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Spiegellose Systemkameras bilden eines der wenigen übrig gebliebenen Marktsegmente im Fotobereich, das - trotz Krise in der Fotoindustrie - langsam aber ständig wuchs und es voraussichtlich auch weiterhin tun wird. Aber der Marktanteil ist - trotz größter Euphorie seit 2008 - noch immer nicht so groß, wie man erwarten sollte. Dennoch tummeln sich hier viele Anbieter mit zahlreichen Modellen, wodurch die Situation für Laien ziemlich unübersichtlich wurde.
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Micro-Four-Thirds-Kameras - MFT-Kameras von Olympus und Panasonic - Spiegellose Systemkameras mit MFT-Sensor, Geschichte, Technik, Zukunft.
Dennoch bleibt diese Datei erhalten, da sie wichtige Details aus einer besonderen Sicht darstellt.
Definition
Inzwischen finden sich zahlreiche Bezeichnungen rund um Spiegellose Systemkameras, die wild durcheinander verwendet werden:
Spiegellose Kamera
Spiegellose Kameras gab es schon seit dem Anfang der Fotografie.
Ganz im Gegenteil wurde der Spiegel, welcher dem Fotografen die Sicht durch das Objektiv erlaubt und vor der Aufnahme hochklappt, erst relativ spät erfunden: Spiegelreflexkamera = Single-lens reflex camera, nämlich 1861. Aber es dauerte noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bevor mehrere brauchbare Modelle verfügbar waren. Einem größeren Publikum bekannt wurden diese Spiegelreflexkameras sogar erst in der Zwischenkriegszeit.
Und selbst im digitalen Zeitalter besitzen fast alle Pocket-Kameras und Bridge-Kameras fast aller Preisklassen keinen Spiegel, könnten also zurecht als spiegellose Kameras bezeichnet werden. Hinzu kommen alle Kameras in Smartphones. Letztendlich besitzt die große Mehrzahl aller Foto-Kameras keinen Spiegel. Hieraus wird ersichtlich, wie wenig aussagekräftig oder gar charakterisierend der oft verwendete Ausdruck spiegellos im Grunde ist.
Systemkamera
Eine Systemkamera = system camera ist im Grund eine sehr alte Bezeichnung für eine Kamera, an die man Objektive und anderes Zubehör mit einem bestimmten System anbringen kann. Oder noch einfacher: eine Kamera mit austauschbaren Komponenten.
Im Kern gehören nur ein Kameragehäuse und ein Objektiv zur Mindestausrüstung.
Ein Sucher ist heute als zwangsweises Zubehör bereits umstritten.
Eine gewisse Mechanik oder Elektronik für Belichtung und Bildschärfe wurde hingegen meist auch früher als Standard angesehen.
Das gesamte Systemzubehör des Kamerasystems wurde bereits im 20. Jahrhundert - zu analogen Zeiten - extrem groß. - Man denke nur an System-Blitzgeräte.
System bedeutet primär nichts anderes, als genormte Anschlüsse für wechselbares Zubehör.
Systemkameras sind keine neue Erfindung. In den frühen Jahren 1930 bis 1950 handelte es sich bei Systemkameras - wie auch heute oft - um Messsucher-Kameras. D.h. die Kamera besaß keinen Spiegel.
Dennoch kann eine Systemkamera auch einen Spiegel mit Prisma enthalten. D.h. alle APS-C und alle Vollformat-Kameras mit Spiegel = (D)SLR = Digital Single Lense Reflex) = DSR = digitale Spiegelreflex - SR-Kamera = Spiegelreflex-Kamera - sind auch Systemkameras.
Letztendlich meint Systemkamera nur eine Kamera mit Wechselobjektiv.
Allerdings wird der Ausdruck Systemkamera von vielen Menschen im Fotobereich heute unzutreffend als Synonym für Spiegellose Systemkamera verwendet.
Spiegellose Systemkamera
Hierbei handelt es sich um eine System-Kamera, die keinen Spiegel besitzt. D.h. sie besitzt entweder einen Sucher oder stellt bei modernen digitalen Kameras das Sucherbild auf dem Display auf der Rückseite der Kamera dar.
Hier wird jedoch der babylonische Sprachenwirrwarr vollends unübersichtlich.
Synonyme für Systemkameras
CSC = Compact System Camera = Kompakte Systemkamera: umfasst eigentlich alle kleinen System-Kameras.
EVIL = Electronic Viewfinder Interchangeable-Lens camera = electronic viewfinder with interchangeable lens = Kamera mit elektronischem Sucher und Wechselobjektiv
Die Abkürzung EVIL wird heute kaum mehr verwendet, da sie in der Übersetzung böse bedeutet und marketing-technisch eine Fehlleistung darstellte.
EVF-Camera = Electronic-View-Finder-Camera = Kamera mit elektronischem Sucher.
MSC = Mirrorless System Camera = Spiegellose Systemkamera
ILC = interchangeable-lens camera = Kamera mit austauschbaren Objektiven = Systemkamera
DILS(C) = digital interchangeable-lens system camera = Digitale Kamera mit austauschbaren Objektiven
MILC = mirrorless interchangeable-lens camera = mirrorless interchangeable-lens digital camera = Spiegellose (digitale) Kamera mit Wechselobjektiv = Spiegellose Systemkamera
DSLM = Digital Single Lens Mirrorless = Spiegellose Digitalkamera mit einem Objektiv
DSL = Digital Single Lens = Digitalkamera mit einer Linse. Hier lässt man das R für Reflex entfallen.
MFT = Micro Four Thirds
FTH = Four Thirds
m4/3 = 4/3" = µ43 = Micro Four Thirds
Technik
Kein Spiegel / kein Prisma-Sucher
Der Hauptunterschied der Spiegellosen Systemkameras zu den bisherigen Marktführern (DSLR) liegt im fehlenden Spiegel. Deshalb auch DSL (ohne R) genannt.
Allerdings ist die moderne Verwendung des Ausdruckes Systemkamera weich und wird oft mit zahlreichen anderen Dingen verwechselt.
Im Grund ist damit nur die Technik gemeint, wobei der mechanische Spiegel in der Kamera entfällt.
Dadurch wird auch das voluminöse Pentaprisma überflüssig, das die Höhe der Kamera beeinflusst.
Ferner wird dadurch die Kamera schmaler, da der tiefe Spiegelkasten vor dem Sensor entfallen kann.
Diese Technologie war immer der Standard bei den Kompakt- und Bridge-Kameras.
Autofokus
Systemkameras bieten heute einen schnellen und präzisen Autofokus.
Das Fokussieren erfolgt dabei überwiegend als Kontrast-Autofokus (contrast-detection autofocus = CDAF) auf dem Sensor. Hierbei nähert sich das System in mehreren kleinen Schritten dem optimalen Zustand.
Spiegellose Kameras nutzen das Signal des Bildsensors, um zu fokussieren und richtig zu belichten.
Früher wurde der Kontrastautofokus jedoch als qualitativ minderwertig und viel zu langsam angesehen im Vergleich zum frei im Kameragehäuse angebrachten Phasenautofokus = Phasen-(Vergleichs)-Autofokus (phase-detection autofocus = PDAF) bei Spiegelreflex-Kameras.
Moderne Verfahren der Fokussierung sowie wesentlich schnellere Prozessoren haben den Kontrastautofokus heute jedoch so schnell werden lassen wie den Phasenautofokus.
Weiterer Vorteile des Kontrastautofokus sind, dass er sich - im Gegensatz zum Phasenautofokus - nie verstellen / dejustieren kann. Er gilt somit als sehr pflegeleicht. Und er ist preiswert, da keine separaten Teile erforderlich sind. Die AF-Sensoren liegen auf dem allgemeinen Foto-Sensor.
In fast allen Fällen der stehenden oder sich langsam bewegen Objekte ist der Kontrastautofokus heute schnell genug und sogar etwas präziser sowie dank vieler über die gesamte Bildfläche verteilter Positionen auch ergonomischer in der Anwendung als der Phasenautofokus. Kurzum: Für die meisten Normalfotografen ist der Kontrastautofokus heute bereits gut genug.
Ein großer Vorteil kommt für die Video-Filmer hinzu. Hier ist es wichtig, dass der Autofokus möglichst leise arbeitet und die Fokussierung ständig, automatisch und weich nachgeführt wird. Dies kann derzeit nur der Kontrastautofokus.
Inzwischen wird auch der Phasenfokus auf den Sensor gelegt (on sensor phase detection) und erzielt dort bereits gute Ergebnisse. Mit fortschreitender Entwicklung wird somit der externe (irgendwo im Kameragehäuse angebrachte) Phasenautofokus generell überflüssig.
Technisch liegen fast alle Vorteile auf Seiten der Spiegellosen Systemkameras. Deshalb fragt man sich, weshalb sie nicht schon längst die Spiegel verdrängt haben. Das Problem liegt derzeit jedoch noch in der Prädiktion. Der externe / separate Phasenautofokus wurde in den letzten Jahren ebenfalls weiterentwickelt und kann schnelle Bewegungen treffsicherer vorhersagen. Für Sport- und Tierfotografie wird er deshalb noch verwendet. Dies ist jedoch exakt die Domäne vieler Profis.
Elektronischer Sucher
Abgesehen von Leica und Fujifilm verwenden alle anderen Hersteller keinen optischen Sucher.
Inzwischen besitzen immer mehr Systemkameras einen in das Kameragehäuse fest eingebauten / integrierten elektronischen Sucher.
Zahlreichen billigen Modellen fehlt hingegen auch heute der Sucher. Dies gilt bei starkem Sonnenlicht als Nachteil, da man dann mit dem rückwärtigen Display nur eingeschränkt arbeiten kann.
Konstruktionsbedingt handelt es sich um elektronische Sucher - nicht optisch (wie bei vielen SLR). Dadurch entfällt auch das klobige Pentaprisma der SLR.
Einige Billigprodukte bieten zusätzlich einen optischen Sucher an, der jedoch im Nahbereich durch Parallaxenfehler nicht überzeugen kann, weil er nicht durch das Objektiv zielt.
EV / EVF = Electronic View (Finder) = Elektronischer Sucher.
Für manche Modelle werden optische oder elektronische Sucher zum Aufstecken (zum Teil nur als aufpreispflichtiges Zubehör ca. 200 - 350 Euro) angeboten.
Spiegellose Systemkameras mit elektronischem Sucher sind meist voluminöser, schwerer und teurer als die Modelle ohne elektronischen Sucher.
Das Aussehen dieser spiegellosen Systemkameras erinnert dann manchmal an frühere Messsucher-Kameras.
Display als Sucher
153.300 RGB-Pixel (Bildpunkte in den jeweiligen Farben Rot, Grün und Blau) sind inzwischen Standard.
Vorsicht: Manche Hersteller zählen dies zusammen als 460.000 Pixel.
