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vg

Welcher Mechanismus ist der Beste? - Ein seit Jahren tobender Glaubenskrieg.

Hintergrund

Früher gab es nur fest eingebaute, kleine rückwärtige Displays an Kameras, welche dem Fotografen und Videografen ein winziges Ergebnis-Bild anzeigten und die vielen Optionen der verschachtelten Menüs zeigten.

Heute finden sich klappbare, oder schwenkbare, sowie klapp- und schwenkbare Displays.

Fest eingebaute (starre) Displays sind selten und können kaum mehr empfohlen werden, da sie alle Nachteile vereinigen, aber keine Vorteile bieten. Man findet sie in der Folge heute fast ausschließlich nur noch an den billigsten und den teuersten neuen Kameras (Leica).

Klappbare Displays

Klappbare Displays zeigen Vor und Nachteile:

Vorteile

Sie befinden sich (mehr oder weniger) in der Achse (optischen Verlängerung) der Objektive. Vielen Fotografen fallen so die Orientierung und die Verfolgung sich bewegender Motive leichter.

Viele alte Fotografen empfinden diese Klapp-Displays als in der Fotopraxis gewohnter und natürlicher.

Durch die relativ gesehen geringe Beweglichkeit der Displays ist deren Mechanismus auch relativ stabil und sicher. Er bricht nur selten vom Gehäuse ab.

Diese Kameras sind meist auch etwas unauffälliger / erregen etwas weniger Aufsehen. Der Mechanismus ist - aus der Hüftposition angewandt - für die (bei uns aufgrund der DS-GVO verbotenen) Straßenfotografie unauffälliger und somit zielführender.

Oft ist ein Klappmechanismus einfacher in die Neutralposition zurückzustellen: Man drückt ihn einfach hin zur Kamera und er rastet automatisch ein. (Aber dann oft mit Fingerabdrücken auf dem Display.)

Für fotografische Hochkant-/Porträt-Aufnahmen ist der in jede Richtung funktionierende Klappmechanismus günstiger und einfacher in der Anwendung. Aber nicht alle Klapp-Displays können für Hochkant-Aufnahmen / Porträts geklappt werden.

Nachteile

Man kann das Display nicht zur Seite ausklappen und vor allem nicht nach vorne drehen.

Videografen (und vor allem Ein-Personen-Video-Blogger = Vlogger) haben mit Klapp-Displays zahlreiche Probleme.

Viele Klapp-Displays bieten nur sehr eingeschränkte Winkel, in denen sie geneigt respektive zur Seite geklappt werden können. Deshalb nennt man sie im Englischen auch nur articulating oder vari-angle LCD oder tilting - neigbare oder in verschiedene Winkel fest einrastbare Displays.

Aber selbst mit weitgehend verstellbaren Klapp-Displays kann man als Fotograf nicht alle denkbaren Positionen und Winkel einstellen.

Das empfindliche Touch-Display selbst ist nicht schützbar vor Kratzern, da man es nicht umdrehen und mit der empfindlichen Touch-Screen-Seite nach innen zur Kamera drehen kann.

Zahlreiche billige Klapp-Mechanismen können nur horizontal (Landscape) verwendet werden. Für Hochkant-Aufnahmen / Porträts besitzen sie entweder keine oder eine zumindest sehr eingeschränkte Klappvorkehrung.

Nicht immer gelingt es bei Sonne, einen Winkel zu finden, bei dem das Display einen nicht blendet oder zumindest dessen Darstellungsqualität leidet.

Vorsicht: Auch um 180 Grad nach oben und/oder unten kippbare Klapp-Displays sind nachteilig, da sich oben entweder (beim Fotografieren) der Blitz oder das Mikrofon (beim Filmen) befinden und unten entweder der Handhalter für Video (Ein-Personen-Vlogger) oder das Stativ. In der Foto- und Videopraxis konnten die wenigen damit ausgestatteten Kamera-Modelle nicht überzeugen.

Schwenkbare Displays

Schwenkbare respektive drehbare Displays zeigen Vor- und Nachteile:

Vorteile

Man kann sie durch ein Scharnier zur (linken) Seite hinausschwenken (flip-out screen, flip screen, oder hinged screen im Englischen) und vor allem durch Drehen fast jeden denkbaren Winkel einnehmen (adjustable screen). Deshalb nennt man sie im Englischen auch gerne Fully articulated Screen - voll ausgebildetes Display - in jeder denkbaren Richtung veränderbares Display. Dadurch ergeben sich signifikant mehr Fotopositionen (vor allem am Boden und über dem Kopf), welche man ohne Verrenkung einnehmen kann.

Videografen und vor allem Ein-Personen-Video-Blogger (= Vlogger) schwören darauf, da sie einen separaten und vor allem von vorne einsehbaren Monitor benötigen.

Nur diese schwenkbaren Monitore, welche man von vorne einsehen kann, eignen sich auch für Fotografen für sogenannte Selfies. Nur so kann man vor / während der Aufnahme (selbst und von vorne) die Bild-Komposition kontrollieren.

Das Display ist schützbar vor Kratzern und fettigen Finger- respektive Nasen-Abdrücken, da man es umdrehen und mit der empfindlichen Touch-Screen-Seite nach innen zur Kamera drehen kann.

