Super-Resolution, Enhancement

vg

Ersetzt die neue Photoshop-Funktion Super-Resolution / Enhancement hochauflösende Kameras?

Bildvergrößerungen

Unter Super-Resolution versteht man eine in Software (meist auf dem PC) vorhandene Funktion, Fotos zu vergrößern.

Das gab es schon seit Jahrzehnten. Und niemand hätte deshalb auf höher auflösende Sensoren in neuen Kameras verzichten wollen. Das lag früher daran, dass entweder die einfachen Vergrößerungsfunktionen in der Software nur durchschnittlich gute Bildergebnisse lieferten - mit sichtbaren Defiziten. Auch Photoshop bot mehrere Versionen bereits an. Schauen Sie einfach einmal unter Bild, Bildgröße nach. Dort finden sich viele Optionen, wovon zwei ausdrücklich für die Vergrößerung empfohlen werden.

Für diese Vergrößerungs-Funktion gab es auch Spezialsoftware. So das sehr lange existierende und inzwischen in der Version 8 ausgereifte PhotoZoom - hier zu erwerben als PHOTOZOOM 9 professional.

Hinzu kam von Topaz ca. 2018 das auf künstlicher Intelligenz basierende Gigapixel AI, das meines Erachtens etwas optimiertere Details liefert.

2021 brachte Photoshop mit der März-Version eine Funktion Super Resolution heraus, die das Bild in Länge und Breite verdoppelt, also viermal so viel Pixel erstellt. Das ist viel weniger als die beiden obigen Programme schon immer anboten. Aber diese Funktion ist mehr oder weniger gut im Programm Photoshop integriert. Man muss die Datei somit nicht in ein weiteres Programm zum Vergrößern einladen.

Ein Vergleich zwischen Photoshops Super Resolution und Gigapixel AI von Topaz lieferte eindeutig den Gewinner Gigapixel AI. Punkt.

Unzutreffende Folgerungen

Dennoch behaupten seit einem Test des Influencers Dan Watson, der bei PetaPixel Super Resolution Eliminates the Advantage of High-Megapixel Cameras mit einem reißerischen Titel abgedruckt wurde, viele Fotografen, dass niemand mehr eine hoch auflösende Kamera benötige. Ganz extreme Fotogläubige behaupten nun sogar, 12 MP reichen aus, um 150 MP Kameras zu ersetzen.

Das ist völliger Unsinn. Das Maximum, das Photoshop kann, ist eine Vervierfachung der Pixelzahl.

Es mag auch sein, dass viele den Unterschied nicht erkennen. Aber ich erkennen ihn auf meinem Monitor.

Es mag auch sein, dass viele den Unterschied zwar erkennen, jedoch nicht bemängeln. Aber das ist der seit lange auffindbare Faktor Gut genug.

Fakt ist, dass nicht jeder Fotograf 50, 100 oder 150 MP direkt aus der Kamera benötigt.

Fakt ist aber auch, dass viele es für erstaunlich viele Fotos benötigen oder zumindest wünschen. Diejenigen wissen das selbst.

Gelegentliches Vergrößern

Wer nur gelegentlich ein etwas größere Fotos / ein etwas höher auflösende Fotos (z.B. zum Beschnitt) benötigte, konnte dies schon immer durch PC-Software nachträglich erzeugen.

Selbst wenn Photoshop diese Vergrößerungs-Funktion nun auch in einer leidlich guten Qualität erlaubt, so handelt es sich um mindestens einen weiteren Bearbeitungsschritt für jedes einzelne Foto. Derzeit ist es nur umständlich im ACR (Adobe Camera RAW) verfügbar - und dort auch noch versteckt. D.h. derzeit kann man diese Funktion auf das Foto nicht nachträglich anwenden, sondern nur beim Einladen der RAW-Datei. Ferner muss man dazu Photoshop kennen. Um das als Batch-automatisch ablaufen zu lassen für sagen wir einmal 4.000 Urlaubsfotos, benötigen Sie nicht nur einen extrem schnellen Hochleistungs-PC, sondern auch erhebliche Kenntnisse bei Bridge und Photoshop. Und natürlich Zeit.

