ausbildungskosten vor allem für gute Hochschulen sind exorbitant und führen zu jahrelanger Verschuldung der Absolventen. Das wird sich bis 2030 auch in Deutschland so zeigen, - alleine schon, weil die Mieten in Universitätsstädten explodieren. Bei diesen Gruppen werden bereits heute wichtigste Entscheidungen der eigenen Lebensplanung mangels Geldes aufgeschoben und verschoben. Wer aus finanziellen Gründen jedoch weder heiraten kann, noch Kinder sich leisten kann, noch in den Urlaub fliegen kann, noch ein Auto oder gar Haus leisten kann, benötigt zur Dokumentation dieser fehlenden Dinge auch keinen Fotoapparat. Dies waren früher alles wichtige Kaufanreize der Fotowirtschaft.
Zwar engagieren sich vor allem die Zentralbanken weltweit seit mindestens 2008 mit teilweise illegalen oder grenzlegalen Mitteln gegen eine ständig drohende Wirtschaftskrise. Aber diese wird sich langfristig auch nicht verhindern lassen. Im besten Fall kommt es - wie in Japan - zu einem dauerhaften minimalen Wachstum bei Inflation (sogenannter Stagflation) - mit der erheblichen Gefahr der Zombie-Firmen und Zombie-Staaten (ökonomische Einheiten, welche im Grunde schon längst insolvent wären, wenn sie durch Zentralbankmaßnahmen nicht künstlich am Leben erhalten würden). Im schlimmsten Fall kommt es in der kommenden Dekade zu einer weltweiten Wirtschaftskrise. Dann würden alle obigen (Armuts-) Faktoren nochmals dramatisch verstärkt.
Nachtrag Anfang April 2020: Die Zukunft kommt oft schneller als vorausgesagt. Eine weltweite Wirtschaftskrise ist bereits eingetreten.
Aus ökonomischer Sicht wird alles nochmals verschlimmert, da durch sinkende Käuferzahlen schlichtweg die Preise der neu zu entwickelnden Kameras steigen müssen. Nur so können die Hersteller zukünftig im schrumpfenden Markt noch Gewinne erzielen. D.h. die Billigkameras werden zunehmend entfallen und damit auch ganz soziale Schichten als Besitzer / Käufer dedizierter Kameras.
Fazit: Bereits heute können sich viele Menschen keine Fotokamera im vierstelligen Bereich mit ebenso teuren Objektiven mehr leisten. Das wird sich in der kommenden Dekade deutlich verstärken. D.h. weitere ganze Bevölkerungsschichten werden aus dem ökonomischen Fotokreislauf ausscheiden. Hier ist auch langfristig keine Wende in Sicht.
Die Zukunft der Fotografie liegt eindeutig bei Video. Das haben die Kamerahersteller bereits seit 2012 auch selbst eingesehen. Alle Forschungen und technischen Entwicklungen laufen seit den 2010er Jahren in diese Richtung.
Die digitalen Foto-Kameras sind heute alle zumindest Hybrid-Systeme, wobei manche bereits ein deutliches Übergewicht bei Video erkennen lassen. - D.h. der Wert des Standbildes und somit der Standbildkamera nimmt kontinuierlich ab.
Hinzu kommt, dass auch immer mehr Normalanwender lieber Bewegtbilder statt Standbilder wünschen. So senden bereits heute Rentnerinnen Live-Videos aus dem Urlaub an ihre Liebsten zu hause.
Smartphones revolutionieren seit ca. 2010 den Foto- und Video-Bereich.
Gleichzeitig haben die Hersteller der dedizierten Kameras weiterhin auf alte Technik gesetzt. Vor allem wird dies bei den dem Sensor nachgelagerten hochspezialisierten Prozessoren sichtbar. Während Smartphone-Hersteller auf allgemeine CPUs (Zentral-Rechen-Chips), GPUs (Graphische Bausteine) und NPUs (Neuronale Prozessoren) setzen.
Bereits 2017 überholten Smartphone-Hersteller die Kamerahersteller im Punkt Rechen-Leistung jede dedizierte Kamera. Jedes moderne Smartphone bietet mehr Rechenleistung, als für die Mondlandung erforderlich war. Dieser Trend wird sich verstärkt fortsetzen. Dank der jährlichen Entwicklungszyklen bei Smartphones und den minimal 2-jährlichen - faktisch eher 4-jährigen Erneuerungszyklen bei dedizierten Kameras wird die Lücke sich sogar jährlich noch vergrößern. Gemäß dem Moore'schen Gesetz ist bis 2030 mindestens mit einer weiteren Verdreißigfachung der reinen Rechenleistung in Mobilgeräten zu rechnen. Dabei wurden Effizienzsteigerungen durch Fortschritte in der KI noch nicht einmal berücksichtigt. Korrekt gelesen: KI wird zukünftig die Technik selbst optimieren und vermutlich bald eigene hochwertigere Chips für sich selbst entwerfen.
Besonders deutlich wird dies bei Mehrfachkameras, mit denen alle Smartphones inzwischen ausgestattet sind. 2019 galten 4 gebündelte Kameras als Spitze. Aber Patente für Blöcke mit 16-Kameras sind schon angemeldet worden. Damit lassen sich bereits rein optisch / flächenmäßig Vollformat-Sensoren simulieren, sodass praktisch alle dedizierten Kameraklassen betroffen sind.
Überdies werden zunehmend optische Telezooms eingebaut. Ab 2020 werden wir vermehrt optische 5-10-fach-Zooms in Mobiltelefonen finden. (Nachtrag: Ende März 2020 stellte Huawei offiziell sein P40 Pro+ mit optischem 10-fach-Zoom vor.) Bis 2030 dürfte die Entwicklung sicherlich bei optischen 20-Fach-Zooms angelangt sein. Das entspricht etwa 20-400 mm äquivalenter hochwertiger optischer Brennweite. Den Ultra-Weitwinkel-Bereich und den Tele-Bereich bis 800 mm wird man 2030 mittels KI hochwertig erzeugen können.
Hinzu kommt Computational Photography mit der Künstlichen Intelligenz, welche bereits 2019 viele Dinge simulieren konnte, welche man noch vor wenigen Jahren nicht ohne hochwertige Objektive erzielen konnte. Diese KI wird sich spürbar weiter entwickeln. Binnen einer Dekade ist mit so unglaublichen Fortschritten zu rechnen, dass deren Ergebnisse selbst anspruchsvolle Fotografen in fast allen Anwendungsfällen zufrieden stellen werden.
Auch klassische dedizierte Kameras werden zwar gerne mit KI, AI, Machine Learning etc. beworben. Aber in Wirklichkeit handelt es sich bei den bisher eingeführten Details eher um Abfallprodukte der Smartphones und bei genauerer Betrachtung um wirklich winzige Anwendungen wie den Augenautofokus. Kurzum: Der Rückstand zu Smartphones ist auf diesem Gebiet bereits groß und wird sich in der kommenden Dekade sichtbar vergrößern.
Als wäre dies alles nicht schon schlimm genug, haben die Hersteller der klassischen Fotoapparate sogar bei ihrem letzten Systemwechsel (in den 2010ern) sich die Zukunft weitgehend selbst verbaut. Sie haben alle auf klassische Erfolgsfaktoren der bisherigen Kameras gesetzt: Ein (neues) Bajonett mit etwas optimierbaren Objektiven.
Revolutionäre Schritte zur Erzielung höhere Bildqualität wurden dabei jedoch absichtlich ausgeschlossen. So sind z.B. gebogene Sensoren, die bei allen Firmen als Patente vorliegen, mit den neuen Bajonetten unmöglich. Das würde einen erneuten Bajonettwechsel erforderlich machen. Dieser ist weder von den Herstellern in der kommenden Dekade finanzierbar, noch würde er von den meisten der übrig gebliebenen Fotografen nachvollzogen werden. D.h. man hat sich mit den neuen Bajonetten auch optisch in die Sackgasse manövriert.
Hinzu kommt der Umstand, dass bereits 2019 erkennbar wurde, dass sich selbst die größten Firmen Canon und Nikon mit ihrer sogenannten Roadmap (Planung) für Objektive übernommen hatten. Die geplante Zahl an 6 Objektiven je Jahr konnte entweder nicht oder nur in mangelhafter Qualität geliefert werden. Daraus folgt, dass man mindestens 5 Jahre - ich denke jedoch eher 10 Jahre - benötigen wird, um ein wirklich umfassendes hochwertiges Angebot an Objektiven für die neuen Bajonette aufzubauen. Das ist eine lange Übergangsfrist in einer sich dramatisch wandelnden Epoche. Ob alle Fotografen so viel Geduld aufbringen werden, darf bezweifelt werden.
Für den Endkunden wird jedoch in einer Dekade die Bildqualität des Endergebnisses zwischen einem Foto aus KI-unterstützten Smartphones von denjenigen Bildergebnissen der dedizierten Kameras in den meisten Anwendungsfeldern nicht mehr unterscheidbar sein. - Auch wenn es hart klingt: Für den Laien zählt das, was hinten rauskommt.
Fazit: Smartphones haben bereits heute dedizierte Kameras auf vielen Feldern eingeholt und teilweise sogar überholt. Sie werden ihre technischen Vorteile in der kommenden Dekade weiter ausbauen und dadurch einen signifikanten Vorsprung erzielen.
Der Zeitungs- und vor allem Zeitschriften-Journalismus lag Ende der 2010er Jahre - nach mindestens 2 Jahrzehnten der verschlafenen Digitalisierung sowie mehreren unsinnigen rechtlichen Aktionen gegen alle anderen u.a. mittels deutschem und EU-Urheberrecht - weitgehend am Boden. Die meisten gedruckten Zeitungen und Zeitschriften arbeiten nur noch mit freien Mitarbeitern, deren Bezahlung ständig sinkt.
Ökonomisch kommt hinzu, dass ganze Medienkonzerne (wie Springer) sich vom Print-Bereich trennen und zu digitalen Medien wechseln. Dies wird auch erhebliche Auswirkungen auf den Profi-Bereich haben, da man zukünftig keine doppelseitigen A3-Fotos in 300 dpi-Auflösung mehr benötigt.
2018 entließ sogar Reuters Fotografen, verkleinerte den ganzen Bereich und legte ihn mit Video zusammen. Man kann man sich ausmalen, wie es inzwischen bei anderen Zeitungen und Zeitschriften sowie Presseagenturen und Verlagen aussieht. Die halten es nur geheim. Auch, wenn es hart klingt: Der klassische Fotojournalismus (= mit statischen Fotografien) leidet extrem. Bis 2030 ist er in seiner bisherigen Form am Ende.
Ein Wechsel der Berufsfotografen zur Sportfotografie ist weitgehend ausgeschlossen, da dort die Fotos immer uninteressanter werden. Sport will man in Bewegtbildern sehen. Deshalb gehen auch die großen digitalen Anbieter dazu über. Aber hier können die meisten kleineren Zeitungen und vor allem die einzelnen Fotografen mit Videokameras ökonomisch nicht mithalten. Denn die Film- sowie Übertragungsrechte werden meist vorab pauschal und zu horrenden Summen verkauft.
