Micro-Four-Thirds-Kameras

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Micro-Four-Thirds-Kameras sind eine interessante Neuerfindung der digitalen Zeit.

Ein Inhaltsverzeichnis mit direkten Sprungmarken und Überblick über alle bei Micro-Four-Thirds-Kameras behandelten Themenbereiche finden Sie als Pop-Up.

Definitionen

Inzwischen finden sich zahlreiche Bezeichnungen rund um Micro-Four-Thirds-Kameras, die wild durcheinander verwendet werden:

Spiegellose Kamera

Spiegellose Kameras gab es schon seit dem Anfang der Fotografie. Der Spiegel, welcher dem Fotografen die Sicht durch das Objektiv erlaubt und vor der Aufnahme hochklappt, wurde erst relativ spät erfunden: Spiegelreflexkamera = Single-lens reflex camera, nämlich 1861. Sogar danach dauerte es noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bevor mehrere brauchbare Modelle Zur Verfügung standen. Einem größeren Publikum bekannt wurden diese Spiegelreflexkameras sogar erst in der Zwischenkriegszeit.

Selbst im digitalen Zeitalter besitzen fast alle Pocket-Kameras und Bridge-Kameras fast aller Preisklassen keinen Spiegel, könnten also zurecht als spiegellose Kameras bezeichnet werden. Hinzu kommen alle Kameras in Smartphones. Letztendlich besitzt die große Mehrzahl aller Foto-Kameras keinen Spiegel. Hieraus wird ersichtlich, wie wenig aussagekräftig oder charakterisierend der oft verwendete Ausdruck spiegellos im Grunde ist.

Systemkamera

Eine Systemkamera ist eine sehr alte Bezeichnung für eine Kamera, an die man Objektive und anderes Zubehör mit einem bestimmten System anbringen kann. Oder noch einfacher: eine Kamera mit austauschbaren Komponenten.

Im Kern gehören nur ein Kameragehäuse und ein Objektiv zur Mindestausrüstung.

Ein Sucher ist heute als zwangsweises Zubehör bereits umstritten. Eine gewisse Mechanik oder Elektronik für Belichtung und Bildschärfe wurde hingegen meist auch früher als Standard angesehen.

Das gesamte Systemzubehör des Kamerasystems wurde bereits im 20. Jahrhundert - zu analogen Zeiten - extrem groß. - Man denke nur an System-Blitzgeräte.

System bedeutet primär nichts anderes, als genormte Anschlüsse für wechselbares Zubehör.

Systemkameras sind keine neue Erfindung. In den frühen Jahren 1930 bis 1950 handelte es sich bei Systemkameras - wie auch heute oft - um Messsucher-Kameras. D.h. die Kamera besaß keinen Spiegel.

Dennoch kann eine Systemkamera auch einen Spiegel mit Prisma enthalten. D.h. alle APS-C- und alle Vollformat-Kameras mit Spiegel = (D)SLR = Digital Single Lense Reflex) = DSR = digitale Spiegelreflex - SR-Kamera = Spiegelreflex-Kamera - sind auch Systemkameras.

Letztendlich meint Systemkamera nur eine Kamera mit Wechselobjektiv.

Allerdings wird der Ausdruck Systemkamera von vielen Menschen im Fotobereich heute unzutreffend als Synonym für eine spiegellose Systemkamera verwendet.

Spiegellose Systemkamera

Hierbei handelt es sich um eine System-Kamera, die keinen Spiegel besitzt. D.h. sie besitzt entweder einen elektronischen Sucher oder stellt bei modernen digitalen Kameras das Sucherbild auf dem Display auf der Rückseite der Kamera dar.

Hier wird jedoch der babylonische Sprachenwirrwarr vollends unübersichtlich.

Synonyme für Systemkameras

Es finden sich zahllose Bezeichnungen und vor allem Abkürzungen zu spiegellosen Systemkameras:

CSC = Compact System Camera = Kompakte Systemkamera: umfasst eigentlich alle kleinen System-Kameras.

EVIL = Electronic Viewfinder Interchangeable-Lens camera = electronic viewfinder with interchangeable lens = Kamera mit elektronischem Sucher und Wechselobjektiv. Die Abkürzung EVIL wird heute kaum mehr verwendet, da sie in der Übersetzung böse bedeutet und marketing-technisch eine Fehlleistung darstellte.

EVF-Camera = Electronic-View-Finder-Camera = Kamera mit elektronischem Sucher.

MSC = Mirrorless System Camera = Spiegellose Systemkamera

ILC = interchangeable-lens camera = Kamera mit austauschbaren Objektiven = Systemkamera

DILS(C) = digital interchangeable-lens system camera = Digitale Kamera mit austauschbaren Objektiven

MILC = mirrorless interchangeable-lens camera = mirrorless interchangeable-lens digital camera = Spiegellose (digitale) Kamera mit Wechselobjektiv = Spiegellose Systemkamera

DSLM = Digital Single Lens Mirrorless = Spiegellose Digitalkamera mit einem Objektiv

DSL = Digital Single Lens = Digitalkamera mit einer Linse. Hier lässt man das R für Reflex entfallen.

Micro-Four-Thirds-Kameras

Zu den obigen Abkürzungen kamen weitere für die Micro-Four-Thirds-Kameras hinzu.

MFT = Micro Four Thirds

FTH = Four Thirds

m4/3 = 4/3" = µ43 = Micro Four Thirds

Hinzu kommen noch ältere Aussprachen als Four-Three, Four-by-Three, Four-to-Three, welche sich auf das Seiten-Verhältnis des Sensors beziehen.