Displays der Oberklasse bieten mit 307.000 RGB-Pixeln die doppelte Auflösung.
Für eine besonders hohe Leuchtdichte werden von manchen Herstellern zu den RGB-Pixeln noch weiße Pixel (RGBW) verwendet. Dann kommt man auf 1,2 oder 1,3 Mega-Pixel für das rückwärtige Display.
Manchen Digitalkameras bieten ein in mehrere Richtungen dreh- und schwenkbares Display. So sind Überkopfaufnahmen und Fotos in Bodennähe möglich.
Moderne Kameras bieten ein in der Helligkeit in Stufen anpassbares Display.
Seit 2016 finden vermehrt berührungsempfindliche Touchscreens Einzug.
Reaktionszeit
Manche Spiegellosen Systemkameras sind derart schnell, dass sie in dieser Disziplin sogar Profikameras übertrumpfen.
Kurze Auslöseverzögerung (Zeit, zwischen dem Druck auf den Auslöser der bereits eingeschalteten Kamera und der Aufnahme).
Geringe Einschaltverzögerung
Serienbildfunktion
Vor allem bei Serienbildfunktionen können spiegellose Systemkameras ihre konstruktionsbedingten Vorteile ausspielen.
Bereits Einsteigermodelle bieten drei bis vier Bilder / Sek.
Manche Kameras wie die Nikon V2 schaffen bis zu 60 Bilder pro Sekunde.
Allerdings halten sie diese Geschwindigkeit meist nur wenige Sekunden durch.
Ausstattung, Verarbeitung und Bedienung
Bei Spiegellosen Systemkameras finden sich dieselben Materialien wie bei anderen Kameras mit Spiegel.
Kunststoff: leicht
Metall (Magnesium, Aluminium-Legierungen): stabil und schwerer
Eingruppierung
Die Eingruppierung der Spiegellosen Systemkameras fällt heute sehr schwer.
Kompaktkameras
Sieht man einmal von den Smartphones ab, so nennt man die kleinste und qualitativ unterste Gruppe der Kameras Kompaktkameras.
Hiermit meint man Fotoapparate von geringer Größe und Gewicht - mit einer kompakten Bauform -, die im vollautomatischen Modus Bilder für einen alltäglichen Normalgebrauch liefern.
Sie besitzen auch noch heute den größten Marktanteil.
Die Preise schwanken von sehr günstigen unter 100 Euro bis zu Edelkompaktkameras, die mit Zubehör sogar weit über 1.000 Euro kosten können.
Die Bildqualität rangiert von befriedigend bis sehr gut.
Manche bezeichnen diese Kameras auch als Immer-dabei-Kamera.
Bridge-Kameras
Darüber rangieren die Bridge-Kameras, die zwar aussehen wie kleine (APS-C-) Spiegelreflex-Kameras, aber einen kleinen Sensor und einen fest eingebauten Mega-Zoom mit bis zu 60-Fach-Vergrößerung bieten.
Die Bildqualität rangiert von befriedigend bis gut.
Die Preise starten bei etwa 500 Euro können aber auch bis fast 2.000 Euro bei Edel-Kameras reichen.
Bridge-Kameras gelten als ideale Reisekameras.
Eigentlich kämen technisch und historisch gesehen jetzt die Spiegellosen Systemkameras, da sie die Lücke zwischen Kompaktkameras mit kleinem Sensor und APS-C mit mittelgroßem Sensor schließen. Aber diese werden bisher oft zu derart hohen Preisen angeboten, dass man sie über die nächste Gruppe stellte. Ferner werden Spiegellose Kameras inzwischen für alle Sensorgrößen / Sensorklassen (bis hin zum Mittelformat) angeboten.
APS-C-Kameras:
Mit mittelgroßem Sensor und Preisen zwischen 500 und 2.000 Euro sowie einem breiten Angebot an Systemzubehör bilden sie das Rückgrat der Amateure.
Vollformat-Kameras
Mit großem Sensor und Preisen meist über 1.800 Euro bilden sie die Hauptausstattung für die Profis und sehr ambitionierten Amateure.
Hier wird das meiste Systemzubehör zu den dann aber auch hohen Preisen angeboten.
Festzuhalten bleibt, dass die Eingruppierung genauso willkürlich ist und von den Herstellern vollzogen wird, wie die in den Spiegellosen Systemkameras verbauten Sensoren.
Wäre das nicht alles schon kompliziert genug, so unterscheiden zunehmend mehr Hersteller innerhalb ihrer Spiegellosen Modelle zwei Klassen / Stilrichtungen:
eine Billigklasse (= Kompaktklasse, ähnelt Kompaktkameras)
eine gehobene Qualitätsklasse (sieht aus wie eine DSLR)
und in diesen beiden Klassen unterscheiden sich wieder die einzelnen Modelle.
Je nach einzelnem Modell reicht die reine Bildqualität moderner Spiegelloser Systemkameras vom untersten Segment der Pocket-Kamera über das der Bridge-Kamera, die APS-C-Kameras bis hin zu Vollformat-Kameras. Das liegt neben den Objektiven vor allem an der verwendeten Sensorgröße.
Sensorgrößen / Sensorformate
Die Bildqualität wird hauptsächlich von der Sensorgröße festgelegt.
Eigentlich zuerst nur für (Micro-) Four-Thirds konzipiert, kann man spiegellose Kameras theoretisch mit allen denkbaren Sensoren ausstatten.
Angesichts der sehr hohen Kamerapreise verwendet man jedoch nicht mehr die allerkleinsten Sensoren der billigsten Kompakt-Kameras.
Bisher wurde die spiegellose Technik zur Kombination mit völlig unterschiedlichen Sensorgrößen genutzt.
Vor vielen Jahren hatte ich in einem Artikel vermutet, dass diese Technologie in den Klassen der APS-C und Vollformat-Kameras Einzug halten und diese verbessern würde.
Stattdessen haben die Hersteller daraus eine neue Kamera-Klasse geschaffen, die aus Marketing- und Vertriebs-Aspekten relativ willkürlich preislich zwischen APS-C und Vollformat platziert wurde.
Allerdings ist bei der Sensorgröße Spiegelloser Systemkameras kein Standard vorhanden oder auch nur eine einheitliche Entwicklungsrichtung ersichtlich.
Man findet alle Größen zwischen sehr kleinen 1/2,3-Zoll bis zum Mittel-Format-Sensor.
Derzeit finden sich folgende Hauptgruppen bei Spiegellosen Systemkameras:
Voll-Format-Sensor (ca. 36*24 mm): Leica (M-, SL-, T-Modelle), Sony (Alpha/A7-Modelle).
APS-C-Sensorgröße in de facto unterschiedlicher Größe: Canon (EOS-M), Fujifilm (X-Modelle), Pentax (K-70, K-3), Sony (A5#00, A6#00, ältere NEX-Modelle), Leica-T. Samsung hat de facto 2016 den Vertrieb weltweit eingestellt.
Four-Thirds-Format (ca. 17,3 * 13 mm = 225 qmm nutzbare Fläche): Olympus (Pen-Modelle und OM-D E-M#-Modelle) und Panasonic (G#-Modelle).
Die Technologie ist preiswerter, als die klassische Herstellung einer Kamera mit aufwändigem Spiegel und Prisma.
Ferner ist die spiegellose Technologie verschleißfreier und langlebiger.
Meist handelt es sich um vollwertige Systemkameras, die mit Wechselobjektiven und umfangreichem Zubehör für viele fotografische Aufgaben gerüstet sind.
Die Elektronik bietet viele Funktionen, die mit Spiegel nur eingeschränkt möglich sind.
Mit Programmautomatiken kann man Spiegellose so einfach bedienen wie Kompaktkameras.
Mit sehr vielen halbautomatischen oder manuellen Einstellmöglichkeiten reicht das Potential jedoch auch bis in den Profibereich hinein.
Vor allem bei der Videofunktion zeigen spiegellose Kameras gegenüber den klassischen SLR oft Vorteile.
Bei hellen Tageslichtaufnahmen ist die Bildqualität durchaus vergleichbar zu guten APS-C und Vollformat-Kameras.
Selbst die MFT-Sensoren bieten eine bessere Bildqualität als eine Kompaktkamera / Bridge-Kamera (mit deren winzigen Sensoren), vor allem bei wenig Licht.
Moderne Systemkameras können Bilder im JPG-Format und RAW-Dateien speichern, wodurch sich Reserven bei der Bildqualität ergeben, die man in der Post-Production am PC heben kann.
Hochwertige elektronische Sucher bieten Vorteile bei der Motivbeurteilung unter schlechten Lichtverhältnissen, da sie zu helle Ausschnitte abdunkeln und dunkle aufhellen können.
Durch heute fast überall zum Standard gehörende elektronische Verschlüsse sind Belichtungszeiten von 1/16.000 oder sogar 1/32.000 Sekunde möglich.
Durch den Wegfall des Spiegels sind die Auslösegeräusche deutlich geringer.
Mit in neuen Modellen (ab 2016) fast überall zusätzlich vorhandenem elektronischem Verschluss sind wirklich leise Aufnahmen bei Spiegellosen Kameras möglich, mit klaren Vorteilen im Theater, Musikaufführung oder bei schlafenden Kindern.
Ohne Spiegel sind die Erschütterungen der Kamera bei längeren Verschlusszeiten (auf dem Stativ) auch geringer. Die umständliche Spiegelvorauslösung bei DSLR kann somit entfallen.
Ein weiterer Vorteil des elektronischen Verschlusses oder des elektronischen ersten Verschlussvorhangs (electronic first curtain) liegt darin, dass man einen elektronischen mit einem mechanischen Verschluss kombiniert, wobei man den elektronischen zum Start verwendet und den mechanischen zum Beenden der Belichtung des Sensors. Dadurch vermeidet man die (kleinen) Erschütterungen am Anfang durch den mechanischen Verschluss der DSLRs, der auch bei einer Spiegelvorauslösung immer existiert.
Durch den Wegfall des Spiegels lässt sich der Sensor leichter reinigen. Im Gegensatz zur DSLR muss er nicht zuerst mühsam hochgeklappt werden und mittels geladenen Akkus in der offenen Position fixiert werden.
Die Fokussierzeiten bei Stillleben sind heute kürzer als bei DSLR und meist auch etwas genauer / treffsicherer.
Durch die Integration des Autofokus auf den Haupt-Sensor, kann sich die Messung nicht verändern. Es besteht somit keine Gefahr von Front- oder Back-Focus wie bei einer klassischen DSLR, die ihren Messfühler irgendwo separat im Kameragehäuse untergebracht hat. D.h. man muss bei keinem Objektiv mehr eine (sonst evtl. erforderliche) Feineinstellung vornehmen.