Ferner führt es als Touchscreen nach innen (zur Kamera) gedreht auch dazu, dass es weder durch die Nase, Backen noch Finger zu ungewollten Verstellungen von Funktionen auf dem Touchscreen kommen kann - ohne, dass man im Menü etc. zuerst alle Funktionen des Touchscreens deaktivieren muss. Den faktisch will man jene Touchscreen-Funktionen als Arbeitserleichterung der heute oft umfangreichen Menüs oft verwenden und klappt dazu das Display einfach nach links zur Seite hinaus.

Bei Sonneneinstrahlung kann man das Display einfacher in Sonderpositionen drehen, um Blendung oder schlechte Ablesbarkeit zu vermeiden.

Nachteile

Drehbare Displays sind oft etwas fummeliger in der Bedienung. Dies gilt vor allem, wenn sie nicht wirklich unendlich durch-drehbar sind. Viele zeigen einen Anschlag und müssen dann in die Gegenrichtung zurückgedreht werden.

Ein weiteres ergonomisches Problem zeigt sich bei nach links zur Seite herausgeschwenktem Display. Dann lässt sich eine schwere Kamera nicht mehr so ergonomisch mit beiden Händen von hinten stabilisieren. Dann muss man meist die linke Hand unten an das Objektiv anlegen.

Schwenkbare Displays neigen eher zum Abbrechen, was zu hohen Reparaturkosten und Zeitausfall führen kann.

Manche Fotografen empfinden die ausgeklappt links seitliche Position als ungewohnt, da das Display nicht mehr die Verlängerung des Objektives bildet.

Wollen Fotografen das Schwenk-Display in der gewohnten Verlängerung des Objektives verwenden, dann kann es technisch bedingt nicht geklappt oder gedreht werden. Dann mutiert es zu einem quasi festen Display an der Kamerarückseite. Aber immerhin kann es selbst dann zum Schutz der Touch-Screen-Seite nach innen (zur Kamera hin) gedreht werden.

Zahlreiche schwenkbare Displays werden durch bei Videografen oft an der linken Seite des Gehäuses einsteckbare Kabel in der Sicht nach vorne beschränkt.

Im Übrigen sollte man sich keine ergonomischen Wunder von diesen hinausgeschwenkten Displays bei einer Bedienung der Kamera von vorne erwarten. Zumindest ist die Bedienergonomie der Gesamtkamera über das Touch-Display von vorne anders.

Zahlreiche schwenkbare Displays werden durch bei Videografen oft an der linken Seite des Gehäuses einsteckbare Kabel in ihrem Drehwinkel beschränkt. Die Stecker respektive Kabel blockieren oft den Drehmechanismus oder schränken den Drehgrad zumindest deutlich ein.

Noch schlimmer können manche Konstruktionen hinausgeschwenkt sogar den Zugang zu manchen Steckplätzen blockieren.

Nach links hinausgeschwenkt wird die Kamera insgesamt auf jeden Fall auffälliger für Beobachter.

Fakt ist, dass der allgemeine Trend zu Video seit einigen Jahren auch hin zu diesen schwenkbaren Displays führt. D.h. in den letzten Jahren wurde die Mehrzahl aller neuen Kameramodelle damit ausgestattet.

Klapp- und schwenkbare Displays

Hierbei werden zuerst die Klappmechanismen am Gehäuse angebracht und darauf der bekannte Schwenk-/Dreh-Mechanismus gebaut. Es handelt sich somit um die Kombination beider Techniken.

Diese neueste Erfindung fand sich 2024 erst in zwei Modellen: der Videokamera Panasonic Lumix S1H und der Fotokamera Sony A7RV. Beide sind zwar Hybridkameras, mit jedoch klaren Schwerpunkten.

Klapp- und schwenkbare Displays zeigen Vor und Nachteile.

Vorteile

Sie stellen das Beste aus zwei Welten dar: Sie vereinigen alle Vorteile der Klapp- und Schwenk-Displays.

Es finden sich weder für Fotografen noch für Videografen mehr irgendwelche Behinderungen. Selbst dicke Kabel und klobige Stecker können den Dreh-Schwenk-Mechanismus nicht mehr wirklich behindern.

Damit stellen sie technisch den idealen Kompromiss für Fotografen und Videografen dar. Dies ist vor allem für sogenannte Hybrid-Shooter wichtig, die beides machen und ständig zwischen der Fotografie und der Videoaufnahme wechseln.

Nachteile

Der Konstruktionsmechanismus ist aufwändiger und somit teurer. Deshalb wird er sich auch zukünftig kaum in preiswerten Kameras finden.

Sie sind konstruktionsbedingt aufgrund der hohen Flexibilität oft nicht so stabil. Primär führt dies zu Instabilität und zum Wackeln sowie sekundär auch zu Beschädigungen am Mechanismus.

Definitiv ist das kombinierte klapp- und schwenkbare Display das empfindlichste und bei einem Schaden in der Regel auch das teuerste in der Reparatur.

In manchen Fällen können bestimmte Winkel und Drehbewegungen dennoch (z.B. durch das Sucher-Okular oben oder den Stativaufbau unten) blockiert werden. Dann muss man zuerst wieder in den Normalmodus / Neutralstellung übergehen, dann nach links hinausschwenken, dann drehen und dann nochmals klappen. D.h. die Ergonomie stößt bereits an ihre Grenzen.

Auch hier gilt somit: Nichts hat nur Vorteile.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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