Geschichte der Micro-Four-Thirds-Kameras

Four Thirds - Zuerst mit Spiegel

Am Anfang der digitalen Fotografie im 20. Jahrhunderts, waren Sensoren sündhaft teuer und deren Kosten wuchsen mit steigender Größe / Fläche exponentiell an. Deshalb entschied man sich bei Olympus bereits 1999 für das kleine Format Four Thirds. Die Rahmenbedingungen galten auch noch kurz nach der Jahrtausendwende. Aus diesem Grunde suchte man zuerst Sensorgrößen, die weit unterhalb des damals gängigen Kleinbildformats = Vollformat 36*24 mm der alten analogen Filmkameras lagen.

Dass man auf das Verhältnis der Seiten von 4:3 kam, mag in heutiger Zeit der 3:2-Fotokameras, der 16:9-Video- und Fernseh-Formate erstaunen. Aber früher besaßen fast alle Fernseher noch das Format 4:3. Es war auch lange der Standard bei PC-Monitoren.

Kodak und Olympus setzen sich vermutlich Anfang 2001 zusammen, um DSLRs - also digitale Kameras mit Spiegel in diesem preiswerten kleineren Sensorformat herzustellen. Im März 2003 publizierte Olympus die Internet-Seite www.four-thirds.com. Ab Ende 2003 wurden Patente zu dem Standard in mehreren Ländern angemeldet. Das Ziel war mit den 17,3 * 13 mm = 225 Quadratmillimeter kleinen Sensoren, kleinere, leichtere und preiswertere Kameras für den Massenmarkt herzustellen.

Der technisch gesehen größte Unterschied lag damals jedoch darin, dass man ein von Grund auf komplett digitales System neu entwickelte, während die anderen Hersteller im Prinzip ihre alten analogen Kameras mit analogen Objektiven langsam hinüber zu digitalen Systemen migrierten. Dieser neue Ansatz von Olympus reichte bis hin zu kostenlosen Firmware-Updates, welche die älteren Kameras nachträglich aufwerteten. Dafür musste man bei den damaligen Mitbewerbern jedes Mal eine neue Kamera kaufen.

Vor allem konzipierte, entwickelte und baute man nun erstmals standardisierte Objektive für ein bestimmtes digitales Sensorformat, wodurch kleinere, leichtere und vor allem digital optimierte Objektive in der Theorie möglich wurden. Theoretisch wurden auch ein gleichmäßigerer Schärfeverlauf über die Bilddiagonale, geringer Aberration und hellere Ecken (= geringere Vignettierung) möglich. - Die Mitbewerber verwendeten hingegen weiterhin ihre analogen Objektive für Kleinbild = Vollformat, die groß, schwer und vor allem nicht auf digitale Sensoren berechnet und optimiert waren. Vor allem sollten sich die Vorteile der Four-Thirds-Objektive bei Telebrennweiten für Sport und Wildtierfotografie bemerkbar machen.

Im Grunde stand somit ein zukunftsorientiertes, neues, digitales System ohne analoge Altlasten den damaligen analogen Platzhirschen gegenüber. - Ein derart optimiertes System versprach rein theoretisch auch, eine deutlich höhere Bildqualität.

Im Prinzip war die Idee revolutionär. Aber das war in der zu tiefst konservativen Fotografie schon immer eher in Hindernis, denn ein Vorteil.

Allerdings gelang es weder Kodak noch Olympus, diese Vorteile den Kunden so verständlich zu erklären. Ferner kriselte es bei Kodak immer, bis hin zum Konkurs.

Man konzentrierte sich hingegen bereits früh auf die allerdings damals nicht entscheidenden beiden Marketing-Faktoren verringerte Größe und reduziertes Gewicht. - Versprechen, die man dann bedauerlicherweise bei Four-Thirds mit dem Spiegel nicht hielt.

2006 umfasste das Four-Thirds Konsortium die Firmen: Fuji, Kodak, Leica, Olympus, Panasonic, Sanyo, Sigma. Vorsicht: Nur Leica, Olympus und Panasonic produzierten Kameras - insgesamt 18 Modelle. Auch nur maximal zwei Dutzend eher mäßig gute Objektive wurden insgesamt hergestellt, die auch in Punkto Gewicht und Volumen keineswegs die Versprechen hielten.

Aber bereits kurz darauf (2007) versank alles in weitgehender Bedeutungslosigkeit. Nur Olympus pflegte das Four-Thirds-System mit Spiegel noch bis 2009 eher lustlos weiter, bis man 2017 auch den letzten Support und Service einstellte.

Als Warnung sollte dies jedem dienen, der auch heute noch glaubt, Systeme werden weiter betreut, wenn sie sich nicht verkaufen lassen. Four-Thirds konnte nicht überzeugen, weil es vor allem in der Fotopraxis einen ziemlich kleinen (optischen) Sucher bot, der noch schlechter war, als alle damaligen APS-C-Sucher.

MFT - Dann ohne Spiegel

Im Jahre 2008 wurde daraufhin einfach der neue Standard Micro-Four-Thirds von Olympus und Panasonic gemeinsam veröffentlicht. Er war gedacht für nun spiegellose digitale Systemkameras, Video-Camcorder und den dazu passenden Objektiven.

Wichtig ist, dass dieser allgemeine Standard für andere Hersteller offen ist. Das war und ist bis heute der Hauptunterschied zu Canon und Nikon, welche ihre Bajonettdaten (vor allem das Kommunikationsprotokoll) unter Verschluss halten. So schlossen sich inzwischen über 30 Hersteller diesem offenen MFT-Standard an.

Die beiden 2008 übrig gebliebenen Partner (Olympus und Panasonic) lernten aus dem Debakel mit dem kleinen optischen Sucher sowie dem Spiegel mit den zu großen und schweren Objektiven und gingen in einem radikalen Schnitt zu einem komplett elektronischen System über.

Live View wurde zuerst mit rückwärtigem Display und später mit elektronischem Sucher angeboten.

Man behielt das Sensorformat bei, weil man noch immer erhebliche finanzielle Vorteile (vor allem erheblich geringere Produktionskosten) darin sah.