Der elektronische Sucher kann (sofern vorhanden) auch beim Filmen verwendet werden.
Ein elektronischer Sucher kann bereits die an der Kamera vorgenommenen Korrekturen anzeigen (Helligkeit, Weißbalance etc.) und somit im JPEG-Modus das Endbild in etwa simulieren.
Ein hochwertiger elektronischer Sucher kann in ein Motiv hineinzoomen und so das manuelle Fokussieren erleichtern.
Ein hochwertiger elektronischer Sucher stellt 100% des Bildfeldes dar.
Ein hochwertiger moderner elektronischer Sucher beherrscht sogar Focus-Peaking - eine farbliche Darstellung derjenigen Bildelemente, die scharf sind.
Einen hochwertigen elektronischen Sucher kann man auch als Display-Ersatz benutzen, wenn man die gemachten Aufnahmen durchsucht. Das hat Vorteile bei sehr hellem Tageslicht, weil man die Bilder im EVF leichter sieht, als auch in manchen dunklen Situationen (Theater), weil der Vorgang dann keinen anderen Zuschauer stört.
Ein hochwertiger elektronischer Sucher bietet elektronische Hilfen wie Histogramm und Horizontwaage an.
Ein elektronischer Sucher zeigt bei Sportkameras im Dauerfeuer und Verfolgungs-Auto-Fokus-Modus keine Dunkelzeit. Dieser Vorteil ist durchaus sichtbar bei über 10 Bildern in der Sekunde kann das DSLR-Flackern erheblich stören. D.h. man kann mit Spiegellosen Kameras ein sich schnell bewegendes Motiv leichter im Sucher verfolgen und auch einfacher im gewünschten Bildrahmen halten.
Bei der Simulation der Schärfentiefe / Tiefenschärfe kommt es in einem elektronischen Sucher zu keiner Abdunkelung des Gesamtbildes wie bei DSLR-Kameras durch das Abblenden. Es wird der gesamte Bereich der Schärfe gleichhell simuliert dargestellt.
Manche spiegellosen Kameras können das EVF - den elektronischen Sucher auf Schwarz-Weiß-Darstellung umschalten. Dadurch werden die abstrakten Strukturen bei der Bildkomposition für manche Fotografen leichter sichtbar, als in Farbe.
In der Kamera manuell durchgeführte Belichtungskorrekturen werden direkt im Sucher sichtbar, wodurch man nicht vergessen kann, es vor dem Auslösen des nächsten Bildes zurückzustellen, wie das bei DSLRs öfter passiert. D.h. Spiegellose Kameras können in bestimmten Situationen einem Fotografen helfen, alte (Fehl-) Einstellungen schneller zu erkennen.
Im Gegensatz zur DSLR (mit Spiegel) findet kein starker Medienbruch beim Wechsel von Sucher zu rückwärtigem Display im Live-View statt.
Bei hochwertigen, modernen EVFs (Elektronik View Finder - Elektronischer Sucher) kann man die bereits aufgenommenen Bilder im Sucher durchsehen / überprüfen. Dies hat Vorteile gegenüber dem rückwärtigen Display - z.B. bei hellem Tageslicht oder in dunklen Umgebungen, in denen man andere Personen damit stören würde (Theater etc.)
Die technische Entwicklung wird in diesen Kameras oft schneller umgesetzt als in DSLR-Systemen: 5-Wege-Bildstabilisator in der Kamera, 4K-Video, Echtzeit-Vorausschau des Bildes gemäß den gewählten Einstellungen (auch bei Langzeitaufnahmen), Hervorhebung des fokussierten Bereiches, Warn-Anzeige bei Über- und Unterbelichtung bereits vor der Aufnahme etc.
Die modernsten spiegellosen Kameras besitzen Augenerkennungssysteme, welche bisher bei Kameras mit Spiegeln nicht möglich sind. Auch, wenn die Treffsicherheit beim Scharfstellen auf die Augen nicht bei 100% liegt, so wird diese Funktion von vielen Porträt-Fotografen geschätzt.
Spiegellose Systeme werden letztendlich gewinnen, da sie schlichtweg preiswerter in der Herstellung sind, weil der komplizierte Spiegelmechanismus entfällt.
Nachteile
Allerdings wird in der Euphorie des Neuen gerne die Tatsache übersehen, dass mit Spiegellosen Systemkameras auch Nachteile verbunden sind:
Kleinere Kameras sind vor allem für Männer mit größeren Fingern nicht so ergonomisch in der Haltung und Bedienung.
Sie besitzen kleinere Tasten.
Sie bieten einen schlechteren Griff, oder oft überhaupt keinen geformten Griff. Zahlreiche sind für viele Männerhände auch in den neuesten Modellen der Jahre 2017/18 noch immer zu klein und deshalb unergonomisch, was sich vor allem bei stundenlanger Benutzung zeigt.
Je kleiner die Gehäuse, umso weniger oder kleinere Bedienelemente lassen sich im Vergleich zu DSLR-Kameras anbringen. Oder sie werden an unergonomischen Stellen angebracht.
Zahlreiche bisherige Modelle gelten schlichtweg als zu klein für die ernsthafte Fotografie.
Das geringe Gewicht der Spiegellosen Systemkameras kann beim Auslösen zum Problem werden (genannt Shutter Shock). Der mechanische Verschluss besitzt eine gewisse Masse, welche aufgrund der Beschleunigungskräfte die Kamera erschüttern und so zu sichtbaren Verwacklungen führen kann. D.h. das Bild wird - trotz Bildstabilisator - unscharf. Bei schweren DSLR-Kameras tritt dieser Effekt aufgrund der hohen Eigenmasse wesentlich seltener auf. Deshalb werden heute wieder zusätzliche, schwere Batteriegriffe für die leichten Spiegellosen Kameras empfohlen, damit man den Shutter Shock mildert. Dadurch entfallen jedoch die ursprünglichen Vorteile bei Volumen und Gewicht.
Die Objektive sind bisher überwiegend nicht so lichtstark wie bei Vollformat-Kameras. Die wenigen lichtstarken Objektive, welche 2018 verfügbar wurden, waren in puncto Volumen und Gewicht keineswegs den leichten Kameragehäusen angemessen und gaben somit viel vom ursprünglichen Gewichts- und Volumenvorteil der Spiegellosen Kameras preis. Und auch deren hohe Preise dürften so manchen Fotografen erstaunen.
Viele spiegellose Kameras verschenken noch Potential - vor allem bei bewegten Motiven (im Bereich Sportfotografie) und teilweise sogar bei schlechter Beleuchtung.
Wie bei fast allen neuen Produkten wird hier durch einen zuerst sündhaft hohen Preis der Markt der kaufintensiven Klientel abgeschöpft. Das Verhalten der Hersteller und Verkäufer lässt sich seit Jahren nicht anders als Kasse-Machen umschreiben.
Eigentlich müssten die wesentlich geringeren Herstellungskosten der Spiegellosen Systemkameras dazu führen, dass sie preislich unterhalb der billigsten Kameras einer Sensorgröße angesiedelt wären.
Hochwertige Spiegellose Systemkameras und hochwertige Objektive liegen heute jedoch oft über den Preisen der meisten vergleichbaren Kameras der jeweiligen Sensorgröße und deren Objektive. Man sollte deshalb fairerweise die gleichen Preiskategorien vergleichen.
Hinzu kam vor allem seit 2016 ein Trend, der jeglichen fotografisch sinnvollen Preisrahmen sprengt. Zahlreiche neue Top-Modelle sowohl in der Micro-Four-Thirds- als auch der APS-C-Klasse kosteten sogar mehr als diejenigen der qualitativ eindeutig darüber liegenden Vollformat-Klasse.
Viele Nachteile der Spiegelreflex-Kameras bleiben erhalten, wie z.B. der Objektivwechsel mit Verschmutzung des Sensors.
Ohne den abgeschlossenen Spiegelkasten kann bei einem Objektivwechsel Staub sogar leichter auf den Sensor gelangen.
Aufgrund des oft im Sensor eingebauten Verwacklungsschutzes wird die Reinigung des Sensors noch komplizierter.
Die geringe Bautiefe und Gewichte der Gehäuse täuschen oft darüber hinweg, dass die Objektive relativ schnell unverhältnismäßig groß werden. Dann entsteht eine unschöne und sowohl manuell unergonomisch zu handhabende (deutlich front-/kopflastige) als auch auf Stativen kaum sinnvoll haltbare Kombination. Vor allem die Disproportion zwischen den sehr schmalen Kameragehäusen und den dicken, schweren Telezooms wird gerne verschwiegen.
Die immer wieder zu lesende Behauptung, dass man eine Spiegellose Systemkamera mit Objektiv in der Hemd-/Brusttasche tragen könnte, ist schlichtweg Unfug.
Keine Spiegellose ist mit einem vergleichbaren Zoom-Objektiv so klein wie eine Pocket-Kamera, die in eine Hemdtasche passt.
Generell gilt auch bei den Spiegellosen Systemkameras, dass hohe / professionelle Bildqualität und Bedienungskomfort ihr Gewicht, ihr Volumen und ihren Preis haben (siehe z.B. Olympus mit der OM-D E-M1 II oder die Ende 2017 vorgestellte Panasonic G9).
Es fehlen noch immer ausreichend lichtstarke (langbrennweitige) Objektive für die Sport- und Tierfotografie. Auch wenn das Angebot ab 2016 besser wurde, so vermag deren Qualität noch nicht immer zu überzeugen.
Spätestens mit langen, lichtstarken und somit vorne schweren Teleobjektiven werden die Disproportionen jedoch jedem vor Augen geführt und so unergonomisch werden, dass sie jedem die Grenzen des kleinen Systems aufzeigen. (Siehe z.B. das ab Herbst 2018 verfügbare Sony FE 400 mm F2,8 GM OSS.)
Bisher stellte der elektronische Sucher ein Problem dar. Entweder ist das Sucherbild grießig, unscharf, oder der Sucher ist nicht vorhanden. Und selbst bei neuen / teuren Modellen finden sich immer wieder Farbfehler im Sucher (color tears): Entweder treten tränenartige Fehler auf oder ganze Linien sind gestört. Bei elektronischen Suchern mit field sequential system treten überdies irritierende Farbabrisse und Regenbogen-Effekte auf, wenn man mit den Augen blinzelt oder die Kamera schwenkt.
Selbst wenn bei einem vorhandenen Sucher das Abbild gut ist, so existieren noch Probleme bei Dämmerung bis Dunkelheit und schnellen Bewegungen.
Hier existiert auch heute noch der größte Optimierungsbedarf.