Am dritten Januar 2020 gab Vogue Italien als erste Modezeitschrift bekannt, im Januar keine Fotos mehr zu veröffentlichen, um damit gegen die von Fotografen in großem Umfange mitverursachte Klimakatastrophe zu demonstrieren. Bald werden sich andere Magazine anschließen. Jedem ist natürlich bewusst, dass es sich dabei nur um eine Erpressung der Fotografen handelt. Hier geht es um generelle Kosteneinsparungen unter dem Deckmantel des Umweltschutzes. Dennoch sind die Fotografen auf dem besten Weg nicht nur zu den meistgehassten Menschen zu werden, sondern auch lukrative Aufträge oder zumindest Einnahmen zu verlieren.
Im Übrigen ist weltweit bereits die mit KI gesteuerte Robotik bei Foto- und Videoaufnahmen im Sportbereich in der Entwicklung und Erprobung. Sie wird 2020/21 bei den olympischen Spielen in Tokio erstmals in großem Stil in der öffentlich sichtbaren Praxis eingesetzt. KI und Roboter sind zuverlässiger sowie preiswerter als menschliche Fotografen. Das wird bis 2030 auch die meisten Sportfotografen aus dem Gewerbe drängen. Das gleiche gilt selbstredend für Veranstaltungen wie Konzerte, Theateraufführungen, politische Auftritte etc. Dabei geht es nicht nur um die Kostenreduktion, sondern immer öfter um Sicherheitsaspekte: Man will keine fremden Fotografen mehr überall herumlaufen haben.
Aufgrund des Wegfalls der Lehre bei Fotografen und des Meistertitels zur Geschäftseröffnungen 2004 nahmen europaweit die Zahlen der freiberuflich tätigen Fotografen zu. Ähnliches war weltweit auch ohne Deregulierung zu erkennen, da ab 2007 haufenweise Arbeitslose - mangels anderer Perspektiven - in diesen Bereich gedrängt wurden. Als Folge verfielen seitdem zumindest in der westlichen Welt die Preise für Fotos.
In allen mir bekannten Ländern fanden sich Ende 2019 viel zu viele beruflich tätige Fotografen. In manchen Ländern wie Österreich gab es Untersuchungen und Schätzungen, dass es bis zu 5-mal mehr beruflich tätige Fotografen gab, als der Markt tatsächlich benötigt. Es handelt sich somit nicht nur um eine Marktsättigung, sondern um ein riesiges Überangebot.
Mit zunehmender Automatisierung der Kameras sowie der Aufrüstung auf bald 8K-Video (und bis 2030 sicherlich 16K-Video) mit hohen Bildfrequenzen von bald bis zu 120 Bildern je Sekunde, wobei man die farbigen Einzelbilder (über 30 Mega-Pixel bei 8K) direkt aus dem Film einzeln extrahieren kann, werden Berufs- und Amateurfotografen auch auf anderen bisher als sicher angesehenen Berufsfeldern überflüssig.
Aber auch andere als sicher angesehene Felder wie die Passbildfotografie für biometrische Fotos werden entfallen. Bis 2030 wird es sicherlich Apps geben, mit denen jeder unbedarfte Anfänger mit seinem Smartphone biometrisch korrekte Aufnahmen von sich machen kann. Dabei wird die App mittels bereits heute vorhandener Bilderkennung (z.B. Gesichtserkennung) und bereits heute vorhandener Sprachausgabe (z.B. Straßennavigation) der aufzunehmenden Person sagen, wie sie sich hinzusetzen hat, den Kopf halten muss und welche Mimik sie verwenden soll. Das ist alles in Einzelteilen heute bereits vorhanden. Falls bis 2030 noch niemand diese App anbietet, werde ich es dann tun.
Die Automatisierung mittels Robotik und KI betrifft auch das bisher noch lukrative Geschäft mit der Hochzeitsfotografie. Bereits aufgrund der drastisch zunehmenden Kriminalität werden bald alle öffentlich zugänglichen Räume kameraüberwacht werden. D.h. auch Hotels, Restaurants, Standesämter und selbst Kirchen werden dazu übergehen, in allen Ecken derartige hochauflösende Kameras zur Überwachung einzubauen. Hochauflösende Robotik-Kameras in Farbe, die mittels KI Menschen am Gesicht erkennen, oder per IRIS-Scan identifizieren, sind bereits vorhanden. Autofokus- und Auto-Verfolgungssysteme sind schon im Einsatz. Selbst das Zoomen auf Einzelpersonen ist bereits möglich. Dies resultiert in völlig automatisch erstellten, sehr guten Videos mit Einzel-Fotos, gleichzeitig und aus mehreren Raumpositionen. Als Kunde muss man sich dann nur noch das beste Foto / die beste Videosequenz aussuchen. Die Technik ist schon vorhanden und die Videokameras laufen sowieso ständig. D.h. eine manuelle Bildgestaltung durch den Fotografen ist nicht mehr erforderlich. Spätestens 2030 wird vermutlich der Kunde somit für seine Fotos und Filme in eine Vertragsbeziehung zum Hotel, Restaurant, der Kirche, dem Standesamt etc. treten. Berufsfotografen und Berufsvideografen werden ersetzbar.
Bereits heute machen immer mehr Hochzeitsgäste selbst Fotos und Videos mit ihrem Smartphone und lassen sie per Download / Link / E-Mail etc. dem Hochzeitspaar zukommen. Oft sind dank KI diese 12 MP-Fotos und 4K-Videos heute schon so gut, dass sie die der Berufsfotografen ersetzen. D.h. zukünftig werden bei sich ständig verbessernder Bildqualität der Smartphones immer mehr Familien bei Taufen, Hochzeiten und Familienfesten dazu übergehen, Privatpersonen um deren Aufnahmen zu bitten, statt einen Berufs-Foto-/Video-Grafen dafür kostenpflichtig zu engagieren.
In Australien beeinträchtigt seit den 2010er Jahren bereits ein anderes Phänomen die Berufsfotografen hart: Snappr - mit seinem Motto: Book a pro photographer easily and affordably
. Im Prinzip handelt es sich um eine Art Uber für Fotografen. Snappr bietet 30-minütige Fotosessions inklusive 5 perfekt ausgearbeiteter Fotos für ungefähr 37 Euro (59 Australische Dollar) an. Ein ganzer Tag kostet nur 449 Australische Dollar = 280 Euro inklusive 30 Fotos, aller Risiko-Versicherungen und Zufriedenheitsgarantie / Geld-zurück-Versprechen bei Nichtgefallen. Das Firmenkonzept wird sicherlich bis 2030 von Australien nach Europa transferiert werden. Vor allem, weil es dem Kunden garantiert, dass er einen Fotografen binnen 12 Stunden erhält. Zuerst wendet sich das Firmen-Konzept an vorhandene professionelle Fotografen mit wenigen Aufträgen, um deren freie Zeiten optimaler auszubuchen. Aber wie wir bei Uber und anderen Dienstleistern bereits gesehen haben: Kurz darauf werden zehntausende Amateure für Niedriglohn den Profis harte Konkurrenz machen. Dies funktioniert umso leichter, als bei den freien Berufen wie Fotografen kaum rechtliche Beschränkungen bestehen.
Ferner wurde bereits 2016 immer deutlicher, dass nicht nur Profis (selbst der öffentlich-rechtlichen Anstalten, die alles ersetzt und ihre Arbeit lukrativ bezahlt bekommen) Angst haben, mit großer, auffälliger, teurer Ausrüstung in sogenannte No-Go-Areas (in Europa) zu laufen, sondern auch immer mehr Privatpersonen aufgrund zunehmender Gewalt sich keineswegs selbst durch eine Vollformatkamera zum Opfer machen lassen wollen. Sie machen schlichtweg keine Aufnahmen mehr in gefährlichen Gebieten. Vor allem nimmt kaum jemand mehr große Kameras und Ausrüstung dorthin mit, weil er sonst sowieso sofort zum Opfer wird.
Aufgrund weltweit zunehmender Gewalt gegen Berufsfotografen wurde im Jahr 2018 der Beruf des Fotografen in den USA unter die unbeliebtesten gewählt (Report: 'Photographer' among 2018's worst jobs due to rise of freelancing, smartphones). Die Gründe: high stress levels, danger, low pay, and poor outlook
= hohe nervliche Belastung, Gefahren, geringe Bezahlung und schlechte Zukunftsaussichten.
Verschlimmert wird alles durch soziale Veränderungen: Bereits heute wissen große Teile der Bevölkerung - u.a. dank eigener brauchbarer Aufnahmen mit dem eigenen Smartphone - den Mehrwert hochwertiger Fotos vom Profi nicht mehr zu schätzen, weil sie den kleinen Unterschied angesichts der Computational Photography und KI im Smartphone auch nicht mehr sehen. Sie bezahlen ihn auch immer seltener. Das spürten alle Fotografen bereits spätestens 2019. Dieser Anteil wird sogar noch steigen, da sich - wie oben geschildert - die ökonomische Ausgangslage für viele Kunden bis 2030 weiter verschlechtern wird. Eine zunehmende Zahl kann und will sich 2030 keinen Berufsfotografen mehr leisten.
Fazit: Bis 2030 sehe ich ein dramatisches Sterben bei den Berufsfotografen. Mindestens 3/4 werden verschwinden. Eventuell trifft es sogar über 90%. Damit sind nicht nur die heute alten, bald in Rente gehenden Fotografen gemeint, sondern einfach die Zahlen aller Berufsfotografen insgesamt. - Nur die Kreativsten werden überleben, oder die Reichsten, die es sich leisten können.
Vorab zur Klarstellung: Jedes Management muss ständig Entscheidungen treffen. Das ist seine Aufgabe. Dafür wird es bezahlt.
Viele Entscheidungen fallen unter Zeitdruck und ohne ausreichend Informationen über den zu entscheidenden Punkt.
Für viele Entscheidungen der Kamera-Hersteller finden sich zahlreiche durchaus berechtigte (oft firmeninterne) Hintergründe etc., die selten nach außen dringen (sogenannte innere Zwänge).
Für viele Entscheidungen gilt jedoch auch die ketzerische Aussage zu den beiden Totschlagargumenten in der Wirtschaft: Das haben wir schon immer so gemacht
und: Das haben wir noch nie anders gemacht.
Im Nachhinein ist es generell einfacher für außenstehende Analytiker Entscheidungen zu kritisieren.
Management-Entscheidungen werden von Menschen getroffen. Daraus folgt, dass Menschen sie auch aufheben, ändern oder durch andere Entscheidungen ersetzen können.
Aus strategischer Sicht für die nächste Dekade als nachteilig sind jedoch zu werten:
Rücksichtslose Sparpolitik auf den Feldern Forschung und Entwicklung (F&E, Research and Development, R&D) sowie Service - vor allem durch Einsparungen bei qualifiziertem Personal.
Bei den hohen Managern handelt es sich überwiegend um aus dem Finanzbereich und Controlling stammende Personen, die bei sinkenden Gewinnen oder evtl. Verlusten zuerst reflexartig (wie korrekt im Studium gelernt) sparen.
Während sich die Entwicklungszyklen bei Smartphone auf jährlich eingependelt haben und dazu ständig fotografietechnisch mehr je Jahr geboten wird, haben alle Kamerahersteller (inklusive Sony und Fuji) in den 2010er Jahren ihre echten im Sinne von vom Kunden spürbaren und verwertbaren Entwicklungszyklen reduziert. Dadurch wird der Rückstand zu Smartphones zukünftig zementiert.