Ohne Spiegelkasten wurde das Auflagenmaß (flange focal distance = Abstand zwischen Bildsensor und Bajonettring) jedoch drastisch reduziert auf 19,25 mm. Dies ließ mit Adaptern den Anschluss fast aller anderen Objektive aller eigenen alten und der anderen Hersteller (zumindest zum manuellen Betrieb) zu. Vor allem sogenannte Altglassammler sahen darin viele Vorteile. Sie konnten Ihre alten (meist analogen) Objektive weiterhin an einer neuen digitalen Kamera betreiben. Diesen Menschen wurde somit der Umstieg / Aufstieg zu digitalen Kameras erleichtert.

Aber das neue kurze Auflagenmaß mit neuem Bajonett erforderte für die neuen Micro-Four-Thirds Kameras auch komplett neue native Objektive, um alle Vorteile des neuen Systems wirklich auszunutzen.

Der Durchmesser des Bajonettringes ist sogar 6 mm enger als derjenige bei den alten Four-Thirds-Kameras. Man verschenkte somit wichtiges Potential für zukünftige Entwicklungen.

Allerdings wurde die Anzahl der Kontakte im Bajonett um 2 auf 11 erhöht, wodurch die Kommunikation zwischen Kameras und Objektiven erleichtert wurde.

Ferner wandte man sich zuerst ausschließlich dem Kontrast-Autofokus zu - im Gegensatz zum Phasenautofokus aller DSLRs. Erst neuere Systeme von Olympus (ab 2013) verwenden einen Hybrid-AF, der auch die Phasendetektion integriert.

Im Laufe der Jahre boten u.a. Blackmagic, DJI, JVC, Kodak, Olympus, Panasonic, Sharp und Xiaomi Kamera-Gehäuse in diesem Standard an.

Passende MFT-Objektive wurden seitdem u.a. von Cosina Voigtländer, DJI, Kowa, Kodak, Mitakon, Olympus, Panasonic, Samyang, Sharp, Sigma, SLR Magic, Tamron, Tokina, Veydra und Xiaomi hergestellt. Nach mehr als 15 Jahren Entwicklung stehen heute über 100 Objektive in diesem MFT-Standard zur Verfügung.

Vor allem beschritt man konsequent den Weg, laufend Neuerungen schnell einzuführen: Man denke nur an Pixelshift, duale Bildstabilisierung in der Kamera sowie im Objektiv, oder 4K-Video, bis hin zu Sharp, die 2019 den professionellen Camcorder 8C-B60A mit 8K bei 60 Bildern pro Sekunde vorstellten (seit 2017 angekündigt - allerdings in einem großen, kühlenden Profigehäuse zu entsprechenden Preisen.

DJI brachte diese Sensoren schließlich in seine Drohnen.

Technik der Micro-Four-Thirds-Kameras

Zu den allgemeinen Vor- und Nachteilen spiegelloser Kameras gegenüber DLSRs siehe Vergleich: Spiegellos - DSLR.

Kein Spiegel / kein Prisma-Sucher und ein kleinerer Sensor

Die größten Unterschiede der Micro-Four-Thirds-Kameras zu anderen Klassen lassen sich so zusammenfassen:

Es handelt sich um Systemkameras mit Wechselobjektiven.

Sie besitzen keinen Spiegel und kein (Penta-)Prisma, sondern verwenden dafür entweder einen elektronischen Sucher (EVF) oder das rückwärtige Display.

Sie verwenden einen ca. halb so großen Sensor wie APS-C-Kameras, ca. 1/4 so großen Sensor wie Vollformat-Kameras, aber einen größeren Sensor als Kompakt und Bridge-Kameras (auch größer als deren Edelversionen mit 1-Zoll-Sensor).

De facto finden sich verschiedene Angaben zur Sensorgröße: Brutto sind es oft 18 mm * 13,5 mm. Aber davon werden meist doch nur 17,3 mm * 13 mm genutzt. Ursprünglich orientierte man sich am Innendurchmesser einer 4/3-Zoll Röhre für den analogen Fernseher. Deshalb auch der maximale Durchmesser = Bildschirmdiagonale von 21,63 mm diagonal. Daher stammt auch die Bezeichnung Four Thirds, also vier Drittel Inch. Wie bei allen diesen Angaben handelt es sich um das maximale Hüllmaß - den maximalen Kreisdurchmesser. Man darf folglich auch kleinere Sensoren verwenden. Vor allem darf man auch Sensoren im Verhältnis 3:2 bauen. 4:3 hat sich in der Praxis durchgesetzt: Ein Grund scheint das in den USA (dem Hauptmarkt für Fotoprodukte) verbreitete Bildformat 8*10 Inch für Ausdrucke zu sein, während man schon damals auf die Formate (und Kunden) in Europa mit 10*15 cm etc. keine Rücksicht nahm.

Durch den kleineren Sensor ergibt sich ein Crop-Faktor von ca. 2 im Vergleich zu Vollformat. Die Zahlen hinter dem Komma schwanken etwas, je nachdem, ob man vom 4:3 oder 3:2 Format aus rechnet. Für die fotografische Praxis sind diese Laborunterschiede jedoch irrelevant und der Faktor 2 ist sinnvoll anwendbar.

Im Übrigen besitzt m4/3 auch durch diesen einfachen Crop-Umrechnungsfaktor von 2 ein erhebliches Flair für Downsizer / Absteiger aus der Oberklasse. D.h. man muss geistig die Brennweite der Objektive und deren Blende nur verdoppeln und hat sofort die effektive Brennweite der Micro-Four-Thirds-Systemkamera. Das dürfte so manchem Profi den Umstieg von seiner schweren Vollformat-Kamera erleichtern. Bei APS-C ist dies mit 1,5 oder 1,6 für viele Menschen bereits ein Aufwand.