Grundsätzlich arbeitet ein elektronischer Sucher mit Zeitverschiebung. Er benötigt einige Zeit, um das vom Sensor aufgenommene Bild im Sucher darzustellen. 0,2 Sekunden Verzögerung gilt derzeit als Spitzenwert. Die meisten elektronischen Sucher verzögern die Anzeige noch länger. Bei sich schnell bewegenden Objekten und einem engen Bildausschnitt reicht jedoch eine Verzögerung von nur 0,1 Sekunden aus, dass das Objekt beim tatsächlichen Fotografieren bereits teilweise außerhalb des Suchers / Sensors ist. Erst die Sony A9 löste im Sommer 2017 als bisher einzige Spiegellose Kamera dieses Verzögerungsproblem durch einen völlig neuen Stacked CMOS-Sensor.
In diesem Zusammenhang zeigen spiegellose Kameras oft Probleme beim Verfolgen von bewegten Objekten im Dauerfeuer / Serienbildmodus. Vor allem sieht man durch den Sucher oft nicht das aktuelle Bild, wodurch es dem Fotografen schwerfällt, ein sich schnell bewegendes Objekt im Sucher / Bild zu halten.
Trotz in den letzten Jahren erheblich verbesserten elektronischen Suchers zeigt sich noch immer ein leichtes Bildruckeln bei Kameraschwenks.
Auch die neueste und wirklich hochwertige Sony A9 konnte im Jahr 2017 die Marke nur höher setzen, aber nicht alle Probleme wirklich beheben.
Selbst für den derzeit besten EVF gilt: Durch die (wenn auch kleine) Darstellungs-Verzögerung muss man (im Vergleich zu einem Spiegel) den Höhepunkt einer Handlung noch früher vorhersehen, um im richtigen Moment auszulösen. Oder man schießt mit über 10 Bildern je Sekunde im Dauerfeuer und wählt danach am PC aus.
Eine Systemkamera ohne zusätzlichen Sucher ist nur für Amateure brauchbar. Und auch diese werden bei grellem Tageslicht schnell die Grenzen des Displays erkennen.
Ein zusätzlich (meist in den Blitzschuh) aufsteckbarer Sucher ist entweder unergonomisch und lässt sich meist nicht mit einem Blitz kombinieren, oder er kann als zusätzliches Teil verloren gehen. Überdies sind diese Kleinteile relativ beschädigungsanfällig und völlig überteuert.
Die immer wieder gelobte Voransicht des späteren Bildes (inklusive Belichtungs-Korrektur, korrigiertem Weißabgleich, Schärfentiefe etc.) ist zwar eine Hilfe für viele Fotografen, zeigt allerdings keineswegs das wahre Endergebnis, sondern nur eine halbwegs brauchbare Annäherung auf eingeschränkter JPEG-Basis. Aber weder im JPEG-Modus noch im komplexeren RAW-Modus wird wirklich das tatsächliche Endergebnis vor dem Abdrücken angezeigt. Ferner wäre dies auf dem kleinen EVR (elektronischen Sucher) respektive dem Kamera-Display auf der Rückseite im Live-View kaum wirklich perfekt bewertbar. Aber offensichtlich reicht diese derzeitige Krücke vielen Anfängern als sofortige Rückmeldung aus, da sie sich das fotografische Ergebnis durch (manuelle) Korrektureinstellungen an der Kamera nicht mehr vorstellen können.
Der elektronische Sucher verbraucht erheblich Strom, belastet somit den Akku und verringert die Anzahl der möglichen Aufnahmen.
Vor allem lässt sich die geringe Bautiefe und das geringe Gewicht der Spiegellosen Kameras überhaupt nur dadurch erzielen, indem man sehr schmale Batterien mit erstaunlich geringer Leistung verwendet. Dies führt zu für die fotografische Praxis sehr geringen Bildzahlen. Das wiederum führt zur teuren Anschaffung von meist nur für dieses Modell geeigneten Akkus des Kamera-Herstellers, der dafür sehr hohe Preise verlangt. Überdies muss man dann oft mehrere derartiger Ersatz-Akkus gleichzeitig mitschleppen, um auch nur einen einzigen Fototag zu überstehen - besonders im Winter. Abgesehen davon, dass kleine Teile verloren gehen können, erhöht sich so das System-Gesamt-Gewicht deutlich und unterscheidet sich dann nur noch minimal von Kameras mit Spiegel.
Die immer wieder hervorgehobene Video-Funktion ist bei Fotokameras wirklich nur etwas für überwiegende Fotografen, die gelegentlich auch einmal filmen wollen. Wer ernsthaft Filme drehen möchte, wird sich eine richtige Video-Kamera zulegen.
Billige, leichte, kleine Spiegellose Systemkameras bieten oft keinen Vorteil bei der Bildqualität gegenüber Modellen mit Spiegel in derselben Sensor-Klasse. Ganz im Gegenteil sind vor allem in der APS-C-Klasse manche preiswerteren Spiegelmodelle bei der Bildqualität deutlich überlegen.
Leise Aufnahmen mit dem elektronischen Verschluss erhöhen das ISO-Rauschen oft im Vergleich zum Einsatz des mechanischen Verschlusses.
Ein psychologischer Nachteil im Profibereich ist noch immer, dass viele Kunden eine große Kamera (= Volumen und Masse) mit Profi assoziieren und eine kleine Kamera einfach nicht als gut akzeptieren.
Das immer gelobte leise Fotografieren hat einen Nachteil bei Porträtaufnahmen mit Models im Studio. Diese wollen das Klicken hören. Ähnlich geht es auch manchen anderen Menschen, die fotografiert werden.
Die immer wieder zu lesende und zu hörende Aussage, dass spiegellose Kameras mit dem EVF (Electornic View Finder) WYSIWYG (What you see is what you get = das Endergebnis im Foto) produzieren, ist unzutreffend.
Selbst die besten elektronischen Sucher im Jahre 2019 konnten das nicht. Nicht selten sind in Landschaftsaufnahmen oder in der Architekturfotografie z.B. die Himmel scheinbar ausgebrannt.
Das darf auch nicht verwundern, da es sich im besten Fall um einen miniaturisierten XVGA-Monitor handelt, der nicht kalibriert ist und selbstverständlich (wie das eingeblendete Histogramm) nur eine JPEG-Bild darstellt.
D.h. man muss entweder doch genau auf das Histogramm schauen, oder das Sucherbild vorsichtig interpretieren.
Bei zahlreichen Fotografen führt das blinde Verlassen auf den elektronischen Sucher sonst zu unterbelichteten Fotos.
Das liegt im Übrigen weder an den Belichtungssystemen noch den Kameras selbst, sondern an den noch immer eher mäßigen EVFs - im Prinzip kleine Fernseher / Monitore im Sucherfeld. Sie können noch immer nicht den Lichtwertumfang des Menschen darstellen. Von der Farbechtheit ganz zu schweigen.
Wem bewusst ist, dass es selbst bei teuren Monitoren und Fernsehern der Klasse über 5.000 Euro (noch) nicht möglich ist, weder den Lichtwertumfang des gesunden menschlichen Auges noch die Farbechtheit zu gewährleisten, dem sollte auch klar sein, dass dies für einen Bruchteil des Betrages innerhalb einer Kamera (noch) nicht gelingt.
Selbstverständlich ist mir bewusst, dass man eine Überbelichtung bei vielen teuren spiegellosen Kameras auch mittels Einblendung der (ursprünglich für Video gedachten) Zebras erkennen kann. Aber erstens belegt dies nur, dass die Anzeige im Sucher noch suboptimal ist, was jedem spiegellosen Fotografen bekannt ist. Und zweitens stören diese Zebras in vielen Foto-Situationen erheblich, sodass die meisten Fotografen sie abschalten (d.h. sie im Zweifel erst wieder zuschalten müssen).
Und noch ein kleines Detail: EVFs können nur ein JPEG-Ergebnisbild darstellen - kein RAW.
Ferner schalten viele EVFs beim normalen Fotografieren entweder die Auflösung oder die Bildwiederholungsrate herunter, sodass man nur beim nachträglichen Betrachten der bereits gemachten Aufnahmen die höchste Auflösung und / oder höchste (flackerfreie) Bildfrequenz erhält.
Ein optischer Sucher zeigt die Realität klarer (u.a., weil er nichts vorab am Bildeindruck ändert, sondern nur die Realität spiegelt).
Ein elektronischer Sucher kann jedoch nicht alles vorher simulieren. D.h. er wird z.B. nicht in der Lage sein, den Einfluss eines Blitzgerätes vorab darzustellen. Dies betrifft sowohl die Helligkeit, als den Weißabgleich als auch die räumliche Ausleuchtung sowie den Farbfiltereinsatz auf dem Blitzgerät.
Da einige Leser den obigen Satz nicht verstehen, hier ein Beispielbild: Langzeitbelichtung mit gleichzeitigen System-Blitzgerät. Und hier dasselbe als großes Foto. - Sowohl für die Langzeitbelichtung als auch den Einsatz von System-Blitzgeräten benötigt es weiterhin der Erfahrung und des Vorstellungsvermögens des Fotografen.
Ein optischer Sucher funktioniert auch im ausgeschalteten Zustand der Kamera (auch nachts) und erlaubt so z.B. die Komposition des Bildes ohne den Akku zu belasten. Ein EVF an einer spiegellosen Kamera funktioniert - wie der Live-View am rückwärtigen Display - nur im eingeschalteten Zustand, belastet folglich immer den Akku.
Nicht alle Teile einer DSLR können bei spiegellosen entfallen. So benötigen fast alle spiegellosen Kameras bis heute einen zusätzlichen Verschluss, um Nachteile wie Rolling Shutter zu verhindern oder in ihren negativen Auswirkungen zumindest einzudämmen. Aufrisszeichnung eines Verschlusses. Von der völlig elektronischen Kamera - ohne verschleißanfällige Mechanik - sind auch die teuersten und modernsten spiegellosen Systeme noch weit entfernt.
Ein Detail, das gerne übersehen wird, ist die Synchron-Zeit bei Blitzgeräten und der Benutzung des elektronischen Verschlusses, der bei spiegellosen Kameras das lautlose Arbeiten ermöglicht. Entweder liegt die Synchron-Zeit des elektronischen Verschlusses sehr niedrig oder ist völlig unmöglich! Das mag in der Praxis nicht immer stören, da der Blitz sowieso eine größere Aufmerksamkeit anzieht als das Klickgeräusch des mechanischen Verschlusses. Aber auch aus diesem Grund ist es bisher nicht gelungen, den mechanischen Verschluss ganz aus spiegellosen Kameras zu verbannen.
Nochmals im Klartext: Der überall gelobte Silent Mode (das lautlose Fotografieren) z.B. auf Hochzeiten funktioniert bis heute meist nicht mit Blitzgeräten.