Der Service hat sowohl bei der Telefonberatung bei Problemen als auch bei Reparaturfällen deutlich abgenommen. Dies senkt die Kundenzufriedenheit und somit die Kundenbindung. Mittelfristig wird so die Wechselbereitschaft zu Mitbewerbern erhöht. Langfristig werden dadurch die Käufe bei allen Kameraherstellern sinken. Bei dedizierten Kameras sprechen wir schließlich von gekauften, teuren und hochkomplexen Systemen, welche die meisten Fotografen als Langzeit-Investition betrachten - im Gegensatz zu mit dem Funkvertrag für ca. 2 Jahre gemieteten Mobiltelefonen.
Das Verwenden der vorhandenen Rücklagen und Gewinne der Kamerahersteller für Aktienrückkaufprogramme zur Kurspflege der eigenen Börsenwerte wird zwar immer üblicher, zeigt allerdings langfristig Nachteile.
Kurzfristig hilft dies zwar, die Aktionäre und Anteilseigner noch bei der Stange zu halten und von Panikverkäufen an der Börse abzuhalten, weil so die Rendite je Aktie steigt. Aber diese Investoren wissen schon lange, wie schlecht es der Branche geht. Derartige Maßnahmen haben kaum Langzeitwirkung.
Auch die seit Jahren durch die japanische Zentralbank getätigten Massenaufkäufe der Aktien japanischer Kamerahersteller schützen dank 5-10% Sperrminoritäten nur vor unerwünschten plötzlichen feindlichen Übernahmen durch Investoren aus dem Ausland. Das hat keine Auswirkungen auf die Investitionen der Firmen oder deren Produktpolitik und somit auch nicht auf die Fotokunden und in letzter Konsequenz auf deren Käufe von Kameras und Objektiven.
Diese Gelder hätte man früher bereits und sollte man auf jeden Fall zukünftig m.E. eher in Forschung und Entwicklung, mehr hochqualifiziertem Personal, effizienterer (Roboter-) Produktion, höherer Qualitätssicherung, besserem Service für alle Kunden (nicht nur für Berufsfotografen) sowie einem optimierten Reparaturwesen und effizienteren neuen Vertriebs- und Kommunikationswegen investieren. Dies würde langfristig die Kundenbindung erhöhen und auch wieder enttäuschte Fotografen anlocken.
Alle Kamera- und Objektiv-Hersteller (nicht nur die japanischen) zeichnen sich (anders als gezwungener Maßen bei ihren Aktionären) durch große bis größte Zurückhaltung in der Kundenkommunikation aus.
Amateur- wie Berufs-Fotografen wissen nicht, wie es weiter geht. Sie erhalten noch nicht einmal Informationen zur aktuellen Lage. Alle bisherigen Roadmaps wurden binnen weniger Monate verändert oder entpuppten sich bald als unerfüllbar. Auf Kundenwünsche geht man sowieso kaum ein.
Fotohändlern geht es kaum besser: Nur die allergrößten werden überhaupt irgendwann direkt angesprochen und über z.B. entfallende Kameramodelle informiert.
Vor allem über die Weiterführung alter Modelle bei Kameras und Objektiven lassen sich die Hersteller kaum aus. Da wird sogar teilweise bewusst getäuscht. Man erhält den Eindruck, dass alle Manager eine Panik vermeiden wollen und folglich lieber unhaltbare aber vage Versprechen abgeben oder ganz schweigen.
Die meisten Fotografen fühlen sich zu wenig informiert, um eine Kaufentscheidung zu treffen. Kaum einer schien Ende 2019 zu wissen, wie die fotografische Zukunft für ihn persönlich aussehen könnte. Es herrschten Glaubensbekenntnisse und wilde Meinungen sowie Hoffnungen vor.
Es fanden sich Ende der 2010er Jahre maßlose Übertreibungen in der Werbung:
Angesichts schrumpfender Märkte gingen - beginnend mit Sony und Fuji - zunehmend alle Hersteller zu einer übertreibenden, reißerischen und unseriösen Bewerbung ihrer Produkte über. Ein Stichwort ist hierbei das gefürchtete Fußnotenmarketing, bei welchem oben fett etwas angepriesen wird, das man unten kleingedruckt in der Fußnote drastisch einschränkt, bis es für die praktische Fotografie irrelevant wird.
Alle verlassen sich zunehmend auf unseriöse Influencer, bei denen sich schon lange herumgesprochen hat, dass derjenige am meisten verdient, der am dreisteten lügt und betrügt.
Eine steigende Zahl an Fotografen fühlt sich inzwischen als betrogene Kunden. Diese Tendenz wird nachhaltigen Schaden in der kommenden Dekade verursachen.
Hinzu kommen das Verschlafen der Trends und anschließend überstürzter Markteintritt beim Systemwechseln: Dies gilt insbesondere für Nikon und Canon, welche 2018 durch Sonys Verkaufs-Erfolg in den USA geradezu panikartig und zu früh, mit unausgereiften Kameras sowie ohne ausreichende Anzahl an neuen Objektiven im Vollformat zu spiegellosen Systemen wechselten.
Der zuerst von Olympus zusammen mit Panasonic (MFT), dann Fuji (APS-C und später Mittelformat), danach Sony, sowie schließlich Nikon und Canon vollzogene Systemwechsel zu spiegellosen Kameras mit jeweils neuem Bajonett war halbherzig und konservativ.
Die Investitionen in die neuen spiegellosen Bajonette kosten Milliarden, sind jedoch nicht zukunftssicher. Damit sind zwar etwas höhere Bildqualität bei etwas geringeren Herstellungskosten möglich. Aber man hat den arbeitsaufwändigen Workflow der Bildbe- und Verarbeitung komplett beim überholten, alten (und bei vielen Fotografen verhassten) Verfahren belassen. - Der Zweiteilung: Aufnahme in der Kamera und Nachbearbeitung (nach mühsamem Datentransfer) am PC.
Angesichts extrem konservativer Berater
bei den wenigen befragten Berufsfotografen und bezahlten Analytikern war nicht mehr zu erwarten.
Ferner hörten alle Entscheider auf exakt jene oben genannten (in die Jahre gekommenen) Babyboomer, die in der kommenden Dekade aus dem Markt ausscheiden werden. Sie orientierten sich somit an der langfristig falschen Zielgruppe.
Überdies wird der Wechsel zu den neuen spiegellosen Systemen für Betrachter mehr als halbherzig betrieben, da bis heute die alten Systeme mit Spiegel weiter verkauft werden. Dies führt zu Preiskriegen auf mindestens zwei Systemebenen (spiegellose Kameras gegen eigene Modelle mit Spiegel sowie spiegellose Kameras eines Herstellers gegen die der Mitbewerber) und völlig verunsicherten Kunden.
Bis heute werden zu viele Produkte für zu viele kleinteilige Kundensegmente angeboten.
Hinzu kommt der Umstand, dass sich die Eigenschaften dieser zahllosen Produkte in der Fotopraxis seit Jahren kaum mehr unterscheiden. Für viele Fotografen ist schon lange der Punkt Gut genug erreicht. D.h. neuere Nischenmodelle verlocken kaum mehr zu einem Neukauf.
Auch hier sind bis heute konservative Berater bei den Berufsfotografen und bezahlte Analytiker der oben genannten (in die Jahre gekommenen) Babyboomer bestimmend, die in der kommenden Dekade aus dem Markt ausscheiden werden. Die Hersteller orientierten sich somit auch bei der Nischenabdeckung an den Wünschen der langfristig falschen Zielgruppe.
Durch die übertriebene Produktvielfalt wissen weder Kunden, was sie kaufen sollen, noch viele Fotohändler, was sie vorrätig halten und empfehlen sollen. Anfang 2020 waren ca. 100 verschiedene Systemkameras verfügbar. Ganz grotesk ist dies bei Sony, weil diese Firma z.B. bei der Pocket-Kamera RX100 2020 sage und schreibe 8 Modelle (inklusive der Va) seit 2012 gleichzeitig im Verkauf und sogar in der Produktion hält, obwohl mindestens 5 davon völlig veraltet sind.
Zumindest zwischen Herbst 2016 und Ende 2019 wurde eine gnadenlose Überproduktion auf Halde durchgeführt.
In ihrem Optimismus glaubten die Manager (viele davon im Grunde bis heute), dass sich der Markt wieder erholt und man die weltweit hohen Lagerbestände irgendwann abverkaufen kann.
Spätestens seit 2019 führten diese Überproduktionen zu einem offen erklärten ungeahnten Preiskrieg, der letztendlich die Gewinnmargen aller Produkte sogar langfristig reduziert.
Kurz- bis mittelfristig schädigt dies auch den Verkauf aller Neuprodukte, die sich - weil technisch kaum hochwertiger - gegen verramschte fast so gute Ware nur in geringen Stückzahlen absetzen lassen.
Seit Herbst 2019 scheint der Markt in Teilen sogar zu kollabieren, da inzwischen auch bei Systemkameras Modelle von bis zu 4 Generationen gleichzeitig im Verkauf sind, weil die Uraltprodukte teilweise aus dem Jahr 2013 noch immer nicht alle abverkauft werden konnten.
Aufgrund der langfristigen Lieferverträge mit Zulieferern, Abnahmekonditionen bei manchen Systemkomponenten wie Sensoren und generell sehr schwer zu reduzierenden Produktionszahlen ließ sich die Ende 2019 bei vielen Herstellern erkannte Überproduktion überhaupt nicht schnell reduzieren.
Sogar die nachweislich reduzierte Produktion der Jahre 2010 bis heute hing immer der viel schneller abnehmenden wahren Nachfrage hinterher. Vor allem in den kritischen Jahren 2018 und 2019 stiegen die Lagerbestände - trotz Produktionsreduktion an.
Selbst bei einem sofortigen harten Durchgreifen, das ich aufgrund obiger ökonomischer und psychologischer Randbedingungen für unwahrscheinlich halte, würde es mindestens 1-2 Jahre dauern, um die bisherigen Lagerbestände und die 2020 weiter angehäuften Überkapazitäten wirklich an Endkunden zu verkaufen. Bitte Vorsicht: Offizielle Verschiffungszahlen der Hersteller sind optische Täuschungen: Die Ware wurde nur weitergerecht an Importeure der jeweiligen Kontinente, Groß-, Zwischen und Einzelhändler. An Fotografen verkauft ist davon noch nicht viel.
Verschärft wird das Überangebot noch dadurch, dass immer mehr Umsteiger zu neuen spiegellosen Systemen, sowie vor allem altersbedingte oder gesundheitlich verursachte Aussteiger ihre alten Kameras und Objektive auf den Gebrauchtmarkt werfen. Vor allem dieser Trend der Wechsler, Auf- und Aussteiger wird in der kommenden Dekade die Preise vieler (Durchschnitts-) Modelle unter Druck halten.
Praktisch alle Hersteller verwenden ihre eigenen Systeme. D.h. eigene Bajonette, eigene Blitzgeräte, eigene Akkus, eigene Hochkantgriffe mit Zusatz-Batteriefach, eigene RAW-Formate, eigene Software zur Bildbearbeitung etc., die zu den Modellen der Mitbewerber inkompatibel sind.