Man kann mit modernen Kameras auch so ziemlich jedes andere Bildformat einstellen, also auch 3:2, 1:1 etc. Aber das geht dann mit einem Verlust an Pixeln einher.

Erst mit dem MFT-Bajonett ohne Spiegel gelang es, die vollmundigen Versprechen bezüglich geringeren Gewichtes und Volumen der neuen Objektive zu erfüllen. Und diese sind in der Tat auch in der Fotopraxis signifikant - vor allem bei Wanderungen.

Die Vorteile bei Gewicht und Volumen bei Telebrennweiten lassen sich jedoch (wie immer in der Physik) nicht ohne Nachteile an anderer Stelle erkaufen.

Große technische Nachteile bestehen bis heute bei Ultra-Weitwinkel-Objektiven. Entweder lassen sie sich nicht herstellen, oder sind groß, schwer und extrem teuer - vor allem, wenn man eine hohe Lichtstärke und Abbildungsleistung wünscht.

Dennoch: Nur innerhalb dieses Standards kann man sowohl die Objektive als auch die Kameras der Hersteller wechseln. Für Nutzer hat dies einen erheblichen Vorteil, den man sonst bei keinem Hersteller von Systemkameras erhält. Der Kunde ist erstmals - im sonst proprietären Fotobereich - nicht mehr derart an einen Hersteller gebunden. Bereits dies halte ich für einen wichtigen USP (Unique Selling Proposition) - das eigentliche Killer-Argument. Ich erachte dies in der Fotopraxis als wichtiger für eine Kaufentscheidung als sonstige nur kurzfristig wirksame technische Errungenschaften, die sonst in den Fachzeitschriften und im Internet immer diskutiert werden.

Die kleineren Sensoren lassen sich zwar leichter bei Video-Dauerbetrieb (auch bei 4K) kühlen, erlauben bisher jedoch kein 6K oder 8K-Video in den kleinen Fotokamera-Gehäusen. Dazu wären viel höhere Pixeldichten erforderlich. Da dies technisch kaum zu einem marktverträglichen Preis möglich erscheint, wechselte Panasonic 2018/19 auch mit der neuen S-Serie zu Vollformat.

Die Menüoptionen sind in der Regel deutlich umfangreicher, wodurch man eine umfassendere Konfiguration der Kamera erzielen kann. Aber dies war vor allem zuerst auch notwendig, da man an den kleineren Gehäusen nicht so viele Schalter anbringen konnte wie an den größeren damaligen DSLRs der Mitbewerber.

Der in der Fotopraxis spürbarste Nachteil liegt jedoch in der einfangbaren Lichtmenge: Ein Viertel der Sensorfläche im Vergleich zu Vollformat kann unter gleichen Rahmenbedingungen auch nur ein Viertel des Lichtes einfangen. Man kann tricksten, wie man will. Aber das Ergebnis ist immer ein sichtbar schlechteres Bild (höheres Rauschen) bei wenig Licht, was sofort jedem Betrachter bei Fotos in der Dämmerung oder in schlecht beleuchteten Innenräumen auffällt. Bei hellem Tageslicht hingegen ist die Bildqualität durchaus mit größeren Sensoren vergleichbar. Aber auch dann kommt es physikalisch bedingt durch den Crop-Faktor von 2 zu einer eingeschränkteren Freistellung von Objekten. Mit anderen Worten: MFT-Sensoren liefern immer eine größere Schärfentiefe / Tiefenschärfe. Das kann zwar in der Makro- oder Landschaftsfotografie hilfreich sein, aber in vielen anderen Foto-Stilen wie z.B. Porträts ist es unerwünscht.

Technische und ökonomische Entwicklungen

Trotz zweier Anläufe (Four Thirds und Micro-Four Thirds) und weltweitem Standard benötigte man - trotz vieler beteiligten Firmen - rund 10 Jahre, um ein weitgehend vollständiges Angebot an Objektiven aufzubauen. Das war eine unerwartet lange Zeit - auch für manche Kunden.

Die Mitbewerber konzipierten und bauten mit den Jahren auch nur noch auf rein digitale Sensoren optimierte neue Objektive. Der frühere qualitative Nachteil bei Vollformat durch die bis ca. 2010 nicht passenden alten analogen Objektive an modernen digitalen Kameras schwand mit jedem Jahr stärker dahin.

Vor allem trieben die Konkurrenten den Mega-Pixel-Krieg (2019 über 60 MP bei Vollformat und über 32 MP bei APS-C) in Dimensionen, welche für MFT nur zu hohen Kosten technisch nachzuvollziehen sind.

Die alten MFT-Objektive wurden für langsamen Kontrastautofokus konzipiert. Moderne Phasenautofokus-Systeme der modernsten MFT-Kameras werden nun zunehmend durch diese langsam arbeitenden alten eigenen Objektive ausgebremst. Nach über 10 Jahren besitzen auch Olympus und Panasonic ziemlich viele Altlasten, die sich an den eigenen modernsten Kameras nicht mehr optimal betreiben lassen.

Etwas verkompliziert wird die ganze Angelegenheit noch dadurch, dass sich die beiden Haupt-Firmen mit ihren strategischen Zielen auseinanderentwickelten. Panasonic legte den Schwerpunkt eindeutig auf Video und Olympus auf die Fotografie. Beide vernachlässigten in der Folge den jeweils anderen Sektor - für Kunden spürbar. Dieser bewusste Schwerpunkt bei Video wurde bei Panasonic zwar immer von vielen Analysten gelobt, führte jedoch dazu, dass immer weniger Fotografen diese Kameras kauften.