Auch unter künstlichem Licht (insbesondere flackernden Leuchtstoffröhren) können hässliche Banding-Effekte auftreten, wenn der elektrische Verschluss verwendet wird. D.h. es erscheinen dunklere oder sogar schwarze horizontale Bänder im Foto.
Spiegellose Kameras lassen sich nur bedingt mit Adaptern mit alten Objektiven verbinden. Der Antrieb in den DSLR-Objektiven wurde und wird bis heute nur für Phasenautofokus konzipiert und arbeitet denkbar schlecht mit dem Kontrastautofokus der spiegellosen Kameras zusammen. Langsam und ungenau arbeitende Objektive sind noch das geringste Übel. Oft fokussieren sie automatisch falsch oder sowieso nur manuell. - Es gibt zwar erste Modelle mit Phasen-Autofokus auf dem Sensor, aber bis zum Masseneinsatz in allen Kameras werden wohl noch Jahre vergehen.
Folgende Fehler treten bei spiegellosen Kameras deutlich häufiger auf als bei denjenigen mit Spiegeln:
Sensorreflektion: Da nun bei spiegellosen Kameras die hintere Linse der neu konstruierten Objektive näher an den Sensor herangelegt werden darf, werden bei engen Blenden (vor allem F11 und höher) die Lichtstrahlen heller Lichter so stark gebündelt, dass der Sensor diese auf die hintere Linse der Objektive reflektiert und das Licht von dort erneut auf den Sensor gestreut wird. Da hilft meist nur eine offene Blende oder ein anderes Objektiv.
Frequenzabhängige Störungen (Bänder unterschiedlicher Helligkeit) bei Aufnahmen unter Kunstlichtquellen treten bei elektronischen Verschlüssen öfter in Erscheinung als bei mechanischen Verschlüssen.
Shutter Shock: Erschütterung der Kamera durch den Verschlussvorhang kann bei manchen leichten Kameras und Benutzung des 1. Verschlussvorhangs auch auf dem Stativ zu Verwacklungen führen. Das ist kameraabhängig und letztendlich nur vom Hersteller durch einen anderen Verschluss lösbar. Oder man meidet die oft besonders empfindlichen 1/15-1/125 Sekunden Belichtungszeit, was in der Fotopraxis kaum möglich sein wird.
Sony-Modelle leiden ferner unter dem Star-eating-Effekt bei Belichtung über 4 Sekunden. Dann werden - auch in RAW-Fotos - Sterne etc. als vermeintlich störende Hot-Pixel entfernt (siehe hierzu auch weiter unten die generellen Hitzeprobleme).
Sensorabhängig kommt es zu gefürchtetem PDAF striping: Lichtquellen im Bild, die von Linsen in den Objektiven reflektiert werden, führen zu störenden Bändern im Foto. Die genauen physikalischen Details des Problems sind bis heute weder abschließend geklärt noch gelöst.
Zahlreiche spiegellose Modelle verwenden zur werbetechnischen Erzielung guter Papierwerte bei den Leistungen statt den heute üblichen 14-Bit nur 12- und 11-Bit RAWs. Dabei kommt es oft zu sichtbaren Kompressions-Artefakten. Sofern man die langsamen Modi manuell in den Menüs auswählt (oft ist dazu ein Firmware-Update erforderlich) und immer verwendet, kann man diese Bildverschlechterung weitgehend vermeiden. Aber dann sinkt die angepriesene Kameraleistung oft markant.
Fairerweise muss man jedoch hinzufügen, dass die Hersteller seit Jahren an der Verbesserung der Systeme und Behebung der Fehler arbeiten. Aber vor allem ältere Modelle leiden deutlich unter diesen Symptomen. Also Augen auf beim Gebrauchtkauf.
Ein bisher nicht diskutierter und hinreichend untersuchter Punkt ist die Sensorbelastung.
Da das (Tages-) Licht ohne Spiegel ständig auf den Sensor fällt, um von dort aufbereitet an den Sucher geliefert zu werden, heizt sich der Sensor auf.
In den Studios der Testlabors ist dieser Effekt bei künstlichem Licht sicherlich gering. D.h. die Sensoren und die spiegellosen Kameras selbst bleiben relativ kühl. Deshalb bieten dort auch alle Fotos eine hohe Bildqualität.
Aber im Freien bei Sonnenschein am Strand oder im Schnee halte ich dies nicht für ideal.
Bei herkömmlichen Klapp-Spiegel-Systemen wird das Licht nur ganz kurz - nach dem Auslösen - auf den Sensor gelassen. D.h. der Sensor erhitzt sich durch die Sonneneinstrahlung nur gering. (Die Ausnahme ist der Live-View-Modus, der den Spiegellosen Kameras entspricht.)
Es finden sich überall Hinweise, dass man normale Sensoren nach einer Langzeitaufnahme erst wieder kühlen soll. Warme oder heiße Fotosensoren führen zu einer deutlich schlechteren Bildqualität.
Ferner altert ein Sensor schneller, wenn er ständig dem Licht ausgesetzt ist.
Warum diese physikalischen Effekte bei spiegellosen Kameras nicht störend sein sollen, bleibt das Geheimnis der Marketing-Abteilungen.
Nachtrag Ende Oktober 2018: Canon Techniker gaben in einem Interview offen zu, was ich seit 10 Jahren vermutete:
The color filter array and microlenses and also the photodiodes can all be damaged by light [if the sensor is always exposed]. - Ständig einfallendes Licht schädigt den Fotosensor.
Deshalb haben sie bei der Canon R und den RF-Objektiven diverse Schutzmechanismen eingebaut, welche zumindest den ungewünschten Lichteinfall reduzieren.
Nachtrag Sommer 2017: Inzwischen lässt sich vor allem aus den USA nachweisen, dass praktisch alle Spiegellosen Kameras überhitzen. - Die einzige Ausnahme scheint derzeit noch die neue Sony A9 zu sein. Aber wie zu erfahren war, hat man bei ihr die Warntemperatur erhöht.
Im Spätherbst 2017 bestätigte sich dies. Mehrere Hersteller gingen in den letzten Jahren dazu über, durch Firmware-Updates die Temperaturschwelle zum Abschalten der Kamera hochzusetzen. Dies hat gravierende Auswirkungen:
Die betroffenen Kameras schalten nun nicht mehr früh ab. Man kann weiterhin Fotos und Filmaufnahmen machen - auch, wenn der Sensor bereits im überhitzten Bereich arbeitet.
Das Rauschen der Fotos und Filme nimmt deutlich sichtbar zu.
Die Sensoren werden sehr belastet und altern schneller.
Das permanente Überhitzen ist in der Foto-Praxis ein leidiges Problem.
Im heißen Sommer sowie in südlichen Regionen überhitzen manche Spiegellosen Kameras auch ohne Benutzung, einzelne sogar in der Fototasche. D.h. beim Herausholen und Anschalten geben Sie entweder eine Warnung (Überhitzungsschutz) ab oder sperren den Betrieb komplett.
Zum Abschluss noch ein skurriler Erfahrungswert:
Wenn ich mit einer Canon-Ausrüstung auf strittigem Terrain fotografiere, so werde ich in ca. 2/3 bis 3/4 aller Fälle als Berufsfotograf der lokalen Zeitung angesehen und komme ungeschoren davon. Oft entwickeln sich dadurch sogar nette Gespräche mit weiteren Informationen zum fotografierten Motiv.
Sofern ich mit einer Nikon-Ausrüstung dasselbe durchführe, erziele ich noch in ca. der Hälfte der Fälle das positive Ergebnis.
Falls ich jedoch mit einer spiegellosen Systemkamera arbeite, sei es die größte und teuerste von Sony, dann werde ich in 3/4 bis allen Fällen gefragt, was ich hier mache, oder sogar dumm angemacht. Umgehen kann ich dies nur durch das Tragen und Benutzen eines großen Statives.
Beim Wach- und Aufsichtspersonal scheinen noch immer die Größe der Ausrüstung und das Gewicht als Indikator für Berufsfotografen zu gelten (size matters).
Sie finden das lächerlich? Ich auch, vor allem angesichts der Preise bei Sony. Aber andere Fotografen berichten mir ähnliches. Bis sich dies ändert, geht wohl noch eine Generation (ca. 25 Jahre) ins Land.
Zubehör
Proprietäre Systeme
Hier zeigt sich die negative Seite des Wortes System: Es bedeutet Standard für Anschlüsse. Allerdings handelt es sich um keinen weltweiten Standard.
Fast jeder Kamera-Hersteller bietet grundsätzlich und natürlich auch bei den Spiegellosen Systemkameras ein eigenes System an, das jeweils inkompatibel zu dem der Mitbewerber ist.
Dies betrifft insbesondere die Bajonette (Anschlüsse der Objektive).
Die Ausnahme sind die Micro-Four-Third-Kameras und Objektive (m4/3).
Objektive
Mit dem Kameragehäuse legt man sich jedoch auch auf ein System fest, denn - wie bei den älteren SLR - benutzt fast jeder Hersteller sein eigenes Anschlusssystem, um Objektiv und Kameragehäuse zu verbinden.
Man kauft folglich Objektive für ein System eines Herstellers.
Nur Olympus und Panasonic nutzen einen gemeinsamen Standard (Micro-Four-Thirds).
Das Objektivangebot der Spiegellosen Systemkameras ist bei vielen Herstellern noch deutlich schwächer bestückt als bei den SLR.
Meist fehlen die langen Brennweiten. Dennoch werden bereits heute die meisten alltäglichen fotografischen Situationen abgedeckt.
Ende 2014 / Anfang 2015 kamen erste hochwertige Telezoomobjektive für MFT mit Blende 2,8 heraus. Hierbei handelt es sich zwar um gute Objektive. Allerdings wird gerne vergessen, dass bei einer nur 1/4 so großen Sensorfläche der Lichtwert bei mindestens 2,0 liegen müsste, um die damit in Verbindung stehenden physikalischen Nachteile auszugleichen und mit den Spitzenobjektiven der Vollformat-Kameras mitzuhalten. Diese ersten Objektive stellen somit einen großen Schritt auf dem Weg zu Profiklasse dar, aber noch nicht das Ziel.
2016 brachten Olympus ein neues 300 mm f/4 für 2.500 US$ bei 1.475 g Gewicht und Panasonic ein 100-400 mm f/4-6.3 für 1.800 US$ bei 985 g Gewicht heraus, welche weitere Telebereiche abdecken. Diese sind zwar leichter als die Vollformat-Objektive. Aber sie sind noch sehr groß und schwer für Blende f4. Vor allem wenn man die kleineren und leichteren Kameragehäuse der M3/4 in Betracht zieht. Und beim Preis dürften manche Fotografen auch staunen. Kleinere Kameras bedeutet keineswegs niedrigere Preise.