Auch wenn zuerst Sony und als letzte Firma Canon dazu überging, Lizenzen für die Bajonette abzugeben, sind diese mit Kosten für die Lizenznehmer verbunden. So wird der Auf- und Ausbau eines Systems langfristig behindert.
Sogar bei Olympus und Panasonic, die von Beginn an mit offenen Standards bei Micro-Four-Thirds arbeiteten, dauerte es (in wirtschaftlich noch guten Zeiten) über 10 Jahre, um ein ausgereiftes vollständiges System anzubieten.
Bei kontinuierlich sinkenden Absatzzahlen wirken sich solche proprietären Firmensysteme langfristig extrem hinderlich aus.
Neue gemeinsame Standards sind nach den teuren Bajonett-Wechseln der Platzhirsche jedoch binnen einer Dekade zumindest bei Objektiven kaum denkbar.
Auch die weitgehende Ausrichtung der Entwicklung und Produktion auf Hardware halte ich langfristig für kritisch, da seit Jahren im Bereich Smartphones (wie im Grunde überall) mittels Software kontinuierlich optimiert wird.
Durch Software (Firmware) kann man moderne Kameras und Objektive auch viele Jahre nach dem Verkauf qualitativ spürbar verbessern.
Nur bei den allermodernsten spiegellosen Modellen boten die Hersteller regelmäßige Software-Nachlieferungen in den letzten Jahren (vereinzelt) an - aber nur gezwungener Maßen, weil ihre verfrühten Produkte schlichtweg gravierende Mängel aufwiesen, die viele Rezensenten heftig kritisierten.
Dennoch herrscht im Management ein Denken vor, dass der Kunde für neue Funktionen oder verbesserte Leistungen eine komplett neue Hardware - sprich ein neues Nachfolgemodell oder eine andere Kamera kaufen soll.
Die Vernachlässigung der Software-Seite zeigt sich auch in der Verkennung der Bedeutung der Kommunikation im modernen Leben. Es ist folglich langfristig kontraproduktiv, dass die Kamerahersteller die eigenen Cloud-Systeme für eigene Kunden abschalten, während andere Anbieter darin die Zukunft sehen.
Ferner ist die gewollte Abschottung der eigenen Kamera-Hardware vor allem in der nur mäßigen Anschlussqualität an Mobilgeräte durch eigene Software ersichtlich. Wer aufgenommene Fotos nur in kleiner Auflösung und schlechter JPEG-Qualität (sowie extrem langsam und mühsam) auf sein Mobilgerät übertragen kann, um dann das unschöne Bildergebnis zu publizieren, kann gleich eine Aufnahme mit dem Smartphone machen und es damit problemlos sowie schnell auf moderne Plattformen übertragen.
Die Konzentration auf die Hardware zeigt auch Nachteile beim Workflow, weil fast die gesamte Bildnachbearbeitung - vor allem im hochwertigen Bereich - auf einem separaten, teuren PC mit eigener, teurer und vor allem hochkomplizierter Software stattfinden muss. Das empfinden bereits heute viele Fotografen als zu aufwändig. Dies gilt insbesondere, weil jene Anwender inzwischen mitbekommen haben, dass die Bildbearbeitung auf dem Smartphone problemlos mit ein paar Mal Wischen durchgeführt werden kann.
Da die Kamerahersteller seit Jahren offensichtlich mit der Software-Seite überfordert sind, wäre letztendlich eine Freigabe der Software-Schnittstellen der Kameras an Dritthersteller (wie heute fast überall im Betriebssystem-/Computer-Bereich üblich) die langfristig sinnvolle Lösung. Dass ein erheblicher Bedarf hierfür vorliegt, zeigen erfolgreiche Projekte wie z.B. Magic Lantern seit vielen Jahren.
Es herrscht zunehmend eine Ausrichtung auf die beiden Kundenzielgruppen Berufsfotografen und wohlhabende Amateure vor.
Da - wie oben geschildert - die Zahlen der Berufsfotografen weltweit bis 2030 dramatisch abnehmen werden, halte ich persönlich die Ausrichtung an dieser Kernzielgruppe bereits aus rein quantitativen Gründen für langfristig nachteilig. Die Wünsche der Berufsfotografen sind nicht zukunftssicher.
Bereits 2019 nahmen die Käufe dieser Gruppe signifikant ab - insbesondere, weil die Verlage und Agenturen früher für viele dort Beschäftigte die Kameras und sündhaft teuren Tele-Objektive anschafften und sie an eigene Mitarbeiter ausliehen. Ganze Agenturen reduzieren mit ihren Mitarbeitern jedoch auch ihren Hardware-Bestand - und werden dies bis 2030 weiter fortsetzen.
Ganz im Gegenteil setzen Agenturen bereits heute vermehrt auf Robotik und KI. Dafür werden zwar auch Kameras benötigt, aber keine Profikameras für Berufsfotografen.
Da Berufsfotografen überdies die meiste Zeit dafür verwenden müssen, Kunden zu werben und Geld zu verdienen, besitzen sie wenig Zeit, um Neues zu erlernen. Folglich wünschen sie kaum größere Veränderungen - weder an der Kamera selbst noch am nachgelagerten Arbeitsprozess. Daraus folgt, dass sie sich nur kleine Detailverbesserungen von den Herstellern an den Kameras wünschen, die ihnen etwas Zeit in ihren eingespielten - sowieso bereits fast automatisch ablaufenden - alten Arbeitsprozessen ersparen.
Zweitens sind sie konservativ (im ursprünglichen lateinischen Sinne von bewahrend und schützend), indem die Berufsfotografen ihre eigene Machtposition gegenüber den unbedarften Kunden und Amateurfotografen sichern wollen. Vor allem wollen sie sich gegen potentielle Neueinsteiger schützen. D.h. sie besitzen kein gesteigertes Interesse daran, dass sich ihre einmal mühsam erlernten (hochkomplexen) Abläufe und angeeigneten Prozesse grundlegend ändern, da hierdurch nur Fremde einen leichteren Zugang zu ihren Kunden erhielten und somit ihre eigene finanzielle Basis gefährden würden.
Somit liegt den meisten (vor allem älteren) Berufsfotografen nichts an einer revolutionären Vereinfachung der Fotografie oder der Beschleunigung der Bildnachbearbeitung. Berufsfotografen versinnbildlichen hingegen die kontinuierliche, langsame (oder eher schleichende) Evolution, wie wir sie seit Jahrzehnten im Fotobereich vorfinden. Jede die Spielregeln ändernde (game-changing) revolutionäre Umgestaltung der Fotografie würde ihre Einkommensbasis gefährden.
Spiegelbildlich sieht es bei den Kamera-Herstellern aus, die sich an exakt jene gemächliche Evolutuion angepasst haben. Wehe, wenn jemals eine wirklich disruptive Technologie dies im wahrsten Sinne des Wortes revolutionieren sollte. Dann würden beide Gruppen schnell hart getroffen.
Da die Mehrzahl der wohlhabenden Amateure älter ist und - wie oben geschildert - deren Zahlen gemäß den demographischen Veränderungen weltweit bis 2030 deutlich abnehmen werden, halte ich persönlich auch die Ausrichtung der Kamerahersteller an dieser zweiten Kernzielgruppe ebenfalls bereits aus rein quantitativen Gründen für langfristig nachteilig. Die Wünsche und Betätigungsfelder der derzeitig wohlhabenden Amateurfotografen sind nicht zukunftssicher.
Bereits die Ausrichtung der Hersteller auf hochauflösende Sensoren mit vielen einzelnen Festbrennweiten stellt rein körperlich viele ältere Menschen vor zunehmende Probleme im Fotoalltag. Zuerst mögen sich einige Reiche noch eine Sammlung an voluminösen und schweren Festbrennweiten anschaffen, dann aber zu Hause lassen und schließlich nichts mehr nachkaufen.
Vor allem im für Hersteller angesichts völlig überteuerter Tele-Objektive lukrativen Bereich Tierfotografie prognostiziere ich altersbedingt bis 2030 erhebliche Abgänge.
Für die verbleibenden Tierfotografen werden gesetzliche Einschränkungen bis 2030 zu einem immer größeren Problem werden. Das schränkt in Europa die Tierfotografie weiter ein, welche durch die hier ständig bejagten scheuen Tiere sowieso schon schwer genug ist.
Ähnlich wie Berufsfotografen haben auch zahlreiche (vor allem ältere) Amateurfotografen kein großes Interesse daran, ihre in Jahrzehnten mühsam erlernten Fähigkeiten im Umgang mit der Kamera und der nachgelagerten Bildnachbearbeitung (heute Software) komplett zu revolutionieren. Auch sie sind im Grunde konservativ eingestellt und bevorzugen inkrementelle Verbesserungen am Detail, welche ihre eigene erreichte Position in der hierarchischen Fotowelt und das dazu erlernte Wissen sowie die Kompetenzen nicht gefährden. Niemand sieht sich gerne als aus dem Zeitrahmen herausgefallen und somit seine Investitionen an Zeit und Geld als sinnlos sowie sich selbst als überflüssig an.
Während bei (vor allem jüngeren) Berufsfotografen überwiegend die fehlende Zeit der Hauptgrund dafür ist, sich nicht in neue Erfindungen der Soft- und Hardware sowie Workflows einzuarbeiten, so liegt das Problem bei älteren (Berufs- wie Amateur-) Fotografen vermutlich eher bei der fehlenden Lust sowie den abnehmenden geistigen Fähigkeiten, komplett alles neu zu erlernen und anders durchzuführen.
Wie bei der Zielgruppe der Berufsfotografen, so gilt das Gesagte auch bei der Zielgruppe der älteren Amateurfotografen.
Abgesehen von dieser von manchen Wissenschaftlern oder akademisch gebildeten Fotografen gerne vorschnell und nicht selten auch etwas herablassend als geistige Trägheit abqualifizierte Einstellung vieler Menschen, kommt ein weiterer Umstand hinzu, den man im englischen Sprachraum als Muscle-Memory bezeichnet.
In der Tat gehen nach langer und regelmäßiger Anwendung viele Prozesse den Menschen so in Fleisch und Blut
über, dass man darüber nicht mehr nachzudenken braucht. Jene Aufgaben laufen quasi automatisch ab. Viele Abläufe sind nach jahrelanger Anwendung so eingespielt, dass die Finger an der Kamera oder die Finger, Hände und Arme an der PC-Maus sowie Tastatur (man denke nur an das Zehn-Finger-Blind-Schreiben) wie im Traum rein mechanisch alles korrekt durchführen.
Das kann so weit gehen, dass man mit völlig antiquierten Vorgehensweisen die man jedoch aus dem FF beherrscht, schneller an das Ziel kommt, als mit neuen Prozessen, welche man erst mühsam erlernen muss. Wie hoch diese Schwelle ist, erkennt man leicht in Versuchen, in denen die Probanden bereits beim erstmaligen Anwenden der neuen Prozesse aufgeben und (für sie zurecht) darauf verweisen, dass ihre alte Arbeitsweise schneller - und somit angeblich effizienter - sei.