Der Preis für Sensoren verfiel mit jedem Jahr weiter. Das hätte man zwar auch schon in der Anfangszeit erwarten können. Aber selbst 2008 wollte das niemand im Management glauben. Gleichzeitig stieg der Preis für die anderen dem Sensor nachgelagerten Prozessoren, die elektronischen Sucher und die Künstliche Intelligenz in der Kamera (AI/KI, Software) signifikant an. Die Entwicklung der MFT-Kameras aber auch hochwertiger Objektive für den Micro-Four-Thirds-Standard wurden mit jedem Jahr teurer. Die Hersteller bei Micro-Four-Thirds gerieten somit zunehmend in eine Mehrkostenfalle, die sich nur eingeschränkt durch höhere Endkundenpreise ausgleichen ließ.

Überdies machte die neue Technik der Spitzenkameras diese immer größer und schwerer und exorbitant teurer. Während man diese Kostensteigerung bei Vollformat kaum wahrnahm, dort vereinzelt sogar durch Gegenmaßnahmen Gewicht und Volumen einsparte, wurde dies bei MFT überproportional sichtbar.

Hinzu kam die Konkurrenz durch Smartphones, deren Bildqualität durch KI jährlich in sichtbaren Sprüngen zunahm.

Ferner holten die Mitbewerber bei DSLRs und vor allem mit eigenen neuen spiegellosen Kameras im Format APS-C und Vollformat in den letzten Jahren in allen Bereichen auf. Die technischen Unterschiede zu MFT bei Autofokus-Geschwindigkeiten im Video, Treffsicherheit und vor allem Video-Sonderfunktionen bewegen sich seit 2019 eher im messbaren, als im wirklich für die Praxis noch relevanten Rahmen.

Vor allem wurden APS-C-Kameras mit Spiegel (also DSLRs) in den 2010er Jahren drastisch preiswerter, teilweise leichter und kleiner sowie fast alle hochwertiger (Rauschen und Dynamikumfang) in der Bildqualität als MFT-Kameras. Aber insbesondere Sony brachte mit seinen neuen und zunehmend hochwertigeren spiegellosen Kameras (zuerst bei APS-C und dann Vollformat) die MFT-Klasse ab Mitte der 2010er Jahre langsam in Bedrängnis.

Bereits die im Herbst 2013 erschienene Olympus OM-D E-M1 zeigte - ebenso wie die Ende 2016 erschienene Nachfolgerin Mark II - sowie die 2019 folgende OM-D E-M1X wohin der Trend seit Jahren ging: Größere, ergonomischere Handgriffe. Größere, ergonomischere Bedienelemente. Zusätzlicher Batteriegriff unten, wie bei Profi-Kameras. Das waren jedoch definitiv keine kleinen, leichten Pocket-Kamera mehr. Sondern es handelt sich um wuchtige Profikameras. Hybrid-/Dual-Autofokus mit automatischer Erkennung der Objektive und Umschaltung des Autofokus darauf. So wurden damit Micro-Four-Thirds-Objektive (optimiert für Kontrast-Autofokus) und Four-Thirds-Objektive (optimiert für Phasen-Autofokus) problemlos an einer Kamera verwendbar. Schutz vor Staub, Spritzwasser und Kälte (bis -10 Grad). Bildstabilisierung in der Kamera auf 5 Achsen mit 4-6 Blenden Verwacklungsschutz. Modernste Kommunikationstechniken, wie WiFi / WLAN (Funkübertragung ins Netz), NFC (Near Field Communication = Nahfeldkommunikation) für den Kontakt zum Smartphone in der unmittelbaren Nähe. Profi-Einstellungsmöglichkeiten bei Belichtungsmessmethoden und Autofokus des Hybridautofokus. Schneller sowie sehr guter Autofokus und sehr hohe Serienbildgeschwindigkeit. 20 Mega-Pixel und 50 MP im sogenannten High-Res Modus (dabei werden 8 Bilder zusammengerechnet) sowie USB 3 (Type-C) für den Datentransfer. UHD 4K Video-Modus, mit beeindruckenden 4:2:2 über HDMI. Für Profis zwei SD-Speicherkartenfächer (UHS-II/UHS-I) sowie sehr weitgehend persönlich konfigurierbare Schalter und Knöpfe. Vollkommen dreh- und schwenkbares Display mit Touchscreen. Noch voluminöser und schwerer sowie teurer (OM-D E-M1X für rund 3.000 Euro).

Micro-Four-Thirds-Kameras wurden somit von den Systemkameras von oben und den Smartphones von unten in die ökonomische Zange genommen.

Hinzu kamen aus meiner Sicht klare Management-Fehler:

Exakt in dem Moment, als immer mehr Fotografen älter wurden respektive aus gesundheitlichen Gründen eher kleinere Kameras wünschten (Downsizing), trennte sich Olympus z.B. von der gesamten Linie der kleinen PEN-Modelle.

Noch schlimmer war es, dass man sich in der Entwicklungszeit von über 60 MFT-Kameras in 11 Jahren auf immer noch größere und noch schwerere Modelle im Spitzenbereich konzentrierte. Diese unterscheiden sich bei Volumen, Gewicht und Preis heute kaum mehr von APS-C oder sogar Vollformat-Kameras.

Bemängelt wurde dann jedoch zunehmend die Ergonomie der Menüs und der Einstellungen. Die Menüs wurden Ende der 2010er Jahre komplett überladen, und selbst technisch versierte und erfahrene Fotografen benötigten bis zu einem ganzen Tag, um sich ihre Kamera halbwegs zu individualisieren. Denn die Hersteller (vor allem Olympus) wählten für die Tests der Labore und Fachzeitschriften immer skurrile Werks-/Firmen-Voreinstellungen. Wehe demjenigen, der seine Kamera auf diese Werkseinstellungen versehentlich zurücksetzte oder vom Service zurückgesetzt erhielt.