Und sogar 2018 waren auch die Angebote im Ultraweitwinkelbereich oder bei Fisheye-Objektiven für Spiegellose Kameras sehr begrenzt.
Technisch sind bei manchen Herstellern (z.B. Olympus, Panasonic) inzwischen zahlreiche Objektive in guter Qualität vorhanden.
Die meisten Objektive bieten derzeit Panasonic und Olympus mit dem gemeinsamen Standard. Und danach folgen erst mit Abstand die anderen Anbieter.
Bei Micro-Four-Thirds boten alle Hersteller (Olympus, Panasonic) sowie die Fremdhersteller (Samyang, Sigma, Tamron, Voigtländer, Zeiss) bereits im Herbst 2014 zusammen fast 60 neue Objektive zur Auswahl an allen diesen genormten Kameras an.
Für diese kleinen und leichteren Objektive werden eher neue Linearmotoren zum Fokussieren verwendet. Sie eignen sich ideal zum Filmen, sind jedoch derzeit für große, lichtstarke, schwere Teleobjektive noch nicht so häufig zu finden.
Wie bei den Kollegen mit Spiegel benötigen Spiegellose Systemkameras mehrere (Zoom-) Objektive, damit man mit ihnen ein relativ weites Einsatzspektrum abdecken kann. Die Kosten, sowie die Volumina und Gewichte hierfür werden oft völlig unterschätzt.
Pancake-Objektive (= Pancake lens = Pfannkuchen: sehr flache Objektive) sind zwar kleiner, aber derzeit noch relativ teuer und sowieso nur für wenige Brennweiten verfügbar.
Dennoch ist es nicht korrekt, wenn behauptet wird, sie tragen kaum auf und passen so an der Kamera in die Jackentasche.
2016 fanden sich weitere Objektive für spiegellose Kameras. Allerdings fällt immer öfter auf, dass deren eigene Abbildungsqualität nicht sonderlich hoch ist, sondern die insgesamt gute Bildqualität eher durch nachträgliche kamerainterne Korrekturen erzeugt wird. D.h., um halbwegs leichte und preiswerte Objektive zu erhalten, wird eine Offenblende von f4 statt f2,8 gewählt, und es werden weniger und nicht so hochwertige Linsen verwendet, welche Vignettierung und Verzerrung sowie chromatische Aberration produzieren. Die kamerainternen software-gesteuerten Korrekturen funktionieren bei hellem Tageslicht gut. Aber bei schwacher Beleuchtung werden die extremen Korrekturen im Bild an einzelnen Stellen (z.B. Ecken) sichtbar. - Dabei finden sich dann auch bei RAW-Dateien kaum mehr Spielräume zur nachträglichen manuellen Korrektur am PC. Diese hat die Kamera bereits weitgehend ausgenutzt oder sogar überreizt.
Fazit Ende 2016: Noch immer findet sich bei spiegellosen Kameras noch bei weitem nicht so ein breites Angebot an hochwertigen Objektiven wie bei Kameras mit Spiegel.
Adapter
Angesichts der noch immer fehlenden Objektive wurden bereits früh Adapter angeboten, mit denen man andere / alte Objektive an einer Spiegellosen Kamera betreiben kann.
Zuerst muss man festhalten, dass fast alle Hersteller einen unterschiedlichen Abstand der Sensor-/Film-Ebene zum Bajonett (Objektivanschluss) besitzen. Dies ist gewollt, damit die Kunden fast nur die Objektive des Herstellers kaufen können und auch nach Anschaffung weiterer Objektive gezwungener Maßen weitere Kameras nur bei diesem System-Hersteller erwerben.
Spiegellose Kameras besitzen aufgrund des fehlenden Spiegels einen sehr geringen Abstand zwischen Sensorebene und Objektivanschluss und können somit fast alle anderen Objektive fast aller anderen Hersteller mit Adapter anschließen.
Sinnvolle Adapter beschränken sich fast ausschließlich auf die folgenden spiegellosen Systeme: das E-Bajonett von Sony und die Micro-Four-Thirds-Kameras von Olympus und Panasonic - sowie Fujis X-Kameras im APS-C-Format.
Und um es noch weiter einzuschränken: Die meisten brauchbaren Adapter finden sich für Canon-Objektive für Micro-Four-Thirds-Kameras und dann für Sonys E-Bajonett, wobei praktisch alle Adapter eher für den Video-Bereich gedacht sind und auch überwiegend dort verwendet werden.
Preiswerte (10-100 Euro) passive Adapter befestigen das Objektiv nur mechanisch an der Spiegellosen Kamera. Die Blende und sonstige Daten werden nicht übertragen, der Autofokus funktioniert nicht.
Ein hochwertiger moderner elektronischer Sucher einer Spiegellosen Kamera beherrscht jedoch Focus-Peaking - eine farbliche Darstellung derjenigen Bildelemente, die scharf sind - und erlaubt so den Einsatz nur manuell fokussierbarer (auch mit Adapter angeschlossener alter) Objektive.
Dank zahlreicher Adapter lassen sich inzwischen auch sehr viele sehr alte Objektive anschließen. Dies erklärt im Übrigen den rapiden Preisanstieg gebrauchter (analoger) Objektive auf Internet-Börsen. Bei einem Crop-Faktor von ca. 2 bei Micro-Four-Thirds-Modellen sind die alten Objektive vor allem im Telebereich für die Tierfotografie geeignet.
Einige Hersteller bieten für zahlreiche SLR-Objektive inzwischen elektronische / aktive Adapter an. Damit kann man große Objektive an Spiegellosen Systemkameras verwenden.
Aber selbst mit aktiven / elektronischen Adaptern kann man bisherige / alte Objektive nur unter oft erheblichen Einschränkungen (meist kein Autofokus, oder zumindest eingeschränkter Autofokus oder zumindest langsamer und nicht immer treffsicher) verwenden. Dadurch wird ein Umstieg teuer oder schwer durchführbar.
Mit manuellem Fokussieren geht viel Romantik einher. De facto halte ich es heute jedoch nur noch in wenigen Situationen für wirklich verwendbar: Bei Stillleben, Landschaftsaufnahmen mit viel Zeit und bei Makroaufnahmen, bei denen man eine hohe Schärfentiefe Tiefenschärfe wünscht.
Im Übrigen sind die meisten elektronischen Adapter mit Preisen zwischen ca. 100 und rund 1.000 Euro teuer.
Ferner sind Volumina und Gewichte fremder Objektive für die kleinen Kameras ohne Spiegel völlig unergonomisch.
Vorsicht: Micro-Four-Thirds-Objektive und Four-Thirds-Objektive sind optimiert für Phasen-Autofokus. Die meisten m4/3-Kameras können zwar beide Objektive anschließen. Aber bei den meisten Kameras muss man dann viele technische Abstriche hinnehmen.
Auch die meisten anderen neuen spiegellosen Kameras erwarten zur perfekten Zusammenarbeit moderne, für Kontrast-Autofokus optimierte Objektive. Dies gilt insbesondere, je hochwertiger die Kameras sind und je mehr sie theoretisch leisten können. So wurden an der brandneuen Sony A9 im Sommer 2017 andere Teleobjektive mit Adapter getestet, wobei die Leistung der Kamera drastisch einbrach (z.T. von 20 Bildern/Sek. auf 2,5 Bilder in der Sekunde).
Dies gilt im Übrigen für alle alten Objektive: Sie wurden nicht für Kontrastautofokus gerechnet oder ausgelegt. Neben dem langsamen oder nicht funktionierenden Autofokus darf man damit an Adaptern auch keine hohe Bildqualität erwarten.
Technisch gesehen bilden diese neuen Objektive aufgrund der Bajonette oder zumindest der geringeren Auflagefläche eine weitere neue Produktlinie. Dadurch wird der Umstieg wie der Aufstieg sehr teuer, da man die Objektive komplett ersetzen muss.
Weitere Details zu Adaptern finden Sie im Artikel Wechseln ?
Blitzgeräte
Einige spiegellose Systemkameras besitzen einen eingebauten kleinen Blitz.
Andere verfügen über einen Blitzschuh, um ein externes Systemblitzgerät anzuschließen.
Systemblitzgeräte sind deutlich lichtstärker und flexibler einsetzbar für eine gezielte Lichtführung.
Allerdings haben lichtstarke Blitzgeräte dann auch einen erheblichen Preis und vor allem ein großes Volumen sowie Gewicht.
Einerseits wird das Kamerasystem mit schweren Blitzgeräten kopflastig und andererseits schmilz für das Gesamtsystem dann auch der Gewichts- und Volumen-Vorteil im Vergleich zur Kamera mit Spiegel dahin.
Zur Vollständigkeit sei darauf hingewiesen, dass keineswegs alle alten Blitzgeräte eines Herstellers (für digitale Kameras mit Spiegel) auf dessen neuen spiegellosen Kameras verwendet werden können. Entweder funktioniert er überhaupt nicht oder nur im sogenannten Automatikmodus des Blitzes, der jedoch nicht automatisch korrekt belichtet, sondern manuell eingestellt werden muss.
Zielgruppen
Die Zielgruppen für Käufer Spiegelloser Kameras sind inzwischen vielschichtig.
Angesichts der völlig überhöhten Preise sind es derzeit vor allem die wohlhabenderen Personen (sogenannte kaufstarke Zielgruppen), welche mit zunehmendem Alter nicht mehr 5 oder 10 oder sogar 15 kg Fotoausrüstung als Gepäck herumtragen wollen, aber dennoch eine hohe bis sehr hohe Bildqualität erwarten und deshalb die teuren Profimodelle dieser spiegellosen Klassen erwerben.
Hinzu kommen Rentner: älter, wohlhabend aber nicht mehr so kräftig, um größere Lasten zu tragen. - Oft handelt es sich um Umsteiger (Downsizer) von früheren Vollformat- und APS-C-Systemen.
(Jüngere) Damen (und im geringeren Umfange auch Herren), welche nicht so schwer tragen wollen, dafür jedoch gerne etwas Modisches als Accessoire benötigen. Häufig handelt es sich hierbei um Aufsteigerinnen aus dem Kompakt-Kamera-Bereich.
Letztere Zielgruppe ist dafür verantwortlich, dass diese Kameras oft wesentlich schicker aussehen, aber auch unergonomischer sind.
Vor allem die meist unbrauchbaren zusätzlich montierbaren Sucher gehen auf diese Zielgruppe zurück, da die meisten Damen generell einen Sucher nicht wollen, weil er zu Recht das Aussehen der Kamera völlig entstellt. Weder sieht ein Sucher modisch aus, noch ist er gut verstaubar. Professionelle Fotografen können auf den Sucher jedoch nicht verzichten.