Dies mag man belächeln. Es stellt jedoch in der Tat keine kleine Hürde dar. Aus meiner Praxis der Erforschung der Software-Ergonomie in Laboren kann ich festhalten, dass man vielen Menschen die Pein der Umstellung von eingespielten Arbeitsprozessen und Abläufen sogar direkt im Gesicht ablesen kann. Gewohntes abzulegen und Neues zu erlernen, verursacht manchen Menschen reale Schmerzen. Der Schutz vor Schmerzen ist jedoch eine evolutionstechnisch fest eingebrannte Verhaltensregel. Diese im Grunde gesundheitserhaltende Sperre zu überwinden, gelingt nur neugierigen Menschen, die sich u.a. durch Flow während des Erlernens und Dopaminausstoß beim Erfolgserlebnis der Zielerreichung belohnen - somit ketzerisch gesprochen eigentlich nur von körpereigenen Drogen abhängigen Menschen - wie z.B. Wissenschaftlern.
Bevor Sie nun schmunzeln, lächeln oder lachen, schauen Sie sich bitte das englische Video (mit deutschen Untertiteln) zu einem wissenschaftlichen Versuch über das Erlernen des Fahrradfahrens mit einer entgegengesetzten Lenkung an. Ein Wissenschaftler versucht dort, mit einem Fahrrad zu fahren, das bei einem Lenkradausschlag nach rechts nach links steuert und umgekehrt. Zugegeben, nur ein leicht verrückter Wissenschaftler kommt auf so eine aus der Sicht jedes vernünftigen Menschen abwegige
Idee. Er benötigte 8 Monate, bis er dieses neue Fahrrad fahren konnte. Als er es endlich beherrschte, konnte er nicht mehr mit herkömmlichen Fahrrädern fahren. Sein dreijähriger Sohn konnte es in nur 3 Wochen erlernen. D.h. je länger man sich selbst auf etwas konditioniert hat, umso schwerer fällt das Umlernen. - Da es schwierig, gefährlich und teuer ist, exakt diesen Versuch nachzustellen, versuchen Sie bitte einmal Ihr nächstes Zähneputzen mit der anderen Hand durchzuführen. Danach haben Sie vermutlich etwas mehr Verständnis für ältere Fotografen, welche nicht mehr umlernen wollen.
Wer unkritisch gefährdete Zielgruppen - wie die Berufsfotografen und die reichen alten Amateurfotografen - um ihre Meinung nach der Zukunft befragt, die sich selbst in einer angegriffenen Lage befinden und sich folglich vor revolutionären Angriffen schützen wollen, erhält exakt jene Antworten, die er verdient. Die Chancen, dass viele ältere Fotografen (Amateure wie Berufsfotografen) freiwillig in einen revolutionär neuen Bereich der Fotografie wechseln, um sich der Denk- und Handlungsweise jener neuen jungen Zielgruppen anzuschließen, dürften gering sein und sich zudem kontinuierlich weiter reduzieren.
Zu einem gewissen Grad trifft diese Unlust, Neues zu erlernen allerdings auch auf die strategisch für die Kamerahersteller langfristig interessanten jungen Zielgruppen zu. Nachdem jene sich mühsam über Jahre hinweg in die Bedientechnik der Smartphones und deren Arbeitsabläufe eingearbeitet haben, wollen auch sie mehrheitlich nicht umlernen und andere Bedienweisen, Techniken und Workflows anwenden. Sogar diese jungen und jugendlichen Zielgruppen sind im Grunde genommen bereits überwiegend konservativ eingestellt. Die Chancen, dass viele junge Neueinsteiger von Smartphones in den Bereich der klassischen Fotografie wechseln, um sich der Denk- und Handlungsweise jener beiden konservativen und langsam aussterbenden Zielgruppen anzuschließen, dürften gering sein und sich zudem kontinuierlich weiter reduzieren.
Hier befinden sich die Kamerahersteller in einem Dilemma.
Letztendlich halte ich bereits die Grundannahme viele Kamerahersteller, dass zahlreiche Nutzer der Smartphones wegen der höheren Bildqualität aufsteigen wollen, für zweifelhaft. In den USA führte Ende 2019 ein Smartphone-Influencer einen Blindtest mit über 4 Mio. Nutzern durch. Die Ergebnisse waren - aus Sicht der anspruchsvollen Fotografen sowie Kamera- und Smartphone-Hersteller - niederschmetternd. Mit 2/3 oder mehr Stimmen wurden im Vergleich immer die Fotos ausgewählt, die mehr Details in Fokus haben (exakt das Gegenteil von Freistellen). Ferner wurden hellere Bilder und wärmere drastisch höher bewertet. Alle Sensoren und Smartphones, die höheren technischen Aufwand trieben, um näher an das Bildideal der dedizierten Fotokameras zu kommen, wurden erschreckend abgewertet. Dinge wie Detailauflösung, Kontrast, Schärfe, Textur (Oberflächenstruktur) spielten kaum mehr eine Rolle, da alle Kameramodule hier ungefähr bereits gleich gut oder gut-genug waren respektive in den Zielmedien der mobilen Gesellschaft nicht mehr unterscheidbar waren. Die meisten Probanden bevorzugten überwiegend das hellere Foto, bei dem mehr in der Tiefe noch scharf abgebildet war.
Auch die weitgehende Ausrichtung der Entwicklung und Produktion auf Systemkameras halte ich für nicht zielführend, da viele Menschen überhaupt nicht mehr in Systemen denken oder in solche investieren.
Viele Fotografen wollen weder den Sensor noch die Objektive reinigen noch umfangreicheres Material herumschleppen, weil sie überhaupt nichts auswechseln wollen. Das ist ihnen inzwischen zu umständlich. Natürlich werden diese Fotografen wie heute, so auch zukünftig irgendeine System-Kamera kaufen - aber mit einem Immer-drauf-Kit-Zoom-Objektiv. Im Prinzip wollen viele Amateure schon heute eine hochwertige Kamera, die allerdings beste Bildqualität liefert, mit jedoch annähernd pflegeleichten und bequemen Eigenschaften wie bei Pocket- und Bridge-Kameras.
Daraus folgen für die Hersteller hohe F&E- sowie Produktionskosten für ihre Systeme, die sie - zumindest bei dieser (aus meiner Sicht wachsenden) Käufer-Gruppe - nicht amortisieren können. Deshalb werden die Preise der selten verkauften hochwertigen Objektive steigen müssen.
Auch die weitgehende Ausrichtung der Entwicklung und Produktion auf Bildqualität als einzigem Unterscheidungskriterium zu Smartphones halte ich langfristig für kritisch, da sich diese Bild-Qualität bisher fast ausschließlich über Mega-Pixel und Dynamikumfang sowie Schärfe definiert.
Auf diesen Gebieten werden die Smartphones dank schnellerer Entwicklung deren kleinen Sensoren, in die seit 2010 sowieso kontinuierlich drastisch höhere Forschungsgelder flossen, und der Computational Photography bis 2030 aufgeschlossen haben.
Allerdings ist bereits heute für viele Fotografen der Punkt Gut genug erreicht. D.h. eine noch höhere Bildqualität führt auch bei klassischen Fotografen nicht mehr zwangsläufig zum automatischen Neukauf eines neuen dedizierten Kameramodells.
Im Smartphone-Bereich waren gemäß Befragungen bereits vor Jahren 74% mit der 2016 noch mäßigen Bildqualität zufrieden. In den kommenden Jahren wird auch bei Smartphones für viele Anwender der Gut-Genug-Effekt eintreten und bis 2030 sicherlich auf weit über 90% ansteigen. Für diese Käuferschicht stellt spätestens dann das Argument Bildqualität kein Wechselgrund zu dedizierten Kameras mehr dar.
Andere Grundlagen moderner Menschen und modernen Kommunikation wie die schnelle Bildveröffentlichung / Publikation und vor allem einfache Bedienung wären sinnvollere Aspekte bei denen dedizierte Kameras optimiert werden könnten.
Da es sich bei den Kameraherstellern meist um Optikkonzerne handelt (oder sie wie Sony mit dem Optikkonzern Zeiss zusammenarbeiten), ist es verständlich, dass sie sich bei allen Vorgehensweisen primär auf die Optimierung der Bildqualität durch die Optik - d.h. Objektive - konzentrieren.
Die Smartphone-Hersteller versuchen dies bei ihren kleinen Kameramodulen auch, sind dort jedoch durch physikalische Rahmenbedingungen erheblich eingeschränkt. Deshalb zielen sie im Grunde auf ein ganz anderes Konzept zur Erzeugung von Bildqualität: Sie ersetzen diese optische Bildqualität durch Rechenleistung und Computational Photography sowie Künstlicher Intelligenz.
Kurzfristig lässt sich selbstverständlich Licht nur durch Licht ersetzen. D.h. die großen Optiken der dedizierten System-Kameras spielen auch mittelfristig noch ihre rein optischen physikalischen Vorteile aus.
Der Haken liegt jedoch darin, dass die Physik der Optik Grenzen auferlegt, die man mit größerer, voluminöserer, schwererer, teurerer Optik zwar etwas hinausschieben kann, sie aber erstens praktikable Schranken findet und zweitens finanzielle und letztlich auch an tatsächliche physikalische Grenzen stößt.
Trotz aller angeblicher Grenzen der Rechenleistung scheinen diese jedoch bei Smartphones noch lange nicht erreicht. Letztendlich sind sie durch Auslagerungen der Aufgaben in Funknetzwerken sogar unbegrenzt. Rein logisch ist Rechenleistung und dadurch Bildqualität folglich langfristig für mobile Funksysteme weitgehend unbegrenzt und damit jeder Optik überlegen.
Für die Praxis bedeutet dies, dass man in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft Optik durch Rechenleistung ersetzen kann und damit eine im Endeffekt höhere Bildqualität künstlich erzeugen kann, als man optisch herstellen könnte.
Erste Phänomene - wie das Fotografieren durch vermeintlich undurchsichtige Hecken und Hindernisse, oder um die Ecke herum - wurden bereits mit künstlicher Intelligenz und Rechenleistung durchgeführt. Dinge, welche optisch nicht durchführbar sind.
Hinzu kommt, dass es den meisten Kunden im Prinzip gleichgültig ist, wie die für ihn im Bildendergebnis sichtbare Bildqualität erzeugt wird.
Ferner war es bereits Ende der 2010er Jahre vielen Menschen kaum mehr möglich, zwischen optisch erzeugten und künstlich erzeugten Bildern zu unterscheiden (Stichwort Deepfake). Mit zunehmender Perfektionierung der Technologie rund um künstlich erzeugte Bilder wird diese Unterscheidung (optisch aufgenommener realer Gegenstände von künstlich erzeugten Teil- oder Gesamtbildern) nur noch Maschinen mit künstlicher Intelligenz möglich sein.
Aus den obigen Entscheidungen des Managements erkenne ich sehr viele fiskalische Standard-Maßnahmen aus dem Wirtschaftslehrbuch mit nur eher kurzer positiver Auswirkung. Kurzfristiges, teilweise sogar hektisches Handeln sowie auf früher erfolgreichen Praktiken basierende Entscheidungen scheinen unreflektiert Raum zu gewinnen.