Sicherlich verdient man als Hersteller mit immer teureren Modellen mehr Geld, und eine gewisse Nachfrage nach derartigen Spitzenprodukten ist auch vorhanden. Aber man verliert damit die aus meiner Sicht größeren Marktpotentiale der kleineren, preiswerteren Kameras.

Letztendlich blieben in den Augen vieler Analytiker nur noch die Nachteile bei MFT: Geringere Bildqualität - bei sonst weitgehend identischen Werten.

Entscheidend war in den letzten Jahren jedoch das Kaufverhalten der Kunden. Spätestens seit 2015 kauften sie immer weniger MFT-Kameras und seit 2018 scheint der Markt bei Micro-Four-Thirds geradezu wegzubrechen.

Angesichts der massiv gesunkenen Nachfrage fanden sich Ende der 2010er Jahre bei beiden Haupt-Anbietern (Olympus und Panasonic) viel zu viele Kamera-Produkte im Angebot, welche den Käufer sogar verwirren.

Angesichts der massiv gesunkenen Nachfrage sank allerdings auch die Innovationsrate bei lichtstarken und für Phasen- / Hybrid-Autofokus optimierten neuen Objektive. Der Käufer moderner Kameras sieht sich somit (insbesondere für die Sportfotografie) einer eingeschränkten Objektivauswahl gegenüber. Da bleiben von den beworbenen über 100 Objektiven dann nur noch wenige schnelle übrig. Dies darf auch nicht verwundern, da nur Olympus den Hybrid-AF bietet, während Panasonic auf seinen eigenen weiterentwickelten Kontrast-AF (DFD - Depth from Defocus) setzt. Dabei haben sich die beiden Firmen in einem wichtigen Punkt auseinanderentwickelt und den Standard somit in einem wichtigen Punkt aufgegeben.

Persönliche Einschätzung

Als überwiegender Fotograf muss ich für die Fotografie folgendes festhalten:

Eigentlich wollte auch ich (geplant war ca. Anfang der 2020er Jahre) auf das nun voll ausentwickelte System Micro-Four-Thirds wechseln.

Allerdings wurden die technischen Nachteile des kleinen Sensors bereits in den 2010er Jahren immer deutlicher sichtbar gegenüber vergleichbaren Systemen größerer Sensoren. Ursprünglich war versprochen worden, dass die Sensorklassenunterschiede immer geringer würden, weil die Sensorqualität bei MFT schneller steigen würde. Faktisch stieg die Sensorqualität der größeren Sensoren mindestens im gleichen Maße, wenn nicht sichtbar stärker. - Es gilt noch immer: Die Bildqualität wird vor allem in den Randbereichen des Lichtes hauptsächlich von der Sensorgröße festgelegt.

Hinzu kommt der Umstand, dass lichtstarke Objektive für MFT eher selten sind - und wenn vorhanden, dann erstaunlich groß, schwer und teuer. - Vorsicht, bevor Sie mir E-Mails schreiben: Es geht hier immer um die äquivalente Lichtstärke / Offenblende. Somit ist f2,8 bei MFT f5,6 bei Vollformat. Das ist unabänderliche Physik.

Die Einschränkungen bei Ultraweitwinkelobjektiven sind noch spürbarer in der Fotopraxis.

In der Fotopraxis stellen sich viele Adapter (wie üblich) als unzuverlässig heraus. Mehr als manuelle Einstellungen von Fremdobjektiven sollte man an der MFT-Kamera nicht erwarten. Damit reduziert sich die Riesenauswahl an mehreren tausend Objektiven auf den Videogebrauch. Für die moderne Fotografie kann ich sie nur sehr eingeschränkt für wenige Fotostile und eher zu experimentellen Zwecken empfehlen. - Exakt das haben inzwischen auch viele Altglassammler erkennen müssen und kaufen folglich keine weitere MFT-Kamera mehr.

Hinzu kommt de facto die Aufgabe des Standards durch Olympus, das für neue hochwertige Kameras seit 2013 den Hybrid-AF anbietet. Faktisch verlässt man sich jedoch für die schnelle Motivverfolgung auf den Phasenautofokus. Damit sind alte eigene MFT-Objektive und auch die aller anderen Hersteller nur bedingt an modernen Olympus-Kameras verwendbar. Unbefriedigend sieht es beim IBIS aus, das nur mit wenigen (2020: 2) Objektiven mit dem dort vorhandenen Verwacklungsschutz zusammenarbeitete.

Die Menüs erlauben zwar unglaubliche Funktionseinstellungen, verwirren jedoch immer mehr Anwender. Ohne intensives Studium des Handbuches kann man sich kaum durchfinden.

Selbst der Systempreis moderner MFT-Kameras mit einem kompletten Satz hochwertiger Objektive von 5-10.000 Euro schreckt mich nicht ab, denn im Vollformat-Bereich müsste man ca. das Doppelte ausgeben.

Das Haupt-Problem sehe ich in der Investitions-Unsicherheit: Panasonic hatte 2018/19 klar die Flucht weg von MFT hin zu Vollformat angetreten, und Olympus schwächelte bereits Ende der 2010er Jahre in einem dramatischen Ausmaß.

Jeder darf gerne anderer Ansicht sein sowie weiter hoffen und träumen. Aber beide Firmen haben schon einmal (2008) nach nur wenigen Jahren das eigene alte System Knall auf Fall aufgeben und alle Kunden (mit Four-Thirds-Kameras) rücksichtslos im Regen stehen lassen, weil es sich nicht mehr lohnte. - Solange weder Olympus noch Panasonic in einer schriftlichen und somit einklagbaren Erklärung weitere Produktion und weltweiten Service für die MFT-Systeme über mindestens 10 Jahre garantieren, bleibe ich skeptisch und warte ab.