Ob dieser Spagat der Zielgruppen langfristig aufgeht, bleibt abzuwarten.
Meines Erachtens führte der Spagat bereits jetzt schon zu den zwei Gruppen von Modellen bei zahlreichen Herstellern:
Für die modischen Aufsteiger aus der Klasse der Kompaktkameras und Smartphones bietet man billigere Spiegellose Systemkameras ohne Sucher an.
Für die eher professionellen Umsteiger von professionellen Systemen bietet man teure Spiegellose Systemkameras mit Sucher an.
Wann soll man ein- / umsteigen
Lohnt sich heute bereits der Einstieg / Umstieg auf diese spiegellosen Systemkameras?
Wer das Gewicht der Fotoausrüstung reduzieren muss oder will und das erhebliche Kleingeld dafür besitzt (wir sprechen hierbei über mehrere tausend Euro für eine Kamera mit mehreren Objektiven), und bereit ist, danach weiter in das System zu investieren - für den kann es sich bereits jetzt lohnen, in Spiegellose Systemkameras einzusteigen.
Eine (Spiegellose) Systemkamera lohnt sich generell allerdings nur, wenn man das System mit zahlreichen unterschiedlichen Komponenten (Zubehörteile) auch ausnutzt.
Alle anderen sollten sich einen Wechsel von einem vorhandenen anderen System genau überlegen.
Es sind noch nicht alle technischen Probleme bei Spiegellosen Kameras gelöst.
Es bestehen noch erhebliche Verbesserungs-Potentiale bei der Ergonomie und teilweise bei der Bildqualität.
Die Anzahl der verfügbaren Objektive ist noch nicht mit APS-C oder Vollformat der Kameras mit Spiegel vergleichbar.
Falls sich diese Linie der Micro-Four-Thirds- / 4/3- Modelle hält, werden sicherlich noch bis zu 5 Jahren erforderlich sein, um ein derart umfassendes Objektivangebot in Umfang und Qualität aufzubauen, wie bei den Vollformat-Kameras. Bei allen anderen Sensorgrößen wird es wohl bis zu 10 Jahre dauern, bis man ein derart umfassendes und qualitativ hochwertiges Objektivangebot vorfinden wird.
Es ist nicht sicher, welche Firma sich mit welchem System durchsetzen, die Führung übernehmen oder sogar den Markt dominieren wird.
Letztendlich entscheiden beide - gute Objektive und herausragende Kamera-Gehäuse - über diese Systemlinien. Hier ist jedoch noch vieles in der Entwicklung und im schnellen Umbruch.
Zumindest 20 Mega-Pixel sollte eine Ende 2016 neu beschaffte Spiegellose Kamera bieten.
Die technologischen Entwicklungssprünge dürften in den kommenden Jahren in diesem Bereich am größten sein.
Damit verbunden ist jedoch auch ein hoher und rapider Wertverlust bei Altgeräten.
Da in den kommenden Jahren bei spiegellosen Kameras die Entwicklung schnell weiter voranschreiten wird, sollten Kaufwillige derzeit ein Kameragehäuse eher nach den augenblicklichen eigenen Bedürfnissen und dem aktuellen Marktangebot anschaffen, statt sich in der Gerüchteküche irre machen zu lassen.
Wer weder zu APS-C bzw. Vollformat tendiert noch zu den spiegellosen Systemkameras neigt, sollte beachten, dass manche Bridge-Kameras und vor allem hochwertige Kompaktkameras heute eine Bildqualität bieten, die durchaus mit den 4/3 konkurrieren kann. (Gedacht sei hier z.B. an die Sony RX 100 V oder RX 10 III).
Im RAW-Modus dürften die Unterschiede bei Tageslichtaufnahmen eher marginal sein.
Vor allem für Aufsteiger aus dem Pocket-Bereich sei angemerkt: Falls man nur eine billige Systemkamera mit nur einem einzigen billigen Zoom erwirbt, wird man weder bei der Lichtstärke noch der Abbildungsqualität einen Vorteil gegenüber hochwertigen Pocket-Kameras erzielen. Wer das Wechsel-System nicht nutzt, bezahlt nur mehr Geld und erhält dafür mehr Probleme.
Systemunsicherheit - Prognosen
Dass Panasonic und Olympus diesen Markt sein 2008 aggressiv angehen, ist verständlich. Sie besitzen in ihren eigenen Produktlinien keine großen Altlasten (bzw. ernst zu nehmende Konkurrenten) im Bereich APS-C oder sogar Vollformat-Kameras, steigen mit den Spiegellosen Systemkameras in eine höhere Qualitätsklasse auf und erobern so neue Märkte.
Die anderen Firmen taten sich bisher eher schwer, da sie mit der neuen Klasse der Spiegellosen Systemkameras ihre alten Produktlinien kannibalisieren.
Man wird den Eindruck nicht los, dass die Platzhirsche (insbesondere Canon und Nikon) diesen Markt der Spiegellosen Systemkameras bis heute eher abwartend bis halbherzig betrieben.
Nur Sony trat in den letzten Jahren hier aggressiv auf, besaß jedoch mit seinem alten Translucent-Spiegel-System keinen großen Marktanteil. Da war man eher bereit, die alten Kunden vor den Kopf zu stoßen und mit dem angeschafften alten System weitgehend im Regen stehen zu lassen. Die alten Modelle Alpha 77II, 68II, 58 und 99II werden eher lustlos vom Hersteller gepflegt, zu Sony-typisch relativ hohen Preisen angeboten und folglich auch kaum mehr gekauft.
Eine zunehmende Kannibalisierung des APS-C und des Vollformat-Marktes ist in den kommenden Jahren zu erwarten.
Die Bridge-Kameras werden hiervon vermutlich nur wenig beeinflusst werden, da diese inzwischen mit bis zu 60-fach-Zoom jenseits dessen liegen, was Spiegellose Systemkameras jemals bieten können.
Auch die hochwertigen Pocket-Kameras mit immer größeren Sensoren und inzwischen guter Bildqualität (auch in RAW) werden mit immer besseren Zoom-Objektiven zu einem dementsprechend hohen Preis weiter existieren.
Die Anlaufphase der Spiegellosen Systemkameras seit 2004 mit der Epson R-D1 war sehr lange. Die Spiegellosen Kameras besitzen zwar die größten Wachstumsraten, aber bis heute liegt ihr Anteil am Gesamtmarkt noch immer unter den Erwartungen.
Vorsicht: Die immer wieder angeführten riesigen Wachstumsraten der Spiegellosen Systemkameras basieren auf einem (relativ willkürlich festgelegten) Start im Jahre 2008 bei null. Ein großes prozentuales Wachstum ist bei jedem neuen Produkt normal.
Wichtiger bleibt jedoch der Marktanteil insgesamt. Dieser ist im technikaffineren Asien bereits sehr hoch. Seit 2013 dominieren dort die spiegellosen Modelle. Im konservativen Deutschland war man hingegen bis heute noch viel zögerlicher. Wenn die Prognosen zutreffen, dann werden wir eine hälftige Aufteilung zwischen spiegellosen Kameras und solchen mit Spiegel bei den Neuverkäufen weltweit erreichen.
In diesem Bereich ist am meisten in der Entwicklung.
Meines Erachtens ist zwar entschieden, dass die Spiegellosen Kameras sich langfristig durchsetzen werden - allein bereits aufgrund der geringeren Anfälligkeit, längeren Lebensdauer und geringeren Herstellungskosten. Langfristig wird man damit auch schnellere Fokussierergebnisse in allen Modi erzielen als mit der extra einzubauenden und zu justierenden Phasenfokussierung.
Aber es ist nicht klar, welches System = welche Sensorgröße sich durchsetzt.
Zwar lässt sich jede Technik optimieren, aber letztendlich hat die Sensorgröße einen bisher unüberwindbaren physikalischen Einfluss auf die Bildqualität.
Deshalb könnte es auch sein, dass sich (m) 4/3", APS-C und Vollformat als spiegellose Linien noch Jahrzehnte den Markt gemeinsam aufteilen.
Vom Sonderweg der Firma Ricoh kann man jedoch wohl bereits heute abraten. Dabei werden die kompletten Objektiv-Sensor-Module im spiegellosen Gehäuse gewechselt. Man wechselt hierbei nicht nur das Objektiv, sondern die gesamte Baueinheit / das gesamte Aufnahmemodul mit Optik, Sensor und Bildprozessor. Das wird zwar immer wieder in Tests und Auflistungen hervorgehoben und hat theoretisch auch Vorteile (z.B. bei der geringeren Verschmutzung des Sensors, oder der möglichen optimalen Abstimmung dieser Einheiten aufeinander). Aber die Absatzzahlen sind zu gering. Meines Erachtens wird sich dieses System so nicht halten.
Spätestens seit 2012 war jedoch der gesamte Fotomarkt weltweit im Sinkflug und beeinträchtigte auch die Spiegellosen Kameras. Darüber dürfen auch die immer wieder viel zu optimistischen Schätzungen und Voraussagen der angeblich erzielbaren Jahresabsätze der CIPA (Camera and Imaging Products Association) nicht hinwegtäuschen. Selbst wenn man den größten Optimisten der spiegellosen Systeme folgen will, so muss man dennoch festhalten, dass die Aufholjagd bisher sehr mühsam war und es bis zur prognostizierten Dominanz dieser Systeme wohl noch einige Zeit dauern wird.
Da nur Panasonic und Olympus einen übergreifenden Standard gegründet haben (dem sich 2013 bereits 19 Firmen anschlossen), werden hier die meisten Angebote für Objektive und sonstiges Zubehör in den kommenden Jahren (auch von Fremdherstellern) unterbreitet werden.
Nur innerhalb dieses Standards kann man sowohl die Objektive als auch die Kameras der Hersteller wechseln. Für Nutzer hat dies einen erheblichen Vorteil, den man sonst bei keinem Hersteller Spiegelloser Systemkameras erhält. Der Kunde ist im sonst proprietären Fotobereich nicht mehr derart an einen Hersteller gebunden. Bereits dies halte ich für einen wichtigen USP (Unique Selling Proposition) - das eigentliche Killer-Argument. Ich erachte dies in der Fotopraxis als wichtiger für eine Kaufentscheidung als sonstige nur kurzfristig wirksame technische Errungenschaften, die sonst in den Fachzeitschriften und im Internet immer diskutiert werden.
Bei Micro Four Thirds könnten folglich auch die Preise am schnellsten fallen.
Überdies werden beide Hersteller die Produkte weiterführen müssen oder als Fotohersteller untergehen. Sie können aus meiner Sicht darauf überhaupt nicht verzichten, da sie von unten von den Smartphones bedrängt werden.