Langfristige strategische Visionen im Sinne verständlicher Zukunftsentwürfe für die dedizierte Fotografie und Videografie scheinen entweder zu fehlen oder werden zumindest nicht kommuniziert. - Nur ein neues Bajonett, das ohne Spiegel eine etwas höhere Bildqualität zu drastisch höheren Kosten verspricht, stellt für viele Fotografen kein ansprechender Zukunftsentwurf mehr dar.
Fachhändler wie Fotokunden sind folglich durch diese Managementfehler zutiefst verunsichert. Viele warten in einer Art Schockstarre schlichtweg ab.
Inzwischen kenne ich kaum mehr einen engagierten Fotografen, der aufgrund seiner rechtlich erlaubten Tätigkeiten in der Öffentlichkeit nicht bereits mindestens einmal völlig ungerechtfertigt angegangen oder sogar Probleme mit der Polizei erhalten hätte. Dieser negative Trend nahm in den letzten Jahren vor allem in Deutschland erheblich zu.
Seit der DS-GVO ist seit Mai 2018 das Fotografieren fremder Personen ohne deren vorherige schriftliche Einwilligung in Europa untersagt.
Hinzu kamen 2019 verschärfte Urheberrechts-Gesetze auf EU-Ebene, die jede Aufnahme von Gegenständen, an denen irgendwelche Rechte Dritter hängen (insbesondere Verlage), endgültig unmöglich machen.
Laut Guardian und der Financial Times verkündete 2019 die Vizepräsidentin der EU Margrethe Vestager, die Künstliche Intelligenz in Europa einem von ihr eingerichteten auslandskritischen und US-firmenfeindlichen Ethikrat zu unterstellen und insbesondere jede Gesichtserkennung zu verbieten. Das inkludiert auch die viel weitergehende Augen- und Iris-Erkennung. Das würde automatisch jede moderne Fotokamera und jedes Smartphone verbieten, als auch den Import und Benutzung in Europa verunmöglichen. Wird es ausgestaltet wie die DS-GVO und das Bundesdatenschutzgesetz mit bis zu 3 Jahren Freiheitsstrafe für Privatpersonen, die dagegen verstoßen, dann wird bereits der Besitz einer Kamera zur schlimmeren Straftat als der Besitz von Schusswaffen. Wollten die Hersteller das vermeiden, müssten sie für Europa andere Versionen herstellen, welche noch weiter als schon bisher in ihren Eigenschaften eingeschränkt wären. Ferner müssten Touristen wohl ihre gesamte Elektronik während eines Aufenthaltes in der EU ausschalten oder bei der Einreise abgeben.
Zwar gelten alle diese Gesetze auch für Smartphones. Sie werden jedoch in der Praxis dort nicht umgesetzt, weil es sonst zu spürbaren Konsequenzen führen würde. Kurzfassung: Die Kunden würden jene Plätze, Geschäfte, Museen, Theater, Stadien etc. schlicht meiden. Niemand lässt sich das Smartphone abnehmen, oder will es in Schließfächer wegsperren oder es ausschalten. Deshalb erlauben inzwischen sogar zahlreiche Fluggesellschaften wieder die Benutzung der Smartphones während des Fluges. Daraus folgt, dass faktisch das Fotografieren und Filmen mit dem Smartphone erlaubt ist, aber bei dedizierten Kameras untersagt wird.
Es ist absehbar, dass in der kommenden Dekade die bereits vorhandenen sowie geplanten erheblichen gesetzlichen Einschränkungen der Aktivisten auf diesem Gebiet die Fotografie und Videografie mit dedizierten Kameras schädigen.
Auf manchen Gebieten reicht dies heute bereits bis hin zu tätlichen Angriffen auf Fotografen, bei denen Kameras beschädigt, zerstört und die Fotografen verletzt werden.
Hinzu kommt die seit Jahren wachsende Gefahr, auf unseren Straßen bereits durch den reinen Besitz einer Kamera zum überfallenen und beraubten Opfer zu werden, weil primitivste Sicherheitsgarantien durch den Staat nicht mehr aufrecht erhalten werden. Es sind keine Einzelfälle, wenn Fotografen aus Angst davor ihre Fotoausrüstung verkaufen oder deshalb im Vorfeld bereits keine dedizierte Kamera mehr erwerben.
Sogar in den USA gelten zahlreiche dieser beschränkenden Bedingungen inzwischen: Immer mehr private Sicherheitsdienste verbieten einem nicht nur das Fotografieren, sondern sogar das Betreten der Gelände, Häuser, Geschäfte etc. mit dedizierten Kameras. Da es sich um Privatgrund handelt, können sie dies auch ohne größere Gesetzesbestimmungen. Und Kalifornien erließ 2019 (nach dem Vorbild, oder wie manche behaupten: als Rache für die Amerikaner diskriminierende europäische DS-GVO) ebenfalls ein strenges Datenschutzgesetz, das vieles beschränkt. Letztendlich sieht es dort in vielen Gegenden sicherheitstechnisch auch nicht viel besser aus als in Europa.
In zahlreichen Diktaturen sollten Fotografen - außer an explizit freigegebenen Orten - überhaupt keine Kameras zeigen, weil dies sonst ganz schnell sehr ernste Folgen für Touristen haben kann. Da haben sich sogar schon akkreditierte Kameraleute der bekannten Magazine und öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten mit offizieller Fotografier- und Drehgenehmigung ganz schnell in Polizeigewahrsam wiedergefunden und mussten ihre beschlagnahmte Ausrüstung abschreiben. In einigen Staaten kann man für ein - aus unserer Sicht völlig harmloses - Foto oder Video auch wegen Spionage jahrelang einsitzen.
Angesichts drastisch zurückgehender Verkäufe bei Systemkameras sehe ich auch erhebliche Folgen für alle nachgelagerten Wirtschaftsbereiche.
Für Systemblitzgeräte und Studio-Blitzgeräte sehe ich 2030 nur noch einen Weltbedarf für eine Firma - maximal zwei. Dies gilt umso mehr, da man dann kaum mehr Blitzgeräte benötigen wird: die ISO-Zahlen lassen sich mittels KI hochschrauben und man kann dank KI-Software auch Studio-Blitze (das ganze Licht) nachträglich im Foto am PC simulieren. Das funktioniert im Labor bereits heute.
Für Stativhersteller sehe ich 2030 ebenfalls nur noch einen Weltbedarf für eine Firma - maximal zwei. Die Bildstabilisierung in der Kamera und im Objektiv wird mit KI-Software in der Kamera während der Aufnahme und später KI-Software in der Nachbearbeitung das Verwackeln weitgehend korrigieren.
Daran hängen natürlich alle Zubehörhersteller wie z.B. ARCA-Swiss, die ebenfalls leiden werden.
Da es sich bei Stativen um sehr langlebige Produkte handelt, die Zahl der aktiven Fotografen jedoch in der kommenden Dekade signifikant abnimmt und dadurch der Gebrauchtmarkt mit preiswerten Altgeräten geflutet wird, könnte der gesamte Markt rund um Stative auch kollabieren. Um z.B. mich zu einem Neukauf eines weiteren Stativs zu bewegen, müsste man schon einen völlig neuen und in der Fotopraxis spürbar leichteren Kunststoff (als Carbon) entwickeln.
Für Hersteller von Fototaschen, Rucksäcken, Koffern und Trolleys sehe ich 2030 nur noch einen Weltbedarf für maximal 2-3 Firmen.
Sensorhersteller für größere Sensoren in Systemkameras im Konsumenten-Bereich wird es 2030 evtl. nur noch einen geben: Vermutlich Sony, von dem bereits 2019 fast alle Hersteller ihre Sensoren bezogen. Allerdings werden dann wesentlich weniger Sensortypen angeboten werden. D.h. praktisch alle Kamerahersteller werden dieselben Sensoren verwenden müssen. Sonderwünsche wie z.B. die Fuji-Matrix lassen sich bei geringen Stückzahlen nicht mehr zu für den Kunden erträglichen Kosten herstellen. - Zur Beruhigung der Gemüter: Selbstredend werden weitere Sensorhersteller existieren, sich jedoch auf das viel lukrativere Geschäft der Industrie-Sensoren (Canon) und der Smartphones (alle anderen Hersteller) beschränken.
Für weitere Zubehörhersteller wie z.B. Filter sieht die Zukunft ebenfalls düster aus. Bei sinkenden Fotografenzahlen sinken die Absätze auch für derartig spezielles Zubehör. Hinzu kommt, dass praktisch alles, das sich durch Software ersetzen lässt (wie z.B. Filter-Effekte), zukünftig auch durch Software weitgehend ersetzt wird. Das mag zwar 2030 auch mittels KI noch nicht ganz so perfekt sein. Aber den meisten Fotografen ist das Gefummele mit den Schraub- respektive Steckfiltern sowieso schon heute zu umständlich.
Fotobuchverlage werden bis 2030 aussterben. Die geringe Rest-Nachfrage nach gedruckter Fach- und Kunstdruckliteratur wird dann digital bedient werden, vermutlich noch nicht einmal von richtigen Verlagen, sondern freien Fotografen im Eigenverlag.
Gedruckte Foto-Fachzeitschriften werden bis 2030 fusionieren und maximal 1 je Sprache überleben. Tests und Informationen werden zukünftig im Internet publiziert werden. Aber auch dies steht für kommerziell arbeitende Verlage zur Disposition, da Werbeeinnahmen bereits 2019 signifikant zurückgingen und bis 2030 weitgehend fehlen werden.
Auch die Anzahl der Übersetzer für Handbücher für die Kameras wird reduziert werden, oder sie werden ganz verschwinden. Es steht zu erwarten, dass man 2030 sowieso nur noch englische Menüs und Handbücher anbieten wird.
Kommerzielle Software zur Bildnachbearbeitung wird es 2030 für dedizierte Kameras maximal von zwei Firmen noch geben, da der Entwicklungsaufwand für KI-gestützte Software extrem ansteigen wird, was sich finanziell nur die größten Global Player erlauben können, die es zuerst für Smartphones anbieten.
Selbst Adobe, das notorisch dafür bekannt ist, Kunden kurzfristig im Regen stehen zu lassen (man denke nur an die früher kaufbare und offline betreibbare Software Lightroom, oder Flash), wird Lightroom Classic bis 2030 sterben lassen, da es sowieso schon 2017 auf das mobile Lightroom umgestiegen ist, und inzwischen nur noch dort signifikant Neues entwickelt.
Photoshop wird hingegen 2030 vermutlich noch (um 3D und KI ergänzt) angeboten werden, da es sowieso nie für Fotografen konzipiert wurde, sondern für Grafiker.
Kleinere Software-Pakete auch Plug-ins werden es hingegen sehr schwer haben, da ohne aufwändig zu erstellende und damit teure KI-Funktionen bald nichts mehr gekauft werden wird.
Deshalb sehe ich 2030 auch ganz schwarz für sogenannte Open Source-Software, die bisher noch kostenlos im Internet verfügbar ist. KI lässt sich nicht durch kostenlos arbeitende Studenten ersetzen.
Kurzum: Sie werden 2030 die Foto-Software-Landschaft kaum mehr wiedererkennen.