Die 2020er Jahre

Dass Panasonic und Olympus diesen Markt seit 2008 aggressiv angingen, war verständlich. Sie besaßen in ihren eigenen Produktlinien keine großen Altlasten (bzw. ernst zu nehmende Konkurrenten) im Bereich APS-C oder sogar Vollformat-Kamera. Beide stiegen mit den spiegellosen Systemkameras der MFT-Klasse in eine höhere Qualitätsklasse auf und eroberten so neue Märkte. Allerdings ließ der Elan bereits in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre deutlich nach. Zwar wurden noch immer neue Kameras und Objektive vorgestellt. Aber das Marketing scheint kaum wahrgenommen zu werden. Diese Diskrepanz respektive dieses Erlahmen fiel immer deutlicher auf.

Micro-Four-Thirds hat über viele Jahre die technische Entwicklung mit spiegellosen Kameras vorangetrieben. Aber exakt durch ihren eigenen Erfolg wurden die Mitbewerber auf den Plan gerufen, mit massiven technischen Verbesserungen bei DSLR und vor allem seit 2018 ebenbürtigen spiegellosen Kameras bei APS-C und Vollformat. Alle mir vorliegenden Kennzahlen sowie meine statistischen Berechnungen deuten an, dass die MFT-Klasse ihren Zenit bereits Mitte der 2010er Jahre überschritten hatte.

Diese Analyse gilt sowohl für den Fotobereich als auch Video. Bei Video halte ich den baldigen Komplett-Wechsel Panasonics zu Vollformat sogar für unmissverständlich. Keine Firma hat die Entwicklungskapazitäten, um zwei Bajonette langfristig zu betreuen. Vor allem wird man sich dies in der anhaltenden Krise der Foto-Wirtschaft nicht leisten wollen.

Trotz aller Vorteile der Micro-Four-Thirds-Systeme in der praktischen Fotografie für sicherlich 80% aller Fotografen bei hellem Tageslicht bleibe ich bei meiner rein ökonomisch begründeten These zum MFT-Sensor-Sterben: Tod durch hohe Kosten.

Aufgrund der abstürzenden Fotowirtschaft tobte seit 2019 ein gnadenloser Preiskrieg bei Vollformat allgemein und auch bei APS-C (zumindest bei DSLRs). Dadurch gerieten alle Micro-Four-Thirds-Kameras enorm unter Druck.

Seit Anfang 2020 verschärfte die Pandemie die Fotokrise, traf jedoch die kleinen Firmen mindestens ebenso hart wie die Großen, wenn nicht sogar härter. Bezeichnend dafür war das weitgehende Schweigen über die eigenen Imaging-Bereiche und das halbherzige Dementieren oder Nichtkommentieren von aufkommenden Gerüchten bei Olympus und Panasonic.

Am 24. Juni 2020 gab Olympus den Verkauf seiner Kamerasparte an die Investment-Gesellschaft JIP bekannt und stieg aus. Die Investmentfirma JIP betrieb seitdem nur noch eine 'Resteverwertung' und reduzierte danach systematisch und kontinuierlich das eigene Angebot.

Vor allem die neuen spiegellosen Kameras der Vollformat-Klasse seit Anfang der 2020er Jahre und ab ca. 2022 auch bei APS-C, waren alle nicht nur technisch auf sämtlichen Gebieten (aber besonders beim KI-Autofokus) hochwertiger, sondern zudem leichter, kleiner oder zumindest fast so leicht und fast so klein wie die MFT-Modelle - aber dafür teilweise relativ preiswert. Sie erhöhten den Druck nochmals massiv auf die MFT-Klasse.

In einem Interview gab der CEO von Sigma Ende Februar 2023 bekannt, dass seine Firma die Herstellung und Entwicklung neuer Objektive für MFT einstellt, weil die Nachfrage in den letzten Jahren drastisch nachließ.

Anfang September 2023 erklärte Panasonic in China, dass es keine 8K-Video-Kamera herausbringen wird, weil angeblich die Nachfrage im Konsumenten-Bereich zu gering wäre. Quellen: Digital Camera World, PetaPixel. Erstens ist der Video-Bereich überwiegend beruflich damit befasst: Influencer und kleine Filmemacher. Zweitens ist das inhaltlich Unsinn, da alle anderen Firmen (Canon, Sony, Nikon, Fujifilm) bis dahin bereits 8K-Modelle herausgebracht hatten. Jene Firmen sahen den Markt und vor allem stimulierten sie mit solchen Modellen die Nachfrage nach 8K. Selbst Smartphones boten dies seit Jahren. Drittens: Die Behauptung, dass man es angeblich 'später' irgendwann liefere, ist wenig hilfreich. Dann ist der Markt endgültig aufgeteilt. Halten wir sachlich fest, dass Panasonics Nische (nur) der Bereich Video war, wo sie früher High-end-Produkte lieferten. Ferner war es Panasonic, welche bereits 2015, dann wieder 2017 den Kunden 8K als klares nächstes Ziel vorstellte. Später hat man nochmals versprochen, dass man spätestens 2022 eine 8K-Video-Kamera liefern werde. Diese ernüchternde Aussage ist wohl eher so zu interpretieren, dass Panasonic inzwischen aufgegeben hat. Man stellt 8K-Video nur für den hochlukrativen Fernseh- und Kinobereich her. Video bei den kleinen Firmen und Amateuren lässt man auslaufen. Das habe ich seit Jahren vorausgesagt. Panasonics Kamerabereich ist zu klein. Hinzu kamen große technische Probleme auch beim ersten Wurf des Phasenautofokus-Systems.

2024 geriet Panasonic finanziell in ernstliche Schwierigkeiten, strukturierte seinen Konzern um, gliederte das Imaging aus, fusionierte es mit den profitablen Video-Kameras für Kino und Fernsehen und stufte es hierarchisch herab, reduzierte das Angebot drastisch auf beiden Sensorgrößen und stand dennoch zum Jahreswechsel 24/25 kurz vor dem Aus.