Im Übrigen besitzt m4/3 ein erhebliches Flair für Downsizer / Absteiger aus der Oberklasse. Der Crop-Faktor beträgt ca. 2. D.h. man muss geistig die Brennweite der Objektive nur verdoppeln und hat sofort die effektive Brennweite der Spiegellosen Systemkamera. Das dürfte so manchem Profi den Umstieg von seiner schweren Vollformat-Kamera erleichtern.
Einerseits besitzt der Sensor nur 1/4 der Fläche eines Vollformatsensors (Kleinbild) und weist somit erhebliche Einschränkungen bei Dämmerung und schlechten Lichtverhältnissen auf. Andererseits gelang es z.B. Olympus mit der neuen OM-D E-M1 und erneut mit dem Nachfolgemodell Mark II sogar einige Sensoren der größeren APS-C-Klasse in puncto Bildqualität zumindest in den Testlaboren auszustechen. Auch die Panasonic Lumix DMC-GH4 kann begeistern. Andererseits darf man bei technischen Tests nie vergessen, dass sich der MFT-Sensor mit seinem Seitenverhältnis von 4:3 bei vielen Daten gegenüber einem 3:2-Sensor besser rechnet. So wird er z.B. immer eine höhere Anzahl an Linienpaare je Bildhöhe erzielen. Dennoch scheinen Olympus und Panasonic hier prozentual mehr aus dem kleinen Sensor herauszuholen als die Platzhirsche aus ihren größeren Sensoren der meisten APS-C-Kameras.
Da beide Firmen bereits viel investiert haben, werden sie auf diesen eigentlich kleinen Sensoren auch weitere Fortschritte erzielen. D.h. in den kommenden 5 Jahren sind hier noch deutlich Qualitätsverbesserungen zu erwarten, welche die Bildqualität bei schlechteren Lichtverhältnissen dann auf etwa das Niveau der heutigen Vollformat-Kameras anheben. Das wäre ausreichend auch für die anspruchsvolle Tier- und Sportfotografie.
Da man in Asien und den USA diese m4/3" inzwischen quasi als Synonym für Spiegellose Systemkameras ansieht, wird sich dieses System wohl etablieren.
Die im Herbst 2013 erschienene Olympus OM-D E-M1 zeigte wie die Ende 2016 erschienene Nachfolgerin Mark II wohin der Trend geht:
Größere, ergonomischere Handgriffe.
Größere, ergonomischere Bedienelemente.
Zusätzlicher Batteriegriff unten wie bei Profi-Kameras.
Das ist dann jedoch definitiv keine kleine, leichte Pocket-Kamera mehr. Sondern es handelt sich um eine wuchtige Profikamera.
Dual-Autofokus mit automatischer Erkennung der Objektive und Umschaltung des Autofokus darauf. So werden nun Micro-Four-Thirds-Objektive (optimiert für Kontrast-Autofokus) und Four-Thirds-Objektive (optimiert für Phasen-Autofokus) problemlos an einer Kamera verwendbar.
Schutz vor Staub, Spritzwasser und Kälte (bis -10 Grad).
Bildstabilisierung in der Kamera auf 5 Achsen mit 4 Blenden Verwacklungsschutz - sogar 5,5 Blenden bei der Mark II und mit Olympus 12-100 mm F4 sogar bis 6,5 Blenden.
Modernste Kommunikationstechniken, wie WiFi / WLAN (Funkübertragung ins Netz), NFC (Near Field Communication = Nahfeldkommunikation) für den Kontakt zum Smartphone in der unmittelbaren Nähe.
Profi-Einstellungsmöglichkeiten bei Belichtungsmessmethoden und Autofokus des Hybridautofokus.
Schneller sowie sehr guter Autofokus und sehr hohe Serienbildgeschwindigkeit (Mark II: 60 fps ohne und 18 Bilder je Sekunde mit Autofokusnachführung im elektronischen Modus und immer noch 10 im mechanischen.)
20 Mega-Pixel und 50 MP im sogenannten High-Res Modus (dabei werden 8 Bilder zusammengerechnet) sowie USB 3 (Type-C) für den Datentransfer.
UHD 4K Video-Modus, mit beeindruckenden 4:2:2 über HDMI.
Für Profis zwei SD-Speicherkartenfächer (UHS-II/UHS-I) sowie sehr weitgehend persönlich konfigurierbare Schalter und Knöpfe.
Vollkommen dreh- und schwenkbares Display mit Touchscreen.
Noch voluminöser als Mark I, längerer Griff für 4 Finger, rund 600 Gramm Gewicht - mit HDL-9 Batterie-Handgriff rund 1 Kg.
Hoher Preis von rund 2.000 Euro (Mark II, Ende 2016 - Ohne den 300 Euro teuren Batterie-Handgriff) - Mehr als zur gleichen Zeit für die Nikon D500 (APS-C) oder die Nikon D750 (Vollformat) verlangt wurde.
Fazit: Bei der Olympus E-M1 Mark II handelt es sich um das Flaggschiff, in fast jeder Beziehung um eine Profi-Kamera, die kaum einen Vergleich zu scheuen braucht.
Ferner sehe ich eine Chance für Sony - mit den neuen Spiegellosen (ab Oktober 2013) bis hin zum Vollformat - ihren Marktanteil im sonst extrem hart umkämpften APS-C und Vollformat-Bereich auszuweiten, ohne sich überhaupt mit der komplexen Technik rund um Spiegel und Phasenautofokus und Objektivbau für Weitwinkelobjektive und Weitwinkelzooms etc. abgeben zu müssen.
Insgesamt gilt die Spiegellose Systemkamera als eine disruptive Erfindung, die den Markt von Grund auf verändern kann. Die neue Technik basiert verstärkt auf Elektronik (der Stärke der Elektronikkonzerne, wie z.B. Panasonic und Sony) und weniger auf Optik oder Mechanik (den Stärken der alten Kamerahersteller). Allerdings darf man dies auch nicht überbewerten. Dasselbe hat man in den 1990er Jahren auch von der digitalen Fotografie insgesamt behauptet. Bis heute konnten sich jedoch die meisten alten Kamera-Hersteller gut behaupten.
Die Platzhirsche könnten mit ihrem Know-how und ihren Entwicklerkapazitäten den Markt schnell aufrollen. Aber sie kannibalisieren dabei ihre eigenen Goldesel im Bereich DSLR bei APS-C und Vollformat. Jahrzehntelange Entwicklung, tausende Patente und Milliarden Investitionen kann man als Altlasten nicht einfach über Bord werfen. Deshalb werden Canon und Nikon wohl eher versuchen, einerseits ein paar spiegellose kleinere Modelle zu hohen Preisen anzubieten, aber gleichzeitig langsam die neue Technologie in ihre klassischen APS-C und Vollformat-Reihen zu integrieren. D.h. der Spiegel wird in den kommenden zwei Modellwechseln aller Reihen (also binnen ca. 5 Jahren) wohl entfallen. Aber die alten Bajonette und Objektive werden in diesen Klassen zumindest mittelfristig bleiben. Erst langsam wird man dann neue Objektive - zuerst für den Weitwinkelbereich und Video anbieten, welche die Vorteile des fehlenden Spiegels nutzen.
Alternativ könnte ich mir technisch auch vorstellen, dass man wichtige Vorteile der spiegellosen Systeme in die Kameras mit Spiegel integriert. Ein Kontrastautofokus wird sowieso bereits für Live-View verwendet und der zusätzliche Einbau eines elektronischen Suchers (EVF), der sowohl die Schärfentiefe (inklusive Focus-Peaking) als auch die manuell korrigierte Belichtung sowie alle anderen gewünschten Infos zeigt, wäre - parallel zum optischen Sucher - durchaus möglich. So könnte man das Beste aus zwei Welten vereinen, wobei dies nur mit Kameras mit Spiegel funktioniert.
Seit 2014 und insbesondere ab 2015 kamen jedoch von den Fotografen kaum beachtete, aber de facto sehr wichtige Fakten ans Tageslicht, welche die spiegellosen Systemkameras betrafen. Die meisten Firmen scheinen damit nur geringe Gewinne respektive sogar teilweise erhebliche Verluste zu erwirtschaften. Sicherlich kann man dies einerseits den hohen Innovationskosten in eine neue Technologie, der Umstellung der Produktion, der Neuentwicklung der Objektive, dem aufwändigen Marketing etc. anlasten. D.h. dies wären die üblichen Anlaufkosten jeder neuen Technologie, die sich jedoch über die Zeit dann amortisieren. Andererseits scheinen gewisse Faktoren kaum beeinflussbar zu sein. So ist z.B. die (Weiter-) Entwicklung neuer spiegelloser Kameras so aufwändig, wie die der klassischen Systeme mit Spiegel. Das darf auch nicht verwundern, da es sich bei beiden Klassen inzwischen um ausgereifte Hochleistungsprodukte handelt, die nur noch mit viel Aufwand verbessert werden können. Auch die Produktionskosten liegen kaum unter denen der klassischen Kameras. D.h. Kameras der Spitzenklasse können auch im Micro-Four-Thirds-Maßstab nur für einen vierstelligen Preis angeboten werden. D.h. nur knapp unter demjenigen der Spiegelsysteme. Ähnlich sieht es bei den hochwertigen Objektiven aus. Hier spielt jedoch beim Kunden nicht selten auch noch eine rein subjektive Einstellung eine Rolle: Für derartige Preise wünschen manche bezüglich Volumen und Gewicht etwas mehr. (Manche sprechen hier auch vom sogenannten Kilopreis - Wie viel erhält man optisch und haptisch für viele tausend Euro?) Und letztendlich unterbieten sich fast alle Marktteilnehmer im Bereich Micro-Four-Thirds mit Sonderangeboten bei den Einsteigermodellen. Ob man von diesem Preisdumping jemals wieder abkommt, darf bezweifelt werden. Im Europa kommt hinzu, dass der schwache Euro die importierten Kameras seit Jahren sowieso drastisch verteuert, so dass das für die Hersteller ruinöse Preisdumping zumindest hier weitergehen wird. - Angesichts dieser Fakten muss man kein pessimistischer Finanz-Controller sein, um sich zu fragen, wie lange die Firmen sich diese Verluste leisten wollen und können.
Spiegellose Systemkamera: Darauf sollten Sie beim Kauf achten - 2016 - Deutsch - Der Autor, Reinhard Merz, scheint ganze Passagen fast wörtlich aus diesem seit einigen Jahren bereits hier auffindbaren Artikel von mir abgeschrieben zu haben. - Was soll man von der Zeitschrift ColorFoto halten, die offensichtlich den Plagiat ihres Redakteurs auch noch mit Geldzahlungen belohnt?
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