Foto-Foren werden sich bis 2030 sichtbar reduzieren. Ohne viele Kamera-Modelle gibt es auch kaum Werbegelder zum Betrieb dieser Werbeplattformen. Somit werden maximal 2 Englischsprachige und ein Forum der weit verbreiteten Landessprachen (wie z.B. Deutsch, Spanisch, Chinesisch, Russisch, Japanisch etc.) überleben - wenn überhaupt.
Ebenso wird die Anzahl der Foto-Wettbewerbe bis 2030 auf ein Bruchteil zusammenschrumpfen. Zwar mögen viele Fotografen daran teilnehmen wollen. Aber ohne Werbe-Sponsoren fehlt das Geld zur Organisation.
Der Foto-Print-Bereich - also das Ausbelichten und Ausdrucken der Fotos - wird bis 2030 deutlich zurückgehen. 2030 werden die meisten Fotos entweder auf den Mobilgeräten (Smartphone oder Tablet, seltener Laptop) oder auf Standgeräten (überwiegend Fernseher und noch wenige PC-Monitore) dargestellt werden. Vor allem 8K- und 16K-Fernseher werden 2030 eine jedem Foto bis 2 Meter Diagonale überlegene Bildqualität anbieten. Dennoch werden sich vermutlich noch immer einige Wohlhabende eine besonders große Ausbelichtung oder in ausgefallenen Formaten auf dann neuen Sondermaterialien an die Wand hängen. Aber das bisherige Brot- und Buttergeschäft der meisten Ausbelichter - 10*15 bis 20*30 cm Ausbelichtungen auf Papier - wird sich bis 2030 vermutlich drastisch verringern.
Auch die Veranstalter von Fotokursen werden bis 2030 mit schmerzlichen Rückgängen rechnen müssen. KI wird für die wenigen neuen Anfänger vieles erleichtern und Fortgeschrittene belegen zukünftig kaum mehr Fotokurse.
Selbst die Anbieter von Fotoexkursionen werden bis 2030 mit erheblichen Rückgängen rechnen müssen. Mit dem Smartphone wird einem 2030 die jeweils perfekte Location zur atemberaubenden Aufnahme automatisch und kostenlos genannt werden.
Bei exklusiven Foto-Reisen in das exotische Ausland werden sich einige Veranstalter im absoluten Hochpreissegment sicherlich halten können, sofern sie perfekten Rund-um-Service inklusive Vermietung der kaum mehr im Flugzeug transportierbaren schweren und großen Teleobjektive etc. am jeweiligen Zielort bieten. Insbesondere wird jegliche Tiersafari in Europa wohl verboten werden und nur noch im Ausland erlaubt sein. - Städtereisen als Fototouren sowie kleinere Fotoreisen zu unspektakulären Orten werden es hingegen 2030 schwer haben.
Der lokale Foto-Handel wird sich bis 2030 drastisch verringern. Die kommende Dekade wird zu einem Massensterben der Fotofachgeschäfte in der Fläche führen. Überleben werden nur jene Geschäfte, welche sich zusätzlich auf Optik (Ferngläser, Brillen) oder Smartphones spezialisieren, oder endlich selbst einen hochwertigen Service rund um die Fotografie (anstelle und sogar gegen die Hersteller) anbieten. Ansonsten wird der Direkthandel der Hersteller respektive der großen Online-Plattformen den Großteil der Verkäufe übernehmen. Halbwegs seriöse Kaufberatung wird es 2030 nur noch kostenpflichtig geben.
Demographisch bedingt und durch die rückläufigen Einkommen mitverschlimmert werden die meisten Foto-Clubs in eine existentielle Krise geraten und bis 2030 überwiegend verschwinden.
Fazit: Während die Kamerahersteller dank Diversifizierung als Firma überleben werden, wird die kommende Dekade im nachgelagerten Fotosektor vermutlich tausende Insolvenzen mit zehntausenden Arbeitslosen erzeugen.
Seit mindestens 2010 vergleiche ich die Fotowirtschaft mit der Hi-Fi-Industrie, die sich schon früher - ebenfalls dank vergleichbarer eigener Fehler - selbst erfolgreich in die Nische heruntergewirtschaftet hat. Inzwischen kommen mir jedoch Bedenken bezüglich meiner Einschätzung, weil sich evtl. Grundvoraussetzungen verändert haben.
Der wichtigste Punkt liegt m.E. darin, dass man die Hi-Fi-Anlage stationär zu Hause betreibt. Fotoapparate werden hingegen meist mobil verwendet. Nur wenige Studio-Fotografen sind davon ausgenommen.
Angesichts der gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen könnte es zunehmend erschwert werden, Fotografie mit dedizierten Kameras im Freien zu betreiben.
D.h. es könnte 2030 schlichtweg für die Fotografie der erforderliche Schutzraum
der Hi-Fi-Anlagen fehlen.
Damit wäre jedoch keine Talbildung bei den sinkenden Verkäufen erwartbar. Daraus würden ständig weiter sinkende Absatzzahlen folgern.
Das würde erstens zur stetigen Kostensteigerung für die verbleibenden Fotografen für weniger neue Kameras und Objektive führen.
Dies hätte jedoch zweitens ab einem bestimmten Punkt signifikante Sprungkosten bei den Skaleneffekten zur Folge. Während man mit zunehmender Produktion die positiven Auswirkungen der Skaleneffekte spürt, so werden diese bei kontinuierlich sinkenden Absätzen irgendwann auch drastisch negativ spürbar. Dann verteuern sich Produkte plötzlich nicht mehr linear, sondern in hohen und vor allem für die Kunden unabsehbaren Größenklassen. - Man nennt dies bei den Herstellern auch die Fixkostenfalle.
Aus den oben aufgeführten zahlreichen Einzelpunkten lassen sich einige summarische Thesen ableiten:
Viele Indizien aus den Bereichen Ökonomie, Demographie, Medizin, Soziales, Politik, Gesellschaft, Recht etc. deuteten Ende 2019 darauf hin, dass die Zahl der klassischen Fotografen (= Käufer dedizierter Kameras) in der kommenden Dekade kontinuierlich abnehmen wird.
Zahlreiche Indikatoren aus den Bereichen Forschung und Entwicklung, Technik, Software, Hardware etc. erlauben den Schluss, dass die klassischen Vorteile und Kernkompetenzen der dedizierten Kameras kontinuierlich gegenüber den sie angreifenden Smartphones in ihrer faktischen Auswirkung für die tägliche Praxis abnehmen werden. Eine Annäherung bezüglich der von den meisten Menschen wahrnehmbaren Qualität beider Systeme binnen einer Dekade ist wahrscheinlich. Diese generelle Entwicklung könnte bis 2030 sogar zu einer Überflügelung der dedizierten Kameras durch Smartphones in zahlreichen relevanten Bereichen führen.
Aufgrund der bisherigen durch das Management der Kamerahersteller getroffenen Weichenstellungen, welche jene vorherigen Faktoren nicht im ausreichenden Maße berücksichtigen, zeigen sich momentan keine Möglichkeiten auf, die vorhersehbaren großen Abgänge bei den alten Käuferschichten der klassischen Fotografie und Videografie durch eine auch nur annähernd vergleichbar große Anzahl an Neuzugängen auszugleichen. Neue Zielgruppen scheinen unter den gegenwärtigen gegebenen ökonomischen und gesetzten Rahmenbedingungen derzeit nicht erreichbar.
Hieraus ergibt sich die Folgethese: Unter den gegenwärtigen Bedingungen scheint eine solide Talsohlenbildung beim Absatz und somit auch der Produktion dedizierter Kameras unwahrscheinlich. Eher scheinen die Indikatoren auf einen kontinuierlichen abwärts gerichteten Teufelskreis hinzudeuten, der letztendlich zum Kollaps der gesamten Produktion führen kann.
Bei allen zur klassischen Fotografie und Videografie mit dedizierten Kameras genannten Zahlen und Prognosen ist folgendes zu beachten:
Man muss genau zwischen Produktionszahlen, Verschiffungszahlen (fälschlicher Weise oft auch als Verkaufszahlen bezeichnet) und Zahlen der tatsächlich an Endkunden verkauften Kameras unterscheiden.
Bei allen meinen Thesen gehe ich immer von jährlichen Produktionszahlen aus, da es sich hier um die einzigen halbwegs zuverlässig von der CIPA erhobenen Roh-Daten handelt.
Bereits bei den Verschiffungszahlen handelt es sich um leicht durch das jeweilige Management beeinflussbare Mengen, die man durch kurz- bis langfristige Zwischenlagerung respektive den Abbau dieser Lagerbestände firmenpolitisch jederzeit manipulieren kann.
Immer wieder angeführte angebliche Verkaufszahlen beruhen meist auf Befragungen kleiner Gruppen oder Teiluntersuchungen von Teilmärkten, die dann alle - mit entsprechenden Fehlerpotentialen - auf Gesamtmärkte hochgerechnet werden.
Ferner muss man bei sämtlichen Zahlen sehr genau untersuchen, ob es sich hierbei um alle dedizierten Kameras sämtlicher Sensorklassen (mit kleinem Sensor, mit 1-Zoll-Sensoren, Micro-Four-Thirds-Modelle, APS-C-Kameras, Vollformat-Modelle und Sensoren des Mittelformats) handelt, oder ob sich die Zahlen nur auf Teilgruppen davon oder auf nur eine einzelne Sensorgröße beschränken.
Überdies ist zu beachten, ob die Zahlen sich auf übergeordnete Großgruppen beziehen, wie sie in der CIPA-Statistik gerne rubriziert werden. Manche Werte beziehen sich auf alle Kameras aller Gruppen, andere nur auf Kompakt- und Bridge-Kameras, andere auf Systemkameras, andere auf deren Untergruppen Systemkameras mit Spiegel (DSLR) oder auf Systemkameras ohne Spiegel (DSLM).
Ferner meinen Manager der Hersteller bei Prognosen manchmal auch nur die eigenen Zahlen der eigenen Firma, während andere eher den Gesamtmarkt oder wiederum spezielle regionale Einzelmärkte beschreiben.
Bei Erstem weichen die Zahlen oft um auffallende Größenklassen voneinander ab.
Bei Regionalwerten werden hingegen oft für Westler auf den ersten Blick kaum verständliche Unterschiede zwischen Welt und Welt mit Japan, sowie Asien und Asien mit Japan gemacht.
Bei allen meinen Thesen gehe ich immer von allen Sensorklassen und allen (Kamera-)Gruppierungsklassen zusammen sowie weltweit aus - verwende folglich generell die größtmögliche Gruppe / Zahl aller dedizierten klassischen Kameras - für Fotografie und Videografie zusammen.
Meine Zahlen - wie die fast aller Analytiker - beinhalten jedoch nicht die Produktionszahlen der außerjapanischen Produzenten, da diese nicht von der CIPA erfasst respektive überhaupt nirgendwo publiziert werden. Allerdings kann man jene Produktionsmengen - überwiegend Leica - inzwischen vernachlässigen. Seit dem selbstverursachten Katastrophenjahr 2019 kann Leica seine Kamera-Modelle angesichts eingebrochener Verkäufe zurecht als limitierte Sondereditionen
bezeichnen.