Empfehlungen

Auch für Micro-Four Thirds gilt unmissverständlich meine allgemeine Aussage: Sämtliche Kameras der letzten Jahre sind hochwertige und ausgereifte Produkte. Sie können alle modernen Modelle bedenkenlos kaufen. Damit macht man nichts falsch.

Um eine weitere Lanze für MFT zu brechen, halte ich sogar die Preise (auch die hohen der neueren Kameras) für angemessen im Vergleich zur dafür gebotenen Leistung.

Um es ketzerisch überdeutlich zu formulieren: Die große Mehrzahl der Fotografen, welche nur mit einer äquivalenten Blende von f5,6 bis f8 am hellen Tag fotografiert, benötigt dafür weder eine Vollformat-, noch eine APS-C-Kamera.

Neueinsteiger

Soll / kann man sich eine neue MFT-System-Kamera mit kompletter Ausrüstung heute noch anschaffen?

Sofern man jetzt bereits auf jeden Fall downsizen will und mit dem aktuellen umfangreichen Angebot in einem ausgereiften System absolut zufrieden ist, spricht nichts dagegen. Es handelt sich um sogenannte Opportunitätskosten für das Hobby: 5 Jahre schöne Fotos machen zu können, die man altersbedingt oder aus anderen Gründen sonst überhaupt nicht machen könnte, kann viel Geld rechtfertigen.

Aber jedem sollte klar sein, dass da nicht mehr viel nachkommt. Da werden nur noch die bereits entwickelten Produkte auf den Markt gebracht, respektive die seit Jahren in der Entwicklungs-Pipeline wartenden ausgeliefert. Keine Firma gibt mehr Geld aus für Forschung und Entwicklung in einem sterbenden Bereich.

Meine Erfahrungen bei Service und Reparatur sind nach dem Auslauf von Kameramodellen auch eher ernüchternd.

Berufsfotografen muss man hingegen deutlich darauf hinwiesen, dass das Finanzamt teurere Anschaffungen nur über 7 Jahre abschreiben lässt. Für eine so lange Zeit würde ich meine Hand nicht mehr ins Feuer legen wollen. Sofern Sie als erfolgreicher Fotograf die Investition in ein komplettes Micro-Four-Thirds-Sensoren-System jedoch in 3 Jahren spielend amortisieren können, spricht auch hier nichts dagegen.

Für alle Kunden gilt jedoch, dass der Wertverlust der gesamten Ausrüstung hoch sein wird: Sobald irgendein Informant die offizielle Sterbenachricht durchsickern lässt, wird ein Weiterverkauf auf dem Gebrauchtmarkt sehr schwierig.

Da ich als einer der wenigen Fotografen auch nach dem lebe, was ich schreibe und erzähle, bin ich folglich auch nicht auf Micro-Four-Thirds umgestiegen. Für mich - und gemäß allen ökonomisch zugänglichen Materialien - war dies der allgemeine Trend extrem vieler Interessenten: Abstinenz. Allerdings sehen auch ehemalige Käufer von MFT-Kameras das so und übten sich seit Jahren zunehmend in Kaufenthaltung.

Altkunden

Falls Sie bereits MFT-Kameras und / oder Objektive besitzen:

Sofern Sie mit dem Micro-Four-Thirds-System insgesamt zufrieden sind, spricht nichts dagegen, es weiterhin zu behalten.

Sie können in diesem Fall sogar bei laufend sinkenden Gebrauchtmarktpreisen zumindest gebrauchte hochwertige Kameras sowie Objektive dazu erwerben.

Nur sofern Sie in die Grenzbereiche der Fotografie und Videografie bei wenig Licht oder extrem geringer Schärfentiefe / Tiefenschärfe vordringen wollen, sollten Sie sich über einen Aufstieg zu dann jedoch gleich Vollformat Gedanken machen. Nach der Entscheidungsfindung sollten Sie sich jedoch auch entscheiden, ob Sie das alte MFT-System weiter behalten oder aus finanziellen Gründen verkaufen. Der Wiederverkaufserlös wird bei MFT in den kommenden Jahren drastisch fallen. Siehe zu einem wohlüberlegten Wechsel jedoch die dort aufgelisteten Hinweise.

Im Folgenden finden Sie kommentierte Quellen und Belege sowie Analysen für alle Test-Ergebnisse und Kritiken zu Aussagen zu Micro-Four-Thirds sowie Anmerkungen zu den jeweiligen Institutionen. Die positiven wie kritischen Einschätzungen im Artikel werden gestützt durch die hier angeführten Belege und Quellen. Sie sollten auf jeden Fall einen Blick in jene Quellen werfen, oder zumindest die zur jeweiligen Quelle angeführten Details vor einem Kauf beachten.

Die englischen Autoren der internationalen Wikipedia erklären im Artikel Micro Four Thirds system u.a. die Geschichte der MFT-Kameras. Ähnlich ist der Artikel Micro Four Thirds bei der deutschen Wikipedia aufgebaut. Dazu passt der englische Artikel Four Thirds system der internationalen Wikipedia mit einer Liste der verfügbaren Objektive. Google Patents liefert die Patente zu Four Thirds. Der alte Auftritt four-thirds.org der Kooperation wurde inzwischen umgestaltet zu 'Micro' Four-Thirds und liefert auf Englisch Informationen zu MFT. Selbst die Zeitschrift Foto heise konnte in der früher umfangreichen Rubrik Micro-Four-Thirds auf Deutsch seit Anfang der 2020er Jahre nur noch wenige Nachrichten anbieten. Auch die früher sprudelnde Gerüchteküche bei 43rumors auf Englisch verebbte zusehends. Andere Anbieter reduzierten das Nachrichtenpensum oder stellten ihre Informationsseiten für Micro Four Thirds sogar ganz ein.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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