Exakt das war auch immer der Grund, warum die beiden oben genannten Software-Pakete zur Bildvergrößerung keine weite Marktverbreitung fanden, obwohl sie wirklich gut waren und noch immer sind.

Bei Photoshop kommt hinzu, dass die Funktion zwingend vorher - bereits beim Einladen der Datei - angewandt werden muss. D.h. man muss alles erst aufwändig vergrößern und kann das Foto erst danach ansehen, die eventuell 90% unbrauchbaren Fotos auszusortieren und wieder die vierfach so großen DNG-Dateien manuell von der Festplatte löschen. Das halte ich für unergonomisch und reine Zeitverschwendung. Unscharfe Fotos etc. kann man auch im Normalmodus auswählen, dann in Lightroom bearbeiten und schließlich das eine oder andere besondere Fotos eben vergrößern - und zwar nachdem man alle Änderungen bereits angebracht hat. Das können die beiden oben genannten Programme und sind somit viel effizienter in der Nachbearbeitung. Bei Photoshop müsste ich das zum Schluss zur Vergrößerung ausgewählte Foto dann nochmals einladen und nochmals komplett nachbearbeiten. Aber wer treibt den Aufwand?

Unterschiede

Hinzu kommen ein paar gerne übersehene Details, die jedem sofort klar werden, wenn er eine 12 MP mit einer 50 MP-Kamera vergleicht.

Die Bildqualität hängt vom Gesamtsystem ab. Um es klar zu sagen: zu einem sehr großen Teil hängt das Ergebnis von den hochwertigen Objektiven. Aber wer kauft sich die besten Objektive für vier- bis fünfstellige Summen (meist Festbrennweiten), um sie an eine Billigkamera zu montieren? Exakt, nur jene Tester, welche unter ganz spezifischen Laborbedingungen in Extremfällen ähnliche (aber nicht gleiche oder gar identische) Bildqualität mit zwei Kameras dank dieser Software erhielten.

Die seit obigem Video / Artikel in Foto-Foren zu lesende Schlussfolgerung, dass billige alte, 12 MP-Kameras mit billigen Objektiven etc. durch Photoshops neue Funktion teuerste moderne Kameras mit besten Objektiven ersetzen, ist ein noch größerer physikalischer Unsinn.

Letztendlich lassen sich alle Fotos aller Kameras sowohl mit Photoshops neuer Funktion als auch mit den beiden zusätzlich erwerbbaren Software-Programmen vergrößern. D.h. aus 50 MP werden dann eben 200 MP bis zur Wandtapeten-Größe. Somit handelt es sich um eine weitere nützliche Ergänzung für Photoshop und die allgemeine Fotografie. Aber bei der Landschaftsfotografie ist es noch immer nicht perfekt. Gute Dienste leistet es hingegen bei wenig komplexen Fotomotiven. Aber es führt zusätzlich eine weitere - dem Anwender unbekannte - Rauschunterdrückung durch.

Ferner räumte der Chefentwickler bei Adobe auf Anfrage ein, dass diese neue Funktion maßgeblich von der Qualität der Quelle abhängt. Also wirkt es bei einer 100 MP-Kamera besser als bei einem 50 MP-Sensor und dort wiederum besser als bei einer 12 MP Kamera oder einem Smartphone. Punkt.

Fazit

Niemand wird gezwungen, eine hochauflösende Kamera zu kaufen. Aber die meisten Fotografen wissen schon selbst, warum sie es tun.

Sofern Ihnen für viele Aufnahmen weniger Pixel ausreichen, dann freuen Sie sich über die gesparten Euros, die Sie dann hoffentlich in gute Fotos investieren. Aber zu erzählen, dass 12 MP alle hochwertigere Fotoausrüstung ersetzen würde, ist physikalischer Unsinn. Sonst würden Sie bereits seit vielen Jahren mit einem Smartphone fotografieren. Denn jene Smartphones sind bei Computational Photography und KI schon seit Jahren jeder dedizierten Kamera dank viel größerer Rechenleistung haushoch überlegen.

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Foto Video Design - Dr. Schuhmacher

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