Schließlich kommt es erheblich darauf an, wie Analysten ihre Zeiträume bei Aussagen und Prognosen selbst definieren:
Bereits die offiziellen Benennungen der Geschäftsjahre weichen bei fast jeder Firma ab. Manche richten sich logisch leicht nachvollziehbar nach dem Kalenderjahr, andere lassen das Geschäftsjahr von April bis März laufen, wobei wiederum manche es als rückwirkend bezeichnen (April 2019 bis März 2020 als Geschäftsjahr 2019) und andere vorausschauend (als Geschäftsjahr 2020).
Überdies kann der Begriff kurzfristig
ziemlich alles zwischen sofort und ca. 3 Jahren umfassen, mittelfristig
jeden Zeitraum zwischen ca. 2 und 8 Jahren betreffen und langfristig
ziemlich vage alles zwischen ca. 5 und 25 Jahren meinen.
Bei anderen im Internet auffindbaren Zahlen scheinen sich somit oft Widersprüche aufzutun, die sich jedoch bei genauerem Hinsehen sehr schnell aufklären: Folglich können sich durchaus unterschiedliche Zahlen auf dasselbe Jahr beziehen und korrekt sein. Andererseits können sich auch auf den ersten Blick ähnliche Zahlen in ihrer Aussage erheblich voneinander unterscheiden.
Fazit: Wie immer, so kommt es auch bei Prognosen zur Zukunft der klassischen Fotografie mit dedizierten Kameras auf die Details an: Auf exakt was und auf exakt welchen Zeitraum beziehen sie sich?
Aus den erarbeiteten Thesen halte ich einige Szenarien mit psychologischen Marken der Gesamtproduktion aller dedizierten Kameras aller Klassen für wichtig, die vermutlich auch produktionstechnische Folgen nach sich ziehen würden:
Sinkt die Gesamtproduktion unter 10 Mio. Kameras im Jahr (wurde 2020 bereits unterschritten mit nur 8.736.760 produzierten Kameras), setzt eine weltweite Diskussion ein, die über die Boulevardpresse auch den unbedarftesten Käufer erreicht und negativ in seinen Kaufentscheidungen beeinflusst.
Um dann noch die Abwärtsspirale zu bremsen oder zu stoppen, sind harte sowie einschneidende Maßnahmen seitens der Kamerahersteller erforderlich.
Dies schien mir Bereits Ende 2019 unabwendbar. Sowohl meine als auch die Prognosen von Canon und Nikon gingen dorthin. - Die meisten Hersteller kündigten deshalb 2019 bereits entsprechende, einschneidende Konsequenzen an.
Sinkt die Produktion unter 5 Mio. Stück im Jahr (Canon prognostiziert dies für ca. 2023/24 und Nikon für ca. 2024/25), wird eine Requiems-Berichterstattung einsetzen, die weltweit publiziert allen Menschen suggeriert, dass dieser Bereich klassische Fotografie im Grunde bereits tot und abgeschrieben sei.
Auch viele Fotografen, die es besser wissen oder zumindest auf bessere Zeiten hoffen, werden dann zahlreiche ihrer noch geplanten Investitionen in dedizierte Kameras aufschieben und aus Angst abwarten, was passiert.
Um dann noch eine Kehrtwende zu erzielen, sind aus heutiger Sicht unglaubliche, schnelle und radikale Veränderungen seitens der Hersteller erforderlich, um das Vertrauen der Kunden in den Bereich der klassischen Fotografie wieder herzustellen.
Persönlich halte ich dann die konzertierte Aufgabe ganzer Sensorklassen für zwingend erforderlich, um die restlichen Kunden bei den wichtigen zukunftsträchtigen Sensorklassen zu konzentrieren. Kartellrecht hin oder her, letztendlich werden sich alle absprechen müssen über den Verzicht von Kameras mit kleinen Sensoren und Edelkameras mit 1-Zoll-Sensoren. Allerdings werden vermutlich viele Hersteller - vor allem Sony - das nicht machen, sondern weiterhin diese Kameras anbieten. Das führt jedoch zu einer Zersplitterung, die kaum mehr Gewinne in allen Sektoren erlaubt, ohne dass man die Endkunden-Preise spürbar erhöht.
So oder so: für viele Fotografen wird es unter 5. Mio. Kameras je Jahr spürbar teurer.
Unter 5 Mio. ist allerdings auch kein kostenloser Service mehr anbietbar, der auch nur annähernd diesen Namen verdient. D.h. die Fotokunden werden dann auch auf vielen weiteren Gebieten - außer der direkten Hardware - für das Hobby Fotografie zur Kasse gebeten werden.
Spätestens bei der Marke von 2,5 Mio. Stück im Jahr werden drastische Kostensteigerungen unvermeidbar werden.
Zum Verständnis: Das sind nur noch 1/6 der 2019 produzierten Kameras. 15 Mio. war eine Produktionsgröße, bei der sich alle Firmen 2019 aufgrund drastischer Sparmaßnahmen noch gerade so durchlavierten. Sofern die Hersteller unter 2,5 Mio. Kameras weiterhin Gewinne erzielen wollen, so müssen sie die Endkundenpreise mindestens um 50-100% erhöhen.
Dies wird noch mehr Interessenten von Käufen abhalten.
Firmenintern geht es dann (auch bei den großen SoCaNiFu) bereits um das jeweilige Überleben des Firmenbereiches digital imaging. - Die großen und insgesamt profitablen Konzerne können sich eine zwar defizitäre aber dann kleine Sparte Imaging leisten. Die Frage ist nur, ob sie das wollen. Diese firmenpolitische Entscheidung wird dann jedoch nicht nur intern getroffen. Da sprechen heute schon zu viele große Aktionäre mit. Siehe 2020 Olympus.
Man muss sich diese Zahl als wirklich existentielle Marke vorstellen: Denn 2,5 Mio. Kameras entspricht nur noch in etwa der Weltgesamtproduktion des Jahres 1960.
Bei ca. einem Kamerakauf in vier Jahren ergibt sich daraus dann nur noch eine Anzahl von rund 10 Mio. klassischen Fotografen und Videografen weltweit. Bei der dann gestiegenen Weltbevölkerung wäre dies nur noch ca. jeder Tausendste - ein absoluter Nischenmarkt. Sogar, wenn man von 6-8 Jahren Anschaffungspause ausginge, wären es mit nur 20 Mio. klassischen Fotografen und Videografen - noch immer eine vernachlässigbare Minderheit.
Spätestens bei Unterschreiten der Marke von 1 Mio. produzierten Kameras im Jahr wird offene Panik das Management in allen Firmen erfassen. Das führt meiner Erfahrung nach zu völlig unvorhersagbaren Überreaktionen.
Das mag alles zuerst nur einzelne Kameramodelle, oder eine Sensorklasse, oder einen Hersteller betreffen. Aber ohne Talsohlenbildung ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der letzte Hersteller die Produktion seines letzten Modells einstellt.
Gemäß meinen im ökonomischen Leben bisher gesammelten Erfahrungen geschieht dies nicht langsam linear, sondern wird vom Management lange vertuscht, bis (wie bei Thomas Cook) die Zombie-Firma - respektive bei den stark diversifizierten Kameraherstellern der Bereich Imaging - binnen kurzem kollabiert.
Das sind Szenarien mit denkbaren Folgen.
Weder behaupte ich, dass sie (einzeln oder alle in Folge) unabwendbar eintreten müssen, noch klammere ich mich an Jahreszahlen, noch an inhaltliche Details.
Aber jedem denkenden Menschen muss klar sein, dass Firmen ein Produkt langfristig nur anbieten, wenn man damit Gewinn erzielt.
Die Größenklassen wurden von mir willkürlich und absichtlich gerundet angesetzt, da ich (Ende 2019) von ziemlich unvermeidbaren ca. 10 Mio. Kameras im Jahr 2020 ausging. Die Folgewerte habe ich der Übersichtlichkeit einfach in etwa halbiert.
Je nach Hersteller werden die negativen Skaleneffekte und Kostenexplosionen bei ganz anderen Größen eintreten.
Aber jedem Fotografen wie auch Manager muss klar sein, dass jede weitere Halbierung der Produktions- / Absatzzahlen die Kosten signifikant erhöht und zu immer härteren Gegenmaßnahmen zwingt, um diese Abwärtsspirale dann noch zu stoppen oder im Idealfall sogar umzukehren.
Und selbst der - von mir nicht mittelfristig erwartete - Kollaps der Produktion (eines Herstellers) führt nicht zum sofortigen Verschwinden der Kameras. Dazu sind von jeder Sensor-Klasse und von fast jedem Modell zu große Stückzahlen vorhanden. Und diese Kameras sowie Objektive funktionieren. Manche werden - wie bisher - sicherlich 10 und mehr Jahre die ihnen abverlangte Leistung klaglos erbringen. Überdies wird der Gebrauchtmarkt noch länger diese Modelle und Ersatzteile dafür anbieten. Daraus folgt, dass selbst im Falle des GAUs man mit 10-20 Jahren langsamen Ausschleichens rechnen kann. Siehe Foto-Szenarien.
Es ist sogar denkbar, dass sich das Blatt wieder wendet. So findet sich trotz aller Digitalisierung des Fotomarktes das scheinbar anachronistische Phänomen, dass vor allem jüngere Zielgruppen eine seit 1998 fast ungebrochene Liebe zu analogen Sofortbildkameras der Firmen Fujifilm (Instax), Polaroid und weiteren Herstellern mit ihren Mischungen aus heute digitalen Kameras mit analogem Drucker zeigen. Man mag dies als vorübergehende Modeerscheinung der Nostalgie abtun. Aber damit ließen sich bisher riesige Gewinne erzielen. Es ist somit nicht ausgeschlossen, dass es zukünftig auch eine (evtl. nostalgisch motivierte) Rückbesinnung neuer junger Käuferschichten auf klassische Fotokameras geben könnte. - Sicher ist dies jedoch nicht, da es sich bei den Beispielen um eine allgemeine Rückbesinnung auf vermeintlich analoge Techniken handelt. Hingegen befinden sich dedizierte digitale Kameras (zumindest heute und in absehbarer Zukunft) im Bereich Video und Fotografie sehr nah an ebenfalls digitalen Smartphones.
Alternativ kann es auch sein, dass die Smartphone-Hersteller letztendlich überhaupt nicht beabsichtigen, den hohen Aufwand ständig weiter zu treiben, um alle dedizierten Kameras vom Markt zu fegen. Evtl. konzentrieren sie sich in ein paar Jahren eher auf Augmented und Virtual Reality (AR und VR), bei denen aus meiner Sicht viel mehr Geld zu verdienen ist. Denn auch für Smartphone-Hersteller gilt der Grenznutzen: Bei ca. 1,4-1,5 Milliarden Verkäufen jährlich, lohnt sich der Mehraufwand irgendwann für die paar Millionen verbleibenden Fotografen kaum mehr.
Schon frühe Ketzer wussten, dass Prognosen - vor allem wenn sie die Zukunft betreffen - ziemlich unsicher sind. - Selbstredend lässt sich die Zukunft nicht vorherbestimmen. Geschichte verläuft nicht deterministisch.
Die Hersteller haben somit Zeit und viele Möglichkeiten, diese hier beschriebenen Szenarien abzuwenden.
Aber sie sollten bald damit beginnen. Sonst könnte 2030 bereits das produktionstechnische Licht für die klassische Fotografie mit dedizierten Kameras ausgegangen sein.
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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher